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FEHLERMANAGEMENT: Den Mantel des Schweigens lüften. MEDIZINISCHEPROZEDUREN: Klassifikation kommt. KLINIKLOGISTIK: Zwei getrennte Projekte?UCM: Wechsel an der Spitze. INTERNATIONALES: Dänemark, England,Frankreich WEBTIPPS: Tabakentwöhnungsprogramm, Internationale Studien
Läuft die Kommunikation gut? DeutscheStatistiken zeigen, dass ein Viertel aller
Behandlungsfehler auf Kommunikations-probleme zurück gehen.
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Ausgabe 3/2007
INFORMATIONS DU MINISTÈRE DE LA SANTÉ ET
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Qualitätsmanagement: Unverzichtbar ist die Fehlerprävention
Höhere Patientensicherheit und stärkere Qualitätssicherung – diese beiden Forderungen stehenverstärkt in der öffentlichen Diskussion seit den jüngsten Entwicklungen in der Neurochirurgiedes Centre Hospitalier de Luxembourg (CHL). Gesundheitsminister Mars Di Bartolomeo nimmtdie aktuellen Vorkommnisse zum Anlass, Stellung zu beiden Themen zu beziehen:
Gesundheitsminister Mars Di Bartolomeo: „Für mich ist der Unterschied zwischen empfun-
dener und dokumentierter Qualität in der Beurteilung von medizinischen Qualitäts-
standards entscheidend. Wir haben in Luxemburg im Klinikbereich ein hohes
Qualitätsniveau, das sich in der empfundenen Qualität nicht zwangsläufig wieder
spiegelt. Insofern müssen wir uns verstärkt darum bemühen, eine bessere Dokumen-
tation und optimierte Qualitätsmessung zu erlangen. Das ständige Benchmarking –
sowohl bezogen auf das In- als auch das Ausland - muss selbstverständlich werden.
Natürlich läuft der Prozess zur Qualitätssicherung in Luxemburg bereits seit längerem.
Das europäische Modell für Qualitätsmanagement EFQM ist etabliert. Aber wir müssen
noch weit mehr als bisher die Resultate medizinischer Behandlungen zeigen und uns
nicht auf die Betrachtung von Prozeduren beschränken. Vielmehr müssen die Abläufe in
den Kliniken verfeinert und stärker an Resultate gebunden werden. Auch sind Anreize
für die Spitäler notwendig, die der Qualität vor der Quantität den Vorzug geben.
International ist zu beobachten, dass die Zahl der Kliniken, die intensiv mit Fehler-
berichtssystemen arbeiten, kontinuierlich steigt. Die Einführung einer Fehlerberichts-
kultur in medizinischen Arbeitstätten ist ein langwieriger Prozess. Der Mythos des
Null-Fehler-Ansatzes in unserer Medizinkultur verbindet sich immer noch gerne mit
dem eingeengten Blick in der Suche nach dem Schuldigen, wenn ein Fehler oder ein
Beinahe-Fehler passiert ist. So wird das Tabu gestärkt, das verbietet, über Fehler zur
reden. Dabei bietet die Fehleranalyse die Chance, wirksame Strategien zur Risiko-
prävention zu entwickeln, gemäß der volkstümlichen Weisheit: „Aus Schaden wird
man klug“. Behandlungsfehler müssen thematisiert werden, nur so können lebens-
rettende Schlussfolgerungen daraus gezogen werden. Für alle Beteiligten muss es in
Fleisch und Blut übergehen, dass es nicht darum geht, den Schuldigen zu finden und
anzuklagen, sondern dass eine anonyme Fehlermeldung, zum Arbeitsalltag gehört,
so wie es die so genannten Critical Incident Reporting Systeme vorsehen. Nur so
können bedeutende Fehlerdatenbanken entstehen. Nur wer über Fehler redet, kann
auch aus ihnen lernen und helfen, sie zukünftig zu vermeiden.
Hierzu muss jeder seinen Beitrag leisten: Die Kassen, indem sie Konzepte zur
Qualitätssicherung und Fehlerprävention unterstützen. Sie müssen über das Arzt-
honorar verstärkt Anreize für effektives Qualitätsmanagement bieten. Die Politik
muss Klarheit schaffen in Bezug auf die Kodifizierungsprozeduren. Auch muss sie die
Verantwortlichkeiten eindeutiger regeln, beispielsweise in den Verträgen, die die
Direktionen der Krankenhäuser mit den Ärzten abschließen. Schlussendlich müssen
sich die Spitäler der Problematik stellen und wie aus einem Guss bei der Etablierung
konstruktiver Fehlerberichtssysteme an einem Strang ziehen. Ferner sollten sie sich
noch stärker spezialisieren als bisher und die besten Pflegewege für ihre Patienten
schaffen.
