Lebens- und Lernraum Schule: Pädagogische Architektur

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Exkursionsprogramm Frühjahr 2007 Montag Stiftungen Jugend und Gesellschaft | Urbane Räume Lebens- und Lernräume für die Zukunft Pädagogische Architektur

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Exkursionsprogramm

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Übersicht Exkursionsrouten

Exkursionsprogramm Frühjahr 2007

Montag Stiftungen

Jugend und Gesellschaft | Urbane Räume

Lebens- und Lernräumefür die ZukunftPädagogische Architektur

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Die Montag Stiftung Urbane Räume entwickelt und realisiert gemeinsam mit der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft das auf mehrere Jahre angelegteProjekt »Lebens- und Lernraum Schule - Pädagogische Architektur«. Die beiden Stiftungen wollen der Frage nachgehen, wie zukunftsfähige, dem selbstverant-worteten und gemeinschaftlichen Lernen verpflichtete Schulen künftig gestaltet werden sollten.

Das Fundament des Erfolges unserer Gesellschaftsind Menschen, die bereit sind, Verantwortungfür ihr Handeln zu übernehmen und ihr Wissen indie Entwicklung des Gemeinwesens und derWirtschaft einzubringen. Dazu ist es notwendig,die Selbstverantwortung für Lernen und Lehrenauf allen Ebenen zu fördern. Sowohl die pädagogischen als auch die baulichenKonzepte müssen auf diese Herausforderung rea-gieren und die Chance ergreifen, die Ausweitungdes Unterrichts in den Ganztag für eine zeitgemäße,innovative pädagogische Architektur einzusetzen. Die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft unddie Montag Stiftung Urbane Räume verfolgengemeinsam das Ziel, die Lernenden dazu zu befä-higen, die Verantwortung für ihr Lernen zu über-

nehmen. Dazu ist es notwendig, die Lehrendendabei zu unterstützen, ihre Aufgabe als Fördererindividueller Lernerfolge anzunehmen und ausfül-len zu können. Ein Schulsystem, das sich dieserIdee verpflichtet, muss die bruchfreie undgemeinschaftliche Gestaltung von Lernerfahrun-gen quer zu den Altersklassen und Begabungenermöglichen. Diese notwendige Entwicklungmuss zunächst von der pädagogischen Praxis undden Ausbildungsinstitutionen für die zukünftigHandelnden im Bildungswesen vorangetriebenwerden. Sie wird aber auch bauliche Veränderun-gen nach sich ziehen. Denn der Zustand und dieArchitektur eines Großteils der Schulgebäude inunseren Kommunen bieten weder eine Basis fürdie Wertschätzung der dort lernenden Kinder

noch einen guten Ausgangspunkt für eine inte-grative und gemeinschaftliche Pädagogik. DieMontag Stiftungen haben in diesem Kontext zumZiel, einen ganzheitlichen und langfristig wirksa-men Beitrag zur Verbesserung der Lebens- undLernumwelt in unserer Gesellschaft zu leisten.Sie beschäftigen sich mit der Fragestellung, wieeine innovatives, dem selbstverantworteten undgemeinschaftlichen Lernen verpflichtetes Bildungs-umfeld gestaltet werden kann. Dieser Gestaltungs-anspruch bezieht sich zunächst auf das pädago-gische Fundament, das aber wiederum die Basisfür die funktionale und ästhetische Entwicklungeines Raumprogramms mit Blick auf das Schulge-bäude (Architektur) und den Stadtteil (Städtebauund Stadtentwicklung) bildet.

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Pädagogische Architektur

Foto: Roland Dorn, Architekt Foto: Montag Stiftung Urbane Räume432

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Foto: Akademie der Künste, Berlin1 1

6 in Nordrhein-Westfalen wird deutlich, dassdurch persönliches Engagement und Verant-wortungsübernahme in Verwaltungen, beiPädagogen, Eltern und Architekten Projekteentstehen, die in Gänze oder in Teilen Vorbildfür das eigene Handeln sein können. Die Montag Stiftungen möchten neben ihrenkonkreten Entwicklungsaktivitäten im Bereichder pädagogischen Architektur diesenWissenstransfer verbessern und bieten Päda-gogen und Architekten gemeinsame Exkursio-nen zu Projekten an, die im Sinne der obengenannten Ziele Vorbildliches geleistet haben.

Schulentwicklung und Schulbau sind pragmati-sche Vorhaben, die den Alltag unserer Kinderund unsere Stadtgesellschaft maßgeblich beein-flussen. Dabei ist jede Schule mit ihren Schülern,ihrem städtebaulichen Umfeld, ihren pädagogi-schen Leitlinien und Zielen individuell struktu-riert und nicht kopierbar. Doch insbesondere derProzess der Schulentwicklung und Raumgestal-tung, aber auch einige bauliche Grundelementeund pädagogische Methoden können Anregun-gen für praktische Entscheidungen in Verwal-tung, Schule und Architektur geben.An einigen historischen und neueren Schulen

Von guter Praxis lernen

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Herford

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GelsenkirchenLünen

Velbert

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Exkursionsrouten

Münster, Wartburg-Grundschule Seite 08

Münster, Freiherr-vom-Stein-Gymnasium Seite 10

Velbert, Förderschule mit dem Förderschwerpunkt emotionale und sozialeEntwicklung Seite 12

Leverkusen, Käthe-Kollwitz-Gesamtschule Seite 14

Gelsenkirchen, Ev. Gesamtschule Bismarck Seite 16

Lünen, Geschwister-Scholl-Gesamtschule Seite 18

Herford, Grundschule Landsberger Straße Seite 20

Bielefeld, Laborschule Seite 224b

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Route 1a 24.04.07

Schulform: 4-zügige Grundschule mit Ganztagszweig

Träger: Stadt Münster

Klassenstufen: 1-4

Schülerzahl: 336

Päd. Mitarbeiter/innen

verschiedener Professionen: ca. 35 (Erzieher, Lehrer für Sonderschulpädagogik,

Grundschullehrer)

