Literatur und Information - Datenbanken, Fachliteratur, Literaturrecherche und -verwaltung
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2 — Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien (L3T)
1. Einleitung
Durch die viel zitierte Flut an Informationen gewinntInformationskompetenz mehr und mehr an Be-deutung. Diese Schlüsselqualifikation der Wissensge-sellschaft soll unter anderem dazu befähigen, ge-eignete Informationsquellen im Internet zu verifi-zieren und so zu nutzen, dass ein a priori erkannterInformationsbedarf bei Anwendung effektiver Such-strategien erfolgreich befriedigt wird. War es in frü-heren Jahrzehnten ausreichend, im institutseigenenBibliothekskatalog zu recherchieren und vielleichtnoch die ein oder andere Literaturdatenbank einesHosts (Datenbankanbieter) in Anspruch zu nehmen,so sind die Anforderungen an Studierende und For-schende in puncto Informationskompetenz aus vie-lerlei Gründen erheblich angestiegen (Lux & Sühl-Strohmenger, 2004). Wesentliche Grundlage für eineErfolg versprechende Recherche im Web ist dieKenntnis relevanter Literaturdatenbanken, Fach-portale, Informationssysteme und Zeitschriften – be-sonders von Zeitschriften, die den Open-Access-Ge-danken realisiert haben und referierte Beiträge derScientific Community zur Verfügung stellen (Linten,2009; siehe Kapitel #openaccess). Ebenso wichtig istein methodisches Instrumentarium zur Recherchewissenschaftlicher Fachinformationen (Virkus, 2003).Denn „[p]rofessionelle Literaturrecherche in der Bil-dungsforschung muss heute [..] im Web stattfinden,wenn man umfassend und aktuell recherchieren will“(Schaffert, 2007).
An der Universität Konstanz wurde diesbezüglichim Rahmen des Projekts Informationskompetenzeine solche Recherchestrategie, ein sogenannter Re-cherchefahrplan (Bibliothek der Universität Kon-stanz, 2005) entwickelt. Demnach bezeichnet Infor-mationskompetenz die Fähigkeiten, einen Informati-onsbedarf zu erkennen und zu benennen, eine Such-strategie zu entwickeln, die geeigneten Informations-quellen zu identifizieren und zu nutzen, die Informa-tionen schließlich zu beschaffen, zu evaluieren undsie so weiterzuverarbeiten, dass die ursprünglicheFragestellung effektiv und effizient gelöst wird.
Zum Begriff der Informationskompetenz gibt eseine Reihe an Definitionen und Begriffserläute-rungen, die jedoch in diesem Kapitel nicht näher be-trachtet werden sollen. Verwiesen wird in diesem Zu-sammenhang auf die „Standards der Informations-kompetenz für Studierende“, herausgegeben vomNetzwerk Informationskompetenz Baden-Würt-temberg (2006). Die Orientierung an dem Recherche-fahrplan der Universität Konstanz soll den Studie-renden in vier Schritten zu einem umfassenden sowie
präzisen Suchergebnis verhelfen. Die einzelnenSchritte sind: Vorbereitung, Recherche, Evaluationder Ergebnisse und Weiterverarbeitung der Ergeb-nisse. An dieser Vorgehensweise soll sich die Strukturdes ersten Teils dieses Kapitels orientieren. Im An-schluss daran geben wir Hinweise, welche Werkzeugebeim Speichern und (Wieder-) Finden der Literaturunterstützen können.
2. Vorbereitung
Zunächst muss der oder die Suchende das Themaformulieren, Teilaspekte benennen und eine Wort-liste erstellen. Wichtig dabei ist die Auflistung et-waiger Synonyme, Quasi-Synonyme, Abkürzungenund verwandter Begriffen. Wird englischsprachige Li-teratur benötigt, so ist eine Übersetzung der Such-wörter notwendig. An diesem Punkt der Vorbe-reitung sollten Ergebnisumfang und Publikationsart,wie Monografien, Zeitschriftenaufsätze, graue Lite-ratur, geklärt werden. Anschließend erfolgt dieAuswahl der Informationsquellen wie Portale, Da-tenbanken oder Bibliothekskataloge. Oftmals unter-schätzt wird die Internet-Präsenz einschlägiger For-schungseinrichtungen, Institutionen, staatlicherStellen, Gewerkschaften oder Wirtschaftsverbände,die sich mit dem gesuchten Thema unter Umständenbeschäftigen:
Allgemeine Informationen beispielsweise zum„Demografischen Wandel“ lassen sich sicherlich ef-fektiv beim zuständigen Bundesministerium(BMFSFJ) recherchieren, das wiederum auf ein-schlägige Portale wie auf das Deutsche Zentrum fürAltersfragen (DZA) mit den Online-Diensten „Ge-rolit“ und „Gerostat“, die Bertelsmann Stiftung oderdas „Demographie-Netzwerk“ verweist.
Der erste Zugang zu einer (noch) unbekanntenThematik über Wissensportale wie Wikipedia undeine allgemeine Suche über Suchmaschinen wieGoogle ist auf dieser Stufe durchaus legitim, umeinen Überblick zu gewinnen. Gegebenenfalls lassensich auch so Links, Literatur und Dokumente auf-
Als „Graue Literatur“ bezeichnet man in der Biblio-‐thekswissenschaD Bücher und andere PublikaFonen,die aus unterschiedlichen Gründen nicht über denBuchhandel vertrieben werden. Darunter fallen zumBeispiel Forschungsberichte, Studien/Gutachten, Ta-‐gungsberichte oder HochschulschriDen (Diplomar-‐beiten, DissertaFonen). Zunehmend finden sich hier-‐unter Online-‐PublikaFonen, deren Volltexte kostenlosals Download im Internet zur Verfügung stehen undauf Grund des verkürzten VeröffentlichungsprozessesoDmals ein hohes Maß an themaFscher Aktualitätaufweisen.
