Jahresrevue 2017 «Menschen rund ums BZG» · schen ein «Buch mit sieben Siegeln». Daher ist es...

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Beiträge, Erfahrungsberichte, Interviews Ausgewählte Diplomarbeiten Jahresrevue 2017 «Menschen rund ums BZG» Erziehungsdepartement des Kantons Basel-Stadt BZG Bildungszentrum Gesundheit Basel-Stadt Binningerstrasse 2 4142 Münchenstein Tel. 061 417 77 77 Fax 061 417 77 78 [email protected] www.bzgbs.ch

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Beiträge, Erfahrungsberichte, Interviews

Ausgewählte Diplomarbeiten

Jahresrevue 2017 «Menschen rund ums BZG»

Erziehungsdepartement des Kantons Basel-StadtBZG Bildungszentrum Gesundheit Basel-StadtBinningerstrasse 24142 Münchenstein

Tel. 061 417 77 77Fax 061 417 77 [email protected]

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Jahresrevue 2017 Inhaltsverzeichnis

Editorial – Menschen rund ums BZG 5

Jahreskalender – bemerkenswerte Ereignisse im Jahr 2017 6

Seelsorger am Unispital Basel – Dozent am BZG 9 Ein Einblick in den Berufsalltag

10 Jahre Studiengang Physiotherapie FH am BZG 12 Eine Erfolgsgeschichte für Schule und Berufsstand

Von Lernenden bis zur Leitung 17 Die verschiedenen Funktionen der Verwaltung

Teilzeitstudium im Bildungsgang Pflege HF 22 Flexible Arbeitsmodelle ermöglichen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie

Die Aufgabe von Prüfungsexperten 24 Verantwortungsvoller Einsatz und hohes fachliches Können

Kooperationsmanagement als gemeinsame Aufgabe mit der OdA 28 Für die Qualitätsentwicklung in der Berufsbildung

Mein Studium zur Pflegefachfrau HF 32 Eine Studierende blickt zurück

Diplomandinnen und Diplomanden – Ausbildungsjahrgang 2014/2015 K Verzeichnis der Diplom- und Bachelorarbeiten

Ausgewählte Diplomarbeiten 2017 36

Erste Berufsprüfung «Langzeitpflege und -betreuung» 53 Wir gratulieren unseren erfolgreichen Absolventinnen

Der Spagat zwischen Schule und Praxis 56 Studieren am BZG Bildungsgang MTRA HF

Forschung am BZG 58 Das neue Ressort Physiotherapie-Forschung

Zahlen und Fakten 62

Mitarbeitende 2017 64

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Liebe Leserin, lieber Leser

Was wäre eine Institution ohne ihre Menschen? In der vorliegenden BZG Jahresrevue widmen wir uns den Stu-dierenden, unseren Lehrpersonen und Dozierenden so-wie den Kooperationspartnern und Experten der Prakti-kumsinstitutionen. Was inspiriert und beschäftigt all diese «Menschen rund ums BZG»? Wie funktioniert unser Bildungscampus «hinter den Kulissen»?

Lesen Sie über den spannenden Rollenwechsel vom Seelsorger zum Dozenten. Erfahren Sie, wie es Prüfungs-experten aus der Praxis in Examenssituationen ergeht und was sie beflügelt, sich dieser anspruchsvollen Auf-gabe zu stellen. Woran erinnern sich die gerade erst Di-plomierten, wenn wir sie zu ihrer Studienzeit interviewen? Wie gestaltet sich ihr Berufseinstieg? Was nehmen sie sich für die Zukunft vor? Die beiden Beiträge aus den Bildungsgängen Pflege HF und Medizinisch-Technische Radiologie HF widmen sich diesen Fragen und erlauben uns spannende Eindrücke …

Für 2017 besonders hervorzuheben ist der Abschluss des ersten Jahrgangs der Teilzeitausbildung Pflege HF. Im Interview mit der Programmleiterin lesen Sie, was die Besonderheiten dieses Bildungsganges sind und wer da-von wie profitieren kann. Auch der Bericht über die erste eidg. Berufsprüfung «Langzeitpflege und -betreuung» aus der Abteilung Weiterbildung am BZG zeigt auf, wel-che Wege beruflicher Qualifikation beschritten werden können und warum dieses neue Angebot Zukunft hat.

Der Studiengang Physiotherapie FH feierte im Jahr 2017 sein 10-jähriges Bestehen. Damit bietet das BZG seit zehn Jahren – neben den HF-Ausbildungen – jenen Menschen eine Zukunftsperspektive, die eine akademische Lauf-bahn zum Bachelor of Science einschlagen wollen. Der Leiter des Studiengangs gibt Einblick in die Entstehung und die Hintergründe. Wie ergeht es einem ehemaligen Praktikumsbetreuer aus dem Bethesda Spital, der zum Dozent am BZG wurde? Was bewegt ihn in seiner Arbeit mit den zukünftigen Physiotherapeutinnen und Physio-therapeuten?

Eine Ausbildungsinstitution ist auf Partner angewiesen. Das Kooperationsmanagement ist eine gemeinsame Auf-gabe zwischen den Beteiligten. Die Geschäftsführerin der OdA Gesundheit beider Basel resümiert: «Professio-nalität entsteht, wenn Schule (Wissen) und Ausbildungs-betriebe (Praxis) sich gegenseitig abstimmen, voneinan-der lernen und zusammenwirken.»

Wir bedanken uns bei Ihnen – allen intern und extern für das BZG tätigen Menschen! Zum Teil schon seit vielen Jahren dürfen wir auf Sie zählen. Mit Ihrer wertvollen Unterstützung tragen Sie zum erfolgreichen Abschluss unserer Diplomandinnen und Diplomanden bei! Dank Ihrer Kompetenz, den konstruktiven Rückmeldungen und Ihrer Mithilfe ist das BZG das, was es heute ist – eine der wichtigsten Aus bildungsstätten für das Gesund-heitswesen in der Region Nordwestschweiz.

Herzlichst, Ihre

Bernadette Oberholzer Direktorin BZG

Jahresrevue 2017 Menschen rund ums BZG

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10. 04. 2017 – 12. 04. 2017

Dreitagesblock Weiterentwicklung der E-Learning-Strategie BZG 2018 – 2023 Generation Z – Heterogenität – digitale Bildungs-medien – mediengestützte Lernumgebungen

3-tägige Weiterbildungsveranstaltung für alle Lehr- personen: gemeinsame Arbeit und individuelle Themen in den einzelnen Bildungs- und Studien-gängen.

25. 04. 2017 Wahlen Schulkommission Neubestellung der Schulkommission für die Amts-periode Juli 2017 bis Juni 2021 durch den Regierungsrat.

29. 04. 2017 10 Jahre Physiotherapie FH am BZG Erweiterung des traditionell stattfindenden Massage-tags zum 10-jährigen Bestehen des Studiengangs Physiotherapie FH mit Massagen, Fitness-Checks und einem Interview mit Lucas Tramèr, Basler Gold-medaillengewinner an der Olympiade 2016 in Rio de Janeiro.

08. 05. 2017 Studienbeginn Bildungsgang Pflege HF Teilzeit Das BZG heisst die neuen Teilzeitstudierenden willkommen.

16. 05. 2017 Studententhementag «Muskeln und Gelenke» im Kantonsspital Baselland, Bruderholz

Studierende der Physiotherapie lehren 200 Medizin-studierenden die wichtigsten Muskeln des mensch-lichen Körpers.

16. 06. 2017 BZG Personalanlass Zauberhafte Sommernacht auf dem Gundeldinger Feld.

27. 06. 2017 ABZ Tagung 2017 Interprofessionelle Wirksamkeit, Wunsch oder Auftrag?

Vertreterinnen und Vertreter aus Praxis und Lehre des ABZ Verbundes Pflege HF widmen sich den Fragen zur Wirksamkeit der Interdisziplinarität und der Inter- professionalität in den Gesundheitsberufen.

29. 06. 2017 Diplomfeier Bildungsgang Pflege HF Teilzeit Die erste Abschlussklasse feiert ihre Diplomierung, der Bildungsgang den Abschluss des Pilotlehrgangs.

03. 07. 2017 Schulleitungsplenum des Erziehungsdepartementes Vielfalt und Möglichkeiten in einem innovativen Umfeld des Campus Bildung Gesundheit

Wir geben den basel-städtischen Rektorinnen und Rektoren Einblick in die Berufsbildung im Gesund-heitswesen.

09. 08. 2017 – 11. 08. 2017

Summer School 2017«Movement Analysis»

Erstmals bietet der Studiengang Physiotherapie FH Basel eine Summer School am BZG an. Das Thema lautet «Movement Analysis» und wird gemeinsam mit dem Department of Biomedical Engineering der Universität Basel gestaltet.

15. 08. 2017 Neu: Studiengang Bachelor of Science in Pflege FH

Grünes Licht des Regierungsrates für den Start des Studiengangs Bachelor of Science in Pflege am BZG in Kooperation mit der Berner Fachhochschule (BFH).

15. 09. 2017 Diplomfeier 2017 im Congress Center Basel

Studierende präsentieren die Ergebnisse ihrer Diplom- arbeiten in der Öffentlichkeit. An der anschliessenden Diplomfeier werden 240 Studierende feierlich verabschiedet.

18./19. 09. 2017 Studienbeginn der neuen Klassen Das BZG heisst die neuen Studierenden der Bildungs-gänge Pflege HF, Biomedizinische Analytik HF, Medizinisch-Technische Radiologie HF sowie des Bachelorstudiengangs Physiotherapie FH willkommen.

25.10. 2017 – 29.10. 2017

Berufsschau Liestal Mitarbeitende des BZG und Studierende informieren zusammen mit der OdA Gesundheit über die Aus-bildungen in Gesundheitsberufen.

01.11. 2017 Themenapéro Die Zukunft gestalten mit einer Patienten-verfügung und einem Vorsorgeauftrag

Eine interdisziplinäre Vortragsreihe für Vertreterinnen und Vertreter aus Praxis und Lehre.

01.11. 2017 Neuer Berufstitel für Absolventinnen und Absolventen des Bildungsganges Medizinisch-Technische Radiologie

Ab sofort wird den Absolventinnen und Absolventen des Bildungsganges Medizinisch-Technische Radio-logie der Titel «dipl. Radiologiefachfrau HF/dipl. Radio- logiefachmann HF» verliehen. Die neue Abkürzung des Bildungsganges lautet MTR HF.

Jahreskalender Bemerkenswerte Ereignisse im Jahr 2017

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Ja, ich bin tatsächlich reformierter Pfarrer im Pfarramt beider Basel an der Universität und Seelsorger am Universitätsspital Basel. Aber bevor ich Pfarrer wurde, studierte ich Chemie an der Universität Basel. Schon während des Studiums übernahm ich immer wieder Stellvertretungen an Gymnasien für die Fächer Chemie, Physik und Mathematik. Nach Abschluss des Chemie-studiums forschte ich im Bereich Umweltanalytik. Seit 1995 unterrichte ich neben meiner Forschungstätigkeit Chemie- und Physikunterricht an der Laborschule Basel, der späteren Höheren Fachschule für Biomedizinische Analytik. Dies bot mir eine willkommene Abwechslung zur Arbeit im Labor. Obwohl mich die Fragestellungen und Ergebnisse der chemischen Forschung nach wie vor interessierten, empfand ich die tägliche Forschungsar-beit im Labor als eintönig und einsam. Ich hatte den Ein-druck, dass bei der Laborarbeit nur etwa ein Viertel meiner Fähigkeiten beansprucht wird. So beschloss ich, ein zweites Studium zu beginnen: Diesmal sollte es Theolo-gie sein an den Universitäten Basel und Heidelberg. Es ist nicht unbedingt naheliegend, nach einem Vollstudi-um in Chemie auch noch ein Vollstudium in evangeli-scher Theologie zu absolvieren. Ich war aber schon als Jugendlicher kirchlich engagiert und interessierte mich

für theologische und philosophische Fragen. Zudem sah ich im Bereich der Theologie und Kirche die Möglichkeit, vermehrt mit Menschen zusammenzuarbeiten.

Während des Theologiestudiums unterrichtete ich wei-terhin, womit ich mir dieses zweite Studium teilweise finanzieren konnte. Im Bereich der Bio- und Medizinethik erkannte ich ein Feld, in dem geistes- und naturwissen-schaftliche Kenntnisse gefragt waren. Die Medizinethik ist seither mein Steckenpferd. So unterrichtete ich in der BMA und später auch in der MTRA Ethik, bald auch mit der Juristin Sabine Bammatter zusammen «Recht und Ethik in der Medizin».

Seelsorger am Unispital Basel – Dozent am BZG Ein Einblick in den Berufsalltag

Wie kommt ein Pfarrer dazu, am BZG naturwissenschaftliche Grundlagen zu unterrichten?

Und warum tut er dies seit mittlerweile über 20 Jahren – und immer noch gerne?

Dr. Luzius Müller schildert seine berufliche Entwicklung und gibt einen Einblick in seine

Tätigkeit als Dozent.

Meine erste Pfarrstelle trat ich als Seelsorger am Felix Platter Spital an. Ich erhielt Einblick in den Bereich der Altersmedizin und verfasste zu diesem Thema meine medizinethische Doktorarbeit.

Je mehr ich im kirchlichen und theologischen Bereich zu tun hatte, desto mehr erkannte ich auch die Vorzüge des naturwissenschaftlichen Denkens. In den Naturwissen-schaften hat man es mit an sich «einfachen», mathe-matisch beschreibbaren Modellen zu tun. Alles ist an-schaulich, übersichtlich und eindeutig. Selbstverständ-lich ist diese Sicht der Dinge nicht allen Menschen zugänglich: Naturwissenschaften sind für viele Men-schen ein «Buch mit sieben Siegeln». Daher ist es mein besonderer Ehrgeiz, den Studierenden im Unterricht am BZG verständlich zu machen, dass Chemie und Physik wirklich mit sehr «einfachen» Modellen arbeiten, die an sich jeder verstehen kann. So sage ich den Studierenden immer wieder: «Ihr könnt das verstehen! Ihr müsst Zeit und Interesse dafür aufbringen. Ich bringe die Erklärun-gen und die Geduld mit, und dann schaffen wir es ge-meinsam.»

Der Lehrstoff an sich ist nach über 20 Jahren Dozenten-tätigkeit am BZG keine grössere Herausforderung mehr

für mich. So gilt mein Interesse heute vor allem der Ver-mittlung. Wie kann ich naturwissenschaftliche Sachver-halte so darstellen, dass die Studierenden den Zugang zum Stoff finden?

Hier liegt aber auch eine besondere Herausforderung naturwissenschaftlicher Fächer: Die schulische Vorbil-dung der Studierenden – zumal im Bereich Mathematik – ist in den vergangenen Jahren nicht besser geworden. Der Unterricht in der Tertiärstufe bietet die Möglichkeit, die Mathematik im Fachbereich am konkreten Problem aufzuzeigen.

«Die Medizinethik ist mein Steckenpferd.»

Pfr. Dr. theol. Luzius Müller, reformierter Pfarrer im Pfarramt beider Basel an der Universität, Seelsorger am Universitätsspital BS

und Dozent für Chemie, Physik und Ethik in den Bildungsgängen BMA HF und MTRA HF am BZG – Bild: © Kenneth Nars, Frenkendorf

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Als Dozent stehe ich einer Klasse gegenüber. Ich versu-che alle gleich zu behandeln, halte daher bewusst Dis-tanz und baue zu keiner Person eine besondere Nähe auf. Die Studierenden müssen spüren, dass ich sie mag, aber eben als lernendes Kollektiv. Ich muss die Einzelnen, aber auch die Klasse als Ganzes und ihre Dynamiken im Blick haben. Ich setze gemeinsam mit den Studierenden

Lernziele fest. Ich fordere das Erreichen dieser Ziele und überprüfe sie auch – was in naturwissenschaftlichen Fächern recht objektiv und eindeutig möglich ist.

Ich arbeite gerne als Seelsorger. Ich arbeite aber auch gerne als Dozent am BZG und an der Universität Basel. Das ist eine interessante Ergänzung. Wenn ich mich ent-scheiden müsste, würde ich die Lehre wählen. Meine Eltern haben beide unterrichtet. Vielleicht bin ich gene-tisch belastet. Meine älteste Tochter sagt auch schon, sie wolle Lehrerin werden ...

Das BZG bietet mir ein ideales Setting für die Ausübung der Dozententätigkeit. Ich erlebe viel Freiheit bei der Ge-staltung meines Unterrichtes. Ich spüre, dass die Schule auf meine Fähigkeiten und Kenntnisse vertraut. Zugleich erhalte ich überall dort, wo ich Informationen oder Un-terstützung brauche, schnell und kompetent Auskunft. Ich werde beigezogen, wenn ich etwas beitragen kann, werde aber nicht mit Dingen behelligt, die mich als Dozenten nicht betreffen. Der Betrieb des BZG läuft ge-regelt und ich kann meinen Beitrag zur Ausbildung der Studierenden optimal einbringen. Dafür bin ich dankbar. Dass ich noch immer am BZG unterrichte und dies gerne tue, verdanke ich auch allen am BZG Tätigen!

Dr. Luzius Müller,

Dozent Bildungsgänge BMA HF und MTRA HF

Durch allerhand neue elektronische Technologien haben sich viele Möglichkeiten der Visualisierung etc. ergeben. Das sind lohnende Hilfsmittel. Meines Erachtens bleibt aber die Person des Lehrers für den Unterricht zentral. Neuere Studien zeigen, dass frontale Unterrichtsformen (sprich: Vorlesungen) wenig effizient sind, was den Lehr-erfolg betrifft. Da ist gewiss etwas dran. Diese Studien

übersehen aber, dass es beim Unterrichten auch darum geht, als Lehrperson Vorbild zu sein. Ich zeige, wie ich ein Phänomen (beispielsweise das Anhaften eines Was-sertropfens an einer Fensterscheibe) wahrnehme, beob-achte und beschreibe, wie ich hieraus eine Fragestellung formuliere (Warum haftet der Wassertropfen an der Glas-platte an? Welche Kräfte sind hier im Spiel? Wie gross sind sie?) und diese auf der Basis meines Vorwissens zu lösen versuche. Ich zeige dabei auch etwas von meiner Motivation, meiner Liebe zur Materie, meiner Freude an der exakten Formulierung der Frage und ihrer Antwort. Ich zeige, wie ich an die «Sache» herangehe, wie ich mit der «Sache» umgehe. Ich lebe dabei meine «Beziehung» zum Unterrichtsgegenstand vor. Die elektronischen Hilfs-mittel und neuere Lernformen können mich dabei unter-stützen, aber sie können mich als Dozenten nicht er-setzen, weil sie das Genannte nicht darstellen können. Im Zentrum der Arbeit im Bereich der Gesundheits be-rufe, aber auch im Bereich der naturwissenschaftlichen Forschung, bleibt der Mensch das Gestaltungssubjekt seiner Tätigkeit.

Am Unispital bin ich als Seelsorger tätig, am BZG bin ich Dozent – ich trenne diese beiden Rollen scharf von-einander ab. Natürlich muss ich auch als Dozent ein ge-wisses menschliches Einfühlungsvermögen an den Tag legen, aber die Zielsetzungen und die Beziehungsfor-men sind in diesen beiden Berufen komplett verschie-den: Als Seelsorger habe ich es mit einem Gegenüber zu tun, dem ich meine ganze Aufmerksamkeit widme. Ich höre zu, gehe in Gedanken mit, lasse mich emotional berühren. Ich fordere von meinem Gegenüber nichts, ausser dass es sich mir verständlich machen möchte (und damit auch sich selber). Allenfalls gebe ich ein vor-sichtiges Feedback – gewissermassen ein persönliches Echo auf das Gesagte. Ich baue eine intensive persönli-che Beziehung auf, die punktuell und strikt professionell bleibt.

«Seelsorger versus Dozent: Ich trenne diese beiden Rollen.»

Thomas Rosenheck, Leiter Studiengang Physiotherapie FH am BZG

10 Seelsorger am Unispital Basel – Dozent am BZG

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Wie bist du denn zum Dozieren gekommen?

Das war eher zufällig. Als ich nach meinem Master nach Europa zurückkehrte, suchte ich primär nach Möglich-keiten, mich fachlich weiterzuentwickeln, jedoch ohne gleich wieder so viel Geld wie für einen Master ausgeben zu müssen. Glücklicherweise hatte ich damals die Mög-lichkeit, bei der International Maitland Teacher Associa-tion (IMTA) ein Assistenz- und Ausbildungsprogramm zum Maitland-Instruktor zu beginnen. In diesem mehr-jährigen Programm war ich nicht nur gezwungen, mich fachlich noch weiter zu verbessern, sondern ich musste mich parallel dazu noch fundiert mit meinen pädago-gischen Kompetenzen auseinandersetzen. Unabhängig von der fachlichen Komponente faszinierten mich mehr und mehr die allgemeinen Möglichkeiten und Heraus-forderungen als Lehrer und Dozent. Mittlerweile möchte ich diese Aspekte in meinem beruflichen Tätigkeitsfeld nicht mehr missen. Ich bin sehr froh, am BZG die Ge-legenheit zu haben, diese in einem professionellen, fa-cettenreichen Umfeld anwenden und weiter ausbauen zu können.

Du hast ja schon während deiner Tätigkeit als Physio-therapeut im Bethesda Spital unsere Studierenden be-treut. Wie hast du sie damals wahrgenommen?

Während der Begleitung der Physiotherapie-Studieren-den vom BZG in ihren praktischen Einsätzen war stets ersichtlich, dass diese von einem eingespielten Dozie-

Thomas Rosenheck: Stefan – vor 10 Jahren gab es den Wechsel von der altrechtlichen Ausbildung zur FH: Was ist deine Meinung zur Akademisierung der Physiothera-pie?

