Jason Derulo ,& Co. Sound - Marco Scherer · 2019. 9. 24. · E Sound Jason Derulo , & Co. O, 16...

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FUTURE So gelingt der angesagte Vintage-Sound Jason Derulo ,Taïo Cruz, La Roux & Co. RETRO Klingen wie Timberlake, Daft Punk, 16 Beat 12 | 2016 Ob in Synth- und Electro-Pop oder in House, Hip-Hop und Alternative Rock: Retro-Sounds sind derzeit extrem angesagt. In unserem großen Spezial erfahren Sie nicht nur, welche Vintage-Emulationen unverzichtbar sind, sondern auch, wie Sie mit verbreiteten Synth-Plug-ins die Klangästhetik von gestern wiederaufleben lassen. Zahlreiche Tipps zeigen Ihnen darüber hinaus, wie Sie Ihren Tracks mehr Charakter und Retro-Charme spendieren. Also werfen wir gemeinsam den Fluxkompensator an und ab geht’s in die Vergangenheit! von Marco Scherer und Vera Schumacher E igentlich ist Retro immer hip. Täg- lich werden alte Hits aufgewärmt, geremixt, verformt und neu inter- pretiert. Kein Wunder, schließlich ist der Mensch doch ein Gewohnheitstier und hört gern vertraute Melodien oder schwelgt in früheren Zeiten. Musik von damals ist daher niemals Vergangenheit, könnte man glatt behaupten. Doch nicht nur das, auch die Klangästhetik der Zeit vor der Jahrtausendwende steht ganz weit oben auf der Wunschliste vieler Pro- duzenten. Wie Sie den Sound einfangen und Ihre Tracks mit den Tricks vergange- ner Tage und dem Blick aufs Wesentliche nach vorne bringen, zeigen wir Ihnen auf den nächsten Seiten. Analog und Digital Analoge Synthesizer dürften eines der ers- ten Dinge sein, die gedanklich mit dem Stichwort „Retro“ verknüpft sind. Sicher- lich spielen diese auch eine wichtige Rolle, doch waren in den Achtziger und Neun- ziger Jahren vor allem digitale Geräte schwer angesagt. New Wave und Synth- Pop lassen grüßen. Casio, Roland, Yamaha, E-Mu, AKAI und andere große Herstel- ler versorgten den boomenden Markt mit immer neuen Workstations, Samp- lern und Synthesizern. Aufgrund der Ein- schränkungen durch damals teuren RAM mussten Tricks und Finesse angewen- det werden, um viel Sound in wenig Spei- cher zu bekommen. Manche Hersteller bil- deten beispielsweise Pianos oder Orgeln nach, indem der Anschlag der Instru- mente als kurzes Sample in einen Synth gepackt wurde. Der restliche Klang wurde hingegen mit Oszillatoren nachgebildet. Das Ergebnis waren einerseits natürlich nur halb-authentische Instrumente, ande- rerseits aber Klänge mit ganz eigenem Charakter, die für mindestens eine Gene- ration durchaus prägend waren. Sampler Ein anderer Trick, der vor allem in Samp- lern verwendet wurde, war das Transpo- nieren eines Sounds um mehrere Oktaven. Pro Oktave wird die Sample-Länge hal- biert und somit auch der benötigte Spei- cherplatz. Bei der Wiedergabe wird das Audiomaterial entsprechend tiefer abge- spielt. Zwar ist der Unterschied zum Ori- ginal so groß wie bei Tag und Nacht, aber diese eigene Klangwelt hat durchaus ihren Reiz. Im Workshop zu den 12-Bit-Basslines erfahren Sie mehr darüber. Outboard Gear Während viele aktueller Produktionen zu großen Teilen im Rechner entstehen, wurden vor einigen Jahren deutlich mehr externe Klangerzeuger, analoge Misch- pulte, Kompressoren und Effektgeräte ver- wendet. Computer waren Ende der Achtzi- ger bis Anfang der Neunziger zwar längst zur Studiozentrale avanciert, doch reichte die Power noch selten für komplexe Algo- rithmen aus. Darüber hinaus konnten sich Plug-in-Standards wie VST erst ein paar Jahre später etablieren. Im Gegensatz zu heute hatte man zu dieser Zeit also nicht die Wahl zwischen hunderten Effekten, sondern musste mit einer Handvoll Gerä- ten auskommen und damit eben um so erfinderischer sein. So wurde mal Gerät A mit Gerät B verbunden, durch C geschleift oder eben auf den drittklassigen Hall zurückgegriffen, weil einfach kein besserer verfügbar war. Diese Limitierungen för- derten wiederum Techniken und Klänge zutage, die einen gewissen Sound präg- ten und auch heute gern genutzt wer- den. Denn Lo-Fi und Trash sind schließ- lich nicht immer unerwünscht, sondern können auch für einen prägnanten Klang- charakter sorgen. Doch dazu später mehr in den Tipps. Jetzt legen wir erst einmal los. Anschnallen und ab Richtung „Back to the future“. Wir wünschen Ihnen viel Spaß dabei! 5 x Retro-Touch zum Eingrooven Broods – Free http://bit.ly/2e5FxGx http://www.broodsmusic.com CHVRCHES – The Mother We Share bit.ly/2emSPBQ | chvrch.es La Roux - Bulletproof bit.ly/2dBmDZZ laroux.co.uk Jason Derulo - Want To Want Me bit.ly/2e4E5YT jasonderulo.com Taio Cruz - Do What You Like bit.ly/2dWp4mW taiocruz.com Alle Daten zum Spezial als Download unter bit.ly/2dUnbrO

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FUTURE

So gelingt der angesagte Vintage-SoundJason Derulo ,Taïo Cruz, La Roux & Co.

RETROKlingen wie Timberlake, Daft Punk,

16 Beat 12 | 2016

Ob in Synth- und Electro-Pop oder in House, Hip-Hop und Alternative Rock: Retro-Sounds sind derzeit extrem angesagt. In unserem großen Spezial erfahren Sie nicht nur, welche Vintage-Emulationen unverzichtbar sind, sondern auch, wie Sie mit verbreiteten Synth-Plug-ins die Klangästhetik von gestern wiederaufleben lassen. Zahlreiche Tipps zeigen Ihnen darüber hinaus, wie Sie Ihren Tracks mehr Charakter und Retro-Charme spendieren. Also werfen wir gemeinsam den Fluxkompensator an und ab geht’s in die Vergangenheit! von Marco Scherer und Vera Schumacher

Eigentlich ist Retro immer hip. Täg-lich werden alte Hits aufgewärmt, geremixt, verformt und neu inter-

pretiert. Kein Wunder, schließlich ist der Mensch doch ein Gewohnheitstier und hört gern vertraute Melodien oder schwelgt in früheren Zeiten. Musik von damals ist daher niemals Vergangenheit, könnte man glatt behaupten. Doch nicht nur das, auch die Klangästhetik der Zeit vor der Jahrtausendwende steht ganz weit oben auf der Wunschliste vieler Pro-duzenten. Wie Sie den Sound einfangen und Ihre Tracks mit den Tricks vergange-ner Tage und dem Blick aufs Wesentliche nach vorne bringen, zeigen wir Ihnen auf den nächsten Seiten.

