Lehrende als Navigatoren. Empirische Evidenz des Einsatzes eines ICM in einem Unterrichtsszenario...

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Lehrende als Navigatoren Empirische Evidenz des Einsatzes eines ICM in einem Unterrichtsszenario der BWL an der HAW Hamburg Prof. Dr. Christian Decker HAW Hamburg Dipl.-Kfm. (FH), M.A. Stephan Beier Lehrbeauftragter HAW Hamburg Fazit und Beantwortung der Forschungsfrage Auf Basis der empirischen Untersuchung konnte für das an der HAW Hamburg im Som- mersemester 2013 durchgeführte ICM ein besserer Lernerfolg nachgewiesen werden als bei Anwendung traditioneller Unterrichtsformen. Dieses Ergebnis geht mit einer Erhö- hung von lernerzentrierter Selbststeuerung und aktiver Beteiligung und Kooperation in den Lernprozessen einher. Kritische Würdigung • Wesentliche empirische Daten resultieren aus der Online-Befragung mit einer Stichprobe von 61 %. 87 % der Teilnehmer waren im ersten Prü- fungsversuch, d. h. Studierende, die in vorherigen Semestern bei relativ hohen Durchfallquoten die Prüfung nicht bestanden haben, sind nicht re- präsentativ in der Online-Befragung reflektiert. Verwendete Daten spiegeln Erkenntnisse aus der Erhebung einer Kohorte (145 Studierende) aus dem Sommersemester 2013 wider. Belastbarere Daten müssten regelmäßig wiederkehrend erhoben werden. Ausblick Weiterentwicklung des methodisch-didaktischen Konzepts auf der Basis gewonnener Erkenntnisse Intensivierung der Methodenvielfalt in den Präsenzphasen Technische Weiterentwicklung der E-Learning-Module (Mobile Learning) Weiterentwicklung der Strukturierung („Information Chunking“) Einführung von Online-Tutorien mit Adobe Connect© Entwicklung geeigneter Prüfungsformate Hypothese 1 Empirische Untersuchung theoriegeleitet-aufgestellter Hypothesen „Die Übertragung von Selbststeuerung und Selbstver- antwortlichkeit ..., führt zu einer intensiveren Ausein- andersetzung mit den Lehrinhalten ...“ Durchschnittlicher Zeitaufwand/Woche Zeitaufwand intensiver als in anderen LV? Ergebnisse und Fazit Intensiverer Lernaufwand als in anderen LV wird zum Teil als inhalt- lich und zeitlich zu aufwendig beurteilt. Möglichkeiten der Selbststeuerung (Verfügbarkeit, Stoppen, Zu- rückspulen, Überspringen, Bestimmung des eigenen Tempos) wer- den als wichtige Komponenten der intensiven Auseinandersetzung bewertet. Hypothese 2 „... Gestaltung der Präsenzphasen führt ... zu ... Erhö- hung von aktiver Beteiligung ... sowie zu mehr Koope- rationen und gemeinsamen Lernaktivitäten ...“ Bewertung aktiver Beteiligung anderer Studierender Ergebnisse und Fazit Eigene Beteiligung in Präsenzphasen wird als relativ ausgeglichen bewertet, Mehrheit bewertet die Beteiligung anderer Studierender aber als aktiver als in anderen LV. Aktives Lernen und Kooperation wird umfangreicher eingeschätzt als in anderen LV. Weitere Maßnahmen können Aktivität noch verbessern. Bewertung eigener Beteiligung in Präsenzphasen Hypothese 3 „... Studierende, die ihre aktive Beteiligung ... steigern ... oder ein besseres Verständnis der Lehrinhalte er- reichen konnten, bevorzugen das Konzept ...“ Ergebnisse und Fazit Mehrheit von 58 % würde Einführung des Konzepts in anderen LV wünschen. Hauptargument gegen eine Einführung ist die intensive zeitliche Belastung. Studierende, die eine Einführung wünschen, konnten die aktive Be- teiligung oder das Verständnis verbessern. Einführung des Konzepts in anderen LV? Hypothese 4 „... Anwendung eines ICM [führt] zu ... besserem Ler- nerfolg, der ... von besserem Verständnis der Lehrin- halte bis zu durchschnittlich besseren Prüfungsleis- tungen reichen kann.“ Ergebnisse und Fazit 65 % schätzen den Lernerfolg bei Einsatz ICM besser ein Prüfungsnoten sind deutlich besser bei Einsatz des ICM im SS 2013 • Durchschnittsnote im SS 2013 2,8 (vorher 3,6); Median 2,7 (3,7); Durchfallquote 13 % (34 %) Anwendung des ICM führt zu besserem Lernerfolg im SS 2013 Konzept besser für Lernerfolg als andere ...? Verteilung der Prüfungsnoten Empirisches Untersuchungsdesign Lehrevaluation a Gruppendiskussion b • Standardisierter Fragebogen der HAW Hamburg • Auswertung offener Antworten durch qualitative Inhaltsanalyse (Kategorisie- rung und Auszählen) • Extern moderiert Ziel: Erteilung von Feedback am Ende des Semesters • Teilnehmende Beobachtung und Anferti- gung von Feldnotizen Online-Befragung c Auswertung der Prüfungsergebnisse d Ableitung von Indikatoren und Frage- stellungen zur Beantwortung der For- schungsfrage • Erstellung eines Fragebogens • Statistische Auswertung mit SPSS© • Analytische Auswertung von Prüfungs- ergebnissen vor und nach Einsatz des ICM • Durchschnittsnote, Median und Durch- fallquote Selbststeuerung Konstruktivistische Lernumgebungen Lernerzentrierung Kognition und Informationsverarbeitung Motivation Umgang mit Ressourcen (zeitlich und örtlich flexibel) Online- phase Aktives Lernen Problembasiertes Lernen Kooperatives Lernen Präsenz- phase Lerntheoretischer Rahmen ICM an der HAW Hamburg - Teilmodul Finanzierung Studienanleitung E-Learning-Module a b Folienskripte c Übungsaufgaben d Foren e Social Media f Elemente des Konzepts Präsenzphase: Aktives Plenum Onlinephase: E-Learning-Module ICM-Konferenz 2014, Inverted Classroom: Digitale Medien in der Lehre, Philipps-Universität Marburg, 26. Februar 2014 Forschungsfrage „Kann durch den Einsatz des ICM auf Grund der lernerzentrierten Selbststeue- rung, der Intensivierung von Kooperati- on und damit der aktiven Beteiligung der Lernenden im Lernprozess ein besse- rer Lernerfolg als bei traditionellen Un- terrichtsformen erreicht bzw. empirisch nachgewiesen werden?“

