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    letztetextevonulrike

    herausgegeben vominternationalen komitee zur verteidigung politischer gefangenerin westeuropaeigendruck im selbstverlagjuni 76

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    erklrung von jan-earl raspeim prozess in stuttgart-stammheim

    ich habe nicht viel zu sagen.wir glauben, dass ulrike hingerichtet worden ist. wir wissen nicht, wie,aber wir wissen, von wem und wir knnen das kalkl der methode best immen. ich erinnere an herolds satz ' aktionen gegen die raf mssenimmer so abgewickelt werden, dass sympathisantenpositionen abge-drngt werden '

    und buback 'der s taatsschutz lebt davon, dass sich leute fr ihnengagieren. leute wie herold und ich finden immer einen weg. '

    eswar eine kalt konzipierte hinrichtung - wie holger hingerichtetworden ist, wie siegfried hausner hingerichtet worden ist.htte sich ulrike entschlossen, zu sterben, weil sie es als letzte mglichkeit sah, s ich - revolut ionre identit t - gegen die langsame zerstrung des wil lens in der agonie der isolation zu behaupten - httesiees uns gesagt - auf jeden fal l andreas:so war ihr verhltnis zueinander.

    ich glaube, die hinrichtung ulr ikes jetzt - in diesem moment hat ihren grund in der kulmination - einem ersten polit ischen durchbruch der internationalen auseinandersetzung guerilla - imperialistischer staat bundesrepublik. darber sprechen informationen, ber dieich jetzt nicht reden will.

    der mord liegt auf der strategischen linie aller staatlichen bewltigungsversuche seit sechs jahren:

    physische und moralische vernichtung der raf. und zielt aufalle guerillagruppen in der bundesrepublik, fr die ulrike eine wesentliche ideologische funktion hat.

    zu sagen ist noch -die ganze zeit, die ich die beziehung zwischen ulrike und andreaskenne, - und ich kenne sie sei t sieben jahren - war ihr s ignal intensi t tund zrtlichkeit, sensibilitt und genauigkeit.

    und ich glaube, dass es genau der charakter dieser beziehung war,aus dem tilrike die acht monate trakt durchgehalten hat.

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    es war eine beziehung, wie sie sich zwischen geschwistern entwickelnkann - orientier t an einem identischen zie l, als funkt ion dieser poli tik.

    und so war sie frei - weil freiheit nur mglich ist - im kampf umbefreiung.

    es gab in diesen jahren in ihrem verhltnis keinen bruch. er wrenicht mglich gewesen, weil esbest immt war ber die poli tik der raf .und wenn in der gruppe berhaupt grundstzliche widersprche entstanden sind, waren siedefinier t durch konkrete praxis . in dem theoretischen arbeitsprozess, wie er im gefngnis nur mglich ist, knnensieaus der ident ischen situat ion des kampfes - und der geschichteder gruppe keine basis haben.

    dass das genauso war, beweisen die diskussionen, ulrikes briefeund manuskripte bis zum frei tag abend. sie drcken den wirkl ichencharakter dieser beziehung aus.

    jetzt' spannungen' , ' entfremdung ' zwischen ulrike und andreas,zwischen ulrike und uns,zu behaupten, um mit dieser primitiven unddunklen infamie das projekt der hinrichtung ulrikes der psychologi"sehen kriegsflihrung verfligbar zu machen:das is t buback. und es is t bubacks dummheit :

    keiner dieser versuche hat bis jetz t zu was anderem gefl ihrt als zumimmer deutlicheren begriff der reaktion in der bundesrepubl ik alsfaschismus.

    11.5.1976

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    das ist ein fragment ber s truktur. ulrike wollte das unbedingt ins tammheim sagen - zur auflsung der rdelsflihrer theorie , mit der diebundesanwalt schaft den prozess zum punkt bringen will. andreas wardagegen und wir wollten es anders aufbauen.

    es ist nicht besonders wichtig, aber ich habe esjetzt doch rausgegeben, weil es die dreckige behauptung bubacks - ' widersprche' widerlegt und weil ulrike daran zuletzt gearbeitet hat.

    es kann nur voll s t n d i g verffentlicht werden undz usa m m e n mit den beiden briefen an hanna krabbe und an diegefangenen in hamburg.

    11. 5. 76jan

    fragment ber struktur

    was habermas da entwickel t hat eine vo raussetzung, von der wirsagen, sie ist die form der proletarisierung der klasse in den metropolen: die vereinzelung durch die totali tt der entfremdung in dervollstndig vergesellschafteten produktion.

    die vereinzelung ist die bedingung fr manipulat ion.freiheit gegen diesen apparat ist nur in seiner vollstndigen negation,

    d. h. im angrif f gegen den apparat mglich im kmpfenden kol lektiv,das die guerilla wird, werden muss, wenn sie strategie werden will,also siegen.

    kollektivitt ist ein moment in der struktur der guerilla und subjektivitt als bedingung in jedem einzelnen als sein enschluss, zukmpfen vorausgesetzt - ihr wichtigstes. das kollektiv ist die gruppe,die als gruppe denkt, fl ihlt und handel t.

    f tihrung in der gueri lla is t der jenige oder sind die, die den kol lekt iven prozess der gruppe offen hal ten und organisieren im prozessihrer praxis: antiimperialistischer kampf, aus ihrer selbstbestimmungund dem entschluss jedes einzelnen, moment der intervention zu sein,so aus dem begrif f jedes einzelnen, dass er das, was er will , nur kollektiv kann und es meint die gruppe, in der al les was sie is t: mil itr, pol it ik,strategie, keimform der neuen gesellschaft in ihrem prozess als gruppedem anti imperialist ischen kampf verpf lichtet praktisch, re a I aufgehoben ist.

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    die I i nie, d.h. aus der strategie die logik und rationalitt derder einzelnen takt ischen schrit te: akt ionen - wird von allen erarbeite t - sie ents teht im diskussionsprozess aus erfahrung und wissen vonallen und wird so kollektiv festgelegt und ist dann verbindlich.

    anders: die l inie wird aus dem prozess der praxis und der analyseihrer bedingungen, erfahrung und antizipat ion entwickel t - was alseinheitlicher prozess mglich ist, weil ber das ziel und den willen,es zu erreichen einigkeit besteht.

    der prozess der koordinat ion der praxis der gruppen luft dann,wenn die linie erarbei tet und begriffen ist mil itrisch alsbefehl ihre durchfhrung verlangt absolute disziplin bei gleichzeitigabsoluter selbststndigkeit, d.h. autonomer orientierung und entscheidungskraft in jeder situation unter vernderten bedingungen.

    was die guer illa injedem moment eint is t der wille jedes einzelnen, den kampf zu fhren -

    so ist flihrung eine fun k t ion, die sie flir ihren prozessbraucht. sie is t nicht zu usurpieren. sie ist das absolute gegenteil vondem, was die psychologische kriegsfhrung ber die fhrung der raf:andreas behauptet. wenn andreas so wre, wie ihn die bundesanwaltschaft dars te llt , gbe es keine raf , gbe es nicht den prozess der pol it ikdieser fl inf jahre , gbe es - e infach gesagt : uns nicht. er ist fhrungin der raf, weil er von anfang an das war , was die guer il la am meistenbraucht: wille, bewusstsein des ziels, entschlossenheit, kollektivitt-

    wenn wir sagen: die l inie wird aus dem prozess der praxis undder analyse ihrer bedingungen, erfahrung und antizipation entwickel t dann ist fhrung derjenige der den weites ten blick, diegrsste sensibilitt und die meiste kraft zur koordination des kollektiven prozess

    hat, dessen ziel die selbstndigkeit und autonomie jedes einzelnen - mil itrisch: der einzelkmpfer -ist -

    dieser prozess ist nicht autoritr organisierbar, zu ihm ist keinebande fahig und ihre fhrung in gestalt eines bandenchefs ausgeschlossen -das ziel der hetze der bundesanwaltschaft gegen andreas ist klar:sie bereitet damit die demobilisierung der ffentlichen meinunggegen seine erntordung vor - sies tel lt die ganze sache so dar, alsmsste man nur diesen einen typ: andreas ausknipsen und dasproblem das die s tadtgueri lla fr diesen staat is t - maihofer sagt,s ie sei das einzige problem, das dieser s taat nicht im ~riff hat wre gelst -

    wir bezweifeln das. wir haben im prozess dieser fUnfjahre von4

    II"i

    andreas gelernt - weil er das ist, was wir das beispiel nennen nmlich einer, von dem man lernen kann - kmpfen, nochmalkmpfen und wieder kmpfen

    weil an dem, was er macht und so wir machen, nichts i rrational ,nichts erzwungen, nichts

    gequltes ist -e iner der grnde, weshalb die baw andreas am meisten hasst, is t,

    dass er tatschlich mit allen waffen kmpft - dass wir durch ihn gelernt haben, dass es keine waffe der bourgeoisie gibt, die sich nichtumdrehen und gegen sie wenden liesse: das taktische prinzip, das aufdem begriff des prozesses grndet, in dem das kapital seinen revolutionren widerspruch entwickelt. und .so ist andreas der guerilla,von dem che sagt, dass er die gruppe ist

    er ist derjenige von uns, der schon lange und schon immer diefunktion der besitzlosigkeit an sich gebracht hat - die funktiondes guer il la, der die gruppe antizipiert und so ihren prozess fhrenkann, weil er begriffen hat , dass er s ie braucht und aus der tatsacheder vollstndigen enteignung, der metropolenform der proletari-sierung: der vereinzelung die L" ' r J d- guerilla ent-wickelt hat die s trke der subjektivi tt , des willens als motor improzess des aufbaus einer guerillaorganisation in der bundesrepublik -wo nochmal daran zu erinnern ist, dass am anff' '1g aller revolutionren initiativen, die einem objektiven naturwchsigen prozess wir denken da an die massenstreikbewegung in russland 1905, andie oktoberrevolution,

    r ichtung, dauer , kohrenz, s tra tegie, kontinuitt und sopol i t i s c h e kraft vermittelt haben, dass d as durch den entschluss und die willenskraft einzelnp.r lief -

    fl ir gramsei ist wille die condi tio s ine qua non: der s tarke wil leals motor des revolutionren prozess, in dem subjektivitt praktisch wird.

