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La Palma Geologie - 1 - La Palma - Geologie 1. Allgemeines Vulkanischer Ursprung (wie der ganze Archipel), eine der jüngsten Inseln (seit 1,7 Mio a aufgetaucht, unterseeische Anfänge vor >3 Mio a). s.a. Kanaren Geografie.pdf 4. 2. Aufbau, Entstehung 2.1. Abfolge der vulkanischen Aktivitäten Etappen: a. Basalkomplex Unterseeisch entstanden (Beleg: Kissenlava, z.B. am Grund des Barranco de las Angustias freigelegt); Pliozän (6 - 3 Mio a); auf den meisten Inseln untergetaucht geblieben, auf La Palma in der Caldera sichtbar; später durch den Druck aus der Tiefe aufsteigender Magma bzw. durch Magmain- trusionen in heutige Position gehoben und gekippt; 1 800 m mächtig; große Vielfalt vulkanischer Materialien, aber keine Sedimente; älteste aufgeschlossene Materialien aus einer sialischen (=felsischen, sauer) Episode, als stark zerbrochene Formation fast nicht wahrnehmbar geblieben, durchmischt mit verwittertem Material im Übergang zu möglicherweise über- meerischen Ansammlungen; durchdrungen von Intrusionen und Diques (diese für den Basalkomplex beson- ders charakteristisch), vorherrschend Gabbro (Gabbro, olivinischer Gabbro, al- kalischer Gabbro), die Intrusions-Gesteine zum Teil hydrothermal metamorphi- siert in Epidot, Albit (Natronfeldspat), Chlorit usw. in Folge der gewaltigen Temperaturunterschiede bei dem Durchdringen der Diques und der Flüssigkei- ten durch sie hindurch; Verlauf der Linien des Intrusionsnetzes hauptsächlich in N-O und N-S-Richtung. b. Ruhephase Nach Bildung des Basalkomplexes lang anhaltende Ausbruchsruhe; starke Erosion: Freilegung der Intrusivgesteine und des dichten Netzwerkes von Diques im Wurzelbereich. c. Alte Serien Übermeerisch entstanden; Quartär (ab 1,7 Mio a ); 1 500 m mächtig;, charakteristisch: gleichmäßige Abfolge fast horizontaler Lavaausflüsse, dazwischen pyroklastische Ablagerungen aus bedeutenden explosiven Episoden. c.a. Entstehung des Schicht(Strato-)vulkans Taburiente I Erneute vulkanische Aktivität vor ca. 2 Mio a im nördlichen Teil der aufgetauchten alten Kuppel; Allmähliches Wachstum des neuen Vulkankomplexes durch fortgesetzte Anhäufung von Basaltlaven und Pyroklastika (Auswurfsmaterial), nördliche Hälfte der Insel damit bedeckt und über den Rand hinaus vergrößert. (Nachgewiesen in Wasserstollen).

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La Palma Geologie - 1 -

La Palma - Geologie

1. AllgemeinesVulkanischer Ursprung (wie der ganze Archipel), eine der jüngsten Inseln (seit 1,7Mio a aufgetaucht, unterseeische Anfänge vor >3 Mio a).

s.a. Kanaren Geografie.pdf 4.2. Aufbau, Entstehung2.1. Abfolge der vulkanischen AktivitätenEtappen:

a. BasalkomplexUnterseeisch entstanden (Beleg: Kissenlava, z.B. am Grund des Barranco de las

Angustias freigelegt); Pliozän (6 - 3 Mio a); auf den meisten Inseln untergetaucht geblieben, auf La Palma in der Caldera

sichtbar; später durch den Druck aus der Tiefe aufsteigender Magma bzw. durch Magmain-

trusionen in heutige Position gehoben und gekippt; 1 800 m mächtig; großeVielfalt vulkanischer Materialien, aber keine Sedimente;

