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LOGISTIK ALS ARBEITSFELD DER ZUKUNFT 18. GASTVORTRAGSREIHE LOGISTIK 2015 FRAUNHOFER-INSTITUT FÜR FABRIKBETRIEB UND -AUTOMATISIERUNG IFF, MAGDEBURG

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Logistik aLs arbeitsfeLd der Zukunft

18. gastvortragsreihe Logistik 2015

F r a u n h o F e r - I n s t I t u t F ü r F a b r I k b e t r I e b u n d - a u t o m at I s I e r u n g I F F,

m a g d e b u r g

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Gastvortragsreihe Logistik 2015

LOGISTIK ALS ARBEITSFELD DER ZUKUNFT – POTENZIALE, UMSETZUNGSSTRATEGIEN UND VISIONEN

Herausgeber: Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Prof. E. h. Dr. h. c. mult. Michael Schenk Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF Magdeburg

Fachliche Leitung: Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Prof. E. h. Dr. h. c. mult. Michael Schenk Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF Magdeburg Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

Prof. Dr.-Ing. Klaus Richter Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF Magdeburg Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Hartmut Zadek Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

Univ.-Prof. i. R. Dr.-Ing. Dr. h. c. Dietrich Ziems Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

Dipl.-Ing. Holger Seidel Regionalgruppe Sachsen-Anhalt der Bundesvereinigung Logistik (BVL) e.V. Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF Magdeburg

In Kooperation mit:

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INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort 4 Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Prof. E. h. Dr. h. c. mult. Michael Schenk, Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

Grußwort 6 Dipl. –Ing. Thomas Webel Minister für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt

Fachliche Leitung 9

Der Erfolgsfaktor Mensch im Wandel der Zeit 19 Dipl.-Ing. (FH) Torsten Ratzmann HARTING Technologiegruppe

Warum Eventlogistik rockt. Ein Blick hinter die Kulissen der Branche mit Rock-It Cargo 23 Andreas Mattick Rock-It Cargo Germany GmbH

Die Vorteile der Wasserstraßen im Rahmen multimodaler Transportketten 29 Markus Nölke ShortSeaShipping Inland Waterway Promotion Center (SPC)

Leicht, effizient, umweltfreundlich - Nutzfahrzeuge aus CFK 35 Dipl.-Ing. VDI Ria Kaiser TTT The Team Composite AG

Die Evolution eines Geschäftsmodells in der Logistik: Wie aus Beratung und Software ein erfolgreicher 4PL entstand. 45 Dr.-Ing. Stefan Wolff 4flow AG

Autorenverzeichnis 51

Impressum 52

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VORWORT

Die Logistik stellt in Deutsch-land den drittgrößten Wirt-schaftsbereich nach der Automobilwirtschaft und dem Handel dar. Mit 2,9 Mio. Beschäftigten im Jahr 2014, 50.000 mehr als im Vorjahr, zeigt sich die Logis-tik als wachsende Branche. Sie trägt mit erwirtschafteten rund 235 Mrd. Euro Umsatz pro Jahr (2014), einer gut ausgebauten Infrastruktur und fortschrittlichen Lo-gistiktechnologien dazu bei, Deutschland auf der interna-tionalen Spitzenposition in puncto Qualität und Fort-schrittlichkeit zu halten.

Seitens der Wirtschaft neh-men die Anforderungen an schnelle, flexible und nach-haltige Logistiklösungen immer weiter zu und stellen damit Unternehmen in Zu-kunft vor große Herausforde-rungen. Daher gilt es, sich branchenübergreifend auszu-tauschen, um passgenaue Konzepte entwickeln zu können.

Im Zuge der 18.Gastvortrags-reihe Logistik wurde uns erneut die Ehre zu Teil, Vertreter aus den Bereichen

Industrie, Dienstleistung, Handel und Verkehr begrü-ßen zu dürfen. Die Experten informierten in sieben inspi-rierenden Vorträgen über aktuelle Forschungs- und Entwicklungsergebnisse sowie innovative Logistiklö-sungen und -konzepte. Fünf dieser Beiträge sind im vor-liegenden Tagungsband festgehalten.

Besonders freuen wir uns, den Träger des Deutschen Logistikpreises 2014, Herrn Dipl.-Ing. (BA) Marco Witzel, Leiter Logistik und Prozesse der Mercedes-AMG GmbH, zu unseren Referenten der »Gastvortragsreihe Logistik 2015« zählen zu können. Er referierte über »Logistik als Wachstumsfaktor bei der Mercedes AMG GmbH«.

Einen außergewöhnlichen Blickwinkel eröffnete Herr Martin Randelhoff, Gründer des online Blogs Zukunft Mobilität, auf den teil- und vollautomatisierten Güter-verkehr.

Als Preisträger der »Fabrik des Jahres 2014« glänzte die HARTING Technologie-

Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Prof. E. h. Dr. h. c. mult. Michael Schenk

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Foto: Dirk Mahler

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gruppe. Dabei konnte Dipl.-Ing.(FH) Torsten Ratzman mit dem Thema: »Der Erfolgsfak-tor Mensch im Wandel der Zeit« begeistern.

Ein weiterer Höhepunkt war der Ausflug »Mit Metallica zum Nordpol«. Die Ausfüh-rungen von Herrn Andreas Mattick von der Rock-It Cargo Germany GmbH zeig-ten, wie spannend Eventlo-gistik sein kann.

Markus Nölke, Geschäftsfüh-rer des ShortSeaShipping Inland Waterway Promotion Centers (SPC), klärte uns sehr anschaulich über »Die Vortei-le der Wasserstraßen im Rahmen multimodaler Trans-portketten« auf.

Ein herzliches Dankeschön möchten wir Frau Dipl.-Ing. Ria Kaiser aussprechen, de-ren Firma, die TTT The Team Composite AG, mit dem »Zukunftspreis Logistik 2014« ausgezeichnet wurde. Sie sprach über »Nutzfahr-zeuge aus die CFK«.

Der Gewinner des »Techno-logy Fast 50 Award« 2014, Herr Dr. Stefan Wolff von der

4flow AG, gab mit seinem wissenschaftlich höchst an-spruchsvollen Beitrag einen Einblick in die Entwicklung eines Geschäftsmodells und den Aufgaben eines 4Pl-Dienstleisters.

Die Auswahl der vorgestell-ten Beiträge zeigt, dass es uns auch in diesem Jahr wieder gelungen ist, exklusi-ve Referenten der ver-schiedensten Fachbereiche zu gewinnen, die vor allem auch die interdisziplinäre Relevanz der Logistik beton-ten. Für die Studierenden der Otto-von-Guericke-Uni-versität und andere Interes-senten bot die Gastvortrags-reihe einen Einblick in die Arbeitswelt der Logistik und ihre Herausforderungen.

Meinen besonderen Dank möchte ich dem Schirmherrn der Gastvortragsreihe, dem Minister für Landesentwick-lung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt, Herrn Thomas Webel, für seine Unterstützung aussprechen. Weiterhin möchte ich mei-nen Kollegen Professor Hartmut Zadek, Professor Gerhard Müller, Professor

Klaus Richter sowie Professor Dietrich Ziems, Professor Dr. Peer Witten und Dipl.-Ing. Holger Seidel herzlich für die Zusammenarbeit innerhalb der fachlichen Leitung der Gastvortragsreihe danken.

Für die beachtlichen organi-satorischen Leistungen und ein bemerkenswertes Enga-gement danke ich Dipl.-Wirtsch.-Ing. Fabian Beh-rendt.

Ich wünsche Ihnen viel Freu-de mit dem vorliegenden Tagungsband, in dem die Beiträge zusammengefasst sind.

Ihr

Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Prof. E. h. Dr. h. c. mult. Michael Schenk Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF, Institutsleiter des Instituts für Logistik und Materialfluss-technik der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

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GRUSSWORT DES SCHIRMHERREN

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit der bereits 18. Auflage der Gastvortragsreihe Logis-tik setzen das Fraunhofer Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung (IFF) und das Institut für Logistik und Materialflusstechnik (ILM) der Otto-von-Guericke-Univer-sität Magdeburg einen wei-teren Akzent zur kontinuier-lichen Weiterentwicklung des Logistikstandortes Sachsen-Anhalt.

Die Logistik ist mit ihrem nahezu unbegrenzten An-wendungsgebiet ein Arbeits-feld mit Zukunft. Ständig wird sowohl wissenschaftlich als auch praktisch nach neu-en Lösungen gesucht, um komplexe Systeme besser planen und steuern zu kön-nen, aber auch, um sie zu optimieren und umzugestal-ten.

Hierzu trägt auch die Gast-vortragsreihe Logistik bei – insgesamt acht hochrangi-ge Vertreter aus Industrie, Dienstleistung, Handel und Verkehr stellen in diesem Rahmen ihre Ideen und

Konzepte vor und geben Impulse zum Weiterdenken.

Dies ist dringend notwendig – stellen doch eine dyna-misch wachsende Verkehrs-leistung, ein gestiegener Mobilitätsbedarf, aber auch die gleichzeitig zu gewähr-leistende Umweltverträglich-keit bei zunehmender Res-sourcenverknappung die Logistik vor neue Herausfor-derungen. Ziel muss es sein, effizientere, nachhaltigere und versorgungssicherere Logistiklösungen zu entwi-ckeln.