Jeder Patient ist ein Gradmesser für die Qualität. Seine Zufriedenheit ist bedeutend
und sollte gemessen werden. Im nächsten Jahr wird die UCM eine Enquete über
Patientenzufriedenheit ins Leben rufen, die sich diesem Aspekt widmet. Parallel
arbeiten wir auf ministerialer Ebene intensiv darauf hin, gemeinsam mit den Spitälern,
die Informationen für Patienten zu verbessern und auch landesweit zu vereinheit-
lichen. Das Gleiche gilt für die Mediation bei Patientenklagen, hier gibt es Regelungs-
bedarf, den wir erkannt haben.“
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Medizinische Prozedurenklassifikation:Qualitätssicherung im Fokus
Seit Ende November steht es fest. Eine medizinische Prozedurenklassifikation, wie in den meis-ten europäischen Ländern üblich, wird es in Zukunft auch in Luxemburg geben.
Pilotprojekt startet. Ein diesbezügliches Pilotvorhaben im Rahmen des
Projektes „Carnet Radiologique“ (CARA/Röntgenpass) soll im nächsten Frühjahr starten
und wird zur ersten Bewährungsprobe eines neuen Klassifikationssystems werden. CARA
hat zum Ziel, dem verschreibenden Arzt Einsicht in die schon am Patienten durchge-
führten Röntgenuntersuchungen zu gewähren.
Die Diskussion über die Klassifikation medizinischer Prozeduren in Luxemburg ist
nicht neu. Sie erhielt allerdings bedeutenden Auftrieb durch eine mit internationalen
Experten besetzte Fachtagung im Juli dieses Jahres. Dort wurde deutlich, dass weniger
die Wahl des für Luxemburg angebrachten Schlüsselsystems, sondern vielmehr die Ver-
knüpfung mit der bestehenden Nomenclature sowie eine breite Unterstützung durch
die betroffenen Akteure unverzichtbar sind. Das Pilotprojekt wird diese Bewertungen
berücksichtigen.
Qualitätssicherung erwünscht. Vor diesem Hintergrund sprach sich
nach Analyse der gängigen Prozedurenklassifikationen die CARA-Arbeitsgruppe deutlich
dafür aus, Luxemburg mit einer modernen multi-axialen Kodestruktur auszustatten,
wie sie zum Beispiel heute in Frankreich und den USA Verwendung findet. Vorteile
eines solchen Instruments liegen in einer guten intersektoralen und internationalen
Vergleichbarkeit und unterstützen damit Planung und Qualitätssicherung von Gesund-
heitsleistungen. Sehr eingeschränkt erlaubt auch die Nomenclature eine solche Ab-
bildung. Das Vorgehen ist aber sehr aufwändig und birgt Gefahr, dass relevante Daten
übersehen werden.
Umbau der Nomenclature zu aufwändig. Während die ICD ein
weltweit anerkannter Standard zur Kodierung von Krankheiten ist, sind international
über 30 verschiedene Prozedurenschlüssel in Gebrauch. Die « Nomenclature des actes
et services des médecins et médecins-dentistes », entwickelt unter anderem von der
Commission de Nomenclature, stellt als Vergütungskatalog den bisher einzigen in
Luxemburg etablierten Prozedurenkatalog dar. Dieser Katalog kann aber mit den laufend
neuen Verfahren in der Medizin nicht Schritt halten. Insofern ist die ergänzende Kodie-
rung innerhalb eines international erprobten Prozedurenschlüssel ein geeigneter Weg.
Zur Wahl des Kodes bedarf es auch der Beantwortung einiger grundsätzlicher Fragen:
Welche Krankheitskodierung ist optimal? Ein Pilotprojekt wirddie Diskussion voranbringen.
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■ Welche Akteure benötigen eine Prozedurenklassifikation und wozu?
■ Welcher Mehrwert ist für das luxemburgische Gesundheitswesen zu erwarten?
■ Ist Kostentransparenz ein Schlüsselkriterium der Methodenwahl?
■ Wie sollten Rahmen, Zeitraum und Etappen der Einführung aussehen?
■ Wieso hat gerade das „Carnet radiologique“ Pilotcharakter? Läuft es nicht Gefahr zur
Insellösung zu werden?
Die letzte Frage lässt sich mit Abstand am einfachsten beantworten. Kein anderer
Fachbereich hat einen vergleichbaren Informatisierungsgrad und benutzt schon heute
Kodierungen feinster Differenziertheit. Entsprechend hoch sind Anforderungen der
Radiologie an den neuen Prozedurenschlüssel. Und auch Ergänzungen bestehender
Kodestrukturen sind unvermeidbar. Diese umfangreichen Vorarbeiten bringen letzt-
lich erfreulichen Mehrwert: Die vorzuschlagende Ergänzungsstruktur lässt vermuten,
dass sie auch den Bedürfnissen aller anderen medizinischen Fachbereichen genügen
wird. Und für die Radiologie selbst sind wesentliche Fortschritte auf dem Weg zur Ver-
einheitlichung der Leistungserfassung zu erwarten. Heute weichen nämlich in den
einzelnen Kliniken die Radiologie-Informationssysteme (RIS) noch voneinander ab.
