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Mehrfachnutzung von Inhalten als Synergie-Ansatz in der Medienindustrie:
Ökonomische und technologische Grundlagen von derzeit bekannten Varianten
Bernd Schulze
Arbeitsbericht Nr. 4/2003
Herausgeber: Prof. Dr. Thomas Hess
Seminar für Wirtschaftsinformatik und Neue Medien
der Ludwig-Maximilians-Universität München
Ludwigstr. 28 VG, 80539 München
Telefon: +49 89 2180-6390, Fax: +49 89 2180-13541
http://www.wi.bwl.uni-muenchen.de
E-Mail: [email protected]
Inhaltsübersicht
I
Inhaltsübersicht
Abbildungsverzeichnis.......................................................................... III
Abkürzungsverzeichnis ......................................................................... IV
1 „Mehrfach“ als Leitidee der Inhaltenutzung ........................................1
1.1 (Kosten-)Intensiver Wettbewerb um Aufmerksamkeit .......................... 1
1.2 Konzept der Mehrfachnutzung als Synergie-Ansatz.............................. 3
1.3 Gegenstand und Gang der Forschungstätigkeit ................................... 6
2 Ökonomische Grundlagen der Mehrfachnutzung..................................9
2.1 Unternehmensbezogene Charakteristika ............................................ 9
2.1.1 Ressourcenbasis von Medienunternehmen................................ 9
2.1.2 Generischer Prozess der Wertschöpfung................................. 11
2.1.3 Unternehmenstypen und Produktformen ................................ 14
2.2 Produktspezifische Besonderheiten.................................................. 15
2.2.1 “First-Copy-Costs“ in der Medienproduktion............................ 15
2.2.2 Nicht-Rivalität im und Nicht-Ausschließbarkeit vom Konsum ..... 18
2.2.3 Lagerfähigkeit und Entwertungsgeschwindigkeit...................... 20
2.3 Zwischenfazit: Ökonomische Aspekte der Mehrfachnutzung ................ 22
3 Technologische Grundlagen der Mehrfachnutzung.............................23
3.1 Zentrale Entwicklungsstufen in der Medienindustrie ........................... 23
3.1.1 Analoge Technologien als Fundament .................................... 23
3.1.2 Digitale Technologien als Fundament..................................... 24
3.2 Auswirkungen der Digitalisierung auf die Mehrfachnutzung ................. 26
3.2.1 Trends bei den Speichertechnologien als Grundlage................. 27
3.2.1.1 Fragmentierung des Datenbestandes ......................... 27
3.2.1.2 Aufhebung der Medienspezifität von Inhalten.............. 29
3.2.1.3 Entwicklung leistungsstärkerer Repräsentationsformen 32
3.2.2 Trends bei der Mehrfachnutzung als Konsequenz..................... 33
3.2.2.1 Versionierung eines (Premium-)Produktes .................. 33
3.2.2.2 Individualisierung der Bündelungsleistung .................. 36
3.2.2.3 Ausdifferenzierung der Vertriebsformen ..................... 39
3.3 Zwischenfazit: Technologische Aspekte der Mehrfachnutzung.............. 42
Inhaltsübersicht
II
4 Bekannte Varianten der Mehrfachnutzung.........................................44
4.1 Kernidee und Ausprägungen des Konzepts ....................................... 44
4.2 Mehrfachverwendung bei der Bündelung.......................................... 45
4.2.1 Versionierung eines (Premium-)Produktes.............................. 45
4.2.1.1 Kernidee dieses Ansatzpunktes ................................. 45
4.2.1.2 Varianten .............................................................. 47
4.2.1.2.1 Qualitative Differenzierung ........................ 47
4.2.1.2.2 Quantitative Differenzierung ...................... 48
4.2.1.3 Anforderungen und Nutzenpotenziale ........................ 49
4.2.2 Individualisierung der Bündelungsleistung.............................. 51
4.2.2.1 Kernidee dieses Ansatzpunktes ................................. 51
4.2.2.2 Varianten .............................................................. 52
4.2.2.2.1 Gruppenspezifische Bündelung................... 52
4.2.2.2.2 Personenspezifische Bündelung .................. 54
4.2.2.3 Anforderungen und Nutzenpotenziale ........................ 56
4.3 Mehrfachverwertung bei der Distribution.......................................... 58
4.3.1 Ausdifferenzierung des Fremdvertriebs .................................. 59
4.3.1.1 Kernidee dieses Ansatzpunktes ................................. 59
4.3.1.2 Varianten .............................................................. 60
4.3.1.2.1 Content Syndication ................................. 60
4.3.1.2.2 Online Content Syndication........................ 60
4.3.1.3 Anforderungen und Nutzenpotenziale ........................ 61
4.3.2 Ausdifferenzierung des Eigenvertriebs ................................... 62
4.3.2.1 Kernidee dieses Ansatzpunktes ................................. 62
4.3.2.2 Varianten .............................................................. 63
4.3.2.2.1 Timing.................................................... 63
4.3.2.2.2 Windowing .............................................. 66
4.3.2.2.3 Cross Media Publishing.............................. 68
4.3.2.3 Anforderungen und Nutzenpotenziale ........................ 70
4.4 Zwischenfazit: Konzeptionelle Aspekte der Mehrfachnutzung .............. 73
5 Fazit: Grundlagen und Varianten der Mehrfachnutzung .....................75
Literaturverzeichnis ................................................................................V
Abbildungsverzeichnis
III
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1.2/1: Systematisierungsrahmen der Mehrfachnutzung ........................4
Abb. 1.3/1: Vorgehen im Rahmen des Dissertationsprojektes.......................8
Abb. 2.1.1/1: Ressourcenbasisprofil von Medienunternehmen .................... 10
Abb. 2.1.2/1: Wertschöpfungsprozess in Medienunternehmen .................... 11
Abb. 2.1.3/1: Originäre Produktformen je Unternehmenstyp ...................... 14
Abb. 2.2.1/1: Kostenkurvenverlauf (im-)materieller Medienprodukte........... 16
Abb. 2.2.1/2: Kostenwirkung des “First-Copy-Cost“-Effekts........................ 17
Abb. 2.2.4/1: Entwertungsgeschwindigkeit von Medienprodukten ............... 21
Abb. 3.2/1: Relevante Technologien der Mehrfachnutzung ......................... 26
Abb. 3.2.1.1/1: Kernidee modularer Produktionsansätze............................ 27
Abb. 3.2.1.2/1: Kernidee der Trennung auf Basis von XML......................... 31
Abb. 3.2.2.1/1: Aufgaben von Content Management-Systemen .................. 34
Abb. 3.2.2.1/2: Kernidee der Trennung auf Basis von Templates ................ 35
Abb. 3.2.2.2/1: Prozess der individualisierten Produktbündelung ................ 37
Abb. 3.2.2.3/1: Beispiel für eine Multi Channel-Strategie ........................... 41
Abb. 3.3/1: Relevanz von Technologien für die Mehrfachnutzung ................ 43
Abb. 4.1/1: Kernidee der Mehrfachnutzung von Inhalten ........................... 44
Abb. 4.2/1: Unterscheidungsmerkmale von Bündelungsstrategien............... 45
Abb. 4.2.1.1/1: Ansatzpunkte für die Versionierung .................................. 46
Abb. 4.2.2.1/1: Varianten der Individualisierung im Vergleich .................... 51
Abb. 4.2.2.2.1/1: Beispiel für gruppenspezifische Bündelung...................... 53
Abb. 4.2.2.2.2/1: Beispiel für personenspezifische Bündelung .................... 55
Abb. 4.3/1: Ausgewählte Einflussfaktoren der Vertriebswegewahl ............... 58
Abb. 4.3.1.1/1: Kernidee einer Ausdifferenzierung des Fremdvertriebs ........ 59
Abb. 4.3.2.1/1: Kernidee einer Ausdifferenzierung des Eigenvertriebs ......... 63
Abb. 4.3.2.2.1/1: Kernidee und Ausprägungen des Timing......................... 64
Abb. 4.4.2.2/1: Kernidee von und Beispiele für Verwertungsketten ............. 67
Abb. 4.3.2.2.3/1: Nachrichtenaufbau nach Verwertungsfenstern................. 69
Abb. 4.5/1: Relevanz von Varianten in den Teilbranchen ........................... 73
Abkürzungsverzeichnis
IV
Abkürzungsverzeichnis
ASCII American Standard Code for Information Interchange
ATM Asynchronous Transfer Mode
CD Compact Disk
CMP Cross Media Publishing
CMS Content Management System
CRM Customer Relationship Management
DAB Digital Audio Broadcasting
DTD Document-Type-Definition
DVB Digital Video Broadcasting
DVD Digital Video Disc bzw. Digital Versatile Disc
GIF Graphic Interchange Format
H. Heft
ICE Information Content and Exchange
Inc. Incorporation
Jg. Jahrgang
JPEG Joint Photographic Experts Group
MPEG Moving Picture Experts Group
MP3 Motion Picture Experts Group, Audio Layer 3
NITF News Industry Text Format
Nr. Nummer
o.V. ohne Verfasser
OCS Online Content Syndication
PC Personal Computer
PDA Personal Digital Assistant
Sp. Spalte
u.U. unter Umständen
UrhG Urhebergesetz
WAP Wireless Application Protocol
WSJ Wall Street Journal
WWW World Wide Web
XML eXtensible Markup Language
XSL XML Stylesheet Language
„Mehrfach“ als Leitidee der Inhaltenutzung
1
1 „Mehrfach“ als Leitidee der Inhaltenutzung
Angesichts eines zunehmend (kosten-)intensiven Wettbewerbs um die Aufmerk-
samkeit von Rezipienten gewinnen attraktive Inhalte (=Content) im Sinne redak-
tionell erzeugter bzw. ausgewählter Produktionsfaktoren an erfolgskritischer Be-
deutung für die Wettbewerbsfähigkeit von Medienunternehmen. Aus diesem
Grund stellt sich drängender denn je die Frage, wie Inhalte effizienter genutzt
werden können. Ein viel versprechender Lösungsansatz scheint in der Mehrfach-
nutzung von Inhalten als Synergie-Ansatz in der Medienindustrie zu liegen.
Ausgehend von einer Erläuterung der wettbewerbsbezogenen Ausgangssituation
von Medienunternehmen werden im Folgenden die Kernidee des vermeintlichen
Synergie-Ansatzes dargelegt und deren derzeit bekannten Varianten eingeord-
net. Das Kapitel schließt mit einer Strukturierung des dieser Arbeit zugrunde lie-
genden Dissertationsprojektes, in dessen Rahmen die Mehrfachnutzung von In-
halten als Strategiekonzept für integrierte Medienunternehmen thematisiert wird.
1.1 (Kosten-)Intensiver Wettbewerb um Aufmerksamkeit Die Wettbewerbssituation von Medienunternehmen hat sich in den letzten Jahren
spürbar verändert. Infolge gesellschaftlicher, wirtschaftspolitischer und technolo-
gischer Entwicklungen –hervorzuheben sind die Fragmentierung der Massenge-
sellschaft, die Liberalisierung der Rundfunkmärkte sowie die Digitalisierung von
Inhalten, Medien und Technologien–1 hat sich das Angebot in praktisch allen Teil-
branchen der Medienindustrie erweitert und ausdifferenziert. Da die Nachfrage
jedoch nicht im gleichen Ausmaß angestiegen ist, kann von einer Verlagerung
der Marktmachtverhältnisse zugunsten der Nachfrageseite ausgegangen werden.
Vor diesem Hintergrund scheinen “beliebige“ Inhalte immer weniger geeignet zu
sein, um die in zeitlicher und finanzieller Hinsicht begrenzte Aufmerksamkeit von
Rezipienten als Konsumenten von Medienprodukten zu binden.2 Medienunter-
nehmen sind daher stärker denn je gefordert, attraktive Inhalte bereitzustellen,
die, da sie den Rezipienten einen größeren Nutzenzuwachs stiften, zu einem
Wettbewerbsvorteil gegenüber Konkurrenzprodukten avancieren können.3
Die Herstellung attraktiver Inhalte bedingt oftmals spezielle, nur begrenzt ver-
fügbare Ressourcen wie z.B. exklusive Nutzungsrechte oder bestimmte organisa-
1 Vgl. vertiefend Rawolle; Hess (2000), S. 89-99. 2 Vgl. Shapiro; Varian (1998), S. 6-8. 3 Vgl. Middelhoff (1997), S. 419.
„Mehrfach“ als Leitidee der Inhaltenutzung
2
torische Fähigkeiten der Mitarbeiter. Infolge der angesprochenen Verlagerung der
Marktmachtverhältnisse, die zu einer Intensivierung des Wettbewerbs sowohl auf
den Absatz- als auch auf den Beschaffungsmärkten geführt hat, lassen sich viel-
fach ansteigende Ressourcenpreise4 beobachten. Hierbei ist zu berücksichtigen,
dass Medienunternehmen oftmals nur ein sehr begrenzter Entscheidungsspiel-
raum in Bezug auf den angesprochenen Ressourcenbezug offen steht, da sich die
Verfügbarkeit bestimmter Ressourcen im Produktionsprozess letztendlich auf die
Attraktivität der marktseitig angebotenen Medienprodukte auswirkt. Verstärkend
kommt hinzu, dass die Vertriebs- und Werbeerlöse üblicherweise positiv mitein-
ander korrelieren, d.h. das Verhalten der Rezipienten wirkt sich aufgrund der An-
zeigen-Auflagen- bzw. Werbespot-Reichweiten-Spirale gleichgerichtet auch auf
das der Werbepartner aus. Es ist zu konstatieren, dass Medienunternehmen auf
einem „doppelten“ Absatzmarkt agieren, infolgedessen sich die Attraktivität von
Medienprodukten auf die Vertriebs- und Werbeerlöse gleichermaßen auswirkt.5
Aus diesem Grund kommt nicht nur der Attraktivität von Inhalten, sondern eben-
so den zu ihrer Erzeugung benötigten Ressourcen eine zunehmend erfolgskriti-
sche Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit von Medienunternehmen zu.
Die überwiegende Mehrheit an Ressourcen, die für die Erzeugung attraktiver In-
halte benötigt werden, lässt sich nicht ohne weiteres ersatzlos substituieren. Aus
diesem Grund sind Medienunternehmen in einer Situation, die im Vergleich zu
den am Markt erzielbaren Vertriebs- und Werbeerlösen durch eine überproportio-
nale Ressourcenverteuerung gekennzeichnet ist, stärker denn je gefordert, nicht
nur die vorhandenen Inhalte, sondern auch die zugrunde liegenden Ressourcen
effizient zu nutzen.6 Mit dem Begriff der Effizienz geht in diesem Zusammenhang
eine Aussage darüber einher, auf welche Art und Weise ein vorab definiertes Ziel,
verstanden als anzustrebender Zustand, in ökonomischer Hinsicht erreicht wird.7
Abstrakt gesprochen liegen Effizienzsteigerungen immer dann vor, wenn ein vor-
ab definierter Output mit einem geringeren Einsatz an Inputfaktoren bzw. –im
umgekehrten Fall– wenn mit einem gegebenen Einsatz an Inputfaktoren ein grö-
ßerer Output erzielt werden kann. In diesem Zusammenhang wird klassischer-
4 Ein prominentes Beispiel für z.T. stark ansteigende Ressourcenpreise stellt die zeitweise explo-
sionsartige Preisentwicklung für die Verwertung der TV-Übertragungsrechte an Sportveranstal-tungen dar, vgl. Beck (2001); Mortsiefer (2001) sowie Westerloo (1996), S. 517.
5 Vgl. Schumann; Hess (2002), S. 22, 78-80 sowie Sjurts (1996), S. 147-148. 6 Vgl. vertiefend Picot; Reichwald; Wigand (2001), S. 2-9 sowie o.V. (2001b), S. 4. 7 Vgl. Scholz (1992), Sp. 533.
„Mehrfach“ als Leitidee der Inhaltenutzung
3
weise der Integration interdependenter Wertschöpfungs-, Ressourcen- oder
Marktbeziehungen eine hohe Bedeutung zugesprochen.8 Darüber hinaus lässt
sich die Integration des Content-Bestandes als ein weiterer, medienspezifischer
Ansatzpunkt anführen. Ein in sich (zumindest logisch) integrierter Content-
Bestand erlaubt beispielsweise die Bündelung verschiedener Inhalte zu unter-
schiedlichen Produktkonfigurationen oder auch das Bedienen mehrerer Zielme-
dien, womit ein effizienterer Umgang mit Inhalten einhergeht.9 Die Integration
des Content-Bestandes kann als eine notwendige Voraussetzung für das nachfol-
gend diskutierte Konzept der Mehrfachnutzung von Inhalten angesehen werden,
das aufgrund von unterstellten Synergiepotenzialen sowohl in der wissenschaftli-
chen Forschung als auch in der Praxis zunehmend Beachtung findet.
1.2 Konzept der Mehrfachnutzung als Synergie-Ansatz Mehrfachnutzung kann als ein Oberbegriff verstanden werden, der sowohl die
mehrfache unternehmensinterne Verwendung als auch die mehrfache marktseiti-
ge Verwertung von einmal erzeugten Inhalten umfasst. In diesem Zusammen-
hang ist generell festzustellen, dass Mehrfachverwendung nur auf der Stufe der
Bündelung, Mehrfachverwertung hingegen nur auf der Stufe der Distribution auf-
treten kann.10 Die beiden Ausprägungen einer Mehrfachnutzung von Inhalten
können jeweils getrennt oder auch gleichzeitig miteinander verbunden auftreten.
Im Zuge der voranschreitenden Digitalisierung von Inhalten, Medien und Techno-
logien haben sich die Möglichkeiten für eine Mehrfachnutzung erheblich verbes-
sert und erweitert, infolgedessen sich eine Ausdifferenzierung des Konzepts beo-
bachten lässt.11 Zum gegenwärtigen Zeitpunkt können neun grundsätzlich zu un-
terscheidende Varianten der Mehrfachnutzung identifiziert werden, die sich mit
Hilfe übergeordneter Ansatzpunkte zu verschiedenen, in sich homogenen Varian-
tenklassen zusammenfassen lassen. Die vier Ansatzpunkte wiederum können
danach systematisiert werden, ob sie an der Bündelung oder aber an der Distri-
bution ansetzen. Auf Basis der vorangegangenen Überlegungen lässt sich ein
Systematisierungsrahmen für die Varianten der Mehrfachnutzung von Inhalten
erstellen, dessen Aufbau die nachfolgende Abbildung 1.2/1 skizziert.
8 Vgl. Frese (1988), S. 33. 9 Vgl. Wirtz (2001), S. 510-528. 10 Vgl. Schumann; Hess (2002), S. 11. 11 Vgl. Vizjak; Ringlstetter (2001), S. 10.
„Mehrfach“ als Leitidee der Inhaltenutzung
4
Mehrfachnutzung von Inhalten
BündelungsstrategienMehrfachverwendung
DistributionsstrategienMehrfachverwertung
Versionierung Individualisierung AusdifferenzierungFremdvertrieb
AusdifferenzierungEigenvertrieb
QualitativeDifferen-zierung
QuantitativeDifferen-zierung
Gruppen-spezifischeBündelung
Personen-spezifischeBündelung
Windo-wing
CrossMedia
Publishing
ContentSyndication
OnlineContent
SyndicationTiming
Mehrfachnutzung von Inhalten
BündelungsstrategienMehrfachverwendung
DistributionsstrategienMehrfachverwertung
Versionierung Individualisierung AusdifferenzierungFremdvertrieb
AusdifferenzierungEigenvertrieb
QualitativeDifferen-zierung
QuantitativeDifferen-zierung
Gruppen-spezifischeBündelung
Personen-spezifischeBündelung
Windo-wing
CrossMedia
Publishing
ContentSyndication
OnlineContent
SyndicationTiming
Abb. 1.2/1: Systematisierungsrahmen der Mehrfachnutzung
Der skizzierte Systematisierungsrahmen ist von oben nach unten nach den ver-
schiedenen Ausprägungsformen der Mehrfachnutzung von Inhalten, den jeweili-
gen Ansatzpunkten sowie den hierunter zu subsumierenden Varianten gegliedert.
Mit Blick auf die Seite der Mehrfachverwendung lassen sich Versionierung und
Individualisierung als Ansatzpunkte dementsprechender Bündelungsstrategien
unterscheiden. Hierbei besteht die Kernidee der Versionierung durch Modifikation
charakteristischer Eigenschaften oder bestimmter, als wesentlich einzuschätzen-
der Merkmale eines (Premium-)Produktes darin, den Rezipienten zwischen prin-
zipiell alternativen Produktvarianten auswählen zu lassen.12 Im Gegensatz dazu
zielt die Bündelungsstrategie einer Individualisierung der Bündelungsleistung auf
die Bereitstellung lediglich eines einzigen Produktes, das jedoch zu einem mög-
lichst hohen Grad den identifizierten Konsumerwartungen einer bestimmten Re-
zipientengruppe bzw. eines einzelnen Rezipienten Rechnung trägt.
Mit Blick auf Seite der Mehrfachverwertung können die Ausdifferenzierung des
Fremd- sowie die des Eigenvertriebs als Ansatzpunkte dementsprechender Distri-
butionsstrategien unterschieden werden. Hierbei liegt dem Ansatzpunkt einer
Ausdifferenzierung des Fremdvertriebs, worunter sich die Varianten des Content
Syndication und Online Content Syndication subsumieren lassen, die Kernidee
zugrunde, dass zwischen Medienunternehmen und Endkunden rechtlich und wirt-
schaftlich selbständige Intermediäre geschaltet sind, durch die einmal erzeugte
Inhalte letztendlich an eine größere Anzahl an Rezipienten distribuiert werden
können.13 Die gleiche Zielsetzung liegt – auf Basis einer anderen Vertriebsstruk-
tur– Timing, Synonym für eine zeitlich gesteuerte Verwertung innerhalb eines
Verwertungsfensters, Windowing, verstanden als sequenzielle Vertriebsstrategie
12 Vgl. Shapiro; Varian (1998), S. 69 sowie Büschken; von Thaden (2000), S. 555. 13 Vgl. vertiefend Werbach (2000), S. 87, Anding; Hess (2002), S. 551.
„Mehrfach“ als Leitidee der Inhaltenutzung
5
über mehrere Verwertungsfenster,14 sowie Cross Media Publishing, d.h. die „Spei-
sung“ mehrerer Verwertungsfenster aus einem Content- bzw. Datenbestand,15 als
Varianten einer Ausdifferenzierung des Eigenvertriebs zugrunde.
In Bezug auf die Mehrfachnutzung von Inhalten –hiervon sind an dieser Stelle
explizit eine mehrfache Verwertung von Markennamen oder Nutzungsrechten
durch Lizenzierung an Dritte abzugrenzen– wird üblicherweise eine wirtschaftli-
che Vorteilhaftigkeit in Form von Kosteneinsparungen und bzw. oder Erlössteige-
rungen unterstellt. Die angesprochene Vorteilhaftigkeit ergibt sich aus der ange-
nommenen Realisation von Synergien im Sinne eines Wirtschaftlichkeitsvorteils,
von der ausgegangen werden kann, sofern die Leistungsfähigkeit eines integrier-
ten Ganzen größer als die Summe seiner Teile ist („2+2=5“-Effekt).16 Die unter-
nehmensintern oder -übergreifend realisierbaren Synergien lassen sich nach An-
soff in die grundsätzlich zu unterscheidenden Ausprägungen Produktions-, Ver-
kaufs-, Investitions- und Management-Synergien unterteilen, wobei die drei zu-
erst genannten Ausprägungen einen materiellen, die zuletzt genannte einen im-
materiellen Charakter aufweist.17 Materielle Synergien sind eher operativer Natur
und können durch die gemeinsame Nutzung materieller Ressourcen wie z.B. Be-
schaffungs-, Produktions- und Distributionssysteme realisiert werden.18 Immate-
rielle Synergien hingegen lassen sich auf den Transfer immaterieller Ressourcen
wie z.B. Management-Fähigkeiten oder technischem Know-how zurückzuführen.19
Mit Blick auf die bisherige Synergieforschung im Bereich der Strategielehre ist zu
konstatieren, dass eine Entwicklung von der ursprünglichen Betonung materieller
Synergien insbesondere im Rahmen von Akquisitionsprozessen hin zur aktuellen
Hervorhebung immaterieller Synergien stattgefunden hat.20 Als sichtbarer Aus-
druck der beschriebenen Schwerpunktverlagerung kann die Vielzahl der in jünge-
rer Zeit erstellten Beiträge zur strategischen Ressourcennutzung durch Kernkom-
petenzen-Management sowie zur Planung und Koordination in dezentralen Orga-
nisations- oder netzwerkartigen Wertschöpfungsstrukturen angesehen werden.21
14 Vgl. Owen; Wildman (1992), S. 27. 15 Vgl. Neuberger (2000a), S. 106 sowie Rawolle (2002), S. 93-94. 16 Vgl. Ehrensberger (1993), S. 19. 17 Vgl. Ansoff (1966), S. 101 sowie Nayyar (1992), S. 220. 18 Vgl. Szeless (2001), S. 31. 19 Vgl. Ganz (1991), S. 72. 20 Vgl. Szeless (2001), S. 32. 21 Vgl. vertiefend zu einzelnen Aspekten die verschiedenen Beiträge von Simon (2002), Homp
(2000), Hess (2002c), Kuhn; Hellingrath (2000) sowie Strauß; Schoder (2002).
„Mehrfach“ als Leitidee der Inhaltenutzung
6
Trotz der zu vermutenden ökonomischen Vorteilhaftigkeit liegt der Eindruck na-
he, dass die Mehrfachnutzung von Inhalten bislang bei weitem nicht in dem Maß
Anwendung in der Medienindustrie findet, wie zu erwarten gewesen wäre.22 Diese
Einschätzung stützt sich –da zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch keine wissen-
schaftlich fundierten empirischen Erhebungen vorliegen– im Wesentlichen auf
das begrenzte Ausmaß elektronisch crossmedialen Publizierens, das nach Karszt
und Brandtweiner bislang nicht mehr als 5% aller deutschen Verlage praktizie-
ren.23 Die Ursachen hierfür scheinen weniger in einem Mangel an ökonomischer
Sinnhaftigkeit oder den Grenzen des technisch Machbaren als vielmehr in der
strategischen und organisationalen Komplexität des Konzepts einer Mehrfachnut-
zung von Inhalten zu liegen.24 Die für Synergie-Ansätze nicht untypische Kom-
plexität ergibt sich hierbei allein schon aus der nicht-trivialen Auswahl und Aus-
gestaltung der Varianten. In diesem Sachverhalt liegt aller Wahrscheinlichkeit
eine der wesentlichen Ursachen dafür, dass Medienunternehmen auf die neuen
Möglichkeiten einer Mehrfachnutzung von Inhalten, die auf jüngste technologi-
sche Entwicklungen zurückgeführt werden können, eher verhalten reagieren.25
1.3 Gegenstand und Gang der Forschungstätigkeit Das Konzept einer Mehrfachnutzung von Inhalten ist in der betriebswirtschaftli-
chen Forschung bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht aus einer Gesamt-
perspektive heraus bearbeitet worden, es lassen sich jedoch einzelne Beiträge
aus der jüngeren Vergangenheit als besonders relevant für die Weiterentwicklung
des Forschungsfeldes hervorheben. In diesem Zusammenhang können die Dis-
sertationen von Detering und Hermann sowie die Habilschrift von Brandtweiner
angeführt werden, deren jeweiliger Fokus auf der Ökonomie von Medieninhalten
aus wohlfahrtstheoretischer Sicht, auf den ökonomischen Potenziale der Indivi-
dualisierung audiovisueller Informationsprodukte bzw. auf den Möglichkeiten und
Grenzen der Differenzierung sowie des elektronischen Vertriebs digitaler Infor-
mationsgüter liegt.26 Darüber hinaus kommt den Beiträgen von Goold und Cam-
pell sowie Burr, die einen Bezugsrahmen für die Synergieforschung aufspannen
und in diesem Lichte die vertikale Integration von Medienunternehmen vertiefend
22 Vgl. Heinold (2002), o.V. (2001a), S. 6-10, Hess (2002a) sowie Hermann (2001), S. 2. 23 Vgl. Brandtweiner (2000), S. 113 sowie Karszt (2001), S. 1-10. 24 Vgl. Hess (2002a). 25 Vgl. Sjurts (2002), S. 3-4, Hess (2002a), Hess (2002b), S. 574 sowie Hermann (2001), S. 2. 26 Vgl. Detering (2001), Hermann (2001) sowie Brandtweiner (2000).
„Mehrfach“ als Leitidee der Inhaltenutzung
7
beleuchten, eine gewisse Bedeutung für die weitere Forschung hinsichtlich der
Mehrfachnutzung von Inhalten als Synergiekonzept in der Medienindustrie zu.27
Das Dissertationsprojekt zielt darauf, erstens die strategischen Optionen, die sich
aus dem Konzept der Mehrfachnutzung von Inhalten grundsätzlich ableiten las-
sen, sowie zweitens die Auswahllogik, auf deren Basis die unternehmensspezi-
fisch jeweils günstigste Option ausgewählt werden kann, herauszuarbeiten. Hier-
bei stellen Medienunternehmen „der zweiten Stufe“28, deren Geschäftstätigkeit
infolge von Rück- bzw. Vorwärtsintegration zunehmend die gesamte Wertschöp-
fungskette abdeckt,29 den Betrachtungsgegenstand dar, so dass eventuell anfal-
lende Synergien infolge der Mehrfachnutzung von Inhalten als Wirtschaftlich-
keitsvorteil lediglich eines einzigen Unternehmens verstanden werden können.30
Mit Blick auf die Zielsetzung des Dissertationsprojektes erscheint ein dreischritti-
ges Vorgehen zweckmäßig, das sich im Wesentlichen an den wissenschaftstheo-
retischen Forschungskonzeptionen nach Chmielewicz orientiert.31 In diesem Zu-
sammenhang markiert die vorliegende Arbeit den ersten Schritt, durch den die
ökonomischen und technologischen Grundlagen derzeit bekannter Varianten der
Mehrfachnutzung von Inhalten aufbereitet werden. Auf den verschiedenen Vari-
anten aufbauend sind in einem zweiten Schritt Erfolg versprechende Mehrfach-
nutzungsstrategien im Sinne strategischer Optionen zu bilden und hinsichtlich
der jeweils zugrunde liegenden Nutzen- bzw. Chancen- und Risikenpotenziale zu
bewerten. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die Vorteilhaftigkeit der verschie-
denen Optionen durch teilbranchen- und unternehmensspezifischen Merkmale
bzw. Kriterien beeinflusst wird, die mit Hilfe von Fallstudien noch näher zu
bestimmen bzw. zu überprüfen sind. Aus diesem Grund richtet sich der dritte
Schritt auf die Entwicklung geeigneter Analyse- und Bewertungsinstrumente, auf
deren Basis eine Entscheidung über die unternehmensspezifisch jeweils günstigs-
te strategische Option für die Mehrfachnutzung von Inhalten getroffen werden
kann. Die nachfolgende Abbildung 1.3/1 veranschaulicht die beschriebene Vorge-
hensweise im Rahmen des Dissertationsprojektes in graphischer Form.
27 Vgl. Goold; Campell (2000) sowie Burr (2001). 28 Siehe hierzu im Detail die Abschnitte 2.1.2 und 2.1.3. 29 Vgl. vertiefend Davies (1991), S. 83-106. 30 Aufgrund der Annahme integrierter Medienunternehmen kann die Leistungsverrechnungspro-
blematik zwischen rechtlich selbständigen Organisationseinheiten, die insbesondere in so ge-nannten Produktions-Netzwerken auftritt, im Rahmen dieser Arbeit ausgeklammert werden.
