inside - UEFA.com · inside Barbecue Am 5. Juli 2006, dem Tag des zweiten WM-Halbfinales, wurden im...

44
Offizieller Newsletter der UEFA-Fussball-Europameisterschaft inside 02 August 2006

Transcript of inside - UEFA.com · inside Barbecue Am 5. Juli 2006, dem Tag des zweiten WM-Halbfinales, wurden im...

Page 1: inside - UEFA.com · inside Barbecue Am 5. Juli 2006, dem Tag des zweiten WM-Halbfinales, wurden im Namen der Euro 2008 SA internationale Medienvertreter zu einem Barbecue auf die

Offizieller Newsletter der UEFA-Fussball-Europameisterschaft

insid

e02August 2006

Page 2: inside - UEFA.com · inside Barbecue Am 5. Juli 2006, dem Tag des zweiten WM-Halbfinales, wurden im Namen der Euro 2008 SA internationale Medienvertreter zu einem Barbecue auf die

Titelseite: Fast eine Million Fussballfans fanden sich am Brandenburger Tor ein, um das WM-Halbfinale zwischen Deutschland und Italien auf Grossbildleinwand zu verfolgen. Bild: Getty Images

Ich bin völlig einverstanden mit der Aussage, dass kein Wettbewerb demNationalmannschaftsfussball das Wasser reichen kann, egal, wie gut er ist. Siekönnen in ein beliebiges Land gehen und die Leute nach ihrem Lieblingsklub fragen. In Deutschland wird eine Mehrheit sagen, dass ihr Herz für den FC Bayern

schlägt, und auch in England, Italien,Spanien usw. sind die Antworten vor-hersehbar. Doch wo auch immer Siehingehen – im Grunde lieben alle vorallem ihre Nationalmannschaft.

Dieses Argument verwende ich bei denGesprächen mit den grossen Klubs. Siesollen diese unverrückbare Tatsacheanerkennen und einsehen, dass dieNationalmannschaften eine Institutionsind, die wir schützen müssen.

Die EURO 2004 und die WM 2006 haben dies klar und deutlich vor Augen geführt. Beide Veranstaltungenwaren perfekt organisiert. Die Wetter-bedingungen waren gut. Es gab keinegrösseren Probleme mit Hooligans. DieSpiele waren von erstklassiger Qualität.Einige Überraschungsteams bliebenden Turnieren lange erhalten. Es ist einschwer zu erreichendes Ziel, doch 2008möchten wir es in Österreich und derSchweiz noch besser machen.

Lennart JohanssonUEFA-Präsident

Die Nationalmannschaften sind das Mass aller Dinge

Bild: Getty Images

Italiens Kapitän Fabio Cannavaro streckt den Weltpokalin die Luft, nachdem seine Mannschaft sich im WM-Finale2006 in Berlin im Elfmeterschiessen gegen Frankreichdurchgesetzt hat.

Page 3: inside - UEFA.com · inside Barbecue Am 5. Juli 2006, dem Tag des zweiten WM-Halbfinales, wurden im Namen der Euro 2008 SA internationale Medienvertreter zu einem Barbecue auf die

02 03

insid

e

insid

ein

halt Samuel Schmid 06

Interview mit dem Schweizer Bundesrat

Liese Prokop 08Interview mit der österreichischenInnenministerin

HatTrick 12Solidarität hat einen Namen

Die neue Trophäe 18Wie sie entstand

Die Botschafter 20Andreas Herzog und Stéphane Chapuisat zur FIFA-WM-Endrunde 2006

Interview: Köbi Kuhn 24„Wir wollen Europameister werden!“

Interview: Josef Hickersberger 26„So ein Angebot kann man nicht ablehnen!“

Das Wunder von Bern 30Die Geschichte eines Balljungen

EURO-Legenden 36Luís Suárez: Baumeister des Erfolgs

Freiwillige 38Zwei im selben Boot

Page 4: inside - UEFA.com · inside Barbecue Am 5. Juli 2006, dem Tag des zweiten WM-Halbfinales, wurden im Namen der Euro 2008 SA internationale Medienvertreter zu einem Barbecue auf die

Ich schreibe diese Zeilen kurz nach meinerRückkehr von der FIFA-WM-Endrunde. Wasich in Deutschland erlebt habe, hat michsehr beeindruckt. Es war eine grossartigeErfahrung, die mich in den kommendenWochen und Monaten inspirieren wird. DieVeranstaltung war meines Erachtens einenormer Erfolg, und dies nicht nur, weil eine europäische Mannschaft den Titelgewonnen hat oder weil alle Medaillen anTeams unseres Kontinents gingen. Auch dieVeranstalter haben sich für ihre Organisationeine Goldmedaille verdient. Ich möchte

Deutschland und die FIFA dafür beglückwünschen,dass sie mit immens harter Arbeit ein so denkwürdigesTurnier auf die Beine gestellt haben.

Als Franz Beckenbauer sagte, dass der schwierigste Teildie dreijährige Bewerbungsphase gewesen sei, mussteich schmunzeln. Ich hoffe, er wiederholt dies nicht zuoft in Österreich bzw. in der Schweiz, denn ich möchtenicht, dass unsere Mitarbeiter denken, das härtesteStück Arbeit sei schon geschafft.

Im Gegenteil. Als Deutschland die WM vorbereitete,sassen wir noch in den Startlöchern. Insbesondere mit dem Beginn des Qualifikationswettbewerbs wirdsich die Aufmerksamkeit auf die UEFA EURO 2008™ verschieben. Wir müssen uns somit darauf gefasstmachen, ins Zentrum des allgemeinen Interesses zurücken und im Rampenlicht zu stehen. Jetzt ist Leistunggefragt. Die Vorbereitungen laufen, aber es liegt nochein riesiger Berg Arbeit vor uns, wenn wir unser Zielerreichen wollen, die beste EM-Endrunde aller Zeitenauszurichten.

Die WM hat mir in vielerlei Hinsicht Denkanstösse gegeben. Wenn ich jedoch den wichtigsten Aspektauswählen müsste, dann wäre dies die Begeisterung.Wir sprechen oft über unsere Begeisterung für denFussball, über die Leidenschaft, mit der Fans ihreNationalmannschaft unterstützen, und wie wir bei den Vorbereitungen für 2008 andere mit unsererBegeisterung anstecken können. Aber angenommen,in einem unserer Meetings würde jemand mit einer sehr praktischen Veranlagung sagen: „Ok, wie vielBegeisterung kommt da auf uns zu? Und von welcherSeite?“ – Die Antwort wäre nicht leicht. Wie lässt sichBegeisterung messen?

Natürlich kann man nicht bis auf den letzten Fangenau zählen. Doch Deutschland gibt uns einenRichtwert: 15 Millionen. Das war in etwa die AnzahlMenschen, die während der WM zu den Fanfesten

und -meilen pilgerten. Die Fans kamen, egal, ob sieEintrittskarten für ein Spiel hatten oder nicht. Sie kamen,weil sie bei der Party dabei sein wollten. Einen erstenHinweis hierauf lieferte die UEFA EURO 2004™. Damalswurde das Phänomen mit der Art der Portugiesen undihrer traditionellen Gastfreundschaft erklärt. Seit derWM in Deutschland lässt sich jedoch eindeutig sagen,dass es sich um einen neuen Trend handelt. Sicher-heitsprobleme gab es so gut wie keine bei dem Turnier,das sich in ein riesiges Multikulti-Fest verwandelte. Allezeigten ihren Stolz auf ihr jeweiliges Land, aber sie tatenes stets auf ausgelassene, fröhliche Weise. Jeder wolltevor allem Spass haben und schöne Erinnerungen mitnach Hause nehmen.

Dies sollte als klare Botschaft für 2008 verstanden werden. Wenn die Party da weitergehen soll, wo sie inDeutschland aufgehört hat, müssen wir unseren Fan-zonen noch mehr Aufmerksamkeit zukommen lassen.Es geht nicht allein darum, die Fans ins Stadion undwieder herauszubekommen. Was wir brauchen, sindgrosse Feste, bei denen jeder dabei sein und Spasshaben kann. Daher wird eine gute Zusammenarbeitmit den Städten, in denen diese Partys stattfindensollen, und mit den zuständigen Behörden vor Ortwichtiger denn je sein. Die WM in Deutschland hat unsklar vor Augen geführt, dass wir nicht einfach ein Fuss-ballturnier ausrichten, sondern ein überaus wichtigesgesellschaftliches und kulturelles Event für Menschen,die nach Österreich bzw. in die Schweiz kommen, umSpass zu haben. Machen wir uns ans Werk!

Martin KallenLeitender GeschäftsführerEuro 2008 SA

Edito

rial

Bis 2008 in Österreich und der Schweiz!

Bild: Witters Sport-Presse-Fotos

Page 5: inside - UEFA.com · inside Barbecue Am 5. Juli 2006, dem Tag des zweiten WM-Halbfinales, wurden im Namen der Euro 2008 SA internationale Medienvertreter zu einem Barbecue auf die

04 05

insid

e

Barbecue

Am 5. Juli 2006, dem Tag des zweiten WM-Halbfinales, wurden im Namen der Euro 2008SA internationale Medienvertreter zu einemBarbecue auf die Terrasse des Hotels„Bayerischer Hof“ eingeladen. Hoch über den Dächern Münchens zogen Martin Kallen,Leitender Geschäftsführer der Euro 2008 SA, die beiden Turnierdirektoren ChristianMutschler und Christian Schmölzer sowie diePräsidenten der ausrichtenden Verbände,Ralph Zloczower und Friedrich Stickler, Bilanzüber die bei der FIFA-WM-Endrunde 2006gesammelten Eindrücke und Erfahrungen. Sielobten Organisation und Stimmung in Deutsch-land, gewährten Einblick in die laufendenVorbereitungen und Arbeiten für die UEFAEURO 2008™ und standen den über 60Medienvertretern für Interviews und Fragen zur Verfügung.

Startschuss zur Qualifikation– und für die Sponsoren

Am Mittwoch, 16. August, fiel der Startschussfür die UEFA EURO 2008™: 50 Nationalteamskämpfen um vierzehn Endrundenplätze. Dochnoch bevor der erste Ball rollte, enthüllte dieUEFA-Division Marketing- & Medien-Manage-ment (UMMM) ein neues Sponsoringpro-gramm. Über eine Vereinbarung mit derMarketingagentur Sportfive unterstützt UMMMfortan die Marketingaktivitäten bei zahlreichenQualifikationsspielen – mit dem Ziel, die UEFAEURO 2008™ für Sponsoren und National-verbände noch attraktiver zu gestalten.

Im Rahmen des „Marketingprogramms für dieQualifikationsspiele der UEFA EURO 2008™“können vier Partner bei 170 der 308 Qualifika-tionsspiele (z.B. Frankreich– Italien, Kroatien–England, Bulgarien–Niederlande und Nord-irland – Spanien) Werbeaktivitäten durch-führen. Philippe Margraff, Leitender Geschäfts-führer von UMMM, erklärt einen Hauptvorteildes neuen Systems: „Wir verlängern damit dieZeitspanne für Sponsoringaktivitäten um einVielfaches. Bislang konzentrierten sich dieMarketingaktivitäten auf die 31 Endrunden-spiele an 23 Tagen. Nun beginnen wir mit derVermarktung der EURO bereits zu Beginn derQualifikation, mit insgesamt mehr als 200Spielen in zwei Jahren. Dadurch können auchkleinere Nationalverbände ihre Heimspieleoptimal vermarkten.“

Die Sponsoren der EURO dürfen im Rahmendes Programms Bandenwerbung machen underhalten Eintrittskarten für die 170 Qualifika-tionsspiele. Philippe Margraff erklärt: „Wirmüssen die Bandenwerbung beschränken,damit genügend Platz für die Sponsoren und Werbeaktivitäten der Nationalverbändebleibt. Wir sind überzeugt, dass diese Lösung,die allen Parteien zugute kommt, optimal ist.“

Die ersten Reaktionen der EURO-Partner warendenn auch durchweg positiv. Vier Sponsorenwollten sich die einmalige Gelegenheit nichtentgehen lassen und entschieden sich so-gleich für das Marketingprogramm für dieQualifikationsspiele der UEFA EURO 2008™.Damit sind bereits alle Plätze vergeben.

insideinform

ation

Zum Ende der FIFA-WM-Endrunde kündigt Ralph Zloczower das nächste Highlight an: die UEFA EURO 2008™.

Bild: GEPA Pictures

Mit Martin Kallen und den beidenTurnierdirektoren Christian Mutschler und Christian Schmölzer im Hintergrund ergreift Friedrich Stickler beim Barbecue im „Bayerischen Hof“ das Wort.Bild: GEPA Pictures

Page 6: inside - UEFA.com · inside Barbecue Am 5. Juli 2006, dem Tag des zweiten WM-Halbfinales, wurden im Namen der Euro 2008 SA internationale Medienvertreter zu einem Barbecue auf die

Welche Beziehung haben Sie zum Fussball?

„Ich spielte nie bei einem Verein, nur vereinzelt beiTurnieren und im Militärdienst. Seit damals habe ichmich aufs Zuschauen verlegt, ohne Einschränkung, vonder untersten Liga über die Champions League bis zum Frauenfussball. Fussball ist für mich spannend,faszinierend, manchmal auch ärgerlich, vor allem aberemotional … Wenn’s irgendwie geht, versuche ich mirdie Spiele live anzuschauen. Fussball ist ein Sport, denman öffentlich zelebrieren muss.“

Für welchen Klub drücken Sie persönlich die Daumen?

„Ich bin bekennender Fan der Schweizer National-mannschaft. Ich habe die Nati sowohl an der EURO inPortugal als auch an der WM in Deutschland spielengesehen. Als Privatmann habe ich einen Lieblingsklub,aber das bleibt Familiengeheimnis. Eines darf ichverraten: Meine Söhne – sie spielen allesamt aktiv Fuss-ball – sind mit mir da nicht immer gleicher Meinung. Wirdiskutieren zu Hause oft über Fussball.“

Gibt’s oder gab es einen Spieler, den Sie besonders schätzen?

„Da fällt mir spontan FC-Zürich-Legende (und heutigerNationaltrainer) Köbi Kuhn ein.“

Apropos Köbi Kuhn: Welche Chancen geben Sie der Schweizer Nationalmannschaft bei der UEFA EURO 2008™. Ist es realistisch, vom Endspiel zu träumen?

„Zu einem derart frühen Zeitpunkt vom Finale zu reden,ist vielleicht ein bisschen hoch gesteckt. Wir sollten unsetappenweise orientieren. Das erste Ziel muss heissen,als Gruppenerster ins Viertelfinale einzuziehen. Dannkann man immer noch nach höheren Zielen streben…“

Interview mit

Samuel Schmid

Samuel Schmid ist ein EURO-Befürworter, seit sichÖsterreich und die Schweiz gemeinsam um derenAusrichtung beworben haben. Nicht nur, weil seine drei Söhne Fussball spielen. Sondern ausÜberzeugung. Der 59-jährige Bundesrat im Interviewüber die Faszination Fussball im Allgemeinen und die Schweizer Nationalmannschaft im Speziellen,über Fragen der Sicherheit sowie häufige „Streit-themen“.

Samuel Schmid – den EURO-2008-Ball und ein klares Ziel vor Augen.

Bild: Stefan Wermuth

Page 7: inside - UEFA.com · inside Barbecue Am 5. Juli 2006, dem Tag des zweiten WM-Halbfinales, wurden im Namen der Euro 2008 SA internationale Medienvertreter zu einem Barbecue auf die

06 07

insid

e

Welche Faktoren machen aus der Fussball-Europameisterschaft einen erfolgreichen Sportevent?

„Die Verantwortung liegt nicht bei der Politik, sondernbei der Euro 2008 SA bzw. bei der UEFA. Ich erwarte, ja verlange eine reibungslose Organisation. Das betrifftsowohl das Turnier an sich, aber auch die Fan- undGästebetreuung. Was die Sicherheitsvorkehrungenangeht, hoffe ich, dass wir erst gar nicht einschreitenmüssen. Je weniger die Sicherheitskräfte auftretenmüssen, desto besser.“

Sie haben in Portugal zwei Spiele (Griechenland-Portugal 2:1, Schweiz-Kroatien 1:1) gesehen – wie hat Ihnen persönlich das Erlebnis UEFA EURO2004™ gefallen?

