Licht, Farben, Sehen - Stiftung Haus der kleinen Forscher · 3 Stiftung „Haus der kleinen...
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Licht, Farben, SehenEinE idEEnsammlung fr diE ProjEktarbEit in dEr kita
Helmholtz-Gemeinschaft Siemens Stiftung Deutsche Telekom StiftungDietmar Hopp StiftungPartner:
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Die Stiftung Haus der kleinen Forscher will Kindern bundesweit die alltgliche
Begegnung mit naturwissenschaftlichen, mathematischen und technischen Themen
ermglichen. Alle Kinder sollen die Chance erhalten, dieses spannende Feld mit Freude
fr sich zu entdecken. Das geschieht vor allem, indem die Stiftung Haus der kleinen
Forscher pdagogische Fachkrfte bei der Integration des Bildungsbereichs Naturwis-
senschaften, Mathematik und Technik in den Alltag untersttzt und sie kontinuierlich und
pdagogisch zielgerichtet fortbildet.
Im Zentrum stehen dabei das gemeinsame Lernen und Forschen der Kinder mit den
Erwachsenen als Lernbegleiterinnen und Lernbegleiter. Experimentieren frdert nicht nur
die Neugier und Begeisterung fr naturwissenschaftliche und technische Phnomene,
sondern auch eine Reihe weiterer Basiskompetenzen, die die Mdchen und Jungen fr
ihren spteren Lebensweg bentigen. Dazu gehren u. a. Sprach- und Sozialkompetenz,
Feinmotorik sowie ein Zugewinn an Selbstbewusstsein und innerer Strke.
Mit ihren Angeboten trgt die Stiftung so zur Strkung der Bildung von Kindern im Kita-
und Grundschulalter und zur langfristigen Nachwuchssicherung sowohl in den natur- und
ingenieurwissenschaftlichen als auch in den technischen Berufen in Deutschland bei.
Der Entwicklung der Fortbildungen und Materialien der Stiftung Haus der kleinen
Forscher liegen neben den Vorgaben der Bildungsprogramme der Bundeslnder immer
auch aktuelle Erkenntnisse der Frhpdagogik, Entwicklungspsychologie, Lernforschung
und Fachdidaktik zu Grunde. Zudem fliet eine Vielzahl praktischer Erfahrungen und
inhaltlicher Anregungen der Stiftung ein, die aus regelmigen Besuchen in Kitas und
Grundschulen, den Workshops fr Trainerinnen und Trainer sowie aus Hospitationen in
den Netzwerken resultiert.
Die Stiftung Haus der kleinen Forscher engagiert sich seit 2006 als grte deutsche
Bildungsinitiative im frhkindlichen Bereich in Einrichtungen des Elementarbereichs.
2011 wurde das Stiftungsangebot auf Kinder im Grundschulalter ausgeweitet. Partner
der Stiftung Haus der kleinen Forscher sind die Helmholtz-Gemeinschaft, die Siemens
Stiftung, die Dietmar Hopp Stiftung und die Deutsche Telekom Stiftung. Gefrdert wird
sie vom Bundesministerium fr Bildung und Forschung. Schirmherrin des Hauses der
kleinen Forscher ist Prof. Dr. Annette Schavan, MdB, Bundesministerin fr Bildung und
Forschung.
StiFtung hauS der kLeinen ForScher
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Stiftung Haus der kleinen Forscher
Gruwort
ber die Broschre
licht, farbEn, sEhEn als forschungsthEma in dEr kita
Licht- und Farbphnomene im Alltag
Das Thema Licht, Farben, Sehen in den Bildungsplnen
Der Blick vom Kind aus
Projektarbeit in der Kita
anrEgungEn fr diE PdagogischE Praxis
Licht und Sehen Beobachtungen zu den Eigenschaften des Lichts
Licht und Schatten Projektidee Schattentheater
Licht und Spiegel Versuchsanregungen zum Phnomen Spiegelung
Licht und Farben Ideen fr die Projektarbeit
naturwissEnschaftlichE hintErgrndE wissEnswErtEs fr intErEssiErtE ErwachsEnE
Literaturverzeichnis, Lese- und Internettipps
Danksagung, Impressum
Stiftung Haus der kleinen Forscher
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inhaLt
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Liebe erzieherin, Lieber erzieher,
haben Sie schon einmal versucht, Schatten zuzudecken? Und mochten Sie es als Kind, mit
Ihrer Armbanduhr oder mit einem Spiegel Lichtflecken an die Wand zu werfen? Haben Sie
sich auch schon einmal ber Ihre von Blaubeeren verfrbte Zunge gewundert?
Sowohl die Kinder als auch wir Erwachsene erleben eine Welt voller Licht und Farben um
uns herum. Aus naturwissenschaftlicher Sicht sind das Licht und die Farben sehr heraus-
fordernde Themenfelder. Es gibt viele wissenschaftliche Abhandlungen ber das Licht. Die
Farbenlehre beschftigt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler seit Jahrhunderten.
Kann es vor diesem Hintergrund gelingen, dieses Thema auch in der Kita aufzugreifen und
den Kindern vielfltige Erfahrungen dazu zu ermglichen?
Ja! Denn in unserer tglichen Erfahrungswelt lassen sich viele spannende Anknpfungs-
punkte entdecken, um Licht und Farben zu erforschen. Diese Phnomene sind fr Kinder
und Erwachsene gleichermaen interessant und vielseitig. Um Neues zu erfahren, lohnt es
sich, Fragen darber zu stellen und dazu zu forschen.
Dieses Thema weist zahllose Facetten auf die Vielfalt reicht von Schatten, Spiegel,
Regenbogen, Seifenblasen, Sonnenbrille ber Malfarben, bunte Blten, blauer Himmel,
Ostereierfrben bis hin zu den durch Fruchtsaft verursachten farbigen Flecken auf einem
T-Shirt. Licht und Farben knnen unser Wohlbefinden und unsere Stimmung beeinflussen.
Fast jeder, ob gro oder klein, hat eine Lieblingsfarbe und unterschiedliche Assoziationen
und Erinnerungen, die mit einer Farbe verbunden sind. Farben informieren uns: Eine gelbe
Banane ist reif, eine grne noch unreif; eine rote Markierung weist oft auf eine Gefahr oder
ein Verbot hin; ein Schornsteinfeger ist meist schwarz gekleidet.
Diese Broschre wurde von der Stiftung Haus der kleinen Forscher zusammengestellt,
um Sie mit Ideen dabei zu untersttzen, in der Kita gemeinsam mit den Kindern aus unter-
schiedlichen Blickwinkeln das Thema Licht, Farben, Sehen zu erkunden. Viel Spa beim
gemeinsamen Forschen und Entdecken!
Dr. Peter Rsner
Geschftsfhrer der Stiftung Haus der kleinen Forscher
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Gruwort / ber die Broschre
Licht und Farben haben groen Einfluss auf unser Leben. Ohne das Licht gbe es kein Leben
auf der Erdoberflche, weder Pflanzen noch Tiere und Menschen knnten sich entwickeln.
Knstliches Licht ermglicht uns das Sehen auch bei Dunkelheit, Schatten entstehen nur bei
Licht und um Farben wahrnehmen zu knnen, bentigen wir ebenfalls Licht.
Die Stiftung Haus der kleinen Forscher mchte mit dieser Broschre Kinder und Fachkrfte
anregen, gemeinsam die vielfltigen Phnomene des Lichts zu erforschen, in die Welt der
Farben einzutauchen und damit auch Spannendes ber das Sehen zu erfahren. Die Brosch-
re ergnzt den Kartensatz Licht, Farben, Sehen und besteht aus drei Teilen.
Im ersten Teil wird das Thema Licht, Farben, Sehen als Forschungsthema in der Kita aus
verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Nach einem kurzen Blick in die Bildungsplne fr
den Elementarbereich wird auf die Entwicklung des Sehens und auf das Lernen in der frhen
Kindheit eingegangen. Eine sehr vielseitige Methode, um die Freude und den Wissensdurst
der Kinder zu strken, ist die Projektarbeit. Hierzu werden einige wichtige Prinzipien darge-
stellt.
Der zweite Teil der Broschre enthlt praktische Anregungen zum Entdecken und Erforschen
von Licht- und Farbphnomenen und bietet viele Beispiele fr die Projektarbeit. Die Praxis-
anregungen beziehen Themenbereiche ein, die auch in den verschiedenen Bildungsplnen
der Lnder immer wieder angesprochen werden: Das Kapitel Licht und Sehen macht auf die
Bedeutung des Lichts fr unser Sehen und Wahrnehmen aufmerksam; im Kapitel Licht und
Schatten wird ausgehend von einem Schattentheaterstck ber den Projektverlauf und die
einzelnen Aktivitten berichtet. Im Kapitel Licht und Spiegel finden sich zahlreiche Ideen
und Tipps fr Versuche mit Spiegeln und Spiegelungen. Das Kapitel Licht und Farben geht
auf ein Farbprojekt in einer Kita zurck und gibt Anregungen fr das Forschen mit Lichtfar-
ben. Es beschftigt sich mit der Farbwahrnehmung von uns Menschen und veranschaulicht,
wie Farben als Signale unser Leben beeinflussen. Begleitet werden die Texte immer wieder
von Reimen, Liedern und knstlerischen Aktivitten, die die Vielfalt an Mglichkeiten fr
die Einbettung anderer Bildungsthemen in diesen spannenden Teilbereich der Naturwissen-
schaften aufzeigen.
Der dritte Teil der Broschre enthlt naturwissenschaftliche Hintergrundinformationen fr
Erwachsene zum Thema Licht, Farben, Sehen.
Die Broschre soll dazu einladen, Dinge einmal in einem ganz anderen Licht zu betrachten.
Ziel ist es, die Neugier der Kinder hinsichtlich im Alltag erlebter Phnomene aufzugreifen,
ihre Fragen und Beobachtungen im Bereich Licht, Farben, Sehen wahrzunehmen und
ihnen gemeinsam auf den Grund zu gehen.
ber die broSchre
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Licht, Farben, Sehen aLS ForSchungSthema in der kita
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Licht- und Farbphnomene kennen Kinder aus ihrem Alltag. Sie erleben, dass es am Tag
hell und nachts dunkel ist. Sie bemerken, dass sie Spielzeuge, Mbel oder Gegenstn-
de im Licht der Dmmerung und im Dunkeln in ihren Farben anders wahrnehmen als bei
Tageslicht. Wenn es nachts im Zimmer dunkel ist, knnen sie nichts sehen, erfahren aber,
dass sich dies ndert, wenn sie das Licht anknipsen. Kinder wissen, dass sie auch Kerzen
oder Taschenlampen benutzen knnen, um das dunkle Zimmer zu erleuchten.
Kinder malen gern mit bunten Stiften oder Tusche und beobachten dabei, wie die Farben
auf dem weien Papier wirken. Es macht Mdchen und Jungen Freude, ihre Spielsachen
nach Farben zu sortieren. Ihnen fllt auf, dass sich die Farben in der Natur im Frhling,
Sommer, Herbst und Winter voneinander unterscheiden. Sie schauen aufmerksam, welche
Farben das Essen auf ihren Tellern hat, und stecken ihre Finger in Tomatenketchup, Spinat
oder Himbeermarmelade.
An einem Sptnachmittag im Herbst: Zwei Kita-Kinder sind auf dem
Weg nach Hause. Es ist dunkel, die Straenlaternen beleuchten den
Brgersteig. Dabei bemerken die Kinder, dass sie vom eigenen Schatten
verfolgt werden, ihre Schatten sich also mit ihnen bewegen. Manchmal
laufen ihnen die Schatten hinterher, manchmal sogar vor ihnen, manch-
mal sind sie lang, manchmal kurz. Die Kinder fangen an, mit ihren Schatten
zu spielen, und stellen dabei fest: Gehen wir auf eine Laterne zu, ist unser
Schatten hinter uns und verliert an Lnge. Befinden wir uns unter der Laterne,
liegt der Schatten neben uns und ist kurz, entfernen wir uns von der Later-
ne, ist unser Schatten vor uns und wird wieder lnger.
Themen wie Licht und Schatten, natrliche Lichtquellen, Spiegel und Spiegelbild, Lichtfar-
ben und Krperfarben kennen die Kinder durch vielfltige Erlebnisse und Beobachtungen.
Diese alltglichen Grunderfahrungen knnen in der Kita beim gemeinsamen Forschen
vertieft werden.
