Kiteboarding - #109 Juli/August 2015

15
D 4,80 • DK 55,00 dkr • CH 9,50 Sfr • AT 5,60 • P (cont.) 6,50 • NL 5,70 • LUX 5,70 • LT 6,50 • ES 6,50 • B 5,70 VERGLEICHSTEST LEICHTWINDKITES KONKURRENZ FÜR DEN SPEED 21 SECHS NEUE FREERIDER TECHNIK TWINTIP-PRODUKTION SNOWBOARD-BAUWEISE SCHRITT FÜR SCHRITT ERKLÄRT MATERIAL CORE XR4 HISS TRAUT SICH SCHWARZ SPOTGUIDE MAROKKO STÜRMISCHE SPOTS IN DAKHLA UND ESSAOUIRA AUSGABE JULI / AUGUST 2015 www.kiteboarding.eu FOIL SPEZIAL KITEN AUF FLÜGELN WIE DER EINSTIEG GELINGT UND WELCHES MATERIAL FUNKTIONIERT Deutschlands größtes Kitesurfmagazin #109 Z Z Z U U U G G G E E E W W W I I I N N N N N N E E E N N N AVEBOARD AVEBOARD AVEBOARD SEAFLIGHT SEAFLIGHT SEAFLIGHT

description

This is a free sample of Kiteboarding issue "#109 Juli/August 2015" Download full version from: Apple App Store: https://itunes.apple.com/us/app/id691083568?mt=8&at=1l3v4mh Google Play Store: https://play.google.com/store/apps/details?id=com.presspadapp.kiteboardingmag Magazine Description: KITEBOARDING ist Deutschlands größtes und erfolgreichstes Kitesurfmagazin. KITEBOARDING präsentiert auf 164 Seiten die gesamte Bandbreite des „schönsten Sports der Welt“ mit packenden Reise- und Eventberichten, fachkundigen Fahrtechnikserien sowie fundierten Materialtests. Herausragende Merkmale sind der authentische Journalismus sowie die hohe grafische Qualität. KITEBOARDING erscheint seit 2000, zur Zeit 6 x jährlich. You can build your own iPad and Android app at http://presspadapp.com

Transcript of Kiteboarding - #109 Juli/August 2015

Page 1: Kiteboarding - #109 Juli/August 2015

D 4,80 € • DK 55,00 dkr • CH 9,50 Sfr • AT 5,60 € • P (cont.) 6,50 € • NL 5,70 € • LUX 5,70 € • LT 6,50 € • ES 6,50 € • B 5,70 €

VERGLEICHSTEST LEICHTWINDKITES

KONKURRENZ FÜR DEN SPEED 21SECHS NEUE FREERIDER

TECHNIKTWINTIP-PRODUKTION

SNOWBOARD-BAUWEISESCHRITT FÜR SCHRITT ERKLÄRT

MATERIALCORE XR4

HISS TRAUT SICH SCHWARZ

SPOTGUIDEMAROKKO

STÜRMISCHE SPOTS INDAKHLA UND ESSAOUIRA

AUSG

ABE

JULI

/ AU

GUST

2015

— w

ww.ki

teboa

rdin

g.eu

FOIL SPEZIAL

K I T E N A U F F L Ü G E L NWIE DER EINSTIEG GELINGT UND WELCHES MATERIAL FUNKTIONIERT

Deutschlands größtes Kitesurfmagazin

#109#109

ZZZU U U

GGGEEEWWWIIINNNNNNEEENNN

AVEBOARD

AVEBOARD

AVEBOARD

SEAFLIGHT

SEAFLIGHT

SEAFLIGHT

Page 2: Kiteboarding - #109 Juli/August 2015

2

SCHWARZ ODER WEISS.DER NEUE CORE XR4.

JETZT AM START.

FARBEBEKENNEN.

JETZT AM START.

DER CROSSRIDER.PERFORMANCE FREERIDE . BIG AIR . WAVE . RACE

THOMAS „BEANY“ BURBLIES,CORE PRO TEAM

CORE Kiteboarding – a Hiss-Tec brand // Fehmarn, GermanyT. +49 (0)4371-88934-0 // [email protected] // 54.445874 N : 11.191058 O

FOLLOW CORE KITEBOARDING:corekites.com facebook.com/corekites twitter.com/corekites #corekitesinstagram.com/corekites

Page 3: Kiteboarding - #109 Juli/August 2015

#100—

6 ’ 15

3

SCHWARZ ODER WEISS.DER NEUE CORE XR4.

