Kiteboarding - #104 September/Oktober 2014
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Deutschland // Tel.: + 49 (0) 461 97 89 560, E-Mail: [email protected]/liquidforcekiteboardingdeutschland
Österreich // Tel.: + 43 650 511 4424, E-Mail: offi [email protected] // Tel.: + 41 32 331 1212, E-Mail: [email protected]
Deutschlands größtes Kitesurfmagazin
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M A T E R I A L 2 0 1 5
SPOTGUIDE
KOLUMBIENKARIBIKINSELN, KOLONIALFLAIR
UND KRÄFTIGER WIND
WETTBEWERB
TRIPLE SKRAUTS ERFOLGREICH BEIM
WAKESTYLE-DREIKAMPF
INTERVIEW
AARON HADLOWÜBER DEN SPONSORENWECHSEL
UND SEINEN BEITRAG ZUM VEGAS
NEUHEITEN SPEZIAL22 KITES
51 BOARDS7 HERSTELLER
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DEUTSCHLANDS GRÖSSTES KITESURFMAGAZIN 99AusgabeNovember | Dezember 2013
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40 km auf FlügelnAlles über das größte Kiterennen der Welt und seine Sieger
VERGLEICHSTESTDie drei GroßenCabrinha Switchblade, Core XR3 und North Rebel
TECHNIKBoard-Spionage
Die Herstellung eines Carved Imperators im Detail
REISENKeniaKilometerlanges Glattwasserreviervor der ostafrikanischen Küste
PRAXISTESTKeine Struts, viel Spaß
Der Naish Trip begeistert durch Minimalismus
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DEUTSCHLANDS GRÖSSTES KITESURFMAGAZIN 100AusgabeJanuar | Februar 2014
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Das JubiläumsheftDie ganze Welt des Kitesurfens auf satten 164 Seiten
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SPEZIALTHERAPIE BEI TWINTIP-BURNOUTWEGE ZUR KITE-SURF-BALANCE
REPORTAGEDER LÄNGSTE DOWNWINDER DER WELTSECHS AMATEURE BEZWINGEN DEN ATLANTIK
MATERIALCHECKGLAS GEGEN KOHLE LOHNEN SICH TEURE KARBONBOARDS?
EVENTHÖHER, WEITER, EXTREMER DER KING OF THE AIR UND SEINE FOLGEND 4,80 € • DK 55,00 dkr • CH 9,50 Sfr • AT 5,60 € • P (cont.) 6,50 € • NL 5,70 € • LUX 5,70 € • LT 6,50 € • ES 6,50 € • B 5,70 €
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SPEZIALTHERAPIE BEI TWINTIP-BURNOUTWEGE ZUR KITE-SURF-BALANCE
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SPOTGUIDENEUSIEDLER SEE DAS WINDSICHERSTE STEHREVIER EUROPAS
REPORTAGEZU BESUCH BEI EINER WELTREISENDENEIN LEBEN MIT MINIMALEN VERPFLICHTUNGEN UND MAXIMALER FREIHEIT
RATGEBERDER BESTE GANZJAHRESANZUGZEHN NEOPRENANZÜGE IM VERGLEICH
OLDSCHOOL — NEWSCHOOL — WAKESTYLE
WAS IST FREESTYLE?ALLES ÜBER DIE KÖNIGSDISZIPLIN IM KITEN
