Ideologischer Wandel der SPS– Lokalparteien Markus Gubler, Simon Grossenbacher, 3.Juni 2004.

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Ideologischer Wandel der SPS– Lokalparteien Markus Gubler, Simon Grossenbacher, 3.Juni 2004

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Ideologischer Wandel der SPS– Lokalparteien

Markus Gubler, Simon Grossenbacher,

3.Juni 2004

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Gliederung des Referats

1. Einleitung

2. Theoretische Grundlage

3. Fragestellung

4. Hypothesen

5. Operationalisierung der Variablen

6. Resultate

7. Fragen, Kritik, Anregungen

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Theorie

Jüngere internationale und nationale Strömungen innerhalb der Sozialdemokratie

International:•Anthony Giddens‘ dritter Weg für eine Erneuerung der

sozialen Demokratie (1998)

•Der Weg nach vorne für Europas Sozialdemokraten (Vorschlag von Schröder + Blair Juni 1999)

National:•Gurten-Manifest für eine neue und fortschrittliche SP-Politik

(Huber, Kaestli, Linder, Sommaruga, Mai 2001)

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Anthony Giddens‘ dritter Weg

• Keine Alternative mehr zum Kapitalismus, zur Debatte steht nur noch in welchem Masse und auf welche Weise der Kapitalismus begrenzt und gezähmt werden soll.

• Dritter Weg: Theorie und eine politische Praxis, mittels deren die Sozialdemokratie den grundlegenden Veränderungen in der Welt innerhalb der letzten zwei oder drei Jahrzehnte Rechnung trägt.

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Anthony Giddens‘ dritter Weg

• Dritter Weg vertritt ein Modell der neuen gemischten Wirtschaft. Grundlage: Dynamik des Marktes für das öffentliche Interesse nutzen. Ziel: Synergieeffekt von öffentlichem und privatem Sektor.

• Staat fungiert als Sozialinvestor. Investitionen ins Humankapital und Infrastruktur, welche dieses effizient fördert. Individualistischer Fokus. Neue Analyse der Beziehung von Individuum <-> Staat.

• ->“ Credo: keine Rechte ohne Verpflichtungen“

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Anthony Giddens‘ dritter Weg

• Wohlfahrtsstaat ist undemokratisch, da eine Umverteilung der Mittel von oben nach unten geschieht.

• Anliegen des WS: Schutz und Fürsorge -> nicht genügend Raum für persönliche Freiheit. Sozialleistungen können auch gegenteilige Wirkungen erzielen, dessen was sie eigentlich erreichen wollen.

• Beratung statt direkter finanzieller Unterstützung -> Reform und Umgestaltung des WS; keine Demontage!

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Schröder/ Blair: Der Weg nach vorne

• Dogma von Links- Rechts-Schema veraltet im Hinblick auf gesellschaftliche Veränderungen (Globalisierung etc.) -> Endideologisierung der Politik -> Forderung nach aufrichtiger, wohl konstruierter und pragmatischer Politik.

• Staatliche Politik als Ergänzung, Verbesserung nicht jedoch als Behinderung der Steuerungsinstrumente des Marktes. Unterstützt wird eine Marktwirtschaft; keine Marktgesellschaft!

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Schröder/ Blair: Der Weg nach vorne

• Zentrale Forderungen:

• Drosselung der Staatsausgaben -> radikale Modernisierung des öffentlichen Sektors + Leistungssteigerung und Strukturreform der öffentlichen Verwaltung

• Förderung eines neuen Unternehmergeistes auf allen Ebenen der Gesellschaft: Bsp. Positives Klima für unternehmerische Selbständigkeit und Initiative

• Soziale Sicherungssysteme flexibilisieren -> Anpassen an Veränderungen der Familienstruktur, Lebenserwartung und Rolle der Frau.