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Literatur und InformaFon. Datenbanken, Fachliteratur, Literaturrecherche und -‐verwaltung — 3
spüren, die als Ausgangspunkt für die weiterenSchritte dienen können. Die englischsprachige Wiki-pedia bietet unter Umständen andere Informationenals die deutschsprachige. Zudem empfiehlt es sich dieSuchoptionen von beispielsweise Google auf die eng-lischsprachige Suche umzustellen, um eben auchmehr englischsprachige Treffer zu erhalten.
Viele Portale bieten sogenannte RSS-Feeds(Really Simple Syndication) an, welche über einenBrowser abonniert werden können und ähnlich wieein Newsletter Informationen des jeweiligen An-bieters distribuieren. Auf diese Weise kann man „sichauf dem Laufenden halten“, mitbekommen was sichsozusagen in den „Headlines“ bewegt (E-Tea-
Schlagwort (englisch) (ERIC) Schlagwort (deutsch) (FIS)
Distance EducFon Fernunterricht
EducaFonal Technology/ EducaFonal Media Bildungstechnologie
Blended Learning Blended Learning
Electronic Learning/ eLearning/ E-‐Learning Electronic Learning/ eLearning/ E-‐Learning
Technology Uses in EducaFon Computerunterstützter Unterricht
(New/ Digital) Media/ Technology (Neue/ Digitale) Medien
Media Literacy Medienkompetenz
Tabelle 1: Ausgewählte Schlagworte im Feld Medienpädagogik/ -‐didaktik
Autor Jahr Titel
Arnold et al. 2004 E-‐Learning Handbuch für Hochschulen und Bildungszentren.
Baumgartner et al. 2002 E-‐Learning Praxishandbuch – Auswahl von Lernplacormen
Issing & Klimsa 2002 InformaFon und Lernen mit MulFmedia und Internet
Ebner & Schön 2011 Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
Kerres 2001 MulFmediale und telemediale Lernumgebungen. KonzepFon und Entwicklung
Kron & Sofos 2003 MediendidakFk. Neue Medien in Lehr-‐ und Lernprozessen
Lehmann & Bloh 2002 Online-‐Pädagogik
Niegemann et al. 2004 Kompendium E-‐Learning
Reinmann 2006 Blended Learning in der Lehrerbildung.
Schulmeister 2007 Grundlagen hypermedialer Lernsysteme. Theorie -‐ DidakFk -‐ Design
Schulmeister 2002 Lernplacormen für das virtuelle Lernen. EvaluaFon und DidakFk
Tabelle 2: Deutschsprachige Lehrbücher
Autor Jahr Titel
Anderson & Elloumi 2004 Theory and PracFce of Online Learning
Barron et al. 2006 Technologies for EducaFon
Bonk et al. 2006 The Handbook of Blended Learning: Global PerspecFves, Local Designs
Moore & Anderson 2007 Handbook of Distance EducaFon
Oblinger 2006 Learning Spaces
Reiser & Dempsey 2006 Trends and Issues in InstrucFonal Design and Technology
Roblyer & Doering 2009 IntegraFng EducaFonal Technology into Teaching
Smaldino & Lowther 2007 InstrucFonal Technology and Media for Learning
Solomon et al. 2008Handbook of distance learning for real-‐Fme and asynchronous informaFon technology educaFon
Tabelle 3: Englischsprachige Lehrbücher
4 — Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien (L3T)
ching.org, 2007). Ebenso wie RSS-Feeds bieten We-blogs eine gute Möglichkeit, Informationen beispiels-weise von E-Learning-Expertinnen und -Experten zuerhalten. Blogs können zumeist auch als RSS-Feedabonniert werden (siehe Kapitel #blogging).