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    brief von ulrike an hanna krabbe

    was die politiker schwatzen, ist nicht das, was die leute denken,sondern was sie denken sollen -und wenn sie 'wir ' sagen versuchen sie so zu schwatzen, dass die

    leute das, was sie denken und wie darin wiedererkennen und"frartikuliert halten -aber der s taat brauchte die demoskopie nicht, auch nicht den

    verfassungschutz, wenn die indoktrination durch psychologischekriegsfhrung so einfach wre -das legale land, ist nicht das wirkliche land, sagt gramcsi oder

    eben einfach: die herrschende meinung ist nicht die meinung derbeherrschten -das ist scheisse, was du da redest. dein gedankengang ist imaginr.

    als wre der feind die ideologie, die er ausspuckt, das gewsch, dieplat ti tden, die dir da aus dem kasten in der wand mit dem tonfal ldes konsens der politiker entgegenkommen, als wren medien und dieleute, die mit dem dreck angeplrr t werden eins -

    nicht real, m a t e r i e 11 die counterinsurgencymaschine ausbka, baw, verfassungsschutz, regierung, medien, geheimdiensten usw.als wre der feind nicht materiell, sondern ideell.

    so fragst du dich nicht , was fr ein zustand das wirkl ich is t, denbrandt da ' normal' nennt -und kommst bei bubacks satz nicht drauf, dass erden charakter

    der auseinandersetzung: krieg und ihre dimension: international getickthat und da als funktion des internationalen us-kapitals spricht, sondernauf' absurd' - und statt zu ner analyse kommst du auf ein w 0 r t _, cia ' , das metaphorisch die moralische verkommenheit von bubackspoli tik feststel lt - was ja geschenkt ist ; du denunzierst dich dabei ,weil du praktisch bejammerst, dass krieg ist na c h dem du dichin diesem krieg klar auf unsere seite gestellt hast und angefangenhast, zu kmpfen.

    dein text wendet sich an die ffentlichkeit amerikanischer brgerrechtsbewegungen -wo man sich dann fragt: wenn das deine sache ist, warum bist dustatt dort zu sein hier ?du bis t aber hier .

    6

    J

    der internationalismus, in dem du gekmpft hast und im zusammenhang raf bist ist auch nicht der der internationalen, zwischenstaatli-chen organisationen, wie uno und genf, es ist die internationale der gegenden imperialismus krieg fhrenden befreiungsbewegungen in der drittenwelt und in den metropolen -

    k r i e g - ist das ganze. da findest du keine orientierung drin, wenndu von gerchten ausgehst, sondern nur durch das studium dertatsachen und ihren zusammenhang im klassenkampf.

    wenn du in der isolation die anstrengung nicht bringst, andauerndund immer, die r e a I i t t zu ticken, indem du sie auf denbeg r i f f bringst, ihren materialistischen im zusammenhang:kampf - klassenkampf begriffen als krieg - wirst duweiss, hebst ab,wirst krank, das heisst du bekommst ein krankes verhltnis zur wirklichkei t - das ist der verrat ber die kapitula tion vor der real it t derfolter , der anstrengung, die widerstand verlangt - sonst is t er nur einwort.

    es geht nicht - du kannst es dir in der isolation nicht leisten -zu allem auch noch dich selbst zu qulen. was nicht heisst , dassnicht - das hat andreas da unten gesagt - bestimmte erfahrungenerlitten werden mssten im prozess der befreiung von der entfremdung - aber es is t was anderes, ob man sich schindet , um die polit ik ,die tatsachen und ihren zusammenhang und die gruppe zu verstehenum zu handeln oder ob man sich schindet , weil e inem die isolationalle illusionen ber sich selbst nimmt und das kann ziemlich bittersein.und wenn es so ist, dass unter deiner leistungsstruktur aufgrunddeiner sozialisation ne angst und ne verzweiflung sitzt, dann kmpfsteeben von der aus -

    du musst vielleicht mal ticken - ich weiss es nicht - dass man mitworten nur was erreichen kann, wenn sie den begriff der wirklichensituation bringen, die, in der jeder im imperialismus ist; dass es sinnlosist, mit worten agitieren zu wollen, da nur aufklrung agitiert,wahrheit -

    dass in dem milieu, in dem wir kmpfen - postfaschistischerstaat, konsumentenkultur, metropolenchauvinismus, massenmanipulation durch die medien, psychologische kriegsfhrung, sozialdemokratie -

    dass gegen die repression, mit der wir es hier zu tun haben emp-rung keine waffe ist . sie is t stumpf und so hohl . wer wjrkl ich emprt ,also betroffen und mobilisiert ist, schreit nicht, sondern berlegtsich, was man machen kann.

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    das ist spk - den kampf durch geschrei ersetzen. das ist nicht nurwiderwrtig, das macht dich in der isolation kaputt, weil es der knallharten, materiellen repression nur ideologie entgegensetzt, anstatt dergeistigen anstrengung, die eine physische ist.

    die massen bewaffnen - das macht immer noch am ehesten daskapital: die bullen und das militr und die rechtsradikalen. also bevor'du auf die westdeutschen massen abfhrst oder berhaupt' die massen'denk nach, wie es wirklich hier ist - ho schrieb 1922 in derl'humanite

    die masse ist grundstzlich zur rebellion bereit, 'aber vollstndigunwissend, s ie wil l s ich befreien, aber s ie weiss nicht , wie sie dasanfangen soll '

    das ist nicht unsere situation.worber wir hier im moment am meisten nachdenken, is t, wie wir

    die ium teil grauenhaften erfahrungen, die wir in der isolation gemachthaben, fr die die begfiffe sind: verrat, kapitulation, selbstzerstrung,' ,entpoIitisierung so vermitteln knnen, dass ihr sie nicht nochmalmachen msst. also wenn es richtig ist, dass in der guerilla jeder vonjedem lernen kann, muss es mglich sein, die erfahrungen zu vermitteln ~ bedingung dazu ist nur, kollektivitt als prozess zu begreifen- dazu sind autorittskisten, in denen personen institutionalisiertwerden, ein antagonismus.

    kollektivitt als prozess heisst zu sam m e n kmpfen - gegenden apparat, und eben real und nicht imaginr.19.3.u

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    das ist scheisse: ' psychiatrie' hof. .die linie in ossendorf ist wie berall vernichtung, daran wirken diepsychiater mit, wie die methoden, die der staatsschutz anwendet,psychiatrisch durchkonstruiert sind - psychiatrie, wie imperialistischewissenschaft berhaupt, ist mittel, nicht zweck.

    psychiatrisierung ist ne linie der psychologischen kriegsflihrung,um im zerstrten fighter die sinnlosigkeit revolutionrer politik zubehaupten, den kmpfern ihre glaubwrdigkeit zu nehmen und nepolizei taktische - um durch zerstrung ner ' zwangsweisen befreiung' ,wie buback das nennt, ihre militrische relevanz: rekrutierung - zunehmen.

    was bcker da macht , ist nicht psychiatrisierung - es ist terror . erwill euch aufreiben. mit begriffen wie therapie, gehirnwscheversuchliegst du da einfach schief, du schiebst da ne vermittlung dazwischen,wo der angriff frontal luft.

    die methode ossendorf ist - berhaupt die methode knast - nurin ossendorf durch die perfektion des bau und die vollzugskonzeption,die er abbildet und die bcker und lodt verkrpern eben aseptisch,total - dem gefangenen d'ieluft so abdrehen, dass er scWiesslich seinewrde, seinen begriff von sich selbst, das gefhl, was terror ist, verliert.der begriff ist vernichtung, die psychiatrisierung ist dadrin nur einmoment und ein vehikel neben anderen. wenn du auf die wie daskaninchen auf die scWange starrst, kriegst du nicht mit, was sonstnoch luft.

