Megastädte im Globalen Süden: Problemfälle oder ... · • Durchschnittliche...
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Megastädte im Globalen
Süden: Problemfälle
oder Problemlösungen?Boris Braun
Fachtag Berlin 18. April 2015
Folie: 1Megastädte im Globalen Süden
Prof. Dr. Boris BraunUniversität zu Köln
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Befunde zum Wachstum der (Mega-)Städte
1900 lebten 10 % der Weltbevölkerung in
Städten
Seit 2007 leben über 50 % der Weltbevölkerung
in Städten
über 90 % des zukünftigen Bevölkerungs-
wachstums (netto) wird in den Städten des
Globalen Südens stattfinden
Die ganz überwiegende Zahl der Megastädte
befindet sich schon heute in Entwicklungs-
und Schwellenländern
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Bevölkerungsentwicklung in Megastädten 1975-2025 (Top 9 in 2025)
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Daten: United Nations Population Division (2007)
—
5,0
10,0
15,0
20,0
25,0
30,0
35,0
40,0
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1975
2007
2025
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Quelle: Time Out Hongkong, 11 September 2013
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2012 erschienen
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Wachstumsraten urbaner Agglomerationen 1970-2011
Quelle: UN World Urbanization Prospects, 2011 Revision
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Wachstumsraten urbaner Agglomerationen 2011-2025
Quelle: UN World Urbanization Prospects, 2011 Revision
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Durchschnittliche jährliche Wachstumsraten städtischer
Agglomerationen im Globalen Süden 1970-2020 (in %)
Quelle: eigener Entwurf nach UN World Urbanization Prospects, 2011 Revision
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Quelle: Braun,
Forba (2013) nach
UN World
Urbanization
Prospects, 2011
Revision
Prozentuale Bevölkerungszunahme in Lagos und Dhaka 1950-2015
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Bevölkerungsentwicklung in Lagos und Dhaka 1950-2015
Quelle: eigene
Darstellung nach
UN World
Urbanization
Prospects, 2011
Revision
Megastädte und megaurbane Regionen
Urbanisierung der Armut
„Villagization“ der Städte
Orte der Hoffnungslosigkeit
Umweltkatastrophen, Gesundheitsrisiken
Megastädte als Risikoräume
Verkehrskollaps
Unübersichtlichkeit
Fragmentierung
Unregierbarkeit
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Slums und schlechte
Lebensbedingungen
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Quelle: Braun, Forba (2013)
Slums im
Großraum Dhaka
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Quelle: Braun, Forba (2013)
Slums (bustees) in Dhaka
• Durchschnittliche Bevölkerungsdichte: 220.246
Einw./km2
• Bevölkerungszahl in Slums (CUS 2006):
– 1996: 1,6 Mio. (20 % der Gesamtbevölkerung)
– 2005: 3,4 Mio. (37 % der Gesamtbevölkerung)
• Wachstum der Slums vor allem in
hochwassergefährdeten Gebieten
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Städte als Risikoräume
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Megastädte als Risikoräume
Große Städte liegen häufig in vom Klimawandel
besonders gefährdeten, küstennahen Gebieten
• 8 der 10 größten Megastädte der Welt liegen an der
Küste oder in unmittelbarer Küstennähe
• 2050 wird ungefähr ein Drittel der Menschheit in
unmittelbarer Küstennähe leben (in aller Regel in
Städten)
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Hafenstädte mit der höchsten Zunahme von potentiell von Wirbel-
stürmen, Überschwemmungen und Meeresspiegelanstieg betroffener
Bevölkerung: 2005 bis 2070
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0% 200% 400% 600% 800% 1000% 1200% 1400%
Xiamen
Tianjin
Fuzhou Fujian
Mumbai
Jakarta
Palembang
Chennai
Ho-Chi-Minh-Stadt
Surat
Bangkok
Hai Phòng
Abidjan
Lomé
Kolkata
Khulna
Lagos
Rangun
Ningbo
Chittagong
Dhaka
Quelle:
Nicholls et al. 2007
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Aber nicht nur der Klimawandel ist Grund
für die zunehmende Gefahr von
Naturkatastrophen!