Stefan Schiller: Ich bin überzeugt, dass die Akademi-sierung unseres Berufsbildes ein enorm wichtiger Schritt ist, und ich bin froh, dass im Gegensatz zu meinem Hei-matland Deutschland in der Schweiz dieser Schritt kon-sequent vollzogen worden ist. Um den Stellenwert der Physiotherapie innerhalb des Gesundheitssystems zu si-chern, müssen die Physiotherapeutinnen und -therapeu-ten auf Augenhöhe mitreden können. Damit wir die Effek-tivität unserer Interventionen belegen können, brauchen wir die Integration von Evidence-Based-Medicine Prinzi-pien in die tägliche Praxis sowie qualitativ hochwertige Forschung. Ausserdem ist es unumgänglich, dass sich das Prestige des Berufsbildes innerhalb der Gesellschaft sowie die finanziellen Verdienstmöglichkeiten auf einem ansprechenden Niveau befinden, damit die bestqualifi-zierten jungen Leute für den Beruf der Physiotherapie rekrutiert werden können. Bezüglich all dieser Aspekte ist die Akademisierung der Physiotherapie enorm hilf-reich und meiner Meinung nach essenziell.

Siehst du neben den positiven Entwicklungen auch Kriti-sches?

Ja. Der Bezug zum klassischen Handwerk in der Aus-bildung darf nicht verloren gehen. Diesbezüglich fällt mir eine kleine Geschichte ein: Ich beendete meine Aus-bildung zum Physiotherapeuten in Deutschland im Jahr 2000. In dieser Zeit hatte ich keinerlei Zugang zu einem Computer, Google und PubMed waren mir komplett un-bekannt und ich kann mich auch kaum daran erinnern, wissenschaftliche Studien gelesen zu haben, geschwei-ge denn, selbst eine geschrieben zu haben. 2005 ging ich nach Australien, um an der University of South Australia (UniSA) in Adelaide ein Masterprogramm in muskulo-skelettaler und Sport-Physiotherapie zu absolvieren. Als «einfacher» deutscher Physiotherapeut war ich anfangs mächtig eingeschüchtert von all den «hoch qualifizier-ten» Bachelorabsolventinnen und -absolventen in mei-nem Masterprogramm. Eines Tages sollten wir im Unter-

10 Jahre Studiengang Physiotherapie FH am BZG Eine Erfolgsgeschichte für Schule und Berufsstand

Seit 2007 wird am BZG – in Kooperation mit der Berner Fachhochschule – das Studium zum

Bachelor of Science in Physiotherapie angeboten.

Stefan Schiller verstärkt seit Beginn des Jahres 2017 das Team der Dozierenden. Er beantwortet

im Interview mit Thomas Rosenheck, Leiter Studiengang Physiotherapie FH, Fragen zu seiner

Tätigkeit und zu seiner Sichtweise bezüglich der Entwicklung des Berufsbildes.

rendenteam mit langjähriger Erfahrung unterrichtet wer-den. Untersuchungsabläufe und Behandlungsaspekte wirkten auf mich sehr fundiert vermittelt und bildeten eine gute Basis, auf die man als Betreuer jederzeit zu-rückgreifen konnte. Die Studierenden des BZG messen der wissenschaftlichen Betrachtung – zum Beispiel zur Aussagekraft bestimmter Tests – grosse Bedeutung bei. Umso mehr konnte ich als Betreuer die praktischen Aspekte betonen, indem ich ein eher pragmatisches, «klinisch orientiertes Reasoning» (Entscheiden) demons-trierte.

Was hat sich verändert, seit du den Studiengang von innen siehst und direkt mitgestalten kannst?

Bei meiner Tätigkeit als Pratikumsbetreuer sowie als ex-terner Dozent konnte ich mich hauptsächlich auf die fachlichen Inhalte meines Unterrichts konzentrieren. Eine grundlegend neue Erfahrung für mich ist, dass ich als interner Dozent auch mit Studierenden involviert bin, die erst ganz am Beginn ihrer Ausbildung stehen. Sie können somit noch kaum auf fachliche Erfahrung zu-rückgreifen. Ich muss sehr sorgfältig in der Strukturie-rung meiner Inhalte vorgehen und mich immer wieder vergewissern, ob alle Punkte von den Studierenden wirklich verstanden worden sind, bevor ich auf dieser Basis aufbauen kann.

Ein weiterer neuer Aspekt in meiner Tätigkeit als interner Dozent ist, dass ich viel mehr den Überblick über die ge-

richt anhand fiktiver Patienteninformationen einen Be-handlungsplan und ein Übungsprogramm erstellen und vor der Gruppe präsentieren. Als ich an der Reihe war und eine Übung mit dem Therapieball (Swiss Ball) de-monstrierte, waren alle beeindruckt von dieser Übung. Fernab jeglicher bewiesener Evidenz waren alle, inklu-sive des Professors, überzeugt davon, dass dies die per-fekte Übung für diesen Patienten wäre. Auf die Frage, woher ich diese Übung hätte, musste ich gestehen, dass ich sie soeben frei erfunden hätte. Da ich während mei-ner Ausbildung zigmal irgendwelche Gruppenübungs-stunden anleiten musste, bin ich nun jederzeit in der Lage, mir sinnvolle Übungen für die jeweilige Patienten-gruppe aus dem Ärmel zu schütteln. Ich musste fest-stellen, dass ich diesbezüglich deutlich besser war als die meisten akademisch ausgebildeten Physiotherapeuten und Physiotherapeutinnen in meinem Masterprogramm.

Diese Erfahrung erinnert mich immer wieder daran, wel-chen Stellenwert die häufige Repetition von anschei-nend banalen praktischen Fertigkeiten innerhalb der Ausbildung hat. Dies wirkt sich nicht nur positiv auf die Automatisierung und Perfektionierung unserer Tätigkeit aus, sondern fördert auch Adaptationsfähigkeit und da-mit auch die Kreativität ganz allgemein.

Was ist deine Motivation zu dozieren?

Ich bin absolut überzeugt von der Wichtigkeit und den Möglichkeiten physiotherapeutischer Interventionen und will diese Sichtweise und Begeisterung auf möglichst viele meiner Patientinnen und Patienten übertragen, um ihnen zu helfen. Wenn es mir gelingt, diese Einstellung an unsere Studierenden weiterzugeben, wirke ich durch den Multiplikationseffekt indirekt auf eine noch grössere Anzahl von Patientinnen und Patienten, und dieses Wis-sen ist einer meiner Hauptmotivationsgründe zu dozie-ren. Auch befriedigt es mich sehr, wenn es mir gelingt, komplexe Themen möglichst einfach, strukturiert und verständlich zu vermitteln. Wenn ich dabei noch merke, wie ich zur kontinuierlichen Steigerung des Interesses, des Wissens und der Fertigkeiten bei den Studierenden beitragen kann, dann ist dies eine sehr grosse Genug-tuung für mich.

10 Jahre Studiengang Physiotherapie FH

Das BZG Bildungszentrum Gesundheit Basel-Stadt feiert in diesem Jahr 10 Jahre Studien-gang Physiotherapie FH! Seit 2007 werden in Kooperation mit der Berner Fachhochschule (BFH), Departement Gesundheit, die Hälfte der BSc-Studierenden am Standort Basel aus-gebildet.

Seit 2006 wird die Physiotherapieausbildung gesamtschweizerisch nur noch auf Fachhoch-schulniveau angeboten. Bedingung für die Kooperation mit der BFH war, dass die beiden bestehenden basel-städtischen Physiotherapieschulen (Bethesda AG Basel und BiG Berufs-schulen im Gesundheitswesen, jetziges BZG) fusionieren. Mit einem komplett neu ausgerich-teten Curriculum wurde der erste Studiengang Physiotherapie FH im September 2007 ge-startet.

Der Entwicklungsschritt zur Fachhochschule wurde anfänglich von den Ausbildungsbetrie-ben, in denen die Praxismodule stattfinden, sehr unterschiedlich beurteilt. Kritische Stimmen befürchteten die zu stark gewichtete Akademisierung des Berufsbildes der Physiotherapie. Mittlerweile haben sich die Befürchtungen gelegt, im Gegenteil (nicht zuletzt auch wegen der guten Zusammenarbeit mit der Praxis): Die Berufsabgänger sind so gefragt wie noch nie. Viele Ausbildungsbetriebe bieten den Studierenden nach Abschluss ihres letzten Praktikums nahtlos eine Stelle an! Aufgrund der neuen Form des Studiums sind auch neue Arbeitsberei-che und Karrieremöglichkeiten entstanden, welche es bisher nicht gab, z.B. in der Forschung oder Weiterbildung, im Master bis zum Doktorat. 10 Jahre Studiengang Physiotherapie FH am BZG, wir finden: eine Erfolgsgeschichte, nicht nur für die Schule, sondern auch den Be-rufsstand der Physiotherapie!

Thomas Rosenheck, Leiter Studiengang Physiotherapie FH

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samte Struktur des Studiengangs haben muss und ich mich nicht nur an der Vernetzung einzelner Modulinhalte, sondern auch an der Vernetzung der Module unterein-ander aktiv mitbeteiligen muss. Die Komplexität, allen fachlichen, politischen, akademischen und zeitlichen Anforderungen gerecht zu werden, stellt eine riesige, wenngleich auch sehr spannende Herausforderung dar.

Welche Stärken und Entwicklungsmöglichkeiten des Studiengangs kannst du erkennen, auch aus Sicht des «Praktikers»?

Wie schon erwähnt, ist bei der Betreuung der Studieren-den zu spüren, dass diese von Dozierenden mit langjäh-riger Erfahrung unterrichtet werden. Diese Vertrautheit der Dozierenden, sowohl innerhalb des Teams als auch mit dem eigenen Fachgebiet, aber auch der pädago-gische Er fahrungsschatz sind sicherlich grosse Stärken dieses Studiengangs. Andererseits birgt eine langjährige Erfahrung mit guten Erfolgen das Risiko, dass die Begeis-terung für die unterrichtete Materie und die Motivation des Dozierenden für die Studierenden weniger spürbar wird. Ebenso ist es teilweise schwieriger, neue didakti-sche Konzepte – wie zum Beispiel E-Learning – in altbe-währte Methoden zu integrieren. Dafür wurden am BZG aber schon mehrere Workshops im Team organisiert. Es werden Konzepte entwickelt, um solche Methoden zu-künftig noch mehr zu etablieren.

In welche Richtung soll sich die Physiotherapie aus deiner Sicht zukünftig entwickeln?

Ich bin überzeugt davon, dass die absolute Stärke der Physiotherapie auf der Verbesserung funktioneller Dys-funktionen liegt. Durch die permanente Weiterentwick-lung hochtechnischer Möglichkeiten, wo der Fokus vieler Diagnostiker auf kleinste Auffälligkeiten in MRT- Bildern oder Labormessungen gelegt wird, geht häufig das eigentliche funktionelle Hauptproblem der Patien-tinnen und Patienten völlig vergessen. Trotz Hinweisen auf degenerative Veränderungen der Facettengelenke, eine Verengung des Spinalkanals oder Verminderung der Nervenleitgeschwindigkeit, kann so vielen Patienten, die Schmerzen beim längeren Gehen haben, spürbar ge-holfen werden, indem man einfach ein Gehtraining und minimale Anpassungen der Körperhaltung während des Gehens instruiert. In vielen Fällen sind scheinbar banale physiotherapeutische Interventionen, bei weitaus nied-rigeren Risiken und Kosten, invasiven oder medikamen-tösen Behandlungen mindestens ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen. Ich habe das Gefühl, viele meiner Kol-legen schämen sich fast dafür, mit einem Patienten z.B. «nur» Aufstehen oder Hinsetzen zu üben. Aber gerade die grosse Effektivität solch simpler Interventionen finde ich absolut faszinierend. Darauf sollten Physiotherapeu-ten stolz sein und nicht versuchen, durch möglichst komplizierte, technische Ansätze anderen Disziplinen nachzueifern. Wir müssen hier sicherlich am Ball bleiben,

um mitreden zu können, aber unsere Stärke liegt vor al-lem in der Pragmatik unseres Ansatzes.

Ist der Beruf des Physiotherapeuten nach wie vor dein Traumberuf?

Ganz klar! Ich habe häufig überlegt, professionell noch-mal eine andere Richtung einzuschlagen, aber letzlich bin ich der Physiotherapie immer treu geblieben und habe dies nie bereut. Manchmal bin ich frustriert, wenn ich einem Patienten nicht optimal helfen kann, und hätte gerne die Möglichkeit, mehr oder anderes für ihn zu tun. Ich denke jedoch, egal, in welchem Feld der Me-dizin ich mich bewegen würde, gäbe es immer Patien-ten, bei denen ich mit meinen Möglichkeiten an meine Grenzen stosse. Ich denke, es ist wichtig, sich dessen im-mer bewusst zu sein und das zu akzeptieren. Ich habe als Physiotherapeut ein enorm vielfältiges, spannendes Be-tätigungsfeld.

Was mir besonders gut an dem Beruf des Physiothera-peuten gefällt, ist, dass ich jeden Tag mit Menschen zu tun habe. Diese vielen verschiedenen Menschen kennen-zulernen und ihre gesundheitlichen Probleme eingehend zu analysieren, finde ich spannend und persönlich berei-chernd. Auch als Dozent für Physiotherapie empfinde ich den Kontakt und die mehrjährige Beziehung mit den Studierenden als besonders motivierend. Wie auch bei Patienten vor allem dann, wenn ich eine positive Ent-wicklung erkennen kann und das Gefühl habe, zu dieser beigetragen zu haben.

Vielen Dank, Stefan, für dieses ausführliche Interview.

Stefan Schiller, Physiotherapeut am Bethesda Spital Basel

und Dozent im Studiengang Physiotherapie FH am BZG

14 10 Jahre Studiengang Physiotherapie FH am BZG

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Von Lernenden bis zur Leitung Die verschiedenen Funktionen der Verwaltung

Die Verwaltung am BZG unterstützt die Ausbildungen in den Bereichen Planung, Admini­

stration, IT, Medien, Finanzen und HR. In ausgesuchten Steckbriefen veranschaulichen

BZG Mitarbeitende und kaufmännische Lernende des Verwaltungsteams «Office Management»

ihre Aufgaben und ihre Erkenntnisse.

Fiona Trachsel, Leiterin Office Management und Koordinatorin Berufsbildung KV Am BZG seit März 2013, in der Leitung seit Januar 2015

Im März 2013 habe ich die Stelle als Sachbearbeiterin und Berufsbildnerin im Office Management angetreten. Die Aufgaben der Administration sowie das Aus bilden von Lernenden im kaufmännischen Bereich habe ich stets gerne gemacht. Im Januar 2015 hat man mir ermöglicht, die Leitung des Office Management und die Koordination der Berufsbildung zu übernehmen, was mich vor neue Herausforderungen stellte und mir eine persönliche Weiterentwicklung bot. Junge Menschen auszubilden, ihnen beim Einstieg in den Berufsalltag und in die Ver antwortung zu helfen sowie das Personal in seiner Entwicklung und in seinen Tätigkeiten zu unterstützen, erfüllt mich mit viel Freude.

Alexandra Dumas, Leiterin Verwaltung Am BZG seit August 2015

Die Verwaltung umfasst die drei Teams Office Management, IT und Mediothek sowie die beiden Auf- gabengebiete Finanzen/Controlling und Human Resources. Als Leiterin der Verwaltung kann ich meine vielseitige Berufserfahrung im Bereich Rechnungswesen, Organisation und Informatik einbringen. Auch mein Ausbildungsrucksack, unter anderem gefüllt mit Betriebswirtschaft und Psychologie, unterstützt mich täglich in meiner Arbeit. Ich habe in meiner Laufbahn viel Aus- und Weiter bildung betrieben und bin überzeugt, dass dies der Schlüssel für ein erfülltes Arbeitsleben ist. Deshalb freut es mich sehr, dass wir in den verschiedenen Studien- und Bildungsgängen jungen Menschen umfassendes Rüstzeug für ihr berufliches Leben vermitteln können. Dass wir als Organisation zudem Lernende sowohl im kauf männischen wie auch im Bereich der Infor-matik betreuen und ausbilden, ist aus meiner Sicht eine wertvolle Ergänzung zu unserem Lehrauftrag.

Team Office Management am BZG (von oben):

Alexandra Dumas, Fiona Trachsel, Eliane Jacquemai,

Votim Alimi, Gezim Turkaj, Zade Jashari, Alessandro Stabile und Manuel Ragossnig

(nicht auf dem Foto: Dragana Grujic)

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Alessandro Stabile, Lernender Kaufmann, 1. Lehrjahr Am BZG seit August 2017

Im August 2017 habe ich meine dreijährige kaufmännische Lehre begonnen. Anders als die anderen Lernenden betreibe ich neben meiner Ausbildung Spitzensport und bin dadurch in einer Sportklasse. Das BZG stellt somit einen sportfreundlichen Betrieb dar. Momentan spiele ich Fussball im Nach- wuchs des FC Basel 1893 in der U21 sowie in der U18 der Schweizer Nationalmannschaft. Meine Lehre hat sehr gut gestartet; ich fühle mich durch das freundliche Team sehr wohl und bin gerne am Arbeitsplatz. Meine Hauptaufgabe ist es, meinen Berufs- bildner bei den administrativen Arbeiten zu unterstützen. Mein Ziel ist es, meine Ausbildung erfolgreich und mit guten Noten abzuschliessen.

Zade Jashari, Sachbearbeiterin Office Management Am BZG seit August 2015, seit August 2016 als Sachbearbeiterin

Am BZG habe ich die Möglichkeit bekommen, das in meiner Ausbildung Gelernte anschliessend als Sach - bearbeiterin umzusetzen. Ich habe mich auch neuen Herausforderungen und Verpflichtungen gestellt, um meine Kenntnisse und Fähigkeiten zu erweitern. Für mich ist es immer ein schönes Gefühl, Studierenden gute Noten mitteilen zu können und zu sehen und zu hören, wie sie sich freuen. In Zukunft möchte ich als Berufsbildnerin mein Wissen an junge Lernende weitergeben und sie motivieren.

Votim Alimi, Sachbearbeiter und Berufsbildner Office Management Am BZG seit April 2015

Seit nun mehr als drei Jahren bin ich am BZG tätig. Ich hatte das Glück, direkt nach meiner Ausbildung angestellt zu werden. Meine Hauptaufgabe ist die Administration der externen Dozierenden. Dazu gehören unter anderem Tätigkeiten wie Personal eintritte durchführen, die Auszahlung der Honorare und meine Funktion als allgemeine Anlaufstelle bei Fragen bezüglich der Dozierenden-tätigkeit. Seit zwei Jahren begleite ich KV-Lernende in ihrer Ausbildung. Die Zusammenarbeit mit den Lernenden macht mir viel Spass. Es ist immer wieder schön, zu sehen, dass ich neben dem Ausbilden auch von den Lernenden lernen kann.

Eliane Jacquemai, Sachbearbeiterin Office Management, Berufsbildnerin und stellvertretende Leiterin Office Management Am BZG seit Februar 2015

Meine Tätigkeit in der Administration des Bildungsgangs Pflege HF und stellvertretende Leiterin Office Management gefällt mir gut. Seit meinem eigenen KV-Lehrabschluss im textilen Bereich im Jahr 2002 bilde ich mit Freude Lernende aus. In dieser Zeit haben sich die Ausbildung und auch die Anforderung an die Lernenden enorm verändert. Die Lernenden dürfen und müssen schon früh Verantwortung in kleinen Teilbereichen übernehmen, was ich sehr unterstütze. Die Jugendlichen sollen nach der Lehrzeit selbstbewusst und mit einem möglichst grossen Rucksack an Erfahrungen in den Arbeitsalltag ein steigen können.

Dragana Grujic, Lernende Kauffrau, 1. Lehrjahr verkürzt Am BZG seit Februar 2017, seit August 2017 als Lernende KV

Im Juli 2016 habe ich meine Ausbildung im Bau- und Verkehrsdepartement als Büroassistentin abgeschlossen. Von Februar 2017 bis Juli 2017 war ich als Büroassistentin im Office Management tätig, bevor ich im August 2017 meine Ausbildung als Kauffrau begann. Das Team gefällt mir besonders gut, da alle sehr freundlich und hilfsbereit sind, und man sich dadurch sehr schnell wohlfühlt. Auch die Aufgaben sind abwechslungsreich und ich habe bereits ziemlich viel Neues dazugelernt. Das Bildungs-zentrum Gesundheit bildet Lernende sehr gut aus und ich bin daher froh, meine Ausbildung hier machen zu dürfen. Ich freue mich ebenso auf die weitere Zusammenarbeit.

Gezim Turkaj, Sachbearbeiter und Berufsbildner Office Management Am BZG seit April 2016

Nach meiner Lehre als Kaufmann habe ich meine Tätigkeit als Sachbearbeiter und Berufsbildner im Office Management aufgenommen. Ich bin für die Administration in zwei Bildungsgängen zu ständig. Auch erfasse ich die Stundenpläne aller Bildungsgänge und bin die erste Anlaufstelle für Fragen zur schulinternen Software (JCS). Mein Ziel ist es, meine Lernenden auf das Berufsleben vorzubereiten, damit sie allen Anforderungen im Beruf gewachsen sind. Dennoch möchte ich mich weiterhin durch Weiterbildungen und Schulungen qualifizieren. Die tägliche Arbeit mit den Lern enden, Studierenden, Lehrpersonen, Dozierenden und Institutionen bereitet mir grosse Freude. Eine Herausforderung, die mich anspornt, ist, dass beim Ausbildungsstart und -ende alles reibungslos verläuft.

Manuel Ragossnig, Lernender Kaufmann, 1. Lehrjahr Am BZG seit August 2017

Mir gefällt es an meinem Arbeitsplatz sehr, weil die Mitarbeitenden sehr nett sind und mein Berufs-bildner mir auf eine sehr gute Art die Arbeiten beibringt. Die Tätigkeiten sind abwechslungsreich und bei jeder Aufgabe lernt man etwas Neues dazu. Meine Hauptaufgaben sind neben dem Empfangs-dienst und dem Postdienst die Mitarbeit in der Dozierendenadministration. Mein Ziel ist es, ein lehrreiches und tolles Ausbildungsjahr zu verbringen.

18 19Die verschiedenen Funktionen der Verwaltung Die verschiedenen Funktionen der Verwaltung

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Teilzeitstudium im Bildungsgang Pflege HF Flexible Arbeitsmodelle ermöglichen die Vereinbarkeit

von Beruf und Familie

Das BZG bietet seit 2013 – zusammen mit verschiedenen Praxisinstitutionen – eine Teilzeit­

ausbildung Pflege auf der Stufe Höhere Fachschule an. Was bedeutet dies für die Praxis?