Elektronische Patientenakte. Ein einheitlicher Prozedurenschlüssel
unterstützt schließlich in hervorragender Weise die Bestrebungen zur Einführung
einer elektronischen Patientenakte, die ebenfalls eine verbesserte Darstellung, Weiter-
verarbeitung und Auswertung medizinischer Informationen erreichen soll. Durch Nut-
zung vertrauter klinischer Begriffe soll der zusätzliche Kodieraufwand möglichst gering
bleiben, was die Akzeptanz beim medizinischen Personal fördern kann. Für die Um-
setzung schlussendlich in allen medizinischen Fachbereichen steht sicherlich noch
eine umfangreiche Fachdiskussion an.
Das neue Jahr verspricht auf diesem Gebiet spannend zu werden.
(Jürgen Hohmann, KomPart/Inspection générale de la sécurité sociale)
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Zentral oder dezentrale Beschaffungsteriler Güter? Ein Profi wird diese
und andere Logistik-Fragen zukünftigfür die EHL klären.
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Logistikzentrale und Zentraleinkauf.Zwei getrennte Projekte?
Vier Fragen an Marc Hastert, Generalsekretär der Entente des Hôpitaux Luxembourgeois (EHL).
■ Die EHL hat eine Stelle für einen Experten im Bereich Zentraleinkauf ausgeschrieben.
Welche Aufgaben wird die neu einzustellende Person übernehmen?
Integriert in eine dynamische, multidisziplinarische Mannschaft, wird ihre Aufgabe
darin bestehen, die Politik der gemeinsamen Einkäufe der Krankenhäuser, die Mit-
glieder der EHL sind, zu führen. In Kooperation mit den verschiedenen Einkaufsge-
nossenschaften, die der Einkaufszentrale der EHL zugehören, wird die neue Person
gemeinsame Einkaufsvolumina definieren. Er oder sie wird die Ausschreibungen für
Angebote vorbereiten, an den Verhandlungen teilnehmen und Verträge mit den Lie-
feranten ausarbeiten. Auch wird sie oder er dafür Sorge tragen, dass die Abmachungen
stets eingehalten werden. Erworbene Ergebnisse sind schließlich zu dokumentieren.
Alles in allem hat er oder sie auch die Aufgabe, die Wirksamkeit der unternommenen
Handlungen abzuschätzen und nach folgenden Prinzipien zu entwickeln:
Im Bereich der operativen Unterstützung muss sie oder er,
■ die Versammlungen der Einkaufsgenossenschaften leiten und beleben;
■ die Handlungen und Entscheidungen der Einkaufsgenossenschaften unterstützen;
■ die durch die Einkaufsgenossenschaften realisierten Verhandlungen dokumentieren
und vorbereiten;
■ nationale und internationale Ausschreibungen aufstellen;
■ an den Verhandlungen teilnehmen und zum guten Abschluss beitragen;
■ die Verträge einrichten und die Ausführung sichern;
■ die Reklamationen regeln.
In Bezug auf Qualitätssicherung gilt es,
■ die Ausbreitung methodischer Verhandlungs-, Kauf- und Reportingstandards in den
Einkaufsgenossenschaften zu garantieren;
■ die an den Kauf gebundenen Risiken zu identifizieren und falls möglich zu meistern.
Was die Bewertung, die Kontrolle oder das Reporting angeht, muss er oder sie,
■ die Resultate dokumentieren;
■ die Kaufvolumen kontrollieren;
■ die Ersparnisse schätzen und die erforderten Indikatoren errechnen;
■ Audits bei den Lieferanten durchführen.
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■ Derzeit finden Gespräche zwischen Vertretern des Gesundheitsministeriums, der Inspection
générale de la sécurité sociale (IGSS) und einzelnen Kliniken statt, in denen die Gestalt einer
zukünftigen Logistikzentrale für Luxemburgs Spitäler erarbeitet wird. Plant die EHL mittels
des neu einzustellenden Zentraleinkaufs-Experten die gesundheitspolitisch avisierte
Logistiklösung zu ergänzen?
Unser Vorstand hat beschlossen, die Tätigkeit der Einkaufsgenossenschaft der EHL,
die schon seit Anfang der neunziger Jahre existiert, weiter zu entwickeln. Es ist ent-
schieden, die Tätigkeit der Einkaufsgenossenschaft zu einer richtigen Einkaufszen-
trale fort zu entwickeln. In diesem Zusammenhang findet die Neueinstellung statt.