älteste aufgeschlossene Materialien aus einer sialischen (=felsischen, sauer)Episode, als stark zerbrochene Formation fast nicht wahrnehmbar geblieben,durchmischt mit verwittertem Material im Übergang zu möglicherweise über-meerischen Ansammlungen;

durchdrungen von Intrusionen und Diques (diese für den Basalkomplex beson-ders charakteristisch), vorherrschend Gabbro (Gabbro, olivinischer Gabbro, al-kalischer Gabbro), die Intrusions-Gesteine zum Teil hydrothermal metamorphi-siert in Epidot, Albit (Natronfeldspat), Chlorit usw. in Folge der gewaltigenTemperaturunterschiede bei dem Durchdringen der Diques und der Flüssigkei-ten durch sie hindurch; Verlauf der Linien des Intrusionsnetzes hauptsächlich inN-O und N-S-Richtung.

b. RuhephaseNach Bildung des Basalkomplexes lang anhaltende Ausbruchsruhe;starke Erosion: Freilegung der Intrusivgesteine und des dichten Netzwerkes von

Diques im Wurzelbereich.

c. Alte SerienÜbermeerisch entstanden; Quartär (ab 1,7 Mio a ); 1 500 m mächtig;, charakteristisch: gleichmäßige Abfolge fast horizontaler Lavaausflüsse, dazwischen pyroklastische Ablagerungen aus bedeutenden explosiven Episoden.

c.a. Entstehung des Schicht(Strato-)vulkans Taburiente IErneute vulkanische Aktivität vor ca. 2 Mio a im nördlichen Teil der aufgetauchten

alten Kuppel;Allmähliches Wachstum des neuen Vulkankomplexes durch fortgesetzte Anhäufung

von Basaltlaven und Pyroklastika (Auswurfsmaterial), nördliche Hälfte der Inseldamit bedeckt und über den Rand hinaus vergrößert.

(Nachgewiesen in Wasserstollen).

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La Palma Geologie - 2 -

c.b. Ruhephase, Ausbildung der „Coebra“-StrukturAusbruchsruhe; Erosion, Überformung der vorhandenen Erhebungen. Ausbildung der „Coebra“-Struktur:

Zwei im Gipfelbereich zusammenlaufende, bogenförmige Barrancos; Entste-hung durch bevorzugte Erosion an Kontaktzone zwischen Basalkomplex undTaburiente I; verantwortlich für die große Zahl von Quellen mit starkerSchüttung im Inneren der Caldera; nachgewiesen in Wasserstollen.

c.c. Entstehung des Schicht(Strato-)vulkans Taburiente IIErneute Vulkanaktivität: Vulkanherd nach S verlagert, aber noch unter Dom des

Basalkomplexes. Ansammlung von mehr als 1000 m Lava und Pyroklastika, Insel wächst auf eine

Höhe von >3000 m üM.Durch zunehmende Höhe Verstärkung der klimatischen Gegensätze zwischen

feuchtem N und trockenem S; wegen der sehr hohen Wasserdurchlässigkeit desGeländes (junge, sehr poröse Laven) verschwinden oberflächlich fließende Ge-wässer praktisch vollständig.

c.d. Entstehung des Schicht(Strato-)vulkans Cumbre NuevaOhne erkennbare Unterbrechung der Vulkanaktivität erneute Verschiebung des

Hauptvulkanherdes nach S.Aufbau eines ausgedehnten Vulkankomplexes an S-Flanke von Taburiente II;Taburiente II noch aktiv, aber reduziert auf gelegentliche Ausbrüche am Rand

(„Taburiente II superior“).Zunehmender Druck auf die Decke des Basalkomplexes durch die aufgelagerten

Ausbruchsmaterialien (Taburiente II, Cumbre Nueva), deren Oberfläche wirdzu einer geneigten Fläche mit zunehmender Instabilität.

c.e. Aridane-BergrutschVor ca. 700 000 a: zunehmende Höhe des Cumbre-Nueva-Komplexes überschrei-

tet kritischen Punkt, plötzliche Abrutschung der auf dem Basalkomplex ange-sammelten Masse vulkanischen Materials als Ganzes, hinterlässt hufeisenför-mige, offene Senke (Paläocaldera).

