JHG Traunreut - Grundwissen Geschichte 9. Klasse 2018/19 · 2019. 6. 24. · JHG Traunreut -...

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JHG Traunreut - Grundwissen Geschichte 9. Klasse 2018/19 1. Die Weimarer Republik 1918 Novemberrevolution 1919 Versailler Friedensvertrag 1923 Krisenjahr: Ruhrkampf, Inflation, Separatismus im Rheinland, Hitlerputsch 1929 Weltwirtschaftskrise 1933 „Machtergreifung“: Hitler Reichskanzler 30.1.1933 Revolutionäre am 9.11.1918 am Brandenburger Tor 1 Hitler posiert während seines Prozesses. 2 Massenandrang bei der Berliner Sparkasse nach Schließung der Banken, 13. Juli 1931 3 „Kabinett Hitler“: Hitler, Göring und Frick (NSDAP) „eingerahmt“ von konservativen Ministern 4 Die Weimarer Republik war die erste Demokratie auf deutschem Boden. Die Weimarer Verfassung gehört zu den bis dahin modernsten Verfassungen, die Deutschland je hatte, sichtbar z.B. am Frauenwahlrecht (vgl. auch Grafik weiter unten). Nach dem 1. Weltkrieg zuerst noch außenpolitisch isoliert, schaffte es die WR innerhalb weniger Jahre wieder in die internationale Völkerfamilie aufgenommen zu werden (> Mitglied im Völkerbund). Allerdings waren die Startbedingungen der WR so schwierig, dass schon in ihren Anfangsjahren Ursachen für ihr frühes Scheitern nach nur 14 Jahren zu finden sind: Die Novemberrevolution sorgte für Chaos und Unsicherheit auf den Straßen, die Arbeiterbewegung spaltete sich. Der Versailler Vertrag schwächte die WR mit seinen harten Bestimmungen nicht nur wirtschaftlich, sondern verletzte auch den Nationalstolz vieler Deutschen, die so empfänglich für Propaganda von rechts wurden. So schaffte es v.a. die Dolchstoßlegende, dass ein großer Teil der Bevölkerung der Republik gegenüber skeptisch eingestellt blieb. Mit dem Krisenjahr 1923, in dem die WR v.a. durch den Ruhrkampf, die Inflation und den Hitlerputsch kurz vor dem Scheitern stand, erreichte die unsichere Anfangsphase einen ersten Höhepunkt. Konnte sie sich durch die Rentenmark und amerikanische Kredite auch für einige Jahre erholen (vgl. auch Goldene Zwanziger), leitete die Weltwirtschaftskrise 1929 ihren endgültigen Niedergang ein. Massenarbeitslosigkeit und extreme soziale Not gaben den extremistischen Parteien Auftrieb, v.a. der NSDAP. Bestimmte Schwachpunkte in der Weimarer Verfassung, deren Konsequenzen die Verfassungsväter 1919 nicht bedacht hatten (v.a. Art 25, 48 und 53 1 ), ermöglichten schließlich die Kanzlerschaft Hitlers (s.u. „Machtergreifung“). 1 Artikel 25: Auflösung des Reichstages durch den Reichspräsidenten Artikel 48: Notverordnungsrecht des Reichspräsidenten Artikel 53: Ernennung und Entlassung des Reichskanzlers durch den Reichspräsidenten

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JHG Traunreut - Grundwissen Geschichte 9. Klasse 2018/19

1. Die Weimarer Republik 1918 Novemberrevolution 1919 Versailler Friedensvertrag 1923 Krisenjahr: Ruhrkampf, Inflation, Separatismus im Rheinland, Hitlerputsch 1929 Weltwirtschaftskrise 1933 „Machtergreifung“: Hitler Reichskanzler 30.1.1933

Revolutionäre am 9.11.1918 am Brandenburger Tor1

Hitler posiert während seines Prozesses.2

Massenandrang bei der Berliner Sparkasse nach

Schließung der Banken, 13. Juli 19313 „Kabinett Hitler“: Hitler, Göring und Frick (NSDAP)

