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7/16/2019 http://ul.to/60k7cicp
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> FroschtrotztdemAussterben
> FrühantikerUrsprungdes
französischenWeinbaus
> Atombombentestsbelegen
ZellentstehungimHirn
Fleisch–KraftspenderoderKrankmacher?Eisenspender und Cholesterin – Fleisch scheint gute und schlechteSeiten zu haben. Langsam ergründen Mediziner, wie gesund oder
ungesund sein Konsum tatsächlich ist.
TITELTHEMA: EH
Mi gewähen Inhen
ÜEEICHT
SchwereWahrheitsndung
QATECMTE
BlickindieWundertüte
MEI: FLTKATASTHE
KeinhausgemachtesHochwasser
DIE WOCHE
201306.06.
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Liebe Leserin, lieber Leser,
umFleischkonsumundÜbergewicht
rankensichieleMythen:Beidesschade
demKörperüberwiegend,hießeslange
Zeit.DochnachundnachergründenMediziner,dasssowohlder–mäßige–
GenussonFleischalsauchleichtesÜber-
gewichtunsererGesundheitförderlich
seinkönnen.UnddabeideThemengut
zusammenpassen,könnenSiediese
WochezweiArtikeldazuinunserem
Themenschwerpunktlesen:»SchwereWahrheitsndung«und» Fleisch:
KraftspenderoderKrankmacher?«.
GutenAppetitwünscht
DanielLingenhöhlRedaktionsleiterSpektrum–DieWoche
E-Mail:[email protected]:@lingenhoehl
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EDITORIAL IMPRESSUM
Chefredakteur: Dr. Carsten Könneker (v.i.S.d.P.)Redaktionsleiter: Dr. Daniel LingenhöhlRedaktion: Antje Findeklee, Jan Dönges, Dr. Jan OsterkampStändige Mitarbeiter: Lars Fischer, Maike PollmannLayout: Marc Grove, Oliver GabrielSchlussredaktion: Christina Meyberg (Ltg.),Sigrid Spies, Katharina WerleBildredaktion: Alice Krüßmann (Ltg.), Anke Lingg, Gabriela RabeVerlag: Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH,
Slevogtstraße 3–5, 69126 Heidelberg, Tel. 06221 9126-600,Fax 06221 9126-751; Amtsgericht Mannheim, HRB 338114,UStd-Id-Nr. DE147514638Verlagsleiter: Richard ZinkenGeschäftsleitung: Markus Bossle, Thomas BleckMarketing und Vertrieb: Annette Baumbusch (Ltg.)Leser- und Bestellservice: Helga Emmerich, Sabine Häusser,Ute Park, Tel. 06221 9126-743, E-Mail: [email protected]
Die Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH ist Kooperati-onspartner des Nationalen Instituts für WissenschaftskommunikationGmbH (NaWik). Das NaWik ist ein Institut der Klaus Tschira StiftungGmbH und des Karlsruher Instituts für Technologie. Wissenschaftlicher.
Direktor des NaWik ist Spektrum-Chefredakteur Dr. Carsten Könneker.
Bezugspreise: Einzelausgabe € 1,00.Im Abonnement jährlich: € 39,95; ermäßigt € 30,00.
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schaft Verlagsgesellschaft mbH, Heidelberg. Jegliche Nutzung ohne dieQuellenangabe in der vorstehenden Form berechtigt die Spektrum derWissenschaft Verlagsgesellschaft mbH zum Schadensersatz gegen denoder die jeweiligen Nutzer. Bildnachweise: Wir haben uns bemüht, sämt-
liche Rechteinhaber von Abbildungen zu ermitteln. Sollte dem Verlaggegenüber der Nachweis der Rechtsinhaberschaft geführt werden, wirddas branchenübliche Honorar nachträglich gezahlt. Für unaufgeforderteingesandte Manuskripte und Bücher übernimmt die Redaktion keine
Haftung; sie behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen.
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INHALT
02 EDItOrIal/IMprEssuM
04 bIlD DEr WOCHE
PalmeinNot
06 MEINuNG
»Kein>hausgemachtes>Hochwasser«
onDanielLingenhöhl
51 rEZENsION
MichioKaku:DiePhysikderZukunft
53 NaturE jObs
11 HTIKLT
FrühantikerUrsprungdes
französischenWeinbaus
13 ExLAETE
AufPlanetensuchebei
ProximaCentauri
16 HIFSCH
Atombombentestsbelegen
ZellentstehungimHirn
19 TAxMIE
Froschtrotztdem
Aussterben
20 ETILIE
Eidechsenkönigfraßsich
durchSüdasien
22 FSSILIE
FossilerrätKörperbau
dererstenPrimaten
39KSTA
RäuberundGendarmKulturelleSpätfolgeninergessenen
Kriegsgebieten
spEktrOGraMM
45QATECMTE
BlickindieWundertüteExpertenfühlendemerstenangeblichen
QuantencomputerD-WaeaufdenZahn
TITELTHEMA: EH
Fleisch–KraftspenderoderKrankmacher?SchweinebratenundRindersteakhaben
einenungerechtfertigtschlechtenRuf
24
ÜEEICHT
SchwereWahrheitsndungWannistÜbergewichtwirklichungesund?
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4
BILD DER WOCHE
PalmeinNotvon Antje Findeklee
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BILD DER WOCHE
Der Dottertukan (Ramphas-
tos vitelinus) gehört zu den
wichtigsten Samenverbrei-tern der Palme Euterpe edu-
lis, die in den atlantischen
Regenwäldern an der Ostküste Südameri-
kas lebt. Die Zerstörung des Lebensraum in
den letzten 200 Jahren jedoch hat die bun-
ten Vögel aus etlichen Waldgebieten ver-
trieben.
Die verbleibenden Tiere können je-doch nur kleinere Früchte fressen. Das hat-
te selbst nach so kurzer Zeit Folgen für die
Palme: Forscher um Mauro Galetti von der
Universidade Estadual Paulista in São Pau-
lo beobachteten bei einer Untersuchung
in 22 Palmenpopulationen eine Abnahme
der Samengröße, wenn große Vögel wie der
Dottertukan als Samenverbreiter fehlen.
Da die kleineren Samen aber weniger über-
lebensfähig sind, wirkt sich so der Verlust
der großen Samenvertilger weit stärker aus
als zunächst gedacht. <
Science 340, S. 1086-1090, 2013
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L i N D o L F o S o U T o
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FLTKATASTHE
KeinhausgemachtesHochwasservon Daniel LingenhöhlDieheftigenÜberutungenimSüdenundstenDeutschlandssindaufextremeNiederschlägezurückzuführen.KaumeinHochwasserschutzhättedasUnglückerhindernkönnen,meintDanielLingenhöhl.
MEINUNG
6
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MEINUNG
Daniel Lingenhöhl
D
eutschland meldet »Land
unter«: Viele Regionen in
Ost- und Süddeutschland
versinken nach tagelan-
gem Dauerregen in Was-sermassen, wie sie seit Jahrzehnten nicht
registriert worden waren. In Passau über-
schritt die Donau am Montagmittag die
historische Marke von 12,50 Meter – ein
Wert, der mindestens seit 1501 nicht mehr
gemessen wurde. Mehrere Menschen sind
in Deutschland, Österreich und Tschechi-
en bereits in den Fluten ertrunken. Die vor-sichtig geschätzte Schadenssumme liegt
jetzt schon im Bereich von mehreren Mil-
liarden Euro. Und noch ist die Katastrophe
nicht ausgestanden: Zur Stunde (Montag-
nachmittag) regnet es in Bayern, Sachsen
und den angrenzenden Staaten weiter, erst
ab Dienstag soll sich das Wetter beruhigen.
Hätte das Unglück verhindert werden
können? In den letzten Jahren und Jahr-
zehnten wurde – zu Recht – kritisiert, dass
viele Flüsse und sogar Bachläufe in Mittel-
europa in ein enges Korsett gezwängt wur-
den: Gewerbe- und Wohnsiedlungen wur-
den ebenso wie Straßen in ehemaligen
Auenlandschaften gebaut, die zum na-
türlichen Überutungsbereich der Fließ-
gewässer gehören. Stattdessen errichte-
ten die Wasserbaubehörden Dämme, die
ebenjene Überschwemmungen verhin-
dern sollten, aber das Problem durch er-höhte Fließgeschwindigkeiten einfach nur
ussabwärts verlagerten. Dort traf es dann
Dörfer und Städte, die auf Grund ihrer Lage
nur begrenzt Hochwasserschutz in ihren
Zentren betreiben konnten, wie Köln. Oder
aber die Deiche brachen unter der perma-
nenten Durchweichung und Belastung
des Hochwassers: Die Flüsse nahmen sichwieder mit Gewalt, was ihnen lange Zeit
gehörte. »Gebt den Flüssen ihren Raum«,
forderte daher Altbundeskanzler Helmut
Kohl 1997 nach dem verheerenden Oder-
hochwasser damals, das weite Teile Bran-
denburgs, Südpolens und Tschechiens un-
ter Wasser setzte.
Viel ist seitdem und vor allem auch nach
dem ebenso verheerenden Pngsthoch-
wasser 1999 und den Überutungen 2002
entlang der Elbe und ihrer Nebenüsse ge-
schehen: An vielen Fließgewässern richte-
ten die verantwortlichen Behörden Polder
ein, die bei Bedarf geutet werden können.
Mancherorts wurden die Deiche erhöht
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MEINUNG
und verstärkt, an vielen anderen Stellen
verlegte man sie aber auch – wenn mög-
lich – zurück und schuf Auen wieder neu.
Viele Nebenüsse, Bäche und die Oberläu-
fe mancher Ströme wie am Main oder der
Isar erlebten eine Renaturierung, durch
die es wieder Schleifen im Gewässerbett
gibt und wo den Flüssen tatsächlich wieder
mehr Raum gegeben wurde.
Natürlich ließen sich bei Weitem nicht
alle Sünden der Vergangenheit wiedergut-
machen: In einem dicht besiedelten, de-
mokratischen Land wie der Bundesrepu-
blik existieren auch weiterhin Siedlungen
und Gewerbegebiete mitten im Überu-
tungsraum der Flüsse. Und eine Stadt wie
Passau wird immer von Hochwasser be-
droht sein, denn das bedingt ihre Lage am
Zusammenuss von Donau, Inn und Ilz,
deren Wassermassen sich gegenseitig auf-
stauen und so die Katastrophe verschlim-
mern. Andernorts fehlen immer noch Flut-
polder, weil sich Landeigentümer nicht
mit den Wasserbaubehörden auf Entschä-
digung einigen konnten und Enteignun-
gen langwierig und kompliziert ablaufen.
Immerhin: Bereits vorhandene Überu-
tungsächen haben an vielen Orten dazu
beigetragen, einige Hochwasserspitzen zu-
mindest zu kappen – etwa an der weißen
Elster, um Leipzig zu schützen, oder am
Rhein zwischen Karlsruhe und Mannheim.
Doch selbst wenn alle geplanten Maß-
nahmen schon umgesetzt worden wären,
hätte sich dieses Hochwasser nicht verhin-
MKEBECKERS
Hochwasser in Heidelberg
Vegichen mi p km Heideeg eh
gimfich dvon: N die b37 me wegen
Üefng gee weden, im Üigen
nden vo em Günfächen ne We.
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MEINUNG
dern lassen. Laut dem Deutschen Wetter-
dienst (DWD) gehörte der Mai 2013 zu den
feuchtesten seit Beginn der Aufzeichnun-
gen; insgesamt übertraf er die langjähri-
gen, durchschnittlichen Regenmengen um
mehr als 170 Prozent. Vielerorts waren dieBöden daher bereits mit Feuchtigkeit über-
sättigt wie in den letzten 50 Jahren nicht
mehr: Sie konnten schlicht kein weiteres
Wasser aufnehmen, als sich über Deutsch-
land eine besondere Wetterlage aufbaute,
die seit Freitag Tief um Tief in den Südos-
ten der Republik saugte und dort Rekord-
niederschläge bewirkteDer Kern des Tiefdruckgebiets lag da-
bei über dem östlichen Mitteleuropa und
drehte sich, wie üblich, entgegen dem Uhr-
zeigersinn. Dadurch strömte beständig
feuchtwarme Luft aus dem Mittelmeer-
raum und dem Balkan nach Nordosten, um
von dort dann schließlich nach Deutsch-
land hinein gesteuert zu werden. Hier zu
Lande trafen diese nässegeschwängerten
Luftmassen auf kühlere Luft, die ein sehr
dauerhaftes Hoch über dem Atlantik – es
dreht sich im Uhrzeigersinn – an seinem
Rand nach Mitteleuropa lenkte. Die warme
Luft glitt auf dieses Kaltluftpaket auf, es
entstanden Wolken, und es regnete sehr er-
giebig. Zugleich stauten sich die Luftmas-sen an den Nordrändern der Mittelgebir-
ge und der Alpen, wo es schließlich auf gut
Deutsch schüttete wie aus vollen Eimern.
