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Lautsprecher DeVore Fidelity Orangutan O/96Autor: Uwe Kirbach Fotografie: Rolf Winter

John DeVore benötigte vier Jahre

währende Versuchsreihen bis zur

Vollendung der Orangutan O/96. Bei-

nahe wäre uns durch einen kleinen

Irrtum im Verlag sein komplettes

großartiges Endergebnis verborgen

geblieben.

Zepter, Reich und Krone

Nicht wenige Entdeckungen verdanken sich eines Irrtums.Christoph Kolumbus glaubte, den Seeweg nach China gefundenzu haben, Isaac Newton kam angeblich durch einen Apfel, derihm auf den Kopf fiel, auf das Gravitationsgesetz und AlexanderFleming entdeckte das Penicillin, weil er vor der Fahrt in den Ur-laub gefährliche Bakterien in einer Petrischale auf dem Labor-tisch vergaß. Wir machen es hier eine Nummer kleiner: Ich hatteJohn DeVores O/96-Lautsprecher geliefert bekommen, erfreut,dass sie endlich einen deutschen Vertrieb hatten, nachdem ich sievor Jahren sehr vielversprechend in einer Vorführung hörenkonnte. Dann passierte, unbemerkt, ein kleiner, aber durchausentscheidender Fehler. Aber gedulden Sie sich bitte noch einenMoment. Aufzubauen und zu platzieren sind die Orangutansleicht, die hölzernen Profile auf ihrer Unterseite passen narrensi-cher in die dazugehörigen Ständer, durch die Ausrichtung genauauf den Hörer war sofort eine sehr gute Raumdarstellung undAblösung der Musik von den Boxen erreicht. Noch ein bisschenHin- und Herrücken, schon war ein exzellenter Fokus und einesehr gute Bass-Grundtonbalance hergestellt und die bereits ein-gespielten Lautsprecher, die ich als mit die Schönsten auf demMarkt empfinde, konnten sich neben dem Schmücken desRaumes ans „Akklimatisieren“ machen. Sie wissen ja, allein schonruhiges Stehenlassen nach dem Transport und nach demNeuanschließen von Kabeln bringt viel – je feinsinniger der Laut-sprecher, desto mehr. Eine Erkenntnis förderten die ersten Tage noch ans Licht:

Während bei einem Händler und in unserem Verlagshörraum je-weils Korkstücke (vom Vertrieb H.E.A.R. erhältlich) zwischenBoden und Ständerfüßen ein deutlich besseres, unangestrengtesErgebnis lieferten, waren diese in meinem großen Hörzimmernicht nötig. In diesem befindet sich direkt unter dem dünnenTeppichboden ein Holzverlegeboden, beim Händler und im Ver-lag dagegen jeweils Betonestrich. Und dann? So sehr die beidenSchmuckstücke mein Auge täglich erfreuten, machte es nicht sorichtig „Klick“ in meinen Ohren. Doch, ich mochte den freien,ungemein kräftigen, lässigen Klang der Orangutans, ihre Bruch-losigkeit, die Fähigkeit, Größe wunderbar dreidimensional und

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voluminös darzustellen, wo es die Aufnahmen hergeben, undkleine Schallereignisse filigran, klein und scharf umrissen zu er-halten – alles schon Auszeichnungen, um zu den Besten zugehören. Aber irgendetwas fehlte, musikalische Magie wollte sichnicht recht einstellen. Vermutlich war ich einfach fürchterlichverwöhnt von der YG Hailey und der Cessaro Wagner, mit denenich seit Längerem so fantastisch Musik höre, wie ich es mir für dieheimischen Wände kaum erträumt hatte? Es folgte das Interview mit John DeVore, der Anruf erreichte ihn