Größter Teil der Schuttlawine (einige 100 km3, etwa soviel Material wie der heu-tige übermeerische Bereich der Insel) fließt über die unterseeische Festlandsbö-schung ins Meer ab, übriger Teil bedeckt Boden der Senke.

Alternative Angaben: Abrutschung des ehemaligen Taburiente-Vulkans vor 1,2 Mio a, des ehemaligen

Cumbre-Nueva-Vulkans vor 0,56 Mio a;Wenigstens zwei große Abrutschungen, bilden Paläocalderas (ohne Beziehung

zur heutigen Caldera):– eine Aushöhlung in der Basaltserie im N (Taburiente I), begraben durch die Se-

rien der Calderawand,– die Paläocaldera der Cumbre Nueva im Zentrum der Insel.

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c.e. Entstehung des Schicht(Strato-)vulkans Bejenado und der Time-Sedimen-te In Folge des Bergrutsches Druckverminderung, dadurch Magamaufstieg am

Kopfende des Caldera-Halbrundes, Entstehung des Vulkans Bejenado.Gleichzeitig rückschreitende Erosion der fast senkrechten und damit sehr instabi-

len Wände der Senke, besonders stark an freigelegten Bereichen des Basalkom-plexes, hier Entstehung eines Einganges als Beginn der Caldera. Erosionsmate-rial bildet Schwemmfächer des Time.

d. Rezente Serien: Entstehung der Caldera de Taburiente und der CumbreVieja (südlicher Höhenrücken)Verlagerung des Vulkanherdes nach S, Bejenado erloschen; Ausbrüche linear angeordnet (Achse eines Rifts); Riss in der Kruste in merce-

dessternartigen Linien (Linien geringsten Widerstandes der Kruste gegen auf-steigendes Magma); in den Rifts Aufstieg des Magmas in dichtem Netz von Di-ques;

Ausbrüche beginnend vor ca. 150 000 a in kurzen Zeitabständen, einer der welt-weit aktivsten Vulkane; Erhöhung in dieser Zeit um 2 km (≙ 14 mm/a);

bedeutende Ausbrüche: San Antonio: >3 200 a, explosiv,Nambroque: ≈ 905 n.Chr.

überwiegend kaum explosiv, dadurch geringe Gefährdung, bei historischen Aus-brüchen keine Todesopfer.

Ausbildung der Caldera durch fortschreitende Erosion, ungestört durch neue Aus-brüche; bis heute abdauernd.

Aufbau der Cumbre Vieja:durch Lage im S deutlich von vorherigen Serien abgegrenzt;Teile:– Basaltserie (W-Küste),– Dome und Ausflüsse aus sialischen (= felsischen, sauer) und intermediären

erste Calderaehemaliger Vulkan

Taburiente

Vulkan Cumbre Vieja

unterseeische Verlängerungdes Cumbre Vieja-Vulkans (unterseeisches Rift)

Riesenbergrutsch des Cumbre-Nueva-Vulkans (0,56 Mio a)

Riesenbergrutschdes Taburiente-Vulkansvor 1,2 Mio a

Quelle: Centro Visitantes San Antonio, verändert

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Laven,– Ausflüsse und Kegel aus basaltischen (= mafischen, basischen) Laven (sub-

historisch-historisch).Grenzen zu den Alten Serien:O-Seite:Die Laven bedecken den unteren Teil der Rücken der Cumbre Nueva, Grenze

im Barranco de La Breña, in einer Linie von der Montaña Los Charcos nachNO zur Küste etwas s’ von S. Cruz de la Palma; Gebiet s’ S. Cruz davon be-deckt, nur manche Stellen der Steilküste unbedeckt.

W-Seite: im Valle de Aridane, etwas n’ der Laven des Ausbruches vom Ende des 15. Jh.