„eingerahmt“ von konservativen Ministern4

Die Weimarer Republik war die erste Demokratie auf deutschem Boden. Die Weimarer Verfassung gehört zu den bis dahin modernsten Verfassungen, die Deutschland je hatte, sichtbar z.B. am Frauenwahlrecht (vgl. auch Grafik weiter unten). Nach dem 1. Weltkrieg zuerst noch außenpolitisch isoliert, schaffte es die WR innerhalb weniger Jahre wieder in die internationale Völkerfamilie aufgenommen zu werden (> Mitglied im Völkerbund). Allerdings waren die Startbedingungen der WR so schwierig, dass schon in ihren Anfangsjahren Ursachen für ihr frühes Scheitern nach nur 14 Jahren zu finden sind: Die Novemberrevolution sorgte für Chaos und Unsicherheit auf den Straßen, die Arbeiterbewegung spaltete sich. Der Versailler Vertrag schwächte die WR mit seinen harten Bestimmungen nicht nur wirtschaftlich, sondern verletzte auch den Nationalstolz vieler Deutschen, die so empfänglich für Propaganda von rechts wurden. So schaffte es v.a. die Dolchstoßlegende, dass ein großer Teil der Bevölkerung der Republik gegenüber skeptisch eingestellt blieb. Mit dem Krisenjahr 1923, in dem die WR v.a. durch den Ruhrkampf, die Inflation und den Hitlerputsch kurz vor dem Scheitern stand, erreichte die unsichere Anfangsphase einen ersten Höhepunkt. Konnte sie sich durch die Rentenmark und amerikanische Kredite auch für einige Jahre erholen (vgl. auch „Goldene Zwanziger“), leitete die Weltwirtschaftskrise 1929 ihren endgültigen Niedergang ein. Massenarbeitslosigkeit und extreme soziale Not gaben den extremistischen Parteien Auftrieb, v.a. der NSDAP. Bestimmte Schwachpunkte in der Weimarer Verfassung, deren Konsequenzen die Verfassungsväter 1919 nicht bedacht hatten (v.a. Art 25, 48 und 531), ermöglichten schließlich die Kanzlerschaft Hitlers (s.u. „Machtergreifung“).

1 Artikel 25: Auflösung des Reichstages durch den Reichspräsidenten

Artikel 48: Notverordnungsrecht des Reichspräsidenten Artikel 53: Ernennung und Entlassung des Reichskanzlers durch den Reichspräsidenten

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Gebietsveränderungen durch den Versailler Vertrag5

Verfassung der Weimarer Republik6

2. Die NS-Zeit und der Zweite Weltkrieg

1934 Röhm-„Putsch“: Ausschaltung der SA und der konservativen Opposition durch Hitler und SS 1938 Novemberpogrom 9.11.1938 1939 Beginn des Zweiten Weltkriegs 1.9.1939 1944 Attentat auf Hitler 20. Juli 1944 1945 bedingungslose Kapitulation Deutschlands 8./9.5.1945

Hitler und Röhm 19337

Reichspräsident Hindenburg8 (1847-1934)

SA-Männer beim Anbringen von Plakaten mit Boykottaufruf, 1. April 19339

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Häftlinge im KZ Dachau10 Leichen polnischer Soldaten in einem Straßengraben (September 1939)11