Nur so sind die extremen Niederschläge
der letzten 90 Stunden zu erklären, die der
DWD meldet: Auf Aschau im Chiemgau
prasselten seit dem 30. Mai mehr als 400
Liter pro Quadratmeter, auf Kreuth-Glas-
hütte in den bayerischen Alpen mehr als
370 Liter pro Quadratmeter, und in Stüt-
zengrün-Hundshübel in Sachsen waren
es immerhin noch 224 Liter pro Quadrat-
meter – diese Mengen hätten wohl selbst
halbwegs trockene Böden in ihrer Aufnah-
mekapazität völlig überfordert. Stattdes-
sen rauschte das Wasser ungebremst zu Talund in die Flüsse. Im Schnitt regnet es in
Deutschland rund 700 Liter pro Quadrat-
meter, im Chiemgau immerhin 1300 Liter
pro Quadratmeter – allerdings im gesam-
ten Jahr!
Schuld an dem Dauernass ist eine be-
sondere Wetterkonstellation, die Mittel-
europa in die Zange nimmt: Über Wo-
chen verharrte ein so genanntes Höhen-
tief über uns, das westlich und östlich zum
Ausgleich von Hochdruckrücken ankiert
wurde. Alle verharrten relativ ortstreu in
ihrer Position, weshalb nahezu bestän-
dig kühle und feuchte Luft aus Norden
nach Deutschland und in die angrenzen-
Bodennässe in Deutschland
In weien teien Dechnd wen die bö-
den eei mi We geäig, de D-
eniedechg eineze: De regen me
oeidich fießen.
DWD
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den Länder gelangte, während warme Luft-
massen weiter östlich und westlich bis in
die Arktis strömten. In der Folge war es am
Nordkap zeitweise wärmer und sonniger
als in Freiburg oder München. Eine kleine
Verschiebung dieses Kaltlufttropfens nach
Osten führte schließlich zur berüchtigten
Vb-Strömung, bei der Tiefs wie oben be-
schrieben über Adria, Balkan und Osteuro-
pa schließlich bei uns landen, wie es zum
Beispiel auch 1999 oder 2002 der Fall war.
Trägt aber der Klimawandel zur Häufung
dieser Wetterereignisse bei? Die meisten
Meteorologen dürften jedenfalls vernei-
nen, dass dieses singuläre Ereignis 2013 auf
die Erderwärmung zurückzuführen ist –
wenngleich viele Klimaforscher zu Recht
darauf hinweisen, dass sich Extremwetter
in einem wärmeren Klima häufen. Dabei
spielt es auch keine Rolle, dass seit einigen
Jahren vorerst keine weitere Aufheizung
zu beobachten ist: Durchschnittlich wär-
mere Luft kann auch mehr Feuchtigkeit
aufnehmen, die anschließend abregnet.
Eine gerade Kausalkette kann man zum
jetzigen Zeitpunkt aber keinesfalls ziehen:
Vb-Wetterlagen gehören zum natürlichenZirkulationsgeschehen; der Meteorologe
Wilhelm Jacob van Bebber benannte sie
bereits 1891.
Diese Flutkatastrophe war nicht zu ver-
hindern – auch wenn dies für die betroffe-
nen Menschen kein Trost ist. Ihnen muss
von Seiten der Bundesrepublik und der
Länder nanziell und praktisch unter die
Arme gegriffen werden. Eines dürfen die
Maiuten 2013 jedoch auch nicht bewir-
ken: Sie dürfen nicht als Ausrede genutzt
werden, um den Flüssen weiteren Raum-
gewinn in der Fläche zu verweigern. Denn
das gehört weiterhin zum Schutz vor »nor-
malen« Hochwassern. <
Bach in Weingarten
ach nnhe eingewäe wen mi den
regenmen üeode nd en üe die
ue wie diee bch im dichen Weingen
(anhme im siedngeeich).
MEINUNG
R i C H A R D Z i N K E N
SPEKTROGRAMM
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SPEKTROGRAMM
HTIKLT
FrühantikerUrsprungdesfranzösischen
Weinbausvon Jan Osterkamp
Der einbau ist nach Europa recht spät
aus dem höher entwickelten sten he-
rübergeschwappt: Erst mit den Kanaanitern
und den höniziern begann ein schwunghaf-
ter Kulturtransfer, der Völker wie die Etrus-
ker beeinusst hat. So gelangte auch ein alsenuss- und auschmittel sowie Medizin ab
dem 8. Jahrhundert allmählich in den orden.
Spätestens zwei Jahrhunderte später hatten
die Etrusker den einanbau und -handel im
orden und esten des Mittelmeerraums
dann nahezu monopolisiert. nklar war aller-
dings, ab wann andere heute berühmte ein-
regionen erstmals selbst Trauben keltertenund veredelten. Im heutigen Frankreich, be-
legen Molekulararchäologen nun anhand von
frühantiken einrückständen, begann eige-
ner einbau aber sicher schon vor mehr als
2400 Jahren.
Das Team um Joshua Henkin von der ni-
versity of ennsylvania hatte mit verschie-
Frühantike Weinpresse
Diee nike Weinee nden achäoogen in de Üeeen de Hend l
(üdich de heigen Moneie). De sein mi aüe nd ehöh, in de Nähe
nden ich unmengen von tenien nd -cheneen.
M . P
y / L ‘ U N i T é D E F o U i L L E S E T D E R E C H E R C
H E S A R C H é o L o G i Q U E S D E L A T T E S
SPEKTROGRAMM
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SPEKTROGRAMM
denen chemischen Analysemethoden ück-
stände in typisch etruskischen Amphoren
aus dem frühen 5. Jahrhundert v. Chr. unter-
sucht, die bei einer Ausgrabung des antiken
Mittelmeerhafens Lattara in Südfrankreich
ans Licht kamen. Die ntersuchungen erga-
ben typische ückstände von eingetrockne-
tem ein am oden der efäße – etwa Tar-trate, also einsäuresalze, wie man sie zum
eispiel vom einstein kennt. Zudem ver-
rieten sich auch Spuren von inienharz, mit
dem der ein in der Antike analog zum heuti-
gen etsina haltbarer gemacht wurde. Außer-
dem scheinen die einmacher verschiedene
aromatische Zusätze beigefügt haben – viel-
leicht durch eine eimengung von osmarin
oder Thymian. Aussagekräftig für die Forscher
war aber vor allem die ückstandsanalyse auf
einer Steinpresse, die auch auf dem Ausgra-
bungsgelände entdeckt wurde. Auf dem Stein
mit Auslaufrinne aus dem ausgehenden 5.
Jahrhundert (etwa 425-400 v. Chr.) waren of-
fenbar Trauben, nicht etwa liven, gepresstworden: Die gesamte Anlage diente demnach
wohl jahrzehntelang der einproduktion und
nicht ausschließlich dem Handel mit abgefüll-
ten und importierten Amphoren.
Die Forscher stellen nun die Hypothese
auf, dass der einanbau wohl im Lauf des 5.
Jahrhunderts vor der Zeitenwende auch im
Keltengebiet des heutigen Südfrankreichs
aufgeblüht war. Im Zusammenhang damit
könnte die ründung von Massalia – des heu-
tigen Marseille – durch die westanatolischenhokäer um 600 v. Chr. stehen: Die eusied-
ler brachten womöglich eigene Kenntnisse
im einbau mit und begannen im kommen-
den Jahrhundert auch mit der roduktion ty-
pischer Amphoren, die die etruskische Impor-
tamphore ablösen sollten. Spätestens ab 525
v. Chr. sank die Menge an eingeführter Etrus-
ker-are in der egion dramatisch. Vielleichtdeshalb, so spekulieren Henkin und Co, weil
die Kelten der mgebung die phokäische E-
pertise übernommen hatten und die Etrus-
kertropfen nun mit einheimischen ewäch-
sen ersetzen konnten. <
roc atl Acad Sci 10.1073/pnas.1216126110, 2013
Antiker Weinbau
Diee eme Ve i ei eine agng
de ekichen Vci geogen woden. sie
mm üngich vom in ahen äigen
ami-Me de 6. jhhnde v..Z. nd
zeig im yichen chwzgigen si eineWein-szene mi k ehen syn
eim reenmen nd -fücken.
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ExLAETE
AufPlanetensuchebeiProximaCentauri
von Tillmann Althaus
Der rote Zwergstern roima Centauri ist
mit einem Abstand von nur 4,2 Lichtjah-
ren der uns am nächsten stehende Stern am
Firmament und Teil des Sternsystems AlphaCentauri am Südhimmel. roima könnte
laneten beherbergen, aber trotz seiner gro-
ßen ähe war bislang jede Suche nach e-
gleitern vergeblich. Dies soll sich nun mit den
ntersuchungen eines Forscherteams um
Kailash C. Sahu vom Space Telescope Science
Institute in altimore, Maryland, ändern. Die
Astronomen planen, das eltraumteleskop
Hubble zu benutzen, wenn roima im kto-
ber 2014 und Februar 2016 dicht an zwei Hin-
tergrundsternen vorbeiziehen wird.Dann beeinusst das Schwerefeld von
roima den Lichtweg der Hintergrundster-
ne, da seine Masse den aum geringfügig
krümmt und somit ihr Licht ablenkt. Dadurch
verändern sich scheinbar die ositionen der
Hintergrundsterne am Himmel, wenn roi-
ma in deren Sichtlinie gerät. Diese feinen vo-
rübergehenden nderungen lassen sich mit
dem eltraumteleskop Hubble messen. Auf
rund ihrer großen ähe bewegt sich roi-
ma recht schnell über den Himmel und ver-schiebt ihre osition in 500 Jahren um die
reite des Vollmonds.
roima leuchtet mit einer Helligkeit von
rund 11 mag (Magnitude, die Maßeinheit für
absolute oder scheinbare Helligkeit eines
Himmelskörpers), die beiden Hintergrund-
sterne mit etwa 19 mag. Im ktober 2014
Proxima Centauri – der nächste Stern
poxim Ceni im üdichen senid Zen- i de n m nächen ehende sen
nd gehö z e de roen Zwege.
N A S A , E
S A , K .
S A H U
A N D J . A N D E R S o N ( S T S C i ) , H .
B o N D ( S T S C i A
N D P E N N S y L v A N i A S T A T E U N i -
v E R S i T y ) , M . D
o M i N
i K ( U N i v E R S i T y o F S T .
A N D R E W S )
SPEKTROGRAMM
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SPEKTROGRAMM
wird sich roima dem ersten von ihnen bis
auf 1,6 ogensekunden annähern (eine o-
gensekunde ist der 3600. Teil eines inkel-
grads). Dabei wird die Schwerkraft von ro-
ima bei der dichtesten Annäherung das
Licht des Hintergrundsterns nur um eine hal-be Millibogensekunde ablenken (eine Milli-
bogensekunde ist ein Tausendstel einer o-
gensekunde und entspricht dem Durchmes-
ser eines Ein-Cent-Stücks, wenn man dieses
von erlin aus in eking beobachten möch-
te). ei der zweiten assage im Februar 2016,
wenn roima bis auf eine halbe ogense-
kunde an den anderen Hintergrundstern he-rankommt, wird die Lichtablenkung sogar
1,5 Millibogensekunden betragen. Mit dem
eltraumteleskop Hubble lassen sich ositi-
onsänderungen bis zu 0,2 Millibogensekun-
den registrieren. Aus der gemessenen Lichta-
blenkung können die Astronomen die Masse
von roima Centauri sehr eakt bestimmen.
ürde der Stern zudem von einem odermehreren laneten umkreist, so würden de-
ren Schwerefelder für eine weitere feine Ab-
lenkung des Sternlichts sorgen. Sie würde
sich der Lichtablenkung durch roima über-
lagern und ließe sich somit messen. Sollte
ein möglicher egleiter besonders günstig
am Hintergrundstern vorüberziehen, so kann
Die Bewegung von Proxima Centauri am Himmel
Die eingechoene Gk gi die Eigenewegng von poxim Ceni üe die nächen zehn
jhe wiede. Die weenömigen achäge enehen dch die umewegng de Ede m
die sonne, die eine pxe vechen. Im Okoe 2014 nd im Fe 2016 wid die bhn
von poxim dich n zwei senen im Hinegnd voeiühen. bei de dicheen annäheng
wid die schwek von poxim d lich diee sene geingügig enken.
N A S
A ,
E S A ,
K .
S A H U A N D J . A N D E R S o N ( S T S C i ) , H
. B o N D ( S T S C i A N D P E N N S y L v A N i A S T A T E U N
i v E R S i T y ) , M .