Weitere Mitarbeiter: 10

Bauherr: Hochbauamt Stadt Münster

Baufertigstellung: BA I: 1996; BA II: 1999

Bauzeit: BA I: 19 Monate; BA II: 12 Monate

Architekten/Planer: Boockhoff + Rentrop (Hannover)

Bruttorauminhalt: BA I: 16.680 m3

BA II: 3.185 m3

Gesamtnutzfläche: BA I: 2.750 m2

BA II: 735 m2

Herstellkosten KG 300+400: BA I: 5.331.785 € (320 €/m2);

BA II: 1.113.000 € (350 €/ m2)

Einrichtungskosten: BA I: 436.000 € (26 €/m3)

BA II: 28.000 €

Kosten Außenanlagen: BA I: 545.000 €

BA II: 123.000 €

Schulleitung: Gisela Gravelaar

Link: www.muenster.org/Wartburg-Grundschule

www.helmut-rentrop.de

Foto: designbüro51

Wartburg-Grundschule

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Pädagogik:Diese Grundschule hat eine langjährige Reform-tradition. Ein besonderer Schwerpunkt des päda-gogischen Konzepts besteht in der Öffnung derSchule in den Stadtteil.Ziel ist ein friedvolles Zusammenleben von ver-schiedenen Nationalitäten, Kulturen und Religio-nen. Die Persönlichkeit jedes Kindes soll im Mit-einander gestärkt werden und seinen Fähigkeitenentsprechend gefördert und gefordert werden.Die Kinder sollen Geborgenheit erfahren. Inaltersgemischten Gruppen sollen die Jüngerenvon den Älteren lernen und Anregungen erhalten,ihr Wissen zu erweitern. Kinder werden in dieVerantwortung für ihren Lernprozess schrittweisemiteinbezogen und ein offenes, von Transparenzund Beteiligung bestimmtes Verhältnis zwischenden Eltern und den Schulpädagogen und -päda-goginnen ist gewünscht.

Architektur:Die Schule besteht aus vier organisatorischenund räumlichen Einheiten (ein »normaler« Halb-tagszug, ein Halbtagszug mit Integrationsklasseund zwei Ganztagszüge). Es galt einen span-nungsvollen Wechsel von Bewegung / Entdek-kung und Ruhe / Geborgenheit zu entwickeln. DieSchulhäuser bilden mit Klassenräumen, Garten,Terrassenflächen und offenen Fluren mit halbge-schossigen Übergängen zu Klassenforen als Ortezum Spielen, Treffen und Lernen für jeden Schul-zug ein »Zuhause«. Das große Forum als Gelenkzwischen Turnhalle, Klassenbereich, Straßen- undGartenseite ist ein Ort für Theaterspiel, Schüler-parlament und außerschulische Veranstaltungen.Die intensive Verbindung von Innen- und Außen-räumen mit klassenhausbezogenen Schulhöfen,Wasserläufen für das Regenwasser, Plätzen zumSkaten, Sport- und Liegewiesen ergänzen denGesamtentwurf. Wesentliche ökologische Aspek-te drücken sich unter anderem in energiesparen-der Bauweise, passiver Solarnutzung, Begrünungund der Material- und Oberflächenwahl aus.

Besonderheiten:Da in dieser Schule vier Züge angeboten werden,halten sich die Schüler unterschiedlich lange inder Schule auf. Um die Gemeinschaft zu stärken,sind diese organisatorischen Einheiten jeweils ineiner kleinen Schule in der Schule untergebracht. Die Schule versteht sich als offene Schule undstellt ihre Arbeiten in den Vorräumen der Klas-senhäuser aus, was der Schule eine Lebendigkeitverleiht und das Miteinander fördert. Auch wirddie Identifizierung der Schüler mit ihrer Schulegefördert und die Aneignung durch spezielleKunstprojekte vorangetrieben. Durch schulischesEngagement für die Gemeinschaft tritt die Schuleals Gesamtes in Erscheinung und das Zusammen-gehörigkeitsgefühl aller Beteiligten nimmt zu.Den unterschiedlichen Anforderungen und Über-gängen von öffentlich über halböffentlich zu privatwerden spezielle Bereiche eingeräumt.

Foto: Helmut Rentrop, Architekt43Foto: Stadt Münster2

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Freiherr-vom-Stein-Gymnasium Route 1b 24.04.07

Schulform: Gymnasium

Träger: Stadt Münster

Klassenstufen: 5-12 (noch 13)

Schülerzahl: 831

Lehrerzahl: 53, 7 Referendare

Weitere Mitarbeiter: 9

Bauherr: Stadt Münster, Amt für Gebäudemanagement

Baufertigstellung: 2006

Bauzeit: 16 Monate

Architekten/Planer: Kresing Architekten (Münster)

Bruttorauminhalt: 48.018 m3

Gesamtnutzfläche: 10.325 m2

Herstellkosten KG 300+400: 17.478.000 € (364 €/m3)

Einrichtungskosten: 1.095.000 € (22,80 €/m3)

Kosten Außenanlagen: 2.615.000 €

Schulleitung: Karin Park-Luikenga

Link: www.freiherr-vom-stein-gymnasium-muenster.de

www.kresing.de

1Foto: Montag Stiftung Urbane Räume41

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Pädagogik: Die Schule versteht ihren Bildungsbegriff inklusiv: »Esgeht nicht um Bildung als abgegrenzter Bereich, son-dern um kulturelles Wachsen und Werden.« Auf die Kooperation von Schülern, Lehrern und Elternwird großer Wert gelegt, was sich durch die gemein-samen Arbeitskreise manifestiert. Der Arbeitskreis»Schulentwicklung« hat ein neues pädagogischesProfil entworfen, das »Haus des Lernens«. Damit willdie Schule den Schülerinnen und Schülern eine klareOrientierung und Hilfestellungen geben, die ihnenChancen zur Kreativität und Selbstentfaltung einräu-men. Die Schülerinnen und Schüler sollen überZusatz- und Differenzierungsangebote Begabungspo-tenziale herausbilden, um sich in der Qualifizierungs-phase der Oberstufe mit ihren besonderen Begabun-gen profilieren zu können. Als zentrale Anliegen derPädagogik im Schulalltag des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums werden ferner »Stärkung des Gemein-schaftsgefühls« und »Demokratieerfahrung« genannt.Das Ganztagsangebot stellt für die Schule eine Ergän-zung und Bereicherung der Lern- und Bildungsange-bote sowie eine Erweiterung des LebensraumesSchule dar.