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Jeder, der seit ein paar Jahren dem Kite-Virus verfallen ist, hat oder kennt sie: die schon lange nicht mehr knisternden Dachboden- oder Kel-lerleichen. Meist sind es Kites, von denen man sich nicht trennen kann, weil man die ersten Meter damit gefahren ist oder unter ihnen den ersten Sprung gestanden hat. Oder es ist ein C-Kite von vor 2005 und man traut sich nicht, ihn zu verkaufen und behält ihn statt-dessen. Bei mir lagerte ein echtes Juwel, ein elf Quadratmeter großer Naish Virus, ein Zwei-leiner-Dinosaurier, der Wakestyle-Gott Lou Wainman auf den Leib geschneidert wurde. Ich musste ihn jedoch erst einmal von einer Segel-macherin auf die heutige Zeit zuschneidern lassen. An beiden Tips haben jetzt jeweils zwei Leinen Platz, befestigt im mickrigen Abstand von 30 Zentimetern. Steuerzentrale ist eine Pulley Bar, unter deren Adjuster eine Umlen-krolle hängt, durch die eine Leine von Bar- zu Barende läuft und das charakteristische Drei-eck bildet. Das war Anfang der Nullerjahre der neueste Trend und sollte den Kite schneller drehen lassen. Depower gibt es mit dieser Bar überhaupt nicht, dafür ganz viel Platz, um die Bar in der Mitte zu greifen. Bei der ersten Ses-sion lenkte ich den Kite herunter und schaffte es nicht, ihn rechtzeitig wieder hochzusteuern: Die Fronttube rauschte aufs Wasser. Die Um-lenkrolle verursachte aus heutiger Sicht eher einen Verzögerungseffekt. Doch ich gewöhnte mich daran, sah es als Herausforderung an. Redete ich mir ein. Die Kiter um mich herum schauten etwas ungläubig, hielten Abstand,
wenn ich zu einem ausgehakten Sprung ansetzte. Dann löste sich der Trapeztampen von der Bar, Chickenloop kann man das ja nicht nennen. Die Kraft des Kites ging unmit-telbar auf meine Arme über. Glücklicherweise war ich in Ufernähe und mein hektisches Schlagen auf den Kopf wurde von einem Kiter gesehen und nicht von verstörten Strandurlau-bern als falsches Signal gewertet. Meinen Virus zurück in den Keller verbannen und ihn als das ansehen, was er in der heutigen Kite-Welt im negativen Sinn wortwörtlich ist? Niemals. Wirklich? Denn das Kontrastprogramm folgte auf dem Fuße. Beim Naish-Meeting auf Maui konnte ich den neuen Pivot testen, einen der 22 neuen 2015er-Kites, den wir in diesem Heft unter die Lupe nehmen. Natürlich ein himmel-weiter Unterschied. Allein schon das Sprin-gen. Was mit dem Virus nur ausgehakt geht, geschieht bei Naishs neuester Kreation durch dezentes Anziehen der Bar. Ob der Pivot jetzt um Längen besser ist als ein Kite aus 2014, ist wiederum eine andere Geschichte. Jeden-falls fühlt er sich sehr definiert an, ist an der Bar sehr direkt und schafft es, zwei Diszipli-nen glaubwürdig in sich zu vereinen: Freeride und Wave. Und darauf kommt es letztendlich doch an, den richtigen Kite für sich und seine Bedürfnisse zu finden. Mit unseren Produkt-vorstellungen machen wir den Anfang, erste Tests folgen dann in der nächsten Ausgabe.
Viel Spaß mit dem Heft,Sören Gehlhaus
NOSTALGIE
MODERNE
& ...und dem brandneuen Naish Pivot auf Maui
KITEBOARDING-Chefredakteur Sören Gehlhaus mit dem elf Jahre alten NaishVirus in Heiligenhafen...