Analog und DigitalAnaloge Synthesizer dürften eines der ers-ten Dinge sein, die gedanklich mit dem Stichwort „Retro“ verknüpft sind. Sicher-lich spielen diese auch eine wichtige Rolle, doch waren in den Achtziger und Neun-ziger Jahren vor allem digitale Geräte schwer angesagt. New Wave und Synth-Pop lassen grüßen. Casio, Roland, Yamaha, E-Mu, AKAI und andere große Herstel-ler versorgten den boomenden Markt mit immer neuen Workstations, Samp-lern und Synthesizern. Aufgrund der Ein-

schränkungen durch damals teuren RAM mussten Tricks und Finesse angewen-det werden, um viel Sound in wenig Spei-cher zu bekommen. Manche Hersteller bil-deten beispielsweise Pianos oder Orgeln nach, indem der Anschlag der Instru-mente als kurzes Sample in einen Synth gepackt wurde. Der restliche Klang wurde hingegen mit Oszillatoren nachgebildet. Das Ergebnis waren einerseits natürlich nur halb-authentische Instrumente, ande-rerseits aber Klänge mit ganz eigenem Charakter, die für mindestens eine Gene-ration durchaus prägend waren.

SamplerEin anderer Trick, der vor allem in Samp-lern verwendet wurde, war das Transpo-nieren eines Sounds um mehrere Oktaven. Pro Oktave wird die Sample-Länge hal-biert und somit auch der benötigte Spei-cherplatz. Bei der Wiedergabe wird das Audiomaterial entsprechend tiefer abge-spielt. Zwar ist der Unterschied zum Ori-ginal so groß wie bei Tag und Nacht, aber diese eigene Klangwelt hat durchaus ihren Reiz. Im Workshop zu den 12-Bit-Basslines erfahren Sie mehr darüber.

Outboard GearWährend viele aktueller Produktionen

zu großen Teilen im Rechner entstehen, wurden vor einigen Jahren deutlich mehr externe Klangerzeuger, analoge Misch-pulte, Kompressoren und Effektgeräte ver-wendet. Computer waren Ende der Achtzi-ger bis Anfang der Neunziger zwar längst zur Studiozentrale avanciert, doch reichte die Power noch selten für komplexe Algo-rithmen aus. Darüber hinaus konnten sich Plug-in-Standards wie VST erst ein paar Jahre später etablieren. Im Gegensatz zu heute hatte man zu dieser Zeit also nicht die Wahl zwischen hunderten Effekten, sondern musste mit einer Handvoll Gerä-ten auskommen und damit eben um so erfinderischer sein. So wurde mal Gerät A mit Gerät B verbunden, durch C geschleift oder eben auf den drittklassigen Hall zurückgegriffen, weil einfach kein besserer verfügbar war. Diese Limitierungen för-derten wiederum Techniken und Klänge zutage, die einen gewissen Sound präg-ten und auch heute gern genutzt wer-den. Denn Lo-Fi und Trash sind schließ-lich nicht immer unerwünscht, sondern können auch für einen prägnanten Klang-charakter sorgen. Doch dazu später mehr in den Tipps. Jetzt legen wir erst einmal los. Anschnallen und ab Richtung „Back to the future“. Wir wünschen Ihnen viel Spaß dabei!

5 x Retro-Touch zum Eingrooven

Broods – Freehttp://bit.ly/2e5FxGx http://www.broodsmusic.com

CHVRCHES – The Mother We Sharebit.ly/2emSPBQ | chvrch.es

La Roux - Bulletproofbit.ly/2dBmDZZlaroux.co.uk

Jason Derulo - Want To Want Mebit.ly/2e4E5YT jasonderulo.com

Taio Cruz - Do What You Likebit.ly/2dWp4mWtaiocruz.com

Alle Daten zum Spezial als Download unter bit.ly/2dUnbrO

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Beat 12 | 2016 17

7 Hüllkurven So lassen sich auf einfache Weise dyna-mische Soundvariationen realisieren. Pas-

sen Sie die Filter- und Lautstärkehüllkurve für den gewünschten Klangverlauf wie abgebildet an. Ein etwas knackigerer Verlauf lässt sich durch Modula-tion der Decay-Phasen der Filter und Amp Envelope durch Hüllkurve 1 erzielen. Nehmen Sie dazu die gezeigten Zuweisungen in Zeile 6 und 7 der Modula-tionsmatrix vor.

8 Variation Reduzieren Sie dann den Decay-Wert der Modulationshüllkurve auf 41%. Um dem

Klang noch etwas mehr „Dreck“ zu spendieren, stel-len wir den Level-Regler des Noise-Generators auf 10%. Unser Bass-Sound lässt sich schon sehr aus-drucksstark spielen. Nun wäre es schön, den Klang mit dem Modulationsrad noch variieren zu können. Definieren Sie dazu die Zuweisungen in Zeile 9 bis 12 der Matrix.

9 SättigungWenn Sie jetzt das Modulationsrad öffnen, sorgt LFO 3 für einen Vibratoeffekt (Zeile

9+10) und durch Erhöhen des Filter-Decay-Werts erhält der Sound einen längeren Ausklang. Für einen etwas sanfteren Klangcharakter setzen wir den Pegel des Rauschgenerators auf 0 (Zeile 12). Mit-tels einer Röhrenverstärkersimulation wie Voxengo TubeAmp können Sie Ihrem Sound noch etwas mehr Wärme verleihen.

4 StimmschwankungenDurch diese und ein paar andere Tricks simulieren wir im Folgenden die Stim-

mungsvariationen spannungsgesteuerter Oszilla-toren. Stellen Sie die Fine-Regler der beiden Haup-toszillatoren auf -16 ct sowie +16 ct. Eine leichte Pulsweitenmodulation macht den Klang noch lebendiger. Nehmen Sie dazu folgende Zuweisung in der Modulationsmatrix vor: Source: LFO 1, Amount: -10, Destination: Pulse Width.

5 Mehr LebenStellen Sie dann bei LFO 1 eine Rate von 1.9 Hz ein. Die Zuweisung Source: LFO 2,

Amount: -10, Destination: Osc 2 Fine verleiht dem Sound leichte Stimmschwankungen. Definieren Sie für LFO 2 eine Rate von 1.0 Hz. Mit dem Grundklang sind wir zufrieden – jetzt gilt es, das Verhalten des Filters und der Hüllkurven eines analogen Synthe-sizers nachzubilden. Wechseln Sie in die Filtersek-tion.

6 Klangformung Wählen Sie den Modus LP Ladder 12dB an. Da die zweite Hüllkurve das Filter öffnen

soll, reduzieren wir Cutoff auf 8% und erhöhen Env auf 35%. Stellen Sie Key Track auf 50%. Nun möchten wir mit der Anschlagstärke beeinflussen, wie stark Hüllkurve 2 auf die Filterfrequenz wirkt. Passen Sie dazu die erste Zuweisung in der Modulationsmatrix an: Source: Velocity, Amount: +65, Destination: Fil-ter Env.

1 SimulantDie Klassiker unter den analogen Synthesi-zern zeichnen sich durch einen vollen und

lebendigen Sound aus, der durch subtile Schwan-kungen der Oszillatorstimmung und anderer Klang-parameter entsteht. Diese charakteristischen Vari-ationen wird von den besten Emulationen analoger Klassiker akribisch nachgebildet. Aber auch mit vie-len virtuell-analogen Synthesizern lässt es sich nachempfinden.