Die Herrschaft des Nationalsozialismus dauerte von 1933 bis 1945 und kann als das bisher dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte bezeichnet werden. Durch die Aushöhlung der Weimarer Verfassung wird mit der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler am 31.01.1933 den Nationalsozialisten der Weg in die Macht geebnet. Sie selbst bezeichneten diesen Vorgang dann mit dem NS-Propagandabegriff in übertriebener Weise als „Machtergreifung“. Innerhalb kurzer Zeit, nämlich bis etwa Mitte 1934, wird in Deutschland eine Diktatur errichtet, v.a. durch das Ermächtigungsgesetz, das den Reichstag als Kontrollinstanz der Regierung und damit auch die Gewaltenteilung ausschaltet sowie durch den Prozess der Gleichschaltung, der alle politischen Institutionen und gesellschaftlichen Gruppen dem Führerstaat unterordnet. Künftig müssen so alle Länder, Parteien, Gewerkschaften, Beamten und andere Berufsgruppen dem Führer „folgen“. Nach der Ausschaltung der SA und der konservativen Opposition sowie dem Tod Hindenburgs ist der Prozess der „Machtergreifung“ 1934 abgeschlossen. Da im NS-Staat auch die Grundrechte außer Kraft gesetzt wurden („Reichstagsbrandverordnung“), wurde Kritik am System streng verfolgt, bis hin zur Inhaftierung in eines der zahlreichen Konzentrationslager im Reichsgebiet (oder später in den besetzten Gebieten). Beispiellos großes Leid brachte die konsequente Umsetzung der NS-Ideologie: Wer nicht zur „Volksgemeinschaft“, einer angeblich höherwertigen Rasse von „arischen“ Deutschen gehörte, wurde ohne Rücksicht ausgegrenzt und verfolgt. Neben den politisch Andersdenkenden gehörten deshalb auch Menschen mit Behinderung (sogenanntes „lebensunwertes Leben“), Homosexuelle, Sinti und Roma und v.a. Juden zu den Opfern des NS-Staates. Das Dritte Reich förderte durch entsprechende Propaganda den in der Gesellschaft bereits vorhanden Antisemitismus und setzte ihn erstmals in der Geschichte durch umfassende und brutale politische Maßnahmen von Seiten des Staates in die Tat um. Unter unzähligen Verordnungen, die die jüdische Bevölkerung bereits ab 1933 systematisch schikanierten, bilden die „Nürnberger Gesetze“, das Heiratsverbot von Juden mit „Ariern“, 1935 einen ersten traurigen Höhepunkt. 1938 gipfelte der Judenhass in der reichsweiten Zerstörung deutscher Synagogen in der „Reichspogromnacht“. Im Zuge des von Hitler-Deutschland 1939 entfesselten 2. Weltkrieges wurden deutsche und europäische Juden in eigens dazu gebauten Vernichtungslagern systematisch ermordet („Holocaust“ oder „Shoa“). Die nationalsozialistische Außenpolitik zielte nicht nur auf die konsequente Revision der Versailler Vertrages, sondern von Anfang an auf die Realisierung eines ihrer ideologischen Hauptziele: der Schaffung von Lebensraum im Osten für die angeblich höherwertige arische Bevölkerung. Konsequenterweise folgten so dem Anschluss Österreichs 1938 das Münchner Abkommen, das sogar mit der Zustimmung der Westmächte die Sudetendeutschen Gebiete „heim ins Reich“ holte. Die tolerante Haltung der Westmächte (Appeasementpolitik) änderte sich erst nach der „Zerschlagung der Resttschechei“ und ganz eindeutig mit dem deutschen Überfall auf Polen 1939, mit dem der 2. Weltkrieg begann. Dieser endete mit einer Katastrophe: Die Opferzahl lag bei 50 Millionen Toten, 1945 lagen zahlreiche deutsche Städte durch die alliierten Bombenangriffe in Schutt und Asche, Millionen Menschen wurden durch Flucht und Vertreibung entwurzelt, sowohl die deutsche Kriegsschuld als auch die deutsche Kriegsniederlage waren eindeutig. Man sprach auch von der „Stunde Null“.

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3. Ost-West-Konflikt und doppelte Staatsgründung 1946 Verfassung des Freistaats Bayern 1949 Grundgesetz 23.5.1949 1949 Gründung der beiden deutschen Staaten

Die vier Besatzungszonen12

Hauptangeklagte im Nürnberger Kriegsverbrecherprozess13 (v.l.n.r.): Göring, Heß, von Ribbentrop, Keitel