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Lehrende als NavigatorenEmpirische Evidenz des Einsatzes eines ICM in einem Unterrichtsszenario der BWL an der HAW Hamburg

Prof. Dr. Christian DeckerHAW Hamburg

Dipl.-Kfm. (FH), M.A. Stephan BeierLehrbeauftragter HAW Hamburg

Fazit und Beantwortung der Forschungsfrage

Auf Basis der empirischen Untersuchung konnte für das an der HAW Hamburg im Som-mersemester 2013 durchgeführte ICM ein besserer Lernerfolg nachgewiesen werden als bei Anwendung traditioneller Unterrichtsformen. Dieses Ergebnis geht mit einer Erhö-hung von lernerzentrierter Selbststeuerung und aktiver Beteiligung und Kooperation in den Lernprozessen einher.

Kritische Würdigung• Wesentliche empirische Daten resultieren aus der Online-Befragung mit

einer Stichprobe von 61 %. 87 % der Teilnehmer waren im ersten Prü-fungsversuch, d. h. Studierende, die in vorherigen Semestern bei relativ hohen Durchfallquoten die Prüfung nicht bestanden haben, sind nicht re-präsentativ in der Online-Befragung reflektiert.

• Verwendete Daten spiegeln Erkenntnisse aus der Erhebung einer Kohorte (145 Studierende) aus dem Sommersemester 2013 wider. Belastbarere Daten müssten regelmäßig wiederkehrend erhoben werden.

Ausblick• Weiterentwicklung des methodisch-didaktischen Konzepts auf der Basis

gewonnener Erkenntnisse• Intensivierung der Methodenvielfalt in den Präsenzphasen• Technische Weiterentwicklung der E-Learning-Module (Mobile Learning)• Weiterentwicklung der Strukturierung („Information Chunking“)• Einführung von Online-Tutorien mit Adobe Connect©• Entwicklung geeigneter Prüfungsformate

Hypothese 1

Empirische Untersuchung theoriegeleitet-aufgestellter Hypothesen„Die Übertragung von Selbststeuerung und Selbstver-antwortlichkeit ..., führt zu einer intensiveren Ausein-

andersetzung mit den Lehrinhalten ...“

Durchschnittlicher Zeitaufwand/Woche Zeitaufwand intensiver als in anderen LV?