Die Besonderheiten der verschiedenen Krankenhausstrukturen so wie die medizini-
schen Fachdienste werden dabei berücksichtigt, so dass es nicht zu einer übertriebe-
nen Standardisierung kommen kann. Mit anderen Worten, das Projekt Zentral-
einkauf und das Projekt Logistikzentrale sind nicht miteinander verbunden. Was
den zentralen Einkauf anbelangt, gibt es ein nationales Engagement der Kranken-
häuser, das auf der Ebene der Vorstände der verschiedenen Krankenhäuser bestätigt
ist. Betreffend die Möglichkeit, ein nationales Projekt mit der EHL durchzuführen,
hat unser Vorstand von bestimmten Initiativen Kenntnis genommen, aber wir
haben noch nichts Konkretes auf dem Niveau der EHL beschlossen.
Wenn ein reeller allgemeiner Wunsch diesbezüglich geäußert wird, wird die EHL alles
einsetzen, ihn zu stützen und erst dann wird das Einbinden der Tätigkeit "zentraler
Einkauf" in einer gemeinsamen nationalen Logistik-Tätigkeit einen Sinn haben.
■ Wie können Sie sich aus heutiger Sicht die Schnittstelle zwischen
EHL und Logistikzentrale vorstellen?
Für den Augenblick sind die Projekte "zentraler Einkauf" und "Logistikzentrale"
unabhängige Projekte. Die EHL beabsichtigt, sich auf die Aufgaben zu konzentrieren,
für die sie ein Mandat hat. In Bezug auf die Logistik haben wir für den Augenblick
kein Mandat erhalten. Wenn der Vorstand der EHL sich verpflichten würde, eine
Annäherung an regionale Projekte zur "Logistikzentrale" zu stützen, könnte die EHL
entweder direkt auf der Ebene ihrer eigenen Struktur oder via einer neuen Struktur –
wie etwa einer wirtschaftlichen Interessengemeinschaft (Groupement d'intérêt
économique - GIE) – mithelfen, diesen neuen Dienst im Interesse aller Kranken-
häuser, zu gründen.
■ Welche Logistik-Bereiche sind für die EHL interessant, welche nicht?
Die EHL will vor allem die Bedürfnisse ihrer Mitglieder, also die Bedürfnisse der
Krankenhäuser berücksichtigen. In diesem Sinne ist es deutlich, dass die EHL nie
ohne explizites Mandat an der Verwirklichung irgendwelcher Projekte teilnehmen
wird. Jedoch, im Rahmen der Projekte, die zum jetzigen Zeitpunkt schon auf der
Ebene der EHL mitverwaltet werden, gibt es einige, die eine ganz besondere Auf-
merksamkeit verdienen. Das ist besonders der Fall bei der Informatik und natürlich
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beim zentralen Einkauf. Aber das betrifft auch den Tätigkeitsbereich "Dienst-
leistungen" wie etwa die Lizenz-, und Wartungsverträge, die Hygiene und Sicherheit
oder die Abfälle und anderes mehr.
UCM: Wechsel an der Spitze
Interview mit Jean-Marie Feider, Präsident der UCM
■ Seit dem 15. Oktober sind Sie Präsident der Union des caisses de maladie (UCM).
In welcher Finanzsituation befinden sich derzeit die luxemburgischen Krankenkassen?
Ich habe das Glück, dass ich von meinem Vorgänger Robert Kieffer einen Kranken-
kassenverband übernehme, dessen Finanzsituation, sofern die gute Wirtschaftslage
anhält und keine großen unvorhersehbaren Ereignisse auf der Ausgabenseite ein-
treten, in den nächsten zwei bis drei Jahren voraussichtlich ausgeglichen bleibt. Es
wird vermutlich, trotz einer sehr angestrengten Lage, zu keiner Beitragserhöhung
und zu keiner Leistungsverschlechterung kommen.
■ Welche Ziele werden Sie in Ihrer neuen Position verfolgen?
Die großen Vorhaben der Krankenversicherung werden idealerweise von den
Sozialpartnern und der Regierung gemeinsam festgelegt. Dabei kommt mir als
Präsident eine vermittelnde und koordinierende Rolle zu. Einige Ziele liegen mir
aber persönlich am Herzen und ich werde sie in die Planung einbringen.
An erster Stelle ist hier zu nennen, dass sich die Krankenversicherung von einer
eher behördlichen Institution zu einer dienstleistungsorientierten öffentlichen
Einrichtung wandeln sollte. Ein großes Ziel bleibt natürlich, das finanzielle
Gleichgewicht des Systems zu erhalten, genauso wie seine hohe Leistungsfähigkeit.