Hinzu kommen die Auswir-kungen der demographisch-en Entwicklung, die entspre-chende Denkansätze zur Gewinnung von Nachwuchs-kräften bzw. zur Behebung des Fachkräftemangels er-fordern.

Aktuelle Ansätze gehen da-hin, die Logistik erlebbarer, ihre Sprache emotionaler und bildhafter zu gestalten, um so die Öffentlichkeit in diesen Punkten direkter anzusprechen und besser zu erreichen.

Dipl.-Ing. Thomas Webel Foto: MLV

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Unsere gemeinsame Aufgabe ist es, die Leistungsfähigkeit eines umweltfreundlichen Wirtschaftsverkehrs zu si-chern und fortzuentwickeln, eine sichere und Ressourcen schonende Logistik unter verstärkter Einbeziehung aller Verkehrsträger zu gestalten und eine moderne sowie intakte Infrastruktur erfolg-reich zu implementieren. Dies bedarf sowohl in der Umsetzung großer Anstren-gungen aller beteiligten Akteure als auch weiterhin neuer Ideen und Konzepte.

In diesem Sinne danke ich allen Referenten für ihre spannenden und Impuls gebenden Vorträge sowie den Organisatoren der Gast-vortragsreihe für die gelun-gene Möglichkeit des fachli-chen Gedankenaustauschs und der erlebbar gestalteten Form der Logistik!

Ihr

Dipl.-Ing. Thomas Webel Minister für Landesentwick-lung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt

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FACHLICHE LEITUNG

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LEHRSTUHL FÜR LOGISTISCHE SYSTEME INSTITUT FÜR LOGISTIK UND MATERIALFLUSSTECHNIK FAKULTÄT FÜR MASCHINENBAU OTTO-VON-GUERICKE-UNIVERSITÄT MAGDEBURG

Der Lehrstuhl für Logistische Systeme legt seinen Arbeits-schwerpunkt auf die Erfor-schung und Untersuchung von Methoden und Instru-menten zur ganzheitlichen Konzeption, Koordination und Kontrolle von Kapazitä-ten, Material- und Informati-onsflüssen in komplexen logistischen Systemen. Ziel der Forschung ist es, die Aktivitäten von Wertschöp-fungsketten so zu gestalten, dass der individuelle Kun-denwunsch mit effizientem Ressourceneinsatz erfüllt wird.

Besondere Berücksichtigung finden die Problemfelder:

– Logistikorientierte(r)Fabrikplanung und -betrieb,

– Modellierung und Simu-lation von Beschaf-fungs-, Produktions- und Distributionsnetz-werken,

– Entwicklung von Me-thoden und Werkzeu-gen zur Bewertung,Planung und Gestaltungvon Logistiknetzwerken,

– Einsatz von adäquatenVR-Modellen undWerkzeugen für Pla-nung und Betrieb vonLogistiksystemen,

– Steuerung von hetero-genen Logistikströmenmit mobilen Test- undAnalysewerkzeugen,

– Mensch-Maschine-Mensch Schnittstelle inder digitalen Fabrik,

– Interaktive Ausbildungs- und Trainingskonzeptezur Qualifizierung logis-tischer Systeme zumBeispiel mit haptischenPlanspielen und VR-basiertem Training.

Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Prof. E. h. Dr. h. c. mult. Michael Schenk Institutsleiter des Instituts für Logistik und Material-flusstechnik der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Institutsleiter des Fraunhofer Instituts für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF

Foto: Viktoria Kühne

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FRAUNHOFER-INSTITUT FÜR FABRIKBETRIEB UND -AUTOMATISIERUNG IFF

Das Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automa-tisierung IFF ist eine produk-tionstechnisch ausgerichtete, eigenständige wissenschaftli-che Einrichtung im Verbund der Fraunhofer-Gesellschaft. Im Zentrum seiner Forschung stehen die Themen Fabrik-planung und -betrieb sowie die Automatisierung. Beson-deres Gewicht bekommen neue Methoden und Techno-logien des Digital Enginee-ring und ihr umfassender Einsatz bei der Entwicklung, Herstellung und dem Betrieb von Produkten und Produkti-onssystemen.

Auf dieser Grundlage entwi-ckelt das Institut innovative Lösungen in seinen For-schungsfeldern »Intelligente Arbeitssysteme«, »Ressour-ceneffiziente Produktion und Logistik« und »Konvergente Versorgungsinfrastrukturen«. Für sich wandelnde und hochkomplexe Produktions-netzwerke optimieren die Logistikexperten des IFF Fabrikanlagen, Produktions-systeme und logistische Netze. Dafür haben die Wis-

senschaftler am Fraunhofer IFF die mesoskopische Simu-lation zur Onlineplanung entwickelt und setzen diesen Ansatz erfolgreich in vielen Anwendungsfällen um. Führend ist das Magdeburger Fraunhofer-Institut insbeson-dere bei der Realisierung von RFID- und Telematik-Lösungen zur Identifikation, Überwachung und Steue-rung von Bewegungs- und Warenströmen. Im Galileo-Testfeld Sachsen-Anhalt arbeitet das Fraunhofer IFF gemeinsam mit der Otto-von-Guericke-Universität und weiteren Partnern zusammen und erforscht in dieser Test-umgebung den praxisnahen Einsatz innovativer techni-scher Lösungen in intelligen-ten Logistikräumen.

Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Prof. E. h. Dr. h. c. mult. Michael Schenk Institutsleiter des Instituts für Logistik und Material-flusstechnik der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Institutsleiter des Fraunhofer Instituts für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF

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LEHRSTUHL FÜR LOGISTIK INSTITUT FÜR LOGISTIK UND MATERIALFLUSSTECHNIK FAKULTÄT FÜR MASCHINENBAU OTTO-VON-GUERICKE-UNIVERSITÄT MAGDEBURG

Am Lehrstuhl für Logistik werden das Denken in Sys-temen und Strukturen, kom-plexes Problemlösen, Inter-disziplinäre Teamarbeit und das Übernehmen von Füh-rungsaufgaben in Laboren mit physischen und virtuellen Logistikwelten trainiert. Der Bachelor- und Master-Studiengang Wirtschaftsin-genieur Logistik gehören dazu, die Nebenfachausbil-dung Logistik für Informatik-studenten sowie die Logis-tikausbildung im Studien-gang Kulturwissenschaft Wissensmanagement Logistik (Cultural Engineering).

Das Lehr- und Forschungs-spektrum umfasst die Pla-nung, Organisation, Steue-rung, Führung und Kontrolle komplexer Materialflusspro-zesse und Supply-Chain-Netzwerke und ist Ausgangs-punkt der technischen Ge-staltungsanforderungen für die Materialflusssysteme. Dabei werden Informations-und Kommunikationsprozes-se integriert.

Weiterhin befasst sich der Lehrstuhl mit intermodalen Verkehrsketten, Logistik-Hubs und verkehrslogisti-schen Ver- und Entsorgungs-fragestellungen. In die For-schungsansätze werden stets Aspekte der Wirtschaftlich-keit, Ressourcenschonung, Energieeffizienz und Nach-haltigkeit einbezogen. Der Mensch als Akteur steht bei den logistischen Lösungen im Mittelpunkt.

Die Forschungsschwerpunkte bilden u.a.:

– Grundlagen der Techni-schen Logistik (Refe-renz-, Berechnungsmo-delle),

– Diagnose, Modellie-rung, Simulation undGestaltung logistischerProzessabläufe, Systemeund Netzwerke,

– Informationssystemeder Logistik (Identifika-tions-, ERP-, Trace- undTracking-Systeme),

– Planungsmethoden und-werkzeuge in der Lo-gistik und dem Anlauf-management und

– Elektromobilität für denPersonen- und Güter-transport.

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Hartmut Zadek Lehrstuhl für Logistik der Otto-von-Guericke- Universität Magdeburg

Foto: Maren Strehlau

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LEHRSTUHL FÜR MATERIALFLUSSTECHNIK INSTITUT FÜR LOGISTIK UND MATERIALFLUSSTECHNIK FAKULTÄT FÜR MASCHINENBAU OTTO-VON-GUERICKE-UNIVERSITÄT MAGDEBURG

Der Lehrstuhl Materialfluss-technik widmet sich der Entwicklung, Konstruktion und Optimierung von Ma-schinenbaubaugruppen von Materialflusssystemen sowie der für deren Einsatz not-wendigen Sensorik.

Beispiele für solche Material-flusssysteme sind:

– Krane und Hebezeuge,– Flur- und Regalför-

derzeuge,– Aufzüge,– Schachtfördermaschi-

nen und Seilbahnen,– Stetigförderer für

Schütt- und Stückgüter,– Tagebaugroßgeräte wie

Bagger und Absetzer,die zu den größtenfahrbaren Maschinen-systemen zählen.

Die zunehmende Automati-sierung, neue umwelttechni-sche Anforderungen und das Streben hin zu resilienten materialflusstechnischen Infrastrukturen sind heute die wichtigsten Triebfedern für Innovationen und

Weiterentwicklungen der fördertechnischen Maschinen und Anlagen.

