Lösungen zu den Übungsfragen - utb-shop.de · PDF fileIm Vordergrund der...

13
1 Lösungen zu den Übungsfragen Kapitel 3.1 »Kommunikationspolitik« 1) Nach welchen Bereichen lässt sich Kommunikationspolitik strukturieren? Im Rahmen von Polity wird die kommunikationspolitische Ordnung in ihrer Gesamtheit einschließlich ihrer Leitbilder analysiert. Politics beschreiben das Ringen der kommunikationspolitischen Akteure um Einfluss und Macht, ein- schließlich ihrer Strategien und Gestaltungsmöglichkeiten. Policies umfassen die Inhalte der Kommunikationspolitik, ihre Gegenstände, Felder, die einschlägigen Regelungen etc. 2) Welches ist der normative Ausgangspunkt der Kommunikationspolitik in demokratischen Gesellschaften? In einer pluralistischen Gesellschaftsordnung, die individuelle Grundfreiheiten festschreibt, sind die Kommunikationsfreiheiten und eine plurale Medienord- nung die zentralen Leitvorstellungen. Der normative Ausgangspunkt lautet: Ohne freie Medien ist keine ungehinderte Meinungsbildung und damit keine Demokratie möglich. 3) Welche zwei Linien kennzeichnen die bisherige Entwicklung der Kommunikationspolitik? Die Entwicklung von Kommunikationspolitik ist durch die Ausweitung des Gegenstandes und durch die Ausweitung des Raumes, innerhalb dessen Kom- munikationspolitik analysiert und betrieben wird, gekennzeichnet. Kapitel 3.2 »Politische Kommunikation« 1) In welchem Verhältnis stehen das politische System und das Mediensystem? Welche grund- legenden Paradigmen lassen sich dabei unterscheiden? Es existieren unterschiedliche Vorstellungen darüber, wie sich die beiden Syste- me zueinander positionieren. Es lassen sich drei Paradigmen unterscheiden: das Paradigma der Gewaltenteilung, das Paradigma der Symbiose und das Paradig- ma der Instrumentalisierung, das nach der Vorstellung einer Übermacht der Massenmedien und der einer Übermacht der Politik unterschieden wird. © UVK Verlagsgesellschaft 2013

Transcript of Lösungen zu den Übungsfragen - utb-shop.de · PDF fileIm Vordergrund der...

Page 1: Lösungen zu den Übungsfragen - utb-shop.de · PDF fileIm Vordergrund der Mediennutzung stehen mit weitem Vorsprung inländische Angebote bzw. zumindest Angebote in der eigenen ...

1

Lösungen zu den Übungsfragen

Kapitel 3.1 »Kommunikationspolitik«

1) Nach welchen Bereichen lässt sich Kommunikationspolitik strukturieren? Im Rahmen von Polity wird die kommunikationspolitische Ordnung in ihrer Gesamtheit einschließlich ihrer Leitbilder analysiert. Politics beschreiben das Ringen der kommunikationspolitischen Akteure um Einfluss und Macht, ein-schließlich ihrer Strategien und Gestaltungsmöglichkeiten. Policies umfassen die Inhalte der Kommunikationspolitik, ihre Gegenstände, Felder, die einschlägigen Regelungen etc.

2) Welches ist der normative Ausgangspunkt der Kommunikationspolitik in demokratischen Gesellschaften? In einer pluralistischen Gesellschaftsordnung, die individuelle Grundfreiheiten festschreibt, sind die Kommunikationsfreiheiten und eine plurale Medienord-nung die zentralen Leitvorstellungen. Der normative Ausgangspunkt lautet: Ohne freie Medien ist keine ungehinderte Meinungsbildung und damit keine Demokratie möglich.

3) Welche zwei Linien kennzeichnen die bisherige Entwicklung der Kommunikationspolitik? Die Entwicklung von Kommunikationspolitik ist durch die Ausweitung des Gegenstandes und durch die Ausweitung des Raumes, innerhalb dessen Kom-munikationspolitik analysiert und betrieben wird, gekennzeichnet.

Kapitel 3.2 »Politische Kommunikation«

1) In welchem Verhältnis stehen das politische System und das Mediensystem? Welche grund-legenden Paradigmen lassen sich dabei unterscheiden? Es existieren unterschiedliche Vorstellungen darüber, wie sich die beiden Syste-me zueinander positionieren. Es lassen sich drei Paradigmen unterscheiden: das Paradigma der Gewaltenteilung, das Paradigma der Symbiose und das Paradig-ma der Instrumentalisierung, das nach der Vorstellung einer Übermacht der Massenmedien und der einer Übermacht der Politik unterschieden wird.

© UVK Verlagsgesellschaft 2013

Page 2: Lösungen zu den Übungsfragen - utb-shop.de · PDF fileIm Vordergrund der Mediennutzung stehen mit weitem Vorsprung inländische Angebote bzw. zumindest Angebote in der eigenen ...