In der „Zeitschriftenlandschaft“ lassen sichdurchaus nicht wenige Zeitschriften auffinden, dieeinen genuin medienpädagogischen/ -didaktischenZugang bieten. Zum einen gibt es kostenpflichtigeZeitschriften, von denen einige sogar einen Impact-
ZeitschriB URL Impact
BriFsh Journal of EducaFonalTechnology
hnp://www.wiley.com/bw/journal.asp?ref=0007-‐1013 1,255
Computers & EducaFonhnp://www.elsevier.com/wps/find/journaldescripFon.cws_home/347/descripFon#descripFon
2,059
EducaFonal Technology & Society hnp://www.ifets.info/others/ 1,067EducaFonal Technology Researchand Development
hnp://www.springer.com/educaFon+%26+language/learning+%26+instrucFon/journal/11423
1,183
InteracFve Learning Environmentshnp://www.tandf.co.uk/journals/journal.asp?issn=1049-‐4820%20&%20subcategory=ED250000
0,973
InternaFonal Journal of Human-‐Computer Studies
hnp://www.elsevier.com/wps/find/journaldescripFon.cws_home/622846/descripFon#descripFon
2,38
Journal of Computer AssistedLearning
hnp://jcal.info/ 1,065
Tabelle 4: Genuin medienpädagogische/ -‐didaktische Zeitschriften mit Impact-‐Faktor nach Thomson & Reuters JournalCitation Report for 2009
ZeitschriB URL
AACE Journal hnp://www.aace.org/pubs/aacej/CITE Journal -‐ Contemporary Issues in Technology and Tea-‐cher EducaFon
hnp://www.citejournal.org
E-‐Learning and Digital Media hnp://www.wwwords.co.uk/elea/Educause Quarterly hnp://www.educause.edu/eqEducause Review hnp://www.educause.edu/er
eLearning Papershnp://www.elearningpapers.eu/index.php?page=home
Electronic Journal of e-‐Learning hnp://www.ejel.org/eleed -‐ e-‐learning and educaFon hnp://eleed.campussource.de/European Journal of Open, Distance and E-‐Learning hnp://www.eurodl.org/InternaFonal Journal of Emerging Technologies in Learning hnp://www.online-‐journals.org/i-‐jetInternaFonal Journal of InstrucFonal Technology and Distance Learning
hnp://www.itdl.org/index.htm
InternaFonal Journal of InteracFve Mobile Technologies hnp://www.online-‐journals.org/index.php/i-‐jimInternaFonal Review of Research in Open andDistance Learning
hnp://www.irrodl.org/index.php/irrodl/index
Journal of e-‐Learning and Knowledge Societyhnp://je-‐lks.maieuFche.economia.unitn.it/index.-‐php/Je-‐LKS_EN/index
Journal of InformaFon Technology EducaFon hnp://jite.org/Journal of InstrucFonal Science and Technology hnp://www.ascilite.org.au/ajet/e-‐jist/index.htmlJournal of InteracFve Media in EducaFon hnp://www-‐jime.open.ac.uk/Journal of Online Learning hnp://jolt.merlot.org/MedienPädagogik. ZeitschriD für Theorie und Praxis der Medienbildung
hnp://www.medienpaed.com/zs/
Turkish Online Journal of Distance EducaFon hnp://tojde.anadolu.edu.tr/Turkish Online Journal of EducaFonal Technology hnp://www.tojet.net/
Tabelle 5: Genuin medienpädagogische/ -‐didaktische Zeitschriften mit Open Access
Literatur und InformaFon. Datenbanken, Fachliteratur, Literaturrecherche und -‐verwaltung — 5
Faktor aufweisen, zum anderen gibt es auch E-Journals, die ihre Artikel frei nach Open Access-Policy kostenlos im Netz zur Verfügung stellen.
Der wesentlich genuin inter- beziehungsweisetransdisziplinär ausgerichtete Gegenstand der Medi-enpädagogik/ -didaktik hat schließlich zur Folge, dassnatürlich auch in allgemeinpädagogischen Zeit-schriften (zum Beispiel Zeitschrift für Pädagogik)und fächerspezifischen Zeitschriften medienpädago-gische/ -didaktische Beiträge zu finden sind. Je nachThematik ist eine fachaffine Suche in fachspezifi-schen Zeitschriften demnach unumgänglich. Umdiese auch als Fachfremder auffinden zu können,empfiehlt sich die Kontaktaufnahme mit dem jewei-ligen Fachreferentinnen und Fachreferenten der Bi-bliothek oder die Internetpräsenz der jeweiligen Bi-bliothek, die gegebenenfalls fachspezifische Links zuDatenbanken und Informationsquellen bereitstellt.
3. (Online-‐) Recherche
Bei Auswahl in Frage kommender Informations-quellen lohnt sich der Blick auf die Suchmodi. Wirdzusätzlich zur Einfeldsuche eine erweiterte Suche an-geboten? Gibt es zum Beispiel in einer Datenbankein Suchfeld mit inhaltlicher Erschließung(Schlagwort, Deskriptor, subject heading) oder einenSchlagwortindex? Viele Literaturdatenbanken ver-fügen über eine kontrollierte Schlagwortliste (The-saurus, Register), welche semantische Beziehungenunter Schlagwörtern aufzeigt. Durch die intellek-tuelle, inhaltliche Erschließung werden Dokumentegenauer beschrieben und können somit in der Suchebesser aufgefunden werden. Prinzipiell zeichnet sichein adäquates Suchergebnis durch hohe Präzision undVollständigkeit aus. Diese in den Informationswissen-schaften wichtigen Messgrößen geben Auskunftdarüber, wie hoch der Anteil relevanter Treffer an derGesamtmenge ist und wie hoch der Anteil der gefun-denen relevanten Dokumente in Relation zu allen inder Datenbank vorhandenen relevanten Dokumentenist. Ferner muss bei jeder Suche in Datenbanken undKatalogen sowie mit Suchmaschinen der Einsatz vonRetrievaltechniken wie Wortstammsuche (Trun-kierung), Phrasensuche oder der Einsatz Bool‘scherLogik mit Und- beziehungsweise Oder-Verknüp-fungen, falls dies in den Kollektionen möglich ist,geprüft werden (Lewandowski, 2005).
4. EvaluaLon der Ergebnisse
Nach Sichtung des Rechercheergebnisses werden re-levante von weniger relevanten Nachweisen getrenntund je nach Umfang und Relevanz der Treffer dasThema gegebenenfalls eingegrenzt oder erweitert.
