Mit Sicherheit Gesund

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Aktuell Niedersachsen Ausgabe 2/2007 Gesundheitsforum Fortsetzung Seite 2 Die Wirtschaft in Niedersachsen steht in den nächsten Jahren vor gravie- renden Veränderun- gen. Sie werden wesentlich durch die fortschreitende Globalisierung und die Megatrends zur Dienstleistungsge- sellschaft und zur Wissens- gesellschaft bestimmt. Damit ändern sich die Anforderungen an die Unternehmen und ihre Beschäftigten. Notwendig sind andere und oft deutlich höherwertige Qualifikationen, um sich so- wohl auf den nationalen wie auch auf den internationalen Märkten behaupten zu kön- nen. Für die Zukunft der Wirtschaft ist entschei- dend, dass es gelingt, diese strukturellen Veränderungen erfolgreich zu bewältigen. Dazu bedarf es neben einer professionellen Unternehmensführung auch motivierter, leistungsfähiger und gut qualifizierter Be- schäftigter. Gefordert sind die Unternehmen und ihre Beschäftigten gleichermaßen, um die notwendigen Veränderungen aktiv an- zugehen, neue Produkte bzw. Dienstleistun- gen zu entwickeln und erfolgreich auf den Märkten zu platzieren. Dies werden die niedersächsischen Unternehmen angesichts des demografischen Wandels mit zunehmend alternden Belegschaften bewältigen müssen. Diese Situation erfordert gemeinsame An- strengungen von Beschäftigten und Arbeit- gebern. Um auf der betrieblichen Ebene die dabei erforderlichen Aktivitäten zu unter- stützen, haben die Unternehmerverbände Niedersachsen (UVN), der DGB Bezirk Niedersachsen-Bremen-Sachsen-Anhalt und die AOK Niedersachsen die Initiative GEWINN ins Leben gerufen. Die Initiative zielt darauf ab, die Gesund- heit der Belegschaften zu fördern, ihre Leistungsfähigkeit zu erhalten sowie die Beschäftigten für aktuelle und zukünftige Anforderungen zu qualifizieren. Zugleich soll damit die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen in Niedersachsen gefördert werden. Mit ihrer Herangehensweise und den gemeinsamen Lösungsansätzen auf Initiative der Sozialpartner und der AOK ist die trägerübergreifende Initiative inno- vativ und entspricht den Handlungs- empfehlungen der Enquete-Kommission „Demografischer Wandel - Herausforde- rung an ein zukünftiges Niedersachsen“ des Niedersächsischen Landtags. Die trä- gerübergreifende Initiative will also mit ihrem Aktionsprogramm ein GEWINN für die niedersächsische Wirtschaft sein. Mit der operativen Leitung und Umsetzung sind die Bildungsträger der Sozialpartner, das Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft (BNW) und die Bildungsvereini- gung ARBEIT UND LEBEN sowie das AOK-Institut für Gesundheitsconsulting betraut. Inhalt 7 3 1 9 10 11 GEWINN für Niedersachsen 5 GEWINN für Niedersachsen „Mit Sicherheit gesund“ Gesund und fit am Arbeitsplatz „Viel ist seitdem geschehen“ Betriebliches Eingliederungs- management (BEM) Krankenstandsentwicklung in Niedersachsen Jeder zehnte Beschäftigte beurteilt Gesundheitszustand kritisch

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Betriebliches Gesundheitsmanagement; Artikel in AOK Gesundheitsforumg Ausgabe 02/2007 Seite 3 bis 4

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Page 1: Mit Sicherheit Gesund

AktuellNiedersachsen Ausgabe 2/2007

Gesundheitsforum

Fortsetzung

Seite 2

Die Wirtschaft inNiedersachsen stehtin den nächstenJahren vor gravie-renden Veränderun-gen. Sie werdenwesentlich durchdie fortschreitendeGlobalisierungund die Megatrendszur Dienstleistungsge-sellschaft und zur Wissens-gesellschaft bestimmt.Damit ändern sich die Anforderungen andie Unternehmen und ihre Beschäftigten.Notwendig sind andere und oft deutlichhöherwertige Qualifikationen, um sich so-wohl auf den nationalen wie auch auf deninternationalen Märkten behaupten zu kön-nen.

Für die Zukunft der Wirtschaft ist entschei-dend, dass es gelingt, diese strukturellenVeränderungen erfolgreich zu bewältigen.Dazu bedarf es neben einer professionellenUnternehmensführung auch motivierter,leistungsfähiger und gut qualifizierter Be-schäftigter. Gefordert sind die Unternehmenund ihre Beschäftigten gleichermaßen, umdie notwendigen Veränderungen aktiv an-zugehen, neue Produkte bzw. Dienstleistun-gen zu entwickeln und erfolgreich auf denMärkten zu platzieren. Dies werden dieniedersächsischen Unternehmen angesichtsdes demografischen Wandels mit zunehmendalternden Belegschaften bewältigen müssen.

Diese Situation erfordert gemeinsame An-strengungen von Beschäftigten und Arbeit-gebern. Um auf der betrieblichen Ebene diedabei erforderlichen Aktivitäten zu unter-stützen, haben die UnternehmerverbändeNiedersachsen (UVN), der DGB Bezirk

Niedersachsen-Bremen-Sachsen-Anhaltund die AOK Niedersachsen die InitiativeGEWINN ins Leben gerufen.

Die Initiative zielt darauf ab, die Gesund-heit der Belegschaften zu fördern, ihreLeistungsfähigkeit zu erhalten sowie dieBeschäftigten für aktuelle und zukünftigeAnforderungen zu qualifizieren. Zugleichsoll damit die Wettbewerbsfähigkeit derUnternehmen in Niedersachsen gefördertwerden. Mit ihrer Herangehensweise undden gemeinsamen Lösungsansätzen aufInitiative der Sozialpartner und der AOKist die trägerübergreifende Initiative inno-vativ und entspricht den Handlungs-empfehlungen der Enquete-Kommission„Demografischer Wandel - Herausforde-rung an ein zukünftiges Niedersachsen“des Niedersächsischen Landtags. Die trä-gerübergreifende Initiative will also mitihrem Aktionsprogramm ein GEWINN fürdie niedersächsische Wirtschaft sein. Mitder operativen Leitung und Umsetzungsind die Bildungsträger der Sozialpartner,das Bildungswerk der NiedersächsischenWirtschaft (BNW) und die Bildungsvereini-gung ARBEIT UND LEBEN sowie dasAOK-Institut für Gesundheitsconsultingbetraut.