    , keine fenster ' - sicher . aber da steckt doch auch noch die fassungslosigkeit ber die isolation drin, den sadismus, mit dem sie ausgeklgeltist, die perfektion ihrer durchfhrung, die totalitt des vernichtungswillens der sicherungsgruppe, fassungslosigkeit ber die schrfe desantagonismus, in den wir uns kmpfend gestellt haben und so darber,dass der faschismus hier tatscWich herrscht, das also tatscWich nichtnur ne behauptung von uns is t, sondern der exakte begriff fr dencharakter der repression, die dich tri fft , wenn du in diesem staatanfngst, revolutionre politik zu machen.

    sie knnen keinen psychiatrisieren, der es nicht zulsst/will. deinpsychiatriegeschrei myst if izier t die isolat ion. sie wirkt - dagegenist zu kmpfen und natrl ich msst ihr den krieg fhren gegen dieschikanen von bcker -

    also verlangen: keine akust ische, nur sichtkontrolle beim umschluss, entsprechend stammheim. aber hier war das natrlich auchein kampf, bis der bulle, der mit hr t , weg war und wir auf demfussboden si tzen konnten usw. von selbst luft nur repression.das ist doch klar.

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    wir f inden ihn nun doch hauptscWich unertrglich - den klassen-standpunkt , mit dem du dich da aufblst.

    es ist auch nicht ne frage der definition -weil der kam p f aus ihm rausgefixt ist, also die hauptsache.es gibt ihn nicht. er ist ein podest, das mit dem, was wir

    wollen ziemlich wenig zu tun hat. was wir wollen ist die revolution.das heisst: es gibt das ziel - im verhltnis zu dem ziel gibt es keinenstandpunkt, sondern nur bewegung, den kampf, das verhltniszu sei n - wie du sagst - heisst doch: kmpfen.

    du bist auch ne sau. du holst da die forderung konzentration und dielinie kriegsgefangene aus'm nhkasten raus, als wre das ne drohuhg gegen mller. das ist quatsch. wir mssen auf konzentration aus seinund die anwendung der genfer konvention - was erwartest du dennvon mller?

    wir bekmpfen sie und der kampf hrt nie auf und sie werdenuns die kampfbedingungen nie erleichtern. wenn du natrl ich nur aufdem level brgerlicher moral argumentierst, geht dir die munition baldaus, es is t schwachsinn. also pass auf dich auf ~ weil dir das keiner inder isolation abnehmen kann.auch nicht bernd.23.3. u

    brief von ulrike an die gefangenen in hamburg x

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    es gibt die klassenlage : proletariat, proletarisierung, deklassierung,erniedrigung, beleidigung, enteignung, unfreiheit, armut.

    in der vollstndigen durchdringung aller beziehungen im imperialismus durch den markt und im prozess der verstaat lichung der gesel lschaft durch die repressiven und ideologischen staatsapparate gibt esaber keinen ort und keine zeit, wo du sagen knntest: von da gehich aus. es gibt die illegalitt und befreite gebiete und die illegalittals offensivposition fr revolutionre intervention findest du auchnicht vor, sie ist selbst e in moment des angriffs, d .h. ohne ihnnicht vorhanden.

    der klassenstandpunkt ist die als vom standpunkt des weltproletariats ausgehend behauptete sowjetische aussenpolitik und dasals sozialistisch behauptete akkumulationsmodell der su -

    es ist der standpunkt - die apologie - des sozialismus in einemland und das heisst: eine ideologie der herrschaftssicherung einerdiktatur, die sich genau nicht offensiv aus dem gegensatz zumimperialismus, sondern defensiv aus den zwngen der einkreisungbestimmt hat -

    du kannst sagen, die sowjet ische poli tik nach innen und aussenwar historisch notwendig -

    ihre verabsolutierung als klassenstandpunkt kannst du nicht ber-nehmen.

    der klassenstandpunkt, also das interesse, das bedrfnis, die mission11

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    der klasse, rur den kommunismus zu kmpfen, um leben zu knnen,ist in ihrer polit ik enthalten. ich wrde sagen: in ihr aufgehoben. wasaber ein widersinn ist. standpunkt und bewegung schliessen sichaus. er ist eine hilfs- und rechtfertigungskonstruktion - einebehauptung.

    er behauptet die ablei tung der polit ik der klasse aus der konomie und das ist falsch. die politik der klasse ist resultat ihrer auseinandersetzung mit der polit ik des kapitals - ; die poli tik des kapita ls isteine funktion seiner konomie, wo ich meine dass poulantzas das 'auch richtig fasst, wenn er sagt, die konomischen funktionen desstaates sind teil seiner repressiven und ideologischen - klassenkampf.

    die politik der klasse ist ihr kampf gegen die politik des kapitals,und nicht gegen die konomie, die sie direkt oder vermittels desstaates proletarisiert.

    der klassenstandpunkt des proletariats is t der krieg - das ist necontradictio in adjecto, quatsch.

    die su quatscht vom klassenstandpunkt, weil sie ihre staatspolitik unter klassenkampf subsumieren will -

    ich wrde sagen: das ist die kapitalisierung der sowjetischenaussenpolitik. was eben sagt: sie knnen verbndete sein im prozessder befreiung, aber nicht protagonist.

    der protagonist hat keinen standpunkt - er hat ein ziel. aber der, klassenstandpunkt ' ist schon immer ein knppel - die behauptungund oktroyierung vermittels eines parteiapparats eines begriffs vonrealitt, der mit der erfahrenen und erfahrbaren wirklichkeit nichtbereinstimmt -- er behauptet nmlich eine kampfposition ohneklassenkampf ~

    wie du sagst: 'von der aus' erst noch gehandelt werden soll,nicht schon gehandelt wird -

    69 waren es die ml, ksv und ao-gruppen, die mit dem' klassenstandpunkt ' die politische bewegung an den universitten entpolitisiert haben, indem sie eine politik als richtig behauptet haben, derkein student mehr emotional folgen konnte -

    es war ne liquidatorenposition gegen die antiimperialistischeprotestbewegung

    und ich denke, das ist der horror an dem begriff und seinem inhalt, dass er die emotionale identifizierung proletarischer politikals mglichkeit ausschaltet -er ist ein katechismus.

    wir gehen eben n ich t von einem, egal welchem klassenstandpunkt aus, sondern von klassen kam p f als dem prinzip aller

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    geschichte und vom klassen k r i e g, als der realitt, in der sichproletarische politik realisiert und - wie wir rausgekriegt haben:nur im und durch den krieg -

    der standpunkt der klasse kann nur die be weg u n g derklasse im klassenkrieg sein, das bewaffnet kmpfende weltproletariat,re a I seine avantgarden, die befreiungsbewegungen -

    oder wie jackson sagt: ' connections, connections, connect ions ' also bewegung, interaktion, kommunikation, koordination, zusammenkmpfen - strategie

    das ist in dem begriff ' klassenstandpunkt ' al les paralysier t und so gehst du ja auch damit um: du versuchst ihn, ing. einzureden- das - msstest du aber eigentlich schon lange wissen, dass eskaum was widerwrtigeres gibt, als vollgequatscht zu werden -

    oder so: klassenstandpunkt ist n hurra-standpunktsicher - er hat auch was heroisches. nur, sind wir nicht ~f,

    sondern auf wir k u n gausaber genug. kommt mir so vor , a ls wenn ich m lahmen gaul zurede,

    was nicht der s inn der sache ist. der ist , dich von deinem denkmasockelda runterzuholen -also steig mal ab. du bramarbarsierst.13.4. ulrike

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    ( aus der diskussion stammheim. anfang mai 76)thema: oktoberr~volution - 3. internationale

    wir haben gesagtdie oktoberrevolution bestimmte die struktur des reaktionren prozessim westen, das heiss t die entwicklung des kapitals wurde nun einexplizit pol i t i s ehe r prozess bezogen auf den internationalenzusammenhang zwischen revolution und imperialismus -

    zweitens: sie erzeugte schliesslich im langwierigen und schmerzvollen prozess der sowjetischen akkumulation die militrisch-politische demarkationslinie ost-west -

    die dritte linie, die in ihr ihren revolutionren ausgangspunktnahm sind die befre iungskmpfe der vlker der dri tten welt dadurch,dass sie sich in der durch die oktoberrevolution organisierten dritteninternationale selbst internationalistisch organisieren konnten unddas heisst: ihren kampf auf das pol i t i s ehe niveau bringen, dasproletar ische pol it ik braucht, um wirksam werden zu k.nnen -das war eine der zentralen thesen VOll lenin fr die organisierungdes weltrevolut ionren prozess auf dem ersten ( oder zweiten? -s teht in dem scheusslichen kominternbuch, das wir haben - s ieh malnach oder gib' s rber, wenn du' shast- naja, sonst vergess ich daswieder, verd. ) kongress der dritten internationale, dass die revolutionsich vom ersten moment auf politischem n i v e au des konterrevolutionnren prozess bewegen mus s, dass sie ohne das niveau derkonterrevolution in ihrer initiative zu antizipieren, ihre niederlageantizip iert, anders gesagt: scheitern mus s .