Dafür wird eine interdiszipli-näre Ausbildung mit fundier-ten natur- und ingenieurwis-senschaftlichen Grundlagen sowie erzeugnisorientiert vertiefenden Applikationen und Spezialisierungen gebo-ten.

Prof. Dr.-Ing. Klaus Richter Leiter des Lehrstuhls für Materialflusstechnik der Otto-von-Guericke- Universität Magdeburg

Foto: Dirk Mahler

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INSTITUT FÜR LOGISTIK UND MATERIALFLUSSTECHNIK FAKULTÄT MASCHINENBAU OTTO-VON-GUERICKE-UNIVERSITÄT MAGDEBURG

Lehre und Forschung auf dem Gebiet der Fördersyste-me und Materialflussprozes-se haben an der Magdebur-ger Universität eine mehr als 40jährige Tradition. Die Arbeits- und Forschungs-schwerpunkte am Lehrstuhl Logistik liegen auf den tech-nisch-organisatorischen Aspekten der Logistik als Einheit von Material- und Informationsflüssen.

Professor Ziems initiierte und betreute federführend den Studiengang Wirtschaftsin-genieurwesen Logistik, in dem neue Wege der studen-tischen Ausbildung beschrit-ten werden. Bereits im ersten Studienjahr beginnen die Studenten ihre Ausbildung in der Technischen Logistik. Sie entwickeln ihre Kompeten-zen innerhalb der über alle Semester laufenden Logistik- Werkstatt, in der von Anfang an das kooperative Problem-lösen im Team und die inter-disziplinäre Projektbearbei-tung trainiert werden.

Der Hochschullehrer war Herausgeber der Magdebur-ger Schriften zur Logistik, ist

VDI-Obmann des Arbeitskrei-ses Fördertechnik, Material-fluss und Logistik sowie Mit-begründer des An-Institutes METOP (Mensch-Technik-Organisation-Planung) GmbH.

Die Tradition der Magdebur-ger Logistiktagung hat er neu belebt. Die international anerkannte Tätigkeit in For-schung und Lehre auf dem Gebiet der Materialflusstech-nik und Logistik von Profes-sor Ziems wurde 1999 mit der Verleihung eines Ehren-doktors der Universität Miskolc (Ungarn) gewürdigt.

Univ.-Prof. i.R. Dr.-Ing. Dr. h. c. Dietrich Ziems Institut für Logistik und Ma-terialflusstechnik der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

Foto: Viktoria Kühne

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GESCHÄFTSFELD LOGISTIK- UND FABRIKSYSTEME, FRAUNHOFER-INSTITUT FÜR FABRIKBETRIEB UND -AUTOMATISIERUNG IFF

Logistik ist eine Wissen-schaftsdisziplin, die weit über den klassischen Transport hinausgeht und auch die Planung, Steuerung, Durch-führung und Überwachung der gesamten Zuliefer-, Be-reitstellungs- und Ausliefer-prozesse innerhalb von Un-ternehmen und komplexer Unternehmensnetzwerke umfasst.

Das Geschäftsfeld Logistik- und Fabriksysteme des Fraunhofer IFF entwickelt und realisiert im Auftrag der Industrie sowie im Rahmen öffentlich geförderter Projek-te branchenübergreifend innovative, neue Konzepte und Technologien für zu-kunftsfähige Produktions- und Logistiksysteme.

Ein engagiertes Team steht dabei für neueste wissen-schaftliche Erkenntnisse und umfangreiche Projekterfah-rung in den Bereichen

– Energie- und Ressour-ceneffizienz

– Fabrikplanung und-betrieb

– Intelligente Logistik

– Wissensmanagementsowie

– Dienstleistungs- undKooperationsforschung.

Ziel der Arbeit des Geschäfts-feldes Logistik- und Fabrik-systeme ist es, durch kun-denspezifische Lösungen die Produktions- und Logistik-systeme so zu gestalten, dass sie auf aktuelle Herausforde-rungen wie den demografi-schen Wandel, die Verknap-pung der Ressourcen oder die Energiewende vorbereitet sind.

Dies bedeutet u.a., Fabriken energieeffizienter zu planen und zu betreiben oder Pro-duktionssysteme durch den Einsatz von Identifikations-, Ortungs- und Kommunikati-onstechnologien zu intelli-genten Logistikräumen zu entwickeln.

Dipl.-Ing. Holger Seidel Leiter Geschäftsfeld Logistik- und Fabriksysteme Fraunhofer-Institut für Fab-rikbetrieb und -automatisierung IFF

Foto: Viktoria Kühne

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BEITRÄGE

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DER ERFOLGSFAKTOR MENSCH IM WANDEL DER ZEIT

Die Entwicklung der Industrie 4.0 schreitet voran, doch treibende Kraft bleibt weiterhin der Mensch. Welche Potenziale im Ausbau der Mitarbeiter stecken und wie groß die Herausforderungen sind, die in Zukunft auf uns warten, erfahren Sie in diesem Beitrag.

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Dipl.-Ing. Torsten Ratzmann Harting Deutschland GmbH, Geschäftsführer

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LEBENSLAUF

Dipl.-Ing. Torsten Ratzmann

HARTING Technologiegruppe, Vorstand Produktion und Logistik

03/2011 – heute

01/2007 – heute

06/2005 – 12/2006

01/2003 – 05/2005

01/2001 – 12/2002

01/1999 – 12/2000

01/1997 – 12/1998

10/1992 – 12/1996

Vorstand Produktion und Logistik HARTING Technologiegruppe

Geschäftsführer HARTING Electronics GmbH und HARTING Electric GmbH & Co. KG

Director Operations Bühler Motor GmbH

Werkleiter Lear Corporation / Grote & Hartmann

Geschäftsführer Lunke Automotive GmbH (Ausgründung aus Firma Johnson Controls)

Produktionsleiter Johnson Controls Interiors

Leiter Kunststofffertigung Vorwerk Semco S.A.

Entwicklungsingenieur Wilhelm Karmann GmbH

Foto: Dipl.-Ing. Torsten Ratzmann

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ERFOLGSFAKTOR MENSCH IM WANDEL DER ZEIT

Dipl.-Ing. (FH) Torsten Ratzmann

1 Die Welt wird immer komplexer

Die Herausforderungen der Zukunft werden für Unternehmen immer komplexer. Die Herausforderungen, denen sich dadurch die Mitarbeitenden zu stellen haben, wachsen stetig. Stehen auf der einen Seite der demographi-sche Wandel und eine alternde Gesellschaft, insbesondere in Deutschland, steigen die Anforderungen an Geschwindigkeit und Technologie (Stichwort: Industrie 4.0) und damit an die Adaptionsfähigkeit der eigenen Organisation auf der anderen Seite.

Darüber hinaus gilt es, Antworten auf die unterschiedlichen globalen Problemstellun-gen, wie das Handelsbilanzdefizit der USA, die Jugendarbeitslosigkeit in Südeuropa sowie die Umweltverschmutzung in Asien zu finden.

2 Der Mensch als zentraler Erfolgsfaktor

Alle Unternehmen stehen vor scheinbar un-lösbaren Aufgabenstellungen, die in ihrer Komplexität nicht mehr zu bewältigen zu sein scheinen.

Eine Rückbesinnung auf die ursprüngliche Stärke insbesondere deutscher Unternehmen scheint angebracht. Die eigenen Mitarbeiten-den sowie die Fähigkeit, sich an veränderte Rahmenbedingungen schnell und flexibel

anzupassen, das kollektive Wissen und die Innovationskraft der ganzen Organisation zu nutzen, sind der Schlüssel, auch diese zukünftigen Herausforderungen zu meistern.

Viele Unternehmen sehen die Veränderungs-bereitschaft von Mitarbeitenden sehr kritisch. Sind es aber nicht gerade die Unternehmen selbst, die durch zahllose Prozessbeschrei-bungen und Verfahrensanweisungen eine Veränderungskultur bereits im Keim ersti-cken? Unternehmen müssen Veränderung zulassen und aktiv fördern. Auch wenn das bedeutet, dass liebgewonnene Erfolgsmuster in Frage zu stellen sind.

Hat in der Vergangenheit eine Ausbildung die Grundlage gelegt, um das restliche Arbeitsle-ben zu meistern - flankiert von Weiterbildun-gen und dem Sammeln von Erfahrungen - ist es heute so, dass das vermittelte Wissen eines IT-Systemkaufmanns während der dreijähri-gen Ausbildung im späteren Berufsalltag bereits veraltet ist. Hinzu kommt, dass die Zahl der Studierenden immer weiter wächst, während die Bewerbungszahlen für klassische Ausbildungsberufe zurückgehen.

Unabhängig davon bleibt die Fragestellung, welchen Typus eines Mitarbeitenden wir in Zukunft brauchen. Nicht nur fachlich, son-dern insbesondere hinsichtlich der überfachli-chen Qualifikation werden sich die Kompe-tenzprofile der Unternehmen verändern.

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3 Lebenslanges Lernen

Für die Lebensarbeitszeit von Mitarbeitenden ergeben sich daraus signifikante Veränderun-gen, denen sich jeder Einzelne stellen muss. Ständige Veränderungen und lebenslanges Lernen lösen die Sicherheit eines festen Schreibtisches und die Nutzung von Erfah-rungswissen ab.