Lösungen zu den Übungsfragen

2

2) Welchen Beitrag können Medien zur Demokratieentwicklung leisten? Unterscheidet sich die politische Kommunikation in »neuen« und »alten« Demokratien? Massenmedien tragen zur Einführung und Etablierung demokratischer Normen, zur positiven Wahrnehmung der Staatsbürgerrolle, zu politischem Interesse und zu politischem Wissen bei. In etablierten Demokratien leisten Massenmedien jedoch allenfalls einen mäßigen Beitrag zur Demokratieentwicklung. Im Unter-schied zu den alten Demokratien findet sich in der politischen Kommunikation in neuen Demokratien eine sprunghafte, abrupte Adaption moderner Kampag-nenformate; eine modernisierte, medienorientierte Form der Kommunikation setzt sich oft schneller durch als überhaupt demokratische Strukturen und Kul-turen ausgebildet werden. Das politische Marketing hat eine stärkere Bedeutung.

3) Warum ist es wichtig, politische Kommunikationsforschung auch international vergleichend zu betreiben, und welchen zusätzlichen Erkenntnisgewinn erhält man dadurch? Ein zusätzlichen Erkenntnisgewinn liegt in der Betrachtung inhärent internatio-naler Prozesse: Im Zeitalter der Globalisierung sind wir mit Entwicklungen (Veränderungen der Informationstechnologie und Kommunikationsinfrastruk-tur, Ausbreitung einer globalen Medienökonomie, Homogenisierung der politi-schen Kommunikation) konfrontiert, die es verbieten, politische Kommunikati-on auf singuläre nationale, kulturelle oder sprachliche Räume zu beschränken. Ein weiterer zusätzlicher Erkenntnisgewinn entsteht für den nationalen Kon-text: Erst durch den Vergleich können bis dato national untersuchte Gegenstän-de, wie z.B. Wahlkämpfe, nicht nur beschrieben, sondern auch erklärt werden. Der Vergleich erlaubt die Identifizierung relevanter Kontextfaktoren verschie-denster Ausprägungen von politischer Kommunikation.

Kapitel 3.3 »Public Service Broadcasting«

1) Welche Elemente charakterisieren PSB? PSB ist grundsätzlich gekennzeichnet durch die Sicherung von Privilegien, die ihn in gewissem Maß vor den Kräften des Marktes schützen sollen. Im Gegen-zug werden ihm Verpflichtungen auferlegt, die auf grundlegende kulturelle oder gesellschaftliche Zwecke zielen. Die Absicherung dieser Privilegien und Ver-pflichtungen erfolgt durch bestimmte Kontrollstrukturen.

2) Welche Finanzierungsformen von PSB können Sie nennen? Im Wesentlichen kennt PSB die Finanzierung aus Gebühreneinnahmen bzw. Beiträgen, aus Werbeeinnahmen sowie verschiedene Formen der Mischung aus beiden. In einzelnen Ländern erhält PSB seine Finanzierung direkt aus dem Staatshaushalt. In manchen Ländern wird die Einführung einer Mediensteuer zur Finanzierung von PSB diskutiert.

© UVK Verlagsgesellschaft 2013

Page 3: Lösungen zu den Übungsfragen - utb-shop.de · PDF fileIm Vordergrund der Mediennutzung stehen mit weitem Vorsprung inländische Angebote bzw. zumindest Angebote in der eigenen ...

Lösungen zu den Übungsfragen

3

3) Welche Problemlagen kennzeichnen PSB gegenwärtig? Durch das Hinzutreten kommerzieller Anbieter, durch die Veränderungen der Medientechnologien, durch verändertes Rezipientenverhalten und durch die gewandelten Regulierungsvorstellungen seitens der politischen Akteure ist PSB in eine Krise geraten, die sich auf seine Identität, die Finanzierung und die Funktion bezieht. Ökonomisierung und Internationalisierung des Mediensys-tems, die zunehmende Unternehmensverflechtung und die enorm gewachsene Bedeutung international agierender Konzerne, Individualisierung innerhalb der Gesellschaft und bei der Mediennutzung sind weitere Entwicklungen, die Her-ausforderungen für PSB darstellen. Technik-, Branchen- und Nutzungskonver-genz führt zu Problemen für Regulierungsregimes und damit für die Rahmen-bedingungen des öffentlichen Rundfunks.

Kapitel 3.4 »Pressesysteme«

1) Welche wesentlichen Kriterien kann man heranziehen, um Pressesysteme international vergleichen zu können? Wichtige Indikatoren zur Charakterisierung von Pressesystemen sind die Zahl der Zeitungs- und Zeitschriftentitel, die Verbreitung der Druckmedien in der Bevölkerung, das Vorhandensein verschiedener Zeitungstypen, die geografische Verteilung insbesondere der Zeitungen resp. ihre Erscheinungsorte, unter-schiedliche Finanzierungsmodelle, die Besitzerstruktur wie auch Konzentrati-onstendenzen im Pressemarkt und allgemein die ökonomische Lage des Presse-wesens, die Abhängigkeit der Druckmedien vom Staat, das Aufkommen und die Durchsetzung neuer Pressetypen u.a.m.