ZeitschriB URL
Computer + Unterricht via hnp://www.friedrich-‐verlag.de/EducaFonal Media InternaFonal hnp://www.tandf.co.uk/journals/routledge/09523987.htmlInternaFonal Journal on E-‐Learning hnp://www.aace.org/pubs/ijel/Journal of Asynchronous Learning Networks hnp://www.sloan-‐c.org/publicaFons/jaln_mainJournal of EducaFonal MulFmedia and Hypermedia hnp://www.aace.org/pubs/jemh/default.htmJournal of InteracFve Learning Research hnp://aace.org/pubs/jilr/Learning, Media & Technology hnp://www.tandf.co.uk/journals/routledge/1463631X.htmlLearning, Media & Technology hnp://www.tandf.co.uk/journals/Ftles/17439884.aspOpen Learning: The Journal of Open and Distance Learning
hnp://www.tandf.co.uk/journals/carfax/02680513.html
Research in Learning Technology hnp://www.tandf.co.uk/journals/Ftles/09687769.aspTechnology, Pedagogy and EducaFon hnp://www.tandf.co.uk/journals/Ftles/1475939X.aspZeitschriD für E-‐Learning, Lernkultur und Bildungstechnologien
hnp://www.e-‐learning-‐zeitschriD.org
Tabelle 6: Kostenpflichtige genuin medienpädagogische/ -‐didaktische Zeitschriften
Stöbern Sie in einem Open-‐Access-‐Journal Ihrer Wahl!▸ Wie ist die inhaltliche und themaFsche Aus-‐richtung des Journals? ▸ Wie internaFonal sind die Beiträge? ▸ Welche Art von Beiträgen finden Sie (zum Beispielempirische Studien, Review-‐ArFkel, Case-‐Studies,Erfahrungsberichte, PosiFonspapiere, Rezen-‐sionen, Konferenzberichte)?
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Der Impact Factor einer ZeitschriD soll messen, wieoD andere ZeitschriDen einen ArFkel aus ihr in Re-‐laFon zur Gesamtzahl der dort veröffentlichten ArFkelziFeren. Je höher der Impact Factor, desto höher dieReputaFon der FachzeitschriD.
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6 — Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien (L3T)
Die Sichtung der indexierten Schlagwörter in den Da-tensätzen kann die Suchstrategie optimieren (ähnlichder Google-Option „more like this“). Auch ein Blickad hoc in das Literaturverzeichnis von (Online-) Mo-nografien oder Zeitschriften kann den einen oder an-deren relevanten Nachweis zu Tage fördern. Quali-tative Kriterien wie das Renommee der Verfasser,eine Institutionszugehörigkeit oder ein Beitrag ineiner Peer-Review-Publikation erleichtern die Be-wertung des Rechercheergebnisses. Das Ausfindig-machen von „Zitationszirkeln“ erleichtert die Identi-fikation einschlägiger Artikel. Beiträge in Impact-Faktor-Zeitschriften sind meist einschlägiger als Bei-träge in Zeitschriften ohne Impact-Faktor.
5.Weiterverarbeitung
Abschließend werden Literaturlisten gespeichert undin Literaturverwaltungsprogramme wie beispielsweise„Endnote“ oder „Bibliographix“ importiert. Wennmöglich, sollte der Verlauf von Suchanfragen (SearchHistory) gespeichert werden. Einige Datenbankenbieten zudem so genannte Alerting- oder Profil-dienste an, bei denen über ein hinterlegtes Suchprofilregelmäßig über Neuzugänge informiert wird.
6. Digitale Werkzeuge zum Speichern und Wiederfindengefundener InformaLonen
Wer sich mit einem Thema intensiver beschäftigt unddazu in verschiedenen Quellen – vielleicht mehrmalsüber einen längeren Zeitraum verteilt – recherchiert,steht vor einem Problem: Wie behalte ich den Über-blick über alles, was ich bisher gefunden habe? Inkürzester Zeit haben sich ein Stapel Ausdrucke undvielleicht Fotokopien, einige Bookmarks in meinemBrowser, einige handschriftliche Notizen, sowie nochein paar Quellen und Zitate, die ich in eine Textdateikopiert habe, angesammelt. Aber was davon warwichtig, was ist für welchen Abschnitt der Arbeit, ander ich sitze, relevant? Und wie zeige oder gebe ichjemandem, mit dem ich zum Beispiel die Arbeit zu-sammen schreiben will, was ich bisher gefundenhabe? Probleme dieser Art sind jedem vertraut, derschon einmal eine wissenschaftliche Hausarbeit odereinen Zeitschriftenaufsatz geschrieben hat.
Einige digitale Werkzeuge können, richtig ausge-wählt und eingesetzt, beim Speichern und Wieder-finden der bereits gefundenen Informationen hilf-reich sein. Das Material, mit dem wir heute meist ar-beiten, sind Dateien und URL aus dem Web; erfah-rungsgemäß finden wir immer mehr von dem, waswir suchen, als Volltext oder als Multimedia-Objektim Netz. Und wenn nicht, dann finden wir zumindesteine URL, in der das jeweilige Objekt (zum Beispieldas gedruckte Buch oder der Aufsatz aus einer ge-druckten Zeitschrift) beschrieben wird, sodass wiranhand dieser URL das eigentliche Objekt späterfinden, wieder zuordnen oder zitieren können(Heller, 2007; Hull et al., 2008).
Suchdienste und InformaLonsquellen URL
Bielefeld Academic Search Engine (BASE) hnp://base.ub.uni-‐bielefeld.de/de/index.phpEducaFon Resources InformaFon Center (ERIC) hnp://www.eric.ed.gov/Literaturdatenbank Berufliche Bildung (LDBB) hnp://ldbb.bibb.deDeutscher Bildungsserver (beim DIPF) hnp://www.bildungsserver.de/FachinformaFonssystem Bildung (FIS) hnp://www.fachportal-‐paedagogik.de/fis_bildung/fis_form.htmlGoogle Scholar hnp://scholar.google.de/Karlsruher Virtueller Katalog (KVK) hnp://www.ubka.uni-‐karlsruhe.de/kvk.htmlOAIster Database hnp://www.oclc.org/oaister/ScienFfic Commons hnp://www.scienFficcommons.org/Scirus (Elsevier) hnp://www.scirus.com/
Tabelle 7: Wissenschaftliche Suchdienste und Informationsquellen
Recherchieren Sie zum Einsatz von Wikis im Primarun-‐terricht (auf deutsch und englisch).▸ Erstellen Sie dazu eine Wortliste von Suchbegriffenfür die ThemaFk! ▸ Verwenden Sie die Wortliste in ERIC und FIS! ▸ Sondieren Sie die Trefferlisten, idenFfizieren Siedie (je) 15 wichFgsten PublikaFonen und erstellenSie dementsprechend eine Literaturliste!