Ergebnisse und Fazit

• Intensiverer Lernaufwand als in anderen LV wird zum Teil als inhalt-lich und zeitlich zu aufwendig beurteilt.

• Möglichkeiten der Selbststeuerung (Verfügbarkeit, Stoppen, Zu-rückspulen, Überspringen, Bestimmung des eigenen Tempos) wer-den als wichtige Komponenten der intensiven Auseinandersetzung bewertet.

Hypothese 2 „... Gestaltung der Präsenzphasen führt ... zu ... Erhö-hung von aktiver Beteiligung ... sowie zu mehr Koope-

rationen und gemeinsamen Lernaktivitäten ...“

Bewertung aktiver Beteiligung anderer Studierender

Ergebnisse und Fazit

• Eigene Beteiligung in Präsenzphasen wird als relativ ausgeglichen bewertet, Mehrheit bewertet die Beteiligung anderer Studierender aber als aktiver als in anderen LV.

• Aktives Lernen und Kooperation wird umfangreicher eingeschätzt als in anderen LV.

• Weitere Maßnahmen können Aktivität noch verbessern.

Bewertung eigener Beteiligung in Präsenzphasen

Hypothese 3 „... Studierende, die ihre aktive Beteiligung ... steigern ... oder ein besseres Verständnis der Lehrinhalte er-

reichen konnten, bevorzugen das Konzept ...“

Ergebnisse und Fazit

• Mehrheit von 58 % würde Einführung des Konzepts in anderen LV wünschen.

• Hauptargument gegen eine Einführung ist die intensive zeitliche Belastung.

• Studierende, die eine Einführung wünschen, konnten die aktive Be-teiligung oder das Verständnis verbessern.

Einführung des Konzepts in anderen LV?

Hypothese 4 „... Anwendung eines ICM [führt] zu ... besserem Ler-nerfolg, der ... von besserem Verständnis der Lehrin-halte bis zu durchschnittlich besseren Prüfungsleis-

tungen reichen kann.“

Ergebnisse und Fazit

• 65 % schätzen den Lernerfolg bei Einsatz ICM besser ein• Prüfungsnoten sind deutlich besser bei Einsatz des ICM im SS

2013• Durchschnittsnote im SS 2013 2,8 (vorher 3,6); Median 2,7 (3,7);

Durchfallquote 13 % (34 %) • Anwendung des ICM führt zu besserem Lernerfolg im SS 2013

Konzept besser für Lernerfolg als andere ...? Verteilung der Prüfungsnoten

Empirisches Untersuchungsdesign

Lehrevaluationa

Gruppendiskussionb

• Standardisierter Fragebogen der HAW Hamburg

• Auswertung offener Antworten durch qualitative Inhaltsanalyse (Kategorisie-rung und Auszählen)

• Extern moderiert• Ziel: Erteilung von Feedback am Ende

des Semesters• Teilnehmende Beobachtung und Anferti-

gung von Feldnotizen

Online-Befragungc Auswertung der

Prüfungsergebnisse

d

• Ableitung von Indikatoren und Frage-stellungen zur Beantwortung der For-schungsfrage

• Erstellung eines Fragebogens• Statistische Auswertung mit SPSS©

• Analytische Auswertung von Prüfungs-ergebnissen vor und nach Einsatz des ICM

• Durchschnittsnote, Median und Durch-fallquote

Selbststeuerung Konstruktivistische Lernumgebungen

Lernerzentrierung

Kognition und Informationsverarbeitung

Motivation

Umgang mit Ressourcen(zeitlich und örtlich flexibel)

Online-phase

Aktives Lernen

Problembasiertes Lernen

Kooperatives Lernen

Präsenz-phase

Lerntheoretischer Rahmen ICM an der HAW Hamburg -Teilmodul Finanzierung

Studienanleitung

E-Learning-Module

a

b

Folienskriptec

Übungsaufgabend

Forene

Social Mediaf

Elemente des Konzepts

Präsenzphase: Aktives Plenum

Onlinephase: E-Learning-Module

ICM-Konferenz 2014, Inverted Classroom: Digitale Medien in der Lehre, Philipps-Universität Marburg, 26. Februar 2014

Forschungsfrage

„Kann durch den Einsatz des ICM auf Grund der lernerzentrierten Selbststeue-rung, der Intensivierung von Kooperati-on und damit der aktiven Beteiligung der Lernenden im Lernprozess ein besse-rer Lernerfolg als bei traditionellen Un-terrichtsformen erreicht bzw. empirisch nachgewiesen werden?“