In den Tropen Brandenburgs - getFM · gewöhnlichen Job. Wobei, eigent-lich ist es nicht sein Job...
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18 Der Facility Manager 4.2019
Mirko Zander hat einen sehr außer-
gewöhnlichen Job. Wobei, eigent-
lich ist es nicht sein Job selbst, der außer-
gewöhnlich ist, sondern vielmehr sein
Arbeitsort: Er ist Leiter des Facility Manage-
ments im Tropical Islands. In der Nähe von
Berlin befindet sich in einer der größten
freitragenden Hallen weltweit ein riesiges
Badeparadies auf 66.000 m2, das entspricht
etwa neun Fußballfeldern. Die Halle selbst
misst 360 m Länge, 210 m Breite sowie 107
m Höhe. Darin würde also problemlos der
Eiffelturm Platz finden, die Freiheits statue
könnte sogar darin stehen. 1999 wurde
die Halle für den Bau von Luftschiffen für
Schwerlasttransporte konzipiert. Als die
CargoLifter AG vier Jahre später pleite-
ging, wurde der monströse Bau von der
Tajong-Gruppe aus Malaysia übernommen
und innerhalb von ein paar Monaten in eine
FM IM TROPICAL ISLANDS
In den Tropen BrandenburgsWo eigentlich Luftschiffe für den Schwerlasttransport gebaut werden sollten, gehen heute mehr als 1 Mio. Badegäste jährlich ein und aus. Die Attraktionen im Tropicals Islands nahe Berlin sind vielfältig, ebenso wie die Aufgaben für das Facility Management.
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Indoor-Tropenwelt umgebaut. 2004 öffnete
Tropical Islands erstmals seine Pforten,
2019 wurde der Freizeitpark an die Parques
Reunidos Group aus Madrid verkauft. In
den letzten 15 Jahren haben sich zahlreiche
Attraktionen dazugesellt.
Zuletzt wurde der Außenbereich Amazonia
im Jahr 2016 feierlich eröffnet. Er umfasst
eine Fläche von 35.000 m2, davon insge-
samt 1.350 m2 Wasseroberfläche. Die Liege -
wiese bietet Platz für 2.500 Personen, zu-
dem gibt es einen Spiel- und Sportbereich.
Highlight ist für die meisten Gäste aber
sicherlich die Halle selbst, der „Dome“.
Dort herrschen ganzjährig tropische Tem-
peraturen bis zu 28 Grad bei einer hohen
Luftfeuchtigkeit – perfektes Badewetter also.
Bis zu 6.000 Personen können sich dort
gleichzeitig aufhalten. Große Liegeflächen
gibt es rund um die „Südsee“ mit einem
großen Wasserbecken, umgeben vom Strand
mit 2.800 Plätzen. Die Lagune hält 400
weitere Liegestühle bereit, die sich um ein
großes Becken, zwei Whirlpools und zwei
Wasserrutschen anordnen. Dazwischen
beherbergt der Dome den größten Indoor-
Regenwald der Welt, auf 10.000 m2 Fläche,
mit 50.000 Pflanzen, verschiedenen Tieren
(Schmetterlinge, Flamingos und andere Vögel)
sowie einem verschlungenen Entdecker-Pfad.
Hinzu kommen noch verschiedene Restau-
rants, Shops, Umkleiden, Rutschenturm etc.
Fortbildung und Ausbildung
In der ehemaligen CargoLifter-Halle können
Gäste seit 2006 auch übernachten. Dafür
stehen 197 klimatisierte Zimmer und Lodges
sowie – für besonders Abenteuerlustige –
138 einfache und Premium-Zelte zur Ver-
fügung. Seit 2008 gibt es in der Nähe der
Halle zudem einen Camping-Platz, sechs
Jahre später entstand aufgrund der großen
Nachfrage Brandenburgs erster Mobile-
Homes-Park. Nach einem Jahr wurde
der Platz bereits um weitere 60 Mobile
Homes erweitert. Heute befinden sich dort
92 Stellplätze, 35 Zelte (vom Tipi bis zum
Luxus-Zelt) sowie 113 Mobile und Nature
Homes mit insgesamt 332 Betten. Geplant
sind in Zukunft sogar bis zu 9.000 Betten
rund um die tropische Badelandschaft. Seit
Dezember 2018 gibt es zudem einen neuen
Wasserspielplatz. All diese Attraktionen,
Plätze und Unterkünfte wollen gepflegt
und gewartet werden. Die meisten davon
sind rund um die Uhr in Betrieb. Denn die
Halle hat 24 Stunden am Tag geöffnet.