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Literatur und InformaFon. Datenbanken, Fachliteratur, Literaturrecherche und -‐verwaltung — 7
Social Bookmarking Mit Social-Bookmarking-Diensten wie Delicious istes möglich, URL (also Adressen von Websites) untereinem persönlichen Konto online zu verwalten.
Die Bookmarks landen also nicht auf der eigenenFestplatte, sondern auf dem Server des Dienste-An-bieters. Kennzeichnende Eigenschaften von deliciousund inzwischen zahlreichen weiteren Social-Book-marking-Diensten sind: ▸ Alle Bookmarks können, nach kostenloser Regis-
trierung bei dem Dienst, online gespeichertwerden und stehen somit auf allen PC oder Mo-bilgeräten zur Verfügung, auf denen man arbeitet.
▸ Ein Browser-Plugin erleichtert das Abspeicherneiner Seite: Ich markiere eine Textstelle, drücke aufden Knopf zum Bookmarken, und es werden au-tomatisch die markierte Textstelle, die URL, derSeitentitel sowie der aktuelle Zeitpunkt abgespei-chert. Statt eine Textstelle zu kopieren kann ichaber auch ein eigenes kurzes Exzerpt schreiben.
▸ Das Browser-Plugin synchronisiert, wenn dieNutzer wollen, die Bookmarks zwischen Serverund Rechner, das heißt sie können auch zugreifen,wenn sie gerade offline sind.
▸ Wenn ein Bookmark privat gespeichert wird, kanndies ebenso getan werden, wie per Knopfdruckjede einzelne URL öffentlich sichtbar zu machen.
▸ Jeder Bookmark kann sofort oder später mit soge-nannten Tags, also beschreibenden Schlagwörtern,versehen werden („tagging“). Alle Tags, die schoneinmal verwendet wurden, brauchen nur noch an-geklickt werden, um sie einer neuen URL zuzu-ordnen.
▸ Es kann später anhand der Tags in den Book-marks geblättert, aber natürlich auch im Volltextdie Seitentitel oder mitkopierten Textstellendurchsucht werden.
▸ Die öffentlich zugänglichen Bookmarks andererBenutzer/innen können ebenfalls eingesehenwerden.
Ein Szenario zu der im letzten Punkt angespro-chenen „sozialen“ Seite von Bookmarking-Diensten:Es kann auf einen Blick erkannt werden, ob eineganz spezielle Quelle, die gefunden wurde, auchschon in der Bookmarkliste anderer Nutzer/innen
vorkommt. Wenn das so ist, stöbert man vielleichtkurz in deren Bookmarks, denn vielleicht haben diesenoch mehr gefunden, was auch für die derzeitige Re-cherche von Belang sein könnte. Man kann hier voneinem „sozialen Entdecken“ sprechen.
Ein weiteres Szenario: Ein Thema interessiertNutzer und eine begrenzte Gruppe weiterer Per-sonen. Sie verabreden sich, alle Fundstücke zu diesemThema mit einem bestimmten Tag zu versehen. Sokönnen sie einfach und schnell darüber auf dem Lau-fenden bleiben, welche neuen Informationen ge-funden worden sind.
Eine Grenze von den eben vorgestellten Book-marking-Diensten besteht darin, dass nur URL (gege-benenfalls in Kombination mit Seitentitel, Text-stellen, Exzerpten und Tags) gespeichert werdenkönnen. Zum wissenschaftlichen Zitieren benötigtman darüber hinaus fast immer einen Autorennamen,ein Veröffentlichungsjahr und häufig auch nochweitere Angaben (bei einem Aufsatz zum BeispielName und Ausgabe des Journals, in dem der Aufsatzveröffentlicht wurde). Eine Reihe von Social-Book-marking-Dienste wurden dazu ins Leben gerufen.
CiteULike bietet beispielsweise über die oben ge-nannten Funktionen von Bookmarking-Diensten Fol-gendes an: ▸ Felder für all die zusätzlichen Angaben, die neben
der URL wichtig sein könnten, um Literatur zu zi-tieren.
▸ All diese zusätzlichen Angaben lassen sich in denDatenaustausch-Formaten der Literaturverwal-tungswelt (zum Beispiel BibTeX, EndNote, RIS)importieren und exportieren.
▸ Die persönliche Kopie von (ansonsten vielleichtzugangsgeschützten) PDF kann abgespeichert undim Volltext durchsucht werden. Dies ist mittler-weile eine Standardfunktion aus dem Bereich derLiteraturverwaltungsprogramme.
Ein interessantes Beispiel für eine Verabredung dieserArt im großen Maßstab ist Peter Subers „Open AccessTagging Project“ -‐ hnp://oad.simmons.edu/oadwiki/OA_tracking_project
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Weiterführende Beiträge und Links zu den Kapitelndieses Lehrbuchs werden bei Mister Wong ge-‐sammelt. Recherchieren Sie dort beispielsweiseeinmal zu den Schlagworten #literatur und #l3t – oderzu einem anderen Kapitel des Lehrbuchs.