in seiner Firma, die in einem großzügigen ehemaligen Marinege-bäude in Brooklyn residiert. Wie er so spricht, von der über vier-jährigen Entwicklungszeit an der O/96 berichtet, etwa davon, wieverschiedene Kleber zwischen der mehrschichtigen Sperrholz-platte, auf der die Weiche mit einer dämpfenden Zwischenschichtmontiert ist, und dem Gehäuse den Klang beeinflussen, weilKunststoffkomponenten eine Rolle bei der Energiekontrolle spie-len – da denke ich: Diese Art von Sorgfalt, diese Feinabstimmunghöre ich noch nicht, bei aller Klasse des Lautsprechers. Bezeich-nend war, wie DeVore erzählte, dass er anlässlich mehrerer Mes-sen, wie der CES, jeweils schon dachte, die O/96 sei bereits fertig.Um dann festzustellen, dass sie unter erschwerten Bedingungennoch nicht seinen Ansprüchen genügte. Irgendwann kamen wirdann auch darauf, was er alles für die ideale Verbindung zwischenBoxen und Ständern getestet habe: Filz, diverse Gummis, Schäu-me, Verschrauben, Blu-Tack, nichts befriedigte ihn vollständig.Bis er endlich auf diesen formbaren, kitt-ähnlichen weißenKunststoff kam. What? Ich hatte nichts zwischen Ständern undBoxen, die Profile mit den Filzstreifen passten doch so perfekt indie Aussparungen der Ständer, dass die Konstruktion vollständigaufeinander abgestimmt erschien. Tatsächlich fand sich aber inden Tiefen einer Verpackungskiste bei der Bedienungsanleitungeben jene weiße Masse. Oha.

Spezialanfertigung: Der Hochtöner mit Keramik-Doppelmagnet undgemäßigter Horn-Führung wird bei SEAS gebaut

Bitte nicht darauf fassen oder reinigen: Die weichen, getränkten Seiden-kuppeln können klanglich hervorragend sein, sind aber auch empfindlich

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Zu kleinen Kügelchen geformt wurde sie auf die vier Ecken derStänder platziert, die Boxen kamen wieder darauf. Und dann dasgroße „Ahhhh“. Sie kennen das, wenn es vorher schon sehr gutklingt und dann aber erst richtig einrastet. Kein riesiger Unter-schied in einzelnen Bereichen, nichts ganz Dramatisches für Leu-te, die nur auf besondere Ereignisse und Passagen hören. Aberinsgesamt stellte sich eine Entspannung ein, die mit dynami-schem Zugriff einhergeht, eine Verfeinerung und Ruhe und Deli-katesse in den Klängen. Und wie frei diese in den Raum geworfenwerden – jetzt, endlich, war zu verstehen, was John DeVore mitseinem Lautsprecher meint und warum es derart lang dauerte, biser ihn als fertig entwickelt in die Welt entließ. So hatte ich irr-tümlich einen unfreiwilligen Rückwärtstest unternommen: Ohnediesen ungeplanten Versuch hätte ich nicht verstanden, wie prä-zise der Entwickler seine Boxen bis zum letzten Detail auf denPunkt gebracht hat, wie klein und für das musikalische Ohr dochso groß der Unterschied sein kann zwischen ausgezeichnet kon-struiertem und wirklich faszinierendem, süchtig machendemHigh-End. Bei dem man sofort, sofort weiß, wofür man sein Geldausgibt.Wunderbar, wie Art Peppers Altsaxophon links ganz sauber, frei,

groß und warm erklingt auf seinem Klassiker Art Pepper MeetsThe Rhythm Section (Contemporary Records LAX 3011, LP Ja-pan-Pressung 1974), Paul Chambers’ Bass wie greifbar zu trennenist vom direkt dahinter aufgenommenen Drumset Philly Joe Jo-nes’, dann Red Garlands Piano farbenstark und enorm spritzig-lebendig und mit begeisterndem Swing in den Anschlägen ein-setzt. „Abstimmung, Abstimmung, Abstimmung!“, habe ich dazuin euphorisierter großer Handschrift auf meinen Block geschrie-ben und mich mitreißen lassen von den Drums, die immer wie-der so schön physisch in den Raum rollen. Nur dann wird aus ei-nem schnöden „Lautsprecher“ (wie teuer er auch sein mag) einechtes Instrument, das den gestrichenen Bass so schön harzig er-klingen lassen kann und auch leichteres Drücken des Bogens dasVolumen des Basskörpers hörbar macht, wenn die Abstimmungdie gesamte Boxenkonstruktion wirklich durchdrungen hat.Dann kann auch ein so eingängiger Klassiker, der von häufigemHören eventuell auch mal langweilig wird, zu neuem Leben kom-men. Und swingen, Spannung haben und Spiellaune bis in dieNervenenden. Wie aber verhält sich die O/96 bei einer ausgesprochen schwie-

rigen Aufnahme, musikalisch wie klanglich, bei Chico FreemansKings Of Mali (India Navigation IN1035, LP, USA 1978)? Auch