Die täglichen Herausforderungen hat Mirko
Zander bestens im Blick. Der Leiter des
Facility Managements startet seinen Arbeits-
tag meist damit, sich zu informieren, was
sich in Spät- und Nachtschicht jeweils er-
eignet hat. Daraus ergeben sich dann ggf.
zusätzliche Aufgaben für die Tagschicht.
Anschließend geht es in den Austausch mit
seinem Team sowie anderen Abteilungen
und Kollegen. Im Facility Management von
Tropical Islands sind etwas mehr als 50
Personen beschäftigt, die den First-Level-
Support abdecken. Dazu gehört in erster
Linie die Instandhaltung der Dome-Hülle,
für die unter anderem die Industrie-Kletterer
zuständig sind und sich in die luftigen Hö-
hen wagen. Das Hauptaugenmerk ist dabei
auf den Korrosionsschutz gerichtet, zudem
müssen immer wieder Teile ausgetauscht und
die Halle den wachsenden Anforderungen
entsprechend weiterentwickelt werden.
Auch der Wassertechniker ist ein wichtiger
Posten im Erlebnis-Bad. Da es hier keine
Standard-Ausbildung gibt, müssen Mitar -
beiter oft erst zusätzlich qualifiziert
werden. Den Job übernehmen in der Regel
MANAGEMENT & SERVICES
Mirko Zander ver-antwortet seit Herbst 2018 das Facility Management im Tropical Islands.
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Neben der Bade- und Saunalandschaft gibt es im Dome auch viele Übernachtungsmöglichkeiten (links), Restaurants und Shops (rechts).
Bereits seit 2008 gehört ein Campingplatz zum Tropicals Islands. 2014 wurde er um einen Mobile-Homes-Park (rechts) erweitert.
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Eine der größten freitragenden Hallen der Welt beherbergt heute eine tropische Badelandschaft.
Seit 2016 gibt es den Außenbereich Amazonia. Ein Highlight ist der Strömungskanal Whitewater River.
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z. B. Schlosser oder auch Heizungsbauer.
Künftig soll in diesem Bereich auch ausge-
bildet werden. So können die jungen Leute
gleich in der Praxis auf die vielfältigen Auf-
gaben vorbereitet werden. Denn in der
heutigen Zeit ist es nicht immer einfach,
geeignete Fachleute zu finden. Aktuell gibt
es aber noch keine Azubis im FM.
Technik und Software
Dafür aber ein großes GaLaBau-Team.
Denn die 600 verschiedenen Pflanzenarten
wollen fachgerecht versorgt werden. Rei-
nigungsleistungen im Dome und auf dem
Camping-Platz gehören in der Regel zum
Bereich Operations, wie bei einem klassi-
schen Hotelbetrieb. Dafür gibt es sowohl in
der Halle als auch im Außenbereich jeweils
einen Verantwortlichen, der den Betrieb
und die Sauberkeit überwacht. Darüber
hinaus fallen wiederum zahlreiche klassi-
sche FM-Aufgaben in die Zuständigkeit von
Mirko Zanders Team: Hausmeister-Dienste,
Instandhaltung, Gebäudetechnik, Mängel-
verwaltung sowie die Steuerung von Fremd-
firmen. Den Second-Level-Support über-
nimmt der Dienstleister Wisag. Sobald Spe-
zialwissen gefragt ist, das im FM-Team nicht
abgebildet werden kann, kommen weitere
externe Experten oder andere Abtei lungen
ins Spiel, beispielsweise für Sprinkler, Brand-
meldeanlagen oder Aufzüge.
Für das Energiemanagement hat Zander
wiederum einen eigenen Mitarbeiter. Seine
Hauptaufgaben sind Monitoring, Reporting
und Optimierung. In der Vergangenheit
wurden schon einige Maßnahmen erfolg-
reich umgesetzt, darunter die Aufbereitung
des Wassers aus der Filterrückspülung. So
können laut Prognose jährlich 55.000 m3
Wasser eingespart werden, das man zu-
dem sonst noch hätte erwärmen müssen.
Die Einsparungen fließen letztlich nicht nur
in neue Attraktionen, sondern auch in die
Modernisierung der Technik.
Bei so vielen verschiedenen Aufgaben und
Anlagen ist eine zuverlässige Software
als Grundlage unumgänglich. Im Tropical
Islands wurde 2011 getFM eingeführt.
