m №3 - sdl2017.de · Das Paar, das ja eher doch kein Geschwisterpaar ist, es sei denn, es wäre...

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THEATER. FILM №3

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THEATER. Film№3

iNHAlT

01 Vorwort » Mord im Otto - Teil 3

02 - 03 Rezensionen „Klappe“ // Niedersachsen

04 - 05 Rezensionen „einstimmig unschuldig.“ // Hamburg

06 - 07 Festivalimpressionen

08 - 09 Rezensionen „Familie Schroffenstein“ // Berlin

10 - 11 Rezensionen „Rollin Love“ // Baden-Würtemberg

12 Interview mit Heike Schade

13 Timetable

IMPRESSUM

33. Schultheater der Länder in Potsdam 2017SDL*17 c/o Brandenburgische Landesarbeitsgemeinschaft Theater in Schulen e.V.Heike SchadeBelgier Chaussee 5a14797 Kloster Lehnin.

Redaktion: Marlene Steinfeld, Neele Neumann, Lukas Friedland, Mira Hafiz, Laura Römer, Lena Roelfing, Clara Lempert, Babet Mader

Fotografien:Christof Heinz Art des Seins www.derdoss.blogspot.de

Grafik & Gestaltung: Magda Voerster www.magdavoerster.de

Druck: Druckerei Korrwww.korr.de

Auflage: 600

Es gilt der Urheberschutz nach §72 i.V.m. §2 Abs.1 Nr.5 UrhG

THEATER. Film

CliCK iT_

www.sdl2017.dE_ FACEbooK: @sCHulTHEATERFEsTivAl_

iNsTAgRAm: sCHulE_THEATER_ HAsHHAsH: #sdl2017_

voRwoRT» Minikrimi Teil 3

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MORDIMOTTO

3.Innen-FoyerdesHansOttoTheaters-Nacht

DieHauptkommissarinbahntsichihrenWegzudemängstlichdreinblickendenPaar.

DerDackelknurrt,alssichHauptkommissarinNachtnähert.

HAUPTKOMMISSARINWandaNacht(Froschperspektive)

WürdenSiemichbittenachdraußenbegleiten?

DasskurrilePaarwechselteinigeBlicke,bevorsiederHauptkommissarinzumAus-

gangfolgen.DieHauptkommissarinhältdenbeidendieTürdesGlasfoyersauf,die

nachdraußenaufdieTerrassenführt.(KamerafahrtvoneinemSchiffausamTheater

entlang,dasWasserglitzertimMondlicht.)HauptkommissarinNachtwendetsichzu

derFrauunddemMann.UnddemDackel.Dieserknurrtganzböse.Nachtbelltzurück

undderKöteriststill.DasPaargucktirritiert.

HAUPTKOMMISSARINWandaNacht

So.WasmachenSiehierimTheater?HabenSiedasTheaternoch

lebendgesehen?SagenSiewas,verdammt!

FRAUMITDACKEL(Close-up)

Naja...…Also...…Wir...…

IHRMANN(Vogelperspektive)

Sag’sihr,Mausi!Dannkönnenwirgleichwiederrein!

FRAUMITDACKEL

Wirwarenin„Klappe!“unddahatdasTheaternochgelebt!

Ohja,dashates!Sehrlebhaftwardas!

DerDackelwedeltmitdemSchwanzundfreutsich.

HAUPTKOMMISSARINWandaNacht

(unbeeindruckt)HabenSieIhrenHundmitinsTheatergenommen?

FRAUMITDACKEL(Halbtotale)

Wir…AlsowirkönnendochunseremSchnuffelsoeintolles

Stücknichtvorenthalten…

HAUPTKOMMISSARINWandaNacht

DafürmussichIhnenabereineGeldstrafeaufbrummenfürBeschmutzungwertvollen

Kulturgutes,daswissenSieschon,oder?WasglaubenSie,wasdalosgewesenwäre,

wennSiesichmitdemTeilnebeneinePersongesetzthätten,dieaufHundehaare

allergischist?

FRAUMITDACKEL(Close-up)

(nimmtAugentropfen,DuftvonLavendel,weintdann)Naja…Geldhabenwirja…Kön-

nenwirdannwiederrein?

HAUPTKOMMISSARINWandaNacht

IchdrehmirerstmaleineZigaretteunddannrauchichdieunddannkönnenSie

eventuellwiederrein,ja?Supi.Siemichauch.

DasPaar,dasjaeherdochkeinGeschwisterpaarist,esseidenn,eswäreInzest,

gucktwiedermalbisselirritiert.WandaNachtsmoktnunendlichihreZigarette

undihreGedankenjagenförmlichdurchdasNeuronensystem.(LeuchtendeLichtblitze

werdeneingeblendet,dassollenebendieNeuronensein.)

TEXTEINBLENDUNGINDERMACHARTEINESSTUMMFILMS

(wirdzusätzlichdurcheinepiepsigeMännerstimmevorgelesen)Wenndie

beidenunschuldigsind,werwaresdann?CrazySache!