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Licht- und Farbphnomene im aLLtag
Licht, Farben, Sehen als Forschungsthema in der Kita
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Das Thema Frhe naturwissenschaftliche Bildung wird in den Bildungsplnen smtlicher
Bundeslnder aufgegriffen und ist daher ein wichtiger Bestandteil der Elementarpda-
gogik. Ein in allen Bildungsplnen aufgefhrter Bereich ist die Auseinandersetzung mit
Fragen an die unbelebte Natur, z. B. die Physik, zu der auch Licht- und Farbphnomene
zhlen. Enthalten sind Themen wie:
Ohne Licht knnen wir nichts sehen
(hell und dunkel, Tag und Nacht, Sonnenlicht und Wrme),
Licht und Schatten (Entstehung des Schattens, groer und kleiner
Schatten, Schattentheater),
Licht und Spiegel (Spiegel reflektiert das Licht, glatte oder
gewlbte Spiegelflchen, verzerrte Spiegelbilder) sowie
Licht und Farben (Licht enthlt viele Farben, Farben des Sonnenlichts,
Signalfarben, Farbmischungen, Naturfarben).
Licht- und Farbphnomene werden von uns Menschen in unterschiedlichsten Zusammen-
hngen erlebt. Auch Kinder knnen diese schon bewusst erfahren. Die Mdchen und Jun-
gen kennen das Thema Licht aus ihrem Alltag, sie knnen konkrete Beobachtungen zur
Sonne, zu Tag und Nacht oder zu hell und dunkel machen. Dies greifen die Bildungsplne
auf und empfehlen zudem, das Thema mit vielen anderen Bildungsbereichen zu vernet-
zen, so dass die Kinder ein ganzheitliches Verstndnis erwerben. Es gibt beispielsweise
Querverbindungen zur biologie (Pflanzen, Tiere und Menschen brauchen Licht zum Leben,
Glhwrmchen produzieren ihr eigenes Licht, Eulen knnen nachts besser sehen als
tagsber), zur technik (Gewinn des Lichts und die Erfindungen knstlicher Lichtquellen,
Spiegel aller Art), zur kunst (mit Farben kreativ gestalten, Farben aus der Natur gewinnen,
verschiedene Farben mischen), zur bewegung (Schattenspiele, Schatten fangen), zur
philosophie (Bedeutung, Emotion und Symbolik von Licht und Farben, unsere Welt ohne
Farben) und zur sprachlichen bildung (Beschreibung der Erfahrungen, Benennung von
Gegenstnden, Reime, Lieder, Geschichten und Mrchen).1
Um solch eine ganzheitliche Betrachtungsweise konkret in der Kita umsetzen zu knnen,
ist die Projektarbeit als Methode besonders gut geeignet. Sie ermglicht eine langfris-
tige Auseinandersetzung mit einem Thema und kann somit immer wieder einen neuen
Fokus setzen und andere Bildungsbereiche in die Betrachtung einbeziehen (s. a. Kapitel
zur Projektarbeit, S. 12). Die Stiftung Haus der kleinen Forscher mchte pdagogische
Fachkrfte durch die vielen praktischen Anregungen und Ideen in dieser Broschre darin
bestrken, das Thema Licht, Farben, Sehen in Projekten aufzugreifen und mit den Kin-
dern umzusetzen.
1 Vgl. Fthenakis, W. E. (Hrsg.) (2009)
daS thema Licht, Farben, Sehen
in den biLdungSpLnen
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Licht, Farben, Sehen als Forschungsthema in der Kita
der bLick vom kind auS
Um Kinder in ihren Entwicklungs- und Lernprozessen gut untersttzen zu knnen, ist es
wichtig, ihre Vorerfahrungen und Interessen aufzugreifen, die Mdchen und Jungen zu be-
obachten und wahrzunehmen, was sie von sich aus tun, was sie fasziniert und womit sie
sich gerade beschftigen.2 Besonders im Bereich des Sehens sind Kita-Kinder bereits sehr
kompetent. Die folgenden Seiten geben eine bersicht ber die Entwicklung des Sehens
und beschreiben einige Lernprinzipien aus neurobiologischer Sicht.
die entwickLung deS SehenS
Kinder wie Erwachsene nehmen ihre Umwelt und all das, was sie umgibt, ber die Sinne
wahr. Dabei spielt der Sehsinn eine sehr wichtige Rolle. Die Entwicklung des Sehens voll-
zieht sich innerhalb eines vergleichsweise kurzen Zeitraums nach der Geburt. Der Sehsinn
eines achtmonatigen Suglings ist bereits voll ausgebildet und so funktionsfhig wie bei
einem Erwachsenen. Das Blickverhalten von Kindern vermittelt spannende Einsichten in
das Denken und die Erwartungen der Mdchen und Jungen. Mit neuen Methoden, die die
Blickdauer und das Interesse von Suglingen fr bestimmte Spielzeuge oder Ereignisab-
folgen analysieren, wird in der Entwicklungsforschung festgestellt, welches Grundwissen
und welche kognitiven Fhigkeiten bei Kindern im ersten Lebensjahr schon vorhanden
sind.
Gerade Kleinkinder, die motorisch noch eingeschrnkt sind und z. B. noch nicht laufen
oder gezielt greifen knnen, lernen enorm viel durch Beobachten und Hinschauen. Dabei
ist auch der Blickkontakt zur Bezugsperson fr ein Kind sehr wichtig. Wenn es bei seiner
Erkundung auf etwas berraschendes oder Unbekanntes stt und sich dabei unsicher
fhlt, wirft es einen fragenden Blick auf seine Bezugspersonen (das nennt man auch sozi-
ales Referenzieren). Wenn das Kind die Umwelt erkundet, mchte es von frh an wissen,
was andere Menschen zu den Dingen, die es erforscht, sagen und wie sie damit umge-
hen. Diese Fhigkeit zur geteilten Aufmerksamkeit (gleichzeitig einen Gegenstand und
eine andere Person ins Geschehen einzubinden) ist ab einem Alter von ca. acht Monaten
vorhanden und zeigt, dass das Interesse der Mdchen und Jungen nicht nur ihrer Umwelt,
sondern auch der Sicht ihrer Bezugspartner auf die Dinge in der Umgebung gilt Ko-Kons-
truktion beginnt also schon im Kleinkindalter!3
2 Vgl. Pauen, S., Pahnke, J. (2009)3 Berk, L. E. (2005)
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10 4 Spitzer, M. (2006), S. 160
Die folgende Tabelle gibt einen berblick ber die Entwicklung des Sehens, die bereits vor
der Geburt beginnt:
Sehvermgen
Licht (hell und dunkel)
Formen
Farben
Tiefensehen
Suglinge blicken schon kurz nach der Geburt um sich und betrachten die Objekte, die in ihrem Blickfeld auftauchen.
Sie sehen anfangs nur Dinge scharf, die nicht weiter als 20 bis 25 cm entfernt sind. Die Sehschrfe erreicht zwischen dem sechsten und achten Lebensmonat das
Niveau eines Erwachsenen.
Schon siebenmonatige Ften im Mutterleib sind lichtempfindlich, d. h., sie reagieren auf Lichtreize und knnen hell und dunkel unterscheiden.
Suglinge knnen in den ersten Lebensmonaten verschiedene Helligkeitsstufen differenzieren.
Die Differenzierung verschiedener Helligkeitsstufen ermglicht es Suglingen, Kontraste und Formen besser wahrzunehmen. Muster wie z. B. die eines Schachbretts schauen sie daher besonders gern an.
Suglinge haben eine Vorliebe fr menschliche Gesichter und gesichtshnliche Formen. Das Betrachten von Gesichtern beschrnkt sich anfangs auf die Randbereiche wie den Haaransatz oder das Kinn, da diese besonders kontrastreich sind. Ab etwa dem zweiten Lebensmonat nehmen Suglinge auch die Gesichtsmitte im Detail wahr.
Neugeborene schauen gern bunte Farbgebungen an, knnen aber einzelne Farben noch nicht gut unterscheiden.
Bis zum zweiten Lebensmonat erlernen sie, Rot, dann Blau, Gelb und spter Grn voneinander zu unterscheiden.
Mit ungefhr vier Monaten knnen sie den gesamten Farbbereich differenzieren.
Die Fhigkeit zum Tiefensehen, d. h., Entfernungen zwischen Gegenstnden untereinander und im Verhltnis zu sich selbst einzuschtzen, ist angeboren. Diese Fhigkeit ist beispielsweise fr das Ergreifen von Dingen wichtig.
Das Tiefensehen wird durch das eigene Bewegen trainiert und weiter ausgeprgt. Mit sechs bis sieben Monaten knnen die meisten Kinder tiefe und flache Stellen unterscheiden und abfallende Bereiche vermeiden, die gefhrlich aussehen.
Lernen in der Frhen kindheit
Lernen gelingt besser und nachhaltiger, wenn es in Situationen erfolgt, die emotional
anregend sind. Dies gilt fr Kinder und Erwachsene gleichermaen. Was den Menschen
umtreibt, sind nicht Fakten und Daten, sondern Gefhle, Geschichten und vor allem andere
Menschen.4
Wenn Kinder lernen, lernt immer das ganze Kind mit allen Sinnen, Emotionen, geistigen
Fhigkeiten und Ausdrucksformen. Gespeist wird das Lernen aus der Neugier und der
Freude am Ausprobieren, Experimentieren und Entdecken. Whrend Erwachsene auch ge-
zielt reine Daten und Fakten lernen knnen, ist das Lernen der Kinder immer mit konkreten
Dingen und Situationen verknpft.
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Beispiel Spielsituation:
Ein etwa acht Monate altes Kind liegt vor zwei Spiegelbausteinen und betrachtet
diese. Zufllig bewegt es seinen Kopf nach unten und stellt dabei fest, dass sich das
Bild im Spiegel wandelt. Es wiederholt diese Bewegung immer wieder, wobei sich jedes
Mal die Entfernung zwischen seinem Gesicht und den Spiegelflchen verndert. Das Kind
beobachtet ganz genau, was sich im Spiegel tut.
Wie das obige Beispiel zeigt, ist das Lernen von Kindern durch viele Wiederholungen
geprgt. Diese sind aus entwicklungspsychologischer Sicht sehr wichtig fr das Sammeln
von Lernerfahrungen: Durch wiederholtes Ausprobieren lernen die Mdchen und Jungen
die Eigenschaften der Dinge kennen und entdecken mit der Zeit Zusammenhnge.
Auch die Neurowissenschaften betonen, dass Lernen ber Wahrnehmen, Erfahren und
Handeln erfolgt. Whrend das Kind den Gegenstand (z. B. den Spiegelbaustein) wahr-
nimmt und sich damit beschftigt, werden die Nervenzellen (= Neuronen) im kindlichen
Gehirn ber die Sinneskanle aktiviert. Die aktivierten Nervenzellen wiederum verbinden
sich untereinander ber so genannte Synapsen. So werden die Informationen (die Eigen-
schaften des Spiegelbausteins) neuronal verarbeitet und dem Gegenstand (Spiegelbau-
stein) zugeordnet. Das Lernen knnte man also als einen Prozess der Verinnerlichung von
Erfahrungen beschreiben und gleichzeitig neurobiologisch als eine fortwhrende Entwick-
lung der synaptischen Verbindungen im Gehirn. So werden aus anfangs noch sehr dn-
nen Nervenwegen allmhlich immer besser ausgebaute und leichter aktivierbare, fest im
Hirn verankerte Straen. Sie werden immer breiter, je mehr sie benutzt werden, um eine
bestimmte Leistung zu erbringen, oder wenn sie immer wieder aktiviert werden. Je kompli-
zierter und verzweigter diese Straennetze im Gehirn herausgebildet werden, desto mehr
kann ein Kind im spteren Leben miteinander verbinden und in Beziehung setzen [].5
In der Zeit, in der die neuronalen Verbindungen in hohem Mae ausgebildet werden, sind
die Mdchen und Jungen besonders neugierig. Sie fassen die Gegenstnde in ihrem Um-
feld an und beobachten ganz genau; sie probieren stndig Neues aus und machen viel-
fltige Erfahrungen. Von den neuronalen Verbindungen werden allerdings nur diejenigen
stabilisiert und erhalten, die auch wirklich immer wieder benutzt und gebraucht werden.
Der Rest wird einfach wieder abgebaut, nach dem Motto: use it or loose it6 (benutze
oder verliere sie). Das macht deutlich, wie wichtig frhe Lernerfahrungen sind und dass
die Auseinandersetzung mit Naturphnomenen in diesem Alter einen nachhaltigen Ein-
fluss auf die geistige Entwicklung der Kinder hat.
