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AUSTRIAN ATHLETICS NACHRICHTEN Leichtathletik-News aus erster Hand Ivona Dadic holt U23-EM Bronze Kira Grünberg Bitte helfen Sie mit Ihrer Spende! Neuer Spirit Internationale Medaillen und Olympialimits 04 2015 Foto: Coen Schilderman Marathonass Kemboi im Interview Stabartist Renaud Lavillenie im Blickpunkt Favoritenguide ÖMS Allgemeine Klasse

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AUSTRIAN ATHLETICS

NACHRICHTENLeichtathletik-News aus erster Hand

Ivona Dadic holtU23-EM Bronze

Kira GrünbergBitte helfen Sie mit Ihrer Spende!

Neuer SpiritInternationale Medaillenund Olympialimits

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Marathonass Kemboi imInterview

Stabartist RenaudLavillenie im Blickpunkt

Favoritenguide ÖMSAllgemeine Klasse

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GEMEINSAM GEWINNENOffizieller Ausstatter der Österreichischen

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ÖLV Nachrichten

Inhalt 4|2015

Neuer Spirit und ein Auftrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4Edwin Kemboi between Austria and Kenya . . . . . . . . . . .6„Ni Hao“ Beijing 2015 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .8„Unbezahlbare Erlebnisse“ – Elisabeth Pauer . . . . . . .10Was wurde aus Stefanie Zotter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12Rene van Zee besuchte Renauld Lavillenie . . . . . . . . .14Ein Tag mit Christian Steinhammer . . . . . . . . . . . . . . . . . 16Athletes Corner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17Nachgefragt bei Mario Gebhardt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19Trackstories . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20Staatsmeisterschaften: Wussten Sie, . . .? . . . . . . . . . . 24Statistik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26

Kira.Stay.Strong!

Fotos: GEPA Pictures

Dr. Ralph VallonÖLV-Präsident

Medaillen-Sommer &Unfalldrama

Die letzten Wochen waren mit Sicherheit die erfolgreichs-ten der jüngsten Leichtathletik-Geschichte, wie Sie auchin dieser Ausgabe der ÖLV-Nachrichten nachlesen können.Der tragische Trainingsunfall von Kira Grünberg lässt aberMeter, Sekunden und Medaillen in den Hintergrund rücken.Wir sind in diesen Tagen stets mit unseren Gedanken beiKira und Ihren Eltern und wünschen Ihr den bestmöglichenGenesungsverlauf. Das Schicksal von Kira Grünberg hatviele Emotionen freigelegt. Von mehreren Seiten wurdenbereits Hilfsaktionen gestartet. Wir möchten im Septem-ber mit einer eigenen Fundraising Aktion einen weiterenBeitrag leisten. Auch die österreichischen Staatsmeister-schaften mögen unserer Stabhochsprung-Rekordhalteringewidmet sein. Spenden vor Ort bzw. auf das vom Tiro-ler Leichtathletik-Verband eingerichtete Spendenkonto sinderbeten.Kontowortlaut: TLV – Spendenkonto KiraIBAN: AT74 2050 3033 0168 2096BIC: SPIHAT22XXXTiroler SparkasseIch danke Ihnen für Ihre Anteilnahme und Unterstützung fürKira und Ihrer Familie.

HerzlichRalph Vallon

Editorial

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ÖLV Nachrichten Fotos: ÖLV/Jiro Mochizuki, ÖLV/Coen Schilderman (2), Madeira 2015

Neuer Spirit und ein AuftragManchmal kommt viel zusammen. Viel Gutes. Allein das vergangene Wochenende mit U18-WM Silber durch Sarah Lagger im Siebenkampf, U20-EM Bronze durch Dominik Hufnaglüber 400m Hürden und dem Olympialimit von Jennifer Wenth über 5000 Meter zählt zu denereignisreichsten und erfreulichsten der jüngeren ÖLV-Geschichte.

Acht Medaillen binnen 30 Tagen

Ein Blick auf die letzten Wochen machtdas Bild noch heller. Die im Juli durch-geführten NachwuchsmeisterschaftenEYOF, U18-WM, U20-WM und U23-EMmit einer ÖLV-Rekordbeteiligung von49 Athlet/inn/en waren sportlich so er-folgreich wie nie zuvor.Fünf Medaillen (Ivona Dadic, DominikHufnagl, Sarah Lagger, Stefan Schmidund Riccardo Klotz) und 19 Top-10Ergebnisse sind eine Leistungsbilanzneuer Qualität und Dichte.

Nach EM-Gold im Berglauf für An-drea Mayr, EM-Silber für das Berglauf-Damenteam und der nachträglichenZuerkennung von EM-Bronze an Hür-densprinterin Beate Schrott konnte sichÖsterreichs Leichtathletik somit überacht Medaillen binnen 30 Tagen bei in-ternationalen Meisterschaften freuen.

Aufbauarbeit auf allen Ebenen fort-setzen

„Es ist ein neuer Spirit in unseremTeam zu spüren. Diese Erfolge moti-vieren die ganze Leichtathletik-Szene.Was von vielen Vereinen und Trainernim Nachwuchs in den letzten Jahrenaufgebaut wurde, ist nun in konzentrier-ter Form sichtbar geworden. Der ös-terreichische Leichtathletik-Nachwuchswar noch nie so breit und stark auf-gestellt wie jetzt. Für den ÖLV ist esein Auftrag, den begonnenen Weg fort-zusetzen und in Zusammenarbeit mitHeimtrainern und Fördergebern mög-lichst viele Talente in die AllgemeineKlasse zu bringen. Verbesserungen inder Trainingsinfrastruktur sind weiterhindringend nötig, um ein kontinuierlichesTraining vor allem im Winter zu ermög-lichen.

Wir hoffen sehr auf die Umsetzung vonprojektierten Trainingshallen in Linzund Graz“, sagt ÖLV-Präsident RalphVallon.

Freiluft-WM steht vor der Tür

Nach den Staatsmeisterschaften am8./9. August steht von 22. bis 30. Au-gust mit den IAAF Weltmeisterschaftenin Peking der Leichtathletik-Höhepunktdes Jahres auf dem Programm.Im Vergleich zu den letzten Weltmeis-terschaften in Osaka 2007 (3), Berlin2009 (4), Daegu 2011 (4) und Moskau2013 (2) wird der ÖLV mit einem deut-lich größeren Team in Chinas Sommer-und nun auch Winter-Olympiastadt anden Start gehen – und dass, obwohl dieIAAF-Limits zur Teilnahme so hoch wienie zuvor sind. Auch das unterstreichtden Aufwärtstrend in der heimischenLeichtathletik deutlich.Derzeit sind Dominik Distelberger(Zehnkampf), Edwin Kemboi (Mara-thon), Gerhard Mayer (Diskuswurf),Beate Schrott (100m Hü), Lukas Weiß-haidinger (Diskuswurf) und JenniferWenth (5000m) fix qualifiziert. IvonaDadic macht sich berechtigte Hoffnun-gen, über die Weltrangliste eines derbegehrten 32 Siebenkampf-Tickets fürPeking zu erhalten. Diese Entschei-dung wird aber erst unmittelbar nachdem Meldeschluss von der IAAF ge-

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ÖLV Nachrichten Fotos: GEPA Pictures (4), ÖLV/CoenSchilderman (1)

troffen werden.Man kann gespannt sein, wie die ÖLV-Asse bei der WM abschneiden werden.Die Vorleistungen mit internationalen

Klassezeiten, österreichischen Rekor-den und sehr guten Weltranglisten-platzierungen, wie zum Beispiel derDiskuswerfer, sind jedenfalls verhei-

ßungsvoller als bei den letzten Freiluft-Weltmeisterschaften.

Andreas Maier, Helmut Baudis

ÖLV-Medaillen und Top-10 Plätze der letzten Wochen

EM-Bronze, nachträglich von Helsinki 2012 (30. Juni)

Beate Schrott (Union St. Pölten) über 100m Hürden

Berglauf-EM, Porto Moniz, Portugal, 4. Juli 2015

Gold Andrea Mayr (SVS Leichtathletik)4. Platz Sabine Reiner (hellblau.Powerteam Dornbirn)8. Platz Verena Streitberger (U20) (Union Salzburg)2. Platz für das Damenteam Allgemeine Klasse (Mayr, Reiner, Mair)

U23-EM Tallinn, Estland, 9.-12. Juli 2015

3. Platz Ivona Dadic (PSV Hornbach Wels) Siebenkampf (6033 P.)4. Platz Verena Preiner (Union Ebensee) Siebenkampf4. Platz Kira Grünberg (ATSV Innsbruck) Stabhochsprung10. Platz Thomas Kain (ATSV OMV Auersthal) 400m Hürden

U18-WM Cali, Kolumbien, 15.-19. Juli 2015

2. Platz Sarah Lagger (Zehnkampf Union) Siebenkampf5. Platz Andrea Obetzhofer (TS Raika Schwaz) Siebenkampf9. Platz Lena Millonig 2000m Hindernis (ULC Riverside Mödling)9. Platz Karin Strametz 100m Hürden (SU Kärcher Leibnitz) (Semifinale)

U20-EM Eskilstuna, Schweden, 16.-19. Juli 2015

3. Platz Dominik Hufnagl (SVS Leichtathletik) 400m Hürden6. Platz 4 x 100m Frauen (Schwarzinger, Pölzl, Rinderer, Walli)7. Platz Victoria Hudson (SVS Leichtathletik) Speerwurf9. Platz Philipp Kronsteiner (Zehnkampf Union) Dreisprung9. Platz Susanne Walli (Zehnkampf Union) 400m (Semifinale)10. Luca Sinn (UAB Athletics Wien) 3000m Hindernis

EYOF (U17) Tiflis, Georgien, 27. Juli -1. August 2015

Gold Stefan Schmid (SVS Leichtathletik), 2000m HindernisBronze Riccardo Klotz (ATSV Innsbruck), Stabhochsprung6. Platz Paul Scheucher (UAB Athletics Wien), 3000m8. Katharina Pesendorfer (SVS Leichtathletik), 2000mHindernis 9. Patricia Madl (SU IGLA longlife), Speerwurf

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Edwin Kemboi between Austria and KenyaIn a few weeks for the first time Edwin Kipchirchir Kemboi (LAC Klagenfurt) will represent thecolors of Austria and also himself in an international championship. In January Edwin qualifiedat the Standard Chartered Dubai Marathon for the world championships in Beijing in a timeof 2:14:05 which is leading the Austrian ranks since then. Afterwards in April he defended hisfirst national title at the marathon championships in Linz. In this interview we will talk aboutthe preparation for the world championships and major differences between training in Austriaand native country Kenya and his future.