2 Los geht’s!Die wichtigste Voraussetzung ist, dass der Klangerzeuger Ihrer Wahl ausreichende

Modulationsmöglichkeiten bietet, wie Synapse Audio DUNE LE von der Heft-DVD. Unser Ziel ist ein kraftvoller Bass-Sound nach analogem Vorbild. Wir starten mit dem Init-Patch in Bank C. Aktivieren Sie den Wiedergabemodus Mono und stellen Sie Glide auf 20%. Wählen Sie für den zweiten Oszillator die Rechteckwellenform.

3 GrundsoundDrehen Sie Osc Mix auf 34%, sodass das Sig-nal von Oszillator 1 überwiegt. Der Suboszil-

lator sorgt mit der Rechteckwelle und einem Level von 44% für ein voluminöses Fundament. Während dieser einfache Sound bei einem analogen Synthe-sizer bereits sehr lebendig klingen würde, fällt er bei einem digitalen Synthesizer recht statisch aus. Eine gegenläufige Verstimmung der Oszillatoren wirkt hier Wunder.

Vintage-Sounds mit modernen Synths

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18 Beat 12 | 2016

4 Vintage-FeelingFür mehr Analog-Touch lassen wir die Oszil-latoren leicht driften: Schieben Sie die LFO-

Regler beider DCOs minimal hoch, stellen Sie die RATE auf den niedrigsten Wert und die WAVEFORM auf RND. Damit simulieren wir eine sehr dezente Unstabilität der Stimmen, die bei alten Synths typisch ist. Dazu schalten wir CHORUS auf MODE 1, um dem Bass mehr Stereobreite und Achtziger-Flair zu verleihen.

5 Sequenz 1Aber Achtung: Bei aktuellen Produktio-nen kann das stören. Im Zweifel lieber ohne

CHORUS auskommen und mono belassen. Der Sound sitzt soweit, fehlt „nur“ noch die Sequenz dazu. Keyboard-Virtuosen drücken einfach auf Auf-nahme und legen los. Alle anderen fangen mit einer einfachen Viertel-Sequenz an, die alle 1-2 Takte die Tonlage ändert. Für mögliche Progressionen sind Skalen eine große Hilfe [1].

6 Sequenz 2Kürzen Sie die Noten auf Achtellänge und füllen Sie vereinzelte Lücken mit 16tel-

Noten. Auch können Sie manche Noten nach hin-ten schieben, z. B. am Taktanfang. Dadurch kommt mehr Groove ins Spiel. Ziehen Sie außerdem alle 2-4 Takte eine Note auf Viertellänge und versehen diese mit einem Slide per Pitch-Wheel. Für den Timber-lake-Touch können Sie den Synth durch einen Finge-red-Bass-Sound ersetzen.

1 NostalgieDas erste typische Merkmal ist das Tempo: Viele der Hits von damals bewegen sich zwi-

schen 100 und 120 PBM. Herr Timberlake‘s Produ-zent entschied sich für 112 BPM. Zweites Merkmal sind kurz gespielte Noten, unterbrochen von weni-gen längeren Noten, die mit einem Slide versehen werden. Michael Jackson lässt grüßen. Die dritte Besonderheit ist die sehr melodiöse Sequenz mit Funk-Touch.

2 BassAls Sound kommt im Gegensatz zu typi-schen Synth-Bässen ein mit den Fingern

angespielter E-Bass zum Einsatz. Für unseren Work-shop haben wir uns für einen synthetischen Bass entschieden. Stellen Sie das Tempo Ihrer DAW auf 112 BPM, erzeugen Sie eine neue Spur und laden Sie das freie Plug-in PG8X. Wählen Sie für beide DCOs den Sägezahn. DCO-1 bleibt bei RANGE 8‘, DCO-2 pit-chen wir mit 16‘ ganz tief.

3 FilterFahren Sie beide DCOs im MIXER ganz hoch. Charakteristisch für Retro-Bässe ist oft das

Filter, das mit leichter Verzögerung kurz geöff-net wird. Stellen Sie CUTOFF auf 3, RES(onanz) auf 2 und ENV auf 5. ENVELOPE-1 sorgt mit ATTACK 1, DECAY 3, SUSTAIN 3 und RELEASE 0 für den gewünschten Effekt. Variieren Sie den Sound spä-ter per Filter-ENV-Regler und der Resonanz nach Ihrem Geschmack.

Sound like: Justin Timberlake – Can‘t Stop The Feeling

Nicht erst mit Justin Timberlake kam die aktuelle Retro-Welle in Fahrt, aber er ist einer der erfolgreichsten Acts, die den Sound von gestern in aktuellen Produktionen einsetzen. Neben grellen Synth-Pads ist vor allem die Bassline extrem typisch für die Zeit vor der Jahrtausendwende, wenngleich sie durch geschickte Klangauswahl ins moderne Musikgeschehen transferiert wird...

[1] feelyoursound.com/scale-chords

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Beat 12 | 2016 19

4 BasslineGeben Sie anschließend im Piano-Roll-Edi-tor Ihrer DAW die abgebildete Bassline ein.

Im Refrain von „Your Type“ kommt ein brillanter Pluck-Sound zum Einsatz, der typisch für den Synth-Pop der Achtziger Jahre ist. Eine leichte Übung für Synapse Audio DUNE LE. Laden Sie zunächst das Init-Preset in Bank C. Stellen Sie Osc Mix auf 50%, sodass beide Hautptoszillatoren zu hören sind.

5 Pluck Wählen Sie für alle drei Oszillatoren die Rechteckwelle an. Verstimmen Sie Oszil-

lator 1 und 2 leicht gegenläufig und stimmen Sie den zweiten um eine Oktave höher. Drehen Sie den Level-Regler des Suboszillators auf 68%. Für den angestrebten fülligen Klang sorgen die abgebilde-ten Unison-Einstellungen. Durch eine leichte Modu-lation der Pulsweite durch LFO 1 (Rate: 1.6 Hz) klingt der Sound lebendiger.

6 EffektePassen Sie die Filterparameter und Hüllkur-ven für den gewünschten Klangverlauf wie

auf dem vorigen Bild an. Die Zeilen 5 und 6 in der Modulationsmatrix spendieren dem Sound einen knackigeren Verlauf. Programmieren Sie danach die gezeigte Notenfolge. Zur Klangveredelung kommen bei diesem Sound die Effekte TAL-Chorus-LX, TAL-Dub-2 sowie TAL-Reverb-4 mit den gezeigten Ein-stellungen zum Einsatz.

1 Los geht’s!Die markanten Synthesizer-Sounds aus Carly Rae Jepsen‘s „Your Type“ lassen wohlige Erin-

nerungen an die goldene Pop-Ära der Achtziger wach werden. Legen Sie um diese nachzuprogram-mieren ein neues DAW-Projekt mit entspannten 92 BPM an. Laden Sie für den knackigen Bassklang den Synthesizer u-he Tyrell N6 [1]. Wählen Sie für Oszilla-tor 1 die Sägezahnwellenform und für Oszillator das Rechteck an.