JETZT AM START.

FARBEBEKENNEN.

DER CROSSRIDER.PERFORMANCE FREERIDE . BIG AIR . WAVE . RACE

THOMAS „BEANY“ BURBLIES,CORE PRO TEAM

CORE Kiteboarding – a Hiss-Tec brand // Fehmarn, GermanyT. +49 (0)4371-88934-0 // [email protected] // 54.445874 N : 11.191058 O

FOLLOW CORE KITEBOARDING:corekites.com facebook.com/corekites twitter.com/corekites #corekitesinstagram.com/corekites

Page 4: Kiteboarding - #109 Juli/August 2015

FOILEN – DER NEUE GROSSE TREND?

Ein Trend ist es bestimmt. Auf einem Foilboard hebt man sich vor allem, aber nicht nur bei unter zehn Knoten von der Masse ab. Jedenfalls ist Foilen kein neuer Trend, eher ein aufgewärmter. Der auf Maui lebende Italiener Mango Carafi no hatte schon 1999 ein Board mit Alufl ügeln entwickelt. 2003 war es Laird Hamilton, der damit Hydrofoiling in der wegweisenden Surf-Dokumentation „Step Into Liquid“ der Weltöff entlichkeit präsentierte – in Snow-board Boots und von einem Jetski in eine Monsterwelle gezogen. Ebenfalls ein Board von Hydrofoil-Tüft ler Carafi no ergatterte Chris Rogge während seiner Zeit auf Maui. Der deutsche Wakestyle-Pio-nier kombinierte es allerdings mit einem Kite und brachte Foilkiten 2003 nach Deutschland. Das Foil war noch aus Aluminium und aus einem Stück, die Leistung war vergleichsweise gering, da die Flügel wesentlich weniger Spannweite hatten und nahe beieinander stan-den. Hohe Geschwindigkeiten sollten laut Carafi no damit auch gar nicht erzielt werden, dem Big-Wave-Surfer ging es einzig und allein um die Freude am Schweben. Ende der Nullerjahre keimte der Foil-trend in der Segelnation Frankreich neu auf, wo effi zientere, deutlich schnellere Karbon-Foils gebaut wurden. Hier fand auch die Entwick-lung hin zu einer Race-Disziplin statt, angestachelt von experimen-tierfreudigen Jollenklassen und hochgezüchteten Katamaranen. Und es war ein französisches Foil-Forum, in dem sich Mango Carafi no zu den aktuellen Entwicklungen: „Ich hätte niemals gedacht, dass ich einen Sport kreieren würde, der eines Tages einen Weltmeister her-vorbringen würde. Ich muss sagen, das macht mich stolz.“

Ob es ein großer Trend werden wird, bleibt abzuwarten. Zu großen Teilen wird es von der Lern- und Leidensbereitschaft der Foil-Inte-ressierten abhängen. Denn, dass der Weg zum scheinbar so simplen Schwebefl ug kein Spaziergang ist, sondern am Anfang eher einem wilden Rodeoritt gleicht, konnte ich am eigenen Leib erfahren. Ohne Anleitung und Vorwissen warf mich das Foilboard abwechselnd ab oder schoss mit mir in die Luft . Das Lehrgeld war hoch, die Freude am Ende dafür um so größer. Wie aus einem Kiter ein Foil-Pilot wurde, lest ihr ab Seite 56.

Ob Foilen die Disziplin ist, die Kiten irgendwann einmal bei Olym-pia repräsentieren wird, ist noch lange nicht klar. Im Interview ab Seite 64 äußert sich Peter Müller, Deutschlands bester Foilracer, eher skeptisch zu den olympischen Ambitionen der Foilszene. Als ehemaliger Freestyler hatte er zwar keine Race-Erfahrungen, war dafür aber als Paraglider und Flysurfer-Mitarbeiter bestens mit den im Foilracen tonangebenden Soft kites vertraut. Seine Boards baut er selbst und stand uns als Experte bei unserer großen Materialkunde über Foilboards und deren Funktionsweisen zur Seite. Und Müller macht angehenden Foilern Mut: Unter Anleitung schafft e er es bei seinem ersten Flügelausfl ug innerhalb von einer halben Stunde in den permanenten Schwebezustand.