Architektur:Die Schule ist ein signifikantes Bauvolumen mit zen-traler Bedeutung im wachsenden Stadtteil Gieven-beck. Die Architektur wurde von Innen nach Außenentwickelt, wobei die Fassade die notwendige Innen-organisation umspannt. Das Grundrissprinzip leitet sich aus der Form einerLeiter ab, was dem Wunsch nach kurzen WegenRechnung trägt. Das Gymnasium bietet neben denKlassenräumen Fachräume sowie Spezialräume fürden Ganztag. Dem Sport stehen eine Vierfachsport-halle und Außensportanlagen sowie ein Gymnastik-saal zur Verfügung. Die Aula für Schul- und externeVeranstaltungen oder Theateraufführungen fasst über400 Personen. Durch die Verwendung von Industrie-materialien, die durch Farbe und kleine Raffinessenaufgewertet werden, wurden günstige Lösungen füreine ansprechende Ausstattung gefunden. Das Gelände wird in differenzierte Felder und Berei-che aufgeteilt, die den verschiedenen Nutzungen ent-sprechen. Die Schulhöfe bieten durch unterschiedlicheAusgestaltung (Sportgeräte, Bänke) sowohl eine akti-ve als auch eine ruhige Pausengestaltung. Jeweils inVerlängerung des Schulgebäudes liegen die Lehrgär-ten und die Kleinspielfelder.

Besonderheiten:Den Wettbewerbsteilnehmern wurde die Möglichkeitgegeben, sich vor Ort und in Gesprächen mit den Päda-gogen Einblick in das pädagogische Konzept zu ver-schaffen. Eine starke und früh ins Leben gerufene Pla-nungsgemeinschaft (Steuergruppe) aus Pädagogen,Eltern, Mitarbeitern des Amtes für Gebäudemanage-ment und des Amtes für Schule und Weiterbildung,dem Architekten sowie den Fachingenieuren hat eineinterdisziplinäre Bauplanung ermöglicht. Die Lehrerin-nen und Lehrer haben parallel zur Planung und Fertig-stellung des Schulneubaus ein neues pädagogischesProfil erarbeitet. Die architektonische Gestaltung des neuen Gebäudesgarantiert eine Identifikation über Schullebensbereiche.Der Ganztagsbereich und die Klassenräumlichkeiten für die Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I(Klassen 5 bis 10) und der Sekundarstufe II (Jahr-gangsstufen 11 und 12) sind so konzipiert, dass dieSchülerinnen und Schüler ihre Schullebensbereicheidentifizieren, annehmen und gestalten können. Vitri-nen, Filztafeln und Vorrichtungen für Rahmenabhän-gungen unterstützen diesen Gedanken ebenso wiedie in den unterschiedlichen Flurzonen künstlerischgestalteten »Worttafeln« mit fachspezifischen Her-vorhebungen.Es kann großzügig Platz für die Kooperation mit demStadtteil, für Freizeit und Gemeinschaftsveranstaltun-gen zur Verfügung gestellt werden.

Foto: Kresing GmbH, Gesellschaft für Architektur und Planung532

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Förderschule mit dem Förderschwerpunktemotionale und soziale Entwicklung, Velbert Route 2a 08.05.07

Schulform: Förderschule mit dem Förderschwerpunkt emotionale

und soziale Entwicklung (Primarstufe und Sek. I)

Träger: Kreis Mettmann

Klassenstufen: 1-10

Schülerzahl: 125

Lehrerzahl: 18

Weitere Mitarbeiter: 3

Bauherr: Kreis Mettmann

Baufertigstellung: 2003

Bauzeit: 16 Monate (davon 2 Monate Verzögerung wg.

schlechten Wetters)

Architekten/Planer: Dorn Architekten (Köln)

Bruttorauminhalt: 16.087 m3

Gesamtnutzfläche: 2.313 m2

Herstellkosten KG 300+400: 5.200.000 €

Kosten/m3 umbauter Raum: 320 € brutto inkl. aller Einbaumöbel

Kosten/m2

Bruttogeschossfläche: 1.258 € brutto inkl. aller Einbaumöbel

Kosten/m2 reine Nutzfläche: 2.230 € brutto inkl. aller Einbaumöbel

Schulleitung: Jürgen Mürlebach

Link: www.sfe-velbert.de

www.dorn-architekt.de

Fotos: Roland Dorn, Architekt31 1

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Pädagogik:Die Grundhaltung des Erziehungskonzeptes beinhal-tet, dass jede Verhaltensauffälligkeit nicht personen-,sondern kontextbezogen und somit prinzipiell verän-derbar ist. Sie ermöglicht ein pädagogischesVerständnis, nachdem die Potenziale und Ressourcenaller genutzt werden sollen. Ein ganzheitliches undlebensweltbezogenes Arbeiten wird angestrebt, dieInteraktionen sind durch Wertschätzung und Akzep-tanz gekennzeichnet und beinhalten tragfähige Bezie-hungen zu Schülern und Eltern. Das Erziehungsver-halten der Pädagogen soll modellhaft, authentisch,optimistisch und kooperativ sein. Besondere Schwer-punkte im Bereich des »Emotionalen Lernens« liegenin der Entwicklung und Stärkung der eigenen Identi-tät und der Fähigkeit, konstruktiv mit seinen Gefühlenzu leben. Im Themenfeld des »Sozialen Lernens«sind die Schwerpunkte die Verbesserung derKommunikationskompetenz und die Aufnahme ver-lässlicher und tragfähiger Beziehungen. Auch dasErlernen von Kooperation, die Orientierung an Wertenund Normen, sowie die gemeinschaftliche und fried-fertige Interaktion, sind Inhalte dieses Komplexes.Für den Unterricht bedeuten diese Vorgaben, dass dieSchüler das Lernen als bedeutsam für die Verbesse-rung ihrer sozialen Beziehungen erleben und die kon-krete Verbesserung ihrer Lernleistungen erfahrenkönnen. Die Einforderung der Beachtung klarer Regelndient dazu, dass die Schüler immer verstehen, wasdie Lehrperson von ihnen erwartet.