First of all congratulations for thequalification to the WC and for thesuccessful title defence of the mara-thon. Since then some months have

past and now the championships arein a few weeks. How was the prepa-ration for your first major champion-ship?

Thank you very much, Asante sana! Iam very proud to represent Austria inBeijing! My preparation for Beijing star-ted after Linz Marathon. Until then I trai-ned for a half marathon race but veryabruptly like one week before we deci-ded that I will run in Linz for my ClubLAC Klagenfurt. From then on my trai-ning for Beijing was really good.

Where did you do the majority of thetraining and how long and where areyou based in Austria and Kenya overthe whole year?

I did my whole training in Kenya. I amstaying here nearly the whole year. InAustria I was for some few weeks. InKenya I am based in Iten and in Austriain Klagenfurt.

What is the main difference for youbetween training in Austria and Ken-ya?

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Unfortunately real training is for me notpossible in Klagenfurt. I need the highaltitude, Kenyan food, my coach andmy training group in Kenya.

On the internet one can see Kenyantraining groups with more than hun-dred people. Do you always train ingroups or do you at least sometimesprefer to train alone?

Every day I am training in my groupwhich includes up to 100 people. I don’tknow how to train alone!

How often and at which times do youtrain and how important are the trai-ning facilities for you? How do youcompare the facilities in Austria andKenya and are you in contact withother Austrian runners?

I am training 6 times a week but notevery day twice. All my hard training Imake in the early morning. Yes I havefriends in Austria who are also runnersbut more I am in contact to other Ke-nyans and Ethiopians who run for othercountries like Turkey, Holland or Qatar.

In Dubai you missed the qualificati-on for the Olympic Games in Rio just

about 5 seconds. At the time you ra-ced in Dubai the qualification markwas still under discussion. What we-re your thoughts when you heardthat the Austrian Olympic committeeset the mark to 2:14:00?

In Dubai I did not focus the time, I justwanted to try my body after my injury.Also I thought qualification time for Riois 2:15:00 so in the last ten kilometersI knew I am under 2:15:00 so unfortu-nately I didn’t fight for these 5 seconds.But I know I will get the limit for Rio, Iam not worried about this.

What do you expect from your firstchampionship race and what areyour plans afterwards? Do you wantto run again in Dubai next year andtry to catch the mark for the OlympicGames?

I have never run before in an internatio-nal championship race so I need to gothere to get experience. I know time willnot come there so I am running stressfree and will enjoy this great event. Asour first child will be born at around23rd of January I don’t know if I can runDubai next year. If so, I need to run ex-tra fast to reach home and see my fami-ly :-) But I know as soon my shape co-mes I will run somewhere spontaneous.

Together with your wife Anja youlead Elite Athletics Sportsmanage-ment („Laufen ohne Grenzen“) trai-ning camps in Austria and Kenya.How hard is it to get enough peoplefor such camps or is this no problemdue to the hype of running in Euro-pean countries with high prosperi-ty?

It is easier for us to get people for Keny-an camps because we are more basedhere but it’s not that hard, running is fa-mous in Europe.

Is the sport just a midterm job foryou or is it something you will be in-volved your whole life? Do you wantto gain more ground in Austria or

do you see your future after runningwith your wife in Kenya?

I know running is not forever. It can befinished from one day to another one.So we have created other types of busi-nesses here in Kenya. As we have star-ted to build our guest houses and familyhere in Iten we see our future of livinghere.

You have been married to Anja fortwo years. Was it hard to cope withthe Austrian constitutional state tofinally get the Austrian citizenshipand has your wife requested a Keny-an citizenship?

No it was not really hard because wedidn’t force it too much. My wife has al-ready a Kenyan residence.

What do you think where your per-sonal limit for the marathon is anddo you think the world record will begoing under the ominous 2 hour bar-rier in the next 50 years?

I can’t say where my personal limit isbut I know I want to break the Austrianrecord and now as I will become a fa-ther I have even more motivation in theraces to run to my limit. I know soon the2:00 barrier will be broken. Maybe EliudKipchoge will break it, it’s possible.

Good luck for the world champion-ships in Beijing and all the best forthe near and far future!

Thank you, I will do my best for Austriaas I am very proud to run for my coun-try!

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„Ni Hao“ Beijing 2015In der Hauptstadt der Volksrepublik China werden von 22. bis 30. August die Leichtathletik-Weltmeisterschaften ausgetragen. Schon im Vorfeld wird es beim IAAF Kongress spannend,wenn die 214 Mitgliedsländer der IAAF entscheiden, ob Sergey Bubka oder Sebastian Coeneuer Präsident der Leichtathletik-Gemeinde wird.

Die IAAF World Championships in Ath-letics, wie sie korrekterweise heißen,finden seit 1983 statt. Mit Peking wer-den die Welt-Titelkämpfe der Leicht-athleten zum 15. Mal insgesamt undzum 4. Mal in Asien ausgetragen. Ger-ne erinnern wir uns an Tokio 1991zurück, als Mike Powell das legen-däre Weitsprung-Duell mit Carl Lewismit der noch heute bestehenden Welt-rekordweite von 8,95m für sich ent-scheiden konnte. Die WM in Osa-ka 2007 ist den meisten heimischenLeichtathletik-Fans aufgrund des spek-takulären Sturzes von Günther Weidlin-ger sicher noch ein Begriff. In Daegu2011 waren mit Gerhard Mayer, Elisa-beth Eberl, Andreas Vojta und BeateSchrott vier ÖLV-Athleten am Start. Fürdie beste Platzierung sorgte Schrott,die ins 100m Hürden-Semifinale einzie-hen konnte. Wer in Peking die sportli-chen Highlights aus internationaler undaus heimischer Sicht schreiben wird,steht noch in den Sternen.

Olympiastadt Peking

Peking ist mit seinen rund 21 Mio. Ein-wohnern nach Shanghai die zweitgröß-te Stadt Chinas. Die Hauptstadt derVolksrepublik Chinas war im Jahr 2008Austragungsort der Olympischen Som-merspiele. Von der österreichischen

Equipe ist Diskuswerfer Gerhard Mayerder einzige Athlet, der bereits damalsim „Vogelnest“ am Start war und mitPlatz 18 das beste heimische Ergebnisverbuchen konnte.

Das Nationalstadion in Peking hat auf-grund seiner Form den Spitznamen„Vogelnest“ erhalten. Als dort im Jahr2008 die Eröffnungs- und Schlussfei-ern der Olympischen Spiele und derParalympics abgehalten wurden, hat-te die 352 Mio. Dollar teure Arenaein Fassungsvermögen von 91.000 Zu-schauern. Im Nachfeld der Spiele wur-de das Stadion mit seiner 42.000 Ton-nen schweren äußeren Stahlhülle aufeine Kapazität von 80.000 Sitzplätzenzurückgebaut.

Sold out!

Der 330m lange, 220m breite und70m hohe Prachtbau wird im Zuge derLeichtathletik-WM gut gefüllt sein. Daswar in den letzten Wochen nicht ganzklar, was IAAF-Präsident Lamine Dia-ck zu einem medialen Hilferuf im Rah-men einer Pressekonferenz bei der derU18-WM in Cali veranlasste. Ende Ju-li konnte die Organisatoren in Pekingaber vermelden, dass die Tickets derAbendsessions zu 100% verkauft seienund auch die Vormittagssessions sehrgut besucht sein werden.

Das sind erfreuliche Nachrichten, dennLeichtathletik-Bilder vor ausverkauftemHaus sind deutlich bewegender alsWettkämpfe vor halbleeren Stadien. Ei-nem Leichtathletik-Fest der Superlativein der Olympiastadt von 2008 und 2022steht also nichts mehr im Wege.

2008 war er der große „Hero“. Werden die

Wettkämpfe 2015 auch eine Usain Bolt-Show?

Leichtathletik – DIE Weltsportart

An der ersten Freiluft-EM 1983 in Hel-sinki beteiligten sich 1.355 Sportler aus153 Nationen. Erstmals über 200 teil-nehmende Länder konnten 1999 in Se-villa verzeichnet werden, die WM inBerlin 2009 wird auch nach der heu-rigen Veranstaltung jene WM mit denmeisten Teilnehmern, nämlich 2.101,bleiben. Ob die 206 teilnehmenden Na-tionen der letzten WM in Moskau über-troffen werden, wird sich noch zeigen.Möglich ist es, denn die Leichtathletik-Familie ist mittlerweile auf 214 Mit-gliedsländer angewachsen.Interessant ist auch der Blick auf denMedaillenspiegel aller bisherigen 14Freiluft-Weltmeisterschaften.

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ÖLV Nachrichten

Insgesamt 93 Länder aus allen Konti-nenten konnten sich bis dato darin ver-ewigen, deutlich mehr als in jeder an-deren Sportart. Österreich wird mit 1Silber- und 1 Bronzemedaille auf Rang

71 des ewigen Medaillenspiegels ge-führt. Die Gastgeber aus China sindderzeit 15. (10 x Gold, 11 x Silber, 14 xBronze). In Führung in der Edelmetall-Wertung sind die USA (138|88|75)

vor Russland (75|89|82), Deutschland(57|53|57), Kenia (43|37|32) und Ja-maika (24|42|32).

0

20

40

60

80

100

15

Rodeln

15

Bob

22

Ski Alpin

24

Ski Nordisch

35

Fechten

52

Schwimmen

54

Turnen

58

Boxen

63

Ringen

64

Schießen

93

Leichtathletik

Länd

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WM

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Athletics in China

Chinas Leichtathletik ist im Auf-schwung, wie man an den Ergebnis-sen der letzten Wochen und Monatesehen konnte. Die Medaillenbilanz derWM in Moskau 2013 mit einmal Silberund zweimal Bronze soll deutlich über-troffen werden. Dazu bedient man sicheiner Schar an ausländischen Trainern,die den Erfolg bereiten sollen.

Weitspringer Jinzhe Li

Fotos: GEPA Pictures

Zum Beispiel verfügt man mit Bingti-an Su über einen 100m-Sprinter, derheuer Ende Mai in Eugene (USA) mit9,99s (+1,5m/s) erstmals die 10 Sekun-den Schallmauer durchbrechen konn-te. Im Hochsprung rangiert GuoweiZHANG mit 2,38m derzeit hinter Mu-taz Essa Barshim (QAT) auf Platz 2

der Weltrangliste und ist wohl eineder heißesten Aktien im chinesischenLeichathletik-Zirkus.Die beiden 8-Meter-Weitspringer Jinz-he Li (8,26m) und Jianan Wang(8,25m) könnten ebenso in den Kampfum Edelmetall eingreifen, wie die tra-ditionell starken Geher des bevölke-rungsreichsten Landes der Erde, dieüber 20km Gehen drei und über 50kmGehen vier Athleten unter den Top-15der Weltrangliste stellen.