31 Vgl. vertiefend Chmielewicz (1994), S. 8-15.
„Mehrfach“ als Leitidee der Inhaltenutzung
8
Themenkomplex Bearbeitungsschritte Einordnung
Verständnis-grundlagen:
Mehrfachnutzung in integrierten
Medienunternehmen
Strategische Optionen:
Ausgestaltung Er-folg versprechen-der Mehrfachnut-zungsstrategien
Strategische Ausrichtung:
Auswahl der „günstigsten“ Mehrfachnut-zungsstrategie
Begriffs- und Zieldefinition
Ursache
Wirkung
Ziel (A)
Mittel (A)
Ziel (B)
Mittel (B)
Mittel (B)
(Normative)Aussagen
Konzept der Mehrfachnutzung von Inhalten als Synergie-Ansatz
Ökonomische Grundlagen
Technologische Grundlagen
Beobachtbare Varianten
Strategiebildung (1):Formulierung strategischer Optionen
Strategiebildung (2):Bewertung von Nutzenpotenzialen
Strategieauswahl (1):Kriterien für die Auswahl von Optionen
Strategieauswahl (2): Entwicklung von Analyseinstrumenten
Strategieauswahl (3):Formulierung einer Entscheidungslogik
Strategiekonzept Mehrfachnutzung:Findings für Wissenschaft und Praxis
Forschungsgegenstand des Dissertationsprojektes:Mehrfachnutzung von Inhalten als Synergie-Ansatz:
Strategische Optionen integrierter Medienunternehmen
Themenkomplex Bearbeitungsschritte Einordnung
Verständnis-grundlagen:
Mehrfachnutzung in integrierten
Medienunternehmen
Strategische Optionen:
Ausgestaltung Er-folg versprechen-der Mehrfachnut-zungsstrategien
Strategische Ausrichtung:
Auswahl der „günstigsten“ Mehrfachnut-zungsstrategie
Begriffs- und Zieldefinition
Ursache
Wirkung
Ziel (A)
Mittel (A)
Ziel (B)
Mittel (B)
Mittel (B)
(Normative)Aussagen
Konzept der Mehrfachnutzung von Inhalten als Synergie-Ansatz
Ökonomische Grundlagen
Technologische Grundlagen
Beobachtbare Varianten
Strategiebildung (1):Formulierung strategischer Optionen
Strategiebildung (2):Bewertung von Nutzenpotenzialen
Strategieauswahl (1):Kriterien für die Auswahl von Optionen
Strategieauswahl (2): Entwicklung von Analyseinstrumenten
Strategieauswahl (3):Formulierung einer Entscheidungslogik
Strategiekonzept Mehrfachnutzung:Findings für Wissenschaft und Praxis
Forschungsgegenstand des Dissertationsprojektes:Mehrfachnutzung von Inhalten als Synergie-Ansatz:
Strategische Optionen integrierter Medienunternehmen
Abb. 1.3/1: Vorgehen im Rahmen des Dissertationsprojektes
Die dem Dissertationsprojekt zugrunde liegende Forschungsmethodik kann als
grundsätzlich theoriegeleitet bezeichnet werden. Während der erste Bearbei-
tungsschritt noch eher durch eine Zusammenstellung und Verknüpfung medien-
theoretischer sowie empirischer Grundlagen gekennzeichnet ist, erfolgt im Rah-
men des zweiten Bearbeitungsschritts ein Rückgriff auf die Resource- bzw. Mar-
ket-Based-View, um Anforderungen, Chancen- und Risikenpotenzialen von Mehr-
fachnutzungsstrategien systematisch herausarbeiten zu können. Mit Blick auf den
dritten Bearbeitungsschritt könnte sich der Einbezug von Portfolio-Überlegungen
aus der Strategielehre als nützlich erweisen, um geeignete Analyseinstrumente
entwickeln und eine stimmige Entscheidungslogik ableiten zu können.
Ökonomische Grundlagen der Mehrfachnutzung
9
2 Ökonomische Grundlagen der Mehrfachnutzung
Die Aufbereitung der ökonomischen Grundlagen des Konzepts der Mehrfachnut-
zung von Inhalten legt eine Auseinandersetzung mit Medienunternehmen als In-
stitution sowie mit Medienprodukten als Ergebnis ihrer Geschäftstätigkeit nahe.
Aus diesem Grund werden in diesem Kapitel die unternehmensbezogenen Cha-
rakteristika sowie die produktspezifischen Besonderheiten herausgearbeitet.
2.1 Unternehmensbezogene Charakteristika
Medienunternehmen nutzen im Rahmen der Produktion und Distribution von Me-
dienprodukten verschiedene industrie- und unternehmensspezifische Ressourcen.
Aus diesem Grund werden nachfolgend die Ressourcenbasis von Medienunter-
nehmen, der generische Wertschöpfungsprozess sowie originäre Produktformen,
die verschiedene Teilbranchen und Unternehmenstypen konstituieren, dargelegt.
2.1.1 Ressourcenbasis von Medienunternehmen
Der Geschäftszweck von Medienunternehmen liegt nach Schumann und Hess in
dem Erzeugen, Bündeln und Distribuieren von Inhalten.32 Die angeführten Aufga-
ben konstituieren den generischen Wertschöpfungsprozess, in den bestimmte
industrie-, teilbranchen- und unternehmensspezifische Ressourcen als Input für
die Durchführung von wertschöpfenden Aktivitäten einfließen. In diesem Zu-
sammenhang können Ressourcen als jene Vermögensgegenstände und organisa-
torische Fähigkeiten verstanden werden, die Medienunternehmen (zumindest für
einen bestimmten Zeitraum) exklusiv zur Verfügung stehen.33 Ergänzend ist an
dieser Stelle hinzuzufügen, dass organisatorische Fähigkeiten aus der Verbindung
von Vermögensgegenständen und geeigneten Erfahrungen personenunabhängig
entstehen und sich daher nur eingeschränkt extern beschaffen lassen.
Die Ressourcenbasis von Medienunternehmen weist in Bezug auf die Konfigura-
tion ein industrietypisches, allen weitestgehend gemeines Profil auf, dessen
Grundzüge die nachfolgende Abbildung 2.1.1/1 charakterisiert.34 Auf Basis des
Ressourcenbasisprofils zwar kann eine systematische Beschreibung, nicht jedoch
eine komparative Bewertung von Medienunternehmen hinsichtlich der eigenen
Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zu Konkurrenten vorgenommen werden, da
nicht deren industrietypische Konfiguration, sondern die unternehmensspezifi-
sche Güte der in dem Ressourcenbasisprofil enthaltenen Vermögensgegenstände
32 Vgl. Schumann; Hess (2002), S. 11. 33 Vgl. Wernerfeld (1984), S. 172 sowie Barney (1991), S. 101. 34 Vgl. Hungenberg; Hutzschenreuther; Wulf (1997), S. 3.
Ökonomische Grundlagen der Mehrfachnutzung
10
sowie insbesondere der organisatorischen Fähigkeiten wettbewerbsrelevant ist.
Abb. 2.1.1/1: Ressourcenbasisprofil von Medienunternehmen
Mit Blick auf die Wettbewerbsfähigkeit von Medienunternehmen ist zu konstatie-
ren, dass insbesondere den intangiblen, d.h. den personellen und immateriellen
Vermögensgegenständen sowie der Ausbildung hierauf aufbauender organisatori-
scher Fähigkeiten eine im hohen Maße erfolgsrelevante Bedeutung zukommt.35 In
diesem Zusammenhang sind die Kreativität und Qualifikation der Mitarbeiter, die
Firmen- und Markenreputation sowie das Vorliegen erforderliche Nutzungsrechte
im Medienkontext als besonders bedeutsam hervorzuheben. Die Relevanz des
Vorliegens bestimmter Ressourcen für die Wettbewerbsfähigkeit von Medienun-
ternehmen wird im Folgenden ausführlich an den Nutzungsrechten verdeutlicht.
Inhalte können als individuelle geistige Werke verstanden werden, aus denen
sich für den oder die Urheber –hierunter fallen üblicherweise Autoren, Journali-
sten, Musiker u.a.– bestimmte Rechte ableiten, die durch das Urheberrecht,
UrhG § 1, gesetzlich geschützt sind. Im Einzelnen lassen sich hierbei das Recht
auf Veränderung der Form bzw. Substanz (abusus), auf Nutzung (usus), auf An-
eignung entstehender Gewinne bzw. die Pflicht zur Übernahme entstehender Ver-
luste (usus fructus) sowie das Recht, die Inhalte an Dritte verkaufen zu dürfen
(Kapitalisierungs- bzw. Liquidationsrecht), unterscheiden. Hierbei erwächst für
Medienunternehmen aus dem Umstand, dass sich Rechte hinsichtlich des zu
übertragenden Umfangs in zeitlicher, örtlicher oder inhaltlicher Hinsicht an die
35 Vgl. Rühli (1995), S. 96 sowie Frese (1992), Sp. 1726.
immaterielle, z.B.• Nutzungsrechte• Kundeninformationen
Operative Kompetenzen, z.B. • Auswahl der Inhalte • Produktgestaltung• Distribution/Vermarktung
Strategische Kompetenzen, z.B.• Ressourcenmanagement
(insb. Personal und IT)• Markterschließung/-bearbeitung•Kooperationsmanagement
Ressourcenbasis von Medienunternehmen
Vorhandene Vermögenswertelassen sich unterteilen in …
… und bilden die Grundlage für die Ausbildung von Fähigkeiten
physische, z.B.• Gebäude• Betriebsmitteltechnische, z.B.• Produktionssysteme• Distributionssystemefinanzielle, z.B.• Investitionsmittel• Kreditrahmen, Bonität
personelle, z.B.• feste und freie Mitarbeiter• relevante Netzwerkkontakte
immaterielle, z.B.• Nutzungsrechte• Kundeninformationen
Operative Kompetenzen, z.B. • Auswahl der Inhalte • Produktgestaltung• Distribution/Vermarktung
Strategische Kompetenzen, z.B.• Ressourcenmanagement
(insb. Personal und IT)• Markterschließung/-bearbeitung•Kooperationsmanagement
Ressourcenbasis von Medienunternehmen
Vorhandene Vermögenswertelassen sich unterteilen in …
… und bilden die Grundlage für die Ausbildung von Fähigkeiten
physische, z.B.• Gebäude• Betriebsmitteltechnische, z.B.• Produktionssysteme• Distributionssystemefinanzielle, z.B.• Investitionsmittel• Kreditrahmen, Bonität
personelle, z.B.• feste und freie Mitarbeiter• relevante Netzwerkkontakte
Ökonomische Grundlagen der Mehrfachnutzung
11
Verwendung Verwertung
zweiteiliger Produktionsprozess Nicht-Rivalität
Erzeugung Bündelung KonsumDistribution
First
Copy
Pro-
dukt
Baustein
(originärer Inhalt) Angebots-
form
Komponente
(nach Bauplan)
n:1
1:1
n:1 1:n
Legende: Anzahl n≥1
1:1
Layout
Verwendung Verwertung
zweiteiliger Produktionsprozess Nicht-Rivalität
Erzeugung Bündelung KonsumDistribution
First
Copy
Pro-
dukt
Baustein
(originärer Inhalt) Angebots-
form
Komponente
(nach Bauplan)
n:1
1:1
n:1 1:n
Legende: Anzahl n≥1
1:1
Layout
tatsächliche Inhaltenutzung anpassen lassen, ein strategisch relevantes Optimie-
rungsproblem. Auf der einen Seite können durch einen “maßgeschneiderten“
Rechteumfang Beschaffungskosten eingespart, auf der anderen Seite jedoch, so-
fern sich Rechte im Nachhinein nicht mehr erwerben lassen, Erlöspotenziale ein-
geschränkt werden. Daher empfiehlt sich, den zu erwerbenden Rechteumfang
vorausschauend zu ermitteln. In diesem Zusammenhang stellt sich z.B. Buchver-
lagen die Frage, ob lediglich buchbezogene Rechte (z.B. Hardcover, Taschen-
buch, Sonderausgaben) oder von vornherein auch audiobezogene (z.B. Hör-
buch), elektronische (z.B. Film, Internet) oder merchandisingbezogene Rechte zu
erwerben sind. Es ist zu resümieren, dass der gewählte Rechteumfang hinsicht-
lich Nutzungsmedium, -dauer und -gebiet einen im hohen Maße erfolgsrelevan-
ten Einfluss auf die Geschäftstätigkeit von Medienunternehmen nehmen kann.
2.1.2 Generischer Prozess der Wertschöpfung
Auf einer hohen Abstraktionsebene lässt sich der generische Prozess der Wert-
schöpfung in Übereinstimmung mit dem zuvor definierten Geschäftszweck in die
drei Stufen Erzeugung, Bündelung und Distribution von Inhalten unterteilen.36 Da
dieser Arbeit die Prämisse integrierter Medienunternehmen zugrunde liegt, kann
davon ausgegangen werden, dass (nahezu) alle Stufen des nachfolgend skizzier-
ten Wertschöpfungsprozesses durch einen einzelnen Akteur abgedeckt werden.37
Abb. 2.1.2/1: Wertschöpfungsprozess in Medienunternehmen
Ausgangspunkt des generischen Wertschöpfungsprozesses in Medienunterneh-
men markiert die Erzeugung originärer Inhalte in Form von Bausteinen oder
Komponenten mit der Absicht, diese später in vermarktungsfähige Medienpro-
36 Vgl. Schumann; Hess (2002), S. 11. 37 Vgl. Anding; Köhler; Hess (2003), S. 6-10.
Ökonomische Grundlagen der Mehrfachnutzung
12
dukte zu überführen. Als Voraussetzungen für die Vermarktungsfähigkeit von
Inhalten können die Rezipierbarkeit, das Vorliegen eines ökonomisch verwertba-
ren Nutzenpotenzials sowie die urheberrechtliche bzw. technologische Schützbar-
keit von Nutzungsrechten angesehen werden. Hierbei lässt sich ein Baustein als
die kleinste Einheit verstehen, die als vermarktungsfähiges Produkt marktseitig
(noch) verwertet werden kann (1:1-Beziehung zwischen Baustein und Produkt).
Ein Baustein zeichnet sich dadurch aus, dass er zum einen die Voraussetzungen
der Vermarktungsfähigkeit erfüllt und zum anderen nicht in kleinere, ebenfalls
vermarktungsfähige Einheiten unterteilt werden kann. Die Erzeugung von Bau-
steinen zieht –bei Text-Inhalten– die Festlegung eines Layouts nach sich. Auf
dieser Stufe geht jedoch erst um die grundsätzliche Beschreibung einer zielme-
dienspezifischen Aufbereitungsform, nicht jedoch notwendigerweise bereits um
die direkte Zuweisung eines bestimmten Layouts auf die jeweiligen Inhalte.
Medienunternehmen nutzen Massenmedien, um Inhalte an ein Massenpublikum
zu distribuieren.38 Hierbei ist zu berücksichtigen, dass mit den verschiedenen Me-
dien unterschiedliche technisch-künstlerische Präsentationsmöglichkeiten einher-
gehen. So hebt beispielsweise das Internet, das sich in funktionaler Hinsicht
durch Multimedialität, Interaktivität, Aktualität sowie eine orts- und zeitlose Ver-
fügbarkeit auszeichnet, die räumliche Begrenzung von Papier auf, bedingt im All-
gemeinen jedoch auch einen kürzeren Publikationszyklus.39 Insofern kommt dem
Medium in Bezug auf Inhalte nicht nur eine Transport-, sondern auch eine Ge-
staltungsfunktion zu, die Einfluss auf das zielmedienspezifische Angebot nimmt.
Mit Blick auf Medienprodukte kann feststellen werden, dass sich durch die Bünde-
lung von Bausteinen und gegebenenfalls Komponenten zu gebündelten Produk-
ten üblicherweise eine höhere Preisbereitschaft abschöpfen lässt.40 Da gleichzeitig
die Distributionskosten in der Regel nahezu konstant bleiben, kann durch Pro-
duktbündelung ein Wirtschaftlichkeitsvorteil erzielt werden.41 Aus diesem Grund
stellt die Bündelung von mehreren Bausteinen, gegebenenfalls auch Komponen-
ten zu einer größeren, prinzipiell rückführbaren Komponente auf Basis eines
Bauplans die Kernaufgabe der zweiten Stufe des Wertschöpfungsprozesses dar
(n:1-Beziehung zwischen Baustein und Komponente, n≥1).42 Hierbei werden mit
Hilfe des angesprochenen Bauplans zum einen die inhaltliche Konfiguration bzw.
Bündelungslogik, zum anderen die Zuweisung und Konkretisierung des Layouts
38 Vgl. Bode (1993), S. 37. 39 Vgl. Hess (2002b), S. 579. 40 Vgl. Huber; Kopsch (2000), S. 578. 41 Vgl. Bakos; Brynjolfsson (1996), S. 2. 42 Im Trivialfall kann eine Komponente auch aus nur einem Baustein bestehen. Die Bündelung
von mehreren Bausteinen zu einer Komponente kann jedoch als Normalfall angesehen werden.
Ökonomische Grundlagen der Mehrfachnutzung
13
in Abhängigkeit von der Auswahl des zu belegenden Zielmediums determiniert.
Mit der Überführung einer oder mehrerer Komponenten zu der “First Copy“ voll-
zieht sich die endgültige Festlegung von Inhalt, Struktur und Layout des späteren
Medienprodukts (n:1-Beziehung zwischen Komponente und “First Copy“, n≥1).
Als Beispiel kann die Herstellung eines CD-Albums, das sich aus einer Vielzahl
einzelner Audio-Bausteine zusammensetzt, angeführt werden. Die Stufen Erzeu-
gung und Bündelung stellen hierbei zusammen einen zweiteiligen Produktions-
prozess dar, an dessen Ende ein Unikat, in diesem Fall die „erste“ CD, vorliegt.
Auf der dritten Stufe bedienen sich Medienunternehmen der Massenmedien, um
die Produkte an ein Massenpublikum distribuieren zu können. Unter den Begriff
der Massenmedien fallen hierbei Zeitschriften, Zeitungen und Bücher (zusam-
mengefasst unter dem Oberbegriff Print), Radio und Fernsehen (subsumiert un-
ter dem Oberbegriff Rundfunk), Kassette, CD und DVD als Speichermedien sowie
das Internet und geschlossene Online-Dienste als (Daten-)Netze.43 In Abhängig-
keit von der Auswahl des zu belegenden Massenmediums wird das Unikat entwe-
der im Rahmen von Rundfunk- und Online-Diensten ausgestrahlt oder aber als
Printausgabe bzw. auf einem Speichermedium materialisert, in Form von Kopien
vervielfältigt und schließlich auf physischem Wege zu den Rezipienten transpor-
tiert (1:1-Beziehung zwischen “First Copy“ und Produkt).44 In beiden Fällen be-
steht die Möglichkeit, ein Produkt z.B. in verschiedenen Medien zeitlich versetzt
oder aber gleichzeitig zielmedienübergreifend anzubieten und somit mehrfach zu
verwerten (1:n-Beziehung zwischen Produkt und Angebot, n≥1).
Medienprodukte stellen Erfahrungsgüter dar, deren Qualität letztendlich erst ex
post wahrgenommen werden kann, die sich jedoch anhand der Marke als „Quali-
tätsversprechen“ ex ante abschätzen lässt.45 Unter dem Begriff der Marke ist ein
Name, Zeichen, Symbol, eine Gestaltungsform oder eine Kombination aus diesen
Bestandteilen zu verstehen, die der Produktkennzeichnung zum Zwecke einer
Differenzierung gegenüber Konkurrenzangeboten dient.46 Angesichts einer zu-
nehmenden Angebotsvielfalt ist zu konstatieren, dass die Reputation der Marke
als Kaufkriterium für Rezipienten an Bedeutung gewinnt. Aus diesem Grund geht
die Distribution von Inhalten über die physische bzw. elektrische oder analoge
Übertragung hinaus und schließt zunehmend auch den Markenaufbau sowie die
aktive Vermarktung durch Werbung und Verkaufsförderung mit ein.
43 Vgl. Schumann; Hess (2002), S. 7. 44 Vgl. Hess (2002a). 45 Das Problem, Medienprodukte ex ante nicht direkt bewerten zu können, wird auch als Infor-
mationsparadoxon bezeichnet, vgl. Schumann; Hess (2002), S. 24 sowie Wirtz (2001), S. 34. 46 Vgl. Kotler; Bliemel (1995), S. 679.
Ökonomische Grundlagen der Mehrfachnutzung
14
Teilbranchen Originäre Produktformen
Pri
nt
Zeitungs-verlage
•Tageszeitungen (regional/überregional)•Wochenzeitungen (regional/überregional)•Anzeigenblätter (lokal)•Sonstige (Messezeitungen etc.)
Zeitschriften-verlage
Buch-verlage
•Publikumszeitschriften (General-/Special-Interest, z.B. Sport, Jugend, Fernsehen, Wirtschaft, Eltern)
•Fachzeitschriften (berufs-/branchenbezogen)•Kunden-/Mitarbeiterzeitschriften
•Unterhaltungsliteratur (insb. Belletristik)•Fach- und Sachbücher (Schul-/Lehrbücher, wissen-schaftliche Fachbücher etc.)
•Sonstige (Lexika, Atlanten, Verzeichnisse etc.)
Ru
ndfu
nk
Fernseh-sender
•Free-TV (Voll-/Sparten-/Fenster-/Lokalprogramm)•Pay-TV (pay-per-channel, on-demand)•Homeshopping (z.B. Informations- und Werbe-programme, Verkaufsshows)
Radio-sender
•Free-Radio (Voll-/Sparten-/Fenster-/Lokalprogramm)•Pay-Radio (Pay-per-Channel und On-Demand auf Basis digitaler Übertragungsverfahren)
Speic
herm
edie
n Musik-verlage
Musik auf•CD•DVD-Audio•z.T. noch Langspielplatten und Kassetten
Film-verlage
Spiel- und Dokumentar-Filme auf•Leinwand (Kino)•DVD•VHS
Date
n-
netz
e Content-Broker
Komplexe Multimedia-Produkte sowie Produktformen der anderen Teilbranchen werden verwertet über• Schmalband-Netze• Breitband-Netze
Teilbranchen Originäre Produktformen
Pri
nt
Zeitungs-verlage
•Tageszeitungen (regional/überregional)•Wochenzeitungen (regional/überregional)•Anzeigenblätter (lokal)•Sonstige (Messezeitungen etc.)
Zeitschriften-verlage
Buch-verlage
•Publikumszeitschriften (General-/Special-Interest, z.B. Sport, Jugend, Fernsehen, Wirtschaft, Eltern)
•Fachzeitschriften (berufs-/branchenbezogen)•Kunden-/Mitarbeiterzeitschriften
•Unterhaltungsliteratur (insb. Belletristik)•Fach- und Sachbücher (Schul-/Lehrbücher, wissen-schaftliche Fachbücher etc.)
•Sonstige (Lexika, Atlanten, Verzeichnisse etc.)
Ru
ndfu
nk
Fernseh-sender
•Free-TV (Voll-/Sparten-/Fenster-/Lokalprogramm)•Pay-TV (pay-per-channel, on-demand)•Homeshopping (z.B. Informations- und Werbe-programme, Verkaufsshows)
Radio-sender
•Free-Radio (Voll-/Sparten-/Fenster-/Lokalprogramm)•Pay-Radio (Pay-per-Channel und On-Demand auf Basis digitaler Übertragungsverfahren)
Speic
herm
edie
n Musik-verlage
Musik auf•CD•DVD-Audio•z.T. noch Langspielplatten und Kassetten
Film-verlage
Spiel- und Dokumentar-Filme auf•Leinwand (Kino)•DVD•VHS
Date
n-
netz
e Content-Broker
Komplexe Multimedia-Produkte sowie Produktformen der anderen Teilbranchen werden verwertet über• Schmalband-Netze• Breitband-Netze
2.1.3 Unternehmenstypen und Produktformen
Auf Basis der vorangegangenen Unterteilung von Massenmedien lässt sich die
Medienindustrie in Teilbranchen gliedern, in denen Homogenität bzw. Substi-
tuierbarkeit bezüglich der angebotenen Produkte vorliegt. Je Teilbranche wieder-
um können mit Zeitungs-, Zeitschriften- und Buchverlagen, Radio- und Fernseh-
sendern, Musik- und Filmverlagen sowie Content-Brokern verschiedene Unter-
nehmenstypen unterschieden werden, denen sich die in der nachfolgenden Abbil-
dung 2.1.3/1 aufgeführten Produktformen originär zurechnen lassen.47
Abb. 2.1.3/1: Originäre Produktformen je Unternehmenstyp
Da den originär zugerechneten Produktformen hinreichend gut die einzelnen In-
haltetypen zugerechnet werden können, erlaubt der Systematisierungsrahmen zu
47 Vgl. zu den Teilbranchen der Medienindustrie Schumann; Hess (2002), S. 10 sowie zu den
originär zurechenbaren Produktformen Wirtz (2001), S. 137, 184, 244, 313.
Ökonomische Grundlagen der Mehrfachnutzung
15
einem späteren Zeitpunkt, die verschiedenen Varianten einer Mehrfachnutzung
von Inhalten hinsichtlich ihrer grundsätzlichen Eignung und Attraktivität je Un-
ternehmenstyp zu diskutieren. Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, dass die
Geschäftstätigkeit bzw. das Produktportfolio von Medienunternehmen inzwischen
in vielen Fällen über die originär zugerechneten Produktformen hinausgeht. So
lässt sich beispielsweise beobachten, dass Buchverlage zunehmend auch Hörbü-
cher, d.h. speichermedienbasierte Audio-Produkte, ergänzend anbieten. Aus die-
sem Grund müssen die angesprochenen Unternehmenstypen als Reinformen in-
terpretiert werden, die sich in der Realität so eher selten vorfinden lassen.
2.2 Produktspezifische Besonderheiten
Mit Blick auf das Konzept der Mehrfachnutzung von Inhalten stellt sich die Frage,
welche produktspezifischen Besonderheiten in der Medienindustrie vorliegen und
im Rahmen weiterer Überlegungen zu berücksichtigen sind. In Bezug auf diese
Frage scheinen insbesondere dem “First-Copy-Cost“-Effekt, der Nicht-Rivalität im
und Nicht-Ausschließbarkeit vom Konsum sowie der Lagerdauer bzw. Entwer-
tungsgeschwindigkeit von Inhalten eine gewisse Bedeutung zuzukommen.
2.2.1 “First-Copy-Costs“ in der Medienproduktion
In Abhängigkeit von ihrem Verhalten gegenüber einer Veränderung der Ausbrin-
gungsmenge werden anfallende Kosten üblicherweise als fix oder variabel be-
zeichnet. Analog hierzu lassen sich die Stückkosten eines Produktes, verstanden
als Quotient der Gesamtkosten zur Ausbringungsmenge, in eine fixe sowie in ei-
ne variable Komponente unterteilen. Der Effekt, dass sich durch Steigerung der
Ausbringungsmenge die fixen Gesamtkosten auf eine höhere Anzahl an Produk-
ten verteilen, daher der relative Fixkostenanteil und somit letztendlich die Stück-
gesamtkosten insgesamt abnehmen, wird als Fixkostendegression bezeichnet.
In Bezug auf die im Rahmen der Erzeugung, Bündelung und Distribution von Me-
dienprodukten anfallenden Gesamtkosten lässt sich feststellen, dass bei einer
Steigerung der Steigerung der Gesamtausbringungsmenge, d.h. der Auflagenhö-
he bzw. der Quote, nur die Vervielfältigungskosten proportional ansteigen, wäh-
rend sich Transport- bzw. Übertragungskosten üblicherweise sprungfix, die direkt
mit der Erstellung des Unikats anfallenden Produktionskosten hingegen fix ver-
halten. Aus diesem Grund ist zu konstatieren, dass sich die Gesamtkosten von
Medienprodukten grundsätzlich in Sprüngen an eine höhere Ausbringungsmenge
anpassen.48 Je nachdem, ob materielle oder immaterielle Medienprodukte den
48 Vgl. Schumann; Hess (2002), S. 67-68.
Ökonomische Grundlagen der Mehrfachnutzung
16
Gegenstand der Betrachtung darstellen, fallen auch variable Vervielfältigungsko-
sten an. Die nachfolgende Abbildung 2.2.1/1 skizziert die sich aus einer Steige-
rung der Ausbringungsmenge ergebende Gesamtkostenkurve für materielle bzw.
immaterielle Medienprodukte, ohne hierbei eine Aussage zu dem jeweiligen rela-
tiven Anteil der verschiedenen Kostenkomponenten zu treffen.
Abb. 2.2.1/1: Kostenkurvenverlauf (im-)materieller Medienprodukte
Die in der obigen Abbildung dargestellten Fixkosten lassen sich im Wesentlichen
zum einen auf die technische und personelle Infrastruktur von Medienunterneh-
men sowie zum anderen auf die Beschaffung von Ressourcen, fremdproduzierten
Inhalten und den zugrunde liegenden Nutzungsrechten zurückführen.49 Da sich
diese Fixkosten in der Regel nicht eliminieren lassen, kann deren relativer Anteil
an den anfallenden Gesamtkosten nur durch eine Fixkostendegression infolge
einer Steigerung der Gesamtausbringungsmenge reduziert werden.
Der Anteil an fix, d.h. mengenunabhängig anfallenden Produktionskosten an den
Gesamtkosten wird in der Medienindustrie üblicherweise als “First-Copy-Costs“,
eine Fixkostendegression infolge einer Steigerung der Gesamtausbringungsmen-
ge analog als “First-Copy-Cost“-Effekt bezeichnet. Mit Blick auf die unterschiedli-
chen Kostenstrukturen der verschiedenen Teilbranchen ist hierbei zu berücksich-
tigen, dass die Fixkostendegression sowie die hiermit einhergehende Stückko-
stenreduktion positiv mit dem Anteil der Fix- an den Gesamtkosten korrelieren,
d.h. die Fixkostendegression fällt umso höher aus, je größer der Fixkostenanteil
ausfällt. Die nachfolgende Abbildung 2.2.1/1 veranschaulicht am Beispiel der
Zeitschrift „Der Spiegel“ die sich aus dem “First-Copy-Cost“-Effekt ableitende
Stückkostenwirkung, der bei ansteigender Ausbringungsmenge eintritt.
49 Vgl. Wirtz (2001), S. 26 sowie Shapiro; Varian (1998), S. 19-20.
Gesamt-kosten
Gesamtausbrin-gungsmenge
[Auflagenhöhe/Quote]
Legende:
Kostenkurve ma-terieller Produkte
Vervielfältigungs-kosten
Transport-/Über-tragungskosten
First-Copy-Pro-duktionskosten
Kostenkurve imma-terieller Produkte
Gesamt-kosten
Gesamtausbrin-gungsmenge
[Auflagenhöhe/Quote]
Legende:
Kostenkurve ma-terieller Produkte
Vervielfältigungs-kosten
Transport-/Über-tragungskosten
First-Copy-Pro-duktionskosten
Vervielfältigungs-kosten
Transport-/Über-tragungskosten
First-Copy-Pro-duktionskosten
Kostenkurve imma-terieller Produkte
Ökonomische Grundlagen der Mehrfachnutzung
17
Auflagenhöhe [Millionen
Exemplare]
Stück-kosten [€]
3,00
3,50
4,00
4,50
5,00
0,9 1,0 1,1 1,20,8
Auflagenhöhe [Millionen
Exemplare]
Stück-kosten [€]
3,00
3,50
4,00
4,50
5,00
0,9 1,0 1,1 1,20,8
Abb. 2.2.1/2: Kostenwirkung des “First-Copy-Cost“-Effekts (Abbildung übernommen von Schumann; Hess (2002), S. 69)
Mit Blick auf die Medienindustrie lässt sich beobachten, dass der Fixkostenanteil
erheblich zwischen den Teilbranchen variieren: Während er in Zeitungsverlagen
bei rund 50% bzw. in Zeitschriftenverlagen bereits bei rund 65% liegt, erreicht
er im Rundfunk- und Online-Bereich sogar einen Wert von bis zu 90%.50 Aus die-
sem Grund ist festzustellen, dass sich eine Variation der Ausbringungsmenge in
den jeweiligen Teilbranchen in stark unterschiedlichem Maße auf die Gesamt-
kosten der für diese Teilbranchen charakteristischen Medienprodukte auswirkt.51
Das Konzept der Mehrfachnutzung zielt in Bezug auf einmal erzeugte Inhalte auf
eine günstigere Input-Output-Relation durch Steigerung der Ausbringungsmenge
bei (nahezu) gleich bleibendem Einsatz an Inputfaktoren. Der erste zielführende
Ansatzpunkt kann hierbei in der Mehrfachverwendung von Inhalten gesehen
werden. Mit Blick auf den Wertschöpfungsprozess liegt hierbei der Fokus der Be-
trachtung auf der Stufe der Bündelung, in deren Rahmen ein Baustein in ver-
schiedene Komponenten eingesetzt werden kann. Mehrfachverwendung scheint
aus einer Kostenperspektive heraus sinnvoll zu sein, wenn sich so ein Teil der bei
der Erstellung und Bündelung von Inhalten anfallenden Produktionskosten ein-
sparen lässt.52 In diesem Fall liegen verwendungsinduzierte “Economies of Scale“
vor, die sich zum einen auf die Bündelung von Modulen sowie zum anderen auf
die mehrfache Verwendung einmal erzeugter Bausteine und Komponenten zu-
50 Vgl. Zerdick et al. (2001), S. 165-166. 51 Vgl. Altmeppen (1996), S. 265. 52 Eine Mehrfachverwendung von Inhalten muss nicht notwendigerweise zu geringeren Kosten
führen. Es ist beispielsweise vorstellbar, dass die Kosten einer zielmedienspezifischen Anpas-sung vorhandener Inhalte höher ausfallen als bei einer zielmedienspezifischen Produktion neu-er Inhalte. Daher kann eine ökonomische Vorteilhaftigkeit von Mehrfachverwendung nicht per se angenommen werden, sondern ist jeweils anwendungsspezifisch prüfen.