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steifende Lackschicht aufgetragen, wasfür stabileren Klang und Langlebigkeitsorgen soll. An Schwingspulen wurdenum die 40 verschiedene getestet, amEnde sollte es eine lange Kupferspulesein, angetrieben von einem Keramik-Magneten, dem längsten, den SEASeinsetzt. Sonst soll jedoch kein Chassisvon SEAS dem für DeVore in langenJahren entwickelten gleichen. Noch spezieller soll seine verwendete

Weiche sein. Dass er sie zum Schutzvor den hohen Energien innerhalb derLautsprechergehäuse verkapselt, istdabei zwar nicht allgemein üblich,aber noch nicht so ungewöhnlich. DieMikro-Vibrationen, wie sie ohne seineGegenmaßnahmen auftreten würden,würden den Klang sogar deutlichmess bar verfälschen, sagt er. Das wirk-lich Besondere sei aber die Schaltungseiner Weiche. Die habe er sich Mitteder 90er-Jahre ausgedacht und sie seibis heute einmalig und daher auch ge-heim. Da sie vollständig vergossen ist,kann ich das nicht kommentieren. Je-doch liegt die Lautsprecherimpedanzbei ziemlich ungewöhnlich verstärker-freundlichen 10 Ohm, das Minimumvon 7,75 Ohm bei etwa 200 Hertz.John DeVores Anliegen sei es gewesen,Lautsprecher zu bauen, mit denensämtliche Verstärker problemlos zu-rechtkommen. Oder, anders ausge-drückt: Jeder Verstärker soll sich an ei-ner O/96 von seiner besten Seitezeigen können. Bei einer hohen Emp-findlichkeit von 96 Dezibel erwiesensich die Boxen tatsächlich als völlig an-spruchslos, was die Leistung betrifft.Und sicher nicht vergleichbar mit an-deren Lautsprechern, oft aus den USA,die auf dem Papier gerne auch werbe-

Jazz, aber eine Art Musik, die man entweder nur live oder mit ei-ner wirklich sehr guten Anlage hören kann. Schwierige Song -strukturen, eine Vielzahl recht expressiv gespielter Instrumente,Raumdetails, die leicht verdeckt werden, die man aber mitbe-kommen sollte, damit das Interagieren der Musiker hörbar wird– das fordert einer Anlage alles ab, wenn nicht der Hörer über-fordert werden soll. Ganz so unmittelbar athmosphärisch an denAufnahmeraum angeschlossen wie Cessaros Wagner wirkt dieDeVore in „Look Up“ nicht und die Trillerpfeifen bei „Minstrel’sSun Dance“ zerschneiden nicht mit gleicher Kraft die Luft. Aberherrlich treibend, rhythmisch mitreißend spielen die Boxen undwenn es um die schwierigen Obertöne der afrikanischen Bailo-phone geht, erklingen sie stark und durchdringend, ohne je zuscharf zu werden, ein schönes, echtes Flirren. Sie extrahierenKlangfarben, wo andere längst gestresst wirken. Und wie toll, wiedynamisch scheinbar unbegrenzt und vor allem wieder rhyth-misch begeisternd präzise hauen sie das Klanggetümmel raus –die vielleicht schwierigste, sicher aber grundlegende Bedingung,um als Hörer mitgehen zu können, statt bald aus der Kurve zufliegen. Was die Orangutans gerade in solchen Momenten leisten, ist

nicht nur preisklassenunabhängig absolut vorbildlich. Es ist eineVoraussetzung dafür, dass man mit einem Lautsprecher wirklichlange leben mag, ihn mit der Zeit immer mehr ins musikalischeHerz schließt, statt sich allmählich von ihm abzuwenden und nacheinem anderen zu suchen. Wie hat John DeVore das hinbekom-men? Den wichtigsten Part spielt vielleicht etwas, das ich in denGesprächen mit ihm immer wieder durchhöre: Der Mann lässtnicht locker, egal, was es ihn an Zeit und Geld kostet, so lange, biser wirklich zufrieden ist. Drei verschiedene Hersteller hatte er fürseinen Tieftöner, bis ihm SEAS eine Spezialanfertigung baute, dieseine Anforderungen erfüllte. Dabei wird die Papiermembranvom gleichen Hersteller zugeliefert, der Tannoy seit den 30er-Jah-ren versorgt. In der Nähe des Phase Plug wird dann noch eine ver-