    verteidigung der macht eroberung in einem land - oktoberrevolution und organisierung des weltrevolutionren prozess warenftir lenin ein e sache.

    obwohl, wenn man schon von lenin spr icht , man dieser f igur derruss ischen revolution nicht gerecht wird, ohne zu sagen, dass einwesentliches moment in lenins internationalismusbegriff sein begriffvon revolut ionrer moral war , dh er vers tand unter dem volk dienenexakt: dem weltprole tariat dienen und meinte damit nicht etwa nurseine person, sondern er bestimmte von diesem standpunkt aus deninnerstaatlichen prozess in russland vor und nach der oktoberrevolution als ins t rum e n t des weltrevolutionren prozesses -

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    , ihm untergeordnet' , funktional. wir erwhnen das hier am rand, weilsich immer noch ein grosser te il der nat ional bornier ten l inken auflenin berufen und lenin-zitate ja auch in der hetze der revisionistischenlinken gegen den internationalismus der raf eine rolle spielen. die aversion, die inzwischen in ihrem wunschdenken mindestens von der nichtrevisionistischen linken gegen lenin entwickelt worden ist, hat mit dem,was lenin tatscWich gemacht und wofr er in der internationalenkommunistischen bewegung gekmpft hat - proletarischen internationalismus - kaum was zu tun.

    dazu gehoren natrlich auch die geschichtsklitterungen der marxengels-ausgabe des moskauer instituts der wissenschaften - aberwie gesagt - das nur nebenbei - uns interessiert hier nicht die theoretische rezeption von lenin, sondern der r e ale prozess, der durchdie oktoberrevolution und die dritte internationale eingeleitet wordenist.

    die marxorthodoxie war und ist muss man schon sagen heute nochw eis s. so spielt heute noch in ihrer kritik und ihren analysen derpolitik der dritten internationale ihre bewusste funktion fr dieentwicklung der antikolonialen revolutionen in ostasien keine rolle.(tte s ie es, msste siebrigens auch ihr stalinbild re la tivieren, denn in derkolonialfrage war stalin leninist bis ultralinks und was sie sich nichtgefallen liesse, wre die gleichsetzung von stalin und hitler. naja st re ichen ja woW. oder rberziehen zur kri tik an der inl und die ident i-tt von antikommunismus und ihrer politik gegen den sozialimperial ismus analysieren. die ferkel berufen sich auf stal in - oder wie oderwas? - naja g! sag mal - oder: stalinismus und chinas aussenpolitik) -

    scWesinger sagt ' f ii r denmachtpol it ischen rckhal t, die dierussische revolution den kolonillirevolutionen geben konnte - undaus grnden der blossen selbsterhaltung geben musste, war esgleichgltig'wie man die russische revolution selbst einschiitzte ' und' die frageeiner isolierung der revolution war fr die kolonilliliinder nichtmehr relevant, da eine untersttzung durch die sowjetunion ja schongegeben war. 'wenn heute brandt ber die sozialistische internationale daskonterrevolutionre projekt der sozialdemokratie - ihr entwicklungsprojekt als projekt der unterwerfung der staaten des us-staatensystemsunter das entwicklungsmodell des us-kapitals, kapitalinvestitionen umden preis der aufgabe nationaler souvernittdh konkret im fall griechenland, trkei, spanien, portugal, bindung an die nato, im fall jugoslawien annherung an die nato organisiert, ist daran zu erinnern, dass diese partei ihre wurzelnin der zweittn internatiol}ale hat , deren votum in der kolonia l-

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    I'.'._,

    frage eindeutig und immer rassistisch, chauvinistisch, immer dasvotum fr die imperialistische ausbeutung, gegen die befreiung dervlker der dritten internationale war.

    und es ist die revisionistische linke, die sich auf lenin beruft,ebenso die anti-revisionistische linke, die lenin ablehnt, daran zuerinnern, dass lenins imperialismustheorie, seine theorie von derfunktion des staates nach der eroberung der macht durch dasproletariat gegen die sozialdemokratie, gegen die zimrnerwalderkonferenz, gegen die 2. internationale entwickelt worden ist -vom standpunkt des weltproletariat, indem lenin eindeutig parteifr die befreiungsbewegungen der dritten welt gegen den imperialismus war.

    und nicht eine abstrakt-theoretische position, von der aus oderflir die er gekmpft htte, sondern das zentrum aller fragestellungenvon lenin ist die organisation der iqsurrektion im globalen rahmen,also die organisierung des b e w a f f n e t e n kampfes gegen denimperialismus. es ist dreckiges, kleines opportunittskalkl, daslenins schrift ber den linksradikalismus zu seiner hauptschrift gemacht hat - es ist e ine schrif t gegen den linkskommunismus, derheute seine karikatur in der sponti-linken hat, fr die die internationaledimension des revolutionren kampfes genausowenig existiert wiefr alle anderen sekten oder anders gesagt: wie ist esmglich, dasssich ein kbw-linker eher in portugal, indem er dort in einer landwirtschaftlichen kommune arbeitet, erschiessen lsst, bzw. in lebensgefahr begibt als hier aus der illegalitt gegen das system, das inzwischenauch in portugal wieder auf arbei ter schiessen kann, zu kmpfen nach dem, was in chile mit der przision eines uhrwerks gelaufenund abgelaufen ist?

    die dritte internationale hat die kommunistischen parteien alsoperatoren des bewaffneten kampfes, scWiesslich der bauernrevolutionen in china und indochina organisiert. die kommunistischenparteien koreas und indonesiens sind im schutz der ki dazugekommen, die antikoloniale revolution zu organisieren. whrend diekommunistischen parteien lateinamerikas als produkte eurozentrierterintellektueller die lateinamerikanische basis, die indiobevlkerungnicht erreicht haben,

    die drit te internat ionale - das ist das wesentl iche - war anti-weisssodass wenn man 'sich heute fragt, woher die sowjetunion ihrprestige in der dri tten welt - ausser dass sie esnatrl ich aus den

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    waffenlieferungen an die befreiungsbewegungen hat - nimmt, das diegeschichtliche linie ist, an die sie anknpfeILkann 1!n~anknpft.,

    der chinesiche versuch anfang der 60iger jahre, den sinosowjetischer konflikt als konflikt zwischen weissem kommunismus unddem kommunismus der schwarzen, gelben, roten usw. bevlkerungin lateinamerika, afrika und asien zu entwickeln war -nuss man imrckblick sagen der versuch, die starke tradition der dritten internationale fr china zu usurpieren,um sie abzuwrgen-

    insofern die chinesische aussenpolitik genau nicht die farbigenbefreiungsbewegungen gegen den imperialismus organisiert, sondernneutralisiert bis hin zur untersttzung reaktionrer regimes wie dasvon frau bandaraneike auf ceylon ( sri lanka ) gegen die befreiungsbewegungen, die von der reaktion' guevaristen ' genannt werden, frderen vernichtung, '1lfI- -iJ m , 1 mUa die counterguerillaguerillaausrstungen - h4ubschrauber usw - geliefert hat.

    naja - mal sehn, das stck hier geht ev. zusammen mit nem stckzu ml usw. - wo dann noch mehr zur chinesischen aussenpolitik zuSagen ist-

    also da gibt' s doch zwei linien: erstens - die drei entwicklungsmodelle: das chinesische, das die unabhngigen staaten in der nordsd - front neutralisier t und so fr die polit ik des imperia lismus wirksam wird-

    das sowjetische: aufbau der schwerindustriejungleichzeitigkeitjuntersttzung des bewaffneten kampfes -

    das sozaIidemokratische: wirtschaftshilfe plus counterguerillanee - anders: das chinesische entwicklungsmodell, das neutralisiert,

    das sowjetische, das den antiimperialistischen kampf untersttzt, dassozialdemokratische, das die konterrevolution organisiert- schliesslich den weissen kommunismus

    mal sehn.

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    teile zu der erklrung der gefangenen aus der rafvom januar 76

    wir halten nicht viel von proklamation und ganz sicher wre siegegenber der scheinffentlichkeit dieses verfahrens sinnlos -

    der verzerrten, korrumpierten und total manipulierten ffentlichkeit, die ( wie wunder sagt) hier beobachten 1 s s t .

    das problem ist und auch das ist bestandteil dieser erbrmlichenveranstaltung, deswegen luft sie in diesem bau und deswegen lufts ie in stammheim und nicht in einer stadt, in der die legale linkeffentl ichkei t herstel len kann - dass hier im grunde niemand

    ist,der auf das, was wir sagen, anders hrt als mit der banalen sensation,

    dem ohr des spi tzels oder des markts . inhalte kann dieser markt nichtaufnehmen + wo es um unsere politische vernichtung geht nichteinmal tatsachen. htte die brgerliche ffentlichkeit, die hier erlaubtist oder beobachten lsst, noch eine kontrollfunktion, wre der prozessunmglich.

    sein projekt im gerede der politiker, im militrischen charakter derprozessdramaturgie und in diesem korrumpierten wurm davorn

    sein projekt imperialer selbstdarstellung, das jedes detail dieserjmmerlichen veranstaltung bestimmt, ist demagogisch

    und es ist entwickelt aus der hetze von fnf jahren psychologischer kriegsfhrung.

    wir kmpfen auf einem tatscWich total durchorganisiertenterrain und ich will das jetzt nicht nochmal aufzWen.

    jeder weiss inzwischen, dass hier alle ungesetzlichen mittel versucht und angewendet wurden und werden, um uns verteidigungs..unfhig zu machen, weil das nach dem verstndnis der militarisiertenjustiz identisch ist - unfhig zur politischen artikulation in dieserauseinandersetzung, die der staat fUrchten muss, denn sie dreht dieganze sache.wie sie den revolutionren charakter der auseinandersetzung vermittelt definiert sie den staatlichen bewltigungsversuch, diese ganzeenorme anstrengung der reaktionren mobilisierung, die sich hierihren ausdruck bis in die architektur gesucht hat - als konterrevolutionr, als klassen k r i e g .