Ökonomische Grundlagen der Mehrfachnutzung
18
rückführen lassen.53 Auf Baustein-Ebene kann daher eine steigende Ausbrin-
gungsmenge angenommen werden, die sich in unterschiedlichen Komponenten
und letztendlich in verschiedenen Produkten konkretisiert, jedoch nicht mit der
höheren Ausbringungsmenge eines bestimmten Produktes einhergehen muss.
Der zweite zielführende Ansatzpunkt liegt in einer marktseitigen Mehrfachverwer-
tung von Inhalten. Auf Stufe der Distribution lassen sich sowohl “Economies of
Scale“ als auch “Economies of Scope“ realisieren, indem mehr Kopien bzw. Aus-
strahlungen eines Unikats erzeugt oder aus dem gegebenen Content-Bestand
heraus verschiedene Zielmedien bedient werden, wodurch üblicherweise wieder-
um die Produktkonfiguration tangiert wird.54 Mehrfachverwertung führt ebenfalls
zu einer ansteigenden Ausbringungsmenge, konkretisiert sich in diesem Fall je-
doch direkt auf der Produkt-Ebene bzw. in einer entsprechenden Angebotsviel-
falt.55 Zusammenfassen lässt sich resümieren, dass sowohl die Mehrfachverwen-
dung als auch die Mehrfachverwertung von Inhalten zu einer ansteigenden Aus-
bringungsmenge führen, die aufgrund des “First-Copy-Cost“-Effekts eine Fixko-
stendegression nach sich zieht.56 Ob und inwiefern Mehrfachnutzung auch zu ei-
nem Wirtschaftlichkeitsvorteil in Form einer günstigeren Input-Output-Relation
führt, lässt sich jedoch abschließend nur klären, wenn alle möglicherweise anfal-
lenden kosten- bzw. erlöswirksamen Seiteneffekte berücksichtigt werden.
2.2.2 Nicht-Rivalität im und Nicht-Ausschließbarkeit vom Konsum
Obwohl Medienprodukte üblicherweise als private Güter gehandelt werden, wei-
sen sie tendenziell Charakteristika öffentlicher Güter auf, die definitionsgemäß in
der Nicht-Rivalität im sowie in der Nicht-Ausschließbarkeit vom Konsum liegen.57
Ein relativ geringer Rivalitätsgrad im Konsum bedeutet, dass ein Gut konsumiert
werden kann, ohne dass dadurch der Nutzen für weitere Konsumenten deutlich
abnimmt.58 Bei Medienprodukten kann üblicherweise von einem relativ geringen
Rivalitätsgrad ausgegangen werden. Bei einer näheren Betrachtung sind hierbei
unbedingt Inhalte und deren Trägermedien zu unterscheiden, da sich nicht Inhal-
te, wohl aber deren Trägermedien durch Konsum physisch abnutzen bzw. sich
53 Vgl. Detering (2001), S. 46-48. 54 Vgl. Detering (2001), S. 46-49. 55 Um die Frage, ob eine Mehrfachverwertung von Inhalten zu einer höheren Ausbringungsmenge
aller Produkte führt, beantworten zu können, ist zu klären, ob Kannibalisierungseffekte zwi-schen den Produkten wirken und –wenn diese vorliegen– welche Intensität sie aufweisen. Dar-über hinaus ist zu untersuchen, welche Wirkung auf die bisherigen Preise damit einhergeht.
56 Siehe hierzu im Detail Abbildung 4.1/1. 57 Vgl. Wirtz (2001), S. 30. 58 Vgl. Zerdick et al. (2001), S. 48.
Ökonomische Grundlagen der Mehrfachnutzung
19
die Übertragungsqualitäten verschlechtern können. Hiervon ist insbesondere bei
Print-Produkten (Papier parallel nicht nutzbar, Abnutzung durch Konsum) und
Online-Diensten (Server-Engpass), nicht jedoch im Rundfunkbereich auszuge-
hen.59 Beispielhaft sei letzteres an einem Radiosender veranschaulicht. Es zeigt
sich, dass ein innerhalb eines begrenzten geographischen Gebietes ausgestrahl-
tes Hörfunkprogramm von allen Hörern in der gleichen inhaltlichen Zusammen-
setzung und prinzipiell der gleichen Güte empfangen wird. Die absolute Größe
der Hörerschaft hat somit weder auf die Inhalte des Programms noch auf die
Qualität der Übertragung bzw. des Empfangs Einfluss. Da der Nutzen, den ein
einzelner Hörer aus dem Konsum des Hörfunkprogramms zieht, auch bei anstei-
gender Höreranzahl nicht abnimmt, ist zu resümieren, dass ein hohes Maß an
Nicht-Rivalität im Konsum vorliegt. Für Radio- und Fernsehsender leitet sich
hieraus die Möglichkeit ab, innerhalb des eigenen Sendegebietes unendlich viele
–zumindest alle erreichbaren– Rezipienten „beliefern“ zu können, das klassische
Problem von Produktions- bzw. Lieferengpässen verliert unter diesen Bedingun-
gen an Bedeutung. Darüber hinaus ist explizit hervorzuheben, dass die Inhalte
unabhängig von der Anzahl der Konsumakte keinerlei physische Wertminderung
erfahren, wodurch aus rein technischer Sicht die Mehrfachnutzung von Inhalten
in und durch Medienunternehmen gleich welcher Teilbranche begünstigt wird.60
Nicht-Rivalität im Konsum eines Gutes begünstigt üblicherweise eine Nicht-Aus-
schließbarkeit hiervon, d.h. potenziellen Konsumenten kann die Nutzung eines
Gutes auch dann nicht verweigert werden, wenn diese den geforderten Preis
nicht bezahlen.61 Mit Bezug auf das zuvor angeführte Radio-Beispiel äußert sich
Nicht-Ausschließbarkeit darin, dass auch Hörer, die keine Rundfunk- bzw. GEZ-
Gebühren bezahlen und infolgedessen kein Nutzungsrecht erworben haben, ent-
sprechende Hörfunk-Angebote konsumieren können. Unter diesen Voraussetzun-
gen besteht die Gefahr eines “Free Rider“-Verhaltens, d.h. eines eigennützigen
Konsums ohne finanzielle Gegenleistung, das die Idee einer privatwirtschaftlichen
Bereitstellung von Medienprodukten konterkarieren kann.62 Es ist davon auszu-
gehen, dass Medienunternehmen bei Nicht-Ausschließbarkeit von Konsum und
gleichzeitigem “Free Rider“-Verhalten der Rezipienten keinen adäquaten finan-
ziellen Gegenwert für die erbrachte Marktleistung erhalten, infolgedessen kein
59 Vgl. Wirtz (2001), S. 30 60 Vgl. Zerdick et al. (2001), S. 48. 61 Vgl. Schumann; Hess (2002), S. 23. 62 Vgl. Detering (2001), S. 140.
Ökonomische Grundlagen der Mehrfachnutzung
20
ökonomisch begründeter Anreiz für eine kommerzielle Tätigkeit vorliegt.63
Zusammenfassend lässt sich über alle Teilbranchen und die in ihnen gehandelten
Medienprodukte hinweg festzustellen, dass üblicherweise nur ein geringer Rivali-
tätsgrad im, in Teilen jedoch ein hohes Maß an Nicht-Ausschließbarkeit vom Kon-
sum vorliegt.64 In diesem Zusammenhang ist zu resümieren, dass Nicht-Rivalität
im Konsum aus technischer Sicht eine Mehrfachnutzung von Inhalten begünstigt,
Nicht-Ausschließbarkeit vom Konsum jedoch dessen ökonomisch verwertbares
Nutzenpotenzial –in Verbindung mit einem “Free Rider“-Verhalten auf Seiten der
Rezipienten– schmälert, im schlimmsten Fall sogar vollständig eliminiert.
2.2.3 Lagerfähigkeit und Entwertungsgeschwindigkeit
Der Begriff der Lagerung rekurriert auf die Zeitspanne zwischen dem (endgülti-
gen) Abschluss des Produktionsprozesses und vor der marktseitigen Verwertung
eines Produktes. In diesem Zusammenhang lassen sich grundsätzlich zwei ver-
schiedene Quellen für möglicherweise anfallende Kosten ausmachen. Zum einen
können Kosten direkt durch die Lagerhaltung und spätere Bereitstellung entste-
hen, sollen aber im Folgenden vernachlässigt werden. Zum anderen können Ko-
sten indirekt infolge einer materiellen oder immateriellen Wertminderung des
Produktes anfallen. Da eine materielle Wertminderung auf eine objektive Zu-
standsverschlechterung des materiellen Trägermediums wie z.B. Papier zurück-
zuführen ist, können dementsprechende Kosten bei ausschließlich digital gespei-
cherten Inhalten vernachlässigt werden. Es kann jedoch davon ausgegangen
werden, dass Kosten infolge einer immateriellen Wertminderung eine hohe Be-
deutung für Medienprodukte aufweisen, da diese einen erheblichen Einfluss auf
die Dauer der zwischenzeitlichen Lagerungszeit nehmen können.
Anders als bei Dienstleistungen, jedoch ebenso wie bei Industrie- besteht grund-
sätzlich auch bei Medienprodukten die Möglichkeit zu einer zwischenzeitlichen
Lagerung, d.h. Lagerfähigkeit kann angenommen werden. Mit Bezug auf die La-
gerfähigkeit ist jedoch zu berücksichtigen, dass sich die zahlungskräftige Nach-
frage nach Medienprodukten –sofern es sich nicht um „Klassiker“ oder z.T. auch
archivierte Inhalte handelt– im Regelfall mehr oder weniger intensiv –insgesamt
aber weitaus stärker als bei Industrieprodukten– zeitsensibel verhält. Aus diesem
63 Rundfunk-Sender finanzieren sich üblicherweise entweder ausschließlich über Werbung (priva-
te Sender) oder über einen Erlösmix aus Werbung und Rundfunkgebühren (öffentlich-rechtliche Sender). In beiden Fällen kann davon ausgegangen werden, dass Rezipient für den Konsum von Inhalten üblicherweise kein leistungsmengenabhängiges Entgelt entrichten (Aus-nahme Pay-Radio sowie -TV wie z.B. das Angebot des Fernsehsenders Premiere). Daher ist zu konstatieren, dass eine Nicht-Ausschließbarkeit von Konsum –in Verbindung mit einem “Free Rider“-Verhalten- aufgrund der erlösmindernden Wirkung nicht für private, wohl aber für öf-fentlich-rechtliche, gebührenfinanzierte Sender ein nicht unerhebliches Problem darstellt.
64 Vgl. Wirtz (2001), S. 30.
Ökonomische Grundlagen der Mehrfachnutzung
21
Erläuterung:
Restwert: ökonomisch ver-wertbares Nutzenpotenzial (zeitpunktbezoger Wert)
Zeit nach der Produktion [Tage]
Restwert
0%
50%
100%
0 +1 +2 +3 +4
„klassisches“ Buch
Tages-zeitung
Erläuterung:
Restwert: ökonomisch ver-wertbares Nutzenpotenzial (zeitpunktbezoger Wert)
Zeit nach der Produktion [Tage]
Restwert
0%
50%
100%
0 +1 +2 +3 +4
„klassisches“ Buch
Tages-zeitung
Grund nimmt das ökonomisch verwertbare Nutzenpotenzial von Medienprodukten
mit zunehmendem zeitlichen Abstand zum Produktionstermin im Gegensatz zu
vielen Industriegütern üblicherweise stark ab.65 Analog hierzu sinkt im Zeitverlauf
üblicherweise auch der verbleibende (Rest-)Wert von Medienprodukten, sie kön-
nen sogar vollständig an Wert verlieren. Hieraus lässt sich die Schlussfolgerung
ableiten, dass die Dauer einer zwischenzeitlichen Lagerung bei Medienprodukten
üblicherweise weniger durch technische als vielmehr durch ökonomische Restrik-
tionen zeitlich begrenzt wird, insofern die Lagerfähigkeit von Inhalten eine öko-
nomische Fragestellung darstellt. Mit dem Absinken des Restwertes innerhalb
einer bestimmten Zeitspanne kommt die Entwertungsgeschwindigkeit von Inhal-
ten zum Ausdruck, deren Ausprägung, wie aus der nachfolgenden Abbildung
2.2.4/1 anhand des Vergleiches eines „klassischen“, eher zeitlosen Buches mit
einer tagesaktuellen Zeitung hervorgeht, höchst unterschiedlich ausfallen kann.
Abb. 2.2.4/1: Entwertungsgeschwindigkeit von Medienprodukten (Abbildung übernommen von Schumann; Hess (2002), S. 72)
Mit Blick auf das in der obigen Abbildung angeführte Beispiel ist zu konstatieren,
dass ein „klassisches“, d.h. zeitloses Buch im Vergleich zu einer Tageszeitung
aufgrund einer deutlich geringeren Entwertungsgeschwindigkeit wesentlich län-
ger gelagert werden kann, infolgedessen eine signifikant bessere Lagerfähigkeit
aufweist. Hierbei ist zu beachten, dass in beiden Fällen Papier das Trägermedium
darstellt. Vor diesem Hintergrund lässt sich die Schlussfolgerung ableiten, dass
die Dauer der ökonomischen Verwertbarkeit bzw. eine diesbezügliche Entwer-
tungsgeschwindigkeit nicht explizit durch die Eigenschaften des Zielmediums
vorgegeben ist, sondern sich maßgeblich aus dem Aktualitätsanspruch der Rezi-
pienten, die bestimmte Nutzungserwartungen in Bezug sowohl auf die Inhalte als
auch auf die zugrunde liegenden Trägermedien entwickelt haben, ableitet.
65 Vgl. Schumann; Hess (2002), S. 22 sowie Bode (1993), S. 42.
Ökonomische Grundlagen der Mehrfachnutzung
22
2.3 Zwischenfazit: Ökonomische Aspekte der Mehrfachnutzung
In den dreistufigen Wertschöpfungsprozess von Medienunternehmen fließen be-
stimmte Ressourcen in Form von Vermögenswerten und organisatorischen Fähig-
keiten ein, auf deren Basis bzw. durch deren Nutzung sich Medienprodukte erst
herstellen lassen. Hierbei können Medienprodukte als eine Einheit von Inhalt und
dem damit verbundenen Trägermedium verstanden werden. Mit Blick auf diese
analytische Unterscheidung sind zwei Punkte von besonderer Bedeutung. Erstens
gehen Verwendung und Verwertung nicht mit einer physischen Wertminderung
der originären Inhalte, wohl aber der damit verbundenen materiellen Trägerme-
dien einher. Zweitens weisen unterschiedliche Zielmedien üblicherweise jeweils
spezifische Gestaltungsmöglichkeiten bzw. -notwendigkeiten auf der einen sowie
Nutzungserwartungen der Rezipienten auf der anderen Seite auf. Daher liegt die
Vermutung nahe, dass sich Inhalte mehrfach nutzen lassen, jedoch –sofern sie
über mehrere Medien verwertet werden- hinsichtlich Bündelungskonfiguration
und Layout jeweils zielmedienspezifisch aufzubereiten sind.
Mit Blick auf die produktspezifischen Besonderheiten, die Einfluss auf eine Mehr-
fachnutzung von Inhalten nehmen, sind der “First-Copy-Cost“-Effekt, die Nicht-
Rivalität im und die Nicht-Ausschließbarkeit vom Konsum sowie die Lagerfähig-
keit und Entwertungsgeschwindigkeit hervorzuheben. Hierbei lässt sich aus dem
“First-Copy-Cost“-Effekt die Erkenntnis ableiten, dass eine Steigerung der Aus-
bringungsmenge auf Baustein-, Komponenten- oder Produktebene zu Synergien
in Form von „Economies of Scale“ bzw. „Economies of Scope“ führen kann, die
für eine Mehrfachnutzung von Inhalten sprechen. Da Konsum nicht mit einer
physischen Wertminderung originärer Inhalte einhergeht, findet diese Begrün-
dungsgrundlage Verstärkung durch die Nicht-Rivalität im Konsum, wird jedoch
geschwächt, wenn die Nicht-Ausschließbarkeit vom Konsum –in Verbindung mit
einem “Free-Rider“-Verhalten eine privatwirtschaftliche Bereitstellung konterka-
riert. Sofern sich Inhalte privatwirtschaftlich verwerten lassen, ist darüber hinaus
auch deren Entwertungsgeschwindigkeit bei der intendierten Mehrfachnutzung zu
berücksichtigen, da diese die Dauer einer zwischenzeitlichen Lagerung bzw. öko-
nomischen Verwertbarkeit begrenzt. Die Frage, ob und wie sich Mehrfachnutzung
vorteilhaft betreiben lässt, kann allerdings nicht allein aus einer ökonomischen
Perspektive heraus beantwortet werden. Ebenso sind insbesondere tech-
nologische sowie juristische Aspekte –letztere werden im Rahmen dieser Arbeit
bewusst vernachlässigt– mit in die weiteren Überlegungen einzubeziehen.
Technologische Grundlagen der Mehrfachnutzung
23
3 Technologische Grundlagen der Mehrfachnutzung
Die Mehrfachnutzung von Inhalten setzt neben einer juristischen Zuverlässigkeit
und ökonomischen Sinnhaftigkeit insbesondere eine technologische Machbarkeit
voraus, deren Grundlagen nachfolgend dargelegt werden. Im ersten Teil findet
eine Unterscheidung analoger und digitaler Technologien als das jeweilige Fun-
dament von Entwicklungsstufen der Medienindustrie statt. Die mit der voran-
schreitenden Digitalisierung einhergehenden Auswirkungen auf das Konzept der
Mehrfachnutzung von Inhalten werden im zweiten Teil dieses Kapitels dargelegt.
3.1 Zentrale Entwicklungsstufen in der Medienindustrie
Die in der Medienindustrie zum Einsatz kommenden Technologien sind einer fort-
laufenden Weiterentwicklung unterworfen, grundsätzlich lassen sich jedoch ana-
loge bzw. digitale Technologien als das jeweilige Fundament einer der beiden
zentralen Entwicklungsstufen unterscheiden. Hierbei ist anzumerken, dass eine
trennscharfe Abgrenzung nicht gelingt, da von einem schrittweisen, nicht abge-
schlossenen Übergang von analogen auf digitale Technologien auszugehen ist.
3.1.1 Analoge Technologien als Fundament
Im Rückblick auf die Geschichte der Medienindustrie lassen sich drei große Pha-
sen ausmachen, in denen sich unter dem Einfluss neuer Technologien die Art und
Weise der Produktion und Verwertung von Medienprodukten grundlegend verän-
dert hat. Die erste Phase beginnt Mitte des 15. Jahrhunderts mit der Erfindung
des Buchdrucks, die auf verbesserten Verfahren zur Papier-Herstellung sowie ei-
ner Mechanisierung der Schriftenproduktion durch den Einsatz von Lettern und
Druckerschwärze aufbaut.66 Infolgedessen haben sich allmählich professionelle
Akteure auf den Wertschöpfungsstufen sowie Literaturmärkte herauskristallisiert.
Die zweite Phase ist durch die Ausbildung neuer Massenmedien ab Mitte des 19.
Jahrhunderts gekennzeichnet, auf deren Basis Medienprodukte erstmalig an ein
Massenpublikum distribuiert werden können. In diesem Zusammenhang können
leistungsstärkere Übertragungstechnologien als eine bedeutsame technologische
Grundlage angesehen werden, die eine Vorstellung von und den Anspruch auf
Aktualität erzeugen.67 Auf dieser Basis vollzieht sich eine enorme Beschleunigung
der Nachrichtenübermittlung, die eine rasante Ausdifferenzierung der Produkt-
66 Vgl. o.V. (2002a). 67 In diesem Zusammenhang ist die Erfindung des elektrischen Schreibtelegraphen durch Samuel
Morse 1837 hervorzuheben, worin ein wesentlicher Fortschritt im Vergleich zu bisherigen opti-schen Übermittlungsverfahren zu sehen ist, vgl. Weischenberg; Hienzsch (1994), S. 464-467.
Technologische Grundlagen der Mehrfachnutzung
24
formen im Print-Bereich, d.h. hier von Zeitschriften und insbesondere Zeitungen
nach sich zieht. Darüber hinaus führt die zunehmende Mechanisierung in der
Print-Produktion zu einer signifikanten Reduktion von Produktionskosten.68
Die beiden ersten Phasen der Mediengeschichte können zu einer ersten zentralen
Entwicklungsstufe zusammengefasst werden, die durch den ausschließlichen Ein-
satz von analogen Technologien und Trägermedien –einige sind bereits genann-
ten worden– gekennzeichnet ist. Aufgrund des analogen Charakters kann von
mechanischen bzw. elektrischen Verarbeitungs- und Übertragungsprinzipien aus-
gegangen werden. Als analog bezeichnet man in diesem Kontext die Codierung,
Speicherung und Distribution von Informationen mit Hilfe eines gegenständlichen
Zeichensystems im Print-Bereich bzw. die Anwendung von Übertragungsverfah-
ren im Rundfunk-Bereich, in deren Rahmen Signalverläufe Verwendung finden.69
Die fortschreitende Entwicklung analoger Technologien bildet die Grundlage nicht
nur für effizientere Produktionsprozesse, infolgedessen Medienprodukte zuneh-
mend als Massenprodukte verstanden und konsumiert werden können, sondern
auch für eine weitere Ausdifferenzierung der Produktformen. Im diesem Zusam-
menhang sind die Erfindungen des Telefons und der Bildschirmröhre im Bereich
der Übertragungsmedien sowie des Celluloids und des Magnetbands als Spei-
chermedien für Text-, Bild-, Audio- und Video-Inhalte hervorzuheben.70 Die ange-
führten Technologien bilden das Fundament, auf dem sich die Ausbildung von
Fotographie, der Film- und Fernsehbranche sowie des Radios vollzieht. Zusam-
menfassend lässt sich feststellen, dass die Weiterentwicklung analoger Technolo-
gien neue Produkte, Märkte sowie darin agierende Medienunternehmen hervor-
gebracht und somit letztendlich zu einem grundlegenden, nachhaltigen Wandel
bestehender ökonomischer Strukturen in der Medienindustrie geführt hat.
3.1.2 Digitale Technologien als Fundament
Das 20. Jahrhundert ist durch die schrittweise Überführung von mehr und mehr
Energieformen ineinander sowie den allmählichen Abbau von Medienbrüchen ge-
kennzeichnet.71 Als Auslöser für einen diesbezüglichen Durchbruch und gleichzei-
tig als Ausgangspunkt der dritten Phase kann das Prinzip der elektronischen Da-
tenverarbeitung angesehen werden, auf deren Basis sich eine noch lange nicht
68 Hervorzuheben sind die Erfindungen der Rotationspresse 1848, der automatischen Zeilensetz-
maschine, der so genannten Linotype, durch Ottmar Mergenthaler 1883 sowie die Entwicklung des Tele-Type-Settings im Bereich der mechanischen Satzherstellung, vgl. o.V. (2002a).
69 Vgl. o.V. (2002a) sowie o.V. (2002b). 70 Vgl. Hess (2002b), S. 569-601. 71 Vgl. Weischenberg; Hienzsch (1994), S. 465-466.
Technologische Grundlagen der Mehrfachnutzung
25
abgeschlossene Digitalisierung von Inhalten sowie deren Trägermedien72 voll-
zieht. In diesem Zusammenhang konstituiert Digitalisierung den Übergang von
einem analogen in einen digitalen Zustand, d.h. Inhalte werden nicht mehr mit
Hilfe eines gegenständlichen Zeichensystems bzw. von Signalen, sondern als Da-
tenmenge in binärer Form repräsentiert, gespeichert und übertragen.73
Das Prinzip der elektronischen Datenverarbeitung bildet das Fundament für die
Entwicklung von verschiedenen digitalen Technologien, deren Einsatz mit ver-
schiedenen technologischen sowie ökonomischen Implikationen in Bezug auf die
Mehrfachnutzung von Inhalten einhergeht. In diesem Zusammenhang können
insbesondere die Reduktion des physischen Speicherbedarfs, die einfache Ko-
pierbarkeit ohne Qualitätsverlust, die flexible Nutzbarkeit von Inhalten sowie die
nahezu vollständige Eliminierung des Gebrauchs- und Lagerverschleißes als we-
sentlich einzuschätzende Vorteile hervorgehoben werden.74 Infolgedessen können
digital vorliegende Inhalte zu äußerst geringen Kosten und nahezu beliebig er-
zeugt, modularisiert, konfiguriert, modifiziert, zielmedienübergreifend genutzt
sowie in hoher Qualität auch nachträglich bearbeitet werden.75
Die Digitalisierung von Inhalten und Trägermedien sowie die Entwicklung von
digitalen Technologien lässt sich zusammenfassend nicht nur als Grundlage für
flexiblere und kostengünstigere Produktions- und Distributionsprozesse, sondern
auch als Ausgangspunkt für die Entwicklung von neuen Produktformen und Me-
dienmärkten ansehen. Mit Blick auf den zuletzt genannten Punkt lassen sich bei-
spielsweise individuell gebündelte Online-Zeitungen sowie interaktives Fernsehen
als neue Produktformen sowie das Internet als ein grundsätzlich neuer Medien-
markt anführen. Aus Sicht von Medienunternehmen eröffnen sich daher im Zuge
der voranschreitenden Digitalisierung und technologischen Entwicklung verbes-
serte, z.T. sogar gänzlich neue Möglichkeiten für einen effizienteren Umgang mit
einmal erzeugten Inhalten. Die angesprochenen digitalen Technologien, durch
deren Einsatz sich gegebenenfalls neue Synergie- bzw. Chancenpotenziale reali-
sieren lassen, werden in den nachfolgenden Abschnitten in den Grundzügen vor-
gestellt und mit Blick auf ihre Relevanz für die Mehrfachnutzung eingeordnet.
72 Die Umstellung des Rundfunks auf digitale Übertragungsverfahren (DAB bzw. DVB) wird vor-
aussichtlich in Deutschland bis 2015 abgeschlossen sein, vgl. o.V. (2002c) sowie o.V. (2002d). 73 Vgl. o.V. (2002b). 74 Vgl. Hess; Anding (2002a), S. 31 sowie Stamer (2002), S. 96-98. 75 Vgl. ergänzend Zerdick et al. (2001), S. 16 sowie Rawolle; Hess (2001a), S. 6-7.
Technologische Grundlagen der Mehrfachnutzung
26
3.2.1 Trends bei den Speichertechnologien als Grundlage
3.2.2 Trends bei der Mehrfachnutzung als induziertes Ergebnis
3.2.2.1 Versionierung eines (Premium-)Produktes
3.2.2.2 Individualisierung der Bündelungsleistung
3.2.2.3 Ausdifferenzierung der Vertriebsformen
• Media Asset Management-/Content Management-Systeme als Auslöser einer effizienteren Verwaltung von einer Vielzahl an Modulen und Produktvarianten
• “Tracking & Profiling“-Techniken, ergänzt um Customer Relationship Management-Systeme als Auslöser einer weiterführenden Individualisierung der Bündelungsleistung
• Netze (insbesondere Internet/WWW), Standards (ICE, DAB, DVB), Übertragungstech-nologien (Breitband, Streaming) sowie neue Endgeräte als Grundlage des elektroni-schen Datenaustausches und Auslöser für eine Ausdifferenzierung der Vertriebsformen
3.2.1.1 Fragmentierung des Datenbestandes
3.2.1.2 Aufhebung der Medienspezifität von Inhalten
3.2.1.3 Entwicklung leistungsstärkerer Repräsentationsformen
• Kennzeichnung von Inhalten mit Hilfe von Informationen über Struktur und Identität als Grundlage für eine weitergehende Fragmentierung des Datenbestandes
• Encoding (z.B. ASCII, GIF, WAVE, Digital Betacam) und ggf. Trennung von Layout und Inhalt mit Hilfe von XML (bei statischen Inhalten) als Grundlage für Medienneutralität
• Entwicklungsfortschritte bei Datenformaten und deren Komprimierungsverfahren (z.B. JPEG, MPEG, MP3) als Grundlage für leistungsstärkere Repräsentationsformen
3.2.1 Trends bei den Speichertechnologien als Grundlage
3.2.2 Trends bei der Mehrfachnutzung als induziertes Ergebnis
3.2.2.1 Versionierung eines (Premium-)Produktes
3.2.2.2 Individualisierung der Bündelungsleistung
3.2.2.3 Ausdifferenzierung der Vertriebsformen
• Media Asset Management-/Content Management-Systeme als Auslöser einer effizienteren Verwaltung von einer Vielzahl an Modulen und Produktvarianten
• “Tracking & Profiling“-Techniken, ergänzt um Customer Relationship Management-Systeme als Auslöser einer weiterführenden Individualisierung der Bündelungsleistung
• Netze (insbesondere Internet/WWW), Standards (ICE, DAB, DVB), Übertragungstech-nologien (Breitband, Streaming) sowie neue Endgeräte als Grundlage des elektroni-schen Datenaustausches und Auslöser für eine Ausdifferenzierung der Vertriebsformen
3.2.1.1 Fragmentierung des Datenbestandes
3.2.1.2 Aufhebung der Medienspezifität von Inhalten
3.2.1.3 Entwicklung leistungsstärkerer Repräsentationsformen
• Kennzeichnung von Inhalten mit Hilfe von Informationen über Struktur und Identität als Grundlage für eine weitergehende Fragmentierung des Datenbestandes
• Encoding (z.B. ASCII, GIF, WAVE, Digital Betacam) und ggf. Trennung von Layout und Inhalt mit Hilfe von XML (bei statischen Inhalten) als Grundlage für Medienneutralität
• Entwicklungsfortschritte bei Datenformaten und deren Komprimierungsverfahren (z.B. JPEG, MPEG, MP3) als Grundlage für leistungsstärkere Repräsentationsformen
3.2 Auswirkungen der Digitalisierung auf die Mehrfachnutzung
In Medienunternehmen kommen in steigendem Maße neue digitale Technologien
zum Einsatz, die einen nicht zu unterschätzenden Einfluss nicht nur auf die Effi-
zienz der Produktionsvorgänge, sondern darüber hinaus auch auf die Möglichkei-
ten der Mehrfachnutzung von Inhalten nehmen. In diesem Zusammenhang las-
sen sich übergreifend relevanten Speichertechnologien sowie spezielle, d.h. vari-
antenspezifisch bedeutsame Technologien, Techniken und Systeme ausmachen,
die in der nachfolgenden Abbildung 3.2/1 überblicksartig aufgeführt sind. 76
Abb. 3.2/1: Relevante Technologien der Mehrfachnutzung
Die in Abbildung 3.2/1 angeführten Trends bei den Speichertechnologien hätten
allein für sich genommen noch keinen maßgeblichen Einfluss auf das Konzept der
Mehrfachnutzung von Inhalten. In Verbindung mit einer Reihe an weiteren digita-
len Technologien, Systemen und Techniken bilden sie jedoch eine Grundlage für
die Ausbildung von Trends bei der Mehrfachnutzung von Inhalten, die sich aus
der technologischen Entwicklung als Konsequenz ableiten.
76 Vgl. Hartert (2001), S. 45 sowie Hess; Anding (2002a), S. 32.
Technologische Grundlagen der Mehrfachnutzung
27
(Re-)Konfiguration zu einem neuen Produktbündel
V
O
R
G
E
H
E
N
…Modularisierung einer
bestehenden Konfiguration
…
keine ModularisierungModularisierung einer bestehenden Konfiguration
(Re-)Konfiguration zu einem neuen Produktbündel
V
O
R
G
E
H
E
N
…Modularisierung einer
bestehenden Konfiguration
…
keine ModularisierungModularisierung einer bestehenden Konfiguration
3.2.1 Trends bei den Speichertechnologien als Grundlage
In Hinblick auf die technischen Möglichkeiten sowie das ökonomisch sinnvolle
Ausmaß einer Mehrfachnutzung kommt der Frage, wie flexibel sich Inhalte ver-
wenden und verwerten lassen, eine herausragende Bedeutung zu. Die Flexibilität
von digital vorliegenden Inhalten hängt hierbei in hohem Maße von den Techno-
logien zur Speicherung von Daten ab. In diesem Zusammenhang haben sich die
Fragmentierung des Datenbestandes, die Aufhebung der Medienspezifität und die
Entwicklung leistungsstärkerer Repräsentationsformen, die nachfolgend diskutiert
werden, als besonders relevante technologische Trends herauskristallisiert.