Bei den Damen stehen vor allem dieWürfe sowie das Gehen im Fokus derChinesen. Kugelstoßerin Lijao Gongstieß Mitte Juli in Gotha 20,34m undbesiegte Christina Schwanitz (GER) imdirekten Duell. Im Hammerwurf lau-ert Zheng Wang mit einer Bestwei-te von knapp 75 Meter derzeit aufRang 3 der Weltrangliste. Und Speer-werferin Huihui Lu siegte heuer nichtnur in Rif beim Austrian Top Meeting,sondern schleuderte ihr Wurfgerät be-reits 64,59m weit. Im 20km Gehensind Chinas Athletinnen weltweit füh-rend, Hong Liu ist die Jahresschnells-te und insgesamt 7 Chinesinnen un-ter den Top-20 zeichnen ein deutlichesBild. Man kann gespannt sein, zu wel-chen Leistungen und vielleicht Überra-

schungen die Sportler der „Host Nati-on“ in der Lage sind.

Speerwerferin Huihui Lu

ORF live dabei

ORF Sport + wird täglich live von denWettkämpfen im „Vogelnest“ berich-ten. Aufgrund der 6-stündigen Zeitver-schiebung werden die „Morning Sessi-ons“ zwischen 1:30 und 7:00 Uhr mor-gens in Mitteleuropa zu sehen sein.Die „Evening Sessions“ werden dannals „Lunch-Pakete“ vorrangig zwischen11:00 und 14:00 Uhr serviert wer-den. Wir freuen uns bereits auf tolleLeichtathletik-Titelkämpfe.

Helmut Baudis

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ÖLV Nachrichten Foto: GEPA Pictures

„Unbezahlbare Erlebnisse“ – ÖLV Speerrekordhalterin ElisabethPauer über ihre Karriere, ihr neues Leben und Zukunftspläne

Dein Traumwurf von 61,43m ist nunbald 5 Jahre her? Wie gut hast duihn noch in Erinnerung?

Den habe ich noch sehr, sehr gut inErinnerung- wie wenn es gestern ge-wesen wäre. So locker und leicht.

War durch deine Körpergröße(1,82m) eine Karriere als Speerwer-ferin vorprogrammiert?

Nein- erst mal nicht. Frau Prof. Mandl,die mein Potential im Gymnasium er-kannt hatte, wollte mich zuerst zu denMittelstrecklern schicken und so be-gann meine Karriere mit 600m. Eshat sich erst später herauskristallisiert,dass mein wahres Potential eigentlichim Wurf liegt. Mein erster Trainer HorstMandl hat sich mir angenommen undmich an die nationale Spitze gebracht.

Ab 2006 hat deine Zusammenarbeitmit Gregor Högler begonnen. Von2007 – 2010 konntest du deine Best-leistung jedes Jahr um einige Meterverbessern. Worauf ließ sich das zu-rückführen?

Der Hauptgrund war sicherlich die Trai-ningssteuerung und Betreuung von DIGregor Högler. Einerseits wurden derTrainingsumfang und das Krafttrainingbedeutend erhöht, andererseits wa-ren natürlich die Technikeinheiten mitGregor, zu Beginn nur an den Wo-chenenden, ausschlaggebend für mei-ne kontinuierlichen Leistungssteigerun-gen. Durch die Unterstützung von mei-nem Verein, dem SVS Schwechat,sowie später auch vom Bundesheerkonnte ich noch zielführender trainie-ren.

Du hast zu Beginn neben dem SportVollzeit gearbeitet. Wie schwer wardie Vereinbarkeit von Beruf und Spit-zensport? Und wie war dann der Un-terschied für dich, als du zum Hee-ressport gekommen bist?

Am Beginn war die Vereinbarkeit nichtschwierig, da ich täglich 8 Stundenarbeitete und nebenbei einfach meinHobby ausübte. Das habe ich immer soangesehen und von dem her habe ichnicht das Gefühl gehabt, Dinge zu ver-passen. Als ich zum Heeressport kam,war es vom Training her mehr, aber fürRegeneration und Freizeit blieb mehrZeit. Da ich zu Beginn meiner Hee-ressportzeit in der Südstadt stationiertwar, stand dort 24 Stunden am Tag derLeistungssport im Vordergrund. Rück-blickend kann ich sagen, dass es teil-weise gar nicht so schlecht war, mei-nem Beruf als Physiotherapeutin nach-gegangen zu sein. Durch die Patienten,die dir täglich erzählen, welche Weh-wehchen sie haben, bleibt gar keineZeit mehr darüber nachzudenken, wasdir selbst alles weh tut. Bei meiner Ar-beitsstelle, der GKK war der große Vor-teil, dass ich als WM Teilnehmerin dop-pelt so viel Urlaub in Anspruch nehmendurfte, was ich für Trainingslager undWettkämpfe gut brauchen konnte.

Elisabeth Pauer bei der Leichtathletik-EM 2010

in Barcelona

Du hast deine Karriere Ende 2013beendet. Ist es dir schwer gefallen

einen Schlussstrich zu ziehen? Gabes einen Punkt der dich den endgül-tigen Entschluss fassen ließ?

Die erste Zeit wollte ich meine Verlet-zung nicht wahrhaben und mich unbe-dingt zurückkämpfen. Damals war dieZeit, wo ich im Wettkampf kaum mehrüber 50m kam. Als wir 2012 im Trai-ningslager in Portugal waren, merk-te ich, dass ich Bewegungen einfachnicht ausführen konnte. Bei den Olym-pischen Spielen zuzusehen war sehrhart – dort wollte ich selbst mitwerfen– das Limit hatte ich ja 2 Jahre zu-vor geworfen. Mit der Zeit merkte ichaber, dass die einfachsten Bewegun-gen nicht mehr möglich waren und ichauch im Alltag Probleme hatte. Ich be-schäftigte mich mehr und mehr damit,was ich ohne Sport machen würde.Der Vertrag mit dem Bundesheer wur-de nicht verlängert und zusätzlich habeich gemerkt, dass mir niemand helfenkonnte, meine Situation zu verändern.Das Karriereende hat sich langsam inmeinen Kopf eingeschlichen und alsmein Freund und ich begonnen haben,unser Haus zu bauen hatte ich ohne-hin ganz andere Gedanken in meinemKopf. Als ich dann ganz offiziell meinKarriereende bekanntgab, fiel es mirschon sehr schwer. Der Speerwurf warschließlich für eine lange Zeit mein Le-ben. Der Entschluss stand aber festund ich hatte die Gewissheit, dass derSchlussstrich das Beste für mich war.Am Ende meiner Karriere war das Trai-ning nur mehr ein Kampf, weil mantagtäglich an Schmerzen erinnert wird,weiß, man wird nur nach seiner Leis-tung beurteilt und sieht anhand der Ver-gleichswerte, dass man sein Ziel weitverfehlt.

Würdest du im Nachhinein betrach-tet etwas anders machen?

Das Problem war, dass ich schon vormeinem Trainingsbeginn bei Gregor

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ÖLV Nachrichten

Högler an der Schulter operiert wur-de. Ich denke, dass diese Operatio-nen der Kapselraffung, mit gezieltemKrafttraining umgangen werden hättekönnen. Umso erstaunlicher, dass ichmit dieser Schulter dann meinen Re-kord werfen konnte. Aber im Nachhin-ein ist es schwierig zu sagen, wasman anders hätte machen können. DasBeweglichkeits- und Turntraining, wel-ches ich zu Ende meiner Karriere for-ciert habe, war eventuell nicht zielfüh-rend. Aber man ist eben so motiviertund versucht noch mehr und vielseiti-ger zu trainieren, um noch besser zuwerden. Ich bereue aber meinen Wer-degang auf keinen Fall und würde nochmal denselben Weg gehen, da ich ein-fach unbeschreibliche Dinge durch denSport erleben durfte. Teilnahmen anWeltmeisterschaften, Diamond LeagueMeetings sowie Trainingslager in Süd-afrika, Zypern oder Portugal sind unbe-zahlbare Erlebnisse, die ich auch durchnichts eintauschen möchte. Das alleskann mir niemand mehr nehmen!

Fotos: Privat, GEPA Pictures

Wie sieht dein Tagesablauf derzeitaus?

Aufgestanden wird nach Julia‘s Rhyth-mus. Noch gibt´s kein Durchschlafen,dementsprechend müde bin ich auchteilweise unter Tags. Meistens ist ge-gen 6 in der Früh Tagwache. Vormit-

tags sind öfters mal ein paar Patien-ten da – da ist Julia gleich neben-an bei meinen Eltern. Einkaufen, Ko-chen und Haushalt sind unterzubrin-gen. Da muss ich die Zeiten ausnutzen,in denen Julia schläft. Babytreffen mitFreundinnen, Laufen, Skaten, Radfah-ren oder Schwimmen stehen auf unse-rem Wochenplan. Es ist ein großer Un-terschied zu meiner Sportkarriere: Juliagibt den Tag vor und die Zeit für einenselbst ist sehr rar gesät. Aber ein wirk-lich schönes Gefühl für einen so klei-nen Menschen da zu sein, zu sorgenund ihn zu leiten!

Vermisst du aktuell dein Leben alsLeistungssportlerin?

Ich vermisse es gar nicht mehr. Am An-fang war es zwar total schwierig, abernach und nach bekommt man immermehr Abstand und nun habe ich in mei-ner kleinen Familie und der Arbeit alsPhysiotherapeutin die volle Erfüllung.

Bist du der Leichtathletik in irgend-einer Art und Weise treu geblieben?Bzw. planst du es für die Zukunft?

Mein Plan ist auf jeden Fall, dass ichnicht ganz vom Sport wegkomme. Ichbetreue ja als Physiotherapeutin beiTrainingslagern die ÖLV Athleten undeinige Sportler von meinem alten Ver-ein, dem ATG. Das macht mir sehrSpaß und ich habe dadurch auch dasGefühl, dem Sport verbunden zu sein.Eigentlich war geplant, zur U20 EMnach Schweden mitzufahren und dieAthleten vor Ort zu betreuen, allerdingswar es in diesem Jahr mit Julia dochnoch zu früh, eine Woche wegzublei-ben. Ich denke, dass es ein großer Vor-teil ist, wenn man als Physiotherapeutselbst einmal Leistungssportler war. Ichsehe mich dadurch zusätzlich auch alsmentale Stütze für junge Sportler.