Viel Spaß bei euren ersten Foil-Versuchen und immer eine Hand-breit Wasser unter dem Flügel,

Sören Gehlhaus

FOILEN ANNO 2003: Chris Rogge mit einem der ersten Foilboards von Mango Carafi no auf dem Saaler Bodden. Man beachte die Snowboard Boots und die Mini-Flügel aus Aluminium | Foto: www.kite-club.com

EDITORIAL

4

Page 5: Kiteboarding - #109 Juli/August 2015

T - S T I C K S

SPECTRE

A I R F R A M E

P R O _ P A D S L I N G B E L T

Harness support adjustable to the personal preference with a brand new batten system

Weight optimized constructionthat ensures nearly no water absorption

Lightweight and comfortableprotection for your belly

Keeps the harness in its place

SURFING ELEMENTSion-products.com

Page 6: Kiteboarding - #109 Juli/August 2015

LEIDENSCHAFT

10 — 11Bild des Monats: GrabenkitenUlf Blöcker bezwingt die nordfriesische Variante des gefürchteten Speedkanals in Namibia

14 — 15Warm-UpPorträt eines 78-jährigen Kiteschulbesitzers, Machete für Leicht-wind, Olympische Kite-Jugendspiele und fl iegende Tefl onpfannen

18 — 37Gallery Natürliche HindernisseSlides auf Baumstamm, Bambusrohr, Betonwelle, Brücke, Katamaran, Kühlschrank, Pfahl, Sand, Schild und Th unfi schnetz

40 — 43Henning trifft Tom Hebert......und spricht mit ihm über seinen Job als Elektriker in Neu-kaledonien und die Emanzipation des Kitens vom Wakeboarden

119Sieben Sachen: Finn Behrens Ein Sturz auf der Treppe beschert uns ein astreines Gearfi e des Flensburger Wakestylers

136–139Gabi Steindl über Flow und Stille Die österreichische Frohnatur mit einer philosophischen Betrachtung über unser allerliebster Beschäft igung

FOIL SPEZIAL

46 — 52Foil GalleryDie Schönheit des Schwebens in vier packenden Aufnahmen

54 — 55Foil MaterialkundeErklärung sämtlicher Foil-Fachtermini und warum ein Hydrofoil Auft rieb erzeugt

56 — 60Foil SelbstversuchWas so locker leicht aussieht, war für uns harte Arbeit. Wir geben Tipps für den Foil-Einstieg

62 — 63Foil MarktübersichtSechs komplette Serien-Foilboards, ein Freeride/Race-Flügel und ein Board für viele Flügel

64 — 67Interview Peter MüllerDeutschlands bester Foilracer über die Flügel-Faszination und die Olympia-Ambitionen der Foilszene

REISE

140 — 148Spotguide EssaouiraIn der „Wind City Africa“ weht der Passatwind sechs Monate am Stück und die Kultur in der Medina ist reichhaltig

150 — 153Spotguide DakhlaDie wohl größte Kitelagune der Welt lockt mit neuem, exquisitem Hotel und wird jetzt auch direkt von Deutschland angefl ogen

INHALTDie Themen dieser Ausgabe:

auf 156 Seiten

ÜBER DIE ANSTRÖMUNG HINAUS GESCHOSSEN......sind wir bei unserem vierwöchigen Selbstversuch oft . Eine Leidens- reportage mit glücklichem Ende

DIE RUHE IM STURM Gabi Steindl über ihren Happy Place und die Bedeutung von Flow im Kiten

136 – 139

56–60VOM WIND GESEGNETMarokko für alle: Abgeschiedenheit in Dakhla, orientalisches Flair in Essaouira

140 – 153

INHALT / Ausgabe 109

6

Page 7: Kiteboarding - #109 Juli/August 2015

PROFIZIRKUS

132 — 133Profi -NewsErfahrungsbericht vom ersten Jedermann-Twintip-Race auf Fehmarn, eine stürmische Foil-Regatta und zwei gewichtige nationale Eventankündigungen