EDITORIAL
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INHALT / Ausgabe 104
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LEIDENSCHAFT
10—11Bild des MonatsKeahi de Aboitiz und Reo Stevens tauchen im Surf-Olymp ab und sind damit die ersten Kitesurfer, die in Pipeline gebarrelt werden
12—13Interview Gerry LopezWir haben mit Mr. Pipeline über seine frisch entbrannte Kite-Leidenschaft gesprochen und darüber, wie er seine Marathon-Surf-Sessions durchsteht
16—17Warm-UpEine kitende Hollywood-Schauspielerin im Aufwind, ein verletzter Wel-lenjunkie, buntes Wachs und ein Uhrzeiger in Form eines Surfb oards
18—19ShowdownMit der Ostsee und der Nordsee treten zwei Randmeere gegeneinander an, die viele Gemeinsamkeiten haben und in denen viele Haie leben
22—29Galerie Triple S Die besten Fotos der inoffi ziellen Wakestyle-Weltmeisterschaft in Cape Hatteras
30—36Eventbericht Triple SErstmals waren beim Wakestyle-Dreikampf drei deutsche Fahrer am Start, die direkt Überraschungserfolge erzielten. Einer von ihnen berichtet
38—41Henning trifft ......Timo Raabe, einen kitesüchtigen Anästhesiepfl eger und Kiteschulbetrei-ber aus Kiel, der regelmäßig in Kapstadt überwintert
102—103Szene-NewsInselfunk: KITEBOARDING-Außenreporter berichten über Neuigkeiten von den drei Kite-Inseln Maui, Sylt und Fehmarn
MATERIAL46—53 Naish 2015
54—55 North 2015
58—64 Slingshot 2015
66—70 Best 2015
72—76 Core 2015
78—84 Cabrinha 2015
86—91 Liquid Force 2015
96—100 Produktnews
INHALTDie Themen dieser Ausgabe:
auf 148 Seiten
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GRASGEFLÜSTER Alles über den Triple S und seine Sieger
2015 AHOI!22 Kites und 51 Boards von 7 Herstellern
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REISE
106—107Spot-On: St. Peter-OrdingAuf Deutschlands größter Sandbank werden die kühnsten Kiter- Träume wahr – sofern man sich denn an die örtlichen Regeln hält
136—144 Spotguide KolumbienZwei Brasilien-Spezialisten erkunden die kolumbianische Küste und fi nden zauberhaft e Kolonialstädte und traumhaft e Karibikstrände
PROFIZIRKUS
118—124Interview Aaron HadlowDer fünff ache Freestyle-Weltmeister über seinen Wechsel zu North, seine Mitarbeit am neuen Vegas und seine Erfolgssucht
126—127Profi -NewsKitesurf-Trophy in Warnemünde, off ene afrikanische Race-Meis-terschaft en in Soma Bay, Silke Gorldt Kids Camp und die Rück-kehr der Freestyle-Elite nach Tarifa
128—130Kitesurf Cup SyltAuf Sylt kämpft en Racer um Punkte für die Europameisterschaft und Freestyler um Punkte für die Deutsche Meisterschaft
132—133PKRA FuerteventuraBei erstaunlich wenig Wind gab es im Freestyle der Männer einen Überraschungssieger, bei den Frauen einen Favoritinnensieg
STANDARDS 4 Editorial
146 Vorschau, Impressum
128JUNIOREN AN DIE MACHT
Auf der KST boomt der Nachwuchs
TECHNIK
104So geht'sDie neuesten Start- und Landetechniken, warum immer eine Hand-breit Platz im Trapez sein sollte und eine neue Wind-App
110—115Fahrtechnik PowercarvesDrei Richtungswechsel, die es in sich haben und bei denen giganti-sche Gischt aufgeworfen wird
STRIPPENZIEHERAaron Hadlow über seine eigene Kollektion
KARIBISCHES KOLUMBIENViel Kultur und fast so windig wie Brasilien
COVERFOTO: TOBY BROMWICH
Das Team von North Kiteboarding hat es zum diesjährigen Vegas-Shooting nach Hood River in den Nordwesten der USA verschlagen. Zum ersten Mal dabei war Aaron Had-low, der prompt die Speicherkarten von Fotograf Toby Bromwich zum Glühen brachte. Hier zeigt er einen Back Mobe, wobei alle Welt eher auf den Kite und die Art und Weise achten wird, wie dieser aufgehängt ist. Zu sehen ist der 2015er-Vegas im „sechsleinigen“ Hadlow-Set-Up.