D o M i N i K
( U N
i v E R S i T y o F S T . A
N D R E W S ) , A N D D i G i T i Z E D S
K y S U R v E y ( S T S C i / A U R A / U K S T U / A A o )
SPEKTROGRAMM
7/16/2019 http://ul.to/60k7cicp
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SPEKTROGRAMM
seine Schwerkraft kurzzeitig wie eine ünde-
lungslinse das Licht des Hintergrundsterns
konzentrieren und ihn geringfügig aufhel-
len. Solche Mikrolinseneffekte dauern we-
nige Stunden bis hin zu wenigen Tagen. Sie
erlauben die direkte estimmung der Mas-se eines laneten. Die Methode ist sogar so
empndlich, dass sich mit ihr laneten von
Erdmasse im mlauf um roima nachwei-
sen ließen.
isherige astrometrische ntersuchun-
gen, welche die Eigenbewegung von roi-
ma Centauri am Himmel mit hoher räzisi-
on verfolgen, schließen das Vorhandenseineines laneten mit 80 rozent der Jupiter-
masse und einer mlaufdauer von weniger
als 1000 Tagen aus. Das leiche gilt für einen
laneten mit der Masse des eptuns in ei-
nem Abstand, der demjenigen der Erde von
der Sonne entspricht. Aber diese Messergeb-
nisse lassen nach wie vor noch viel Spielraum
für laneten in unserer direkten kosmischenachbarschaft; insbesondere könnte roi-
ma von Felsplaneten mit Massen ähnlich un-
serer Erde umrundet werden. Die eobach-
tungen von roima versprechen also, span-
nend zu werden. <
Astrophysical Journal, im Druck
Die Gravitationslinse von Proxima Centauri
Die schwek von poxim Ceni og ü eine geingügige ümmng de rm im n-
mieen umed de sen. Geä ein lichh in dieen gekümmen rm, o wid diee
geingügig geenk (iehe teigk oen ech). Im F de engen pgen von poxim Cen-
i n Hinegndenen vechieen ich deen poiionen chein m Himme. a diee
aweichng ä ich die Me von poxim eh exk eimmen. soe poxim von p-
neen mnde weden (nee teigk ech), o og deen schwek ü eine weiee
aenkng de lich, die ich mi deenigen dch den sen üege. a ih ä ich die
Me eine mögichen begeie eien.
A . F
E i L D ( S T S C i )
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HIFSCH
AtombombentestsbelegenZellentstehungimHirnvon Jan Dönges
Sagittalschnitt
durchs Hirn G A R P E N H o L M> /
C C - B y - S A 3 . 0
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E in Leben lang reifen in unserem ehirn –
genauer gesagt: in einem Teil des Hip-
pocampus, der zentralen Schaltstelle des
edächtnisses – täglich neue ervenzellen
heran. Dass dies so sein dürfte, hatten is-senschaftler schon seit Längerem anhand
von Studien an agetieren vermutet. Den
endgültigen eleg erbrachte nun jedoch
ein Team um Kirsty Spalding vom Karolins-
ka Institutet der niversität Stockholm mit
Hilfe eines rafnierten Verfahrens, das sich
oberirdische Atomtests aus der Zeit des Kal-
ten Kriegs zu utze machte [1].Die Forscher konzentrierten sich auf
eine egleiterscheinung der ukleartests:
das radioaktive Isotop Kohlenstoff-14, das
durch die ombenzündungen entsteht. Mit
eginn der Tests im Jahr 1955 schoss sein
ehalt in der Atmosphäre dramatisch in die
Höhe, um dann, nach Verabschiedung des
Moskauer Atomteststoppabkommens von1963, langsam wieder abzusinken.
Über die ahrung gelangen die ver-
schiedenen Kohlenstofsotope auch in den
menschlichen Körper, wo sie als auma-
terial für neue Zellen enden. So wird in je-
der Zelle das charakteristische Isotopen-
verhältnis vom Zeitpunkt ihrer Entstehung
Explosionsartiger Anstieg
Die Gk zeig deich, wie mi beginn de aome de mohäiche Geh
n oheno-14 dmich neig. Die ken zeiichen schwnkngen hen
ez Hinochen, d ae von Zeen im Gehin z eimmen.
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dauerhaft iert, insbesondere in langlebi-
gen Molekülen der Erbsubstanz, die sich bis
zum Tod der Zelle kaum verändern.
Spalding und Kollegen sahen darin die
Chance, der Frage nach der adulten eu-rogenese, also dem achstum neuer Hirn-
zellen im Erwachsenenalter, auf den rund
zu gehen: Hätte ein 1930 geborenes Indivi-
duum beispielsweise ausschließlich niedri-
ge 14C-erte im Erbgut seiner Hirnzellen,
würde dies darauf hindeuten, dass bei ihm
nach eginn der Atomtests keine eurone
mehr entstanden sind, alle Zellen hättenstattdessen das Verhältnis von vor über 80
Jahren konserviert. Tatsächlich wies jedoch
keiner der robanden mehr die Isotopenzu-
sammensetzung aus der Zeit seiner eburt
auf. Demnach müssen also fortwährend –
selbst in hohem Alter – immer neue Hirn-
zellen entstanden sein.
Alle Daten stammten aus dem Hip-pocampusgewebe von Menschen im Al-
ter von 19 bis 92 Jahren, bei denen im ah-
men einer Autopsie roben entnommen
worden waren. Allerdings konnten die For-
scher nicht das Alter jeder einzelnen Zelle
bestimmen, sondern sie erhielten nur ein
14C-Verhältnis für die robe als anzes. Erst
ausgefeilte mathematische Modelle halfen
dem Team, sich dennoch einen eim auf die
Messergebnisse machen zu können. Dem-
nach haben Zellen im fraglichen nterbe-
reich des Hippocampus – dem yrus denta-tus – eine um den Faktor zehn verringerte
Lebensdauer im Vergleich zu anderen eu-
ronen. leichzeitig entstehen täglich rund
700 neue (entsprechend 0,004 rozent
der esamthirnzellen des yrus dentatus),
wobei die Entstehungsrate mit dem Alter
kaum abnimmt.
Der yrus dentatus stand bei Forschernschon lange im Verdacht, der zentrale rt
der eurogenese im ehirn zu sein. nter-
suchungen an Mäusen hatten dies nahe-
gelegt sowie indirekte achweisverfahren
am menschlichen Hirn. Den lang erwarte-
ten denitiven eleg habe jetzt aber erst
die Studie von Spalding und Kollegen gelie-
fert, kommentiert erd Kempermann vonder T Dresden in einem eitrag im is-
senschaftsjournal »Science« [2]. Das Team
um Spalding hatte dazu über Jahre hinweg
an den Messverfahren feilen müssen und
2005 bereits Teilergebnisse veröffentlicht,
unter anderem über die Datierung von Fett-
zellen.
Ihre aktuelle ntersuchung revidiert
frühere rößenabschätzungen: So war un-
klar, ob bei uns Menschen mehr, weniger
oder gleich viel eurone neu entstehen wie
bei der Maus. Spaldings Ergebnisse zeigen jetzt, dass es mehr sind als bei dem age-
tier.
Damit ist nun endgültig sicher, dass der
yrus dentatus eine absolute Ausnahmeer-
scheinung im ehirn darstellt: irgendwo
sonst werden nach Ende der Kindheit er-
venzellen nachgebildet. arum gerade hier
jedoch immer wieder Zellen entstehen, istindes noch unbekannt und egenstand
laufender Forschung. Vermutlich spielen sie
eine olle dabei, neue edächtnisinhalte zu
ieren, ohne bestehende neuronale etz-
werke zu stören. Laut Kempermann könn-
te der »ewig jugendliche« yrus dentatus
dem ehirn dabei helfen, besser auf Verän-
derungen und neuartige Erfahrungen zureagieren. <
[1] Cell 153, S. 1219-1227, 2013
[2] Science 340, S. 1181-1182, 2013
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Der Israelische Scheibenzüngler (Disco- glossus nigriventer), ein eher unschein-
barer Frosch aus den Sümpfen der Chul-
aebene in ordisrael, gehört einem für
ausgestorben gehaltenen Zweig der Frosch-
lurche an, wie Forscher um Sarig afny vom
uppin Academic Center in Israel herausge-
funden haben.
Erstmals Anfang der 1940er Jahre un-ter dem amen Discoglossus nigriventer be-
schrieben, ließ sich die Art seit 1955 nicht
mehr blicken. Damals wurden die Marsch-
und Sumpfgebiete um die Chulaebene im
Zuge einer intensiven landwirtschaftlichen
utzung bis auf kleine este trockengelegt.
Dies versetzte, wie man dachte, der ohne-
hin schon seltenen Art den Todesstoß – sokam dem Tier die traurige olle zu, als ers-
te Amphibienart von der International ni-
on for Conservation of ature 1996 für aus-
gestorben erklärt zu werden. Im Jahr 2011
dann die Überraschung: ei einer outine-
patrouille in einem aturschutzgebiet in
der Chulaebene entdeckten arkwächter ei-
nen Frosch, der sich tatsächlich als Vertreterder verschollenen Art herausstellte.
Eine nun vorgenommene Analyse sei-
nes Knochenbaus mittels Mikrotomograe
zeigte zudem: Der Frosch ist der letzte le-
bende Vertreter der bislang als ausgestor-
ben betrachteten attung Latonia, einer
vom ligozän bis zum leistozän in Euro-
pa weit verbreiteten ruppe, deren Vertre-ter mit bis zu 20 Zentimeter Länge biswei-
len stattliche rößen erreichten. Ein let-
schervorstoß in der letzten Kaltzeit führte
vermutlich zum Verschwinden der attung
aus Europa, während im ahen sten eini-
ge Arten überlebten.
Auch wenn der Israelische Scheiben-
züngler von den Tot(geglaubt)en wiederau-ferstanden ist: Er bleibt eine stark gefährde-
te Art, die im esentlichen nur noch in ei-
nem einzigen Teich vorkommt – ein Sinnbild
für das weltweite, dramatische Amphibien-
sterben. <
ature Communications 10.1038/ncomms2959
TAxMIE
FroschtrotztdemAussterben
von Georg Neulinger
FRANKGLAW,ZLGSCHESTAATSSAMMLUNGMÜNCHEN
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ETILIE
Eidechsenkönigfraßsich
durchSüdasienvon Daniel Lingenhöhl
A N G i E F o x ,
N E B R A S K A S T A T E M U S E U M> o
F N A T U R A L H i S T o R y ,
U N i v E R S i T y o F N E B R A S K
A - L i N C o L N
Eidechsenkönig
Im Eozän een in südoien ieige vegeiche Eidechen, die
mi sägeieen m die Vomch im regenwd konkieen.
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H eutige Eidechsen sind eher kleine, wu-
selige Arten, die maimal 90 Zentime-
ter lang werden. un haben aläontologen
um Jason Head von der niversity of eb-
raska-Lincoln in essey Hall die Überres-
te eines riesigen Verwandten ausgegraben,der bis zu 1,8 Meter groß und knapp 30 Kilo-
gramm schwer wurde und während des Eo-
zäns vor 40 Millionen Jahren lebte. Zu Eh-
ren von Jim Morrison wurde die Spezies auf
den amen Barbaturex morrisoni (»bärtiger
Echsenkönig«) getauft – der verstorbene
Sänger der »Doors« trug den Spitznamen
»Lizard King«, weil er in einem Lied die Zeile»I am the lizard king, I can do anything« ge-
dichtet hatte.
Auf rund ihrer Dimensionen konnte die
Eidechse damals mit größeren Säugetieren
ebenbürtig um panzliche ahrung kon-
kurrieren, während die gegenwärtig leben-
den vegetarischen Leguane oder Agamen
deutlich kleiner sind als viele ausgewachse-ne warmblütige anzenfresser. Die größ-
ten Echsen sind heute hingegen Fleisch-
fresser wie der Komodowaran und leben
vorwiegend auf Inseln, auf denen sie die
ökologische ische der Topprädatoren be-
setzen. Barbaturex morrisoni streifte jedoch
durch die tropischen egenwälder Südost-
asiens, in denen auch große anzen und
Fleisch fressende Säuger eistierten. Head
und Co hoffen daher, dass ihnen ihr Fund
neue Erkenntnisse zur Evolution und vor al-
lem zum iedergang dieser iesenechsen
vermitteln kann: islang steht in Frage, obdie eptilien wegen der warmblütigen Kon-
kurrenz schrumpften oder weil sich das Erd-
klima abkühlte, was ihnen das Leben schwe-
rer machte.