MANAGEMENT & SERVICES
Veranstaltungstipp
Sie wollen mehr über das Facility Management im Tropical Islands und anderen Freizeitparks erfahren? Sie wollen den Dome selbst einmal besichtigen und einen Eindruck von den vielfältigen Aufgaben gewinnen?Am 29. Oktober 2019 veranstalten wir das Fachsymposium „FM in Freizeitparks“ auf dem Gelände des Tropical Islands.Weitere Infos:www.facility-manager.de/freizeitparks
Die Instandhaltung der Gebäudehülle gehört zu den wichtigsten Aufgaben des Facility Manage-ments.
Sauberkeit hat im Ferienresort oberste Priorität. Dabei wird u. a. auf die Kehr-maschinen von Hako zurückgegriffen.
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Bereits zwei Jahre vorher begann das Team
von Facility Consultants mit der Analyse
und der schrittweisen Implementierung.
Nach und nach sind weitere Bausteine hin-
zugekommen, wie Störungs- und Mängel-
management, das Energiemanagement
und die Equipment-Verwaltung sowie der
Einsatz von Beacons1. Die Wartungsplanung
liegt bei der Wisag, die dazu auf das Sys-
tem zugreift. Für einen Teil der Maßnahmen
wird bereits die App von getFM genutzt,
zum Beispiel in der Qualitätssicherung.
Störungen werden noch nicht darüber auf-
genommen.
Herausforderung und Wachstum
Der Geschäftsführer von Facility Consul-
tants, Alexander Gerlach, hatte zwischen-
zeitlich auch das Interimsmanagement des
FM im Freizeitpark inne, baute die Grund-
strukturen dort auf und formte das Team.
Dies war ein wichtiger Schritt für die Profes-
sionalisierung und das weitere Wachstum.
Zudem begleitete er den Auswahlprozess
für den finalen „Head of FM“ und holte
die Wisag als externen Dienstleister mit
Hotelerfahrung an Bord. Dort war der jetzige
Facility Manager Mirko Zander damals noch
beschäftigt. Im Herbst 2018 wechselte er
auf die Auftraggeberseite.
Die besondere Herausforderung für das
FM im Tropical Islands ist vor allem der
24-Stunden-Betrieb. Der Außenbereich
wird abends geschlossen, so kann das Was-
ser in den Becken abgelassen und diese
morgens neu befüllt werden. Die Becken in
der Halle werden aber fast täglich rund um
die Uhr von den Besuchern genutzt, auch
abends und nachts. Deshalb müssen sie für
die Reinigung sowie sicherheitstechnische
Abnahmen abwechselnd zeitweise gesperrt
werden. Ansonsten müssen die Wasser-
techniker bei ihren täglichen Rundgängen
immer auf Sicherheit, z. B. am Rutschen-
turm, sowie auf Wasserqualität und Lecka-
gen achten und diese dokumentieren2. Mit
dem weiteren Wachstum des Freizeitparks
werden die Aufgaben für das FM in Zukunft
sicherlich noch komplexer und vielfältiger.
Auch die Software muss sich analog mit-
entwickeln und den neuen Anforderungen
anpassen. Denn Tropical Islands will zu ei-
nem der führenden Ferienresorts in Europa
heranwachsen.
Sandra Lederer
MANAGEMENT & SERVICES
1 Die Beacons werden im Tropical Islands für die Dokumentation genutzt. Sobald der „Manager on Duty“, der für die Verkehrs-sicherung im Resort zuständig ist, bei seinem Rundgang an einem Kontrollpunkt vorbeikommt, erhält er eine Push-Meldung mit der Checkliste für den jeweiligen Ort, die er ausfüllt und somit die Kontrolle dokumentiert. Ebenso wird die Techno-logie von den Wasser-technikern bei ihren Rundgängen genutzt.
2 Die Dokumentations-Möglichkeiten, Check-listen und Formulare über die Software werden nicht nur vom FM genutzt, sondern beispielsweise auch von der Werksfeuerwehr und in Zukunft auch vom Sanitätsdienst.
Die Halle ist in ver-schiedene Themenbe-reiche gegliedert. Im oberen Bereich liegt die Südsee, darunter der Regenwald und die Lagune. Links und rechts davon gibt es weitere Attraktionen, Shops, Restaurants, eine Sauna-Land-schaft, das Tropen-dorf sowie zahlreiche Übernachtungsmög-lichkeiten.
Bild
er:
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