136
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EIN BERG VOLL WASSERMOLEKÜLE: Reo Stevens muss diesen Bottom Turn perfekt timen, um im nächsten Moment in der Barrel abtauchen zu können
BALANCEAKT: Keahi platziert seinen Backside Turn direkt in die Wellenlippe. Wenn er jetzt stürzt, befördert ihn der Fahrstuhl in den Keller, sprich: aufs messerscharfe Riff
BILD DES MONATS / Aus der Röhre geschaut
10
TEEBEUTEL ÜBER DEM SURF-OLYMP FOTOS: JOHN BILDERBACK
Die brutalsten Wellen strahlen meist eine unvergleichliche Schönheit aus. Auf Fotos. Im Fall von Pipeline ist dessen zerstörerische Kraft vom Strand aus hör- und spürbar. Denn der Heilige Gral des Wellenreitens liegt gerade ein-mal 70 Meter von Ohaus North Shore entfernt. Dem berühmtesten Riff der Welt eilt ein ebenso knochenbrechender wie unkitebarer Ruf vor-aus. Selbst Kiter mit einem Faible für große Wellen, die wie Reo Stevens auf Oahu leben oder wie Keahi de Aboitiz dort bei ihrer Freun-din überwintern, haben schlechte Karten. An 250 Tagen im Jahr kommt der Passatwind aus Ost bis Nordost, also ablandig über Bäume und Häuser. Dadurch formen sich steile Wände und Hohlräume, in denen ein Lkw Platz fin-den würde. Aber auch wegen der berüchtigten Locals, die dann die Hackordnung im Line Up bestimmen, wäre an einem normal-perfekten „Pipe“-Tag nicht zu denken an „fliegende Tee-beutel“, wie die Surfer Kites auch nennen. Nur
ein einziges Mal konnte mit Robby Naish vor 27 Jahren ein Windsportler das Innerste des Surf-Heiligtums betreten. Fotograf John Bil-derback war damals dabei und auch Anfang des Jahres, als erneut eine winterliche Sturm-front „Kona Wind“ brachte und Pipeline für Reo Stevens und Keahi de Aboitiz zum Leben erweckte. „In 29 Jahren an der North Shore hab´ ich so etwas noch nicht erlebt. Wenn Pipe eine Kite-Session zuließ, war es meist grau und entmutigend. Jetzt passte alles: Sonne, Wel-len, die Surfer blieben an Land, die Rettungs-schwimmer waren uns freundlich gesonnen und von Zeit zu Zeit bildete sich eine machbare Barrel. Reo und Keahi gaben alles – für sich und für den Ruf des Sports“, beschreibt Bilder-back die unvergessliche Session. Pipeline-Le-gende Gerry Lopez hätte seine Freude an den beiden gehabt. Im Interview auf der nächsten Seite spricht die Wellenreitikone über seine kürzlich entdeckte Leidenschaft für das Kiten.
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PROFIZIRKUS / Interview Pedro Henrique
„MOMENTAN MÖCHTE ICH NICHTS ANDERES MACHEN.“
INTERVIEW / Gerry Lopez
NATURTALENT: Gerry kitet erst seit ein paar Monaten und cruist schon gewohnt anmutig durch die Kurve – leider aber auch in großer Entfernung zum Fotografen
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HERR LOPEZ UND DIE LEICHTIGKEIT DES SEINS Für manche Wellenreit-Profis kommt es einem Outing gleich, wenn sie unter einem Kite gesehen werden. Bei Mr. Pipeline Gerry Lopez ist es das natürlichste der Welt. Der Surf-Guru weiß eben, dass es nur aufs Gefühl ankommt
Die in der Surfwelt oft mals infl ationär gebrauchte Bezeichnung „Legende“ muss bei Gerry Lopez nicht bemüht werden. Er steht weit über diesem Status. Das wird sofort klar, wenn man ihn trifft . Er ist einer dieser Men-schen, die diese gewisse Aura umgibt. Lopez ist ruhig, bewegt sich langsam und sagt nur dann etwas, wenn er auch wirklich etwas zu sagen hat. In der Welt der Wellenreiter ist er gutes Gewissen und Guru zugleich. Der 65-jährige, gebürtige Hawaiianer galt in den Sechzigerjah-ren als einer der furchtlosesten und gleichzei-tig elegantesten Surfer. Kaum zu glauben, dass dieser kleine, fast schon schmächtig wirkende Mann der erste Surfer sein soll, der Pipeline als Erster ernsthaft gesurft ist. Also es dort mit der Barrel aufnahm. Doch er ist es. Und dass man ihm es nicht ansieht, ist mit ein Grund für die ehrerbietige Sympathie, die ihm weltweit von Surfern entgegengebracht wird. Ein weiterer ist sein Buch „Surf Is Where You Find it“. Darin vertritt er die Th ese, dass der Geisteszustand, in den man während des Surfens gerät, durch viele andere Beschäft igungen hervorgerufen werden kann. Es komme nur auf die Einstel-lung an, also mit welchem Feuer man einer Sache nachgeht. Daher war es für ihn persön-lich nur konsequent, aus Sicht engstirniger Surfer extrem experimentierfreudig, als er für das Windsurfen Ende der Siebzigerjahre von Oahu nach Maui zog. 1982 steckte Lopez seine Energien in die Schauspielerei und war neben Arnold Schwarzenegger in „Conan, der Barbar“ zu sehen. 2001 wurden aus Wellen schneebedeckte Berge in Oregon. Und jetzt ist es Kiten, oder in Lopez´ Fall besser: Kitesurfen.