2) Wo liegen Probleme einer internationalen Zeitungsstatistik? Es gibt bislang keine Zählmaße, nach denen international einheitlich auch nur die Menge der Zeitungstitel erhoben wird. Eine weltweite Zeitungsstichtags-sammlung (wie sie sich in Deutschland als Instrument der Zeitungsstatistik seit bald 60 Jahren bewährt hat) ist kaum durchführbar, eine genaue Datenerhebung immens aufwendig und schwierig. Daten, wie sie etwa die World Association of Newspapers and News Publishers (WAN-IFRA) jährlich präsentiert, sind nur als Anhaltspunkte zu sehen, genügen aber nicht wissenschaftlichen Ansprüchen.

3) Mit welchen Strategien versuchen Zeitungsverlage der Konkurrenz durch Neue Medien und insbesondere das Internet zu begegnen? Viele Verlage versuchen, auf ihre »klassischen« Leistungen zu setzen, umfassend zu informieren, v. a. Hintergründe darzustellen und eine Einordnung der aktuel-len Geschehnisse zu bieten, gleichzeitig ihre Service- und Ratgeberfunktion auszubauen und ihre lokale Kompetenz zu betonen. Produktanpassungen wie

© UVK Verlagsgesellschaft 2013

Page 4: Lösungen zu den Übungsfragen - utb-shop.de · PDF fileIm Vordergrund der Mediennutzung stehen mit weitem Vorsprung inländische Angebote bzw. zumindest Angebote in der eigenen ...

Lösungen zu den Übungsfragen

4

Formatänderungen, ein ansprechenderes Layout, mehr Farbfotos etc., Internet-präsenz und eine Erweiterung ihrer Produktpalette mit Buchreichen und Video-editionen sowie eine Expandierung ins Ausland sind Strategien, die den neuen Bedingungen gerecht werden sollen. Zudem setzen Verlage und Redaktionen auch mehr und mehr auf neue technische Vermittlungswege wie Apps für Ta-bloid-PCs und Smartphones, über die künftig auch Geld verdient werden soll. Insgesamt wird es immer wichtiger, Formen des crossmedialen Journalismus zu entwickeln, also Informationen und Geschichten nicht nur in den herkömmli-chen Formen, Genres und Vertriebswegen des gedruckten Mediums anzubieten.

Kapitel 3.5 »Unterhaltungsformate im Fernsehen«

1) Erläutern Sie die doppelte Bedeutung des Begriffs »Fernsehunterhaltung«. Der Begriff wird vor allem verwendet, um eine spezifische Angebotsform des Fernsehens zu benennen: »Fernsehunterhaltung« sind demnach alle die Sendun-gen, die primär unterhalten sollen, weshalb sie auch als »intentionale Fernsehun-terhaltung« bezeichnet werden können. Andere Angebotsformen sind »Informa-tion« und »Bildung«. Darüber hinaus meint »Fernsehunterhaltung« auch eine generelle Umgangsweise mit dem Medium: »Fernsehunterhaltung« findet statt, wenn Zuschauer das Medium mit dem Hauptziel nutzen, sich zu unterhalten. Dies geschieht zwar vorwiegend bzw. mit den größten Erfolgsaussichten, wenn es sich um als solche etikettierte Unterhaltungssendungen handelt, aber nicht ausschließlich.

2) Welche Funktionen haben »Fernsehgenres«? Fernsehgenres sind inhaltsbasierte Orientierungssysteme. Ein »Genre« ist ein je spezifisches und wandlungsfähiges System von inhaltlichen und bindenden Konventionen, das zwischen den Produzenten bzw. Distributoren von Medien-angeboten und deren Nutzern vermittelt, um Markterfolg und Nutzungserfolg zu optimieren.

3) Welche Typen internationaler Verbindungen gibt es hinsichtlich des Fernsehprogramms? Eine direkt und unmittelbar sichtbare Variante ist der Programmimport. Erheb-lich seltener und für die Zuschauer nur teilweise ersichtlich sind internationale Kooperationen in Form von Koproduktionen. Eine indirekte Verbindung re-präsentieren Programmadaptionen, die heute überwiegend als Formatadaptio-nen realisiert werden. Eine weitere indirekte Verbindung stellt die (positive oder negative) Vorbildfunktion dar, die z.B. das Fernsehen der USA im Verlauf der Fernsehgeschichte immer wieder für viele Länder gehabt hat.

© UVK Verlagsgesellschaft 2013

Page 5: Lösungen zu den Übungsfragen - utb-shop.de · PDF fileIm Vordergrund der Mediennutzung stehen mit weitem Vorsprung inländische Angebote bzw. zumindest Angebote in der eigenen ...

Lösungen zu den Übungsfragen

5

Kapitel 3.6 »Medienkonzentration«

1) Welche gesellschaftliche Relevanz kommt der Problematik der Medienkonzentration zu? Bei fortschreitenden Konzentrationsprozessen werden die demokratischen Grundlagen kapitalistischer Wirtschafts- und Gesellschaftssysteme praktisch und legitimatorisch in Frage gestellt. Gefährdet sind Medienfreiheit und publizi-stische Vielfalt als Voraussetzungen für eine demokratische Öffentlichkeit, letztendlich für die Realisierung von Demokratie. Relevant ist schließlich der Zusammenhang von Medienkonzentration sowie ökonomischer, publizistischer und politischer Macht.