(Tacande), die von den historischen Ausbrüchen stark angegriffen wurden.

2.2. Historische AusbrücheIm Gegensatz zu anderen Inseln mit Ausbrüchen in historischer Zeit (Teneriffa, Fuer-teventura) große Ausflussmengen, Laven erreichen häufig das Meer. Ausbruch aufFuerteventura 1730 nur wegen des flachen Inselreliefs (seit letztem Ausbruch vor50 000 a stark erodiert) großflächig ausgebreitet.

Los Llanosde Aridane

Fuencaliente

Cumbre Vieja

1,949 km

25 km

Böschung des Cumbre Nueva-Bergrutsches

Quelle: Centro Visitantes San Antonio, verändert

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1470-1492

1585

1646

1677

1712

1949

1971

Montaña Quemada oder Volcán de Tacande

Volcán de Tajuya, bei El Paso

Volcán de San Martín

Volcán Fuencaliente

Volcán de El Charco

Volcán San Juan (Krater des Duraznero, Hoyo Negro und Llanodel Banco)

Volcán Teneguía

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≈ 1480

1949

1949

1585

1585

1712

17121949

19491712

1646

1646

1677

1677

1971

Quelle: Centro Visitantes San Antonio, verändert

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Riesenbergrutsch

aktives Rift

Rift

Diques Rift

Dreifachbruch anLinien geringsten

Widerstandes

α1 = α2 = α3 = 120°°°

Quelle: Centro Visitantes San Antonio, verändert

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a. ≈1480 Tacande: Älteste Überlieferung durch Ureinwohner entspricht dem Vulkan Tacande, ur-sprünglich mit dem Ausbruch von 1585 gleichgesetzt, Lava jedoch auf 1470 - 1490datiert; da keine schriftliche Überlieferung sicher vor spanischer Eroberung 1492; Name „Tacande“ der Ureinwohner: „Verbrannter Berg“ (span. Montaña Quemada),wegen seiner schwarzen Farbe; Ausstrom 8 km lang von der M. Quemada zunächst ⇒ N, dann im Bogen s' El Paso⇒ W, max. Breite 1 km. Wanderweg PR LP 14 von LP-3 gegenüber Centro Visitantes führt durch Schotter-feld des Ausstroms.

b. 1585 Tajuya-Jedey: 19.05.-10.08.1585; bildete die komplexeste Vulkanstruktur der Insel, darunter be-achtliche Phonolith-Blöcke (Roques de Jedey “Los Campanarios”). 19.05.-10.07.1585; bildete die komplexeste Vulkanstruktur der Insel, darunter be-achtliche Phonolith-Blöcke (Roques de Jedey “Los Campanarios”). Ausbruch an 7 Kratern und 6 Ausbruchsspalten; zuerst strombolische Eruptionen(⇒ Blöcke, Lapilli, Aschen), danach Ausflussphase (⇒ Basaltlaven); Ausfluss kas-kadenartig über die Klippen zum Meer ⇒ Küstenplattform s' Puerto Naos bis Playade Charco Verde (150 ha). Hist. Berichte s. Anhang

c. 1646 Volcán Martín (Tigalate): 31.09.-18.12.1646; Cumbre Vieja; zuerst Dampf, dann Auswurf großer Asche- undGesteinsmengen und vier Lavaausflüsse zur O-Seite (erreichen das Meer zwischenMazo und Fuencaliente), am Ufer von Fuencaliente entstehen ebenfalls zwei Öff-nungen, Bildung des Monte la Luna.