Die vorangegangenen Ausfhrungen zeigen, dass Kinder von Geburt an sehr aufnah-
mebereit fr Entdeckungen und Erfahrungen sind und sie schon im Kita-Alter wichtige
Voraussetzungen und Kompetenzen fr die Auseinandersetzung mit Licht- und Farbphno-
menen mitbringen: Die Mdchen und Jungen haben bereits im ersten Lebensjahr ein gutes
Sehvermgen, knnen Helligkeiten, Farben und Formen unterscheiden. Die Beschftigung
mit Naturwissenschaften in der Kita ermglicht viele Grunderfahrungen und erweitert
5 Hther, G. (2011), S. 76 Ebd.
Licht, Farben, Sehen als Forschungsthema in der Kita
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projektarbeit in der kita
das Wissen der Kinder. Durch eigenes Forschen mit passender Lernbegleitung entwickeln
die Mdchen und Jungen so nach und nach ein vertieftes Verstndnis von physikalischen
Phnomenen im Bereich Licht, Farben und Sehen.
waS iSt projektarbeit?
In Anlehnung an Katz & Chard7 lsst sich Projektarbeit folgendermaen beschreiben:
Projektarbeit ist eine langfristige Auseinandersetzung mit einem Thema. Sie kann
Tage, Wochen oder auch Monate dauern.
Projektarbeit untersucht verschiedene Aspekte eines Themas (Sachverhalte) und
berhrt unterschiedliche Bildungsbereiche.
Projektarbeit wird von den Kindern oder einer pdagogischen Fachkraft initiiert.
Projektarbeit wird von der pdagogischen Fachkraft mit den Kindern gemeinsam
geplant und durchgefhrt.
Projektarbeit wird von der pdagogischen Fachkraft begleitet und untersttzt.
Projektarbeit wird von der pdagogischen Fachkraft gemeinsam mit den Kindern
dokumentiert und reflektiert.
Die Forscherkinder unseres Kindergartens haben ein Projekt zum Thema Licht und
Farben durchgefhrt. Dabei haben sie u. a. herausgefunden, dass Farben nur durch Licht
erkennbar sind. Whrend der Suche nach den Regenbogenfarben in der Natur sind die
Kinder einer blinden Frau begegnet. Dadurch haben die Mdchen und Jungen viele Fragen
gestellt: Fr was braucht die Frau einen Stock? Wie kann die Frau die Farbe an der Ampel
wissen? Wie kann sie die gewnschte Kleidung aus dem Kleiderschrank aussuchen?
Wie kann sie im Supermarkt bezahlen? Danach fingen die Kinder an, mit Untersttzung
von uns nach Antworten zu suchen. Die Begegnung mit der blinden Frau brachte einen
neuen und unerwarteten Aspekt fr das gesamte Projekt.
Bericht einer Erzieherin des Stdtischen Kindergartens Neige
7 Vgl. Katz, L. G., Chard, S. C. (2000)
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138 Vgl. Fthenakis, W. E. (Hrsg.) (2009)
waS zeichnet die projektarbeit auS?
Projekte greifen die Neugier und die Lernbegierde der Kinder auf und stehen
immer in Bezug zu ihrer Erfahrungswelt.
Kinder sind aktiv an der Planung und Durchfhrung eines Projekts beteiligt
(Partizipation).
Kinder erleben und lernen ein Thema in verschiedenen Bezgen und in greren
Zusammenhngen kennen. Durch die Projektarbeit werden alle Sinne des Kinds
angesprochen.
Projekte sind auf die Strkung kognitiver, sprachlicher, motorischer und sozial-
emotionaler Kompetenzen der Kinder ausgerichtet.
Projektarbeit ermglicht den Mdchen und Jungen, die Methode, das Tempo und
die Sozialform ihres Lernens selbst zu bestimmen und individuell zu gestalten.
Projektarbeit untersttzt das ko-konstruktive Lernen. Kinder und Erwachsene oder
Mdchen und Jungen untereinander bilden eine lernende Gemeinschaft und bringen
gleichermaen ihre Ideen, Vorschlge und Erklrungen in das Projekt ein.
Durch Dokumentation und Reflexion sprechen die Kinder ber Lerninhalte und
Lernprozesse, d. h., darber, was sie lernen und wie sie lernen. Dies wird als Meta-
kognition bezeichnet.
Projektarbeit strkt das Selbstbewusstsein und das Gefhl bei Kindern,
eigenstndig etwas bewirkt zu haben und kompetent zu sein (Ich kann!).8
Licht, Farben, Sehen als Forschungsthema in der Kita
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14 9 Vgl. Fthenakis, W. E. (Hrsg.) (2009)
der verLauF einer projektarbeit
Die Projektarbeit beinhaltet verschiedene Phasen.9
Phase 1: Entstehung der Projektarbeit, gemeinsame Findung des Projektthemas
Die Themen der Projektarbeit entstehen oft dadurch, dass die Kinder groes Interesse
an einem Gegenstand/Sachverhalt zeigen und dies von den Fachkrften aufmerksam
wahrgenommen wird. Hufig ergeben sich Themen fr die Projektarbeit im Dialog mit den
Mdchen und Jungen. Natrlich kann der Impuls zu einem Projektthema auch von den
Fachkrften selbst ausgehen.
Phase 2: Planung und Vorbereitung des Projekts
Sobald sich die Gruppe auf ein Projektthema geeinigt hat, arbeitet sich die Fachkraft
zunchst selbst in den Bereich ein und informiert sich darber. Sie entwickelt eine grobe
Idee, welche Aktivitten sie in welchem Zeitraum mit den Kindern gemeinsam durchfhren
kann, und stimmt dies mit den Mdchen und Jungen ab.
Phase 3: Durchfhrung eines Projekts
Beim Einstieg in das Projekt ist es zunchst wichtig, Informationen ber das Vorwissen
bzw. die Vorerfahrungen der Kinder zu dem Projektthema zu sammeln. Durch Interaktion
zwischen Kindern und Fachkraft oder den Kindern untereinander erleben die Mdchen
und Jungen bewusst, dass man Unterschiedliches ber dasselbe Thema denken und
wissen kann.
Gemeinsam wollen Kinder und Fachkraft in einem ko-konstruktiven Prozess Antworten auf
ihre Fragen und Erklrungen fr ihre Entdeckungen finden. Mit Hilfe verschiedener Aktivi-
tten sammeln sie Informationen zum Projektthema. Hypothesen werden durch Beobach-
tungen, Messungen und Experimentieren berprft. Dabei berichten sich alle Beteiligten
gegenseitig immer wieder ihre Erfahrungen und prsentieren ihre neuen Erkenntnisse auf
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Licht, Farben, Sehen als Forschungsthema in der Kita
10 Der Ansatz und die pdagogischen Leitlinien der Stiftung sind ausfhrlich in der Broschre Pdagogischer Ansatz der Stiftung Haus der kleinen Forscher dargestellt (auch als PDF zum Download unter www.haus-der-kleinen-forscher.de).
vielfltige Weise (z. B. ber Fotos, Erzhlung, Zeichnungen). Die Kinder reflektieren mit der
Fachkraft zusammen den Verlauf der Aktivitten. Daraus ergeben sich oft neue Fragen und
weitere Ideen.
Phase 4: Abschluss des Projekts
Wann ein Projekt zu Ende ist, richtet sich nach den Bedrfnissen der Kinder und lsst sich
im Vorhinein nicht genau festlegen. Hier gilt es, aufmerksam zu sein, wann die Fragen der
Kinder beantwortet sind und sie den gewnschten Erkenntnisgewinn erreicht haben. Ein
Projekt endet sinnvoll und gewhnlich damit, dass die Kinder ihr Projektergebnis anderen
vorstellen, z. B. durch eine Wandprsentation, eine Ausstellung oder im Rahmen eines
Fests.
projektarbeit und pdagogiSche LeitLinien der StiFtung hauS der kLeinen ForScher
Im Mittelpunkt des pdagogischen Ansatzes der Stiftung Haus der kleinen Forscher
stehen ein ko-konstruktives Miteinander aller am Forschungsprozess Beteiligten sowie
eine Untersttzung der Kinder in der Entwicklung metakognitiver Kompetenzen.10
Projektarbeit ist eine anspruchsvolle pdagogische Methode, um Kindern ein ganzheitli-
ches, lebensnahes und exemplarisches Lernen zu einem gemeinsam mit ihnen ausgewhl-
ten Thema zu ermglichen und damit die Freude der Mdchen und Jungen am Forschen
und Verstehen zu strken. Im Laufe der Planung und Umsetzung eines Projekts bieten sich
zahlreiche Mglichkeiten, Bildungsaktivitten im Sinne der Ko-Konstruktion gemeinsam
zu gestalten und dabei ber das eigene Lernen zu reflektieren (Metakognition).
Projektarbeit bietet viel Raum fr den Dialog zwischen Fachkrften und Kindern: Die
Fachkraft reflektiert mit den Mdchen und Jungen, ermuntert sie, ihre Beobachtungen
zu formulieren und festzuhalten. Kinder knnen den eigenen Vermutungen in Projekt-
aktivitten nachgehen. In anschlieenden gemeinsamen Besprechungen der Beobach-
tungen und Erlebnisse werden den Mdchen und Jungen neue Zusammenhnge klar; sie
vergegenwrtigen sich ihren eigenen Lernweg. Das vermittelt ihnen Selbstbewusstsein
und strkt ihr Kompetenzgefhl.
Naturwissenschaftliche Aspekte innerhalb der Projektarbeit knnen mit der Methode
Forschungskreis bearbeitet werden. Der Forschungskreis beinhaltet zentrale Etappen
eines Forschungsprozesses. Anhand dieser kann das Forschen gemeinsam mit Kindern
so gestaltet werden, dass die Mdchen und Jungen, ausgehend von ihren eigenen Fragen,
neue Lernerfahrungen machen knnen. Vertiefende Informationen zur Methode For-
schungskreis finden sich auf der Website der Stiftung Haus der kleinen Forscher
und auf der Karte Forschungskreis.
projektarbeit und pdagogiSche LeitLinien der StiFtung hauS der kLeinen ForScher
Ko-Konstruktion
Dialog
Methode Forschungskreis
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anregungen Fr die pdagogiSche praxiS
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Anregungen fr die pdagogische Praxis
Als praktische Hilfestellung fr das gemeinsame Forschen bietet sich der Kartensatz
Licht, Farben, Sehen der Stiftung Haus der kleinen Forscher an. Die Entdeckungskar-
ten laden zum Kennenlernen verschiedener optischer Phnomene ein und ermglichen
Kindern, wesentliche Grunderfahrungen zu Licht, Schatten, Spiegeln und Farben zu
sammeln.
Weiterfhrende Fragen, die sich aus den Entdeckungen ergeben, knnen gut mit der Me-
thode Forschungskreis untersucht werden. Auf den Forschungskarten des Kartensatzes
werden exemplarisch zwei vertiefende Lernerfahrungen aus den Bereichen Farben und
Schatten dargestellt:
Beim Vermischen zweier Farben entsteht eine neue Farbe.
Derselbe Gegenstand kann Schatten unterschiedlicher Gre werfen.
Darber hinaus sind natrlich viele weitere Entdeckungs- und Forschungsideen mglich.
Zustzliche Anregungen finden Sie auf den folgenden Seiten.
AUSPROBIEREN UND VERSUCH DURCHFHREN
Stellen Sie den Kindern Pipetten, blau und gelb eingefrbtes Wasser in kleinen Glsern und mehrere gleichartige schmale, hohe Gefe (z. B. Reagenzgl-ser) zur Verfgung.
Die Kinder knnen nun mit Hilfe der Pipette etwas vom gelben Farbwasser aus dem kleinen Glas in ihr schmales, hohes Gef fllen. Mit einem wasser-festen Stift markieren sie den Fllstand auf dem Gef. Nun fgen die Kinder mit der Pipette vorsichtig etwas von dem blauen Wasser zum gelben hinzu. Die jeweiligen Mengen legen sie selbst fest.
AUSPROBIEREN UND VERSUCH DURCHFHREN
IDEEN UND VERMUTUNGEN SAMMELN
Fragen Sie die Kinder, welche Mischfarben sie schon kennen. Was wissen die Kinder darber, aus welchen Farben sich eine bestimmte Mischfarbe herstellen lsst? Welche Farben sind beispielsweise in Orange enthalten, welche in Braun? Und welche Mischfarbe entsteht wohl, wenn sie Blau und Gelb miteinander mischen? Haben die Kinder eine bestimmte Vermutung? berlegen Sie gemeinsam, wie Sie vorgehen knnten, um das herauszufinden. Erinnern sich die Kinder in diesem Zusammenhang auch an die Versuche mit verschiedenfarbigem Wasser in den Reagenzglsern?