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Städte als Risikoräume (1)
Megastädte sind vulnerabel! – schwache
coping capacities (Armut, schlechte
Infrastruktur, unzureichende Governance etc.)
können rasch zu „complex emergencies“
führen
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Städte als Risikoräume (2)
Aber gleichzeitig eröffnen Megastädte vielfältige
Möglichkeiten:
Megastädte sind Orte ökonomischer und sozialer
Chancen!
• Wirtschaftliche Dynamik, Innovationsfähigkeit
• Agglomerationen von Humankapital, Wissen, Ideen und
sozialen Ressourcen
Informalität spielt oft eine zentrale Rolle, Vorteile:
Flexibilität, Redundanz, soziale Netzwerke...
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Städte im globalen Klimawandel
Megastädte sind also gleichzeitig:
• Verursacher des Problems (hot spots der CO2-
Produktion, ökologischer Fußabdruck)
• Leidtragende des Problems (oft Küstennähe, hohe
Konzentration von Bevölkerung und Sachwerten)
• Potenzieller Raum für Lösung der Probleme
(ökologische Vorteile durch Dichte, Innovations-
fähigkeit, Dichte an Wissen und Kreativität,
Laboratorium für neue Ideen, Leitfunktion usw.)
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Dhaka als von den Auswirkungen des Klimawandels
besonders stark betroffene Megastadt
=> OECD (Nicholls et al. 2007):
Die Zahl der Menschen, die Naturrisiken ausgesetzt
sind, wird im Jahre 2070 rund 12 mal größer sein als
heute!
Gründe:
1. Zunahme von Extremereignissen
2. weitere rasche Urbanisierung
Dhaka hat die höchste Zunahme im weitesten Sinne
von Klimawandel betroffener Bevölkerung von allen
136 untersuchten Hafenstädten!
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Maximal überschwemmte Landesfläche in
Bangladesch 1954 bis 2013 in %
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Quelle: Bangladesh Water Development Board 2013
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Auswirkungen der Überschwemmungen % der befragten Haushalte
Beschädigungen an Wohnräumen 70
Wohnräume mussten verlassen werden 51
Einschränkung der Nahrungsmittelaufnahme 90
Schwierigkeiten bei der Nahrungsmittelzubereitung 85
Krankheit mindestens eines Haushaltsmitglieds 57
Erwerbsarbeit konnte nicht weitergeführt werden 75
Signifikanter Rückgang des Haushaltseinkommens 70
Vollständiger Verlust von Ersparnissen 74
Verlust von Wertgegenständen 70
Betroffenheit von Haushalten in Slums von Dhaka durch die Überschwemmungen von 1998, 2004 und 2007
Quelle: Befragung von 625 Haushalten im November und Dezember 2009, Braun & Aßheuer (2011)
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Wesentliche Befunde unserer Studie zu Überschwemmungen
in Slums von Dhaka
• Erstaunliche Bewältigungskapazitäten durch informelle
Netzwerke
• Sozialkapital extrem wichtige Ressource zur Krisen-
bewältigung, sowohl binding ties als auch bridging ties
• Hohes Maß an gegenseitigem Vertrauen (auch unterstützende
Normen und Sanktionen)
• Informelle Beschäftigung sehr flexibel, ermöglicht relativ
schnelle Wiederaufnahme von Arbeit
• Kurzfristige Bewältigung bedeutet aber nicht langfristige
Entwicklung!
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Wirtschaftliches Wachstum,
Agglomerationseffekte
Formeller und informeller Sektor?
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Verkehr und Infrastruktur
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Fragmentierung und neue
Mittelschichten
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Neben vielen Problemen … auch positive Aspekte in
großen Städten
• Problemlösungskompetenzen (Wissenschaft, NGOs, Wirtschaft,
Politik...) hier konzentriert
• Hohe Innovationsfähigkeit in und von Städten
• Wirtschaftswachstum wird zum Großteil hier generiert
• In der Regel bessere Infrastruktur als auf dem Land
• Informelle urbane Systeme sind anpassungsfähig und flexibel
• Bevölkerungswachstum verlangsamt sich
• Bildung für breite Bevölkerungsschichten ist eine ganz
wesentliche Voraussetzung für soziale Resilienz, Städte bieten
hierfür gute Möglichkeiten
• Leben in (großen) Städten nicht nur ökonomisch, sondern
zumindest z.T. auch aus ökologischer Sicht effizient
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Vielen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit!
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