Der Bericht von Brigitte Rappl, Programmleiterin Bildungsgang Pflege HF Teilzeit, beschreibt

Erfahrungen und Heraus forderungen.

Das Studium in Teilzeit wird sowohl von Institutionen angeboten, die schon als Betrieb mit dem BZG zusam-menarbeiten, als auch von Institutionen, die neu als Aus-bildungspartner tätig sind. Interessierte neue Betriebe schliessen einen Ausbildungsvertrag mit dem BZG ab. Die Grundlagen für den praktischen Teil der Ausbildung sind für das Vollzeitprogramm und das Teilzeitprogramm identisch. So gelten sowohl das Rahmenkonzept be-triebliche Ausbildung als auch der «Leitfaden Gespräche Praktika» oder der «Leitfaden Qualifi kation». Unterstüt-zung bei der erstmaligen Umsetzung des Ausbildungs-auftrags wird vonseiten des BZG geleistet durch die Fachstelle Ausbildungsinformation und Eignungsabklä-rung, die Fachstelle Ausbildungsentwicklung und die Leitung des Teilzeitprogramms.

Das Teilzeitangebot absolvieren Personen, für die eine Vollzeitausbildung nicht infrage kommt. Dies sind:

• Personen mit familiären Verpflichtungen, die Berufs-ausbildung und Familienarbeit miteinander verein-baren möchten,

• Personen, die aus finanziellen Gründen die Ausbildung nicht in Vollzeit machen können,

• Personen, die über anrechenbare Bildungsleistungen verfügen und sich weiterqualifizieren möchten. Da- zu gehören beispielsweise Fachfrauen/Fachmänner Gesundheit (FaGe), Personen mit einer deutschen Altenpflegeausbildung, einem Fähigkeitsausweis des Schweizerischen Roten Kreuzes oder Pflegepersonen mit einem Diplomniveau I.

Je nach Vorbildung werden die Studierenden zu unter-schiedlichen Zeitpunkten in die Ausbildung am BZG in-tegriert. Personen ohne Vorkenntnisse absolvieren die komplette Ausbildung. Personen mit einschlägiger Vor-bildung machen die Teilzeitausbildung verkürzt (z.B. Fachfrauen/Fachmänner Gesundheit [FaGe]) oder star-ten an festgelegten Terminen abhängig von der indivi-duellen Prüfung ihres Dossiers mit den jeweiligen Bil-dungsleistungen.

Während der Start der Ausbildung von der Vorbildung abhängig ist, richtet sich deren Dauer nach den Anstel-lungsprozenten in den Praxisbetrieben.

Das Teilzeitpensum ermöglicht es, einer Nebenerwerbs-tätigkeit nachzugehen. Das nutzen oft Studierende, die auf ein zusätzliches Einkommen angewiesen sind. Bei der verkürzten Teilzeitausbildung kann zu einem be-stimmten Prozentanteil als FaGe weitergearbeitet werden («berufsbegleitendes Modell»).

Seit der Einführung haben die Institutionen einige Erfah-rungen mit der Teilzeitausbildung gemacht. Sie nehmen ihren Ausbildungsauftrag selbstverständlich wahr und sehen das Teilzeitprogramm als «willkommene Ergän-zung» zum regulären Angebot. Zudem nutzen die In-stitutionen die Teilzeitausbildung im Sinne der Personal-entwicklung für langjährig bewährte Mitarbeitende oder fördern damit gezielt Personen mit familiären Verpflich-tungen. Meistens sind dies Frauen. Auch ältere Interes-senten und Interessentinnen, welche die Ausbildung im Vollzeitprogramm aus diversen Gründen nicht absol-vieren können und für den Betrieb sehr geeignet sind, können so für den Beruf gewonnen werden. Hier sind insbesondere die Arbeitsfelder «Pflege von Menschen mit Langzeiterkrankungen» und «Pflege von Menschen zu Hause» hervorzuheben. Das Teilzeitangebot wird von den Akteuren als eine Chance gesehen, dass möglichst viele Interessenten von der Ausbildung zur Pflegefach-frau HF/zum Pflegefachmann HF profitieren können.

Welche Ausbildungsmodelle werden umgesetzt?

Es werden ganz unterschiedliche Ausbildungsmodelle praktiziert. Einige Betriebe haben die Studierenden zu 70 % angestellt. Somit haben diese denselben Aufwand für den schulischen und den praktischen Ausbildungs-teil. Der Lernbereich Training und Transfer ergänzt beide Lernbereiche. Die Studierenden arbeiten neben der Aus-bildung nicht zusätzlich.

In anderen Betrieben arbeiten die Studierenden auf ihrer ursprünglichen Abteilung noch nebenher als Fachfrauen/Fachmänner Gesundheit (FaGe) im Umfang von 20 bis 30 %. Die Vermischung der Rollen als Studierende und Arbeitnehmende im gleichen Betrieb ist von der Pla-nung und Rollenfindung her anspruchsvoll. Hier werden mit den Studierenden individuelle Lösungen gesucht. Klare Regelungen des Einsatzes in den verschiedenen Funk tionen und auf unterschiedlichen Abteilungen oder Bereichen sind von Vorteil.

«Um es planerisch so einfach wie möglich zu halten, arbeiten die Studierenden drei Wochen auf der neuen Station und dann eine Woche als Mitarbeitende auf der alten. So ist jeder Leitung klar, wann sie über die Person planerisch verfügen kann.» (Carole Francisco, Adullam Stiftung)

Was ist das Spezielle beim Ausbilden von Teilzeitstudierenden?

Die Praxis beschreibt mehrheitlich positive Erfahrungen. Was besonders auffällt, sind die hohe Motivation, die Zu-verlässigkeit, die Zielstrebigkeit und das Engagement der Studierenden. Es wird deutlich, dass die Studieren-den den Beruf sehr bewusst wählen und Lebenserfah-rung mitbringen. Beide Aspekte haben positive Auswir-kungen auf die Gestaltung des eigenverantwortlichen Lernens. Das selbstständige Lernen und das E-Learning funktionieren sehr gut. Es ist spannend, zu beobachten, wie die Teilzeitstudierenden ihre Lebens- und Berufser-fahrung nutzen und wie vernetzt sie lernen.

«Wir haben schon grosses Engagement, grosse Motiva-tion und Durchhaltevermögen erlebt mit absolut erfolg-reichem Abschluss.» (Françoise Baldinger, Spitex Reinach)

Was ist zu beachten, damit die Teilzeitaus-bildung gelingt?

Da die Ausbildung länger dauert und oftmals neben der

Ausbildung noch familiäre oder erwerbstätige Verpflich-tungen vorhanden sind, muss die Motivation, diesen Bil-dungsweg zu gehen, sehr stark ausgeprägt sein. Die län-gere Ausbildungsdauer erfordert viel Disziplin von den Studierenden. Die Studierenden können Unterstützung einfordern, damit sie die Anforderungen des HF-Kompe-tenzniveaus bewältigen. Zentral sind Aspekte wie die Lebenserfahrung der Studierenden, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie (Work-Life-Balance) und die finan-ziellen Verpflichtungen der Programmteilnehmenden. Ebenso muss die Mehrbelastung durch die ergänzende Arbeitstätigkeit gut abgewogen werden. Speziell bei Quereinsteigern oder Personen mit familiärer Verpflich-tung ist im Vorfeld eine vertiefte Auseinander setzung mit der Ausbildungszeit und dem Berufsbild wichtig.

«Für die Studierenden wie auch für die Berufsbildenden ist das Teilzeitpensum eine Herausforderung bezüglich der Kontinuität in der Praxis. Es ist nicht so einfach, sich einzuarbeiten und an der Arbeit dranzubleiben.» (Andrej Iwangoff, Stiftung Hofmatt)

«Die Planung des Fremdpraktikums ist nicht ganz einfach, da der Praktikumsverlauf nicht kompatibel ist mit dem-jenigen der Vollzeitausbildung.» (Françoise Baldinger, Spitex Reinach)

Obwohl der praktische Teil für viele Beteiligten sehr an-spruchsvoll ist, sind die Aussagen der Studierenden an der Diplomfeier der ersten Klasse im Juni 2017 geprägt von Stolz über das Erreichte, aber auch von Dankbarkeit, dass es ihnen ermöglicht wurde, einen tertiären Ab-schluss zu absolvieren. Manche von ihnen planen schon den nächsten Laufbahnschritt.

«Ich habe mich so gewöhnt an das Lernen – mir fehlt et-was, sodass ich einfach weitermachen möchte!» – so die Aussage einer Absolventin einige Monate nach dem Ab-schluss.

Brigitte Rappl,

Programmleiterin Bildungsgang Pflege HF Teilzeit

«Wir bilden bereits für HF regulär aus und wir haben fast 10 Jahre Erfahrung mit den FaGe-Nachholbildungen.

Da liegt es auf der Hand, auch HF Teilzeit anzubieten!»

Carole Francisco, Adullam Stiftung

Vorhergehende Seite: Andrej Iwangoff, Berufsbildungsverantwortlicher, Stiftung Hofmatt in Münchenstein, und

Carole Francisco, Berufsbildungsverantwortliche, Adullam Stiftung Basel

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Die Aufgabe von Prüfungsexperten Verantwortungsvoller Einsatz und

hohes fachliches Können

Prüfungen sind ein wesentlicher Bestandteil der Ausbildung zur diplomierten Fachperson für

Medizinisch­Technische Radiologie HF. Studierende stellen ihre Fähigkeiten, Fertigkeiten

und ihr Wissen unter Beweis. Auch von den Prüfungsexpertinnen und Prüfungsexperten wird

Einsatz, Fachwissen und Sozialkompetenz verlangt.

Das Gespräch von Manuela Buttliger, Lehrperson Bildungsgang MTRA, mit Nicole Wittmer und

Umberto Raia ermöglicht einen Einblick in die Arbeitsweise von Expertinnen und Experten.

Manuela Buttliger: Was hat euch dazu gebracht, euch als Expertin und Experte am BZG zur Verfügung zu stellen? Was motiviert euch dazu?

Umberto Raia: Als Experte bei der Abnahme einer Prü-fung ist man, je nach Themenwahl der Studierenden, mit Neuerungen aus der Radiologie konfrontiert. Ich kann somit das Präsentierte mit dem Praktischen aus dem Arbeitsalltag vergleichen und im besten Fall die gewon-nenen Erkenntnisse im eigenen Betrieb vorschlagen. Der Austausch mit den Lehrpersonen zum behandelten theoretischen Thema ermöglicht uns eine innovative praktische Ausbildung.

Nicole Wittmer: Da ich selber am BZG die Ausbildung MTRA HF absolviert habe, kenne ich das Ausbildungs-system sehr gut. Ich habe Freude am Ausbilden und für mich ist es immer wieder eine spannende, lehrreiche und auch abwechslungsreiche Zeit. Ich komme gerne ans BZG zurück und freue mich auf eine weitere Heraus-forderung und den Austausch mit den Lehrpersonen.

Wo seht ihr die Herausforderungen für Prüfungsexper-tinnen und -experten?

Umberto Raia: Als Prüfungsexperte gibt es unterschiedli-che Herausforderungen. Abgesehen von den fachlichen Kenntnissen, die ein Experte mitbringen muss, sind ge-nügend soziale Fähigkeiten notwendig. Eine Prüfungs-

situation ist für die Studierenden eine Stresssituation. Als Experte sollte man durch den eigenen Auftritt ver-suchen, den Stress nicht noch mehr zu fördern. Das klingt womöglich einfach, wenn aber des Experten Ruf ihm vorauseilt, kann das zu einer Erschwernis werden.Um eine weitere Herausforderung zu nennen, nehme ich das Beispiel der Praxisfallstudien. Bei deren Präsentation lernt man Abläufe von anderen Institutionen kennen. Nicht immer versteht man die Gründe der zugrunde lie-genden Arbeitsweise. Es ist dann schwierig, zu eruieren, ob ein Missverständnis seitens Studierender vorliegt oder ob es die Arbeitsweise der Institution ist. Als Exper-te versuche ich, die Studierenden zum Reflektieren an-zuregen und zu verstehen, ob nachvollziehbare Schlüsse gezogen werden können.

Nicole Wittmer: Bei der Bewertung der Diplomarbeiten empfinde ich es manchmal schwierig, wenn das Thema sehr fachspezifisch ist, es braucht viel Aufwand das Ganze zu recherchieren. Wenn Studierende Hypothesen formulieren, kann es heikel sein, meine eigene – vielleicht auch ganz andere – Meinung zurückzustellen. Ich versuche dann, meine eigene Praxisumsetzung nicht zu fest einfliessen zu lassen.Bei der praktischen Prüfung finde ich es herausfordernd, nur Verständnisfragen zu stellen.

Name: Nicole Wittmer

Anstellungsort: Radiotherapie Hirslanden Klinik Aarau, Ausbildungsverantwortliche MTRA HF

Expertenaufgaben: Diplomarbeiten, klinische Prüfungen und Fachgespräche zu den Hypo-thesen

Name: Umberto Raia

Anstellungsort: Universitätsspital Basel, Ausbildungs-verantwortlicher MTRA HF

Expertenaufgaben: Praxisfallstudien, Diplomarbeiten, klinische Prüfungen und Fach gespräche zu den Hypothesen.

Die klinischen Prüfungen werden voraussichtlich bei der Überarbeitung des Rahmenlehrplans bestehen bleiben. Empfindet ihr die klinischen Prüfungen als gewinn-bringend?

Umberto Raia: Ich persönlich war bei der Befragung über die Überarbeitung des Rahmenlehrplans für eine Ab-schaffung der klinischen Prüfung. Die erworbenen Kom-petenzen der Studierenden innerhalb von zwei Stunden umfassend prüfen zu können, ist aus meiner Sicht nicht möglich. Die Überprüfung der praktischen Kompeten-zen wird seit dem ersten Ausbildungsjahr kontinuierlich von der Praxisinstitution vorgenommen. Stellen Sie sich vor, eine Studierende hat alle Praktika erfolgreich be-standen und besteht die klinische Prüfung nicht: Hat die Praxis die Studierende während dreier Jahre falsch quali-fiziert oder waren vielleicht doch die Umstände während dieser zwei Stunden nicht optimal?Um aber auf die eigentliche Frage einzugehen: Gewinn-bringend ist der Austausch zwischen den Lehrpersonen und den Experten aus der Praxis.

Nicole Wittmer: Gewinnbringend empfinde ich, dass man die Studierenden auch von einer anderen Seite sieht und beispielsweise die Kommunikation mit den Patien-ten und die Zusammenarbeit im Team bewerten kann.

Was muss eurer Meinung nach in einer Diplomarbeit stehen, damit diese als gut bewertet werden kann?

Umberto Raia: Eine Diplomarbeit sollte ein aktuelles Thema differenziert und vertieft behandeln. Für mich ist es wichtig, dass die Diplomarbeit einen Bezug zu unse-rem Berufsalltag herstellt. Wenn erkennbar ist, dass das erworbene Wissen zu einer Verbesserung der Arbeits-qualität führt oder sogar zu einer Erweiterung unseres Aufgabengebietes führen könnte, dann kann ich die Diplomarbeit mit Zufriedenheit als (sehr) gut bewerten.

Nicole Wittmer: Es sind mehrere Punkte, die dazu bei-tragen, ob eine Diplomarbeit bestanden ist oder nicht. Einer der wichtigsten Punkte ist für mich klar die Richtig-keit der Inhalte der Diplomarbeit. Ein weiterer Punkt ist, dass das Thema ein Gesamtpaket mit sich bringt und man merkt, dass die Person, die sie geschrieben hat, sich wirklich mit dem Thema auseinander gesetzt hat und auch verstanden hat, über was sie geschrieben hat.

Auf was sollten Studierende beim Antreten an münd-liche Prüfungen besonders achten?

Umberto Raia: Die Studierenden sollten sich von vorn-herein auf vorhersehbare Fragen vorbereiten. Die Prä-sen tation im Rahmen der Praxisfallstudie oder des Fach-gesprächs hinterlässt meistens offene Fragen, die die Studierenden bereits in der Vorbereitung erkennen kön-nen. Gelingt ihnen das, haben sie einen Vorteil in der an-schliessenden Diskussion. Haben die Studierenden sich genügend Wissen vor der Präsentation angeeignet und sind sie zu weiterführendem Denken in der Lage, sollten

sie die notwendigen Grundlagen für ein erfolgreiches Bestehen besitzen.

Nicole Wittmer: Ich nehme die Fachgespräche zu den Hypothesen kurz vor Ausbildungsabschluss ab. Daher erwarte ich ein vernetztes Denken und ein kompetentes Auftreten. Die Studierenden sollen die Hypothese selbst-sicher präsentieren und offen für das Fachgespräch sein.

Wie geht ihr mit der Situation um, wenn Studierende eine Prüfung nicht bestehen oder wenn es knapp wird?

Umberto Raia: An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass ich mir bis jetzt immer mit der Co-Expertin/dem Co-Experten einig war. Die Entscheidung fällt zu zweit deutlicher aus und bestätigt, dass die Prüfung differen-ziert und fair beurteilt wurde. Wenn die nicht bestan-dene Prüfung knapp negativ ausfällt, gilt es auch, das Resultat begründen zu können. Irgendwo muss die Linie zwischen Bestehen und Nichtbestehen gezogen wer-den. Dann muss den Studierenden klargemacht werden, woran sie noch zu arbeiten haben.

Nicole Wittmer: Ich bespreche die Situation mit der zwei-ten Expertin/dem zweiten Experten, da wir beide der gleichen Meinung sein müssen. Ist es dann wirklich so, dass die Prüfung als nicht bestanden gilt, finde ich es den anderen Studierenden gegenüber gerecht. Die Stu-dierenden erhalten dann die Chance das Ganze noch-mals aufzuarbeiten und zu wiederholen.

Was muss ein Prüfungsexperte oder eine Prüfungsexper-tin eurer Meinung nach mitbringen, um der Aufgabe ge-wachsen zu sein?

Umberto Raia: Es muss zwingend Interesse vorhanden sein, sich weiterzubilden. Die Prüfenden müssen bei mündlichen Prüfungen genü-gend Fachwissen mitbringen, um eine anschliessende Diskussion über die präsentierte Thematik führen zu können. Sie sollten Fragen stellen können, die die Stu-dierenden mit ihrem Hintergrundwissen zu weiterge-henden Überlegungen führen lassen. Gleichzeitig ist genügend Sozialkompetenz gefordert, um eine ange-messene Diskussion «auf Augenhöhe» zu gewährleisten.

Nicole Wittmer: Ein gewisses Grundwissen in den ver-schiedenen Fachgebieten sollte schon vorhanden sein. Da z.B. die Diplomarbeiten auch übergreifend auf die anderen Fachgebiete sein können. Des Weiteren finde ich auch ein korrektes und höfliches Auftreten den Stu-dierenden gegenüber zwingend.

Wie ist die Aufgabe als Prüfungsexperte mit der täg-lichen Arbeit als dipl. MTRA HF vereinbar?

Umberto Raia: Die Funktion als Prüfungsexperte lässt sich mit der täglichen Arbeit gut einrichten. Die Prüfungs-daten werden vom BZG frühzeitig mitgeteilt. Ich kann somit meine Arbeitsdienste dementsprechend anpassen.

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Nicole Wittmer: Mal mehr, mal weniger. Häufig mache ich das jedoch am Wochenende. Da habe ich mehr Ruhe und kann mich gezielter darauf konzentrieren.

Ergibt sich aus der Aufgabe auch ein Gewinn für den beruflichen Alltag?

Umberto Raia: Ja. Bei der Korrektur von Diplomarbeiten oder der Abnahme von Fachgesprächen ist man in der Regel mit praxisrelevanten Themen konfrontiert. Diese können Neuerungen aus der Radiologie sein, es können aber auch Produkte entworfen werden. Im besten Fall kann man die neu gewonnenen Erkenntnisse im eige-nen Betrieb für die praktische Umsetzung vorschlagen oder ein Produkt zur Anwendung bringen. Als Beispiel kann ich ein sehr gelungenes Quiz nennen, das zum Repetieren der Neuroschnittbildanatomie entwickelt wurde. Während eines Training und Transfers kommt das Quiz bei mir zum Einsatz.

Nicole Wittmer: Ja, ich finde schon. Häufig ist das Korri-gieren von Diplomarbeiten eine Auffrischung und auch immer wieder ein eigenes Hinterfragen, Recherchieren und Festigen des eigenen Wissens.

Was schätzt ihr persönlich an der Arbeit als Prüfungs-experte und der Zusammenarbeit mit dem BZG?

Umberto Raia: Als Prüfungsexperte schätze ich, dass ich durch diese Tätigkeit mit neuen Inhalten in Kontakt komme. Ich muss mich mit Neuerungen auseinander-

setzen und bleibe somit selbst auf dem neusten Stand.In der Zusammenarbeit mit dem BZG erachte ich, wie bereits erwähnt, den Austausch zwischen BZG und Pra-xis als äusserst gewinnbringend. Eine enge Kooperation zwischen BZG und Praxis ist zwingend notwendig, um eine hochstehende Ausbildung gewährleisten zu kön-nen. Die Tätigkeit als Prüfungsexperte ermöglicht eine Plattform, um Unterrichtsinhalte mit der Realität in der Praxis zu vergleichen. Und wenn man schon Kontakt zu einer Lehrperson hat, bietet es sich an, auch gleich über andere Anliegen bezüglich Ausbildung zu sprechen oder sich über den Wissensstand der eigenen Studieren-den zu informieren.

Nicole Wittmer: Ich finde es immer wieder schön, wie un-kompliziert alles am BZG vonstattengeht. Man bekommt die Informationen sehr früh und kann sich gut vorberei-ten. Ich selber finde es eine schöne Abwechslung zum «normalen» Arbeitsalltag. Als Prüfungsexpertin kann ich mich so auch immer auf dem aktuellen Stand halten, blicke in andere Fachgebiete. Durch diese Tätigkeit weiss ich, auf was bei den Studierenden ge achtet werden muss.

Herzlichen Dank für eure Auskunft und euren bemer-kenswerten Einsatz als Prüfungsexpertin und Prüfungs-experten am BZG.

An dieser Stelle möchte sich das Team des Bildungs-gangs MTRA HF bei allen Expertinnen und Experten für ihren Einsatz und den Beitrag zur Sicherung einer hohen Ausbildungsqualität bedanken!