„Es war eine sehr sympathische Europameisterschaftmit durchwegs freundlichen Gastgebern – ein echtesErlebnis. Ich bin überzeugt, dass wir diese fröhlicheStimmung aus Portugal auch bei uns entfachen können.“

Zuletzt wurden Sie vor allem auf die Kosten angesprochen …

„… Das gehört zum politischen Spiel und ist nicht weiterverwunderlich. Was zählt, ist, dass im Parlament dasBudget mit grosser Mehrheit angenommen wurde.“

Wie werden die Mittel im Detail verwendet?

„Die budgetrelevanten Mehraufwände für die öffent-liche Hand belaufen sich auf CHF 182 Millionen (EUR117 Mio.), die zentralen Bereiche sind Sicherheit (CHF64 Mio.), Infrastruktur und Verkehr (CHF 28 Mio.),Standortmarketing und Landeswerbung (CHF 25 Mio.)

sowie Anlässe in der Schweiz (CHF 17 Mio.). CHF 18Millionen werden im Bereich der Infrastruktur derStadien aufgewendet, 12 Mio. kalkulieren wir für die Projektleitung. Last but not least haben wir eineReserve von 18 Millionen, um bei einer markantenVerschlechterung der Sicherheitslage entsprechendenHandlungsspielraum zu haben. Bei diesen Beträgenhandelt es sich nicht in jedem Fall um Bargeld-Leistungen. So wird beispielsweise der Einsatz derArmee (CHF 10 Mio.) im Rahmen meines Departe-ments kompensiert.“

Was entgegnen Sie Kritikern, die meinen, die Kosten seien zu hoch?

„Die Schweiz zahlt nicht nur, sie wird wesentlich profitieren. Die UEFA EURO 2008™ ist für uns eine ein-malige Chance und Plattform – sie hat das Potenzial,eine ökonomisch nachhaltige Wirkung zu erzielen, allenvoran in den Bereichen Tourismus, Arbeitsmarkt undStandortpolitik. Wir wollen ein Fussballfest durchführen,einen Grossanlass mit internationaler Ausstrahlung. Zum Zweiten: Es ist eine der zentralen Aufgaben jedesStaates, die Sicherheit seiner Bürger und seiner Gästezu gewährleisten. Sicherheit darf uns nie zu teuer sein.Wir sehen uns heute mit der Situation konfrontiert, dassdie Sicherheitsansprüche und standards bei Gross-veranstaltungen in den vergangenen Jahren weltweitgestiegen sind. Die Sicherheitsbudgets von Olym-pischen Spielen, von Champions-League-Spielen, aberauch von anderen Grossanlässen ausserhalb desSports sind in den letzten Jahren förmlich explodiert.“

Page 8: inside - UEFA.com · inside Barbecue Am 5. Juli 2006, dem Tag des zweiten WM-Halbfinales, wurden im Namen der Euro 2008 SA internationale Medienvertreter zu einem Barbecue auf die

Frau Ministerin, Sie gehörten als Leichtathletin zurabsoluten Weltklasse. Welche Beziehung haben Sieeigentlich zum Fussball?

„Als ich noch Leichtathletin war, trainierte die Meister-mannschaft von Admira-Wacker auf dem Nebenplatz,mit Stars wie Stamm, Latzke und Wahl. Einige Spielervon damals zählen auch heute noch zu meinenFreunden. Dazu kommt, dass mein älterer Sohn(Gunnar jun.) mit sechs Jahren in den Admira-Nachwuchs aufgenommen wurde und es bis in dieUnter-21 und via Stockerau in die zweithöchsteSpielklasse schaffte. Ich hab’ ihm, so oft es ging, auf derTribüne die Daumen gedrückt.“

Haben Sie seinerzeit im Rahmen Ihres Trainings auch hin und wieder mal selbst gespielt?

„Das zählte zur Aufwärmroutine. Ich war – für damaligeVerhältnisse – eine Super-Verteidigerin und hatte einenziemlich harten Schuss.“

Wie oft sieht man Sie heute noch auf einem Fussball-Platz?

„Ich versuche, sofern mein Terminkalender es erlaubt,so viele Spiele wie möglich zu sehen. Egal, ob Meister-schafts- oder Länderspiele. Und das gilt generell für denSport. Letztes Jahr bei der Weltmeisterschaft in Wienhab’ ich meine Liebe zum Eishockey entdeckt.“

Interview mit

Liese Prokop

… der wesentlich leichter zu handhaben scheint als dieKugel, mit der sie als Olympionikin erfolgreich war.

Bild: Pressefoto Votava

Was heutzutage Usus ist, war im Jahre 1969 einewirkliche Sensation: Liese Prokop, ihres ZeichensWeltrekordlerin, Olympia-Silbermedaillengewinnerin,Europameisterin und österreichische Sportlerin desJahres, wechselte im Alter von 28 Jahren von derLeichtathletik in die Politik und zog als Abgeordnetein den niederösterreichischen Landtag ein. Dasvermeintliche Kurzgastspiel wurde zur beruflichenBestimmung. Prokop stieg zur Landesrätin und später zur Landeshauptmann-Stellvertreterin auf. Im Dezember 2004 erfolgte der durchaus über-raschende Wechsel in die Bundespolitik – als ersteFrau an der Spitze des Bundesministeriums fürInneres. Dem Sport hält sie nach wie vor die Treue.

Als österreichische Innenministerin ist Liese Prokop bei der EURO 2008 mit am Ball ...

Bild: BMI – Österreichisches Bundesministerium für Inneres

Page 9: inside - UEFA.com · inside Barbecue Am 5. Juli 2006, dem Tag des zweiten WM-Halbfinales, wurden im Namen der Euro 2008 SA internationale Medienvertreter zu einem Barbecue auf die

08 09

insid

e

Wechseln wir zum Thema UEFA EURO 2008™: Welche Herausforderungen sehen Sie für dieExekutive?

„Unsere Polizei ist in Sachen sportliche Grossver-anstaltungen sehr routiniert. Da mache ich mir keiner-lei Sorgen. Wir werden uns freundlich und effizient präsentieren. Wir werden primär auf Dialog undDeeskalation setzen.“

Wir haben zuletzt ja auch ganz intensiv nach Deutsch-land schauen können. Und unsere Lehren, speziell inSachen Fanzonen, ziehen können.

„Diese Bereiche mit Grossbildleinwänden, Catering-und Spielzonen sowie Live-Events wurden in Deutsch-land ja mit sehr grossem Aufwand inszeniert. Uns warwichtig, die Sicherheitsmassnahmen im Rahmen dieserFanzonen unter die Lupe zu nehmen. Nicht nur meineMitarbeiter waren vor Ort, auch ich habe mir einpersönliches Bild machen können. Unsere deutschenKollegen haben uns sehr intensiv in ihre Operationeneinbezogen. Wir werden auch bei den Nachbe-trachtungen sehr genau zuhören, um danach even-tuelle Adaptionen oder Verbesserungen an unserenSicherheitskonzepten vornehmen zu können. Wirwaren eigentlich schon seit meinem Amtsantrittständig in die Vorbereitungen eingebunden, zum Teil ja auch aufgrund unserer Rolle als Nachbarstaat. Dashat uns sensibilisiert. Und es vergeht kein Gespräch mitmeinem Ressortkollegen Wolfgang Schäuble, in demwir uns nicht über Fussball unterhalten.“

Wie läuft die Zusammenarbeit mit der Schweiz?

„Auch wenn das jetzt nach Schlagworten klingt: DieZusammenarbeit ist sehr eng, sehr konstruktiv. Wirhaben von Anfang an eine gemeinsame Sicherheits-arbeitsgruppe eingerichtet und tauschen uns regel-mässig aus. Auch haben wir ein gemeinsames Sicher-heitskonzept erstellt. Wir haben das Ziel, in Österreichund der Schweiz die gleichen Standards zu schaffen,

damit der Fan in beiden Ländern die gleichenVoraussetzungen vorfindet. Auch die Umsetzung wirdgemeinsam erfolgen. Dazu gilt es, möglichst gleicherechtliche Bedingungen zu schaffen, soweit diesverfassungsmässig möglich ist. Wir haben es dabei einbisschen einfacher, bei uns ist die Exekutive Bundes-,nicht wie in der Schweiz Kantonssache. Auch dasVerhältnis mit meinem Kollegen, Bundesrat Schmid, istsehr freundschaftlich. Wir sind in vielen Detailfragenschon sehr weit, um nicht zu sagen bereits fertig. Vonuns aus könnte die Europameisterschaft schon früherbeginnen!“

Liese Prokop auf ihrem Triumphzug durch die WienerSüdstadt nach ihrem Fünfkampf-Weltrekord 1969.Bild: Pressefoto Votava

Liese Prokop beim Weitsprung-Wettbewerb während der Olympischen Spiele 1968 in Mexiko.Bild: Pressefoto Votava

Bild: Pressefoto Votava

Die Nummer 111ist die Nummer 1. Liese Prokop feiert ihre Rekord-Punktzahl in Wiener Südstadt.

Page 10: inside - UEFA.com · inside Barbecue Am 5. Juli 2006, dem Tag des zweiten WM-Halbfinales, wurden im Namen der Euro 2008 SA internationale Medienvertreter zu einem Barbecue auf die

Im Stade de Suisse in Bern wurde im Sommer ein Kunstrasen verlegt –knapp zwei Jahre vor den erstenSpielen der UEFA EURO 2008™, die gemäss Turnierreglement aufNaturrasen ausgetragen werdenmüssen.

Bei der WM 1994 in den VereinigtenStaaten war dies ein heiss disku-tiertes Thema. Es gab zahlreicheDiskussionen, ob Naturrasen er-folgreich über einen Kunstrasengelegt werden könne. Für eine be-schränkte Zeitspanne ist dies sichermachbar, erfordert jedoch enormeSorgfalt bezüglich des Untergrundsund – insbesondere bei schlechtemWetter – der Entwässerung. Ausser-dem sind Risiken von organischenStörungen, verursacht durch denKontakt des Naturrasens mit demdarunter liegenden Kunstrasen, zuvermeiden.

Die Entfernung des Kunstrasenszugunsten eines Naturrasens wäreeine kostspielige Angelegenheit.Vermutlich müsste ein neuerKunstrasen verlegt werden, da dieWahrscheinlichkeit gross ist, dassder ursprüngliche Rasenteppich beider Entfernung grossen Schadenerleidet (Verformung). Die Kosteneines neuen Kunstrasens dürftensich auf CHF 1,3 bis 1,7 Millionenbelaufen.

Wien – Ernst-Happel-StadionAm 1. März wurde anlässlich desFreundschaftsspiels zwischen Öster-reich und Kanada der neue VIP-Bereich eröffnet. Auf zweiEtagen mit einer Gesamtfläche von 1850 m2 finden 960 PersonenPlatz. Inzwischen wurden die Bau-arbeiten für die neue Pressetribüneund den Medienarbeitsbereichaufgenommen.

Klagenfurt – Wörthersee-StadionDas alte Stadion musste bereits weichen, die Bauarbeiten für dasneue haben im Februar begon-nen. Die Arbeiten verlaufen plan-mässig, obwohl man davon zurzeitnoch nicht viel sieht. Bilder unterwww.woertherseestadion.at.

Innsbruck – Tivoli NEUDie Bauarbeiten laufen bereits. Wiein Salzburg soll das Stadion Platz für30 000 Fans bieten. Hier wird dasDach jedoch in drei Phasen ange-bracht. Bis Ende des Jahres dürften

die Arbeiten grösstenteils abge-schlossen sein.

Zürich – Letzigrund-StadionDie Bauarbeiten haben im letztenDezember begonnen und werdenim September 2007 beendet sein.Der Umbau verläuft planmässig; imalten Letzigrund finden immer nochSpiele statt. Er wird nach demberühmten Leichtathletik-Meeting„Weltklasse in Zürich“ im Augustabgerissen. Bilder zum Fortschrittder Arbeiten unter www.letzigrund.info.ch.

Stand Stadien

Bild: Albert Wimmer

Page 11: inside - UEFA.com · inside Barbecue Am 5. Juli 2006, dem Tag des zweiten WM-Halbfinales, wurden im Namen der Euro 2008 SA internationale Medienvertreter zu einem Barbecue auf die

10 11

insid

e

Salzburg – Stadion Wals-SiezenheimDie Bauarbeiten wurden unmittel-bar nach dem letzten Meister-schaftsspiel von Red Bull Salzburgvom 6. Mai aufgenommen. DerHöhepunkt des Umbaus fand am10. Juni statt, als das ganze 17 000-m2-Dach auf einmal angehobenwurde, um Raum zu schaffen, umdie Kapazität der Arena von 18 000auf 30 000 Zuschauer zu erhöhen.Die hydraulische Hebung – gemässStadiongeschäftsführer Alfred Denkwurde eine solche Aktion erstmalsdurchgeführt, sie sei im Übrigenkostengünstiger als andere Me-thoden – dauerte beinahe zwölfStunden. Das Dach wurde aufprovisorische Stützen gelegt und mit speziellen Seilen gesichert. Da-nach wurden an den erforder-lichen Stellen Eisenträger ange-bracht.

Basel – St. Jakob-ParkDie Erweiterung wurde im Sommer2005 in Angriff genommen. Bis zum Meisterschaftsbeginn 2006/07sollte der zusätzliche Rang auf der Gegentribüne fertig sein. DieErweiterung verläuft planmässig –ganz im Gegensatz zum letztenSpiel der Saison, als der FC Baselden Meistertitel verpasste …

Bern – Stade de SuisseDas Stadion ist bereit und hatbereits die UEFA-Champions-League-Feuertaufe bestanden. Am17. April stand mit dem ausver-kauften Pokalendspiel zwischenden BSC Young Boys und dem FC Sion ein weiteres Highlight aufdem Programm.

Genf – Stade de GenèveNachdem die Fans im letztenNovember mit den Freundschafts-länderspielen England - Argentinienund vier Tage später Italien - Elfen-beinküste bereits in den Genuss vonzwei besonderen Fussball-Lecker-bissen kamen, durften sie sich am31. Mai auf das WM-Vorbereitungs-spiel der Schweiz gegen Italien und kurz vor Beginn der FIFA Fuss-ball-Weltmeisterschaft™ auf dasSpiel Brasiliens gegen Neuseeland freuen. Überdies hat das deutscheNationalteam einen Teil seiner WM-Vorbereitung in Genf abgehalten.

Völlig losgelöst ... Mit einem hydraulischenSystem wurde das Stadiondach in Wals-Siezenheim in Salzburg am 10. Junierfolgreich angehoben.

Page 12: inside - UEFA.com · inside Barbecue Am 5. Juli 2006, dem Tag des zweiten WM-Halbfinales, wurden im Namen der Euro 2008 SA internationale Medienvertreter zu einem Barbecue auf die

Martin Kallen gibt Unterricht in Sachen Projekt-Management; Funktionäre aus ganz Europa hörenzu…

„Praxisorientiertes Training hat bei uns höchste Priorität“, betont UEFA-Generaldirektor Lars-ChristerOlsson. Nicht weniger als 20 Millionen SchweizerFranken wendet der Europäische Fussball-Dachver-band im Rahmen des HatTrick-Programmes für dieFortbildung von Funktionären auf. Das Programm wirdaus den Einnahmen der UEFA EURO 2004™ in Portugalfinanziert. Ein Lokaltermin.

Ioan Angelo Lupescu ist Generaldirektor des Rumäni-schen Fussballverbandes. Er ist einer von knapp 20Seminar-Teilnehmern. Jetzt steht er am Rednerpult undspricht über Vorbereitungen für ein (fiktives) U21-Endrundenturnier. Ihm gegenüber steht Martin Kallen,leitender Geschäftsführer der Euro 2008 SA. Der BernerOberländer hat die vermeintlich beste Europameister-schafts-Endrunde aller Zeiten, jene 2004 in Portugal,organisiert. Seit 2000 ist er für die Abwicklung aller UEFA-Champions-League- und UEFA-Pokal-Endspiele verant-wortlich. Jetzt gibt der 43-jährige Tipps in SachenProjektmanagement.

