Ist das Raubkunst Eigentum verpflichtet.... · 2019. 5. 27. · Ist das Raubkunst? Diese Frage...
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Ist das Raubkunst? Diese Frage stellt sich das Zeppelin Museum für seine eigene Sammlung.
Pressemitteilung:
Eigentum verpflichtet.
Eine Kunstsammlung auf dem Prüfstand
4.5.2018 — 3.2.2019 Pressegespräch: Donnerstag, 3. Mai, 11 Uhr
Ist das Raubkunst? Diese Frage stellt sich das Zeppelin Museum für seine eigene Sammlung.
Kein gewöhnliches Unterfangen, denn die heutige Kunstsammlung wurde erst nach 1945
aufgebaut. Nach einem Totalverlust während des Zweiten Weltkriegs erwarb man ab 1950 in
einer euphorischen Aufbruchsstimmung rasch die ersten 100 Kunstwerke.
Als eine der ersten Ausstellungen widmet sich das Zeppelin Museum den Besonderheiten
und Herausforderungen der Zeit nach 1945 für die Provenienzforschung. Anhand
ausgewählter Objekte und entlang der Geschichte des Friedrichshafener Museums zwischen
1950 und 1990 werden die Verlagerungen von Kunstwerken, die Strukturen des Kunstmarkts
rund um den Bodensee und wichtige Kunsthändler samt ihrer Netzwerke in den Blick
genommen.
In akribischer Provenienzforschung konnten erstmals die Objektgeschichten von knapp 400
Kunstwerken und die Biografie einschlägiger Kunsthändler untersucht werden. Mit über 40
Werken werden sowohl brisante wie harmlose, geklärte als auch ungeklärte Fälle besprochen
und die tatsächliche Bandbreite und die Hürden der Forschungsarbeit fassbar gemacht. Da
gerade die „versteckten“ Seiten die meiste Brisanz haben können, werden auch die Rückseiten
sämtlicher Werke gezeigt.
Ausschnitt aus dem „Damenporträt“ von Franz Xaver Winterhalter von 1827 ©Zeppelin Museum Friedrichshafen
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„Die Ausstellung stellt diese historischen Zusammenhänge umfassend dar und zeigt, dass
gerade die Erforschung der nach 1945 erworbenen Bestände ein „Dauerauftrag“ für die Museen
sein wird. Denn in den Museen und auf dem Kunstmarkt hat es 1945 keine „Stunde Null“
gegeben. Kunstwerke mit harmloser und belasteter Provenienz zirkulieren bis heute
nebeneinander auf dem Markt und gelangen in öffentliche oder private Sammlungen“, so Fanny
Stoye, Provenienzforscherin am Zeppelin Museum.
Ziel ist es, durch die Ausstellung Transparenz zu schaffen, auf die Notwendigkeit einer
kontinuierlichen Forschung hinzuweisen und möglichst weitgehend ausschließen zu können,
dass Kunstwerke im Eigentum des Museums sind, die ihm eigentlich nicht gehören.
Das Netzwerk
Einen Schwerpunkt der Provenienzforschung am
Zeppelin Museum bilden die handelnden Personen und
ihre Netzwerke. Aufgrund seiner Bedeutung für den
Neuaufbau der Sammlung steht Benno Griebert im
Fokus der Recherche, die Netzwerke im Kunsthandel
der Nachkriegszeit sind aber insgesamt problematisch:
„Händler, Museumsleute und Sammler teilten diskret
gemeinsames Wissen aus der Zeit des
Nationalsozialismus, um davon nach 1945 zu profitieren
– oder zumindest keine Nachteile zu erleiden. Innerhalb
eines vertrauten Zirkels wurden Informationen über
Kunstwerke und deren Wege durch den Krieg geteilt
sowie Zusammenhänge und Spuren verwischt.