2) Welche zwei Gruppen von gebräuchlichen Konzentrationsmessungen, unterschieden nach Konzentrationsfeldern, gibt es in der praktischen Forschung? Welcher Ansatz ist der ge-bräuchlichste, welcher ist der aussagekräftigste? Messungen zu Marktstrukturen als Indikatoren für Marktkonzentration: Markt-anteile von Medienunternehmen auf diversen relevanten Märkten. Diese Unter-suchungen entsprechen der Wettbewerbstheorie und -politik, den Konzentrati-onsgrad anhand von Marktmacht und Marktbeherrschung zu bestimmen, und sind die gebräuchlichsten. Messungen zu Eigentumsstrukturen als Indikatoren für Kapitalkonzentration und Unternehmenskonzentration: Kapitalanteile von Medieneigentümern in diversen Mediensektoren sowie sektorenübergreifend. Diese Untersuchungen entsprechen den Ansätzen des Kartellrechts und der Fusionskontrolle, dienen aber auch als Grundlage für kritische Analysen auf der Basis der Unterscheidung von Konzentration als Akkumulation und Zentralisation des Kapitals und sind die aussagekräftigsten.

3) Welchen Stellenwert hat der Wettbewerb in der apologetisch-normativen Wettbewerbstheorie im Unterschied zur Konkurrenz in einer kritisch-empirischen Konzentrationstheorie? In der Wettbewerbstheorie wird Wettbewerb als ein positives Leitbild propa-giert, das die Funktion erfüllt, von den realen Ursachen (unter anderem gerade der Wettbewerb!) der Medienkonzentration und ihren negativen Folgen abzu-lenken. Dagegen wird in einer kritisch-empirischen Konzentrationstheorie die mit der Profitmaximierung verbundene reale ökonomische Konkurrenz der individuellen Kapitaleigner und deren daran ausgerichteten nationalen und in-ternationalen Konzentrationsaktivitäten als systematische, regelmäßige Ursache für Konzentrationsprozesse gesehen.

© UVK Verlagsgesellschaft 2013

Page 6: Lösungen zu den Übungsfragen - utb-shop.de · PDF fileIm Vordergrund der Mediennutzung stehen mit weitem Vorsprung inländische Angebote bzw. zumindest Angebote in der eigenen ...

Lösungen zu den Übungsfragen

6

Kapitel 3.7 »Medienrezeption«

1) Auf welche Phänomene bezieht sich international vergleichende Nutzungs- und Rezeptions-forschung? Der Gegenstandsbereich umfasst die Aspekte a) der technischen Erreichbarkeit bzw. des Zugangs zu Medien, b) der Nutzung im Sinne von Kontakten mit Medien, c) der Auswahl von Medienangeboten, d) der Rezeption und Aneig-nung der betreffenden Angebote sowie e) der betreffenden Wirkungen des Umgangs mit den Medien.

2) Inwieweit orientieren sich die Mediennutzer bei ihrer Medienauswahl an in- oder ausländi-schen Angeboten? Im Vordergrund der Mediennutzung stehen mit weitem Vorsprung inländische Angebote bzw. zumindest Angebote in der eigenen Sprache. Nur dann, wenn für ein spezifisches Interesse keine inländischen bzw. muttersprachlichen Ange-bote verfügbar sind, werden in nennenswertem Umfang auch fremdsprachige Medien genutzt. Es lässt sich auch ein Effekt der kulturellen Nähe beobachten, wonach eher solche Inhalte bevorzugt werden, die der eigenen kulturellen Posi-tion näher sind.

3) Wie lautet der Hauptbefund international vergleichender Studien zur Rezeption weltweit verbreiteter Medienangebote? Die betreffenden Angebote werden vor dem Hintergrund der kulturellen Veror-tung interpretiert und in die entsprechenden Bedeutungssysteme integriert. Ein und dasselbe Medienangebot kann daher in verschiedenen Kulturen ganz unter-schiedliche Bedeutung erhalten.

Kapitel 3.8 »Journalismuskulturen«

1) Welche Formen von Journalismuskulturen können anhand des zugrunde gelegten Kulturbe-griffs unterschieden werden? a) territoriale Journalismuskulturen; b) essenzialistische Journalismuskulturen; c) lebensstil- bzw. milieuspezifische Journalismuskulturen; d) wertezentrierte Journalismuskulturen; e) journalistische Organisationskulturen (bzw. organisati-onsspezifischen Journalismuskulturen).

2) Welche Probleme stellen sich beim nationalen Vergleichsansatz von Journalismuskulturen? Einerseits geht die Bedeutung des Nationalstaates zurück, andererseits entstehen neue, translokale Kulturen, die durch traditionelle Kulturformationen quer hin-durch gehen und jenseits von Staatsgrenzen zu finden sind.

© UVK Verlagsgesellschaft 2013

Page 7: Lösungen zu den Übungsfragen - utb-shop.de · PDF fileIm Vordergrund der Mediennutzung stehen mit weitem Vorsprung inländische Angebote bzw. zumindest Angebote in der eigenen ...