Fortbildung in

Das internationale Team bei einem HatTrick-Seminar. Hinten (v. l. n. r.): Ioan Lupescu (Rumänien), Ales Zavrl (Slowenien),Edvinas Eimontas (Litauen), Tervel Zlatev (Bulgarien), Siim Juks (Estland), Maksims Raspopovs (Lettland), Andreas Morias(Zypern), Bostjan Gasser (Slowenien), Mladen Cicmir (Slowenien) und Daniel Prodan (Rumänien). Vorne: Martin Kallen(Euro 2008 SA), Arben Bici (Albanien), Raili Ellermaa (Estland), Diana Taicaite (Litauen), Nicole Breuer (Euro 2008 SA),Adonis Procopiou (Zypern), George Papastavrou (Zypern) und André Boder (UEFA).

Bild: Philippe Woods / UEFA

Der Bulgare Tervel Zlatev (links) und der SloweneMladen Cicmir bei der Durchsicht von Unterlagen.

Bild: Philippe Woods / UEFA

Page 13: inside - UEFA.com · inside Barbecue Am 5. Juli 2006, dem Tag des zweiten WM-Halbfinales, wurden im Namen der Euro 2008 SA internationale Medienvertreter zu einem Barbecue auf die

12 13

insid

e

eigener Sache

Der Rumänische Fussballverband möchte sich in dennächsten Jahren verstärkt um Nachwuchs-Endrundenbewerben. „2009, zum 100-jährigen Verbandsjubiläum,wollen wir ein UEFA-Klubwettbewerbs-Endspiel nachBukarest holen“, erzählt Ioan Angelo Lupescu. Die Tippsvom Euro-Chef kommen da gerade recht.

Die Projektmanagement-Seminare verlaufen immernach demselben Muster. Sie beginnen mit einertheoretischen Einführung. „Die Gründe, warum be-stimmte Projekte besonders erfolgreich sind, kann man an den Fingern einer Hand abzählen“, analysiertMartin Kallen. „Je detaillierter man Ziele und Aufgabendefiniert, desto effizienter kann das gesamte Teamarbeiten. Das beginnt oft schon bei der richtigen Job-Beschreibung.“

Der Geschäftsführer der Euro 2008 SA präsentiert nichtnur die wichtigsten Bausteine erfolgreicher Projekt-organisation, er lässt auch arbeiten. Den Gutteil derdrei Seminartage müssen die Kursteilnehmer selbstaktiv werden. Ioan Angelo Lupescu steht bei MartinKallen und redet über die (fiktiven) Vorbereitungeneines U21-Endrunden-Turniers. „Du bist mit Feuer bei der Sache, kannst gut überzeugen“, lobt Kallen. „Aber du hast nichts von Garantien erwähnt. Münd-

liche Absichtserklärungen von potenziellen Sponsoren,informelle Gespräche mit Politikern – das reicht in der Praxis nicht. Man braucht schriftliche Verträge,Dokumente.“ Nur einer der vielen Ratschläge, dieKallen gibt.

Es gilt das Rotationsprinzip. Jeder der Teilnehmer musszumindest einmal nach vorne. Und er muss MartinKallen bestmöglich überzeugen. „In drei Tagen kannman keine Wunder wirken“, sagt der Chef. „Aber man kann ein Bewusstsein für analytisches Vorgehenund Controlling vermitteln. Je öfter man seine Arbeitund das Projekt hinterfragt, desto weniger wird manam Ende böse Überraschungen erleben.“

Klingt einfach. Jedenfalls einfacher, als sich die meistenProjekte in der Realität darstellen. „Zur Not hab’ ichMartin Kallens Visitenkarte“, lächelt Lupescu. Kann sein,dass er sich im Vorfeld des 100-jährigen Verbands-jubiläums mal beim Euro-2008-SA-Geschäftsführer meldet. Und Themen anspricht, die er beim HatTrick-Seminar in Nyon vermittelt bekam.

Martin Kallen wendet sich an Ioan Lupescu, Diana Taicaite, Daniel Prodan, Maksims Raspopovs, Tervel Zlatev, Ales Zavrl, Mladen Cicmir und Bici Arben (v. l. n. r.).Bild: Philippe Woods / UEFA

Page 14: inside - UEFA.com · inside Barbecue Am 5. Juli 2006, dem Tag des zweiten WM-Halbfinales, wurden im Namen der Euro 2008 SA internationale Medienvertreter zu einem Barbecue auf die

HatTrickSolidarität hat einen Namen

Das HatTrick-Programm wurde 2003 gegründet. Es wirdzur Gänze aus den Einnahmen der UEFA EURO 2004™finanziert. Bis 2008 ist eine Gesamtsumme von CHF 490Mio. budgetiert. Jeder der 52 Mitgliedsverbände erhältjährlich zwischen CHF 500 000 und CHF 1,1 Mio. – dieHöhe der Beträge wird anhand der Teilnahme in denUEFA-Bewerben bzw. der Qualität der lokalen Lizenz-verfahren berechnet. Das macht in der Summe (bis2008): knapp CHF 230 Mio.

Bis zu CHF 2,5 Mio. pro Verband werden darüber hinaus für Infrastruktur-Finanzierungsmassnahmen aus-gegeben. Das reicht von rein baulichen Massnahmenwie Stadion-Renovierungen oder -Neubauten über dieSchaffung von Trainingsplätzen und die Verbesserungder Büro-Räumlichkeiten bis hin zur (Teil-)Finanzierungdes Betriebs von Nachwuchs-Leistungszentren.

Nicht genug: Im Rahmen des 50-jährigen Jubiläums der UEFA bekam jeder der 52 Verbände (von Albanienbis Zypern) CHF 1 Mio. für die Errichtung von Mini-spielfeldern (zwischen 250 und 1000 Quadratmetern)zur Verfügung gestellt. Bislang wurden europaweitbereits mehr als 2 200 dieser Fussballplätze gebaut.

„Seit letztem Jahr legen wir besonderes Augenmerkauf die Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern derMitgliedsverbände – das beinhaltet Trainer, Schieds-richter und Funktionäre“, erzählt Andreas Kuhn, der Verantwortliche für alle UEFA-Unterstützungs-programme. Für dieses Segment hat er insgesamt CHF20 Mio. veranschlagt. Die Dienste seiner Kollegen, wiedie von Martin Kallen, erhält er kostenlos, versteht sich.

Einige Projekte, die im Rahmen des HatTrick-Programms unterstützt wurden:

•Deutschland: Erstellung einer einheitlichen Daten-bank für Spieler, Spielerpässe, Regionalverbände,Klubs, Trainerlizenzen, Wettbewerbsorganisation so-wie fussballspezifische Gerichtsbarkeit.

•England: Förderung von 39 sozial schwachenRegionen – durch den Bau von Minispielfeldern unddie Anstellung von Gemeinde-Fussball-Mitarbeitern,die durch den Sport Weiterbildung und Gesundheitder Jugendlichen fördern.

• Italien: Renovierung des Trainingszentrums Cover-ciano in Florenz.

•Litauen: Bau eines Nachwuchs-Trainingszentrums inKaunas.

•Niederlande: Referee-Masterplan, der die Rekru-tierung, Ausbildung, Schulung und auch die Be-treuung der Unparteiischen beinhaltet.

•Österreich: Renovierung des Ernst-Happel-Stadions,„Fit für die EURO 2008“, ein Schulungsprogramm fürOrdnungskräfte bzw. ein Förderungsprogramm fürNachwuchs-Schiedsrichter.

•Schweiz: Förderung zweier 4-Jahres-Projekte fürjeweils 20 männliche und weibliche Nachwuchs-talente im Alter zwischen 14 und 16 Jahren.

•Tschechien: Installation einer Klimaanlage im Ver-bandssitz.

•Weissrussland: Anschaffung einer Anzeigetafel imGomel-Zentralstadion, Bau eines Kunstrasenplatzesinklusive Heizung in Minsk.

Bild: Philippe Woods / UEFA

Der Generalsekretär des Rumänischen Fussballverbands,Ioan Lupescu, lauscht gemeinsam mit Diana Taicaite undSiim Juks dem Vortrag von Martin Kallen.

Bild: Philippe Woods / UEFA

Raili Ellermaa im Gespräch mit Diana Taicaite und Siim Juks.

Page 15: inside - UEFA.com · inside Barbecue Am 5. Juli 2006, dem Tag des zweiten WM-Halbfinales, wurden im Namen der Euro 2008 SA internationale Medienvertreter zu einem Barbecue auf die

14 15

insid

e

Nachgehakt – Martin Kallen im Kurzinterview

Was wollen Sie bei den HatTrick-Seminaren Ihren Kollegen vermitteln?

„Wie leicht Projektmanagement eigentlich sein kann.Es braucht sich niemand davor zu fürchten, eine Ver-anstaltung selbst zu organisieren. Das kann jeder, esbraucht nur ein bisschen analytisches Denken undSelbstkontrolle.“

Wann sind Sie mit einer Veranstaltung, mit einem Projekt wirklich zufrieden?

„Eigentlich nie. Ich bin sehr kritisch – aber in der Regelkann man sagen: Die Gesichter der Besucher sprechenBände. Sind sie zufrieden, hat man den Zweck erfüllt.“

Wie würden Sie sich mit Adjektiven selbst beschreiben?

„Ausdauernd, schnell denkend, risikofreudig, flexibel …und manchmal zu nett.“

Welche Eigenschaften schätzen Sie an Ihren Mitarbeitern besonders?

„Wenn sie zielbewusst und effizient arbeiten. Und siesollten ihren Job gerne machen.“

Sie haben die beste Europameisterschaft aller Zeiten organisiert – wie wollen Sie das jetzt noch toppen?

„Es gibt immer noch jede Menge Verbesserungs-bedarf, selbst nach der besten EURO aller Zeiten. InPortugal sind wir mit den Vorbereitungsarbeiten in denStadien erst zwei Tage vor dem Eröffnungsspiel fertiggeworden. Das wollen wir diesmal vermeiden. Dasinterne Training der Mitarbeiter, die freiwilligen Helfermit eingeschlossen – darauf werden wir diesmal mehrAugenmerk legen. Auch in Sachen Informationsflusskönnen wir noch besser werden. Das sind alles betrieb-liche Verbesserungen, die der Fan gar nicht mitbekommt. Zum Glück.“

Was macht der Chef-Organisator der UEFA EURO 2008™ beim Endspiel – hat er Zeit zum Zuschauen?

„Das Endspiel sollte ich geniessen können. Schwierigerist da die Sachlage beim Eröffnungsspiel. In Portugalbin ich keine einzige Minute gesessen, da hatten wir im VIP-Klub noch einige Abstimmungsprobleme.“

Martin Kallen bleibt auch bei kniffligen Fragen immer locker.

Bild

: Ph

ilip

pe

Wo

od

s /

UEF

A

Page 16: inside - UEFA.com · inside Barbecue Am 5. Juli 2006, dem Tag des zweiten WM-Halbfinales, wurden im Namen der Euro 2008 SA internationale Medienvertreter zu einem Barbecue auf die

Colin Smith, Head of Operations, weiss es: „Grund-sätzlich geht es um die Koordination der Bedürfnissealler Zielgruppen und die Kontakte mit den ver-schiedenen Parteien vor Ort, um sicherzustellen, dassdiese Anforderungen auch abgedeckt werden. Durchdie Zusammenarbeit mit den Austragungsstädten, denStadionverantwortlichen, der Polizei und dem öffent-lichen Verkehr sollen die verschiedenen Divisionen ihreZiele erreichen können.“

Nächste Frage: Was, bitte schön, soll daran sospektakulär sein, dass es einen Artikel in INSIDE wert ist? Auch hier hat Smith eine Antwort: „Weil wir für 2008einen neuen Ansatz gewählt haben. In der Vergang-enheit haben wir uns hauptsächlich um Stadien-belange gekümmert sowie Dinge wie Parkplätze fürdie TV-Übertragungswagen, die Medien usw. geregelt.Damals haben wir – dank unseres Sicherheitsnetzwerks– von der Polizei und den lokalen Behörden Informa-tionen zu deren Verkehrspolitik erhalten, welche

Strassen gesperrt werden usw. Aber wir waren nichtdirekt involviert. Eine andere Division befasste sich mitden öffentlichen Parkmöglichkeiten. Dieses Mal ist eineeinzige Abteilung für alles zuständig: „Spielort-Manage-ment“ schliesst, wie der Name schon sagt, sehr vielmehr mit ein. Rein geografisch unterscheidet sich dieDefinition eines Spielorts von Ort zu Ort. Wir arbeitengrundsätzlich mit der Stadt, den Stadionverant-wortlichen, der Polizei und den Verkehrsbetriebenzusammen und stützen uns auf einen Gesamtplan mitden verschiedenen Routen und Zugangswegen, diedie Fans und Gäste vom Zeitpunkt ihrer Ankunft bis zuihrer Abreise möglicherweise benutzen.“

Nächste Frage: Das klingt zwar alles logisch, aber wiegehen Sie konkret vor? Smith: „Wir haben Arbeits-gruppen gebildet. In Rundtischgesprächen erläuternwir die verschiedenen Anforderungen und die dazu-gehörige Philosophie. Wir arbeiten mit den anderen

Parteien zusammen, um für alle die bestmöglicheLösung zu finden. Die verschiedenen Parteien bringenihren Erfahrungsschatz aus der Arbeit in und um denjeweiligen Spielort mit ein und haben vielleicht andereVorstellungen – deshalb ist es sinnvoll, sich zusammen-zusetzen und aus allen Vorschlägen die besten auszu-wählen. Die ersten beiden Sitzungsrunden in den achtSpielorten sind denn auch äusserst positiv verlaufen.

Unsere Aufgabe besteht hauptsächlich in der Leitungder Sitzungen, wir tragen die verschiedenen An-forderungen zusammen, präsentieren diese denFachleuten vor Ort, nehmen Änderungsvorschläge auf und stellen sicher, dass diese auch umsetzbar sind. Die Verantwortlichen in den Stadien und denSpielorten wissen, dass sie sich jederzeit an das Spielort-Management wenden können. Mit anderen Wortensind wir eine Art Clearingstelle für Ideenaustausch undLösungsfindung. So sollen die Bedürfnisse aller Parteienbefriedigt werden, ohne dass dies auf Kosten einer ein-

zelnen Partei geschieht.

Zwischen den Sitzungsrunden geht dieArbeit in Untergruppen weiter. Das machtSinn, denn wir wollen die Arbeit derGruppen in den Städten nicht unter-

brechen. Aber alle in den Sitzungen der Untergruppenbesprochenen Punkte werden in der nächsten Plenar-sitzung der Arbeitsgruppe vorgebracht. Im Juni fanddie zweite Runde mit Plenarsitzungen statt, im zweitenHalbjahr sind zwei weitere geplant.“

Nächste Frage: Wie ist das Spielort-Management organisiert? „Wir haben unserer Meinung nach einesinnvolle Struktur, um alle Stadien gleichermassenabdecken zu können“, meint Smith. „Wir haben zweiLänderverantwortliche (Country Managers) – CarlosLucas für die Schweiz und Robert Bossert für Österreich.Für jedes Land gibt es auch eine Spielort-Koordinatorin(Venue Co-ordinator): Bettina Gressel für Österreichund Sandra Haas, die ihre Arbeit im Juli aufgenommenhat, für die Schweiz.

„Zurzeit laufen die Fäden noch in Nyon zusammen“,fügt Smith an. „Doch je näher das Turnier rückt, desto

Spielort-Management – was ist das?

“... das auf alle Stadien angewendet werdenkann, denn jeder Spielort ist anders.”

Page 17: inside - UEFA.com · inside Barbecue Am 5. Juli 2006, dem Tag des zweiten WM-Halbfinales, wurden im Namen der Euro 2008 SA internationale Medienvertreter zu einem Barbecue auf die

16 17

insid

e

mehr wird dezentralisiert. In der näheren Zukunft, sprich 2007, wird jemand in Basel und jemand in Wienstationiert sein. Und ab 2008 gibt es in jedem Stadioneinen Spielortverantwortlichen (Venue Manager). Imersten Halbjahr 2008 werden vermehrt Inspektions-besuche stattfinden, die Abläufe getestet und über-arbeitet und die logistischen Details (z.B. Lieferungen)abgeschlossen. Es ist deshalb unabdingbar, für dieKoordination der verschiedenen Aktivitäten im Hinblickauf einen erfolgreichen Spieltag permanent jemandenvor Ort zu haben.