Ferner wird sich die UCM eingehend mit dem Phänomen des Missbrauchs und der
Verschwendung von Ressourcen beschäftigen. Sie wird versuchen, das Versicherungs-
system derart zu gestalten, dass es nicht zu Betrug, Missbrauch und Verschwendung
kommen kann. Hier zeigen wir ein sehr waches Interesse und sind dabei, spezifische
Nachbesserungen der juristischen Grundlagen in diesem Sinne anzuregen.
■ Welche Vorhaben werden Sie im Krankenhausbereich unterstützen?
Was die Krankenhäuser anbetrifft, wird die UCM sich deutlich verstärkt um
Qualitätssicherung, um Transparenz der Leistungen und Wirtschaftlichkeit
bemühen. Gleichfalls wird es um bessere Patienteninformation sowie um die
Schaffung von einheitlichen Patientenakten gehen. Mit den Mitteln der Bugdet-
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Jean-Marie Feider, promovierter Jurist, ist 56 Jahre alt und seit 1975 im Sozial-
versicherungswesen Luxemburgs beruflichbeheimatet. Der Vater zweier erwachsener
Kinder kocht leidenschaftlich gern und sofern die Zeit es zulässt, reist er mit
seiner Familie in die Ferne.
isierung wird sie hier Einfluss nehmen.
Auch wird die UCM die Bestrebungen des zuständigen Ministeriums voll unter-
stützen, die im Rahmen der gesetzlichen Änderungsvorhaben für eine Neugestaltung
der Beziehungen der Krankenhausärzte untereinander und zu ihren Häusern laufen.
Dasselbe gilt natürlich für die Bedarfsplanung.
Nach dem Motto “Gutes Geld für beste Leistung” muss Klarheit herrschen, dass die
Höhe der Vergütungen verschiedener Leistungen nach oben und nach unten revi-
dierbar ist. Aber das gilt nicht nur für die Kliniken.
■ Welche Akzente werden Sie in Bezug auf die medikamentöse Versorgung setzen?
Wir sehen ein großes Einsparpotential in der Optimierung der ärztlichen Verschreib-
weise und der Medikamentenvergabe. Hier zählen wir auf eine positive Einflussnahme
des Conseil scientifique.
■ Was ist zusätzlich für Sie zukünftig von Bedeutung?
Ein wichtiges Ziel für mich persönlich ist, dass in der Öffentlichkeit und in den
Entscheidungsgremien eine breitere Diskussion in schwierigen ethischen Fragen
geführt wird, beispielsweise was den palliativmedizinischen Bereich betrifft, oder
was die Leistungen bei schwersten oder seltenen Krankheiten angeht.
Die Umsetzung des Pflegegesetzes und die Weiterentwicklung der Pflegeversicherung
in Richtung Qualitässicherung hat ebenfalls große Bedeutung. Die Umsetzung ist
langwierig, da hier der gesamte datentechnische Prozess umgebaut wird.
Schlussendlich werde ich befürworten, dass sich die Krankenversicherung mit dem
Gesundheitsministerium verstärkt in präventivmedizinische Programme einbringt.
■ Welche Prioritäten werden Sie setzen?
Wir haben momentan noch nicht genügend Fachkräfte, um unsere Ziele in ange-
messener Weise zu erreichen. Dieses Problem beschäftigt die UCM schon sehr lange.
Wir hoffen aber kurzfristig die notwendige Freigabe für entsprechende Personalmittel
zu erhalten. Dessen ungeachtet wird eine partizipative Ausrichtung der Entscheidungs-
findung innerhalb der Krankenversicherung und ihrer Gremien Einzug halten. Das
setzt voraus, dass verbesserte Hintergrundinformationen vorliegen müssen. Auch
wird vermehrt die Darstellung von Entscheidungsalternativen durch externe
Experten erfolgen.
■ Gibt es beispielhaft ein Einzelthema, das kurzfristig im Mittelpunkt stehen wird?
Zunächst denke ich hier an die Zuzahlungsregelungen bei Laboruntersuchungen. Die
juristische Lage sowie die Umsetzung des Gleichheitsprinzips zwischen privaten und
Krankenhauslabors ist unbefriedigend und kontroversiert. Hier drängt sich eine baldige
Lösung auf, leider vor dem Hintergrund gerichtlicher Auseinandersetzungen.
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■ Welche Herausforderungen sind mit dem Statut Unique verbunden?