Um die Herkunft der gehandelten Werke prüfen zu
können, müssen diese Netzwerke fassbar gemacht
werden: Welche Händler, Sammler und
Museumsdirektoren kannte er aus der NS-Zeit? Wer
unterhielt mit wem Geschäftsbeziehungen und welche
sind als verdächtig einzustufen? So wurden etwa die
Verbindungen über den Bodensee zum Kunstmarkt
Schweiz untersucht. Dort wurde während des Krieges
aus deutschen Museen entfernte „Entartete Kunst“ wie
auch jüdisches Fluchtgut verkauft.
Die Skulptur „Johannes der Täufer“ aus der Werkstatt des schwäbischen Barock-Bildhauers Jörg Zürn stammt aus altem Friedrichshafener
Privatbesitz, Ankauf 1954 © Zeppelin Museum
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20 Jahre Washingtoner Erklärung
„Anlässlich des 20sten Jahrestags der Washingtoner Erklärung setzt sich das Zeppelin Museum
kritisch mit der eigenen Vergangenheit seiner Kunstsammlung auseinander. Die Ausstellung bildet
den Abschluss eines zweijährigen Projekts, das großzügig vom Deutschen Zentrum
Kulturgutverluste in Magdeburg gefördert wurde“, so Dr. Claudia Emmert, Direktorin des
Zeppelin Museum.
Trügerische Idylle am Bodensee
„Nach 1945 fanden Kunsthändler und
Kunsthistoriker, die eine beachtliche Karriere
während der NS-Zeit aufwiesen, am Bodensee
einen Rückzugsraum. Als einer der wichtigsten
Agenten Hermann Görings konnte Joseph
Angerer sich nach dem Zweiten Weltkrieg ein
neues Leben in Friedrichshafen aufbauen. Er
hatte während der Aktion „Entartete Kunst“
1938 aus Besitz deutscher Museen
beschlagnahmte Kunstwerke in die Schweiz
verkauft und Göring dafür Devisen beschafft“,
berichtet Ina Neddermeyer, Leiterin der
Abteilung Kunst im Zeppelin Museums.
Blick auf die Ruine des Städtischen Museums 1944, Ecke Karlstraße / Schanzstraße in Friedrichshafen © Stadtarchiv Friedrichshafen
Kunsthändler wie der Berliner Kunsthistoriker Benno Griebert waren ab 1948 wieder aktiv im
Geschäft und besonders eng mit dem Friedrichshafener Museum verbunden. So kooperierte
Griebert unter anderem mit dem Münchener Kunstversteigerungshaus Adolf Weinmüller, das
unter den Nationalsozialisten einer der wichtigsten Profiteure bei der Veräußerung von
enteignetem jüdischem Eigentum war. Es war vor allem die Nähe zur Schweiz, die den
Kunsthändlern zu einem Neubeginn verhalf. Hier zirkulierten unzählige Werke aus ehemaligem
jüdischen Besitz auf dem Kunstmarkt. Besonders problematisch war dabei der Wille zum
Handel mit NS-Raubkunst.
Zudem kursierten eine große Menge an Kunstwerken mit fragwürdiger Provenienz, die Sammler
und Museen bei einem günstigen Geschäft ohne Nachfragen in Kauf nahmen.
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Netzwerkstrkturen und sichtbare Rückseiten:
Eine ungewöhnliche Ausstellung
Das Berliner Architekturbüro neo.studio, die auch
schon für die „Bestandsaufnahme Gurlitt“ in Bonn
und Bern die Gestaltung übernommen haben,
zeigen in der Ausstellungsarchitektur ein dichtes
Netzwerk, um die Verbindungen zwischen
kooperierenden Händlern und Museumsleuten bis
etwa 1990 offen zu legen und somit
Erwerbungsquellen sowie die Herkunft der
Kunstwerke greifbar zu machen.