Architektur:Der Rundbau ist für etwa 100 Schüler konzipiert.Über den Vorplatz und die Freitreppe erreichtman die Eingangsloggia. Um ein zentrales, licht-durchflutetes Forum sind alle weiteren Räumeund Funktionen angelegt. Es wird für Gemein-schaftsveranstaltungen der Schule und für öffent-liche Veranstaltungen wie Konzerte und Ausstel-lungen etc. genutzt, fördert aber auch dieOrientierung und spontane, beiläufige Zufallsbe-gegnungen. Es ist sowohl mit dem Vorplatz, alsauch mit dem Schulgarten optisch verbunden, sodass Innen- und Außenräume ineinander über-gehen. Verwaltung, Lehrerzimmer und Sondernutzungenfinden sich im Gartengeschoss, in zwei weiterenGeschossen darüber sind jeweils drei Klassen-paare einander zugeordnet, die eine farbig akzen-tuierte Eingangsnische und einen Lehrmittelraumkooperativ nutzen. Die Klassen selbst sind multi-funktional nutzbare Räume mit familiärem Cha-rakter für jeweils 8 – 10 Schüler und ein bis zweiLehrer. Neben jeder Klasse liegt ein separaterRuhe- oder Gruppenraum, der für die gemeinsa-men Mahlzeiten und als Rückzugsort einzelnerSchüler genutzt wird.

Besonderheiten:Bauherr und Schulleiter haben zu einem frühenZeitpunkt pädagogische Ziele definiert, daraus dieRaumbedarfe ermittelt und diese mit pädagogischenAnforderungen und Querverbindungen versehen.Die Schule ist auf Basis eines großen, gemeinsa-men Engagements von Politik, Verwaltung, Päd-agogen und Schülern sowie den ausführendenUnternehmen und allen voran dem Architektenentstanden. Das zentrierte Gebäude geht auf die besonderenBedürfnisse der Schüler ein, indem es alle not-wendigen Einrichtungen übersichtlich bündelt,auf die gemeinsame Mitte – das Forum – beziehtund so die innere Gemeinschaft fördert.Produktives, konfliktlösendes und gewaltfreiesVerhalten wird präventiv, zum einen durch ausrei-chende Ruhe- und Rückzugsräume und zumanderen durch die Ausstattung gefördert (geringeAngriffsflächen).

Fotos: Lukas Roth, Köln42

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Käthe-Kollwitz-Schule, Leverkusen-Rheindorf Route 2b 08.05.07

Schulform: Gesamtschule, ehemals reine Hauptschule

Träger: Stadt Leverkusen

Klassenstufen: 5-13

Schülerzahl: 1.500

Lehrerzahl: 115

Weitere Mitarbeiter: 14

Bauherr: Stadt Leverkusen, Gebäudewirtschaft

Baufertigstellung: 2006 (Umbau)

Bauzeit: 46 Monate in drei Bauabschnitten während des

laufenden Betriebs

Architekten/Planer: Wirtz + Kölsch (Leverkusen)

Bruttorauminhalt: 282.500 m3

Gesamtnutzfläche: 17.500 m2

Herstellkosten KG 300+400: 8.900.000 € (31,50 €/m3)

Einrichtungskosten: 430.000 € (1,52 €/m3)

Kosten Außenanlagen: 66.000 €

Schulleitung: Guido Sattler, LGeD

Link: www.kks-leverkusen.de

www.wirtz-koelsch.de

Foto: Montag Stiftung Urbane Räume1 1

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Pädagogik:Die Käthe-Kollwitz-Schule formuliert als wichtigstenPunkt in ihrer Schulverfassung das friedliche Miteinan-der aller Schülerinnen und Schüler; unabhängig vonihrem Geschlecht, ihrer Herkunft, Religion und Natio-nalität. Ein wichtiges Lernziel ist die Übernahmesozialer Verantwortung. Dazu werden Methoden undPrinzipien des eigenverantwortlichen Lernens aufBasis eines handlungs- und praxisorientierten Unter-richts eingesetzt. Die Schule sucht Wege, die schuli-sche Bildung und die Arbeit mit neuen Medien in Ein-klang zu bringen. Sie vermittelt Medienkompetenz alswesentliche Qualifikation für das Leben, Lernen undArbeiten in der Informationsgesellschaft. Weiterepädagogische Themenschwerpunkte sind Berufswahl,Gesundheit und Integration in die Gesellschaft. ZumSchulleben gehören Feste, Projektwochen, musischeVorführungen, Ausstellungen und Klassenfahrten.Dabei wird ein besonderer Wert auf den Austauschmit außerschulischen Institutionen in der Nachbar-schaft und im regionalen Umfeld gelegt. Ein Angebotan den Stadtteil ist so unter anderem die für Externenutzbare Bibliothek. Darüber hinaus werden in engerZusammenarbeit mit den Kolleginnen/Kollegen derumliegenden Grundschulen Informationen zum Lern-und Sozialverhalten der Schüler/innen ausgetauschtsowie Unterrichtseinheiten für die Jahrgangsstufen 4und 5 gemeinsam erstellt, damit eine optimale unddurchgängige Förderung im Übergang von der viertenzur fünften Klasse gewährleistet ist.