3.1 Wissensintensivierung

Dem eigenen Kompetenzmanagement kommt eine völlig neue Bedeutung hinzu. Es wird nicht ausreichen, auf die Weiterbil-dungsangebote des Unternehmens zu war-ten, sondern es gilt vielmehr, Eigenverant-wortung für selbstgesteuerte Qualifizierung zu übernehmen. Es wird immer mehr fachli-ches Wissen aus übergreifenden Fachgebie-ten erforderlich sein. Da zukünftige Fragestel-lungen nicht mehr mit Standardrezepten zu beantworten sein werden, steigen außerdem die Anforderungen im Hinblick auf Kreativität und die eigene Improvisationsfähigkeit.

Diese Wissensintensivierung birgt die Gefahr der Überforderung einzelner Mitarbeitender und schürt die Angst, nicht mit Kollegen Schritt halten zu können. Genau hier gilt es für Unternehmen anzusetzen, neue Wege zu beschreiten und den Mitarbeitenden best-möglich zu unterstützen.

3.2 Work-Private-Balance

Auch wenn der ein oder andere Leser ob der Überschrift schmunzelt, impliziert der be-kanntere Terminus "Work-Life Balance", dass Arbeit kein Teil des Lebens sei. Dafür nimmt

sie aber einen Großteil unserer Lebenszeit ein und einem Großteil der Mitarbeitenden macht die Arbeit auch einfach Spaß.

Vielmehr ist es entscheidend, dass Unter-nehmen darauf achten, dass die Vermischung von Arbeit und Privatleben nicht zu groß wird und Probleme nicht mit nach Hause genom-men werden. Dies führt zu echtem Stress und dann gege-benenfalls zu Burn-out Symptomen. Es gilt also, eine gute Balance zwischen weniger planbaren, flexiblen Arbeitsmodellen – mit denen im Übrigen auch erhöhte Mobilitätsan-forderungen einhergehen – und einem aus-reichenden Raum für Erholungsphasen zu gewährleisten.

4 Fazit: Weltmarktführer im Umgang mit Menschen

Für Unternehmen wird ganzheitliches Perso-nalmanagement der zentrale Schlüssel für den Erfolg. Neben fairen und verlässlichen Arbeitsbedingungen spiegelt sich das im Wesentlichen in den vier Säulen: Personal-führung, Chancengleichheit, Gesundheit sowie Wissen & Kompetenz wider.

Diejenigen, die die Mitarbeitenden in den Mittelpunkt stellen und nicht im Weg sehen, werden alle zukünftigen Herausforderungen meistern und seien sie noch so komplex.

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WARUM EVENTLOGISTIK ROCKT – EIN BLICK HINTER DIEKULISSEN DER BRANCHE

Ein Konzert in der Antarktis veranstalten? Kein Problem! Unbezahlbare Musikinstrumente nach China transportieren? Sofort! Der Eventlogistiker als Allrounder muss allzeit bereit und auf alles vorbereitet sein: Von fast unüberwindbaren Zollkontrollen bis zu Nachtschichten im Wolkenkratzer.

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Andreas Mattick Rock-It Cargo Germany GmbH, Geschäftsführer

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LEBENSLAUF

Andreas Mattick

Rock-It Cargo, Geschäftsführer

1990

1999

2001

2006

L.W. Cretschmar GmbH & Co. KG in Düsseldorf (umfassendes Know-How in See- und Luftfracht, Messe, LKW Nah- und Fernverkehr usw.)

Danzas Messen GmbH (heute DHL Trade Fairs & Events), als Leiter eines 60köpfigen Teams steuerte er in Frankfurt die Abwicklung außereuropäischer Messetransporte

Kühne + Nagel (AG & Co.) KG in München, Leiter der Eventlogistik

Rock-It Cargo GmbH, Geschäftsführer der deutschen GmbH

Foto: Andreas Mattick

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WARUM EVENTLOGISTIK ROCKT – EIN BLICK HINTER DIE KULISSEN DER BRANCHE

Andreas Mattick

1 Die Geburtsstunde der Eventlogistik

Alles beginnt mit einem Telefonat zwischen den Brüdern David und Joel Bernstein im Jahr 1974. David, ein Teenager, der gerade die High School abgeschlossen hat und nun für das Speditionsunternehmen seines Vaters arbeitet, erhält einen Anruf von seinem Bru-der. Joel Bernstein ist Fotograf für Crosby, Stills, Nash & Young, deren Welttournee gerade an zu wenig Laderaum zu scheitern droht:

Die Band ist auf dem Weg nach England. Als die Musiker jedoch am Flughafen ankommen, stellen sie fest, dass sie mit rund 100m³ we-sentlich mehr Fracht zu verladen haben, als sie aufgeben können. Sie bitten Joel um Unterstützung, der wiederum David anruft. Mit Hilfe des Vaters organisiert der junge Spediteur den Transport schnell und unkon-ventionell. Crosby, Stills, Nash & Young kön-nen nach England aufbrechen und die Welt-tournee starten.

Für David Bernstein markiert diese Anekdote den Beginn seiner Karriere im Music Touring: Als Pionier auf diesem Gebiet baut er mit seiner Geschäftsidee schnell und erfolgreich eine neue Logistikbranche auf. Zu den Spedi-tionsaufträgen kommt bald auch die Koordi-nation von Passagiercharterflügen für Bands wie The Eagles dazu.

Mitte der 80er Jahre blüht das internationale Tourneegeschäft auf: Künstler wie Michael Jackson und Bands wie Queen inszenieren erste Mega-Produktionen in Ländern wie Bra-silien und Japan und übertragen Bernstein die Organisation der Logistik. Zu dieser Zeit teilen sich Bernstein und Chris Wright praktisch sämtliche Music Touring Aufträge weltweit untereinander auf. Wright, ein in Großbritan-nien ansässiger Spediteur, sieht ebenso wie Bernstein das Potenzial der neuen Geschäfts-idee. Im Jahr 1986 fusionieren sie: Wright bringt den Namen Rock-It Cargo ein und agiert fortan unter der Firmierung Rock-It Cargo – UK, während Bernstein die Rechte für Rock-It Cargo – USA erhält.

1.1 Kurzprofil Rock-It Cargo

Inzwischen gehört Rock-It Cargo zu den weltweit führenden Full-Service-Anbietern im Bereich Konzert- und Eventlogistik.

Abbildung 1: Charter für eine Orchesterreise, © Rock-It Cargo

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Mit über 200 Mitarbeitern in 17 Büros welt-weit transportiert Rock-It Cargo seit mehr als 37 Jahren insbesondere sensible und zeitkriti-sche Fracht rund um den Globus. Der Spedi-tionsservice umfasst unter anderem Luft- und Seefracht, Charter, LKW-Transporte, Carnet ATA-Erstellung, Lademittel/Kräne, Logis-tik/Lager, Transportversicherungen und Zoll-abwicklungen. Vier von fünf der größten Rock- und Pop-Welttourneen werden seit jeher von Rock-It Cargo betreut.

Seit 2006 ist Rock-It Cargo in Deutschland, genauer in Erding, vertreten und unterhält seit 2011 auch in Frankfurt/Main ein Büro.

Rock-It Cargo erhält seit Gründung stetig Auszeichnungen. Allein im laufenden Jahr 2015 wurde Rock-It Cargo bereits zur »Freight Forwarding Company of the Year« (Pirelli Awards) und zum Gewinner des Freight Forwarding Top Dog Awards gekürt.

2 Eventlogistik: Branche und Berufsbild

2.1 Eventlogistik

Event-Logistik umfasst Live-Events jeder Art verschiedenster Branchen: Rock- und Pop-Konzerte, Orchester-, Opern- und Ballett-Tourneen, aber auch TV-, Film- und Werbe-produktionen, Corporate Events, Roadshows wie zum Beispiel für Automobilunternehmen oder Sportveranstaltungen wie die Olympi-schen Spiele und die FIFA Fußball-WM. Der Service beginnt bereits bei der Vorberei-tung des Transports, egal ob dieser per Luft-, Seefracht oder Landtransport abgewickelt

wird. Kurierdienste, Zollabwicklung, Einlage-rungen und Verpackung sowie die Koordina-tion vor Ort gehören ebenso zu den Aufga-ben wie die Einholung von Sondergenehmi-gungen und die Transportversicherung.

2.2 Der Eventlogistiker

Ein Event-Logistiker agiert »multi-modal«. Er ist nicht auf ein Transportsegment limitiert, sondern muss im Bereich Luftfracht über genauso gute Kenntnisse verfügen wie in der See- und LKW-Fracht - und dies über alle Kontinente und Länder hinweg. Import und Export per LKW, Schiff oder Flug-zeug haben jeweils eigene Regeln, die sich zudem international unterscheiden: Zollver-fahren in China und Brasilien haben zwar die gleiche Basis, variieren in der Praxis dennoch stark. Abgesehen von tiefgehender Kenntnis der bürokratischen Prozesse ist es daher wichtig, ein hohes Maß an interkultureller Kompetenz mitzubringen.