3.2.1.1 Fragmentierung des Datenbestandes
Die zunehmende Fragmentierung des Datenbestandes konkretisiert sich in immer
modularen Produktionsansätzen, auf deren Basis vorhandene Komponenten na-
hezu beliebig in kleinere Einheiten zerlegt und absichtsbezogen in einer anderen
als der ursprünglichen Konfiguration zusammengefügt werden können.77 In die-
sem Zusammenhang beschreibt der Begriff Modularisierung das Zerlegen einer
Komponente in kleinere Einheiten bzw. Module.78 Das Pendant hierzu bildet die
(Re-)Konfiguration, die das Zusammenfügen von Modulen zu einer neuen Pro-
duktkonfiguration beschreibt. Abbildung 3.2.1.1/1 visualisiert die Kernidee mo-
dularer Produktionsansätze und das Zusammenwirken der eingeführten Begriffe.
Abb. 3.2.1.1/1: Kernidee modularer Produktionsansätze
Die Modularisierung einer Komponente setzt nicht allein nur aus technischer,
77 Modulstrategien finden derzeit insbesondere in der Automobil- und Softwarebranche eine brei-
te Anwendung, vgl. Piëch (2000); Hess (2002b), S. 586 sowie Mertens et al. (2001), S. 195. 78 Module können Komponenten oder Bausteine darstellen, siehe hierzu auch Abschnitt 2.1.2.
Technologische Grundlagen der Mehrfachnutzung
28
sondern ebenso auch aus ökonomischer und juristischer Sicht die Notwendigkeit
voraus, diese zum Zwecke einer späteren (Re-)Konfiguration in kleinere Einhei-
ten zerlegen zu können bzw. zu dürfen.79 Mit Blick auf die angestrebte Modulbil-
dung sind hierbei unbedingt semantische Interdependenzen innerhalb der Kom-
ponente zu beachten, da diese eine vom technischen Standpunkt her mögliche
Zerlegbarkeit einschränken können, sofern sie im Sinne von Hygiene-Faktoren80
erheblichen Einfluss auf das ökonomisch verwertbare Nutzenpotenzial nehmen.
In diesem Zusammenhang lässt sich beispielhaft auf Schulbücher verweisen, de-
ren Text- und Bild-Inhalte zusammengenommen eine in sich abgestimmte didak-
tische Einheit bilden können.81 In diesem Fall liegen semantische Interdependen-
zen zwischen den Modulen vor, die einer aus technischer Sicht durchaus mögli-
chen Modularisierung entgegenstehen. Die sich hieraus ableitende Forderung
nach semantischer Unabhängigkeit unterstützt auch Cornet, der in Bezug auf die
Modularisierung im Automobilbau von einer gleichzusetzenden funktionalen Un-
abhängigkeit spricht.82 Die von ihm ebenfalls hervorgebrachte, darüber hinaus
gehende Forderung nach physischer Unabhängigkeit von Modulen kann aufgrund
der Annahme digital vorliegender Inhalte hier jedoch vernachlässigt werden.
Die (Re-)Konfiguration von Modulen bedingt, dass in Bezug auf den Inhalt hinrei-
chend gute Informationen über dessen Identität und Struktur vorliegen, die ein
müheloses (Wieder-)Auffinden bzw. semantisch sinnvolles Zusammenfügen zu
einer neuen Produktkonfiguration erlauben. Informationen über die Identität von
digital vorliegenden Inhalten werden in Form von Metadaten, d.h. Daten über
Daten, angelegt.83 Mit Blick auf die gegenwärtig bekannten Metadatenmodelle
kann das so genannte “Dublin Core Metadaten Element Set“, das zur eindeutigen
Kennzeichnung von Daten auf deskriptive sowie semantische Elemente wie z.B.
Titel und Verfasser bzw. Schlagwörter und Kategorie zurückgreift, hervorgehoben
werden.84 Darüber hinaus bedarf es geeigneter Informationen über die Struktur
von Inhalten, da die (Re-)Konfiguration von Modulen ansonsten mit einem hohen
manuellen Bearbeitungsaufwand einherginge. Hierbei erscheint es unumgänglich,
dass die Struktur von Inhalten nicht durch das Layout, sondern durch eine sepa-
rate, den einzelnen Modulen zuordenbare Dimension beschrieben wird, da Mo-
79 Siehe hierzu auch die Abschnitte 2.1.1 sowie 2.1.2. 80 Der Begriff Hygiene-Faktor ist der Zwei-Faktoren-(Führungs-)Theorie von Herzberg entliehen.
Er rekurriert auf Faktoren, die bei positiver Ausprägung Unzufriedenheit (bzw. eine Erosion des Nutzenpotenzials) verhindern, im umgekehrten Fall aber keine Zufriedenheit (bzw. eine Aus-dehnung des Nutzenpotenzials) herstellen, vgl. Wunderer; Grunwald (1980), S. 189.
81 Vgl. Heinold (2002), S. 14. 82 Vgl. Cornet (2002), S. 48. 83 Vgl. o.V. (2002e), S. 1. 84 Vgl. Rothfuss; Ried (2001), S. 49, o.V. (2002f), S. 1 sowie Rawolle (2002), S. 141.
Technologische Grundlagen der Mehrfachnutzung
29
dularisierung ansonsten zu einem Verlust dieser Informationen führen würde.
Aus Sicht von Medienunternehmen eröffnet die nahezu beliebige Modularisierbar-
keit digital vorliegender Inhalte die Möglichkeit, Komponenten und Bausteine äu-
ßerst flexibel nutzen zu können.85 Aus diesem Grund haben sich auf Basis modu-
larerer Produktionsänsatze, die das Vorliegen hinreichend guter Informationen
über die Identität und Struktur von Inhalten bedingen, neuartige sowie günstige-
re Optionen für die Mehrfachnutzung von Inhalten herauskristallisiert. In diesem
Zusammenhang kann zum einen auf die personenspezifische Individualisierung
der Bündelungsleistung, zum anderen auf die kostengünstigere und weitaus fle-
xiblere Versionierung eines (Premium-)Produktes verweisen werden. Trotz der
neuartigen bzw. günstigeren Optionen für die Mehrfachnutzung von Inhalten
muss an dieser Stelle jedoch kritisch angemerkt werden, dass sich eine Modul-
strategie im Produktionsbereich nicht in jedem Fall als vorteilhaft erweistr. Es ist
zu bedenken, dass infolge der Modularisierung einer Komponente einerseits zwar
Erzeugungskosten für neue Inhalte entfallen, andererseits jedoch zusätzliche,
schwer abschätzbare Kennzeichnungs- und Bündelungskosten anfallen. Aus die-
sem Grund lassen sich der resultierende Gesamtkosteneffekt sowie die unter-
stellte ökonomische Vorteilhaftigkeit nur auf Basis einer differenzierten, an dieser
Stelle aber nicht weiter vertieften Betrachtung beurteilen bzw. feststellen.86
3.2.1.2 Aufhebung der Medienspezifität von Inhalten Modulare Produktionsansätze erlauben einen flexibleren Umgang mit Inhalten
und begünstigen eine tendenziell intensivere Mehrfachnutzung. Hierbei ist jedoch
zu berücksichtigen, dass verschiedene Inhalte einen stark unterschiedlichen Grad
an Modularisierbarkeit aufweisen können. In diesem Zusammenhang kann fest-
gestellt werden, dass sich analog vorliegende Inhalte nur begrenzt, digital vorlie-
gende Inhalte hingegen –zumindest aus rein technischer Sicht– nahezu beliebig
modularisieren lassen. 87 Aus diesem Grund kann das “Encoding“, d.h. die Spei-
cherung Inhalten in einer digitalen Repräsentation, als Grundlage für immer mo-
dularere Produktionsansätze verstanden werden. Als digitale Repräsentations-
formen, in denen Text-, Bild-, Audio- und Video-Inhalte gespeichert werden, las-
sen sich beispielhaft ASCII, GIF, WAVE bzw. Digital Betacam anführen.88
Die nahezu beliebige Modularisierbarkeit digital vorliegender Inhalte erlaubt nicht
85 Vgl. Vizjak; Ringlstetter (2001), S. 11. 86 Vgl. vertiefend Rawolle (2000), S. 162-172. 87 Siehe hierzu im Detail auch Abschnitt 3.1.2. 88 Vgl. Schmitt (1997).
Technologische Grundlagen der Mehrfachnutzung
30
nur eine flexiblere Variantenbildung durch Modifikation der Produktkonfigura-
tion89, sondern darüber hinaus grundsätzlich auch eine zielmedienübergreifende
Nutzung unter Beachtung der jeweiligen Gestaltungsmöglichkeiten bzw. -notwen-
digkeiten des Zielmediums. Als notwendige Voraussetzung hierfür muss das Vor-
liegen von Medienneutralität zumindest auf der zweiten Stufe des generischen
Wertschöpfungsprozesses, d.h. bei der Bündelung, angesehen werden. Die For-
derung nach Medienneutralität erweist sich insbesondere bei Text-Inhalten als
problematisch, da diesen traditionell von vornherein ein zielmedienspezifisches
Layout anhaftet. Aus diesem Umstand leitet sich die Notwendigkeit ab, Inhalte
entweder entgegen der bisherigen Vorgehensweise von vornherein medienneu-
tral zu erzeugen oder im Nachhinein von dem anfänglich zugewiesenen Layout zu
separieren, d.h. quasi zu “neutralisieren“. Angesichts eines hohen Konvertie-
rungsaufwandes, den eine nachträgliche Trennung von Layout und Inhalt nach
sich zieht, sowie nicht zu vernachlässigender Kosten einer redundanten Daten-
speicherung90 ist zu vermuten, dass sich eine medienneutrale Produktion zumin-
dest ab einer bestimmten Ausbringungsmenge als kostengünstiger erweist.91
Zugleich ist jedoch zu berücksichtigen, dass medienneutral erzeugte, zielmedien-
spezifisch verwertete Inhalte an Spezifität und somit –in den Augen der Rezipien-
ten– auch an Attraktivität verlieren können, woraus sich unter Umständen eine
negative Erlöswirkung ableitet. Daher sind potenzielle Kosten- und Erlöswirkun-
gen einer medienneutralen Produktion sorgfältig einander abzuwägen.
Als ein zurzeit viel diskutiertes Hilfsmittel, um Text-Inhalte bzw. die zugrunde
liegenden Daten medienneutral zu speichern, kann die so genannte “Extensible
Markup Language“, im folgenden mit der gängigen Kurzbezeichnung XML adres-
siert, angeführt werden.92 Bei XML handelt es sich nicht um ein konkretes Ausga-
beformat, sondern um eine Metasprache zur Spezifikation von Auszeichnungs-
sprachen (engl. Markup Language), auf deren Basis sich Text-Inhalte attributie-
ren und strukturieren lassen.93 Zu diesem Zweck müssen syntaktische Festlegun-
gen mittels so genannter Marken (engl. Tags) definiert und in Form einer “Do-
cument Type Definition“ (DTD) abgelegt werden.94 Hierbei ist die Qualität der in
89 Vgl. Gausemeier; Riepe (2000), S. 55-57. 90 Vgl. Rawolle (2002), S. 158. 91 Vgl. Rawolle; Hess (2001b), S. 229-244. 92 Vgl. Hess (2002a). 93 Vgl. Rawolle (2002), S. 54-55 sowie Stamer (2002), S. 99 und siehe Abschnitt 3.2.1.1. 94 Vgl. Rawolle (2002), S. 55 sowie Weitzel et al. (1999).
Technologische Grundlagen der Mehrfachnutzung
31
Inhalt
LayoutStruktur
Repräsentation als “Roh“-Datenmenge
Festlegung in Form eines Stylesheets
Festlegung in Form einer DTD
Inhalt
LayoutStruktur
Repräsentation als “Roh“-Datenmenge
Festlegung in Form eines Stylesheets
Festlegung in Form einer DTD
einer DTD abgelegten Strukturinformationen über Text-Inhalte von entscheiden-
der Bedeutung für deren zielmedienübergreifende Verwertbarkeit im Sinne von
Cross Media Publishing.95 Letzteres bedingt es neben den angesprochenen
Strukturinformationen auch zielmedienspezifischer Markup-Regeln, durch die sich
die Repräsentation von Text-Inhalten in einem bestimmten Ausgabeformat
definieren lässt.96 Hierbei stehen semantisch reichhaltige Ausdrucks- und
weitreichende Manipulationsmöglichkeiten zur Verfügung, infolgedessen Struktur
und Layout in Abhängigkeit von den jeweiligen Gestaltungsnotwendigkeiten
zielmedienspezifisch angepasst werden können.97 Die zielmedienspezifischen
Markup-Regeln, die ebenfalls auf Basis der in einer DTD abgelegten
syntaktischen Festlegungen festgelegt werden, sind abgelegt in so genannten
Stylesheets. Abbildung 3.2.1.2/1 vermittelt einen Überblick über die im
Zusammenhang mit der geforderten Trennung von Layout, Struktur und Inhalt nung von Layout, Struktur und Inhalt auf Basis von XML angeführten Begriffe.
Abb. 3.2.1.2/1: Kernidee der Trennung auf Basis von XML (Abbildung verändert übernommen von Jablonski; Meiler (2002), S. 107)
Zusammenfassend lässt sich resümieren, dass die Anwendung von XML als Da-
tenformat mit der Ausbildung einer separaten, modulspezifisch zugeordneten
Strukturdimension einhergeht, die als Voraussetzung für die Aufhebung der Me-
dienspezifität (zumindest auf der zweiten Stufe des Wertschöpfungsprozesses)
verstanden werden kann. Aus diesem Grund bildet XML die Grundlage für eine
zielmedienübergreifende Nutzung von Text-Inhalten über mehrere Medien wie
95 Vgl. Stamer (2002), S. 105. 96 Vgl. Rawolle (2002), S. 66-67. 97 Vgl. Stamer (2002), S. 98.
Technologische Grundlagen der Mehrfachnutzung
32
z.B. Papier, digitale Speichermedien sowie Datennetze im Sinne von Cross Media
Publishing. Darüber hinaus lässt sich beobachten, dass XML zunehmend auch als
Austauschformat im Rahmen des elektronischen Datenaustausches eingesetzt
wird, woraus sich eine hohe Relevanz für die effiziente Abwicklung von Online
Content Syndication als eine weitere Variante der Mehrfachnutzung ableitet.98
3.2.1.3 Entwicklung leistungsstärkerer Repräsentationsformen
Inhalte können als Datenmenge technisch repräsentiert und elektronisch gespei-
chert werden. In diesem Zusammenhang sind ASCII, GIF, WAVE und Digital Be-
tacam als proprietäre Datenformate, die allesamt eine nur geringe Kompressi-
onsrate aufweisen, bereits angesprochen worden. Kompression, verstanden als
eine Reduktion des Datenvolumens, stellt das Ergebnis einer Komprimierung dar,
in deren Rahmen eine Datenmenge mit Hilfe von Algorithmen durch eine kom-
paktere Darstellung ersetzt wird.99 Hierbei lässt sich grundsätzlich zwischen ver-
lustfreien sowie verlustbehafteten Komprimierungsverfahren unterscheiden.
Bei verlustfreien Komprimierungsverfahren wird eine Reduktion des Datenvolu-
mens ausschließlich durch die Eliminierung redundanter Elemente, die in prak-
tisch allen Formen von Daten enthalten sind, erreicht.100 Aus diesem Grund kön-
nen Datenverluste infolge einer Komprimierung ausgeschlossen werden. Mit Hilfe
von verlustfreien Komprimierungsverfahren lassen sich Kompressionsraten etwa
im Verhältnis von 2:1 erzielen.101 Mit Blick auf die oben angeführten proprietären
Datenformate ist zu konstatieren, dass hierbei zum überwiegenden Teil verlust-
freie Komprimierungsverfahren zum Einsatz kommen, woraus sich eine Begrün-
dung für die als eher gering einzuschätzenden Kompressionsraten ableitet.
Höhere Kompressionsraten lassen sich auf Basis von verlustbehafteten Kompri-
mierungsverfahren erzielen, bei denen –wie der Name schon vermuten lässt– je
nach Stärke der Kompression unterschiedlich hohe Datenverluste anfallen. In
diesem Zusammenhang macht man sich den Umstand zunutze, dass sich be-
stimmte Merkmale (fast) vollständig der menschlichen Wahrnehmung entziehen,
insofern einem diesbezüglichen Datenverlust praktisch keinerlei Bedeutung für
die subjektive Qualität der repräsentierten Inhalte zukommt. 102 Verlustbehaftete
Komprimierungsverfahren finden insbesondere bei neueren Bild-, Audio- und Vi-
deo-Datenformaten wie z.B. JPEG, MP3, bzw. MPEG Anwendung, auf deren Basis
98 Vgl. o.V. (2002g). 99 Vgl. Hess; Anding (2002), S. 32. 100 Vgl. Lehner (2001), S. 74. 101 Vgl. Lehner (2001), S. 75. 102 Vgl. Hess; Anding (2002), S. 32.
Technologische Grundlagen der Mehrfachnutzung
33
sich Kompressionsraten von 2:1 bis sogar hin zu 300:1 erzielen lassen.103 Mit
Blick auf die vorangegangenen Überlegungen lässt sich abschließend resümiert,
dass die Entwicklung leistungsstärkerer Repräsentationsformen auf Basis verbes-
serter Komprimierungsverfahren zu einem deutlichen Rückgang jeweils benötig-
ter Speicher- bzw. Übertragungskapazitäten geführt hat. Infolgedessen lassen
sich insbesondere hoch-komplexen Audio- und Video-Inhalte, die ein relativ ho-
hen Bedarf an Speicher- bzw. Übertragungskapazität aufweisen, flexibler nutzen.
3.2.2 Trends bei der Mehrfachnutzung als Konsequenz
Die Fragmentierung der Datenbasis, die Aufhebung der Medienspezifität von In-
halten sowie die Entwicklung leistungsstärkerer Repräsentationsformen bilden die
Grundlage für einen flexibleren Umgang mit digital vorliegenden Inhalten. Die
hierbei zugrunde liegenden Technologien eröffnen in Verbindung mit weiteren
digitalen Technologien, Systemen und Techniken verbesserte und neue Möglich-
keiten für die Mehrfachnutzung von Inhalten. In diesem Zusammenhang lassen
sich die Versionierung eines (Premium-)Produktes, die Individualisierung der
Bündelungsleistung sowie die Ausdifferenzierung der Vertriebsformen als Trends
bei der Mehrfachnutzung hervorheben. In den folgenden Abschnitten werden un-
ter den verschiedenen Ansatzpunkten Media Asset Management- und Content
Management-Systeme, “Tracking- & Profiling“-Techniken sowie Customer Relati-
onship Management-Systemen bzw. Netze, Standards, leistungsstärkere Über-
tragungstechnologien sowie neue mobile und stationäre Endgeräte als Auslöser
für eine intensivere Mehrfachnutzung von Inhalten diskutiert.
3.2.2.1 Versionierung eines (Premium-)Produktes
Versionierung durch Modifikation charakteristischer Eigenschaften oder bestimm-
ter, als wesentlich einzuschätzender Merkmale eines (Premium-)Produktes führt
zu der Ausbildung von prinzipiell alternativen Produktvarianten.104 In diesem Zu-
sammenhang lassen sich die qualitative und quantitative Differenzierung, deren
Bedeutung aufgrund einer deutlich erweiterten und zugleich wesentlich kosten-
günstigeren Modifizierbarkeit insbesondere der Les- und Konfigurierbarkeit spür-
bar zugenommen haben dürfte, als Varianten der Mehrdachnutzung unterschei-
den. 105 Die verbesserten Modifikationsmöglichkeiten können insbesondere auf die
Digitalisierung und Modularisierung von Inhalten zurückgeführt werden.
Die stark ansteigende Anzahl an Modulen und Produktvarianten wirft die ökono-
103 Vgl. Hermann (2001), S. 31-32 sowie Lehner (2001), S. 76. 104 Vgl. Shapiro; Varian (1998), S. 69. 105 Vgl. Schumann; Hess (2002), S. 76 sowie Zerdick et al. (2001), S. 19, 191.
Technologische Grundlagen der Mehrfachnutzung
34
Dis
posi
tive
Aufg
aben
Oper
ativ
e
Aufg
aben
Support
-
Aufg
aben
Planung, Steuerung und Kontrolle von Inhalten sowie der zugrunde liegenden Bereitstellungsprozesse
Bereitstellung einer technischen Infrastruktur sowie technischer Serviceleistungen
Recher-che
Erzeu-gung/Pflege
Zusam-men-
stellung
Gestal-tung
Prü-fung
Frei-gabe
Archi-vierung
Dis
posi
tive
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Oper
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Support
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Planung, Steuerung und Kontrolle von Inhalten sowie der zugrunde liegenden Bereitstellungsprozesse
Bereitstellung einer technischen Infrastruktur sowie technischer Serviceleistungen
Recher-che
Erzeu-gung/Pflege
Zusam-men-
stellung
Gestal-tung
Prü-fung
Frei-gabe
Archi-vierung
misch begründete Notwendigkeit einer adäquaten Systemunterstützung auf, da
bei deren Verwaltung ansonsten immense Kosten anfallen können. Aus diesem
Grund kommen in Abhängigkeit von den vorliegenden Inhaltetypen sowie der
Anzahl an Distributionskanälen in steigendem Maße Media Asset Management-
bzw. Content Management-Systeme zum Einsatz. Sofern überwiegend speicher-
intensive Bild-, Audio- bzw. Video-Inhalte vorliegen, die einer zielmedienüber-
greifenden Verwertung zugeführt werden sollen, kommen oftmals Media Asset
Management- bzw. Multimedia-Datenbank-Systeme zur Anwendung, die nicht
nur eine effizientere, sondern u.a. auch eine medienneutrale Strukturierung,
Speicherung und Verwaltung von komplexen Daten erlauben.106 Content Mana-
gement-Systeme hingegen, deren originäre Aufgabe in der Planung, Erzeugung,
Gestaltung, Verwaltung und Publikation von Medienprodukten liegt, sind gegen-
wärtig für Online-Publikation von Text-Inhalten prädestiniert.107 Es ist davon aus-
zugehen, dass Content Management Systeme in Richtung auf eine medienneut-
rale Datenhaltung sowie eine durchgängige Integration von Unternehmenspro-
zessen durch Anbindung von z.B. Digital Rights Management- und Payment-
Systemen weiterentwickelt werden.108 Hiermit geht eine Angleichung an Media
Asset Management-Systeme einher, weshalb letztere nicht vertieft werden.
Content Management Systeme können als softwarebasierte Hilfsinstrumente ver-
standen werden, durch die sich die in Abbildung 3.2.2.1/1 angeführten dispositi-
ven, operativen und unterstützenden Aufgaben effizienter erfüllen lassen.109
Abb. 3.2.2.1/1: Aufgaben von Content Management-Systemen (Abbildung verändert übernommen von Rawolle (2002), S, 24)
106 Vgl. Kleiner, Eppler (2002) sowie Merten; Grauer (1999), S. 54-55. 107 Vgl. Hess (2002b), S. 576-577. 108 Vgl. Jablonski; Meiler (2002), S. 118. 109 Vgl. Rawolle (2002), S. 19-20.
Technologische Grundlagen der Mehrfachnutzung
35
Template HTML-Seite
Platzhalter 1
Platzhalter 2
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Deutschland gewinnt
Das deutsche Team konnte sich mit einem knappen 1:0 gegen die USA durchsetzen. Der Torschütze …
Inhalte
Deutschland gewinnt
Das deutsche Team konnte sich mit einem knappen 1:0 gegen die USA durchsetzen. Der Torschütze …
Layout
Text, fett, 10, zentriert
Text, normal, 8, linksbündig
Bild, Auflösung 700x400 Pixel
Stru
ktu
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Template HTML-Seite
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Deutschland gewinnt
Das deutsche Team konnte sich mit einem knappen 1:0 gegen die USA durchsetzen. Der Torschütze …
Inhalte
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Das deutsche Team konnte sich mit einem knappen 1:0 gegen die USA durchsetzen. Der Torschütze …
Layout
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Die Kernfunktion von Content Management-Systemen liegt in der effizienten
Publikation von Inhalten auf Basis eines arbeitsteiligen Bereitstellungsprozesses,
in dessen Rahmen Module sowie Produktvarianten mehrfach verwendet bzw.
verwertet werden können. Als Voraussetzungen hierfür ist die Trennung einer-
seits von Layout und Struktur sowie andererseits von Layout und Inhalt anzuse-
hen.110 Die nahe liegende Vermutung, dass Content Management-Systeme XML
grundsätzlich als Datenformat verwenden, kann jedoch nicht generell bestätigt
werden – gegenwärtig wird XML in vielen Fällen „lediglich“ als Austauschformat
unterstützt.111 Die geforderte Trennung von Layout, Struktur und Inhalt wird
stattdessen auf Basis eines so genannten Template-Ansatzes erreicht. In diesem
Zusammenhang können Templates als ein strukturiertes Gerüst an Platzhaltern
verstanden werden, denen jeweils separat ein vorab definiertes Layout sowie un-
ter Beachtung zulässiger Inhaltetypen ein Modul zugewiesen wird.112 Die nachfol-
gende Abbildung 3.2.2.1/2 veranschaulicht die zuvor beschriebene Kernidee ei-
ner Trennung von Layout, Struktur und Inhalt auf Basis des Template-Ansatzes.
Abb. 3.2.2.1/2: Kernidee der Trennung auf Basis von Templates (Abbildung verändert übernommen von Rawolle (2002), S. 49).
Mit Bezug auf einen Vergleich von XML mit dem Template-Ansatz ist zu konsta-
tieren, dass zwar beide –in einem gewissen Umfang– eine Trennung von Layout,
Struktur und Inhalt erlauben, jedoch nur XML zu einer Aufhebung der Medienspe-
zifität und darüber hinaus zu einer feineren Fragmentierung des Datenbestandes
führt.113 Aus diesem Grund muss XML als notwendige Voraussetzung für das
110 Vgl. Jablonski; Meiler (2002), S. 106. 111 Vgl. Jablonski; Meiler (2002), S. 106. 112 Vgl. Rawolle (2002), S. 49. 113 Vgl. Rawolle (2002), S. 50.
Technologische Grundlagen der Mehrfachnutzung
36
crossmediale Publizieren von Text-Inhalten angesehen werden – eine Trennung
von Layout, Struktur und Inhalt auf Basis des Template-Ansatzes greift zu kurz.
Angesichts einer zunehmenden Anwendung von Multi Channel-Strategien ist da-
her zu erwarten, dass Content Management-Systeme nicht nur den Austausch,
sondern zukünftig auch die Speicherung von Text-Inhalten in XML unterstützen.
3.2.2.2 Individualisierung der Bündelungsleistung
Auf Basis modularerer Produktionsansätze können digital vorliegende Inhalte
nicht nur nahezu beliebig, sondern üblicherweise auch zu wesentlich geringeren
Kosten zerlegt und in veränderter Konfiguration neu zusammengefügt werden.
Hieraus leitet sich die Möglichkeit einer weitergehenden Individualisierung der
Bündelungsleistung ab, infolgedessen Angebotsformen in steigendem Maße an
identifizierte Kundenbedürfnisse angepasst werden können. Hierbei liegt das Ziel
einer Bereitstellung von individualisierten Angebotsformen darin begründet, ei-
nem einzelnen Rezipienten gemäß seiner individuellen Präferenzstruktur ein
möglichst maßgeschneidertes Produkt anzubieten, dessen Konsum das subjektiv
empfundene Informationsbedürfnis befriedigt und mit der jeweiligen Verwer-
tungssituation weitestgehend harmonisiert.114 Zu diesem Zweck sind notwendi-
gerweise –anders als bei Versioning– detaillierte Informationen über die jeweili-
gen Konsumpräferenzen zu erheben und im Rahmen des Bündelungsprozesses in
entsprechende Angebotsformen zu überführen.115 Hierbei lässt sich festzustellen,
dass Ausmaß und Detailgrad benötigter Kundeninformationen positiv mit dem
Individualisierungsgrad korrelieren, d.h. er steigt beim Übergang von einer grup-
pen- hin zu einer personenspezifischen, individualisierten Bündelung deutlich an.
Der Prozess einer individualisierten Produktbündelung lässt sich nach Hess in drei
Stufen unterteilen.116 Auf der ersten Stufe sind neben den Konsumpräferenzen,
die sich einem bestimmten Rezipienten zuordnen lassen müssen, gegebenenfalls
noch weitere persönlichkeitsbezogene sowie soziodemographische Merkmale und
Eigenschaften möglich präzise zu erheben.117 Das “Tracking“ von Kundeninforma-
tionen, besonders gut und kostengünstig im Internet durchführbar, erfolgt ent-
weder direkt oder indirekt durch Befragung bzw. Beobachtung und Exploration.118
Auf der zweiten Stufe kommen “Profiling“-Techniken zum Einsatz, auf deren Ba-
sis sich ein erstes personenspezifisches Kundenprofil modellieren lässt.119 Der
114 Vgl. Kundisch; Wolfersberger; Kloepfer (2001), S. 94. 115 Vgl. Piller; Schoder (1999), S. 1121. 116 Vgl. Hess (2002a). 117 Vgl. Link; Schackmann (2000), S. 196. 118 Vgl. Schumann; Hess (2002), S. 70. 119 Vgl. Schumann; Hess (2002), S. 70.
Technologische Grundlagen der Mehrfachnutzung
37
Erhebung von zuor-denbaren Kunden-
informationen
Modellierung eines aussagekräftigen
Kundenprofils
“Matching“ als Basis einer individualisierten
Produktbündelung
“Tracking“-Techniken
“Profiling“-Techniken(insb. “CollaborativeFiltering“-Techniken)
Software-unterstützung
Erhebung von zuor-denbaren Kunden-
informationen
Modellierung eines aussagekräftigen
Kundenprofils
“Matching“ als Basis einer individualisierten
Produktbündelung
“Tracking“-Techniken
“Profiling“-Techniken(insb. “CollaborativeFiltering“-Techniken)
Software-unterstützung
Aussagegehalt dieses ersten Kundenprofils kann erheblich durch “Collaborative
Filtering“, verstanden als ein Bündel verschiedener Techniken zur Clusterung und
Analyse von relativ homogenen Konsumentengruppen, verbessert werden.120
Durch den Vergleich ähnlicher Kundenprofile lässt sich auf Gruppeneigenschaften
bzw. -präferenzen und somit letztendlich auf personenspezifische, bislang unbe-
kannte Konsumpräferenzen bzw. -bedürfnisse schließen.121 Darüber hinaus exi-
stieren mit z.B. regelbasierten Systemen, Clickstream-Analysen sowie der Coo-
kie-Abfrage weitere Modellierungstechniken, die “Collaborative Filtering“ vorge-
schaltet bzw. ergänzend zur Seite gestellt werden können. 122
Auf der dritten und letzten Stufe erfolgt ein Abgleich einerseits zwischen den er-
mittelten Präferenzen, modelliert im Kundenprofil, sowie andererseits den thema-
tisch kategorisierten Inhalten unter Einsatz leistungsfähiger Softwaresysteme.
Hierbei werden aus dem Kundenprofil Anforderungen an die Bündelung der se-
mantisch interpretierten Module abgeleitet und in eine entsprechend individuali-
sierte Produktkonfiguration überführt. Aus diesem Grund kann das “Matching“ als
Basis für eine individualisierte Produktbündelung verstanden werden, die eine
hohe Fragmentierung des Datenbestandes voraussetzt. Abbildung 3.2.2.2/1 vi-
sualisiert den skizzierten Prozess der individualisierten Produktbündelung, auf
dessen Basis sich personenspezifisch gebündelte Produkte bereitstellen lassen.123
Abb. 3.2.2.2/1: Prozess der individualisierten Produktbündelung
Aus dem skizzierten Prozess leitet sich eine hohe Relevanz aussagekräftiger Kun-
denprofile für die Individualisierung der Bündelungsleistung ab. Hierbei lassen
sich die für deren Modellierung notwendigerweise zu erhebenden Kundeninforma-
tionen durch Befragung bzw. Beobachtung und Analyse des Konsumverhaltens
ermitteln. Es ist zu vermuten, dass eine direkte Interaktion zwischen Rezipient
120 Vgl. Goldhammer (2001), S. 171. 121 Vgl. Hess (2002a). 122 Vgl. Brenner; Zarnekow (1999), S. 36. 123 Vgl. Hess (2002a).