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    deswegen sind wir hier. wir fhren diesen prozess oder wir habenes versucht , um in der jmmerlichen massnahme, die er is t, in dertatsache, dass der staat hier gezwungen ist , mit al len mit teln -schmidt hat es oft genug gesagt, - vier gefangenen legitimitt abzuringen- also in der demonstration seiner s trke seine schwche zu zeigenund zu interpretieren.

    das argument einer wissenschaftlichen begrndung unserer politik( zu der wir glaube ich auch jetz t in der lage sind) is t hier al lerdingseine absurditt - unser interesse kann nur sein ein konzept - erfahrungund analyse zu entwickeln - deren legale verffentlichung die bundesanwaltschaft, wenn sie hier gesprochen ist, nicht verhindern kann.

    wir haben uns g e gen eine komplexe darstellung, den fundiertenbegriff revolutionrer strategie jet z t , zu diesem zeitpunkt, ausdrei grnden entschieden:

    u.:prinzing wrde uns jedenfalls unterbrechen, weil es zu lange dauert

    und weil er seinen job hier als staatsschutzrichter so versteht, politischeinhalte in diesem verfahren zu blockieren -zweitens - der text wird analysiert - das ist die erfahrung und

    wir sind nicht sicher, ob wir mit der rekonstruktion strategischerbestimmungen, nicht dem staatsschutz waffen liefern ohne sie gleichzeitig der organisation revolutionrer politik zur verftigung zustellen -

    scWiesslich - und auch das ist wichtig - sprechen wir nur rur diegefangenen aus ihrer diskussion und ftir uns. wir sprechen nicht rur

    - die gruppen, die illegal kmpfen.und dazu ist zu sagen:die kontinuitt der stadtguerilla, die kontinuitt ihres revolution

    ren angriffs vermittelt sich in ihrer aktion, kaum in der proklamationihrer gefangenen.

    eine komplexe entwicklung des z u sa m me n h a n g s schon dieser anspruch wre falsch, weil diese veranstaltung fr denprozess der entwicklung der stadtguerilla bedeutungslos ist.

    wir denken auch, dass der versuch einer wissenschaftlichen begrndung einen minimalen konsens voraussetzt - den der argumentation. wo er so offen und brutal nicht besteht + und sei es nur in denschbigen massnahmen prinzings, um diesen text zu verhindern - istsie ein widerspruch in sich. mal abgesehen davon, dass dieses gerichtin monateIl bewiesen hat, dass es inhaltlicher argumentation nicht

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    r folgen kann und will.'der wissenschaftliche begriff unserer politik - ihre theoretischebegrndung nur auf dem niveau der analyse 1970 wre diesemgericht gegenber total sinnlos. sie wre nur fUrdie analytiker desstaatssutz - nach der evidenz, die fUnfjahre stadtguerillabe wie sen haben-aufschlussreich

    erklrung bedeutet auch immer gegen die brutale machination hieretwas zu verteidigen - indem man sich auf sie einlsst - selbstalsdie dars tel lung einer konfession - ist s ie eine interakt ion, in der wiruns auf die ses gericht, diese veranstaltung einlassen mssten. dasist unmglich - auch taktisch - und es ist noch unmglicher geworden in diesen drei jahren. das verfahren betrifft uns inhaltlichn ich t. was uns betrifft ist seine massnahme und die mglichkeit,s ie zu erklren. dazu hat andreas ne menge gesagt und wir werden zuden beweisantrgen vermutlich noch wesentlich mehr sagen -mal sehn.

    jetzt wird andreas oder werden wir kur z - oder relativkurz nach den linien der diskussion - nachdem sich zeis konzepteund ein zumindest theoretisch wichtiges manuskript unmittelbarvor dem prozess untern nagel gerissen hat, ohne es wieder aQszuspucken nur ber zwei aspekte der sache sprechen:1. ) die not wen d i g k e i t unserer politik aus einer

    historischen bestimmung und dem prozess des widerstandskonkret, aus dem sich vor fnf jahren die raf entwickelthat und daraus entwickelt

    2. ) die m g I i ch k e i t als das fragment des fragments derplanung des revoultionren prozesses, das stadtguerilla alstaktik antizipiert. 'bei dem abstraktionsniveau, das der prozess inzwischen durch

    prinzings borniertes, wurmhaftes und brachiales festhalten amnormalen strafverfahren erreicht hat, haben wir eigentlich keineandere wahl als ihm unsere abstraktion entgegenzusetzen. mansoll s ich hier klarmachen, dass wir das nicht von anfang an vorhat ten - es also nicht etwa unser plan war, dieses verfahren mitden inhalten revolutionrer politik zu konfrontieren - allein indemwir sie hier wie ein seminar vortragen. wir hat ten ein oder mehrerekurze erklrungen im auge und die vorste llung, die inhalte in der

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    ~'j

    beweisaufnahme zu konkretisieren -so viel zu unserem verstndnis der dramaturgie. inzwischen

    zeigt sich, dass wir das erstens wahrscheinlich nicht knnen, weilsuns zu dreckig geht, was dem plan'prinzings wahrscheinlich entspricht, der hier ja mit allen mitteln fr unsere verteidigungsunfhigkeit gekmpft hat _ kmpft und mit der - wie er das nennt -, abschliessenden ' regelung der haftbedingungen, mit der unserzustand der nur partiellen verhandlungsunfhigkeit eingefrorenwerden soll und weiter verschlechtert, und

    zweitens weil er es direkt verhindern wrde, indem er auch antrgezur be"Yeisaufnahme abschmieren wird - wie und das muss mandazu nochmal sehen, j e den antrag in diesen 6 monaten. waseinfach bedeutet, die tatsache und der zusammenhang unsererpoli tik lassen sich durch die beweisaufnahme nicht da r .-s tell e n , nicht transportieren. wir werden also versuchen,sie zu erklren, indem wir tatschlich das ritual einer prozesserklrung versuchen - die al lerdings - obwohl bruchstckhaft wenigstens an den linien unserer analyse. ziemlich viel von dem,was dazu wichtig wre - hat die bundesanwaltschaft s ichunmittelbar vor dem prozess verschafft.

    a.:die sachejetzt ist bestimmt von den absurden arbeitsbedingungen

    und sie ist tatschlich darauf angewiesen, dass wir nicht unterbrochenwerden, unterbricht uns prinzing fter , werden wir sie abbrechen weil wir nur teilweise ein manuskript haben und ausserdem nichtlngere zeit ber diese sache reden konnten und sie irgendwannklarer durchstrukturiert verffentlichen lassen.

    der ganze versuch, das hier ber das protokoll verfgbar zu machen,ist, um das nochmal zu przisieren bestimmt aus der internationalendiskussion der militanten, antirevisionistischen linken in europa undnicht nur in euro pa. wit werden zeigen, wie die einkreisung undvollstndige integration der traditionellen klassenorganisationen desproletariats in die politik des kapitals in der bundesrepublikhistorisch bedingt istund wir

    versuchen zu zeigen, wie dieser prozess nur international aufgebrochen werden kann, durch die internationale politische rekonstruktiondes proletariats; aus der kapitalentwicklung die strategie der klasse.guerilla in den metropolen ist der bewusste ausdruck, die interpretation, Oderbewusste subjektive versuch, diese rekonstruktion

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    1.''I

    I

    in und aus ihrer internationalen dimension zu vermitteln.wir m s sen , um das zu beschreiben, fassbar zu machen,

    auch auf konomische kategorien eingehen, sie lsst sich nur, egalwie bruchstckhaft und verkrzt aus dem begriff der objektiventendenz entwickeln (tendenz nicht auf dem begriff lichen niveauvon schmidt, sondern von marx - grundrisse) .

    sicherdas ist ungewhnlich und ich habe auch noch nie davon gehrt,dass sowas in einem politischen prozess versucht worden ist. es ist

    aber nicht nur eine reakt ion auf den versuch, den plattendemagogischen versuch, diesem prozess jeden politischen

    i n haI t zu bestreiten - wie sartre gesagt hat - glaube ich liegt das verbrechen darin, uns wie kriminelle behandeln zu wollen- obwohl wir das natr lich insofern richtig finden mssen, weilrevolutionre politik und nicht nur revolutionre, sondern jederversuch demokratischer, sozialer opposition in diesem staatnotwendig kriminalisiert werden muss und kriminalisiert wirdund wir auch mit der form von widerstand, den die klassenjust izgemeine kriminalitt nennt, keine probleme haben.