3

„Möchten Sie Popcorn kaufen?Was? Ja, natürlich ist das frisch zubereitet!“

*Knistern* „Entschuldi-gen Sie!“ *Husten* „Könnten Sie bitte leise sein!“ *Ping, Ping* Störelemente, ein Ge-räuschorchester erklingt: Schmatzen, Handyklingeln, Husten, Flüstern, Knirschen, Schlürfen. Auf einmal spricht der Film zu uns und erzählt seine Geschichte. Wie missverstanden er sich fühlte als Stummfilm, wie leer er sich fühlte als Schwarz-Weiß-Streifen, wie unförmig als 2D-Bildfolge!Wie toll er sich doch gemacht hat, der Film! Mit viel Schweiß und Arbeit musste früher die Filmrolle angetrieben werden und jetzt läuft alles digital, online, zu Hause auf dem Fernse-her. Aber ist es nicht viel schöner im Kino zu sitzen und die Atmosphäre zu genießen?*Husten* „Entschuldigung, ich bin ein bisschen krank.“ *Knis-ter, Knister* „Na, das Popcorn war aber auch schon mal bes-ser!“ *Hatschi*Der Countdown läuft ab: 3-2-1. Die Bühne ist eingerichtet wie ein Kinosaal und man sieht eine Geschichte, die Geschichte des Films mit Musik, Tanz, Erzählungen und Zitaten, welche mich an Klassiker erinnern: „Das Leben ist wie eine Schach-tel Pralinen“ wird zusammen mit „Das ist Sparta!“ und „Ich bin der König der Welt!“ ins Publikum geschmettert. Ein herr-licher Kinofetzendialog. Plötzlich werden Szenen aus der Matrix nachgestellt und dabei das Prinzip hinter 3D-Filmen erklärt. Wissen und Unterhaltung zu verbinden ist schwierig, aber in KLAPPE sehr gut gelungen.*Klingeling, Klingeling, Klingelingeling* „Oh, tut mir leid, das

dARum gEHTs

KLAPPE! nimmt uns mit ins Kino: Popcorn-

Verkäufer, geräuschvolle und überemotio-

nalen Mitzuschauer, lästige Schwätzer und

Kommentatoren, liebestolle Pärchen und

Sesseltreter - sie alle kommen in KLAPPE zu

Wort. Auf der Bühne werden Kinoerlebnisse

geteilt, berühmte Filmzitate gestreut und

Filmszenen angespielt, jedoch nicht, ohne

sie am Ende ironisch zu brechen. In einem

weiteren Strang erzählt uns die Theater-

Collage die Geschichte des Films. So reisen

wir als Zuschauer vom Schwarz/Weiß- und

Stummfilm zum Ton- und Farbfilm und En-

den im heutigen Dolby Surround und 3D Ki-

noerlebnis. KLAPPE! und ACTION!

KlAppE!» NiedersachsenRicarda-Huch-SchuleBraunschweig

Eigenproduktion - Collage

10 Schülerinnen zwischen 15 -16 Jahren

Spielleitung: Matthias Geginat

2 3

I iiii, schon wieder eine Re-zension von dem Typen hier! Bäääh, geh weg, verzieh dich, schreib deine Scheiße doch zu Hause, Alter! ABER. ABER! Es gibt Popcorn! Geil, Popcorn! GEEEEEIL!!! HIER BIN ICH DOCH RICHTIG IN DIESEM STÜCK! Her mit dem Zeugs, ich hab heute fast noch nix gegessen! An der Seite sitzen so zwei Menschen, gekleidet mit so weißen Mützchen wie in einem Porno-Krankenhaus oder so… (Aber hää, welche Pornos spie-len denn in Krankenhäusern und warum schreib ich das jetzt überhaupt, iiiii; ekelig!)POPCORN, LECKER SCHMECKER, IHR SÄCKE!!!FRISCH KARAMELLIG!EINFACH SCHMACKHAFT!Find die dann doch irgendwie unseriös, wenn die ihr eigenes

Produkt sie überst hart anpreisen und dazu voll psycho rum-grinsen und so mega schlechte Englisch-Skills haben, das ist mir dann doch irgendwie tooo much, da hab ich doch kei-nen Hunger mehr drauf, sorry, Leute. Aber dafür bin ich jetzt umso hungriger auf dieses sehr geil angefangene Stück The-ater! (Wir essen und inhalieren hier Kultur beim SDL!!!!) Es soll einen geheimen Notausgang aus diesem Stück geben, aber den verraten uns die beiden nicht! (Hä, voll Assi!) Auch geil: „No Modern Talking!“ Voll ausgrenzend gegenüber so Kult-Musik. BITTE VERLASST JETZT DAS KINO ODER SCHNALLT EUCH AN, SCHALTET EURE TRELE-TELEFONE AUF LAUT-LOS UND AB GEHT’S, THEATER![flüstern ist in ausnahmefällen erlaubt, bei herzattacken, lot-togewinnen oder wenn die fruchtblase platzt, das passiert ja auch vielen leuten jeden tag!]NO FUCKING POPCORN OR SWEATS!!!!!! [cornsweatcorns-weatcornsweatcornsweatcorncorncorn]Und dann beatboxen die und halten ENDLICH die Klappe. Schön. Gut so, haut ab, ihr Billigverdienenden! Geht zurück zum Arbeitsamt oder so!Was ist das erste, was passiert? Natürlich: Menschen ver-schütten Popcorn im Kino. Irgendwer drängelt sich durch und niest, iiiiii, KEIME! Ähhhhh! Bähhhh! Eine Popcorn-Schlacht in Mini! „GEILO, macht das doch auf der ganzen Bühne, denk ich mir!“ (Denk ich mir.) Als Nächstes gibt es eine synchro-ne Kopf-Performance. Oh nee, total unrealistisch, als ob es in Reallife solche Kino-Flashmobs gibt?! Voll blöd, typisch Theaterleute! Und ein Mensch wird zu Indiana Jones mit Peitsche, vielleicht ist es auch ein BDSM-Reenactment, WER WEISS, WAS SICH DIESE KIDS HEUTZUTAGE SO REINZIE-HEN UND IN IHRE THEATERKURSE MITBRINGEN, kränk, ey!Danach ekelige Szenen in 3-5D und dann love und hate und Thrillermusik. Es war nie so spannend wie in diesem Stück, dem Publikum zuzuschauen. (Wann guckst du auch mal von der Perspektive der Leinwand aus dem Publikum zu??? // Yoo, ich hab mir eine Kinokarte gegönnt und dem Publikum von vor der Leinwand aus zugeschaut, hab also den Film nicht gesehen, sondern die Leinwand versperrt! – Nee, also wer tut denn so was?! // Voll geil gemacht, dieses Stück!Lustig und traurig (zumindest für eine Heulsuse da), eine eskaliert dann richtig mit Kollaps, Shit, entspann dich mal! Wieder wird Popcorn ausgeschüttet. Dann wat Autobiografi-sches: Notting Hill mit Mudda gucken, beschtes KINOERLEB-NIS for REAAAAAL.Beim Stroboskoplicht kotzen um mich herum alle ab, aber ich find’s geil. {stroooobo_/\oooooo, hartes Zeug!} Da drin sind so Szenen mit Raub und Messer, holy hell! Krass as fuck!Drei Menschen bilden die Leinwand (voll billig!) für ein biss-