Umberto Raia, Radiologiefachmann und Ausbildungsverantwortlicher, Klinik für Radiologie

und Nuklearmedizin am Universitätsspital Basel sowie Prüfungsexperte am BZG

Neuer Berufstitel für Absolventinnen und Absolventen des Bildungsganges Medizinisch-Technische Radiologie 01. 11. 2017

Ab sofort wird den Absolventinnen und Absolventen eines Bildungsganges der höheren Fachschulen «Medizinisch-technische Radiologie» der Titel «dipl. Radiologiefachfrau HF/dipl. Radiologiefachmann HF» verliehen. Der bisherige Titel «dipl. Fachfrau für medizi-nisch-technische Radiologie HF/dipl. Fachmann für medizinisch-technische Radiologie HF» wird per 1. November 2017 abgelöst und der Rahmenlehrplan entsprechend angepasst. Die neue Abkürzung des Bildungsganges lautet MTR HF.

27Die Aufgabe von Prüfungsexperten

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Kooperationsmanagement als gemeinsame Aufgabe mit der OdA

Für die Qualitätsentwicklung in der Berufsbildung

Qualitätsentwicklung in der Berufsbildung bedeutet für die OdA Gesundheit beider Basel

die richtigen Personen zusammenbringen, um den Austausch zu pflegen und die Lernorte

zu vernetzen. So profitieren Schule, Branchenverband und Studierende vom gemeinsamen

Standort im Spenglerpark in Münchenstein und machen das Kooperationsmanagement zur

Branchenaufgabe.

Wer im Spenglerpark als Gast unterwegs ist, bemerkt schnell: Hier werden viele junge Menschen ausgebildet. Die drei darin beheimateten Bildungsinstitutionen OdA, BZG Bildungszentrum Gesundheit Basel-Stadt und die Berufsfachschule Gesundheit Baselland (BfG) mit unter-schiedlichen Trägerschaften leisten Bildungsarbeit für die Gesundheitsbranche. Dieses Engagement hat eine massgebende Bedeutung im Zusammenhang mit dem prognos tizierten Fachkräftebedarf in den Gesundheits-berufen. Die Ausbildungsmöglichkeiten sind vielfältig und die Anzahl der Studierenden ist stetig angestiegen. Zurzeit weist der «Campus Gesundheitsberufe» über 2000 Auszubildende aus.

Verbundaufgabe in der Berufsbildung

Die Vereinsgründung der OdA Gesundheit erfolgte 2004. Auslöser für die Gründung war das neue Berufsbildungs-gesetz und die damit verbundene Reform der Gesund-heitsberufe. Die Gesundheits- und Pflegeberufe standen früher unter der Hoheit des Schweizerischen Roten Kreuzes. Die Reform führte zur Einführung von neuen

Aufgabenverteilung in der Berufsbildung

Die Berufsbildung ist eine Verbundaufgabe von Bund, Kantonen und Organisationen der Arbeitswelt. Der Bund ist für die strategische Steuerung und Entwick-lung zuständig. Die Kantone übernehmen die Umsetzung und die Auf-sicht. Die Organisationen der Arbeitswelt – OdA – definieren die Bildungsinhalte und die Qualifikationsverfahren, stellen Ausbildungsplätze bereit, werben für die Gesundheits-berufe und organisieren überbetriebliche Kurse (ÜK).

Berufslehren wie Fachfrau/Fachmann Gesundheit FaGe und zu einer neuen Bildungssystematik für die Gesund-heitsberufe auf Stufe Höhere Fachschule und Fachhoch-schule.

Gemeinsamer Standort als Gewinn

Seit der Vereinsgründung ist der Geschäftssitz der OdA im Spenglerpark in Münchenstein. Der Standort mit der räumlichen Nähe zum BZG ist ein Gewinn. Gemeinsame Begegnungszonen ermöglichen spontane Kontakte or-ganisations- und lehrgangsübergreifend. Ein formeller Austausch zwischen der OdA und dem BZG wird schon lange gepflegt. Das BZG initiierte aufgrund von Bedarfs-meldungen aus der Praxis Projekte wie die Teilzeitausbil-dung Pflege HF. Auch bei den medizinisch-technischen Berufen gibt es eine enge Zusammenarbeit. Beispiels-weise konnten aufgrund einer Analyse und Umfrage neue Ausbildungsplätze für den Studiengang Biomedizi-nische Analytik HF geschaffen werden. Die gemeinsame Kooperationsarbeit ist darauf ausgerichtet, insbeson-dere den Ausbildungsbetrieben und der Nachwuchs-förderung einen substanziellen Nutzen und Vorteil zu bringen.

Effektives Kooperationsmanagement als Branchenaufgabe

Für eine zielführende Kooperationsarbeit braucht es Gefässe, um den Austausch und die Meinungsbildung sicher zustellen. Die OdA Gesundheit richtet ihre Dienst-leistungen auf ihre Mitgliederorganisationen und deren angeschlossene Betriebe aus. Die Verbandsstrukturen sind so aufgebaut, dass Führungspersonen und Bildungs-verantwortliche aus den Mitgliederorganisationen die Bildungsanliegen der Praxis vertreten können. In diesen Gremien werden inhaltliche Absprachen zu den päda-gogischen Grundlagen an den Lernorten vorgenommen,

(von links) Bernadette Oberholzer, Direktorin BZG, Sabina Mohler, Rektorin Berufsfachschule

Gesundheit Baselland (BfG), und Romy Geisser Roth, Geschäftsführerin OdA Gesundheit beider Basel

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Anbetracht der laufend ansteigenden Studierendenzahl erschwert.

Es war schnell klar, hier braucht es eine breit abgestützte Lösung. Die Leitungspersonen des Bildungszentrums Gesundheit haben in Zusammenarbeit mit der OdA Ge-sundheit ein gemeinsames Projekt gestartet. In Work-shops wurden verschiedene Modellpläne sowohl aus Sicht der Praxis als auch aus Sicht der Schule gemeinsam bewertet und Argumente pro und kontra gesammelt. Kann die Ausgewogenheit mit dem neuen Ablaufplan besser gewährleistet werden? Sind die Vorgaben des Rahmenlehrplanes eingehalten? Ist der Anpassungs-bedarf moderat? Der gemeinsame Austausch und die Bewertung ermöglichten die Favorisierung von einem Ablaufmodell, welches nun weiter konkretisiert wird.

Am Messeauftritt der OdA beteiligen sich Praxis- und Schulvertretungen sowie Studierende

der Bildungsgänge an der Nachwuchswerbung.

Spenglerpark: ein «Campus» für Gesundheitsberufe – Bild: © Wincasa

OdA in Kürze

Als Branchenverband ist die OdA Gesundheit beider Basel für die Belange der Berufs-bildung im Gesundheitswesen zuständig. Sie übernimmt eine Koordinations- und Ko-operationsrolle zwischen den verschiedenen Lernorten und Ausbildungsbeteiligten.Initiiert und getragen wird die OdA Gesundheit von den privaten und öffentlich-recht-lichen Arbeitgebern im Gesundheitsbereich. Dazu gehören die Spitäler und Kliniken, die Alters- und Pflegeheime sowie die kantonalen Spitex-Organisationen der Kantone Baselland und Basel-Stadt. Im Jahr 2015 erfolgte eine Mitgliedererweiterung mit der Ärzte gesellschaft Baselland und der Medizinischen Gesellschaft Basel.Der Verband wird von einem siebenköpfigen Vorstand geführt. Die Geschäftsstelle be-schäftigt 20 Mitarbeitende und 102 Fachleute aus der Praxis, die nebenberuflich Unter-richt am Bildungszentrum ÜK erteilen.Die OdA übernimmt auch die zentralen Aufgaben eines Lehrbetriebes für 21 Lernende, die ihre Ausbildung im Modell eines «Ausbildungsverbundes» absolvieren.

damit man sich nachfolgend mit den Bildungsinstitu-tionen abstimmen oder einen möglichen Veränderungs-bedarf festlegen kann.

Ein Praxisbeispiel: Optimierung Ausbildungsplan

Eine statutarische Aufgabe der OdA Gesundheit betrifft die Regelung und den Abgleich der Bedingungen für die Bereitstellung von Praktikumsplätzen im Rahmen des Lehrplans der Ausbildungsinstitutionen und der Betrie-be. Dies betrifft den aktuell laufenden Überarbeitungs-prozess für den Ausbildungsplan Pflege HF. Sowohl die Ausbildungsbetriebe wie das Bildungszentrum Gesund-heit stellten fest, dass der bestehende Ausbildungsplan ungünstige Arbeitsspitzen auslöst und die Planung in

Neben den pädagogischen Themen werden auch die Marketingaktivitäten für die Gesundheitsberufe zwi-schen der OdA und dem BZG koordiniert. Fachleute aus den Ausbildungsbetrieben sind an den Informationsver-anstaltungen vom Bildungszentrum Gesundheit anwe-send und informieren potenzielle Studierende über die Bildungsangebote. Am Messeauftritt der OdA beteiligen sich Praxis- und Schulvertretungen sowie Studierende der Bildungsgänge an der Nachwuchswerbung.

In der Berufsbildung nimmt die Bedarfsplanung und Be-darfssteuerung der Gesundheitsberufe einen zunehmen-den Stellenwert ein. Zusammen mit den Mitgliederorga-nisationen und den Bildungsanbietern richtet die OdA Gesundheit ihr Handeln auf ein nachhaltiges Angebot an qualitativ hochstehenden Ausbildungsplätzen aus.

Romy Geisser Roth,

Geschäftsführerin OdA Gesundheit beider Basel

30 31Kooperationsmanagement als gemeinsame Aufgabe mit der OdA Kooperationsmanagement als gemeinsame Aufgabe mit der OdA

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Neu: Bachelorstudium Pflege am BZG Erstmaliger Studienstart: September 2018

Das BZG bietet ab Herbst 2018 in Zusammenarbeit mit der Berner Fachhochschule BFH den Bachelor studiengang in Pflege an. Die Studierenden werden ca. 60 % ihres Stu-diums einerseits am BZG und andererseits in den Praxis-institutionen der Region Basel absolvieren. Circa 40 % des Studiums finden an der BFH statt, wo die Studierenden auch immatrikuliert sind.Das neue Angebot wird an den Infoabenden am BZG vor-gestellt.

«Das BZG hat mich positiv beeindruckt!»

Pflege von hoher Qualität umfasst für mich die Vernetzung vieler verschiedener Kompetenzen, die meiner Ansicht nach erst durch eine fachkundige Ausbildung erworben werden können. In der heutigen Zeit gibt es, vor allem durch die demografische Entwicklung der Bevölkerung, immer mehr Menschen, die pflegebedürftig sind. Der medizinisch-technische Fortschritt, die wachsende Kom-plexität sowie der Anspruch an eine professionelle Pflege nehmen kontinuierlich zu. Diese Entwicklung zeigt mir, dass mein gewählter Beruf sinnvoller und zeitgemässer ist denn je. Es motiviert mich, jeden Tag von Neuem, die im Berufsalltag geforderten Fähigkeiten zu entwickeln und ständig zu optimieren. Da lag der Entschluss nahe, an der Fachhochschule weiterzustudieren.

Die Ausbildung am BZG bot eine ideale Mischung aus Theorie und Praxis. Durch die drei Lernbereiche Schule, betriebliche Praxis sowie den Lernbereich Training und Transfer lernte ich, gegenwärtig wichtige Kompetenzen mit zukünftig geforderten Fähigkeiten zu verknüpfen. Zunehmend konnte ich Erfahrungen aus der Berufspra-xis festigen, reflektieren und erweitern, um den Patien-ten und Patientinnen eine optimale und professionelle Pflege gewährleisten zu können. Ich erhielt eine gute Wissensgrundlage und fühle mich bestens vorbereitet in Bezug auf mein aktuelles Bachelorstudium.

Mein Studium zur Pflegefachfrau HF Eine Studierende blickt zurück

Michelle Sollberger, ehemalige Studierende des Bildungsgangs Pflege HF (2014 – 2016), blickt

gerne an die Zeit am BZG zurück. Die duale Pflegeausbildung ermöglichte ihr ein theoretisch

gut fundiertes Wissen und die notwendigen Handlungskompetenzen für den Pflegealltag.

Mit dem Diplom an der Höheren Fachschule im Gepäck konnte sie ihr berufsbegleitendes

Bachelorstudium in Pflegewissenschaften an der Berner Fachhochschule beginnen.

Das BZG verbinde ich mit einer hohen Ausbildungsqua-lität, fachkompetenten und engagierten Dozentinnen und Dozenten sowie einer sehr guten Infrastruktur. Den Umgang untereinander erlebte ich als wertschätzend, respektvoll und unterstützend. Die Dozierenden förder-ten Reflexionsprozesse, führten Mentorengespräche und gaben Anreize und Anleitungen für selbstgesteuertes Ler-nen. Bei Bedarf oder Nachfrage boten sie aktive Unter-stützung und Begleitung. Unsere Lehrpersonen verstärk-ten positives Verhalten und anerkannten gute Leistungen.

Dies führte bei mir persönlich einerseits zu einer hohen Motivation und andererseits zu immer mehr Selbstver-antwortung, Eigenständigkeit und einer professionellen Berufshaltung. Das selbstgesteuerte Lernen erlebte ich als besonders nachhaltigen Ansatz für meinen Lernprozess. Im Nachhinein bin ich davon überzeugt, dass die inten-sive Zusammenarbeit und die Unterstützung seitens der Dozentinnen und Dozenten entscheidend waren, nach-folgend das Bachelorstudium zu beginnen. Ich wurde kontinuierlich gefördert und in allen Belangen unter-stützt. Dies leistete einen grossen Beitrag in Bezug auf die Erweiterung meiner Fach- sowie Selbstkompetenz. Sogar nach Abschluss meines HF Studiums wurde mir in Bezug auf das Bachelorstudium die Unterstützung von-seiten des BZG zugesichert, was ich sehr schätze und worüber ich dankbar bin.

Michelle Sollberger, Pflegefachfrau HF, Studierende

der Pflegewissenschaft an der Berner Fachhochschule (BFH)

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Bildungsgang Pflege HF

Bildungsgang Biomedizinische Analytik HF

Bildungsgang Medizinisch­Technische Radiologie HF

Studiengang Physiotherapie FH

Ausgewählte Diplomarbeiten 2017

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Laut WHO (Weltgesundheitsorganisation) versteht man unter Wohlbefinden die subjektiv empfundene Lebens-qualität des einzelnen Menschen. Eine Krankheit – wie die chronische Linksherzinsuffizienz – kann das Wohl-befinden je nach Schweregrad massiv beeinträchtigen. Die New York Heart Association (NYHA) unterteilt die Schweregrade der Herzinsuffizienz in vier Stufen. Wäh-rend in der Stufe 1 noch keine Atembeschwerden (Dys-pnoe) auftreten und die Patienten körperlich leistungs-fähig sind, ist in der Stufe 4 die Leistungsfähigkeit massiv beeinträchtigt und die Dyspnoe tritt bereits im Ruhezu-stand oder bei minimaler Aktivität auf. Die Atmung kann so stark beeinträchtigt sein, dass es den Patienten nur noch möglich ist, mit erhöhtem Oberkörper zu schlafen. Betroffene haben keinen tiefen Schlaf mehr und sind schon am Morgen erschöpft. Durch die Minderversor-gung der Organe und Gewebe mit Sauerstoff entsteht eine verminderte Leistungsfähigkeit. So ermüdet bei-spielsweise die Muskulatur schneller und die Betroffenen fühlen sich häufig schlapp und schwach.

Menschen mit einer chronischen Linksherzinsuffi-zienz ab Stufe NYHA 2 haben schon bei diversen Aktivi-täten des täglichen Lebens (ATLs) Dyspnoe. Oft bewegen sie sich nur noch mässig, um den Beschwerden zu ent-gehen. Dies kann zu einer Abwärtsspirale führen, da die Kräfte immer mehr schwinden und die Beschwerden zu-nehmen, bis Betroffene schliesslich bei Stufe NYHA 3– 4 nicht mehr aus dem Haus gehen können und wollen.

Man spricht von einer allmählichen Ortfixierung. Der Raum, in dem sich die Erkrankten bewegen, wird immer kleiner und kann sich bis auf das Bett minimieren. Sozia-le Isolierung ist die Folge. Wenn die Patienten nicht mehr ihren gewohnten Tätigkeiten nachgehen können, kann dies zu Langeweile führen und die Betroffenen psy-chisch stark belasten. Studien belegen, dass Menschen mit einer Herzinsuffizienz bedeutend häufiger Depres-sionen erleiden als gesunde Menschen. Die Depression führt zu Stress und dieser wiederum zu einer erhöhten Belastung für das Herz. Diesen Zusammenhang bezeich-net man als psychosomatischen Circulus vitiosus der Herzinsuffizienz.

Methodisches Vorgehen

Um oben genannte Fragestellung beantworten zu kön-nen, wurde unter folgenden Internetadressen nach pas-senden Artikeln gesucht:

www.thieme-connect.comhttps://baselbern.swissbib.ch/www.econtent.hogrefe.comwww.curaviva.chhttp://scholar.google.ch/https://www.sbk.ch/https://www.swissheart.ch/de/shop.html.

Massgebend für die Auswahl der Beiträge war evidenz-basierte Literatur; Studien-, Diplom- oder Masterarbeiten wurden ausgeschlossen. Die Suchbegriffe lauteten Herz-insuffizienz, Lebensqualität, Wohlbefinden, Patienten- edukation, Schulung, Prävention und ANP (Advanced Nurcing Practice). Sie wurden einzeln eingegeben oder miteinander verknüpft. Die Dokumentation der Such-strategie erfolgte anhand eines Suchprotokolls. Letzlich eingeschlossen – also zur Beantwortung der Frage ver-wendet – wurden Studien, deren Titel und Inhalt rele-vant für diese Arbeit waren und welche auch kostenfrei im Volltext zur Verfügung standen. Ebenso Arbeiten, die Instrumente zur Messung der Selbstpflege bei Patienten mit Herzinsuffizienz zum Thema hatten oder aus der Re-gion Basel stammten. Die Publikationen sollten nicht vor dem Jahr 2014 veröffentlicht worden sein.

Ergebnisse

Aus Platzgründen können in dieser Zusammenfassung nur ausgewählte Aspekte vorgestellt werden, in denen es um Diagnostik, Therapie und Beratung der Betroffe-nen mit einer chronischen Herzinsuffizienz geht.

Diagnostik: der 6-Minuten-Gehtest (6 MGT)Der 6 MGT gilt als nützliches Instrument zur Evaluation von Therapie-, Rehabilitations- und Trainingsmassnah-men. Er wird bei Patienten mit internistischen Erkran-kungen genutzt, um diese nach NYHA 2 und NYHA 3 ein-zustufen. Je schlechter Betroffene beim Test – 6 Minuten möglichst weit im eigenen Tempo auf ebener Strecke gehen – abschneiden, desto mehr muss mit fatalen Krankheitsverläufen sowie dem Auftreten von kardialen Komplikationen gerechnet werden.

TherapieAls bedeutsam für das Management der Erkrankung wird die Selbstpflege der Betroffenen erachtet. Selbst-pflege wird definiert als zielgerichtetes Verhalten, das der Erhaltung des Lebens, der gesunden Funktionsweise des Körpers, der Entwicklung und dem Wohlbefinden

dient. So sollen die Betroffenen selber die Symptome einer kardialen Dekompensation wie zunehmende Dys-pnoe, Ödeme 3 an den Füssen oder Belastungsintoleranz frühzeitig erkennen können. Gegebenenfalls müssen Be-troffene ihren Lebensstil anpassen, um einer Verschlim-merung der Erkrankung vorzubeugen. Konkret gemeint sind damit die salzarme, mediterrane Ernährung, die Einschränkung der Flüssigkeitszufuhr, die Vermeidung von Risikofaktoren wie Rauchen und Alkohol sowie an-gemessene sportliche Aktivitäten. Das Selbstmanage-ment der Krankheit beinhaltet das Wissen und die Fähig-keit der Betroffenen, Gesundheitsprobleme zu erkennen und Problemlösungsstrategien zu entwickeln und um-zusetzen. Der Alltag soll möglichst autonom bewältigt werden können.

Patienten mit einer Herzinsuffizienz, die an Schu-lungs- und Beratungsprogrammen teilnehmen, haben eine bessere Lebensqualität und weniger Hospitalauf-enthalte. Das bessere Selbstmanagementverhalten zeigt sich zum Beispiel in der zuverlässigeren Medikamenten-einnahme. Im Universitätsspital Basel wird über ein «Herzinsuffizienz-Konzept» berichtet, welches die Pati-enten bereits während des Spitalalltags auf die Entlas-sung nach Hause vorbereitet. Mithilfe von Tagebüchern führen die Erkrankten Symptomkontrollen durch und dokumentieren täglich ihr Gewicht. Betroffene gewöh-nen sich auf diese Weise an das Selbstmanagement ihrer chronischen Krankheit.

Lebensqualität ist Herzenssache – Leben mit chronischer Herzinsuffizienz

Josua Heiniger, Pflegefachmann HF

Josua Heiniger

Pflegefachmann HF

Einleitung und Fragestellung

Laut Angaben der Schweizerischen Herzstiftung leiden in der Schweiz etwa 150 000 Personen an einer Herzinsuffizienz. In der westlichen Welt sind 2 % aller Erwachsenen betroffen, 2014 ging die European Society of Cardiology von 26 Millionen Erkrankten weltweit aus. Je älter ein Mensch wird, desto grösser ist das Risiko, an einer Herzinsuf-fizienz zu erkranken. Bei über 65-jährigen Personen beträgt die Prävalenz1 6 –10 %. Männer erkranken häufiger als Frauen2.

Die Diplomarbeit widmet sich folgender Fragestellung: Welche pflegerischen Interventionen benötigen hospitalisierte Patienten mit einer chronischen Linksherzinsuffizienz, um längerfristig ein gesteigertes Wohlbefinden zu erreichen?

1 Unter Prävalenz versteht man die Häufigkeit einer Krankheit in einer Bevölkerung zu einem bestimmten Zeitpunkt.2 Die für die Diplomarbeit verwendeten Literaturquellen sind in der Originalarbeit aufgeführt, werden hier aber für die

bessere Lesbarkeit nicht explizit erwähnt.