Inhalt

7

31

910

11

GEWINN für Niedersachsen

5

GEWINN für

Niedersachsen

„Mit Sicherheit gesund“

Gesund und fit am Arbeitsplatz

„Viel ist seitdem geschehen“

Betriebliches Eingliederungs-

management (BEM)

Krankenstandsentwicklung

in Niedersachsen

Jeder zehnte Beschäftigte beurteilt

Gesundheitszustand kritisch

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BetrieblichesGesundheitsmanagement

Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

die niedersächsische Wirtschaft steht durch Glo-balisierung und den Trend zur Wissensgesell-schaft vor anhaltend hohen Herausforderungen.Um sich im internationalen Wettbewerb behaup-ten zu können, müssen Trends der gesellschaft-lichen Entwicklung beachtet werden, die dieAnforderungen an Unternehmen und Beschäftig-te verändern. Dabei gilt es, die Wettbewerbs-fähigkeit der Unternehmen zu sichern, das Quali-fikationsniveau der Beschäftigten zu erhöhensowie die Gesundheit der Belegschaften zu för-dern und deren Leistungsfähigkeit zu erhalten.Ein Faktor zur Stärkung von nachhaltiger Wettbe-werbs- und Leistungsfähigkeit ist die Investitionin Betriebliches Gesundheitsmanagement. LesenSie dazu unseren Leitartikel, der über die Initia-tive „GEWINN für Niedersachsen“ der nieder-sächsischen Sozialpartner und der AOK Nieder-sachsen informiert.

Aus unterschiedlichen Perspektiven berichtendrei Unternehmen (Automobilindustrie, Trans-portwesen und Öffentliche Verwaltung) überihre Aktivitäten und Erfahrungen mit Betrieb-lichem Gesundheitsmanagement. Sie stellenviele praktische Beispiele für Verbesserungenan den Arbeitsplätzen und im Arbeitsumfelddieser Unternehmen vor.

Wir geben Ihnen außerdem einen Überblick überdie Krankenstandsentwicklung in Niedersachseninsgesamt sowie differenziert nach Branchenund Krankheitsarten sowie die Ergebnisse einerrepräsentativen Befragung von 20.000 Beschäf-tigten, die Auskunft über ihren Gesundheitszu-stand gaben.

Abschließend erfahren Sie durch unser Angebot„Betriebliches Eingliederungsmanagement“ waszu tun ist, wenn Mitarbeiter lange oder häufigkrank sind.

Viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe wünschtIhnen allen

Dr. Michael DruppLeiter des AOK-Instituts fürGesundheitsconsulting

Handlungsfelder des Netzwerks

Die Entwicklung in Niedersachsen bleibtbezogen auf die Trends zur Dienstleistungs-und Wissensgesellschaft hinter dem Bundes-durchschnitt zurück. So fällt der Zuwachsin der niedersächsischen Dienstleistungs-wirtschaft im Durchschnitt geringer aus alsim übrigen Deutschland. NiedersachsensWirtschaftskraft und Arbeitsproduktivitätliegen insgesamt ca. ein Zehntel unter demwestdeutschen Durchschnitt. Entscheidendfür die Verbesserung der niedersächsischenWettbewerbsposition ist es daher, das Arbeits-kräftepotenzial auf die neuen Erfordernisseeinzustellen, die Motivation, Leistungsfähig-keit und Gesundheit der alternden Belegschaf-ten zu erhalten bzw. zu fördern sowie ihreQualifikationen nicht nur sicherzustellen,sondern, soweit möglich, zu erhöhen, um aufdiese Weise dem sich abzeichnenden Fach-kräftemangel entgegenzuwirken.

Die trägerübergreifende Initiative verfolgt

mit ihrem Programm mehrere Ziele:

• die Sensibilisierung von Führungskräftenund Betriebsräten für eine zukunftsorien-tierte Personalpolitik,

• eine Unterstützung einer den verändertenAltersstrukturen angemessenen Personal-arbeit,

• die Erhöhung der Beschäftigtenquote vonÄlteren und Frauen,

• die Vereinbarkeit von Familie und Beruf,• die Gesundheitsförderung in Betrieben,• eine altersgerechte Qualifizierung sowie• Vernetzung von Unternehmen.

Die Umsetzung soll durch Modellprojekte ineinzelnen Regionen und Branchen sowie durchBeratung von Unternehmen zu zukunftsorien-tierten Fragestellungen erfolgen. Geplant sindverschiedene Aktivitäten, wie insbesondereProjekte und Netzwerke zu ausgewählten Fra-gestellungen wie „alternsbezogene Kompe-tenzentwicklung“ oder „Betriebliches Gesund-heitsmanagement und Demografie“ sowiethemenbezogene Informationsveranstaltungen.Die Projekte umfassen Maßnahmen, die sichauf Qualifizierung, Gesundheitsschutz und

Gesundheitsförderung, Arbeitsorganisationund -gestaltung sowie Führung und Personal-management fokussieren. Dabei wird einintegrativer und nachhaltiger Ansatz verfolgt.

Parallel dazu werden insbesondere kleine undmittelständische Unternehmen zum Aufbauvon Netzwerken angeregt, unterstützt undbegleitet. Die Unternehmens-Netzwerkedienen dem Erfahrungsaustausch und demWissenstransfer. Sie können an bestehendeNetzwerke wie z. B. dem erfolgreichen AOK-INQA-Kompetenznetzwerk „Arbeitsqualitätund Mitarbeiterengagement“ anknüpfen. Aufdieser Plattform werden Best-Practise-Lö-sungen kommuniziert und Anstöße gegeben.

Strategischer Vorteil der Initiative ist, dass sichdie unterschiedlichen Kompetenzen, Angeboteund Zielgruppenzugänge der Partner un-mittelbar ergänzen und eine umfassendeHerangehensweise ermöglichen. Das Bildungs-werk der Niedersächsischen Wirtschaft (BNW)spricht die Unternehmen, deren Inhaber,Geschäftsleitungen sowie die wirtschaftlichverantwortlichen Führungskräfte an und istaußerdem mit seinem Firmenservice in denmeisten Unternehmen als Anbieter von Semi-naren, Lehrgängen und firmeninternen Veran-staltungen bekannt. Die BildungsvereinigungARBEIT UND LEBEN richtet ihre Angebotein erster Linie an Betriebsräte, Arbeitnehmerund Arbeitnehmerinnen. Demgegenüber liegtder Schwerpunkt des AOK-Instituts für Ge-sundheitsconsulting im Bereich der Beratungsowie der Organisation und Durchführung vonProjekten zum Betrieblichen Gesundheits-management. Das AOK-Institut steht dabei alsbewährter regionaler Partner den Betrieben inallen Phasen des Betrieblichen Gesundheits-managements, von der Analyse über die Ab-leitung und Umsetzung von betrieblichen Maß-nahmen und ihrer Evaluation, zur Verfügung.

Die Initiative bietet den Vorteil, dass gemein-sam mit interessierten Partnerbetrieben öffent-liche Fördermittel, beispielsweise aus denlaufenden Programmen des EuropäischenSozialfonds (ESF), mit guter Erfolgsaussichtbeantragt werden können.