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Gurten-Manifest (Huber, Kaestli, Linder, Sommaruga)

Zentrale Forderungen im Bereich der Wirtschafts- und Sozialpolitk:

• SP will einen effizienten Staat (Steuerbelastung in Grenzen halten, Staatsverschuldung abbauen, gutes Zusammenspiel zwischen Markt und Staat)

• Sozialpolitik: Betonung des Gleichgewichts von Rechten und Pflichten (individuelle Leistungsbereitschaft stärker belohnt werden)

• Stärkung des Service au public, aber „die Frage, welche Aufgaben durch den Staat und welche von Privaten zu erbringen sind. -> pragmatisches Entscheiden

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Fragestellung

• Hatten die nationalen und internationalen Denkströmungen in der Sozialdemokratie einen Einfluss auf die ideologische Ausrichtung und das politische Handeln der SPS- Lokalsektionen?

-> Einstellungen und politische Orientierung der Lokalsektionen der SPS vor und nach den Diskussionen um den ‚dritten Weg‘ der Sozialdemokratie

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Hypothesen

H 1: SPS- Lokalsektionen haben in den letzten 13 Jahren aufgrund der neuen Denkströmungen innerhalb der Sozialdemokratie einen Ideologienwandel vollzogen

Wenn dies zutrifft, so vermuten wir:

1. Einen ideologischen Rutsch in die Mitte, Tendenz zur Entideologisierung wird spürbar

2. Eine liberalere Wirtschaftspolitik -> Förderung der Wirtschaftswachstums, geringere Steuerbelastung

3. Eine restriktivere Sozialpolitik -> kein Ausbau von sozialen DL, Kulturunterstützung gedrosselt etc.

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Hypothesen

Soziokulturelle, demographische und ökonomische Faktoren haben einen Einfluss auf die Übernahme der neuen politischen Ideen der SP- Lokalsektionen.

-> Verfeinerung unseres Modells

Aufteilung nach:1. Sprachregionen

2. Gemeindegrösse

3. Bildungsgrad der Einwohner der Gemeinde

-> Vermögensstruktur der Gemeinde

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Operationalisierung der Variablen

• Grundlage: 2 Ebenen

1. Zentrale politische Fragen unserer Zeit

2. Ziele der Gemeindepolitik

(= Fragen 8,9 im 90-er und Fragen 10, 11 02-er Fragebogen)

• Methode: Panelstudie, Datensatz 1990 – 2002,

• Untersuchungseinheit: SPS Lokalsektionen 1990- 2002, N = 290

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Operationalisierung der Variablen

Variablen: Zentrale politische Fragen unserer Zeit (Auswahl von wirtschafts– und sozialpolitischen Fragestellungen)

1. Förderung des Finanzplatzes Schweiz

2. Dafür sorgen, dass die Arbeitnehmer mehr Einfluss erhalten

3. Verringerung des Steuerbelastung

4. Dafür sorgen, dass der Staat nicht immer mehr reglementiert

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Operationalisierung der Variablen

Variablen: Ziele der Gemeindepolitik

1. Den Gemeindesteuerfuss möglichst niedrig halten

2. Mehr öffentliche Unterstützung für kulturelle Veranstaltungen und Einrichtungen

3. Mehr öffentliche Unterstützung für soziale Veranstaltungen und Einrichtungen

4. Förderung des öffentlichen Verkehrs (Ortsbusse u.a.)

5. Förderung des Wirtschaftswachstums der Gemeinde

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Operationalisierung der Variablen

Hypothesen Variablen

H1:

1. Ideologischer Rutsch in die Mitte

2. Liberalere Wirtschaftspolitik

•Selbstverortung L-R- Schema

•Förderung des Finanzplatzes CH

•Arbeitnehmer mehr Einfluss (neg.!)

•Verringerung Steuerbelastung

•Staat weniger reglementierend

•Niedriger Gemeindesteuerfuss

•Förderung des Wirtschaftswachstums

der Gemeinde

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Operationalisierung der Variablen

Hypothesen Variablen

H1:

3. Restriktivere Sozialpolitik •Mehr öffentliche Unterstützung für kulturelle, soziale Veranstaltungen und Einrichtungen -> neg.!

•Förderung des öffentlichen Verkehrs

-> neg.!