STANDARDS 4 Editorial

154 Vorschau, Impressum

TECHNIK

98 — 105Twintip-Produktion bei CrazyFlyVorstellung eines einzigartigen Familienunternehmens und Ein-weihung in die Geheimnisse der Snowboard-Bauweise

106 — 107Holzspezialisten von WoodboardWie aus einem erfolgreichen österreichischen Ingenieursbüro eine alles andere als hölzerne Kiteboard-Marke wurde

126 — 131Fahrtechnik GlidesNadine Reimers, Frau von Welt, erklärt den Weg zu ihrem Lieb-lingstrick, dem Nuclear Glide

MATERIAL

70 — 77Core XR4 und Fusion 2Wunder-Dacron namens „ExoTex“, neue Pads und Schlaufen und Bernd Hiss über Nachhaltigkeit

80 — 95Vergleichstest Leichtwind-FreeriderCabrinha Contra 17.0, Core GTS3 17.0, CrazyFly Cruze 17.0, JN Mr. Fantastic 16.0, North Juice 18.0 und Ozone Zephyr 17.0 gegen den Flysurfer Speed 21.0

110 — 118ProduktnewsWeiße Hasen von Wainman, Langstreckenrakete von F-One, Luxus-Lodge in Sri Lanka und Waveboard-Verlosung

120 — 125Face 2 FaceMit dem JN Mr. Fantastic und dem Ozone Catalyst lassen wir zwei Allrounder gegeneinander antreten

MODERNE HANDARBEITWie Twintips bei CrazyFly in der Slowakei entstehen

COVERDass man mit Foilboards ganz wunderbar hoch springen kann, ist längst bekannt. Brandon Scheid, eigentlich beinharter Wakestyler in den Reihen von Liquid Force, beweist, dass auch Backrolls mit Stalefi sh Grab aus-gezeichnet funktionieren – und zur Freude von Fotograf Lukas Prudky auch noch gut aussehen. Der Österreicher wird seit vier Jahren für die Produktshootings von Liquid Force auf Maui gebucht. Dazu gehört dann auch mit schwerem Wassergehäuse in der Hand stundenlang im Pazifi k zu treiben und im Foto-Nahkampf dem Flügel aus dem Weg zu gehen.

AUSWEITUNG DER FARBZONEWarum es den neuen XR4 in

schwarz und in weiß gibt

70 – 77

98 – 105

#109 ——— 3 ’ 15

7

Page 8: Kiteboarding - #109 Juli/August 2015

8

Page 9: Kiteboarding - #109 Juli/August 2015

#109—

3 ’ 15

9

Page 10: Kiteboarding - #109 Juli/August 2015

BILD DES MONATS / Moderner Grabenkampf

10

Page 11: Kiteboarding - #109 Juli/August 2015

BUTTERWEICHER GRABENKAMPFFOTO: INGE TÖDT

So sieht der Traum eines nordfriesischen Kiters aus. Ein Graben, halb so schmal und doppelt so hoch wie der gefürchtete Speed-Kanal im namibischen Lüderitz. Das Land herum zwar platt wie eine Flunder, der Wind dennoch meist böig und fast nie aus der richtigen Rich-tung. Ulf Blöcker aber hatte sich schon vor Jahren in den Kopf gesetzt, über die Minia-tur-Speedpiste kurz vor dem kleinen Dorf Witzwort zu schießen. Blöcker, der südlich von Husum aufgewachsen ist, musste lange warten, ehe alles zusammen kam. Der breiteste Graben der Gegend verlangte eine unmögliche Wind-richtung. Ganz ungefährlich und somit nach-ahmenswert war das Unterfangen nicht: „Der Wind war sauböig und downwind vom Graben ein geteerter Feldweg, auf dem alle fünf Minu-ten ein Auto längs fuhr.“ Ausgerechnet in dem

Moment, als Blöcker seinen 12er Rebel gestar-tet hatte, hielt eins mit Blaulicht. Zum Glück war es nur der Zoll. Und die Beamten begnüg-ten sich damit, neugierig zu schauen und hin-terfragten nicht die Legalität der Aktion. Dann ging alles ganz schnell und Blöcker wässerte den seitlichen Bewuchs mit einer mächtigen Spray-Fontäne. Er belastet die Nose seines Boards dermaßen hart, es hat fast schon den Anschein, als hätte er den Graben Kraft seiner Brettkante in die nordfriesische Marschland-schaft gezogen. Dazu passt auch ganz gut, dass dieser Move Butterslide genannt wird. Schließ-lich gleicht sein Board in dem Moment einer Messerspitze. Und Butter, die gibt es in den umliegenden Molkereien zuhauf.