    es ist vielmehr ein p r akt i s e he r versuch, die zensur unddie illegalisierung unserer texte zu durchbrechen; was hier geredetwird kann wie es bis jetzt ist, j e den fall s verffentlichtwerden, obwoWbuback auch da sicher ein brachialer schlicheinfll t, vers tJchen wir es . ( und genaudeshalb haben wir keinekonzessionen an die, die hier zuhren zu machen)

    tatsache is t und ich habe das nochmal lapidar festzustel len wir sind alle ( und das meint die gefangenen) sicher, dass dieentwicklung unsere analyse und praxis bestt igt , und wie sie sie infnf jahren bestt igt hat -

    wir haben fehler gemacht aber wir wrden sagen, es warenobjektiv notwendige feWer aus der schwche proletarischer politikin der bundesrepublik.

    und - sollte dieser text das - jetzt allerdings in der umkehrung- nhren - es gibt in der raf keine trennung zwischen theoret ikernund praktikern - also die sorte arbei ts tei lung, ausbeutung undhierarchische struktur, die die psychologische kriegsftihrung auf unsprojeziert. es gab vollkommene klarheit darber und bei jedem, wie

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    die belastungen und die probleme und die struktur einer gruppe, dieaus der i llegal it t organis ier t wird und kmpft , zu begreifen und zubestimmen sind. an unserer einschtzung ihrer notwendigkeit hatsich nichts gendert. wir haben alle~dings gelernt, dass illegalittauch das einzige befreite gebiet im klassenkrieg ist, in dem menschliche beziehungen mglich sind. wir haben ihr\: emanzipatorische,ihre befreiende dialektik auch subjektiv kennengelernt. berlernprozess, existentielle radikalitt und kollektive strukturist hier nichts zu sagen - oder wenig - denn inzwischen ist esauch so, dass die reaktion des imperialistischen staates der sozialdemokratie, des spd-imperialismus die counterpropaganda und diebrutale repression des staatsschutz gegen uns auf ihren begriff counterinsurgency - gebracht zu propaganda f r uns gewordenist. sie vermittelt die dimension und die relevanz, die proletarischepolitik, die der angriff kleiner bewaffneter illegaler gruppen, dieihre strategie gegen das us-kapital und den imperialistischen staataus dem internationalen zusammenhang der antiimperialistischenbefreiungskmpfe bestimmen, in dieser phase der strategischendefensive des imperialismus hat. ..

    u.:ber die fhrungsstruktur der gruppe ist hier deswegen was zu

    sagen, weil die personalisierungen der psychologischen kriegsfUhrungals methode der spaltung des proletariats - sie personalisiertrevolutionre politik um zu verhindern, dass sie als die politikder klasse begriffen wird - zugleich das propagandistische terrain derphysischen liquidation einzelner kmpfer ist.

    die isolation sollte die gruppe zerbrechen und der plan der bundesanwaltschaft war, - mich - mit erst dem trakt, dann demstereotaktischen eingriff zu kretinisieren, whrend andreas umdieselbe zeit, im sommer 73 an unserem hungerstreik durch wasserentzug ermordet werden soll te. wir haben das hier an den tatsachengezeigt und daran ist nichts berinterpretiert - holger ist ermordetworden, w eil er in der gruppe eine ftihrungsfunktion hatte, dasheiss t er ein moment der orient ierung in der gruppe war.

    die guerilla ist eine kaderorganisation - das ziel ihres kollektivenlernprozesses ist die egalitt der kmpfer, die kollektivierung jedeseinzelnen, seine befhigung zu analyse, praxis, selbststndigkeit undder fhigkeit, selbst einen bewaffneten kern aufzubauen und denkollektiven lernprozess offenzuhalten. diesen prozess hat andreas

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    in der raf in itiiert und andreas war von anfang an in der raf das,was jeder kmpfer werden will und werden muss: die pobtik unddie strategie ip.der person jedes einzelnen.

    der guerilla ist die gruppe.ihren kollektiven prozess als der mechanik hierarchischer

    imperial ist ischer struktur unterworfen - und das objektive , dienotwendigkeit der umwlzung als individuellen willen, als dasbesondere - is t es worber wunder hier a ls ' poli tische motivation'quatschen will.

    ( eine starke infamie - dass der vertreter einer behrde, diehier unmittelbar das interesse des us-kapitals und des us-militrsmit 125 mil itrbasen und 7 000 atomspengkpfen auf dem terri torium der bundesrepubl ik verficht , s ich einbildet , er knnte nochbewaffneten kampf gegen das us-kapital und den imperialistischenstaat kapitalisieren ).

    fhrung in der guer il la is t die funktion, das verhltnis vonsubjektivitt und notwendigkeit, wille und objektivitt in die praxisder gruppe, ihre struktur und akt ion zu vermitteln.

    s ie entsteht aus dem prozess der gruppe, dem komplexen zwangdes kampfes aus der illegalitt als vermittlung der kollektiven lern-und arbeitsprozesse, der initiative jedes einzelnen in den kollektivenprozess, als initiative aus der und fr die praxis. als besondere funktione~mglicht sie die kontinuitt des lernprozesses, der erfahrung, derinteraktion, der handlungsfahigkeit der organisation gegen allefriktionen aus usseren und inneren ursachen. fhrung und kollektivi tt sind in dei gueri lla kein widerspruch - siebeziehen ihreidentitt aus der bestimmung jedes einzelnen und so des kollektivsund so seiner fhrung ber das ziel - freiheit, befreiung, und aus dererfahrung jedes einzelnen, dass leben und subjekt;vitt nur imbewaffneten antiimperialistischen kampf mglich sind; bewaffneterkampf aus der illegalitt die einzige mglichkeit im imperialismus zupraktisch-kritischer ttigkeit ist.

    sie is t e ine funktion, die nicht erst die gruppe konsti tuier t, sondern die im prozess ihrer konsti tuierung ents teht. s ie geht aus ihrerpraxis und so ihrem kollektiven prozess hervor und sie bleibt an demjenigen hngen, dem sie aufgrund seiner antizipationskraft und entscWossenheit, den kollektiven prozess offen zu halten, zugeschobenwird, als last. und es ist - das ist die erfahrung - immer

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    I!I

    I.

    derjenige oder sind diejenigen, fr die fhrung kein bedrfnis ist, dasim imperialismus immer nur das bedrfnis nach herrschaft sein kann.

    wenn man es kurz machen will, muss man sagen, fhrung in dergueri lla is t ini tiative , interakt ion und immer, injedem moment, diedurchsetzung des primats der praxis, der politik als proletarischer politik,das is t die aktion - gegen die tendenz zur reprodukt ion imperia listischerstrukturen wie herrschaft, schematisierung., arbeitsteilige systematik,konkurrenz und die irrationalen reflexe aus vereinzelung und angst.

    diese funktion hat in der raf andreas, weil er prole tar ische pol it ik ~und das ist d ie insurrektion - in der raf vermittelt als fhrung in derfunkt ion, sie praktisch - durch kol lektive praxis berflssig zu machen als den begrif f des besonderen im allgemeinen, des mglichen im notwendigen, des subjektiven im objektiven, der theorie fr die praxis.

    deswegen hassen bundesanwaltschaft, dieses gericht, bundeskriminalamt und regierung andreas am meisten. fr s ie geht es darum, das neue,den neuen menschen, die neue gesellschaf t, deren keimform die guerilla in ihrer identitt von macht, subjektivitt, lernprozess, praxis, ist,zu vernichten.

    die psychologische kriegsfhrung mus s personal is ieren, wei l s ie ,was die guer il la konst ituiert - der kol lekt ive kampf aus der il legal ittgegen den staat - nicht angreifen kann, ohne die pol itik der guer illa,ihre freihei t, das ist ihre fre ihei t zu kmpfen - zu propagieren. s ie musspersonalisieren, um das zentrale moment ihrer freiheit, illegalitt und dasheisst handlungsfhigkeit, als unfreiheit darzustellen.

    aber wenn herold sagt'baaders und meinhofs ' dann sagt dieser plural , dass, was durch diemethode personalisierung vermittelt werden sollte - nmlich die aktionder guerilla als die sache einzelner erscheinen zu lassen, nicht vermitteltworden ist . herold kann natr lich nicht verstehen, was ein kol lekt iv is t.sein plural reflektiert, dass wir viele sind aus der objektiven notwendigkeit, zu kmpfen, die materiell ist. fhrung bedeutet auch die vermittlungder dialektik von mglichkeit und notwendigkeit, dass mit der notwendigkeit die mglichkeit zu kmpfen, das heisst, sich zu organisieren, angriffedurchzufhren und ihre wirkung steigt.

    so hat fhrung subjektiv auch die funkt ion der ermutigung und istein moment der mobilisierung. ihre funktion schliesst ihre institutionali-