Ich hau eigentlich nur auf die Tastatur und guck, was rauskommt.

ist beruflich, da muss ich ran gehen.“Popcorn liegt auf der Bühne, Stühle werden umgestoßen und man erkennt das Erlebnis, das Erlebnis „Film“, die Spannung, die Aufregung – und am Ende?Am Ende wird das Popcorn zwischen den Sitzen hervorge-kratzt und weiterverkauft. Das ist Showbusiness, das ist real, das ist Film!

chen Bildung. 1895 war so der erste Film und die Dinger mussten noch mit Handkurbel betrieben werden, oh noooo! Aber damals gab es mehr Interpretationsfreiraum. Es wird also kritisch! Gutes Theater!Heftige Szenen mit Mobbing tauchen aus dem Strobolicht auf. So Mobbing und das Niederstechen, woooah!Zwei Jungen labern im Hintergrund, erzählt uns ein Girl. Scheiße, die treten gegen die Stuhllehne! (Ich war mal einmal im Fußballstadion mit zehn oder so und hinter mir hat die ganze Zeit ein Kind gegen meinen Stuhl getreten, das fand ich mega blöde und bin zur Halbzeit wieder raus, seitdem war ich nie mehr im Fußballstadion. Traumata 4-ever, ey!)Super ist auch die Soundcollage aus Husten, WhatsApp-Pfiffen, Gähnen, Tic-Tac-Schütteln, Percussion und Rotzen. Kinofeeling, yeah! Alternative_modern:MUSIC, sehr nice! Zwi-schendurch ein krasses Colatrinken. Die Bildung geht weiter: Tonfilm (Chaplin hasste ihn, dieser Stummfilm-Clown) und dann gibt’s Filmzitate-Spam. Und Dialoge damit. Und Parodien. (Voll die Nachmache mit „Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen“, das hab ich doch als Forrest Gump schon beim Auftakt gesagt, buuuuh! Ihr seid so unkreativ! So hart unkreativ! Alles war gut, aber jetzt voll zerstöööört! – Nein, nein, Scherz. *dämlich grins*)Der Farbfilm, voll farbig alles, OMG, TÜCHER!!!!! Stimmung und Emotionen! Ab 1896 mussten die den Shit noch hand-collorieren, Scheiß-Job. In Chantal-Art wird der Farbfilm gelobt. Hier wird klar: Konsumkritik! Kritik an dem heutigen Trash-Gedöns! BÄÄÄM, in your face, Filmindustrie!Voll gut btw, dass hier die Frauen Männer spielen, GENDER-GRENZEN SPRENGEN, YEAH!Und irgendwo steht ‘ne Pärchencouch im Kino, dafuq…Das geilste kommt ja noch: Schwimmflügel-Suizid aus Tita-nic und DiCaprio, der böse Mafia-Gangstaaaa schmeißt das Girl rein ins Wasser. CRAZY! Und Shit, plötzlich ein Matro-se mit einer hässlichen Blockflöte, how absurd! Hätte auch aus einem Minidrama von mir sein können (baue ich jetzt ein, hihihihihihihihihi, Naturalismus lebt!). JETZT HYPE ICH DIE GRUPPE JA MAL RICHTIG INNERLICH! UND AM ENDE GIBT’S ENDLICH DIE POPCORN-SCHLACHT AUF DIESER GANZEN BÜHNE UND ÜBERALL KLEBT POPCORN UND DAS PUBLIKUM VERSINKT IM POPCORN UND ÜBERALL POPPT ES (nicht). Die Grinsebacken vom Anfang kommen wieder und jagen diese versoffenen Idiotinnen raus und sammeln das Popcorn ein mit ihren Schippen und PACKEN ES WIEDER IN DIE TÜTEN UND BIETEN ES AN!!!! Iiiii, ekelig, ich will nix mehr essen, aber vorher Standing Ovation für dieses Mega.Stück, I LOVE IT! DANKE DAFÜR! HERZEN. HERZEN, ÜBER-ALL!!! <3 <3 <3 <3

dARum gEHTs

„EINSTIMMIG UNSCHULDIG.“ ist inhaltlich angelehnt an

Kleists Anekdote ‚Sonderbarer Rechtsfall in England’. Eine

Gruppe von Geschworenen berät und diskutiert einen Mord-

fall. Allerdings sind sie gemeinsam eingeschlossen und er-

halten solange weder Nahrung noch Getränke, bis ihr Urteil

einstimmig ist. Alles spricht gegen den Angeklagten und es

sieht anfangs nach einer raschen Urteilsfindung aus, wäre da

nicht dieser eine starrköpfige Geschworene, der auf unschul-

dig plädiert und den gesamten Prozess in die Länge zieht,

bis der Hunger die anderen so heftig plagt, dass sie sich dem

Starrkopf entgegen ihrer eigenen Überzeugung anschließen

und zum einstimmigen Urteil kommen: Dann ist er eben un-

schuldig. Doch da ist auch noch der König, der den Starrkopf

zu sprechen wünscht – konfus und verstörend und in seinen

Worten angelehnt an König Peter aus Georg Büchners ‚Le-

once und Lena’ kommt er daher. Mit seiner ebenso wirren

und verstörend-tänzelnden Schar an Untertanen, für die er

denken muss, denn sie denken nicht. Entweder der Starrkopf

wird begnadigt oder nicht. Entweder, oder. Ein Drittes gibt es

bei König Peter nicht.