d. 1677/78 San Antonio - Fuencaliente: 17.01. 1677-21.01.1678; s’ von Fuencaliente (heute Los Canarios); „es begann inder Nähe eines Berges unterhalb des Ortes Los Canarios Rauch zu schleudern“; 18 Auswurfstellen (Gesamtauswurfsmenge ca. 76 Mio m3), der Volcán de San An-tonio (>3 200 a alt) mit großem Krater wächst auf Gipfelhöhe von 632 m (Lapilli-Kegel); sechs Lavaströme (bedecken 4 km2, Fließgeschwindigkeit bis 10 m/h), vier errei-chen die Küste mit einer Front von etwa 5 km, der vorletzte begräbt die Fuente San-ta (berühmte „Heilige Quelle“ bei Fuencaliente, von vielen Heilung suchendenKranken besucht), Auswurfmassen (Lava und Pyroklaste) lassen neuen Küsten-streifen entstehen (Landgewinn 1,6 km2).Seit 2005 Arbeiten zur Wiedereröffnung der Fuente Santa.

e. 1712 El Charco: Montaña Los Charcos („die Pfütze“, 1 848 m, N-Ende der Cumbre Vieja); Lavaströmt aus mehreren Öffnungen und erreicht nach W das Meer, „am 8. Tag begannRauch aus der Erde des Landgutes von Ana Teresa Massieu zu strömen, gerade ander Stelle, wo eine Quelle gewesen war, am folgenden Tag, Sonntag, platzten zweiÖffnungen; etwa ein Dutzend weitere kleinere Öffnungen erscheinen allmählich, so-wie zwei Spalten“. Heute Naturschutzgebiet Paisaje Protegido de Tamanca.

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f. 1949 San Juan (Name San Juan des neuen Vulkans nach dem Geburtstag des Heili-gen): „Vorboten“: seit 23.07.1936 sporadische Erdbeben, ab 22.02.1949 fast täglich, am

07.03.1949 heftig (Gebäudeschäden, Spaltenbildungen), möglicherweise durchuntermeeerischen Ausbruch s' La Palma.

Ausbruch, 38d lang:Beginn 24.06.1949 oberhalb San Nicolás (Las Manchas) Ausbruch des alten Vul-

kans Duraznero (1 820 m); zuerst Pyroklastika, dann Lava mit Ausfluss nach O;06.07.1949 Ende des ersten Duraznero-Ausbruches mit phreatomagmatischer Ex-

plosion; dazu Ende 06./Anfang 07.49 heftige Erdbeben;08.07.1949 Spaltenausbruch des tiefer gelegenen Cráter Llano del Banco ('Ebene

von Banco', 1 250 m): Lavaausfluss nach W:⇒ Lavasee wenige 100 m unterhalb Austrittsstelle⇒ dünnflüssige (Pahoehoe-)Lava in scmalem Ggraben hangabwärts⇒ Verbreiterung oberhalb an Nicolas (Ortsteil von Las Manchas), umfließt die-

ses, zerstört zwar fruchtbares Ackerland, aber nur einige Häuser, erreicht dasMeer, bildet eine Terrasse von ca. 2 km2 (Leuchtturm, La Bombilla, Playa Nue-va).

11. - 13.07.1949: zwei starke Erdbeben;12.07.49: Eröffnung des Explosionskraters Hoyo Negro ('Schwarze Grube'): bis

30.07.1949 phreatomagmatische Explosionen (⇒ z.T. braune (≠schwarze) Pala-gonit-Ablagerungen mit Gasen, etwas sehr dunkle Aschen (Name!) und Lapilli,Schwefel- und Ascheregen über Los Llanos;

21. - 24.07.1949: zwei starke Erdbeben;30.07.1949 bis 04.08.1949 zweiter Ausbruch des Duraznero: Lavaausstrom ⇒ La-

vasee (heute 'Malforada') ⇒ läuft über ⇒ Lavastrom →O durch den Barranco ElJurada, heute La Lava genannt, bis ca. 500 m vor dem Meer.