Während des Wettbewerbs gibt es in jedem StadionTeams, die sich aus Mitarbeitern der Bereiche Marke-ting, TV und Medien, Kommunikationstechnologie usw.zusammensetzen. Idealerweise werden so vor OrtLösungen gefunden, ohne ständige Rücksprache mitdem Hauptquartier. Da während des Turniers jeweilsschnell und in Kenntnis der Sachlage entschiedenwerden muss, ist dies besonders wichtig.“

Letzte Frage: Welches ist die grösste Herausforderung?„Der Platz! Für ein Spiel der UEFA EURO 2008™ ist derBedarf viel grösser als bei einem Meisterschaftsspiel.Natürlich ist der Platz innerhalb eines Stadions begrenzt.Nehmen wir als Beispiel die Fläche, die die Fernseh-anstalten benötigen, um ihre Übertragungswagen zu parken. Das sind zwischen 6 000 und 9 000 m2.Hospitality-Bereiche für Sponsoren usw. nochmals 6 000,7 000 oder 8 000 m2. Was die Parkplätze angeht, sind

es die Fans bei einem normalen Spiel gewohnt, selbsteinen Parkplatz zu suchen und dann zum Stadion zugehen. Bei einem Turnier in der Grössenordnung einerEuropameisterschaft sind die Ansprüche natürlichungleich höher. Es braucht mehr Parkplätze, die überausreichend Zugangsstrassen verfügen und leicht zu-gänglich sein müssen. Deshalb müssen wir mit unserenKollegen der Arbeitsgruppe Spielort-ManagementStrategien erarbeiten, damit die Zuschauer möglichstschnell und ohne Ärger den richtigen Weg finden.

Es gibt kein Patentrezept, das auf alle Stadien ange-wendet werden kann, denn jeder Spielort ist anders.Vielleicht sind neben dem Stadion Trainingsfelder oderfreie Flächen vorhanden, die genutzt werden können,vielleicht aber auch nicht. Deshalb muss man daraufvorbereitet sein, Strategien für Spielorte zu erarbeiten,wo dieser Raum fehlt. Ideal ist, wenn alle einen ein-fachen Zugang haben. Ist dies nicht möglich, müssenShuttle- oder Park-and-ride-Dienste organisiert undandere Möglichkeiten ins Auge gefasst werden, damitdie Zuschauer rechtzeitig an die richtigen Stadion-eingänge gelangen. Das ist nur eine unserer Heraus-forderungen, doch ich glaube, unter anderem daranwerden wir schliesslich gemessen.“

Colin Smith, Chef der Abteilung Operative Leitung, an einem Tisch mit den Länderverantwortlichen Carlos Lucas(für die Schweiz, wie am roten Hemd unschwer zu erkennen ist) und Robert Bossert (Mitte).

Bild: Philippe Woods / UEFA

Page 18: inside - UEFA.com · inside Barbecue Am 5. Juli 2006, dem Tag des zweiten WM-Halbfinales, wurden im Namen der Euro 2008 SA internationale Medienvertreter zu einem Barbecue auf die

Für die EURO 2008 wurde ein neuerPokal entworfen, der vom Designher seinem Vorgänger ähnelt.

Der Pokal besteht aus einemHauptteil in Sterlingsilber mit demeingravierten UEFA-Logo und derBezeichnung UEFA EUROPEANFOOTBALL CHAMPIONSHIP. Die

Muster am oberen und unterenEnde des Pokals sind ebenfalls eingraviert, die beiden Griffe inHandarbeit separat modelliert. Dasobere und das untere Ende desPokals sind mit einer Ziselierung versehen.

Die neue Hochglanztrophäe, wieihr Vorgänger nach Henri Delaunaybenannt, wurde von der Juwelier-firma Asprey an der New BondStreet in London entworfen. Auf derRückseite sind unter dem offiziellenWettbewerbsnamen COUPE HENRIDELAUNAY die Namen der Ge-winner eingraviert.

Der Pokal (mit eigenem Aluminium-gehäuse) verfügt über einen 3D-Scan, von dem ausgehend dieUEFA derzeit eine umfassendecomputeranimierte EM-Trophäen-galerie (CGI) gestaltet, sowohl alsStand- wie auch als animierte HD-Bilder erhältlich, damit Fernseh-anstalten und Sponsoren ver-schiedene Varianten zur Verfügunghaben.

Obwohl die neue Trophäe 60 cmhoch ist – 22 cm höher als ihrVorgänger, der einen 4 cm hohenSockel hatte – wiegt sie mit 7,6Kilogramm weniger, da der 400Gramm schwere Sockel wegge-lassen wurde.

Die Entwicklung des Pokals dauerteinkl. verschiedener Genehmig-ungen vier Monate, die Produktionnahm weitere drei Monate inAnspruch. Die Kosten beliefen sichauf CHF 50 000, die Ausgaben fürein originalgetreues Duplikat undein kleineres Replikat nicht ein-gerechnet.

2004 erhielt Europameister Grie-chenland in Portugal den altenversilberten Pokal, der 1960 in Parisvon Arthur Bertrand für 20 251französische Francs erschaffenwurde. Die Originaltrophäe bleibtjedoch im Besitz der UEFA; derGriechische Fussballverband erhältein kleineres Replikat, das erbehalten darf.

Die Trophäe

1

4

2 3

1, 2, 3: Millimetergenaue Präzisionsarbeit ist nötig, damit die Einzelteile am Ende eine perfekte Trophäe ergeben.

4: Einer der Griffe wird vorsichtig per Hand bearbeitet.

Page 19: inside - UEFA.com · inside Barbecue Am 5. Juli 2006, dem Tag des zweiten WM-Halbfinales, wurden im Namen der Euro 2008 SA internationale Medienvertreter zu einem Barbecue auf die

18 19

insid

e

Jede Mannschaft, die dreimal inFolge oder fünfmal insgesamtEuropameister geworden ist, erhälteine originalgetreue Nachbildungder neuen EM-Trophäe. DerEuropameister darf jeweils eineKopie anfertigen lassen, die deneindeutigen Vermerk „Replikat“enthalten muss und 4/5 derOriginalgrösse des Pokals nichtüberschreiten darf.

Der EM-Pokal wurde nach demFranzosen Henri Delaunay benannt,dem ersten Generalsekretär derUEFA (1954-1955). Es ist unteranderem seiner Überzeugung undHartnäckigkeit zu verdanken, dassdie Europameisterschaft, die da-mals Europäischer Nationenpokalhiess, überhaupt existiert.

Die Originaltrophäeund ihre Nachfolgerin.

38 cm 60 cm

4

1 2 3

1, 2: Bei der Zusammensetzung desPokals auf einem Kieselsteinbett mussdie Hitze genau stimmen.

3: Der Graveur beim letzten Schliff fürdie Inschrift auf der Rückseite: CoupeHenri Delaunay.

4: Der Kunstschmied legt letzte Hand an einem der Griffe an, damit die Symmetrie genau passt.

Bild: UEFA

Page 20: inside - UEFA.com · inside Barbecue Am 5. Juli 2006, dem Tag des zweiten WM-Halbfinales, wurden im Namen der Euro 2008 SA internationale Medienvertreter zu einem Barbecue auf die

Beide waren Weltklasse-Fussballer. Beide haben es aufmehr als 100 Länderspieleinsätze (für ihr Land) ge-bracht. Der eine für die Schweiz, der andere fürÖsterreich. Jetzt fungieren sie als EURO-Botschafter:Stéphane Chapuisat und Andreas Herzog. Undnatürlich durfte das Duo bei der FIFA Weltmeisterschaftin Deutschland nicht fehlen. Stéphane Chapuisatdrückte der Schweizer Nationalmannschaft bei denSpielen gegen Frankreich und Togo als Promi-Fan aufder Ehrentribüne die Daumen. Andreas Herzog war für den Österreichischen Fussball-Bund als Beobachteraktiv und besuchte binnen 10 Tagen neun Spiele. EinKurz-Resümee der beiden Stars.

Ihr persönliches WM-Highlight?

Andreas Herzog: Das Spiel Schweden gegen Paraquayin Berlin mit gut 50 000 schwedischen Fans. Ich binschon bei der Anreise in einem Meer blau-gelber Fans hängen geblieben. Für die letzten fünf Kilometerbenötigten wir gut zwei Stunden. Die Stimmung imOlympiastadion war rekordverdächtig.

Stéphane Chapuisat: Ich habe den Matchbesuch inDortmund dazu genutzt, Freunde und Bekannte zu treffen. Das Match selber war fast wie ein Heimspiel der Schweiz, ich habe das Westfalen-Stadion kaumwiedererkannt vor lauter Schweizer Flaggen.

Welche Teams haben Sie überzeugt?

Stéphane Chapuisat: Es war ein kräftiges Lebens-zeichen des europäischen Fussballs. Das konnten wiruns vor der Heim-EM nur wünschen.

Bei der UEFA EURO 2008™geht die Party weiter

Andreas Herzog und StéphaneChapuisat zur FIFA-WM-Endrunde2006 in Deutschland

Die Botschafter sind sich einig:

Ein Tag lang Schwede sein – wer möchte das in diesem Fall nicht! Andreas Herzog im Olympiastadion von Berlin beim Spiel Schweden-Paraguay.

Bild: Norbert Juvan / GEPA Pictures

Such den Österreicher im Bild! Vor einem blau-gelbenFahnenmeer im Hintergrund und dem schwedischenNationaltrainer Lars Lagerbäck auf dem Bildschirm fälltAndreas Herzog bei der FIFA-WM-Endrunde natürlich sofort als Botschafter Österreichs auf.Bild: Norbert Juvan / GEPA Pictures

Page 21: inside - UEFA.com · inside Barbecue Am 5. Juli 2006, dem Tag des zweiten WM-Halbfinales, wurden im Namen der Euro 2008 SA internationale Medienvertreter zu einem Barbecue auf die

20 21

insid

e

Andreas Herzog: Spielerisch hätte ich mir, ehrlichgesagt, eigentlich ein bisschen mehr erwartet: MitDeutschland, Argentinien und Spanien branntengerade mal drei Teams ein Offensivfeuerwerk ab. Die meisten Mannschaften bestachen durch taktischeDisziplin und gutes Defensivverhalten. Bestes Beispiel:Die Italiener, die insgesamt nur zwei Treffer zuliessen,darunter ein Eigentor und einen Penalty. Sie wurdenverdient Weltmeister. Und noch eines hat sich gezeigt:Nur mit Spass und Disco-Besuchen kommen selbst diebrasilianischen Superstars nicht weit. Da lobe ich mir dieEinstellung der Deutschen und auch der Schweizer.

Ihr Lieblingsspieler?

Andreas Herzog: Fabio Cannavaro ist meine Nummereins. Er war für mich der Vater des italienischenTriumphes. Ein Verteidiger der Extraklasse.

Stéphane Chapuisat: Mich hat Zinedine Zidane be-geistert. Er spielte einmal mehr wie von einem anderenStern. Schade, dass es für ihn zum Abschied eine RoteKarte gab. Seine Genieblitze werden dem inter-nationalen Fussball fehlen.

Welche Chancen geben Sie Ihrer Mannschaft bei der UEFA EURO 2008™?

Stéphane Chapuisat: Die Mannschaft von Köbi Kuhnhat ein Riesenpotenzial, wie auch der Gruppensieg bei der WM beweist. Aber die Personaldecke ist relativ dünn. Bleibt zu hoffen, dass sich keiner derLeistungsträger verletzt. Dann könnten wir richtig weitkommen.

Andreas Herzog: Für Österreich wird es zweifelsohneschwer. Aber wir müssen an unsere Chance glauben,die K.o.-Runde erreichen zu können. Das 2:2 in der WM-Qualifikation gegen England sollte der Mann-schaft Mut geben.

Können Österreich und die Schweiz organisatorisch mit Deutschland mithalten?

Andreas Herzog: Natürlich wird bei uns alles einbisschen überschaubarer zugehen: weniger Spiele,kleinere Stadien, nur 16 teilnehmende Teams. Aberbegeisterungsfähig sind wir allemal. Das gilt für beideLänder.

Stéphane Chapuisat: Was in Deutschland passierte,wird auch bei uns gelingen. Es wird eine Riesenparty.

Was halten Sie von Fan-Festen?

Stéphane Chapuisat: Etwas Besseres konnte demFussball nicht passieren, noch dazu, wo alles friedlichzuging.

Andreas Herzog: Ich habe mir das Semifinale Fran-kreich – Portugal auf einer Grossbild-Leinwand, in derWiener Krieau unweit vom Happel-Stadion, ange-sehen. Den Leuten gefällt’s, mir ist das, ehrlich gesagt,zu viel Rummel. Ich bevorzuge einen Stadionbesuch.

Das Spiel Togo-Schweiz fand in Dortmund statt. StéphaneChapuisat nutzte die Gelegenheit und besuchte Freunde inder Stadt, in der er acht Jahre lang als Torjäger Erfolgefeierte. Seine Popularität scheint ungebrochen, wie diesesBild in einem Zimmer des Hotels Lennhof zeigt.

Bild: Foto-Net

Page 22: inside - UEFA.com · inside Barbecue Am 5. Juli 2006, dem Tag des zweiten WM-Halbfinales, wurden im Namen der Euro 2008 SA internationale Medienvertreter zu einem Barbecue auf die

Die WM in Deutschland hat uns klar vor Augen geführt,dass wir nicht einfach ein Fussballturnier ausrichten,sondern ein überaus wichtiges gesellschaftliches undkulturelles Event für Menschen, die nach Österreichbzw. in die Schweiz kommen, um Spass zu haben.

Wir sehen uns 2008!Martin KallenLeitender GeschäftsführerEuro 2008 SA

Spanien

TschechischeRepublik Bild: Empics

ItalienBild: Getty Images

Kroatien Bild: Getty Images

Portugal Bild: Witters Sport-Presse-Fotos

Frankreich Bild: Foto-Net

Deutschland Bild: Witters Sport-Presse-Fotos

England Bild: Witters Sport-Presse-Fotos

Page 23: inside - UEFA.com · inside Barbecue Am 5. Juli 2006, dem Tag des zweiten WM-Halbfinales, wurden im Namen der Euro 2008 SA internationale Medienvertreter zu einem Barbecue auf die

22 23

insid

e

Polen Bild: Witters Sport-Presse-Fotos

Bild: Witters Sport-Presse-Fotos

Niederlande Bild: Witters Sport-Presse-Fotos

Serbien und Montenegro Bild: Getty Images

SchweizBild: Witters Sport-Presse-Fotos

Ukraine Bild: Foto-Net

Schweden Bild: Witters Sport-Presse-Fotos

Page 24: inside - UEFA.com · inside Barbecue Am 5. Juli 2006, dem Tag des zweiten WM-Halbfinales, wurden im Namen der Euro 2008 SA internationale Medienvertreter zu einem Barbecue auf die

Seit 2001 ist Köbi Kuhn Schweizer Nationaltrainer. Inseiner fünfjährigen Amtszeit verjüngte der 62-jährigeZürcher die SFV-Auswahl merklich, führte sie 2004 an dieEURO nach Portugal, 2006 an die WM nach Deutsch-land und bestreitet mit der Mannschaft 2008 sein drittesgrosses Turnier in Folge. Für die EURO in der Schweiz undin Österreich hat sich Kuhn schon vor vier Jahren einambitioniertes Ziel gesetzt – schriftlich.

Köbi Kuhn, welche Lehren ziehen Sie aus der WM mit Blick auf die EURO 2008?

„Es hat sich gelohnt, diesen gigantischen Anlass bis ins letzte Detail vorzubereiten und den Aufenthalt inDeutschland sorgfältig zu planen. Wir haben unsdadurch Probleme neben dem Fussballplatz erspartund wissen, dass wir auch die EURO 2008 im Vorfeldminutiös anpacken müssen. Auf sportlicher Ebenehaben wir unser Mindestziel erreicht, aber auch dieErfahrung gemacht, dass wir uns verbessern könnenund wollen.“

Inwiefern macht die WM Lust auf die EURO 2008?

