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Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH

Joachim Peters hat das Zeitungsrnachen gelernt, als es in der Met­tage noch nach Blei roch. Er hat als Journalist für Rundfunk und Fernsehen gearbeitet und Dokumentar- und Lehrftlme produziert. Für das Bundespresseamt und für Bundesministerien hat er zahlreiche Schriften zu staatsbürgerkundlichen Themen verfaßt, mit einer Gesamtauflage von zehn Millionen.

Sein einziges Hobby ist die Neugierde. Und so ist er vor einem guten Jahrzehnt ins Silicon Vallry gereist, um jene damals ganz neuen Wunderkisten, die man »Personal Computer« nannte, in Augenschein zu nehmen. Diese Erkundungsfahrt wurde zu einer Reise ohne Retour-Billett, denn seitdem befaßt er sich als permanenter Autodidakt mit Computern und Publishing.

Er hat das erste deutsche Fachbuch über Desktop Publishing geschrieben und ist mit Vorträgen häufig auf Kongressen der Druckvorstufe aufgetreten. In Artikeln für die Fachpresse trug er als regelmäßiger Besucher der US-Szene zum Knowhow-Transfer über den großen Teich hinweg bei.

Als externer Mitarbeiter des Consulting-Unternehmens Arthur D. Uttle hat er Firmen der graphischen Industrie beraten und die Turbulenzen der Branche beim Übergang zur digitalen Produktion »aus dem Auge des Orkans« heraus mit­erlebt.

Ihn beschäftigen am meisten die langfristigen Trends des multimedialen Electronic Publishing, das erst langsam Gestalt annimmt. Er sieht darin »eine Revolution von ähnlich weitreichender Wirkung wie seinerzeit die Erftn­dung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern durch GUTENBERG, die dem Volk das Lesen eröffnete und letztendlich die allgemeine Schulpflicht nach sich zog.«

Für die Druckvorstufe wird sich das Betätigungsfeld erweitern. Dafür hat der Autor den Begriff IMAGINEERlNG vorgeschlagen. Der image engineer, der Bild-Ingenieur, kreiert aus Datenbanken und via Networks die Text-Bild-Video-Audio-Collagen, die Electronic Publishing für Multimedia verlangt.

Joachim Peters

Bestiarium der Bits 'n' Bytes

Perspektiven des Electronic Publishing

Zeichnungen von J. J. Grandville

Springer

Joachim Peters Hermannstraße 21 D - 56564 Neuwied Compuserve 100526,3463

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnalune Peters, Joachim: Bestiarium der Bits and Bytes: Perspektiven des Electronic Publishing/Joachim Peters. Berlin; Heidelberg; New York; Barcelona; Budapest; Hongkong; London; Mailand; Paris; Santa Clara; Singapur; Tokio: Springer, 1998 (Edition PAGE) ISBN 3-540-63420-7

DBN: 95.197914.0 SG:28

ISBN 978-3-540-63420-1 ISBN 978-3-642-71940-0 (eBook) DOI 10.1007/978-3-642-71940-0

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© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1998 Ursprünglich erschienen bei Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1998

Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annalune, daß solche Namen im Sinne der Warenzeichen und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.

Umschlaggestaltung: Künkel + Lopka, Heidelberg Satz: Reproduktionsfertige Autorenvorlage Gedruckt auf säurefreiem Papier SPIN: 10640161 33/3142 - 54321 0

rm ewidmet meiner Enkeltochter Elza Eden,

* 13.5.1993 in Nazareth, mit deren Augen die Welt so ist,

wie Computer sein wollten, aber nicht sind:

Always exciting and ever friendly

Inhalt

Götterdämmerung im Land Gutenbergs: Das TraillIlschiff versinkt im Bermuda-Dreieck - anno 1997 ..... ... .. ................................. .... .......................... ..... ..... 1

Das stolze Flaggschiff der deutschen Vorstufe, Linotype-Hell, geht unter. Tausend Mann werden über Bord geworfen, und die Heidelberger Druckmaschinen AG überninunt den Rest der PrePress-Matrosen.

Wie Heidelberg Linotype-Hell für einen Dollar bekam ............................................ .................................... .. ........... 4

Die Drucker wachen auf und wollen eine eigene Vorstufe ................................................. ............. .......... ... ........... 5

Interview mit Bernhard W Schreier, dem Leiter der Business Unit Prepress - vormals Linotype-Hell- bei Heidelberg.