3 Ödeme sind Schwellungen im Gewebe, die durch vermehrte Flüssigkeits­ansammlung entstehen.

Theoretischer Hintergrund und Krankheitsbild

Wenn Patienten nicht mehr ihren gewohnten Tätigkeiten

nachgehen können, kann dies zu Langeweile führen und die

Betroffenen psychisch stark belasten.

Bild © De Visu/Shutterstock.com

36 37Ausgewählte Diplomarbeiten 2017 – Pflege HF Ausgewählte Diplomarbeiten 2017 – Pflege HF

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Circa eine Million Spitalaufenthalte in Europa lassen sich auf die Diagnose Herzinsuffizienz zurückführen. Rund die Hälfte davon wären vermeidbar, wenn die Patienten genügend informiert wären und Strategien des Selbst-managements anwenden könnten. Betroffene mit Herz-insuffizienz müssen so begleitet und instruiert werden, dass sie Symptome selbstständig erfassen, richtig ver-stehen und optimal darauf reagieren können. Die Selbst-wirksamkeit der Betroffenen muss gefördert werden, Be-ratung soll patientenzentriert erfolgen. Pflegende orien-tieren sich an der Sichtweise der Betroffenen und bieten Lösungsstrategien, die der jeweiligen Lebenssituation angepasst werden können. Ebenso müssen seelische und soziale Folgen berücksichtigt werden. Menschen mit einer Herzinsuffizienz lernen ihre Erkrankung zu ak-zeptieren, wenn sie sich mit ihr auseinandersetzen und sich selber aktiv einbringen können. Eventuell müssen für Hobbys Alternativen gesucht werden. Für viele Akti-vitäten des täglichen Lebens muss mehr Zeit eingeplant werden als früher. Bemerkenswert ist, dass es sich bei den in der Literatur beschriebenen Schulungen nicht um einmalige Anlässe handelt, sondern, dass diese immer über eine längere Zeit angeboten werden. Nachdem die Betroffenen auf der Station begleitet wurden und nach Hause entlassen sind, werden sie auch weiterhin telefo-nisch oder ambulant nachbetreut. So soll sichergestellt werden, dass das Gelernte auch im Alltag umgesetzt werden kann.

Diskussion und Schlussfolgerung

Die Thematik der Herzinsuffizienz ist sehr facettenreich. Entsprechend findet sich auch sehr viel Literatur. Es stellte sich als Herausforderung dar, nur das auszufiltern, was für die Fragestellung relevant erschien. Die Frage-stellung der Diplomarbeit bezieht sich auf die Linksherz-insuffizienz. In der Literatur wird jedoch eher allgemein über die «Herzinsuffizienz» berichtet, was auch eine Rechtsherzinsuffizienz nicht ausschliesst und somit nicht «nur» die Linksherzinsuffizienz meint.

Damit Betroffene mit einer Herzinsuffizienz ein ge-steigertes Wohlbefinden erreichen, muss dem Selbst-management der Erkrankung eine grosse Bedeutung beigemessen werden. Eine wichtige Aufgabe von Pfle-genden besteht darin, den Patienten entsprechende In-formationen zu geben, sie zu ermuntern sich selber Ziele

zu setzen und Strategien zu entwickeln, um diese Ziele zu erreichen. Ein sorgfältiges Assessment im Voraus kann dabei helfen, die Ressourcen der Betroffenen zu er-mitteln. Um die körperliche Leistung zu diagnostizieren, eignet sich der 6 MGT.

Das Wohlbefinden interpretiert jeder Mensch für sich individuell. So gibt es diejenigen, die versuchen, möglichst gesund zu werden, und dementsprechend ihren Lebensstil anpassen. Anderen wiederum ist es wichtig, dass sie ihr Leben so weiterführen können wie bisher, auch wenn dafür gesundheitliche Einschränkun-gen in Kauf genommen werden müssen. Für Pflegende bedeutet dies, dass sie die Betroffenen auf der einen Seite unterstützen möchten, auf der anderen Seite aber auch die Autonomie der Patienten gewahrt werden muss. Pflegende müssen akzeptieren, wenn Patienten ihren Lebensstil nicht ändern wollen oder können. In vielen Institutionen finden Interventionen für Herzinsuf-fizienzpatienten statt, doch häufig geht es dabei um rein medizinische Fragen und weniger um pflegerische The-men. Herzinsuffizienz-Programme wie das Konzept am Universitätsspital Basel zeigen, dass Betroffene erfolg-reich während des Spitalalltags miteinbezogen, geschult und therapiert werden können. Somit erleben die Pati-enten in einem geschützten Umfeld, was Lebensstil- änderung bedeutet und wie sich diese auf die Gesund-heit auswirken kann. Mit dieser Erfahrung werden die Pa-tienten nach Hause entlassen und haben die Möglichkeit, das Gelernte zu Hause umzusetzen. Notwendig scheint, dass die Betroffenen auch zu Hause über längere Zeit weiter betreut werden. Ansonsten besteht die Gefahr, dass Motivation und Ausdauer nicht lange anhalten.

In der Literatur werden zahlreiche Therapieansätze genannt, die sich in der Praxis als wirksam erweisen. Neben zielgerichteter Patientenedukation, Ernährungs-umstellung und angepasstem körperlichem Training be-steht für Betroffene auch die Möglichkeit, in einer Herz-gruppe der Schweizerischen Herzstiftung teilzunehmen. Die Ergebnisse der Diplomarbeit zeigen, dass es zahl-reiche Möglichkeiten gibt, damit Betroffene ein besseres Wohlbefinden erlangen. Die Schweizerische Herzstiftung stellt sowohl Professionellen als auch Patienten ein brei-tes Angebot an Informationsmaterial und Literatur zur Verfügung.

Zusammenfassung: Dr. Heike Scheidhauer

38 Ausgewählte Diplomarbeiten 2017 – Pflege HF

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licht die Zuordnung der Gewebsproben zu den jeweili-gen Patienten.

Um eine vollständige Dokumentation zu gewähr-leisten, musste ein entsprechendes Protokoll erstellt werden. In diesem wurden Datum, Objektträgertyp, Ob-jektträgerfarbe, die Magazinnummer sowie die Fall-nummer und die Art der Färbung der Gewebeschnitte notiert. Für jeden Scanvorgang wurde festgehalten, ob er problemlos funktionierte oder ob und welche Fehler-meldungen auftraten.

Um die Zufriedenheit der Ärzte mit der Qualität der digitalen Pathologie zu eruieren, wurden 20 Ge-websschnitte gescannt und diese von insgesamt 11 Teil-nehmenden anhand eines Onlinefragebogens beurteilt (1 Chefarzt, 3 Leitende Ärzte, 2 Oberärzte, 3 Assistenz-ärzte, zwei Unterassistenten vom Institut für Pathologie). Die Onlinemmfrage wurde mithilfe des Programms «Google-Formular» erstellt. Zu jedem Schnitt beantwor-teten die Befragten vier standardisierte Fragen mit ver-schiedenen, vorgegebenen Antwortmöglichkeiten. Pro Frage durfte nur eine Antwort ausgewählt werden (siehe Tabelle S. 43).

Damit für die Befragten die gleichen Voraussetzun-gen bestanden, wurden sie gebeten, ihre Beurteilung am gleichen Arbeitsplatz vorzunehmen. An einem hoch-auflösenden Bildschirm wurden die Scans betrachtet, an einem separaten Computer die Onlineumfrage aus-gefüllt.

Hintergrund

In der Pathologie am Kantonsspital Baselland (Liestal) wurde ein Ultra Fast Scanner der Marke Philips angeschafft. Damit können Gewebsschnitte gescannt und im Labor-informationssystem des Instituts für Pathologie (Pathowin) abgelegt werden. Mit der Digitalisierung der Objektträger haben die Pathologen jederzeit Zugriff auf bereits gescannte Schnitte und können somit laufend Fälle befunden. Wenn der Digitalscanner schnell, zuverlässig und in die Arbeitsroutine integrierbar ist, kann das klassische Mikros-kopieren am Mikroskop durch die Beurteilung digitaler Bilder am Bildschirm ersetzt werden.

Die Diplomarbeit widmet sich folgenden Fragestellungen:

1. Wie zuverlässig ist das Gerät in Bezug auf das korrekte Erkennen der Barcodes auf den Objektträgern?

2. Wie zufrieden sind die Pathologen mit der digitalen Pathologie im Hinblick auf die Scanqualiät?

3. Wie müssen die Gewebeschnitte für den optimalen Scan qualitativ beschaffen sein?

4. Was sind die Vor- und Nachteile der digitalen Pathologie?

(In dieser Zusammenfassung kann aus Platzgründen nur auf ausgewählte Aspekte der in der Arbeit untersuchten Fragen eingegangen werden.)

Der Histologieprozess und die digitale Pathologie

Der Routinearbeitsprozess in der Pathologie ist durch eine Reihe histologischer Techniken gekennzeichnet. Die in das Labor eingesandten Proben werden fortlau-fend nummeriert, makroskopisch beschrieben, zuge-schnitten und entwässert. Danach werden sie in Paraffin-blöcke ausgegossen. Von den Paraffinblöcken werden dünne Gewebsschnitte hergestellt, die zur mikrosko-pischen Beurteilung gefärbt werden müssen. Nach der Schnittabgabe kann der Pathologe – in Kenntnis der kli-nischen Angaben des Patienten – die Befundung vor-nehmen. Erfolgt die Diagnostik am Computer anstatt der Befundung am konventionellen Lichtmikroskop, spricht man von «digitaler Pathologie». Der Begriff umfasst den Einsatz informationstechnischer Systeme sowie die Nut-zung digitaler Verfahren zur Verarbeitung, Auswertung und Archivierung von Schnittpräparaten1.

Sivasubramaniam Sharmi

Biomedizinische Analytikerin HF

Digitale Pathologie – eine Vision oder bald Realität?

Sivasubramaniam Sharmi, Biomedizinische Analytikerin HF

1 Günther, M. (2015). Digitale Pathologie: Vom Objektträger zur virtuellen Mikroskopie.

2 Zum Beispiel gelb = Autopsie, weiss = Schnellschnitt, pink = Immunhistochemie usw. 3 Synonym: Mattschild, ein speziell aufbereiteter Randbereich auf einem meist aus Glas bestehenden Objektträger.

(IMS)». Das IMS dient als Bildanalyse für die Scans. Um die Scans zu beurteilen, sind ein Computer mit Zugang zum IMS und ein hochauflösender Bildschirm notwendig. Der vollständig digitalisierte Objektträger wird als Über-sichtsbild angezeigt. Durch Drehen am Mausrad lässt sich mit verschiedenen Vergrösserungen durch das Bild navigieren. Durch Anklicken und Ziehen kann das Bild in alle Richtungen geschwenkt werden.

Das Institut für Pathologie am Kantonsspital Basel-land verwendet Objektträger der Firma Langenbrinck. Die Objektträger weisen am Rand unterschiedliche Farben auf, wobei diese als Codes für die jeweiligen Gewebs-schnitte fungieren2.

Versuchsaufbau

Pro Objektträgerfarbe der Firma Langenbrinck (Anzahl 8) wurden 100 zufällig ausgewählte Objektträger aus dem Archiv gescannt, deren Barcode direkt auf deren Matt rand3 gedruckt worden ist. Zusätzlich wurden 100 Schnitte gescannt, deren Mattränder mit einem Bar-codeetikett beklebt wurden. Neben dem Versuch, den aktuellen Objektträgertyp der Firma Langenbrinck zu scannen, wurde auch ein neuer Objektträgertyp der Firma Knittel getestet. Hiervon wurden 20 Schnitte pro Farbe (Anzahl 6) untersucht. Dieser Vergleich sollte den optimalen Objektträgertyp zur Erkennung des Barcodes für den Ultra Fast Scanner erfassen. Der Barcode ermög-

Ultra Fast Scanner

Bild: © www.philips.com

Die Hauptmerkmale des Ultra Fast Scanner

Die Scangeschwindigkeit pro Objektträger beträgt 60 Sekunden, bei einem Scanbereich von 15 × 15 mm. Für die Bildauflösung wird mit einer 40-fachen Vergrösse-rung gescannt. Der Scanner funktioniert autark. Ohne menschliches Zutun erkennt er die Barcodes und die Po-sition des Gewebes auf den Objektträgern. Fokuspunkte werden automatisch gesetzt. Die einzige Benutzerinter-aktion ist das Beladen und Entladen des Gerätes. Der Scanner ist in der Lage, spezifische Objektträger-Markie-rungen vom Gewebe zu unterscheiden. Der Ultra Fast Scanner kann jederzeit mit Objektträgern beladen oder entladen werden. Der Scanprozess eines laufenden Auf-trags wird dabei nicht unterbrochen. Mit 300 Objekt-trägern ist der Scanner vollständig gefüllt.

Die Betrachtung der Scans erfolgt mithilfe einer speziellen Software, dem «Image Management System

Tür

LED-Lichter

wird gescannt

in der Warteschlange

fertig gescannt

Warnhinweis aufgetreten

Fehler

Fach

Objekträgermagazin

Bedienoberfläche

40 41Ausgewählte Diplomarbeiten 2017 – Biomedizinische Analytik HF Ausgewählte Diplomarbeiten 2017 – Biomedizinische Analytik HF

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Ergebnisse

Erkennen der Barcodes auf den ObjektträgernDer Scanner konnte ohne grosse Probleme die meisten Mattschildfarben der Firma Langenbrinck erkennen. Die Schwierigkeiten lagen bei den Farben Orange und Pink. Jeweils 16 von 100 dieser Barcodes konnten nicht gele-sen werden. Bei den Objektträgern, deren Mattränder mit Barcodeetiketten beklebt waren, wurde ein Objektträger mit schiefem Deckglas eingescannt. Der Scanner hat dies erkannt und dementsprechend eine Fehlermeldung gegeben. Von der Firma Knittel wurden alle Barcodes der Farbe Pink und der Farbe Blau erkannt. Bei den Farben Weiss und Gelb konnte je 1 von 20 Objektträgern nicht gelesen werden. Bei der Farbe Grün konnten 4 Objekt-träger nicht erkannt werden. Kein einziger Objektträger der Farbe Orange konnte gelesen werden (siehe Grafik).

Zufriedenheit der PathologenVon den möglichen 880 Antworten auf die Fragen 1 bis 4 im Fragebogen, wurden 873 beantwortet (siehe Tabelle S. 43). Die Mehrzahl der Pathologen ist mit der Bildquali-tät im Hinblick auf die Färbung sehr zufrieden. Zu 98,6 % wurde diese mit «sehr gut», «gut» oder «genügend» be-wertet. Auch die Bildqualität im Hinblick auf den Fokus (Schärfe) ist zufriedenstellend. 93,7 % der Schnitte wie-sen keine oder kleine Mängel auf. Im Vergleich der digi-talen Mikroskopie zur bisherigen Mikroskopie am Licht-mikroskop wurde zu 23,3 % die digitale Mikroskopie als besser bewertet. Die meisten Einschätzungen (54,8 %) beurteilten die digitale Mikroskopie «gleich gut». Der Frage, ob eine Diagnose am digitalen Bild vorgenommen werden kann, wurde zu 98,2 % zugestimmt.

Zufriedenheit der Pathologen

Diskussion und Schlussfolgerung

Die digitale Mikroskopie am Ultra Fast Scanner und die Nutzung von IMS bieten – gegen-über der Arbeit am Lichtmikroskop – sowohl Vor- als auch Nachteile für die Pathologen und für das Labor. Die Einstellung der Okulare entfällt. Scans sind jederzeit und orts-ungebunden elektronisch zugänglich, was zum Beispiel erlaubt, unkompliziert Zweit-meinungen einholen zu können. Im Gegensatz zu Objektträgern können Scans verviel-fältigt werden und gehen bei optimaler Datensicherung nicht verloren, verstauben und verblassen nicht. Die Ansicht der Scans am Bildschirm bietet ein grosses Über-sichtsbild und ermöglicht die komfortable Fallzusammenstellung für Konferenzen. Ebenso ist es digital möglich, verschiedene Gewebsschnitte gleichzeitig zu betrachten, wobei die Software «IMS» Bildanalysen-Tools bietet, die das Mikroskop nicht besitzt.

Allerdings ist es im Vorfeld wichtig, dass die Schnitte luftblasenfrei eingedeckt werden und die Objektträger sauber sind. Die Beschaffenheit der Gewebsschnitte und die Positionierung auf dem Objektträger sind weitere Kriterien für die Qualität der Scans.

Für das Labor, die BMA, entsteht durch die Umstel-lung der Prozesse zur digitalen Pathologie ein nicht un-erheblicher Mehraufwand.

Die Pathologen waren insgesamt mit der Scanqua-lität zufrieden. Das Einscannen bei 40-facher Vergrös-serung hat sich für fast alle Gewebsschnitte als ausrei-chend erwiesen. Bei wenigen Gewebsschnitten konnten die diagnostisch relevanten Details nicht erfasst werden. Hiermit stellt sich die Frage, ob der Ultra Fast Scanner diesbezüglich ausbaufähig ist. Unterschiedliche Scan-programme mit verschiedenen Vergrösserungsfaktoren könnten sich vorteilhaft auf die Bildqualität auswirken.

Die Anschaffung der Scanner, der hochauflösenden Bildschirme und des Zubehörs sowie auch die Gewähr-leistung von ausreichend Speicherplatz sind kostenin-tensive Investitionen.

Die Vorteile der digitalen Pathologie sind vielspre-chend und führen zu Verbesserungen in der histopatho-logischen Diagnostik. Es muss noch besser geklärt wer-den, bei welchen Gewebsschnitten die digitale Patholo-gie zum Einsatz kommen kann.

Das Mikroskop gilt bis heute als Goldstandard. Offen ist, ob die digitale Mikroskopie der Goldstandard der Zu-

kunft sein wird. Aktuell ist davon auszugehen, dass die Pathologen noch wenig Erfahrung mit der digitalen Pa-thologie haben. Die Umstellung der Prozesse kann nicht auf einen Schritt erfolgen, sondern sollte in mehreren Etappen geschehen. Um erste Erfahrungen zu sammeln, könnten die Pathologen für die Zusammenstellung der Fälle für beispielsweise Tumorkonferenzen mit dem Ultra Fast Scanner arbeiten. Das Ziel ist es, den Ultra Fast Scan-ner in die Routinediagnostik einzuführen.

Mit programmierten Algorithmen kann die Diagno-sestellung am Bildschirm unterstützt werden. Ob diese Algorithmen zusammen mit einer ausgezeichneten Scan-qualität eine automatisierte Befundung ermöglichen werden, wird sich mit der Zeit zeigen.

Zusammenfassung: Dr. Heike Scheidhauer

Gesamtauswertung von Frage 1, 2, 3 und 4 Absolute Häufigkeit Relative Häufigkeit in %

Frage 1: Wie beurteilen Sie die Bildqualität im Hinblick auf die Färbung?

A: Sehr gut 156 71,9 %

B: Gut 49 22,6 %

C: Genügend 9 4,1 %

D: Ungenügend 2 0,9 %

E: Schwach 0 0,0 %

F: Sehr schwach 1 0,5 %

Anzahl Antworten aller Schnitte 217

Frage 2: Wie beurteilen Sie die Bildqualität im Hinblick auf den Fokus?

A: Keine Mängel 133 60,5 %

B: Kleine Mängel, Beurteilung möglich 73 33,2 %

C: Grössere Mängel, Beurteilung möglich 12 5,5 %

D: Grössere Mängel, Beurteilung nicht möglich 2 0,9 %

Anzahl Antworten aller Schnitte 220

Frage 3: Wie beurteilen Sie die digitale Pathologie im Vergleich zur bisherigen Mikroskopie am Lichtmikroskop?

A: Besser 51 23,3 %

B: Gleich gut 120 54,8 %

C: Schechter 48 21,9 %

Anzahl Antworten aller Schnitte 219

Frage 4: Können Sie eine Diagnose an diesem Schnitt vornehmen?

A: Ja 213 98,2 %

B: Nein 4 1,8 %

Anzahl Antworten aller Schnitte 217

Violett

R. Langenbrin

ck

Blau R. L

angenbrinck

Blau Wald

emar K

nittel

Grün R

. Langenbrin

ck

Grün W

aldem

ar Knitt

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Beige R

. Langenbrin

ck

Weiss

R. L

angenbrinck

Weiss

Wald

emar K

nittel

Orange R

. Langenbrin

ck

Orange W

aldem

ar Knitt

el

Pink R

. Langenbrin

ck

Pink W

aldem

ar Knitt

el

Gelb R

. Langenbrin

ck

Gelb W

aldem

ar Knitt

el

Etikette

n R. L

angenbrinck

L Erfolgreich gescannt L Barcode nicht erkannt

L Barcode nicht erkannt, fremder Barcode L Objektträger übersprungen, kein Gewebe erkannt

L Schiefer Objektträger

100 %

90 %

80 %

70 %

60 %

50 %

40 %

30 %

20 %

10 %

0 %

Vergleich Objektträgertyp

42 43Ausgewählte Diplomarbeiten 2017 – Biomedizinische Analytik HF Ausgewählte Diplomarbeiten 2017 – Biomedizinische Analytik HF

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Einleitung

Der Begriff Tomotherapie setzt sich aus den zwei Begriffen «Tomo» und «Therapie» zu-sammen, was so viel wie Schichtbehandlung bedeutet. Diese Form der Strahlenthera-pie mit ionisierender Strahlung wurde in den späten 80er-Jahren in den USA von Mackie und seinem Team erfunden1. In der Schweiz wird sie inzwischen an fünf Orten eingesetzt 2. Der ursprüngliche Gedanke war, einen Computertomografen (CT) mit einem Linearbeschleuniger, dem Standardgerät für die Strahlenbehandlung, zu ver-einen, um so mit der Bildgebung des CT die Patientenposition zu kontrollieren. Das Aussehen des Gerätes ähnelt dem eines CT. 3

Folgende leitende Fragestellungen grenzen den Rahmen dieser Diplomarbeit ein:

• Wie funktioniert die Tomotherapie und warum wurde sie entwickelt?

• Worin unterscheidet sich der Aufbau der Tomotherapie im Vergleich zum herkömm-lichen Linearbeschleuniger?