„Man kann sich an solche Turniere gewöhnen ...(schmunzelt) Natürlich ist die Lust jedes einzelnen riesig, wieder im Schaufenster stehen zu dürfen und mit den gesammelten Erfahrungen in Portugal undDeutschland noch einen Schritt nach vorne machenzu können ...“

...womit Sie eigentlich gleich die Ziele für die EURO ansprechen ...

„Ich habe im August 2002 ein visionäres Papier erstellt,in dem ich unser absolutes Ziel für 2008 festhielt: Wirwollen Europameister werden. Wir haben in Deutsch-land Halt auf dem Weg zu unserem grossen Ziel ge-macht. Ich bin überzeugt, wir sind überzeugt, dass wirum den Titel mitspielen können. Griechenland ist 2004auch Europameister geworden, warum soll das nichtauch der Schweiz gelingen?“

Wird sich die Mannschaft gross verändern?

„Massgebend ist immer die Qualität. Wer sich mitLeistung aufdrängt, bekommt die Chance, sich zu be-währen. Aber wir sind die Schweiz, und wir haben nichtdie gleich grosse Auswahl an Talenten wie andereNationen.“

Die Schweiz ist in Deutschland von TausendenLandsleuten gefeiert worden, auch der Empfang bei der Heimkehr war begeisternd. Haben Sie mit diesem Zuspruch gerechnet?

„Der Zuspruch ist laufend gewachsen. Die Unter-stützung in Deutschland war fantastisch und für dieSpieler der grösste Lohn und die schönste Aner-kennung. Ich bin zuversichtlich, dass diese Stimmungbis 2008 und auch darüber hinaus anhalten wird.“

Denken Sie noch zurück an die verpasste Chance in den Achtelfinals gegen die Ukraine, an die verschossenen Penaltys von Streller, Barnetta und Cabanas?

„Die Niederlage wird immer irgendwo präsent sein,aber wir müssen und werden sie wegstecken. Was die Penaltys angeht: Es ist eigentlich keine Kunst, einen Elfmeter zu treten, das kann jeder. Aber es kann jedem passieren, dass er ihn nicht verwertet, auchganz Grossen des Weltfussballs. Platini, Zico, Baggio, siealle sind in ihren schillernden Karrieren auch einmalgescheitert.“

In den nächsten zwei Jahren werden Sie mit Ihrer Mannschaft nur Testländerspiele bestreiten. Wie gehen Sie als Trainer damit um?

„Eine Qualifikationsphase bringt Wettkampferfahrung,das ist klar. Dass für uns nun die Ausscheidung wegfällt,sehe ich nicht als Problem. Wir können die nächstenzwei Jahre gleichwohl nützen. Jeder weiss, was für ein Anlass bevorsteht, jeder kann sich mental daraufvorbereiten und einstellen. Dafür sind Qualifikations-spiele nicht unbedingt notwendig.“

Haben Sie schon einmal in einer stillen Minute darüber nachgedacht, was Sie nach der EURO 2008 machen werden?

„Ich plane vorderhand nur mit Blick auf das Turnier bei uns und in Österreich. Was darüber hinaus mit mirpassiert, weiss ich nicht. Ich würde logischerweise mit-helfen, das Team noch weiter zu entwickeln, aber dieEntscheidung liegt nicht alleine bei mir, da haben auchdie Verbandsgremien ein Wort mitzureden.“

Interview Peter Birrer

Inte

rvie

w m

itK

öb

i Kuh

n

„Wir wollen Europa-meister werden“

Page 25: inside - UEFA.com · inside Barbecue Am 5. Juli 2006, dem Tag des zweiten WM-Halbfinales, wurden im Namen der Euro 2008 SA internationale Medienvertreter zu einem Barbecue auf die

24 25

insid

e

Köbi Kuhn und Verteidiger Philippe Senderos haben bei einer Trainingseinheit vor dem Spiel der Schweiz gegen Südkoreain Hannover alle Mühe, ernst zubleiben. Vielleicht sind sie dabei,den Gewinner des Wettbewerbsum den längsten Ärmel zuermitteln …

Bild

: Fa

bric

e C

offr

ini /

Ge

tty Im

ag

es

Jakob „Köbi“ Kuhn

Geburtsdatum: 12.10.1943

Karriere – als SpielerFC Wiedikon (1954-59), FC Zürich (1960-77) 63 Länderspieleinsätze und 5 Tore für die SchweizSchweizer Meister 1963, 1966,1968, 1974, 1975, 1976Schweizer Pokalsieger 1966,1970, 1972, 1973, 1976496 Meisterschaftsspiele 44 Einsätze in UEFA-Klubwettbewerben

Karriere – als TrainerFC Zürich – technischer LeiterJunioren (1979-95), FC Zürich –Cheftrainer (1983-84), U18- und U21-Nationaltrainer (1996-2001), A-Nationaltrainer(seit dem 10.6.2001)

Page 26: inside - UEFA.com · inside Barbecue Am 5. Juli 2006, dem Tag des zweiten WM-Halbfinales, wurden im Namen der Euro 2008 SA internationale Medienvertreter zu einem Barbecue auf die

Josef Hickersbergers Trainerkarriere begann 1987 miteinem Paukenschlag. Nach nur einem Jahr als Coachder österreichischen U21-Auswahl übernahm er dasAmt des Teamchefs. Der Newcomer, der als Spielersechs Jahre lang in der Deutschen Bundesliga tätig war und 39 Mal das ÖFB-Dress trug, führte AussenseiterÖsterreich zur WM-Endrunde nach Italien. Jetzt, mehrals 15 Jahre danach, soll „Hicke“ dem Nationalteamein zweites Mal Glück bringen. Der 58-Jährige imInterview.

Warum kam es zum Comeback?

„So ein Angebot, bei der Europameisterschafts-End-runde im eigenen Land das Nationalteam betreuen zudürfen, kann man unter keinen Umständen ablehnen.Das ist der Höhepunkt meiner Trainerlaufbahn!“

Was trauen Sie Ihrer Mannschaft bei der EM-Endrunde 2008 zu?

„Wir wollen das Viertelfinale erreichen – das ist ausjetziger Sicht eine durchaus schwierige Vorgabe. Beiden letzten zwei Qualifikationen ist die Mannschaftjeweils gescheitert, als Gruppen-Dritter mit Respekt-abstand zu den zwei Erstplatzierten. Darüber hinausmuss das Ziel von Spielern und Betreuern sein, einnationales Wir-Gefühl zu erzeugen, sprich, dass ganzÖsterreich hinter der Nationalmannschaft steht. Dashätte eine nachhaltige Wirkung, davon würde auchder Nachwuchs profitieren.“

Was spricht für Ihre Mannschaft?

„Eines trau’ ich mir schon jetzt vorauszusagen: Es wirdselbst für objektiv bessere Gegner schwer werden, unsim Ernst-Happel-Stadion zu besiegen. Wir bauen aufden Heimvorteil. Dazu kommt für viele unserer Spielerdie Jahrhundert-Chance, sich vor einem Milliarden-Fernseh-Publikum präsentieren zu können.“

Wie vermitteln Sie diesen Optimismus Ihren Spielern?

„Der Blick über die Grenzen gibt Hoffnung: Die Schweiz ist ein kleines, alpines Land, dort herrschenähnliche Voraussetzungen wie bei uns. Stichwort:schlechte Trainingsbedingungen von November bisMärz, limitierte wirtschaftliche Rahmenbedingungen.

Dennoch zählen die Schweizer bei WM- und EM-Endrunden zu den Stammgästen. Ihre Nachwuchs-arbeit ist vorbildlich. Wir arbeiten mit aller Kraft daran,dass unser Projekt „Challenge 2008“ auch dieseFrüchte trägt – hoffentlich schon bei der Europa-meisterschaft im eigenen Land.“

Gerade im Sturm fehlt es Ihnen an Perspektiven. Was tun?

„Fakt ist, dass wir in unseren besten Zeiten immer gross-artige Torjäger hatten, vom Kaliber eines Hans Krankloder Toni Polster. Im Moment haben wir zwar etlicheLegionäre, die in guten Ligen spielen, da ist aber keinStürmer dabei. Das ist definitiv eine meiner Sorgen.Aber Hoffnungsträger gibt es zum Glück trotzdem: Der Salzburger Marc Janko (23 Jahre) ist so ein Talent,ein athletisch und technisch versierter Angreifer, dereventuell den Sprung schaffen könnte. Noch jünger ist Martin Harnik (19), der jetzt bei Werder Bremen beiden Amateuren spielt.“

In den nächsten beiden Jahren stehen für Ihre Nationalmannschaft nur Testspiele an. Wie geht man als Teamchef damit um?

„Den Stress der Qualifikationsspiele kann man beifreundschaftlichen Begegnungen nicht simulieren. Dasist wahr. Andererseits kann ich als Trainer in solchenSpielen mehr experimentieren, verstärkt junge Talenteeinsetzen. Davon wird die Nationalmannschaft auflängere Sicht profitieren.“

Abschliessend noch eine persönliche Frage: Am 27. April 2008 werden Sie Ihren 60. Geburtstag feiern. Drei Monate später läuft Ihr Vertrag mit demÖFB aus. Haben Sie schon einmal kurz darüber nachgedacht, was Sie nach der UEFA EURO 2008™ tun werden?

„Wenn Sie damit meinen, ich sollte in Pension gehen,das kann ich ausschliessen. Ich werde in jedem Fallweiter arbeiten.“

Inte

rvie

w m

it Jo

sef H

icke

rsb

erg

er

„So ein Angebot kann man nicht ablehnen!“

Page 27: inside - UEFA.com · inside Barbecue Am 5. Juli 2006, dem Tag des zweiten WM-Halbfinales, wurden im Namen der Euro 2008 SA internationale Medienvertreter zu einem Barbecue auf die

26 27

insid

e

Bild

: GEP

A P

ictu

res

Josef Hickersberger

Geburtsdatum: 27.4.1948

Karriere – als SpielerFK Austria Wien (1967-72),Kickers Offenbach (1972-76),Fortuna Düsseldorf (1976-78),SSW Innsbruck (1978-80), SK Rapid Wien (1980-82)Österreichischer Meister 1969,1970, 1982Österreichischer Pokalsieger1967, 1971, 197939 Länderspieleinsätze und 5 Tore für Österreich (einschliesslich sechs WM-Endrundenspiele 1978)177 Einsätze und 34 Tore inder Bundesliga

Karriere – als TrainerÖsterreichischesNationalteam (29 Spiele –1987-90), Fortuna Düsseldorf(1991), FK Austria Wien (1993-94), Al Ahli – Bahrain(1995-97), Nationalteam vonBahrain (10 Spiele – 1996),Arab Contractors – Ägypten(1997-99), Al Shaab –Vereinigte Arabische Emirate(1999-2000), Al Wasl –Vereinigte Arabische Emirate(2000-01), Al Etehad SC –Katar (2001-02), SK RapidWien (2002-05)Österreichischer Pokalsieger1994Meister von Bahrain 1996Meister von Katar 2002Pokalsieger von Katar 2002 Österreichischer Meister 2005

Page 28: inside - UEFA.com · inside Barbecue Am 5. Juli 2006, dem Tag des zweiten WM-Halbfinales, wurden im Namen der Euro 2008 SA internationale Medienvertreter zu einem Barbecue auf die

Und im Stadion?

Martin Jäggi: Da greift die Exekutive erst ein, wenn dieMassnahmen der Ordnungsdienste nicht ausreichen.

Wie viel Beamte braucht es bei Spielen der UEFA EURO 2008™?

Martin Jäggi: Bei besonders brisanten Duellen bis zu 900 Personen der Exekutive und voraussichtlich nocheinmal so viele Ordnungskräfte (dafür sorgt der Ver-anstalter).

Günther Marek: Beim Grossteil der Spiele sollten jeweils600 Exekutivbeamte und 600 Ordnungshüter reichen,im Idealfall sogar noch weniger… Da reden wir aus-schliesslich vom Personal innerhalb des Stadions.

In beiden Ländern werden zweistellige Millionen-beträge (in Euro) für Sicherheit während der UEFA EURO 2008™ ausgegeben. Was bringt die EURO der Exekutive?

Günther Marek: Die Gesetzeslage wurde dahingehendangepasst, dass wir schnell und effektiv gegen gewalt-bereite Fans vorgehen können. So ermöglicht uns dieNovelle zum Sicherheitspolizeigesetz die Errichtung von Schutzzonen um Stadien. Wir können Gefährder-ansprachen durchführen und haben nun die recht-lichen Möglichkeiten für eine nationale Gefährder-datei. Das hilft uns bei allen Grossveranstaltungen.Unsere internationale Vernetzung ist sicher auch einpositiver Effekt. Und – wenn alles gut läuft – rechne ichmit einem erheblichen Imagegewinn. Wir wollen unsals freundliche und kompetente Beamte präsentieren.

Martin Jäggi: Bei uns wird – nicht zuletzt wegen derFussball-Europameisterschaft – ein einheitliches Kom-munikationssystem installiert. Im Moment haben wirnoch mehr als 20 verschiedene Einsatz-Funkfrequenzen– in Zukunft wird es für alle Kantone ein einheitlichesSystem mit einheitlichen Frequenzen geben. Ähnlichesgilt für ein neues Spitalskapazitätssystem, im FachjargonYES genannt, das uns hilft, im Bedarfsfall sofort zu

Martin Jäggi

Günther Marek

Bild: Adam Davy / EmpicsDoppelpass der Sicherheitsexperten

Die Polizei wird sich während derEURO 2008 im Hintergrund haltenund nur dann eingreifen, wenn die Ordner mit einer bestimmtenSituation überfordert sind.

Polizeikommandant Martin Jäggi ist der Sicherheits-verantwortliche der Schweiz für die UEFA EURO 2008™,sein Kollege Günther Marek leitet im österreichischenInnenministerium das Sportreferat. Ein verbaler Doppel-pass der beiden Sicherheitsexperten.

Wie läuft die Zusammenarbeit?

Martin Jäggi: Sehr gut. Ich habeschon einmal in einer Sitzungbetont, dass ich nicht nach-vollziehen kann, warum meineVorfahren mit den Habsburgernnicht kooperieren wollten. ImErnst: Das Verständnis ist be-stens. Und ich bin mir sicher,dass wir die Zusammenarbeitauch nach der Fussball-Europa-meisterschaft in irgendeinerForm fortsetzen werden. BeideSeiten profitieren davon.

Günther Marek: Das kann ichnur unterstreichen. Ein Beispielunter vielen: Wir sind geradedabei, ein gemeinsames Logozu entwerfen. Damit die Exeku-tivbeamten beider Länderwährend der EURO einheitlichauftreten und für jeden Fanleicht erkennbar sind. Auch dasunterstreicht das Miteinander.

Worin liegen die wichtigsten Punkte des gemeinsamen Sicherheitskonzepts?

Günther Marek: Die Einsatzphilosophie ausserhalb derStadien basiert auf dem 3-D-Prinzip. Zuerst wird derDialog gesucht, in weiterer Folge die Deeskalation. Nurim Ernstfall setzt man auf Durchsetzungsvermögen.

Page 29: inside - UEFA.com · inside Barbecue Am 5. Juli 2006, dem Tag des zweiten WM-Halbfinales, wurden im Namen der Euro 2008 SA internationale Medienvertreter zu einem Barbecue auf die

28 29

insid

e

erkennen, wie sich die aktuelle Bettensituation in denKrankenhäusern, allen voran in den Intensivstationen,darstellt, und wir rasch und ohne Verzögerung ent-sprechende Entscheidungen treffen können. Auch indiesem Fall wirkt die EURO beschleunigend.

Zu einem unerfreulichen Thema: Am letzten Spieltag der Schweizer Super League gab es in Basel wüste Fan-Ausschreitungen. Wie kommentiert die Schweizer Exekutive diese Ereignisse?