EiNsTimmig uNsCHuldig.» HamburgEmilie-Wüstenfeld-GymnasiumHamburg

Choreografisch-mediale Adaption

23 Schüler*innen der Klassenstufe 12

Spielleitung: Florian Lampe

4 5

E in rätselhafter Mordfall und die Regel, dass in Eng-land jeder Angeklagte zwölf Geschworene haben muss, die einstimmig für oder ge-gen den Angeklagten stim-men. Und damit das Ganze nicht zu lange dauert, wer-den sie solange ohne Was-ser oder Getränke einge-sperrt, bis sie sich einig sind – darauf basiert das Stück des Emilie-Wüstenfeld-Gymnasiums aus Hamburg. Doch dann sind sich doch nicht alle einig. Der letzte Geschworene stimmt hartnäckig für Freispruch. Die anderen lassen sich durch ihren Hunger schnell umstimmen. Der Mix aus einer alten Story und moderner Sprache sowie die Einbindung von Technik machen das Stück zusätzlich interessant.Die Menschen auf der Bühne spielen gut, aber zum Einfin-den kommt man kaum, denn dann wird der zuletzt gewon-nene Eindruck schon wieder durch eine zusammenhanglo-se Worterklärung, einen schnellen Witz oder ein Standbild unterbrochen. Aggressive Situationen werden durch Musik umgeworfen. Interessanterweise findet man diese schnellen Stimmungswechsel nicht nur im Aufbau, sondern auch im Inhalt. Nicht zu vergessen ist das Publikum. Alle spielen mit. Ist die Situation auf der Bühne bedrückend, ist kaum ein Wort zu hören. Spielt die Musik dagegen, klatscht es aus allen Rei-hen.Trotz der Ansprache alter Geschichten wirkte das Stück aufgrund des Gebrauchs von Jugendsprache modern. Sehr

Keine Ahnung. Titel.

„Logik ist die Anatomie des Denkens“ 1,2,3, Techno.

Höre ich einen Sprech-chor beim Eintreten oder bilde ich mir das ein? Wir starten mit Sprechchor und einer gelungen Videoein-spielung. Es wird gefaceti-med und immer wieder das System wiederholt. 12 Leu-te eines Standes müssen einer Meinung sein. Dann wird einer gekilled. Ok. Let’s go, ich bin drin. Vor mir filmt einer mit, mit seiner kleinen Kamera. Das lenkt mich ab, soll ich jetze auf seinen Bildschirm schauen? Oder auf die Büh-ne? Ich lasse mich aber nicht ablenken. Ein Mord ist gesche-hen und wir sehen drei Varianten, wie der passiert sein könn-te. Klappe und Action, Fußballfans grölen und einer pisst an die Wand. Es ist ein wilder Mix aus alten Theatermitteln und neuen. Es wird die vierte Wand durchbrochen und zu Techno getanzt und endgeil gefreestyled. Ja! Alles ist voller Sprache: neue Sprache, geschwollene Sprache, laute Sprache, leise Sprache, chorische Sprache, schnelle Sprache, wilde Spra-che, Fäkalsprache. Das Stück ist sprachgewaltig und keiner verspricht sich. Jedes Wort sitzt, so wie nun auch die Ge-schworenen. Sie sitzen und müssen entscheiden: Issa jetzt schuldig oder nicht? Sie tragen ihre Gründe vor: 1 Prämisse, 2 Prämisse und der Saturn und der Jupiter stehen ungüns-tig. Die krasse Freestylerin sieht, in reinster Opernmanier, das Licht am Ende des Tunnels. Und dann soll Charlie einen Topf holen und sich ficken. Wer ist Charlie? Ich bin auch gegen Blondinenwitze! Es wird wie-der gefilmt vor mir. Neben mir geht das Blitzlicht der Handy-kamera aus Versehen los. Leute! Was ist los mit dem Publi-kum?Auf der Bühne haben sie nun Hunger, doch Essen ist verbo-ten. Sie haben Durst, auch das ist nicht erlaubt. Die gehen da ein auf der Bühne, nur weil einer der Geschworenen sagt: ICH BIN ANDERER MEINUNG. Kracher Bild, wie im Hinter-grund ein riesiger Mund Fischstäbchen und Frühlingsrollen in sich hineinschiebt. Geradezu obzön! Der Gegensatz ist gelungen. Auch super die Woyzeck-Zeile: „Moral ist, wenn man moralisch ist.“ Da steckt Festivalfeeling drin. Und gera-de als alle auf der Bühne sagen: „Scheiß drauf, dann issa halt unschuldig“, schaltet sich ein verrückter König ein. Der hat Sprachprobleme, kann nicht so gut vor Gruppen sprechen. „Die Menschen machen mich konfus“ #toomuchdrama. Und plötzlich ist alles Techno. Es wird marschiert und in Symme-trie getanzt.Alles geht plötzlich schneller. Tempo! Der eine Geschworene ist ein Mörder. Aus Versehen, versteht sich. Die Waffe ist ein-fach losgegangen. Das passiert eigentlich eher in Amerika, denk ich. „Vielleicht ist es so, vielleicht aber auch nicht.“ Am Ende ist alles Disko. Topstück!

gefallen hat mir auch der Mischmasch aus Theater und Film. Aufgelockert wurde das Stück ebenfalls durch kleine Tanzeinlagen sowie Gesängen, Raps und kleine Reime.