Der Bilderbuch-Konzern - anno 1990 ..................................................................................................................................... 6

Linotype und Hell fusionieren 1990 zum weltgrößten Anbieter der Text-Bild-Integration. Die Physik paßt gut zusammen - stimmt auch die Chemie?

Der BerLin Standard - anno 1988 ................................................................. ... .......... .. ............................................................... 8

»Wohin reist der DTP-Zug?« - Ein Vortrag sorgte auf dem Bundestreffen 1988 des FORUM TYPOGRAFIE für Aufsehen. Der Redner rief Linotype und Berthold zu enger Kooperation auf, nur so könne das Land Gutenbergs sich behaupten.

Postscriptum auf das Erbe Gutenbergs - anno 1994 ............ ... ...... ........ .... .... ......... ..... ............ .... ................................. 17 Ein Newcomer aus den USA wurde zum Killer-Hai, der in Deutschland eine ganze Branche auffraß.

Die Zukunft des Publishing:

Der Drucker Fust und der Big Bang - anno 2006 ... ... .................................................................................................... 21

Ein phantastisches Szenario der Zukunft bis hinein ins Jahre 2006.

Quanten und Moleküle bewältigen Terabits von Daten .. .... .... .. .................................... ................................. ......... 21

Die Realität des Jahres 2006 wird im Labor vorweggenommen.

VII

FlashPix aus dem Bullshit Casde ................................................................................................................................................. 38 Warum FlashPix so sexy ist und wie die Firma Kodak nach dem größten Flop in ihrer Geschichte schließlich einen Hit landen konnte - dazu ein FunPix aus dem Bullshit Castle.

Der zersägte Leichnam und »depth on demand« .............................................................................................................. 42

Die Zeitung mutiert in naher Zukunft zu einer Mischung aus Cinemax der Information und elektronischem Basar. Das ist meine Prognose, obwohl ich das Zeitungs handwerk erlernt habe, als es noch Bleisatz gab.

Unternehmen werben im Cyberspace ...................................................................................................................................... 46 In Zukunft werden sich Unternehmen auf das Reengineering ihrer Werbung und Publizistik einstellen müssen. »Living Documents« kennzeichnen einen Trend, geistige Güter lebending zu gestalten und »just on time« abzurufen.

Der Vormarsch der Farbe ............................................................................................................................ 51

Das Farbmodell der Zukunft kommt aus der Dritten Welt und heißt: GBS - für Gelb, Braun, Schwarz. Dafür fehlt der Politik ein Color-Management-System.

Auf und davon via Internet: unsere Jobs ................................................................................................................................ 54

Noch knapp 1000 Tage hat die deutsche Vorstufe bis zur Jahrtausendwende. Ein paar 1000 Fachkräfte mehr werden dann arbeitslos sein. Ihre Jobs gehen auf Wanderschaft - auf und davon via Internet.

Als Maulwurf im Untergrund ........................................................................................................................................................ 57

Softwares haben den Komfort des Stadtlebens im Mittelalter, als die Bürger ihre Notdurft aus dem Fenster kippten. Respekt den Zeitgenossen, die durch den Unrat waten. Saubere Verhältnisse können teuer werden.

H ypernetworks und Imagineering .............................................................................................................................................. 60 Perspektiven der Reproduktionstechnik oder der Versuch, bis zum Jahr 2000 vorauszuschauen.

Multimedia:

CD-ROM - Navigation ohne nautische Karten ............................................................................................................... 68 Die vielversprechende CD-ROM hat sich zum überflüssigsten Vehikel des elektronischen Zeitalters entwickelt. Schuld daran sind die zahlreichen Dilettanten, die der schnellen Mark nachjagen, statt die Vorzüge des Mediums auszuspielen.

VIII

Multimedia und die Heimkehr der Bilder ............................................................................................................................. 72 Der abendländische Geist hat zu Bildern ein ähnliches Verhältnis wie der standesbewußte indische Kaufmann Ostafri-kas zur manuellen Arbeit. Dies wird Multimedia bald gründlich ändern. Wir erleben dabei den gigantischsten Fortbil­dungsprozeß in der Geschichte der Menschheit.