Lavamaterial zu beobachten an den Straßen San Nicolás - Todoque, Los Llanos -Fuencaliente und El Paso - San Nicolás.

g. 1971Teneguía: 26.10.1971, 25 Tage lang; anfangs eine Ausbruchsspalte, im Laufe des Ausbruchsentstehen sechs Eruptionsmündungen (Gase, Lava, Pyroklaste) sowie zahlreicheFumarolenspalten; einige davon durch nachfolgende Auswürfe verschüttet; Haupt-aktivität: Teneguía (nach dem heiligen Felsen der Guanchen Roque Teneguía bei derbeim Ausbruch des San Antonio 1676 verschütteten heißen Quelle), wächst auf427 m Höhe; die Auswurfmassen erreichen das Meer und vergrößern Teile der Küs-te (Entstehung des Bereiches Las Hoyas, heute nach Aufbringen von Feinmaterialaus anderen Inselbereichen landwirtschaftlich genutzt, besonders für Bananenplan-tagen); einige Schwefeldampf-Fumarolen an den Ausbruchsöffnungen heute nochaktiv; ein Todesfall durch Einatmen giftiger Gase.In südlicher Verlängerung der Cumbre unterseeischer aktiver Vulkanismus.

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Zeitgenösische Darstellung des Ausbruchs von 1677; die liegende menschliche Figur(links im Kreis) möglicherweisedurch vulkanische Gase vergiftet, ein Unglücksfall, wie auch beimAusbruch 1971

Quelle: Centro Visitantes San Antonio,verändert

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Ausbruch Fuencaliente 1677A: oberes

Ausbruchszentrum am SanAntonio

B: untere Ausbruchszentren

1-6: Lavaströme in zeitlicher Reihenfolge

A

B3

64

2 1 5

Fuente Santa

Quelle: Centro VisitantesSan Antonio, verändert

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Vulkan San Antonio>3 200 a

Ausfluss3 200 a

1677Phase 1

1677Phase 2

1677Phase 3: Zerstörung

der Fuente Santa

1677Phase 4: Endedes Ausbruchs

Fuente Santa

Vulkan San Antonio

Vulkan San Antonio und Ausbruch Fuencaliente 1677Quelle: Centro Visitantes San Antonio, verändert

Heute vorhandene Aufschlüsse von den Ausflüssen 1677Ein Teil der damals gebildeten Plattform von Laven des Teneguía (1971) überdeckt

obere Ausbruchsöffnung1677San Antoniountere Ausbruchsöffnungen1677

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2.3. Formung durch ErosionBeispiele:a. Besonders im N Erosionsformen in großem Umfang; die Böschungen von El Time

und des Westens der Cumbre Nueva (lange Zeit als Verwerfungslinien angesehen,die die Einsenkung des Valle de Aridane verursacht haben), heute als Erosionser-gebnisse betrachtet.

b. Caldera de Taburiente: Früher als riesiger eingestürzter Explosionskrater betrachtet; nach heutiger AnsichtErosionsprodukt. s. 2.3.1.

c. Am O-Hang der Cumbre Nueva:Höhenrücken (Lomos), regelmäßiges, wellenförmiges Profil, Zeichen für Entste-hung unter Pflanzendecke; einzigartiges Aussehen im Archipel; vom Kamm derCumbre an ist die Parallelität zwischen Barrancos und Lomos deutlich, im Verlaufnach unten wird das Profil flacher, im Volksmund „lomos cortos“, d.h. Rücken, diean der Cumbre beginnen und rasch in einer schmalen Wand enden, während die„lomos muertos“ weiter unten beginnen.

Lavaströme bis zum Meer an der Westflankeder Cumbre Viejavon Ausbrüchen1585, 1712, 1949

Quelle: Centro Visitantes San Antonio, verändert

Ausbruchsbeginndes Teneguia aus einer Eruptionsspalte1971

Quelle: Centro Visitantes San Antonio, verändert

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d. Gebiet der Rezenten Serien: Malpaises, häufig Aschekegel; Topografie weniger abrupt, wenn auch steile Hängenicht fehlen; typische Barrancos fehlen, die wenigen vorhandenen verlaufen sich imGelände, führen nur gelegentlich Wasser.