Die Hamburger haben auf jeden Fall ein sehr interessantes Stück aufgeführt, dessen Ausdruck sich auf Augenhöhe der heutigen Zeit befindet.

6 7

Hamburg

FEsTivAl» Impressionen

Niedersachsen

Wahrscheinlich pennen Wir hier ein und haben nachher edding-striche im Face!

die macht einFach, Wonach ihr gerade ist. das ist auch so ‘ne gabe.

lauter magic moments hier.

moral ist, Wenn man moralisch ist. das hat mir jetzt nicht viel gegeben…

Wir sitzen einFach zusammen.

es gibt nudeln ohne ende hier, aber ich hab nur bock auF popcorn.

Was ist das? mein name.

betrunken spielen ist schon schWierig, aber auF drogen spielen ist quasi unmöglich!

guck mal, soFie snackt jetzt schon Wie der ihr brötchen. ich hab noch WaFFeln in der tasche.

du Wirst doppelte oma! echt, ist die so alt?

also, das museum hat zu. leute, leute, leute.

ich kann mich zWeiteilen. Wirklich.

da bin ich schon längst Weg. es ist schön, dass es dir auch so geht.

an der gesellschaFt ist das noch gar nicht angekommen.

Mecklenburg-Vorpommern

Brandenburg

Berlin

Baden Württemberg

FAmiliE sCHRoFFENsTEiN» BerlinEllen-Key SchuleBerlin

Sprechtheater, nach einer dramatischen Vorlage

13 Schüler*innen zwischen 16 und 19 Jahren

Spielleitung: Katrin Hannusch-Schmandt

8 9

Z urück ins Mittelalter. Mittendrin in einer Fami-lienfehde. Rossitz und Warwand sind seit Jahren verfeindet. Aufgrund von Missverständnissen auf beiden Seiten, die zu weite-ren blutigen Morden führen. Selbst ein neutraler Mittler zwischen den beiden Fa-milien, die doch eigentlich zusammengehören, schafft es nicht, die Fehde zu beenden. Graf Rupert von Rossitz trau-ert um seinen Sohn Peter. Er schiebt dessen Ermordung auf den Grafen von Warwand, der überzeugt ist, dass das alles nur ein Missverständnis ist und immer noch an eine Freund-schaft glaubt. Und dazwischen gibt es noch Agnes und Otto-kar. Beide Kinder der verfeindeten Grafen. Ist Liebe vielleicht die Lösung dieser Fehde? Ist eine Heirat das Mittel zum Frie-den?Die beiden verfeindeten Familien sind sofort erkennbar, ge-kennzeichnet durch die Farben Rot und Blau. Die Schauspie-ler spielen mit Bewegungen, Gesichtsausdrücken, Lautstär-ken und chorischem Sprechen. Die Requisiten bestehen aus Rollen, die immer wieder umgestellt werden. Außerdem wird viel rote Farbe verwendet. Als Symbol der Rache erscheinen immer wieder Finger, aufgemalt auf Rollen. Das Wort Rache taucht immer wieder auf und wird als ein Echo genutzt. Zur dramatischen Untermalung wird Musik zugespielt. In den richtigen Momenten verändert sich das Licht. Es war mein erstes Stück und es hat mir gefallen. Wahrscheinlich nicht allen, denn hinter uns sind zwei Jungen fast eingeschlafen. Manche Teile waren ein bisschen zu lang, die man einfach hätte kürzen können. Die Schauspieler verdienen aber mei-nen Respekt, weil sie sich solche Mengen an Text merken konnten. Schluss.

F amilie Schroffenstein vs. Familie Schroffenstein, ein rätselhafter Erbvertrag, zwei Morde, ein einsichtiger Graf und ein rachsüchti-ger Schroffenstein. Das ist die Geschichte aus Berlin. Angelehnt an Kleists Fami-lie Schroffenstein haben sich die Schauspieler ganz schön an was ran gewagt. Eine knappe Stunde konnte man den Akteuren dabei zusehen, wie sie mit einfachsten Requisiten ein eindrucksvolles Stück zauberten. Zur Unter-legung nutzten sie dabei vor allem Musik, wobei ein interes-santer Mix aus klassischer „Mittelalter“-Musik und neustem Pop entstand. Zu Peter Fox‘s „Alles Neu“ wurde auf Styropor-rollen-Pferden geritten – einfach, aber lustig. Durch parallel stattfindende Handlungen, die ich später erst durchschaut habe, war ich an die Geschichte gebunden. Eingesetzt wurde auch das gegenseitige Spiegeln, dass das Ganze noch aus-drucksstärker machte. Die Schauspieler konnten ihren Kör-per erstaunlich gut beherrschen: Tote bewegten sich kaum und wurden schlaff von der Bühne gezogen. Auch an Blut-vergießen wurde nicht gespart. Interessant war auch, welche Wirkung das Licht hatte, denn trotz des hellen Scheins wirkte die Bühne der Situation angemessen dunkel. Teilweise hatte das Theaterstück auch eine Wirkung, die man sonst eher aus Filmen kennt, da man als Zuschauer das Gefühl hatte, mehr zu wissen als die Spielenden. Leider zog sich das Theater-stück ein wenig in die Länge, je mehr sich die Streitsituatio-nen häuften.Man kann sagen, die Schüler aus Berlin haben was Gutes aus dem Stück gemacht, das trotz einfacher Mittel ziemlich cool geworden ist.

dARum gEHTs

Die Familie Schroffenstein war 1803 das erste Drama

von Heinrich von Kleist.

Es geht um einen Familienclan, der an einem Erbstreit

mehr und mehr zerbricht. Und das gegenseitige Miss-

trauen hat sich über die Jahre durch mysteriöse Todes-

fälle verstärkt. Das jüngste Opfer: Der Sohn von Graf

Rupert von Schroffenstein.