2 BassErhöhen Sie den Fine-Wert von Oszillator 2 für leiche Klangschwebungen auf 4.00. Der

Suboszillator sorgt für ein voluminöses Fundament. Passen Sie dann die Mixer-Pegel wie gezeigt an. Für einen etwas lebendigeren Sound schieben wir den Vibr-Regler in der Osc-Mod-Sektion auf 1.00 und PW auf 8.50. Justieren Sie die LFO-Parameter wie auf dem Bild. Nun gilt es, den obertonreichen Klang zu zähmen.

3 KlangverlaufWählen Sie rechts oben das Filtermodell 12 dB/Oct an und stellen Sie Cut auf 51.00, Res

auf 21.00 und Mod 1 auf 66.00. Passen Sie für den gewünschten perkussiven Klangverlauf die beiden Hüllkurven von Tyrell N6 wie auf dem Bild an. Mit dem Plug-in Voxengo TubeAmp können Sie dem Bass einen etwas wärmeren Sound verleihen. Der Effekt TAL-Reverb-2 verhilft ihm hingegen zu mehr Räumlichkeit.

Sound like: Carly Rae Jepsen – Your Type

Gefühlsbetonter Pop-Sound mit zeitlosen Hooks und mitreißendem Gesang steht im Mittelpunkt des zweiten Albums „E·MO·TION“ der kanadischen Pop-Queen Carly Rae Jepsen. Das Werk wurde dabei von dem ebenso eingängigen wie emotionalen Pop der Achtziger Jahre inspiriert. Dies zeigt sich auch an den schillernden Synthesizer-Klängen mit Retro-Charme, die eine gelungene Symbiose mit modernen Sounds eingehen.

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20 Beat 12 | 2016

4 Plug-insAb hier übernimmt der Vocoder. Wir nut-zen das interne Plug-in von Live, alterna-

tiv können Sie den TAL-Vocoder aus den Down-load-Daten verwenden. Dort finden Sie übrigens auch die MIDI-Noten für die Synth-Spur als Car-rier. Dazu gleich mehr. Laden Sie den Vocoder auf die Vocal-Spur, dahinter ein Hochpassfilter bei 300 Hz und einen Kompressor. Duplizieren Sie die Spur anschließend.

5 NoiseErzeugen Sie eine MIDI-Spur mit einem belie-bigen Synth und beliefern den MIDI-Eingang

des zweiten Vocoders. Falls Sie den TAL-Vocoder nutzen, müssen Sie keinen Synth laden, benötigen aber eine weitere MIDI-Spur für den ersten Voco-der. Laden Sie die Datei „Nightcall Vocoder.mid“ auf jede Spur. Die erste wird die gewünschte rauschige Stimme liefern, indem Sie den Vocoder Carrier auf Noise stellen.

6 MelodieFür mehr Retro-Feeling können Sie die Zahl der Bänder reduzieren. Im TAL-Vocoder dre-

hen wir NOISE auf und alle anderen CARRIER-Regler runter. Beim zweiten Vocoder nutzen wir den Synth als Carrier. Je greller dessen Signal, desto verständli-cher wird am Ende die Ausgabe. Ungefilterte Säge-zahn-Wellenformen eignen sich meist am besten. Ist der Klang zu grell, fahren Sie die oberen Bänder herunter.

1 Neon purDie Hauptelemente des Songs sind Vocals von Lovefoxx, sowie eine Gänsehautstimme,

die kaum sinnbildlicher für die Nutzung von Voco-dern sein könnte. Das Gute daran: Der Eigenbau von Gesangseinlagen wie dieser sind nicht mal sonder-lich schwer zu bewerkstelligen. In den Download-Daten zum Workshop finden Sie eine dilettantische Aufnahme der Redaktion selbst, die dennoch voll und ganz genügt.

2 VorlageAber auch wenn Vocoder viel kaschieren und verfremden, sollten Sie auf zwei Dinge ach-

ten: Einerseits ist eine saubere Aussteuerung und gleichmäßige Lautstärke der Vocals von großem Vorteil. Umso fetter wird das Ergebnis später klin-gen. Andererseits sollten Silben und Worte klar und deutlich eingesprochen oder gesungen werden, damit die resultierenden Vocoder-Vocals auch ver-ständlich bleiben.

3 AufbereitungSollte die Lautstärke der Aufnahme stark schwanken, setzen Sie einen Kompressor

oder Limiter ein und fahren Sie Threshold hoch, bis ein einigermaßen ausgeglichenes Verhältnis erreicht ist. Für knackigere Silben sind Transienten-Tools einw großartige Hilfe, etwa Transient von Audio Assault. Das Plug-in finden Sie in den Download-Daten. Einfach Transient auf die Vocal-Spur legen und Attack aufdrehen.

Sound like: Kavinsky & Lovefoxx – Nightcall

Vom Underground-Youtube-Hit „Kung Fury“ mal abgesehen war „Drive“ einer der besten Kinofilme mit dem Synth-Pop-Flair der Achtziger. Starbesetzung, langsame, fließende Bewegungen und ein klasse Soundtrack. Beim Aufmacher „Nightcall“ mischte auch eine Hälfte von Daft Punk mit. Klar, dass wir da genau hinhören...

[1] www.u-he.com/cms/tyrelln6

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Beat 12 | 2016 21

4 Arpeggio Der Bass-Sound aus „Empty Threat“ wird von einem schillernden Arpeggio beglei-

tet, das typisch für CHVRCHES ist. Auch hier leis-tet uns DUNE LE gute Dienste. Starten Sie mit dem Init-Patch und stellen Sie Osc Mix auf 38%, sodass das Signal von Oszillator 1 überwiegt. Stimmen Sie Oszillator 1 um eine Oktave und Oszillator 2 um zwei Oktaven höher. Erhöhen Sie das Level von Oszillator 3 auf 22%.

5 Mehr BissAuch bei diesem Sound sorgt der Uni-son-Modus für die angestrebte Klang-

fülle. Justieren Sie danach die Filterparameter und die Hüllkurven wie gezeigt. Doch wie erhält der Sound jetzt den gewünschten Biss? Zum einen raut eine schnelle Modulation der Feinstimmung des ersten Oszillators durch LFO 1 den Klang leicht auf. Definieren Sie für den ersten LFO eine Rate von 78.5 Hz.

6 TrickkisteZum anderen betonen wir den Anschlag mit den Zuweisungen in Zeile 5 und 6 der Modu-

lationsmatrix. Dabei werden der Pegel des Rausch-generators sowie die FM-Intensität mittels Hüll-kurve 1 kurz erhöht. Programmieren Sie dann die dargestellte Sequenz im Piano-Roll-Editor. Noch klingt der Sound viel zu trocken. Abhilfe schaffen der Delay-Effekt TAL-Dub-2 sowie das Hall-Plug-in TAL-Reverb-4.

1 Analoge KlangweltenIn dem Song „Empty Threat“ von ihrem Hit-Album „Every Open Eye“ lassen CHVRCHES

ihrem Faible für analoge Sounds freien Lauf. Aber auch mit Software-Synths lassen sich die Klänge nachbauen. Erzeugen Sie ein neues DAW-Projekt mit 132.5 BPM. Laden Sie Synapse Audio DUNE LE und wechseln Sie zu dem Init-Preset in Bank C. Stellen Sie die Fine-Regler der Oszillatoren 1 und 2 auf -13.0 ct bzw. +14.0 ct.