Für die UCM bedeutet das „Statut unique“ unter anderem, dass die Krankenkassen
mit der UCM fusionieren, aus denen dann eine CNAM (Caisse nationale d’assurance
maladie) wird, denn die sozial- und arbeitsrechtliche Unterscheidung zwischen
Arbeitern und Angestellten im Privatsektor wird aufgehoben. Dies stellt neben der so-
zialen Dimension der Umgestaltung eine große logistische Herausforderung dar, da
zwangsläufig eine räumliche Zusammenlegung nicht nur der Kranken-, sondern
auch der Pensionskassen erfolgen wird. Daneben wird es zu einer Umgestaltung der
verwaltungstechnischen Prozesse kommen, da die klassische Aufgabenteilung
zwischen UCM und Krankenkassen wegfällt. Hauptproblem wird meiner Ansicht
nach dabei der Zeitdruck sein, denn bis Januar 2009 soll diese gigantische Umstruk-
turierung erfolgt sein. Ich schließe nicht aus, dass es hier zu Übergangsmaßnahmen
kommen kann. Ich denke aber, dass die Richtung stimmt und sich am Gesamtvor-
haben nichts mehr ändert.
■ Welche Veränderungen sind konkret für die UCM zu erwarten?
Wir müssen im Bereich der leitenden Angestellten personell aufstocken, und ein
neues Organigramm für die Krankenversicherung aufstellen.
Eine ganz neue Erfahrung im organisatorischen Bereich wird auch die Auflösung
der „Comités-directeurs“ und der „Delegationen“ in den fusionierten Kranken-
kassen und der Wegfall der Generalversammlung der UCM sein. Die Arbeitsweise
des neuen „Comité-Directeur“ der CNAM wird sowohl was seine Kompetenzen
als auch die Qualität und Menge seiner Entscheidungen anbelangt, neu organisiert
werden müssen. Ich würde hier die Schaffung von „Sous-commissions“ befürworten,
die dem zentralen „Comité- Directeur“ eine Reihe von Entscheidungen abnehmen
könnten und ihn so entlasten.
■ Wie sieht die Situation derzeit für die UCM bezogen
auf den grenzüberschreitenden Patientenverkehr aus?
Mit über 17.000 Genehmigungen jährlich für die Inanspruchnahme von Leistungen
im Ausland mittels der Prozedur E112 ist Luxemburg das europäische Land mit dem
höchsten systematischen grenzüberschreitenden „Einkauf“ von Gesundheitsleistungen.
Die größte Herausforderung in nächster Zeit wird darin bestehen, die Auswirkungen
der europäischen Rechtsprechung auf das nationale System richtig einzuschätzen
und bei Bedarf entsprechende Anpassungen vorzunehmen.
Sorgen bereiten uns auch einige Bestrebungen über gerichtliche Schritte, die
Krankenversicherung zur Kostenübernahme von Wahlleistungen im Ausland zu
zwingen. Wir erwarten in den nächsten Monaten eine richtungsweisende Entschei-
dung des „Conseil Supérieur des Assurances sociales“. Je nach den angestrebten oder
juristisch erzwungenen Lösungen könnte es zu einer erheblichen Verteuerung der
Leistungen für das luxemburgische System im stationären Bereich kommen, wenn
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diese Leistungen im Ausland erbracht aber nach luxemburgischen Sätzen vergütet
werden. Ob es damit zu Einbußen für die einheimischen Krankenhäuser oder für
andere Einrichtungen kommen könnte, ist im Moment nicht abzuschätzen aber
vom Prinzip her nicht auszuschließen. Man sollte daher überlegen, welche überre-
gionalen Synergien in dieser Problematik hilfreich und nutzbringend sein könnten.
■ Wie werden Sie zukünftig die UCM hier positionieren?
Grundsätzlich hat die UCM immer eine sehr offene und generöse Politik in Sachen
Kostenübernahme für Aushandsbehandlungen der einheimischen Versicherten oder
für Leistungen der Grenzarbeiter betrieben. Dies kann man am äußerst geringen Satz
der Verweigerungen für Auslandsbehandlung (weniger als 450 Verweigerungen für
17.000 Genehmigungen) ablesen. Luxemburg war vermutlich das erste Land, das nach
der Urteilsverkündung der Urteile Decker/Kohll und der nachfolgenden Urteile des
EuGH seine Vergütungsprozeduren konsequent umstellte und öffentlich machte.
Ich glaube an dieser Grundhaltung wird sich auch in Zukunft nichts ändern.
■ Welche Rolle wird die Öffentlichkeitsarbeit spielen?
Eine sehr bedeutende. Wir haben im neuen Organigramm eine Abteilung für
Öffentlichkeitsarbeit eingeplant, die wir auch sehr professionell besetzen werden.
Die Fusion aller Kassen mit der UCM bringt zum Glück Klarheit, wer für die
Öffentlichkeitsarbeit, nicht nur bezogen auf die Leistungserbringer, sondern auch
für die Versicherten zuständig ist, nämlich die zukünftige CNAM.
Im Rahmen der neuen Öffentlichkeitsarbeit werden wir auch daran arbeiten, die
Bestimmungen, Verhaltensregeln und Prozeduren einfacher und klarer zu formulieren.