Unscheinbar, sorgt aber für stressfreien Klang: Das von DeVore und SEASentwickelte Chassis ist von der Papiermembran des Tannoy-Zulieferers biszum Keramikmagneten genau auf die O/96 abgestimmt

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Lautsprecher DeVore Fidelity Orangutan O/96

wirksam hohe Empfindlichkeitswerte von 93/94 Dezibel aufwei-sen, aber wegen problematischer Impedanzverläufe dennoch sehrstabile und kräftige Verstärker benötigen. Und dann bei vielenAnwendern fehlangepasst vor sich hindarben. Zurück zu denOrangutans: Schon mit den etwa 10 Watt des Simply Two vonUnison spielen sie in jedem Fall mehr als ausreichende Lautstär-ken. Ihr Entwickler sagt, mit 845ern oder mit 300-B-Single-En-ded-Endstufen liefen sie auch hervorragend – bestimmt einernsthafter Tipp für Fans, die ihr halbes Leben 300-B’s an Laut-sprecher hängen, die eigentlich mehr Leistung bräuchten (oder soverfärben, dass man sich die Klangschönheit einer guten 300 Bgleich schenken kann). Ein wenig vorsichtig wäre ich dennoch bei300 B’s: Viele Konstruktionen besitzen unterhalb von 150 Hertzkeinen besonders straffen oder energetischen Bass. Die Orang -utans dagegen reichen sehr tief und kräftig hinab. In der Kombi-nation könnte da ein nicht den Tieftonqualitäten der Lautspre-cher entsprechendes Ergebnis herauskommen. Ähnliches giltübrigens für das obere Frequenzende: Im Hochton spielen dieBoxen ausgedehnt und genauso energetisch, meiner Ansicht nachhervorragend ausgewogen, aber auch nicht scheu. Schon deswe-gen sollte man einen nicht zu hallig-harten Raum haben und ei-ne ausgezeichnete Kette vorschalten, das haben diese wunderba-ren Lautsprecher sich verdient. Wie zu erwarten verträglicherzeigt sich hier laut Vertriebschef Arnd Rischmüller das kleinereund mit, richtig, 93 Dezibel etwas weniger empfindliche ModellO/93, das ich auf den Norddeutschen High-End-Tagen hörenkonnte und dies auch ausgesprochen begeisternd. Hauptsächlich habe ich die O/96 mit der deutschen Audioplan-

Version der JA80 von Jadis gehört (leistungsmäßig würden diekleineren JA30 natürlich völlig ausreichen), mit Shakti Stones aufden Netztrafos, Röhrendämpfern von Shun Mook und alten Me-tallsockel-EL34 von Telefunken. Keine Single-Ended-Trioden,aber ich liebe den Biss und die Tiefen, die sie aus den Boxenlocken, ebenso wie ihre ausgedehnten, sehr energiereichen, abernie harten oder gar harschen Höhen. Im Gegenteil, immer wieder

Soll besser klingen: Die Füße aus massivem Ahorn enthalten keine Schrau-ben oder andere Metalle. Für Betonestriche liefert der Vertrieb H.E.A.R.Korkuntersetzer zur klanglichen Anpassung

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verblüfften mich John DeVores Primatenschön-heiten: Auf meiner Lieblings-Rockplatte des letz-ten Jahres, Courtney Barnetts Sometimes I Sit AndThink And Sometimes I Just Sit (Marathon Artists,Milk Records HA0036LPX, 2-LP orange) wech-seln sich bewusst krachig aufgenommene Stückewie das großartige „Pedestrian at best“ mit plötz-lich sehr präzise eingefangenem klangschönemSentiment in „An Illustration of Loneliness (slee-pless in New York)“ nur so ab. Es ist nicht nurgrandios, wie die Boxen den Klangunterschiedhin zu un-krachig, ganz trocken und intim zwi-schen beiden Titeln hörbar machen und damit