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Ergebnisse zu ideologischer Selbstverortung I

• Generelle Links- Entwicklung in allen Lokalsektionen der SPS

• Sprachregionen haben keinen Einfluss

•Weitere Auswertungen:•L-R Verortung der kantonalen Partei: 90: 3,19 02: 2,73•L-R Verortung der nationalen Partei: 90: 3,26 02: 2,87

-> Präsidenten der SP- Lokalsektionen stufensich selber gemässigter ein als ihre über-geordneten Parteistrukturen

Kantone 1990 2002ZH 3.00 2.93BE 3.89 3.42LU 3.00 2.50

UR* 3.00 2.00SZ 3.33 3.00GL* 3.00 3.25ZG* 2.33 3.67FR 3.00 2.67SO 3.44 3.72BL 2.80 2.60

SH* 4.00 2.67SG 3.23 2.86GR* 3.67 3.67AG 3.44 3.20TG 4.00 2.86TI 3.50 3.05

VD 3.33 2.83VS 2.57 3.14NE 3.58 2.92GE* 3.00 3.00JU* 3.25 1.75

Total 3.40 3.11

Links- Rechts- Selbstpositionierung der SP- Lokalsektionen1990/ 2002

Kantone mit *: SPS hat weniger als 5 Lokalsektionen

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Ergebnisse zu ideologischer Selbstverortung II

Links- Rechts Positionierung der SPS Lokalsektionen mit Berücksichtigung der Gemeindegrösse

•Homogener Wandel durch alle Gemeindegrössen hindurch

•Die meisten Lokalsektionen der SPS finden sich in Gemeinden zwischen 2000 – 10‘000 Einwohnern.

Gemeindegrösse 1990 2002250-499 3.29 2.57500-999 4.86 3.571000-1999 3.62 3.502000-4999 3.41 3.135000-9999 3.17 2.9410000-19999 3.09 2.8820000- 3.31 2.92Total 3.4 3.11

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Ergebnisse zu liberalerer Wirtschaftspolitik I

• Hypothese H 1: 2. (liberalere Wirtschaftspolitik)

• Keine Veränderung (konstant)

> SPS will Arbeitnehmereinfluss stärken (aber Wandel der SPS von Arbeiter- zu Angestelltenpartei)

> Ein Fünftel der SPS-Mehrheiten tritt für einen niedrigeren Gemeindesteuerfuss ein

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Ergebnisse zu liberalerer Wirtschaftspolitik II

2. Veränderungen Richtung „Dritter Weg“

> grössere Beachtung der Wirtschaftswachstumsförderung in der Gemeinde und „Finanzplatz CH fördern“

Wirtschaftswachstumsförderung 1990 2002Mehrheit zustimmend 31.5 64.9Mehrheit ablehnend 16.5 3.3Meinungen geteilt 52 31.9Finanzplatz CH fördernMehrheit zustimmend 3.7 7.8Mehrheit ablehnend 62.1 43.4Meinungen geteilt 34.2 48.8

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Ergebnisse zu liberalerer Wirtschaftspolitik III

3. Veränderungen entgegen dem Dritten Weg

> SPS-Mehrheiten tendenziell immer mehr gegen Verringerung der Steuerbelastung und

Limitierung der Staatsreglementierung

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Ergebnisse zu restriktiverer Sozialpolitik I

Die Ideen des dritten Weges im Bereich der Sozialpolitik scheinen bei den SPS- Lokalparteien keinGehör zu finden.

-> unvermindert hohe Akzeptanz für einen gut ausgebauten, staatlich finanzierten Service auPublic.

Mehr öffentliche Unterstützung für Kultur 1990 2002

Mehrheit zustimmend 71.2 81.4Mehrheit ablehnend 2.5 2.2Meinungen sind geteilt 26.3 16.5Mehr öffentliche Unterstützung für Soziales

1990 2002Mehrheit zustimmend 93.7 88.5Mehrheit ablehnend 1.4 2.1Meinungen geteilt 4.9 9.4Förderung des öffentlichen Verkehrs

1990 2002Mehrheit zustimmend 95.4 93.4Mehrheit ablehnend 0.4 0.3Meinungen geteilt 4.2 6.3Angaben in Prozent

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Fragen, Kritik, Anregungen