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Ausgewählte Social-‐Bookmarking-‐Dienste:▸ hnp://www.delicious.com ▸ hnp://www.diigo.com ▸ hnp://www.faviki.com ▸ hnp://www.mister-‐wong.de
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8 — Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien (L3T)
▸ Eine Gruppenfunktion macht es noch komfor-tabler, gemeinsam Bookmark- beziehungsweise Li-teraturlisten zu bestimmten Themen oder Pro-jekten zu pflegen.
▸ Eine Empfehlungsfunktion hilft dabei, wissen-schaftliche Literatur zu meinem Thema zu ent-decken, indem meine eigene Liste mit denen an-derer CiteULike-Benutzer/innen abgeglichen wird.
Zum letztgenannten Punkt ist jedoch einschrän-kend hinzuzufügen, dass CiteULike nicht so populärist wie Delicious – zum anregenden „sozialen Navi-gieren“ dürfte sich der Klassiker der Social-Book-marking-Dienste daher immer noch besser eignen.Man kann übrigens beide Dienste gut parallel ver-
wenden, da auch eine Synchronisierung der „ein-fachen Bookmarks“, zum Beispiel von Deliciousnach CiteULike möglich ist.
In der Praxis : Literaturverwaltung mit Zotero und CitaviZotero
Zotero (hnp://www.zotero.org [2011-‐01-‐21]) ist eine kos-‐tenlose Erweiterung des Browsers Mozilla. Wenn Zotero in-‐stalliert ist und eine Seite im Browser geladen ist, auf derbibliographische Angaben erkannt worden sind, signalisiertZotero das automaFsch durch ein Symbol, das in der Adress-‐zeile des Browsers erscheint; um die Angaben in die eigeneLiteraturliste zu übernehmen reicht das Anklicken des jewei-‐ligen Symbols.
Diese sehr einfache, in den Browser integrierte Übernahmevon Quellenangaben funkFoniert für: Aufsätze in zahlreichenZeitungen und Journals, Videos zum Beispiel von YouTube,Wikipedia-‐ArFkel und deren Literaturverzeichnisse, viele We-‐blogbeiträge, ArFkel in Digitalisate-‐Archiven wie JSTOR, Er-‐gebnislisten aus Fachdatenbanken und Katalogen (z.B. fürden Worldcat und die Verbundkataloge zahlreicher deut-‐scher Bibliotheksverbünde).
Zotero eignet sich ebenfalls dazu, PDF und andere Dateienauf der eigenen Festplane zu verwalten, im Volltext durch-‐suchbar zu machen und sogar Bibliographie innerhalb vonPDF-‐Dateien gut zu erkennen sowie wiederum in die eigeneLiteraturliste zu übernehmen.
Ein weiteres besonderes Merkmal von Zotero ist die Synchro-‐nisaFon von eigenen Listen mit einer Online-‐Komponente.Nach kostenloser Registrierung bei zotero.org (die zur Be-‐nutzung der Browsererweiterung als Literaturverwaltungs-‐Programm nicht erforderlich ist) ist es damit möglich, die ei-‐genen Funde online sichtbar zu machen.
Citavi
Citavi (hnp://www.citavi.com [2011-‐01-‐21]) ist ein Literatur-‐verwaltungsprogramm für Windows mit folgenden Beson-‐derheiten: Die Benutzeroberfläche, auf der sich die eigeneLiteraturliste betrachten, bearbeiten und ergänzen lässt, istbesonders aufgeräumt und nahezu selbsterklärend. Vor-‐bildlich ist die WissensorganisaFon: Die Benutzer/innenwerden dazu angeregt, Literaturlisten zu separaten „Pro-‐jekten“ anzulegen (die Übernahme von Daten aus einem ei-‐genen bereits vorhandenen Projekt ist natürlich ganzeinfach), und können dann sehr leicht eine Art Mind Map an-‐legen, in der das Thema strukturiert wird. Die Verästelungender Mind Map können jederzeit verändert und verschobenwerden, jedes Zitat, jedes Exzerpt, jede Quelle, ja sogar jedeeigene Idee kann in die Mind Map eingeordnet werden.
Obwohl Citavi noch ein junges Produkt ist, geht es im Detailauf viele Sonderanforderungen von WissenschaDsautorinnenund -‐autoren in besFmmten Fächern ein: Deutsche Juristenfinden gut umgesetzte jurisFsche Quellentypen und ZiFer-‐weisen vor, MathemaFker und Physiker können sich über ge-‐lungene OpFonen zur Unterstützung von BibTeX freuen.Schließlich ist festzustellen, dass Citavi zwar kostenpflichFgist, aber eine kostenlose Version mit großem FunkFons-‐umfang bietet, und damit die HochpreispoliFk tradiFonellerLiteraturverwaltungs-‐SoDwareanbieter mit freundlicherenKondiFonen kontert. Auf dieser Grundlage hat sich Citavi in-‐nerhalb weniger Jahre an zahlreichen Hochschulen imdeutschsprachigen Raum verbreitet und steht dort untereiner Campus-‐Lizenz allen Hochschulangehörigen frei zurVerfügung.