Das sehr warme und feuchte Klima des
Eozäns – ein Erdzeitalter, in dem die ole eis-
frei waren – erlaubte es den Tieren jedoch
mit Säugern nicht nur zu konkurrieren, son-dern sie auch an röße verschiedentlich zu
übertreffen. Es sei daher wahrscheinlich,
dass erst die nachfolgende Abkühlung der
Erde die schuppigen iganten unter Druck
setzte und ihren Schrumpfungsprozess ein-
leitete, so die Forscher. Die Knochen des
»Echsenkönigs« gleichen modernen Ech-
senfamilien wie artagamen oder Chamä-leons; zudem trug er eine Leiste am nter-
kiefer, an der wahrscheinlich eine Art Kinn-
lappen als »art« hing. Seine Zähne belegen,
dass er anzenkost zu sich nahm. Ausge-
graben wurde Barbaturex morrisoni bereits
in den 1970er Jahren in Myanmar, doch lag
das Fossil in den folgenden Jahrzehnten un-
beachtet in einer Schublade des niversity
of California Museum of aleontology, bis
sich Head und Co dafür interessierten. <
roc. . Soc. . 10.1098/rspb.2013.0665, 2013
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7/16/2019 http://ul.to/60k7cicp
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I n China haben Forscher eines der ältes-
ten und am besten erhaltenen Fossile ei-
nes frühen rimaten gefunden. Von dem 55
Millionen Jahre alten Archicebus achilles –
benannt nach seinem auffälligen Fersen-
knochen – sind Hinterleib, liedmaßen und
Schädel weit gehend erhalten. Das Team um
xijun i von der Chinesischen Akademie derissenschaften verortet den samt Schwanz
nur etwa 25 Zentimeter langen rimaten ta-
onomisch an der asis der koboldmakiähn-
lichen Tarsiformes. Damit gehört er zu ei-
ner Schwestergruppe der Anthropoidea, die
auch den Menschen beinhaltet. Die Forscher
spekulieren, dass der gemeinsame Vorfahr
aller rimaten dem Tier ähnlich gesehen ha-ben könnte.
Das Fossil stammt aus Erdschichten nahe
der Stadt Jingzhou, die sich zu eginn des Eo-
zäns ablagerten. Zahn- und Augenform spre-
chen dafür, dass es sich bei Archicebus um ei-
nen tagaktiven Insektenfresser handelte, der
noch nicht so stark an das Leben in äumen
angepasst war wie spätere rimaten. Im Eo-zän sei die egion ein fruchtbarer tropischer
ald mit vielen Seen gewesen, sagte i. e-
deutend ist der Fund vor allem, weil er so
gut erhalten ist und nach Angaben der Ent-
decker in einigen Merkmalen eher den Men-
schenvorfahren ähnelt als den Tarsiformes.
isher waren von rimaten aus jener Epo-
che lediglich einzelne, unzusammenhängen-de Knochen bekannt. Forscher gehen davon
aus, dass sich die frühen rimaten unterein-
ander sehr ähnlich gesehen haben – deswe-
gen könnte Archicebus dem letzten gemein-
samen Vorfahr aller rimaten gleichen. <
ature 10.1038/nature12200, 2013
FSSILIE
FossilerrätKörperbaudererstenPrimaten
von Lars Fischer
Archicebus achilles
Diee ühe pim m beginn de Eo-
zän vo ew 55 Miionen jhen. De eze
gemeinme Voh e pimen könne
ihm ähnich geehen hen.
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7/16/2019 http://ul.to/60k7cicp
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TITELTHEMA: EH
Fleisch–KraftspenderoderKrankmacher?von Juliette Irmer
EisenspenderundCholesterin–FleischscheintguteundschlechteSeitenzuhaben.Langsamergründen
Mediziner,wiegesundoderungesundseinKonsumtatsächlichist.
7/16/2019 http://ul.to/60k7cicp
http://slidepdf.com/reader/full/httpulto60k7cicp 25/5525
W
ann genau unsere
Vorfahren anngen,
Fleisch zu essen, ist
unter Anthropologen
noch eine Streitfra-
ge. Immerhin: Zwei Säugetierknochen, dieeindeutige Schnitt- und Schlagspuren von
Steinwerkzeugen aufweisen, wurden auf
3,4 Millionen Jahre datiert. Ungewiss ist
auch, wie viel Fleisch diese Urahnen aßen
und ob der Wechsel von einer rein panz-
lichen zu einer gemischten Kost mit dafür
verantwortlich war, dass unser Gehirnvolu-
men so stark zunahm. Denn unser Gehirnverbraucht enorm viel, etwa 20 Prozent der
mit der Nahrung aufgenommenen Ener-
gie, und Fleisch und Fett sind kalorienrei-
cher als Wurzeln und Früchte. Anthropolo-
gen gehen dabei von einem Synergie-Effekt
aus: Das wachsende Gehirn erlaubte eine
bessere Kommunikation und damit eine
bessere Absprache der Jagdtechniken, waswiederum zu einer besseren Nahrungsver-
sorgung führte. Für die Menschwerdung
könnte Fleisch somit ein Schlüsselfaktor
gewesen sein. Doch müssen Menschen im
21. Jahrhundert immer noch Fleisch essen?
Kein anderes Nahrungsmittel ist wohl so
umstritten wie Fleisch: Gemüse und Obst
gelten eindeutig als gesund, Chips und Sü-
ßigkeiten dagegen nicht – bei Fleisch je-
doch scheiden sich die Geister. Vegetari-
er verzichten oft aus moralischen, vielfach
aber auch aus gesundheitlichen Gründen
vollständig auf den Konsum von Fleisch,
An der Wursttheke
Fü viee Menchen hie z lnde gehöen
Feich nd W imme noch zm ägichen
Een. und ch wewei eig de aei
Feichwen.
G E R D A L T M A N N / P i x E L i o
7/16/2019 http://ul.to/60k7cicp
http://slidepdf.com/reader/full/httpulto60k7cicp 26/5526
während Anhänger der so genannten Pa-
läo-Diät dieses wegen Letzterem täglich
auf ihren Speiseplan setzen. Und tatsäch-
lich liefert Fleisch hochwertige, leicht be-
kömmliche Proteine sowie zahlreiche Vi-
tamine und Spurenelemente wie VitaminB12, Eisen und Zink. Andererseits zeigen zu-
mindest zahlreiche epidemiologische Stu-
dien, dass Fleischesser ihr Risiko steigern,
an Krebs, Diabetes oder einem Herzleiden
zu erkranken. Sollte man der Gesundheit
zuliebe also besser doch auf Fleisch ver-
zichten?
Feich i nich geich FeichZunächst einmal gilt es zwischen verarbei-
tetem Fleisch wie Salami und Grillwürs-
ten und unverarbeitetem, reinem Muskel-
eisch zu unterscheiden. Wer täglich mehr
als 40 Gramm Wurstwaren isst, hat nach
den Ergebnissen einer aktuellen Studie, ein
erhöhtes Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkran-kungen (HKL) oder Krebs zu sterben [1]).
Für unverarbeitetes, rotes Fleisch sowie
für Hühnereisch fand Sabine Rohrmann,
Leiterin der Abteilung Epidemiologie und
Prävention von Krebs an der Universität
Zürich, allerdings keinen solchen Zusam-
menhang. Rohrmann stützte sich für ihre
Berechnungen auf die Daten der EPIC-
Studie (European Prospective Investigati-
on into Cancer and Nutrition), die 448 568
Menschen aus zehn Ländern umfasst, die
seit 1992 beobachtet werden. Auf das glei-
che Ergebnis – Wurst schadet, Fleisch nicht –kam vor drei Jahren zudem eine Metastu-
die, in welche die Daten von mehr als einer
Million Teilnehmern einossen [2]. Ande-
re amerikanische Studien attestierten hin-
gegen auch Steak-Liebhabern ein erhöhtes
Risiko für Krebs und HKL-Erkrankungen
[3]. Das globale Forschungsnetzwerk World
Cancer Research Fund warnt entspre-chend vor einem hohen Fleischkonsum.
»Es spricht viel dafür, dass der Zusammen-
hang auch für rotes Fleisch existiert, aber
nicht alle Studien zeigen ein einheitliches
Ergebnis«, sagt Rohrmann.
Das könnte jedoch auch an der Natur
epidemiologischer Beobachtungsstudien
liegen: Solche Studien beweisen nicht di-rekt, dass das Essen von Wurstwaren oder
Fleisch Krebs oder Diabetes auslöst, sie zei-
gen lediglich eine Korrelation zwischen
verschiedenen Faktoren und potenziellen
Folgen auf. Allerdings ist es schwierig, den
Fleischkonsum von anderen Ernährungs-
und Lebensstilfaktoren zu unterscheiden.
F o T o L i A / C o N T R A S T W E R K S T A T T
Zu viel des Guten
Meh 60 iogmm Feich vezeh ede
Deche mieweie ähich im Dch-
chni. Ew wenige wäe ee ü eine
Gendhei nd die umwe.
7/16/2019 http://ul.to/60k7cicp
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27
In der EPIC-Studie aßen die Teilnehmer,
die viel Wurst und viel rotes Fleisch zu sich
nahmen, wenig Obst, rauchten mehr, und
viele Männer tranken zudem überdurch-
schnittlich große Mengen Alkohol. Um eine
Verfälschung der Ergebnisse zu vermei-den, rechnen Forscher Faktoren wie Rau-
chen, Übergewicht und Bewegungsmangel
zwar heraus. Dennoch bleiben Unsicher-
heiten bestehen. Das zeigt auch das Ergeb-
nis einer Vegetarierstudie, die sich eben-
falls auf die Daten der EPIC-Studie stützt:
Vegetarier hätten demnach ein geringeres
Risiko, an einer Gefäßerkrankung zu ster-ben [4]. »Wir wissen allerdings nicht, ob der
letzte Schritt, der Verzicht auf das Fleisch,
eine entscheidende Rolle spielt«, sagt Hei-
ner Boeing vom Deutschen Institut für Er-
nährungsforschung in Potsdam. Denn Ve-
getarier essen nicht nur kein Fleisch, sie le-
ben generell gesünder: Sie treiben häuger
Sport, sind schlanker und rauchen seltener.
Feäen oenziee ÜeäeAls potenzielle Übeltäter machen Medizi-
ner die gesättigten Fettsäuren aus, die in
Fleisch und vor allem in Wurst reichlich
enthalten sind. Das Dogma lautet: Gesät-
tigte Fettsäuren erhöhen die Menge des
»bösen« LDL-Cholesterins (Low density
Lipoprotein). Und ein hoher LDL-Choles-
terin-Spiegel fördert die Arteriosklerose:
Blutgefäße werden durch die Einlagerung
von Cholesterin, Kalk und Bindegewebe
enger und steifer, was wiederum das Risi-ko für eine HKL-Erkrankung erhöht. »Das
ist in dieser Schlichtheit falsch«, sagt Bern-
hard Watzl, Leiter des Instituts für Physiolo-
gie und Biochemie der Ernährung am Max-
Rubner-Institut, dem Bundesforschungs-
institut für Ernährung und Lebensmittel.
»Ein hoher Cholesterinspiegel allein sagt
erst einmal wenig aus über das HKL-Er-krankungsrisiko einer Person. Es gibt Men-
schen, die genetisch bedingt einen erhöh-
ten Cholesterinspiegel haben. Sind andere
Risikofaktoren ausgeschlossen – das heißt,
ist eine Person schlank, raucht nicht und
treibt Sport –, hat sie kein nennenswert er-
höhtes Risiko, einen Herzinfarkt zu erlei-
den.«Auch ist heute klar, dass sich der Cho-
lesterinspiegel nicht in dem Ausmaß über
die Ernährung, also den Verzicht auf But-
ter, Käse, Wurst und Fleisch, regulieren
lässt, wie lange angenommen: »Es gibt
verschiedene Typen. Bei den einen ist der
Cholesterinspiegel über die Ernährung
nicht zu steuern, bei den anderen nur bis
zu einem gewissen Umfang«, sagt Watzl.
Mittlerweile ist selbst das Frühstücksei –
jahrzehntelang als Cholesterinbombe ver-
schrien – rehabilitiert und wird gar als Teil
einer gesunden Ernährung empfohlen [5].Das Fett-Cholesterin-Dogma bröckelt
also. Denn mittlerweile ist klar, dass man-
che gesättigten Fettsäuren nicht nur das
LDL-Cholesterin, sondern auch das »gute«
HDL-Cholesterin (High density Lipoprote-
in) erhöhen und damit das Verhältnis des
Gesamtcholesterins verbessern. Entspre-
chend viele Studien nden keinen Zusam-menhang zwischen der Einnahme gesät-
tigter Fettsäuren und der Ausbildung von
HKL-Erkrankungen [6].