Phnomen erforschen: Mischfarben BEIM VERMISCHEN ZWEIER FARBEN ENTSTEHT EINENEUE FARBE.
FRAGE AN DIE NATURSTELLEN
Tauschen Sie sich mit den Kindern darber aus, was passiert, wenn sie zu einer Farbe eine andere hinzugeben. Haben die Mdchen und Jungen schon einmal beobachtet, wie sich z. B. beim Malen zwei Farben miteinander vermischt haben?
Welche Mischfarbe entsteht, wenn die Kinder Gelb und Blau miteinander mischen?
LICHT, FARBEN, SEHEN
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012
ERGEBNISSEERRTERN
Vergleichen Sie mit den Kindern die verschiedenen Farbnuancen, die entstanden sind. Gibt es hellere und dunklere? Wenn ja, welche Ursache knnte das haben?
Betrachten Sie mit den Kindern die Markierungen auf den verschiedenen Gefen. Whlen Sie zusammen mit den Kindern ein Gef aus, in dem anfangs wenig, und ein weiteres, in dem viel gelbe Farbe war. Achten Sie bei der Auswahl auch darauf, dass sich die Wasserstn-de in den beiden Gefen mit der Mischfarbe nicht stark unterscheiden. Lassen Sie die Kinder vergleichen in welchem der Gefe ist ein helleres, in welchem ein dunkleres Grn entstanden? Was vermuten die Kinder, woran das liegen knnte?Funktioniert der Versuch auch andersherum? Entsteht ebenfalls Grn, wenn man zuerst blaue Farbe ins Gef gibt und dann gelbe hinzufgt? Was meinen die Kinder? Wer mchte es ausprobieren?
ERGEBNISSE DOKUMENTIEREN
Alle Mischfarben, die von den Kindern hergestellt wurden, werden in der Mitte des Tischs zusammenge-tragen; dafr eignen sich z. B. Reagenzglashalter. Lassen Sie die Kinder die Ergebnisse ihrer Mischver-suche dokumentieren, indem sie diese beispielsweise fotografieren oder auf Papier malen.
BEOBACHTEN UND BESCHREIBEN
Lassen Sie die Kinder beobachten, was geschieht, wenn sie zu der gelben Farbe die blaue hinzufgen.
Was ist zu sehen? Interessant ist es auch, zu beobach-ten, auf welche Weise sich die beiden Farben miteinan-der vermischen tauschen Sie sich darber aus!
Die Kinder knnen beschreiben, welche Mischfarbe bei ihnen entstanden ist. Lassen Sie die Kinder untereinan-der die Farben vergleichen hneln sie sich?
Welche Bezeichnungen wrden die Kinder dem von ihnen gemischten Farbton geben (z.B. hellgrn, kiwigrn, grasgrn)?
Materialien: mehrere gleichartige schmale, hohe Gefe (z. B. Reagenzglser mit Reagenzglashalter) Pipetten wasserfester Stift mit Krepppapier eingefrbtes blaues und gelbes Wasser in kleinen Glsern
LICHT, FARBEN, SEHEN
Darum gehts
Die Kinder stellen Mischfarben auf unterschiedliche Arten her. Dafr nutzen sie nur wenige Farben, die sie miteinan-der kombinieren. Sie erfahren, welche Farbenvielfalt so entstehen kann.
Wo begegnet es uns im Alltag?
In der freien Natur lassen sich viele Farben entdecken, und auch die meisten Gegenstnde, die uns umgeben, sind far-big. Dabei finden sich von einer Farbe zahlreiche Nuancen: Grasgrn, Flaschengrn, Apfelgrn, Mintgrn, Tannengrn usw. Vielen Kindern sind das Malen und Mischen von Far-ben aus der Beschftigung mit Tusche und Aquarellfarben bereits bekannt.
Phnomen entdecken: Mischfarben
WIE vIELE FARBEN gIBT ES?
Abb. 2: Zwei Farben miteinander mischen Abb. 3: viele MischfarbenAbb. 1: Wasser mittels Krepppapier frben
Das wird gebraucht
Krepppapier (mindestens rot, grn, blau, gelb) mehrere kleine Glser mit Wasser Reagenzglser oder andere schmale, hhere Glser Pipetten Unterlagen fr den Tisch farbige Transparentfolienstreifen (mit abgerundeten Ecken) Kchenkrepp rote, blaue, gelbe Lebensmittelfarbe (gegebenenfalls in Tropfflaschen) Teller oder groe Blumentopfuntersetzer
Tipp: Legen Sie wasserfeste Unterlagen auf die Tische. Zum Schutz der Kleidung empfiehlt es sich, bei den Mischversuchen Schrzen oder alte Kleidungsstcke wie T-Shirts oder Oberhemden berzuziehen. Geben Sie den Kindern im Vorfeld die Mglichkeit, den Umgang mit einer Pipette ausgiebig zu ben. Wie bekomme ich Wasser in die Pipette? Und wie bekomme ich es in kleinen Mengen oder trpfchen-weise wieder aus ihr heraus?
MANCHES KANN MAN FRBEN, MANCHES ENTFRBEN (EINSTIMMuNg) Die Farben des Krepppapiers sind wasserlslich. Diese Eigenschaft knnen die Kinder zum Herstellen von farbigem Wasser nutzen, das sich gut fr die nachfolgenden Mischversuche eignet. Jedes Kind whlt eine Krepppapierfarbe. Welche anderen Dinge kennen die Mdchen und Jungen in dieser Farbe (z. B. rot wie eine Erdbeere oder eine Rose)? Ein Schnipsel vom gewhlten Krepppapier wird in ein kleines wassergeflltes Glas gegeben. Die Kinder beo-bachten dann in Ruhe, was mit dem Papier im Wasser geschieht. Wie verndert sich das Wasser? Wie sieht das Papier aus, wenn sie es wieder aus dem Wasser nehmen? Kennen die Kinder noch andere Dinge, die abfrben (z. B. Schokolinsen in der schwitzenden Hand)?
03/2
012
Mischt man mindestens zwei Farben entsteht eine weitere, andere Farbe. Je mehr Farben die Kinder miteinander vermischen, desto dunkler ist der Farbton der entstandenen Mischfarbe.
Seht
her
FARBENvIELFALT
Die Kinder nutzen nun die verschiedenfarbigen Flssigkeiten, mehrere schmale, leere Glser (z. B. Reagenzglser in einem Reagenz-glashalter) und die Pipetten zum Weiterforschen. Probieren Sie gemeinsam mit den Kindern aus, welche Farben entstehen knnen, wenn die eingefrbten Flssigkeiten gemischt werden. Zu Beginn ist es sinnvoll, immer nur zwei Farben miteinander zu mischen. Dafr geben die Kinder mit der Pipette von beiden Farben etwas in die schmalen Glser.
Sammeln Sie die Glser der Kinder und betrachten Sie dann gemeinsam alle Mischergebnisse. Oft sind die Farben schner und besser zu sehen, wenn sie gegen das Licht oder vor einen weien Hintergrund gehalten werden. Tauschen Sie sich darber aus, welche Farben die Kinder jeweils vermengt haben. Finden Sie gemeinsam Farbbezeichnungen fr die neu entstandenen Farben. Wie viele unterschiedliche Grntne knnen die Kinder mischen? (weiter forschen mit der Forschungskarte Beim Vermischen zweier Farben entsteht eine neue Farbe) Welche Farbe entsteht, wenn man alle Farben zusammengiet? Die Kinder knnen es abschlieend ausprobieren.
LICHT, FARBEN, SEHEN
KuNTERBuNTES Stellen Sie Teller oder Untersetzer, rote, blaue und gelbe Lebensmittelfarbe sowie Bltter der Kchenrolle bereit. Bitten Sie die Kinder, je ein Blatt des saugfhigen Papiers auf einen Teller zu legen. Dann knnen die Kinder die drei Farben tropfenweise (per Pipette oder mit der Tropfflasche) auf das Papier geben. Was lsst sich beobachten? Was geschieht z. B. an Stellen, an denen mehrere Farben aufeinander-treffen?
WissensWertes fr
interessierte erWachsene
Viele Farben sind herstellbar, indem man
zwei und mehr Farben mischt.
Die fr das Mischen verwendeten Farben
werden auch als Pigmentfarben bezeich-
net. Pigmente sind winzige, oft mit bloem
Auge nicht erkennbare, farbgebende
Teilchen, die z. B. im farbigen Wasser
schweben.
Die Pigmente haben Einfluss darauf,
welche Anteile des einfallenden Lichts
verschluckt und welche zurckgeworfen
werden. Davon abhngig sehen wir Dinge
(z. B. das eingefrbte Wasser) in einer
bestimmten Farbe.
Abb. 4: Farben auf saugfhigem Papier mischen
Die Farbe verteilt sich auf dem Kchenkrepp. Es gibt berlappungen der Farbflchen, an denen Mischfarben entstehen.
Seht
her
FARBENMISCHEN IM TRoCKENEN
Mit Streifen transparenter Farbfolien knnen die Kinder ebenfalls herausfinden, aus welchen Ausgangsfarben welche Mischfarbe entsteht. Dazu legen sie mindestens zwei Folienstreifen unterschiedlicher Farbe auf einem weien Blatt bereinander oder halten sie hintereinander gegen das Licht. Wie beschreiben die Kinder die sichtbare Mischfarbe? Wird sie heller oder dunkler als die ursprnglichen Farben der beiden Folien? Finden die Kinder einen Namen fr die neue Farbe?
Abb. 5: Farbige Folienstreifen bereinander legen
Legt man die verschiedenen Transparentfarbfolien bereinander, erhlt man ein hnliches Ergebnis wie beim Mischen von Malfarben. Je mehr Farbfolien bereinander liegen, desto dunkler wird die Mischfarbe. Se
ht h
er
Kartensatz Licht, Farben, Sehen
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Licht ist fr uns so selbstverstndlich, dass wir es nur selten bewusst wahrnehmen
auer in besonderen Situationen wie z. B. beim Betrachten eines Regenbogens, eines
feuerroten Sonnenuntergangs oder eines glitzernden Schmuckstcks. Im Gegensatz dazu
ist uns die Abwesenheit von Licht, die Dunkelheit, sofort bewusst, denn dann knnen wir
nichts mehr sehen.
Sprechen Sie mit den Kindern ber Licht und Dunkelheit. Welche Erfahrungen haben die
Mdchen und Jungen damit gemacht, welche Gefhle lsen Licht und Dunkelheit in ihnen
aus Freude oder Angst, Geborgenheit oder Heiterkeit?
Um Licht und Dunkelheit bewusst zu erleben, wird ein gut zu verdunkelnder Raum mit wei-
en Tchern ausgekleidet. Auf dem Boden liegen Matratzen oder Teppiche und Kissen, so
dass es fr die Kinder angenehm ist, sich darauf niederzulassen. Lassen Sie die Mdchen
und Jungen zunchst den dunklen, ruhigen Raum erleben und wahrnehmen. Dann knnen
die Kinder den Raum mit farbigem Licht erhellen. Nutzen Sie dazu einfach normale Strah-
ler, in denen sich rote, gelbe, blaue oder grne Glhlampen befinden. Wie empfinden die
Kinder die unterschiedlichen Lichtfarben? Probieren Sie verschiedene Lichtkombinationen
aus. Auerdem knnte auch eine Diskokugel aufgehngt werden, die dann z. B. mit einer
Taschenlampe im dunklen Raum angestrahlt wird. Geschichten und Musik verstrken den
Eindruck von Farben, Licht und Dunkelheit.
Das Licht kommt von der Sonne!, rufen die Kinder vielleicht. Oder aus der Lampe.
Es gibt verschiedene Arten von Lichtquellen: natrliche wie die Sonne, Blitz oder Feuer
und knstliche wie die elektrische Glhlampe. Sogar einige Tiere senden Licht aus. So
leuchten z. B. Glhwrmchen in der Nacht. Laternenfische besitzen scheinwerferhnliche
Leuchtorgane in der Nhe ihrer Augen. Man nimmt an, dass die Leuchtorgane beider Arten
bei der Partnerwerbung und beim Zusammenhalt des Schwarms eine Rolle spielen.
Licht und Dunkelheit erfahren
Wo kommt das Licht her?
Licht und Sehen
beobachtungen zu den
eigenSchaFten deS LichtS
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Anregungen fr die pdagogische Praxis Licht und Sehen
Gehen Sie mit den Kindern auf Entdeckungsreise immer dem Licht auf der Spur! Als
Lichtdetektive, ausgestattet mit Papier und Stiften, knnen sich die Mdchen und Jungen
auf die Suche nach Lichtquellen im Haus oder auch drauen begeben.