2 Bass Drehen Sie Osc Mix auf 50% und wählen Sie für den Subsozillator die Rechteckwelle an.

Erhöhen Sie das Level des Suboszillators auf 58%. Für den gewünschten vollen Grundklang sorgen die gezeigten Unison-Einstellungen. Um die Höhen des Sounds leicht zu dämpfen, machen wir von dem Tiefpassfilter Gebrauch. Wählen Sie den Filtermo-dus LP Ladder 24 dB an und stellen Sie Cutoff auf 85% sowie Env auf 20%.

3 Fine-TuningPassen Sie die Hüllkurven wie auf dem Bild an. Um den Lautstärkeverlauf ein wenig

zu optimieren, nehmen wir zudem die folgende Modulationszuweisung in der Matrix vor: Source: Mod Env, Amount: -15, Destination: Amp Decay. Mit dem Plug-in TAL-Reverb-2 spendieren wir dem Sound einen leichten Halleffekt. Geben Sie im Anschluss die gezeigte Bassline im Piano-Roll-Edi-tor Ihrer DAW an.

Sound like: CHVRCHES – Empty Threat

Bereits seit ihrem äußerst erfolgreichen Debüt-Album „The Bones Of What You Believe“ gehört das britische Trio CHVRCHES zur Speerspitze des modernen Electro-Pop. Der Klang ihres packenden zweiten Albums „Every Open Eye“ ist von analogen Synthesizern geprägt, darunter Roland Jupiter-8 und Juno-106, DSI Prophet 12 und Pro 2, Moog Voyager und Sub Phatty, Oberheim OB-Xa sowie Korg Polysix und MS-20.

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22 Beat 12 | 2016

Feeling müssen Sie allerdings keinen alten Com-puter auskramen, denn Hersteller Renoise hat mit seiner gleichnamigen Software einen waschech-ten Tracker in modernem Gewand am Start - inklu-sive Plug-in-Schnittstellen und einer Menge inter-ner Effekte. In den Daten zum Spezial finden Sie die Beat-Version von Renoise.

Vinyl-KnisternDas menschliche Ohr kann nur drei Elemente

gleichzeitig wahrnehmen und orten, etwa Drums, Bass und eine Melodie. Achten Sie beim Arrangieren also darauf, den Hörer dementsprechend nicht mit vielen Elementen zu erschlagen, sondern sorgen Sie durch sinnvolle Abwechslung verschiedener Sounds für Spannung.

Leiernde SynthsRichtig gelesen: Diesmal geht es nicht um

das Layern von Synth-Klängen, sondern ums Lei-ern. Ältere Synthesizer „litten“ teils unter Instabili-tät der Oszillatoren, vor allem wenn sie noch nicht warmgelaufen waren. Genau das macht einen Sound unter Umständen aber erst so richtig sym-pathisch. Um den Effekt zu simulieren, verwenden Sie entweder ein Chorus-Plug-in mit hoher Inten-sität bei niedrigem Tempo (bzw. Rate). Oder Sie verbinden in Ihrem Synth einen langsamen LFO mit dem Finetuning-Parameter und sorgen so für Schwankungen.

Nutzen Sie Hardware!Zugegeben, der Tipp mag überflüssig klingen.

Doch wenn Sie den Sound von gestern authen-tisch einfangen wollen, ist das beste Mittel immer noch, auch die Geräte von gestern zu benutzen. Und zwar so, wie sie damals verwendet wurden. Per MIDI angesteuert und über einen Mixer aufgenom-men. Mit all den Limitierungen, die MIDI so mit sich bringt. Doch jede Einschränkung birgt wiederum Potenzial für kreativen Spielraum.

MIDI-SequenzerFür richtiges Retro-Live-Feeling empfiehlt sich

der Einsatz eines Hardware MIDI-Sequenzers. Hard-core-Puristen greifen auf den Klassiker MMT-8 von Alesis zurück. Mit seinen übersichtlichen acht Spu-ren und sehr rudimentären Bearbeitungsfunktio-nen ist er die ultimative Zeitmaschine. Achten Sie beim eventuellen Kauf aber auf eine frische interne Batterie, sonst sind aufwendige Settings schnell mal einfach weg. Wer es komfortabler möchte, ist beim Yamaha RM1x oder dessen großen Bruder RS-7000 bestens aufgehoben. Auf 16 Kanälen kön-nen externe Synths und die interne Klangerzeugung (auch Samples beim RS-7000) mit Noten und Auto-mationen versorgt werden. Der Clou beim RM1x: Der Speicher ist nicht flüchtig. Nach dem Einschal-ten ist also der letzte Stand sofort wieder verfügbar.

Simple ArpeggiosEin gern übersehenes Merkmal älterer Songs

sind schlichtweg einfache Arpeggios. Wo sich heute teilweise ausgefuchste Sequenzer in einem Synth wiederfinden, gab es früher meist nur die Wahl zwi-schen Up, Down oder Up/Down im Arpeggiator. Und der war oft sogar auf ein 16tel-Raster festge-legt. Für Retro-Touch ist ein 8tel- oder 16tel-Arpeg-gio für den Anfang also ein zuverlässiger Partner.

Wenige SpurenDie Beschränkung auf wenige Spuren im

Sequenzer ist nicht nur typisch für Songs aus der frü-hen Ära elektronischer Musik. Es kann auch dabei helfen, sich nicht in unendlichen Soundwelten zu ver-lieren. Wenn Ihr neuer Track noch in der Phase der Ideenfindung steckt, legen Sie doch ein Limit für die Anzahl der Spuren fest und behalten nur so viele der Ideen, wie in die Spuren passen. Oder anders: Erzeu-gen Sie vier Audiospuren und packen Sie alle Ele-mente des Tracks dort hinein. Kick, Snare, Hi-Hats etc. können also durchaus auf der gleichen Spur landen. Versuchen Sie, das Meiste aus den wenigen Spuren heraus zu holen.

Konsolen, Handhelds und ComputerAlte Synths und Bitcrusher sind eine Sache.

Doch umfasst Retro-Sound noch viel mehr. So macht es durchaus Sinn, Klänge legendärer Spiele-konsolen in Ihren Tracks zu verwenden. Etwa von Nintendos NES und Gameboy, Sega Mega Drive oder Master System, Atari, C64 oder anderen Com-putern und Handhelds. Samples dazu finden Sie im Netz massig, etwa von Puremagnetik [1], Ueber-schall [2] oder als fertige Soundbank für unseren Zampler//RX [3]. In den Download-Daten zum Spe-zial finden Sie zahlreiche Packs zum Loslegen.