Einige Wissenschaftler zweifeln daher
die schädliche Wirkung gesättigter Fett-
säuren mittlerweile an [7]. Glen Lawrence,
Professor der Biochemie an der Long Is-
land University, schreibt in einem aktu-ellen Artikel [8]: »Gesättigte Fettsäuren
haben einen dürftigen Effekt auf das Se-
rum-Cholesterin, und es fehlt an Bewei-
sen, dass sie HKL-Erkrankungen hervor-
rufen. Da fragt man sich schon, wie diese
Fette einen derartig schlechten Ruf erlan-
gen konnten.«
7/16/2019 http://ul.to/60k7cicp
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28
W chde?Bleibt die Frage, welche Bestandteile im
Fleisch dann gesundheitsschädlich sind.
Im Gespräch sind die Zubereitung von
Fleisch bei hohen Temperaturen und da-
raus resultierende schädliche chemische
Verbindungen sowie der hohe Eisengehaltvon Fleisch. Freie Eisenionen könnten die
Bildung von Sauerstoffradikalen fördern,
was womöglich die Oxidation von Fetten
auslöst – ein Mechanismus, der bei der Ent-
stehung von Arteriosklerose eine Rolle zu
spielen scheint. Wurst enthält außerdem
viel Salz (Kochsalz sowie Natrium- und Ka-
liumnitrit), um sie haltbar zu machen. Un-ter bestimmten Bedingungen können da-
raus Nitrosamine entstehen, chemische
Verbindungen, die Krebs erregend wirken.
Einen völlig neuartigen Mechanismus,
wie Fleisch die Blutgefäße schädigen könn-
te, schlagen zudem Forscher um Stanley
Hazen von der Cleveland Clinic in Ohio
vor [9]: Hazen und seine Kollegen hatten
schon vor zwei Jahren gezeigt, dass Patien-
ten mit HKL-Erkrankungen häug erhöh-
te Konzentrationen von Trimethylamin-
Oxid (TMAO) im Blut haben, ein Molekül,das ebenfalls in Verbindung mit Arterio-
sklerose gebracht wird. Hazen konnte nun
erstmalig zeigen, dass TMAO aus Carnitin,
einem Bestandteil in rotem Fleisch, gebil-
det wird.
Nach dem Verzehr von Fleisch stieg
der TMAO-Spiegel bei Fleischessern an.
Bei langjährigen Vegetariern, die teilwei-
se zum Fleischessen überredet worden wa-
ren beziehungsweise Carnitin-Kapseln ein-
nahmen, stieg er hingegen nicht an. Hazen
und seine Kollegen konnten zeigen, dasssich ihre Ergebnisse mit der unterschiedli-
chen Darmora von Fleischessern und Ve-
getariern erklären lassen. »Unsere Ernäh-
rungsweise beeinusst unsere Darmora.
Essen wir regelmäßig rotes Fleisch, siedeln
sich auch Bakterienarten an, die Carnitin
mögen und abbauen können«, sagt Hazen.
Wurstwaren
rohe schinken nd smi ind eh eeich –
nd dmi oenzie gendheichädich,
wenn ie in gößeen Mengen gegeen we-
den. Ode doch nich?
F o T o L i A / T E S G R o T E S S i E R i
All ü I
7/16/2019 http://ul.to/60k7cicp
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29
Einige Wissenschaftler kritisieren an der
Studie allerdings, dass auch andere Nah-
rungsmittel Carnitin enthalten und wahr-
scheinlich ebenfalls zum TMAO-Spiegel im
Blut beitragen.
Der Gesundheit zuliebe muss also nie-mand Vegetarier werden. Und wer sich
an die von der Deutschen Gesellschaft
für Ernährung empfohlenen 300 bis 600
Gramm Fleisch pro Woche hält, etwa 30 Ki-
logramm pro Jahr, scheint auf der siche-
ren Seite. Denn moderate Fleischesser, die
Sport treiben und nicht rauchen, haben
eine ähnlich lange Lebenserwartung wieVegetarier [10].
Allerdings essen Deutsche durch-
schnittlich 88 Kilogramm Fleisch pro Jahr,
US-Amerikaner sogar 123 Kilogramm. Und
während der Fleischkonsum in den Indus-
trienationen auf hohem Niveau stagniert,
steigt die Nachfrage in den Schwellen-
ländern wie etwa China stark an. Laut ei-ner Prognose der Ernährungs- und Land-
wirtschaftsorganisation FAO wird sich der
Fleischkonsum bis zum Jahr 2050 auf jähr-
lich 460 Millionen Tonnen verdoppeln,
was die Versorgung ärmerer Bevölkerungs-
schichten in vielen Ländern des Südens er-
schwert und die Umwelt belastet – schließ-
lich konkurriert das Vieh mit uns um Land
und Futtermittel.
Doch auch das lässt sich vielleicht bald
umgehen, denn Mark Post, Professor für
Gefäßphysiologie an der Universität Maas-
tricht, kennt vielleicht den Ausweg aus die-sem Dilemma: Laboreisch – tierisches
Protein, das ohne Tiere, ohne Futter, ohne
Schlachthäuser hergestellt wird. Mehrere
Jahre bastelte der Physiologe am Laborbur-
ger aus Rindermuskelzellen, und noch die-
ses Jahr soll eine Frikadelle davon in Lon-
don öffentlich verspeist werden. Laut Post
schmeckt er »halbwegs gut«. <
[1] MC Medicine 11, 10.1186/1741-7015-11-63, 2013
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2005
All ü IgAu Zll.Auf Im IldcIm.
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ÜEEICHT
SchwereWahrheitsndungvon Virginia Hughes
mmermehrStudienzeigen,dassÜbergewichtnichtunbedingtdasLebenerkürzenmuss.Docheinige
Gesundheitsforschersprechenliebernichtdarüber.
30
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Am späten Vormittag des 20.Februar versammelten sich
mehr als 200 Menschen in
einem Hörsaal der Harvard
School of Public Health in
Boston. Das Ziel dieser Veranstaltung be-
stand den Organisatoren zufolge darin,
endlich zu erläutern, warum eine neue
Studie über Gewicht und Mortalität abso-lut falsch war.
Die Metaanalyse von 97 Studien – mit
insgesamt 2,88 Millionen Probanden – er-
schien am 2. Januar im »Journal of the Ame-
rican Medical Association« (JAMA) [1]. Ein
Team um die Epidemiologin Katherine Fle-
gal vom National Center for Health Statis-
tics in Hyattsville, Maryland, berichtet dar-in, dass Menschen, die nach internationa-
len Standards als übergewichtig gelten, im
Vergleich zu Normalgewichtigen im glei-
chen Zeitraum ein sechs Prozent geringe-
res Sterberisiko aufwiesen.
Das Ergebnis schien den seit Jahrzehn-
ten erteilten Ratschlägen zu widerspre-
Exkive Üeezng
31
Der Body-Mass-Index
Denie Gewich in io-
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Qd – eh hee viech
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chen, selbst eine geringe Gewichtszunah-
me zu vermeiden. Es sorgte für Schlagzeilen
in den meisten großen Nachrichtenmedi-
en – und für eine ablehnende Reaktion ei-
niger Gesundheitsexperten. »Diese Stu-
die ist nichts weiter als Müll, und niemandsollte seine Zeit damit verschwenden, sie
zu lesen«, äußerte sich Walter Willett von
der Harvard School of Public Health in ei-
nem Radiointerview. Der führende Ernäh-
rungsforscher und Epidemiologe organi-
sierte später das Harvard-Symposium, in
dem viele Kritiker der neuen Publikation
zu Wort kommen sollten. Auf diese Weisewollte er der Berichterstattung entgegen-
wirken und herausstellen, wo er und seine
Kollegen die Probleme der Studie sahen.
»Die Arbeit von Flegal war so fehlerhaft, so
irreführend und so verwirrend für so viele
Menschen. Es wäre wirklich wichtig, dach-
ten wir uns, der Sache auf den Grund zu ge-
hen«, berichtet Willett.Zahlreiche Forscher erkennen die Er-
gebnisse von Flegal jedoch an und sehen
sie als den jüngsten Beleg für etwas, das als
Adipositas-Paradoxon bekannt ist. Über-
gewicht erhöht zwar das Risiko einer Per-
son, an Diabetes, Herzkrankheiten, Krebs
und viele anderen chronischen Erkrankun-
gen zu leiden. Doch Studien deuten darauf
hin, dass für manche Menschen – vor al-
lem solche mittleren Alters und älter oder
für bereits erkrankte – ein bisschen mehr
Gewicht nicht besonders schädlich zu sein
scheint, ja sogar hilfreich sein kann. (Werals fettleibig eingestuft wird, muss aller-
dings fast immer mit negativen Folgen für
die Gesundheit rechnen.)
Das Paradoxon entfachte zahlreiche
Diskussionen unter den Experten – ein-
schließlich einer Reihe von Reaktionen in
der Zeitschrift JAMA im April [2] – unter
anderem, weil die Epidemiologie in diesemFall komplex ist und sich Störfaktoren nur
schwer ausklammern lassen. Der kontro-
verseste Teil der Debatte betrifft aber nicht
die Wissenschaft per se, sondern wie man
darüber spricht. Gesundheitsexperten, da-
runter Willett, verbrachten Jahrzehnte da-
mit, die Risiken von Übergewicht heraus-
zustellen. Studien wie die von Flegal seiengefährlich, so Willett, denn sie könnten die
Öffentlichkeit sowie Ärzte verunsichern.
Zudem würden damit öffentliche Maßnah-
men mit dem Ziel, den steigenden Fettlei-
bigkeitsraten entgegenzuwirken, unterlau-
fen. »Es wird eine gewisse Zahl an Ärzten
geben, die einen übergewichtigen Patien-
ten aus diesem Grund nicht belehren«, sagt
er. Schlimmer noch sei, fügt er hinzu, dass
einussreiche Interessenvertretungen, wie
etwa die Softgetränke- und Nahrungsmit-
tellobbys, diese Erkenntnisse missbrau-
chen und damit politische Entscheidungs-träger beeinussen könnten.
Etliche Wissenschaftler fühlen sich aber
nicht gerade wohl dabei, Daten zu ver-
heimlichen oder zu verwerfen – insbeson-
dere Ergebnisse, die bereits in mehreren
Studien repliziert werden konnten -, nur
um eine einfachere Botschaft zu verkün-
den. »Eine einzelne Studie mag nicht un-bedingt die Wahrheit sagen, aber wenn vie-
le Studien zum selben Schluss kommen
und konsistent sind – das muss man ernst
nehmen«, sagt Samuel Klein, Arzt und Adi-
positasexperte an der Washington Univer-
sity in St. Louis, Missouri. »Wir müssen den
Daten folgen wie [Dorothy in der »Zaube-
rer von Oz«, Anm. d. Red.] der gelben Zie-gelsteinstraße, bis zur Wahrheit.«
In die ve egenDie Ansicht, dass Übergewicht das Leben
verkürze, geht zurück auf Studien der US-
Versicherungsbranche. In einem umfang-
reichen Bericht hatte man Daten von Ver-
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sicherten bei 26 Lebensversicherungsge-
sellschaften ausgewertet und kam zu dem
Ergebnis, dass Menschen, die ein paar Ki-
logramm weniger als der US-Durchschnittwogen, die niedrigste Sterblichkeitsrate
aufwiesen. Mit steigendem Gewicht stieg
dann auch die Sterblichkeit, so der einfa-
che Schluss. Infolgedessen aktualisierte
die Metropolitan Life Insurance Company
(MetLife) ihre Tabelle der »wünschenswer-
ten Gewichte« und schaffte dadurch Stan-
dards, auf die viele Ärzte in den kommen-den Jahrzehnten zurückgriffen.
In den frühen 1980er Jahren stellte Reu-
bin Andres, damals Direktor des US Natio-
nal Institute on Aging in Bethesda, Mary-
land, dieses Dogma in Frage – und machte
damit Schlagzeilen. Andres hatte versiche-
rungsmathematische Tabellen und Studi-
Weight Watching
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und de tienk diee ve – o d Ge-wich, ei dem die Moiäe m nied-
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J . o B E S i T y 3 4 , 1 2
3 1 – 1 2 3 8 ( 2 0 1 0 ) .