Wie hast du deine Sportkarrierein Erinnerung bzw. was kannst dujungen Athleten mitgeben, die voreiner internationalen Sportkarrierestehen?

Das Wichtigste ist, dass sie Zielehaben. Nicht nur nationale, sondernauch internationale. Andere Dinge soll-te man, zumindest für eine Zeit, hintenanstellen und den Leistungssport wirk-lich zum Mittelpunkt des Lebens ma-chen. Meiner Meinung nach sollten jun-ge Sportler es klug angehen und ihrenKörper als Kapital ansehen. Zwar sollteman nicht wegen jedem kleinen Weh-wehchen pausieren, aber doch auf deneigenen Körper und die Warnsignalehören. Man muss es auch so sehen,dass man in den Zeiten, in den mannicht trainiert, stark wird. TrainingsfreieTage sind keine sinnlosen Pause, son-dern gut und wichtig, um wieder voll-ständig leistungsfähig zu werden.

Was sind deine Pläne und Träumefür die Zukunft?

Beruflich möchte ich Sportler physio-therapeutisch betreuen. In unseremHaus ist der vordere Teil eine Praxissamt Büro. Während meiner Karrierehabe ich ja einen eigenen Trainings-raum neben meinem Elternhaus ge-baut. Diesen kann ich nun mit mei-nen Patienten für Reha Training nut-zen. Für Julia wünsche ich mir, dasssie gesund bleibt und eine gute Ausbil-dung macht. Das Wichtigste ist, dasssie etwas findet was ihr Spaß machtund falls dies eine Karriere als Speer-werferin sein soll, würde ich es ihr nichtverwehren.

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ÖLV Nachrichten Foto: Privat

Was wurde aus Stefanie Zotter

Wenn man den Namen Zotter in Ös-terreich und besonders der Steiermarkhört, denkt man vielleicht zuerst anden Chocolatier Josef Zotter. Mitte derneunziger Jahre war der Name Zotterjedoch auch ein starker Begriff in derLeichtathletik. Bis heute findet man inden steirischen Rekordlisten den Na-men Zotter über 400m (54,69s) und400m Hürden (57,27s) und auch inder ewigen ÖLV-Bestenliste auf Rang 2über 400m Hürden.Am 8. Dezember 1971 geboren in Kind-berg in der Steiermark, kam Stefa-nie mit 15 Jahren erst relativ spät zurLeichtathletiksektion des KapfenbergerSV. Bereits in den Nachwuchsklassenstellten sich die ersten Erfolge in denLangsprints ein und einige noch im-mer bestehende Vereinsrekorde wa-ren die Folge. Die Leichtathletikkarrie-re von Stefanie fand ihren Höhepunkt1994 mit 23 Jahren und einer Teil-nahme bei den Europameisterschaf-ten in Helsinki (FIN) über 400m Hür-den und 1995 mit einer Teilnahme bei

der Universiade in Fukuoka (JPN). Da-nach wurde es sportlich gesehen ruhigund die berufliche Ausbildung rücktein den Vordergrund. An der JohannesGutenberg-Universität in Mainz erwarbStefanie das Diplom in Sport. An derUniversität Koblenz folgten Lehramts-studien für Grund- und Hauptschule.Im aktuellen Beruf als stellvertretendeSchulleiterin einer Gesamtschule kannStefanie das Erlernte optimal einfließenlassen.Seit ihrer Hochzeit mit Michael Kaul,muss man beim Namen Kaul hellhörigwerden. Gemeinsam haben sie einenSohn Niklas und eine Tochter Em-ma. Ihr 17-jähriger Sohn Niklas sorg-te besonders in den letzten Wochenfür die ganz großen Schlagzeilen. Beiden U18 Weltmeisterschaften in Ca-li (COL) gelang ihm eines der High-lights der WM, als er mit 8002 Punktenim Zehnkampf Meisterschaftsrekord er-zielte und mit Weltbestleistung Goldholte. Zudem gab es auch noch Silberim Speerwurf mit 78,05m, wo er im Vor-

feld mit 83,94m bereits für einen Eu-roparekord in der U18 sorgte. Zur Be-lohnung geht es nun im nächsten Märznach Oregon zum Training mit Olym-piasieger und Weltmeister Ashton Ea-ton.Beim Verein ihres Sohnes, dem USCMainz, engagiert sich Stefanie mit ih-rem Mann Michael derzeit als Trainerinfür zehn Nachwuchszehnkämpfer imAlter zwischen 16 und 20 Jahren undist somit auch an vielen Wochenendenbei diversen Meisterschaften, wie aktu-ell bei der Jugend-DM in Jena, im Ein-satz.Dass die Verbindung zur steirischenHeimat nach wie vor besteht, zeigt Ste-fanie indem sie auch bei den diesjäh-rigen Österreichischen Staatsmeister-schaften in Kapfenberg auf der Tribünezu finden sein wird. Auch in den ver-gangenen Jahren ging es im Sommerimmer wieder mal in die steirische Hei-mat, wo man sich seit 2012 jährlich imStadion Leibnitz auf die bevorstehendeMehrkampf-DM vorbereitete.

Nr. 4|2015 12

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ÖLV Nachrichten Fotos: Giancarlo Colombo / IAAF

Rene van Zee besuchte Renauld LavillenieDer gebürtige Niederländer und jetzt in Bad Hofgastein lebende Leichtathletik-Journalist undWeltenbummler Rene van Zee konnte als einer von zehn Medienvertretern zwei Tage langdas Training von Stabhochsprung-Weltrekordler Renaud Lavillenie hautnah mitverfolgen. Le-sen Sie hier seinen Bericht.

Das Training

Erstmals bekamen wir die Gelegenheitsein Sprungtraining zu beobachten. La-villenie betritt die Leichtathletikanlage,begleitet von seinem Physiotherapeu-ten. Er bringt zehn Stäbe mit, alles läuftsehr professionell ab. Auch eine Droh-ne steht zu Verfügung, um Aufnahmenvon oben zu machen. Kurz spricht La-villenie mit dem Fotografen und be-spricht mit ihm die beste Position. In-zwischen ist auch sein Trainer Philipped’Encausse eingetroffen. Ich bin neu-gierig, wie sein Warm Up ausschaut.Die erste Überraschung: Lavillenie läuftkeine Aufwärmrunden, kein Stretching.Er fängt an mit dem Stab zu springen,dabei trägt er noch Laufschuhe. DieHöhe: 5,20-5,30, 10-15 Sprünge ganzlocker, das ist sein Warm Up. Nach ei-niger Zeit fängt das eigentliche Trainingmit den Spikes an. Er fängt auf 5,00man und verlängert einige Male seinenAnlauf. Er macht 20-30 Sprünge, wobeier die Latte immer höher legt. Er springtim Training allerdings nicht die maxima-le Höhe, im Gegensatz zu Bubka, derdas immer praktizierte.

Sein Trainer ist nicht dominant anwe-send, sondern gibt lediglich ab und zu

kleine Anweisungen. Als er bemerkt,dass Lavillenie etwas müde wird, wirddas Training beendet. Kein Cool Down!Dieses Training macht er zweimal proWoche.

Am zweiten Tag waren wir in der Hal-le anwesend wo Renaud in der Kraft-kammer viele verschiedene Sprüngemacht. Er beginnt mit einem normalenWarm Up: mit Aufwärmrunde, Übungenund Stretching. Wir bekamen die Ge-legenheit Lavillenie Fragen zu stellen.Die erste Frage war natürlich, warumer kurz nach den Olympischen Spielenseinen Trainer wechselte. Zuerst trai-nierte er bei Damien Inocencio, dannwechselte er zu Phillippe d’Encausse.

Lavillenie: „Ich hatte das Gefühl, dassich neue Impulse brauche. Es war kei-ne einfache Entscheidung, die Goldme-daille von London war auch ein wun-derschöner Abschluss, der richtige Mo-ment. Viele haben mich nach den Un-terschied zwischen den beiden Trai-nern gefragt. Wenn man auf einemsehr hohen Niveau springt, wäre es ei-ne Dummheit, alles radikal zu ändern!Es waren kleine Sachen, die dem Un-terschied ausgemacht haben. Philipped’Encausse war zwei Mal Olympiateil-nehmer: 1988 (8. Platz) und 1992. Ichhatte deshalb das Gefühl, dass er mirmit seiner Erfahrung weiterhelfen könn-te. Er hatte auch viele Wettkämpfe mitBubka gemacht und daraus für michinteressante Kenntnisse abgeleitet. Inder Betreuung ist Vertrauen eine wich-tige Komponente, die Basis zum Er-folg, das funktioniert sehr gut. Man soll-te in solch einer Beziehung das richti-ge Gefühl haben. Die Ergebnisse nach2012 zeigen, mit Ausnahme von der

WM in Moskau, dass wir auf dem richti-gen Weg sind. Zweimal im Jahr sind wirauf Trainingslager: Auf La Reunion undin der Gegend von San Diego (USA).“

Warum Stabhoch

„Mein Vater war Leichtathlet, auchStabhochspringer, dadurch kam ichschon früh mit dieser Sportart in Kon-takt. Erst mit 15 Jahren habe ichmit systematischem Leichtathletiktrai-ning angefangen. Sehr erfolgreich warich damals noch nicht, aber ich warim Hürdenlauf und im Weitsprung gut.2005 sprang ich nur 4,70m hoch. EinJahr später ist es dann sehr schnell ge-gangen. Mein Bruder Valentin ist fünfJahre jünger und auch Stabhochsprin-ger. Als wir ganz jung waren haben wirschon im Garten geübt.

Meine Freundin, Anais Poumarat, istauch Stabhochspringerin (4,26m), wirdiskutieren viel über Training, obwohlsie eine andere Trainingsphilosophiehat. Stabhochsprung spielt eine großeRolle in meinem Leben.“

Ein Titel fehlt Renaud Lavillenienoch: er war im Freien noch niemalsWeltmeister. . . „Dass es mir bei in Mos-kau 2013 nicht gelungen ist, war einegroße Enttäuschung. Doch ich kann

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ÖLV Nachrichten

von meinen Fehlern lernen. Das versu-che ich auch, ich gerate nicht schnellin Panik, auch nicht wenn ich zweiFehlversuche bei einer Höhe habe. Ichversuche dann meine Fehler zu ver-bessern und das gelingt mir auch oft,wie bei den Olympischen Spielen inLondon. Dort konnte ich meinen Siegerst im dritten Versuch sicherstellen.Es ist für mich kein Problem mehre-re Sprünge zu machen. Von jedemSprung, der nicht gut ist, kann ich ler-nen und versuchen meine Leistung zuverbessern. Das gibt ein gutes Gefühlund ein gutes Gefühl beim Springenist für mich sehr wichtig. Ich bin nichtgroß: 1,76m und mein Gewicht beträgt69kg. Früher glaubte man, dass einStabhochspringer groß und stark seinmuss. Diese Auffassung hat sich ge-ändert. Ich habe eine gute allgemeineAthletik, schnell auf den Hürden undein guter Weitspringer. Wichtig beimStabhoch sind Schnelligkeit, eine Ein-heit mit dem Stab, Motivation und sehrviel Technik.