• Welche Bestrahlungstechniken bietet die Tomotherapie und welche Möglichkeiten ergeben sich daraus?

• Hat die Tomotherapie durch die modernen Techniken am herkömmlichen Linearbe-schleuniger noch ihre Berechtigung?

Die Diplomarbeit entstand in enger Zusammenarbeit und mit fachlicher Unterstützung durch Mitarbeiter des Kantonsspitals St. Gallen. Neben der Literaturrecherche unter PubMed und Swissbib wurden Firmenunterlagen des Herstellers und Handreichungen des Kantonsspitals St. Gallen zur Beantwortung der Fragestellungen verwendet.

Fabian Egli

Fachmann für Medizinisch­

Technische Radiologie HF

Die Tomotherapie – Linearbeschleuniger und Computertomografie vereint

Fabian Egli, Fachmann für Medizinisch­Technische Radiologie HF

Im Konzept zur Entwicklung der Tomotherapie werden von Mackie drei Hauptziele genannt, die durch die Tomo-therapie gelöst werden sollen: Das erste Ziel stellt die bessere Schonung der Risikoorgane dar. Das zweite Ziel besteht darin, die Patientenposition und somit die ge-naue Dosisapplikation laufend zu überprüfen. Das dritte Ziel bezieht sich auf das Kollisionsrisiko zwischen Gerät und Patientin oder Patient, das bei herkömmlichen Li-nearbeschleunigern besteht. Eine bessere Schonung der Risikoorgane wollte man mit mehreren, ungleichmässi-gen, intensitätsmodulierten Strahlformungen erreichen. Das Problem der Unsicherheit bei der Patientenlagerung sollte durch einen integrierten Computertomografen behoben werden. Die Kollisionsgefahr zwischen Behand-lungscouch und der beweglichen Strahlführung bei dyna-mischen Therapieformen wollte man durch ein neuartiges Design lösen.

Funktionsweise der Tomotherapie

Der grosse Unterschied zum herkömmlichen Linearbe-schleuniger besteht darin, dass die Behandlungscouch sich während der Bestrahlung durch die Strahlung be-wegt. Durch den Tischvorschub und die Gantryrotation (Drehbewegung des Bestrahlungsarms) ergibt sich eine spiralförmige Dosisapplikation. Eine zweite Möglichkeit ist, bei nicht rotierender Gantry, aber konstantem Tisch-vorschub Behandlungen vorzunehmen. Wichtig, ist zu erwähnen, dass sich die verschiedenen Geräte der Tomo-therapie in ihrem Funktionsumfang unterscheiden. Mit beiden Techniken sind ausschliesslich Therapien mit Photonen möglich.

Wichtigste Komponenten

Charakteristisch für die Tomotherapie ist die ringförmige Anordnung der Komponenten auf einer CT-Gantry. Der integrierte Linearbeschleuniger ist ausgesprochen kom-pakt gebaut, seine Länge beträgt 30 cm. Er wird durch ein Magnetron betrieben und dient sowohl zur Produk-tion der bildgebenden Strahlung als auch der Therapie-strahlung.

Die Tomotherapie benötigt ein eigenes Therapiepla-nungssystem. Die Anwender definieren im Voraus die zu erreichenden Ziele der Bestrahlung und gewichten diese. Ein iterativer Algorithmus optimiert dann die Vorgaben. Anschliessend erfolgt die physikalische Dosisberech-nung mit demselben Dosisberechnungsalgorithmus, wie er auch für die Therapieplanung für Linearbeschleuniger eingesetzt wird. Dadurch ist es möglich, Pläne der Tomo-therapie mit Plänen für den herkömmlichen Linearbe-schleuniger zu vergleichen. Dieses Vorgehen ist sinnvoll, wenn im Voraus unklar ist, an welchem Gerät eine Pati-entin oder ein Patient bestrahlt werden soll.

Bestrahlungstechniken und Indikationen

Die helikale Tomotherapie ermöglicht die Bestrahlung von langen, komplexen Zielvolumina und steht in direk-ter Konkurrenz zu den intensitätsmodulierten Techniken an herkömmlichen Linearbeschleunigern. Der Entscheid für die eine Technik kann daher auch organisatorische Gründe haben. Die Tomotherapie kann somit zu einer «Entlastung» der herkömmlichen Linearbeschleuniger führen. Eine abschliessende Liste mit möglichen Indika-

Geschichte und Entwicklungsgründe

Als im Jahre 1895 die Röntgenstrahlung durch Wilhelm Conrad Röntgen entdeckt wurde, dauerte es lediglich ein Jahr, bis diese neu entdeckte Strahlung auch thera-peutisch zum Einsatz kam. 1930 wurde der erste Hoch-frequenz-Linearbeschleuniger 4 entwickelt. Seit Mitte der 80er-Jahre gilt dieser als Standardgerät für die Strah-lentherapie. Den wohl wichtigsten Grund für die ge-waltigen Fortschritte in der Strahlentherapie stellte die Entwicklung im Bereich der Informationstechnologie dar. Es wurden immer kleinere und schnellere Computer ge-

baut, welche seitdem die Grundlage für die Gerätesteue-rung und für die Therapieplanung bilden. Damit konnte erreicht werden, dass es auch für komplex geformte Ziel-volumina (meist Tumore) möglich wurde, bestmögliche Dosisverteilungen zu erhalten. Voraussetzung dafür war, dass die Dosis aus verschiedenen Winkeln intensitäts-moduliert auf das Zielvolumen trifft. Die Tomotherapie wurde klinisch das erste Mal Ende 2001 an einem Tier eingesetzt. Im Jahr 2002 folgte die Bestrahlung von Kno-chenmetastasen eines Menschen.

1 Siehe «Tomotherapy: A new concept for the delivery of dynamic conformal radiotherapy» von Mackie et al.; erschienen 1993 im Journal «Medical Physics».

2 Fribourg, Lausanne, Lugano, Sion und St, Gallen.

3 Die für die Diplomarbeit verwendeten Literaturquellen sind in der Originalarbeit aufgeführt, werden hier aber für die bessere Lesbarkeit nur in Ausnahmefällen erwähnt.

4 In medizinisch eingesetzten Linearbeschleunigern werden Elektronen in gerader Linie beschleunigt. Werden diese hochenergetischen Elektronen dann abgebremst, entsteht Photonenstrahlung. Circa 95 % aller Bestrahlun­gen werden mit Photonen durchgeführt.

Tomotherapiegerät

Bild: © www.coloradotomotherapy.com

44 45Ausgewählte Diplomarbeiten 2017 – Medizinisch-Technische Radiologie HFAusgewählte Diplomarbeiten 2017 – Medizinisch-Technische Radiologie HF

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nen lassen. Die Therapiedauer ist unter der Tomothera-pie höher. Je länger die Dosisapplikation dauert, umso grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Patientin oder der Patient sich bewegt. Somit besteht bei sehr lan-gen Tomotherapie-Sitzungen die Gefahr, dass die Dosis technisch zwar millimetergenau appliziert werden konn-te, aber sich die Patientin oder der Patient bewegt hat und somit eine Diskrepanz zwischen Ist und Soll ent-standen ist. In palliativen Situationen oder bei Patientin-nen und Patienten, die Mühe haben, lange zu liegen, stellt die Tomotherapie demzufolge nicht immer die bes-te Option dar. Zukünftig könnte die Funktion der simul-tanen Patientenbewegungsüberwachung in Form der ständigen Oberflächenabtastung implementiert werden. Aufgrund der kompakten Bauweise der Tomotherapie besteht die Möglichkeit einer planaren Bild gebung der-zeit nicht. Da nur mit Photonen bestrahlt werden kann, sind keine Behandlungen mit Elektronen möglich. Ver-besserungspotenzial besteht auch an der Behandlungs-couch, sodass Lagerungsvariationen zwischen Behand-lungen kompensiert werden könnten.

Zusammengefasst kann geschlussfolgert werden, dass die Tomotherapie medizinisch-technisch gesehen auf jeden Fall ihre Berechtigung hat. Dennoch ist davon aus-zugehen, dass auch in den nächsten Jahren Innovationen im Bereich der herkömmlichen Linearbeschleuniger auf den Markt kommen werden. So könnte ein kontinuierli-cher Tischvorschub bei herkömmlichen Linearbeschleu-nigern gewährleisten, auch mit dieser Technik längere Zielvolumina einfacher und besser zu behandeln.

tionen zu erstellen, ist schwierig, da das Einsatzspektrum nicht zuletzt auch davon abhängt, welche weiteren Be-strahlungsgeräte einem Institut zur Verfügung stehen. Beispiele für Indikationen sind: Neuroachsen, Tumore im Kopf-Hals-Bereich, Prostatabestrahlungen bei Hüft-prothesen u.a.

Im Unterschied zur helikalen Tomotherapie handelt es sich bei nicht rotierender Gantry um die schnellere Bestrahlungstechnik. Der Planungsaufwand ist jedoch grösser, da zusätzlich noch die Anzahl der Einstrahl-winkel und deren Positionen festgelegt werden müssen.

Studienresultate (Auswahl)

Forscher an der Universitätsklinik für Strahlentherapie in München haben 2010 in einer retrospektiven Vergleichs-studie drei Bestrahlungstechniken miteinander ver-glichen: die intensitätsmodulierte Radiotherapie (IMRT), die volumenmodulierte Radiotherapie (VMAT Rapid Arc) sowie die helikale Tomotherapie 5. Hierfür wurden Pläne von neun Prostatapatienten sowie neun Pläne von Pati-entinnen und Patienten mit Kopf- und Halstumoren be-rechnet und untersucht. Bei den Prostatabestrahlungen wiesen die Pläne der Tomotherapie die geringsten Dosis-maxima auf. Die Zielvolumenabdeckung war bei den Tomotherapieplänen am besten, die Tomopläne wiesen die höchsten Dosisminima im Zielvolumen auf. Rapid Arc erreichte die beste Schonung von Harnblase und Rektum, gefolgt von IMRT. Die Tomotherapiepläne schnitten hier schlechter ab.

Auch bei den Kopf- und Halstumoren wiesen die Tomo-pläne die bessere Zielvolumenabdeckung auf. Bei der Schonung der Risikoorgane wurden die Werte der Ohr-speicheldrüsen sowie die Werte des Rückenmarkes ver-glichen. Die Tomopläne sind in Bezug auf die Schonung dieser Risikoorgane den Konkurrenztechniken deutlich überlegen. Die helikale Tomotherapie ermöglicht hier also eine maximale Schonung der Risikoorgane bei gleichzeitig bester Zielvolumenabdeckung. Der Unter-schied zwischen RapidArc und den IMRT-Plänen ist in Bezug auf die Risikoorgane gering.

Die Autoren der Studie weisen abschliessend darauf hin, dass dosimetrische Vergleiche äusserst schwierig sind und Vorsicht bei deren Interpretation geboten ist.

Diskussion und Schlussfolgerung

Der Aufbau und die Strahlungseigenschaften der Tomo-therapie unterscheiden sich erheblich von denen her-kömmlicher Linearbeschleuniger. Die Tomotherapie ist die Technik der Wahl, wenn lange Zielvolumina behan-delt werden müssen. Vergleichsstudien ergaben, dass sich mit der Tomotherapie die homogeneren Pläne er-stellen lassen. Risikoorgane können gezielt geschont werden. Allerdings konnte auch gezeigt werden, dass die Tomotherapie bei der Schonung von Risikoorganen nicht in jedem Fall besser ist.

Die helikale Tomotherapie weist heutzutage einige Schwächen auf, die den herkömmlichen Linearbeschleu-niger in vielen Situationen als die bessere Wahl erschei-

5 Jacob, V. et al. (2010). A Planning Comparison of Dynamic IMRT for Different Collimator Thickness with Helical Tomotherapy and RapidArc for Prostate and Head and Neck Tumors. Strahlentherapie und Onkologie, 186(9), 502–510.

Zukünftig müsste erreicht werden, dass die Registrie-rung der Bildgebung in der Tomotherapie deutlich schneller erfolgt und somit die Behandlungszeit deut-lich reduziert werden kann. Zudem könnten die mo-dernsten CT-Algorithmen angewandt werden, um die zusätzliche Bildgebungsdosis möglichst niedrig zu hal-ten. Die Gantry selbst könnte in Zukunft eine höhere maximale Rotationsgeschwindigkeit aufweisen, um die Bestrahlungszeit zu verkürzen. Auch im Planungssystem steckt noch Verbesserungspotenzial. Die Bedienung soll-te auf den Stand der Konkurrenz gebracht werden.

Verfügt eine Institution über einen herkömmlichen Linearbeschleuniger und eine Tomotherapie, so ergeben sich aus medizinisch-technischer Sicht bessere Möglich-keiten für die strahlentherapeutische Behandlung, als stünden zwei Linearbeschleuniger zur Verfügung. Je-doch wäre die Rentabilität kleiner, da zwei unterschied-liche Systeme mehr Kosten verursachen als zwei identi-sche (z. B. kann bei Geräteausfällen nicht problemlos auf das andere Gerät ausgewichen werden). Auch wenn die Tomotherapie in vielen Fällen die bessere Wahl darstellt, ist diese nicht unbedingt immer auch zwingend not-wendig. Die wenigsten Kliniken und Institute verfügen über eine Tomotherapie und können dennoch das ganze Spektrum der Radioonkologie anbieten. Somit ist die wirtschaftliche Berechtigung der Tomotherapie zum heutigen Zeitpunkt wohl eher zu verneinen.

Zusammenfassung: Dr. Heike Scheidhauer

46 47Ausgewählte Diplomarbeiten 2017 – Medizinisch-Technische Radiologie HF Ausgewählte Diplomarbeiten 2017 – Medizinisch-Technische Radiologie HF

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Der Direktzugang ist in der Schweiz seit mehreren Jahren Gegenstand von Diskussionen. In einem Infoblatt über den Direktzugang in der Physiotherapie erläutert der Berufsverband physioswiss, dass von einem Direktzu-gang viele positive Aspekte erwartet werden könnten.

Dazu zählen die Verbesserung der Patientenzu-friedenheit, verkürzte Wartezeiten, Vermeidung von Doppelspurigkeiten in den Behandlungen und damit eine Kostensenkung sowie die Abfederung des Ärzte-mangels. 2011 wurde allen Mitgliedern von physioswiss ein Fragebogen zum Thema «Direktzugang zur Physio-therapie in der Schweiz» zugestellt. Obwohl die Rück-laufquote mit 27 % eher gering war, sprach sich eine Mehrheit von 86 % der antwortenden Physiotherapeu-tinnen und Physiotherapeuten für die Einführung eines Direktzugangs in der Schweiz aus. 60 % der Befragten gaben jedoch an, dass sie dafür zusätzliche Qualifika-tionen für nötig hielten.

Die Bachelorarbeit vergleicht die beiden Länder Schweiz und Niederlande und orientiert sich an folgenden Leitfragen:

• Wie ist der aktuelle Stand bezüglich Direktzugang zur Physiotherapie in der Schweiz?

• Welche Patientinnen und Patienten nutzen den Direktzugang («Diagnosen und Patientengut») in den Niederlanden?

• Beeinflusste der Direktzugang in den Niederlanden die Grundausbildung?

• Wodurch unterscheiden sich die Ausbildungsinhalte der Grundausbildung der beiden Länder?

Für die Literaturrecherche zu dieser Arbeit wurden die Datenbanken PubMed, Oxford academic, physical therapy und NIVEL Publications konsultiert. Weiter wurden diverse Institutionen und Personen in den Niederlanden und in der Schweiz, die sich mit Fragen zum Direktzugang auseinandersetzen, via E-Mail befragt.

Hintergrund und Fragestellung

Unter Direktzugang zur Physiotherapie wird verstanden, dass Patientinnen und Pa-tienten ohne Verordnung einer Ärztin oder eines Arztes Physiotherapie in Anspruch nehmen können und die Kosten über eine Versicherung abgerechnet werden. Im Ge-gensatz zur Schweiz praktizieren die Niederlande bereits seit 2006 den Direktzugang. Mit der Einführung des Direktzugangs möchte der Dachverband internationaler Phy-siotherapieverbände, der World Confederation of Physical (WCPT) – bei dem sowohl der schweizerische als auch der niederländische Physiotherapieverband Mitglieder sind –, die berufliche Eigenständigkeit und Autonomie der Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten stärken. Das Thema Direktzugang zur Physiotherapie ist weltweit aktuell. So verfügen Grossbritannien, Finnland, die Niederlande, Schweden, Australien, Neuseeland sowie einige Bundesstaaten der USA über einen Direktzugang zur Physio-therapie.1

Direktzugang zur Physiotherapie: Kann das niederländische Ausbildungssystem

ein Vorbild für die Schweiz sein?Laura Maria Michel, Physiotherapeutin FH

Das Ministerium für Gesundheit, Gemeinwohl und Sport der Niederlande hat von der Umsetzung des Direktzu-gangs erwartet, dass der Zugang zur Grundversicherung verbessert wird, dass die Hausärztinnen und -ärzte ent-lastet werden und das Ansehen der Physiotherapie steigt. Die Verantwortung der Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten soll erhöht werden. Zudem soll mit dem Direktzugang die freie Wahl von Leistungser-bringern für die Patientinnen und Patienten unterstützt werden. Kritikerinnen und Kritiker des Direktzugangs befürchteten vor dessen Einführung in den Niederlan-den, dass die Physiotherapeutinnen und Physiothera-peuten zu wenig Wissen über die Krankheits lehre haben und somit auch über zu wenig Wissen ver fügen, um Dia-gnosen zu stellen, also Krankheiten richtig zu erkennen. Auch bestanden Bedenken, die Kommunikation zwi-schen den Hausärztinnen und den Hausärzten und den Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten werde sich verschlechtern. Die grösste Unsicherheit – vor allem der Versicherungen – war, dass sich mehr Patientinnen und Patienten physiotherapeutisch behandeln lassen, was sich dann in höheren Gesundheitskosten nieder-schlagen würde.

In der Schweiz werden heute die Leistungen von Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten nur dann

1 Die für diese Arbeit verwendeten Literaturquellen sind in der Originalarbeit aufgeführt, werden hier aber für die bessere Lesbarkeit nur selektiv erwähnt.

2 Art. 25 und 35 Bundesgesetz über die Krankenversicherung, KVG, 2015.

3 Tarifstruktur. (2004). Tarif Revision 2004 H+.4 Postulat 12.3574, 2012.5 Postulat 16.3201, 2016.

Laura Maria Michel

Physiotherapeutin FH

von der Obligatorischen Krankenpflegeversicherung übernommen, wenn sie auf ärztliche Anordnung oder im Auftrag einer Ärztin, eines Arztes erbracht werden2. Auch können die Betroffenen selbst für die Bezahlung aufkommen. Dabei ist jedoch zu beachten, dass dies kantonal geregelt ist, wobei einige Kantone die physio-therapeutische Behandlung ohne ärztliche Verordnung nicht vorsehen.

Die Physiotherapie ist in der Schweiz seit einigen Jahren ein Hochschulstudium, das in einen Bachelor- und einen Masterstudiengang gegliedert ist. Bachelor-absolventinnen und -absolventen steht die Möglichkeit offen, im Anschluss an die Grundausbildung ein Master-studium zu absolvieren. Zudem bieten die Hochschulen sowie Weiterbildungszentren und Fachgruppen diverse Kurse zur Vertiefung an.

Die Ausbildung zur Physiotherapeutin beziehungs-weise zum Physiotherapeuten in den Niederlanden ist dem Schweizer System ähnlich. Auch hier schliessen die Studierenden ihre vierjährige Grundausbildung mit dem Bachelor of Science ab, was sie zur Berufsausübung be-fähigt. Auch in den Niederlanden kann danach ein Mas-terstudium oder eine andere Weiterbildungen in Angriff genommen werden. Es besteht zudem die Möglichkeit zu doktorieren.

Der auch heute schon existierende hohe Autonomiegrad des Berufsstandes ist in der Tarifstruktur folgendermas-sen begründet: «Der Physiotherapeut ist im Rahmen der ärztlichen Verordnung, der gesetzlichen Bestimmungen und seines Fachwissens frei in der Wahl seiner Behand-lungsmethoden.»3 Die Schwierigkeiten für die Imple-mentierung des Direktzugangs zur Physiotherapie in der Schweiz liegen vor allem auf der politischen und gesetz-lichen Ebene. So lässt die schweizerische Gesetzgebung in der heutigen Ausgestaltung keinen Direktzugang in der Physiotherapie zu. Verschiedene Vorstösse in der Po-litik sind bisher erfolglos geblieben. Beispielsweise ver-fasste Nationalrätin Guscetti 2012 ein entsprechendes Postulat an den Bundesrat, welches mit der Begründung, dass der Direktzugang «zu erheblichen Mehrkosten ohne gesundheitlichen Mehrwert führen wird», abge-lehnt wurde4. Dieselben Argumente wurden vier Jahre später für die Beantwortung des Postulates von National-rat Grossen verwendet5.

Diagnosen und Patientengut in den Niederlanden

Seit der Einführung des Direktzugangs zur Physiotherapie in den Niederlanden haben sich die Diagnosen von Physiotherapiepatientinnen und -patienten nicht wesentlich verändert. Patientinnen und Patienten, die unter einer chronischen Krankheit leiden, begaben sich dreimal häufiger in physiotherapeutische Behandlung als solche mit aku-ten Beschwerden. Die Zahl der Betroffenen, die die Möglichkeit des direkten Zugangs genutzt haben, ist kontinuierlich angestiegen. Waren es im Jahr nach Einführung des Direktzugangs 28,9 % aller physiotherapeutischen Patientinnen und Patienten, suchten im Jahr 2015 nur noch 49,1 % zuerst eine Ärztin oder einen Arzt auf, bevor sie zur Physio-therapie gingen.

Obwohl sich die physiotherapeutische Behandlung nicht nur auf den Bewegungs-apparat beschränkt, existieren in den Niederlanden bis heute lediglich Zahlen und Aus-wertungen von Patientinnen und Patienten mit muskuloskelettalen Beschwerden. Die häufigsten Beschwerden, die Patientinnen und Patienten zur physiotherapeutischen Behandlung führen, sind Beschwerden im unteren Rücken.