(dahinter, v.l.n.r.): Dönitz, Raeder, von Schirach, Sauckel

„Rosinenbomber“ während der Berlin-Blockade14

Währungsreform: Warteschlange vor einer Bank15

Auf der Konferenz von Potsdam 1945 teilten die Siegermächte Deutschland dann in vier Besatzungszonen auf. Insbesondere durch den Einfluss der USA vollzog sich in den westlichen Besatzungszonen eine in großen Teilen erfolgreiche Entnazifizierung und „Erziehung“ der dortigen Deutschen zur Demokratie, in der wir heute leben. Wirtschaftliche Weichenstellungen wie die Marshallplanhilfen, die Währungsreform und die Luftbrücke führten 1949 zur Gründung der BRD, wenige Monate später wurde aus der sowjetisch besetzten Zone die DDR. So existierten bis 1990 zwei unterschiedliche politische Systeme auf deutschem Boden nebeneinander: eine Parlamentarische Demokratie mit Sozialer Marktwirtschaft im Westen (BRD) und eine Sozialistische Republik mit planwirtschaftlicher Ordnung im Osten (DDR).

4. Deutschland im Zeichen der Zweistaatlichkeit 1949-1962 1953 Aufstand gegen das DDR-Regime 17.6.1953 1961 Mauerbau 1963 deutsch-französischer Freundschaftsvertrag

Sowjetischer Panzer in Berlin 195316

Bau der Berliner Mauer 196117

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NATO und Warschauer Pakt18

Die beiden deutschen Staaten werden in der Folgezeit zum wichtigsten Schauplatz eines viel größeren weltweiten Konflikts, der sich seit dem Kriegsende abgezeichnet hat: Im sogenannten Kalten Krieg standen sich nämlich zwei riesige Machtblöcke gegenüber, die du auf der Karte oben gut sehen kannst: Der von der UdSSR angeführte „Ostblock“ aus sozialistischen Staaten („rot“) und der von den USA dominierte kapitalistische Westen („blau“). Bei genauerem Hinsehen erkennst du, dass Deutschland als einziges Land mitten in Europa die zwei Farben hat! Das schwierige Problem, zwei deutsche Teilstaaten mit derart unterschiedlichen politischen Ordnungen wieder zu einem Staat zusammenzubringen, bezeichnet man als „Deutsche Frage“. Deren Lösung rückte im Kalten Krieg erst einmal in weite Ferne, weil beide Teile jeweils vertraglich fest in ihren jeweiligen „Block“ integriert waren: die BRD z.B. in die NATO, das westliche Verteidigungsbündnis, und die DDR in das gegnerische östliche, den Warschauer Pakt.

5. Die Welt im Schatten des Kalten Krieges Der Ost-West-Konflikt war wichtig für die Entwicklungen in vielen Regionen der Erde, die sich dem westlichen (NATO) oder dem östlichen Block (Warschauer Pakt) anschlossen. Er war auch eine entscheidende Rahmenbedingung für die beginnende europäische Einigung. Heute bemüht sich die Europäische Union allen Problemen zum Trotz um ein friedliches und wirtschaftlich günstiges Miteinander ihrer Mitgliedsstaaten. In der sogenannten „Dritten Welt“ kämpfen die ehemaligen Kolonialstaaten noch heute um ihre Gleichberechtigung. Dieser Nord-Süd-Konflikt spiegelt sich auch in der aktuellen Flüchtlingskrise. Die UNO bemüht sich seit ihrer Gründung im Jahr 1945 angesichts der vielen Konflikte und Probleme um den Frieden in der Welt.

Kompetenz Methodik / Bildinterpretation:

Bilder und Karikaturen solltest du schon deuten können. Gehe am besten folgendermaßen vor:

… z.B. zur bekannten Darstellung der Dolchstoßlegende, die du im Heftchen zu deinem Geschichtsbuch auf Seite 4 findest.

1. Fragestellung erschließen / Angaben (Überschrift, Datum) zum Bild registrieren!

2. Darstellung genau anschauen. Wichtig können sein:

> Bildaufteilung (Wichtiges z.B. vorne / oben / in der Mitte; Nebensächliches, Verweise auf Ursachen für ein Geschehen hinten / am (rechten /linken) Rand etc...)