Dieses Jahr ist das wichtigste Ziel dieWM in Beijing. Aber die Konkurrenz istgroß und auch Weltmeisterschaften ha-ben ihre eigenen Gesetze. Ich bin da-von überzeugt, dass wenn ich das rich-tige Gefühl habe, ich in der Lage bin,Weltmeister zu werden. Ich habe nochviele Träume: der schönste Sieg warbei den Olympischen Spielen in Lon-don. Am liebsten möchte ich noch ei-nige Olympische Goldmedaillen hinzu-fügen. Wenn es Paris gelingt 2024 dieOlympischen Spiele zu bekommen, willich, wenn ich gesund bleibe, als Teil-nehmer dabei sein. Stabhochspringenist und bleibt meine Leidenschaft.“

Der Trainer

Philippe d’Encausse (1967) ist seitSeptember 2012 Trainer von RenaudLavillenie. In Frankreich gibt es

zwei große Stabhochsprungzen-tren: in Clermont-Ferrand und in Pa-ris. D’Encausse war Supervisor inder Stabhochakademie in Clermont-Ferrand im Stadion Jean Pellez. Diebeiden Trainer Damien Inocencio undPhilippe d’Encausse waren im glei-chen Stadion als Stabhochtrainer tätig.Nach den für Lavillenie erfolgreichenOlympischen Spielen London 2012 batRenaud Philipp d’Encausse das Trai-ning von Inocencio zu übernehmen.Nach guter Überlegung nahm der dasAngebot an.

Man kann sich vorstellen, dass Da-mien Inocencio, der früher noch beid’Encausse trainiert hat, not amu-sed war. . . Inocencio trainiert zurzeitdie chinesische Nationalmannschaft imStabhoch in Vichy, zwei Stunden west-lich von Lyon. Es wäre natürlich ein Ri-siko für d’Encausse, wenn der Erfolgausbliebe??

D’Encausse wurde bei den Olympi-schen Spielen in Seoul 1988 8. (5,60m)und schied in Barcelona 1992 in derQualifikation aus. Sein PB ist aus demJahr 1993: 5,75m. D’Encausse trai-niert in Clermont-Ferrand sieben Ath-leten. Der Bruder von Renaud, Valen-tin, gehört auch dazu. Das System vond’Encausse geht aus von Vertrauen,wie er selber sagt: a good feeling. Sei-ner Meinung nach sind die Stärken vonRenaud seine Schnelligkeit, seine Mo-tivation, seine Technik und das Vermö-

gen ein gutes Gefühl zu haben. „DieEntspannung braucht Lavillenie“, sag-te d’Encausse: „Er ist kein fighting po-levaulter. Wer in der Lage ist 14,10über 110m Hürden zu laufen und 7,37weit springt, hat große Basisqualitä-ten, welche für einen Stabhochsprin-ger sehr wichtig sind. Unsere Zusam-menarbeit funktioniert nur auf Vertrau-ensbasis, das ist essentiell. Als ich mitRenaud anfing, wusste ich, dass ichbeim Training eines Athleten mit einemsehr hohen Niveau nicht viel ändernmusste. Es waren nur Kleinigkeiten, diedazu führen sollten, seine Leistungenzu verbessern. Wenn Renaud das gu-te Gefühl hat, ist er fast unschlagbar.Er ist sehr gut belastbar und kann imWinter zwischen 50 und 60 Sprünge imTraining schaffen. Dafür muss man gutmotiviert sein. Er macht das auf Gefühlmit viel Technik.“

Er trainiert sechs Tage die Woche (ein-oder zweimal am Tag), Sonntag ist Ru-hetag. In der Woche vor Wettkämpfenwird die Anzahl der Sprünge reduziert.„Früher trainierte man anders: starkeMänner, viel Kraft, das habe ich selberauch gemacht. Man sollte einen wichti-gen Punkt nicht vergessen: Jeder Ath-let ist anders. Ich kann keinen ande-ren Athleten so trainieren wie ich es beiRenaud mache.“

Rene van Zee

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Christian Steinhammer – Topläufer auf Parcours mit Hindernissen

In der Leichtathletik-Community siehtman Christian nur selten. Er lebt imMostviertel, gehört keinem bekanntenVerein an und trainiert sich selbst. Nochdazu hat er sich einer Disziplin ver-schrieben, die nur selten auf dem Pro-grammzettel von Meetings steht. Er istdas Anti-Klischee eines Athleten mitStarallüren. Dennoch. Christian Stein-hammer ist Österreichs bester Hinder-nisläufer und räumt überdies bei Cross-und Straßenläufen die Staatsmeisterti-tel ab.„Laufen hat mir immer schon Freu-de gemacht, und ich habe mich sehrfrüh dem Langstreckenlauf verschrie-ben“, erzählt mir Christian, der in derNähe von Scheibbs zu Hause ist unddrei Geschwister hat.Für einen Leichtathleten ist diese Ge-gend eher das Mekka der Ereignislo-sigkeit, weshalb Christian seine Bahn-und Hindernistrainings in Melk durch-führen muss. Zweimal die Woche istdas Stadion in der Wachaustadt seinTrainingsort. Die anderen Trainingsta-ge verbringt er auf Feldwegen und imWald. Derzeit kommt er in der Wocheauf 10 bis 12 Einheiten.„Laufen hat für mich nicht nur mit Tem-

pobolzen und Stoppuhr zu tun. Laufengibt mir auch Raum zum Nachdenkenund hilft mir psychische Schieflagenauszugleichen“, beschreibt Steinham-mer seine Laufphilosophie. Als seinbester Freund bei einem Autounfallums Leben kam, bekam Laufen einetherapeutische Dimension, die ihm half,die Trauer zu bewältigen.Dass er kein Stadion mit genorm-ter Struktur zur Verfügung hat, störtihn nicht. Die Natur bietet ihm ge-nug Möglichkeiten, seine Laufambi-tionen zu leben. Steinhammer gewannschon als U20-Athlet die Berglauf- undStraßenlauf-Staatsmeisterschaften.Die Disziplinen im Gelände sind in sei-nem Terminkalender noch immer ganzdick unterstrichen. In den letzten Jah-ren wurde er zum Seriensieger bei denCrosslauf-Meisterschaften. Klar, dasser Österreich seit 2006 auch interna-tional bei der Berglauf-WM und bei derCross-EM vertreten hat.Bei der Planung, Periodisierung undbeim Training selbst ist Christian In-dividualist. Eigenbrötler ist er deshalbaber nicht. Manchmal spricht er sei-ne Trainingspläne mit Hubert Millonigab, manchmal schaltet er das Trainingmit Valentin Pfeil parallel. Auf länge-ren Stadionrunden sieht der USKO-Melk-Athlet derzeit keine Perspektiven.Obwohl seine 5.000-m-Zeit nur knappüber 14 Minuten liegt.„Meine Spezialität auf der Bahn ist derLauf über 3.000 m Hindernis“, legt sichSteinhammer fest. Seine Bestzeit hater in den letzten Jahren kontinuierlichgesteigert. 2010 lag sie noch über neunMinuten, 2013 verbesserte er sich auf8:53 Minuten. Derzeit steht seine Best-marke im Wassergraben-Bewerb bei8:43 min.Das nächste große Ziel ist die Teil-nahme an der Europameisterschaft inAmsterdam, und der große Traum istdie Qualifikation für die nächsten Olym-pischen Spiele. Dafür ist eine Zeit von8:28 min. gefordert. Das wird nicht

leicht werden und bedarf für den Self-coach viel körperliches Gespür. Schoneinmal wurde Steinhammers Höhen-flug gebremst, als er 2009 bei derU23-Europameisterschaft den phan-tastischen 6. Platz belegte. Daraufhinhat er alles richtig gemacht, was manfalsch machen kann.

„Damals glaubte ich, es geht immer soweiter. Ich wurde zu übermütig, über-zog das Training und musste darauf-hin zwei Monaten pausieren“, erinnertsich Christian, als er an der Grenzezum internationalen Medaillenanwärterzu kratzen begann. Seitdem ist er lei-derprobt und will seinen Körper in Zu-kunft besser schützen. Übermut kommtohnedies nicht auf, wenn man neben-bei noch studiert.Christian besucht in Scheibbs einenFortbildungs-Lehrgang. Er ist gelern-ter Tischler und wird demnächst dieBerufsreifeprüfung ablegen. Die langenLäufe in der Natur werden dabei nütz-lich sein. Bekanntlich speichert mantrockene Lerninhalte besser, wenn mankörperlich gut durchblutet ist.

Herbert Winkler

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Athletes Corner – ein Wettkampftag von Carina SchrempfDie Sonne ist in Tallinn ist schon um 4.25 Uhr aufgegangen. Sie war nur wenige Stundenunter dem Horizont. Für Carina Schrempf ist heute ein großer Tag. Sie wird am Abend beider U23-Europameisterschaft den Vorlauf über 800m bestreiten.

8.30 Uhr

Der Countdown beginnt mit dem Auf-stehen. Carina hat gut geschlafen undfühlt sich gut. Im Hotel Radisson gibt esein großes Frühstücksbuffet. Da fehltwirklich nichts. Müsli, Schwarzbrot, Ei-erspeis und viel Wasser sind für Carinaals erster Gang vorgesehen. Dann wirdnoch je nach Gusto nachgeladen. Siefrühstückt am Wettkampftag möglichstvielfältig. Dazu trinkt sie schon am Mor-gen einen Liter Wasser.

10.00 Uhr

Den Vormittag verbringt Schrempf nichtim Zimmer. Das engt zu sehr ein. Cari-na spaziert durch Tallinn und hat Mu-sik im Ohr. Die Kopfhörer liefern flotteKlänge. Adagio oder largo kommt jetztnicht in Frage. Sie braucht keine Beru-higung, sondern eher fetzige Töne. Na-türlich drehen sich beim Spaziergangdie Gedanken um den bevorstehendenWettkampf. Aber es sind nur positiveund stärkende Gedanken.