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Für das Bildungswerk der Niedersächsischen

Wirtschaft (BNW):Horst KowalewskiGeschäftsführerHöfestr. 19-21; 30163 HannoverTel.: 0511 /9 61 67-72Fax: 0511 /9 61 [email protected]

Für die Bildungsvereinigung ARBEIT UND

LEBEN:Hans HoffmannGeschäftsführerOtto-Brenner-Str. 1; 30159 HannoverTel.: 0511 /1 64 91-0Fax: 0511 /1 64 [email protected]

Für das AOK-Institut für Gesundheits-

consulting; AOK Niedersachsen:Dr. Michael DruppInstitutsleiterHildesheimerstr. 273; 30519 HannoverTel.: 0511 /87 01-1 61 00Fax: 0511 /87 01-1 61 [email protected]

SICHERHEIT wird bei Autoliv in Braun-schweig groß geschrieben. Autoliv ist derweltweit führende Hersteller in der Automobil-sicherheit, ein Pionier sowohl auf dem Gebietder Sicherheitsgurte als auch der Airbags. EinTechnologie-Führer mit dem breitesten Pro-duktangebot in der automobilen Sicherheit.Weltweit zählen alle führenden Automobil-hersteller zu den Kunden von Autoliv. DieAutolivgruppe umfasst 80 Tochtergesellschaf-ten und Joint Ventures in 29 Ländern mit mehrals 39.000 Beschäftigten weltweit. In Braun-schweig befindet sich ein Werk zur Montagevon Airbags: 470 Mitarbeiter mit einem Jahres-umsatz von 246 Mio. Euro in 2006. Die Beleg-schaft ist mit einem Durchschnittsalter vonrund 34 Jahren sehr jung. Dennoch - oder auchgerade deshalb - ist es dem Managementwichtig, präventiv zu arbeiten, um die Gesund-heit und Leistungsfähigkeit aller Mitarbeiterauf lange Sicht zu erhalten. Wer zuverlässigund auf Dauer gute Leistung zu erbringen hat,muss Spaß an der Arbeit haben.

Umsetzung findet dies u.a. in Teamarbeit, einerPolitik der „offenen Tür“, im gemeinsamenFeiern von Erfolgen und gemeinsamen sport-lichen Aktivitäten. Die Aktionen zur Gesund-heitsförderung reichen weiter über Gesund-heitstage, Themenangebote wie Venencheck,Hautkrebsvorsorge, Zahnpflege, Nichtraucher-seminare, Grippeschutzimpfungen hinaus.Versüßt wird dies durch ein kostenfreies An-

gebot für alle Beschäftigten in Form von Obst,Wasser, Tee und Kaffee.

Bei all diesem Engagement im Vorfeld ver-wundert es nicht, dass Autoliv Braunschweigzu den Gründungsmitgliedern des AOK-INQA-Netzwerks zählt. Das systematische Vorgehenbeim Betrieblichen Gesundheitsmanagementund insbesondere der Netzwerkgedanke ver-anlassten den Werkleiter Herrn Straden 2005dazu, dem INQA-Netzwerk beizutreten. Seit-dem ist Autoliv aktiv in den Arbeitskreisenvertreten und nutzte das E-Learning Stressma-nagement-Angebot für einen Teil seiner Füh-rungskräfte. Auf Bitten des Netzwerks stellteAutoliv den Nutzen des INQA-Projekts aus

Unternehmersicht auf einem internationalenGesundheitskongress vor.

Trotz der zahlreichen Aktivitäten liegt derKrankenstand der jungen Belegschaft nacheigenen Statistiken und auch nach Arbeits-unfähigkeitsauswertungen durch das AOK-Institut deutlich über dem Durchschnitt derBranche. Eine Senkung der krankheitsbeding-ten Fehlzeiten stand daher ganz oben auf derWunschliste des Steuerkreises. Dieser ist nebender Werkleitung bestückt mit Vertretern derPersonalabteilung, Betriebsrat, Arbeitssicher-heit, Betriebsarzt und Produktionsleitung.Die Senkung des Krankenstands sollte durcheine Erhöhung von Wohlbefinden und Zufrie-

„Mit Sicherheit gesund“

Von Jens Gravemann – Produktionsleitung Autoliv B. V. & Co. KG

Ansprechpartner für Betriebe im Falle von themenbezogenen Initiativen und Projektvorhaben sind:

BetrieblichesGesundheitsmanagement

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Vorher: 64er Gebinde

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BetrieblichesGesundheitsmanagement

denheit der Mitarbeiter, Verbesserung der ergo-nomischen Arbeitsplatzgestaltung sowie mehrArbeitssicherheit erreicht werden.

Den Startschuss bildete eine erste Mitarbeiter-befragung im Dezember 2005. Alle Beschäf-tigten wurden so von Beginn an in das Projektintegriert und hatten dadurch Gelegenheit, dieThemen selbst zu gestalten. Ergonomie, Mit-sprache, Umgebungsbedingungen, körperlicheGesundheit zählten zu den Tops, die dann An-fang 2006 auf der Agenda standen. Der Fokuslag zunächst - auch mit Blick auf die Befragung- auf dem Produktions- und Logistikbereich.Eine Arbeitsplatzanalyse mit Bericht doku-mentierte Belastungsschwerpunkte und Ge-sundheitsgefährdungen an den Maschinen. DieMitarbeiter nannten auch selbst Punkte, dieihnen aufgefallen waren und wurden für ihrenArbeitsplatz sensibilisiert. Dies bildete dieGrundlage für die weitere Entwicklung vonMaßnahmen zur Optimierung der ergonomi-schen Arbeitsbedingungen. 2006 wurden zweiWorkshops „Ergonomie und Bewegung“durchgeführt, wobei im Vorfeld die Arbeits-plätze genauestens analysiert wurden. DesWeiteren wurden insgesamt drei Fitnesstestsangeboten, bei denen 106 Mitarbeiter hochmo-tiviert und sehr engagiert auf ihre körperlicheLeistungsfähigkeit getestet wurden. Neben derpersönlichen Ergebnisbesprechung kam derSpaß auch bei sommerlichen Temperaturennicht zu kurz.

Im Produktionsbericht dokumentiert ein Status-bericht die bei der Arbeitsplatzanalyse festge-

haltenen Auffälligkei-ten und den aktuellenAbarbeitungsstand.Knapp 30 Seiten um-fasst der Bericht heute,ergänzt mit Fotos derBeschäftigten an denMaschinen.

Verschiedenste Pro-duktionsanlagen wur-den mit Höhenverstel-lung ausgestattet. Dazuwurden Angebote ein-geholt und Standards für drei unterschiedlicheGewichtsklassen ausgearbeitet. An anderenMaschinen wurden die Zuführbänder tiefergesetzt oder einige erhöht, um so ergonomischgesehen die beste Höhe zu erreichen. DieLuftpolsterfolie musste früher an Folien-schneidetischen geschnitten werden. Das hatlange gedauert und stellte eine permanenteVerletzungsgefahr dar. Daraufhin wurden dieFolien geschnitten angeliefert. Im Lager wurdendie schweren, sperrigen „64er Gehäusekartons“durch kleinere, handlichere ersetzt. Der Haupt-fahrweg in der Produktion wurde verbreitertu.v.a.m.