Um ihre Entdeckungen zu dokumentieren, knnen sie diese aufmalen oder fotografieren.
Oder die Kinder schneiden Bilder von z. B. Lampen, Kerzen oder anderen Lichtspendern
aus Zeitschriften aus und gestalten damit eigene Lichtbcher.
Auf Fotos, die unsere Erde bei Nacht zeigen, kann man auf allen Kontinenten berall dort
Lichtflecken sehen, wo sich groe Stdte befinden, viele Menschen leben und Straen,
Wohnungen, Bros und Betriebe beleuchtet sind. Schauen Sie sich einmal zusammen
mit den Kindern in der Umgebung Ihrer Kita um. Wo kommen Leuchtmittel zum Einsatz?
Beispiele sind Straenlaternen, Autolichter, Ampeln, Warnlichter, Reklameschilder usw.
was entdecken die Mdchen und Jungen auerdem?
Frher nutzte man Kerzen und Fackeln, um einen Raum zu erleuchten. Mit der Erfindung
der Glhlampe und der Elektrifizierung vieler Haushalte vereinfachte sich unser Leben
sehr. Wird es abends dunkel, dann drcken wir einfach auf den Lichtschalter und es wird
hell. Besprechen Sie mit den Kindern, dass wir mit Hilfe des Lichtschalters einen Strom-
kreis schlieen also ohne elektrischen Strom auch kein elektrisches Licht htten. Fr
eine Vertiefung an dieser Stelle knnten Sie den Kartensatz und die Projektbroschre
Strom und Energie nutzen.11
Das Laternenlied von den leuchtenden Sternen kennt wohl jedes Kind. Beim Blick in den
nchtlichen Himmel sehen wir die Sterne. Sie sind natrliche Lichtquellen und leuchten.
Ihr Licht erreicht unsere Augen und wir knnen sie sehen.
Alles, was selbst leuchtet und dessen Licht in unsere Augen fllt, knnen wir sehen. Doch
erstaunlicherweise sind auch Gegenstnde fr uns sichtbar, die selbst kein Licht abstrah-
len: Ein Haus, eine Blume, unsere Hand etc. Dafr mssen diese Dinge mit Licht bestrahlt
werden. Das Licht der Sonne oder einer anderen Lichtquelle trifft z. B. auf die Blume, wird
von deren Oberflche zurckgeworfen und fllt in unsere Augen. Sobald ein Gegenstand,
der nicht selbstleuchtend ist, nicht mit Licht bestrahlt wird, bleibt er fr uns unsichtbar.
Licht als Sehhilfe
Ich geh mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir.
Am Himmel leuchten die Sterne und unten leuchten wir.
Mein Licht ist aus, wir gehen nach Haus.
Rabimmel, rabammel, rabumm.12
LIED
11 Zum Download unter www.haus-der-kleinen-forscher.de12 Volkslied aus Holstein
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Bauen Sie mit den Kindern eine Dunkelkammer, indem z. B. mehrere dicke Decken ber
einen Tisch gelegt werden. Einzeln knnen die Mdchen und Jungen nun unter den Tisch
krabbeln und verschiedene Gegenstnde im Dunkeln betrachten. Wie knnte man die Din-
ge trotzdem wiedererkennen, obwohl man nichts sehen kann, z. B. unter Einsatz anderer
Sinne wie dem Geruchs- oder Tastsinn?
Wie wrden Sie eine Sonne malen? Und wie sieht die Sonne auf Kinderzeichnungen aus?
Zumeist malen sowohl Kinder als auch Erwachsene die Sonne als runde Scheibe und ihre
Strahlen als gerade Linien. Diese kindlich-naiv anmutende Vorstellung entspricht jedoch
einer tatschlichen Eigenschaft von Licht: Es breitet sich, sofern es in seinem Verlauf nicht
behindert wird, geradlinig und in alle Richtungen gleichmig aus.
Erinnern sich die Kinder vielleicht, Folgendes schon einmal beobachtet zu haben? Ein
bedeckter Himmel, pltzlich brechen die Wolken an einer Stelle auf. Lichtstrahlen durch-
schneiden die vom Regendunst erfllte Luft. Wie Scheinwerfer auf einer Konzertbhne be-
leuchten sie einen Teil der Landschaft. Oder beim Spaziergang im Wald: Die Sonne scheint
durch das Bltterdach und in der feuchten Luft kann man einzelne Sonnenstrahlen sehen.
Lichtstrahlen lassen sich ebenfalls sehr gut beobachten, wenn ein Leuchtturm seine Licht-
signale in die neblige Nacht sendet.
Auch bei einer Lasershow kann man die gerade Ausbreitung der Lichtstrahlen beobachten.
Im Kleinen knnen Sie dies mit den Kindern nachvollziehen: Einfachste Lasergerte findet
man beispielsweise im Bro- oder Heimtierbedarf (Laserpointer oder Katzenspielzeug).
Normalerweise sieht man nur den Laserpunkt auf der Wand. Leitet man den Laserstrahl
jedoch durch Wasserdampf, der z. B. aus einem Topf mit heiem Wasser aufsteigt, oder
durch ein Glas Tee, wird der Laserlichtstrahl sichtbar.
Wir nehmen Licht oft erst dann wahr, wenn es auf einen Gegenstand oder ein Hindernis
trifft ob nun winzig klein wie Staubpartikel oder gro wie eine Wand. Denn dann prallt
es zum grten Teil von dessen Oberflche ab, wird wie ein Pingpongball zurckgeworfen
und fllt in unsere Augen.
Wie breitet sich das Licht aus?
Achtung beim Hantieren
mit den Lasergerten!
Der Laserstrahl darf nicht
in die Augen kommen!
Blendung der Augen bzw.
Augenschden knnten
sonst die Folge sein.
Achten Sie darauf, nur
Laserpointer der Laser-
klasse 2 zu verwenden.
Licht sehen
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Anregungen fr die pdagogische Praxis Licht und Sehen
Stellen Sie den Kindern leuchtstarke Taschenlampen und Papprhren zur Verfgung. Alle
befinden sich in einem abgedunkelten Raum. Was geschieht, wenn die Mdchen und Jun-
gen mit den Taschenlampen in ihre Rhren hineinleuchten? Bitten Sie die Kinder, darauf zu
achten, ob sie, wenn sie die Rhre von der Seite betrachten, einen Lichtstrahl sehen kn-
nen. Wo entdecken sie das Licht, das sie in die Rhren eingeleitet haben, im Raum wieder?
Ist es dunkel und der Himmel klar, so ist neben den Sternen ebenfalls der Mond am
Himmel zu erkennen. Leuchtet auch er von selbst und aus eigener Kraft? Nein! Wir sehen
ihn nur, weil er das Licht der Sonne, die ihn anstrahlt, zurckwirft. Und wir sehen nur den
Teil des Monds, der von der Sonne beschienen wird.
Die Erde dreht sich um sich selbst und umkreist die Sonne. Auerdem wird die Erde vom
Mond umrundet. Aus dieser Konstellation ergibt sich, dass in Abhngigkeit vom jeweiligen
Stand von Erde, Sonne und Mond zueinander unterschiedlich groe Teile der Mondober-
flche von der Sonne angestrahlt werden, die wir dann sehen. Die verbleibenden, unbe-
leuchteten Teile des Monds sind fr uns (fast) unsichtbar.
Obwohl der Mond niemals seine runde Gestalt verndert, sieht er von der Erde aus be-
trachtet nicht immer gleich aus: Mal sehen wir ihn als Kreis, ein anderes Mal als Sichel,
manchmal, bei Neumond, ist er aber auch gar nicht zu sehen.
Wie wre es mit einer kleinen Hausaufgabe? Bitten Sie die Kinder und ihre Eltern darum,
an mehreren Abenden je zwei Fotos zu machen: eines vom Mond am Abendhimmel und
eines von einem Kalender, an dem das Datum und der Wochentag gut zu erkennen sind.
Idealerweise ergibt sich so eine Fotofolge mit Zeitangabe, die den zunehmenden und
abnehmenden Mond zeigt.
Mondlicht
LIED
Seht ihr den Mond dort stehen? Er ist nur halb zu sehen
Und ist doch rund und schn, so sind wohl manche Sachen
Die wir getrost verlachen, weil unsere Augen sie nicht sehn.13
13 Dritte Strophe des Lieds Der Mond ist aufgegangen von Matthias Claudius, 1778
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Nicht nur vom Abbild des Monds lassen wir uns tuschen. Optische Tuschungen knnen
nahezu alle Aspekte des Sehens betreffen: Es gibt z. B. Tiefen- und Farbillusionen, geo-
metrische oder Bewegungsillusionen. In all diesen Fllen scheint das Sehsystem falsche
Annahmen ber die Natur zu treffen, wie sich oft unter Zuhilfenahme weiterer Sinne zeigen
lsst. Optische Tuschungen sind aber auch Beispiele fr die besonders gute Anpassung
unseres Sehens an die normale Umgebung: Diese Anpassung ist allerdings so fest veran-
kert, dass sie unter speziellen Bedingungen zu Fehlinterpretationen fhrt.
Lassen Sie die Kinder kleine rechteckige Pappen zuschneiden (ca. 10 x 5 cm). Auf die Vor-
derseite malen die Mdchen und Jungen einen Fisch, auf die Rckseite der Pappe an der
gleichen Stelle und genau andersherum (also auf dem Kopf stehend) einen Aquarium.
Nun wird die Pappe an den kurzen Seiten gelocht und jeweils ein Kchengummi daran
befestigt. Die Kinder stecken ihre Zeigefinger durch die Gummis und drehen diese nun
mehrfach mit der Pappe in dieselbe Richtung ein. Werden die Gummis dann auf Zug gehal-
ten und die Pappe losgelassen, dreht sie sich ganz schnell zwischen den Zeigefingern und
man sieht den Fisch im Glas schwimmen.
Eine andere Mglichkeit, die weniger Feinmotorik erfordert, besteht darin, zwei identische
Pappestcke auszuschneiden dafr knnten verschiedene Gegenstnde als Schablonen
benutzt werden. Auf eine Pappe wird ein Vogel, auf die andere an der gleichen Stelle ein
Kfig gemalt. Die Rckseiten der beiden Pappen werden mit Klebstoff versehen und mit
einem dazwischen gelegten Schaschlikspie aufeinander geklebt. Dreht man nun den
Spie schnell zwischen den Fingern, sind die wechselnden Bilder auf der Vorder- und
Rckseite nur noch zusammen und nicht mehr einzeln erkennbar. Der Vogel sitzt also im
Kfig.
Oder basteln Sie mit den Kindern verblffende Farbkreisel. Hier knnen die Mdchen und
Jungen CDs als Schablonen benutzen dabei auch das innere Loch der CD auf die Pappe
bertragen. Die fertig ausgeschnittenen Pappscheiben mssen nun noch von den Kindern
nach eigenen Vorstellungen farbig oder mit einem schwarz-weien Muster ver-sehen wer-
den. Von oben wird eine Murmel in das Loch in der Mitte der Pappscheibe gelegt und mit
Knete festgedrckt. Auf einer glatten Unterlage knnen die Kinder ihre Kreisel mglichst
schnell tanzen lassen. Wie verndern sich dabei Farben und Muster?
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Getuschte Wahrnehmung
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PHILO
SOPH
IEREN
Anregungen fr die pdagogische Praxis Licht und Sehen
Denken Sie gemeinsam mit den Kindern darber nach, wie es wre, in einer Welt ohne
Licht zu leben. Unsere Erdkugel wird von der Sonne beschienen. Ohne ihr Licht wre es
finster und sehr kalt auf der Erde. Ohne Licht knnten wir die Farbenprchtigkeit unserer
Umgebung nicht wahrnehmen, wir knnten keinen Gegenstand sehen. In Dunkelheit und
Klte knnten keine Pflanzen wachsen und Lebewesen, also auch wir Menschen, nicht
existieren.
Um zu zeigen, dass Licht ein wichtiger Wachstumsfaktor fr Pflanzen ist, knnten die
Kinder Kressesamen bei unterschiedlichen Lichtverhltnissen keimen lassen. Dazu wer-
den zwei flache Schalen mit Watte ausgelegt, diese wird angefeuchtet und Kressesamen
werden darauf verteilt. Eine der Schalen sollten die Mdchen und Jungen z. B. in einen
Schuhkarton stellen, so dass kein Licht die Samenkrner erreicht. Die andere wird auf dem
Fensterbrett positioniert. In beiden Schalen sollte die Watte feucht gehalten werden. Die
Kinder knnen nun beobachten, in welcher der Schalen Kresse wchst.