Denn im Herzen wird er immer ein Surfer blei-ben. Das machte er auch beim Naish Meeting während der Präsentation seiner Boardlinie deutlich. Mit den Einsteiger-Shapes möchte er wiederum Kiter oder Windsurfer dazu brin-gen, aus eigener Kraft eine Welle anzupaddeln. Denn früher oder später würde jeder Wasser-sportler der Faszination von Wellen erliegen. Wenn Lopez nicht auf irgendeiner Art von Board steht, erdet ihn seine Yogamatte. Seit 46 Jahren entdeckt er im Yoga immer etwas Neues. Wie im Surfen. Oder in anderen Tätig-keiten, die viel von einem abverlangen und einem viel zurück geben.
Gerry, willkommen an Board! Wie fühlt sich Kiten für dich an?Sehr gut. Aber ich habe erst Anfang des Jah-res angefangen und bin immer noch ein Kook (US-Surfj argon für Anfänger). Ich lasse es ganz ruhig angehen, an Springen ist noch nicht zu denken.
Setzt du auf Twintip oder Directional?Twintips sind überhaupt nicht mein Ding, die verstehe ich nicht. Ich fahre ein kurzes Direc-tional mit Schlaufen. Die kenn ich noch vom Tow-In-Surfen, das fühlte sich für mich natür-lich an. Ich sage mir immer: Wenn die Mög-lichkeit da ist, warum nicht den Vorteil nutzen?
Warum hast du gerade jetzt mit dem Kiten angefangen?Ich bin einer der Letzten, das stimmt. Ich habe mir das lange Zeit angeschaut, hab´ es beob-achtet. Und jetzt, wo die Kites besser und siche-
rer geworden sind, schien es mir an der Zeit zu sein.
Man munkelt, du bist wegen des Kitens kürz-lich an den River Gorge nach Hood River gezo-gen.Ja, das stimmt. Ich habe mir dort ein Haus gekauft , um so oft wie möglich Kiten zu gehen. Aber auch von Oregon aus bin ich oft nach San Francisco in die Delta Bay gefahren. Momen-tan möchte ich nichts anderes machen.
Gerry, du bist hier beim Naish Meeting, um deine Linie Wellenreitboards vorzustellen. Bist du zufrieden, wie die Boards aus der Produk-tion gekommen sind?Ich shape alle Boards noch per Hand und muss sagen, dass es fast schon erschreckend ist, wie gut die Boards geworden sind. Vor allem die Rails sind sehr sauber gearbeitet.
Robby hat von dem gemeinsam Trip mit dir nach Mexiko und von deinen ausgedehnten, frühmorgendlichen Fünf-Stunden-Sessions berichtet. Wie hältst du es so lange im Wasser aus? Ich versuche, meinen Körper in den Wellen-pausen weitestgehend herunterzufahren. Yoga hilft mir dabei sehr, vor allem bei der Atmung. Unser Körper kann so vieles, wir müssen es nur zulassen.
Danke für das Gespräch, Gerry.
Robby Naish und Lopez bei der Präsentation der neuen Naish-Wellenreiter
Sören Gehlhaus beim kurzen aber unvergesslichen Plausch mit Gerry Lopez
Kiten macht glücklich
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