Mit einer Kombination aus theoretischem Wissen, akribischer Papierarbeit und interkul-turellem Fingerspitzengefühl überwindet der Eventlogistiker Hindernisse und Grenzen um ein Vielfaches leichter. Eventlogistiker stehen zu jedem Zeitpunkt der Organisation unter extremem Zeitdruck, denn eine verspätete Anlieferung der Ware ist ausgeschlossen. Wer diesen Beruf wählt, muss daher äußerst flexibel und außerdem 24/7 verfügbar sein, um auftauchende Prob-leme frühzeitig zu erkennen, zu benennen und zu lösen.

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2.3 Eventlogistik: Unternehmen

Unternehmen, die sich auf Eventlogistik spe-zialisiert haben, müssen flache Hierarchien bieten, damit das Management bei Bedarf schnell eingreifen kann - denn der Ausfall einer Show kann ein richtungsweisender, existenzbedrohender Vorgang für einen Event-Logistiker sein.

2.4 Kunden

Während herkömmlichen Logistikern in der Regel Fachpersonal in den Versandabteilun-gen der Verlader gegenübersitzen, hat der Event Logistiker oft „Kreative“ als Ansprech-partner, die in ihrem Tagesgeschäft selten bzw. unregelmäßig mit Logistik konfrontiert sind. Hier ist wieder eine hohe Kommunikati-onsfähigkeit gefordert. Geschwindigkeit in der Kommunikation mit dem Kunden spielt eine wichtige Rolle. Wenn ein Eventlogistiker bereits langsam auf Anfragen reagiert, zwei-felt der Kunde dementsprechend daran, dass seine Fracht schnell genug ans Ziel kommt.

3 Fazit

Eventlogistiker ist kein Beruf für Menschen mit schwachen Nerven. Wer jedoch ausdau-ernd, stressresistent und in der Welt zu Hause ist, wird mit überaus spannenden und ab-wechslungsreichen Tätigkeiten belohnt.

Abbildung 3: Eventlogistik, © Rock-It Cargo

4 Literatur

Tilo Bobel: Logistikorientiertes Management von Events, Schriftenreihe Logistik der Kühne-Stiftung, 2008.

Abbildung 2: Verladung eines Audi i8-Modells in einen Palazzo in Rom, © Rock-It Cargo

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DIE VORTEILE DER WASSER-STRASSEN IM RAHMEN MULTI- MODALER TRANSPORTKETTEN

Zu Wasser, zu Lande und in der Luft: Um die Überlastung eines Transportnetzes zu vermeiden, müssen Alternativen geschaffen und genutzt werden. Dabei erweisen sich »kleine Schleichwege« als effektiver als man denkt …

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Markus Nölke ShortSeaShipping Inland Waterway Promotion Center, Geschäftsführer

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LEBENSLAUF

Markus Nölke

Verein zur Förderung des Kurzstreckenseeverkehrs e.V. c/o ShortSeaShipping Inland Waterway Promotion Center (SPC), Geschäftsführer

1987 – 1989

1991 – 1995

1995 – 1997

1998 – 2010

seit 2010

Ausbildung zum Speditionskaufmann bei der Internationalen Spedition Karl Gross, Bremen/Bremerhaven

Panalpina Welttransport GmbH, Hamburg Expedient Import See

Fachstudium an der Deutschen Außenhandels- und Verkehrs-Akademie (DAV), Bremen / Betriebswirt (HWF) – Fachrichtung Verkehr

Internationale Spedition ATEGE mbH, Frankfurt/Main, Bremen, Hamburg Div. Leitungsfunktionen im Bereich Überseeverkehre

Geschäftsführer im SPC

Foto: Markus Nölke

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DIE VORTEILE DER WASSERSTRASSEN IM RAHMEN MULTIMODALER TRANSPORTKETTEN

Markus Nölke

1 Das SPC

Der Verein zur Förderung des Kurzstrecken-seeverkehrs e.V. ist Träger des ShortSeaShip-ping Inland Waterway Promotion Centers (SPC). Dabei handelt es sich um eine öffent-lich-private-Partnerschaft, die maßgeblich vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, aktuell zehn Bundes-ländern (u.a. Sachsen-Anhalt), Branchenver-bänden und Unternehmen der verladenden Wirtschaft wie: Verlader, Spediteure/Logistiker, Umschlagsun-ternehmen, Reedereien, Hafenbetreiber etc. unterstützt wird. Aktuell zählt das Netzwerk über 50 Mitglieder.

Das SPC hat seinen Dienstsitz unmittelbar im Bundesverkehrsministerium am Sitz in Bonn. Aufgabe des SPC ist die Förderung des Kurz-streckensee- und Binnenschiffsverkehrs im Rahmen multimodaler Transportketten, d.h. auch der Verkehrsträger Schiene findet Be-rücksichtigung. Drei Aufgabenschwerpunkte bilden die tägli-che Arbeit des SPC ab: dazu zählen die neut-rale Beratung von Verladern und Spediteuren, Ausbildungsaktivitäten und Marke-ting/Promotion.

Die Gründung des SPC erfolgte 2001. Vorbild war das niederländische Shortsea Promotion Center, das 1997 gegründet wurde. Aktuell gibt es in Europa ca. 20 Shortsea Promotion Center.

Diese 20 Promotion Center tauschen sich unter dem Dach des European Shortsea Net-works (ESN) aus und halten den Kontakt zu den wichtigen Stellen der EU-Kommission.

2 Die Ausgangslage

Im Jahr 2014 ist der Güterverkehr in Deutsch-land stark gewachsen: Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes im Februar 2015 stieg das Transportaufkommen gegenüber dem Vorjahr um 2,9 % und damit auf 4,5 Milliarden Tonnen. Der bisherige Höchstwert aus dem Jahr 2008 konnte somit um 0,4 % übertroffen werden. Dazu trugen vor allem der Straßen- und Seeverkehr, aber auch die Luftfahrt und Binnenschifffahrt bei.

Nach Schätzung des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur wurden im Jahr 2014 rund 3,5 Milliarden Tonnen auf der Straße befördert, 3,7 % mehr als im Jahr 2013. Ein Grund für diese Steigerung liegt in der starken Zunahme von Baustofftranspor-ten zu Beginn des Jahres 2014, welche auf-grund der milden Witterung möglich waren.

Der am zweitstärksten wachsende Verkehrs-zweig, mit 2,4 %, war die Seefahrt. Ihre Beförderungsmenge stieg auf insgesamt 301 Millionen Tonnen. Auch die Binnenschifffahrt erlangte einen Zuwachs von 0,8 % und transportierte 229 Millionen Tonnen.

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Abbildung 1: Samskip Courier Containerschiff, © ShortSeaShipping

Am beförderungsschwächsten im Jahr 2014 erwies sich die Eisenbahn: Sie transportierte nur 365 Millionen Tonnen, das waren 2,4 % weniger als im Vorjahr. Besonders im Zeit-raum von Oktober bis November, während der Tarifstreiks, gab es hohe Rückgänge.

Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass das Güteraufkommen in Deutschland und Europa auch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten weiter stark steigen wird. Unsere heutige sehr gut ausgebaute Infra-struktur, insbesondere die Brücken der Stra-ßenverkehrsinfrastruktur, ist durch den Gü-terverkehr und dessen Wachstum extrem belastet. Zahlreiche Brücken in Deutschland sind teilweise für den Güterverkehr gesperrt oder werden abgelastet (Reduzierung des erlaubten Gesamtgewichts eines Fahrzeugs zum Befahren einer Brücke).

Aus haushalts- und auch gesellschaftspoliti-schen Gründen ist ein starker Ausbau der vorhandenen Infrastruktur unter Berücksich-tigung des prognostizierten Wachstums nur bedingt möglich.

Daher bekommen unter verkehrspolitischen Aspekten zwei Punkte eine besondere Bedeu-tung:

– Einsatz der vorhandenen Haushaltsmittelfür den Erhalt, vor Aus- und Neubau

– Stärkere Nutzung vorhandener Ver-kehrsträger mit freien Kapazitäten zurEntlastung der Straßeninfrastruktur.

Im aktuellen Weißbuch der EU zum Güterver-kehr wird als Ziel vorgegeben, das bis 2030 30% des Straßengüterverkehrs ab 300 km möglichst über alternative Verkehrswege wie Wasserstraße und Schiene durchgeführt werden sollen, bis 2050 sogar 50%.

3 Alternativen

Das Netz der Bundeswasserstraßen hat eine Länge von rund 7.350 km und schließt neben den Binnenwasserstraßen auch ca. 17.800 km² Seewasserstraßen ein. Von der Gesamtlänge entfallen ca. 6.600 km auf Binnenschifffahrtsstraßen und ca. 750 km auf Seeschifffahrtstraßen ohne die Außenbe-reiche der seewärtigen Zufahrten.

Etwa 35% der Netzlänge sind frei fließende, bzw. geregelte Flussstrecken, 41% staugere-gelte Flussstrecken und 24% künstliche Was-serstraßen (Kanäle). Nach dem System der europäischen Klassifizierung für Binnenwas-serstraßen besitzen 70% der deutschen Was-serstraßen internationale Bedeutung, 17% sind nur von nationaler Bedeutung und 13% sind nicht klassifiziert, bzw. nicht dem allge-meinen Güterverkehr dienend.