Viele Maßnahmen sind mit erheblichen Kostenvon mehreren tausend Euro verbunden. Alleindie Umstellung auf die geschnittene Luftpol-sterfolie kostete Autoliv ca. 4.000,00 EUR/Jahr;eine neue Dreh- und Hebevorrichtung ca.9.000,00 EUR; eine standardisierte Höhenver-stellung 4.000 bis 6.000 EUR je nach Typ.

Insgesamt wurden die Mehrkosten aber durchEffizienzsteigerung und eine verbesserte ergo-nomische Situation ausgeglichen.

Damit auch alle Beschäftigten wahrnehmen,dass sich etwas bei Autoliv in Braunschweigbewegt, wird in der Infoecke und auf Betriebs-versammlungen regelmäßig informiert. Nichtzuletzt spürt der ein oder andere Mitarbeitereine ergonomische Verbesserung am eigenenLeib.

Bewegungspausen am Arbeitsplatz zur Entla-stung wurden im Steuerkreis ebenso in Erwä-gung gezogen und diskutiert.

Eine Pause wird sich das Betriebliche Gesund-heitsmanagement bei Autoliv nicht leisten. DieVerankerung in einen kontinuierlichen Prozessund ein gemeinsames, integriertes Konzepthalten das Unternehmen in Bewegung - mitSICHERHEIT!

Nachher: 32er Gebinde

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BetrieblichesGesundheitsmanagement

Gesund und fit

am Arbeitsplatz

von Michael Turowski - Betriebsrat bei

Hellmann Worldwide Logistics GmbH &

Co. KG

Hellmann Worldwide Logistics ist ein familien-geführtes Unternehmen, bei dem zum heutigenZeitpunkt 6750 Mitarbeiter weltweit beschäftigtsind. Gemäß unserer Unternehmensphilosophieund gemeinsam mit unserem weltweiten Netz»Hellmann Worldwide Logistics« in 341 Bürosund 134 Ländern sorgen wir für eine individu-elle und kompetente Betreuung unserer Kundenin aller Welt. Die Dienstleistungspalette desUnternehmens umfasst dabei die klassischenSpeditionsleistungen per LKW, Luft- und See-fracht genauso wie ein umfangreiches Kurier-dienstangebot, umfangreiches Warehousingund zahlreiche Spezialserviceleistungen.

Im Zuge des Betrieblichen Gesundheitsma-nagements wurden bei Hellmann in den ein-zelnen Niederlassungen ab 2005 Gesundheits-

kreise eingeführt. Die Niederlassung in Lehrtestartete 2005 mit 6 Mitarbeiter/innen unterdem Namen HellFit Team und begeisterte abdiesem Zeitpunkt die Beschäftigten der Nieder-lassung.

Aber was bedeutet HellFit und was soll esbewirken? Die Mitglieder haben es sich aufdie Fahne geschrieben, den Mitarbeiter/innendurch unterschiedlichste Aktionen und Eventsdas Thema Gesundheit transparenter zu ma-chen, es in den Vordergrund zu rücken und vorallem sich dadurch wohler und gesünder zufühlen, auch im Büro. Getreu dem Motto:„Gesund bleiben, fit sein, sich wohl fühlen“stellt sich das Team von Mitarbeitern für Mit-arbeiter monatlich neuen Herausforderungen.

Als eines der Highlights fand in Zusammen-arbeit mit dem AOK-Institut für Gesundheits-

consulting eine Arbeitsplatzbegehung mit

Analyse im gesamten Betrieb statt. Die Be-schäftigten wurden direkt an Ihrem Arbeitsplatzaufgesucht. Auf Defizite z. B. in der Körper-haltung, der Stellung des Monitors und / oderdes Bürostuhls wurde aufmerksam gemachtund kleinere Mängel sofort beseitigt. Das Teamder AOK (Herren Görres, Köhler und Dürren)stand den Mitgliedern von HellFit helfend zurSeite und entwickelte aus den Resultaten eingesamtheitliches Konzept, welches in einemMaßnahmenplan gipfelte, der sofort zur Um-setzung gebracht wurde. Mitarbeiter/innenerhielten zeitnah neue Bürodrehstühle, Schreib-tische und Monitore wurde ergonomisch aus-gerichtet, vorhandene Kabelsalate wurdendurch die EDV umgehend beseitigt. Inte-ressierte Beschäftigte nahmen an speziellenWorkshops für Ergonomie und Motorik teilund wurden im Rahmen derer zu Multiplika-toren ausgebildet, die ihr Wissen an die übrigeBelegschaft weitergeben sollen. Die zu Multi-plikatoren ausgebildeten Mitarbeiter/innenüberprüfen regelmäßig die Arbeitsplätze hin-sichtlich ergonomischer Gesichtspunkte, neh-men Anregungen auf und stellen diese demHellFit Team vor, welches stark in das Konzepteingebunden ist.

Aber auch Aktionen mit weniger Nachhaltig-keit werden von den Beschäftigten der Nieder-lassung gut aufgenommen. So gab es z. B. imSommer in Zusammenarbeit mit der HellmannKantine eine Salataktion, bei der die Mitar-beiter/innen einen Gutschein erhielten, um fürwenig Geld einen wunderbar frischen Salat

genießen zu können. Vorteil: Die Mitarbeiter/innen ernähren sich während der Arbeitszeitgesünder und entdecken, dass auch „Grünzeug“lecker schmecken kann und zum allgemeinenWohlbefinden beiträgt.

Um den Winter nicht allzu kalt und vitaminloserscheinen zu lassen, gibt es jedes Jahr ab No-vember einen frischen Obstkorb für die Mitar-beiter/innen. Ob Äpfel, Birnen, Bananen oderMandarinen, die gesunde Vielfalt wird vonden Beschäftigten sehr gut angenommen. Bisin den März hinein gibt es zweimal wöchentlichdiese kleine Vitaminbombe.

Die zweite Aktion, die das HellFit Team inZusammenarbeit mit der AOK durchführte,war eine erfrischende alkoholfreie Cocktail-Aktion im letzten Sommer. In der Hellmann

Kantine bauten Mitarbeiterinnen der AOKeinen sommerlich ausgestatteten Stand auf und

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servierten den ganzen Tag frisch zubereitete,alkoholfreie Cocktails. Aber nicht nur das: Eswurden außerdem hilfreiche Tipps und Trickszum Thema gesunde Ernährung gegeben undvor der Kantine wartete der AOK-Bus, in demes Informationsmaterial gab. Auch konnte mansich den Blutzucker- und Cholesterinspiegelmessen lassen, und manch einer verzichtetesodann auf seine Currywurst mit Pommes zumMittagessen und orientierte sich lieber an einemgesunden Menü.