Warum die Schweiz keinen Direktzugang hat

48 49Ausgewählte Diplomarbeiten 2017 – Physiotherapie FH Ausgewählte Diplomarbeiten 2017 – Physiotherapie FH

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Grundausbildungen und typischer physiotherapeutischer Behandlungsablauf Schweiz versus Niederlande

6 Interpharma (2017). Gesundheitswesen Schweiz. Basel. Abrufbar unter http://www.interpharma.ch.

Weiter scheint in den Niederlanden die Erste Hilfe bei Notfällen ein bedeutsamerer Bestandteil des Unterrichts zu sein. Die Grundlagenfächer wie Anatomie, Physiolo-gie, Pathologie, Wissenschaftliches Arbeiten finden sich in beiden Ausbildungen, in der Schweiz jedoch in deut-lich reduzierterem Rahmen. Den grössten Unterschied zwischen den Ausbildungen der beiden Länder machen jedoch die Praktika aus. Studierende in der Schweiz ab-solvieren während ihrer Bachelorausbildung mehr als doppelt so viele Stunden in Praktika als die niederländi-schen. Die Schweizer Studierenden – beispielsweise am Bildungszentrum Gesundheit Basel-Stadt – haben die Möglichkeit, Einblicke in sechs verschiedene Institutio-nen und diverse unterschiedliche Fachrichtungen (Ortho-pädie, Traumatologie, Innere Medizin, Geriatrie, Neurolo-gie oder Kinderheilkunde) zu erhalten.

troffenen den direkten Weg zur Physiotherapie wählen. Eine durch den Direktzugang verursachte Entlastung der Hausärztinnen und Hausärzte konnte dennoch nicht be-obachtet werden. Als mögliche Ursache kommt infrage, dass in den Niederlanden nur 13% der hausärztlichen Konsultationen mit Erkrankungen des Bewegungsappa-rates verbunden sind.

In der Schweiz belief sich im Jahr 2015 die Gesamt-zahl von Diagnosen, welche in Hausarztpraxen gestellt wurden, auf 94,5 Millionen, davon betrafen 9,45 Millio-nen den Bewegungsapparat6. Diese Zahlen könnten ein Indiz dafür sein, dass die Einführung des Direktzugangs in der Schweiz eine Entlastung der Hausärztinnen und Hausärzte zur Folge hätte, selbst wenn – wie in den Nie-derlanden – «nur» 50 % der Patientinnen und Patienten den direkten Zugang wählen würden. Hinzu kommt, dass sich die Physiotherapie nicht nur auf den Bewegungs-apparat beschränkt, sondern andere Fachrichtungen wie beispielsweise die Neurologie oder Innere Medizin um-fasst. So könnten auch Patientinnen und Patienten mit Diagnosen aus diesen Fachrichtungen den direkten Weg zur Physiotherapie wählen.

Damit in der Schweiz ein Direktzugang zur Physio-therapie überhaupt formell möglich wird, sind Änderun-

gen auf politischer und gesetzlicher Ebene nötig. Die Resultate aus dem Vergleich mit den Niederlanden könnten als Argumente für ein politisches Umdenken beigezogen werden.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass im Vergleich zum niederländischen Bachelorabschluss mit dem Profil des bestehenden Schweizer Bachelorstudien-ganges in Physiotherapie die Berufsbefähigung für den Direktzugang eher nicht gegeben ist. Ein möglicher Grund dafür ist, dass das niederländische Ausbildungs-system über einen höheren Theorieanteil verfügt. Kon-kret werden bedeutend mehr Unterrichtsstunden für die Diagnostik, die Krankheitslehre und die Erste Hilfe auf-gewendet. Diese Lehrinhalte sind elementar für die Ar-beit im System des Direktzugangs sowie auch das vor der eigentlichen Therapie erforderliche Screening der Patientinnen und Patienten. Entweder müsste sich die Struktur des schweizerischen Bachelorstudiengangs ver-ändern, oder die notwendigen Kenntnisse sollten durch eine Weiterbildung wie beispielsweise einem Masters of Science erworben werden.

Zusammenfassung: Dr. Heike Scheidhauer

Der Physiotherapeut in der Schweiz ist im Rahmen der ärztlichen Verordnung, der gesetzlichen

Bestimmungen und seines Fachwissens frei in der Wahl seiner Behandlungsmethoden.

Bild: © wavebreakmedia / Shutterstock.com

Obwohl sich die Bachelorstudiengänge der Physiothera-pie in den Niederlanden und in der Schweiz auch inhalt-lich ähneln, gibt es einige wichtige Unterschiede. Stu-dierende in den Niederlanden erhalten im Gegensatz zu ihren Schweizer Kolleginnen und Kollegen beispielswei-se Einblick ins unternehmerische Recht und in die unter-nehmerische Planung, ebenso in das Finanz-, Projekt-, Qualitäts- und Praxismanagement. Spezielle Inhalte, wie das «Screening», behandeln Themen rund um die Vor-untersuchung von Patientinnen und Patienten. In diesem Zusammenhang werden Techniken erlernt, die für den Entscheid, ob die Patientinnen und Patienten eine phy-siotherapeutische Behandlung benötigen, relevant sind. Die Tabellen 1 und 2 zeigen, wodurch sich die physio-therapeutischen Behandlungen «vor» und «nach» dem Direktzugang in den Niederlanden unterscheiden.

Diskussion und Schlussfolgerung

In naher Zukunft scheint die Berufsbefähigung mit direktem Zugang zur Physio therapie in der Schweiz aufgrund der politischen Hürden unwahrscheinlich zu sein. Hingegen hat sich dieser Weg seit 2006 in den Niederlanden etabliert.

Die Diagnosen sowie das Patientengut sind in den ersten fünf Jahren nach Ein-führung des Direktzugangs in den Niederlanden im Vergleich zu den vorhergehenden Jahren etwa gleich geblieben. Insgesamt ist die Zahl der Physiotherapiepatientinnen und -patienten angestiegen, was aber auch mit der demografischen Entwicklung in der Gesellschaft erklärt werden kann. Bezüglich der meistgenannten Diagnose, der Be-schwerden am unteren Rücken, konnte herausgefunden werden, dass die meisten Be-

Tabelle 1: Ablauf Physiotherapie vor Direktzugang Tabelle 2: Ablauf Physiotherapie nach Direktzugang

1. Anmeldung

Dia

gn

ost

isch

er

Pro

zess 2. Anamnese

3. Untersuchung

4. Analyse

5. Behandlungsplan

Ther

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tisc

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P

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ss 6. Behandlung

7. Evaluation

8. Abschluss

1. Anmeldung

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2. Screening

3. Informieren und beraten

4. Ergänzende Anamnese

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5. Ergänzende Untersuchung

6. Analyse

7. Behandlungsplan

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ss 8. Behandlung

9. Evaluation

10. Abschluss

50 51Ausgewählte Diplomarbeiten 2017 – Physiotherapie FH Ausgewählte Diplomarbeiten 2017 – Physiotherapie FH

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Hanna Spirig: Frau Tuna Jencic, Sie haben sozusagen als Pionierin in Ihrer Institution die Berufsprüfung Langzeit-pflege und -betreuung mit Bravour bestanden. Ganz herz-liche Gratulation zu dieser hervorragenden Leistung! Was hat Sie motiviert, den Abschluss als Fachfrau Lang-zeitpflege und -betreuung anzustreben?

Tuna Jencic: Zuerst wollte ich die Ausbildung zur Pflege-fachfrau auf der Stufe Höhere Fachschule HF absolvie-ren. Leider war dies in unserem Altersheim nicht mög-lich, da wir nur wenig HF-ausgebildete Fachkräfte ha-ben, die auch die Studierenden der Höheren Fachschule im Haus ausbilden könnten. Durch eine Kollegin wurde ich für die Berufsprüfung Langzeitpflege und -betreu-ung sensibilisiert. Aufgrund meiner bisherigen Tätigkeit ist es mir sehr wichtig, mich weiterzubilden, um auch in Zukunft weiterhin meine Funktion als stellvertretende Wohnbereichsleiterin professionell ausüben zu können. Auch war es für mich interessant, zu erfahren, dass es eine modulare Weiterbildung mit einem ausgewiesenen Anteil an Selbststudium gibt. Das Ganze war mir durch die Nachholbildung Fachfrau/Fachmann Gesundheit (FaGe) nicht fremd. Als ich erfuhr, dass die Weiterbildung auf der Tertiärstufe B «höhere Berufsbildung» angesie-delt ist, wurde mir bewusst, dass mir dieser Abschluss später verschiedene Türen öffnen kann. Da ich in dieser Zeit schwanger wurde, war die Vorbereitung auf die Be-rufsprüfung Langzeitpflege und -betreuung geradezu

perfekt für mich. Ich konnte Schule, Arbeit und Privat-leben sehr gut miteinander vereinbaren und hatte ge-nügend Zeit, mich in meine Mutterrolle einzuleben.

Was hat Ihnen in den vorbereitenden Modulen zur Be-rufsprüfung am meisten Spass gemacht?

Das Modell der sechs Phasen der kollegialen Beratung hat mir besonders gut gefallen. Probleme und schwieri-ge Fälle aus unserer beruflichen Praxis wurden in den Modulen mit unseren Fallbeispielen bearbeitet. Die gan-ze Lerngruppe konnte dabei aktiv mitmachen und sich einbringen. Es war sehr lehrreich, die Fallbeispiele Schritt für Schritt zu erarbeiten und von den Erfahrungen ande-rer Kolleginnen und Kollegen zu lernen. Jeder und jede hatte einen anderen Blickwinkel sowie ähnliche Erleb-nisse, die in den Unterricht einfliessen konnten. Span-nend war auch, dass niemand ruhig an seinem Platz sass. Man konnte förmlich beobachten, dass sich bei den Kurs kolleginnen und -kollegen «die Räder im Kopf dreh-ten», um nach geeigneten Antworten und Lösungen zu suchen.

Was hat sich durch die Ausbildung in Ihrem Arbeitsalltag verändert?

Mein Wissen hat sich stark erweitert. Ich habe die Mög-lichkeit erhalten, bestehendes Wissen zu repetieren und

Erste eidgenössische Berufsprüfung «Langzeitpflege und -betreuung»

Wir gratulieren unseren erfolgreichen Absolventinnen

Hanna Spirig, Leiterin Abteilung Weiterbildung und Beratung am BZG, interviewte Tuna Jencic, frisch ausgezeichnete Fachfrau Langzeitpflege und -betreuung, sowie Barbara Bourgin, Berufsbildungsverantwortliche und Prüfungs-expertin, über ihre Erfahrungen rund um die Berufsprüfung Langzeitpflege und -betreuung sowie über den Gewinn des neuen Berufsprofils. Beide Interviewpartnerinnen arbeiten im Wesley Haus, einem Alterszentrum in Kleinbasel, das zur Bethesda Alterszentren AG gehört.

Seit Mai 2017 dürfen 207 Fachfrauen und Fachmänner Langzeitpflege und ­betreuung erstmals

den neuen eidgenössischen Titel auf Tertiärstufe B tragen. Das Berufsprofil trägt dem demo­

grafischen Wandel der Gesellschaft Rechnung und entspricht den Bedürfnissen der Heime.

Die Absolventinnen der eidgenössischen Berufsprüfung Fachfrau/Fachmann Langzeitpflege

und ­betreuung, die am BZG die vorbereitenden Module besuchten, haben an der dies­

jährigen und ersten Prüfung sehr gut abgeschlossen!

Tuna Jencic (links), Fachfrau Langzeitpflege und -betreuung, und Barbara Bourgin,

Berufsbildungsverantwortliche und Prüfungsexpertin Langzeitpflege und -betreuung, Wesley Haus, Basel

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zu vertiefen und Neues dazuzulernen. Ich habe angefan-gen, vieles aus anderen Blickwinkeln zu betrachten. Die Aufträge, die wir in der Praxis erarbeiten mussten, haben mich dabei unterstützt. Die Möglichkeit, in der Praxis ein Problem anzugehen, brachte mich dazu, meinen Arbeits-alltag anders zu gestalten und nicht einfach – ohne zu hinterfragen – etwas stehen zu lassen. Um gemeinsam und strukturiert Probleme lösen zu können, habe ich in meinem Team die Fallbesprechung nach den sechs Pha-sen der kollegialen Beratung eingeführt. Das Team hat sehr Freude an dieser Arbeitsmethode. Die aktive Betei-ligung aller Mitarbeitenden vermittelt Sicherheit in der täglichen Pflegepraxis.

Bislang arbeitete ich zu 70 % im Alterszentrum Wesley Haus und zu 20 % in der Berufsfachschule Gesundheit Baselland (BfG). Im August 2017 konnte ich mein Pensum als Berufskundelehrerin an der BfG aufstocken. Aktuell unterrichte ich zwei Klassen in der Ausbildung für Assis-tentinnen und Assistenten Gesundheit und Soziales (AGS). Einen Tag pro Woche gehe ich weiterhin meiner bisherigen Tätigkeit im Alterszentrum Wesley Haus nach. Die Arbeit macht mir grosse Freude. Durch die Berufs-prüfung Langzeitpflege und -betreuung erhielt ich die Möglichkeit, diesen Karriereweg zu gehen.

Würden Sie weiteren Personen die Berufsprüfung zur Fachfrau bzw. zum Fachmann Langzeitpflege und -be-treuung empfehlen?

Mich hat diese modulare Weiterbildung weit gebracht: Selbststudium, theoretisches Wissen vertiefen, in der Praxis umsetzen, Fallbeispiele besprechen, Dokumenta-tionen schreiben sowie die eigene Arbeit zu reflektieren, war und ist eine grosse Bereicherung. Ich fühle mich in meinem Handeln, dem Schreiben der Pflegeplanungen und im Umsetzen der Arbeit sicher. Meine Denkweise hat sich gegenüber meinen Klienten, Mitmenschen, Vor-gesetzten sowie meinen Teammitgliedern zum Positiven verändert. Für Fachpersonen, die in der Langzeitpflege bleiben und sich weiterentwickeln möchten und sich si-cherer im eigenen Handeln fühlen möchten, empfehle ich diese Weiterbildung sehr. Für mich ist es schön, zu

erfahren, dass ich durch die neu erworbenen Kompeten-zen einen positiven Beitrag für mein Team wie auch für mein Umfeld und meine Klientinnen und Klienten leis-ten kann.

Wenn Sie Wünsche offen hätten für Ihren beruflichen All-tag als Fachfrau Langzeitpflege und -betreuung: Welche wären dies?

Mein lang gehegter, inniger Wunsch, mit Lernenden ar-beiten zu dürfen, ist durch den Abschluss auf der Tertiär-stufe B in Erfüllung gegangen. Ich wollte schon immer mit jungen Menschen arbeiten, sie auf ihrem Lebensweg begleiten, fördern, ihnen aufzeigen, wie man durch Pro-fessionalität die Berufs- und Arbeitswelt ein wenig bes-ser und schöner gestalten kann. Es macht mir grosse Freude, dass ich diesen Weg dank dem Abschluss als Fachfrau Langzeitpflege und -betreuung nun gehen kann. Ich werde meine Ziele weiterhin verfolgen. Natür-lich wünsche ich mir, dass dieser neue Beruf in der beruf-lichen Praxis Anerkennung findet und sich etablieren kann, sodass weitere Kolleginnen und Kollegen diesen Berufsweg gehen können.

Frau Barbara Bourgin, Sie sind schon viele Jahre als Be-rufsbildungsverantwortliche in der dualen Ausbildung im Gesundheitswesen tätig und waren bei der besagten Berufsprüfung auch als Prüfungsexpertin im Einsatz.Sie haben in Ihrer Institution bis anhin zwei Personen den Karriereschritt zur Fachfrau bzw. zum Fachmann Langzeitpflege und -betreuung ermöglicht. Verfolgen Sie im Rahmen des «Skill- und Grade-Mix» in Ihrer Insti-tution eine entsprechende Strategie zur Personalent-wicklung?

Barbara Bourgin: Wir orientieren uns an den Vorgaben des «Skill- und Grade-Mix» (die passende Teamzusammen-setzung in Bezug auf Fähigkeiten, Berufs- und Lebenser-fahrung) und den Kompetenzprofilen zur Qualitätssiche-rung von Curaviva Basel-Stadt. Es ist uns wichtig, dass sich in unserer Institution die Mitarbeitenden mit zum Beispiel altrechtlichen Ausbildungen mit einer Berufs-prüfung auf der Tertiärstufe B mit Schwerpunkt Lang-

zeitpflege spezialisieren können. Dies ist eine Möglich-keit zur Fachpersonenförderung. Fachfrauen/Fachmän-ner Langzeitpflege und -betreuung können mit ihrem erweiterten und differenzierteren Wissen sowie reflek-tierten Erfahrungen in der Praxis zum Wohl für die Be-wohnerinnen und Bewohner eingesetzt werden.

Sie werden zum Beispiel als stellvertretende Wohnbe-reichsleitung, in der Berufsbildung oder in der Einstufung und Evaluierung als RAI-Koordinatorin1 eingesetzt. Bei den jährlichen Mitarbeiterinnen- und Mitarbeitergesprä-chen wird jeweils die Weiterentwicklung der Mitarbeiten-den thematisiert und eine Förderung eingeleitet. Durch diese Strategie können wir vorausplanen und so den Fachpersonenanteil in unserer Institution kontinuierlich halten und die Personen gemäss ihren Stärken und Kom-petenzen einsetzen. Diese positive und kontinuierliche Umsetzung des «Skill- und Grade-Mix» spiegelt sich in unserer Institution auch im externen Audit vom Amt für Langzeitpflege bei der Mitarbeiterbefragung wider und zeigt sich in einer tiefen Fluktuation des Personals.

Welche Erfahrungen haben Sie als Berufsbildungs-verantwortliche mit den Personen gemacht, die den Abschluss als Fachfrau/Fachmann Langzeitpflege und -betreuung angestrebt haben? Gab oder gibt es Unter-schiede zu anderen Ausbildungen?

Wir haben sehr positive Erfahrungen gemacht. Neues Wissen und Methoden aus den Vorbereitungsmodulen sind mit hoher Motivation in der Praxis umgesetzt wor-den. So werden die für uns neuen Methoden zur Be-arbeitung von Fallbesprechungen in den Teams lösungs-orientiert und hilfreich wahrgenommen.

In unserer Institution haben wir auch eine Studierende Pflegefachfrau HF. Diese Ausbildung vertieft den Pflege- und Führungsprozess stärker. Dadurch hat die Studie-rende Pflegefachfrau HF andere Aufgabenbereiche ab-zudecken.

Beide Ausbildungsbereiche zusammen in einem Team sind eine Qualitätsoptimierung zum Wohle der Bewoh-ner und Bewohnerinnen.

Sie sind auch als Prüfungsexpertin bei der Berufsprüfung Langzeitpflege und -betreuung tätig. Was ziehen Sie für ein Fazit nach der ersten Durchführung der Berufsprü-fung?

Die Anlage der Berufsprüfung erfordert von den Kandi-datinnen und Kandidaten eine hohe Reflexionsfähigkeit, damit der Wissenstransfer sichtbar wird. Die Qualitäts-sicherung des Prüfungsvorganges ist äusserst gewissen-haft und wird laufend überprüft. Für mich ist die Zu-sammenarbeit mit dem Expertenteam aus der ganzen Schweiz eine grosse Bereicherung.

Auch für Sie, Frau Bourgin, zum Abschluss die hypothe-tische Wunderfrage: Wenn Sie als Berufsbildungsver-antwortliche und Prüfungsexpertin drei Wünsche frei hätten, was müsste die gute Fee erfüllen?

Meine drei Wünsche:

• Als Berufsbildungsverantwortliche wünsche ich mir eine klare Positionierung und Anerkennung dieses Be-rufes in den Betrieben und der Öffentlichkeit.

• Ich wünsche mir verstärkte Aufklärungsarbeit, um das neue Berufsprofil in der Arbeitswelt zu verankern, und vor allem wünsche ich mir auch, dass es für Fachfrauen und Fachmänner Langzeitpflege und -betreuung ein angepasstes, modulares Weiterbildungsangebot für den HF-Abschluss als Pflegefachfrau/Pflegefachmann geben wird.

• Als Prüfungsexpertin wünsche ich mir, dass sich noch mehr Kolleginnen und Kollegen aus Basel-Stadt und Basel-Landschaft im Prüfungsverfahren engagieren.

Herzlichen Dank, Tuna Jencic und Barbara Bourgin, für dieses offene Gespräch.Ich bin überzeugt, dass Sie mit Ihren Botschaften zur Etablierung der Fachfrauen und Fachmänner Langzeit-pflege und -betreuung beitragen werden. Wir vom BZG unterstützen Sie mit unserem Engagement in Aus- und Weiterbildung weiterhin.

Hanna Spirig, Leiterin Abteilung Weiterbildung und Beratung

1 Die Abkürzung RAI steht für «Resident Assessment Instrument», ein Beurteilungsinstrument zum Erfassen des Pflegebedarfs einer Person.

54 55Erste Berufsprüfung «Langzeitpflege und -betreuung» Erste Berufsprüfung «Langzeitpflege und -betreuung»

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«Ich wünsche allen zukünftigen Studierenden eine lehrreiche Zeit, aber auch viele tolle Erlebnisse in Basel!

Geniesst die Zeit als Studierende, bleibt am Ball und verliert die Motivation nicht, Neues zu lernen – man lernt kaum so viel wie als Studierende!»

«Die Lehrpersonen, Dozentinnen und Dozenten pflegen ein persönliches Verhältnis

zu den Studierenden und gehen individuell auf deren Bedürfnisse ein.»

Ausbildungsstruktur

Während der Ausbildung zur dipl. MTRA HF bewegen sich die Studierenden zwischen Schule und Praxis. Rialda Keller beschreibt diesen Wechsel folgendermassen: «Den Wechsel zwischen der Schule und der Praxis finde ich gut gestaltet. Der erste grosse Schulblock findet zu Beginn der Ausbildung statt und man lernt den grössten Teil der Theorie, welche danach im ersten Praktikum an-gewendet werden kann. Das zweite Ausbildungsjahr bietet eine gute Abwechslung zwischen Theorie und Praxis, worauf das dritte Ausbildungsjahr den Schwer-punkt auf die Praxis legt. Dies finde ich insgesamt gut strukturiert. Wir können das theoretische Wissen im Arbeitsleben praktisch anwenden.»