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Nicht nur aufgrund eines umfassenden Was-serstraßennetzes, sondern auch unter Berück-sichtigung ökologischer Faktoren, wie Lärm und CO2-Emissionen, bieten die Wasserstra-ßen eine gute Alternative. Gemessen an der transportierten Tonnage (große Mengen) gehört die Schifffahrt zu den umweltfreund-lichsten Verkehrsträgern.

Abbildung 2: HundS Barge auf dem Rhein, © ShortSeaShipping

Außerdem erfolgte zum 01. Januar 2015 eine erneute Reduzierung der Grenzwerte für Schwefelemissionen in den wichtigen Fahrt-gebieten des Kurzstreckenseeverkehrs Nord- und Ostsee, Ärmelkanal und der Irischen See.

Mit über 1000 Häfen und rund 100.000 km Küstenlänge bietet das europäische Küsten-wasserstraßennetz eine hervorragende Vo-raussetzung für das Shortseashipping.

4 Literatur

[1] Bundesministerium für Verkehr und digita-le Infrastruktur http://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Publikationen/StB/oeffentlich-private-partnerschaften-beispiel-bundesfernstrassenbau.pdf

[2] Statistisches Bundesamt, Pressemitteilung Nr. 050 vom 13.02.2015 https://www.destatis.de/DE/PresseService/ Presse/Pressemitteilungen/2015/02/ PD15_050_463.html

[3] Weißbuch Verkehr 2050, 13.03.2012 http://www.eu-koordination.de/PDF/ steckbrief-weissbuch-verkehr.pdf

[4] Elektronischer Wasserstraßen-Informationsservice (ELWIS) https://www.elwis.de/Binnenwasserstrassen/Klassifizierung/System-Klassifizierung.pdf

[5] ShortSeaShipping http://www.shortseashipping.de/de/system-wasserstrasse-schiene/netzumfang.php

[6] Deutscher Bundestag, Drucksache 18/4747 Kleine Anfrage, Grenzwerte für Schiffsemissionen http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/047/1804747.pdf

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LEICHT EFFIZIENT UMWELT- FREUNDLICH – NUTZFAHRZEUGE AUS CFK

Schwergewichte waren gestern: Nicht nur in der Luftfahrt muss Ballast abgeworfen werden, auch in der Automobilbranche heißt es: »Schneller, höher, leichter«. Neuigkeiten zur Pionierarbeit und den Vorteilen von Leichtbauweisen bei Transportfahrzeugen.

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Dipl.-Ing. Ria Kaiser TTT The Team Composite AG, VDI

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LEBENSLAUF

Dipl.-Ing. Ria Kaiser

TTT The Team Composite AG, Vorstand

1983

1983 – 1991

1992 – 1999

1999

2007

2012

Dipl.- Ing. Maschinenbau / Konstruktionstechnik an der Otto- von-Guericke-Universität Magdeburg

Konstruktion Vorrichtungsbau Fahrzeugtechnik in Potsdam Babelsberg

In leitenden Funktionen (Konstruktion) im Nutzfahrzeuganhängerbau (Babelsberger Fahrzeugtechnik, SDC Trailers Ltd Hamburg)

Gründung der TTT The Team Technology GmbH (Ingenieurdienstleister für Nutzfahrzeugtechnologie) als GF und Gesellschafter bis 2008

Gründung der TTT The Team Composite AG (Ingenieurdienstleister für Nutzfahrzeugtechnologie und neue Materialien/Composites) als Aktionär und Vorstand

Gründung der CT&T Carbon Truck & Trailer GmbH als Gesellschafter (Produktionsunternehmen für Composite-Bauteile in Serie)

Foto: Dipl.-Ing. Ria Kaiser

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LEICHT EFFIZIENT UND UMWELTFREUNDLICH – NUTZFAHRZEUGE AUS CFK

Dipl.-Ing. Ria Kaiser

1 Der Markt

Der Bedarf vor allem an temperaturgeführten LKW-Transporten nimmt europaweit immer mehr zu. Trotzdem sind die Fahrzeuge in ihrer technischen Entwicklung auf der glei-chen Stufe wie vor 50 Jahren: sie haben zwar eine moderne Motorisierung, der Aufbau entspricht aber einer alten Technologie. Die Gesetze und Auflagen bringen das weit ausgeschöpfte Potential an eingesetzten Materialien noch weiter und schneller an Grenzen. Das Leichtbaupotential und damit die Gewichtsreduzierung sind mit den Mate-rialien Stahl und Aluminium weitestgehend ausgereizt. Neben der Elektromobilität stellt die Ge-wichtsreduzierung die beste Möglichkeit dar, die CO2-Emission zu senken und die klimapo-litischen Ziele zu erreichen. Nicht nur im Lebensmitteltransport, auch in der Pharmalo-gistik spielt Gewicht eine immer größere Rolle, hat man sich doch aufgrund der neuen Qualitätsanforderungen der GDP (Good Dis-tribution Practice) dazu verpflichtet, sämtliche Transporte temperaturgeführt durchzufüh-ren, d.h. jedes Fahrzeug muss mit einer Kühlmaschine ausgerüstet sein, was ein zu-sätzliches Gewicht von 600-900 kg pro An-hänger und ca. 80 bis 200 kg beim Motor-wagen-Fahrzeug ausmacht. Ein weiterer Aspekt für die Bewertung und Auswahl von zu optimierenden Fahrzeugen ist die Betrachtung der Effizienz der einzelnen Fahrzeugklassen, siehe Abb. 1.

Abbildung 1: Dieselverbrauch in den Fahrzeugklassen, ©ACEA/Volvo

2 Die Lösung

TTT hat vor elf Jahren angefangen, CFK im Nutzfahrzeug, Sattelauflieger, einzusetzen und verfügt hier über eine entsprechend große Erfahrung.

Die Vorteile der CFK-Leichtbauweise sind:

– ca. 60% leichter als Stahl und ca. 30%leichter als Aluminium

– thermische Stabilität– extrem leicht bei sehr hoher Stabilität– Langlebig– Multifunktionell– Korrosionsfrei– hohe Energieaufnahme beim Crash.

Die Prototypen, die seit 2004 gebaut wurden, haben die Eignung des Materials für dieses Einsatzsegment belegt.

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Abbildung 2: Kippsattelauflieger 2004, © TTT

Abbildung 3: Mega-Curtainsider-Sattelauflieger »Phoenixx« 2006, ©TTT

Abbildung 4: Kühlsattelauflieger 2009-2011,© TTT

Mit dem 3,5t-Fahrzeug in CFK-Leichtbauweise wird nun ein schneller Markt-eintritt angestrebt, die Teile sind in Ihrer Geometrie deutlich einfacher zu fertigen.

Abbildung 5: Größenvergleich Monocoque Sattelauflieger und Transporter, © TTT

3 Die Umsetzung

Das Ziel ist es, eine Serienproduktion darzu-stellen. Dabei ist es unbedingt erforderlich, die CFK-Struktur zu »überwachen«.

Bereits im ersten Projekt der TTT wurde die tatsächlich auftretende Beanspruchung der Bauteile durch Messtechnik ermittelt und überwacht. Diese veraltete und aufwändige Technik wird durch ein Structural Health Monitoring System ersetzt, welches analog der Telematik online Daten liefert - bis hin zu Schadensvorhersage, Versagensmanagement und Inspektions-Prüfintervallen über das FIS (Fahrerinformationssystem) im Motor-wagen/Zugkopf.

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Das Chassis als tragende Struktur ist der wesentliche Bestandteil der Fahrzeuge, weil gerade hier hohe Beanspruchungen auftreten und das hochfeste Material CFK sinnvoll eingesetzt werden kann. Daraus ergab sich die materialgerechte Bauweise eines Mono-coques mit belastungsorientierter Faseraus-richtung, die für jede Lage des Materials definiert wird. In der 3,5 t Klasse liegt ein wesentlicher Punkt in der Auslegung der Schnittstellen zwischen Stahlplattform (Zugkopf) und dem CFK Monocoque (An- u. Aufbau), da durch den Materialmix (Metall/Faserverbund) massi-ve Lastsprünge auftreten können.

Bei den TTT-Prototypen wurde das Chassis bisher zeit- und kostenintensiv in Handarbeit gefertigt. Ziel ist es, den Prozess zu entwi-ckeln, der es ermöglicht, große CFK-Bauteile in kürzerer Durchlaufzeit bei gleichbleibender Qualität zu fertigen. Die Wirtschaftlichkeit der Bauweise dieses Bauteils muss deutlich er-höht werden, um die CFK-Fahrzeuge von den Gesamtkosten attraktiver zu machen. Um die Machbarkeit zu prüfen, wurde auch hier ein Prototyp gebaut.

Abbildung 6: Fasergerechte Auslegung des Bauteils, © TTT

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Abbildung 7: Prototypenfertigung: Urmodell, © TTT

Abbildung 8: Prototypenfertigung: Negativform, © TTT

Abbildung 9:Prototypenfertigung: Einlegen von Fasern, Schaumkernen, © TTT

Abbildung 10:Prototypenfertigung: Vakuuminfusion, © TTT

Abbildung 11: Prototypenfertigung: Anformen der Achsquerträger, © TTT

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Abbildung 12: Chassis nach Tempern und Besäumen,© TTT

Dieses Fahrzeug wurde auf der IAA Nutzfahr-zeuge 2014 in Hannover auf dem Stand der VW Nutzfahrzeuge ausgestellt. Die Resonanz beim Kunden hat gezeigt, dass hier ein Be-darf an Leichtbaufahrzeugen besteht.