> Proportionen von Figuren zueinander oder von Körperteilen (z.B. Bismarck: manchmal großer Kopf > Durchsetzungswille bzw. -kraft)

> Symbole (Flaggen, Farben, Nationalitätenkennzeichen), symbolische Handlungen

> Erkennbarkeit historische Persönlichkeiten am Gesicht, an charakteristische Handlungen

> Kleidung, Gesichtsausdruck, Körperhaltung, Gestik, Accessoires von Personen

> andere dynamische Elemente

3. Das Gesehene mit dem Hintergrundwissen verknüpfen und Text erstellen

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Hierzu praktische Tipps:

Die Deutung eines Bildes kann man mit einem Übersetzungsvorgang von einer Sprache in die andere vergleichen:

BILD übersetzen >>>> TEXT

Arbeite am besten mit einer Tabelle, um Bild- und Deutungssprache sauber zu trennen:

Bildelement (Bildsprache, konkret)

„Übersetzung“, abstrakt: Heraustreten aus der Bildsprache /

Gebrauch von Fachbegriffen (Deutungssprache /Metasprache)

Frontsoldat,

steht stellvertretend für das im 1. Weltkrieg kämpfende Heer,

über ihm die schwarz-weiß-rote Nationalflagge

des Deutschen Kaiserreiches

das hier zur Verteidigung der „Ehre“ der deutschen Nation

selbstlos in den Kampf ziehe, so der Zeichner

dahinter: Mann, rote Kleidung,

steht stellvertretend für die polit. Linke im Reich (Arbeiterschaft

und deren Parteien: MSPD, USPD, KPD),

Augenbinde

Etikettierung der politisch aktiven Arbeiterschaft als kriminelle

Gruppierung, …

Dolchstoß

… die durch die Novemberrevolution das deutsche Heer an der

Front demoralisiert (in ihrem Kampfesmut geschwächt) habe und

somit – anstelle des Militärs - für die Niederlage verantwortlich

sei

Verüben der Tat aus dem Hinterhalt

Unterstellung, dass die Revolutionäre feige seien, indirekter

Vorwurf: Verrat an deutschen Kampfestugenden (nur Kampf

„Mann gegen Mann“ von Angesicht zu Angesicht sei ein

ehrenhafter Kampf!)

Revolutionär: schwarzer Hintergrund / Soldat:

weißer Hintergrund

mögliche Anspielung auf Schuld und Unschuld bzw. Gut und Böse

mit der Schlussfolgerung, dass die Revolutionäre eindeutig die

Schuld hätten

Bildsprache

(„Objektsprache“

konkret)

Deutungssprache

(„Metasprache“, abstrakt

mit Verweis auf das

Konkrete als Beleg)

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Deinen Text baust du am besten wie ein Argument auf, das du aus dem Deutschunterricht

kennst:

Aufbau der Antwort

Karikatur „Dolchstoßlegende“ (bez. auf Darstellung ohne Text, Maximallösung)

Merkmale

Die Darstellung aus dem Wahlplakat der DNVP will die Niederlage

des Krieges den demokratischen bzw. linksgerichteten Parteien in

Deutschland anlasten, um die „Ehre“ des Militärs zu retten, das in

der Kriegsführung versagt hat.

These zum Bild:

zusammenfassende

Formulierung über die

Hauptaussage der

Darstellung, hier nur

abstrakte Formulierungen

(Fachbegriffe)

Stellvertretend für das deutsche Heer, das zur Verteidigung der

nationalen „Ehre“ (siehe Flagge oben links) selbstlos in den Kampf

zieht, steht ein Frontsoldat, der gerade im Begriff ist nach vorne zu

stürmen. Dabei wird er von einem Mann aus dem Hinterhalt erdolcht.