Informationen:
Zeppelin Museum
Seestr. 22, D-88045 Friedrichshafen
T: +49 (0)7541 3801-0 © Zeppelin Museum Friedrichshafen
W: zeppelin-museum.de
Facebook: Zeppelin Museum Friedrichshafen GmbH
Instagram: instagram.com/zeppelinmuseum
Blog: blog.zeppelin-museum.de
Öffnungszeiten des Zeppelin Museums:
Mai – Oktober: täglich, 9-17 Uhr
November – April: Dienstag - Sonntag, 10-17 Uhr
Presse Zeppelin Museum:
Simone Lipski, E: [email protected], T: +49 (0) 7541 - 3801 21
Presseanfragen:
Alexandra Saheb, ARTPRESS Danziger
Str. 2, D-10435 Berlin
T: +49 (0) 30 48 49 63 50
W: artpress-uteweingarten.de
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EIGENTUM VERPFLICHTET. EINE
KUNSTSAMMLUNG AUF DEM PRÜFSTAND
Zeppelin Museum Friedrichshafen
04.05.2018 – 03.02.2019
Bitte beachten Sie das Copyright!
Die Abbildungen dürfen nicht angeschnitten, bearbeitet oder mit Text überlagert
oder in irgendeiner Weise verändert werden ohne vorherige Zustimmung des
Künstlers.
Wir bitten um Zusendung von 2 Belegexemplaren an folgende Adresse:
ARTPRESS – Ute Weingarten | Danziger Str. 2 | 10435 Berlin | +49-(0)30-48
49 63 50 | [email protected] | www.artpress-uteweingarten.de
Mit Erhalt der Abbildungen erklärt sich der Empfänger mit den o.g.
Reproduktions- und Nutzungsbedingungen einverstanden. Für die Reproduktion
zu einem späteren Zeitpunkt bedarf es einer schriftlichen Zustimmung. Mit der
Reproduktion einer Abbildung gelten die o.g. Reproduktions- und
Nutzungsbedingungen als akzeptiert.
Download der Pressefotos unter: http://artpress-uteweingarten.de/en/press
1. Damenporträt von Franz
Xaver Winterhalter, 1827
©Zeppelin Museum
Friedrichshafen
mailto:[email protected]://www.artpress-uteweingarten.de/
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2. Der brennende Dornbusch von
Karl Caspar, 1916, erworben
für Friedrichshafen 1957
© Zeppelin Museum Friedrichshafen
3. Die Skulptur Johannes der
Täufer aus der Werkstatt des
schwäbischen Barock Bildhauers
Jörg Zürn stammt aus altem
Friedrichshafener Privatbesitz,
Ankauf 1954 (Beispiel einer
geklärten, unproblematischen
Provenienz)
© Zeppelin Museum Friedrichshafen
4. Die spätgotische Anbetung aus der
,Sammlung‘ Hermann Göring galt seit
1945 als verschollen, erworben für
Friedrichshafen 1959 (Eine harmlose
Tafelmalerei mit brisanter Provenienz)
© Zeppelin Museum Friedrichshafen
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5. Hermann Göring verlässt
die Kunsthandlung
Goudstikker in Amsterdam,
1941
© Collection Spaarnestad Photo
6. Soldaten der Alliierten
Armee in de
sichergestellten ,Sammlung‘
Hermann Göring in
Berchtesgarden, 1945
© ullstein bild, zur Nutzung des
Fotos zur Berichterstattung
kontaktieren Sie
www.ullsteinbild.de
7. Im Riks-Museum in Amsterdam
wurden von den Nationalsozialisten
beschlagnahmte und verschleppte
Kunstwerke hinterstellt und ihren
früheren Besitzern zugeordnet,
1950
© Collection Spaarnestad Photo
http://www.ullsteinbild.de/
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8. Blick auf die Ruine des Städtischen
Museums 1944, Ecke Karlstraße /
Schanzstraße in Friedrichshafen
(Die alte archäologisch
heimatkundliche Sammlung
verblieb während des Krieges im
Museumsgebäude und war damit
der Zerstörung preisgegeben)
© Stadtarchiv Friedrichshafen
9. Key Visual
© Zeppelin Museum Friedrichshafen