xxxMitspielerLaufwerke: TW Acustic Raven Black Night, Brinkmann LaGran-ge 2-Arm / RöNt 2, Nottingham Deco Tonarme: Acoustical Sys -tems Axiom, Raven 10.5, ViV Rigid Float, Brinkmann 12.1, Not-tingham Anna II Tonabnehmer: Air Tight PC-1 „Magnum Opus“,Ortofon MC95 Heritage, Lyra Etna, Kondo IO-M, Ortofon Caden-za Mono, Sound smith Strain Gauge, Brinkmann EMT ti, LondonReference Phonoübertrager: Kondo KSL-SF-Z, Ortofon ST-80 SEPhonostufen: Kondo KSL-M7, Gryphon Orestes CD-Laufwerk: Jadis JD1 Pro MkII D/A-Wandler: Jadis JS1 MkIV Tuner:Ma-rantz 10B Vorverstärker: Kondo KSL-M77, Unison ReferenceEndverstärker: Jadis JA 80 (2010), Frans de Wit Signature One,Gryphon Reference One Vollverstärker: Unison Simply TwoLautsprecher: YG Hailey, Living Voice OBX-RW, Mårten Bird 2Kabel: Kondo KSL-LPz, Theme Ls-41, Operia SPs-2.7, KSL-ACzSignature, Silent Wire NF + LS Imperial Aural Symphonics MagicGem v2t, Adagio Audio Digital Reference Zubehör: Hensler Cablewave NL-7 + NP-1000, Netzleiste Magnan Signature, Audioplan Powerstar, Antispikes, Acoustic System Resonatoren,Shakti Hallograph, Harmonix RFA-78i, RF-999 MT, TU-220 MT,TU-210 ZX, MY-TU-201, Tuning Spike Base RF-900, Shakti Sto-nes, Regale: Thixar SMD, HRS, TimeTable, Audio Magic Delta, Salamander Design, Black Forest SoundBoards + SoundBridges,Shun Mook Valve Resonators, Mpingo Discs, L’Art du Son CD-Reiniger + Record Cleaning Fluid, Stylastxxxx

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Lautsprecher DeVore Fidelity Orangutan O/96

Rechts: Für schnellen, tiefreichenden und bei Bedarf mächtigenBass: Zwei Reflexöffnungen, eine hohe Empfindlichkeit und dieleichte Papp-Membran ermöglichen eine sehr bemerkenswerteTieftonwiedergabe

Links unten: Die Single-Wire Anschlussklemmen sind aus massivemKupfer gefertigt. Sicher: Führungsprofile und kleine Kügelchen ausadhäsivem Kitt sorgen für guten Stand und optimalen Klang.

Rechts unten: Nur in den Orangutan-Modellen: Zur Konstruktion derunterschiedlich aufgebauten Hochton- und Tiefton-Innenverkabe-lung aus Kupfer ließ sich John DeVore von einem alten Western-El-ectric-Kabel inspirieren

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fensichtlich ein langer Prozess des Try-and-Error steckt. Am Ende wurde dieFront jedenfalls etwa ein Zoll stark, dieSeitenwände erhielten mit rund 2 Zen-timetern etwas weniger und am auf-wendigsten gerieten die Bodenplatten,die aus verschiedenen Lagen zusam-mengefügt sind. Die Ständer werdenaus massivem Ahorn gefertigt, ohneEinsatz von Schrauben oder über-haupt metallhaltigen Teilen, das hattesich klanglich als optimal herausge-stellt (nur bitte die weiße Kitt-Knet-masse vor dem Aufsetzen der Boxennicht vergessen ...).Sowohl fertigungstechnisch wie op-