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    sierung aus, sie ist auf die kollektive interaktion der gruppe ebenso engewiesen, wie die gruppe auf sie -

    sie schliesst alle toten und so tdlichen strukturen imperialistischerbrokratien aus, radikal -

    aus der einfachen dialektik, dass wie die organisation des militrsder inbegriff imperialistischer struktur, und das heisst entfremdung, ist,ist in der guerilla als militrischer organisation proletarischer politik,die entfremdung notwendigerweise vollstndig aufgehoben;

    - sie ist aufgehoben durch die politik - oder wird es in einem andauernden prozess.die politik der guerilla begrndet ihre handlungsfhigkeit - sie istihre mglichkeit.

    aber wir wrden sagen, das die counterpropaganda, die andreas zuminbegriff imperialistischer struktur personalisiert, inzwischen gekippt ist.was sie durch das ausrnass der hetze vermit tel t, ist die strke der subjektivi tt , d ie strke proletar ischer poli tik - und wir wissen, dass der namelngst fr rebellion steht; dass die propaganda des staatsschutz gegen unsdiesen namen zu dem beispiel fr viele gemacht hat, das andreas fr unsist: beispiel fr - wie mao sagt - 'die politik ist der kommandeur' undmeint: proletarische politik, die politik der besitzlosen.

    die rationalitt der behauptung, die raf htte politisch angefangenund htte sich dann entpolitisiert, meint, dass der staatsschutz keineeinbruchstell fr s ich in der raf gefunden hat , dass die raf von anfang andurch andreas einen revolut ionren polit ikbegriff hat te - von dem diezweite feuerbachthese spricht:

    ,die frage, ob dem menschlichen denken gegenstndliche wahrheitzukomme, ist keine frage der theorie, sondern eine praktische frage, inder praxis muss der mensch die wahrheit, das heisst die wirklichkeitund macht, die diesseitigkeit seines denkens beweisen, der streit ber diewirklichkeit eines denkens, das sich von der praxis isoliert, ist eine reinscholastische frage. '

    andreas wird als inbegriff dieser politik verfolgt, weil er die einheitvon analyse, kollektivitt und aktion verkrpert.revolutionre theorie ist kritische theorie. wo wir sie formulierthaben, um sie zu verffentlichen, haben wir sie als wa f f e bestimmtund immer bezogen auf klar umrissene probleme der praxis des kampfesaus der i llegal it t. theorie, die keinen bezug zur praxis hat , a lso die unsnicht unsere lage erklrt und die mglichkeit zeigt, sie zu verndern,hat uns nie int{lressiert. also die sorte von theorie, die die psychologischekriegsfhrung meint, wenn sie mahler und mich ( ulrike ) zu theoretikern

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    "

    der raf hochstilisiert hat, also kolumnismus oder das entfremdete herumfabulieren mit dem marxschen begriffsapparat in der ihn zum dogma verflschenden rezeption der ml - aus grnden der rechthaberei, wie mahler das in seiner schrif t' der bewaffnete kampf in westeuropa ' gemachthat. die theoretischen .schriften der raf waren zeitungen, denen es darumging, einzelne davon zu berzeugen, dass und warum es richtig ist, diestadtguerilla zu untersttzen. wir haben sie als waffen bestimmt, weilwaffe alles ist, was dem bewaffneten kampf aus der illegalitt ntzt.

    von andreas sprechen heisst von uns sprechen, denn wenn wir sagen,die funktion von fhrung ist, sie praktisch, durch kollektivitt berflssig zu machen, so meint das, dass die guerilla eine politischmilitrische organisation ist, sein muss, als illegale organisation unddas heisst, dass jeder fhrung wird, sich befhigen muss, fhrung zu sein

    wofr der umfassende begriff ist:sich befhigt zu lernen -erfahrung zu transzendieren, die eigenen, wie die der gruppe, wie die

    der befreiungsbewegungen der dritten welt und dass sich jeder befhigterfahrungen zu ver mit tel n. auch lernen ist nur im kampf gegenden staat, gegen die methode hetze, lge und dreck, gegen die strukturimperia lis tischer sozal isat ion und indoktr ination und nur kollekt ivmglich und nur mit dem ziel zur bewaffneten aktion zu kommen.

    kollektive fhrung in paranthese zu gramsci heisst, dass das projektvon jedem in der guerilla verstanden werden muss, damit jeder seineaufgabe bei der verwirklichung und ausflihrung als eine fun k t iondes g fl n zen erkennt-

    dass das projekt, eine handlung veranlassend, daran positive undnegative konsequenzen voraussehen lsst, zustimmung und reaktion,und in sich schon die antworten enthlt , also der organisation ein felderffnet. es is t das - ein verhl tnis von theorie und praxis.

    a.:das konzept der personalisierung revolutionrer politik in der psycho

    logischen kriegsfhrung zielt darauf - und ist so das propagandistischekorrelat der folter durch isolation, um die kmpfer zu desozialisieren die kmpfer zu entpersnlichen, die revolutionre aktion, die immer,egal wie vermittel t, von den massen verstanden wird - vermittels derentpersnlichung der kmpfer als fremdkrper in der gesellschaft erscheinen zu lassen -

    personalisierung zielt darauf, den revolutionren ausnahmezustandals brutalen imperialistischen alltag erscheinen zu lassen, um denlatenten haSi der massen auf den staat, auf den staatlichen parasi-

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  • 8/14/2019 Letzte Texte von Ulrike Meinhof

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    tismus, die parasitre, nichts als surplus verfressende maschine derrepressiven und ideologischen staatsapparate aus bundesanwaltschaft, justiz, polizei usw. auf die guerilla umzulenken. sie zieltdarauf, das volk indem ausnahmezustand, in dem es lebt , davonabzuschrecken, ihn in den wir k I ich e n ausnahmezustand, denausnalunezustand fr s ich zu verwandeln. aber eben weil diemaschine nichts anderes kann, als projezieren, zu keiner anderenwahrnehmung als selbstbespiegelung und keiner anderen produktionals reproduktion Hihig ist, fallen ihr die inhalte, fllt ihr der scheissdreck, den sie in der psychologischen kriegsflihrung aufgehoben hat,zwangslufig auf die eigenen flisse.hassenswert, das wird allmhlich begriffen, sind die, die sich ihreinhalte ausdenken als ideologiesurrogat und legitimationsersatz.

    kur z: flihrung - was sie zu sein htte, ist der konkrete begriffder situation und ihre transzendierung :die ziele und ihre vermittlung i n der s t r u k t u r der

    kmpfenden gruppe/organisation.einfach: in der notwendigkei t (das ist die geschichte, die daskonzept hervorbringt und damit die geschichte der gruppe undjedes einzelnen in ihrem begriff: revolutionrer kampf) - in dernotwendigkeit des antagonismus, in den wir uns, unsere politikkmpfend stellen, also seine ge wal t und ihren komplexenzwang fr den einzelnen, ist freiheit, befreiung mglich.

    u.:in diesem zusammenhang - psychologische kriegsftihrung, gehrt

    wunders dmmlicher einfall, andreas htte nie in einer fabrikgearbeitet - weil er zeigt, wie in der ~sychologischen kriegsflihrungder verwissenschaftlichte antikommunismus - geschich-te, vorurteil, vorhandene strukturen usurpiert, um sie einzu-fr ieren. der satz ist fa lsch. andreas hat in der fabrik, auf der strasse,im gefngnis gelernt und begriffen -wie es zu den verzer-rungen der tatsachen durch die psychologische kriegsfhrunggehrt, die raf seie ine gruppe aus typen und tanten der oberenmittelklasse mit brgerlicher sozialisation. wenn schon soziologieist dazu mal zu sagen, dass die hlfte von uns aus proletarischenverhltnissen kommt - volksschule, lehre, fabrik, heim, gefngnis.die behauptung negiert und sicher a u c h aus ignoranz, dass mitder dritten reellen subsumtion anfang der 60iger jahre massenhaftproletarisierungs - und deklassierungsprozesse stattgefunden haben -

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    I.!.t

    .ot"

    im prozess der vermassung und technokratisierung der universitten,der konzentration der medien usw. , die die innere ursache der mobil isierung an den universitten ab 66 waren. ihre ussere ursache warder amerikanische krieg in vietnam. und sie versucht die tatsachewegzulgen, dass alle kmpfer in der raf in den basisprojekten derneuen linken seit ostern 68 gelernt und gearbeitet haben.

    der kampf selbst proletarisiert die kmpfer. besitzlosigkeit und das ist der begriff der koreanischen partei fr das proletarischeverhltnis zum kampf fr den kommunismus: das dschutschecharakterisieren das proletariat als antagonist des imperialismus, dasheisst als subjekt der befreiung. das ist sicher kein soziologischerproletariatsbegriff. der interessiert uns auch nicht. proletariat istkein begriff aus der abstammungslehre der faschisten - er bezeichnetein verhltnis. das verhltnis der guerilla zum volk - bezeichnet dasver h I t ni s des proletariats zum imperialistischen staat,definiert als todfeindschaft, als antagonistisch, als klassenkrieg.