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en erneut analysiert und stellte fest, dass
der Zusammenhang zwischen Gewicht
und Sterblichkeit einer u-förmigen Kur-
ve folgt. Und der Tiefpunkt dieser Kurve –
also das Gewicht, bei dem die Mortalitäts-
rate am niedrigsten ist – hängt vom Al-ter ab (siehe Grak ‚Weight Watching‘). Die
von MetLife empfohlenen Gewichte seien
zwar für Menschen im mittleren Alter ge-
eignet, berechnete er, aber nicht für Perso-
nen über 50 [3]. Letzteren ging es demnach
besser, wenn sie etwas übergewichtig wa-
ren. Die ersten Anzeichen des Adipositas-
Paradoxons. Die meisten Mediziner lehn-ten Andres‘ Ideen damals rundweg ab. In
einem oft zitierten JAMA-Artikel von 1987
analysierten Willett und die Epidemiolo-
gin JoAnn Manson von der Harvard School
of Public Health beispielsweise 25 Studi-
en über den Zusammenhang von Gewicht
und Mortalität [4]. Die meisten, so das Fazit,
seien durch zwei Störfaktoren verfälscht:Rauchen und Krankheit. Raucher sind in
der Regel schlanker und sterben früher als
Nichtraucher, und viele chronisch kranke
Menschen verlieren an Gewicht. Diese Ef-
fekte könnten Schlanksein selbst als ein Ri-
siko erscheinen lassen. 1995 untermauer-
ten Manson und Willett ihre These durch
eine Langzeitstudie: Darin verfolgte man
die Gesundheit von mehr als 115 000 Kran-
kenschwestern und ermittelte gleichzeitig
deren Body-Mass-Index (BMI) – deniert
als Gewicht in Kilogramm dividiert durch
die Körpergröße in Metern zum Quadrat[5]. Schlossen die Forscher nun alle Frauen
aus, die jemals geraucht hatten, sowie dieje-
nigen, die während der ersten vier Jahre der
Studie verstarben (in der Annahme, dass
diese Frauen eventuell unter krankheitsbe-
dingtem Gewichtsverlust litten), fanden sie
einen linearen Zusammenhang zwischen
BMI und Sterblichkeit. Die geringste Mor-talität lag demnach bei einem BMI unter
19 (das entspricht rund 50 Kilogramm für
eine 1,63 Meter große Frau).
»Es schien biologisch nicht plausibel zu
sein, dass Übergewicht und Fettleibigkeit ei-
nerseits das Risiko von lebensbedrohlichen
Erkrankungen erhöhen und andererseits
zu einer niedrigeren Sterberate führen«, er-klärt Manson. Die Studie belege, dass diese
Hypothese »mehr Artefakt als Fakt war«.
Etwa zur gleichen Zeit wurde die Welt
auf die Fettleibigkeit aufmerksam. Seit
1980 schossen die Fälle von Übergewicht
und Fettleibigkeit in die Höhe [6-8], und
1997 hielt die Weltgesundheitsorganisation
(WHO) in Genf ihre erste Konferenz zum
Thema ab. Auf dem Treffen legte man neue
Kriterien für »normales Gewicht« (BMI von
18,5 bis 24,9), »Übergewicht« (BMI von 25 bis
29,9) und »Fettleibigkeit« (BMI von 30 oder
höher) fest. 1998 passten die Centers for Di-sease Control and Prevention (CDC) in den
USA ihre BMI-Grenzen an die WHO-Klassi-
kation an. »Wir nannten [Adipositas] die
Cinderella der Risikofaktoren, denn nie-
mand schenkte ihr Aufmerksamkeit«, erin-
nert sich Francisco Lopez-Jimenez, Kardio-
loge an der Mayo Clinic in Rochester, Min-
nesota. Das hat sich inzwischen geändert.
siiche rüzegZusammen mit anderen ließ Flegal erstmals
die Alarmglocken läuten. Im Statistikzent-
rum des CDC hatte sie Zugriff auf Daten aus
dem National Health and Nutrition Exami-
nation Survey (NHANES). Seit den 1960er
Jahren erfasste die Behörde in dieser statis-tischen Erhebung den Gesundheitszustand
von rund 5000 Personen pro Jahr anhand
von Gesprächen sowie ärztlichen Untersu-
chungen. Flegal und ihre Kollegen konnten
mit Hilfe dieser Daten zeigen, dass der An-
teil an Übergewichtigen und Fettleibigen in
den Vereinigten Staaten zunahm [6,7].
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2005 bestätigte Flegal auf Basis der NHA-
NES-Daten die u-förmige Mortalitätskur-
ve von Andres: Übergewichtige, aber nicht
fettleibige Menschen, so ergab ihre Analy-
se, besaßen eine niedrigere Sterblichkeits-
rate als die normalgewichtigen. Dieses Mus-
ter ließ sich sogar noch beobachten, wenn
die Personen nie geraucht hatten [9]. Die
Studie ging durch die Presse, sagt Willett,
schließlich arbeitet sie für die CDC, und das
Ergebnis schien wie ein Freifahrschein für
eine Gewichtszunahme. »Viele Leute inter-
pretierten dies als ofzielle Haltung der US-
Regierung«, berichtet er. Genau wie sie es
Anfang dieses Jahres taten, kritisierten Wil-
lett und seine Kollegen damals die Arbeit
und organisierten ein öffentliches Sympo-
sium, um darüber zu diskutieren. Der aka-
demische Wirbel brachte der Studie negati-
ve Presse ein. »Ich war von diesen lautstar-ken Angriffen auf unsere Arbeit ziemlich
überrascht«, so Flegal. Die Forscherin kon-
zentriert sich lieber auf die Feinheiten epi-
demiologischer Zahlenspiele als auf die po-
litischen Implikationen der resultierenden
Statistik. »Insbesondere anfangs gab es vie-
le Missverständnisse und Verwirrung über
unsere Ergebnisse. Diese aufzuklären, warzeitaufwändig und etwas schwierig.«
Im Lauf der nächsten Jahre stießen an-
dere Forscher auf die gleiche Entwicklung.
Deshalb beschloss Flegal, die Anfang 2013
veröffentlichte Metaanalyse durchzufüh-
ren [1]. »Wir hatten das Gefühl, es sei nun
an der Zeit, all dieses Material zusammen-
zutragen«, sagt sie. »Wir verstehen viel-leicht nicht, was das alles bedeutet, aber so
ist nun einmal die Situation.« Ihre Analy-
se umfasste alle prospektiven Studien, in
denen Forscher die Gesamtsterblichkeit in
Abhängigkeit vom BMI ermittelten – insge-
samt 97 Studien. Um den Einuss von Rau-
chen, Alter und Geschlecht zu berücksich-
Paradoxon?
Üegewichig nd gend.
i S T o C K / L U i S A L v A R E Z
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tigen, wurden in allen Studien übliche sta-
tistische Korrekturen eingesetzt. Als Flegal
und ihr Team die Daten von allen erwachse-
nen Altersgruppen miteinander verknüpf-
ten, zeigten übergewichtige Menschen mit
einem BMI zwischen 25 und 29,9 die nied-rigsten Sterblichkeitsraten.
Der gewählte Ansatz gleiche den durch
Alter, Krankheit und Rauchen bedingten
Gewichtsverlust jedoch nicht vollständig
aus, moniert die Harvard-Gruppe. Dem-
nach würde der Effekt in den jüngeren Al-
tersgruppen verschwinden, wenn Flegal
diese separat betrachtet hätte. Zudem sei-en nicht alle Raucher gleich stark gefährdet
– beispielsweise sind starke Raucher in der
Regel schlanker als solche, die nur gelegent-
lich zur Zigarette greifen. Also sollte man
sich idealerweise auf Personen konzentrie-
ren, die noch nie geraucht haben, und so
das Rauchen als Störfaktor ausschalten. Wil-
lett weist auf eine seiner im Jahr 2010 ver-öffentlichten Studien [10] hin, in der er und
seine Kollegen die Daten von 1,46 Millionen
Personen auswerteten. Bei Menschen, die
nie geraucht haben, tritt demnach die nied-
rigste Mortalität im »normalen« BMI-Be-
reich von 20 bis 25 auf. Da die Studie nicht
auf die Standard-BMI-Kategorien zurück-
greift, bezog Flegal diese allerdings nicht in
ihre Analyse ein.
Die Forscherin sieht die Studie kritisch,
denn Willett rangierte einen Großteil des
Rohdatensatzes einfach aus: insgesamt fast
900 000 Personen. »Nachdem man eine sogroße Zahl – und sie ist wirklich groß – ver-
wirft, bleibt unklar, wie sich die Personen in
der Stichprobe, die nie geraucht haben, von
den anderen unterscheiden«, erläutert Fle-
gal. Sie könnten beispielsweise reicher oder
gebildeter sein. Zudem stütze sich die Stu-
die auf von Teilnehmern selbst angegebene
Größen und Gewichte anstatt auf objektiveMessungen. »Das ist ein großes Problem«,
so Flegal, denn die Leute neigen dazu, ihr
Gewicht zu unterschätzen. Dies könnte das
Todesfallrisiko erhöhen, etwa wenn adipöse
und damit stark gefährdete Personen ange-
ben, dass sie lediglich Übergewicht hätten.
Gende bnceViele Fettleibigkeitsexperten und Biostatis-
tiker erheben Einwände gegen den rauen
Ton der Äußerungen Willetts über die Ar-
beit von Flegal. Ihnen zufolge haben sowohl
Willetts als auch Flegals Studie eine Berech-
tigung – die beiden verfahren mit den Da-
ten einfach nur auf unterschiedliche Weise.
Zudem unterstützten inzwischen genügend
Studien das Adipositas-Paradoxon, um es
ernst zu nehmen. »Es ist schwer, sich über
Daten zu streiten«, sagt Robert Eckel von der
University of Colorado in Denver. »Wir sind
Wissenschaftler. Wir schauen aufmerksamauf die Daten und versuchen nicht, sie zu
verschleiern«, so der Endokrinologe.
Man will die Ursache für das Paradoxon
aufklären. Eine Spur führt zu der wach-
senden Anzahl an Studien im vergange-
nen Jahrzehnt, die allesamt zeigen, dass bei
Menschen mit schweren Krankheiten – wie
Herzleiden, Lungenemphysemen und Typ-2-Diabetes – die übergewichtigen Personen
die niedrigsten Sterblichkeitsraten aufwei-
sen. Übergewichtige Menschen besitzen
mehr Energiereserven, um die Krankheit
abzuwehren, so eine gängige Erklärung.
Das erinnere ihn an die Kandidaten der TV-
Show »Survivor«, sagt der Kardiologe Gregg
Fonarow von der University of California in Los Angeles: »Sehr dünne Teilnehmer sind
häug nicht so erfolgreich.«
Stoffwechselreserven könnten auch im
fortgeschrittenen Alter entscheidend sein.
»Überleben bedeutet, ständig Risiken aus-
zugleichen«, sagt Stefan Anker von der Cha-
rité in Berlin. »Für junge und gesunde Per-
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sonen ist Fettleibigkeit relevant, die in 15
oder 20 Jahren für Probleme sorgt«, so der
Kardiologe. Mit zunehmendem Alter ver-
schiebt sich die Balance aber vielleicht zu
Gunsten von Übergewicht.
Genetische und Stoffwechselfaktorenkönnen ebenfalls von Belang sein, wie eine
Studie von Mercedes Carnethon von der
Northwestern University in Chicago aus
dem vergangenen Jahr zeigt. Demnach ster-
ben Erwachsene, die mit Normalgewicht ei-
nen Typ-2-Diabetes entwickeln, doppelt so
häug in einem bestimmten Zeitraum wie
solche, die übergewichtig oder fettleibigsind [11]. Dieses Resultat geht wahrschein-
lich auf eine Teilmenge der Personen zu-
rück, so Carnethon, die zwar dünn, aber
»metabolisch fettleibig« sind: Ihr Blut weist
hohe Konzentrationen von Insulin und Tri-
glyceriden auf, was zu einem höheren Risi-
ko für die Entwicklung von Diabetes und
Herzerkrankungen führt.All dies lässt den BMI nur als grobes Maß
dafür erscheinen, die Gesundheit eines Ein-
zelnen zu beurteilen. Was wirklich zähle, so
einige Forscher, sei die Verteilung des Fett-
gewebes am Körper, wobei überschüssi-
ges Bauchfett am gefährlichsten sei; ande-
re wiederum meinen, dass die Belastbarkeit
von Herz und Kreislauf über die Mortali-
tät entscheidet – unabhängig von BMI oder
Bauchfett. »Der BMI stellt für jeden nur ei-
nen ersten Schritt dar«, sagt Steven Heyms-
eld vom Pennington Biological Research
Center in Baton Rouge, Louisiana. »Wennman dann den Taillenumfang, Bluttests
und andere Risikofaktoren hinzufügt, wäre
ein vollständigeres Bild auf individueller
Ebene machbar.«
Angenommen die Studien zum Adipo-
sitas-Paradoxon sind korrekt, wie vermit-
telt man dann ihre feinen Unterschiede?
Zu viel Gewicht, in Form von Übergewicht,ist eindeutig schlecht für die Gesundheit,
und die meisten jungen Leute sollten sich
besser schlank halten. Aber das ändert sich
vielleicht, wenn sie altern und Krankhei-
ten entwickeln. Einige Gesundheitsexper-
ten befürchten jedoch, dass Menschen die-
se Botschaft als Lizenz für eine Gewichts-
zunahme auslegen. Zudem könnten dieStudien zum Adipositas-Paradoxon das Ver-
trauen der Leute in die Wissenschaft schwä-
chen, sorgt sich Willett. »Man hört die Leu-
te so oft sagen: ‚Ich lese etwas, und ein paar
Monate später höre ich das Gegenteil. Die
Wissenschaftler wissen auch nicht, was sie
wollen.‘ Das nutzen die Hersteller von Soft-
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drinks immer wieder aus – im Fall von Fett-
leibigkeit – oder die Ölindustrie, im Fall derglobalen Erwärmung.«
Eine Gewichtszunahme von vornhe-
rein zu verhindern, so Willett, müsse das
primäre Ziel des Gesundheitswesens sein.