#109—

3 ’ 15

11

Page 12: Kiteboarding - #109 Juli/August 2015

12

Pryd

e Gr

oup

GmbH

   Be

rgst

raße

7  

8202

4 Ta

ufki

rche

n   T

el. 0

89

– 66

50

49 0

  Fax

0 8

9 –

66 5

0 49

10 

info

@pr

yde-

grou

p.de

  w

ww

.cab

rinha

kite

s.de

Anzeige_03-2015-FX_KM-KB.indd 3 27.03.15 15:27 Anzeige_03-2015-FX_KM-KB.indd 4 27.03.15 15:27

Page 13: Kiteboarding - #109 Juli/August 2015

#109—

3 ’ 15

13

Pryd

e Gr

oup

GmbH

   Be

rgst

raße

7  

8202

4 Ta

ufki

rche

n   T

el. 0

89

– 66

50

49 0

  Fax

0 8

9 –

66 5

0 49

10 

info

@pr

yde-

grou

p.de

  w

ww

.cab

rinha

kite

s.de

Anzeige_03-2015-FX_KM-KB.indd 3 27.03.15 15:27 Anzeige_03-2015-FX_KM-KB.indd 4 27.03.15 15:27

Page 14: Kiteboarding - #109 Juli/August 2015

Immer in Bewegung bleiben Alois Imhof ist eigentlich kein Kiter wie du und ich, nicht viele fangen so spät an wie er. Und doch erscheint die Kitesucht des 78-Jährigen Schweizers als etwas ganz Normales. Imhof betreibt seit 38 Jahren eine Surfschule auf Mauritius – und schult sogar noch höchstpersönlich

In unserer überdigitalisierten Welt ist Kor-respondenz in Briefform rar geworden. Doch nicht nur wegen seiner Postkarten, die regelmäßig zum Jahreswechsel in die Redak-tion flattern, fiel Alois Imhof uns auf. Seine Sprüche sind immer ein Garant für Lacher. Wie etwa: „Hab noch keine Zeit gefunden, älter und vernünftiger zu werden.“ oder „Kiten ist orgastisch, auch wenn man gewa-schen wird.“ Wir mussten ihn sprechen. Und wurden nicht enttäuscht: „Heute war ich selbst nicht kiten, hab' aber drei Stunden Unterricht gegeben“, antwortet Alois Imhof trocken und mit einem leicht französischen Akzent auf die Frage, ob er heute schon auf dem Wasser gewesen sei. In der französi-schen Schweiz aufgewachsen, verschlug es ihn aus Überdruss vor dem jährlichen Mili-tärdienst über die Grenze nach Deutsch-land. In der Nähe von Freiburg arbeitete er in einer Autowerkstatt und entdeckte Mitte der Siebzigerjahre auf einem umliegenden Baggersee das Windsurfen für sich. Nach Mauritius ging der 78-Jährige 1977, um nach gescheiterter Ehe neu anzufangen. Natürlich mit Segel und Board. Als erster Windsurfer der Insel machte er mit seinem Windgli-der zunächst die Spots auf der wellenar-men Ostseite unsicher. Immer alleine. Jetzt kitet er mit Locals, die alle um die 20 Jahre alt sind. Zu Imhofs Andersartigkeit passt, dass seine Surfschule „Kitesurf4fun“ eben nicht im äußersten Süden am Kite-Epizen-trum Le Morne gelegen ist. Er hat sich gut 50 Kilometer nordöstlich niedergelassen,