    I?roletariat ist ein kampfbegriff.

    sartre sagt:, es ist wahr, dass das proletariat in sich den tod der bourgeoisie

    trgt; es ist wahr, dass das kapitalistische system von strukturellenwidersprchen zerrttet wird; aber dieses impliziert ni(:ht notwendigerweise die existenz eines klassenbewusstseins oder einesklassenkampfes. damit es berhaupt bewusstsein und kampf gibt,muss sichjemand schlagen. '

    aber woher stammt wunders satz? meint wunder ' arbei t machtfrei '? - a lso das konzentrationslager. oder meint er die protestant ische werkmoral, a lso - zi ta t -

    , die arbeit als die quelle allen reichtums und aller kultur', mitwelcher einstellung aus dem gothaer programm die alte sozialdemokratie mit der grossen arbeitslosigkeit 1930 nichts anfangen konnte,als die politische macht, nachdem sie ihr lngst entglitten war( weil sie sie nie dem reichswehrministerium entrissen hatte)schliesslich an die faschisten abzutreten. dazu - zum mystifiziertenarbeitsbegriff des gothaer programms hat marx kurz und trockengesagt:

    ,dass der mensch, der kein anderes eigentum besitzt als semearbeitskraft, in allen gesellschafts- und kulturzustnden der sklaveder anderen menschen sein muss, die sich zu eigentmern der gegenstndlichen arbeitsbedingungen gemacht haben' -

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  • 8/14/2019 Letzte Texte von Ulrike Meinhof

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    woraus marx die konomische notwendigkeit und das politischerecht der arbeiter abgeleitet hat, die fabrik zu verlassen, sich zubewaffnen und den staat zu bekmpfen. und nur deswegen berufenwir uns auf marx, wei l er die notwendigkei t der insurrektion, denklassenkampf als klassen k r i eggegen das parasitre netz derrepressiven und ideologischen apparate, gegen den brgerlichenstaat, wissenschaftlich begrndet hat. das gewsch ist nur zynisch bei ber 4 prozent bzw. ber eine mill ion arbei ts lose in der bundesrepublik und fast 5 millionen in westeuropa, worauf die sozialdemokratische antwort diesmal ihr eigenes faschismusprojekt ' inneresicherheit' , die integration der repressiven staatsapparate in westeuro pa unter dem kommando des informationsmonopols, das dasbka hat und die integration der apparate der inneren und usserensicherheit im rahmen der nato, a lso unter dem kommando despentagon is t. ( wir werden dazu noch reden - zur pol it ischenfunktion der sozialdemokratie fr das us-kapital, ihr faschismusprojektund die institutionelle strategie des neuen faschismus.)

    sowenig das 1e ga 1e land das wirkliche land ist, ist in derfabrik das wirkliche leben der arbeiter. die bundesanwaltschaftsympathisiert natrlich mit der versklavung des fabrikproletariatsund wunder fetischisiert so auch ganz logisch die fabrikarbeit -als maske der parasitren staatsschutzmaschine - weil, wenn diearbei ter nicht mehr in die fabrik gehen wrden, also die fabrik, vonder h i e r nur die rede sein kann - arbeit unter dem kommandodes kapitals - ht te die riege von staatsschutzmasken uns gegen-ber nichts mehr zu fressen. ( und dass am ende unseres kampfesdie befreiung von der arbeit durch die zerrttung und schliesslichauflsung d~r repressiven und ideologischen staatsapparate steht weiss wunder als alter sozialdemokrat - als alte sozialdemokratischeratte. ) der stoffl iche inhalt der beschimpfung ist so nur andreasoder wir soll ten die baw gefll ig~t.ernhren. ein ordentlichermensch ist im begriff der bundesanwaltschaft ein mensch, der diebundesanwaltschaft ernhrt - das unterworfene subjekt, der mensch,der fr den staat da ist und auch nichts anderes vorhat, als fr denstaat da zu sein. es is t, wie andreas gesagt hat :

    , der gefangene, der bubacks foto im schrank hat , ist das staats-brgerideal der bundesanwaltschaft. '

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    ,~;,

    brief ulrike - diskussion h i er:

    das ist alles falsch, was ich da geschrieben habe. ichversuche esjetzt mal r ichtig zu erklren ~-entweder um es mirins unreine selbst klar zu machen oder es g eht, i n dem icheszu euch sage.

    der taylorismus ist nach den arbeiteraufstnden in allenstaaten des aufkommenden imperialismus, dh. der rapiden vergesellschaftung der produktion im monopol entstanden undzuerst von ford in detroit eingefhrt worden vor demersten weltkrieg. er war sowohl eine methode zur lohnstckkosten_verminderung durch massenproduktion, bei gleichzeitiger disziplinierung der arbeiter durch hhere lhne, so bindung an denbetrieb im prozess der vernichtung der konkurrenz durch monopolbildung wie re akt ion auf die arbeiterkmpfe. dazumuss man wissen, dass die amerikanische arbeiterbewegung vordem ersten weltkricg in der die schwarzen als sklaven im sdenund noch nicht a ls freie arbei tskraf t, auf dem markt keine rollespie lten die strksten berhaupt waren, sie handel ten nachdem absoluten prinzip der arbeiterautonomie und wendeten alleeigenschaftcn (~ ) des proletaria ts gegen das kapital an. seinevogelfreiheit lind disponibilitt fr das kapital in der form, dassdie amerikanischen wobblies reisende arbeiterfhrer waren, ohneorganisation, institutionalisierung, koalition- sie waren unmittelbarer ausdruck von arbeiterautonomie. sie verhandeltennicht, schlossen ,keine vertrge und hielten sich an keine vereinbarung, insofer~~ nicht erst welche mit en ver tre tern deskapitals abschlossen. sie teilten durch einen zeltel am fabriktor,also da wo sie ware'n, dem unternehmer die arbeitszeit undden lohn mit und wenn er sich nicht daran hielt, arbeiteten sienicht. ihre prinzipien waren: internationalismus und egalitt.

    aber weiter: man muss die arbeiterkmpfe vor dem erstenweltkrieg so auch die massenstreiks in russ land 1905, die bergarbeiteraufstnde in deutschland verstehen als den radikalstenaufs tand der arbei t gegen das kapital im kapitalverhl tnis, alsogefangen in dIesem widerspruch aus dem prozess der vergesel lschaftung der produktion im aufkommenden monopol _ alsoals gegenbewegung gegen den prozess des kapitals, woraus diesekmpfe ihre explosionskraft nahmen. wozu wichtig ist, festzu-

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    ~

  • 8/14/2019 Letzte Texte von Ulrike Meinhof

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    das zu suggerieren, was der rk aber in seinem ganz und gar geschichtslosen begriff von arbeiterkampf und so total befangen in der traditionder sozialdemokratie, tut).

    ("~j r. v-.:..'I.t.- k Ies ist falsch - das ist das , was einige ital ienische autoren, die im versuch, die klassenkmpfe in italien anfang der 60iger jahre zu verstehenviel geauer als irgend eine deutsche gruppe die entwicklung in deutschlana nach 1918 studiert haben, kategorisch feststellen, bei der politikder sozialdemokratie nach 1918 also nach der beseitigung der monarchieals einzigem resultat der rtebewegung - von verrat zu sprechen. darumging es nicht. die sozialdemokratie war vom moment der oktoberrevolution an das instrument des kapitals auf der ebne des staates und vermittels der gewerkschaften auf der ebene des proletariats den anti-

    der new deal, entwickelt aus den erfahrungen sowohl vonbismarcks sozialgesetzgebung als methode der entmachtung dersozialdemokratie wie aus der methode der pazifizierung desproletariats nach dem ersten weltkrieg durch die spd wurde so dasmodell des planstaats, wie er nach 45 vom amerikanischen kapital,indem es proletariat unmittelbar durch die spd, die eingekauft warund den deutschen gewerkschaftsbund von bckler , den der cia indie hand genommen hatteVJtier konstituiert worden ist, als seinerstruktur und konstitution nach antikommunistisch durchorgani-siertem staat.

    erst im new deal von roosevelt anfang der dreissiger jahre kamentaylorismus als methode der spaltung des proletariats in der vergesellschafteten produktion und sozialdemokratische organisation desproletariats in gestalt der verstaatlichung der konomischen kmpfe,der institutionalisierung des widerspruchs und der antizipation derklassenkmpfe durch sozialpolitik, um sie zu entpolitisieren, schliesslich konsumentenkultur - also durch das tliessband mglich gewordenemassenproduktion von konsumgtern, vermittelt an die arbeiterdurch hhere lhne um den preis der intensivierung der arbeit zusammen. so ist der new deal von roosevel t a ls die form der krisenbewltigung begriffen worden als faschismus auf der ebene derkonomie ( george nennt ganz entschieden die arbeitsorganisationin der amerikanischen industrie' faschistisch' und das ist aus diesemhistorischen zusammenhang auch korrekt) und sozialdemokratismusauf der ebene des staates - dh. organisierung, s t r u k t u r i e run gder gesellschaft durch den staat, durch die herstellung eines dichtennetzes von regierungsstellen in der gesellschaft -

    .