12.00 Uhr

Es ist Zeit für das Mittagessen. Phil-ipp Wessely, ihr Trainer, gesellt sich zuihr. Über den bevorstehenden Lauf wirdaber nicht mehr viel gesprochen. DasBriefing über die Taktik war gesternAbend. Als Essen kommt nur leichteKost in Frage. Ein halber Teller Nudelnmit Tomatensauce und vielleicht nocheine Banane genügen. Dazu kommtwieder ein Liter Wasser.

12.45 Uhr

Noch etwa sechs Stunden bis zumStart. Nervös ist Carina noch nicht,lediglich die Vorfreude auf den Laufsteigt. Sie hat alles getan, was ihr anVorbereitung möglich war. Jetzt bleibtsie gerne im Zimmer und trödelt herum.Sie liegt auf dem Bett, schaut ein we-nig fern, telefoniert und lässt die Seelebaumeln. Dann packt sie die Sportta-sche. Sie checkt nochmals alles durch,damit nichts vergessen wird. Maskott-chen hat Carina keines. Lediglich einkleines Foto ihres Vaters ist bei jedemRennen mit dabei. Am rechten Hüft-knochen liegend, wird das Bild die zweiStadionrunden mitlaufen.

15.00 Uhr

Noch drei Stunden bis zum Lauf. Ei-ne nützliche Anspannung macht sichbemerkbar. Das letzte Training hat dieULV-Krems-Athletin am Montag in derSüdstadt absolviert. Wessely hatte ihrein Mittelding zwischen Schonkost undSpritzigem verordnet. Serienläufe über100m und 150m waren die Appetitma-cher.

16.00 Uhr

Der Shuttlebus steht bereit. Carinafährt mit Philipp zum Stadion.„Carina ist gut zu coachen, sie ist ei-ne intelligente und konsequente Ath-

letin“, beschreibt Wessely seine Arbeitmit Carina. Er hält sie für das der-zeit größte Mittelstreckentalent in Ös-terreich. Carina hat die Leichtathletikauf einer teilweise kaputten Laufbahnin Stainach begonnen und hat dannzu Edi Holzer nach Krems gewech-selt. Da ging es dann bald steil berg-auf. Sie qualifizierte sich für die U20-Weltmeisterschaft in Barcelona. DieStandardstrecke war damals die 400m.

Das letzte Jahr verbrachte Carina zumStudieren in Eastern Kentucky. ZuPhiIipp hatte sie eine Standleitung, unddas Training mit den dortigen Gruppenwar ohnedies leistungsfördernd. Inner-halb eines Jahres hat sie ihre Zeit überdie 800m um 13sec verbessert. Diederzeitige Bestzeit beträgt 2:04,76min.

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16.30 Uhr

Im Stadion herrscht Hochbetrieb. DieBewerbe der Europameisterschaft sindden ganzen Tag schon im Gange. Tol-le Stimmung auf den Rängen und Be-triebsamkeit im Aufwärmbereich. Ca-rina nimmt sich nun eineinhalb Stun-den Zeit für die Vorbereitung. Kein Fun-ken an Skepsis nistet sich im Kopf ein.Ganz im Gegenteil. Ihr Körper signa-lisiert Stärke und der Geist liefert op-timistische Gedanken. Es zwickt auchnirgends im Körper.Dann kommt der Aufruf für den Call-room. Jetzt wird die Spannung deutlichspürbar. Es sind zwar noch weitere vierLäuferinnen da, aber im Callroom ist je-der nur bei sich selbst. Die Spannunglöst sich sofort, als die Läuferinnen insStadion dürfen. Wie ein Pferd, das los-gelassen wird, kann Carina jetzt befreitlaufen. Sie testet nochmals ihre Spurt-fähigkeit und bringt sich auf Hochtou-ren.

18.04 Uhr

Es geht los. Carina steht auf der Bahn4 – die goldene Mitte sozusagen. Linksvon ihr steht eine Britin und rechts eineFranzösin. Beide haben über die 800m bereits die Zweiminuten-Grenze ge-knackt. „On your marks“ – der Start-schuss knallt durchs Stadion. Nun läuftder Film an und Carina schaut sichselbst zu:„Die ersten 100m gilt es, gut zu be-schleunigen und sich im Kurvenaus-gang einen Überblick zu verschaffen.Nur schön das Tempo hoch halten undbeim ‚Reinschneiden‘ eine gute Posi-tion finden. Gut gemacht, Carina. Wieerwartet, wird auf den ersten 200mnicht gebummelt, aber da bin ich gutdabei. Bis 400m versuche ich, lockerzu bleiben und an den Führenden dran-zubleiben. Das Einläuten der Schluss-runde höre ich gut. Ab jetzt ist Schlussmit Kindergeburtstag. Nach 500m ziehtsich die Gruppe mehr und mehr in dieLänge. Ich versuche nicht abzureißenund spüre schon jetzt, dass das heutenoch lange 200m bis zum Ziel werden.

Aber ich will bei der Laktatparty mit-feiern und lasse nicht locker. Kopf anKopf mit einer Italienerin biege ich aufdie Zielgerade ein. Von dem, was ummich geschieht, bekomme ich zu die-sem Zeitpunkt nicht mehr viel mit. Ich

weiß nur, dass ich vor der Läuferin imblauen Dress neben mir ins Ziel kom-men will – koste es, was es wolle. Daspacke ich dann auch.“Schwer atmend steht Carina im Ziel.Die Uhr zeigt 2:06:08min.

20.00 Uhr

Die Überschwemmung mit Laktat hatsich gelegt, die Stresshormone lösensich auch langsam auf. Doch der Lauf-film heftet sich noch lange im Kopf fest.Nach dem Auslaufen und der Rück-fahrt ins Hotel werden die leeren Spei-cher beim Abendessen aufgefüllt. Beieinem Spaziergang analysieren Cari-na und Philipp das Rennen ausgie-big. Zufriedenheit und ein angenehmesGefühl von Erleichterung machen sichbreit. Der Lauf ist bereits ein Stück Ge-schichte. Eine wahre und schöne Ge-schichte. Das Zubettgehen hat heutekeine Eile.

Herbert Winkler und CarinaSchrempf

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Athletes Corner – Nachgefragt bei Mario GebhardtIn der neuen Kategorie „Nachgefragt bei. . .“ haben wir uns zum Ziel genommen, junge, auf-strebende Talente ins Rampenlicht zu stellen. Diesmal stellen wir den Senkrechtstarter aufdie Stadionrunde Mario Gebhardt (ULC Hirtenberg) vor.

Der Hirtenberger entdeckte sein Talentfür den Sprint 2014 als bei seinem ers-ten Rennen über die Distanz Dritterbei den U20 Meisterschaften in 50,08swurde. Heuer ist seine erste Saison woer mit seinem neuen Trainer Edi Holzerspezifisch für die Leichtathletik trainiert– und er schaffte es mit neuer Best-zeit von 47,78s gleich ins Semifinaleder U20 Europameisterschaften.Vorher trainierte er für die nordischeKombination, der Schüler des Schi-Gymnasiums in Stams wollte es in denÖSV Kader schaffen, was aber – zumGlück für den ÖLV – nicht klappte.

Als Kind war ich ··· schon immersportlich aktiv

Mein Traumberuf wäre ··· keiner vor-handen, aber im Bereich Sport

Ich schätze an Menschen ··· Ehrlich-

keit und Humor

Glücklich bin ich, wenn ··· meineTräume in Erfüllung gehen

Gar nicht gerne trainiere ich ··· beiSchlechtwetter oder unter Stress

Eine besondere Gabe meines Trai-ners ist, ··· zu 100% auf mich einge-hen und das Training auf mich perfektabzustimmen

In zwanzig Jahren ··· bin ich glückli-cher Familienvater

Mein sportlicher Traum ··· ist die Teil-nahme an den Olympischen Spielen2020 in Tokio

Wenn ich nicht trainieren kann, ···konzentriere ich mich auf die schuli-sche Weiterbildung

In der Schule/Studium ··· bin ich eherein Minimalist

Vor einem Wettkampf ··· bereite ichmich Mental auf den Wettkampf vor

Meine sportlichen Vorbilder ··· sindDonald Blair-Sanford und Günther Mat-zinger

Beim Training ··· bin ich fokussiert und100% bei der Sache

Doping ··· ist der größte Betrug imSport, Doping-Sünder sollten für immerausgeschlossen werden

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Trackstories: „Ripped“ – Körperkult in der Leichtathletik?In dieser Rubrik werdet ihr von den Autorinnen des kürzlich gegründeten Blogs „trackstories“zu lesen bekommen. Eben jene Verantwortliche für den Text sind Rose Koppitsch, ValerieKleiser und Viola Kleiser. Sie sind selbst aktive Leichtathletinnen und bilden die Trainings-gruppe der Sparte Leichtathletik von Philipp Wessely.

Tatort: Athen – Olympische Spiele2004

Verdächtiger: Robert Harting

Tatbestand: Mit einem Freudenschreireißt sich Robert Harting das deutscheTrikot vom Leib, entblößt seinen bä-renstarken Oberkörper und setzt so-mit den Startschuss für sein Marken-zeichen.