Nutzen Sie Tracker!Sie könnten sogar noch einen Schritt weiter

gehen und die Glanz-Zeiten von Trackern wiederauf-leben lassen. Fast alle Soundtracks von Spielen der Ära von Atari, Amiga und C64 wurden mit Trackern programmiert. Sequenzen werden hier nicht in Clips oder Patterns aufgenommen, sondern per Tasta-tur eingespielt und als hexadezimale Zahlen gespei-chert. Im Gegensatz zur typischen Timeline moder-ner DAWs laufen diese Noten von oben nach unten. Basis für alle Sounds sind Samples und auf dem C64 natürlich der legendäre SID-Chip. Für echtes Retro-

Acht Tipps für analogen Sound

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Das Beste beider WeltenVon Electro-House-DJ und -Produzent Dirty South: „Meine Lieblings-Synths sind Moog Sub 37, Roland Juno-106, Jupiter-08 sowie der neue Korg Mini-logue und Kontakt und Omnisphere aus Software-Ecke. Das Beste beider Welten also. Mir hilft es sehr, Melodien live einzuspielen. Wenn man alle Noten mit der Maus setzt, kann sich die Performance am Ende etwas robo-terhaft anhören. Um Sounds einen organischen, lebendigen Klang zu ver-leihen, nutze ich oft simple Delays. Zwar mache ich meine Tracks am Ende immer im Rechner fertig, aber auf dem Weg dahin kommt ganz viel Hard-ware zum Einsatz. Meiner Ansicht nach hat das Arbeiten mit externen Geräten etwas ungemein Magisches.“

[1] puremagnetik.com; [2] ueberschall.com; [3] zampler.de; [4] izotope.com

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SPEZIALBEATFuture Retro

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Synapse Audio

The LegendThe Legend möchte den Klang einer frühen und einer späten Revision des Minimoog in all ihren Facetten nachbilden. Der Synthesizer setzt ganz auf die klassische Struktur mit drei Oszillatoren, Rausch-generator, Tiefpassfilter (hier mit zwischen 12 und 24 dB wählbarer Flankensteilheit) und zwei Hüllkur-ven. Ein vierfach polyphoner und ein Unison-Modus ermöglichen das mehrstimmige Spiel und wuch-tige Stacks. Auf der „Rückseite“ des virtuellen Instru-ments können Sie das Eigenleben der nachgebilde-ten Schaltungen beeinflussen. Ein toller Bonus sind die gelungenen Delay- und Halleffekte. The Legend begeistert als erstklassige Nachbildung des legen-dären analogen Synths, die aktuellen Referenzen wie u-he DIVA und NI Monark mit ihrem nuancier-ten, lebendigen und plastischen Sound auf Augen-höhe begegnet.www.synapse-audio.com | 99 Euro

u-he

DIVADIVA – dieser Name darf in keiner Auswahl der bes-ten Nachbildungen analoger Synthesizer fehlen. Das Plug-in gestattet das Kombinieren von Oszillator-, Filter- und Hüllkurvenmodellen von Minimoog, Korg MS-20, Oberheim SEM sowie Roland Jupiter 6 und 8, Alpha Juno, Juno-60 und JP8000. Auch die flexible Modulationsabteilung und die charaktervolle Effekt-ausstattung wissen zu begeistern. Durch die Mög-lichkeit, das Tuning von bis zu 16 Stimmen sowie das globale Driften der Oszillatoren oder des Fil-ters beeinflussen sind massive Unisono-Sounds ein Kinderspiel. Mit DIVA hat u-he die Emulation ana-loger Klassiker auf eine neue Stufe gehoben. Ange-sichts des kompromisslosen Sounds nimmt man die recht hohe CPU-Last gerne in Kauf. Ein dickes Lob verdient ferner das große Angebot expressiv spiel-barer Presets.www.u-he.com | 179 USD

Arturia

V Collection 5Arturias exquisite Sammlung virtueller Nachbau-ten legendärer Instrumente umfasst nun stolze 17 Klangerzeuger. Längst schon Klassiker sind die Emu-lationen des Moog Modular und Minimoog, ARP 2600, Oberheim Matrix 12 und SEM, Yamaha CS80, SCI Prophet-5 und VS, Roland Jupiter-8 sowie des Solina String Ensemble. Das Highlight der fünf Neu-zugänge ist das Synclavier V, dessen digitale Sound-vielfalt jede Plug-in-Sammlung bereichert. Analog Lab 2 ist eine Kollektion der besten Presets der Artu-ria-Klangerzeuger. Mit einem charaktervollen Retro-Klang glänzen auch die Nachbildungen klassischer E-Pianos und Orgeln. Zu einem attraktiven Preis erhalten Sie eine facettenreiche Sammlung legen-därer Synths, Keyboards und Orgeln mit kraftvollem und lebendigem Sound, hohem Bedienkomfort und inspirierenden Presets.www.arturia.com | 499 Euro

Essenzielle Synthesizer für Vintage-Klänge

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SPEZIALBEATFuture Retro

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4 PitchenWählen Sie den monophonen Wiedergabe-modus des Samplers und aktivieren Sie die

Portamento-Funktion. Spielen Sie die Originalse-quenz nun eine Oktave höher oder tiefer ab, bleibt das Timing korrekt, die Bassline klingt aber drastisch anders. Allein durch das Transponieren entstehen schon interessante Effekte. Gehen Sie noch einen Schritt weiter und bringen Sie das Filter des Samp-lers ins Spiel.

5 ModulationenProbieren Sie einmal die Modi Bandpass oder Notch aus und modulieren Sie die mittig

eingestellte Filterfrequenz per LFO. Alternativ kön-nen Sie ein Tiefpassfilter mit einem LFO mit Säge-zahn-Wellenform im Achtelrhythmus öffnen lassen. Dadurch entsteht ein ganz neuer Groove. Testen Sie die Möglichkeiten mit beiden geladenen Samp-les durch. Und laden Sie doch noch einen Bitcrusher hinter den Sampler.

6 Tipp: AkaizerRichtig „Vintage“ wird der Bassline-Loop, wenn Sie ihn in den Akaizer laden (siehe

Download-Daten), dort mit TIME FACTOR 25% und TRANSPOSE +24 zwei Oktaven hoch transponieren und die Länge vierteln. Speichern Sie das Ergebnis, laden Sie das neue Sample in Ihre DAW und trans-ponieren Sie es dort wieder um zwei Oktaven her-unter. Die Bassline spielt dann wieder im Original-tempo, klingt aber knackiger.

1 Lo-Fi-CharmeIn Zeiten limitierter Sampler war die Reduk-tion von Sampleraten so alltäglich wie die

Anwendung von Bitcrushern heute. Kein Wun-der, verleihen sie einem Sound doch oft die nötige Durchschlagskraft und einen crispen Charakter. Jedoch lassen sich Sounds in aktuellen Produktio-nen mit Techniken von damals nach wie vor gehö-rig aufmotzen. Übrigens: Dieser Workshop gilt glei-chermaßen für Drumloops!

2 Re-SamplingNehmen Sie eine Bassline mit Ihrem Lieb-lings-Synth über vier bis acht Takte auf.

Der Sound sollte ordentlich in Bewegung sein, also einige Modulationen enthalten. Außerdem sollte die Sequenz eine Melodie spielen und nicht nur einen Ton halten. Ergo: Je lebendiger, desto intensiver fällt der Effekt später aus. Die Bassline versehen wir mit dem Plug-in tritik krush, um die Samplerate zu redu-zieren.

3 Audiocrush bei 60% und dwsp bei 30% dürf-ten für genug Zerstörung sorgen. Rendern

Sie die Bassline als Audiodatei, einmal mit und ein-mal ohne das krush-Plug-in. Laden Sie dann beide Audio-Schnipsel in Ihren Sampler und muten Sie eines davon. Stellen Sie die Grundtonart korrekt ein und kopieren Sie die zuvor gespielte Sequenz auf die MIDI-Spur des Samplers. Ab hier beginnt der abge-fahrene Part.