tisch und klanglich spielt die Lackie-rung von Boxengehäusen und Stän-dern eine letzte, besondere Rolle.Mehrschichtiger, handpolierter Poly-esterlack kommt hier zum Einsatz, erwird, je nach Holz und Einsatzseite,auf drei, vier oder fünf Versiegelungs-schichten aufgetragen und in jedeSchicht kommt eine Spur Farbe. Dasverleiht den Oberflächen ihre wun-derschöne Struktur mit der dreidi-mensionalen Tiefenwirkung. Aber dieLackierung verändert auch Härte undResonanzverhalten des Gehäuses undhat damit einen starken letzten Ein-fluss auf die klangliche Abstimmung.Insbesondere für die richtige Wahr-nehmung von Energie fielen hier so-zusagen die letzten Würfel. Wie fanta-stisch das alles gelungen ist, machtTodos Santos von Wayne Horvitz (So-und Aspects SAS019, LP) deutlich. Im„Adagio“ gelingt eine tolle große Ab-bildung, Horvitz’ Griff in die Pianota-sten hat schön viel Grundtonkörperund -macht, zugleich sind die Abriß-geräusche, die beim Blasen in ein Rohr

deren Abfolge sinnfällig wird. Plötzlich erweist sich auch ihrgroßer Feinsinn, wenn Courtney Barnett ihre Stimm-Rauigkeitbei „I’m“ und „of“ in der Zeile „I’m thinking of You, too“ mit op-timalem Timbre hören lässt. Immer wieder einfach nur bewun-dernswert, wie sensationell DeVore die Abstimmung gelungenist. Noch ein Extrembeispiel: Ich wette, dass die meisten Anlagenmit den brutal direkten Studio-Aufnahmen der Silver Apples aufihrem futuristischen Zweitling Contact (Kapp KS3584, LP) über-fordert sind. Sägende elektronische Sounds, ein repetitiver, me-chanisch-harter Drive und die äußerst dynamische Songführung,dazu eine Stimme, die sehr leicht umkippen kann ins zu Helleund Penetrante, das alles machen die Klangwunder aus Brooklyneinfach sagenhaft gut – schier berstend vor Energie, doch mangerät nie in eine unruhige Gefahrenzone, dass etwas umkippenkönnte und kann sich so ganz der Musik aussetzen. In den unters -ten Tiefen geht gegenüber den YG’s und Cessaros nur der letztegrollende Rumms ab, ohne den Vergleich wird man einen Mangelnicht feststellen, und selbst in den Hochtonreserven scheint mirder Unterschied zu den hier allerdings kaum einholbaren Cessa-ros musikalisch meist nur unwesentlich zu sein. Spielt etwas so bruchlos zusammen, muss man bei den verwen-

deten Bauteilen noch mal genauer nachfragen. John DeVore be-richtet, er habe in der Mixtur aus Öl-Papier-Kondensatoren mitFolienkondensatoren die richtige Balance gefunden, ein von Ari-zona Cap gefertigter Kondensator sei als Tuning-Element hinzu-gekommen. Doch bevor die beiden SEAS-Chassis klanglich viaWeiche sozusagen verschmolzen wurden, müssten sie für sichschon grundsätzlich gleichartig klingen. Deswegen würde er nieunterschiedliche Treiber-Konzepte in einem Lautsprecher einset-zen. Sonst verrät er zur Weiche noch, dass die Spulen in eigenerFertigung gewickelt werden und die Teile alle aufwendig freiver-drahtet sind, also ohne Platine. Ein entscheidender Faktor fehlt nun noch bei jeder guten Laut-

sprecherabstimmung, das Gehäuse. Wie alle anderen Bestandtei-le hat DeVore es sozusagen zirkulär entwickelt. Das bedeutet, dassbei jeder Änderung alle anderen Faktoren wieder auf den Prüf-stand kommen müssen. Da wird leicht nachvollziehbar, warumdie Entwicklungen der einzelnen Modelle bei ihm so unendlichlangwierig sind. Und so schreibt sich leicht hin, dass der Herstel-ler drei verschiedene Holzarten einsetzt, besonderes Sperrholzmit speziell gegenläufigen Schichten, Massivholz und MDF. Wieer darauf gekommen ist, welche für jede Wand und in welcherStärke einzusetzen, das ist eine andere Frage, hinter der ganz of-