Leonardos Leichen und die Medienkompetenz ................................................................................................................. 75 Ein Schriftsteller erklärt einem Kaufmann geduldig den Unterschied zwischen Prosa und Lyrik. Dieser bedankt sich artig und meint: »leh wußte gar nicht, daß ich Prosa spreche ... « Diese hübsche Anekdote wird zur Zeit neu inszeniert. Politiker reden landauf, landab über Multimedia und predigen über Medienkompetenz - unsere, nicht ihre!

Multimedia und Multimumpitz ..................................................................................................................................................... 79 Wem die Geduld fehlt, ein ordentliches Buch zu schreiben, macht heuzutage auf Multimedia. Er rafft all das zusam-men, was er nicht kann, und fabriziert damit eine CD-ROM.

Raumfahrt und Zeitreise ................................................................................................................................................................... 82 Wer Multimedia macht, betritt eine Welt, die Albert Einstein als erster erkundet und beschrieben hat: das Raum-Zeit-Kontinuum. Multimedia-Produkte sind Raumfahrt und Zeitreise zugleich, sie brauchen Koordinaten und das Ticken der Uhr. Sie sind sowohl »frame-based« als auch »time-based«. Dieses Paradox hat Konsequenzen.

Zehn Gebote für eine gute CD-ROM ..................................................................................................................................... 85 Der Weg von der digitalen Buchproduktion zur Produktion digitaler Bücher auf CD-ROM ist so naheliegend, daß ihn viele zu schnell beschreiten und dabei elementare Grundregeln der Medienproduktion übersehen.

Ed Wood lebt! Multimedial! ............................................................................................................................................................ 90

Ein Meister des Murks, eine Hollywood-Legende, ist von den Toten auferstanden und sucht die CD-Produktion heim. Bei Firmen wie Gruner + Jahr oder Siemens hat der Unsterbliche schon zugeschlagen.

Internet: Der elektronische Querschläger ................................................................................................................................................... 94

Das Internet, die elektronische Präsentation von Wissen, wird unsere Sehgewohnheiten verändern. Material auf dem Bildschirm verlangt eine andere Form der Darstellung als ein Druckwerk. Für Graflker eine große Chance.

IX

Die Homepage, Herr Minister! ..................................................................................................................................................... 98 »Das Internet ist eine gigantische Illusionsfabrik, kein Thesaurus menschlichen Wissens. Wissen - ohne Struktur ange­häuft - wird unvermeidlich zu Mist. Je größer der Haufen, desto größer der Mist.«

Klammeraffe und Rinderwahnsinn .......................................................................................................................................... 102 Die Menschheit wird von zwei Formen des Wahnsinns bedroht - von BSE und WWW Warum verfallen Millionen Menschen dem Wahn, wenn der Begriff Internet fällt?

Der Duft der Frauen und die Intranets ................................................................................................................................. 106 Bill Gates - wahrlich kein großer Denker vor dem Herrn - hat diesmal den Nagel auf den Kopf getroffen: Das Intranet sei das fehlende Stück im Puzzle der PC-Vernetzung, sagt er. Dieser kleine Satz birgt großen Sprengstoff.

Achtung,die I<nowbots kommen! ............................................................................................................................................. 109 Roboter des Wissens, knowledge robots, sind die einzige Chance, das außer Kontrolle geratene Internet wieder nutz-bar zu machen. An diesen Knowbots wird fieberhaft gearbeitet.

Das »buggy business« des Computing:

Software und heiße Luft .................................................................................................................................................................. 112

Was früher nur der Kirche gelang, ist heute auch in der Softwareindustrie gängige Praxis: Sie verkauft Hoffnungen gegen klingende Münze. Porträt einer Firma, die mit Software und viel heißer Luft Millionenumsätze erzielt.

Apple - A Dead Man Walking .................................................................................................................................................... 115 In der Ökonomie geht es oft zu wie im Western. Der Held stirbt langsam. Apple-FanJoachim Peters untersucht, während der Mac noch schreitet, die Gründe für seinen Tod.

Warum Bill Gates dünuner ist als Elza .................................................................................................................................. 117 Ob Computer und ihr »user interface« etwas taugen, lernen wir am besten von Kindern.