Philosophieren Sie weiter mit den Kindern: Was passiert, wenn kein Licht auf die Pflanzen
fllt? Wie wrden wir uns ohne Licht fhlen? Werden wir ohne Licht mde? Scheint die
Sonne eigentlich immer? Und wohin wandert sie, wenn sie am Abend untergeht? Ist der
Mond auch am Tag zu sehen?
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24
RT
SEL
Ein Sprichwort sagt: Wo Licht ist, da ist auch Schatten. Schatten entstehen vielerorts auf
natrliche Weise durch das Licht der Sonne, aber auch wir knnen mit Hilfe von knstli-
chen Lichtquellen, z. B. einer Lampe oder einer Kerze, selbst Schatten erzeugen. Begeben
Sie sich gemeinsam mit den Kindern auf die Suche nach Schattenwrfen, und untersttzen
Sie die Mdchen und Jungen dabei zu erkennen, dass diese nur bei Licht entstehen.
Allerdings bentigt man auch immer einen geeigneten Gegenstand, der diesen Schatten
erzeugt. Treffen die Lichtstrahlen auf etwas, das teilweise oder gnzlich lichtundurchlssig
ist, so findet man dahinter kein Licht, sondern eine Lichtlcke, einen schattigen Raum.
Schattenwrfe sind gut auf einer hellen Flche zu sehen, einer Wand, dem Fuboden,
einem Laken oder einem Blatt Papier.
Zum Thema Licht und Schatten knnten Sie gemeinsam mit den Kindern ein Schatten-
theaterstck besuchen. Informieren Sie sich in Ihrer Umgebung Puppen- oder Mario-
nettentheater bieten Schattenstcke in ihrem Spielplan an. Zurck in der Kita haben die
Kinder sicher groe Lust, ein eigenes Schattentheater zu inszenieren.
berlegen Sie gemeinsam mit den Mdchen und Jungen, was man fr ein solches Thea-
ter braucht. Wann und wo sind Schatten zu sehen? Wie knnen Schattenbilder erzeugt
werden? Nutzen Sie dafr z. B. die Entdeckungskarte Schatten erforschen und die
Forschungskarte Schatten.
Besuch eines Schattentheaters
Licht und Schatten
projektidee
Schattentheater
(Der eigene Schatten.)
Was ist das?
Im Haus und auf dem Lande bleibt er bei dir und begleitet dich.
Er klagt nicht, wenn du ihn trittst, er ist mal gro, mal klein,
Wasser macht ihn nicht nass.
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Ein Schattentheater lsst sich mit wenigen Mitteln selbst bauen: Hngen Sie ein groes,
weies Bettlaken frei im Raum auf (z. B. an einer Wscheleine) und beleuchten Sie das
Laken (Schattenvorhang) von hinten mit einer punktfrmigen Lichtquelle. Gut geeignet
sind dafr beispielsweise ein Baustrahler (Vorsicht, da dieser hei werden kann), eine
grere Schreibtischlampe oder ein Diaprojektor. Dunkeln Sie nun noch den Raum ab
fertig ist die Schattenbhne!
Bevor Sie dann ein eigenes Theaterstck mit den Kindern spielen, lassen Sie die Mdchen
und Jungen viele Entdeckungen machen:
Einige Kinder knnen sich hinter den Schattenvorhang stellen, whrend alle anderen
versuchen, anhand des Schattenbilds zu erraten, wer zu welchem Schatten gehrt. Lassen
sich die Mdchen und Jungen z. B. anhand der Frisur oder der Krpergre erkennen?
Lsst sich herausfinden, welche Kleidung die Kinder tragen? Und die Farbe der Kleidung?
Schwieriger und lustiger wird es nun, wenn die Mdchen und Jungen hinter dem Schatten-
vorhang ihre Schatten verndern, indem sie sich beispielsweise ein Kissen vor den Bauch
halten, ein Nudelsieb auf den Kopf setzen oder ihre Nase mit einer Papprhre verlngern.
Natrlich knnen auch Gegenstnde hinter dem Schattenvorhang prsentiert werden, und
alle davor raten, von welchem Gegenstand der Schattenwurf stammt. Beobachten Sie mit
den Kindern, dass der Schatten eines beleuchteten Gegenstands seine Form, allerdings
nicht seine Farbe erkennen lsst.
Tragen Sie mit den Kindern unterschiedlichste Gegenstnde und Materialien zusammen,
die durchsichtig oder die nicht lichtdurchlssig sind, wie z. B. weies und schwarzes
Papier, einen Lffel, ein Glas oder eine durchsichtige Plastiktte. Was denken die Kinder
durch welchen Gegenstand, durch welches Material kann das Licht hindurch wandern,
wodurch nicht? Sortieren Sie dementsprechend und lassen Sie die Mdchen und Jungen
ihre Vermutungen berprfen. Beobachten Sie mit den Kindern, wie der Schatten bei
durchsichtigen im Vergleich zu den lichtundurchlssigen Gegenstnden aussieht.
Mit den Hnden lassen sich unzhlige Schattenfiguren an Schattenwnden (z. B. helle,
einfarbige Wand) bilden. Dazu stehen die Kinder vor der Schattenwand und halten ihre
Hnde in bestimmten Positionen. Meist kennen die Mdchen und Jungen schon einige
Schattenfiguren: Wie erzeugt man z. B. einen Hasen, wie einen Hund? Und wie mssen die
Finger gehalten werden, damit der Schatten wie eine fliegende Taube aussieht? Lassen
Sie die Kinder weiter probieren sicher entstehen noch viele andere, ganz ungeahnte
Schattenbilder.
Bau eines Schattentheaters
Wer bin ich?
Hat alles einen Schatten?
Fingerspiele
Anregungen fr die pdagogische Praxis Licht und Schatten
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hnlich wie das Spiegelbild knnen Schatten eine Art Doppelgnger von uns sein. Probie-
ren Sie mit den Kindern, ob sich die Erfahrungen mit dem Spiegelbild (s. a. Kapitel Licht
und Spiegel, S. 20) auch auf den Schatten bertragen lassen. Bewegt sich unser Schatten
synchron mit uns oder kann er sich auch von uns entfernen? Was passiert, wenn man vor
der Schattenwand die Arme hebt und senkt? Verhlt sich das Schattenbild genauso?
Wann knnen die Kinder beim Schatten ihre herausgestreckte Zunge sehen? Und lassen
sich auch andere Grimassen im Schattenbild erkennen? Lenken Sie die Aufmerksamkeit
der Mdchen und Jungen darauf, dass der Schatten lediglich die ueren Umrisse wieder-
gibt. Die herausgestreckte Zunge ist daher nur im Profil, nicht aber von vorn zu sehen.
Lassen Sie die Kinder diese Erfahrungen mit denen zum Spiegelbild vergleichen. Stellen
Sie z. B. einen groen Spiegel neben die Schattenwand. Was unterscheidet Schatten- und
Spiegelbild voneinander?
Beobachtung eines Kinds: Es ist das Gleiche, als ob du dich im Spiegel siehst,
nur dass der Schatten innen nichts hat, er ist ganz schwarz und lacht nicht.14
Nicht immer sieht der Schattenwurf aus wie der zugehrige Gegenstand. Schattenbilder
knnen sich drehen, ihre Form verndern, sich pltzlich oder ganz allmhlich wandeln.
Beispielsweise lassen sich mit einem Plastiktrichter ganz unterschiedliche Schattenwrfe
erzeugen je nachdem wie man ihn vor der Lichtquelle hlt: Mal sieht der Trichter aus
wie ein Ball, dann wie eine Pfanne, wie Pinocchio, mal wie eine fliegende Untertasse oder
tatschlich wie ein Trichter. Rtseln Sie gemeinsam mit den Kindern, was sich hinter den
Schattenwrfen verbirgt.
Auch Zwerge knnen lange Schatten werfen und wie regelrechte Riesen wirken. Probieren
Sie mit den Mdchen und Jungen, wo man zwischen Lichtquelle und Schattenwand stehen
muss, damit der eigene Schatten besonders gro aussieht.
Die Gre bzw. Lnge des Schattens ist abhngig von der Entfernung zwischen Lichtquelle
und Gegenstand, aber auch von der Distanz zwischen dem Gegenstand und der Schatten-
wand. Je nher der Gegenstand oder die Person zur senkrechten Schattenwand steht,
desto kleiner der Schattenwurf.15
Doppelgnger
Unbekannte Wesen
14 Reggio Children (2005), S. 3115 Vgl. auch Schatten machen sich gro und klein in Ansari, S. (2009)
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Anregungen fr die pdagogische Praxis Licht und Schatten
Vergleichen Sie mit den Mdchen und Jungen den Schatten eines Kinds mit groem und
den eines mit kurzem Abstand zur Schattenwand. Wer ist der grte Schattenriese?
Die meisten zu beobachtenden Schattenwrfe sind grau. Gelingt es, Schatten auch einzu-
frben? Ein Fundus verschiedenster Materialien, wie farbige Stoffe, Transparentfarbfolien,
lichtdurchlssige, dnne Farbpapiere, Becher, farbiges Wasser, bietet den Kindern Anre-
gungen, dieser Frage nachzugehen. Was beobachten die Mdchen und Jungen, wenn sie
farbiges Wasser (z. B. Frchtetee) in ein Glas gieen und vor die Lichtquelle stellen?
Doch nicht nur, wenn man farbige, transparente Materialien fr Schattenwrfe verwendet,
entstehen farbige Schattenfiguren. Dies erreicht man auch, wenn man von vornherein
farbiges Licht einsetzt. Besorgen Sie einfache (Klemm-)Strahler und farbige Glhbirnen in
Rot, Blau und Grn. Die Lampen sollten nahe beieinander stehen bzw. klemmen. Halten
die Kinder nun ihre Hnde zwischen die Lampen und die Schattenwand, entstehen viele
bunte Schattenhnde. Wie sieht der Schatten aus, wenn nur eine der Lampen brennt?
Welche Vernderungen bemerken die Mdchen und Jungen bei den Farben und der Anzahl
der Schatten?
Auch dieses ist ein schnes Spiel fr kleine Knstler: Hngen Sie ein groes, weies
Papierblatt an die Wand. Ein Kind stellt sich davor und wird angestrahlt, so dass sein
Schatten auf das Papier fllt. Nun hlt es ganz still, whrend die anderen den Schatten-
umriss mit Filzstiften nachmalen. Spter knnen die entstandenen Figuren ausgemalt
oder nach Lust und Laune eingekleidet werden.
Auch die Profile der Kinder lassen sich so verewigen. Dafr werden die Schattenumrisse
der Gesichter aller Kinder nachgezeichnet und anschlieend nebeneinander auf einem
Plakat aufgeklebt.
Eingefrbte Schatten
scherenschnitte
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PHIL
OSO
PHIE
REN
In alte Diarahmen lassen sich jede Menge Materialien einklemmen. Strahlt man sie mit Licht
an, so dass ihr Schatten auf die Schattenwand fllt, kann das groe Rtseln beginnen, was
sich wohl im Rahmen befindet. Wie sieht der Schattenwurf einzelner Sandkrner aus, wie
der von Papierschnipseln, von Pflanzen oder Blumen? Lassen Sie die Kinder nach weiteren
geeigneten Materialien suchen, die in die Diarahmen eingespannt werden knnen.
Philosophieren Sie mit den Kindern ber ihre Erfahrungen mit den verschiedensten
Schattenwrfen und forschen Sie gemeinsam vielen weiteren interessanten Frage-
stellungen nach: Lassen sich Schattenwrfe in die Hand nehmen? Haben Schatten ein
Gewicht? Gelingt es, einen Schatten zuzudecken? Ist der Schatten einer gefleckten Kuh
auch fleckig? Knnen Schatten fliegen? Wer schafft es, schneller zu sein als sein
Schatten? Wo ist der grte, wo der kleinste Schatten? Haben auch Wolken einen
Schatten? Welchen Nutzen hat der Schatten?
Die Flle der in diesem Kapitel gesammelten Erfahrungen bildet eine gute Basis, um nun
ein gemeinsames Schattentheaterstck zu entwickeln. Ein Bilderbuch knnte dafr von
den Kindern zum Drehbuch umgeschrieben und durch Nebengeschichten ergnzt werden.