Seither ist der Deutsche Diskuswerferals „Hulk“ nicht nur in der deutschenLeichtathletikszene bekannt. Ob Har-ting nach seiner Verletzung auch imAugust in Peking wieder Grund zu sol-cher Freude hat, wird sich noch zeigen.Was jedoch fix ist: stählerne Muskelnund sehnige Körper wird man auchbei der Weltmeisterschaft, vom 22. bis30. August, wieder zur Genüge prä-sentiert bekommen. Doch kann manden Fokus der Leichtathletik auf schö-ne Körper als „Körperkult“ bezeichnenoder steckt da mehr dahinter? Körper-kult wird allgemein als der “Ausdruckder Unterwerfung unter ein scheinbarallgemeingültiges Schönheitsideal be-zeichnet. Der Körper wird zu einemAbbild der Selbstwahrnehmung. Durchden Körperkult soll ein Gewinn anSelbstwertgefühl erreicht werden, dasdurch Selbstbewunderung und Aner-

kennung der Umwelt verstärkt wird.”Dem Körper eines Athleten oder einerAthletin tut man bei weitem jedoch nichtGenüge, wenn man ihn mit den Worten“Unterwerfung unter ein Schönheitside-al” und “Selbstbewunderung” abspeist.Körper im Leistungssport dienen pri-mär der Leistung, in weiterer Folge erstder Ästhetik und dem Erfolg, nie aberder Unterwerfung.Speziell in der Leichtathletik sind Spit-zenleistungen ohne einen 100% fit-ten Körper nicht möglich. Wahrschein-lich ist sie die Sportart, die Körperkultschon immer am meisten gefördert undgefordert hat. Wenn man an Körperkultund schöne, ästhetische Körper denkt,so assoziiert man auch sofort die grie-chische Antike damit. Ausnahmsweisewird hier im Zusammenhang mit Grie-chenland nicht sofort von „Grexit“ gere-det, sondern von den schönen und jun-gen Körpern der griechischen Kunst. Indieser wurden selten bis nie grässliche,alte oder auch realistische Körper ab-gebildet. In Form von Skulpturen, so-wie auf Gemälden und Wandmalerei-en sind vielmehr “perfekte” Körper zusehen. Warum sieht man jedoch in ei-ner Zeit, welche geprägt wird von denSchulen der Stoa und des Epikuris-mus bis hin zu Platons Ideenlehre, der-art viele Körper? Die antike griechischeGesellschaft kann allgemein als Ge-sellschaft des unmittelbaren Handelnsund Miteinander beschrieben werden.Die Rituale, die sportlichen Aktivitäten,die Art des Krieges und ebenso dieIdee hinter der griechischen polis ba-sierten alle auf einem direkten Handelnmit dem Gegenüber. Heute würde manes als “face to face” bezeichnen. DerKörper galt als Medium oder als Sinn-figur für diese gesellschaftlichen Hand-

lungen und Rituale. Diese Philosophiedes Körpers floss ebenso in den Sportein, waren doch die Griechen die Grün-der der Olympischen Spiele! Das ath-letische Training und der Wettkampfgalten auch als metaphorische Hin-überführung des Körpers in eine höhe-re Ebene der Zivilisation. Die Olympi-schen Spiele setzten sich somit schnellals eine neue gesellschaftliche Instituti-on durch. Anfangs galt der Zweck desathletischen Trainings rein der Vorbe-reitung für den Krieg, es entwickeltejedoch schnell einen gewissen Selbst-zweck und diente in weiterer Folge demPrestige.

Die Wurzeln des Körperkults aus dergriechischen Antike sind noch heutedeutlich zu erkennen. Heute ist derSport eine beinahe perfektionierte, ge-sellschaftliche Institution und das Trai-ning als Profession dient rein dem Ge-danken der Leistung und des Erfol-ges. Auch heute sind Körper im Sportein Medium des „unmittelbaren Han-delns“. Wir würden sogar weitergehen

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ÖLV Nachrichten

und meinen, der Körper als Objekt undKapital wurde vom modernen Sportan die Spitze getrieben. Der Sport-ler/die Sportlerin erhofft sich durch Trai-ning und einen leistungsfähigen Körpernicht nur Erfolg, sondern baut sich da-durch auch ein Image auf.

Fotos: Former Townley Collection/Valerio Perticone (CC), E Marathon: Electric Marathon

Ein Beispiel der direkten Anknüpfungan die Griechen ist die jährliche „bodyissue“ Ausgabe des US Fernsehsen-ders ESPN (Entertainment and SportsProgramming Network). Dort werdenAthleten und Athletinnen aus den ver-schiedensten Sportarten nackt abgebil-det und zeigen so ihre athletischen undästhetisch perfekten Körper.

Im Vergleich zu anderen Sportartenentsteht der Eindruck, dass speziellin der Leichtathletik der Faktor kör-perliche Fitness ausschlaggebend ist.Für den/die Leichtathleten/in sind diekörperlichen Voraussetzungen und dieKörperformung durch Training essen-tiell. Die Fitness und das athletischeNiveau beeinflussen die Leistungen.Er/sie versucht natürlich den Körper inbestmögliche Form zu bringen, sodassdie gewünschten Ergebnisse auch er-zielt werden können. Dafür wird schonmal die Nachspeise weggelassen unddie Fleischzufuhr verdoppelt. Der Kör-per ist ja des Leichtathleten Kapi-tal. Natürlich darf man jedoch ande-

re Aspekte wie Technik, Trainingsum-stände oder das notwendige Materialfür bestimmte Disziplinen, nicht außerAcht lassen. Zum Vergleich sei an die-ser Stelle noch der Fußball kurz er-wähnt. Hier spielen nicht nur ein halb-wegs fitter Körper sondern auch Strate-gie, Technik, Ballgefühl etc. eine großeRolle, um ganz vorne mitmischen zukönnen.Zu guter Letzt können wir sagen, dasswir uns bereits jetzt sehr auf die Über-tragung der Leichtathletik WM freuen.Mag man die Körper dort als „gesell-schaftlichen Habitus“ oder einfach nurals „schön anzusehen“ bezeichnen, amEnde wird die Leistungsfähigkeit überihren Erfolg entscheiden. Und bis zumSchluss hoffen wir natürlich auf einenStart von Robert Harting ;).Allen aktiven Lesern sei an dieser Stel-le noch eine verletzungsfreie und er-folgreiche Saison gewünscht, und viel-leicht die eine oder andere Limiterbrin-gung :-)!

Kurzmeldungen

Electric Marathon

Beim „Electric Marathon“ fuhren Elek-troautos quer durch Europa und plan-ten in größeren Städten Zwischen-stopps zum Aufladen der Autos ein.Unter dem Motto „Burn tires, notfuel“ führte die Route von Kiew, woder Bürgermeister Vitaliy Klitschko denStartschuss gab, über zahlreiche eu-

ropäische Länder nach Monte Carlo.Die Verbindung zur Leichtathletik siehtder estnische Organisator und 3fa-cher Olympiateilnehmer im Hammer-wurf, Juri Tamm, bei internationalenWettkämpfen. Hier werden seit einigenJahren Wurfgeräte mit elektrischen Au-tos zu den Athleten zurückgebracht.

In Österreich wurde in der steirischenLandeshauptstadt ein Stopp eingelegt.ÖLV Mitarbeiterin und SpeerwerferinElisabeth Eberl war als Vertreterin desösterreichischen Leichtathletikverban-des in Graz vor Ort und verabschiedetedie Autos Richtung Slowenien.

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Top-25-Player des Austro-SportsKann man die Leistungen von Sportfunktio-nären objektiv bewerten? Kaum. Es ist gera-deso, wie wenn man eine Farbe zur schöns-ten unter den Farben erklären möchte. DieZeitschrift „Sportmagazin“ hat es trotzdemversucht. Im Heft 05/2015 wurden – einge-bettet in einen kritischen Artikel zur Sportpo-litik – die „Top-25-Player des Austro-Sports“gereiht. Ganz vorne in der Hitliste findensich Peter Schröcksnadel, Karl Stoss und Mi-

nister Gerald Klug. An 24. Stelle wurde als„ . . . systemkundigster aller Generalsekretä-re . . . “ Helmut Baudis gelistet. Darüber kannman sich als Fan der Leichtathletik durch-aus freuen. Es ist – trotz aller Subjektivitätsolcher Aufstellungen – eine beachtenswer-te Auszeichnung für die Kompetenz unseresGeneralsekretärs.

Herbert Winkler

Der Kampfrichter meint ···zum Thema Speerwurf (2)Was hat es eigentlich genau mit der gedach-ten oder gezogenen Linie auf sich, die vierMeter hinter den Endpunkten des Abwurfbo-gens verläuft? Da diesbezüglich immer wie-der Missverständnisse zu Tage treten, möch-te ich Sinn und Zweck anhand von Beispie-len erläutern, bei denen vorausgesetzt wird,dass kein anderer Fehler den Wurf ungültigmacht.So wie der Kampfrichter bei horizontalenSprüngen auf das korrekte Verlassen derSprunggrube warten muss, bevor er den Ver-such als gültig anzeigt, muss er auch beimSpeerwurf auf das Verlassen der Anlaufbahnwarten. Es hat sich aber gezeigt, dass Ath-leten damit manchmal zögern. Um den Ab-lauf des Bewerbes zu beschleunigen, wurdediese Viermeterlinie eingeführt. Sobald derAthlet nach dem Auftreffen des Speeres aufoder (vom Sektor gesehen) hinter diese tritt(Achtung! Es genügt das Betreten, die Li-nie kann, aber muss nicht überquert werden!Regel 187.17b), gilt dies als korrektes Ver-lassen der Anlaufbahn.

Beispiel 1: Der Athlet verlässt die Anlauf-bahn – egal wo –, bevor der Speer auftrifft:Der Versuch ist jedenfalls ungültig (Regel187.17, erster Satz).

Beispiel 2: Der Athlet verlässt die Anlauf-bahn nicht, befindet sich aber beim Auftref-fen des Speeres auf oder (vom Sektor hergesehen) hinter dieser: Der Versuch kannsofort als gültig angezeigt werden.

Beispiel 3: Der Athlet betritt oder überquertnach dem Auftreffen des Speeres die Vier-meterlinie, bleibt aber in der Anlaufbahn: DerVersuch kann bereits als gültig angezeigtwerden.

Beispiel 4: Der Athlet verlässt die Anlauf-bahn seitlich, nachdem das Gerät gelandetist: Der Versuch ist gültig, denn es bestehtkein Verpflichtung, vorher die Viermeterliniezu betreten oder zu überqueren, wie manchemutmaßen!

Adolf Rieck

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Staatsmeisterschaften: Wussten Sie, . . .?

dass die österreichischen Staats-meisterschaften im heurigen Jahrbereits zum 15. Mal in der Steiermarkausgetragen werden?

Kapfenberg richtete sie dabei am häu-figsten aus: 1961, 1964, 1987, 1991,1999, 2008 und 2015. Graz (1949,1967, 1974 und 1978), Leoben (1954,1957 und 1979) sowie Judenburg(1983) hießen die anderen Austra-gungsorte.

dass das Stadion in Kapfenbergnach Franz Fekete benannt ist?

Der im Jahr 2009 verstorbene FranzFekete war Langzeitbürgermeister sei-ner Heimatgemeinde Kapfenberg – von1967 bis 1987 – und förderte denSport in dieser Zeit ungemein. Zu sei-nem 80. Geburtstag im Jahr 2001 wur-de das Kapfenberger Stadion Franz-Fekete-Stadion benannt.

dass ein aktuell gültiger österrei-chischer Rekord im Franz-Fekete-Stadion aufgestellt wurde?

Der damalige Weltklasse-Athlet, 14-fache Speerwurf-Staatsmeister undheutige ÖLV-Nationaltrainer GregorHögler stellte am 17. Juli 1999 bei denösterreichischen Staatsmeisterschaf-ten in Kapfenberg den heute nochgültigen österreichischen Rekord imSpeerwurf mit 84,03m auf.