Technologische Grundlagen der Mehrfachnutzung
38
und Medienunternehmen zu aussagekräftigeren Kundenprofilen führt. Aus die-
sem Grund kann angenommen werden, dass die zunehmende Verbreitung rück-
kanalfähiger Distributionskanäle insbesondere im Online- und digitalem Rund-
funk-Bereich die Erhebung von Konsumpräferenzen und somit letztendlich die
Bereitstellung individualisierter Produktbündel begünstigt. In diesem Zusammen-
hang kann beispielhaft der Online-Dienst AvantGo angeführt werden, der eine
personenspezifische Zusammenstellung verschiedener Content-Quellen als Vor-
aussetzung für die Bereitstellung eines individualisierten Nachrichtenangebotes
ermöglicht. Es ist zu erwarten, dass die Individualisierung der Produktbündelung
aufgrund der voranschreitenden Fragmentierung der Massengesellschaft sowie
der schrittweisen Digitalisierung von Inhalten, Medien sowie des Konsums weiter
zunehmen wird. Einschränkend ist jedoch anzumerken, dass Rezipienten nicht in
jedem Fall den Konsum individualisierter Produktbündel favorisieren. Als mögli-
che Gründe hierfür können das Bedürfnis nach einem gemeinsamen Kenntnis-
stand oder auch nach einem Gemeinschaftserlebnis –beispielhaft sei auf die Bin-
dungswirkung von “Daily Soaps“ im Fernsehen verwiesen– angeführt werden.
Die immer intensivere Interaktion zwischen Rezipient und Medienunternehmen
begünstigt den Übergang von einer „anonymen“ uni- hin zu einer „persönlichen“
bidirektionalen Kommunikation, infolgedessen Rezipienten in zunehmendem Ma-
ße aktiv-gestaltend in den Bündelungsprozess einbezogen werden können.124 In-
folgedessen lassen sich zunehmend aussagekräftige Kundenprofile erstellen, de-
ren Überführung in entsprechend individualisierte Produktbündel das Vorliegen
von ausreichend großen bzw. guten Kapazitäten und Kompetenzen zur Auswer-
tung und Verarbeitung von erhobenen Kundeninformationen bedingt. Aus diesem
Grund postuliert Hartert, dass in Medienunternehmen leistungsstarke Customer
Relationship Management (CRM)-Systeme zum Einsatz kommen müssen.125 In
diesem Zusammenhang können CRM-Systeme als datenbankgestützte Hilfsin-
strumente verstanden werden, durch die sich erhobene Kundeninformationen
systematischer und effizienter auswerten und nutzen lassen.126 Obwohl CRM-
Systeme in zunehmendem Maße Anwendung in Medienunternehmen finden,
muss noch immer davon ausgegangen werden, dass der zentrale Engpass bezüg-
lich der Individualisierung von Bündelungsleistungen noch immer weniger die
Erhebung von geeigneten Kundeninformationen, als vielmehr in deren Verarbei-
tung und Überführung in entsprechende Angebotsformen liegt.127
124 Vgl. vertiefend Kotler; Bliemel (1995), S. 424-425. 125 Vgl. Hartert (2001), S. 47. 126 Vgl. Mertens et al. (2001), S. 101. 127 Vgl. Hartert (2001), S. 53.
Technologische Grundlagen der Mehrfachnutzung
39
3.2.2.3 Ausdifferenzierung der Vertriebsformen
Die Ausdifferenzierung der Vertriebsformen –auf die strategisch relevante Unter-
scheidung von Fremd- und Eigenvertrieb wird hier verzichtet– zielt auf Basis un-
terschiedlicher Logiken auf eine effizientere marktseitige Verwertung von Inhal-
ten. Unter diesem Ansatzpunkt lassen sich an derzeit bekannten Varianten (Onli-
ne) Content Syndication, Timing, Windowing und Cross Media Publishing subsu-
mieren. In Bezug auf diese Varianten sind Netze, Standards, Übertragungstech-
nologien sowie Endgeräte des elektronischen Datenaustausches, auf die nachfol-
gend eingegangen wird, als besonders relevante Technologien hervorzuheben.
Content Syndication lässt sich als eine Vertriebsform verstehen, in deren Rahmen
ein einmal erzeugter Inhalt an mehrere, d.h. mindestens zwei gewerbliche Kun-
den zum Zwecke einer ökonomischen Weiterverwertung gegenüber Endkonsu-
menten distribuiert wird.128 Als eine Frühform des Content Syndication kann das
Geschäft der Nachrichtenagenturen, die redaktionell aufbereitete Inhalte traditio-
nell an verschiedene Zeitungsverlage gleichzeitig distribuieren, ab Mitte des 19.
Jahrhunderts angesehen werden. Im Zuge der Digitalisierung von Inhalten und
Medien hat sich die Möglichkeit eröffnet, Inhalte auch über elektronische Daten-
netze austauschen zu können – Content Syndication lässt sich infolgedessen
auch Online betreiben. Mit Blick auf die elektronischen Datennetze ist die Ent-
wicklung und äußerst rasante Verbreitung des Internets hervorzuheben, da es
einen schnellen, automatisierbaren und unter bestimmten Voraussetzungen äu-
ßerst kostengünstigen Austausch von digital vorliegenden Inhalten zwischen ei-
ner vom technischen Standpunkt her nahezu unbegrenzten Anzahl an Tausch-
partnern erlaubt.129 Das Internet stellt vereinfachend betrachtet einen Zusam-
menschluss von lokalen Netzwerken dar, zwischen denen Informationen auf Ba-
sis der Protokollfamilie TCP/IP elektronisch ausgetauscht werden können.130
Die Standardisierung von Austauschformaten kann als eine Voraussetzung für
den kostengünstigen Datenaustausch angesehen werden, da ansonsten erhebli-
che Konvertierungskosten anzufallen drohen, die etwaige Einsparpotenziale des
Fremdbezugs anstelle der Eigenherstellung schnell überkompensieren können.
Aus diesem Grund kommt z.B. den Austauschformaten NIFT, abgeleitet aus dem
XML-basierten ICE-Protokoll, im Zeitungs- sowie DAB und DVB im Rundfunkbe-
reich eine hohe Bedeutung für den Datenaustausch über das Internet zu.131 Es ist
zu erwarten, dass sich eine weitergehende Standardisierung und Verbreitung von
128 Siehe Abbildung 4.4.1/1 und vgl. Anding; Hess (2002), S. 551. 129 Vgl. Schumann; Hess (2002), S. 113. 130 Vgl. Mertens et al. (2001) S. 44, 45. 131 Vgl. o.V. (2002h) sowie Dreyer (2001), S. 6.
Technologische Grundlagen der Mehrfachnutzung
40
Austauschformaten günstig auf Online Content Syndication auswirken wird.
Elektronische Datennetze –allen voran das Internet– bilden nicht nur die Grund-
lage für Online Content Syndication, sondern erweitern zugleich maßgeblich auch
die Anwendungsmöglichkeiten von Timing, Windowing sowie insbesondere von
Cross Media Publishing. Hierbei sind Timing und Windowing als Synonyme für
sequentielle Vertriebsstrategien zu verstehen, in deren Rahmen insbesondere
Video-Inhalte in einem bzw. in mehreren Verwertungsfenstern, den so genannten
“Profit Windows“, zeitlich gestaffelt angeboten werden.132 Im Zuge der Ausbil-
dung elektronischer Datennetze hat sich die Anzahl belegbarer Verwertungsfen-
ster weiter erhöht. Hierbei ist jedoch zu bedenken, dass gerade digitale Video-
Inhalte trotz leistungsstärkerer Repräsentationsformen133 noch immer relativ gro-
ßen Datenmengen darstellen. Aus diesem Grund liegt der zentrale Engpass bei
der Verwertung von Video-Inhalten über elektronische Datennetze (im Sinne von
Timing und Windowing) oftmals in deren begrenzter Übertragungskapazität.
Mit Blick auf die begrenzte Übertragungskapazität elektronischer Datennetze las-
sen sich leistungsstärkere Breitband-Netze sowie Streaming als optimierte Über-
tragungstechnik hervorheben. Breitband-Netze, denen die so genannte ATM-
Technologie als verbindungsorientierte Übertragungstechnik zugrunde liegt, er-
lauben Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 2,5 GBit/s, weisen insofern
eine wesentlich höhere Leistungsfähigkeit als bislang gängige Schmalband-Netze
auf.134 Aus diesem Grund „öffnen“ sich –bildlich gesprochen– infolge des schnell
voranschreitenden Ausbaus von Breitband-Netzen auch zusätzliche digitale Ver-
wertungsfenster gerade für komplexe Video-Inhalte, z.B. in Form von Video-on-
Demand oder auch des digitalen Fernsehens.135 Als eine weitere bedeutsame
Technologie ist Streaming hervorzuheben, auf dessen Basis sich bereits Teile ei-
ner Audio- oder Video-Datei betrachten lassen, noch bevor die Datenübertragung
komplett abgeschlossen ist.136 Hierdurch wird das Problem, dass kontinuierliche,
im Internet jedoch paketbasiert übertragene Inhalte vor einer Rezeption bislang
immer als komplette Datei abgespeichert werden mussten, gelöst.137 Infolgedes-
sen haben sich für digital vorliegende Musik- und Video-Inhalte zusätzliche Ver-
wertungsoptionen gerade im Internet z.B. in Form von Live-Streaming eröffnet.
Die Ausdifferenzierung der Vertriebsformen konkretisiert sich schließlich auch in
132 Vgl. Owen; Wildman (1992), S. 27. 133 Siehe hierzu im Detail auch Abschnitt 3.2.1.3. 134 Vgl. Schrape (2001), S. 6 sowie Häckelmann; Petzold; Strahringer (2000), S. 151, 311 135 Vgl. Schrape (2001), S. 6. 136 Vgl. Lehner (2001), S. 73. 137 Vgl. Gaida (2001), S. 27 sowie Lehner (2001), S. 193.
Technologische Grundlagen der Mehrfachnutzung
41
Papier (Facsimilie)
Datennetz (WWW)
Datennetz (WAP/SMS)
Papier (Zeitung)
DistributionBündelungErzeugung
Kernanforderungen:• Modularität• Medienneutralität
Bild-Inhalt
Bild-Inhalt
Bild-Inhalt
Text-Inhalt
Text-Inhalt
Text-Inhalt
Kernaufgabe:• Zielmedienspezi-
fische Bündelung
Papier (Facsimilie)
Datennetz (WWW)
Datennetz (WAP/SMS)
Papier (Zeitung)
DistributionBündelungErzeugung
Kernanforderungen:• Modularität• Medienneutralität
Bild-Inhalt
Bild-Inhalt
Bild-Inhalt
Text-Inhalt
Text-Inhalt
Text-Inhalt
Kernaufgabe:• Zielmedienspezi-
fische Bündelung
der Variante des Cross Media Publishing, worunter die mehrfache Verwertung
von einmal erzeugten, in einer Datenbank zentral abgelegten Inhalten über ver-
schiedene Medien zum Zwecke einer effizienteren Umsetzung von Multi Channel-
Strategien verstanden werden kann.138 Multi Channel-Strategien, denen die An-
nahme eines Multi-Touchpoint-Konsumenten zugrunde liegt, zielen auf die Be-
reitstellung alternativer bzw. komplementärer Inhalte über mehrere Zielme-
dien.139 Abbildung 3.2.2.3/1 veranschaulicht beispielhaft einen Ausschnitt der
Multi Channel-Strategie der Axel Springer AG, in deren Rahmen originäre Print-
Inhalte nicht nur in Form einer Zeitung sowie eines Fax-Abrufangebotes, sondern
darüber hinaus auch als WWW-, WAP- und SMS-Angebot bereitgestellt werden.140
Abb. 3.2.2.3/1: Beispiel für eine Multi Channel-Strategie
Als technologische Grundlagen einer zielmedienübergreifenden Mehrfachverwer-
tung im Sinne von Cross Media Publishing können neben der Medienneutralität
von Inhalten als notwendige und modulareren Produktionsansätzen als hinrei-
chende Bedingung141 insbesondere die Ausstattung der Rezipienten mit geeigne-
ten Endgeräten angesehen werden. In Bezug auf den Empfang von digital über-
tragenen Inhalten lassen sich stationäre und mobile Endgeräte unterscheiden,
z.B. Desktop-PCs und Fernseher bzw. Notebooks, Tablet PCs, PDAs, mp3player,
eBooks und Mobiltelefone.142 Die angeführten Endgeräte eignen sich –allein schon
138 Vgl. Fritsche (2001), S. 11 sowie Rawolle (2002), S. 94. 139 Vgl. Middelhoff (1997), S. 422 sowie Stamer (2002), S. 90. 140 Vgl. Handel (2002), S. 5-6. 141 Siehe hierzu im Detail auch die Abschnitte 3.2.1.1 sowie 3.2.1.2. 142 Vgl. Rawolle; Hess (2000), S. 89 sowie Kamp (2001).
Technologische Grundlagen der Mehrfachnutzung
42
aufgrund der variierenden Portabilität und Funktionalität– für tendenziell unter-
schiedliche Konsumsituationen. Aus diesem Grund eröffnet die Entwicklung und
zunehmende Verbreitung geeigneter Endgeräte in Bezug auf die Distribution im
Online- und Rundfunk-Bereich die Möglichkeit, Inhalte immer besser medien-,
situations- und somit letztendlich rezipientengerecht bereitstellen zu können.
Zusammenfassend ist festzustellen, dass die Digitalisierung von Inhalten, Medien
sowie Produktions- und Distributionstechnologien eine Verwertbarkeit über elek-
tronische Datennetze erlaubt, die zu einer noch lange nicht abgeschlossenen
Ausdifferenzierung von Vertriebsformen geführt hat. In diesem Zusammenhang
lassen sich die Ausweitung des Content Syndication auf das Internet, die Ergän-
zung der Varianten des Timing und Windowing um Online-Verwertungsfenster
sowie die Vervielfachung von prinzipiell belegbaren Verwertungsfenstern als
Grundlage für ein weitaus intensiveres Cross Media Publishing hervorheben.
3.3 Zwischenfazit: Technologische Aspekte der Mehrfachnutzung
Die Fragmentierung des Datenbestandes, Aufhebung der Medienspezifität sowie
leistungsstärkere Repräsentationen erlauben digital vorliegende Inhalte nicht nur
nahezu beliebig modularisieren sowie (re-)konfigurieren und somit mehrfach
verwenden, sondern darüber hinaus auch zielmedienübergreifend und somit
mehrfach verwerten zu können. In diesem Zusammenhang sind Informationen
über die Struktur und über die Identität als Grundlage modularerer Produktions-
ansätze, Encoding –und bei Text-Inhalten die Trennung vom Layout durch XML–
als Grundlage für Medienneutralität sowie leistungsfähigere Repräsentationsfor-
men als Ergebnis verbesserter Komprimierungsverfahren diskutiert worden.
Speichertechnologien eröffnen in Verbindung mit weiteren Technologien, Techni-
ken und Systemen verbesserte, z.T. sogar neuartige Möglichkeiten für die Mehr-
fachnutzung von Inhalten, woraus sich verschiedene Trends ableiten. In diesem
Zusammenhang lassen sich die effiziente Versionierung eines Produktes mit Hilfe
von Media Asset Management- sowie Content Management-Systemen, die Indi-
vidualisierung der Bündelungsleistung auf Basis von “Tracking & Profiling“-
Techniken und CRM-Systemen sowie die Ausdifferenzierung der Vertriebsformen
anführen. Mit Blick auf die unter dem zuletzt angeführten Ansatzpunkt subsu-
mierten Varianten (Online) Content Syndication, Timing, Windowing und Cross
Media Publishing sind Netze, Standards, Übertragungstechnologien sowie (Emp-
fangs-)Endgeräte des elektronischen Datenaustauschs thematisiert worden. Mit
Hilfe von Abbildung 3.3./1 erfolgt nachfolgend eine Einordnung der angeführten
Technologien in Bezug auf deren Relevanz für die Mehrfachnutzung von Inhalten.
Technologische Grundlagen der Mehrfachnutzung
43
Legende: Die digitale Technologie kann in Bezug auf die Variante wie folgt bewertet werden:
keine/geringe Bedeutung mittlere Bedeutung hohe Bedeutung
Versionierung Individua-lisierung
Ausdifferenzierung Eigenvertrieb
Derzeit beobachtbareVarianten der Mehr-
fachnutzung
Ausgewähltedigitale Medien-Technologien
Tre
nds
bei den S
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cher
tech
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Aufhebung der Medienspezifität
Fragmentierung des Daten-bestandes
Leistungs-stärkere Re-
präsentations-formen
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der
Meh
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hnutz
ung
Individua-lisierung
Versionierung
Ausdifferen-zierung des (Eigen- und des Fremd-)
Vertriebs
Encoding
XML (nur bei Text-Inhalten)
Metadaten (Identität)
Struktur-informationen
weiterentwickelteDatenformate
Komprimie-rungsverfahren
“Tracking & Pro-filing“-Techniken
CRM
Media AssetMan.-Systeme
Content Mana-gement-Systeme
ElektronischeDatennetze
Austausch-standards
Breitband/Streaming
GeeigneteEndgeräte
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BündelungsstrategienMehrfachverwendung
DistributionsstrategienMehrfachverwertung
Ausdifferenzierung Fremdvertrieb
Tim
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Legende: Die digitale Technologie kann in Bezug auf die Variante wie folgt bewertet werden:
keine/geringe Bedeutung mittlere Bedeutung hohe Bedeutung
Versionierung Individua-lisierung
Ausdifferenzierung Eigenvertrieb
Derzeit beobachtbareVarianten der Mehr-
fachnutzung
Ausgewähltedigitale Medien-Technologien
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Aufhebung der Medienspezifität
Fragmentierung des Daten-bestandes
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Ausdifferen-zierung des (Eigen- und des Fremd-)
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“Tracking & Pro-filing“-Techniken
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Media AssetMan.-Systeme
Content Mana-gement-Systeme
ElektronischeDatennetze
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GeeigneteEndgeräte
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BündelungsstrategienMehrfachverwendung
DistributionsstrategienMehrfachverwertung
Ausdifferenzierung Fremdvertrieb
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Abb. 3.3/1: Relevanz von Technologien für die Mehrfachnutzung
Mit Blick auf die Abbildung 3.3/1 zugrunde liegenden Überlegungen lässt sich
verallgemeinernd der Schluss ziehen, dass die Varianten der Versionierung, die
gruppenspezifische Individualisierung, Content Syndication, Timing, Windowing
sowie in einem geringen Umfang Cross Media Publishing bereits auf Basis analo-
ger Technologien möglich sind, jedoch durch die Digitalisierung hinsichtlich des
möglichen Ausmaßes sowie der ökonomischen Vorteilhaftigkeit begünstigt wer-
den. Im Gegensatz dazu müssen digitale Technologien als notwendige Voraus-
setzung für die personenspezifische Individualisierung, Online Content Syndica-
tion und ein umfangreich betriebenes Cross Media Publishing angesehen werden.
Bekannte Varianten der Mehrfachnutzung
44
Angebotsform
1:c
Mehrfachnutzung von Inhalten
(unternehmensintern) (marktseitig)
Mehrfachverwendung Mehrfachverwertung
KomponenteBaustein1:a 1:b
Mindestvoraussetzung für Mehrfachnutzung: a≥2 oder b≥2 oder c≥2
FirstCopy
1:1Pro-dukt
Angebotsform
1:c
Mehrfachnutzung von Inhalten
(unternehmensintern) (marktseitig)
Mehrfachverwendung Mehrfachverwertung
KomponenteBaustein1:a 1:b
Mindestvoraussetzung für Mehrfachnutzung: a≥2 oder b≥2 oder c≥2
FirstCopy
1:1Pro-dukt
4 Bekannte Varianten der Mehrfachnutzung
Das vierte Kapitel thematisiert die Kernidee, zentrale Merkmale sowie Anforde-
rungen und Nutzenpotenziale der Mehrfachnutzung von Inhalten. In Abhängigkeit
von den grundsätzlich zu unterscheidenden Ausprägungsformen der Mehrfach-
verwendung bzw. -verwertung lassen sich jeweils zwei verschiedene Ansatzpunk-
te ausmachen, denen derzeit bekannte Varianten untergeordnet werden können.
4.1 Kernidee und Ausprägungen des Konzepts
Das Konzept der Mehrfachnutzung von Inhalten umfasst sowohl die mehrfache
Verwendung von Bausteinen bzw. Komponenten im Rahmen von Bündelungspro-
zessen, die jeweils in der Fertigstellung einer “First Copy“ münden (1:a- bzw.
1:b-Beziehung zwischen Baustein bzw. Komponente und “First Copy“, a≥2 oder
b≥2), als auch die mehrfache marktseitige Verwertung von Produkten in unter-
schiedlichen Angebotsformen (1:c-Beziehung zwischen der “First Copy“ als Pro-
dukt sowie der abgeleiteten Angebotsform, c≥2). Dementsprechend kann von
einer Mehrfachnutzung von Inhalten ausgegangen werden, wenn Bausteine,
Komponenten oder die “First Copy“ mehrfach, d.h. mindestens zweimal verwen-
det bzw. verwertet werden. Hingegen muss von einer „Einmalnutzung“ von In-
halten ausgegangen werden, wenn die Mindestvoraussetzung nicht erfüllt ist.
Abbildung 4.1/1 veranschaulicht die Kernidee der Mehrfachnutzung von Inhalten
sowie die Bedingungen der zugrunde liegenden Mindestvoraussetzung. 143
Abb. 4.1/1: Kernidee der Mehrfachnutzung von Inhalten
Die derzeit bekannten Varianten lassen sich grundsätzlich nach der jeweiligen
Form der Mehrfachnutzung von Inhalten unterscheiden.144 Sofern Bausteine oder
143 Siehe hierzu im Detail auch Abschnitt 2.1.2 und insbesondere Abbildung 2.1.2/1. 144 Siehe hierzu im Detail auch Abschnitt 1.2 und insbesondere Abbildung 1.2/1.
Bekannte Varianten der Mehrfachnutzung
45
Ansatzpunkte
ZentraleUnterscheidungsmerkmale
Anzahl angebotener Produkte
Selbstselektion der Rezipienten
Mögl. Formen der Preisdifferenzierung
Spezifität einbezogener Kundeninfor-mationen (in den Bündelungsprozess)
Versionierung durch Produktmodifikation
Individualisierung durchKundenintegration
mehrere eines
ja nein
2. Grades 1. bzw. 3. Grades
gering mittel - hoch
Ansatzpunkte
ZentraleUnterscheidungsmerkmale
Anzahl angebotener Produkte
Selbstselektion der Rezipienten
Mögl. Formen der Preisdifferenzierung
Spezifität einbezogener Kundeninfor-mationen (in den Bündelungsprozess)
Versionierung durch Produktmodifikation
Individualisierung durchKundenintegration
mehrere eines
ja nein
2. Grades 1. bzw. 3. Grades
gering mittel - hoch
Komponenten mehrfach genutzt werden, kann von speziellen Bündelungsstrate-
gien ausgegangen werden, die mit einer unternehmensinternen Mehrfachver-
wendung von Inhalten einhergehen. Falls jedoch eine “First Copy“ in mehreren
Angebotsformen Verwertung findet, ist von speziellen Distributionsstrategien
auszugehen, deren charakteristisches Merkmal in der Mehrfachverwertung von
Inhalten liegt. Hierbei möglicherweise anfallende Synergien konkretisieren sich
produktionsseitig in Kosteneinsparungen bzw. marktseitig in Erlössteigerungen.
4.2 Mehrfachverwendung bei der Bündelung
Mit Blick auf die Mehrfachverwertung lassen sich mit Versionierung und Individu-
alisierung zwei verschiedene Bündelungsstrategien ausmachen, die sich hinsicht-
lich der Anzahl an angebotenen Produkten, der Frage nach Selbstselektion, der
möglichen Formen von Preisdifferenzierung sowie der Spezifität von in den Bün-
delungsprozess einbezogenen Kundeninformationen unterscheiden. Abbildung
4.2/1 fasst nachfolgend die zentralen Unterscheidungsmerkmale zusammen.
Abb. 4.2/1: Unterscheidungsmerkmale von Bündelungsstrategien
Die Versionierung eines (Premium-)Produktes profitiert von dem Einbezug geeig-
neter Kundeninformationen, setzt diese jedoch –im Gegensatz zu einer Indivi-
dualisierung der Bündelungsleistung– nicht notwendigerweise vor. Sofern Kun-
deninformationen erhoben und im Rahmen der Bündelung berücksichtigt werden,
kann ein geringerer Detailgrad als bei Individualisierung angenommen werden.
4.2.1 Versionierung eines (Premium-)Produktes
Im Folgenden werden die Kernidee des Ansatzpunktes, die hierunter subsumier-
ten Varianten sowie die Anforderungen und Nutzenpotenziale einer Mehrfachnut-
zung im Sinne einer Versionierung eines (Premium-)Produktes erläutert.
4.2.1.1 Kernidee dieses Ansatzpunktes
Die Kernidee der Versionierung (engl. Versioning) besteht darin, durch die Modi-
fikation von charakteristischen Eigenschaften oder bestimmten, als wesentlich
Bekannte Varianten der Mehrfachnutzung
46
Verzögerter oder sofortiger Zugriff
eher kurz- oder eher langfristige Nutzung
durchschnittliches oder anspruchsvolles Layout
eher geringe oder eherhohe Auflösung
Minimal- oder Maximalausstattung
begrenzt/regional oder Unbegrenzt/international
Aktualität
Dauer der Verfügbarkeit
Präsentationsform
Lesbarkeit
Leistungsumfang
Publikationsumfang(Reichweite, Auflagenhöhe)
Quantität
Qualität
Zeit
Mögliche AusprägungenMerkmal/EigenschaftDimensionen
Prinzip der Mehrfachverwendung Prinzip der Mehrfachverwertung
Verzögerter oder sofortiger Zugriff
eher kurz- oder eher langfristige Nutzung
durchschnittliches oder anspruchsvolles Layout
eher geringe oder eherhohe Auflösung
Minimal- oder Maximalausstattung
begrenzt/regional oder Unbegrenzt/international
Aktualität
Dauer der Verfügbarkeit
Präsentationsform
Lesbarkeit
Leistungsumfang
Publikationsumfang(Reichweite, Auflagenhöhe)
Quantität
Qualität
Zeit
Mögliche AusprägungenMerkmal/EigenschaftDimensionen
Prinzip der Mehrfachverwendung Prinzip der Mehrfachverwertung
einzuschätzenden Merkmalen eines bereits vorliegenden (Premium-)Produktes
prinzipiell alternative Produktvarianten hervorzubringen, die eine Ausdifferenzie-
rung der Produktlinie nach sich ziehen.145 Sofern die angebotenen Produktvarian-
ten wahrnehmbare Unterschiede hinsichtlich des Nutzenpotenzials aufweisen,
eröffnet sich für Medienunternehmen die Möglichkeit, auch auf hoch transparen-
ten Märkten unterschiedliche Preise durchsetzen zu können.146 Die hiermit ange-
sprochene Preisdifferenzierung lässt sich als eine Strategie verstehen, auf deren
Basis verschiedene Produktvarianten zu unterschiedlichen Preisen verkauft wer-
den, ohne dass dementsprechende Produktionskostenunterschiede vorliegen.147
Die Versionierung eines (Premuim-)Produktes geht hervor aus der Modifikation
von Merkmals- bzw. Eigenschaftsausprägungen. Hierbei ist jedoch festzustellen,
dass die Mehrfachverwendung von Bausteinen und Komponenten lediglich bei
den in Abbildung 4.2.1.1/1 grau gekennzeichneten Fällen Anwendung findet.
Abb. 4.2.1.1/1: Ansatzpunkte für die Versionierung (Abbildung verändert übernommen von Zerdick et al. (2001), S. 190)
Die in Abbildung 4.2.1.1/1 angeführte Modifikation nach der Dimension Zeit tan-
giert nicht die Bündelung des Produktes, sondern ausschließlich dessen Distribu-
tion. Aus diesem Grund lassen sich unter dem Ansatzpunkt der Versionierung nur
die qualitative und quantitative Differenzierung als Varianten der Mehrfachver-
wendung von Inhalten subsumieren. Die zeitliche Differenzierung hingegen ist
den Distributionsstrategien zuzurechnen, da diese eine mehrfache marktseitige
Verwertung einer “First Copy“ in unterschiedlichen Angebotsformen erlaubt.
Dennoch kann für einen Großteil der nachfolgenden Ausführung angenommen
145 Vgl. Shapiro; Varian (1998), S. 69; Zerdick et al. (2001), S. 19 sowie Büschken; von Thaden
(2000), S. 555. 146 Vgl. Detering (2001), S. 155 sowie Brandtweiner (2000), S. 108. 147 Vgl. Link; Schackmann (2000), S. 195 sowie Skiera; Spann (2002), S. 270, 276.
Bekannte Varianten der Mehrfachnutzung
47
werden, dass diese Gültigkeit für eine zeitliche Differenzierung aufweisen.
Das Angebot prinzipiell alternativer Produktvarianten wirft aus Rezipientensicht
die Notwendigkeit auf, auf Basis von Präferenzstruktur und Zahlungsbereitschaft
eine Auswahlentscheidung zu treffen. Hierbei kann eine unmittelbare Vergleich-
barkeit der zur Auswahl stehenden Produktvarianten nur innerhalb des gleichen
Zielmediums angenommen werden.148 Ansonsten liegen unterschiedliche Ge-
staltungserfordernisse bzw. -möglichkeiten sowie daraus abgeleitete Nutzungs-
erwartungen der Rezipienten vor, infolgedessen deren Auswahlentscheidung
nicht nur von den Produktattributen, sondern zugleich von der subjektiven Ein-
stellung bezüglich des Mediums abhängt. Aus diesem Grund ist davon auszuge-
hen, dass an ein und den denselben Inhalt in verschiedenen Medien unterschied-
liche Nutzungserwartungen gestellt werden, so dass eine Vergleichbarkeit nur
bedingt gegeben ist.149 Mit Blick auf Cross Media Publishing lässt sich hieraus die
Vermutung ableiten, dass erstens die Befriedigung der jeweiligen Nutzungser-
wartungen eine zielmedienspezifische Aufbereitung bedingt und zweitens, dass
eine Kannibalisierung zwischen verschiedenen Medien nicht zwangsläufig eintritt.
4.2.1.2 Varianten
Unter dem Ansatzpunkt der Versionierung eines (Premium-)Produktes lassen sich
die qualitative sowie die quantitative Differenzierung als grundsätzlich zu unter-
scheidende Varianten einer Mehrfachverwendung von Inhalten ausmachen.
4.2.1.2.1 Qualitative Differenzierung
Die Variante der qualitativen Differenzierung führt durch Modifikation der Präsen-
tationsform bzw. Lesbarkeit150 eines (Premuim-)Produktes zu der Ausbildung von
mindestens zwei, prinzipiell alternativen Produktvarianten. Angesichts der stetig
voranschreitende Digitalisierung von Inhalten und Technologien ist zu vermuten,
dass sich die Möglichkeiten einer intendierten Modifikation, durch die nachfrage-
wirksame Qualitätsunterschiede zwischen verschiedenen Produktvarianten her-
beigeführt werden können, erheblich ausdifferenziert und verbessert haben.
Das Attribut der Präsentationsform bezieht sich auf die graphisch-künstlerische
Aufbereitung von Inhalten, die sich üblicherweise in einem eher durchschnittli-
chen oder einem eher anspruchsvollen Layout konkretisiert. Hierbei umfasst das
Layout neben den Merkmalen Farbe, Format, Schriftart und Schriftgröße auch
zusätzliche Produktkennzeichnungen wie beispielsweise eine persönliche Signatur
148 Vgl. Theis-Berglmair (2002), S. 54. 149 Vgl. Schumann; Hess (2002), S. 39. 150 Siehe Abbildung 4.2.2/1.
Bekannte Varianten der Mehrfachnutzung
48
des Autors, durch die ebenfalls ein subjektiv empfundener Qualitätsunterschied
zwischen Produktvarianten herbeigeführt werden kann. Die qualitative Differen-
zierung der Präsentationsform eignet sich vermutlich bei besonders wertvollen,
eher zeitlosen Büchern wie z.B. Klassikern der belletristischen Literatur oder auch
der Bibel, die sich entweder als handelsübliche Standard- oder aber als verzierte
Antiquitätsausgabe für Liebhaber aufbereiten lassen.151 Hierbei kann die erhöhte
Zahlungsbereitschaft für Produktvarianten mit einem anspruchsvollen Layout
vermutlich auf den subjektiv empfundenen Besitzwert von Büchern zurückgeführt
werden. Außerhalb des Buchbereiches ist hingegen zu vermuten, dass die gra-
phisch-künstlerische Aufbereitung den subjektiv empfundenen Besitzwert in ei-
nem geringeren Maße beeinflusst, infolgedessen eine qualitative Differenzierung
durch Modifikation der Präsentationsform eine geringere Bedeutung aufweist.