Der Täter steht – erkennbar an der roten Kleidung - stellvertretend

für die Arbeiterschaft und die ihr zugeordneten Parteien zur Zeit der

militärischen Niederlage. Der Zeichner unterstellt damit den

Revolutionären von 1918, das deutsche Heer an der Front

geschwächt zu haben und somit – anstelle des Militärs - für die

Niederlage verantwortlich zu sein. Zudem kann die Unterstellung

herausgelesen werden, die Revolutionäre hätten feige gehandelt,

indem sie die Frontsoldaten wie hier im Bild „aus dem Hinterhalt“

angegriffen hätten. Generell bedeutet der Angriff „von hinten“ aber

vermutlich auch, dass die Revolution abseits der eigentlichen Front,

also im Reich selbst, stattgefunden hat und dem Heer dadurch „in

den Rücken gefallen“ sei.

Schuld und Unschuld werden vom Zeichner in dieser Darstellung

sehr eindeutig verteilt: Das Heer trifft keine (vgl. erdolchter Soldat >

weißer Hintergrund), die Revolutionäre alle Schuld an der

militärischen Niederlage. (Mörder > schwarzer Hintergrund). Dass die

OHL in ihrer Kriegsführung auch militärisch gescheitert ist, wird dem

Betrachter also vollkommen verschwiegen. Durch die Augenbinde,

die der Täter trägt, wird dieser zusätzlich als „kriminelles,

angsteinflößendes Element“, dargestellt. Der Betrachter soll also vor

einer nicht zu unterschätzenden Gefahr gewarnt werden, die aus

Sicht des Karikaturisten von Sozialdemokraten und Kommunisten für

die Zukunft Deutschlands ausgehe.

Begründung + Beispiel:

Belegen der These mit

deinem

Hintergrundwissen

(„Begründung“) und mit

den einzelnen

Bildelementen

(„Beispiele“)

Fett gedruckt:

Formulierungen, die

etwas deuten (abstrakt,

Fachbegriffe, historische

Hintergründe)

Normal gedruckt:

Belege aus dem Bild

Distanz zur Ansicht des

Zeichners durch

Konjunktivgebrauch

(„ausgehe“)

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Weitere Kompetenzen:

Was du sonst noch kannst:

Verfassungsschemata auswerten

Geschichtskarte auswerten

Quellen und Darstellungen unterscheiden

Quellen lesen und verstehen, ggf. auch in einer Fremdsprache, die du sprichst

mit Zeitzeugenbefragungen umgehen

Sachtexte lesen und verstehen, z.B. im Schulbuch

zu einer historischen Frage differenziert Stellung beziehen, argumentieren

manipulative und propagandistische Mittel in Massenmedien erkennen

das Internet sinnvoll für den Geschichtsunterricht nutzen

Bildnachweise

vgl. Fußnoten

Fachschaft Geschichte, Stand Juni 2019

1 Bundesarchiv, Bild 183-B0527-0001-810 / Unbekannt / CC-BY-SA 3.0

2 Bundesarchiv, Bild 102-00344A / Heinrich Hoffmann / CC-BY-SA 3.0

3 Bundesarchiv, Bild 102-12023 / Georg Pahl / CC-BY-SA 3.0

4 Bundesarchiv, Bild 183-H28422 / CC-BY-SA 3.0

5 CC Matthias Küch 2012 upon dtv-Atlas zur Weltgeschichte, Illustrierte Dt. Geschichte, Leisering Hist. Weltatlas,

Blank_map_of_Europe_1914.svg 6 CC Moritz Schmale 2007

7 Bundesarchiv, Bild Bild 146-1982-159-21A

8 Bundesarchiv, Bild 183-S51620 / CC BY-SA 3.0

9 Bundesarchiv, Bild 102-14468 / Georg Pahl / CC-

10 Sammlung Berlin Document Center (Bild 152), Inventarnummer 152-21-05

11 Bundesarchiv, Bild 101I-012-0018-06A / Kliem / CC-BY-SA 3.0

12 WikiNight2 (talk), https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=10252531

13 National Archives and Records Administration (NAID) 540128.

14 Airman magazine VIRIN: 110128-F-5040D-0388.JPG

15 Bundesarchiv, Bild 183-2005-1017-513

16 Bundesarchiv, B 145 Bild-F005191-0040

17 Bundesarchiv Bild 173-1321

18 Julian Oster - Eigenes Werk, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=32950330