Lösungen zu den Übungsfragen

7

3) Welches Kulturverständnis unterliegt der Analyse von essenzialistischen Journalismuskul-turen? Über welche Merkmale können sie identifiziert werden? Die Beschäftigung mit essenzialistischen Journalismuskulturen gründet in der Annahme, dass Kulturen über einen wahren Kern verfügen. Zu ihrer Identifika-tion können personenbezogene Merkmale wie Rasse, Ethnizität, Geschlecht, Bildung oder Alter benutzt werden.

Kapitel 3.9 »Das Gendering internationaler Mediensysteme«

1) Erläutern Sie die Aussage, dass Geschlecht nicht etwas ist, was wir haben, sondern was wir tun. Versuchen Sie Beispiele für das »doing« und »undoing gender« in Ihrem Lebensum-feld zu finden. Geschlecht erhält seine kulturelle und soziale Relevanz nicht als biologisches Merkmal einer Person, sondern darüber, dass Menschen ihre geschlechtliche Identität in Übereinstimmung mit den kulturellen und gesellschaftlichen Vorga-ben immer wieder präsentieren und bestätigen. Damit produzieren, reproduzie-ren und modifizieren sie zugleich das gesellschaftliche Geschlechterverhältnis. Beispiele finden sich etwa im Auftreten von Männern und Frauen in der Öffent-lichkeit; in der verbalen und nonverbalen Kommunikation; in den Lebensent-würfen von Männern und Frauen und ihrer Orientierung an Beruf oder Familie.

2) Welche Fragen werfen die drei verschiedenen Forschungsperspektiven – Gleichheitsansatz, Differenzansatz, de-/konstruktivistische Gender Studies – in Bezug auf die Repräsentanz von Frauen im Journalismus jeweils auf? Gleichheitsansatz: Sind Männer und Frauen gleichberechtigt oder zeigt sich eine vertikale und horizontale Segmentation? Differenzansatz: Gibt es einen weiblichen Journalismus, arbeiten Frauen anders als Männer? Was haben Frauen zum Journalismus beigetragen? Welche »Vor-gängerinnen« gibt es im Journalismus? Weiter auch: Gibt es Alternativen zum herrschenden »Malestream«? Konstruktivismus: Wie zeigt sich in der Geschlechterverteilung in den verschie-denen Redaktionen die Geschlechterdifferenz? So sind Frauen in den Politik-, Wirtschafts- und Sportredaktionen nach wie vor unterrepräsentiert, nicht aber in den Familienredaktionen, im Lokalen oder im Feuilleton. Gibt es unterschiedli-che Erwartungen an Männer und Frauen in den Redaktionen? Welche Positio-nen stehen für Frauen bereit?

© UVK Verlagsgesellschaft 2013

Page 8: Lösungen zu den Übungsfragen - utb-shop.de · PDF fileIm Vordergrund der Mediennutzung stehen mit weitem Vorsprung inländische Angebote bzw. zumindest Angebote in der eigenen ...

Lösungen zu den Übungsfragen

8

3) Durch Formen der digitalen Kommunikation (social media) haben sich Grenzen zwischen Publikum und Medienproduzierenden nachhaltig verschoben bzw. aufgelöst. Diskutieren Sie Relevanz und Folgen dieser Entwicklung für die Geschlechterverhältnisse einer Gesellschaft. Entwickeln Sie Forschungsfragen aus unterschiedlichen theoretischen Perspektiven der Gender Media Studies. Berücksichtigen Sie dabei eine komparative Forschungsperspektive. Z.B.: Citizen journalism kann unter ganz anderen Bedingungen als den traditionel-len Mustern in Redaktionen betrieben werden, die Frauen mehr Raum lassen. Sie können dabei andere als die von männlichen Journalisten besetzten Themen aufgreifen. Mit user generated content werden neue Stimmen und veränderte le-bensweltliche Perspektiven in den journalistischen Diskurs eingebracht. The-mensetzungen, die sich stärker an Alltagserfahrungen und Lebensweisen des Publikums und hier der unterschiedlichsten Gruppen orientieren, liegen auch jenseits eines elitenzentrierten Politikverständnisses.

4) In zahlreichen osteuropäischen Staaten war der Frauenanteil im Journalismus deutlich höher als in Westeuropa. Nach der Wende und im Rahmen der Transformationsprozesse finden sich Länder mit weiterhin hohem Frauenanteil (Bsp. Bulgarien), aber auch Länder, in denen der Anteil der Frauen am Journalismus auf das niedrigere Niveau des Westens gesun-ken ist. Diskutieren Sie die Rahmenbedingungen, die für solche Entwicklungsprozesse relevant sind. Diese unterschiedliche Entwicklung des Geschlechtersystems im Journalismus zeigt deutlich, dass es keinen deterministischen Zusammenhang gibt. Relevant erscheinen folgende Dimensionen: a) Der Grad des Einflusses ausländischen Kapitals, das mit der Übernahme

einheimischer Medien oder Etablierung neuer Medienangebote auch neue Personalstrukturen durchgesetzt hat.

b) Die spezifische Ausdifferenzierung des Medienangebots zwischen »popu-lären« und »seriösen« Medienangeboten, die Männern und Frauen in un-terschiedlichem Maße Zutritt ermöglicht haben.

c) Der moralische Status, den Journalismus im jeweiligen Staat hat. Welches Maß an Unabhängigkeit und Kritikfähigkeit wird Journalismus zugetraut?