Dass gesunde Ernährung unser Immunsystemstärkt und fit hält, mag zwar stimmen, nur sollteman bei diesem Thema eins nicht außer Achtlassen: Die Bewegung. Genau aus diesemGrund überlegte sich das HellFit Team eineweitere Aktion. In Anlehnung an das Konzeptdes Bundesministeriums für Gesundheit undmit dessen Zusammenarbeit wurden sogleichSchrittzähler für die Mitarbeiter/innen bestellt,und die Aktion „3.000 Schritte extra“ wurdeauch bei Hellmann ins Leben gerufen. Ziel istes, die Beschäftigten in ihrer Mittagspause da-für zu begeistern, sich zu bewegen. Damit nie-mand allein gehen muss, treffen sich zu be-stimmten Uhrzeiten kleine Gruppen, die zu-sammen losmarschieren. Jeder für sich schaff-te somit seine 3.000 Schritte extra pro Tag.

Eine andere Art der Bewegung, bei der sichdas HellFit Team ganz nach dem heutigenTrend richtete, ist das Nordic Walking. DieseSommer-Trainingsmethode der Spitzenathle-ten aus den Bereichen Langlauf, Biathlon undder Nordischen Kombination wurde 1997 alsäußerst effektive Sportart in Finnland vorge-stellt und etablierte sich innerhalb kürzesterZeit als Ganzjahressport. Nicht nur die Finnenwaren begeistert. Interessierte Hellmann-Mitar-beiter/innen treffen sich an Samstagen undwalken los. Zu Beginn wurde diese Aktiondurch ein kleines Gewinnspiel angeregt, beidem man die komplette Nordic Walking-Aus-rüstung gewinnen konnte. Hoch motiviert standeinem neuen Outdoortraining nichts mehr imWeg.

Zwischendurch trat das HellFit Team immerwieder mit kleineren Leckerbissen in Erschei-nung: Taschentücher mit Slogans wurden im

Winter für die tropfenden Nasen verteilt. ImSommer waren es gesunde Trinkpäckchen, dieden Beschäftigten während der Arbeitszeitausgehändigt wurden.

Fast ganz zum Schluss des Berichts kommenwir zu einer der erfolgreichsten Aktionen, dievom HellFit Teams durchgeführt wurden.Getreu dem Motto: „Lassen Sie sich verwöhnenund vergessen Sie den Stress!“ bot das HellFitTeam in Zusammenarbeit mit einer externenMasseurin ganzheitliche energetische

Massagen für die Mitarbeiter/innen an Bild-schirmarbeitsplätzen an. Wie sich herausstellte,war diese Aktion ein voller Erfolg. Bereitsbeim ersten Termin meldeten sich insgesamt60 Mitarbeiter/innen an, so dass es schoneiniger Terminkoordination bedurfte, um alleunter einen Hut zu bekommen. Doch es gelangund nachdem die 20 Minuten pro Teilnehmerzu Ende waren, sah man nur noch entspannteund strahlende Gesichter auf den Fluren.

Entscheidend ist, dass nicht allein gesunde Er-nährung und Bewegung ausschlaggebend dafürsind, dass sich der Mensch wohl fühlt, aucheine stressfreie und entspannte Atmosphäre tra-gen zum Wohlbefinden der Mitarbeiter/innenbei und somit auch zum Unternehmenserfolg.

Die momentan aktuellste Aktion des HellFitTeams ist das Credo des Nichtraucherschutzes.

Hellmann rauchfrei findet nicht nur in derNiederlassung in Lehrte Anklang, sondern wirdbereits erfolgreich in den NiederlassungenHamburg und Osnabrück umgesetzt. Das Zielist es allerdings nicht, die rauchenden Mitar-beiter/innen zu diskriminieren, sondern ganzim Gegenteil, sie zu unterstützen mit demRauchen aufzuhören. Natürlich immer unterdem Aspekt, das Rauchen die Gesundheitgefährdet, und was wären wir für ein HellFitTeam, wenn wir diese Aktion nicht unterstützenwürden? In Zusammenarbeit mit Easy Wellund der Allen Carr Methode fand, vor nichtallzu langer Zeit, der erste Workshop in Lehrtestatt, an dem 17 Beschäftigte teilnahmen. Undwie es aussieht, sind bis dato fast alle Teilneh-mer standhaft und haben mit dem Rauchenaufgehört. Das Wichtigste dabei allerdings ist,dass sie sich in dieser neuen Situation wohl-fühlen und ihrer Gesundheit etwas Gutes tun.

Am Ende angekommen können wir als Unter-nehmen froh sein, ein Team von Mitarbeiter/innen zu haben, das sich für andere Mitarbeiter/innen engagiert. Wir sehen den neuen Eventsmit Freude entgegen und erwarten schon jetztVorschläge für die nächsten Monate. Weiterhinhoffen wir natürlich, das auch die Zusammen-arbeit mit der AOK aufrechterhalten wird undwir so unsere Belegschaft motivieren: Gesundbleiben, fit sein und sich wohl fühlen...

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So schrieb die Bürgermeisterin der Stadt Lehrtein ihrem 7. Info-Brief an alle Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter und leitete damit die zweiteMitarbeiterbefragung im Gesundheitsmanage-ment-Projekt der Stadt Lehrte ein, das seitSommer 2006 läuft.

Der Einstieg

Den äußeren Rahmen bildete das INQA-Projekt, an dem die Stadt Lehrte teilgenommenhat. Bestandteile waren eine umfassende Ana-lyse mit einem Gesundheitsbericht, eine Mitar-beiterbefragung, Arbeitssituationsanalysensowie eine ergonomische Arbeitsplatzanalysein drei verschiedenen Bereichen (Baubetriebs-amt, Kindertagesstätten und Verwaltung). DieFührungskräfte der Stadt beschäftigten sichmit den Fragen der Belastungen der Beschäf-tigten bei einem der vier jeweils ganztägigenFührungskräfte-Workshops.

Die Ergebnisse

Der Gesundheitsbericht

Der Gesundheitsbericht weist bei den AOK-versicherten Beschäftigten einen Krankenstandvon 6,3 % auf. Über 30 % aller Arbeitsunfähig-keitstage waren durch Muskel-, Skeletterkran-kungen begründet.

Die ergonomische Arbeitsplatzanalyse

Im Rahmen einer Arbeitsplatzanalyse ausge-wählter Arbeitsplätze wurden Auffälligkeitenmit bildlicher Darstellung in Berichtsformfestgehalten. Vornehmlich körperlich belasten-de Tätigkeiten z. B. auf dem Baubetriebshof(Werkstatt, Gartenbau) sowie den Kindertages-stätten, aber auch in der Verwaltung, wurdenuntersucht. Erfasst wurden nicht nur Belas-tungsschwerpunkte, vielmehr wurden auchLösungsansätze aufgezeigt.