»Wenn man erst übergewichtig ist, fällt es
sehr schwer, wieder abzunehmen. Das ist
wohl die gravierendste Folge der Botschaft,
Übergewicht wäre kein Problem. Wir wol-len die Leute motivieren, erst gar nicht in
diese Situation zu kommen.« Kamyar Ka-
lantar-Zadeh von der University of Cali-
fornia in Irvine ndet hingegen, man sol-
le auch feine Details über Gewicht und Ge-
sundheit nicht verheimlichen. »Wir sind
verpichtet, auf die ganze Wahrheit hin-
zuweisen«, so der Nephrologe.Die Reaktion der Öffentlichkeit auf ihre
Ergebnisse sei nicht ihr Hauptanliegen,
sagt Flegal. »Ich arbeite bei einer Bundes-
behörde für Statistik. Unsere Aufgabe ist
es nicht, Politik zu machen, sondern ge-
naue Informationen für politische Ent-
scheidungsträger und andere interessierte
Menschen bereitzustellen.« Ihren Daten,
so sagt sie, »sollen keine Botschaft haben«.<
Der Artikel erschien unter dem Titel »The big fattruth« am 22. Mai in »ature«.
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KSTA
RäuberundGendarmvon Hakan Baykal
vorzehnJahrenwurdedasrakische
NationalmuseuminBagdadausgeplündert.ZahlreicheExponatebliebenbisheuteerschwunden.
39
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40
Die Bilder sind unvergessen:
Umgestürzte und enthaup-
tete antike Statuen auf den
Gängen der Ausstellungs-räume, zerschlagene, aus-
geräumte Schaukästen, verwüstete Büros
und Archive, ein verzweifelter Museums-
mitarbeiter ist zu Boden gesunken, hat sei-
ne Stirn in die Hände gestützt. Tags zuvor,
am 10. April 2003, hatten die US-Truppen
die Schlacht um Bagdad endgültig für sich
entschieden und die Stadt unter ihre Kon-
trolle gebracht. Nun machten sich Plünde-
rer in einem beispiellosen Sturm über das
Irakische Nationalmuseum und seine un-vergleichliche Sammlung her.
Entgegen früher Warnungen von Wis-
senschaftlern aus aller Welt hatten die sieg-
reichen Amerikaner keine Schutzmaßnah-
men für das Museum vorbereitet. Eigent-
lich hatten sie so gut wie überhaupt keine
Vorkehrungen für den Tag des Siegs getrof-
Irakisches Nationalmuseum
D Ikiche Nionmem w im ai
2003 nch de schch m bgdd geünde
woden: Hndee Menchen dngen in dehwüdige Geäde ein, vewüeen die bü-
o nd en de einzigigen smm-
ng, w ihnen in die Hände e.
P U B L i C D o M A i N
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fen: Lediglich das Ölministerium wurde
von amerikanischen Soldaten abgeriegelt.
Andere Ministerien blieben ungesichertund wurden ebenso von aufgebrachten
Bürgern gestürmt wie Saddam Husseins
Paläste, Krankenhäuser, Amtsgebäude und
Niederlassungen der verhassten Baath-
Partei des gestürzten Diktators – und eben
das Nationalmuseum. Hunderte Plünde-
rer drangen in das ehrwürdige Gebäude
ein, verwüsteten die Büros der Verwaltung,raubten aus der einzigartigen Sammlung,
was ihnen in die Hände el.
Nicht nur die akademische Welt war ent-
setzt: Ein Großteil des kulturellen Erbes des
Irak, also Mesopotamiens und damit der
gesamten Menschheit, schien verloren. Pi-
otr Michalowski, Althistoriker an der Uni-
versität Michigan, meinte, es geschehe eine
Katastrophe, »als ob die Ufzien, der Louv-
re oder alle Museen von Washington auf ei-nen Schlag ausgelöscht« würden. Der bri-
tische Archäologe Trevor Watkins verglich
die Plünderungen mit dem verheerenden
Feuer, dem die antike Bibliothek von Ale-
xandria zum Opfer el. Andere sprachen
gar von »kulturellem Genozid« oder fühl-
ten sich an den Mongolensturm von 1258
erinnert. Die drastischen Worte schienen
durchaus angebracht. Nicht weniger als
170 000 Exponate, so hieß es in ersten Mel-dungen, seien in zwei, drei chaotischen Ta-
gen nach der Schlacht um Bagdad geraubt
worden. Bei der Zahl handelte es sich aller-
dings um ein Missverständnis. Das Iraki-
sche Nationalmuseum hat nämlich seinen
Bestand von rund einer halben Million Ob-
jekten unter 170 000 Inventarnummern
Die »Mona Lisa Mesopotamiens«
Die 5000 jhe e Wk-Mke zäh z den
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42
registriert. Der größte Teil der Exponate
war aber bereits lange vor der Schlacht in
Sicherheit gebracht worden. Dennoch ist
der tatsächliche Schaden schlimm genug –
und kaum zu beziffern. Matthew Bogda-
nos, der noch im Jahr 2003 im Auftrag derUS-Streitkräfte die Leitung der Ermittlun-
gen in diesem Fall übernahm, schätzte die
Zahl der tatsächlich geraubten Expona-
te zwar recht moderat auf bis zu 15 000.
Michael Müller-Karpe, Archäologe am Rö-
misch-Germanischen Zentralmuseum in
Mainz, meint jedoch, dass man bis heu-
te noch längst keinen Überblick hat, was
genau fehlt. »Dazu muss erst einmal In-
ventur gemacht werden«, sagt der promi-
nente Aktivist gegen Kunstraub und Anti-
kenschmuggel, »und das kann Jahrzehnte
dauern.« Zu unübersichtlich sind die In-ventarbücher im DIN-A2-Format, so dass
sich bis heute noch keiner einen exakten
Überblick verschaffen konnte, was genau
fehlt.
Alle Fachleute stimmen jedoch darin
überein, dass wohl erst ein Bruchteil der da-
mals geraubten Exponate wiederentdeckt
Sumerische Rollsiegel
smeiche roiege wden in goßem si
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43
und dem Museum übergeben werden
konnten. Aber immerhin: Das eine oder
andere wertvolle Artefakt fand sich im Ge-
päck von Armeeangehörigen oder Diplo-
maten. Mancher Bagdader Bürger, der imChaos nach der Schlacht zum Plünderer ge-
worden war, gab ermutigt durch eine Am-
nestie die geraubten Schätze freiwillig zu-
rück. Ebenso jene Anwohner, die während
der Plünderungen eingeschritten waren
und Exponate in Sicherheit gebracht hat-
ten, um sie später wieder dem Museum zu
übergeben. So fanden etwa wertvolle Stü-cke wie die so genannte Dame von Warka
(Uruk), eine rund 5000 Jahre alte Alabas-
termaske, sowie zahlreiche Keilschrifttäfel-
chen wieder zu ihrem rechtmäßigen Besit-
zer, dem Nationalmuseum.
In jenem April 2003 hatten aber bei
Weitem nicht nur Gelegenheitsdiebe zu-
geschlagen. Den größten Schaden richte-ten professionelle Banden an, die sich die
teuersten Stücke aussuchten und weg-
schafften – sowie eine dritte Gruppe von
Plünderern, die der Sonderermittler Bog-
danos »Insider« nennt. Der Raub der kom-
pletten Rollsiegelsammlung des Muse-
ums war offenbar solch ein Insiderjob. Die
Kollektion befand sich in einer Kiste im
hintersten Winkel des Depots und wurde
von den Räubern ganz gezielt ausgesucht.
Hatten die Diebe doch alle anderen Kisten
im Magazin ignoriert und nur jene mitge-nommen, in der sich die rund 5000 Sie-
gel befanden. Müller-Karpe, der von 1976
bis 2003 immer wieder am Bagdader Mu-
seum arbeitete, glaubt indes nicht, dass es
sich bei den Insidern um Museumsmitar-
beiter gehandelt hat. Allzu viele Personen
von außerhalb des Hauses hätten schon
vor den Plünderungen Zugang zu allzuvielen Räumen des Museums gehabt. So
seien etwa bis kurz vor dem Krieg Mitar-
beiter einer Baurma mit Renovierungs-
arbeiten im Bereich des Depots beschäf-
tigt gewesen.
Wer auch immer die Sammlung in sei-
nen Besitz gebracht hat, dürfte bis auf Wei-
teres ausgesorgt haben. Vorausgesetzt na-türlich, der oder die Täter konnten die Stü-
cke auch veräußern. Zwar gehen diese bis
zu 5000 Jahre alten Rollsiegel mitunter
schon für umgerechnet nur 40 Euro über
den Ladentisch – oder darunter durch -,
vor ein paar Jahren aber wechselte ein sol-
ches Artefakt für 500 000 Dollar den Be-
sitzer, ein anderes für 130 000. Mit ande-
ren Objekten aus Mesopotamien lassen
sich weit höhere Einkünfte erzielen. Im
Dezember 2007 etwa zahlte ein Sammler
57 Millionen Dollar für eine nur acht Zen-timeter große Löwenstatuette.
Geschäfte dieser Art können öffentlich
und unbehelligt abgewickelt werden, wenn
es sich um antike Stücke handelt, die be-
reits vor 1990 aus dem Irak geschafft wur-
den. Denn nach dem Krieg von 2003, der
Plünderung des Nationalmuseums und
der immensen Zunahme von Raubgra-bungen im Land drängte eine derart gro-
ße Menge an irakischen Antiquitäten auf
den internationalen Markt, dass der Ge-
setzgeber sich genötigt sah zu reagieren.
Zwar ist der Handel mit irakischen Antiken
ohne Exportdokumenten seit einem Ex-
portverbot von 1869 untersagt, doch »erst
seit zehn Jahren haben wir in der EU end-lich ein explizites Handelsverbot für iraki-
sche Antiken«, sagt Müller-Karpe. Dessen
ungeachtet gedeiht der Markt: Fachleute
der Vereinten Nationen schätzen, dass die
jährlichen Gewinne aus dem Schwarzhan-
del mit Antiken längst jene aus dem ille-
galen Waffenhandel (rund 100 Millionen
All WA I
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Dollar) überügelt haben und nur noch
von jenen im Drogengeschäft (etwa 170
Millionen) übertroffen werden.
Dass sich arme Schlucker wie irakische
Bauern bei derartigen Dimensionen trotzaller Risiken zu Plünderungen oder Raub-
grabungen hinreißen lassen, ist nachvoll-
ziehbar. Die wahren Gewinne aber ma-
chen immer noch die großen Händler in
den reichen Metropolen der westlichen
Welt. Zudem setzen sie sich dabei einem
weit geringeren Risiko aus als die einfa-
chen Räuber vor Ort. Die weltweite Fahn-dung nach irakischen (und auch anderen)
Antiken führt nämlich allzu selten zu Er-
gebnissen. Auf einer Liste von Interpol
werden etwa 2500 Objekte aus dem Irak
gelistet, dabei fehlen allein aus dem Nati-
onalmuseum rund doppelt so viele Roll-
siegel. »Insgesamt sind aber sicher meh-
rere hunderttausend Objekte aus demIrak verschwunden«, sagt Michael Müller-
Karpe. Die Interpol-Liste sei gut gemeint,
nütze aber nicht wirklich: »Antikenhänd-
ler können getrost Stücke an- und verkau-
fen, die hier nicht aufgelistet sind.« So
würde aus einem Ansatz zur Fahndung
nach Raubgut ein Instrument zur Rein-
waschung der Händler. Ganz wie im Kin-
derspiel haben auch im wahren Leben die
Räuber einen Vorteil vor den Gendarmen –
und diesen nutzen sie.
Dem Museum selbst geht es unter-dessen auch nicht wirklich gut. Es wurde
zwar im Februar 2009 von Premierminis-
ter Nuri al-Maliki für internationale Gäs-
te einen Tag lang geöffnet, blieb aber da-
von abgesehen bis heute geschlossen.
An allen Ecken und Enden fehlt es an al-
lem. Die Antikenbehörde verfügt über
viel zu wenig Geld, um auch nur das völ-lig veraltete Sicherheitssystem, ja die ge-
samte Elektronik des Gebäudes in Stand
zu setzen, geschweige denn auf den neu-
esten Stand der Technik zu bringen.