Die Wiener Masche und der Krieg der Softwares .......................................................................................................... 121

Periodisch überfluten hochkarätige Programme den Markt. Renommierte Softwares werden zum Nulltarif unter die Leute gebracht. Für Standard-Software gibt es gespaltene Preise: Dumme bezahlen doppelt.

x

»Good enough« - außen hui, innen pfui! ................................................................................................ 124 Der amerikanische Software-Guru Edward Yourdon vertritt vehement die Meinung, eine Software könne gar nicht schlecht genug sein. Das spare Geld. Solange die meisten Kunden es nicht merken, sei sie »good enough«.

Workflow, Daten und Database Publishing:

PostScript, Acrobat und John's Big Dream ........................................................................................................................ 127 »If you can dream it, you can do it« - unter diesem Motto zieht Adobe durch die Lande und verkündet eine frohe Botschaft Mit PostScript 3 und Acrobat soll in Zukunft das Publishing quer durch alle Medien ganz einfach sein.

Laßt die Puppen tanzen! ................................................................................................................................................................. 131 Produktiv wird Publishing, wenn wir nicht mit der Maus auf dem Bildschirm herumkurven, sondern statt dessen die Softwares mit Scripts ansteuern. Faulenzer mit Intelligenz können so viel Geld und Nerven sparen.

NITF - Zeitgeschichte für die Ewigkeit ............................................................................................................................... 135

Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern, heißt es unter Journalisten. In Zukunft werden sie umdenken müssen. Die alten Nachrichten sind dann die wertvollsten. Ein fundamentaler Umbruch im Nachrichtengewerbe steht bevor.

Runter von den Bäumen, rein in die Metro! ....................................................................................................................... 139

Wann wird die Prepress-Branche endlich erwachsen und fangt an, mit dem Kopf statt mit der Hand zu arbeiten?

Alles in Fluß: Workflow ................................................................................................................................................................... 142 Das Zauberwort zur Datenkontrolle heißt Workflow Management. Mit ihm soll auch der Sprung vom Handwerk zur Kommunikationsindustrie gelingen.

Kataloge auf Knopfdruck .............................................................................................................................................................. 147 Von der Anwendung roher Gewalt bis zum Einsatz dedizierter Werkzeuge reicht auch Palette der Hilfsmittel, die eine der häufigsten Aufgaben beim Publishing bewältigen: die Produktion von Katalogen.

Das große Gewinnspiel der Telekom ..................................................................................................................................... 154

Die Daten von über 30 Millionen Telefonteilnehmern hält die Telekom faktisch in Geiselhaft. So erbeuten die Quasi-Monopolisten jedes Jahr Millionengewinne und provozieren immense Folgeschäden in Wirtschaft und Umwelt

XI

Menschen, Dollars und Design:

Dongles, Dollars und Agoraphobie ......................................................................................................................................... 158 Mit der Version 4.0 hat QuarkXPress nun den Stand von vor einem Jahrzehnt erreicht, als dedizierte geschlossene Systeme die Vorstufe regierten. Quarks Geschäftsprinzip: Du sollst keine anderen Götter haben neben mir!

Morphing und Schmetterling ....................................................................................................................................................... 162 Auf mein Geständnis hin, daß ich nicht zeichnen könne, erklärte mir mein Händler, ich bräuchte bloß eine Zeichen­software, dazu ein Tracing-Programm, natürlich Kai's Power Tools und die ultimative Morphing-Software.

Pandabären und Plappermäulchen ........................................................................................................................................... 166 Aus ihrem untergehenden Weltreich haben die Briten eine Errungenschaft in die Gegenwart hinüberretten können: den Club. Hier sind die Männer noch ganz unter sich. Frauen haben keinen Zutritt.

Wie kommen bloß die Fischstäbchen ins Meer? ............................................................................................................. 169

Die schlimmste Sünde in der Kunst ist die Übertreibung. Dann folgt die Skrupellosigkeit, schließlich die Gedankenlo­sigkeit. Wir Desktop Publisher sind allzumal Sünder. Der Satan wartet schon.

Dallas in San Francisco .................................................................................................................................................................... 172 Als hätte jemand ein Drehbuch für die TV-Seifenoper »Dallas« geschrieben. Den Schurken spielte Microsoft-Chef Bill Gates. Drehort war die Seybold-Konferenz im Herbst 1989. Sie bot einen tiefen Einblick in die Software-Industrie.