Abbildung 13: Proto-Fahrzeug auf IAA Nutzfahrzeuge 2014 in Hannover, © TTT

4 Tests und Strukturüberwachung

Um die Testphase zu verkürzen, wurde be-reits beim Protofahrzeug eine Strukturüber-wachung integriert. Dabei wurden piezo-keramische Sensoren auf das Bauteil geklebt, welche Lambwellen in die Struktur senden, deren Echo ausgewertet wird.

Abbildung 14: Sensorverteilung, © TTT

Für die Erteilung einer UBB (Unbedenklich-keitsbescheinigung) durch den Hersteller des Zugkopfes wurden diverse Testfahrten durchgeführt, bevor das Fahrzeug zum Kun-den geht.

SLALOM 18m Beladungszustände: Leer & zulässiges Ge-samtgewicht (zGG) + 10%, Beurteilung der: Durchfahrzeit, Durchschnittsgeschwindigkeit, max. Querbeschleunigung, des subjektiven Fahreindrucks.

Abbildung 15:Slalomfahrt, © AL-KO

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VDA-TEST Beladungszustände: leer & zGG +10% Beurteilung der: Durchfahrzeit, max. Grenzgeschwindigkeit, max. Querbeschleunigung, des subjektiven Fahreindrucks.

Abbildung 16: VDA Test, © AL-KO

Fazit: Das Fahrzeug ist unabhängig von der Bela-dung bei beiden Manövern gut beherrschbar und liegt mit den erzielten Werten auf Marktniveau. CFK Monocoque, Aufbau und Achskonzept harmonieren gut.

Kurzdauerlauf auf dem IVECO Prüfgelände Markbronn Beladungszustände: leer & zGG +10% Dauerlaufanteil-leer: 50 Runden Dauerlaufanteil-zGG +10%: 100 Runden

Fazit: Das Fahrzeug absolvierte den Kurzdauerlauf ohne Auffälligkeiten bzw. Ausfälle. Die dabei eingebrachte Belastung entspricht ca. der Belastung von 15.000 km mitteleuropäischer Straße. Die Strukturüberwachung zeigte, dass zu keinem Zeitpunkt Grenzwerte erreicht wur-den.

Anschließend ging das Fahrzeug zum Einsatz beim Kunden mit umweltpolitischer Bot-schaft:

Abbildung 17: Einsatz beim Kunden, © COOP

5 Ergebnisse und nächste Schritte

Zusammenfassung der Vorteile für den Kun-den:

– Standard-TÜV-Abnahme nach §13– Bis zu 40% mehr Zuladung– Bis zu 30% weniger Fahrten– Senkung des Verbrauchs und damit der

CO2-Emission– Aerodynamische Kontur– Innerstädtischer Verteilereinsatz (Um-

weltzone) für Lebensmittel, Pharmat-ransport (vorbereitet für E-Mobilität)

– Vakuum-Wärmedämmung reduziert dieLeistung der Kühlmaschine um bis zu60%

– integrierte Strukturüberwachung (SHM)der CFK-Bauteile.

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Es sollen Zielkosten erreicht werden, die ca. 25-30% über einem konventionellen Fahr-zeug liegen.

Dazu muss der entsprechende Fertigungspro-zess entwickelt werden. Dieses Projekt wird gemeinsam mit der Carbon Truck & Trailer GmbH voran gebracht, gefördert vom Wirt-schaftsministerium des Landes Niedersachsen unter Beteiligung von Volkswagen Nutzfahr-zeuge und COOP Schweiz.

So könnte die Fertigungsstraße dann ausse-hen:

Abbildung 19:

Abbildung 18: Fertigungskonzept RTM, © Frimo

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DIE EVOLUTION EINES GESCHÄFTSMODELLS IN DER LOGISTIK: WIE AUS BERATUNG UND SOFTWARE EIN ERFOLG-REICHER 4PL ENTSTAND.

Was in der Medizin der Chirurg, ist in der Wirtschaft der 4PL-Dienstleister: Ein Spezialist im Aufdecken von Schwachstellen, im Improvisieren selbst unter Stressbedingungen und er-schreckend effizient. Über die Auslagerung von Planungsauf-gaben zur Prozess- und Kostenoptimierung in Unternehmen.

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Dr. Stefan Wolff 4flow AG, Geschäftsführer

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LEBENSLAUF

Dr. Stefan Wolff

4flow AG, CEO

1989 – 1994

Seit 1990

1994

Seit 2000

Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Prof.-Dr.-Ing. Helmut Baumgarten, Bereich Logistik, Technische Universität Berlin

Beratung großer und mittelständischer Unternehmen im Bereich Logistik

Promotion an der Technischen Universität Berlin mit Auszeichnung zum Dr.-Ing. über IT-Systeme im Lieferzeitmanagement

Vorsitzender des Vorstandes der 4flow AG (CEO) 4flow ist ein führender Anbieter von Logistikberatung, Logistiksoftware und Logistikmanagement

Foto: Dr. Stefan Wolff

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DIE EVOLUTION EINES GESCHÄFTSMODELLS IN DER LOGISTIK: WIE AUS BERATUNG UND SOFT-WARE EIN ERFOLGREICHER 4PL ENTSTAND.

Dr. Stefan Wolff

Die Konzentration auf Kernkompetenzen und die damit verbundene Arbeitsteilung ist seit mindestens 20 Jahren ein bedeutendes Ma-nagementthema. Die Folge für die Logistik ist der nachhaltige Trend, logistische Aufgaben an Drittunternehmen zu vergeben. Zunächst wurden nur Transporte und Lager-dienstleistungen fremdvergeben. Später folgte mit der Kontraktlogistik das Outsour-cing einer Reihe von physischen Mehrwert-dienstleistungen, wie beispielweise Kommis-sionierung und Sequenzierung. Nach Vergabe dieser physischen Logistikprozesse begann in einem weiteren Schritt die Auslagerung von einfachen Steuerungsprozessen wie der Transportdisposition.

1 Entwicklung von 4PL-Dienstleistern

Der Anteil an fremdvergebenen Leistungen wächst kontinuierlich. Als Folge dessen sind die großen Logistikdienstleister, die sowohl die klassischen Transport-, Umschlag- und Lagerdienstleistungen (TUL) als auch Mehr-wertdienstleistungen anbieten, zu einer drit-ten Partei zwischen Kunde und Lieferant geworden. Diese Third-Party-Logistics-Anbieter (3PL) betreiben und steuern teilwei-se die gesamte Logistikkette ihrer Kunden, üblicherweise mit eigenen Assets, wie Fahr-zeugen und Lagerhallen.

Im Zuge umfassender Outsourcing-Überlegungen und im Bestreben um schnelle Kostenreduzierungen wird aktuell verstärkt die Auslagerung der Planungs- und Optimie-rungsfunktionen in Unternehmen diskutiert. Diese Diskussion knüpft an den 4PL-Gedanken an: Eine vierte unabhängige Partei übernimmt im Auftrag des Kunden die Opti-mierung, Integration und Steuerung der Supply Chain und somit auch die Auswahl, Beauftragung und Steuerung der 3PL-Dienstleister. Als eine Art Generalunterneh-mer stellt der 4PL Leistungsbestandteile der Supply Chain kosten- und serviceoptimal zusammen.

Der Kunde profitiert bei der Beauftragung eines 4PL-Dienstleisters in folgenden Punkten:

– Reduzierung der Logistikkosten beierhöhtem oder gleichem Servicegrad

– Steuerung und Integration der SupplyChain durch den 4PL

– Schnelle Umsetzung von Einsparungendurch sofortige Verfügbarkeit von quali-fizierten Mitarbeitern, IT und Markt-kenntnis

– Erhöhung der Supply-Chain-Transparenzdurch kontinuierliches Reporting undMonitoring.

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2 Charakteristika eines 4PL-Dienstleisters

Ein 4PL sollte ein ganzheitliches, integriertes Supply-Chain-Prozessmanagement anbieten, aus dem der Kunde die gewünschten Leis-tungsumfänge modular auswählen kann. Die Kernkompetenz des 4PL-Dienstleisters liegt in der Integration, Planung und Steuerung der Logistikprozesse für seine Kunden. Er stellt die Intelligenz der Supply Chain dar.

2.1 Leistungsportfolio und Fachkom-petenz

Unabhängig von der gewünschten Implemen-tierungstiefe sollte ein 4PL-Anbieter in der Lage sein, sämtliche Prozesse des Supply Chain Managements zu übernehmen: zum Beispiel von der strategischen Netzwerkpla-nung bis hin zur operativen Transportsteue-rung oder vom strategischen Dienstleistungs-einkauf bis hin zur Frachtkostenabrechnung sowie dem Bestandsmanagement. Der 4PL sollte ein erfahrener Planer und Optimierer sein, der mit den aktuellen Trends in der Logistik vertraut ist und innovative Konzepte pragmatisch einführt.