Als ein zweiter Ansatzpunkt für die qualitative Differenzierung lässt sich die in-
tendierte Modifikation der Lesbarkeit eines (Premium-)Produktes anführen, die
ebenfalls zu der Ausbildung von mindestens zwei Produktvarianten führt. Hierbei
konkretisiert sich die Modifikation der Lesbarkeit üblicherweise in einer eher ge-
ringen oder einer eher hohen Auflösung. In diesem Zusammenhang ist zu ver-
muten, dass die Modifikation der Lesbarkeit insbesondere bei Bild-, Audio- und
Video-Inhalten von Bedeutung für das rezipientenseitige Nutzenempfinden und
somit letztendlich für deren Zahlungsbereitschaft sein kann. Sofern sich die qua-
litativen Unterschiede zwischen den angebotenen Produktvarianten auf die jewei-
lige Zahlungsbereitschaft von Rezipienten auswirken, erlaubt eine Modifikation
der Lesbarkeit das Abschöpfen zusätzlicher Erlöspotenziale. In diesem Zusam-
menhang kann beispielhaft auf die Bilddatenbank der Getty Image Inc. verwie-
sen werden, die ihren Kunden prinzipiell alternative Produktvarianten mit jeweils
unterschiedlicher Auflösung zu verschiedenen Preisen anbietet.152
4.2.1.2.2 Quantitative Differenzierung
Als Ansatzpunkte für eine quantitative Differenzierung lassen sich die Attribute
Leistungsumfang sowie Publikationsumfang bzw. -zugriff ausmachen, deren Mo-
difikation zu der Ausbildung prinzipiell alternativer Produktvarianten führt.153 Bei
näherer Betrachtung ist festzustellen, dass sich das zuerst angeführte Attribut
auf die Bündelung, das zuletzt angeführte Attribut hingegen auf die marktseitige
151 Das simultane Angebot der Hardcover- und Taschenbuchausgabe eines Buches kann ebenfalls
als qualitative Produktdifferenzierung verstanden werden. Sofern jedoch eine zeitliche Staffe-lung der „Release“-Zeitpunkte stattfindet, liegt eine sequentielle Vertriebsstrategie im Sinne des Windowing vor, siehe hierzu im Detail Abschnitt 4.3.2.2.1.
152 Siehe http://creative.gettyimages.com (Stand 15.11.2002). 153 Siehe hierzu auch Abbildung 4.2.1.1/1.
Bekannte Varianten der Mehrfachnutzung
49
Verwertung von Medienprodukten bezieht. Aus diesem Grund wird die Modifika-
tion des Publikationsumfangs hier den Distributionsstrategien zugerechnet.154
Der Leistungsumfang von Produktvarianten rekurriert auf deren Ausgabelänge im
Sinne der Seitenanzahl, Textlänge oder Sende- bzw. Spieldauer und konkretisiert
sich bei polarer Betrachtung in einer Minimal- oder Maximalausstattung. Als An-
wendungsbeispiel für die Modifikation des Leistungsumfangs lässt sich die quanti-
tative Differenzierung von Spielfilmen anführen, die als DVD neuerdings sowohl
in einer günstigen Standard- als auch teureren, um herausgeschnittene Szenen
wie z.B. den “Director’s Cut“ erweiterten Sammlervariante angeboten werden.155
Mit Blick auf die Versionierung ist hierbei zu berücksichtigen, dass die Vorstellung
über die Vorteilhaftigkeit in Abhängigkeit von der jeweiligen Konsumsituation und
dem Charakter der Inhalte variieren kann. So zeigt sich, dass bestimmte Rezi-
pienten wie z.B. Führungskräfte üblicherweise eine prägnante, komprimierte
Aufbereitung informativer Inhalte präferieren, woraus sich die Erkenntnis ablei-
ten lässt, dass der Leistungsumfang angebotener Produktvarianten nicht zwangs-
läufig positiv-linear mit der Zahlungsbereitschaft der Rezipienten korreliert.
4.2.1.3 Anforderungen und Nutzenpotenziale
Die Versionierung eines (Premium-)Produktes durch qualitative bzw. quantitative
Differenzierung setzt voraus, dass erstens durch die Modifikation eines Attributes
prinzipiell alternative Produktvarianten erzeugt werden und zweitens, dass diesen
aus Rezipientensicht ein unterschiedliches Maß an Bedürfnisbefriedigung und
Zahlungsbereitschaft zugrunde liegt.156 Sofern die angeführten Voraussetzungen
erfüllt werden, lassen sich auf Basis einer Strategie der simultanen Produkt- und
Preisdifferenzierung zusätzliche Erlöspotenziale nahezu kostenneutral abschöp-
fen, indem neue Kundengruppen erreicht und bisherige Kunden erlösmaximie-
rend bearbeitet werden.157 Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, dass Rezipienten
in einer Situation der vollständigen Konkurrenz nicht nur zwischen prinzipiell al-
ternativen Produktvarianten, sondern auch zwischen unterschiedlichen Anbietern
auswählen zu können. Aus diesem Grund sind Medienunternehmen bei der Ver-
sionierung eines (Premium-)Produktes gefordert, einem drohenden Anbieter-
wechsel durch die Bereitstellung möglichst attraktiver Produktvarianten vorzu-
beugen. Hieraus leitet sich die Notwendigkeit einer sorgsamen Auswahl der zu
modifizierenden Merkmale und Eigenschaften ab. In diesem Zusammenhang ist
154 Siehe hierzu im Detail auch Abschnitt 4.3.1.3. 155 Vgl. Varian (2001), S. 9. 156 Vgl. Varian (2001), S. 9 sowie Shapiro; Varian (1998), S. 76. 157 Vgl. Faßnacht (1996), S. 30-33 sowie Zerdick et al. (2001), S. 188.
Bekannte Varianten der Mehrfachnutzung
50
zu vermuten, dass sich beispielsweise die Qualität der journalistischen Tätigkeit
oder auch der Übertragung von Rundfunk- und Online-Diensten nicht als Ansatz-
punkte für Variantenbildung eignen, da die Wahrscheinlichkeit eines Anbieter-
wechsels bei einem negativen Konsumerlebnis als hoch einzuschätzen ist.
Versionierung eröffnet Medienunternehmen die Möglichkeit, Preisdifferenzierung
zweiten Grades betreiben, in deren Rahmen sich Rezipienten durch die Auswahl
von preislich differenzierten Produktvarianten selbstselektierend einer bestimm-
ten, einheitlich behandelten Nachfragergruppe zuordnen. Aus diesem Grund geht
die Variantenbildung de facto mit einer Aufspaltung des Gesamtmarktes in Teil-
märkte einher. Hierbei stellt sich Medienunternehmen die Frage nach der erlös-
optimalen Anzahl an Produktvarianten bzw. Marktsegmenten. In diesem Zusam-
menhang ist zu berücksichtigen, dass eine zu geringe Variantenanzahl dem voll-
ständigen Abschöpfen der Konsumentenrente im Wege steht, eine zu hohe den
Suchaufwand für Rezipienten übermäßig erhöht und daher ebenfalls nicht zu ei-
nem optimalen Ergebnis führt.158 Aufgrund der aus Marketing bekannten Aversion
von Konsumenten gegenüber Extremen (“extremeness aversion“) ist –sofern
keine gegenteiligen Marktinformationen vorliegen– zu vermuten, dass die op-
timale Variantenzahl üblicherweise nicht bei zwei, sondern bei drei liegt.159
Die voranschreitende Digitalisierung ermöglicht zunehmend, Inhalte nahezu be-
liebig und zu extrem geringen Kosten zu bündeln bzw. zu entbündeln, infolge-
dessen sich die Versionierung eines (Premium-)Produktes immer flexibler und
kostengünstiger umsetzen lässt.160 Aus diesem Grund scheint es möglich, den
bislang herrschenden Zielkonflikt zwischen Produktdifferenzierung und Produkti-
vität lösen und verschiedene Produktvarianten eines Ausgangsproduktes nahezu
kostenneutral anbieten zu können.161 Aus Unternehmenssicht lassen sich auf Ba-
sis einer Produkt- und daran gekoppelten Preisdifferenzierung zusätzliche Erlös-
potenziale abschöpfen und weitere Deckungsbeiträge realisieren, sofern etwaige
Kannibalisierungseffekte gering gehalten werden.162 Mit Blick auf die Rezipienten
ist zu konstatieren, dass diese unter Berücksichtigung von begrenzten Finanzmit-
teln jene Produktvariante auswählen können, deren Konsum gemäß der individu-
ellen Präferenzstruktur und Zahlungsbereitschaft den subjektiv größten Nutzen
stiftet. Hiermit geht tendenziell ein höheres Maß an Bedürfnisbefriedigung einher.
158 Vgl. Shapiro; Varian (1998), S. 67. 159 Vgl. Brandtweiner (2000), S. 117. 160 Vgl. Brandtweiner (2000), S. 115. 161 Vgl. Link; Schackmann (2000), S. 195. 162 Vgl. Brandtweiner (2000), S. 113.
Bekannte Varianten der Mehrfachnutzung
51
Individuelle Bausteine/Komponenten
Individualisierung der Bündelungsleistung
führt zu kundenspezifi-sch(er)en Angebotsformen
Gruppenspezifische Angebotsform
Personenspezifische Angebotsform
Einheitlicher Produktkern
Individuelle Bausteine/Komponenten
Individualisierung der Bündelungsleistung
führt zu kundenspezifi-sch(er)en Angebotsformen
Gruppenspezifische Angebotsform
Personenspezifische Angebotsform
Einheitlicher Produktkern
4.2.2 Individualisierung der Bündelungsleistung
Im Folgenden werden die Kernidee des Ansatzpunktes, die hierunter subsumier-
ten Varianten sowie die Anforderungen und Nutzenpotenziale einer Mehrfachnut-
zung im Sinne einer Individualisierung der Bündelungsleistung erläutert.
4.2.2.1 Kernidee dieses Ansatzpunktes
Das Ziel einer Individualisierung der Bündelungsleistung liegt in der Bereitstel-
lung einer “maßgeschneiderten“ Angebotsform, die zu einem möglichst hohen
Grad den in der Präferenzstruktur enthaltenen Konsumerwartungen einer be-
stimmten Rezipientengruppe bzw. eines einzelnen Rezipienten entspricht. Hierbei
geht es wohlgemerkt nicht um eine individuelle Produktion im Sinne einer Einzel-
fertigung, sondern um die Bündelung einmal erzeugter Bausteine und Kompo-
nenten zu einer kundenindividuellen Angebotsform, womit eine Mehrfachverwen-
dung von Inhalten in verschiedenen Produktkonfigurationen einhergeht.163 Mit
Blick auf den Individualisierungsgrad und die daraus hervorgehende Angebots-
form lassen hierbei mit der gruppen- bzw. personenspezifischen Bündelung zwei
verschiedene Varianten unterscheiden, die sich durch Bezugsobjekt sowie Spezi-
fität einbezogener Kundeninformationen abgrenzen lassen. Die nachfolgende Ab-
bildung 4.2.2.1/1 veranschaulicht die Kernidee und die Unterscheidungsmerkma-
le der beiden Varianten einer Individualisierung der Bündelungsleistung.164
Abb. 4.2.2.1/1: Varianten der Individualisierung im Vergleich
Sowohl bei der gruppen- als auch bei der personenspezifischen Bündelung
163 Zum verwertungsseitigen Trend und Prozess einer Individualisierung der Bündelungsleitung,
siehe hierzu im Detail Abschnitt 3.2.2.2 sowie insbesondere Abbildung 3.2.2.2/1. 164 Die Angebotsformen werden im Rahmen dieser Arbeit durch den relativen Anteil an kundenin-
dividuell hinzugefügten Bestandteilen voneinander abgegrenzt. Bei einem Anteil von mindes-tens 50% liegen eher gruppen-, ansonsten eher personenspezifische Angebotsformen vor.
Bekannte Varianten der Mehrfachnutzung
52
kommt dem Einbezug geeigneter Kundeninformationen eine erfolgskritische Be-
deutung zu,165 unterscheidet sich jedoch signifikant hinsichtlich erforderlichem
Ausmaß und Detailgrad. In diesem Zusammenhang lässt sich verallgemeinernd
feststellen, dass bei einem ansteigenden relativen Anteil an kundenspezifisch
hinzugefügten Bestandteilen bzw. Bausteinen und Komponenten der Individuali-
sierungsgrad einer Angebotsform sowie üblicherweise auch Ausmaß und Detail-
grad der im Rahmen einer Bündelungsleistung benötigten Kundeninformationen
zunehmen. Die zu vermutende positive Korrelation zwischen Individualisierungs-
grad und Kundeninformationsbedarf ist auf den Anspruch zurückzuführen, durch
verbesserte Abstimmung von Produktkonfiguration und Präferenzstruktur der
bzw. des Rezipienten ein steigendes Maß an Bedürfnisbefriedigung zu erreichen.
Dementsprechend liegt das Ziel einer personenspezifischen Individualisierung
darin, einem bestimmten Rezipienten jene Inhalte in einer für ihn angemessenen
Form bereitzustellen, die dessen Informationsbedürfnis weitestgehend befriedi-
gen und möglichst im Einklang mit der jeweiligen Konsumsituation stehen.166
Mit Blick auf die Versionierung ist abgrenzend festzustellen, dass die konstituie-
rende Selbstselektion zwischen verschiedenen Produktvarianten –verstanden als
Alternativenwahl– im Fall einer Individualisierung durch das Medienunternehmen
vorweggenommen und nicht mehr dem Rezipienten überlassen wird.167 Es steht
lediglich eine Angebotsform „zur Auswahl“. Aus diesem Grund entfällt aus Rezi-
pientensicht auch jener transaktionskostenrelevante Suchaufwand, der im Fall
der Versionierung anfiele, um aus der erforderlichen Anzahl an Produktvarianten
diejenige auswählen zu können, die zu einem gleich hohen Maß an Bedürfnisbe-
friedigung führt wie kundenspezifisch gebündelte Angebotsform.168
4.2.2.2 Varianten
Unter dem Ansatzpunkt der Individualisierung der Bündelungsleistung lassen sich
die gruppen- sowie die personenspezifische Bündelung als grundsätzlich zu un-
terscheidende Varianten einer Mehrfachverwendung von Inhalten ausmachen.
4.2.2.2.1 Gruppenspezifische Bündelung
Die Individualisierung der Angebotsform kann als das Ergebnis einer dement-
sprechenden Bündelungsleistung verstanden werden, das Bezug nimmt auf die
identifizierte Präferenzstruktur der bzw. des Rezipienten. Sofern es sich bei dem
165 Vgl. Piller; Schoder (1999), S. 1116-1118 sowie Reichwald; Piller; Möslein (2000), S. 1. 166 Vgl. Kundisch; Wolfersberger; Kloepfer (2001), S. 94. 167 Vgl. Link; Schackmann (2000), S. 196. 168 Vgl. Link; Schackmann (2000), S. 196.
Bekannte Varianten der Mehrfachnutzung
53
Augsburger Allgemeine
Zeitung
RegionalausgabenHaupt-ausgabe
MantelteilAugsburger Allgemeine
(Stadt)
Aichacher Nachrichten
Augsburger Allgemeine
(Land)
Donau Zeitung
FriedbergerAllgemeine
Donau-wörtherZeitung
Günzburger Zeitung
Mittel-schwäbischeNachrichten
IllertisserZeitung
MindelheimerZeitung
Neu-UlmerZeitung
NeuburgerRundschau
RieserNachrichten
LandsbergerTageblatt
Schwab-münchenerAllgemeine
WertingerZeitung
Augsburger Allgemeine
Zeitung
Augsburger Allgemeine
Zeitung
RegionalausgabenHaupt-ausgabe
MantelteilAugsburger Allgemeine
(Stadt)
Aichacher Nachrichten
Augsburger Allgemeine
(Land)
Donau Zeitung
FriedbergerAllgemeine
Donau-wörtherZeitung
Günzburger Zeitung
Mittel-schwäbischeNachrichten
IllertisserZeitung
MindelheimerZeitung
Neu-UlmerZeitung
NeuburgerRundschau
RieserNachrichten
LandsbergerTageblatt
Schwab-münchenerAllgemeine
WertingerZeitung
Betrachtungsgegenstand um eine Personengruppe handelt, deren Mitglieder zum
einen ein spezielles, ihnen gemeinsames Interesse aufweisen und die zum ande-
ren nach geographischen, soziodemographischen oder persönlichkeitsbezogenen
Kriterien eindeutig gegenüber anderen Rezipienten abgegrenzt werden können,
lässt sich eine gruppenspezifische Bündelung vornehmen. Die hieraus resultie-
rende gruppenspezifische Angebotsform zeichnet sich durch einen dominieren-
den, auch für alle anderen Gruppen einheitlichen Produktkern sowie ergänzende,
gruppenspezifisch ausgewählte Bausteine und Komponenten aus.169 Als ein pro-
minentes Anwendungsbeispiel für gruppenspezifische Bündelung lässt sich die in
Augsburg ansässige Presse-Druck- und Verlags-GmbH anführen, die einen ein-
heitlichen Mantelteil als Produktkern sowohl für die Hauptausgabe, die Augsbur-
ger Zeitung, als auch für eine Vielzahl unterschiedlicher, gruppenspezifisch auf-
bereiteter Regionalausgaben, deren Zielkunden nach geographischen Kriterien
ein- bzw. abgegrenzt werden, verwendet. Abbildung 4.2.2.2.1/1 veranschaulicht
die Mehrfachverwendung des Mantelteils in verschiedenen Ausgaben des Verlags.
Abb. 4.2.2.2.1/1: Beispiel für gruppenspezifische Bündelung
Die Inhalte des angesprochenen Mantelteils weisen den Charakter überregionaler
Nachrichten z.B. aus den Bereichen Politik, Wirtschaft und Sport auf, die dem
allgemeinen Informationsbedürfnis der Zeitungslesern –gleich welcher Ausgabe–
entsprechen. Der einheitliche Produktkern wird um gruppenspezifische Bestand-
teile wie z.B. lokale Sportnachrichten oder Wohnungsmarktanzeigen ergänzt, die
dem speziellen, in diesem Fall regional geprägten Informationsbedürfnis der je-
weiligen Zielkunden Rechnung tragen. Es ist zu resümieren, dass eine Mehrfach-
verwendung „lediglich“ in Bezug auf die Inhalte des Mantelteils, dessen Layout
an das Erscheinungsbild der jeweiligen Zielausgabe angepasst wird, stattfindet.
Die gruppenspezifische Bündelung von Inhalten findet zum gegenwärtigen Zeit-
punkt besonders intensiv in der Zeitungsbranche,170 darüber hinaus aber auch
169 Siehe hierzu auch Abbildung 4.2.2.1/1. 170 Vgl. Löffelholz; Altmeppen (1994), S. 584.
Bekannte Varianten der Mehrfachnutzung
54
zunehmend im Rundfunkbereich sowie in der Zeitschriften- und –in abgewandel-
ter Form– in der Buchbranche Anwendung. Im Hörfunkbereich kann beispielhaft
auf die Betriebsgesellschaft radio NRW GmbH verwiesen werden, die das Mantel-
bzw. Rahmenprogramm für 44 Lokal- und Regionalsendern in Nordrhein-West-
falen produziert.171 Analoge Beispiele lassen sich auch unter den national tätigen
Fernsehsendern mit Vollprogramm finden, in denen ein einheitlicher Produktkern
um gruppenspezifische, regional geprägte Bestandteile in Form von Lokalbericht-
erstattungen ergänzt wird. Während sich mit Blick auf die Zeitungsbranche sowie
den Rundfunkbereich –nicht zuletzt wegen eines Mangels an detaillierteren In-
formationen– üblicherweise eine geographische Abgrenzung der Zielkunden beo-
bachten lässt, finden in der Zeitschriften- und Buchbranche hingegen eher per-
sönlichkeitsbezogene Kriterien wie z.B. Lifestyle, Hobbies oder die Berufsgrup-
penzugehörigkeit Berücksichtigung. In Bezug auf die Buchbranche sei beispiel-
haft auf die Buchclubs der Bertelsmann AG verwiesen, die ihren Mitgliedern eine
vorselektierte Sortimentsauswahl gegen eine Mindestabnahmeverpflichtung zu
günstigeren Verkaufspreisen anbieten. Es ist erklärtes Ziel und lässt sich insbe-
sondere in den USA bereits beobachten, dass die General-Interest- allmählich in
Special-Interest-Clubs überführt werden, um eine kundenspezifischere Sorti-
mentsauswahl –hier zu verstehen als Angebotsform– unterbreiten zu können.172
4.2.2.2.2 Personenspezifische Bündelung
Lange Zeit sind Medienunternehmen insbesondere aufgrund ökonomischer Re-
striktionen, die eng mit dem Phänomen der z.T. sehr hohen “First-Copy-Costs“
zusammenhängen, nicht in der Lage gewesen, eine personenspezifische Bünde-
lung im großen Stil bzw. für ein Massenpublikum zu betreiben.173 Im Zuge der
voranschreitenden Digitalisierung von Inhalten, Technologien und Medien hat
sich jedoch die Möglichkeit eröffnet, den Gesamtmarkt in immer kleinere Seg-
mente aufspalten und diese mit personenspezifischen Angebotsformen auf wirt-
schaftliche Art und Weise bedienen zu können. Hierbei ist zu beachten, dass per-
sonenspezifische Angebotsformen bislang insbesondere im Internet bereitgestellt
werden, was sich auf drei zentrale Gründe zurückführen lässt. Erstens spielt der
“First-Copy-Cost“-Effekt, durch den Skaleneffekte bei ansteigender Ausbrin-
gungsmenge beschrieben werden, bei digitalen Produkten eine geringere Rolle
als bei physischen.174 Zweitens lassen sich Konsumpräferenzen im Internet ten-
171 Siehe http://www.radionrw.de (Stand 17.11.2002) und vgl. Sjurts (1996), S. 143. 172 Vgl. Hamann (2002), S. 10. 173 Vgl. Schumann; Hess (2002), S. 70. 174 Vgl. Schumann, Hess (2002), S. 22-27.
Bekannte Varianten der Mehrfachnutzung
55
denziell nicht nur genauer, sondern auch kostengünstiger ermitteln.175 Und drit-
tens erlaubt das Internet nicht nur eine individuelle Ansprache, sondern auch
eine nicht-physische, nahezu kostenlose Distribution.176 Angesichts der rasanten
Entwicklung des Internets ist zu vermuten, dass die personenspezifische Bünde-
lung und dementsprechende Angebotsformen zukünftig weiter an Bedeutung ge-
winnen.177 Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, dass eine Individualisierung der
Bündelungsleistung rezipientenseitig aufgrund des Bedürfnisses nach Gruppen-
konsum, unternehmensseitig aufgrund von begrenzten Fähigkeiten zur Erfassung
und Verarbeitung von Kundeninformationen eine Begrenzung findet. 178
Die personenspezifische Bündelung, deren Betrachtungsgegenstand ein einzel-
ner, identifizierbarer Rezipient darstellt, bedingt die Ermittlung und Verarbeitung
geeigneter, hinreichend detaillierter Kundeninformationen. Aus diesem Grund
lässt sich oftmals beobachten, dass die personspezifische Bündelung in eine lang-
fristig ausgelegte Kundenbeziehung eingebettet ist, zu deren Beginn Kundenprä-
ferenzen abgefragt und im Zeitverlauf ergänzt werden. Der nachfolgende Screen-
shot179 dokumentiert die Erhebung von Kundenpräferenzen bei der erstmaligen
Registrierung für die Online-Zeitung „Wall Street Journal Online“ (WSJ Online).
Abb. 4.2.2.2.2/1: Beispiel für personenspezifische Bündelung
Die Ermittlung hinreichend detaillierter Kundenpräferenzen –im Fall der WSJ On-
175 Vgl. Brandtweiner (2000), S. 111. 176 Vgl. Hartert (2001), S. 48 sowie Zerdick et al. (2001), S. 237. 177 Vgl. Hess (2002b); Shapiro; Varian (1998), S. 37 sowie Goldhammer (2001), S. 175. 178 Siehe hierzu im Detail Abschnitt 3.2.2.2 und vgl. Reichwald; Piller; Möslein (2000), S. 1. 179 Siehe http://online.wsj.com/j2tour/info.html (Stand 15.11.2002).
Bekannte Varianten der Mehrfachnutzung
56
line in Bezug auf Nachrichtenrubriken und Präsentationsform– versetzt Medien-
unternehmen in die Lage, eine personenspezifische Angebotsform bereitstellen
zu können. Als ein weiteres Beispiel für die Bereitstellung einer personenspezifi-
schen Angebotsform im Internet können neben der individualisierten Online-Zei-
tung auch entsprechende Online-Newsletter angeführt werden.180
4.2.2.3 Anforderungen und Nutzenpotenziale
Mit Blick auf eine intendierte Individualisierung der Bündelungsleistung lassen
sich aus Unternehmenssicht drei erfolgskritische Anforderungen ausmachen. Er-
stens müssen sich Inhalte auf wirtschaftliche Art und Weise bündeln bzw. ent-
bündelt lassen können, womit die Notwendigkeit einer sowohl flexiblen als auch
effizienten Modularisierbarkeit angesprochen ist. Die vorangegangenen Ausfüh-
rungen legen in diesem Zusammenhang die Vermutung nahe, dass ein Vorliegen
der zu verarbeitenden Inhalte in digitaler Form zumindest ab einem bestimmten
Individualisierungsgrad als unumgänglich anzusehen ist. Zweitens muss sich eine
bestimmte Personengruppen bzw. Person hinreichend gut identifizieren, von an-
deren abgrenzen und adressieren lassen, da ansonsten eine Zuordnung von Prä-
ferenzstruktur und Angebotsform nicht gelingen kann. Und drittens besteht die
Notwendigkeit, deren bzw. dessen Konsumpräferenzen hinreichend detailliert
ermitteln und im Rahmen des Bündelungsprozess in eine gruppen- bzw. perso-
nenspezifische Angebotsform überführen zu können. Es ist zu resümieren, dass
der Individualisierungsgrad einer kundenspezifischen Bündelungsleistung von der
Frage abhängt, inwiefern die angeführten Anforderungen erfüllt werden.
Aus Unternehmenssicht ist zu vermuten, dass die Nutzenpotenziale einer Indivi-
dualisierung der Bündelungsleistung in erster Linie in einer intensiveren Kunden-
bindung sowie in erweiterten Preisgestaltungsspielräumen liegen. Die Bereitstel-
lung einer individualisierten Angebotsform zielt darauf ab, dem Rezipienten einen
größeren Nutzen zu stiften als bei einer Alternativenwahl zwischen Produktvari-
anten möglich wäre, indem zum einen Suchkosten eliminiert und zum anderen
Konsumbedürfnisse durch gruppen- bzw. personenspezifische Bündelung besser
befriedigt werden. Hierfür bedarf es geeigneter, hinreichend detaillierter Kunden-
informationen, deren Ermittlung eine anspruchsvolle Herausforderung darstellt
und deshalb oftmals in langfristig angelegte, individuell geführte Kundenbezie-
hungen eingebettet ist.181 Hieraus leitet sich ein Lock-In-Effekt im Sinne einer
intensiven Bindung des Kunden an das Unternehmen ab, die sich auf signifikante
Wechselkosten im Sinne eines zumindest zeitlichen Aufwands für das abermalige
180 Vgl. Goldhammer (2001), S. 186. 181 Vgl. Piller (2000), S. 887.
Bekannte Varianten der Mehrfachnutzung
57
Anzeigen von Konsumpräferenzen bei einem Anbieterwechsel zurückführen
lässt.182 Aus diesem Grund ist zu vermuten, dass die Individualisierung der Ange-
botsform zu einer intensiveren, daher langfristigeren Kundenbindung führt, die
den Preisgestaltungsspielraum von Medienunternehmen tendenziell erweitert. Ob
und inwiefern sich auf dieser Basis eine gruppen- oder gar personenspezifische
Preisdifferenzierung dritten bzw. ersten Grades durchsetzen lässt, hängt davon
ab, ob eine linear-positive Korrelation zwischen dem Individualisierungsnutzen
sowie der Zahlungsbereitschaft vorliegt. In diesem Zusammenhang lässt sich
jedoch beobachten, dass die Individualisierung der Angebotsform nur in wenigen
Fällen mit einem Anstieg der Zahlungsbereitschaft auf Seiten der Rezipienten
einhergeht.183 Aus diesem Grund postulieren Piller und Zipkin unabhängig
voneinander, die Möglichkeit einer Preisdifferenzierung sehr kritisch zu prüfen, im
Zweifelsfall eine individualisierte Angebotsform zum Preis eines Standardproduk-
tes anzubieten.184 Mit Blick auf die vorangegangenen Ausführungen ist zu vermu-
ten, dass sich eine Individualisierung der Bündelungsleistung und dementspre-
chenden Angebotsform weniger für eine progressive, erlösmaximierende Preisge-
staltung als vielmehr für ein Ausscheren aus dem Preiswettkampf eignet, womit
eine weitestgehende Konservation des bisherigen Preisniveaus einherginge.
Die Individualisierung der Angebotsformen trägt einer voranschreitenden Frag-
mentierung der Massengesellschaft Rechnung.185 Es stellt sich aus Sicht von Me-
dienunternehmen jedoch die Frage, ob und inwieweit eine ökonomische Vorteil-
haftigkeit vorliegt, wenn keine höheren Preise erhoben werden können. In die-
sem Zusammenhang kommt den digitalen Technologien eine entscheidende Rolle
zu, da sich auf deren Basis der traditionell vorliegende Trade-Off zwischen dem
potenziellen Nutzenvorteil einer Einzelfertigung und dem Kostenvorteil einer
standardisierten Massenproduktion überwinden lässt.186 Infolgedessen können bei
nahezu gleich bleibenden Produktionskosten individualisierte Angebotsformen
bereitgestellt werden, die zu einer intensiveren Kundenbindung führen, in deren
Rahmen zusätzliche Cross-Selling-Potenziale erschlossen werden können. In die-
sem Zusammenhang kann Cross-Selling als Verkauf von weiteren Produkten an
einen bestehenden Kunden verstanden werden, durch den bei praktisch gleich
bleibenden Beziehungskosten –und einem unveränderten Preisniveau– zusätzli-
che Deckungsbeiträge im Sinne eines Wirtschaftlichkeitsvorteils erzielt werden.
182 Vgl. Schumann; Hess (2002), S. 62. 183 Vgl. Zipkin (2002), S. 77. 184 Vgl. Piller (2000), S. 885 sowie Zipkin (2002), S. 77. 185 Mit Blick auf die Individualisierung spielt auch die zeitgerechte Bereitstellung im Sinne eines
„On-Demand“-Angebotes eine immer stärkere Rolle, ist aber mit Blick auf das Thema der vor-liegenden Arbeit nicht weiter zu vertiefen, vgl. vertiefend Hess; Tzouvaras (2001), S. 239-246.
186 Vgl. Piller (2000), S. 887.
Bekannte Varianten der Mehrfachnutzung
58
Vert
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gering hochReputation bzw. Markenwert(Einschätzung der Endkunden)
gering hochPotenzielle Marktabdeckung(Zugang zu Endkunden)
gering hochPotenzielle Vertriebsspanne(Marge x Absatzmenge)
hoch geringRisiko und finanzieller Aufwandder endkundenseitigen VerwertungV
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gering hochReputation bzw. Markenwert(Einschätzung der Endkunden)
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gering hochPotenzielle Marktabdeckung(Zugang zu Endkunden)
gering hochPotenzielle Marktabdeckung(Zugang zu Endkunden)
gering hochPotenzielle Vertriebsspanne(Marge x Absatzmenge)
gering hochPotenzielle Vertriebsspanne(Marge x Absatzmenge)
hoch geringRisiko und finanzieller Aufwandder endkundenseitigen Verwertung
hoch geringRisiko und finanzieller Aufwandder endkundenseitigen Verwertung
4.3 Mehrfachverwertung bei der Distribution
Der Geschäftszweck von Medienunternehmen liegt nach Schumann und Hess in
der Erzeugung, Bündelung und Distribution von Inhalten.187 In Bezug auf den zu-
letzt angesprochen Aspekt sind Medienunternehmen bestrebt, durch die Mehr-
fachverwertung von Inhalten zusätzliche Erlöspotenziale abzuschöpfen, ohne
dass –im gleichen Maße– die zugrunde liegenden Produktionskosten ansteigen.