auf dem Gelände eines Fünf-Sterne-Golf-hotels in Belle Mare. Dessen Gäste sind in der Regel nicht sonderlich am Kiten inter-essiert. Mit Ausnahme eines unscheinbaren Franzosen, der Mitte der Achtzigerjahre vor Imhof stand. Es war Bruno Legaignoux, der hier seine ersten Zweileiner-Tubekites testete. Da der erste Wasserkite noch kaum zu beherrschen war, sattelte der Schwei-zer Auswanderer erst Jahre später um. Die meisten seiner Kunden kommen gezielt zu ihm, weil sie ihn und seine Schulungsme-thoden kennen: willkommen sind Schüler im Alter von 8 bis 80 Jahren. Bekannt ist er auch durch seine Annoncen in der KITE-BOARDING. Der abgedrehte Slogan sei-ner Anzeige: V.I.A.K.R.A. für Village Imhof Atmosphere Königlich Residence Attractive. Alles klar? Vielleicht ist es aber auch eine Anspielung darauf, dass man beim Kiten länger durchhält als beim Windsurfen. Er selbst ist bis zu drei Stunden am Stück auf dem Wasser, immer mit dem Twintip und auch in der Welle. Die Frage, ob er so lange kiten wird wie er laufen kann, beantwortet er offensiv: „Ich kann besser kiten als laufen. Da fühle ich mich wohler als an Land.“ Vor einigen Jahren hatte er einen Unfall, als eine Mauer Aufwind erzeugte, der ihn unkon-trolliert nach oben riss. Die Landung war hart, die Ferse gebrochen und das Fußge-lenk verdreht. Eine Operation kam für ihn aber nicht in Frage, Metall wollte er nicht in seinem Körper haben. Sein Rezept gegen die immer noch gespaltene Ferse und das

Älterwerden: „Das wichtigste, ist immer in Bewegung zu bleiben, sowohl körperlich als auch geistig.“ Und so ist Imhof ebenso in der digitalen Welt zu Hause, ein Blick auf seine Webseite lohnt sich. Auch wenn er nur ein Mal im Jahr in Europa bei Freunden und Verwandten ist, interessiert der Schweizer sich für das politische Geschehen daheim. Über facebook kommentiert er regelmäßig Verfehlungen, will sogar ein Buch heraus-bringen – aber erst, wenn er nicht mehr kiten kann.

www.kitesurf4fun.com

ALOIS IMHOFALTER: 78 Jahre

SEIT WANN KITER: 1998 ab 2000 erste Kitesurfschule auf Mauritius

WARUM KITEN: es ist der geilste, orgas-tischste und gesündeste Sport überhaupt

HOMESPOT: Belle Mare, Mauritius

LIEBLINGS-SPOT: Poste la Fayette, Mauritius

LIEBLINGS- BEDINGUNGEN:

1,5 bis 3 Meter Brand-ung (8 - 10er Kite)

KITETAGE IM JAHR: 200 Tage, davon 100 Tage mit Schülern

STECKBRIEF

ALTER SCHÜTZT VOR TORHEIT NICHT: waghalsige Turnübung im

Schlafzimmer

KITEN HÄLT JUNG: Imhof mit einem Stiffy vor seiner Kitestation, fotografiert

von einem seiner 20-jährigen Kitebuddies

„ICH KANN BESSER KITEN ALS LAUFEN.“

WARM-UP / Kleine Kite-Geschichten, die Lust auf das Wasser machenWARM-UP / Kleine Kite-Geschichten, die Lust auf das Wasser machen

14

Page 15: Kiteboarding - #109 Juli/August 2015

FOTOTAGEBUCH DES MONATSAuf den ersten Blick scheinen die Fotos von Ian Alldredge nicht sonderlich abwechslungsreich zu sein. Es ist immer er in der Welle. Der kalifornische Wavekiter findet mit seiner GoPro aber immer spektakulär neue Blickwinkel. Sein Sponsor Ben Wilson (BWS) hat ihm als bestes Pferd im Stall kürzlich einen eigenen Kite auf den Leib schneidern lassen, der das Logo seiner Crew und Videoproduktions-firma TDZ (The Dredge Zone) ziert. Zu sehen natürlich auch auf seinem Insta-Account.