[1] davesmithinstruments.com; [2] arturia.com; [3] creative.com/emu/proteusvx; [4] uvi.net

Rotzige D&B-Basslines mit (12-Bit-)Resampling

Linn Electronics LinnDrumOhne LinnDrum hätten die Achtziger definitiv mit weniger Beats auskommen müssen. Unter der damals übersichtlichen Zahl an Drum-Machines war sie mit ihren 15 stimmbaren Drum-Sounds der Über-flieger und fand Verwendung in zahllosen Songs bekannter Acts wie Prince, Sting oder Jean-Michel Jarre. Vor allem Kick und Snare sind dermaßen mar-kant, dass sie nach wie vor eingesetzt werden (siehe Download-Daten).

Sequential Circuits Prophet-5Eine fünffache Polyphonie und zwei Oszillatoren pro Stimme waren für damalige Zeiten ein echtes High-light. Nur wenige Musiker konnten sich den Synth leisten, der noch ohne MIDI-Schnittstelle auskam, doch prägte er mit seinem kraftvollen Sound zahl-reiche Stilrichtungen. Kein Wunder, dass das gute Stück auch heute noch so angesagt ist, sei es in Form von Reinkarnationen wie Prophet-6 von Dave Smith [1] oder als Emulation von Arturia [2].

E-Mu SamplerFür die einen ist es der SP-1200, für die anderen ein Sampler der Ultra-Serie. Der eine fuhr dank Drum-Buttons bei Beats zur Hochform auf, die Rack-Modelle wiederum trumpfen mit den bis heute begehrten Z-Plane-Filtern auf. E-Mu hat mit seinen Samplern Legenden geschaffen, die nach wie vor in vielen Studios zu finden sind. Dank Proteus VX [3] und UVI‘s Emulation II [4] gibt‘s den Sound auch in Plug-in-Form.

Drei Sound-Evergreens

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SPEZIALBEATFuture Retro

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Native Instruments

Replika XTOb die markanten Echo-Effekte früher Sampler und digitaler Delay-Prozessoren, der düstere und ver-schwommene Sound analoger Eimerketten-Schal-tungen oder der warme und organische Charak-ter legendärer Tape-Delays gefragt sind: Replika XT deckt eine große Bandbreite klassischer Delay-Effekte ab. Darüber hinaus werden zwei moderne Betriebsarten geboten. Das Signal lässt sich zudem mit Phaser, Flanger, Chorus, Freq Shifter, Filter, Pitch Shifter und Micro Pitcher garnieren. So können Sie selbst aus unspektakulären Sounds epische Dro-nes erzeugen. Dank des flexiblen Aufbaus und des schlüssigen Konzepts ist Replika XT weitaus mehr als nur ein Delay-Effekt. Die Bedienung ist abso-lut unkompliziert, das Einsatzgebiet grenzenlos. Ein exzellentes Sounddesign-Werkzeug mit einem Klang auf höchstem Niveau.www.native-instruments.com | 99 Euro

Slate Digital

FG-116 Blue SeriesDie FG-116 Blue Series für das Virtual Mix Rack von Slate Digital bildet den Kult-Kompressor Univer-sal Audio 1176 in all seinen Facetten nach - und mehr! Der FG-116 Blue FET Vintage Compressor ist eine detaillierte Emulation des 1176 Rev A, bei der Sie zwischen dem typisch weichen, leicht mit-tigen Vintage-Klang und dem etwas kernigeren „Refurbished“-Charakter umschalten können. Der Modern Compressor bietet den gleichen Funkti-onsumfang, wartet aber mit einem klareren Sound mit weniger Nebengeräuschen auf. Die Kompresso-ren der FG-116 Blue Series spielen auf Gesang, akus-tischen Einzelinstrumenten und kompletten Mixen ihre Stärken aus, Schlagwerk lässt sich deutlich mehr Durchsetzungskraft verleihen. Bei Bedarf lässt sich dem Audiomaterial ein wunderbarer Vintage-Charakter aufprägen. www.slatedigital.com, www.audiowerk.eu | 138 Euro

Waves Abbey Road

Reverb PlatesReverb Plates emuliert vier EMT-140-Hallplatten, die 1957 in den Londoner Abbey Road Studios installiert wurden, mit viel Liebe zum Detail. Mit ihrem cha-raktervollen Klang haben diese den Sound zahlrei-cher legendärer Aufnahmen maßgeblich geprägt. Neben dem Verhalten und der Dämpfung der ver-schiedenen Platten wird auch die harmonische Ver-zerrung der genutzten Verstärker nachgebildet. Falls Sie sich nicht eine raumgroße, mit Gehäuse fast 300 kg schwere Metallplatte in Ihr Studio stellen möch-ten, ist das Waves-Plug-in die erste Wahl für cha-raktervollen Plattenhall. Sowohl perkussives Mate-rial als auch Gesang oder Instrumente profitieren unheimlich von einer Veredelung mit dem Werk-zeug. Es glänzt mit einem lebendigen, überaus plas-tischen und dichten Sound und einem variablen Klangcharakter. www.waves.com | 249 Euro

Empfehlenswerte Effekt-Plug-ins für den Retro-Sound

Erfahre mehr über unsere Studio Monitore und das innovative HEDD Bridge System:

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Type 05

Type 07

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4 ModernerEbenso denkbar wären beliebige andere Synth-Sounds. Doch auch die Akkorde las-

sen sich zeitgemäßer gestalten, beispielsweise indem Sie einen Bitcrusher hinter die Samples schal-ten. Wie wäre es, für jeden aufgenommenen Akkord einen eigenen Bitcrusher mit unterschiedlichen Ein-stellungen einzusetzen? Schalten Sie den Sampler auch mal in den monophonen Modus und aktivie-ren Sie Portamento bzw. Glide.

5 FilterKlingt der Gesamtsound zu kitschig, schal-ten Sie ein Tiefpassfilter hinzu und drehen

Sie Cutoff auf etwa die Hälfte herunter. Damit es beim Antriggern kurz öffnet, verbinden Sie Cutoff mit einer Hüllkurve, bei der Decay auf etwa 600 ms steht, alle anderen Regler auf null. Vermeiden Sie Resonanz, denn die meisten Sounds dürften bei höheren Einstellungen eher nach Plastik-Key-boards klingen.

6 KombinatorTipp: Es lohnt nicht nur das Sampeln von Akkorden eines bestimmten Sounds, son-

dern auch die Kombination verschiedener Quellen. Nehmen Sie jeweils die Note C3 von drei Synthesi-zern auf und laden sie in Ihren Sampler. Erstellen Sie dort einen Akkord, indem Sie die Samples unter-schiedlich transponieren, etwa +0, +4 und +7. Um den Effekt zu steigern, geben Sie jedem Klang eine andere Glide-Time.

1 DamalsDie guten alten Neunziger: Als Sample-RAM noch teuer und Disketten das einzige Spei-

chermedium waren, musste man erfinderisch sein, um trotzdem fette Sounds an den Start zu krie-gen. Und wie so oft entsprangen aus der Not span-nende Ideen, die mehr als nur den Zweck erfül-len. So war es üblich, Akkorde von Synthesizern als Sample aufzunehmen, wodurch viele bekannte Stabs entstanden.