2.4. Aktuelle SituationCumbre Vieja, insbes. der Vulkan Teneguía, nicht erloschen, s’ davon aktive, unter-seeische Vulkane; prinzipiell daher eine konstante Gefahr für vulkanische Aktivität.Eine Studie aus den 90ger Jahren beschreibt, dass sich die Cumbre Vieja in ihrem po-rösen Gestein mit Wasser füllt. Eine Theorie geht davon aus, dass durch den im S der Insel konzentrierte Vulkanis-mus ein Ausbruch die westliche Zone der Insel instabil machen würde und sie insMeer rutschen könnte. Tsunami-Theorie:

Nach einer im Jahr 2000 von einigen engl. Geologen verbreiteten Theorie könntebei einem Ausbruch aufsteigende Magma das in der wasserführenden Cumbre ange-sammelte Wasser explosionsartig verdampfen lassen. Bei dem vergleichbaren Aus-bruch von 1949 öffnete sich eine Verwerfung und der südliche Teil der Insel sankvier Meter tief in den Atlantik, was diese Theorie unterstützt. Schlimmstenfallskönnten bis zu 500 Mia to Gestein dadurch ins Meer rutschen und einen Tsunamikatastrophalen Ausmaßes auslösen (Flutwelle von einigen 100 m Höhe, Ausbrei-tungsgeschwindigkeit bis zu 700 km/h, nach einer Stunde erreicht eine 100 m hoheWelle Marokko, nach 7-8 h eine 25 m hohe Welle die amerikanischen Küsten).Nach anderen Wissenschaftlern würde der westliche Teil der Insel in kleine Bruch-stücke zerfallen und kein Tsunami bzw. nur eine Flutwelle kleinerer Stärke entste-hen. Neuere Untersuchungen (TU Delft) halten einen Abrutsch in den nächsten 10 000 afür extrem unwahrscheinlich, die Cumbre sei dafür nicht hoch und steil genug. Nach der Mehrheit der Wissenschaftler keine Anzeichen für einen Ausbruch in dennächsten Dekaden.

3. Besondere Beispiele und Formen3.1. Caldera de TaburienteName: „Taburiente“ in Guanchensprache: „Ebene“.Weltweit größter Erosionskrater: Durchmesser 9 km, Umfang 28 km, Höhenunter-schied Kratersohle-Kraterrand max. 2 km.Um die Caldera Gipfel zwischen 1 700 m bis 2 400 m, höchster: Roque de losMuchachos (2.426 m).Entstehung:

Ursprüngliche, heute aufgegebene Theorie: Explosionskrater (danach Begriffsdefi-nition „Caldera“: kesselförmige, vulkanogene Struktur, entstanden durch explosi-ven Ausbruch (Explosionscaldera) oder Einsturz einer durch Eruption entleertenMagmakammer (Einsturzcaldera), wie z.B. Teide-Caldera, Tenerife); dagegensprechen:– Form des Flussbettes des Barranco de las Angustias (Vernarbung an den Wän-

den müsste kleiner und weiter nach außen ausgedehnt sein);– Strandbildung (Puerto de Tazacorte) durch Ansammlung von fluviatilem Schutt-

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material.Heutige Theorie: Erosion einer Vulkankuppel, die an seiner Stelle existierte; ihre

Aushöhlung begünstigt durch die geringe Widerstandsfähigkeit des Basalkomple-xes, was zu Abrutschungen gewaltiger Materialmengen führte, die das Wasserwegräumte; häufig glatte Steilhänge, Zeichen für Abscherungen, erzeugt durchUnterhöhlung des Bindemittels ganzer Materialpakete.Barranco de las Angustias als Hauptrinne erhalten, andere kleinere Barrrancoswurden geköpft, der auffallendste darunter Barranco de El Riachuelo, abgeschnit-ten an der Bresche der Cumbrecita.Außenrand der Caldera tief zerfurcht, viele große Canyons, da die Barrancosnicht genügend Zeit hatten, ihr Bett zu erweitern; daher bilden die Streifen zwi-schen ihnen anstelle von Rücken geneigte Flächen mit ± scharfen Kanten. Häufig± gruppenweise herauserodierte Kegel, die den Verlauf der Barrancos verändern,manchmal von einer gewissen Gleichförmigkeit, wie bei den Gallegos. Kessel amTalschluss manchmal mit großem Umfang, wie bei der Calders de Marcos y Cor-deros im Barranco del Agua oder Siete Fuentes im B. de Los Hombres.