Die Arbeitssituationsanalysen

Arbeitssituationsanalysen wurden im Rahmenvon zweistündigen Zirkelrunden mit Klein-

gruppen innerhalb des Baubetriebshofs, derKindertagesstätten sowie im Verwaltungsbe-reich durchgeführt. Dort zeigten sich Verbesse-rungspotenziale beim Baubetriebshof vor allemin der „Kommunikation“ sowie bei den Kinder-tagesstätten und der Verwaltung im Bereichder „Arbeitsumgebung“ und „Arbeitsorgani-sation“.

Die Führungskräfte-Workshops

Sämtliche Führungskräfte unterhalb der Dezer-nentenebene nahmen jeweils an einem der vierFührungskräfte-Workshops teil, die entspre-chend der Zusammensetzung zu verschiedenenErgebnissen kamen. Inhaltlich gemeinsam warder Ansatz, sich mit Fragen der gesundheit-lichen Belastungen der Mitarbeiter/innen zubeschäftigen und erste Maßnahmen zu derenMinimierung zu entwickeln. Als Schwerpunktezeigten sich dabei die Themen „Zeitdruck undArbeitsdichte“ sowie „Belastungen durchäußere Einflüsse“.

Die Mitarbeiterbefragung

Die Ergebnisse der Mitarbeiterbefragungerbrachten eine Reihe von Erkenntnissen überdie Einschätzungen der Mitarbeiter/innen zuFragen betriebsklimatischer Dimensionen.Insgesamt 73 % der rund 480 Beschäftigtenhaben sich beteiligt. Die Einschätzungen be-wegten sich bei den Befragungen durchschnitt-lich bei 2,52 in einer Skala von 1 bis 5 undverwiesen darauf, dass bei der Stadt Lehrtebereits Vieles stimmt.

Bewertung der Ergebnisse im Steuerkreis

Grundsätzlich positiv bewertete der Steuerkreisin seiner Sitzung am 18.11.2006 die Ergebnisseder Analysen, erachtete es aber als sinnvoll,im Detail Möglichkeiten für Verbesserungenzu definieren sowie entsprechende Maßnahmenzu entwickeln und umzusetzen. Vier Arbeits-gruppen sollten gebildet werden, konkreteMaßnahmen zu entwickeln.

„Viel ist seitdem geschehen“

Von Hans-Dieter Pauli, AOK-Institut für Gesundheitsconsulting

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BetrieblichesGesundheitsmanagement

Die Arbeitsgruppen

Die dafür gewonnenen Mitarbeiter/innen be-schäftigten sich daraufhin mit großem Enga-gement während einer Reihe von Arbeitsgrup-pensitzungen mit folgenden Schwerpunkten:1. Baubetriebshof

In Arbeitsgruppensitzungen der Mitarbei-ter/innen, z. T. gemeinsam mit den Vorge-setzten, befasste man sich mit dem Informa-tionsfluss und der Art und Weise des Um-gangs miteinander. Geeignete Maßnahmenzur Verbesserung der Zusammenarbeit wur-den entwickelt und erprobt. Auch ergono-mische Fragen wurden behandelt.

2. KindertagesstättenVornehmlich beschäftigte sich diese Arbeits-gruppe, die sich aus Vertreterinnen der 11Kindertagesstätten zusammensetzte, mitergonomischen Fragen und Fragen derUmgebungsbedingungen (Mobiliar, Be-leuchtung und Lärmreduzierung).

3. Rathaus und Gartenstraße (Verwaltung)Ziel war es, Möglichkeiten der Minimie-rung klimatischer Einflüsse im Sommerund Winter sowie sonstiger umgebungsbe-zogener und ergonomischer Fragen zu unter-suchen.

4. GesundheitsförderaktionenDie Arbeitsgruppe wollte begleitendendeMaßnahmen der Gesundheitsförderungentwickeln und griff dazu auf Aktivitätenbisheriger Betriebssportgemeinschaftenzurück. Ferner wurden Maßnahmen desaktiven Nichtraucherschutzes entwickelt,die durch parallele gesetzgeberische Ent-wicklungen nicht überflüssig wurden. ImRahmen eines Gesundheitstags sollten allediese Maßnahmen den Mitarbeitern vor-gestellt und Anregungen für gesundheitsför-dernde und -erhaltende Maßnahmen (z. B.Ernährung und Fitness) gegeben werden.Auch eine Grippeschutzimpfung sollte indiesem Rahmen angeboten werden.

Die Umsetzungen

Der Steuerkreis der Stadt Lehrte nahm in seinerSitzung am 5. Juni 2007 die Vorschläge dervier Arbeitsgruppen grundsätzlich zustimmendentgegen und fasste folgende Beschlüsse:

• Ein Gesundheitstag der Stadt Lehrte wird in den Räumlichkeiten des Rathauses am 17.10.2007 mit folgenden Themen durchge-führt werden:a. Infos zu einem ergonomischen Arbeits-

platzb. Infos der Betriebssportgruppen der Stadt

Lehrtec. Infos zu den Themen Ernährung, Stress,

Entspannung und Raucherentwöhnungdurch Vorträge und Beratung

d. AOK-Stand mit belegten (gesunden)Broten sowie einer „Saftbar“, verbundenmit einem Gesundheitsquiz

e. Fitness-Tests durch AOK-Fachkräftef. Grippeschutz-Impfaktion durch die Be-

triebsärztin.• Bei der Vermittlung von Angeboten zu Rau-

cherentwöhnungsmaßnahmen ist die Stadtbehilflich (ein Angebot eines Kurses seitensder AOK lag vor).

• Ein Meldeverfahren zur Optimierung desProzesses von Mängelbehebungen in denRäumen (z. B. zum Reinigungszustand undder Büroausstattung) wird eingeführt.

• Jeweils vierstündige Ergonomie- und Moto-rik-Workshops für alle Mitarbeiter/innen inder Verwaltung, beim Personal der Kinderta-gesstätten sowie im Bereich des Baube-triebsamts / des Klärwerks werden durchge-führt (erste Workshops wurden bzw. werdenbereits in 2007 durchgeführt).

• Geeignete Stühle für Erzieherinnen in denKindertagesstätten werden ebenso beschafft

wie Leuchtstoffröhren gegen neuere, augen-freundlichere Zug um Zug ausgetauschtund Lärmschutzmaßnahmen in den Kinder-tagesstätten im mehrjährigen Stufenplanumgesetzt werden.

• Die Arbeitschutzkleidung (Instandhaltungund Reinigung) im Bereich des Baubetriebs-hofs wird durch Anmietung im Rahmen haus-haltsrechtlicher Möglichkeiten beschafft.

• Getroffene Absprachen zur Kommunikationund Transparenz des Geschehens im Bau-betriebshof werden umgesetzt.

• Die Mitarbeiter/innen werden bei der Be-schaffung von Arbeitsgeräten zur Stärkungvon Motivation und Verantwortlichkeit imBaubetriebshof beteiligt.

Die beschlossenen Maßnahmen wurden um-gesetzt bzw. werden bei kostenintensiven Be-schaffungen in eine mehrjährige Realisierungs-schiene gebracht. Vor allem der Gesundheits-tag wurde am 17.10.2007 mit viel positiverResonanz umgesetzt.