Ausgewählte Social-‐Bookmarking-‐Dienste für Lite-‐ratur:▸ BibSonomy (Open Source), URL: hnp://www.bib-‐sonomy.org [2011-‐01-‐21]▸ CiteULike, URL: hnp://www.citeulike.com [2011-‐01-‐21]▸ Connotea (Open Source), URL: hnp://www.conno-‐tea.com [2011-‐01-‐21]▸ LibraryThing (Büchersammlungen), URL:hnp://www.librarything.com [2011-‐01-‐21]
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Literatur und InformaFon. Datenbanken, Fachliteratur, Literaturrecherche und -‐verwaltung — 9
Literaturverwaltung: Werkzeuge zur Quellen-‐ und Do-‐kumentenverwaltung Bereits seit den 1980er-Jahren gibt es Literaturver-waltungsprogramme für PC. Die Grundfunktionenvon Literaturverwaltung waren und sind (Fenner,2010): ▸ Die Aufnahme strukturierter bibliographischer
Daten (also zum Beispiel Autorenname, Auf-satzname, Erscheinungsjahr, URL, DOI.), unddabei insbesondere nicht nur das Eintippensolcher Daten per Hand, sondern vornehmlich dasÜbernehmen aus digitalen Quellen, zum BeispielBibliographien, Datenbanken und Katalogen.
▸ Das Pflegen einer eigenen Literaturliste; mit derMöglichkeit an den bibliographischen Angabennachträglich Korrekturen vorzunehmen; aber auchSchlagworte, Exzerpte oder ähnliches zu ergänzen,heute bis hin zur Verwaltung von PDF mit den je-weiligen Volltexten oder Screenshots.
▸ Das Verwenden der bibliographischen Daten, umeigene Literaturlisten zu veröffentlichen, vor allemaber auch um „per Knopfdruck“ Verweise ineigene Texte einzufügen.
Kennzeichnendes Merkmal einer modernen Litera-turverwaltungssoftware ist, dass es nicht mehr erfor-derlich ist, bewusst einen bestimmten Zitierstil anzu-wenden – die richtige Anordnung der bibliographi-schen Angaben übernimmt die Literaturverwaltungs-Software vielmehr automatisch im Hintergrund. PerKnopfdruck können einfach verschiedene Zitierstilenacheinander durchprobiert werden; fortgeschritteneBenutzer/innen können die vorhandenen Zitier- undLiteraturverzeichnis-Stile sogar manuell anpassen.
Aus dem großen Markt der Literaturverwaltungs-software werden zwei Programme vorgestellt (sieheBox „In der Praxis“ auf der vorherigen Seite).
Persönliches InformaLonsmanagement: Eine kleineAuswahl weiterer digitaler Werkzeuge
Die oben angesprochene Volltextsuche in eigenenTextdateien, abgespeicherten PDF-Dokumenten etc.möchte man kaum mehr missen, wenn man sich ersteinmal an sie gewöhnt hat. Mittlerweile verfügen die
verbreiteten Endanwender-Betriebssysteme über einesehr brauchbare integrierte Volltextsuche (Apple MacOS X sowie iOS 4: Spotlight; Windows Vista sowieWindows 7: Windows Search). Daneben gibt esweitere kostenlos nachrüstbare Volltextsuchen, wiebeispielsweise: ▸ Die freie, auf Lucene basierende Software Beagle
für Linux ▸ Windows Search zum Nachrüsten von Windows
XP▸ xfriend (xfriend.de), unter anderem in einer kos-
tenlosen Version, für Windows- und Linux-Be-triebssysteme
▸ Google Desktop für alle marktüblichen Betriebs-systeme
Mittlerweile existieren zahlreiche Programme (wieDropbox), mit denen sich Verzeichnisse auf der ei-genen Festplatte im Hintergrund mit einem persön-lichen Konto bei dem jeweiligen Dienstanbieter syn-chronisieren lassen. Wer auf mehreren Rechnern(oder mobilen Endgeräten) arbeitet, hat so die Ge-wissheit, stets alle gespeicherten PDF oder eigeneTextdateien in ihrer aktuellen Version zur Verfügungzu haben. Neben der Synchronisation lösen Werk-zeuge dieser Art auch weitgehend das Problem des„Mitnehmens“ (Wie leicht verliert man einen USB-Stick?) und des Backups relevanter persönlicherDaten. Dort, wo die entsprechende Software nichtinstalliert ist, kann man auf die Daten über einenBrowser zugreifen. Auch ein Teilen von Daten mitanderen Benutzern des jeweiligen Dienstes istmöglich. Meistens werden 2 GB kostenlos zur Ver-fügung gestellt; größere Pakete kann man gegen einemonatliche Gebühr hinzubuchen.
7. Nutzen und Grenzen von Suchmaschinen
Für den immensen Erfolg von Suchmaschinen im di-gitalen Zeitalter gibt es mehrere Gründe. Zum einenist dies auf die denkbar einfache Bedienung zurück-führen. Auf der Startseite mit der Einfach-Suchesteht ein Suchfeld zur Verfügung, über das nachEingabe eines Suchbegriffs der gesamte Index durch-sucht werden kann. Zum anderen sorgen minimaleAntwortzeiten und eine umfassende Trefferauflistungfür einen (subjektiven) Rechercheerfolg. Bei wissen-schaftlichen Informationsrecherchen mit Hilfe vonSuchmaschinen offenbaren sich – zumindest im Ver-gleich zur klassischen Datenbankrecherche – jedocheinige Defizite: ▸ Schätzungen und Untersuchungen zufolge ist der
Teil des Internets wie themenspezifische Daten-banken oder Bibliothekskataloge, der nicht mit
Ausgewählte LiteraturverwaltungssoDware:▸ hnp://www.citavi.com ▸ hnp://www.zotero.org ▸ hnp://www.mendeley.com ▸ hnp://www.jabref.org ▸ hnp://www.endnote.com ▸ hnp://www.refworks.com
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10 — Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien (L3T)
Hilfe von Suchmaschinen recherchierbar ist (Engl.„invisible web“), 40- bis 500-mal größer als dersichtbare Teil des Web (Engl. „visible web“)(Bergmann, 2001).