Kurze Texte werden von den Schattenschauspielerinnen und -schauspielern gelernt und
selbstgestaltete Diarahmen als Theaterkulisse an die Wand geworfen. Die Kinder basteln
Scherenschnitte und Schattenfiguren als Stabpuppen oder sind selbst Akteure und ver-
kleiden sich mit Requisiten, um ihre Schattenwrfe zu verndern. Schattenriesen und
-zwerge knnen auf der Leinwand erscheinen oder farbige Schatten zum Einsatz gebracht
werden. Eine musikalische Untermalung rundet das Theaterstck ab.
diashow
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Licht und SpiegeL
verSuchSanregungen
zum phnomen SpiegeLung
Frher waren Spiegel kostbares Gut der Reichen. In der Antike wurden sie aus polierter
Bronze, Kupfer oder Silber geschaffen. Spiegel sind vollkommen glatte Oberflchen, die
Licht sehr geordnet zurckwerfen. Heute werden sie meist aus Glas und Aluminium her-
gestellt. Sie finden sich in jedem Haushalt, wir besitzen alle mindestens einen Spiegel,
fr Kinder gehren sie zu den vertrauten Alltagsgegenstnden.
Aber auch aus einem anderen Grund sind Spiegel den Kindern wohlbekannt: In vielen
Mrchen und Geschichten begegnet er den Mdchen und Jungen als Ratgeber oder als
Eingang zu einer anderen Welt.
Schlagen Sie den Kindern vor, fr eine kleine Ausstellung Dinge zusammenzutragen, in
denen man sich spiegeln kann. Werden diese auf einem groen Tisch drapiert, kann der
Fundus anderen Kindern und den Besuchern der Kita vorgefhrt werden. Damit auch
smtliche Gegenstnde wirklich zum Spiegeln einladen, sollten die Mdchen und Jungen
prfen, welche eventuell noch poliert werden mssen. Mit Woll- und Kchentchern
begeben sich alle auf die Jagd nach spiegelnden Oberflchen.
Aber nicht nur in Gegenstnden kann man sich spiegeln. Wer kennt die ltesten Spiegel
der Welt? Sie existieren noch immer und fast jeder hat sie schon gesehen: Nach einem
krftigen Regenguss spiegelt sich die Umgebung in einer Pftze, bei Windstille liegen
Seen ebenfalls spiegelglatt da, Wolken, Bume und auch der Mond spiegeln sich im
Wasser.
Spiegelsuche
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30 16 Nacherzhlt in Anlehnung an Schmitt, F., Bartel, U. (1997)
Sie knnen den Kindern dazu passend eine kleine Geschichte vorlesen:
Spiegelbilder sieht man nur bei Licht. Trifft ein Lichtstrahl auf eine beliebige Oberflche,
so wird ein Teil des Lichts zurckgeworfen, einige Lichtanteile knnen vielleicht auch
durch das Material hindurch wandern (z. B. ist Glas durchsichtig, d. h. lichtdurchlssig),
einige Anteile werden aber auch von der Oberflche bzw. dem Material verschluckt.
Spiegel sind Oberflchen, von denen nahezu alle einfallenden Lichtstrahlen wieder zu-
rckgeworfen, also reflektiert werden. Sie sind lichtundurchlssig.
Was meinen die Kinder ob Spiegel auch im Dunkeln funktionieren? Suchen Sie gemein-
sam nach spiegelnden Oberflchen und lassen Sie die Mdchen und Jungen die Spiegel-
bilder im Hellen und im Dunkeln vergleichen.
Dass spiegelnde Oberflchen Licht zurckwerfen, erlebt man oft im Alltag. Fllt Sonnen-
licht in einem gnstigen Winkel auf eine Fensterscheibe, eine Armbanduhr, ein Glas etc.,
wird es reflektiert, und es entstehen Lichtflecken, die ber die Wnde huschen, oder wir
werden gar selbst geblendet. Diskokugeln, die rundherum ber und ber mit kleinen
Spiegeln beklebt sind, erzeugen einen wahren Himmel voller Lichtflecken.
Probieren Sie zusammen mit den Kindern ein bekanntes Spiel aus: Einfallen-
des Licht wird mittels eines (Hand-)Spiegels zurckgeworfen und an der Wand
entstehen viele Lichtflecken. Bitten Sie einige Mdchen und Jungen, mit einer
Taschenlampe auf die Spiegel zu leuchten. Die anderen versuchen, das reflek-
tierte Licht mit dem Spiegel auf eine Wand zu lenken, die in einem dunkleren
Teil des Zimmers liegt. Wird eine angeschaltete Schreibtischlampe aufgestellt,
knnen mehrere Kinder gleichzeitig mit ihren Spiegeln Lichtflecken an einer
dunkleren Wand oder der Zimmerdecke erzeugen.
Ohne Licht kein Spiegelbild
Spiegel werfen Licht zurck
MR
CHEN
Den Tieren des Walds war der Knig gestorben. Daher baten die Tiere die Gevatterin Eule, die lteste
Bewohnerin des Walds, um Rat, wie sie bei der Wahl des neuen Knigs oder einer neuen Knigin vor-
gehen sollten. Die Eule riet: Es knne nur derjenige der Herrscher oder die Herrscherin ber die Tiere
des Walds werden, der im Stande sei, ber den Mond zu gehen. Viele Tiere bewarben sich um das Amt,
doch keinem gelang es, ber den Mond hinwegzugehen. Bis der kleine, schlaue Fuchs kam. Er rief die
Tiere eines Abends zum Seeufer und hie sie warten. Langsam wurde es dunkel. Der Mond, rund wie eine
Scheibe, stand am Himmel und spiegelte sich im Wasser. Genau oberhalb seines Spiegelbilds ragte
ein langer Ast weit auf den See hinaus. ber diesen balancierte der Fuchs, und es
sah aus, als liefe er ber den Mond hinweg. So ernannten die Tiere den kleinen
Fuchs zu ihrem neuen Knig.16
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31
Anregungen fr die pdagogische Praxis Licht und Spiegel
In Italien gibt es einen kleinen Ort namens Viganella. Das Dorf liegt in einem Tal zwischen
hohen Bergen, die an 83 Wintertagen im Jahr verhindern, dass die Sonne direkt in den Ort
scheint. Die Sonnenstrahlen treffen nur auf die aufsteigenden Felswnde, das Tal errei-
chen sie nicht. Viganella galt als der dunkelste Ort Italiens. Bis der Brgermeister eine
wirklich gute Idee hatte. Nun reflektieren mehrere groe Spiegel, die an den Bergwnden
aufgestellt bzw. befestigt wurden, Sonnenlicht in das Dorf.
Knnte man das nachspielen? Groe Kisten stellen die hohen Berge dar, mit Spielfiguren
und kleinen Husern knnen die Kinder das Dorf im Tal nachbauen. Eine Taschenlampe
ersetzt die Sonne, ein groer Spiegel muss noch besorgt werden, und schon knnen die
Mdchen und Jungen versuchen herauszufinden, wie Taschenlampe und Spiegel zuein-
ander gehalten werden mssen, damit das Licht vom Spiegel auf den Dorfplatz fallen
kann.
Nutzen Sie mehrere (Hand-)Spiegel fr kleine Spiele. Es wre gut, wenn jedes Kind einen
zur Verfgung htte. Lassen Sie die Mdchen und Jungen den Gruppenraum mit ihren
Spiegeln erforschen. Was knnen sie alles sehen?
Gelingt es ihnen beispielsweise, mit den Spiegeln um die Ecke oder hinter sich zu schau-
en? Finden die Kinder einen Weg quer durch den Gruppenraum, wenn sie den Spiegel
ber ihren Kopf halten, in ihn hineinschauen und sich lediglich anhand des Spiegelbilds
orientieren?
Bringen es die Mdchen und Jungen fertig, rckwrts Slalom um einige Gegenstnde zu
laufen und zur Orientierung nur den Spiegel zu nutzen?
Spiegelslalom
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Spiegelkabinett
Spiegelsaal
Ein wirklich scharfes und unverzerrtes Spiegelbild kann nur dann entstehen, wenn eine
ganz glatte und ebenmige reflektierende Flche als Spiegel genutzt wird. Aber auch
in gebogenen Spiegelflchen kann man sich erkennen. Nach auen gewlbte Spiegel
werden z. B. als berwachungsspiegel in Supermrkten genutzt oder sind an Straenaus-
fahrten zu finden, weil durch die gewlbte Form ein grerer Raum gespiegelt und damit
einsehbar wird.
Durchstbern Sie zusammen mit den Kindern den Fundus an Spiegeln nach gebogenen
Spiegelflchen. Gebogene spiegelnde Flchen (z. B. Lffel, Tpfe, Kellen, spiegelnde
Christbaumkugeln, glnzende zylinderfrmige Edelstahlgegenstnde, Schminkspiegel)
verndern das Spiegelbild oft auf lustige Art und Weise. Lassen Sie die Mdchen und
Jungen dies erkunden.
Suchen oder malen Sie ein Blatt Papier mit Karomuster. Die Linien des Musters sollten gut
sichtbar sein. Lassen Sie die Kinder beispielsweise eine spiegelnde Kugel oder eine Kelle
auf das Papier legen. Wie sieht das Muster im Spiegelbild aus?
Auch biegsame Spiegel sind fr Kinder faszinierend und ermglichen eine spannende
Auseinandersetzung mit dem eigenen Spiegelbild. Kleben Sie dazu Spiegelfolie auf eine
dicke Pappe. Die Pappe sollte relativ gro sein, damit sich die Kinder mglichst groe
Teile ihres Krpers gut im Spiegel ansehen knnen. Ein Kind kann den biegsamen Spiegel
halten und ein anderes betrachtet sich darin. Was beobachten die Mdchen und Jungen?
Wie verndern sich die Krperproportionen, wenn der Spiegel nach innen, nach auen
oder mehrmals gewlbt ist? Sicher gibt es viel zu lachen!
Bisher haben die Kinder ihre Erkundungen mit jeweils einem Spiegel durchgefhrt. Es
gibt aber auch einige Anwendungen und damit spannende Entdeckungsmglichkeiten,
bei denen zwei und mehr Spiegel gleichzeitig eine Rolle spielen. In der Umkleidekabine
beispielsweise befinden sich oft mehrere Spiegel, dadurch kann man sich gleichzeitig
von vorne, von hinten und auch von der Seite betrachten. Kaleidoskope sind wundersame
und beliebte Spielzeuge, die jeweils aus mindestens drei Spiegeln bestehen, die zu einer
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33
PHILO
SOPH
IEREN
Anregungen fr die pdagogische Praxis Licht und Spiegel
eckigen Rhre zusammengesetzt sind. Einige bunte Murmeln, Splitter etc. befinden sich in
der Rhre, die dann durch die Spiegel vielfach gesehen werden.
Bauen Sie gemeinsam mit den Kindern einen kleinen Spiegelsaal. Dazu mssen vier
Spiegelfliesen zu einem Quadrat angeordnet werden. Kleine Figuren, die im Spiegel-
saal platziert werden, werden ganz oft vervielfltigt. Probieren Sie gemeinsam mit den
Mdchen und Jungen aus, unter welchem Blickwinkel und aus welcher Richtung man die
Figuren wo und wie oft sieht.
Eine weitere Idee ist der Bau einer Spiegelkiste, in der sich die Kinder ihren Kopf von
vielen Seiten anschauen knnen. In einen groen Karton werden ein bis zwei groe Lcher
geschnitten, so dass die Kinder bequem ihren Kopf in die Kiste stecken knnen. Die In-
nenwnde des Kartons werden mit groen und kleinen Stcken Spiegelfolie oder einigen
Spiegelfliesen beklebt.
Wenn es in der Kita einen breiten Trrahmen gibt, knnten Sie berlegen, diesen innen mit
Spiegeln (Sicherheitsspiegel) zu verkleiden. So knnen sich die Kinder ebenfalls mehrfach
sehen.
Der Spiegel hat einen spannenden Doppelcharakter, den Sie gemeinsam mit den Kindern
ergrnden knnen: Er brgt fr die Realitt und ist doch Illusion! Die wahre Welt und ihr
Abbild im Spiegel sind zwei sehr verschiedene Welten. Denn die wahre Welt lsst sich
ertasten, anfassen, sie ist eine Tastwelt. Die Welt im Spiegel, die Spiegelwelt ob-
wohl sie auch dreidimensional aussieht und farbig ist kann man nur ansehen, sie ist
eine Sehwelt.
Man knnte den ebenen Spiegel als ein Instrument zur Selbsterkenntnis bezeichnen: Er
zeigt dem Menschen sein eigenes Bild, seinen Doppelgnger. Die Spiegelbilder folgen
allen Bewegungen des Originals und liefern ein detailgetreues Abbild der Umgebung.