Architektur:Es handelt sich bei diesem Projekt um die Sanie-rung und Modernisierung eines PCB-belastetenAltbaus aus den 60er Jahren. Vor Beginn derBaumaßnahme war die Schule baulich verwahr-lost. Mit dem Umbau wurden auch der Grundrissund das Erscheinungsbild der Schule grundle-gend überarbeitet. Der Eingang wurde verkleinert, ein gläsernerWindfang vorgezogen, ein Teil der Decke aus dem1. OG herausgeschnitten, damit man von dort auseinen Blick in die Eingangshalle werfen kann undder Bau insgesamt heller und lichter wird. Dazuträgt auch ein neuer Innenhof bei, der aus demBau herausgeschnitten wurde. Im Untergeschossentstand ein neuer Mensa- und Aufenthaltsbe-reich für den Ganztag. Auch die komplette Ver-waltung und zahlreiche Klassenräume wurdendem pädagogischen Konzept entsprechend bau-lich verändert. Die Schule wurde mit einemeigenständigen Farbkonzept ausgestaltet, das alsLeitsystem dient.

Besonderheiten:Welche Chancen und Potenziale in einer Schulestecken, wenn man über die absoluten Notwen-digkeiten einer Sanierung hinausgeht und durchzusätzliche Modernisierungsmaßnahmen imBestand auf die Anforderungen des pädagogi-schen Konzeptes reagiert, zeigt diese Schule. DerUmbau der Schule wurde zwischen Stadt, Archi-tekten und Schule ständig verhandelt. ZahlreicheIdeen, die den heutigen Schulalltag bereichern,sind »im Gehen« entstanden. Schülerschaft und Kollegium übernahmen dabeiVerantwortung für ein einladendes Schulgeländeund ein umweltfreundliches Zusammenleben. Diegemeinsame Planung von Lehrerschaft, Haus-meister und Architekten ermöglichte eine Lösungauf der Basis vieler Kompetenzfelder, wodurchsich alle Beteiligten ernstgenommen fühlten.Durch wertschätzende Architektur und die Betei-ligung der Schülerschaft (z.B. Neuanlegen desTeichs) wurde die Identifikation mit dem Gebäu-de erhöht, so dass nun sorgfältiger damit umge-gangen wird. Bauliche Schachzüge, wie z.B. dasVorziehen der Fassade lassen Schmuddeleckenverschwinden, Sitzmöglichkeiten in den Flurenladen zum Verweilen und zur Kommunikation einund schaffen eine Übergangszone von öffentli-chen zu halböffentlichen Klassenbereichen. Ver-glaste Türen erhöhen die Transparenz und verhin-dern Vandalismus.

Fotos: Guido Sattler, Schulleiter432

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Schulform: Gesamtschule

Träger: Evangelische Kirche von Westfalen

Klassenstufen: 5-13

Schülerzahl: 1.100

Lehrerzahl: 80

Weitere Mitarbeiter: 6

Bauherr: Evangelische Schule in Westfalen e.V. (Evangelische

Landeskirche Westfalen, Landeskirchliches Bauamt)

Baufertigstellung: 2004

Bauzeit: 83 Monate

Architekten/Planer: plus+ bauplanung GmbH, Hübner, Forster, Hübner

(Neckartenzlingen)

Bruttorauminhalt: 76.085 m3, davon 18.311 m3 Altbausanierung

Gesamtnutzfläche: 16.059 m2, davon 3.359 m2 Altbau

Herstellkosten

KGR 300+400: 18.132.678 € (238,32 €/m3), davon 802.728 €

Altbau (43,84 €/m3)

Kosten KGR 200, 500-700

(Erschließung, Außen-

anlagen, Einrichtung,

Nebenkosten): 4.875.475 €, davon 215.835 € Altbau

Schulleitung: Harald Lehmann

Link: www.e-g-g.de

www.plus-bauplanung.de

Evang. Gesamtschule Bismarck, Gelsenkirchen Route 3a 25.05.07

Foto: Montag Stiftung Urbane Räume1 1

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Pädagogik:Die Schule formuliert ihr Konzept mit dem Akro-nym F.E.L.S: Als »Familienschule« will sie keineKonkurrenz zum häuslichen Umfeld sein, aberdurch ihre Atmosphäre für ein Klima sorgen, indem sich die Kinder und Jugendlichen zu Hausefühlen. Als »Erziehungsschule« will sie Akzentesetzen gegen eine Kultur des Wegschauens. Cha-rakterbildung hat den gleichen Stellenwert wieWissensvermittlung.Der Begriff der »Lebensschule« verweist aufLernkonzepte, die Musik, Theater, Handwerk,Sport, Spiel und alljährliche Klassenfahrten in denUnterrichtsalltag einbeziehen. Schließlich ver-steht sie sich auch als »Stadtteilschule«, die inGelsenkirchen-Bismarck in vielfältiger Weise mitdem lokalen Umfeld verknüpft ist.Sie soll eine einladende Stätte der Begegnungund selbst gestalteter Lebensraum für Lehrer undSchüler sein. Besondere Berücksichtigung giltdem Umgang mit dem hohen Anteil an Kindernmit Migrationsgeschichte.

Architektur:Der Neubau der Schule ist wie ein kleines Dorfgestaltet. Er besteht aus einem Zentrum (Ein-gangsbereich/Forum) und in Reihe gruppierten»Wohnhäusern« (Klassen).Letztere konnten die Schüler unter Anleitung desArchitektenteams zum Teil nach ihren Wünschenentwerfen und sich darüber hinaus direkt bei derbaulichen Entwicklung und Umsetzung ihrerKlassenhäuser beteiligen. Vorgegebene Grund-elemente der Klassen waren u.a. die Grundfläche,das Tragwerk und die eingeschossige Ausbildungmit einer Galerie. Die Klassen der Unterstufe sindnach Jahrgängen in je einer Häuserreihe zusam-mengefasst. Pro Jahrgangsreihe steht den Lehrernein Teamlehrerbereich zur Verfügung. Die Oberstufe ist in einem sanierten und umge-bauten Altbau in unmittelbarer Nachbarschaftuntergebracht. Durch eine neue Farbgestaltungund das Einbringen von Transparenz und Lichtdurch viele Glaselemente erhält der Altbau einenfreundlicheren und offenen Charakter. Das Lehr-schwimmbecken wird als Oberstufencafe genutzt.