Martin Jäggi: Ich war zugegebenermassen geschocktvon den Bildern, die ich im Fernsehen sah. SolcheSzenen hätten wir in der Schweiz eigentlich nicht fürmöglich gehalten. Und es war allen Beteiligten sofortklar, dass man sämtliche Sicherheitskonzepte neuüberdenken muss. Auch wenn jede zusätzliche sicher-heitspolitische Massnahme in der Regel für das Grosder Zuschauer eine Einschränkung ihrer Freiheitenbedeutet. Da gilt es, die richtige Balance zu finden.

In Österreich gab es vor den Spielen Rapid gegen Austria im Ernst-Happel-Stadion in Wien Fan-Zusammenstösse. Zuletzt auch in Pasching … Besteht da ebenfalls Handlungsbedarf?

Günther Marek: Es muss zu Verbesserungen kommen,keine Frage. Die Fantrennung ist strikt zu handhaben,da muss es auch bauliche Massnahmen in den Stadiengeben. Die Qualität der Ordnerdienste muss ange-hoben werden. Letzteres kommt dann auch der UEFAEURO 2008™ zugute.

Ich warne auch davor, schon im Vorhinein die Aus-gangslage der UEFA EURO 2008™ mit der von 2004 inPortugal zu vergleichen, da Länder im Herzen Europasleichter, schneller und auch kostengünstiger erreichbarsind als ein Land wie Portugal – das gilt auch fürProblemfans. Eines ist klar, und da kann ich für unsbeide sprechen: Ein Spiel in der heimischen Meister-schaft ist mit einem Spiel bei der UEFA EURO 2008™nicht zu vergleichen. Bei der Europameisterschafts-Endrunde gibt es ausschliesslich Sitzplätze, dazu diezusätzlichen Parameter ausserhalb der Stadien …

Strengere Sicherheitskontrollen, personalisierte Karten.Es ist für Problemfans schwieriger ins Stadion zukommen, und noch schwieriger dort etwas anzustellen.Auch ist das Publikum bei Länderspielen ein anderes alsbei Spielen eines einzelnen Vereins, dennoch darf manmögliche Gefahren nicht unterschätzen.

Martin Jäggi: Das kann ich bestätigen. Ich bin jaeigentlich erst durch meine Tätigkeit als Sicherheits-beauftragter für die Endrunde der UEFA-Europameister-schaft zum Fussball-Fan geworden. Die Atmosphäre,die ich bei den Länderspielen Schweiz gegen die Türkeioder Schweiz gegen Israel kennen lernen durfte, warrundum freundschaftlich. Es gab Verbrüderungenzwischen den verschiedenen Fangruppen, mitunterrührende Szenen. Unsere Beamten hatten keinenHandlungsbedarf. Aber klar, dass wir nicht vomIdealfall ausgehen dürfen.

Apropos Hooligans: In Bern wurde bei den Spielen des Eishockey-Clubs SC Bern ein biometrisches Kontrollsystem getestet, das über Videoüberwachung gesuchte Hooligans aufspüren soll. Wie lief der Test?

Martin Jäggi: Ich war eigentlich sehr positiv überrascht.Die Überprüfung lief schnell, mehr als 80 Prozent dergesuchten Zielgruppe wurde mit dem System ausfindiggemacht. Aber ob ein System dieser Art auch 2008 ein-gesetzt wird, ist letztlich Sache der Organisatoren, nichtder Exekutive.

Günther Marek: Ob der Einsatz Sinn macht, hängtsicher auch davon ab, wie gut eine entsprechendeHooligan-Datenbank angelegt werden kann. Bislangverfügen ja nur Deutschland, England und die Nieder-lande über entsprechende Daten von gewaltbereitenFans, wir bauen eine derartige Datenbank gerade auf.

Bild: Matthew Ashton / Empics

Bild: Mike Egerton / Empics

Page 30: inside - UEFA.com · inside Barbecue Am 5. Juli 2006, dem Tag des zweiten WM-Halbfinales, wurden im Namen der Euro 2008 SA internationale Medienvertreter zu einem Barbecue auf die

Kein anderer Schweizer hat das „Wunder von Bern“ sohautnah miterlebt wie er: Walter Baumann, seinerzeitBalljunge im denkwürdigen WM-Finale 1954, heutepensionierter Versicherungsdirektor, wohnhaft in Basel.Und beim WM-Finale in Berlin Ehrengast des DFB.

Am Sonntag, 4. Juli 1954, standen einander im End-spiel um die Fussball-Weltmeisterschaft Ungarn undDeutschland gegenüber. Das Ergebnis ist bekannt, am Ende triumphierten vor 65 000 Zuschauern imWankdorf-Stadion zur Überraschung aller nicht dieOlympiasieger aus Ungarn, die seit 32 Spielen und mehr

als vier Jahren kein Spiel mehr verloren hatten, sonderndie von allen unterschätzten Deutschen.

Walter Baumann, damals 14-jährig, durfte jenelegendären 90 Minuten aus buchstäblich nächsterNähe, erste Reihe fussfrei, erleben. Als Nebendarstellerim deutsch-ungarischen Duell. Er trug einen Trainings-anzug, eine Wollkappe und sah mit seiner Hornbrille einwenig älter aus, als er in Wirklichkeit war.

Walter und sein jüngerer Bruder Fred waren zwei voninsgesamt 6 Jungen aus dem Nachwuchs des BSC

Als der Zufall Regieführte…

Entsetzt schaut der DeutscheHorst Eckel zu, wie derungarische NationalspielerNándor Hidegkuti beimdramatischen WM-Finale 1954 in Bern mit einerDirektabnahme für Torgefahrsorgt.

Bild

: L’E

qui

pe

Page 31: inside - UEFA.com · inside Barbecue Am 5. Juli 2006, dem Tag des zweiten WM-Halbfinales, wurden im Namen der Euro 2008 SA internationale Medienvertreter zu einem Barbecue auf die

30 31

insid

e

Young Boys Bern. Sie waren drei Jahre lang, von 1952bis 1954, die offiziellen Balljungen der Young Boys, eingesetzt bei unzähligen YB-Meisterschaftsspielen undeinem halben Dutzend Länderspielen der SchweizerNationalmannschaft. Nach jedem Spiel bekamen siezwei Franken in die Hand gedrückt. Damals eine ganzschöne Stange Geld für einen Teenager. Baumann:„Das war wie 2 Wochen Taschengeld vom Vater.“Dabei hatte der Zufall Regie geführt: „Als die Trainings-anzüge für die Balljungen geliefert wurden, war ich gerade in den Stadionkabinen. Deshalb wurdenFred und ich ausgesucht. Nicht nach Aussehen oderGrösse, auch nicht etwa nach unseren Fähigkeiten alsFussballer. Wir waren allesamt nicht herausragendtalentiert. Ich habe es später zu einem Einsatz im YB-Reserveteam gebracht, das war schon das Höchsteder Gefühle.“

Bild: Foto-Net

Walter Baumann war beim Endspiel1954 als Balljunge dabei – der Ball sah vor über 50 Jahren jedoch nochetwas anders aus …

Page 32: inside - UEFA.com · inside Barbecue Am 5. Juli 2006, dem Tag des zweiten WM-Halbfinales, wurden im Namen der Euro 2008 SA internationale Medienvertreter zu einem Barbecue auf die

Jener verregnete 4. Juli 1954 war der unzweifelhafteHöhepunkt der Balljungen-Laufbahn von WalterBaumann. Zum einen, weil bei den WM-Spielen, demAnlass angemessen, die Bezahlung auf vier Frankenpro Spiel verdoppelt wurde. Zum anderen, weil im aufgerüsteten Wankdorf-Stadion mehr als 65 000Zuschauer Platz fanden – darunter Hundertschaftenvon Journalisten und Fotografen, die sich nicht nur für das Endspiel, sondern auch für die sechs ein-heimischen Balljungen interessierten. „Mein Vater hatmir noch ein paar Tage lang alle möglichen Artikel undFotos von uns unter die Nase gehalten. Er war sichtlichstolz, auch wenn daheim bei uns eigentlich nicht vielAufhebens um unsere Nebenbeschäftigung gemachtwurde.“

Nur zögerlich hatte Walter senior im Vorfeld dieAusnahmeregelung des Schuldirektors erwirkt, damitseine beiden Söhne auch tatsächlich alle WM-Spieleim Wankdorfer Stadion als Balljungen bestreiten konnten. „Irgendwie hatte Vater uns damals immernoch nicht verziehen, dass wir zwei Jahre zuvor zu den Young Boys gewechselt waren und nicht beimAmateurverein FC Helvetia spielten, wo er das Prä-sidentenamt ausübte.“

Das WM-Turnier in der Schweiz ging aus mehrerenGründen in die Geschichte ein. Nicht nur wegen desüberraschenden 3:2-Erfolgs der Herberger-Elf (nach0:2-Rückstand). Zum allerersten Mal bei einer Endrundemussten die Spieler Rückennummern tragen. Keinanderes Mal fielen ähnlich viele Tore, nämlich 5,4 Trefferpro Spiel. Die Deutschen präsentierten darüber hinauseine Weltneuheit: Schuhe mit Schraubstollen. Ein ge-wisser Adi Dassler, Begründer der Weltmarke Adidasund seines Zeichens Materialwart der Deutschen, hattediese Wunderwaffe im Gepäck. Noch in der Halbzeitdes Endspiels, als der Boden immer nässer wurde,wechselte er die Stollen – mit ein Grund, warum dieSchwarz-Weissen gegen Ende immer öfter Zweikämpfeund letztlich das Spiel gewannen.

Davon wusste Walter Baumann nichts. Er bekam an derSeitenlinie auch nicht mit, dass das Finale um siebenMinuten zu früh angepfiffen wurde. Im modernen TV-Zeitalter wäre das undenkbar. Heutzutage wird auf die Sekunde genau angepfiffen. Damals war der verfrühte Beginn dem legendären deutschen ARD-Radioreporter Herbert Zimmermann gerade einenNebensatz wert.

Dort, wo sich heutzutage im neuen Stade de Suisse dieEhrengäste an Fingerfood und Champagner erfreuen,stand damals die Haupttribüne mit knapp 8 000Sitzplätzen. Die Holzbänke galten als purer Luxus, das100 m lange, gerade einmal sechs Zentimeter starkeStahlbeton-Dach war ein architektonischer Genie-streich.

Hinter dem – von der Haupttribüne aus gesehen –linken Tor nahmen Walter und Fred Baumann Auf-stellung. „Wir waren überzeugt, dass die Ungarn ge-winnen würden. Unsere Helden hiessen Ferenc Puskásund Nándor Hidegkuti, nicht etwa Fritz Walter oder

Bild: L’Equipe

Im Gegensatz zu FIFA-Präsident JulesRimet, der von Walter BaumannsSchirm geschützt wird, ist Fritz Walterim Moment der Pokalübergabe derRegen völlig egal.

Bild: Keystone

Der 14-jährige Walter Baumann hält den Regenschirm,während Jules Rimet dem ungarischen Kapitän FerencPuskás die Silbermedaille überreicht.

Page 33: inside - UEFA.com · inside Barbecue Am 5. Juli 2006, dem Tag des zweiten WM-Halbfinales, wurden im Namen der Euro 2008 SA internationale Medienvertreter zu einem Barbecue auf die

32 33

insid

e

Helmut Rahn. Das kam erst in den Jahren danach …“Als die Ungarn dann auch prompt 2:0 in Führung gingen, konnten die Jungen nur mit Mühe ihreBegeisterung verbergen. „Wir haben uns in die Zungegebissen … Damit wir vor Freude nicht los schrieen. Das tut man nicht, das haben wir auch bei YB-Spielennie getan.“

Natürlich auch beim 3:2 für Deutschland blieben dieBalljungen ruhig. Ein klein bisschen verzogen sie dasGesicht, weil ihre Favoriten nicht das bessere Ende für sich hatten. Zu mehr blieb keine Zeit. Mit demSchlusspfiff lief Walter Richtung Spielerausgang, dortversuchte das Militär einen kleinen Bereich für dieSiegerehrung abzusperren. Tausende Fans stürmtendas Spielfeld. Walter Baumann war schnell beim Podestangekommen und er war der grösste der sechsBalljungen. „Du nimmst den Schirm und weichst demPräsidenten nicht von der Seite“, befahl ein Offizieller.„Wer’s war, daran kann ich mich ehrlich gesagt nichtmehr erinnern.“

Ein lustiger Anblick: Mit seiner Mütze, der Hornbrille unddem übergrossen schwarzen Schirm stand er also da,der 14-Jährige, mit starrem Blick, und konzentrierte sich, damit FIFA-Präsident Jules Rimet nicht etwa nasswurde. „Ich hab’ kein Wort geredet, stand nur da undsah zu, wie die Spieler vorbei gingen, Herr Rimet ihnenMedaillen überreichte, schliesslich Fritz Walter denPokal übergab.“

Knapp 10 Minuten dauerte die Zeremonie. Ohne Musik,ohne Reden. Jubel brandete erst auf, als Walter den3,8 Kilogramm schweren Pokal, benannt nach JulesRimet, hochstemmte. „In der heutigen Zeit hätte icheine Digitalkamera dabei und sicher ein paar Mal aufden Auslöser gedrückt – aber das gab’s damals nochnicht“, lächelt Baumann, der 65-Jährige.

An jenem Sonntagabend drückten sie ihm noch einenWimpel mit allen Unterschriften der Sieger in die Hand,als Andenken. „Aber über die Jahre ging der verloren.Ich habe heute nichts mehr von damals, nicht einmalden Trainingsanzug.“ Nur ein paar Zeitungsausschnitteund Bilder von der Siegerehrung: Im Vordergrund JulesRimet, ein grauhaariger, älterer Herr, nach vornegebeugt, neben ihm ein 14-jähriger Junge mit einemüberdimensionalen schwarzen Schirm und einer eigen-artig anmutenden Haube. Vor ihnen, mit leicht nachoben gerichtetem Blick die Spieler, von Walter bis Rahn.Ein Bild, das um die Welt ging. Ein Bild, das WalterBaumann seit mehr als 50 Jahren begleitet.

Bild: Foto-Net

Walter und sein Bruder Fred stossen auf ihr Glück an,1954 zur rechten Zeit am rechten Ort gewesen zu sein.

Das Familienfoto von Walters Geburtstagsparty mehr als ein halbes Jahrhundert nach demWunder von Bern beweist, dass der ehemalige Balljunge fleissig für Nachwuchs gesorgt hat…Bild: Foto-Net

Page 34: inside - UEFA.com · inside Barbecue Am 5. Juli 2006, dem Tag des zweiten WM-Halbfinales, wurden im Namen der Euro 2008 SA internationale Medienvertreter zu einem Barbecue auf die

Beschilderung

Beschilderung, ein weiterer wichtiger Bereich,der unter das Spielort-Management fällt,umfasst in diesem Zusammenhang alles, wasnicht auf Papier gedruckt ist. Es gibt zweiFormen der Beschilderung: erstens die ein-deutige Bezeichnung von Bereichen bzw. das Einweisen der Zuschauer. Es gibt nichtsSchlimmeres für einen Fan, als gegen denStrom zu schwimmen, weil nicht klar ist, wohiner sich im oder um das Stadion herumorientieren muss. Dies kann auch Sicherheits-probleme verursachen, die zu vermeiden sind.

Die zweite Form der Beschilderung ist dieDekoration. Für den Besucher ist diese Formweniger wichtig, aber für den Wieder-erkennungswert einer Veranstaltung undderen Identität umso mehr. Alle sollen sichbewusst sein, dass sie bei der UEFA EURO2008™ sind, und das EM-Feeling spürenkönnen, egal ob sie sich in Klagenfurt, Genf,Salzburg oder Zürich befinden. Bei dieser Artder Beschilderung geht es in erster Linie darum,das Stadion zu einem Schaufenster für dieVeranstaltung und die Marke zu machen.