Kapitel 4.1 »Westeuropa«

1) Welches sind die Elemente, die als Annäherung der Strukturen in den europäischen Medi-ensystemen gedeutet werden können? Hierzu zählen die Entgrenzung und Ökonomisierung der Mediensysteme, der Einfluss des europäischen Medienrechtes, die Existenz transnationalen und paneuropäischen Fernsehens, die Europäisierung nationaler Öffentlichkeiten und die Digitalisierung der Übertragung in elektronischen Medien.

© UVK Verlagsgesellschaft 2013

Page 9: Lösungen zu den Übungsfragen - utb-shop.de · PDF fileIm Vordergrund der Mediennutzung stehen mit weitem Vorsprung inländische Angebote bzw. zumindest Angebote in der eigenen ...

Lösungen zu den Übungsfragen

9

2) Welches sind die wesentlichen Problemstellungen der europäischen Mediensysteme? Dazu gehören die Auseinandersetzungen um Deregulierung und Kommerziali-sierung der audiovisuellen Medien. Die Frage der Zukunft und Bedeutung des öffentlichen Rundfunks ist hiermit verbunden. Die Durchsetzung und Anwen-dung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien und ihre sozialen Folgen, die Medienkonzentration, das Spannungsverhältnis von europäischer Integration und kultureller Identität und die Frage der Wahrung der Verantwor-tung der Medien sind Probleme aller west- und auch osteuropäischen Medien-systeme.

3) Warum ist eine getrennte Betrachtung nach west- und osteuropäischen Ländern sinnvoll? Die Mediensysteme, die in der Nachkriegsordnung in Europa entstanden waren, sind von ihren Ausgangsbedingungen grundverschieden. In den westeuropäi-schen Mediensystemen hat die marktförmige Organisation des Mediensystems mit einem öffentlichen Sektor im Bereich des Rundfunks eine lange Entwick-lung genommen. Die osteuropäischen Mediensysteme sind aus den ehemals sozialistischen Staaten hervorgegangen. Diese geschichtlichen Hintergründe prägen die aktuellen Entwicklungen nachhaltig.

Kapitel 4.2 »Osteuropa«

1) Was geschah mit den Mediensystemen sozialistischer Länder während der Transformation zu pluralistischen Gesellschaften? Statt ein Teil des politischen Systems zu sein, werden Medien zu einem eigenen System.

2) Welche Probleme kennzeichnen die Mediensysteme der Transformationsstaaten? In einigen Staaten besteht die Autokratie, die die Unabhängigkeit der Medien einschränkt, fort. Die wirtschaftliche Schwäche der Märkte und die daraus resul-tierenden schwachen Werbe- und Rezipientenmärkte sowie das unausgereifte Berufsethos in den Journalistenkulturen mancher Länder sind weitere Probleme. Die Versuche der politischen Akteure, auf die Medien, besonders den Rundfunk Einfluss zu nehmen, sind verbreitet.

3) Welche Rolle spielten ausländische Investoren in den Mediensystemen Osteuropas? Sie spielten eine wichtige Rolle bei der Professionalisierung des Journalismus, und sie trugen zu den bestehenden Konzentrationstendenzen bei.

© UVK Verlagsgesellschaft 2013

Page 10: Lösungen zu den Übungsfragen - utb-shop.de · PDF fileIm Vordergrund der Mediennutzung stehen mit weitem Vorsprung inländische Angebote bzw. zumindest Angebote in der eigenen ...

Lösungen zu den Übungsfragen

10

Kapitel 4.3 »Nordamerika«

1) Was unterscheidet das US-amerikanische vom deutschen Verständnis von Pressefreiheit? In den USA ist in der Verfassung bewusst eine Pressegesetzgebung ausgeschlos-sen, während im Grundgesetz ein Gesetzesvorbehalt vorgesehen ist, der durch ein (nie erlassenes) Presserechtsrahmengesetz ausgefüllt werden sollte. Faktisch wird diese Lücke heute durch Landespressegesetze geschlossen.

2) Welcher, heute in der gesamten Welt praktizierte Typus von Rundfunk wurde in den USA entwickelt? In den USA wurde bereits in den zwanziger Jahren, also wenige Jahre nach Einführung des Radiofunks das kommerzielle Prinzip von unternehmerischer Trägerschaft, Werbefinanzierung und Publikumsmaximierung entwickelt. Es wurde später auf den Fernsehbereich übertragen.