Die ökonomische Grundlage dieses Bestrebens bildet die Nicht-Rivalität im Kon-
sum, der keinerlei physische Wertminderung von Inhalten nach sich zieht.188
Mit Blick auf die Mehrfachverwertung von Inhalten lassen sich verschiedene Stra-
tegien danach unterscheiden, ob die Distribution der Medienprodukte direkt über
eigene oder indirekt über fremde Vertriebsstrukturen erfolgt. Während Medien-
unternehmen in dem ersten Fall in einer direkten Geschäftsbeziehung mit End-
kunden stehen, verwerten sie die Inhalte in dem zweiten Fall üblicherweise über
mehrere rechtlich und wirtschaftlich selbständige Intermediäre. In diesem Zu-
sammenhang lassen sich verschiedene zentrale Einflussfaktoren ausmachen, die
–unter Umständen auch in entgegengesetzter Richtung– Einfluss auf die Ver-
triebswegewahl nehmen können. Abbildung 4.3/1 zeigt nachfolgend die Wir-
kungsrichtung ausgewählter Einflussfaktoren der Vertriebswegewahl auf.
Abb. 4.3/1: Ausgewählte Einflussfaktoren der Vertriebswegewahl
Aus Abbildung 4.3/1 geht hervor, dass ein geringes Maß an Unternehmensrepu-
tation bzw. Markenwert, an potenzieller Marktabdeckung und an potenzieller Ver-
triebsspanne sowie ein hohes Maß an Risiko und finanziellem Aufwand bei end-
kundenseitiger Direktverwertung tendenziell den Vertrieb von Inhalten über
fremde, bei entgegengesetzter Ausprägung dementsprechend über eigene Ver-
triebsstrukturen begünstigen. Hierbei muss die Entscheidung bezüglich der Aus-
wahl des Vertriebsweges jedoch nicht notwendigerweise eindeutig ausfallen, eine
187 Vgl. Schumann; Hess (2002), S. 11. 188 Siehe hierzu im Detail Abschnitt 2.2.2.
Bekannte Varianten der Mehrfachnutzung
59
Distributor A
Distributor B
Distributor …
B2B
B2B
B2B
B2C
B2C
B2C
Produzierender Syndikator
Rezipienten als Endkunden
Distributor A
Distributor B
Distributor …
B2B
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B2B
B2C
B2C
B2C
Produzierender Syndikator
Rezipienten als Endkunden
Kombination von Fremd- und Eigenvertrieb –insbesondere im internationalen
Kontext– ist nicht nur möglich, sondern unter Umständen sogar unumgänglich.
4.3.1 Ausdifferenzierung des Fremdvertriebs
Im Folgenden werden die Kernidee des Ansatzpunktes, die hierunter subsumier-
ten Varianten sowie die Anforderungen und Nutzenpotenziale einer Mehrfachnut-
zung von Inhalten durch Ausdifferenzierung des Fremdvertriebs erläutert.
4.3.1.1 Kernidee dieses Ansatzpunktes
Die Kernidee von Content Syndication liegt in der simultanen Distribution von
Inhalten an mehrere, d.h. mindestens zwei gewerbliche Abnehmer zum Zwecke
einer ökonomischen Weiterverwertung gegenüber Endkunden.189 In Abgrenzung
zu einem „einfachen“ Fremdvertrieb, in dessen Rahmen Inhalte lediglich über
einen Abnehmer und somit praktisch exklusiv endkundenseitig verwertet werden,
kann Content Syndication daher als eine Distributionsstrategie verstanden wer-
den, die eine Ausdifferenzierung des Fremdvertriebs konstituiert. Hierbei ist zu
vermuten, dass Inhalte unter bestimmten Bedingungen von einer höheren Anzahl
an Endkunden rezipiert werden als bei einem „einfachen“ Fremdvertrieb.
In Bezug auf Content Syndication lassen mit dem “Producer“, der Inhalte er-
zeugt, dem “Syndicator“, der diese an gewerbliche Abnehmer distribuiert, sowie
dem “Distributor“, der die Inhalte endkundenseitig verwertet, drei Rollen unter-
scheiden, die jedoch nicht zwangsläufig auch von verschiedenen Akteuren wahr-
genommen werden müssen.190 Aufgrund der dieser Arbeit zugrunde liegenden
Annahme eines (weitestgehend) integrierten Medienunternehmens191 kann hier
von einem produzierenden Syndikator ausgegangen werden, der ausschließlich
Fremdbetrieb –wie Abbildung 4.3.1.1/1 aufzeigt– ausdifferenziert betreibt.
Abb. 4.3.1.1/1: Kernidee einer Ausdifferenzierung des Fremdvertriebs
189 Siehe Abbildung 4.4.1/1 und vgl. Anding; Hess (2002), S. 551. 190 Vgl. Werbach (2000), S. 87. 191 Siehe hierzu im Detail Abschnitt 1.3.
Bekannte Varianten der Mehrfachnutzung
60
Abbildung 4.3.1.1/1 skizziert eine Situation, in der ein Medienunternehmen, das
zugleich die Rollen des “Producer“ sowie des “Syndicator“ im Sinne eines produ-
zierenden Syndikators ausfüllt, seine Inhalte ausschließlich indirekt, d.h. über
fremde Vertriebsstrukturen bzw. rechtlich und wirtschaftlich selbständige Distri-
butoren endkundenseitig verwertet. In diesem Zusammenhang ist zu bedenken,
dass Content Syndication nicht ausschließlich betrieben werden muss, sondern
eine Distribution über eigene Vertriebsstrukturen auch ergänzen kann.
4.3.1.2 Varianten
Unter dem Ansatzpunkt der Ausdifferenzierung des Fremdvertriebs lassen sich
Content Syndication sowie Online Content Syndication als grundsätzlich zu unter-
scheidende Varianten einer Mehrfachverwertung von Inhalten ausmachen.
4.3.1.2.1 Content Syndication
Die historischen Wurzeln des Content Syndication gehen zumindest bis auf die
Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Jene Zeit ist maßgeblich durch eine enorme
Beschleunigung und Ausweitung des Nachrichtengeschäftes auf Basis stark ver-
besserter Übertragungstechniken gekennzeichnet, die eine dementsprechende
Nachfrage nach sich ziehen.192 In der Folgezeit gründen sich diverse Nachrichten-
agenturen, die eine Vielzahl eigen- sowie fremderzeugter Inhalte kundengerecht
bündeln und gezielt an eine schnell anwachsende Anzahl von Zeitungsverlagen
zum Zwecke einer endkundenseitigen Verwertung distribuieren. In der Folgezeit
hat die Kernidee des Content Syndication in verschiedenen Teilbranchen Anklang
gefunden, infolgedessen die Anwendung von Content Syndication heutzutage
weit über die Grenzen der Zeitschriftenbranche hinausgeht. In diesem Zusam-
menhang lassen sich beispielsweise neben den Nachrichtenagenturen Associated
Press, Agence France de Presse und Reuters (für Zeitungen) mit teleschau (für
Zeitschriften), BBC und ProSieben (für Fernsehsender) sowie radio NRW und Al-
tus media (für Radiosender) noch viele weitere Medienagenturen in anderen Teil-
branchen anführen, die Content Syndication in der Rolle eines produzierenden
Syndikators ausschließlich oder in Ergänzung zu einem Eigenvertrieb betreiben.
4.3.1.2.2 Online Content Syndication
Die Entwicklung und rasante Verbreitung des Internets hat die Möglichkeit eröff-
net, Inhalte heutzutage auch Online austauschen bzw. distribuieren zu können.193
In diesem Zusammenhang lässt sich Online Content Syndication als jene Form
192 Siehe hierzu im Detail auch Abschnitt 3.1.1 und vgl. Weischenberg; Hienzsch (1994), S. 465. 193 Zu technologischen Grundlagen, insbesondere Austauschstandards, siehe Abschnitt 3.2.2.3.
Bekannte Varianten der Mehrfachnutzung
61
von Content Syndication verstehen, bei der die Distribution der Inhalte an ge-
werbliche Abnehmer, nicht jedoch notwendigerweise auch die endkundenseitige
Verwertung über das Medium Internet abgewickelt wird. Obwohl Online Content
Syndication in konzeptioneller Hinsicht einen hohen Übereinstimmungsgrad mit
dem „traditionellen“ Content Syndication aufweist, lassen sich doch bei der prak-
tischen Umsetzung einige Besonderheiten ausmachen. In diesem Zusammen-
hang ist hervorzuheben, dass sich der Austausch von Inhalten über das Internet
zu einem sehr hohen Grad automatisieren lässt, infolgedessen im Vergleich zu
einer Distribution über „Offline“-Medien erhebliche Beschleunigungs- und Kosten-
senkungspotenziale realisiert werden können.194 Darüber hinaus begünstigen wei-
terentwickelte digitale Technologien wie z.B. Content Management- oder auch
Digital Rights Management-Systeme den effizienten Austausch von immer größe-
ren Datenmengen bzw. Content-Volumen.195 Vor diesem Hintergrund sowie ange-
sichts mit der zunehmenden Verbreitung des Internets sowie der voranschreiten-
den Standardisierung von Austauschformaten ist zu vermuten, dass die Verbrei-
tung und Bedeutung von Online Content Syndication weiter zunehmen wird.196
Als erste erfolgreiche Beispiele für den Betrieb von Online Content Syndication
können der Syndicator Pinnacor (ehemals Sreaming Media) sowie das Geschäfts-
feld Content Syndication des Wissensportals wissen.de angeführt werden.
4.3.1.3 Anforderungen und Nutzenpotenziale
Die Ausdifferenzierung des Fremdvertriebs im Sinne von Content Syndication er-
öffnet die Möglichkeit, im Vergleich zu einem „einfachen“ Fremd- oder einem Ei-
genvertrieb zusätzliche Erlöspotenziale für einmal erzeugte Inhalte abzuschöp-
fen. In diesem Zusammenhang lassen sich mit Blick auf die Nachfragerstruktur
und die Nachfrageentscheidung zwei erfolgskritische Anforderungen an Content
Syndication ausmachen. Erstens muss eine Nachfragerstruktur vorliegen, die sich
durch eine genügend große Anzahl an potenziellen Abnehmern auszeichnet.197
Zweitens muss der Fremdbezug von Inhalten eine ökonomische Vorteilhaftigkeit
gegenüber der Eigenproduktion aufweisen, d.h. der gewerbliche Abnehmer kann
im Rahmen von Content Syndication einen wirtschaftlichen Vorteil erzielen. Hier-
aus erwächst für den Syndikator die Herausforderung, die zu syndizierenden In-
halte gemäß den abnehmerspezifischen Präferenzen bereitzustellen, woraus Wer-
bach die Forderung nach einem modularen Produktionsansatz ableitet.198 Darüber
194 Vgl. Anding; Hess (2002), S. 552. 195 Siehe hierzu im Detail auch die Abschnitte 3.2.2.1 sowie 3.2.2.3. 196 Vgl. Anding; Hess (2001), S. 8. 197 Vgl. Werbach (2000), S. 87. 198 Vgl. Werbach (2000), S. 86 und siehe hierzu im Detail auch Abschnitt 3.2.1.1.
Bekannte Varianten der Mehrfachnutzung
62
hinaus sind die an die zu syndizierenden Inhalte gebundenen Nutzungsrechte
z.B. hinsichtlich Reichweite und Auflage bzw. Häufigkeit dementsprechend anzu-
passen.199 Hierbei leitet sich aus der Ausgestaltung der beiden Attribute ab, in
welchem geographischen Gebiet bzw. mit welcher Häufigkeit oder in welcher An-
zahl der Distributor die syndizierten Inhalte endkundenseitig verwerten darf.
Die Mehrfachverwertung von Inhalten geht aufgrund des “First-Copy-Cost“-Ef-
fekts mit abnehmenden Stückkosten einher, die sich bei nahezu gleich bleiben-
den Produktionskosten auf zusätzliche Deckungsbeiträge zuführen lassen. Hier-
aus leitet sich mit Blick auf die beiden Varianten, die den Charakter eines Mas-
sengeschäftes tragen, die Annahme einer ökonomischen Attraktivität ab. Es ist
jedoch zu konstatieren, dass sich insbesondere Online Content Syndication bis-
lang noch nicht in den zu erwartenden Umfang hat durchsetzen können. Erste
Forschungsarbeiten legen die Vermutung nahe, dass die Erfolgsfaktoren eines
dementsprechenden Geschäftsmodells in der Fokussierung auf bestimmte Con-
tent-Bereiche, in dem Aufbau vertrauensvoller, langfristig ausgelegter Geschäfts-
beziehungen sowie in der Festsetzung akzeptabler Provisionssätze –in „Negativ-
beispielen“ betrugen diese bis zu 70% des Transaktionswertes– liegen.200
4.3.2 Ausdifferenzierung des Eigenvertriebs
Im Folgenden werden die Kernidee des Ansatzpunktes, die hierunter subsumier-
ten Varianten sowie die Anforderungen und Nutzenpotenziale einer Mehrfachnut-
zung von Inhalten durch Ausdifferenzierung des Eigenvertriebs erläutert.
4.3.2.1 Kernidee dieses Ansatzpunktes
Die Mehrfachverwertung von Inhalten auf Basis unternehmenseigener Vertriebs-
strukturen eröffnet im Gegensatz zu einer „Einmalverwertung“ die Möglichkeit,
zusätzliche Deckungsbeiträge bei im besten Fall nahezu gleich bleibenden Pro-
duktionskosten zu realisieren, die dem produzierenden Medienunternehmen in
voller Höhe zufließen. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass sich die Frage nach
einer ökonomischen Vorteilhaftigkeit des Eigen- gegenüber dem Fremdvertrieb
nur unter Berücksichtigung andiskutierter Einflussfaktoren beantworten lässt.201
Unter dem Ansatzpunkt einer Ausdifferenzierung des Eigenvertriebs können mit
Timing, Windowing sowie Cross Media Publishing drei grundsätzlich zu unter-
scheidende Varianten der Mehrfachverwertung von Inhalten subsumiert werden,
deren charakteristischen Merkmale Abbildung 4.3.2.1/1 zu entnehmen sind.
199 Siehe hierzu auch Abbildung 4.2.1.1/1. 200 Vgl. Hess; Anding (2002b), S. 165 sowie Karszt (2001), S. 4. 201 Siehe hierzu im Detail Abschnitt 4.3.
Bekannte Varianten der Mehrfachnutzung
63
Zeit
lich
e B
ele
gu
ng
Anzahl Verwertungsfenster
sim
ultan
sequen
tiel
l
eines mehrereAnsatz-punkte
Cross Media
Publishing
Windowing
Varianten der Mehrfachver-wertung (bei Eigenvertrieb)
• Timing
• Windowing
• Cross Media Publishing
- sequentielle oder simultane Belegung …
- nur eines Verwertungsfensters (innerhalb eines Mediums)
- sequentielle Belegung …- mehrerer Verwertungsfenster
(u.U. in mehreren Medien)
- simultane Belegung …- mehrerer Verwertungsfenster
(in mehreren Medien)
Timing
Zeit
lich
e B
ele
gu
ng
Anzahl Verwertungsfenster
sim
ultan
sequen
tiel
l
eines mehrereAnsatz-punkte
Cross Media
Publishing
Windowing
Varianten der Mehrfachver-wertung (bei Eigenvertrieb)
• Timing
• Windowing
• Cross Media Publishing
- sequentielle oder simultane Belegung …
- nur eines Verwertungsfensters (innerhalb eines Mediums)
- sequentielle Belegung …- mehrerer Verwertungsfenster
(u.U. in mehreren Medien)
- simultane Belegung …- mehrerer Verwertungsfenster
(in mehreren Medien)
Timing
Abb. 4.3.2.1/1: Kernidee einer Ausdifferenzierung des Eigenvertriebs
Die drei angeführten Varianten lassen sich im Wesentlichen nach der Anzahl so-
wie der zeitlichen Belegung von Verwertungsfenstern unterscheiden. In diesem
Zusammenhang ist zu konstatieren, dass innerhalb eines Verwertungsfensters
prinzipiell vergleichbare Rahmenbedingungen für die Verwertung bzw. den Kon-
sum von Inhalten vorliegen, infolgedessen die Nutzungssituation weder aus An-
bieter- noch aus Nachfragersicht differiert. Im Gegensatz dazu ist von unter-
schiedlichen Verwertungsfenstern auszugehen, wenn der Verwertung bzw. dem
Konsum von Inhalten unterschiedliche Rahmenbedingungen zugrunde liegen,
selbst wenn diese innerhalb des gleichen Mediums angesiedelt sind. Die voran-
gegangenen Ausführungen lassen sich beispielhaft an einem Vergleich des Free-
TV mit dem Pay-TV veranschaulichen. In diesem Fall können innerhalb des glei-
chen Mediums verschiedene Verwertungsfenster unterstellt werden, da die Nut-
zungssituationen insbesondere hinsichtlich der Finanzierung der angebotenen
Medieninhalte sowie der (Nicht-)Ausschließbarkeit vom Konsum differieren.
4.3.2.2 Varianten
Unter dem Ansatzpunkt der Ausdifferenzierung des Eigenvertriebs lassen sich
Timing, Windowing sowie Cross Media Publishing als grundsätzlich zu unterschei-
dende Varianten einer Mehrfachverwertung von Inhalten ausmachen.
4.3.2.2.1 Timing
Der Begriff des Timing ist dem Marketingkontext entliehen, in dem hierunter Pio-
nier- und Folgerstrategien (bzw. “First-Mover“- und “Follower“-Strategien) als
grundsätzliche Optionen hinsichtlich der Wahl des günstigsten Markteintrittszeit-
Bekannte Varianten der Mehrfachnutzung
64
Anzahl Angebotsvarianten
eines mehrereAnsatz-punkte
Differenzierung
nach Bereit-
stellungsdauer
Ausprägungen des Timing
• Steuerung der Bereitstellungs-häufigkeit (Wiederholung)
• Differenzierung nach Bereitstellungsdauer
• Differenzierung nach Bereitstellungszeitpunkt
- eher lange Verwertungsdauer- eine Angebotsvariante
- eher lange Verwertungsdauer- mehrere Angebotsvarianten
- eher kurze Verwertungsdauer- mehrere Angebotsvarianten
Entw
ertu
ngsg
esch
win
dig
keit
Ver
wer
tungsd
auer
Differenzierung
nach Bereitstel-
lungszeitpunkt
Häufigkeit der
Bereitstellung
(Wiederholung)
Legende: Die Farbintensität symbolisiert die Vorteilhaftigkeit der Ausprägung, d.h. je dunkler die markierte Fläche, desto besser lässt sich diese anwenden.
Anzahl Angebotsvarianten
eines mehrereAnsatz-punkte
Differenzierung
nach Bereit-
stellungsdauer
Ausprägungen des Timing
• Steuerung der Bereitstellungs-häufigkeit (Wiederholung)
• Differenzierung nach Bereitstellungsdauer
• Differenzierung nach Bereitstellungszeitpunkt
- eher lange Verwertungsdauer- eine Angebotsvariante
- eher lange Verwertungsdauer- mehrere Angebotsvarianten
- eher kurze Verwertungsdauer- mehrere Angebotsvarianten
Entw
ertu
ngsg
esch
win
dig
keit
Ver
wer
tungsd
auer
Entw
ertu
ngsg
esch
win
dig
keit
Ver
wer
tungsd
auer
Differenzierung
nach Bereitstel-
lungszeitpunkt
Häufigkeit der
Bereitstellung
(Wiederholung)
Legende: Die Farbintensität symbolisiert die Vorteilhaftigkeit der Ausprägung, d.h. je dunkler die markierte Fläche, desto besser lässt sich diese anwenden.
punktes –gerade im internationalen Kontext– diskutiert werden.202 Mit Blick auf
das Thema der vorliegenden Arbeit werden unter dem Begriff Timing203 jedoch
verschiedene Ausprägungen verstanden, die allesamt durch eine bewusste Aus-
gestaltung der zeitlichen Eigenschaft eines Medienproduktes zu dessen Mehr-
fachverwertung innerhalb nur eines einzigen Verwertungsfensters führen. Die
nachfolgende Abbildung 4.3.2.2.1/1 veranschaulicht die Merkmale der verschie-
denen Ausprägungen, in denen sich die Variante Timing konkretisieren kann.
Abb. 4.3.2.2.1/1: Kernidee und Ausprägungen des Timing
Die verschiedenen Ausprägungen des Timing können nach der Anzahl der end-
kundenseitig offerierten Angebotsvarianten unterschieden werden. In diesem
Zusammenhang ist zu konstatieren, dass sich aus einem Produkt mehrere, d.h.
mindestens zwei Angebotsvarianten ableiten lassen, indem der Zeitpunkt oder
die Dauer bzw. Verfügbarkeit seiner Bereitstellung modifiziert wird.204 Hiermit
geht eine Differenzierung nach der Dimension Zeit einher, die zu der Bereitstel-
lung von prinzipiell alternativen Angebotsvarianten führt, zwischen denen ein
Rezipient gemäß seiner individuellen Präferenzstruktur frei auswählen kann.
Die Ausprägung einer Differenzierung des Bereitstellungszeitpunktes findet ins-
besondere bei Inhalten mit einer tendenziell hohen Entwertungsgeschwindigkeit
Anwendung. In diesem Fall machen sich Medienunternehmen den Umstand zu-
202 Vgl. Kutschker; Schmid (2002), S. 950. 203 Der Englische Begriff “Timing“ kann im Deutschen alternativ übersetzt werden mit „Wahl des
richtigen Zeitpunktes“, „gute zeitliche Koordination“ oder auch „Takt“, vgl. o.V. (2003). 204 Siehe hierzu im Detail auch Abschnitt 4.2.1.1 sowie insbesondere Abbildung 4.2.1.1/1.
Bekannte Varianten der Mehrfachnutzung
65
nutze, dass die Zahlungsbereitschaft von Rezipienten stark positiv mit der sub-
jektiv empfundenen Aktualität der bereitgestellten Inhalten korreliert.205 Hierbei
ist zu berücksichtigen, dass das „Aktualitätsempfinden“ der Rezipienten nicht nur
von den Inhalten selbst, sondern auch von den transportierenden Medien ab-
hängt. Aus diesem Grund findet Differenzierung nach dem Bereitstellungszeit-
punkt insbesondere im Internet, dem tendenziell ein sehr hoher Aktualitätsan-
spruch von Seiten der Rezipienten zugrunde liegt, bei Inhalten mit Nachrichten-
charakter wie z.B. bei Sportergebnissen, Börsenkursen oder Schlagzeilen statt.206
Sofern von einer geringeren Entwertungsgeschwindigkeit bzw. längeren Verwer-
tungsdauer ausgegangen werden kann, bietet sich eine Differenzierung nach der
Dauer bzw. Verfügbarkeit der Bereitstellung eines Produktes an, sofern hiermit
eine stark positive Korrelation der Zahlungsbereitschaft von Rezipienten einher-
geht. Aus diesem Grund scheinen hierfür insbesondere Inhalte mit „Bibliotheks-
charakter“ geeignet zu sein, da eine längere Verfügbarkeit tendenziell mit einem
Nutzenzuwachs auf Rezipientenseite einhergeht. Eine Differenzierung nach der
Zugriffsdauer bietet sich z.B. bei der Nutzung von Wissensdatenbanken an.
Im Gegensatz zu den beiden vorangegangenen Ausprägungen lässt sich in Bezug
auf die Steuerung der Bereitstellungshäufigkeit feststellen, dass zu einem be-
stimmten Zeitpunkt lediglich eine einzige Angebotsvariante bereitgestellt wird. In
diesem Fall folgt die Mehrfachverwertung von Inhalten aus einer Wiederholung
der Produktbereitstellung in ein und demselben Verwertungsfenster. Als ein pro-
minentes Beispiel für diese Ausprägung lassen sich Disney’s Zeichentrickfilme
anführen, die alle fünf bis zehn Jahre im Kino wiederholt verwertet werden.207
Hierbei macht sich Disney den Umstand zunutze, dass bei Zeichentrickfilmen –
anders als bei Spielfilmen– alle fünf Jahre eine völlig neue Zuschauergeneration
heranwächst, die zum Zeitpunkt der Erstausstrahlung noch keine Zielkunden-
gruppe darstellte bzw. nicht „konsumfähig“ gewesen ist. Aus diesem Grund „öff-
net“ sich –bildlich gesprochen– das Verwertungsfenster zum wiederholten Male,
das Produkt lässt sich infolgedessen mehrfach verwerten. Darüber hinaus ist
auch eine Wiederholung denkbar, die zwar innerhalb des gleichen Verwertungs-
fensters, jedoch unter einer anderen Marke erfolgt. In diesem Zusammenhang
können die Verwertung von Sportberichterstattungen innerhalb einer Senderfa-
milie wie der Kirch-Gruppe (ehemals u.a. bestehend aus den Fernsehsendern
205 Es ist möglich, dass sich die Entwertung von Inhalten im Zeitverlauf wieder umkehrt. Beispiel-
haft sei auf archivierte Inhalte bei Spiegel Online verwiesen, wie innerhalb der ersten drei Mo-nate nach Veröffentlichung kostenlos, danach nur noch kostenpflichtig bezogen werden kön-nen, siehe http://www.spiegel.de/archiv/hilfe/0,1518,201244,00.html (Stand 15.11.2002).
206 Vgl. Hess (2002b), S. 579. 207 Vgl. Holtmann (1998), S. 29.
Bekannte Varianten der Mehrfachnutzung
66
Premiere, SAT 1, ProSieben, DSF, Kabel 1 und N24) oder auch von Reportagen
innerhalb einer Verlagsgruppe wie dem Gong-Verlag (vertreibt u.a. die Zeitschrif-
ten Gong, TVdirekt, Bild+Funk und die aktuelle) als Beispiele für die wiederholte
Bereitstellung von Inhalten unter verschiedenen Marken angeführt werden.208
4.3.2.2.2 Windowing Windowing lässt sich als eine sequentielle Vertriebsstrategie verstehen, in deren
Rahmen ein und derselbe Inhalt zeitlich gestaffelt über eine Abfolge von aufein-
ander abgestimmten Verwertungsfenstern, die das “Profit Window“ bilden, ver-
wertet wird.209 Hierbei findet nicht unbedingt eine trennscharfe zeitliche Abgren-
zung der jeweiligen Belegungsdauer, wohl aber eine gute zeitliche Koordination
der verschiedenen “Release“-Zeitpunkte statt, um den Trade-Off zwischen den
einzelnen Verwertungsfenstern im Sinne einer Nachfragesubstitution durch vo-
rangegangenen Konsum möglichst gering zu halten. Hierin kann einer von meh-
reren Gründen gesehen werden, warum die Verwertungsfenster nur einge-
schränkt miteinander um die Aufmerksamkeit der Rezipienten konkurrieren. Dar-
über hinaus ist zu konstatieren, dass ein und derselbe Inhalt in verschiedenen
Verwertungsfenstern tendenziell zu subjektiv unterschiedlich empfundenen, qua-
litativ ungewollt variierenden Konsumerlebnissen führt. In diesem Zusammen-
hang kann beispielhaft auf die Rezeption von Spielfilmen verwiesen werden, die
in einem Kino mit modernster technischer (Dolby Surround-)Ausstattung übli-
cherweise zu einem anderen Konsumerlebnis führt als zuhause im eigenen
Wohnzimmer, das eventuell mit einem älteren Stereo-Fernseher ausgestattet ist.
Die sequentielle Belegung von aufeinander abfolgenden Verwertungsfenstern er-
laubt die Durchsetzung einer Preisdifferenzierungsstrategie, die sich entlang der
Verwertungskette in sinkenden Endkundenpreisen konkretisiert.210 Hierbei ist bei
einem hohen Einstiegspreis zu beobachten, dass anfänglich nur Rezipienten mit
einer entsprechend hohen Zahlungsbereitschaft konsumieren. Nachfragergrup-
pen mit einer geringeren Zahlungsbereitschaft werden vom Konsum zwar nicht
grundsätzlich ausgeschlossen, müssen sich jedoch gedulden, bis der zu entrich-
tende Preis in einem nachfolgenden Verwertungsfenster auf ein für sie akzeptab-
les Niveau absinkt. Hieraus lässt sich die Schlussfolgerung ziehen, dass sich Kon-
sumenten des Inhaltes entsprechend der jeweiligen Zahlungsbereitschaft selbst-
208 Vgl. Englert (2002), S. 208 sowie Dilk (2002), S. 28. 209 Vgl. Owen; Wildman (1992), S. 27. 210 Vgl. Detering (2001), S. 84.
Bekannte Varianten der Mehrfachnutzung
67
Abfolge der Verwertungsfenster
Erlöspotenzial
Fen-ster 1 Fen-
ster 2 Fen-ster 3 Fen-
ster 4 Fen-ster 5 Fen-
ster …
–
+
Nachfragestimulation durch vorangegangenen Konsum
(Promotionseffekt)
Nachfragesubstitution durch vorangegangenen Konsum(Kannibalisierungseffekt)
Beispiel 1: Verwertungskette eines Spielfilms
Beispiel 2: Verwertungskette eines Buchs
Video-DVD/-Kassette
Video-On-Demand Pay-TVKino Free-TV Archiv,
Syndication
Hardcover-Ausgabe
Paperback-Ausgabe
Buchclub-AusgabeVorabdruck Sammelband-
Ausgabe„Fehldruck“
„Modernes Antiquariat“
–
+–
+–
+
–
+
Abfolge der Verwertungsfenster
Erlöspotenzial
Fen-ster 1 Fen-
ster 2 Fen-ster 3 Fen-
ster 4 Fen-ster 5 Fen-
ster …
–
+
–
+
Nachfragestimulation durch vorangegangenen Konsum
(Promotionseffekt)
Nachfragesubstitution durch vorangegangenen Konsum(Kannibalisierungseffekt)
Beispiel 1: Verwertungskette eines Spielfilms
Beispiel 2: Verwertungskette eines Buchs
Video-DVD/-Kassette
Video-On-Demand Pay-TVKino Free-TV Archiv,
Syndication
Hardcover-Ausgabe
Paperback-Ausgabe
Buchclub-AusgabeVorabdruck Sammelband-
Ausgabe„Fehldruck“
„Modernes Antiquariat“
–
+
–
+–
+
–
+–
+
–
+
–
+
–
+
bestimmt in ein oder mehrere Fenster der Verwertungskette einordnen.211
Die Reihung innerhalb der Verwertungskette orientiert sich prinzipiell an dem je-
weiligen Erlöspotenzial der einzelnen Verwertungsfenster, wobei zu berücksichti-
gen ist, dass sich deren jeweilige Belegungsdauer üblicherweise signifikant auf
das Erlöspotenzial von nachfolgenden Verwertungsfenstern auswirkt.212 Aus die-
sem Grund liegt ein Optimierungsproblem vor, dass sich in der Koordination der
jeweiligen Belegungsdauer einzelner Verwertungsfenster zum Zwecke einer Er-
lösmaximierung entlang der gesamten Verwertungskette konkretisiert.213 Abbil-
dung 4.4.2.2/1 veranschaulicht nachfolgend die gegenläufigen Nachfragesubsti-
tutions- und -stimulationseffekte zwischen Verwertungsfenstern und führt zwei
Beispiele für den Aufbau von Verwertungsketten in der Medienindustrie an.
Abb. 4.4.2.2/1: Kernidee von und Beispiele für Verwertungsketten
Die Kernidee des Windowing liegt in der Ausdehnung des “Profit Windows“ von
Medienprodukten, indem diese über eine Abfolge an zeitlich koordinierten Ver-
211 Vgl. Owen; Wildman (1992), S. 27, 29. 212 Vgl. Zerdick et al. (2001), S. 66, 71. 213 Vgl. Detering (2001), S. 85
Bekannte Varianten der Mehrfachnutzung
68
wertungsfenstern mit abnehmenden Endkundenpreisen verwertet werden. Als ein
prominentes Anwendungsbeispiel hierfür lässt sich die in Abbildung 4.4.2.2./1
skizzierte Verwertung von Spielfilmen anführen, die im günstigsten Fall über die
Verwertungsfenster Kino, Video-DVD bzw. -Kassette und Video-On-Demand,
Pay-TV, werbefinanziertes Free-TV sowie Syndication und Programmarchive und
somit insgesamt fünfmal, d.h. mehrfach erfolgt.214 In der Buchbranche lässt sich
ein vergleichbares, ebenfalls in Abbildung 4.4.2.2./1 skizziertes Anwendungsbei-
spiel vorfinden. In Bezug auf die angeführten Verwertungsketten ist explizit zu
betonen, dass sich deren grundsätzliche Zusammensetzung sowie die Reihenfol-
ge und Belegungsdauer der einzelnen Verwertungsfenster infolge technologischer
Entwicklungen nachhaltig verändern kann.215 So liegt die Vermutung nahe, dass
die heute dominierend vorherrschende Video-Kassette sukzessive durch DVD ab-
gelöst und daher auf mittlere Sicht weitestgehend vom Markt verschwinden wird.