Entwässerung durch den engen Barranco de las Angustias (Schlucht der Todesängs-te). Unbewohnt, nur zu Fuß erreichbar.1954 Parque Nacional de la Caldera de Taburiente.

3.2. Cumbres3.2.2.1. Cumbre ViejaSeit 150 000 a entstanden; vulkanische Aktivität in Rift in N-S-Richtung in der Mitteder Insel; mindestens ein Dutzend Ausbrüche während des Holozäns (letzte 10 000 a),ungefähr die Hälfte davon in historischer Zeit (letzte 500 a); weitere Ausdehnung desRift von der Südspitze in das Meer hinein mit zahlreichen Ausbruchszentren, wahr-scheinlich Verlängerung von Rift und Insel nach S.

3.4. Vulkanische Materialien

Übermeerische Ergussgesteine:– mit glatter Oberfläche: Pahoehoe-Lava,– mit rauher Oberfläche: Aa-Lava

Quelle: Centro Visitantes San Antonio, verändert

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Kissenlava: Lava unter Wasser abgekühlt, in-einander verschachtelte, sackförmige Ele-mente

Quelle: Centro Visitantes San Antonio, verändert

Aschekegel: pyroklastisches Material rundum das Ausbruchszentrum

Quelle: Centro Visitantes San Antonio, verändert

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Anhang

Historische Berichte über den Ausbruch des Vulkans Jedey (1585)In der Nationalbibliothek von Madrid sind Aussagen von Augenzeugen zur Eruptiondes Vulkans Jedey von 1585 hinterlegt, gesammelt von den Behörden La Palmas.

Der Priester und Historiker Fray Alonso de Espinosa (1543 - ?), schrieb damals (freieÜbersetzung):

" ... in der Ebene wuchs zusehends ein Vulkan und erhob sich zu einer großen Höhe,wie ein großer Berg. Vorausgegangen waren viele Erdbeben und Erdstöße. DerBerg öffnete seinen großen Krater und warf schreckliches Feuer und brennendeFelsen aus. Und nach ein paar Tagen explodierte er mit einem Getöse, das auf denanderen Inseln zu hören war und schickte zwei oder drei breite Lavaströme mehrals eine Meile über das Land, bis sie das Meer erreichten. Als die Lava ins Meerfloss, kochte das Wasser und die Fische und Schiffe schmolzen wie Teer.. "

Leonardo Torriani (1560 -1628) sagte in seinem Vortrag: "Der neue Vutkan von LaPalma wird geboren":

"Der Ausbruch ereignete sich am 19. Mai 1585 auf etwa 800 Meter über dem Mee-resspiegel. Die Lava verschüttete den Westhang des Bergrückens der Cumbre Viejanahe der Ortschaft Jedey und führte zu großen Veränderungen an der Küste der In-sel, in der Gegend zwischen Puerta Naos und El Remo. Die Eruption begann mit ei-nem spürbaren Anstieg des Landes in der Mitte, mit einem großen Loch, das einigeBäume verschluckte und andere hochhob. Es gab ein lautes Getöse, von einemschrecklichen Erdbeben begleitet. "

Professor Ruiz Romero berichtet:"Das auffälligste Merkmal war die Bildung von mehreren Felsnadeln, die die Land-schaft überragten. Zwei sehr große Felsen entwickelten sich in der Mitte des Ber-ges, dünn an der Spitze wie Pyramiden. Sie waren den bekannten Fetsnadeln desMont Pelé auf Martinique sehr ähnlich, wenn auch etwas kleiner. "