„Auf unsere Ausschreibung hin sind 17 Be-werbungen aus ganz Europa eingegangen“,sagt Colin Smith. „Drei sind in der engerenAuswahl, die Entscheidung wird in Kürze fallen.Der Vertrag für die Beschilderung der UEFAEURO 2008™ schliesst erstmals auch sämtlicheEUROTOP-Veranstaltungen mit ein, einschliess-

lich der Endrunden der UEFA-U21-Europa-meisterschaft, der UEFA-Europameisterschaftfür Frauen und der UEFA-Futsal-Europa-meisterschaft. Für alle Veranstaltungen wird die gleiche Firma verantwortlich zeichnen. Sosoll Einheitlichkeit bei Beschilderung, Qualität,Materialien und Mitarbeitern erreicht werden,was die Qualität steigern dürfte und es derUEFA ermöglicht, Synergieeffekte zu nutzen.Wir suchen derzeit einen Beschilderungs-Manager, der bis im Herbst dieses Jahres ange-stellt sein dürfte und die Koordination mit dergewählten Firma sicherstellen soll. Er wirdzudem die Planung für die kommendenVeranstaltungen übernehmen, um zu gewähr-leisten, dass allen Bedürfnissen Rechnunggetragen wird.“

insid

ein

form

atio

n

Zahlen von der Auslosung

Mehr als 6 Millionen Zuschauer verfolgten dieAuslosung am Bildschirm. Die höchsten Zu-schauerzahlen verzeichnete Österreich miteinem Marktanteil von 40% sowie Deutsch-land (11,1%) und die Niederlande (18,8%) mit je rund einer Million TV-Zuschauern. In der Schweiz schauten durchschnittlich 120 000Personen zu, und der französischsprachigeSender TSR erreichte mit einer Einschaltquotevon 20% den grössten Marktanteil der dreiSprachregionen.

Medienvertreter aus 39 verschiedenenLändern: 161 TV-Rechteinhaber (31 Sende-anstalten vor Ort, 21 ENG-Crews), 29 Radio-Rechteinhaber (25 Sender), 52 Mitarbeiter des Host Broadcasters, 178 Vertreter derschreibenden Presse, 31 Fotografen, 47 Nicht-Rechteinhaber.

Schweizer Fieber

Gemäss einer vom Sportministerium in Auftraggegebenen Studie, durchgeführt vom Freizeit-und Tourismus-Institut in Bern, glauben 86Prozent der Bevölkerung, dass die Endrundeeine grosse Chance ist, das Image im Aus-land zu verbessern. 88 Prozent sind überzeugt,dass die UEFA EURO 2008™ das Interesse derJugend am Fussballsport ansteigen lässt. 54Prozent rechnen mit einem finanziellen Nutzen.Fast jeder zweite Schweizer will bei derEuropameisterschaft zumindest ein Spiel livesehen.

Bild: UEFA

Wie schon in Portugal soll Information mit einem unverkennbaren Branding derVeranstaltung verbunden werden.

Page 35: inside - UEFA.com · inside Barbecue Am 5. Juli 2006, dem Tag des zweiten WM-Halbfinales, wurden im Namen der Euro 2008 SA internationale Medienvertreter zu einem Barbecue auf die

34 35

insid

e

insideinform

ationebenfalls in den Hospitality-Bereich und stehenunter der Leitung von Hospitality ManagerBrigitte Loureiro.

„In Portugal haben wir den grössten Teil desHospitality-Programms intern abgewickelt“,erinnert sich Colin Smith. „Wir haben zwareinige Teilbereiche ausgelagert, aber Konzept,Design und Umsetzung liefen über uns, so auchder Verkauf des Firmen-Hospitality-Programms.Nun prüfen wir verschiedene Optionen, umherauszufinden, ob es mehr Sinn macht, diegleiche Strategie anzuwenden oder vermehrtauszulagern. Im September 2006 findet eineAusschreibung statt, die Entscheidung dürfteim Frühling 2007 fallen.“

Österreich am Ball

Am 2. März 2006 hat der ÖsterreichischeFussball-Bund ein Projekt vorgestellt, mit demman das öffentliche Interesse an der UEFAEURO 2008™ weiter steigern möchte. „2008 – Österreich am Ball“ soll eine Plattform für Kunst-, Kultur- und Gesellschaftsprojektewerden – mit dem Ziel, für die Europameister-schafts-Endrunde zu werben. Die Patronanzhaben Bundespräsident Dr. Heinz Fischer undBundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel über-nommen. Als Präsident des Vereins fungiert Ex-Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer: „Wirwollen den Sommer 2008 zu einem Fest fürganz Österreich machen.“

60 Mitarbeiter aus 11 Nationen

Die Euro 2008 SA umfasst mittlerweile bereits 60 hauptberufliche Mitarbeiter; davon sind 50 am Hauptsitz Nyon beschäftigt, jeweils 5Personen in den Turnierbüros Wien und Bern. Das Durchschnittsalter beträgt 36 Jahre(jüngster Mitarbeiter: 21; ältester: 61). Bis zum Sommer 2008 werden noch insgesamt 240 hauptberufliche Stellen ausgeschrieben.2006 sollen noch 30, 2007 bereits 90, 2008 dann rund 120 Mitarbeiter angestellt werden.Interesse an einem EURO-Job? Siehewww.euro2008.com/jobs

Hospitality

Hospitality, ein umfangreicher Bereich desSpielort-Managements, umfasst den Verzehrvon Getränken und Esswaren im Stadion, dienicht unter eine öffentliche Konzession fallen –dafür ist ebenfalls das Spielort-Managementzuständig.

Einige der Aufgaben erfordern eine äusserstdetaillierte Planung und Koordination, so z.B.das Hospitality-Programm für Sponsoren unddas Firmen-Hospitality-Programm, das Eintritts-kartenpakete vorsieht, durch die FirmenGästen oder Geschäftspartnern den Besuchder Europameisterschaft ermöglichen können.

Auch andere Aktivitäten wie die grundsätzlichbei jedem Spiel vorgesehene VIP-Hospitality für Gäste und das einfachere, jedoch nichtminder wichtige Catering für Medienvertreter,Freiwillige und Mitarbeiter, die sich in den vierWochen ja auch verpflegen müssen, fallen

Bild: GEPA Pictures

Andreas Herzog und Friedrich Stickler – mitunverkennbarem Schal – halten das Band, dasdie Vizebürgermeisterin von Wien, Grete Laska,durchschneidet.

Bild: GEPA Pictures

Eine der Herausforderungen besteht darin,optimale Hospitality-Bereiche für die Gäste derUEFA EURO 2008™ zu schaffen.

Page 36: inside - UEFA.com · inside Barbecue Am 5. Juli 2006, dem Tag des zweiten WM-Halbfinales, wurden im Namen der Euro 2008 SA internationale Medienvertreter zu einem Barbecue auf die

„Wir hatten nur einen Spieler mit internationalerErfahrung – das war ich!“ Luís Suárez blickt zurück aufdas Jahr 1964, als Spanien als zweites Land Europa-meister wurde, und ist überzeugt, dass das Publikumentscheidenden Anteil hatte und sein Team beimEndspiel in Madrid zum Titel getrieben hat.

„Verstehen Sie mich nicht falsch, wir hatten eine guteMannschaft, aber es war vermutlich nicht unserebestmögliche. Bei der Europameisterschaft 1960 – alswir die Erlaubnis für die Reise in die Sowjetunion nichterhielten – und bei der Weltmeisterschaft 1962 hattenwir Topspieler wie Kubala, Di Stéfano, Gento undPuskás in unseren Reihen, blieben jedoch ohne Erfolg.1964 waren wir ein kompaktes Team, das aus Spielernbestand, die einander gut verstanden und sich optimalergänzten – nicht zuletzt deshalb, weil wir aus wenigenVereinen stammten. Wir waren eine Mannschaft undweniger eine Auswahl von Spitzenspielern. Ich war derälteste und spielte in Italien. Meine Erfahrung war sichernützlich, doch entscheidend war die Unterstützung desPublikums.“

Natürlich spielte auch der Heimvorteil mit. Luís Suárezwill seine Rolle nicht überbewerten. „Wir waren eineEinheit“, erinnert sich sein Teamkollege Jesús „Chus“Pereda, „glücklicherweise hatten wir „Luisito“ Suárez,der auf dem Feld Regie führte.“ Alfredo Di Stéfano, der aufgrund der FIFA-Regel, wonach ein Spieler, derbereits für ein anderes Land gespielt hat, nicht mehrspielberechtigt ist, nicht mittun durfte, gab Suárez denÜbernamen „Baumeister“ und fügt an, Suárez habeeinen ausgereiften Sinn für Geometrie gehabt.

Suárez war der klassische linke Innenstürmer: schmalgebaut, leichtfüssig und schwer einzuschätzen. Suárezhatte Talent, Spielübersicht und einen Torriecher. Erwurde am 2. Mai 1935 in La Coruña geboren, spieltezuerst bei Fabril, der Kindermannschaft von Deportivo.Sein Debüt in der ersten Division verzögerte sichaufgrund der spanischen Reglemente (Mindestalter 18Jahre). Deshalb trug er die Farben von Deportivo nurwenige Monate. Dem FC Barcelona waren seineFortschritte nicht verborgen geblieben, ein paar Spiele in der höchsten Division reichten, um dieVereinsverantwortlichen zu überzeugen. Suárez zog1953 nach Katalonien, wurde je zweimal Meister undPokalsieger und gewann zweimal den Messepokal.1961 wechselte er zum FC Inter unter Helenio Herrera,gewann dreimal die Meisterschaft, zweimal den Pokalder europäischen Meistervereine und zweimal denEuropa/Südamerika-Pokal. 1960 wurde Suárez als ersterund bisher einziger spanischer Spieler zu EuropasFussballer des Jahres gewählt.

EURO-Legenden: Luís Suárez

„Baumeister des Erfolgs“

Luís Suárez, vorne in der Mitte, blieb – wortwörtlich – auf dem Boden, nachdem Spanien 1964 in Madrid denEM-Titel geholt hatte.

Als erfahrenster Spieler des Teams von 1964 musste der „Baumeister des Erfolgs“ die Ärmel hochkrempelnund harte Arbeit leisten.Bild: L’Equipe

Bild: L’Equipe

Bild: Tim Hall / Empics

Nach der 2:3-Niederlagedes FC Barcelona gegenSL Benfica blieb LuísSuárez im Europapokalder Landesmeister 1961nur die Silbermedaille.

Page 37: inside - UEFA.com · inside Barbecue Am 5. Juli 2006, dem Tag des zweiten WM-Halbfinales, wurden im Namen der Euro 2008 SA internationale Medienvertreter zu einem Barbecue auf die

36 37

insid

e

Durch Suárez’ Wechsel nach Italien blieb es bei 32Einsätzen und 14 Toren in der spanischen Nationalelf.Während der EM-Qualifikation 1962-64 wurden er und Luís Del Sol, der ebenfalls in Italien spielte, selteneingesetzt. Beide wurden jedoch eiligst nach Belfastberufen, nachdem Nordirland Spanien im Achtelfinal-Hinspiel in Madrid ein 1:1 abgetrotzt hatte, waren dannjedoch überzählig, als die Republik Irland im Viertel-finale mit einem Gesamtergebnis von 7:1 vom Platzgefegt wurde, was die Teilnahme an der Endrunde inBarcelona und Madrid bedeutete.

Erster Gegner war die ungarische Auswahl, die aufdem Weg nach Spanien das Team der DDR undFrankreich ausgeschaltet hatte – erst in der Ver-längerung qualifizierte sich der Gastgeber mit einem2:1-Sieg für das Endspiel. Finalgegner war diesowjetische Elf, die beim 3:0-Sieg in Barcelona gegenDänemark bedeutend weniger Kraft verbraucht hatte.

Der spanische Trainer, der ehemalige Soldat JoséVillalong, hatte Respekt vor der Sowjetunion, so dass erbei seinem Team Überzeugungsarbeit leisten musste. Erreiste mit seiner Mannschaft in ein Hotel, das umgebenwar von Kiefernwald, rund 50 Kilometer ausserhalb derHauptstadt. Als Vorbereitung auf das Endspiel ging ermit seinen Spielern spazieren und skizzierte das Spielfeldim Sand. Mit ein paar Kiefernzapfen zeigte er diesowjetische Taktik auf. Dann machte er das Gleiche mit der spanischen Mannschaft – mit Steinen. SeineStrategie lautete Manndeckung in der Verteidigungund die Kreativität von Suárez im Mittelfeld. Doch erwollte auf der psychologischen Ebene aufzeigen, dassSteine stärker sind als Kiefernzapfen. Die Spanier warenbei ihrem Einmarsch im Bernabéu-Stadion denn auchüberzeugt, dass sie den amtierenden Europameisterwürden schlagen können.

„Ich erinnere mich vor allem an die fantastischeStimmung“, so Luís Suárez. „Das Bernabéu war ausver-kauft. Bis zur WM-Endrunde 1982 gab es nur Stehplätze,also fanden damals bedeutend mehr Fans Platz imStadion. Vielleicht waren wir bei Turnierbeginn etwasüberheblich, aber spätestens nachdem die Zuschauergesehen hatten, wie viel Mühe wir beim 2:1-Sieg gegenUngarn gehabt hatten, war klar, dass wir im Endspielihre volle Unterstützung brauchen würden. Die Sowjetshatten ein sehr starkes Team und mit Lev Yashin einenausgezeichneten Schlussmann: ein Hüne von Gestalt,der als erster in einem schwarzen Trikot antrat. Damalsdrangen kaum Informationen aus der Sowjetunionnach aussen, weshalb er von einem Mythos umgebenwar. Yashin zeigte eine gute Leistung, aber bei unserenToren war er machtlos.“

Suárez brauchte gerade mal sechs Minuten, um demSpiel seinen Stempel aufzudrücken. Er brach auf derrechten Seite durch, und Torschütze „Chus“ Peredaerinnert sich an „die beiden russischen „Türme“, die zurFlanke hochstiegen. Im Vergleich zu den Beiden warich winzig, ich täuschte einen Sprung vor. Der ersteGegenspieler verpasste den Ball, der zweite prallte mitdem ersten zusammen. Die Folge: die ideale Vorlagefür mich. Ich wusste, dass kein geringerer als Lev Yashin

vor mir stand, und schoss den Ball mit einer solchenWucht ins Tor, dass ich rückwärts hinfiel.“

Pereda und seine Mitspieler gerieten gleich nochmalsin Rücklage, als die Sowjets zwei Minuten später durchGalimsian Khusainov den Ausgleich erzielten. Fortanzog jedoch Suárez wieder die Fäden, der Gastgeberübernahm die Spielkontrolle, tat sich aber schwerdamit, sich einen Weg durch die kompakt stehendeVerteidigung zu bahnen. Erst sieben Minuten vor demEnde, als bereits alle mit einer weiteren zermürbenden30-minütigen Verlängerung rechneten, wurden dieheissblütigen Fans für ihre Unterstützung belohnt:Pereda flankte von rechts, Marcelinos Flugkopfballlandete in der unteren Torecke.

Luís Suárez spielte weitere zehn Jahre in Italien, bevor er auf die Trainerbank wechselte. Er betreute diespanische Nationalelf (27 Spiele), unter anderem bei der WM-Endrunde 1990. Als er jedoch 1964 imBernabéu beim legendären Sieg zum Helden wurde,hätten weder er noch die Fans, die an jenem schwülenJuni-Nachmittag ins Stadion gepilgert waren, voraus-sehen können, dass Spanien mehr als 40 Jahre späternoch immer darauf wartet, die Trophäe, die der kleine Spielmacher und seine aufopfernd kämpfende Truppe gewonnen hatten, ein zweites Mal in die Höhe zu stemmen.

Luís Suárez im blau-weinroten Dress des FC Barcelona in den Zeiten, als Fussbälle noch geschnürt waren undTrageschlaufen hatten.

Bild: Don Morley / Empics

Page 38: inside - UEFA.com · inside Barbecue Am 5. Juli 2006, dem Tag des zweiten WM-Halbfinales, wurden im Namen der Euro 2008 SA internationale Medienvertreter zu einem Barbecue auf die

Man nennt sie Volunteers. FreiwilligeHelfer also. Leute, die ein Herz fürden Fussball haben. Die zum Null-tarif arbeiten, nur um dabei sein zu können. Sie werden in den ver-schiedensten Bereichen eingesetzt:vom Medien-Assistenten bis hin zurWelcome-Hostess. Vom VIP-Chauf-feur bis zur Bürokraft. Bei der UEFAEURO 2008™ werden es gut 2 500sein. Bei der Auslosung der Qualifi-kation für die Fussball-Europa-meisterschaft 2008 Ende Januar in Montreux waren es geradeeinmal 120 Personen. Leute wie duund ich. Die jüngste 18 Jahre, derälteste 73.