Seybold und der »American Dream« ....................................................................................................................................... 176 Anregend sind die Seybold-Seminare immer wieder, schon wegen ihrer steilen intellektuellen Gamma-Kurve.

Quellennachweis: Erstveröffentlichung der Beiträge ............................................................................................... 179

Index: Personen, Firmen/Produkte, Schlagworte ........................................................................................................ 180

XII

Vorwort

oder die ))human factors« im Computing

Das Schreiben von Kolumnen und Berichten über Electronic Publishing hat mir immer viel Spaß gemacht. Einigen Lesern auch die Lektüre, wie ich zuwei­len hören konnte.

Kolumnen sollen anregend und amü­

sant sein. Und sie sollen einen Gedanken so plausibel vortragen, daß der Leser sich am Ende sagt: »Das ist genau das, was ICH schon immer dachte. Wie gut, daß sich jemand die Mühe gemacht hat, etwas so Gescheites zu Papier zu bringen.

Die klugen Gedanken meiner Leser

also habe ich hier noch einmal zusam­mengestellt und ihnen, wo nötig, ein Up­date beschert. Hinzugenommen habe ich einige Artikel, die den Niedergang der deutschen Vorstufen-Technologie be­leuchten. Spektakulärster Fall ist ja nach dem Tod von Berthold nun Linotype­Hell. Die bittere Diagnose - »Feigheit vor dem Freund« - möge man auch lesen als Beitrag zum aktuellen Thema »Standort Deutschland«.

Das Desktop Publishing ist entstanden als konzertante Aktion von Genies, Gu­rus und Gauklern, gewachsen auf dem Humus des Silicon Vallry. Die wichtigen Akteure habe ich bei den S rybold Seminars studieren können. Um die human factors ins Blickfeld zu rücken, habe ich hier auch einen Bericht aufgenommen, der einen bi­zarren Hahnenkampf zwischen BILL GATES undAdobe'sJoHN WARNOCK schil-

dert - unvergeßliches Highlight eines Seybold-Seminars im Herbst 1989 in San Francisco.

Das burleske Drama, das sich damals im Moscone Center entfaltete, gibt Einblick in die Triebkräfte der dominanten Akteu-

XIII

re dieser jungen Industrie - in den Wor­ten eines Insiders aus dem Silicon Valley: »It's ego, and it's money!«

Wie mannigfaltig der menschliche Zoo bevölkert ist, das amüsierte schon die Mönche im Mittelalter. Der anglonor­mannische Geistliche PH. DE THAON ver­suchte sich vor 900 Jahren an anzüglichen symbolischen Deutungen von wilden Tie­ren und ihrem Spiel mit edlen Steinen.

: einem Traktat gab er den Titel »Be ti­ariumK (Bestia Oat.) : wildes Tier)

Der Menschenzoo, den ich jahrelang im Silicon Valley studieren konnte, spielt nun mit Bits und Bytes. Er hat für das Publi­shing das digitale Zeitalter ausgerufen.

Der Wissenschaftsrustoriker THOMAS KUHN hat für solche Zeitenwenden - etwa für den Übergang von PTOLEMÄUS zu Ko­PERNIKUS - den Begriff »Paradigmen­wechsel« eingeführt. Wenn alte Weltan­schauungen und Technologien sich als nicht mehr adäquat erweisen, machen sie neuen Platz.

Oft kommt es zu erbitterten Kämpfen zwischen der konservativen Nomen­klatura, die uneinsichtig auf ihren Posi­tionen beharrt, und den »Neuerern«-

XIV

bis die Traditio­nalisten unter­gehen. Ihr Knowhow wird in die neuen Theorien einge­baut und über­lebt partiell, ihre Institutio­nen verfallen.

Im Publishing waren wir alle Zeuge, Nutz­nießer und Op­fer eines sol­chen Paradig­menwechsels.

Wie alles kam -und wie es wei­tergeht, das ist das Thema die­ses Buches.

An dem digitalen Zoo, der technologi­schen Fortschritt gebiert, hätte der fran­zösische Illustrator Jean-Ignace-Isidore Gerard, alias J. J. GRANDVILLE (1803-1847), seine wahre Freude gehabt. Er hat

mir in einer e-mail aus dem Jenseits ge­stattet, einige seiner Graftken zu ver­wenden. Sie sind dem Thema angemes­sen.

Joachim Peters Compuserve 100526,3463