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Lautsprecher DeVore Fidelity Orangutan O/96

von Are You Experienced (Reprise RS6261, LP) kommt die Stim-me von Jimi Hendrix in „Manic Depression“ räumlich greifbardeutlich ein gutes Stück über den Instrumenten aus der Mitte.Und das trägt einiges zum Erlebnis bei, wie die DeVores dasStück im Raum kochen und brodeln und treiben lassen, fabulösdynamisch. Ist es nicht ein wenig dekadent, noch mehr von ei-nem Lautsprecher verlangen zu wollen, als diese fantastischeEntwicklung bietet? John DeVore hat mit der Orangutan O/96einen Lautsprecher geschaffen, der durch allerhöchste Abstim-mungskunst die natürlichen Grenzen einer wirtschaftlich nochüberschaubaren Konstruktion zu sprengen scheint. Auf ihre Artein Geschenk an die Hörer, die gewillt sind, ihrer vorgeschaltetenAnlage und dem Hörraum ein gewisses Maß an Sorgfalt undAufmerksamkeit zu widmen – wie gesagt, scheu sind diese Oran-gutans nicht. Im Gegensatz zu ihren Namensgebern.Gottfried August Bürger hat in seinem berühmten Gedicht

„Fortunens Pranger“ beklagt, dass manchem edlen Tugendsohnekaum sein Bettelstab gegönnt sei, während die Glücksgöttin demtollsten Orang-Utan oft Zepter, Reich und Krone gab. Ganz imMissverständnis der damaligen Zeit hielt er die Orang-Utans fürgrobe, wilde Kraftprotze. Die Namensgebung John DeVores fürseine Lautsprecher entspricht da eher dem Verständnis unsererZeit für diese Tiere: wild und stark, ja, im richtigen Moment. Aberauch unendlich fein und sensibel. Dafür, dass ihm die Verbin-dung von beidem in seinen O/96 so herausragend gelungen ist,würde ich ihm gerne und verdient Zepter, Reich und Krone imHigh-End-Land verleihen.

xxxxLautsprecher DeVore Fidelity Orang utan O/96Prinzip: Zweiwege-Lautsprecher mit Ständer, Bassreflex Bestückung: 25-cm-Tief-mitteltöner, 25-mm-Hochtöner mit Seidenkalotte Frequenzgang: 25 Hz–31 kHzKennschalldruck: 96 dB/W/m Impedanz: 10 Ohm Besonderheit: Papiermem-bran in SEAS-Spezialchassis Ausführungen:Walnuss, Ständer schwarz Maße(B/H/T): 45,7/89/30,5 cm Gewicht: 27 kg Garantie: 2 Jahre Preis: 13350 Euro

Kontakt: H.E.A.R. GmbH, Rappstr. 9 A, 20146 Hamburg, Telefon 040/413 55 882,www.h-e-a-r.dexxxxxxx

entstehen, superfein. Ebenso besitztdas verstärkte Piano in „Nightbirds“genau die richtige Portion Volumenund Kraft, während die Trommelnvon hinten mit spürbar bewegter Luftkommen, schnell und federnd, unddas Kornett seine Klangfarben mitherrlich viel sprödem Glanz undDruck versprüht. Was bei diesen Auf-nahmen häufig wie nebeneinanderund aneinander vorbeigespielt wirkt,lassen die O/96 zusammenfließendund sinnfällig erklingen und die Titeldieser zugleich dynamischen wie sub-tilen LP erwachen zu einem Leben,welches ihnen von anderen Lautspre-chern nicht so leicht geschenkt wird. Den ganz großartigen Umgang mit

musikalischem Fluss und seiner inne-ren Energie macht auch die Einspie-lung der Pastorale von Marc AntoineCharpentier unter William Christiedeutlich (Harmonia Mundi FranceHM1082, LP): In der zweiten Szenesteht die Solostimme links wunderbarim Raum, sie besitzt eine Stimmtech-nik, die über die Orangutans ihre in-nere Kraft hörbar macht und ohne Anstrengung den gesamten Aufnah-meraum anregt. Alle Stimmen erklin-gen herrlich frei von den Boxen, manschlüpft geradezu mit in das Aufnah-mesetting, wozu die tolle, panorama-weite Abbildungsbreite der Lautspre-cher mit beiträgt. Die Tiefenwirkungerscheint nicht so extrem wie mit derWagner von Cessaro oder der Haileyvon YG, wirkt aber immer völligselbstverständlich, keinesfalls wie re-duziert oder gar gestaucht. Was in derräumlichen Darstellung über die Massen gut gelingt, ist die Höhenab -bildung. Auf der Originalpressung