Gregor Högler 1999

dass insgesamt 9 Meisterschaftsre-korde, die heute noch Gültigkeit ha-ben, hier in Kapfenberg aufgestelltwurden?

Folgende heute noch gültigen Meister-schaftsrekorde wurden in Kapfenbergaufgestellt: 200m - Marin Lachkovics20,48s (1999), 400m Hürden - KlausEhrle 49,66s (1987), Stabhochsprung- Hermann Fehringer 5,70m (1991),Weitsprung - Andreas Steiner 7,94m(1987), Kugelstoß - Klaus Bodenmüller20,12m (1987), Hammerwurf - JohannLindner 79,04m (1987), Speerwurf -Gregor Högler 84,03m (1999), 3000mHindernis - Andrea Mayr 10:11,02min(2008), Kugelstoß - Valentina Fedju-schina 18,25m (1999)

dass Österreichs Diskuswurf-Rekordhalter Gerhard Mayer (SVS-Leichtathletik), die längste Sieges-serie bei den Staatsmeisterschaftenzu verteidigen hat?

Gerhard Mayer siegte seit dem Jahr2001 in ununterbrochener Reihenfolge– also 14 Mal in Serie. Seine Sieger-weite lag dabei 5mal über der 60 Meter-Marke.

Gerhard Mayer 2005

dass Michaela Egger (Union Salz-burg LA) die längste Siegesserie beiden Damen zu verteidigen hat?

Die gebürtige Bad Ausseerin holte inden letzten neun Jahren Dreisprung-Gold. Sie ist damit nicht nur die Fraumit den meisten Staatsmeistertiteln indieser Disziplin, sondern hat heuer inKapfenberg auch die längste Siegesse-rie bei den Damen zu verteidigen.

dass sich Benjamin Grill (Union St.Pölten) heuer zum vierten Mal in

Folge zum schnellsten Österreicher(100m Meister) küren könnte?

Benjamin Grill siegte 2012 mit 10,88sin Klagenfurt, 2013 mit 10,56s inFeldkirch-Gisingen und 2014 mit10,63s in Amstetten.

Karin Mayr-Krifka 2003

dass bei den Damen im 100m Sprintzuletzt Karin Mayr-Krifka im Jahr2003 eine erfolgreiche Titelverteidi-gung gelang?

Kein gutes Omen oder eine spezi-elle Herausforderung also für 100m-Vorjahresmeisterin Viola Kleiser (Uni-on St. Pölten), die natürlich auch heuerwieder zu den Top-Favoritinnen zählt.Vor allem Neo-Österreicherin Stepha-nie Bendrat (Union Salzburg LA) wirdihr aber das Leben schwer machen.

dass Österreichs WM-Teilnehmerinim 5000m-Lauf in Peking Jenni-fer Wenth noch nie österreichischeStaatsmeisterin in dieser Disziplinwurde?

Jennifer Wenth war Freiluft-Staatsmeisterin im 800m-Lauf (2011)und viermal im 1500m-Lauf (2009,2010, 2011, 2014). Über 5000m ist sie

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noch nie bei den Staatsmeisterschaf-ten angetreten. Man darf gespanntsein, ob sie heuer in Kapfenberg ih-ren Premierensieg feiern wird.

Jennifer Wenth 2015

dass Monika Gollner die erfolg-reichste Hochspringerin der Staats-meisterschaftsgeschichte ist?

Die heute 40-jährige Kärntnerin feierteihren ersten Freiluft-Staatsmeistertitelim Jahr 1992 (1,80m) und ließ 10weitere in den Jahren 1995, 1996,1998, 2005-2007 und 2010-2013 fol-gen. Auch heuer, 23 Jahre nach ih-rem ersten Titel, zählt sie mit kürzlichübersprungenen 1,83m zu den Mitfavo-ritinnen auf Gold. Übrigens: Ilona Gu-senbauer und Sigrid Ortner-Kirchmannbrachten es jeweils nur auf 10 Freiluft-Staatsmeistertitel im Hochsprung.

Monika Gollner 2013

dass man in den letzten 40 Jahrennur 6mal mit einer Weite unter 6 Me-tern den Weitsprungtitel der Damengewann?

Wir hoffen auch heuer wieder auf eineSiegerin mit einer Weite über 6 Meter.In den letzten 3 Jahren war dies leider2mal nicht der Fall. Heiße Anwärterinauf Gold ist sicherlich Sarah Lagger,die Mitte Juli bei der U18-WM im Sie-benkampf mit 6,21m eine neue persön-liche Bestleistung aufstellen konnte.

dass man in den letzten 40 Jahren imMänner-Hochsprung nur dreimal miteiner Höhe unter 2 Metern gewinnenkonnte?

Das war in den Jahre 2006, 2010 und2011 der Fall. Heuer sollten Josip Ko-pic (Zehnkampf Union) und AndreasSteinmetz (SVS-Leichtathletik) die ers-ten Proponenten sein, die die Sieger-höhe über die 2 Meter-Marke schrau-ben sollten. 2002 sprang der Staats-meister das letzte Mal über 2,10m (Pa-vel Vanicek 2,11m), was in den letzten40 Jahren aber insgesamt 22 Mal derFall war. Übrigens: Von 1976 bis 1993in ununterbrochener Reihenfolge.

Pavel Vanicek auch Sieger 1999 mit 2,16m

dass für den Kugelstoß-Sieg bei denMännern in den letzten 5 Jahren im-mer Weiten über 18 Meter notwendigwaren?

Martin Gratzer siegte 2010 (18,47m)und 2011 (18,05m), Lukas Weißhaidin-ger dann in den letzten drei Jahrenmit Weiten von 18,47m (2012), 18,24m(2013) und 18,42m (2014). Ihm ist auchheuer zuzutrauen, diese Serie fortzu-setzen.

Lukas Weißhaidinger 2015

dass Andrea Lindenthaler 10 Jahrenach ihrem ersten Staatsmeisterti-tel im Speerwurf erneut nach Goldgreift?

Die Salzburgerin wurde 2005 mit47,44m erstmals Staatsmeisterin. Da-nach folgte eine 9-jährige Epoche, inder sich Elisabeth Eberl und ElisabethPauer am obersten Treppchen abwech-selten. Da beide heuer nicht am Startsind, lautet das Duell um Gold ver-mutlich Andrea Lindenthaler gegen dieU20-EM-Siebente Victoria Hudson.

Andrea Lindenthaler 2005

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ÖLV Nachrichten Fotos: Privat

StatistikÖLV Jahresbeste 2015 Freiluft

Männer100 10,55 Benjamin Grill200 21,50 Thomas Kain400 47,78 Mario Gebhardt800 1:51,06 S. Fischbach1500 3:40,85 Brenton Rowe5000 14:02,50 Brenton Rowe10000 30:23,81 S. ListabarthHM 1:05:17 Valentin PfeilMar 2:14:05 Edwin Kemboi110H 14,07 D. Siedlazcek400H 51,15 Thomas Kain3000H 8:43,68 C. SteinhammerHoch 2,15 Josip KopicStab 5,20 Lukas WirthWeit 7,31 M. DrösslerDrei 15,84 Julian KellererKugel 18,57 L. WeißhaidingerDiskus 67,24 L. WeißhaidingerHammer 57,74 Benjamin SiartSpeer 70,51 Matthias Kaserer10-K 7386 D. Siedlazcek20kmG50kmG

Frauen100 11,69 Stefanie Bendrat200 23,85 Viola Kleiser400 53,65 Susanne Walli800 2:04,35 V. Menapace1500 4:19,49 Jennifer Wenth5000 15:16,12 Jennifer Wenth10000 33:48,62 Anita BaierlHM 1:11:34 Andrea MayrMar 2:42:32 Karin Freitag100H 12,92 Beate Schrott400H 58,94 V. Menapace3000H 10:27,65 Julia MillonigHoch 1,86 K. KuntsevichStab 4,40 Kira GrünbergWeit 6,21 Sarah LaggerDrei 13,20 Michaela EggerKugel 14,03 Djeneba TouréDiskus 53,63 Veronika WatzekHammer 52,36 Julia SiartSpeer 54,35 A. Lindenthaler7-K 6033 Ivona Dadic20kmG 2:26:05 Dorothea Grolig

Stand: 1.8.2015

Rekorde und Bestleistungen

Hier finden Sie die neuen ÖLV-Rekordeund Bestleistungen der letzten Wo-chen:

Philipp Kronsteiner

geb. 25.4.1997; Zehnkampf UnionDreisprung U20: 15,52 m – 27.6.2015MannheimAlter Rekord: 15,48 m Philipp Kronstei-ner (2015)

Karin Strametz

geb. 18.4.1998; SU KÄRCHER Leibnitz100 Meter Hürden U18: 13,52 s –16.7.2015 Cali 13,68 s – 20.6.2015Schweinfurt 13,71 s – 6.6.2015 Bern-hausenAlter Rekord: 13,82 s Karin Strametz(2014)

Ivona Dadic

geb. 29.12.1993; PSV-HORNBACHWelsSiebenkampf AK, U23: 6033 p –9./10.7.2015 TallinnAlter Rekord: 5959 p Ivona Dadic(2012)

Nico Garea

geb. 24.11.1998; SU KÄRCHER Leib-nitz200 Meter U18: 21,76 s – 13.6.2015WolfsbergAlter Rekord: 21,79 s Heinz Hutter(1977)

Maximilian Münzker

geb. 15.7.1998; ULC Weinland100 Meter U18: 10,74 s – 28.6.2015Salzburg-RifAlter Rekord: 10,76 s – Markus Fuchs(2012)

Lukas Weißhaidinger

geb. 20.2.1992; ÖTB OÖ LADiskuswurf AK: 67,24 m – 1.8.2015Schwechat-RannersdorfAlter Rekord: 67,20 m Gerhard Mayer(2015)

Nachwuchs

Die ehemalige Vorarlberger SprinterinDoris Röser brachte am 26. Februar diekleine Mia Sophie zur Welt. Sie war beider Geburt 3590g schwer und 49 cmgroß. Wir gratulieren und wünschen al-les Gute!

Hochzeit

Am 11. Juli 2015 war in Igls in Tirol einbedeutender Tag. Im Mittelpunkt stan-den Marina Schneider und MatthiasKaserer. Marina ist mehrfache Staats-meisterin im Hochsprung und Matthi-as ist vielfacher Republiksmeister imSpeerwurf. Nun gaben sie sich dasJa-Wort und sind künftig ein Ehepaar.Der ÖLV wünscht dem Weitenjäger undder Hochathletin alles Gute für den ge-meinsamen Lebensweg.

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