Besonderheiten:Die große Schule besteht aus mehreren kleinenSchulen. Der kleinteilige Maßstab eines Dorfesgewährleistet die Untergliederung in überschau-bare Einheiten und unterschiedlichste Unterrichts-formen. Begegnungsräume wechseln sich mitSpiel-, Ruhe-, Aufenthalts- und Lernbereichen ab.Die Klassenhäuser selbst beantworten mit ihrenzwei Ebenen und den Klassengärten den Famili-enanspruch des pädagogischen Konzeptes.Die unmittelbare Beteiligung der Nutzer in denersten Bauphasen hat zur Folge, dass die Schülersich mit ihrer Schule intensiv identifizieren.Die Anordnung der Klassen in Jahrgangsteamsund die damit verbundenen Teamräume für Lehrerführten allerdings zu einer eingeschränkten Kom-munikation. Durch die Einrichtung einer attrakti-ven, zentral liegenden Kommunikationszone fürLehrer wird dem aktiv entgegengewirkt.

Foto: Fotograf Stefan Bayer Fotos: plus+ bauplanung GmbH, Hübner Forster Hübner, Freie Architekten5432

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Geschwister-Scholl-Gesamtschule, Lünen Route 3b 25.05.07

Schulform: Gesamtschule, ehemals Gymnasium (bis 1986)

Träger: Stadt Lünen

Klassenstufen: 5-13

Schülerzahl: ca. 1.000

Lehrerzahl: ca. 80

Weitere Mitarbeiter: 5

Bauherr: Stadt Lünen

Baufertigstellung: 1962

Bauzeit: ca. 67 Monate (September 1956 bis April 1962)

Architekten/Planer: Hans Scharoun († 1972)

Bruttorauminhalt: 22.400 m3

Schulleitung: Heinrich Behrens

Link: www.gsg-luenen.de

Foto: Akademie der Künste, Berlin1 1

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Pädagogik:Die Förderung der Individualität, Selbständigkeitund Mündigkeit, verbunden mit Konfliktfähigkeitund Toleranz sind die pädagogischen Leitziele derSchule. In den »Klassenwohnungen« sollen sichdie Schüler wohl fühlen, für die Lerngruppe Ver-antwortung übernehmen und sich in einer sozia-len Gemeinschaft bewegen und begegnen lernen. Die Schüler werden individuell gefördert (z.B.durch sportliche, musikalische oder fremdsprach-liche Schwerpunkte in den Klassen) und ab demUnterricht in der 7. Klasse ist die Wahl zwischenzwei Leistungsniveaus möglich. So bleibt dieSchullaufbahn länger offen und alle Abschlüssesind möglich: Hauptschulabschluss, Realschulab-schluss, Abitur. Als Ganztagsschule wird derUnterricht über den Tag verteilt und eigenverant-wortliches Lernen, soziale Verantwortung undsystematisches Methodenlernen sind dieSchwerpunkte der Unterrichtsarbeit. Künstlerisch-musische Fähigkeiten und Lern- undLeistungsbereitschaft, Teamfähigkeit und Selbst-organisation, Kommunikationsfähigkeit und soli-darisches Handeln sollen vermittelt und Verant-wortungsbereitschaft gegenüber der schulischenGemeinschaft, der Gesellschaft als Ganzem undder Natur entwickelt werden.

Architektur:Im Mittelpunkt der Architektur Scharouns stehender Nutzer des Gebäudes sowie der Zweck, demein Gebäude dienen soll. Im Falle des Schulbausbedeutete dies u.a. die Ablehnung aller bis dahinüblichen, an Militär und Kasernen erinnernden,äußeren Formen. Der Gebäudekomplex besteht aus sich durchdrin-genden Baukörpern. Sein Rückgrat bildet ein zwei-geschossiger Baukörper mit Musik- und Kunst-raum und naturwissenschaftlichen Hörsälen, anden sich zwei Klassentrakte mit Fluren und beid-seitig angeordnete Klassen sowie der Baukörperder Aula anschließen. Im Zentrum der Architektursteht der Entwurfsgedanke, aus individuellen, mitFlachdach versehenen »Klassenwohnungen«,bestehend aus Vorraum, Klassenzimmer, Nischeund Freiluftklasse, größere Organismen zu formen:Die Klassenwohnungen sind in die, an einem Flurorganisierten, Schulschaften und diese wiederumin die Schule integriert. Diese Räume stehen inenger Beziehung zur äußeren Umgebung, dieNatur vor den Klassenwohnungen wird zum Teildes Raumes. Innere Funktion und Form hängenauch bei den anderen Bauelementen eng zusam-men, wie zum Beispiel an dem polygonalen, hier-archiefreien Versammlungsraum (Aula), an den fensterreichen Kunst- und den fensterarmennaturwissenschaftlichen Räumen ablesbar ist. Im Jahr 1985 wurde das Gebäude – mittlerweileals Gesamtschule genutzt – unter Denkmalschutzgestellt. Aufgrund einer wachsenden Schülerzahlwurden noch zusätzliche Räume eingebaut. Heutebefindet sich die Scharounschule in keinem gutenbaulichen und technischen Zustand. An dieserStelle sei auch auf das hervorragende Schwester-projekt in Marl hingewiesen, dem der Abriss droht.

Besonderheit:Mit dieser Schule wurde vor gut 40 Jahren einMaßstab für Grundriss- und Gebäudequalitätenbei dem Entwurf pädagogischer Architekturgesetzt. Die polygonalen Klassenhäuser schaffen einewichtige Grundlage für einen wandelbaren, nachallen Seiten orientierten und differenziertenUnterricht. Die großzügigen Lernateliers für denKunst- und naturwissenschaftlichen Unterrichtsind im ursprünglichen Zustand verbunden mitWerkstätten, womit dem Ziel der Verknüpfungvon Wissensvermittlung und -anwendung Rech-nung getragen wird. Abstriche müssen aus heutiger Sicht bei der hör-saalähnlich ansteigenden Bestuhlung in den Bio-logieräumen gemacht werden, die keinen Frei-raum lässt für moderne Unterrichtsformen.Das Forum reagiert mit Form und Ausstattungunmittelbar auf den reformerischen Ansprucheiner hierarchiefreieren und demokratischen Bil-dungsgestaltung. Die Pausenhalle, der »Weg der Begegnung«, istoffen und großzügig gestaltet, viele Sitzmöglich-keiten laden zum Verweilen und Kommunizierenein. Liebevoll ausgearbeitete Details wie Treppen-geländer, Trinkbrunnen und Milchbar machendeutlich, dass auch die Gestaltqualität im Detaileine Grundlage für wertschätzende Pädagogik ist.Allerdings erschweren die Akustik in den Flurenund die aufgrund mangelnder Sanierung entstan-denen baulichen Schäden sowie eine veralteteGebäudetechnik heute das tägliche Leben in derSchule.