Die Transparenz der Maßnahmen

Wichtig war es dem Steuerkreis, die beschlos-senen Maßnahmen den Mitarbeiter/innen ingeeigneter Weise zur Kenntnis zu geben. Dazuwurde ein Konzept einer Serie von Infor-mationsbriefen entwickelt und umgesetzt. Eswurden folgende Info-Briefe an alle Mitarbei-ter/innen herausgegeben:

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Die demographische Entwicklung lässt dieBelegschaften altern. Die Baby-Boomer kom-men in die Jahre (dies betrifft die Jahrgängevon ca. 1950 bis 1970). Vielfach bestimmtschon jetzt die Generation 50 + das Bild inden Betrieben.

Mit dem Alter steigt keineswegs die Krank-heitsanfälligkeit an. Ein begrenzter Teil derBelegschaft hat jedoch mit gesundheitlichenEinschränkungen, eventuell auch mit chro-nischen Krankheitsverläufen zu tun. In diesenFällen steigt dann das Risiko für krank-heitsbedingte Fehlzeiten und für Leistungs-

einschränkungen oder gar für Erwerbsmin-derung und Frühverrentung.

Die Konsequenz: Unternehmen müssen demo-graphiefest werden. Ein Mittel hierzu ist dersystematische betriebliche Umgang mit län-geren und häufigen Arbeitsunfähigkeiten.

Der Gesetzgeber hat dazu die Unternehmenzu einem betriebsbezogenen Rehabilitations-vorgehen verpflichtet in Form eines „Betriebli-chen Eingliederungsmanagements“ (nach §84,Abs. 2 im IX. Sozialgesetzbuch „Rehabilitationund Teilhabe behinderter Menschen“).

Mit dem „Betrieblichen Eingliederungsma-nagement“ sind Vorbeugung und aktives Han-deln bei Arbeitsunfähigkeit sowie die sys-tematische Eingliederung nach längererErkrankung gemeint. Ziel ist die Erhaltung derArbeitsfähigkeit für die betroffenen Mitarbeiter,aber auch generell für die alternde Belegschaft.

Nach § 84, Abs. 2, SGB IX: „... klärt der Arbeit-geber ... mit Zustimmung und Beteiligung derbetroffenen Person die Möglichkeiten, wie dieArbeitsunfähigkeit möglichst überwundenwerden und mit welchen Leistungen oder Hilfenerneuter Arbeitsunfähigkeit vorgebeugt und der

Die Nachhaltigkeit – ein Ausblick

Das Projekt war nach Vorstellung der Pro-jektleitung bei der Stadt Lehrte von vornhereinauf Nachhaltigkeit angelegt. Dazu zählte einegrößtmögliche Mitarbeiterbeteiligung und-orientierung. Diese drückte sich durch die

Vielzahl von Arbeitsgruppen und -mitgliedernund durch die offensive Mitarbeiter-Informationzu jedem Projektabschnitt aus. Eine zweiteMitarbeiterbefragung findet Ende 2007 statt.Sie soll den Wirkungsgrad der bisher getroffe-nen und umgesetzten Maßnahmen messen.Der hierzu erstellte Ergebnisbericht wird es

im neuen Jahr ermöglichen, eine Bilanz desProjekts zu erstellen und geeignete Maßnah-men zu finden, die eine nachhaltige Wirkungdes Gesundheitsmanagements in weitgehendeigener Verantwortung erzielen lässt.

Info-Brief 1 Allgemeines

Nichtraucherschutz

Info-Brief 2 Umgang mit Mängelmitteilungen

Ergonomie / Motorik

Workshop-Angebote

Info-Brief 3 Ergonomie / Umgebungsbedingungen in den

Kindertagesstätten

Info-Brief 4 Gesundheitstag der Stadt Lehrte am 17.10.2007

Info-Brief 5 Baubetriebsamt und Kläranlagen

Info-Brief 6 Rückblick auf einen erfolgreichen Gesundheitstag

Info-Brief 7 Rückblick auf ein Projekt / Mitarbeiterbefragung

Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM)

Was tun, wenn Mitarbeiter lange oder häufig krank sind?

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BetrieblichesGesundheitsmanagement

In der niedersächsischenKrankenstandsentwicklungscheint für 2006 die Tal-sohle erreicht. Anders als inden Vorjahren stagniert inNiedersachsen der Kranken-stand auf niedrigem Niveau,während sich auf Bundes-ebene noch eine Abwärts-bewegung zeigt. Trotz allerwirtschaftlichen Einfluss-faktoren für den einzelnenBeschäftigten, wie die Sorge um den Verlustdes Arbeitsplatzes sowie die Zunahme vonBeschäftigtenverhältnissen (Teilzeitarbeit)scheint auf Landesebene kein weiterer Rück-gang der Erkrankungen mehr möglich zu sein.

In Abbildung 1 ist die Entwicklung desKrankenstands der bei der AOK Niedersachsen

(AOKN) versicherten Beschäftigten über denZeitraum von 1996 - 2006 im Vergleich zurKrankenstandsentwicklung der AOK-Ver-sicherten auf Bundesebene abgebildet.

Die Grafik macht deutlich, dass der Kranken-stand auf Landesebene, anders als auf Bun-desebene, in 2006 nach jahrelangem Rückgang

wieder geringfügig ansteigt. Nach wie vor istjedoch auch 2006 der durchschnittliche Kran-kenstand der AOKN versicherten Beschäf-tigten niedriger als der der Vergleichsgruppeauf Bundesebene.

Im Branchenvergleich zeigt sich eine kaumveränderte Krankenstandsentwicklung im Ver-

gleich zum Vorjahr, wobeiauch 2006 zwischen deneinzelnen Branchen deut-liche Unterschiede erkenn-bar sind (vgl. Abbildung 2).Während das Gastgewerbenach wie vor ein sehr nie-driges Niveau aufwies, be-wegte sich der Kranken-stand in der öffentlichenVerwaltung in 2006 weiter-hin auf einem hohen Ni-

Arbeitsplatz erhalten werden kann (betrieblichesEingliederungsmanagement)“.

Im engeren Sinne muss das Eingliederungs-management den Mitarbeitern mit einer wieder-holten oder ununterbrochenen Arbeitsunfähig-keit von 6 Wochen in den letzten 12 Monatenangeboten werden. Es empfiehlt sich jedochein frühzeitiges und regelmäßiges Handeln,z. B. wenn Mitarbeiter Unterstützungsbedarfsignalisieren, wenn Führungskräfte einenLeistungs- oder Motivationsabfall bemerkenoder wenn sich Arbeitsunfähigkeiten z. B. übervier Wochen hinziehen.

Je nach Größe des Unternehmens sollten interneAnsprechpartner mit Vertrauen in der Beleg-schaft diese Aufgabe übernehmen (Kümmerer):z. B. in Form eines Gesundheitsbeauftragtenoder eines internen Integrationsteams.