www.instagram.com/ianalldredge

Produkt des MonatsDIE EINZIG WAHRE LEICHTWINDWAFFEMit ihren Kites fallen die Jungs von Wainman Hawaii angenehm aus der Rei-he. Ganz wie bei einigen Skateboard-Marken darf das Marketing ruhig lustig sein und Verweise auf den Zeitgeist enthalten. Auch ihren Boards verpassen sie nicht einfach nur irgendeinen wohlklingenden Namen. Sie knüpfen die Namensgebung an ein grafisches Konzept. Bei ihrer neuen Leichtwindwaffe Machete müssen einige bestimmt an den gleichnamigen B-Movie von Robert Rodriguez denken, in dem es eine legendäre Unterhaltung zwischen Jessica Alba und Danny Trejo (Machete) gibt. Sie: „Ich dachte, Machete schickt keine SMS.“ Er: „Machete improvisiert.“ Improvisiert wirkt der Shape von Wain-mans neuem Leichtwindboard überhaupt nicht, da wird sogar der Name im Shape aufgegriffen. Die Outline gleicht einer Klinge, die Bodenkurve ist flach und die Finnen sind für wenig Wasserwiderstand extra klein und scharf. Nicht zu vergessen die Tips, die einer Machete gleich durchs Wasser schneiden sollen. www.wainmanhawaii.com

MOVE DES MONATSDem Ideenreichtum von Slingshot-Gründer und -Chefentwickler Tony Logosz scheinen keine Grenzen gesetzt zu sein, wie er hier auf dem River Gorge beweist. Wobei dieses Projekt sich wohl noch im Stadium geniale Bastellösung befindet. Man nehme einen umgeschneiderten Kite, verbinde diesen mit einem SUP-Pad-del und fertig ist der leistungsstarke Stabdrachen. Eigentlich ritt Logosz auf einem sechs Fuß langem Surfboard in der Zeit zurück. Bei Cory Roeseler und den Legaignoux-Brüdern sah es vor 20 Jahren ganz ähnlich aus.

Altmühlsee

Am Surfcenter Altmühlsee in Gunzenhausen wurde der Kite-bereich neu gestaltet. In Ufernähe sind alle Büsche und Bäume entfernt, der Einstieg großzügig mit Kies aufgeschüttet worden. Auch die Wiese wird regelmäßig gemäht. Unterstützt wurde diese Maßnahme von den Behörden, die statt Reglementierungen zu schaffen auf die Wünsche der Ki-ter eingegangen ist. Die Locals des südwestlich von Nürnberg gelegenen Sees freuen sich auf Besucher.

Spiegelei-Basher

Die ewigen Farbnörgler werden in Zukunft nicht mehr gegen Core wettern können. Mit dem XR4 führen die Fehmaraner mit schwarz ausgerechnet eine Farbe ein, die in ihrem bisherigen grafischen Auftreten kaum vorkam. Da überwogen Farben, die von einigen mit Spiegeleiern in Verbindung gebracht wurden. Um das Bild zu komplettieren, könnte man meinen, dass jetzt noch eine Teflonpfanne dazu gekommen ist (siehe Seite 70). ZAHL

DES MONATS2018

Dann wird Kiten bei den Olympischen Jugend-Sommerspie-len in Buenos Aires vertreten sein. Antreten sollen die zwölf

besten weiblichen und männlichen Athleten der Welt, die zum Zeitpunkt des Wettkampf zwischen 15 und 18 Jahre alt sind. Zum ersten Mal in der Geschichte der olympischen Segelwettbewerbe

dürfen jeweils ein weiblicher und männlicher Teilnehmer das gleiche Land repräsentieren. Gestartet wird auf Raceboards, IKA-Geschäfts-

führer Markus Schwendtner dazu: „Raceboards liegen zwischen Twintips und Foilboards. Gerade bei Jugendwettbewerben ist es wichtig, dass das Material in allen nationalen Verbänden

verfügbar ist.“ Offen ist noch, ob es wie im Boardercross Hindernisse und damit für die Zuschauer spektakuläre Sprünge geben wird. Schließlich soll in Buenos Aires

auch die Werbetrommel für eine Teilnahme an den regulären Olympischen Spiel 2020

in Tokio gerührt werden.

#109—

3 ’ 15

15