Fotos: Susanne Oberreuter, Didaktische Leiterin32

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Grundschule Landsberger Straße, Herford Route 4a 12.06.07

Schulform: Grundschule

Träger: Stadt Herford

Klassenstufen: 1-4

Schülerzahl: 330

Bauherr: Stadt Herford

Baufertigstellung: 2004 (Umbau Modellräume)

2007 (Neubau fraktales Gebäude)

Bauzeit: 18 Monate

Architekten/Planer: Sittig + Voges (Bovenden), Dr. Wilfried Buddensiek

(Universität Paderborn, Pädagoge), Rainer Schweppe

(Leiter der Abteilung Schule), Martina Hoff

(Landschaftsarchitekturbüro Hoff, Essen)

Einrichtungskosten: stehen noch nicht fest

Kosten Außenanlagen: stehen noch nicht fest

Schulleitung: Sabine Zylka

Link: www.ganztagsschulen.org/2180.php

http:/groups.uni-paderborn.de/buddensiek

Foto: Dr. Buddensiek = Idee, Büro Sittig + Voges = Architekturplanung, Büro Stjerneby = Gestaltung1 1

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Pädagogik:Mit Fachleuten aus den Bereichen Schule, Schul-aufsicht, Jugendhilfe, Kultur, Weiterbildung, Sportsowie aus Elternorganisationen wurde zu Beginndes Jahres 2003 ein »pädagogisches Leit- undHandlungskonzept« entwickelt. Im Mittelpunktsteht die Entwicklung einer integrativen, offenenGanztagsschule, in der alle Kräfte unter einemDach der Schule zusammenwirken. Es wird einganztägiges schulisches Angebot angestrebt,dessen Pädagogik mit rhythmisierten Angebotennicht mit der Mittagspause endet. Durch zunehmend selbst gesteuertes Lernen undSpielen sollen die Kinder zu selbstbewussten,kooperationsfähigen und verantwortungsbereitenPersönlichkeiten heranreifen, die den Anforderun-gen unserer Gesellschaft gewachsen sind. Ziele,die mit diesem Konzept verfolgt werden, sind:Förderung der Persönlichkeitsentwicklung derKinder in Lern-, Lebens-, Bewegungs- und Entfal-tungsräumen, Unterstützung der sozialen Begeg-nung und Verständigung von Schülerinnen undSchülern in Klein- oder Großgruppen, Schaffungvon »Wohlfühlatmosphäre« für Schülerinnen undSchüler sowie für das Schulpersonal, Förderungder Eigenverantwortung für Räume durch dezen-trale »Revierbildung«, Partizipation der Beteiligtenbei Raumgestaltung und -ausstattung undBereitstellung von Arbeitsplätzen für das päda-gogische Personal.

Architektur:Bei der ursprünglichen Schule handelt es sich umeinen klassischen Bau aus den 50er Jahren, dersich stark am Flurkonzept orientiert. Sie wurdefür den offenen Ganztag umgebaut. Das Haupt-augenmerk lag dabei auf der inneren Erschlie-ßung und der Gestaltung der Räume. Jeweils dreiKlassenräume wurden zu zwei Unterrichtsräu-men mit einem mittig liegenden Differenzie-rungsraum umgestaltet, die massiven Wändezwischen den einzelnen Klassen durch transpa-rente Glaswände ersetzt und mit multifunktiona-len Tischen und verstellbaren Möbeln nach denBedürfnissen der Unterrichtsmethoden und derKinder eingerichtet.Im fraktalen Neubau sind mehreckige Klassen-zimmer entstanden, jede Klasse erhält ihre eige-ne Toilette und einen eigenen Ausgang zum Gar-ten. Ein klassisches Lehrerzimmer gibt es nichtmehr, stattdessen sind dezentrale Räumlichkei-ten für die jeweiligen Teams vorgesehen.

Besonderheiten:Die Stadt geht davon aus, dass gute Schulen einwesentlicher Standortfaktor im Wettbewerb derKommunen sein werden und dass die räumlicheGestaltung von Schule und die Entwicklung einerneuen Lernkultur nicht nur Aufgabe der Lehrkräftesein kann. Auf das pädagogische Konzept aufbauend, entstan-den durch Leitformulierungen und Festlegungenvon Qualitätskriterien neue Anforderungen an alleelf Grundschulgebäude im Stadtgebiet. Bei der Ent-wicklung der Umgestaltungen wurde mit externenPädagogen zusammengearbeitet. WesentlicheUmbauprinzipien waren die große Transparenz zurFörderung der Offenheit und Gemeinschaft, diemehreckige Grundrissform zur optimalen Abstim-mung der Unterrichtsgestaltung auf den Raum, dieEntwicklung von Differenzierungsräumen zurErmöglichung von Kleingruppenarbeit und die Stär-kung des Kontaktes zwischen den Schülern undLehrern sowie die Nutzung beweglichen Mobiliarszur Flexibilisierung des Unterrichts.Für die Außenanlagen wurde ein Leitbild entwik-kelt, worin das Ziel eines lebendigen Schulgeländesverfolgt wird. Die pädagogischen Funktionen, wiebeispielsweise Konzentration im Unterricht undEntspannung in der Pause, lebendiger Unterrichtauch im Schulgelände, Körperbewusstsein, Körper-erfahrung, und altersgruppenspezifische Aufent-haltsorte werden berücksichtigt.