Er wird tot im Wald gefunden und es verdichten sich die

Zeichen die am Ende nur eine Schlussfolgerung zulas-

sen: Der jüngste Sohn wurde aus Habgier vom eigenen

Vetter Sylvester ermordet. Denn im Erbvertrag, so heißt

es, geht der Besitz des einen Familienzweiges an den

anderen, sobald eine der Erblinien ausstirbt. Wer also

sonst, sollte den Sohn ermordet haben? Graf Rupert ist

überzeugt davon: Sein Vetter will seine Familie ausrot-

ten und das Erbe für sich. Noch am Grab schwört er Ra-

che. Was folgt ist eine Gewaltspirale, die zum Tod der

eigenen Kinder führt.

Suizidale Jugendliche – It’s getting complicated Nicht Stumm(film), sondern laut und energetisch!

dARum gEHTs

ROLLIN LOVE ist ein Stück über Freundschaft und die un-

barmherzig zuschlagende Pubertät. Ja, was braucht man

denn eigentlich, um glücklich zu sein?

Einen Mund zum Reden oder Füße zum Laufen? Nicht un-

bedingt! Das beweisen Max, Silvan, Lukas, Felix und ihr Boss Han-

nes täglich aufs Neue. Max kann nur mit seinen Augen

reden, Silvan, das Gehirn der Bande, lässt seinen Daumen

sprechen, bei Lukas reicht der große Zeh und wenn Han-

nes sein Knie hebt, versteht eh jeder was los ist. Die Jungs

rollen in Freundschaft durch das Leben und machen das,

was andere Jugendliche auch machen: Hip-Hop, Karate und

Ladendiebstahl.

Doch dann rollt die Pubertät über sie hinweg und wirbelt

das Gefühlsleben der Jungs ordentlich durcheinander. Vor

allem Lukas erwischt es richtig heftig, doch er gibt nicht auf

und greift tief in die Trickkiste, um seinem Herz das langer-

sehnte Futter zu geben.

RolliN lovE» Baden-WürttembergGeschwister-Scholl-Schule der Stiftung KBZOWeingarten

Eigenproduktion Tragik-Komödie / Theater-Film-Kombination

20 Schüler*innen zwischen 14 und 20 Jahren

Spielleitung: Thorsten Mühl

10 11

Lukas, das Kameradenschwein

I ch bin ganz aus dem Häuschen. Was war das denn bitte für eine geile Gesellschaftskritik von de-nen, die es wissen müssen. Die Bande ist am Rollen, Leute! Die haben etwas zu sagen und labern los. Die Stimmen, die Dialoge und Einspieler fetzen. Es passt super zusammen. Sogar die unbeabsichtigten Wieder-holungen ergeben in meinem Hirn Sinn. Generell macht hier alles Sinn. Klar: „Wenn es um Sex geht, gibt es keinen Be-hindertenbonus.“ und klar, steckt in jedem dicken Mädchen ein dünnes, was zu viel Schokolade gegessen hat. Und klar sind Ottonormalos boring, wie Hölle. Und trotzdem: Wenn es um Nähe geht, um Zwischenmenschlichkeit, dann ist da eine Mauer. Wer will schon eine fette Freundin? Wer will schon einen Behindie als Freund? REAL TALK. Alles, was aus dem Rahmen fällt, ist den Normalos suspekt und von den Nor-malos gibt es so verdammt viele! Und alle, die nicht so rich-tig passen, werden von dieser Masse ignoriert oder peinlich überguckt, bedauert, belacht. „Innendrinnen kann ich alles“ sagt Lukas. Voll korrekt. Nur interessiert das heutzutage kei-ne Sau. Und ja, habe mich auch für mich selbst geschämt, weil ich da auch Züge von meinem Normaloverhalten wiedererkannt habe. Danke dafür!Ich werde daran arbeiten und ab jetzt fragen, wie es rollt.Ich bin so baff, was da alles auf den Tisch kam und mit was für einer Selbstironie dort jongliert wurde. Kiffen wollen sie, klauen tun sie, von schnellen Autos träumen sie, Rock’n’Roll sind sie schon. Was für eine freche Crew, die auf die Kack-norm scheißt und die Liebe sucht. Ich war dabei. Fettes Dan-ke und standing ovations.

U ahh, voll viele Men-schen! Was machen die hier? Theater gucken oder was ey, voll krahaank! Das Topic des Stückes ist schon gleich am rot-rosa Back-ground zu erkennen: Liebe, LIEBE, liebe, liebe, Liebe, LIE-be, LieBe, liebe, LIEBE, liebe, lieblieb, liebe. Boaah, „Rollin‘ Love“! Dann roll doch mal, Liebe! Roll mal, alte, fette Sau! Hab hier nicht den ganzen Abönd Zeit, liebe, du! Rollen-de Liebe, ey! Voll viele LOVE hier im Raum!Hinter mir wollen Menschen Gespräche über Theater im Allgemeinen führen, aber ich höre bei so Privatgesprächen nicht weiter geheimdienstmäßig zu, sondern fokussiere mich auf die Bühne, denn dort soll ja jetzt die Liebe rollen. Ja roll doch jetzt mal endlich, Liebe! #Achterbahn #schrei-enSCHREIENschreien Wir wollen Emotions sehen, ganz viel Liebe in the HOT!Nee! Stattdessen treten da so zwei alte Säcke auf, die sich auch noch selbst als alte Säcke bezeichnen. Och nee, wo ist denn die Liebe?! Die Liebe soll kommen, nicht so Senioren-sport und Wassertreten, ey!Die beiden Männer erklären das folgende Stück ein bisschen: dass sie Schwaben sind und #Inklusion und dass sie nie pünktlich anfangen und enden. Sehen wir ja. Es gibt sehr an-fällige Maschinen und Technik und Talker, die in dem Stück eingesetzt werden. Klingt sehr krass. Und dass die Gruppe nicht laufen und nicht reden können – naaaa, da habt ihr aber gelogen, allein schon wegen der Talker und weil da gleich die Diva Felix auftritt und den Säcken den Stinkefinger zeigt. Das hat sich wahrscheinlich der Großteil des Publikums eh ge-wünscht, dass da einer mal klare Kante fürs Theater zeigt; also haut mal ab, ey!Und dann sehen wir endlich die eigentlichen Hauptakteure, aber von LOVE immer noch keene Spur! Stattdessen voll Selbstironie, was aber auch geil ist: „Warum starren die uns alle so an?“, „Ich hab schon genug Theater im echten Leben!“, „Hau ihm eins in die Fresse, war schon im letzten Theater-stück so!“ und vor allem: „GEWALT KOMMT IMMER GUT!!!“Und nachdem wir die Gruppe gesehen haben, kommen sie ins Gespräch. Sie möchten eigentlich alle ein Girl abbekom-men und der Felix (die Diva) soll das Mädchen spielen, was natürlich voll Scheiße ist, nur weil er laufen kann. Dann ist er eben Junge für alles und Film ab!