4.3.2.2.3 Cross Media Publishing
Die rasante Verbreitung elektronischer Datennetze, insbesondere des Internets,
und damit einhergehende Ausdifferenzierung des Rezipienten- und Werbepart-
nerverhaltens konfrontiert Medienunternehmen in zunehmendem Maße mit der
Handlungsnotwendigkeit, Inhalte simultan in mehreren Verwertungsfenstern und
Medien bereitzustellen.216 Aus diesem Grund kommt Mehrkanal- bzw. Multi Chan-
nel-Strategien, die auf eine zielmedienübergreifende Bereitstellung von Inhalten
gerichtet sind, eine zunehmend erfolgskritische Bedeutung für die Absicherung
bzw. Erschließung von Erlöspotenzialen in Medienmärkten zu.217 Angesichts einer
voranschreitenden Digitalisierung liegt es hierbei für Medienunternehmen nahe,
einmal erzeugte Inhalte zielmedienübergreifend zu verwerten, zumal die Zah-
lungsbereitschaft gerade für Online-Produkte derzeit nur in wenigen Fällen die im
Rahmen einer rein zielmedienspezifischen Produktion anfallenden Kosten deckt.
Die Variante Cross Media Publishing, d.h. die zielmedienübergreifende und somit
mehrfache Verwertung von einmal erzeugten Inhalten, findet gegenwärtig insbe-
sondere bei Zeitungs- und Zeitschriftenverlagen sowie Radiosendern und Musik-
verlagen Beachtung.218 So lässt sich beobachten, dass eine ansteigende Anzahl
214 Vgl. Zerdick et al. (2001), S. 71 sowie Hess; Anding (2002a), S. 32-33. 215 Die sequentielle Verwertung eines Medienproduktes entlang der gesamten Verwertungskette
bedingt eine genügend hohe Attraktivität der Inhalte, da sich ansonsten in nachgelagerten Verwertungsfenstern keine zusätzlichen Deckungsbeiträge mehr erwirtschaften lassen.
216 Siehe Abschnitt 3.2.2.3 und vgl. Stamer (2002), S. 90 sowie Müller-Kalthoff (2002), S. 21. 217 Vgl. Middelhoff (1997), S. 422 sowie Rawolle (2002), S. 92-104. 218 Siehe hierzu im Detail auch Abbildung 4.4.1/1.
Bekannte Varianten der Mehrfachnutzung
69
Teaser X X
Dachzeile X X
Überschrift X X X
Abstract X X
Vorspann X X
Haupttext X X
WWW WAP PDAVerwertungsfenster
Modul
Teaser X XTeaser X X
Dachzeile X XDachzeile X X
Überschrift X X XÜberschrift X X X
Abstract X XAbstract X X
Vorspann X XVorspann X X
Haupttext X XHaupttext X X
WWW WAP PDAVerwertungsfenster
Modul
an Zeitungs- und Zeitschriftenverlagen die originär für die Printausgabe erzeug-
ten Inhalte z.B. auch im Rahmen eines Online-Auftritts oder auf Basis digitaler
Speichermedien verwertet.219 Ebenso kann mit Blick auf Radiosender und Musik-
verlage festgestellt werden, dass diese Inhalte –neben den herkömmlichen Dist-
ributionskanälen– zunehmend auch über das Internet verwerten. In diesem Zu-
sammenhang kann aus rein technischer Sicht die Medienneutralität von Inhalten
als notwendige Voraussetzung für crossmediales Publizieren verstanden werden
– die Verwertung von Text-Inhalten bedingt daher den Einsatz von XML.220
Als im Nachhinein wenig glücklich hat sich das Verhalten von Zeitungsverlagen in
der Frühphase des Internets erwiesen, die originär für eine Printausgabe erzeug-
te Inhalte oftmals ohne zielmedienspezifische Überarbeitung, demnach also quasi
1:1, in das Internet zu übernehmen.221 Hierbei ist in Bezug auf das Medienpro-
dukt außer Acht gelassen worden, dass einem Medium, dem üblicherweise eine
spezielle Nutzungserwartung von Seiten der Rezipienten zugrunde liegt, nicht nur
eine reine Träger-, sondern zugleich auch eine bedeutsame Gestaltungsfunktion
zukommt.222 Inzwischen findet jedoch üblicherweise eine zielmedienspezifische
Anpassung von Inhalten insbesondere hinsichtlich der jeweiligen Bündelungskon-
figuration des späteren Produktes statt. In diesem Zusammenhang lässt sich bei-
spielhaft auf den in Abbildung 4.3.2.2.3/1 dargestellten Aufbau von Text-
Nachrichten in verschiedenen Online-Verwertungsfenstern anführen.223
Abb. 4.3.2.2.3/1: Nachrichtenaufbau nach Verwertungsfenstern (Darstellung übernommen von Pölert; Skrabs; Paust (2001), S. 204)
Aus der Anpassung von Bündelungskonfigurationen an die Gestaltungsmöglich-
219 Siehe hierzu im Detail auch Abschnitt 3.2.2.3 und vgl. Neuberger (2000a), S. 106. 220 Siehe hierzu im Detail auch Abschnitt 3.2.1.2. 221 Vgl. Neuberger (2000b), S. 310. 222 Vgl. Brandtweiner (2000), S. 151-154 sowie Bode (1993), S. 37. 223 Siehe hierzu die Abschnitte 3.2.1.1, 3.2.1.2 und vgl. Pölert; Skrabs; Paust (2001), S. 204.
Bekannte Varianten der Mehrfachnutzung
70
keiten bzw. -erfordernisse des späteren Zielmediums leitet sich neben der Forde-
rung nach Medienneutralität von Inhalten auch eine nach deren Modularität ab,
die insbesondere für Text-Inhalte eine hohe Bedeutung für crossmediales Publi-
zieren aufweist.224 Sofern den Forderungen Rechnung getragen wird, können In-
halte in verschiedenen Verwertungsfenstern jeweils in einer adäquaten Darstel-
lungsform (Layout) und Bündelungskonfiguration (Struktur) bereitgestellt und
somit zielmedienübergreifend, d.h. mehrfach verwertet werden.225 Hieraus lässt
sich die Schlussfolgerung ziehen, dass Cross Media Publishing nicht nur die
Distributions-, sondern oftmals auch die Produktionsseite berührt, infolgedessen
eine hohe Komplexität aufweist. Darüber hinaus ist zu berücksichtigen, dass so-
wohl marktseitig als auch unternehmensintern Gründe vorliegen können, die das
Ausmaß crossmedialen Publizierens begrenzen. In diesem Zusammenhang lässt
sich beispielhaft ein Verlust von medienneutral produzieren Inhalten an Spezifi-
tät, der Erlösrückgänge nach sich ziehen kann,226 bzw. ein Mangel an Wandlungs-
bereitschaft oder Qualifikation in den Redaktionen anführen.227 Aus den angeführ-
ten Gründen fällt die Bewertung von Cross Media Publishing z.T. äußerst kritisch
aus, ohne dass die Umsetzbarkeit jedoch grundsätzlich in Frage gestellt wird.228
4.3.2.3 Anforderungen und Nutzenpotenziale
Die unter dem Ansatzpunkt einer Ausdifferenzierung des Eigenvertriebs subsu-
mierten Varianten zielen allesamt auf die Realisation zusätzlicher Erlöspotenziale
durch die Mehrfachverwertung von einmal erzeugten Inhalten über eigene Ver-
triebsstrukturen. In diesem Zusammenhang ist festzustellen, dass die zentrale
Herausforderung bei Timing in einer bewussten Ausgestaltung der zeitlichen Ei-
genschaft eines Medienproduktes, das lediglich innerhalb eines einzigen Verwer-
tungsfensters verwertet wird, liegt. Darüber hinaus schließt Windowing die Koor-
dination von mehreren Verwertungsfenstern mit ein. Schließlich ist mit Blick auf
Cross Media Publishing festzustellen, dass sich deren Umsetzung trotz der Vor-
stellung einer simultanen Belegung von Verwertungsfenstern allein schon auf-
grund der medienspezifischen Rückkopplung auf den zweiteiligen Produktions-
prozess von Inhalten als hoch-komplex erweist. Aus diesem Grund ist zu vermu-
ten, dass der einer Umsetzung jeweils zugrunde liegende Komplexitätsgrad von
Timing über Windowing bis hin zu Cross Media Publishing tendenziell ansteigt.
Die Variante Timing konkretisiert sich in verschiedenen Ausprägungen, die alle-
224 Siehe hierzu im Detail auch Abschnitt 3.2.1.1. 225 Vgl. Kundisch; Wolfersberger; Kloepfer (2001), S. 94. 226 Vgl. Goldhammer (2001), S. 158. 227 Vgl. Neuberger (2002), S. 115; Neuberger (2000c) sowie Dutta (2002), S. 118. 228 Vgl. Englert, S. 205.
Bekannte Varianten der Mehrfachnutzung
71
samt durch eine bewusste Ausgestaltung der zeitlichen Eigenschaft ein und des-
selben Medienproduktes zu dessen Mehrfachverwertung innerhalb nur eines ein-
zigen Verwertungsfensters führen. Mit Blick auf die Ausprägungen lassen sich
eine Differenzierung nach dem Bereitstellungszeitpunkt bzw. nach der Bereitstel-
lungsdauer von einer Steuerung der Bereitstellungshäufigkeit im Sinne einer ab-
sichtsbezogenen Wiederholung voneinander unterscheiden. Hierbei ist festzustel-
len, dass eine zeitliche Produkt- und simultane Preisdifferenzierung grundsätzlich
zum einem Zahlungsbereitschaft von Seiten der Rezipienten sowie zum anderen
eine gewisse Elastizität der zahlungskräftigen Nachfrage bedingt. Aus diesem
Grund ist zu vermuten, dass sich die endkundenseitige Anwendung von Ausprä-
gungen einer zeitlichen Differenzierung beispielsweise insbesondere im Internet,
weniger jedoch im Free-TV anbieten, da Fernsehkonsumenten kein leistungsab-
hängiges Entgelt für die Nutzung entrichten. Im Gegensatz dazu setzt die wie-
derholte Bereitstellung eines Medienproduktes z.B. in unterschiedlichen Sendern
oder Verlagen einer Sender- bzw. Verlagsgruppe nicht notwendigerweise Zah-
lungsbereitschaft auf Seiten von Endkunden voraus, sondern kann sich auch aus-
schließlich über Werbeeinnahmen finanzieren. Zusammenfassend ist zu konsta-
tieren, dass Timing verschiedene, technisch nahezu problemlos umsetzbare Mög-
lichkeiten für die Realisierung von zusätzlichen Erlöspotenzialen eröffnet.
Windowing kann als eine Strategie der sequenziellen, preislich differenzierten
Verwertung von Inhalten über mehrere Verwertungsfenster verstanden werden,
die bereits seit Anfang der 20er Jahren im Film-, zunehmend auch im Buch- so-
wie allmählich im Musikbereich Anwendung findet.229 Die hohe Relevanz in diesen
Teilbranchen lässt sich insbesondere auf die eher geringe Entwertungsgeschwin-
digkeit bzw. lange Lagerungsdauer der entsprechenden Inhalte sowie mit Ein-
schränkung auf deren relativ hohe Produktionskosten zurückführen, die in weni-
gen Fällen durch eine Verwertung in nur einem Verwertungsfenster gedeckt wer-
den.230 In diesem Zusammenhang erlaubt Windowing zum einen die Verlänge-
rung der Gesamtlebens- bzw. -verwertungsdauer sowie zum anderen –sich hier-
aus partiell ableitend– die Vergrößerung des “Profit Windows“. Infolgedessen las-
sen sich zusätzliche Erlöspotenziale bei nur unterproportional ansteigenden Pro-
duktionskosten realisieren, sofern eine private Folgenutzung und Weitergabe
zwischen den einzelnen Rezipienten möglichst gering gehalten werden kann.231
Vor diesem Hintergrund ziehen Owen und Wildman die Schlussfolgerung, dass es
sich bei Windowing um einen gewinnmaximierenden Ansatz für eine mehrfache
229 Vgl. Fletcher (1993), S. 284 sowie o.V. (2002i). 230 Siehe Abschnitt 2.2.3 und vgl. Seufert (1999), S. 117 sowie Döbler; Schenk (2001), S. 123. 231 Vgl. Owen; Wildman (1992), S. 27-28.
Bekannte Varianten der Mehrfachnutzung
72
Verwertung von Inhalten über eine Abfolge von Verwertungsfenstern handelt.232
Hierbei kommt der Reihenfolge und Dauer der zeitlichen Belegung von Verwer-
tungsfenstern eine erfolgskritische Bedeutung zu, da eine partielle Erlösmaximie-
rung das Streben nach einem Gesamtoptimum konterkariert.233 Das Streben nach
einer Kontrolle über die gesamte Verwertungskette kann daher als zentraler Er-
klärungsansatz für die insbesondere von Medienunternehmen aus dem Filmbe-
reich verfolgten Strategie einer vertikalen (Vorwärts-)Integration entlang der
Wertschöpfungs- und Verwertungskette, mit der auch eine Internalisierung von
jeweils anfallenden Gewinnmargen einhergeht, herangezogen werden.234
Als dritte Variante einer Mehrfachverwertung von Inhalten auf Basis eigener Ver-
triebsstrukturen lässt sich Cross Media Publishing anführen, dessen Kernidee in
der simultanen Verwertung eines einmal erzeugten Inhalts über mehrere Verwer-
tungsfenster liegt. Auf Basis von Cross Media Publishing eröffnet sich die Mög-
lichkeit, im Rahmen von zielmedienübergreifenden Multi Channel-Strategien be-
deutsame Synergiepotenziale insbesondere im Produktionsbereich zu realisieren,
sofern den technisch anspruchsvollen Forderungen nach Medienneutralität und
Modularität von Inhalten in angemessener Weise Rechnung getragen werden
kann. Hierfür ist mit Blick auf die Erlösseite festzustellen, dass sich die von Me-
dienunternehmen vielfach angeführte Befürchtung einer bloßen Verlagerung von
Aufmerksamkeit und Zahlungsbereitschaft der Rezipienten bislang nicht bestätigt
hat. Stattdessen kommt beispielsweise Neuberger im Rahmen einer Redaktions-
befragung bei crossmedial publizierenden Zeitungsverlagen gar zu dem Ergebnis,
dass sich ein attraktives Online-Angebot eher positiv als negativ sowohl auf die
Abonnentenzahlen als auch die Vertriebs- und Werbeerlöse der Printausgabe als
Ursprungsmedium auswirkt.235 Trotzdem findet Cross Media Publishing bislang
nur in einem begrenzten Umfang Anwendung.236 Die technischen Grenzen des
crossmedialen Publizierens lassen sich vermutlich insbesondere darauf zurück-
führen, dass verschiedene Inhalte eine höchst unterschiedliche Eignung in Bezug
auf die geforderte Modularisierung bzw. Aufhebung der Medienspezifität aufwei-
sen.237 Darüber hinaus ist zu vermuten, dass Wandlungsbarrieren auf Seiten von
bislang zielmedienspezifisch ausgerichteten Redakteure vorliegen, die eine Um-
setzung von Cross Media Publishing entgegen wirken.238
232 Vgl. Owen; Wildman (1992), S. 30. 233 Vgl. Detering (2001), S. 85; Owen; Wildman (1992), S. 30 sowie Wirtz (2001), S. 9. 234 Vgl. Burr (2001), S. 337-339. 235 Vgl. Neuberger (2000b), S. 312. 236 Vgl. Neuberger (2000b), S. 312, Karszt (2001), S. 4. 237 Vgl. Hess (2002b), S. 587. 238 Vgl. Theis-Berglmair (2002), S. 49-76.
Bekannte Varianten der Mehrfachnutzung
73
Legende: Die Relevanz der Variante weist in Bezug auf die Teilbranche folgende Bedeutung auf:
keine/geringe Bedeutung mittlere Bedeutung hohe Bedeutung
Versionierung Individua-lisierung
Ausdifferenzierung Eigenvertrieb
(bekannte) Varianten der Mehrfachnutzung
Teilbranchen derMedienindustrie
Buchverlage
Zeitungsverlage
Zeitschriftenverlage
Qualit
ative
Diffe
renzi
erung
Quan
tita
tive
Diffe
renzi
erung
Gru
ppen
spez
ifi-
sche
Bünde
lung
Pers
onen
spez
ifi-
sche
Bünde
lung
Con
tent
Syn
dic
atio
n
Win
dow
ing
Cro
ss M
edia
Pu
blis
hin
g
Onlin
e C
onte
nt
Syn
dic
atio
n
BündelungsstrategienMehrfachverwendung
DistributionsstrategienMehrfachverwertung
Ausdifferenzierung Fremdvertrieb
Tim
ing
Fernsehsender
Radiosender
Musikverlage
Filmverlage
Content-Broker
Rund-funk
Speicher-medien
Daten-netze
Legende: Die Relevanz der Variante weist in Bezug auf die Teilbranche folgende Bedeutung auf:
keine/geringe Bedeutung mittlere Bedeutung hohe Bedeutung
Versionierung Individua-lisierung
Ausdifferenzierung Eigenvertrieb
(bekannte) Varianten der Mehrfachnutzung
Teilbranchen derMedienindustrie
Buchverlage
Zeitungsverlage
Zeitschriftenverlage
Qualit
ative
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Quan
tita
tive
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Gru
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BündelungsstrategienMehrfachverwendung
DistributionsstrategienMehrfachverwertung
Ausdifferenzierung Fremdvertrieb
Tim
ing
Fernsehsender
Radiosender
Musikverlage
Filmverlage
Content-Broker
Rund-funk
Speicher-medien
Daten-netze
4.4 Zwischenfazit: Konzeptionelle Aspekte der Mehrfachnutzung
Die Formulierung von Content-Strategien in Medienunternehmen, die auf eine
möglichst gewinnbringende Nutzung von Inhalten zielen, geht im Wesentlichen
mit grundsätzlichen Entscheidungen zum einen über die zu bedienenden Medien
sowie den Umfang der erforderlichen Nutzungsrechte, zum anderen über die Pro-
duktion bzw. Beschaffung von Inhalten und deren Publikationszyklus einher.
Darüber hinaus stellt die zunehmend erfolgskritische Frage, wie sich einmal er-
zeugte Inhalte mehrfach nutzen lassen, um auf Verwendungs- bzw. Verwer-
tungsseite bislang unerschlossene Synergiepotenziale abschöpfen und somit ei-
nen Wettbewerbsvorteil erzielen zu können. Mit Blick die Mehrfachnutzung von
Inhalten sind vorangehend verschiedene Varianten diskutiert worden, deren An-
wendbarkeit je nach Inhalte- und Unternehmenstyp variiert. Abbildung 4.5/1
kann als ein Versuch verstanden werden, die Relevanz derzeit bekannter Varian-
ten hinsichtlich der jeweiligen Anwendbarkeit in den Teilbranchen einzuordnen.239
Abb. 4.5/1: Relevanz von Varianten in den Teilbranchen
Mit Blick auf Abbildung 4.5/1 ist zu konstatieren, dass sich die Anwendbarkeit
239 Der Online-Bereich wird in diesem Rahmen nicht als eigenständige Teilbranche, sondern als
Querschnittsbereich verstanden, siehe Abschnitt 2.1.3 und insbesondere Abbildung 2.1.3/1.
Bekannte Varianten der Mehrfachnutzung
74
derzeit bekannter Varianten in den verschiedenen Teilbranchen im Zuge techno-
logischer Entwicklungen durchaus verändern kann. In diesem Zusammenhang ist
beispielsweise zu vermuten, dass die zunehmende Leistungsfähigkeit von Daten-
netzen, Übertragungstechnologien und Komprimierungsverfahren auf mittlere
Sicht eine signifikante Bedeutungszunahme von Cross Media Publishing für Un-
ternehmen aus der Fernseh- und Filmbranche nach sich ziehen wird.240 Darüber
hinaus ist die Ausbildung derzeit noch unbekannter Varianten denkbar.
Die Auswahl und Ausgestaltung von Varianten kann als eine zentrale strategische
Herausforderung im Rahmen einer intendierten Mehrfachnutzung von Inhalten
verstanden werden. Hierbei muss die zu treffende Auswahlentscheidung nicht
notwendigerweise zugunsten nur einer Variante ausfallen, sondern kann auch auf
eine zielgerichtete Kombination von mehreren Varianten hinauslaufen. Mit Blick
auf den zuletzt angeführten Aspekt ist beispielsweise eine Kombination von Win-
dowing und quantitativer Produktdifferenzierung denkbar, infolgedessen ein
Spielfilm über eine organisierte Abfolge an Verwertungsfenstern, in denen eine
Auswahl zwischen prinzipiell alternative Produktvarianten zu treffen wäre, ver-
wertet werden könnte. Hierbei liegt die Vermutung nahe, dass sich bei nahezu
gleich bleibenden Produktionskosten zusätzliche Erlöspotenziale zum einen durch
die Vergrößerung des ursprünglichen “Profit Windows“, zum anderen durch ein
intensiveres Abschöpfen von Zahlungsbereitschaften realisieren lassen.
Abschließend ist zu konstatieren, dass der Mehrfachnutzung von Inhalten nicht
nur eine ökonomische Sinnhaftigkeit, sondern darüber hinaus auch eine juristi-
sche Zulässigkeit sowie eine technologische Machbarkeit zugrunde liegen müs-
sen. Aus diesem Grund sind beispielsweise substituierende Nachfrageeffekte zwi-
schen verschiedenen Verwertungsfenstern oder Produktvarianten ebenso zu be-
rücksichtigen wie der Umfang vorhandener Nutzungsrechte oder die einge-
schränkte Modularisierbarkeit von bestimmten Inhalten, die eine Intensivierung
bzw. eine konkrete Ausgestaltung von Mehrfachnutzung begrenzen können. In-
folgedessen kann das Vorliegen bestimmter Restriktionen oder Rahmenbedin-
gungen dazu führen, dass sich eine teilmedienspezifisch grundsätzlich geeignete
Variante in einem konkreten Anwendungsfall nicht in adäquater Weise und mit
dem angestrebten wirtschaftlichen Erfolg umsetzen lässt. Aus diesen Überlegun-
gen leitet sich die Schlussfolgerung ab, dass die Auswahl und anschließende Aus-
gestaltung von Varianten der Mehrfachnutzung eine umfassende Analyse der Un-
ternehmensum- und -inwelt bedingen, in deren Rahmen fallspezifisch relevante
ökonomische, juristische und technologische Aspekte zu bestimmen sind.
240 Siehe hierzu im Detail auch Abschnitt 3.2.2.3
Fazit: Grundlagen und Varianten der Mehrfachnutzung
75
5 Fazit: Grundlagen und Varianten der Mehrfachnutzung
Die Kernidee von Mehrfachnutzung besteht darin, durch die mehrfache unter-
nehmensinterne Verwendung bzw. marktseitige Verwertung eines einmal erzeug-
ten Inhalts Synergiepotenziale zu erschließen, die letztendlich zu einem effizien-
teren Umgang mit den einem Medienunternehmen eigenen Ressourcen führen.
In diesem Zusammenhang können Synergien als Wirtschaftlichkeitsvorteil eines
integrierten Ganzen verstanden werden, der sich nach Ansoff in Form von Ver-
kaufs-, Produktions-. Investitions- bzw. Management-Synergien konkretisieren.241
Das Konzept der Mehrfachnutzung von Inhalten ist in der Medienindustrie nicht
grundsätzlich neu. Schon früh haben Medienunternehmen versucht, sich verwen-
dungsseitig den “First-Copy-Cost“-Effekt, der eine Fixkostendegression infolge
einer Mengenausweitung auf Baustein-, Komponenten- oder Produkt-Ebene be-
schreibt, sowie verwertungsseitig die Nicht-Rivalität im Konsum zunutze zu ma-
chen. Mit Bezug auf letzteres ist zu betonen, dass Inhalte unabhängig von der
Anzahl der Konsumakte nicht in ihrem immateriellen Wert gemindert werden. Die
beiden angeführten Phänomene, der “First-Copy-Cost“-Effekt sowie die Nicht-
Rivalität im Konsum, können als ökonomische Grundlagen der Mehrfachnutzung
von Inhalten in und durch Medienunternehmen beliebiger Teilbranchen verstan-
den werden. Darüber hinaus ist auf die Entwertungsgeschwindigkeit von Inhal-
ten, die deren Verwertungsdauer in zeitlicher Hinsicht begrenzt, zu verweisen.
Die begrenzte Leistungsfähigkeit analoger Medientechnologien schränkte lange
Zeit sowohl die Variantenvielfalt als auch das Ausmaß einer intendierten Mehr-
fachnutzung ein. Erst die schrittweise Digitalisierung von Inhalten und Medien
einerseits sowie die Entwicklung neuer digitaler Technologien andererseits führen
zu einem Durchbruch, durch den sich sowohl der Gestaltungsraum als auch die
praktische Relevanz des Konzepts spürbar erweitert hat. In diesem Zusammen-
hang ist hervorzuheben, dass sich digital vorliegende Inhalte zu extrem geringen
Kosten vervielfältigen, modifizieren, nahezu beliebig entbündeln und bündeln so-
wie crossmedial verwerten lassen. Schließlich erlauben neue digitale Technolo-
gien einen wesentlich effizienteren Umgang mit Inhalten, infolgedessen es mög-
lich zu sein scheint, den vorherrschenden Zielkonflikt zwischen Differenzierung
versus Standardisierung auflösen und einem Massenpublikum kundenspezifisch
gebündelte Produkte zu wettbewerbsfähigen Preisen anbieten zu können.242 Es ist
zu konstatieren, dass digitale Technologien die Grundlage für eine intensivere
Umsetzung des Konzepts der Mehrfachnutzung bilden. Aus diesem Grund liegt
241 Vgl. Ansoff (1966), S. 101. 242 Vgl. Link; Schackmann (2000), S. 195.
Fazit: Grundlagen und Varianten der Mehrfachnutzung
76
eine zentrale Herausforderung für Medienunternehmen in der Beherrschung ent-
sprechender Medientechnologien (zumindest auf der Managementebene).
Auf Basis des gegenwärtigen technologischen Entwicklungsstandes können neun
derzeit bekannte Varianten einer Mehrfachnutzung von Inhalten identifiziert wer-
den, die sich entsprechend der zugrunde liegenden Mehrfachnutzungsform ent-
weder den Bündelungs- oder den Distributionsstrategien zuordnen lassen. Mit
Blick auf Bündelungsstrategien, die eine Mehrfachverwendung von Inhalten kon-
stituieren, sind Versionierung und Individualisierung als Ansatzpunkte zu unter-
scheiden. Analog können die Ausdifferenzierung des Fremd- bzw. Eigenvertriebs
als Ansatzpunkte für Distributionsstrategien, die eine marktseitige Mehrfachver-
wertung von einmal erzeugten Inhalten konstituieren, angeführt werden.
Die unter dem Ansatzpunkt Versionierung subsumierten Varianten einer qualita-
tiven bzw. quantitativen Produktdifferenzierung gehen infolge der Modifikation
von charakteristischen Eigenschaften oder bestimmten, als wesentlich einzu-
schätzenden Merkmalen eines bereits vorliegenden (Premium-)Produktes mit ei-
ner Ausdifferenzierung der Produktlinie einher. Hierbei erlaubt das Angebot prin-
zipiell alternativer, preislich differenzierter Produktvarianten, zusätzliche Erlöspo-
tenziale zu realisieren, indem neue Kunden hinzugewonnen und die Zahlungsbe-
reitschaften vorhandener Kunden besser abgeschöpft werden. Im Gegensatz da-
zu führen die unter dem Ansatzpunkt Individualisierung subsumierten Varianten
einer gruppen- bzw. personenspezifischen Bündelung zu der Bereitstellung ledig-
lich einer Angebotsform, die jedoch entsprechend der identifizierten Präferenz-
strukturen zu einem gewissen Grad kundenspezifisch ausgestaltet ist. Aus die-
sem Grund zieht die Individualisierung der Angebotsform üblicherweise eine In-
tensivierung der Kundenbeziehung nach sich, mit der eine zumindest konservie-
rende Wirkung auf den Preisgestaltungsspielraum einhergeht. Infolgedessen las-
sen sich ökonomisch relevante Nutzenvorteile weniger auf Basis einer progressi-
ven Preisgestaltung, als vielmehr durch Cross-Selling, d.h. die Erzielung zusätzli-
cher Kundenerlöse bei nahezu gleich bleibenden Beziehungskosten, realisieren.
Mit Blick auf die Bündelungsstrategien lassen sich unter dem Ansatzpunkt der
Ausdifferenzierung des Fremdvertriebs die Varianten Content Syndication sowie
Online Content Syndication anführen, deren gemeinsame Kernidee in der simul-
tanen Distribution von Inhalten (über das Internet) an mehrere, d.h. mindestens
zwei gewerbliche Abnehmer zum Zwecke einer ökonomischen Weiterverwertung
gegenüber Endkunden liegt. Die beiden angeführten Varianten des Fremdver-
triebs, die sich im Wesentlichen hinsichtlich der zugrunde liegenden Technologien
unterscheiden, können separat oder auch in Verbindung mit einem simultanen
Eigenvertrieb verfolgt werden. In diesem Zusammenhang lassen sich unter dem
Fazit: Grundlagen und Varianten der Mehrfachnutzung
77
Ansatzpunkt einer Ausdifferenzierung des Eigenvertriebs mit Timing, Windowing
sowie Cross Media Publishing drei weitere Varianten der Mehrfachverwertung
ausmachen, die nach der Anzahl und zeitlichen Belegung von Verwertungsfens-
tern unterschieden werden können. Hierbei umfasst Timing je Menge an Ausprä-
gungen, die durch eine bewusste Ausgestaltung der zeitlichen Eigenschaft eines
Medienproduktes zu deren Mehrfachverwertung innerhalb nur eines einzigen
Verwertungsfensters führen. Im Gegensatz hierzu lässt sich Windowing als eine
sequenzielle Distributionsstrategie verstehen, die eine zeitlich gestaffelte und
preislich differenzierte Verwertung eines Medienproduktes über mehrere Verwer-
tungsfenster vorsieht. Schließlich ist die Variante Cross Media Publishing anzu-
führen, deren Kernidee in der simultanen Verwertung eines einmal erzeugten
Inhalts über mehrere Verwertungsfenster liegt. Zusammenfassend ist festzustel-
len, dass die drei angeführten Varianten allesamt auf die Realisation von zusätz-
lichen Erlöspotenzialen zielen, darüber hinaus Cross Media Publishing jedoch
auch noch auf eine Reduktion von Produktionskosten gerichtet ist.
Die Auswahl und Ausgestaltung von Varianten kann als eine zentrale strategische
Herausforderung für Medienunternehmen verstanden werden, das sich infolge
einer erfolgreichen Mehrfachnutzung von Inhalten z.T. erhebliche Synergiepoten-
ziale realisieren lassen. In diesem Zusammenhang ist zu berücksichtigen, dass
die Mehrfachnutzung von Inhalten nicht nur eine ökonomische Sinnhaftigkeit be-
dingt, sondern darüber hinaus auch mit einer juristischen Zulässigkeit sowie ei-
ner technologischen Machbarkeit einhergehen muss. Aus diesem Grund sind
möglicherweise relevante Restriktionen und Rahmenbedingungen in der Unter-
nehmensum- und -inwelt sorgfältig zu analysieren, bevor eine sinnvolle, Erfolg
versprechende Auswahl und Ausgestaltung der Varianten erfolgen kann.
Trotz der unterstellten ökonomischen Vorteilhaftigkeit ist die praktische Relevanz
der Mehrfachnutzung von Inhalten hinter den Erwartungen bislang zurück geblie-
ben.243 Die maßgeblichen Ursachen scheinen weniger in den Grenzen des tech-
nisch Machbaren als vielmehr in der strategischen und organisationalen Komple-
xität des Konzepts zu liegen. Aus diesem Grund lässt sich die Auswahl und Aus-
gestaltung von Varianten, die in der Umsetzung oftmals auch eine adäquate An-
passung der Managementsysteme bedingt, als eine nicht-triviale, jedoch zuneh-
mend erfolgskritische Herausforderung für das Management von Medienunter-
nehmen verstehen. Hieraus leitet sich für die Forschung u.a. das Interesse ab,
eine für die Auswahl der „richtigen“ Option geeignete Methodik zu entwickeln.
243 Vgl. Brandtweiner (2000), S. 113.
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