2 AufnahmeDenn werden die Akkorde im Sampler trans-poniert, klingen Sie drastisch verfremdet

und weit weg vom Original, aber genau das macht den Reiz aus. Laden Sie beispielsweise einen Chor in Ihren Sampler und spielen Sie einen Akkord von 1/4 Takt Länge, etwa C, E und G. Bouncen Sie den Akkord zu einer Audiodatei, laden diese wieder in den Sampler und spielen Sie verschiedene Tonlagen, vor allem tiefere.

3 LayernHit und Kitsch liegen hier nah beieinan-der. Wenn Sie den Vorgang mit verschiede-

nen Sounds wiederholen, finden Sie schnell her-aus, welche sich am besten eignen. Sampeln Sie noch ein Piano mit dem gleichen Akkord und layern Sie es mit dem Chor. Um die Retro-Schiene zu ver-lassen, legen Sie einen zeitgemäßen Bass darunter, etwa Patch 011 der Soundbank „Zampler Elecktro“ von Ausgabe #130.

Eventide Ultra HarmonizerBesuchen Sie mal einen Produzenten, der bereits in den Neunzigern Musik gemacht hat. Mit hoher Wahrscheinlichkeit finden Sie dort ein Ultra-Harmo-nizer-Modell. Das Rezept: Über 20 hochqualitative Effekte, die miteinander verkabelt und kombiniert werden. Kein Wunder, dass die Geräte auch heute noch Bestpreise auf dem Gebrauchtmarkt erzielen. Eventide sei dank gibt‘s das gefragte H3000 mittler-weile als Plug-in [1].

Fette Rave-Stabs für Techno, House & EDM

[1] eventideaudio.com

Roland RE-201 Space EchoDas Space Echo ist ebenso sagenumwoben und legendär wie der Fairlight Sampler oder die Roland TB-303. Unzählige Reggae-Songs und Dub-Tracks wären ohne das Gerät nie entstanden. Geht es um authentisches Tape-Delay, ist das Effektgerät die Nummer 1. Doch auch zur analogen Färbung oder als „Vintage-Schmiere“ ist das Echo trotz hohem Wartungsaufwand der internen Bänder eine Wucht.

Das TapedeckIm Gegensatz zum Space Echo ist ein Tapedeck für wenige Euro auf dem Gebrauchtmarkt zu haben oder fliegt sogar irgendwo auf Ihrem Spei-cher herum. Zwar lässt sich damit kein Tape-Delay erzeugen, aber nehmen Sie doch mal ein paar Ihrer Sounds mit hohem Record-Level auf, sodass die Auf-nahme weit in die Übersteuerung fährt und sam-peln Sie das Ergebnis in Ihrer DAW. Dagegen sehen einige Plug-ins alt aus!

Drei Effekt-Evergreens

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SPEZIALBEATFuture Retro

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Kreativ durch Einschränkungen

7 DopplungenNun doppeln wir den Bass mit einem Sound, der eine Oktave höher spielt. Hier bietet sich

ein Flächen- oder Lead-Klang an. Wir haben uns für eine gläserne Fläche des PPG Wave aus der Sam-ple-Library UVI WaveRunner entschieden, die Erin-nerungen an Synth-Pop-Produktionen der Achtziger weckt. Wenn Sie möchten, können Sie auch weiter Sounds doppeln oder zusätzliche monophone Melo-dien einspielen.

8 Retro-EffekteEmulationen klassischer Studioeffekte sor-gen bei Bedarf für noch mehr Vintage-

Charme. Wie wäre es z. B. mit einem Bitcrusher auf dem Arpeggio, um den Klangcharakter alter Samp-ler oder Drum-Maschinen nachzubilden? Einige Bit-crusher wie d16 Decimort 2 bieten bereits enspre-chende Presets an. Pad-Sounds können Sie mit Vintage-Modulationseffekten wie Chorus, Phaser oder Flanger „auf alt trimmen“.

9 Vintage-CharmeNachbildungen klassischer Equalizer und Kompressoren können Ihren Produktionen

zu einer Extraportion Wärme und Retro-Charme verhelfen. Ein heißer Tipp für Vintage-Sounds sind auch Röhren- oder Bandmaschinensimulation wie SPL TwinTube oder die Virtual Tape Machines von Slate Digital. Die Virtual Console Collection dessel-ben Herstellers bilden den Klang klassischer Misch-pulte akribisch nach.

4 BasslineÖffnen Sie den neu erstellten Part im Piano-Roll-Editor. Der Bass soll folgende Noten

spielen: A2, F2, C3, G2; A2, C3, G2, G2. Die übrigen Noten können Sie stummschalten. Jetzt können Sie der Bassline den gewünschten Rhyhtmus verleihen. In unserem Beispiel spielt er eine durchgehende Sechzehntelsequenz – einfach, aber effektiv. Über-legen Sie sich nun, mit welchen Sounds Sie den Bass ergänzen möchten.

5 ArpeggioWie wäre es z. B. mit einem Arpeggio und einem Pad? Für das Arpeggio greifen wir

auf den Synthesizer d16 LuSH-101 zurück. In diesem programmieren wir einen einfachen perkussiven Pluck-Sound, der ein Sechzehntel-Arpeggio spielt. Kopieren Sie den MIDI-Part des ursprünglichen Flä-chenklangs auf die neue Spur. Dieses Mal schalten wir alle MIDI-Noten außer E3, A3, E3, D3; E3, A3, G3, E3 stumm.

6 Lead Jetzt fehlt noch die dritte Stimme. Laden Sie einen Synth mit einem nicht zu komple-

xen Lead-Sound, gerne auch mit einem Filter-Sweep. Erzeugen Sie auf der zugehörigen Spur eine Kopie unserer Ursprungsakkordfolge. Bei diesem Klang sind alle Noten außer C4, G3; C4, E3, B3 zu muten. Hören Sie sich einmal alle drei monophonen Spuren zusammen an. Der polyphone Flächenklang bleibt stummgeschaltet.

1 AkkordarbeitIn den frühen Siebziger Jahren gab es nur monophone Synthesizer. Wollte man Akkorde

spielen, musste man insofern erfinderisch sein. Eine Möglichkeit war, die Oszillatoren so gegeneinander zu verstimmen, sodass sie einen Dreiklang erzeu-gen, z. B. die Töne C-E-G für einen C-Dur-Akkord. Eine andere bewährte Variante var, die einzelnen Noten eines Akkords auf verschiedene Klangerzeu-ger aufzuteilen.

2 Teile und herrsche!Diese Methode, die übrigens noch immer gerne von Synth-Pop-Pionier Vince Clarke

(Depeche Mode, Yazoo, Erasure) eingesetzt wird, eignet sich hervorragend, um Songs einen Retro-Vibe zu verleihen. Laden Sie einen virtuell-analo-gen Synthesizer und wählen Sie einen einfachen Flä-chenklang an. Spielen Sie dann eine Akkordfolge ein oder programmieren Sie diese alternativ im Piano-Roll-Editor Ihrer DAW.

3 Bass Wir haben uns für die Akkordfolge Am, F, C, G; Am, F, C, Em entschieden. Nun gilt es,

die einzelnen Töne des Akkords auf verschiedene Klangerzeuger zu verteilen. Wir beginnen mit dem Synth-Bass, der den Grundton spielen soll. Laden Sie in dem Synth Ihrer Wahl ein einfaches Bass-Patch. Kopieren Sie den MIDI-Part mit der Akkordprogres-sion auf die Bass-Spur und schalten Sie die Fläche stumm.