Wir merken, dass die ja alle echt zwielichtige Menschen sind: So Hacker, Gauner und Romeo und der Boss der gan-zen Gang. Krasse Konstellation. Und die Males in den Rollis wollen ein geileres Leben haben. Nicht nur lernen oder neue Apps auf Talkern ausprobieren, sondern die Freizeit sinnvoll verbringen und etwas Bereicherndes tun. Was bauen? Sex, Drugs, Rock’n’Roll? Sex vielleicht noch nicht, aber schon mal geile Vorstellung – drei scharfe Mädels kommen auf die Büh-ne und haben Mitleid mit den armen Boys. Und tatsächlich schnappen sie sich… zwei der jüngeren Betreuer der Gang. (Nicht den alten Sack vom Anfang.) Na geil, großartiger Shit! Ey, habt ihr ‘ne Vollmeise, nehmt doch bitte unsere Hauptak-teure! Liebe soll doch auch rollen! Liebe! Liebe! Liebe!Zwei bleiben dann bedröppelt auf der Bühne zurück, wie können diese „Rollstuhlheinis“ denn jetzt das weibliche Ge-schlecht rumkriegen, wo die die doch nur aus Mitleid wollen? Und dann noch ohne Waffen und ohne Drogen? Impossible! No. Die ultimative Lösung (halleluja): DAS INTERNET! (Yay, das Internet! Das Internet ist die generell geilste Lösung für alles im Leben! Thank God for the Internet, God save the Queen und the Internet!!! – Nee, is nicht so save alles, aber „Gott” hat wenigstens gut 80,7 Millionen Ergebnisse bei Google, wieder was Neues gelernt!)Auf Parship hängen nur übriggebliebene Grufties rum, nur die ganzen Eltern. Und die anderen Seiten sind ja auch blöde. Aber so U20.de, das klingt gut! Natürlich nennt sich unser Held Adonis und jetzt (pausiert mal beim Lesen, jeheeetzt!) beginnt die Kritik der Internet-Liebeskultur & so was. Erstmal ein Girlie mit nicht wirklich echtem Foto, aber 5364 Clicks. Dann lieber die Neue ohne Pic. Er beschreibt sich als sport-lich und macht viel (was an sich auch Fotos beweisen, aber eben nicht im herkömmlichen Sinne…), während sich die Traum-„Emma Watson“ alias Venus viel mit Ernährung be-schäftigt und Sport im TV guckt. Ach, schön. Und dann gibt’s viel blablabla. Blablabliblablub. Blabelblabelblu. Blablablabla-bla. Chatgedönsblablablubbla. BLA! In einem sind sich beide einig: KENNENLERNEN IST ZU FRÜH! (Typische Internetlie-be, don’t trust the Internet, Guys & Girls! Alles so perverse Leute, die Sport im TV gucken, wer tut das schon, ey??!)Und der Lukas (auch mit k wie myself oder was?) schottet sich von der Gang ab, weil er an seiner krassen Zukunft ar-beitet. Wer will denn schon Spaziergänger*innen umfahren, wenn Zukunftswerkeln eine Option ist? Also was machen die anderen? (Der Hacker und der kriminelle Schlösser_knack_boy) – Die sabotieren sein ganzes Leben! Geile friends, oder? Mit Strumpfhosen vor dem Gesicht klauen die dem das Notebook, uh. Und arrangieren ein Treffen. Zwischen der mit

Mädchen sind blöd. Aber sie haben weiche Stellen.

ausgeprägtem Hungerbedürfnis und dem Dude im Rolli. Die beleidigen sich auch gegenseitig, aber wie sollen wir uns bei dem sensiblen Topic politisch korrekt beleidigen??!Zurück zur Realität heißt es also und „Mein Leben ist Schei-ße!“. Kommissar Felix tritt mit krassen Moves auf und weiß sogleich, was die beiden anderen friends da verbrochen ha-ben. Knastfeeling jetzt, ich sag’s euch!Die beiden machen das wieder gut und entschuldigen sich beim nicht magersüchtigen Girl, dass den Namen Ida trägt. Und wieder ist alles voller Selbstmitleid, alle wünschen sich einen anderen Körper und für innere Werte interessiert sich kein Mensch, beim Sex gibt’s keinen Behindertenbonus, etc. Damit zeigt uns die Gruppe die traurige Wahrheit, diverse people fühlen sich sicherlich ähnlich, auch wenn sie bspw. „nur“ psychischen Scheiß haben. Aber das ist halt die Natur. Die Natur ist sexistische Scheiße!!!