3) Welche Institution ist für die Regulierung von Rundfunk in den USA zuständig und was machte sie vorbildhaft für die Welt? Die Federal Communications Commission reguliert, d. h. beaufsichtigt seit 1934 den gesamten Kommunikationssektor, also nicht nur Radio und Fernsehen, sondern auch Telefonie, Satellitenkommunikation etc. Sie gab damit das Vorbild für vergleichbare Einrichtungen in Dutzenden von Staaten, etwa das OfCom in Großbritannien. In Deutschland handelt es sich um die Landesmedienanstalten für den Rundfunk und die Bundesnetzagentur (bis 2005 Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post) für den Telekommunikationssektor.

4) Warum gilt Kanada als das beispielhafte Land für Eigenproduktionsquoten? Kanada hat als Anrainerstaat der medialen Großmacht USA seit vielen Jahren spezielle Verfahren entwickelt, um die eigene Kulturindustrie zu schützen. Im Kern umfassen diese Maßnahmen Vorschriften über Eigenproduktionsquoten, die Hörfunk und Fernsehen zu beachten haben. Dazu kommt eine umfassende Förderpolitik, z. B. in Bereichen des Films und des Erziehungsfernsehens.

Kapitel 4.4 »Lateinamerika«

1) Wie lassen sich die medienrechtlichen Grundlagen lateinamerikanischer Mediensysteme beschreiben und welche Problemlagen prägen sie? Lateinamerika hat eine lange Tradition liberaler Verfassungen. Presse-, Ver-sammlungs-, Meinungsfreiheit wurden überall in Lateinamerika mit der staatli-chen Unabhängigkeit festgeschrieben. Bis heute sind Medien betreffende Geset-ze allerdings zumeist nur formal demokratisch abgesichert. Traditionell herrscht in Lateinamerika privatwirtschaftlicher Medienbesitz vor. Ein öffentlich-rechtlicher Sektor ist nicht existent und wird medienrechtlich nicht gefördert.

© UVK Verlagsgesellschaft 2013

Page 11: Lösungen zu den Übungsfragen - utb-shop.de · PDF fileIm Vordergrund der Mediennutzung stehen mit weitem Vorsprung inländische Angebote bzw. zumindest Angebote in der eigenen ...

Lösungen zu den Übungsfragen

11

Ein weiteres zentrales Moment im Hinblick auf medienrechtliche Bestimmun-gen sind die ab den 80er-, vermehrt in den 90er-Jahren einsetzenden massiven medienrechtlichen Deregulierungen.

2) Welche Tendenzen der Strukturierung der Printmärkte lassen sich erkennen? Die Printmärkte in Lateinamerika sind hochgradig konzentriert und oligopoli-stisch strukturiert. Sie sind nahezu durchgehend privatwirtschaftlich organisiert und – wie die anderen Mediensektoren auch – durch zunehmende horizontale und vertikale Konzentrationsprozesse gekennzeichnet. In den Ländern Latein-amerikas konzentriert sich die Presse vornehmlich in den Hauptstädten oder Provinzhauptstädten.

3) Welche Tendenzen der Strukturierung von Hörfunk und Fernsehen lassen sich erkennen? Öffentlich-rechtlicher Hörfunk und Fernsehen sind in Lateinamerika kaum existent. Es dominieren kommerzielle, nationale Radiosender in Privatbesitz, die sich über Werbung finanzieren und zu größeren Medienunternehmen gehören. Als Spezifikum der Region gibt es in Lateinamerika eine breite Bewegung mehr oder minder professioneller so genannter Gemeinschafts-Radios (radios comu-nitarias). Das Fernsehen ist das Kommunikationsmedium Nr. 2 nach dem Radio und dient vor allem kommerziellen Interessen. Alle großen nordamerikanischen Medienkonzerne kooperieren mit lateinamerikanischen Anbietern auf dem Fernsehmarkt. Im Bereich der Satellitenübertragung ist eine generelle geografi-sche Ausweitung und eine Tendenz regionaler Fokussierung zu beobachten.

Kapitel 4.5 »Arabische Welt«

1) Welche Medientypen existieren in Bezug auf finanzielle (Un-)Abhängigkeit und Besitz-verhältnisse in den meisten arabischen Mediensystemen? Ökonomische Liberalisierung und technische Entwicklungen haben zur Aus-prägung von fünf Medientypen geführt: Neben staatlichen Medien, die die Re-gierung des jeweiligen Landes finanziert, kontrolliert und zensiert, existieren privat-kommerzielle Medien, Partei- oder Partikulargruppen zuzurechnende Medien sowie kleine, meist internetbasierte unabhängige Medien. Die privat-kommerziellen Medien lassen sich noch danach unterteilen, ob sie von dem Regime zugehörigen oder nahestehenden Personen zur Absicherung der Machtbasis finanziert, oder ob sie eher von Investoren aus dem »big business« als Teil einer unternehmerischen Diversifizierungsstrategie getragen werden.

2) Worin unterscheiden sich panarabische Medien mit globaler Reichweite von anderen Medien der arabischen Welt? Panarabische Medien mit globaler Reichweite werden überwiegend privat finan-ziert und nicht notwendigerweise am Standort ihres jeweiligen Financiers pro-

© UVK Verlagsgesellschaft 2013

Page 12: Lösungen zu den Übungsfragen - utb-shop.de · PDF fileIm Vordergrund der Mediennutzung stehen mit weitem Vorsprung inländische Angebote bzw. zumindest Angebote in der eigenen ...