Ferner werden wir in Bezug auf Qualitätssicherung sowie zur Optimierung der
Patienteninformation verstärkt Zahlen und Fakten veröffentlichen, die den Vergleich
zwischen den verschiedenen Leistungserbringern und Einrichtungen ermöglichen.
>> Mit neuen Missionen betraut Rund 15 Jahre leitete Robert Kieffer die Geschicke der Union des caisses de maladie(UCM). Als Gründungspräsident der UCM trug er dank seines Verhandlungsgeschicks dieKrankenkassenreform von 1991 über die Hürde. Während des Reformprozesses sicherteer sich die Achtung aller Beteiligten und trug entscheidend dazu bei, dass die Reform zu einem Erfolg wurde. Dass sich die Krankenkassen heute im finanziellen Gleichgewichtbefinden, ist auch sein Verdienst. Durch sein wissenschaftlich motiviertes, analytischesGeschick und seine Geradlinigkeit hielt er den „Kassendampfer“ auf Kurs. Nun ist er mitneuen Missionen beauftragt und wird als Chef der Privatbeamtenpensionskasse demVersicherungsgeschehen treu bleiben. Die Aufgaben, die hier auf ihn warten, sind nichtweniger groß.
Mars Di Bartolomeo
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Internationales
Dänemark: Sterne für den Klinikvergleich. Bei der Wahl eines Hotels
lassen Reisende sich gern von den Sternen leiten. Patienten wünschen sich für den Klinik-
vergleich ein ähnlich einfaches, nachvollziehbares Bewertungssystem. Das dänische
Gesundheitsministerium veröffentlicht deshalb seit Oktober 2006 über eine Internet-
plattform Klinik-Kennzahlen und vergibt Sterne für die Qualität. Das Webportal
www.sundhedskvalitet.dk liefert verständlich aufbereitete Informationen zu medizi-
nischer Ausstattung, Versorgungsqualität, Sicherheit und Hygiene der Kliniken, aber
auch zu Patientenzufriedenheit und Wartezeiten. Der Patient kann die Informationen
gegliedert nach „Art der Erkrankung oder Behandlung“, „Nähe zum Wohnort“ und
„Bewertungsindikatoren“ abrufen und so das für ihn geeignete Krankenhaus finden.
Das System befindet sich noch im Aufbau: Bis 2009 sollen die Daten aller dänischen
Krankenhäuser über das Webportal verfügbar sein. Ähnliche Angebote mit Qualität-
sinformationen über Polikliniken und Allgemeinmediziner sind in Planung.
Die dänische Regierung hat das Bewertungsverfahren zusammen mit Patientenver-
bänden entwickelt. Bei regionalen Behörden, Ärzten und Kliniken stößt es jedoch auf
Kritik – die Daten seien nicht ausreichend stichhaltig und vergleichbar. Die Regierung
spielt den Ball zurück: Kliniken und Ärzte seien für die Erhebung und somit die Qua-
lität der Daten selbst verantwortlich.
Auch in Deutschland haben Patienten bereits die Möglichkeit der Kliniksuche über
das Internet, so beispielsweise mit Hilfe des Krankenhausnavigators der AOK.
Die Bertelsmann Stiftung arbeitet in Kooperation mit Patientenorganisationen
an einem weiteren Angebot: www.weisse-liste.de soll ab März 2008 über die Qualität
deutscher Krankenhäuser informieren.
England investiert in seelische Gesundheit. Um die Versorgung
psychisch Kranker zu verbessern, hat die britische Regierung im vergangenen halben Jahr
ein ganzes Bündel von Maßnahmen entwickelt. So sieht der im November 2006 veröffent-
lichte Aktionsplan „Our Choices in Mental Health“ mehr Wahlmöglichkeiten für Pa-
tienten vor und eine Versorgung, die sich nicht an den vorhandenen Strukturen, sondern
an den Bedürfnissen psychisch Kranker orientiert. Der Aktionsplan enthält Angebote
zur Prävention. In Schulungen zum Selbstmanagement trainieren die Patienten den
eigenständigen Umgang mit der Krankheit. Ansprechpartner in Schulen, Jugendzentren
und Arbeitsstätten wirken der Stigmatisierung der Erkrankten entgegen. Ambulante
Angebote ermöglichen den Patienten ein Leben in gewohnter Umgebung.
Mit einem gleichzeitig eingebrachten Gesetzesentwurf will die Regierung zudem die
poststationäre Betreuung verbessern und so den Drehtür-Effekt vermeiden. Patienten,
Das dänische Gesundheits–ministerium verleiht Kliniken Sterne
für gutes Qualitätsmanagement.Patienten können sich darüber im
Internet informieren.