Foto: Rainer Schweppe, Leiter der Abteilung Schule, Stadt Herford Foto: Dr. Buddensiek = Idee, Büro Sittig + Voges = Architekturplanung, Büro Stjerneby = Gestaltung432

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Laborschule, Bielefeld Route 4b 12.06.07

Schulform: Integrierte Versuchsschule des Landes Nordrhein-

Westfalen (+wissenschaftliche Einrichtung Laborschule)

Träger: Land Nordrhein-Westfalen

Klassenstufen: 0 (Vorschuljahr) bis 10

Schülerzahl: 660

Lehrerzahl: 65

Weitere Mitarbeiter: 36

Bauherr: Land Nordrhein-Westfalen

Baufertigstellung: 1974

Architekten/Planer

Grundlagen: Pädagoge und Publizist Hartmut von Hentig (Berlin)

Ur-Planer: Planungsgruppe POL

(Oberstufen-Kolleg + Laborschule)

Erster Bauabschnitt: Planungskollektiv I, (Berlin; Geist, Göpfert, Maier,

Moldenschardt, Spangenberg, Vogt, Werhahn)

Zweiter Bauabschnitt: Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW

Schulleitung: Prof. Dr. Susanne Thurn

Link: www.laborschule.de

Foto: Ernst Herb, Fotograf41 1

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Pädagogik: Die Laborschule ist staatliche Versuchsschule desLandes NRW und zugleich wissenschaftliche Ein-richtung der Fakultät für Pädagogik an der Universi-tät Bielefeld. Sie hat den Auftrag, neue Formen desLehrens und Lernens und des Zusammenlebens inder Schule zu entwickeln, zu erproben und diese Er-gebnisse der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.Sie will ein Ort sein, an dem Kinder und Jugendli-che gern leben und lernen und ihre individuellenMöglichkeiten und Eigenarten wertgeschätzt undanerkannt werden. Ziel ist, Leben und Lernen auf-einander zu beziehen und Lernen mit Erfahrung zuverbinden. Die Laborschule verzichtet auf jeglicheäußere Leistungsdifferenzierung und bis zum Endedes 9. Schuljahres auch auf Leistungsvergleicheund Ziffernnoten. Der Unterricht ist stark individua-lisiert, weil die Unterschiedlichkeit der Kinder alsfester Bestandteil und als Bereicherung gesehenwird. Die Schule will mit ihren demokratischen Mit-bestimmungs- und Beteiligungsformen auf allenschulischen Ebenen eine Gesellschaft im Kleinensein. Sie bildet ihre Gemeinschaft aus allen dorttätigen Personen. Verantwortung und Beteiligungsollen im Schulalltag selbstverständlich und für dasLeben erlernt werden. Die Umgebung, die Natur,die Kommune und die Region werden als Lernmög-lichkeit einbezogen. Die Laborschule ist nach ihremVerständnis der Öffnung von Schule eine »In-die-Stadt-hinein-Schule«.

Architektur:Die Laborschule besteht aus zwei Gebäuden: fürdie Eingangsstufe (Jahrg. 0-2 Jahre) und die Stu-fen II bis IV. Beide Gebäude sind als Großraumangelegt, in dem jede Gruppe ihren festen Platzhat. Sie befinden sich in unmittelbarer Nähe zumOberstufenkolleg und zur Universität Bielefeld.Das Schulleben findet auf drei Ebenen statt. DieKinder haben auf jeder dieser Ebenen ihreStammflächen.Die Durchlässigkeit über Sichtbeziehungen unddie fehlende akustische Trennung gewährleistenjedoch, dass lernen, kommunizieren, sich bewegenund treffen ineinander übergehen. Die Arbeits-plätze der Lehrer befinden sich ebenfalls imGroßraum, jeweils in unmittelbarer Nähe derStammflächen. Die bauliche Gestaltung enthält ein Minimum anVorgaben, fordert dazu auf, sich im Raum einzu-richten und lässt viele Möglichkeiten der Nutzungund Bewegung zu. An die Stelle eines Lehrerzim-mers tritt ein offenes Cafe als Kommunikations-zone. Die Außenflächen sind mit großem Engagementder Eltern und des Kollegiums gemeinsam zuErlebnisbereichen ausgebaut worden.

Besonderheiten:Durch die Offenheit der Räume lernen die Schülerihre eigenen Interessen zu vertreten und gleich-zeitig auf die Mitschüler Rücksicht zu nehmen.Die Offenheit gewährleistet auch, dass das päda-gogische Konzept umgesetzt werden kann. Hier-zu gehört das Arbeiten mit häufig wechselndenGruppengrößen.Durch die Offenheit in allen Bereichen wird einintensives Miteinander zwischen Lehrern undSchülern ermöglicht (offenes Lehrerzimmer). Hartmut von Hentig wollte mit dem transparen-ten Bauprinzip eine Grundlage für die Übersichtdes demokratischen Raumes der »Lernpolis«schaffen.

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Foto: Montag Stiftung Urbane Räume32

Übersicht Exkursionsrouten

»… An einigen historischen und neueren Schulen in Nordrhein-Westfalen wird deutlich,dass durch persönliches Engagement undVerantwortungsübernahme in Verwaltungen,bei Pädagogen, Eltern und Architekten Projekteentstehen, die in Gänze oder in Teilen Vorbildfür das eigene Handeln sein können. Die Montag Stiftungen möchten neben ihren konkreten Entwicklungsaktivitäten im Bereichder pädagogischen Architektur diesen Wissens-transfer verbessern und bieten Pädagogen und Architekten gemeinsame Exkursionen zuProjekten an, die im Sinne der oben genanntenZiele Vorbildliches geleistet haben. …«

Kontakt:

Kristin König Fon: 0228-26716-470

Fax: [email protected]

Weitere Infos unter:

www.montag-stiftungen.comMontag Stiftung Urbane Räume gAG

Raiffeisenstraße 253113 Bonn