„Zum Glück gibt es keine Alters-beschränkung für ehrenamtlicheHelfer“, lächelt Polizist i.R. ArthurPralong und streckt den Daumen indie Höhe. Vor 16 Jahren ging derzweifache Familienvater in Pension.

Seither erledigt er Fahrdienste fürdas Internationale OlympischeKomitee. Ein, zwei Mal im Monat, jenach Bedarf. Ehemalige Polizistenwerden vom IOK gerne als VIP-Chauffeure eingesetzt. Die Vorteileliegen auf der Hand: Sie habeneinen einwandfreien Leumund,halten die Strassenverkehrsordnungpenibel ein und strahlen eine ge-wisse Ruhe aus. Das schätzen die IOK-Funktionäre, das schätzenauch die prominenten Fahrgäste.

Seit 16 Jahren fährt Arthur Pralongunfallfrei im In- und Ausland. ImDienste der Olympischen Ringe. Zu seinen prominenten Fahrgästenzählten Sport-Ikonen wie FranzBeckenbauer oder Pelé.

Bei der Auslosung der EM-Qualifika-tion Ende Januar in Montreux warMonsieur Pralong für 50 Schweizer

Ein Fall für ZweiFranken für die UEFA unterwegs. Als ältester von insgesamt 120freiwilligen Helfern. Zwei Tage langpendelte der Rentner mit einemHyundai-Bus zwischen dem Flug-hafen in Genf und dem Kongress-zentrum in Montreux hin und her.Um am Ende einen Rucksack alsErinnerungsgeschenk zu bekom-men. Und einen Händedruck vonFahrgast Michel Platini.

„Es hat sich ausgezahlt“, insistiert derPolizist im Ruhestand. Sein schönsterMoment: „Ich sollte am Tag vor derAuslosung ein paar Journalistennach Lausanne führen, aber diekamen nicht.“ Also durfte er bei derGeneralprobe zuschauen. ErsteReihe fussfrei, mit freiem Blick aufModerator Jacques Deschenaux,UEFA-Präsident Lennart Johanssonund die EURO-Botschafter AndiHerzog und Stéphane Chapuisat.

Alter vor Schönheit? Arthur Pralong, 73, auf dem Fahrersitz. Christina Neubrand ist gerade einmal alt genug, um einen Führerschein zu besitzen …

Bild: Martial Fragnière / Euro 2008 SA

Page 39: inside - UEFA.com · inside Barbecue Am 5. Juli 2006, dem Tag des zweiten WM-Halbfinales, wurden im Namen der Euro 2008 SA internationale Medienvertreter zu einem Barbecue auf die

38 39

insid

e

„Ich war fasziniert“, schwärmt erund verspricht: „Für die Euro 2008werde ich mich wieder bewerben.“

Als Arthur Pralong vor 16 Jahrenseinen Polizeidienst quittierte, warChristina Neubrand ganze zweiJahre alt. Jetzt ist sie 18 und will aufdie Hotelfachschule in Lausanne.Wer einen der begehrten Studien-plätze bekommen will, brauchteinschlägige Praxis. Je mehr, destobesser. „Ein paar Wochen hab’ ichim Palace-Hotel in Montreux ge-jobbt.“ Nicht schlecht, aber auchnicht die Welt. Also bewarb sichChristina, die in Deutschland ge-boren wurde, jetzt in Blonay ober-halb von Montreux lebt, als EURO-Helferin. Sie durfte als Bürokraft inder Operationszentrale anheuern,d.h. Welcome-Taschen und Eintritts-karten sortieren, Briefumschlägevorbereiten, letzte Bestätigungsfaxeschicken, Telefonanrufe beant-worten und gestresste Mitarbeitermit ein paar belegten Broten ver-sorgen … „Ich war nervös, wusste janicht, was mich erwartet“, sagt sie.Doch die Nervosität verflog bald.„Jeder war mit mir von Anfang anper Du, da fühlst du dich integriert.Und hast auch keine Angst, wenndu mal was nachfragen musst.“

Bislang kannte Christina Ver-anstaltungen dieser Art bestenfallsaus dem Fernsehen: „Wenn dudann live dabei bist, bekommst du erst die Dimension so einer Ver-anstaltung mit. Was da alles dranhängt. TV-Produktion, Catering,Bühnenaufbau etc.“ Eigentlichdachte sie anfangs, das wäre einkleiner Event unter Ausschluss derÖffentlichkeit. Erst im Nachhineinerfuhr der Teenager, dass mehr als 120 freiwillige Helfer wie sie mit dabei waren. Eines hat auch sie sich fest vorgenommen: Bei der Europameisterschafts-Endrundewill sie wieder mit dabei sein. Dann aber schon als Studentin der Hotelfachschule. PraktischeErfahrung kann bekanntlich nichtschaden. Das weiss sie spätestensseit den Tagen in Montreux.

Wo kann ich mir Informationen zum Freiwilligen-Programmbeschaffen?

Auf der Internetseite www.euro2008.com werden allewichtigen Informationen rund umdas Freiwilligen-Programm nach-zulesen sein. Diese Informationenwerden ab Frühjahr 2007 verfügbarsein.

Kann sich jede und jeder für einen Job als freiwilliger Helferbewerben?

Ja, jede interessierte Person ab 18Jahren (Stichtag: 1. Juni 2008) kannsich bewerben.

Wie kann man sich bewerben?

Die Bewerbungen werden aus-schliesslich über das Internet mittelsOnline-Anmeldeformular entgegengenommen.

Für welche Jobs kann man sich bewerben?

Es gibt verschiedene grössere Be-reiche, für die sich die Kandida-tinnen und Kandidaten bewerbenkönnen: Medien, Akkreditierung, IT und Telekommunikation, Fan-service, Marketing, Freiwilligen-Organisation, Transport und Ver-kehrskontrolle, Gästebetreuung.Die konkreten Jobs werden dannaufgrund der Qualifikationen, derzeitlichen Verfügbarkeit und derMotivation der Kandidatinnen undKandidaten zugeteilt.

Ab wann kann man sich bewerben?

Bewerbungen werden ab AnfangAugust 2007 möglich sein. Bewer-bungen vor diesem Termin könnenleider nicht entgegen genommenwerden.

Meistgestellte Fragen im Zusammenhangmit dem Freiwilligen-Programm der UEFA EURO 2008™

Bild: Martial Fragnière / Euro 2008 SA

Arthur Pralong

Bild: Martial Fragnière / Euro 2008 SA

Christina Neubrand

Page 40: inside - UEFA.com · inside Barbecue Am 5. Juli 2006, dem Tag des zweiten WM-Halbfinales, wurden im Namen der Euro 2008 SA internationale Medienvertreter zu einem Barbecue auf die

Laurent Scharapan zeichnet als CEO International derTV- und Marketingrechte-Agentur SPORTFIVE für denVerkauf der Fernsehrechte für die UEFA EURO 2008™verantwortlich. Letzten November begannen dieGespräche, bis Ende 2007 will der 44-jährige Franzosedie Verhandlungen für alle europäischen Märkteabgeschlossen haben.

Was macht SPORTFIVE genau?

„Wir sind eine internationale Sportrechte-Agentur undzählen 400 Mitarbeiter. Der Grossteil unserer Kundenkommt aus dem Fussball-Geschäft. Wir vertreten mehrals 30 Verbände und 270 Klubs.“

Auf der Suchenach demoptimalenGeschäft

Laurent Scharapan, CEO International von SPORTFIVE,Philippe Le Floc’h, Direktor der UEFA-Division Marketing und Medienrechte, sowie der Leitende Geschäftsführer der Euro 2008 SA, Martin Kallen, mit dem neuenEuropameisterschaftspokal.

Ziel ist es, die 7,9 Milliarden Fernsehzuschauer der UEFA EURO 2004™ zu erreichen bzw. übertreffen.Bild: Foto-Net

Page 41: inside - UEFA.com · inside Barbecue Am 5. Juli 2006, dem Tag des zweiten WM-Halbfinales, wurden im Namen der Euro 2008 SA internationale Medienvertreter zu einem Barbecue auf die

40 41

insid

e

Bei TV-Rechten geht es im Allgemeinen um Millionen. Muss man besonders hart im Verhandelnsein, um letztlich zum Erfolg zu kommen?

„Ich sehe uns in erster Linie als Berater. Wir evaluieren,beraten und führen schliesslich auch die Verhand-lungen. Natürlich geht es ums Geld, aber nicht in ersterLinie, sondern um die beste Qualität …“

Was verstehen Sie unter Qualität?

„Nehmen Sie die Zahlen der letzten Fussball-Europa-meisterschaft: (Kumulierte) 7,9 Milliarden Zuschauersahen die 31 Spiele, ungefähr 28 000 Stunden wurdenweltweit, in mehr als 200 Ländern, übertragen. Das sindzweifelsohne imposante Quoten, die uns beim Ver-kaufen helfen. Aber wenn Sie mich persönlich fragen,was mich an Portugal am meisten beeindruckt hat,dann werden sie von mir andere Fakten hören …“

… zum Beispiel?

„In grossen Märkten wie Italien, Deutschland,Frankreich und auch England blieben die Einschalt-quoten selbst nach dem frühen Ausscheiden dereigenen Teams signifikant hoch. Das spricht für das„Fernsehprodukt“ Fussball-Europameisterschaft.“

Nummer eins in Europa

SPORTFIVE entstand 2001 durch die Fusion dreierSportmarketing-Agenturen. Die Anzahl der Mit-arbeiter beträgt rund 400. Das Unternehmen gilt als europäischer Marktführer in SachenFernseh- und Marketingrechte. Eigentümer sind Advent International, die RTL Group,Goldman Sachs und das Management vonSPORTFIVE. Kundenliste: die italienische Serie A,die spanische Primera División, 30 Fussball-verbände (darunter England, Frankreich, dieNiederlande usw.) und mehr als 270 Klubs(Juventus, Olympique Lyonnais, AS Monaco,Hamburger SV, Borussia Dortmund, um nureinige zu nennen). Auch abseits des Fussballs istdas Unternehmen aktiv: SPORTFIVE vermarktetu.a. die Klitschko-Brüder.

Wie schwer oder wie leicht ist es generell, die UEFA EURO 2008™ zu verkaufen?

„Es ist harte Arbeit, in jedem einzelnen Markt denqualitativ besten Deal zu bekommen. Aber generellkönnte die Ausgangslage kaum besser sein. Bei unsheisst es nie: Wir sind nicht interessiert. Oder: DasProdukt passt nicht in unsere Strategie. Die UEFA EURO2008™ ist ein Muss für TV-Anstalten. Diesen Luxusgeniessen nur ganz wenige Veranstaltungen.“

Ende 2007 sollten Ihre Verhandlungen abgeschlossen sein, sofern alles nach Plan läuft. Das heisst, dann haben Sie den Grossteil Ihrer Arbeit erledigt und können sich in Ruhe auf dieEndrunde freuen – ist dem so?

„Nach Abschluss eines Vertrags müssen wird diePartnerschaft der UEFA mit den TV-Anstalten gestalten.Und sobald das Turnier losgeht, besteht unsereAufgabe in der detaillierten Überwachung der Über-tragungen. Das heisst, wir kontrollieren die Qualitäts-vorgaben und Standards der UEFA. Man kann eineEURO wie einen Film sehen. Am Ende zählt, ob die Geschichte den Zuschauer fesselt. Dann wäre auch die UEFA zufrieden und natürlich auch wir.“

Bild

: Ph

ilip

pe

Wo

od

s /

UEF

A

Page 42: inside - UEFA.com · inside Barbecue Am 5. Juli 2006, dem Tag des zweiten WM-Halbfinales, wurden im Namen der Euro 2008 SA internationale Medienvertreter zu einem Barbecue auf die

Wie viele Menschen wären bei derUEFA EURO 2008™ wohl gerne als„Insider“ dabei? Dies ist keineswegseine rhetorische Frage. Es ist keinGeheimnis, dass mit der näherrückenden Endrunde auch immermehr Personal benötigt wird. Aberwen stellen wir ein? Und wie?

Die Antwort auf die erste Frage ist leicht: die beste verfügbarePerson für jede Stelle, denn Qualitätist der Schlüsselbegriff schlechthinfür die UEFA EURO 2008™. Hin-sichtlich der zweiten Frage sei ameinfachsten auf die Webseitewww.euro2008.com/jobs ver-wiesen. Wir nutzen dieses wertvolleInstrument für die Auswahl unsererMitarbeiter, da es den Interessentenermöglicht, direkt mit uns in Kontaktzu treten.

2006 werden noch etwa 30 Per-sonen eingestellt werden, für 2007liegt die Gesamtzahl bei 90. ZuBeginn des Jahres 2008 werdendann in einer letzten Welle vorBeginn der Endrunde noch einmal120 Stellen zu besetzen sein, so dass die letztendliche Mitarbeiter-zahl bei ungefähr 300 liegen wird. Es handelt sich dabei ausschliess-lich um Zeitverträge, die in denMonaten nach der Endrunde 2008auslaufen.

Die Bewerbung ist einfach.Während diese Zeilen verfasstwerden, sind acht Posten zu be-setzen: ein Signage Manager, einTechnical Stadium Manager, einVolunteer Coordinator für Öster-reich, ein Management Assistant,ein TV and Media Venue Managerfür die Schweiz sowie drei wichtigeStellen im Bereich Ticketing, näm-lich ein Public Sales Manager, einCustomer Services Coordinator undein Venue Coordinator.

Durch Anklicken gelangt man zurjeweiligen Stellenbeschreibung, inder Arbeitsort, Aufgaben und Ver-antwortungsbereich sowie ein An-forderungsprofil zu finden sind.Mitentscheidend sind u.a. Sprach-kenntnisse, wobei Englisch undmeist auch Deutsch ein Muss sind. Die Bewerber müssen einenelektronischen Lebenslauf ausfüllen– in der Regel eine Sache von 10 Minuten – und erhalten nach

INSIDE über Insider

dem Abschicken der Bewerbungeine automatische Eingangsbe-stätigung. Die Bewerbung wird dann in einer Datenbank ge-speichert und die Abteilung Per-sonalwesen der Euro 2008 SAkontaktiert alle Kandidaten, die füraktuell oder später zu besetzendeStellen in Frage kommen.

Die Belegschaft der EURO 2008 SA am Sitz der UEFA … vor einem Jahr.

Bild: Graham Peaker

Page 43: inside - UEFA.com · inside Barbecue Am 5. Juli 2006, dem Tag des zweiten WM-Halbfinales, wurden im Namen der Euro 2008 SA internationale Medienvertreter zu einem Barbecue auf die

4243

insid

e

impr

essu

m Herausgeber Euro 2008 SAHauptsitzRoute de St-Cergue 9CH-1260 Nyon 1SchweizTel.: +41 (0) 848 00 2008Fax: +41 (0) 848 01 [email protected]

Kontakt Tel.: +41 (0) 22 707 2001Fax: +41 (0) 22 707 [email protected]

Chefredakteur Frits Ahlstrøm

Projektkoordinatorin Liselotte Kallen

Redakteure Wolfgang Eichler / Graham Turner / Pascale Vögeli

Übersetzung UEFA-Sprachdienste

Design The Works Ltd. / Leeds (England)

Layout/Satz team2graphics / Helsingør (Dänemark)

Druck ATAR Roto Press SA / Vernier (Schweiz)

Euro 2008 SATurnierbüro ÖsterreichErnst-Happel-StadionSektor BMeiereistrasse 7AT-1020 WienÖsterreichTel.: +43 (0) 1 729 2008 0Fax: +43 (0) 1 729 2008 10

Euro 2008 SATurnierbüro SchweizNussbaumerstrasse 21Postfach 186CH-3000 Bern 22SchweizTel.: +41 (0) 848 00 2008Fax: +41 (0) 848 707 2166

Page 44: inside - UEFA.com · inside Barbecue Am 5. Juli 2006, dem Tag des zweiten WM-Halbfinales, wurden im Namen der Euro 2008 SA internationale Medienvertreter zu einem Barbecue auf die

Offizielle Partner

Offizielle Sponsoren