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die selbst nicht mehr in der Lage sind, Entscheidungen zu treffen, will London per Gesetz
besser schützen: Unabhängige Experten sollen regelmäßig prüfen, welche Behandlung
am besten geeignet ist und ob Patienten vielleicht zu Unrecht in geschlossenen Ein-
richtungen behandelt werden. Im Februar 2007 veröffentlichte das Gesundheitsminis-
terium außerdem neue Leitlinien für die Verbesserung der Sicherheit in stationären
Einrichtungen – eine Reaktion auf Übergriffe auf weibliche Patienten im Sommer
2006.
Wie in anderen Ländern wurde auch in England das Thema psychische Gesundheit –
zumindest in finanzieller Hinsicht – bisher eher stiefmütterlich behandelt. Mit mehr
Geld und dem Aktionsplan soll nun die Versorgung psychisch Kranker grundlegend
reformiert und verbessert werden. www.mhchoice.csip.org.uk
Frankreich: Kampagne für gesunde Zähne In Frankreich starteten Kran-
kenkassen und Zahnärzte im Januar 2007 ein weiter entwickeltes Programm zur zahnme-
dizinischen Vorsorge, um sozial Benachteiligte besser zu erreichen. Bereits seit 1997 können
französische Jugendliche ihre Zähne einmal jährlich kostenlos untersuchen und wenn
nötig behandeln lassen. Die Einladung zum Zahngesundheits-Check kommt mit einem
Geburtstagsbrief der Krankenkasse. Begleitend läuft eine Medienkampagne.
Da französische Patienten etwa 30 Prozent Selbstbeteiligung zahlen, hatten einkommens-
schwache Familien Zahnarztbesuche oft vermieden. Als Resultat zeigten sich Ende der
90er Jahre bei der Mundgesundheit große soziale Unterschiede. Zwölfjährige aus ärmeren
Familien hatten fast doppelt so häufig Karies wie ihre wohlhabenden Altersgenossen. Das
daraufhin eingeführte Vorsorgeangebot sollte die Zugangsbarrieren abbauen. Vor allem
Jugendliche aus Arbeiterfamilien profitierten von dem Programm: Ihre Mundgesundheit
besserte sich deutlich. Doch Kinder von Arbeitslosen oder aus den ärmsten sozialen
Schichten wurden kaum erreicht. Im überarbeiteten Programm setzen Kassen und Zahn-
ärzte deshalb auf eine direktere Ansprache. Zahnärzte informieren einmal jährlich im
Schulunterricht über Zahnhygiene und Vorsorge. Zudem weisen Sozialverbände benach-
teiligte Gruppen auf die kostenlosen Untersuchungen hin.
In Deutschland ist die Vorsorgeuntersuchung mit Bonusprogramm erfolgreich: Die deutsche
Zahngesundheit erreicht im internationalen Vergleich einen Spitzenwert. Doch laut Gesund-
heitsbericht des Bundes von 2006 leiden auch in Deutschland noch immer vor allem
ärmere Jugendliche unter kranken Zähnen.
■ Die französische Zahngesundheitskampagne im Internet: www.mtdents.info
Quelle: „Internationales Netzwerk Gesundheitspolitik“
(www.hpm.org) der Bertelsmann Stiftung.
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Post von der Krankenkasse:Französische Jugendliche aus
armen Familien erhalten einmal jährlich die Einladung zum
kostenlosen Zahncheck.
Ausgabe 3/2007
INFORMATIONS DU MINISTÈRE DE LA SANTÉ ET
DU MINISTÈRE DU SÉCURITÉ SOCIALE DE LUXEMBOURG
SantéSécu
InSight
Falls Sie inhaltliche Anregungen oder Kommentare haben oder den
Newsletter abbestellen möchten:E-Mail: [email protected]
Webtipps:Gesundheitspolitik in anderen LändernWie funktioniert Gesundheitspolitik in anderen Ländern und warum? Antworten auf
diese Frage gibt die Bertelsmann Stiftung mit Hilfe ihres „Internationalen Netzwerks
Gesundheitspolitik“. Seit März 2003 veröffentlicht das Netzwerk zweimal jährlich
Aktuelles zur Gesundheitspolitik aus weltweit 20 Industrieländern. Und in einer frei
zugänglichen Datenbank finden sich derzeit mehr als 600 Berichte internationaler Ge-
sundheitsexperten:
■ www.hpm.org
TabakentwöhnungsprogrammNun ist sie unter Dach und Fach. Die Konvention zum Tabakentwöhnungsprogramm
(Insight wird in der nächsten Ausgabe ausführlich berichten.). Anfang 2008 wird das
Programm anlaufen, das Rauchern die Möglichkeit bietet, mit ärztlicher Hilfe acht
Monate lang die Sucht nach dem Glimmstengel zu überwinden. Die Konvention zum
“Programme pilote d'aide au sevrage tabagique” befindet sich auf der Homepage des
Sozialministeriums unter:
■ http://www.mss.public.lu/actualites/2007/12/art_conv_etat_ucm_tabagisme/index.html
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