▸ Art, Umfang, Struktur und Qualität der Daten-menge im Internet sind den Nutzerinnen undNutzern ebenso weitgehend unbekannt wie dielinktopologischen Rankingverfahren, die für dievermeintliche Sortierung der Trefferliste nach Re-levanz verantwortlich sind. Durch dieses Ver-fahren und dem in letzter Zeit oftmals vorkom-menden Index Spamming - bei dem sogenannteSuchmaschinenoptimierer eine Webseite so ver-ändern, dass diese in der Trefferliste eine vorderePlatzierung erzielen - wird den Internetnutzernnicht selten eine Relevanz der gefundenen Doku-mente vorgetäuscht, die einer näheren Prüfung inBezug auf Inhalt und Authentizität nicht immerstandhalten kann. Ergebnisse, die nicht auf derersten Seite der Trefferliste stehen, werdenmeistens ausgesprochen selten gesichtet.
▸ Mangelhafte Trunkierungsmöglichkeiten (Suchenach Wortbestandteilen) sowie die Nichtberück-sichtigung von Synonymen können die Suche imInternet erschweren.
Nicht unerwähnt bleiben sollte ein in den Infor-mationswissenschaften bekanntes Phänomen („Se-rendipity“, Hull et al., 2008), das Suchenden beiGoogle oder Yahoo sicherlich schon widerfahren ist:Im Zuge einer Recherche stößt man unbeabsichtigtauf einen Informationsjuwelen, einem äußerst inter-essanten Treffer, der sich als glücklicher Zufall undüberraschende Entdeckung zugleich von etwas ur-sprünglich nicht Gesuchtem erweist.
Nutzen und Grenzen von wissenschaBlichen Such-‐diensten
Ende 2004 brachte Google seinen wissenschaftlichenSuchdienst Google Scholar in der deutschen Versionauf den Markt. Erklärtes Ziel ist die Unterstützungder Scientific Community beim Auffinden wissen-schaftlicher Arbeiten. Die oben beschriebenenMängel sollen unter anderem dadurch kompensiertwerden, indem a priori nur wissenschaftlich relevanteInhalte indiziert werden. Google Scholar versucht,die in einem Fachbeitrag zitierte Fachliteratur zu er-kennen und als solche suchbar zu machen. Die Er-gebnisse werden gemäß dem Page-Ranking vonGoogle und der Zitationshäufigkeit aufgelistet.Google Scholar durchsucht zahlreiche wissenschaft-liche Server, wobei auch Volltexte kostenpflichtigerDokumente kommerzieller Anbieter durchsucht
werden. Wie hoch der Anteil der durch GoogleScholar erfasste Teil wissenschaftlicher Publikationenim Netz ist, aus welchen Fachgebieten sie stammenund welcher Aktualisierungszyklus zugrunde liegt,kann nicht genau verifiziert werden. In einer Unter-suchung an der Uni Karlsruhe (Mönnich &Handreck, 2008) wurden die Ergebnisse von Litera-turrecherchen in Fachdatenbanken zu vier Themen-gebieten aus dem Fächerangebot einer deutschenUniversität mit den Ergebnissen von Google Scholarverglichen und unter dem Aspekt der Relevanz be-wertet. Die Wissenschafter ziehen das Fazit, „dasstrotz der erheblichen inhaltlichen Defizite anzu-nehmen ist, dass der Nutzerkreis von Google Scholarweiter zunehmen wird“. Für den Einstieg in eineThematik oder eine ergänzende Nachrecherche istGoogle Scholar in jedem Fall nützlich, auch wenn diebei Fachdatenbanken selbstverständliche Transparenzbei der Quellenauswertung und deren Qualität der bi-bliographischen Daten weitgehend fehlt.“ In frü-heren Untersuchungen (Mayr & Walter 2007; 2008)bemängeln die Autoren, dass Open-Access-Journalsder Untersuchung zufolge bei Google Scholar unter-repräsentiert, manche Ergebnisse nicht sehr aktuellseien und nach wie vor das „alte Manko unklarerQuellen“ bestehe.
8. Fazit
Die Nutzung konventioneller Datenbanken, Infor-mationssysteme und Portale sowie der Errungen-schaften der Web-2.0-Ära wie Blogs und Wikis istwichtiger und unverzichtbarer Bestandteil wissen-schaftlicher Arbeit im 21. Jahrhundert geworden.Dabei ist der Aufwand, der betrieben werden muss,um aktuelle Literatur, Trends und Entwicklungeneiner Disziplin aufzuspüren und zu verfolgen, relativgering. Dies gilt auch für die professionelle Ver-waltung und das Management recherchierter Fachlite-ratur. Die oben vorgestellten digitalen Werkzeuge er-leichtern auf lange Sicht die Arbeit ungemein.Gerade die interdisziplinär angelegte Medienpäd-agogik und -didaktik, dessen Gegenstand ja geradediese Technologien sind, sollte sich dieser Werkzeugeund Techniken selbstverständlich bedienen.
Nutzen Sie neben Google auch andere Suchmaschinenwie Bing oder Yahoo – oder am besten Metasuchma-‐schinen wie Metager, Dogpile oder Ixquick. Somitmachen Sie sich unabhängig von dem nicht einfachnachvollziehbaren Ranking-‐Algorithmen der Suchma-‐schinen, die eine besFmmte Reihenfolge der gefun-‐denen Treffer festlegen.
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Literatur und InformaFon. Datenbanken, Fachliteratur, Literaturrecherche und -‐verwaltung — 11
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