Lösungen zu den Übungsfragen

12

duziert. Sie erreichen Rezipienten in der ganzen arabischen Welt und darüber hinaus auch Araber in der Diaspora. Sie offerieren in Voll- und Spartenkanälen Nachrichten, Unterhaltung, religiöse oder Sportprogramme. Zum Teil bieten sie zusätzliche englischsprachige Medieninhalte. In Bezug auf die verbreiteten In-halte genießen sie im Vergleich zu anderen nationalstaatlichen arabischen Medi-en häufig mehr Freiheiten und erzielen damit auch eine größere Reichweite.

3) Beschreiben Sie die mit dem Ausbau neuer Informations- und Kommunikationstechnologi-en verbundenen Effekte in der arabischen Welt! Internetbasierte Medien haben durch ihre geringen finanziellen Anforderungen im Zusammenspiel mit transnationalen Massenmedien neue politische und gesellschaftliche Freiräume geschaffen und als Mobilisierungsinstrument eine Schlüsselrolle bei den Umbrüche in der arabischen Welt gespielt. Sie halfen staatliche Versuche der Kontrolle/Zensur zu umgehen.

Kapitel 4.6 »Asien«

1) Inwiefern wirkt sich die staatliche Kontrolle der Medien in China erschwerend auf die Entwicklung des Mediensystems aus? Unterschiedliche staatliche Instanzen verfolgen unterschiedliche Ziele und be-hindern sich dabei gegenseitig. So konnte das Ziel einer vollständigen Erschlie-ßung des Staatsterritoriums durch Satellitenfernsehen Mitte der 90er-Jahre nicht realisiert werden, weil China zwar Fernmeldesatelliten in die Erdumlaufbahn schickte, zugleich aber die Verbreitung von Satellitenschüsseln aus politischen Gründen vorübergehend untersagte.

2) Inwiefern folgt die Entwicklung des Mediensystems in Japan Mustern, die auch aus West-europa bekannt sind? In einer Bewegung der nachholenden Modernisierung verwandelt sich Japan zwischen 1870 und 1912 in einen modernen Industriestaat nach europäischem bzw. deutschem Vorbild. Im Zug dieser Entwicklung entfaltet durch direkte staatliche Förderung eine auflagenstarke unabhängige Presse nach westlichem Vorbild. Ähnlich wie westeuropäische Länder wie Großbritannien und Deutsch-land und anders als die USA entscheidet sich Japan in den 20er-Jahren für das Modell des staatlichen Rundfunkmonopols. Analog zu Westeuropa wird das Rundfunk- und Fernsehwesen in Japan in den 80er-Jahren liberalisiert. Die staatlichen Rundfunkinstitutionen bleiben aber bestehen und genießen wie in Grossbritannien und Deutschland weiterhin die Marktführerschaft.

3) Welche Rolle spielen die regionalsprachlichen Tageszeitungen im indischen Mediensystem? Vor der Unabhängigkeit bildeten regionalsprachliche Tageszeitungen analog zu unabhängigen englischsprachigen Tageszeitungen wie THE HINDU eine Platt-

© UVK Verlagsgesellschaft 2013

Page 13: Lösungen zu den Übungsfragen - utb-shop.de · PDF fileIm Vordergrund der Mediennutzung stehen mit weitem Vorsprung inländische Angebote bzw. zumindest Angebote in der eigenen ...

Lösungen zu den Übungsfragen

13

form der nationalen Selbstverständigung und der Debatten über die britische Kolonialherrschaft. Die neuen regionalsprachlichen Tageszeitungen, die seit den achtziger Jahren entstanden sind, übernehmen insbesondere in ländlichen Ge-bieten eine wichtige Wächterfunktion und leisten einen Beitrag zur Einschrän-kung von Korruption und staatlicher Willkür.

Kapitel 4.7 »Afrika«

1) Welche regionalen Spezifika kennzeichnen die Medien- und Telekommunikationsmärkte des subsaharischen Afrika und wie berechtigt erscheinen Hoffnungen auf ein informationstech-nologisches »leapfrogging«? Die technologisch lange unterentwickelten Kommunikations- und Medien-systeme des subsaharischen Afrika profitieren überdurchschnittlich von den neuen Informations- und Kommunikationstechnologien, die in den vergange-nen fünfzehn Jahren eine zum Teil spektakuläre Pluralisierung des Medienange-bots ermöglicht haben.

2) Welche Motive und Interessen haben afrikanische Regierungen, wenn sie die international erhobenen Forderungen nach einer Liberalisierung der Telekommunikationsmärkte und Pressefreiheit zu unterlaufen suchen? Die Entwicklung der Mediensysteme in den neopatrimonial geprägten Staaten des subsaharischen Afrika ist noch weitgehend vom politischen Wohlwollen der Regierenden abhängig. In den Ländern mit teilliberalisierten Märkten ist die politische Unabhängigkeit der Medien zunehmend eine Funktion ihrer wach-senden wirtschaftlichen Bedeutung.

© UVK Verlagsgesellschaft 2013