Der Spagat zwischen Schule und Praxis Studieren im BZG Bildungsgang MTRA HF

Rialda Keller hat im September 2017 ihr Diplom zur Fachperson für Medizinisch­Technische

Radiologie HF am BZG erlangt. Während der drei Jahre Ausbildung verbringen die Studierenden

die Hälfte der Zeit in der Schule und die andere Hälfte in der Praxis.

Rialda Keller erzählt über ihre Erfahrungen am BZG und am Kantonsspital St. Gallen.

Heterogenität der Klassen

Die Studierenden des Bildungsgangs MTRA HF verfügen über unterschiedliche Vorbildungen und sind unter-schiedlich alt. Ausserdem liegt die geografische Ver-teilung der Herkunft auf weiten Teilen der Schweiz. Die Anstellungsinstitute unterscheiden sich stark in ihrer In-frastruktur. Diese Heterogenität stellt die Lehrpersonen und Klassen vor unterschiedliche Herausforderungen. Rialda Keller beschreibt, dass sie diese Heterogenität als positiv erlebt hat. Von den teilweise grossen Altersunter-schieden konnte die Klasse profitieren. Die Älteren von den Jüngeren und umgekehrt. Die unterschiedlichen Herkunftsstädte der Studierenden empfand sie als span-nend und bereichernd. Auf die verschiedenen Vorkennt-nisse und Erfahrungen konnte die Klasse als Ressourcen zurückgreifen und ausserdem regten sie zum Weiter-denken an.

Herausforderungen

Eine grosse Herausforderung für die Studierenden liegt im Transfer von der Theorie in den Praxisalltag. Die Theo-rie und die effektive Praxis unterscheiden sich oft. Laut Rialda Keller werden die Studierenden im Grossen und Ganzen gut auf die Praxis vorbereitet. Die meisten Lern-inhalte erwiesen sich als in der Praxis anwendbar. Manch-mal wünscht sie sich mehr Zeit für einzelne Vertiefun-gen, um den hohen Anforderungen in der Praxis gerecht zu werden.

Positive Erlebnisse in Schule und Praxis

Rialda Keller absolvierte ihre praktische Ausbildung im Kantonsspital St. Gallen. Es gefiel ihr sehr, dass sie an der Schule neue Leute kennen lernte. In Basel und am BZG hatte sie sich sehr wohl gefühlt. Sie hebt hervor, dass die Lehrpersonen, Dozentinnen und Dozenten ein per-sönliches Verhältnis zu den Studierenden pflegen und individuell auf deren Bedürfnisse eingehen. Auch der Bildungsgangleitung liegt nach ihrer Einschätzung das Wohlergehen der Studierenden am Herzen. Dies soll auch in Zukunft unbedingt so bleiben.

Während der Praktika im Kantonsspital St. Gallen lernen die Studierenden sehr viel. Es wird viel Wert auf die The-orie und auch die praktischen Anwendungen gelegt. In wöchentlichen Teachings mit den Ausbildungsverant-wortlichen wurden die Inhalte zusätzlich vertieft. Rialda Keller schätzt es sehr, dass sie konstruktive Rückmeldun-gen sowie auch individuelle Förderung erhalten hatte. Zudem mag sie das freundliche und professionelle Ver-hältnis zwischen den dipl. MTRA HF, den Ausbildungs-verantwortlichen und den Studierenden.

Kooperation zwischen Ausbildungs- partnern

Wir wollten von Rialda Keller erfahren, wie sie das Zu-sammenspiel zwischen Schule und Praxis erlebt hat und welche Wünsche sie an die beiden Ausbildungspartner hat. Folgende Aussage liess sie sich dabei entlocken: «Während der Schule habe ich vor allem auf die Unter-stützung der Schule gezählt. Unklarheiten, welche in der Schule entstanden sind und nicht geklärt werden konn-ten, wurden dann meistens während der Praktika aus dem Weg geräumt. Das Ausbildungsinstitut ist vor allem während der Praxis sehr präsent und unterstützend. Die Anwesenheit von Personen aus der Praxis an speziellen Anlässen, wie beispielsweise an Posterpräsentationen

und am Diplomanlass, wäre wünschenswert, wenn auch schwierig organisierbar seitens Praxis.»

Von der Schule erwartet Rialda Keller, dass Verände-rungsprozesse transparenter dargestellt werden. Die Klassen werden aufgefordert, Rückmeldungen zu geben, und es ist wünschenswert, zu wissen, was mit den Rück-meldungen genau geschieht.

Ausserdem würde sich Frau Keller darüber freuen, wenn die Beziehung zu anderen Bildungs- und Studiengängen gestärkt werden könnte. So könnte sie sich beispielswei-se eine Studentenverbindung oder mehr gemeinsame Anlässe vorstellen. So liesse sich ihrer Meinung nach auch die Identifikation mit dem BZG stärken.

Botschaft an (zukünftige) Studierende

Wir haben Rialda Keller darum gebeten, uns mitzuteilen, welche Kompetenzen Studierende mitbringen sollen, damit sie problemlos durch die Ausbildung gelangen können. Sie glaubt, dass Selbstvertrauen, Engagement, Sozialkompetenz, Motivation und «gesunder Menschen-verstand» für die Ausbildung essenziell sind. Ebenfalls erlebt sie ein Verständnis für Technik als Vorteil. Als wichtig nennt sie auch die Fähigkeit der Studierenden, Kritik anzunehmen und umzusetzen.

Von den zukünftigen Studierenden wünscht sie sich, dass die Klasse als Ganzes funktioniert, die Arbeitsauf-teilung und Freiwilligenarbeit ausgeglichen verteilt und erledigt wird. Auch fordert sie von den Studierenden, dass sie konstruktive Kritik anbringen, und dass die Aus-bildung sich so stetig weiterentwickeln kann, damit man auf dem neusten Stand bleiben kann.

Rialda Keller, Fachperson für Medizinisch-Technische Radiologie

HF, aufgrund des Gesprächs mit Manuela Buttliger, Lehrperson

Bildungsgang MTRA HF

Rialda Keller

Fachfrau für Medizinisch­Technische Radiologie HF,

ehemalige Studierende am BZG

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Forschung am BZG Das neue Ressort Physiotherapie­Forschung

Seit dem Start des ersten Ausbildungskurses Physiotherapie FH im Jahr 2007 hat sich die

Forschung im BZG etabliert. Im Januar 2017 erhielt sie den Status als Ressort.

Damit geht die Physiotherapie­ Forschung in eine spannende Phase über:

Interprofessionelle Forschung und externe Zusammenarbeit können ausgebaut werden.

Durch die Forschungsaktivitäten im Jahr 2017 trägt das BZG weiterhin zum Erwerb neuer klinischer und didak-tischer Kenntnisse bei. Ein wichtiger Aspekt der Arbeit in diesem Jahr ist die Zusammenarbeit mit unserem offi-ziellen Kooperationspartner, der Berner Fachhochschule, mit weiteren externen Institutionen und intern zwischen Bildungs- und Studiengängen.

Details zu BZG-Publikationen und -Vorträgen auf natio-nalen und internationalen Kongressen sind in der unten stehenden Liste aufgeführt. Von besonderem Interesse ist der Beitrag am Kongress der European Association for Professions in Biomedical Science in Salzburg, im Ok-tober 2017. Die Präsentation an diesem Kongress war ursprünglich eine Diplomarbeit aus dem Bildungsgang Biomedizinische Analytik (BMA) und ist das Ergebnis einer Kooperation mit dem Departement Biomedizin der Universität Basel, Abteilung Infektionsdiagnostik.

Kongressbeiträge

• Grossenbacher, R., Suter, P., Lutz, N. & Maguire, C. (2017, Oktober). Der Einfluss kardiopulmonaler Trainingsintensitäten auf die Blutserumkonzentration von Brain Derived Neurotrophic Factor sowie kognitive und motorische Leistung. Eine randomisierte, kontrollierte Querschnitt-Pre-Pilotstudie. Eine Kooperation zwischen dem Studiengang Physiotherapie FH und dem Bildungsgang BMA HF. Posterpräsentation Kooperationskongress Reha Schweiz / physioswiss, Davos.

• Maguire, C. (2017, Oktober). Improving adherence to exercise prescription in chronic stroke using «action research» methodology. Eine Kooperation zwischen dem Studiengang Physiotherapie und RehaB Basel. Präsentation Kooperationskongress Reha Schweiz / physioswiss, Davos.

• Pohl, J. R., Suter, P., Lutz, N. & Maguire, C. (2017, Mai und Oktober). Aerobic exercise and robot assisted arm training in patients with chronic stroke and traumatic brain injury: A proof-of-principle study of BDNF-associated motor learning. Eine Kooperation zwischen dem Studiengang Physiotherapie FH, der BMA HF und RehaB Basel. Posterpräsentation European Congress for Neurorehabilitation and Neural Repair, Maastricht und Posterpräsentation Kooperationskongress Reha Schweiz / physioswiss, Davos.

• Rabou, A. (2017, Juli). Conceptual description of a multilevel, multidimensional decision process for curricular content using the example of the PNF concept. Posterpräsentation World Congress of Physiotherapy, Südafrika.

• Scheidhauer, H., Koller, D., Pfäfflin, A. & Phieler, M. (2017, Oktober). Wie können schwer erkrankte Menschen von einem professionell betreuten physio-therapeutischen Gesundheitstraining profitieren? Eine qualitative Studie. Kooperationsprojekt zwischen dem Studiengang Physiotherapie und dem KSB. Posterpräsentation, Kooperationskongress Reha Schweiz / physioswiss, Davos.

• Schwald, K., Suter, P., Hirsch H. H. & Klimkait T. (2017, Oktober). Hepatitis B Virus Diagnostic: A comparison of Hepatitis B-Viral load and serological quantification of the Hepatitis-B-Surface Antigen. Eine Kooperation zwischen dem Bildungsgang Biomedizinische Analytik HF und dem Departement Biomedizin Universität Basel, Abteilung Infektionsdiagnostik. Posterpräsentation European Association for Professions in Biomedical Science, Salzburg.

Ebenso war das BZG beim ersten Kooperationskongress «Zukunft Rehabilitation» zwischen der Reha Schweiz und dem Verband physioswiss in Davos, im Oktober 2017, mit mehreren Beiträgen vertreten. Die verschiedenen Vor träge und Poster an diesem Kongress verdeutlichen die Wichtigkeit und den Erfolg unserer kollaborativen Forschungsaktivität.

Als grösstes Ausbildungszentrum für Gesundheitsberufe der Nordwestschweiz sehen wir uns in der Pflicht, einen Beitrag zu qualitativ hochstehender und evidenzbasier-ter Gesundheitsversorgung zu leisten. Durch die Ver-knüpfung von Forschung und Lehre, die sich auch in den nachfolgenden Publikationen zeigt, engagieren wir uns, dieses Ziel zu erreichen.

Clare Maguire, PhD, Leiterin Ressort Forschung,

Studiengang Physiotherapie FH

Ausblick

Neben den oben aufgelisteten sind folgende weitere Projekte zu erwähnen, die für das Jahr 2018 zur Publikation in Fachzeitschriften oder als Kongressbeitrag akzeptiert wurden: Ein Forschungsprojekt zwischen dem BZG und dem Kantonsspital Baselland (Bruder-holz): «Reliabi lität und Validität des manuellen Assessments nach der Analytischen Bio mechanik nach Sohier (ABS) – Ein Vergleich mit dem SPECT-CT». Beteiligt an die-sem, 2014 initiierten Projekt sind S. Zuckerman (Dozentin, BZG) und N. Lutz (Dozent, BZG) sowie Y. Ott-Senn, H. Rasch, F. Seel. Ebenso ist das Forschungsprojekt «Wie können schwer erkrankte Menschen von einem professionell betreuten physiotherapeutischen Gesundheitstraining profitieren?» für ein Referat am deutschen Physiokongress in Stuttgart und zur Veröffentlichung in einer Fachzeitschrift akzeptiert worden. Beteiligte Personen vom BZG sind H. Scheidhauer, D. Koller und A. Pfäfflin sowie der Cheftherapeut des Kantonsspitals Baden, M. Phieler.

Sonstige (nicht forschungsbezogene) Beiträge

• Merz, P. (2017, Oktober). Physiotherapie im interprofessionellen Setting: Die neue Plattform Palliative Care. Präsentation Kooperationskongress Reha Schweiz /physioswiss, Davos.

Publikationen

• Allum, J. H. J., Langewitz, W., Sleptsovaa, M., Welge­Lüssen, A., Honegger, F., Schatz, T. H., Biner, C. L., Maguire, C. & Schmid, D. A. (2017). Mental body transformation deficits in patients with chronic balance disorders. Eine Kooperation zwischen Studiengang Physiotherapie FH und Unispital Basel. Journal of Vestibular Research. Verfügbar unter DOI: 10.3233/VES-170613

• Auer, N. & Auer­Böer, B. (2017). Spiritualität und Burnout – Eine Querschnittstudie bei Pflegenden in der Psychiatrie. Psychiatrische Pflege 2 (2), 23–28. Verfügbar unter https://doi.org/10.1024/2297-6965/a000080

• Düvel, A., Akos, A., Nicollier, S. & Scheidhauer, H. (2017). Was junge Mütter über Beckenbodentraining wissen – eine qualitative Studie. physioaktiv, (6), 59–65.

• Maguire, C., Lizarondo, L., Opsommer, E., Tharayil, S., Vöglin, J., Laisney, A. & Coullery, G. (2017). Welches ist die beste Evidenz bezüglich der Wirksamkeit von Physiotherapie bei lumbaler Spinalkanalstenose? Ein Evidenz-Summary. Eine Kooperation zwischen Studiengang Physiotherapie FH, University of Adelaide (Joanna Briggs Insitute) und Haute École de Santé Vaud. physioaktiv.

• Mehlig, M. (2017). Erleben von Portfolioarbeit von Studierenden der Pflege – Wie wird Portfolioarbeit von Studierenden der Pflege HF am BZG erlebt? Welche Faktoren wirken sich auf die Motivation dieser Studierenden aus? Eine qualitative Studie mit Studierenden des Bildungs-gangs Pflege HF BZG. Publiziert als Master-These an der Technischen Universität Kaiserslautern.

Foto Folgeseite:

Patricia Suter, Lehrperson Bildungsgang BMA HF, und Studierende

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BZG Zahlen und FaktenBMA HF MTRA HF Pflege HF Physiotherapie FH Total

2016 18 32 202 52 304

2017 22 30 221 53 326

Anzahl Studierende Studienbeginn2016 und 2017 – Stichtag 31. Oktober

Zahlen Abteilung Weiterbildungper 1. Dezember 2017

Anzahl Kurse Anzahl Veranstaltungen Anzahl Kurstage

59 5 146

Anzahl Kursteilnehmende Anzahl Dozierende

1165 82

Prozentuale Anzahl externer Dozierender nach Geschlecht

Frauen

Männer

BMA HF MTRA HF Pflege HF Physiotherapie FH Total

53 64 160 107 384

Anzahl beschäftigte externe Dozierendeper 1. Dezember 2017

Personen

BMA HF MTRA HF Pflege HF Physiotherapie FH Total

Frauen 8 6 28 10 52

Männer 0 1 13 5 19

Total 8 7 41 15 71

Vollzeitstellen

Frauen 6,65 4,35 20,00 7,80 38,80

Männer 0,00 0,30 10,10 3,90 14,30

Total 6,65 4,65 30,10 11,70 53,10

Anzahl beschäftigte Lehrpersonen HF / Dozierende FHPersonen und Vollzeitstellen per Stichtag 1. Dezember 2017

BMA HF MTRA HF Pflege HF Physiotherapie FH Total

Prozentuale Anzahl beschäftigter Lehrpersonen nach Geschlecht

Frauen

Männer

BMA HF MTRA HF Pflege HF Teilzeitausbildung Pflege HF Physiotherapie FH Total

Frauen 50 71 361 49 109 640

Männer 9 13 79 13 38 152

Total 59 84 440 62 147 792

Gesamtzahl Studierende pro Bildungsgang / Studiengang und Geschlechtper 31. Oktober 2017

BMA HF MTRA HF Pflege HF Physiotherapie FH Total

2016 59 84 471 151 765

2017 59 84 502 147 792

Gesamtzahl Studierende pro Bildungsgang/Studiengang im Jahresvergleich2016 und 2017 – Stichtag 31. Oktober

Anteil Frauen und Männer pro Bildungsgang/Studiengang

Frauen Männer

BMA HF MTRA HF Pflege HF Teilzeitausbildung Pflege HF

Physiotherapie FH Total

Anzahl Diplomandinnen und Diplomanden 2017

BMA HF MTRA HF Pflege HF Teilzeitausbildung Pflege HF Physiotherapie FH Total

Frauen 12 21 113 14 37 197

Männer 2 2 28 3 8 43

Total 14 23 141 17 45 240

Prozentuale Anzahl Diplomanden 2017 nach Geschlecht

Frauen Männer

BMA HF MTRA HF Pflege HF Teilzeitausbildung Pflege HF

Physiotherapie FH Total

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Office Management / Logistik

Alimi Votim SachbearbeiterBünül Ebru SachbearbeiterinDickreuter Marc SachbearbeiterGehrmann Sibylle SachbearbeiterinGrujic Dragana Lernende Kauffrau EFZHänggi Verena SachbearbeiterinJacquemai-Cattin Eliane Sachbearbeiterin und Stv. LeiterinJashari Zade SachbearbeiterinKilchenmann Patrick LogistikerKyburz Annette SachbearbeiterinLüthi Catherine SachbearbeiterinRagossnig Manuel Lernender Kaufmann EFZStabile Alessandro Lernender Kaufmann EFZTopal Tugce SachbearbeiterinTurkaj Gëzim SachbearbeiterWidmer André Aushilfe Logistik Mediothek

Scheiblechner Deborah Mediothekarin Informatik

Diggelmann Marc InformatikerKraus Mischa Lernender Informatik EFZStarchel Martin Informatiker Finanzen & Controlling, HR

Wersinger Sandrine Sachbearbeiterin

Mitglieder Schulkommission

Bammatter Sabine Vorsitz Gass Nicole Delegierte SchulkonferenzGeisser Romy OdA, GeschäftsführerinHirsbrunner Madlaina Vertreterin Studierende BG BMA HFHungerbühler Brigitte Delegierte PflegeKeusch Barbara Delegierte SchulkonferenzKundert Annick Delegierte Physiotherapie, GastMohler Heinz Delegierter Kanton BL / AfBBMohler Sabina BfG, RektorinOberholzer Bernadette BZG, Direktorin, Beisitzerin Ponti Elena Vertreterin Studierende BG HF Pflege Rothen Claude Delegierter BMA Zogg Nicole Delegierte MTRA

Vorstand Schulkonferenz

Stammler Lukas VorsitzKreidl-Görgen Torsten Pfäfflin Angelika Schweller Petra Stocker Marie-Thérèse

BZG Mitarbeitende 2017

Geschäftsleitung

Oberholzer Bernadette DirektorinDumas Alexandra Leiterin Verwaltung Geng Mireille Leiterin Bildungsgang Biomedizinische Analytik HFPinkawa-Titze Heike Leiterin Bildungsgang Pflege HF Rosenheck Thomas Leiter Studiengang Physiotherapie FH Spirig Woodtli Hanna Leiterin Abteilung Weiterbildung und Beratung Bildungsgänge und Fachbereiche

Grand-Guillaume-Perrenoud Alexis Leiter Bildungsgang Medizinisch-Technische Radiologie HFRappl Brigitte Programmleiterin Teilzeitausbildung Pflege HFStieger Hanspeter Leiter Lernbereich Training und Transfer Pflege HFGraf Charles Leiter Ausbildungsentwicklung und Qualitätsmanagement Haag Bernd Leiter mediengestütztes LernenHaering Fabian Leiter InformatikKrone Maike Leiterin MediothekScheidhauer Heike Schreibberatung und ProjekteTrachsel Fiona Leiterin Office Management / LogistikZüger Beat Leiter Ausbildungsinformation und Eignungsabklärung

Lehrpersonen HF

Dozierende FH

Bildungsgang Pflege HF

Auer Natalie Bausch Joachim Bühler Agathe Bulloni BarbaraDing SimoneGonzalez AntonioGross Corina Gruber UrsulinaGschwend KarinGschwind Hürlimann Manuela Hartmann Wyler IreneHuber JürgKarli-Aurnhamer HeidiKern Maria Keusch BarbaraMehlig Michael Naujoks NorbertPauen AnneSchibler HeidiSchöpflin Michael Schweller Petra Shroff Karin Claudia Waber AndreasWilsch-Ammann Florian Wyss Margrit

Bachelor-Studiengang Physiotherapie FH

Düvel Angela Koller DorotheaLutz-Diriwächter Claudia Lutz Nathanael Maguire Clare Marti Christian, wissenschaftlicher MitarbeiterMerz Philippe Michels Martina Rabou AnsSchiller StephanSchönborn Anke Stahl Tschan KirstenStammler Lukas Stampfler AnnikaZuckerman Silvia

Bildungsgang BMA HF

Dogan NurhakDroll-Rhiner CarmenGass NicolePiel SibylleSpecht BarbaraStocker Marie-ThérèseStürchler Susanna Suter Patricia

Bildungsgang MTRA HF

Buttliger ManuelaEugster NadineGrand-Guillaume-Perrenoud AlexisMaksimovic VesnaPfäfflin Angelika Rühle ConstanzeScharnitzki Anja

LTT Pflege HF

Ahmarani ChantalBlattner-Jeanneret MartinBone-Müller Petra Brenner Ursula Decurtins Sabine Kreidl-Görgen Torsten Kunzelmann Stefan Lehmann Tanja Lüscher ElisabethMichenot NathalieSternberg Schindler Frauke Tschopp-Altenbach Caroline Turgut Andrea Wäldele Dieter Züger Beat

Stichtag: 1. Dezember 2017

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Impressum

Herausgeber BZG, Bildungszentrum Gesundheit Basel­Stadt

Gestaltung Schärrer + Bachmann graphic design, Basel

Fotografien Andi Cortellini, Basel

Litho Sturm AG, Muttenz

Druck Gremper AG, Pratteln

Januar 2018, 1600 Exemplare