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34 17 Vgl. Kahlert, J., Demuth, R. (2010)
Farben sind fr Kinder ein spannendes Thema, das zudem viele Anknpfungspunkte zum
Forschen bietet. hnlich wie bei der Suche nach Lichtquellen, knnen Sie mit den Md-
chen und Jungen auf Farben-Jagd gehen.
Halten Sie beispielsweise gemeinsam in der Kita, in der Natur oder etwa in Zeitschriften
nach Farbklecksen Ausschau. Diese werden gesammelt, fotografiert oder ausgeschnit-
ten. Oder schlagen Sie Eltern und Kindern vor, einen Farben-Spaziergang zu machen,
um die bunte Welt zu entdecken. Sie knnen besonders farbenfrohe Orte in der Umge-
bung finden und mit Hilfe einer Digitalkamera festhalten. Spter knnen die Bilder und
Schnipsel aufgeklebt werden bunt durcheinander oder nach Farben geordnet.
Sortieren die Kinder nach Farben, wird auch offensichtlich, wie viele Farbnuancen eines
Tons existieren Blau ist eben nicht gleich Blau! Oft sind die Farbnamen auch richtig
anschaulich: Eine Pflaume ist nicht nur blau, sondern pflaumenblau, der Himmel himmel-
blau, die Kornblume kornblumenblau usw. Vielleicht kreieren die Mdchen und Jungen
auch noch selbst fantasievolle Farbnamen?
Auch um Farben sehen zu knnen, brauchen wir das Licht. Betrachten wir z. B. eine rote
Tomate im Sonnenlicht, so erkennen wir die Farbe Rot. Wird die Tomate allerdings mit
einem gelben oder blauen Licht beschienen, dann erscheint sie uns nicht mehr rot. Der
Farbeindruck hngt offensichtlich auch von der Art der Beleuchtung ab. Diesen Effekt
erlebt man beispielsweise auch beim Kauf von farbigen Kleidungsstcken: Im Kaufhaus
sehen die Farben unter der Beleuchtung der Leuchtstoffrhren oft ganz anders aus als bei
Tageslicht. Der Farbeindruck, den unser Auge empfngt, entsteht also aus einer Wechsel-
wirkung des Lichts mit dem Farbstoff des beleuchteten Gegenstands.17
Licht und Farben
ideen Fr die
projektarbeit
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Anregungen fr die pdagogische Praxis Licht und Farben
Erkunden Sie gemeinsam mit den Kindern die Bedeutung des Lichts fr das Wahrnehmen
von Farben und nutzen Sie dafr die Entdeckungskarte Ohne Licht keine Farben aus
dem Kartensatz Licht, Farben, Sehen der Stiftung.
Die nachfolgende Schilderung aus der Kita Zwergennest in Hllhorst skizziert als
Beispiel eine alltgliche Begebenheit, die vor Ort Ausgangspunkt fr ein umfangreiches
Farbprojekt wurde:
Im Herbst brachte ich zum Morgenkreis Holunderbeeren mit, um den Kindern vorzu-
schlagen, daraus Holundersaft herzustellen. Bei dem Hinweis Wir mssen dafr aber
Kittel anziehen, Holundersaft frbt und die Farbe lsst sich nicht wieder aus den Hosen
und Pullovern herauswaschen! bemerkten die Kinder, dass in dem Wort frben Farbe
steckt.
Die Kinder interessierten sich nun dafr, wie wir die Farbe aus den Holunderbeeren her-
ausbekommen knnten und ob diese Farbe auch zum Malen geeignet ist. Wir probierten
es aus.
Die Kinder waren an smtlichen Arbeitsschritten beim Herstellen des
Holundersafts aktiv beteiligt. Sie beobachteten mit allen Sinnen: Mmh,
Holundersaft riecht aber gut! Wenn ich die Holunderbeeren mit der
Gabel zerdrcke, spritzt die Farbe aber! Je nach Lichteinfall und Farbkon-
zentration sah der Holundersaft auch ganz unterschiedlich aus: Bei mir
ist die Farbe blau und bei dir ist sie lila! An deinem
Mund ist die Holunderfarbe aber pink! Aber in meiner
Tasse ist die Farbe schwarz! Vier Kinder, vier verschie-
dene Aussagen zur Farbe der Holunderbeeren. Spter
testeten die Kinder den Holundersaft auf verschie-
denen Papieren aus und frbten damit Schafwolle.
Das Experimentieren mit Holundersaft bereitete den
Kindern so viel Freude, dass wir andere Materialien
wie Rotkohl und Kurkuma zum Frben hinzunahmen.
Als Konstantin eines Tags in die Kita kam, brachte er
Rote-Bete-Saft mit am Tag zuvor hatte es zu Hause
Rote Bete gegeben, und nun wollte er ausprobieren,
ob auch Rote-Bete-Saft frbt.
An einem anderen Tag schnitt ich mit den Kindern die
trockenen Blten von unseren Geranien ab. Als wir
danach unsere Hnde anschauten, bemerkten wir, dass sie ganz rot waren. Die Kinder
sagten: Das ist wie mit den Holunderbeeren! Und so wurden weitere Blten abgepflckt,
und die Kinder fingen wieder an, mit den Blten zu malen, indem sie diese auf Papier mit
den Hnden zerrieben. Verschiedene Blten wurden ausprobiert und ganz unterschied-
liche Farben erzeugt.
Wie viel Farbe steckt im Holundersaft?
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Fr Frbeversuche mit Pflanzensften bietet es sich besonders an, Blaubeeren, Heidelbee-
ren (auch aus dem Glas), (frische) Rote Beete, Rotkohl, Himbeeren oder Johannisbeeren
zu verwenden. Die Beeren werden in einer Schssel vorsichtig mit einem Lffel oder einer
Gabel zerquetscht, damit ihr Saft austritt, mit dem gemalt werden kann. Zerschneiden die
Kinder die Rote Bete oder den Rotkohl, haben sie anschlieend hchstwahrscheinlich ge-
frbte Finger, die als Fingerabdrcke auf Papier gedrckt werden knnen. Beide Gemse
knnen auerdem in ein wenig Wasser ausgekocht werden. Der dabei entstehende Sud ist
sehr farbintensiv und frbend. Wie wre es mit selbst gefrbten Ostereiern? Oder frben
Sie Stoff mit den Kindern ein. Besonders schne Effekte entstehen auch, wenn die Md-
chen und Jungen mit den Frucht- bzw. Gemsesften auf Aquarellpapier malen.
Stoffe frben: Wirklich einfach gelingt das Frben von Stoffen mit Rote-
Bete- oder Blaubeersaft. Die Kinder bentigen gewaschene Stoffstcke
(ohne Imprgnierung), die sie in eine Schssel mit dem jeweiligen Saft legen
knnen. Naturfasern wie Leinen oder Nessel eignen sich besonders gut. Beim
Frben kann Essigessenz als Fixiermittel benutzt werden (zwei Esslffel pro
Liter Saft), dadurch lagern sich die Farben etwas besser an die Stofffasern an
und die Stoffe waschen weniger schnell aus. Generell sollten die gefrbten
Stoffstcke aber separat von anderer Wsche gewaschen werden.
Auch Kohle und Ru eignen sich zur Herstellung von Farben. Nachfolgend eine weitere
Begebenheit aus der Kita Zwergennest aus Hllhorst. Bestrkt durch die interessierte
Begleitung der Erzieherin stellten die Kinder dabei letztendlich eine eigene Farbe her:
Ein paar Tage, nachdem wir gemeinsam Marmelade auf unserer Feuerstelle gekocht
hatten, entdeckten die Kinder die entstandene Holzkohle und holten sie heraus. Eines der
Kinder hatte etwas Kohle unter seinem Schuh und so entstand ein Strich auf den Steinen.
Die Kinder merkten also schnell, dass man mit Kohle malen kann, und wir holten Bltter
heraus und begannen, Kohlebilder zu gestalten. Dabei rieben sich Kohlebrsel auf dem
Papier ab, und die Kinder wollten nun Kohlepulver herstellen und dieses dann mit Wasser
mischen, um flssige Farbe zu bekommen.
Natrliche Malfarben
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Anregungen fr die pdagogische Praxis Licht und Farben
Kohle, aber auch gebrannte und ungebrannte Erde, gerieben oder gemahlen, dienen seit
alters her als Farbpigmente. Pigmente sind also farbige Pulver. Sammeln Sie mit den
Kindern Proben von Lehm, Erde oder Ziegelsteinen in mglichst verschiedenen Farben und
lassen Sie diese von den Mdchen und Jungen zu Pulver zerstampfen.
Damit die Farbpigmente am Maluntergrund gut haften, mischt man sie mit Binde- und
Lsungsmitteln. So entstehen daraus auch haltbare Malfarben, die sich im Glas verschlos-
sen gut aufheben lassen. Wasser und le (Leinl, Sonnenblumenl, Olivenl etc.) dienen
z. B. als Lsungsmittel. Sie schwemmen die Pigmente auf und machen sie zu einer streich-
fhigen Paste. Bindemittel haben die Aufgabe, die Pigmentteilchen untereinander und mit
dem Maluntergrund zu verbinden. Als natrliche Bindemittel eignen sich beispielsweise
Ei, Milcheiwei oder Leim (Tapetenkleister). So entstehen am Kchentisch Malfarben in
den unterschiedlichsten Tnen.
Rezeptur fr Malfarben: Stellen Sie zunchst Eitempera her: Ein frisches Eigelb wird mit
der gleichen Menge Leinl in einem verschlossenen Gef durch Schtteln gut mitein-
ander vermischt. Nun gibt man drei Teile Eitempera, zwei Teile Wasser und die mit dem
Mrser fein zermahlenen Farbpigmente (z. B. Wandtafel- oder Pastellkreidereste) in ein
Glas und schttelt dieses wiederum. Die Kinder knnen durch die Variation
der Pigmentmengen unterschiedlich intensive Farben herstellen.
Rezeptur fr farbige Kreiden: Lassen Sie die Kinder Gipspulver in Wasser
einrhren, so dass ein dnnflssiger Brei entsteht. Dieser wird nun mit
Abtnfarbe (aus dem Baumarkt) vermischt und eingefrbt. Die Masse kann
anschlieend von den Kindern in leere Streichholzschachteln gefllt werden
sie bentigt ungefhr einen Tag zum Trocknen. Am nchsten Tag wird die
Kreide herausgenommen und muss noch einen weiteren Tag trocknen. Mit
der Kreide kann auf rauem Papier oder auch auf Asphalt gemalt werden.
Rezeptur fr Zuckerkreiden: Selbst hergestellte Zuckerkreiden sind wesentlich
farbintensiver als die gngigen Tafelkreiden. Dafr fnf Teelffel Kristallzucker in
einem viertel Liter abgekochtem Wasser auflsen. Nun legen die Kinder normale
bunte Tafelkreide in die Zuckerlsung hinein, die Kreiden sollten mindestens
30 Minuten in der Lsung liegen und sich vollsaugen. Die Mdchen und Jungen
lassen die Kreiden kurz auf Kchenkrepppapier abtropfen und knnen sie dann
sofort, noch feucht, zum Malen verwenden. Der Leuchteffekt tritt erst nach dem
Trocknen ein. In einer Frischhaltebox
halten sich die prparierten Kreiden bis
zu drei Monate. Besonders schn sehen
die Zuckerkreiden brigens auf dunklem
Papier aus.
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Ein weiterer Farbgeber aus der Kche ist Kurkuma. Mit diesem Gewrz knnen spannen-
de Farbkleckse und regelrechte Fabelwesen auf Papier entstehen. Lassen Sie die Kinder
dafr ein wenig Kurkuma auf einem Blatt verreiben. Mischen Sie gemeinsam eine basische
Lsung aus einem Teelffel Splmaschinenreiniger oder Natron und etwas Wasser. Die
Kinder knnen nun einige Tropfen der Lsung auf das mit Kurkuma beriebene Blatt geben
(Pipetten eignen sich gut dazu) und anschlieend das Papier in der Mitte falten.
Auf die entstandenen roten Kleckse knnen wiederum einige Tropfen saure Flssigkeit,
wie z. B. Essig, getrufelt werden. Das Blatt wird wieder gefaltet und glatt gestrichen. Be-
obachten Sie gemeinsam mit den Kindern, wie sich die Kleckse auf dem Blatt verndern.
Kurkuma enthlt den Farbstoff Curcumin. Dieser wird von basischen Lsungen rot gefrbt,
Suren frben ihn gelb.
Durch die Sammlung von Farbklecksen oder beim Farben-Spaziergang erleben die
Kinder sehr anscha