Für alle Fragen zur Einführung und unter-nehmensspezifischen Umsetzung des betrieb-lichen Eingliederungsmanagements steht dasAOK-Institut für Gesundheitsconsulting mitseinen Erfahrungen zur Verfügung.

Kontakt:[email protected]

Krankenstandsentwicklung in Niedersachsen

Abb.1: Krankenstandsentwicklung niedersächsischer Betriebe 1996-2006 im Bundesvergleich

Quelle: AOK-Auswertungen auf Basis der Daten des WidO

Abb. 2: Krankenstandsentwicklung ausgewählter Branchen 1999 - 2006 in Niedersachsen

Quelle: AOK-Auswertungen auf der Basis der Daten des WidO

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BetrieblichesGesundheitsmanagement 11

Dortmund (dpa/lnw) - Jeder zehnte Beschäftigtein Deutschland beurteilt seinen Gesundheits-zustand als weniger gut oder schlecht. Dies istein Ergebnis einer repräsentativen Befragungvon 20.000 Beschäftigten durch die Bundes-anstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin(BAuA, Dortmund) und das Bundesinstitut fürBerufsbildung (BIBB, Bonn), die am 15.August2007 veröffentlicht wurde.

Schmerzen im Nacken, Rücken und an denSchultern sowie allgemeine Erschöpfungs-zustände führten die Liste der gesundheitlichenBeschwerden an. Insgesamt hätten dieBeschäftigten jedoch eine hohe Arbeits-zufriedenheit angegeben. Die in der Befragunggewonnenen Daten sollen nach Angaben derBAuA helfen, die Arbeitsbedingungen in denBetrieben und damit die Gesundheit derBeschäftigten zu verbessern.

Als Trend zeichne sich unter anderem einezunehmende Flexibilisierung der Arbeitszeitenab, so die Forscher. „Die Beschäftigten arbeitenlänger als vereinbart“, hieß es. 61 Prozent leis-

ten demnach mehr als vierzig Wochenstundenab, obwohl nur etwa ein Drittel entsprechendeArbeitsverträge hat. Viele Beschäftigte gehenzudem Nebentätigkeiten nach, so dass etwajeder Fünfte über 48 Stunden in der Wocheerwerbstätig ist.

In Schichtarbeit arbeitet zumindest gelegentlichjeder vierte Beschäftigte. An Wochenendenfällt mindestens gelegentlich für 70 Prozentder Samstag und für 40 Prozent der Sonntagals Ruhetag aus. Etwa jeder Fünfte kenntNachtarbeit aus eigener Erfahrung. Der Anteilder Erwerbstätigen, die Bereitschaftsdienstleisten, liegt ähnlich hoch.

Bei den Umgebungsbedingungen fühlt sichjeder fünfte Betroffene durch Sitzen bezie-hungsweise jeder Vierte durch Stehen belastet.Bedingungen wie das Heben und Tragenschwerer Lasten, Lärm sowie Kälte oder Nässefinden mehr als 20 Prozent an ihrem Arbeits-platz vor. Dies empfinden über die Hälfte derBetroffenen als belastend.

Der Großteil der Befragten ist den beruflichenAnforderungen nach eigenen Angaben gewach-sen. Angesichts seiner Qualifikation fühlt sichjedoch fast jeder Siebte unterfordert, angesichts

veau, wenn auch aktuellleicht rückläufig.

Abbildung 3 bildet die Ent-wicklung der Krankheits-arten ab. Dargestellt wirdhier der Anteil der Arbeits-unfähigkeitstage an der Ge-samtheit des Kranken-stands. Nach wie vor verur-sachten Muskel-Skelett-Er-krankungen den größtenAnteil, gefolgt von Atem-wegserkrankungen und Verletzungen. Andersals in den Vorjahren zeigt sich bei den Muskel-Skelett-Erkrankungen erstmalig wieder eine

Zunahme des prozentualen Anteils am Kran-kenstand. Dagegen gehen die bisher tendenzielleher zunehmenden Herz/Kreislauf-und psy-

chischen Erkrankungen in 2006 von ihremAnteil her leicht zurück.

Jeder zehnte Beschäftigte beurteilt

Gesundheitszustand kritisch

Abb. 3: Arbeitsunfähigkeitstage nach Krankheitsarten 1999 - 2006 (AOK bundesweit)

Quelle: AOK-Auswertungen auf der Basis der Daten des WidO

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des Arbeitspensums fast jeder Sechste über-

fordert. Mehr als die Hälfte der Befragten ist

Termin- und Leistungsdruck ausgesetzt, fast

60 Prozent der Betroffenen empfinden ihn als

belastend. Ähnlich verhält es sich mit Störun-

gen bei der Arbeit.

Nur jeder dritte Betrieb bot in den vergangenen

zwei Jahren Maßnahmen der Gesundheits-

förderung an. Bestehende Angebote nutzten

zwei von drei Befragten. Hingegen konnte nur

etwa jeder Vierte die Frage bejahen, ob eine

sogenannte Gefährdungsbeurteilung an seinem

Arbeitsplatz vorgenommen wurde.

Bei der fünften Erwerbstätigen-Befragung

wurden zwischen Oktober 2005 bis März 2006

Erwerbstätige ab 15 Jahren mit einer Arbeitszeit

von mindestens zehn Stunden pro Woche in

Deutschland telefonisch befragt. Zuletzt hatte

es 1998/99 eine Erwerbstätigen-Befragung

gegeben.

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BetrieblichesGesundheitsmanagement

„Das macht sich bezahlt“

Alle Mitarbeiter des AOK-Instituts

für Gesundheitsconsulting wünschen

Ihnen, Ihren Mitarbeitern und

Familien ein frohes Weihnachtsfest,

einen guten Rutsch ins neue Jahr,

für 2008 vor allem Gesundheit

sowie viel Erfolg im privaten

und beruflichen Bereich.

In unserer neuen Broschüre „Das macht sich bezahlt“ berichten 5 Unternehmen über ihre Er-

fahrungen mit betrieblicher Gesundheitsförderung. Ihre kostenlose Bestellung der Broschüre

nimmt die Redaktion der Aktuell gern entgegen.

Wenn Sie weitere Exemplare

dieser Ausgabe der „Aktuell“ in

Druckversion wünschen und /

oder Ihnen diese Ausgabe per

Mail zugesandt werden soll,

wenden Sie sich bitte an die

Redaktion.

Herausgeber:

AOK – Institut für

Gesundheitsconsulting

V.i.S.d.P.: Dr. Michael Drupp

Auflage:

2.600 Exemplare

Redaktionsschluss für die

nächste Ausgabe:

31. März 2008

Layout und Herstellung:

eichels: Hannover

Redaktion:

Günter Bloy

So erreichen Sie uns:

Hildesheimer Str. 273

30519 Hannover

Telefon: 0511 /87 01-1 61 21

Fax: 0511 /87 01-1 61 09

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