2.2 Systeme und Prozesse

Der 4PL sollte über eine etablierte Prozess-landschaft verfügen, welche die effiziente Planung, Optimierung, Steuerung und Ab-wicklung der Logistikprozesse erlaubt. Ein guter 4PL bietet für jeden Kunden auf Basis standardisierter Module genau die richtige Lösung.

Zur Unterstützung dieser Prozesse benötigt der 4PL-Dienstleister überlegene IT-Systeme

– zur Beherrschung der Komplexität inPlanung und Steuerung,

– zur Verknüpfung der Partner in derSupply Chain,

– zur lückenlosen Abwicklung vielstufigerProzesse und

– zur Schaffung einer konstantenTransparenz über die Leistungserstellungin globalen Systemen.

2.3 Qualität und Reporting

Zur Gewährleistung der Qualität und zur Erhöhung der Transparenz sollte ein 4PL ein standardisiertes und strukturiertes Reporting anbieten. Da ein Unternehmen einen wesent-lichen Teil seiner Logistik aus der Hand gibt, ist es besonders wichtig, dass der 4PL-Dienstleister den Kunden regelmäßig über eine Scorecard oder ein gemeinsam definier-tes Key-Performance-Indicator-System (KPI) informiert.

2.4 Marktkenntnis

Der 4PL muss Experte für Logistikdienstleis-tungen sein und über exzellente Marktkennt-nisse in der jeweiligen Branche des Kunden verfügen. Nur unter Beachtung der Beson-derheiten und spezifischen Anforderungen des Marktes bzw. der jeweiligen Industrie lässt sich das Kosten- und Serviceoptimum für den Kunden erreichen. Auch ist zu berück-sichtigen, dass die Wettbewerbssituation auf dem Markt der Logistikdienstleistungen regi-onal oft sehr verschieden ist.

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2.5 Neutralität

Die Neutralität ist das entscheidende Merk-mal eines echten 4PL. Der 4PL sollte nur ein Ziel verfolgen: Logistik- und Prozesskostenre-duzierung bei gleichzeitiger Erhöhung der Prozessqualität und des Servicegrades für den Kunden. Er verfügt nach Möglichkeit über keine eigenen Assets, sondern beschafft die Logistikdienstleistungen im Auftrag seiner Kunden zu 100 Prozent bei 3PL-Dienstleis-tern, damit er frei von Restriktionen die Supp-ly Chain ganzheitlich optimieren kann. Unter wirtschaftlichen Aspekten greift im Gegen-satz dazu ein 3PL mit einem 4PL-Angebot nur auf Assets anderer 3PL-Anbieter zurück, wenn der Profit größer als der entgangene Deckungsbeitrag ist. Ein unabhängiger 4PL wählt hingegen ab dem ersten Euro den gesamtkostenoptimalen Anbieter.

3 Bewertung aktueller 4PL-Angebote

Am Markt finden sich gegenwärtig im Wesentlichen drei Gruppen von Angeboten, die dem 4PL-Gedanken entsprechen.

3.1 3PL-Dienstleister mit einem 4PL-Angebot (Lead Logistics Pro-vider)

3PL-Anbieter haben gute Grundvoraus-setzungen für das Angebot von 4PL-Dienstleistungen und treten als Lead Logistics Provider (LLP) am Markt auf. Oft haben die Kunden jedoch Zweifel an der Neutralität, da das Hauptgeschäft durch die Nutzung eige-ner Assets erzielt wird. Dies stellt den LLP oft vor eine nicht lösbare Aufgabe: Er muss

nachweisen, dass seine Leistung die kosten- und leistungsseitig beste Operation ist.

3.2 Interne 4PL-Dienstleister ohne Assets/Ressourcen

Der interne 4PL-Anbieter, wie er sich bei-spielsweise in der Konsumgüterindustrie in den letzten Jahren entwickelt hat, verfügt im Gegensatz zu einem LLP über die notwendige Neutralität. Die Herausforderung beim Auf-bau eines internen 4PL-Angebots liegt viel-mehr in den Bereichen Prozesse und Systeme sowie Know-how. Sofern ein Unternehmen diesen Bereich neu errichtet, muss zunächst das erforderliche Know-how aufgebaut bzw. eingekauft werden und es gilt, die notwendi-gen Prozesse zu definieren und Systeme zu entwickeln. Die Entscheidung zwischen der internen Erbringung und der Fremdvergabe fällt unter folgenden Abwägungen:

– Handelt es sich für das Unternehmenum eine Kernkompetenz und ist somitder Aufwand für eine interne 4PL-Lösung zu rechtfertigen?

– Ist das Unternehmen bereit, den zeitli-chen Nachteil bei der Erschließung derOptimierungspotentiale in Kauf zunehmen, um langfristig eigene Ressour-cen und eigenes Know-how und eigenespezialisierte IT-Systeme aufzubauen?

3.3 Externe 4PL-Dienstleister ohne Assets/Ressourcen

Die Identifikation eines 4PL-Dienstleisters ohne eigene Assets wird heute durch feh-lende Markttransparenz maßgeblich beein-trächtigt, da es keine eindeutige Abgrenzung

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der Leistungen gibt. Der junge Markt ist noch sehr zersplittert und es gibt nur sehr wenige professionelle Anbieter. Ist allerdings die Hürde eines erschwerten Auswahlprozesses erst einmal genommen, ist der Deckungsgrad mit den Anforderungen im Vergleich zu den zwei Alternativen der höchste.

Doch wie können sich solche Anbieter ent-wickeln? Hier gibt es wiederum mehrere Alternativen:

– Ein 3PL könnte sich entscheiden, sichvon sämtlichen Assets zu trennen undnur noch als neutraler 4PL aufzutreten.

– Ein Logistikberatungsunternehmenkönnte seine Optimierungs- und Pro-zesskompetenz nutzen, um zusätzlichein 4PL-Geschäft zu etablieren.

– Ein Logistiksoftwareanbieter könnte aufBasis eines Software-as-a-Service-Ansatzes weitere Services anbieten undsich so in Richtung eines 4PL entwickeln.

In jedem Falle sind beträchtliche finanzielle Ressourcen nötig, um ein 4PL-Geschäft auf-zubauen und erfolgreich am Markt zu etab-lieren.

4 Fazit

Obwohl das 4PL-Konzept schon seit längerer Zeit bekannt ist, hat es sich bisher in der Praxis nicht flächendeckend durchgesetzt. Ein Grund hierfür ist die hauptsächlich aus 3PL-Dienstleistern bestehende Anbieterstruktur, die dem Neutralitätsanspruch nicht ausrei-chend gerecht wird. Unter Berücksichtigung des aktuellen Kostendrucks lohnt sich aller-dings die Suche nach dem individuell

passenden Anbieter. Insbesondere in den übergreifenden Konzepten zur Gestaltung und Optimierung des Logistiknetzwerkes liegen heute noch große Potenziale. Nicht selten werden Einsparungen deutlich im zweistelligen Prozentbereich schon in weni-gen Monaten realisiert.

Das Unternehmen 4flow hat sich über einen Zeitraum von mehreren Jahren von einem Anbieter von Logistikberatung und Lo-gistiksoftware zu einem Unternehmen mit einem integrierten Geschäftsmodell entwi-ckelt, das auch höchst erfolgreich 4PL-Dienstleistungen anbietet. 4flow ist damit ein Innovationsführer in der Logistik.

5 Literatur

Dieser Beitrag basiert in großen Teilen auf:

[1] Althoff, Kai und Schulcz, Julian: Fourth Party Logistics (4PL) – Vermeidung von Zielkonflikten durch unabhängige Anbie-ter, In: Newsletter der 4flow AG, Ausgabe Juli 2009, S. 2-6.

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AUTOREN

Kaiser, Ria, Dipl.-Ing. TTT The Team Composite AG, Stade

Mattick, Andreas Rock-It Cargo Germany GmbH, Erding

Nölke, Markus ShortSeaShipping Inland Waterway Promotion Center (SPC), Bonn

Ratzmann, Thorsten, Dipl.-Ing. (FH) HARTING Technologiegruppe, Espelkamp

Wolff, Stefan, Dr. 4flow AG, Berlin

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IMPRESSUM

Gastvortragsreihe Logistik 2015 »Logistik als Arbeitsfeld der Zukunft – Potenziale, Umsetzungsstrategien und Visionen« 18. Gastvortragsreihe16. April – 3. Juni 2015, Magdeburg

Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF Herausgeber: Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Prof. E. h. Dr. h. c. mult. Michael Schenk Sandtorstraße 22 | 39106 Magdeburg Telefon +49 391 4090-0 | Telefax +49 391 4090-596 [email protected] www.iff.fraunhofer.de

Umschlaggestaltung: Bettina Rohrschneider Redaktion: Dipl.-Wirtsch.-Ing. Fabian Behrendt, Madlen Jirmann B. A., Marie-Christin Henkel B. A., Tom Assmann B. Sc. Titelfoto: Rock-It Cargo Germany GmbH Fotos, Bilder, Grafiken: Soweit nicht anders angegeben, liegen alle Rechte bei den Autoren der einzelnen Beiträge.

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