Am Ende geht es Lukas aber doch gut, der dann so ein paar nackten Frauen hinterherguckt - !!!! Nudity-Factor, das wäre in sozialen Netzwerken sofort zensiert worden, OMG, Frauen!!!! Der ganze Saal freut sich natürlich über diese Abschlussbil-der. Das gibt’s nur beim SDL! Geilo! Standing Ovation, einige wurden sicher durch die finalen Bilder nochmal überzeugt. Aber mal im Ernst: Top Sache, großartiges Projekt, die Stim-men der Schwächeren, von der Gesellschaft gern Ignorierten auf der Bühne! Katchau! Fick dich, Gesellschaft, fick dich mit deinen Vorurteilen!

TimETAblETHEATER. Film

miTTwoCH

9:00 7. aufführungSachsen-AnhaltRache trägt RougeHans Otto Theater

11:00 8. aufführungNordrhein-WestfalenIch bin nicht die WahrheitHans Otto Theater

12:00 mittagessenschinkelhalle, schiffbauergasse

13:00 open spaceSchinkelhalle, Schiffbauergasse

AusflügeVerschiedene Führungen oder eigene freie Zeit

14:00 schüler*innen-nachgesprächeVerschiedene Räume auf der Schiffbauergasse

Street-Art Workshop mit Tilmann Bullingervor dem Hans-Otto-Theater

FachforenFH Potsdam

18:00 abendessenSchinkelhalle, Schiffbauergasse

19.00 reflexionszeitmit den Scouts

20:00 9. aufführungHessenDer SandmannHans Otto Theater

21:00 FilmabendSchinkelhalle, Schiffbauergasse

HAPPY BiRTHdAYThore Witthöft

12 13

Heike Schade

iNTERviEw» mit Heike Schade

„War das nicht der Hammer?“

Heike Schade kann alles. Das soll hier mal gleich zu Beginn klargestellt werden. Ohne sie wärt ihr nicht hier. Sie ist unser aller Festivalmutti. Sie ist the eye of the tiger. Sie ist der Peter Pan der Orga-Crew und macht. Sie macht einfach. Es gibt wenige Leute, die einfach machen. Nun gut. Unter uns: Heike redet auch gern, aber derweilen sie redet, macht sie eben auch. Heike hat auch einen schönen Rucksack. Sie liebt diesen Rucksack. Das hat sie mir ges-tern erzählt. Und Heike, der Rucksack, der ist super. Aber mal unter uns: Wir wollen Festivalinterna hören. Was geht so, hinter den Kulissen?Hahaha! Darf ich im Vorfeld anfangen?

Klar.Und zwar: Ich habe einen Heiratsantrag bekommen und zwar vom Spielleiter aus Baden-Württemberg. Er hat diese wun-derbare Gruppe aus der Behinderteneinrichtung und er fragte mich nach ’nem Pflegebett und das hab ich ihm besorgt. Und aufgrund dieses Pflegebettes kam dann eine SMS zurück, dass das toll wäre und wenn er und ich nicht verheiratet wä-ren, dann würde er mir jetzt einen Heiratsantrag machen.

Und generell zur Festivalstimmung, hast du ein gutes Gefühl?Definitiv gab es Anlaufschwierigkeiten. Zum Teil haben die Gruppen einen Druck empfunden. Sie hatten das Gefühl des Zeitdrucks. Es gab aber auch viele positive Rückmeldungen. Die Workshops sind gut gelaufen, also gut heißt ja mit Aus-schlag nach oben und unten. Was mich fasziniert hat, war gestern die Arbeit der Reflexionsgruppen, die Haivu ins Leben gerufen hat. Ich habe die Gruppen beobachtet und dachte: Wahnsinn, wie diese bunte Mischung der Gruppen eine ganz neue Energie auf den Platz gebracht hat. Sie haben sich

kennengelernt, gespielt, gesessen und gesprochen, Theater-übungen gemacht. Das fand ich total super. Und die Reaktio-nen innerhalb der ersten Aufführung und auch danach waren schon toll. Und „Immerzu. Immerzu!“, das Stück von gestern Abend ist auch so zauberhaft. Ich war so fasziniert. War das nicht der Hammer? Ich kenne Silke (Anm. der Redaktion: Hier hat Heike ein bissel name dropping gemacht. Wir den-ken, Silke wird die Spielleiterin sein.) und ich kenne auch ihre Stücke und sie macht immer gute Stücke. Wirklich immer. Aber das gestern ist aus meiner Sicht ihr Meisterstück.

Worauf freust du dich noch in den kommenden Tagen?Ich freue mich auf heute Abend. Heute Abend spielt Baden-Württemberg (Anm. der Redaktion: Wir erinnern uns: DER HEIRATSANTRAG). Ich habe das Stück, weil es so spät ankam, als einzige in der Jurysitzung gesehen und war so angetan, weil das ist so charmant selbstironisch. Ich fand’s ganz toll und darauf freue ich mich total. Ich glaube auch, dass jetzt langsam eine Routine einkehrt und das Wetter ist uns ja hold. Jetzt wird’s entspannt.Ich bin total gespannt auf die Schülernachgespräche. Da gibt es ein neues Konzept, das zusammen mit Maike Plath entwi-ckelt wurde, die eine wunderbare Theaterpädagogin ist. Und da bin ich so gespannt im Nachgang herauszubekommen, ob das funktioniert hat. Also da bin ich wirklich gespannt. Nicht nur ein bisschen. Weil die Nachbesprecher haben sich da so reingehangen und vorbereitet und sind so eine super Truppe.(Kurzes Schweigen.)Was noch?

Du, das war’s.

Super.

Orgacrazyness: Heike, Haivu, Kathie.

Schultheater der Länder 2017

SDL*17