Auch die Aufräum- und Renovierungs-
arbeiten gehen trotz ausländischer Hil-
fe – Deutschland lieferte etwa Archiv-
schränke und beteiligt sich zudem ander Ausbildung irakischer Archäologen –
nur sehr schleppend voran. Am schwers-
ten aber wiegt, dass zahlreiche, auch be-
sonders wertvolle Objekte noch immer
unaufndbar sind – verschollen auf dem
Schwarzmarkt für Antiken oder in den
Tresoren reicher Sammler. <
WI mü.Auf Im IldcIm.
Jahresabonnenten (Privatntzer) önnen nihtnr ie atee Asabe iret as Pdf abren,sonern haben ah noh voen Zri a asopette Oninehetarhiv!
www.spektrum.de/digitalabo
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WIcAf-
dIgIAl-AO
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45
QATECMTE
BlickindieWundertütevon Robert Gast
DieFirmaD-WaeSystemswillden»erstenkommerziellenQuantencomputer«gebauthaben.Grundlagenforscherbleibendennochskeptisch.NunhabenexterneExpertendasSystemgetestet.
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46
E
igentlich könnte sich Scott Aa-
ronson zurücklehnen. Mit 32
Jahren hat der Amerikaner eine
lebenslange Anstellung als Pro-
fessor am renommierten Mas-
sachusetts Institute of Technology (MIT)ergattert. Kollegen bezeichnen ihn als
»Wunderkind«, und vor Kurzem ist Aaron-
son Vater geworden. Wäre da nicht diese
Sache, die den Informatiker nicht loslässt,
die ihn immer wieder zu hitzigen Einträ-
gen in seinem Blog nötigt. Ein kanadisches
Unternehmen namens D-Wave Systems
behauptet, es habe den »ersten kommerzi-ellen Quantencomputer« der Welt gebaut.
Für Aaronson und viele seiner Kolle-
gen ist das eine sehr gewagte Behauptung.
Seit über 15 Jahren versuchen Dutzende
Forschergruppen einen Rechner zu entwi-
ckeln, der dank der Prinzipien der Quan-
tenmechanik spezielle Aufgaben schnel-
ler lösen könnte als herkömmliche Com-puter. Die bisherigen Bemühungen setzen
auf Arrangements von Ionen oder Atomen,
die mit Lasern und elektrischen Feldern im
Hochvakuum gefangen und gezielt mani-
puliert werden. Auch mit Photonen, Supra-
leitern und so genannten Quantenpunkten
in Festkörpern experimentieren Forscher
seit Längerem. Weil Elementarteilchen
und Atome mehrere Zustände gleichzei-
tig einnehmen können, kann ein Quanten-
computer aus mehreren solcher Quanten-
bits (»Qubits«) in einigen speziellen Al-gorithmen theoretisch weit mehr Werte
verarbeiten als ein herkömmlicher Com-
puter mit gleicher Bitzahl. Allerdings sind
alle Ansätze für einen Quantencomputer
noch weit von einer Maschine entfernt, die
mehr als einfachste Rechenoperationen
außerhalb einer mühsam hergestellten La-
borumgebung durchführen kann. Bisheri-
ge Höhepunkte der Grundlagenforschung:
14 Kalziumionen für kurze Zeit miteinan-
Der 128-Qubit-Chip von D-Wave
O de Chi de Fim D-Wve syem äch-
ich wie ngegeen 128 Qi vechänken
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D - W A v E S y S
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( C C B y )
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der zu verschränken [1] und mit einem La-
borquantencomputer aus wenigen solcher
»Qubits« die Zahl 21 in ihre Faktoren 7 und
3 zu zerlegen [2].
So scheint die Maschine von D-Wave
aus der Zukunft zu kommen, auf den ers-ten Blick zumindest. In der neusten Versi-
on sollen sagenhafte 512 Qubits rechnen,
die in Form supraleitender Drahtschleifen
auf einen drei Millimeter großen Mikro-
chip gepresst wurden. Ein riesiger schwar-
zer Kasten schirmt den -273 Grad Celsi-
us kalten Chip von Umwelteinüssen ab.
Die Richtung, in der der Strom in einer derSchlaufen kreist, entspricht dabei den Bi-
närwerten 0 respektive 1. Jüngst konnte D-
Wave einen der elefantengroßen Rechen-
kästen für zehn Millionen US-Dollar an
Google und die NASA verkaufen. Die Un-
ternehmen wollen ihn im kalifornischen
Ames Research Center testen. Vor zwei Jah-
ren war bereits der Rüstungskonzern Lock-heed Martin bei D-Wave Systems eingestie-
gen sowie der Amazon-Gründer Jeff Bezos
und der Technologieinvestor In-Q-Tel, wel-
cher der CIA zugeordnet wird.
Seit Langem diskutiert die Fachwelt hef-
tig: Könnte D-Waves Chip den Durchbruch
in einem Forschungsgebiet bringen, das
sonst vielleicht nie den Sprung aus dem
Labor geschafft hätte? Oder handelt es sich
bei dem »Quantencomputer« von D-Wave
um einen Etikettenschwindel? Scott Aa-
ronson, der am MIT die Möglichkeiten und
Grenzen des Quantencomputers erforscht,
stand der vermeintlichen Wundermaschi-
ne von Anfang an misstrauisch gegenüber,
wie viele andere Grundlagenforscher auch.
Schnell erklärte sich Aaronson in seinem
Blog zum »Chefskeptiker« von D-Wave.
Die Maschine sei so hilfreich bei Optimie-
rungsproblemen aus der Industrie »wie
ein Roastbeefsandwich«, ätze er im Febru-
ar 2007.
ühe rechneDa hatte D-Wave gerade seinen Prototypen
mit 16 vermeintlichen Qubits vorgestellt
und verkündet, dieser könne sämtliche
NP-vollständigen Probleme lösen. Dabei
handelt es sich um eine Klasse von Aufga-
ben, die auf klassischen Computern nur
unter sehr großem zeitlichem Aufwand
berechenbar sind. Ein Beispiel ist etwa das
»Problem des Handlungsreisenden«, bei
dem eine Reihe von Städten so bereist wer-
den muss, dass die Gesamtstrecke mög-
lichst kurz ist.2011 veröffentlichten die Industriefor-
scher von D-Wave schließlich einen Aufsatz
in »Nature«, in dem sie die Funktionsweise
ihres Computers skizzierten [3]. Der Rech-
ner von D-Wave kann demnach den kleins-
ten Wert in einem Optimierungsproblem
nden, mathematisch entspricht das der
Lösung des so genannten Hamilton-Ope-
rators eines quantenmechanischen Sys-
tems. Die D-Wave-Maschine münzt diesesRechenproblem in einen physischen Hin-
dernislauf um: Die einzelnen Schleifen auf
dem Chip werden in eine Konguration ge-
bracht, die einer binären Formulierung des
Hamilton-Operators entspricht. Die Tem-
peratur des Chips wird bis auf 20 Milli-
kelvin gesenkt, die elektrischen Ströme in
Ode hnde e ich ei dem »Qnencome«von D-Wve m einen Eikeenchwinde?
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den ultrakalten Schleifen verlagern sich
daraufhin nach kurzer Zeit so, dass das Ge-
samtsystem den Zustand minimaler Ener-
gie einnimmt. So ähnlich machen es die
Atome in geschmolzenem Glas, wenn man
die Schmelze langsam abgekühlt.
Im D-Wave-Computer wird die opti-
male Anordnung der Schleifenqubits von
der Elektronik interpretiert und ausgele-
sen. Die Maschine spuckt daraufhin die
optimale Lösung der Hamilton-Gleichung
aus. Physiker bezeichnen das als »adiaba-
tisches« Rechnen. Gegenüber anderen An-
sätzen für einen Quantencomputer hat eseinen großen Vorteil. Denn Letztere müs-
sen mit einer Reihe maßgeschneiderter
Befehle gesteuert werden, was etwa im Fall
von Ionen über sehr genaue Mikrowellen-
pulse geschieht. Sie teilen dem System aus
gekoppelten Qubits mit, welche logische
Operation es durchführen soll.
Anders im D-Wave-Computer: »In dasKryostat müssen keine Mikrowellen ein-
gefüttert werden«, sagt der Quantenphy-
siker Frank Wilhelm-Mauch von der Uni-
versität des Saarlandes, der während ei-
nes Forschungsaufenthalts in Kanada den
D-Wave-Computer besichtigt hat. Der D-
Wave-Chip kann die Wechselwirkung zwi-
schen den einzelnen Qubits über Elektro-
nik zwischen den supraleitenden Schlei-
fen steuern. Damit ließe sich ein System
viel leichter auf größere Qubitzahlen auf-
stocken, da es das Problem der schwieri-
gen Steuerung von außen nicht habe, sagt
Wilhelm-Mauch. Gleichzeitig bedeuteten
die hunderten Qubits auf dem neuesten
D-Wave-Chip aber nicht, dass die Kanadi-
er weiter seien als die anderen Gruppen.
Denn andere Probleme als Optimierungs-
aufgaben kann D-Wave nicht lösen. Der be-
rühmte Shor-Algorithmus kann auf der D-
Wave-Maschine zum Beispiel nicht laufen.»Damit ist das Gerät eine Ein-Zweck-Ma-
schine«, sagt Wilhelm-Mauch.
m GechwindigkeivoeieOptimierungsaufgaben seien jedoch
durchaus wichtig: Google möchte mit dem
Computer Algorithmen entwickeln, die
Dateien mit einer bestimmten Markierungschneller aus einer großen Datenbank -
schen. Bei der NASA soll er auf bisher nicht
näher spezizierte Art und Weise bei der
Suche nach Exoplaneten helfen. Lockheed
Martin dagegen könnte Interesse daran ha-
ben, den 24 Millionen Zeilen langen Kode
eines neuen Kampfjets zu optimieren,
mutmaßte die Journalistin und Rüstungs-
expertin Sharon Weinberger in einem Arti-
kel für die »BBC«.
Noch ist jedoch nicht klar, dass D-Wave
bei diesen Problemen je schneller sein wird
als ein klassischer, auf Optimierung ge-
trimmter Computer. Bisher ist es der Chip
der Kanadier in keinem Fall: Das belegt
eine Studie des theoretischen Physikers
und Computerexperten Matthias Troy-
er von der ETH Zürich, die bald in einem
Fachjournal veröffentlicht werden soll.
Troyer konnte einen 128-Qubit-Chip von
D-Wave im Frühjahr testen [4]. Daraufhinschrieb er einen Algorithmus, der einen
klassischen Computer »adiabatisch« rech-
nen lässt – mit dem Resultat, dass er 15-mal
schneller war als D-Waves vermeintlicher
Quantencomputer. In Zukunft will Troy-
er den 512-Qubit-Chip mit seinem klassi-
schen Algorithmus vergleichen; die Ergeb-
nisse werden in den nächsten Monaten er-wartet.
»Es wurden noch nicht genügend Analy-
sen durchgeführt, um eine endgültige Aus-
sage zu treffen«, sagt man bei D-Wave. Und
verweist auf eine andere Studie, die be-
reits prominent in englischsprachigen Me-
dien zirkulierte: Die amerikanische Infor-
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matikerin Chatherine McGeoch löste mit
D-Wave eine von drei getesteten Optimie-
rungsaufgaben 3600 mal schneller als eine
konventionelle Optimierungssoftware auf
einem PC. Das sei aber kein Beweis für die
Überlegenheit von D-Wave, sagt McGeoch,
die für ihre Studie von D-Wave bezahlt
wurde: »Unser Test sagt nicht wirklich viel
darüber aus, wie schnell die Maschine tat-
sächlich ist.« Denn McGeoch verglich die
vermeintliche Wundermaschine mit Com-
putern, die kommerziell erhältliche Soft-
ware abspielen – und somit nicht wie D-
Wave für das Optimierungsproblem maß-geschneidert wurden.
Vor allem treffe ihre Studie keiner-
lei Aussage darüber, betont McGeoch, ob
Quanteneffekte bei D-Wave eine Rolle spie-
len. Und das ist nach Einschätzung von Ex-
perten am Ende die entscheidende Fra-
ge: Sind die supraleitenden Schlaufen auf
dem Chip während der Rechnung tatsäch-lich miteinander verschränkt, wie D-Wave
seit Jahren behauptet? Nur wenn das der
Fall ist, könnte ein D-Wave-Chip in Zukunft
schneller optimieren als konventionelle
Supercomputer. Tatsächlich hat Troyer in
seiner Studie als erster externer Forscher
diese Frage untersucht: Sein Team verglich
das Verhalten der vermeintlichen Wunder-
maschine mit der Simulation eines Quan-
tencomputers. Die Ergebnisse stimmten
gut überein.
Dem widerspricht allerdings ein On-
lineaufsatz zweier namhafter Informatiker
vom D-Wave-Konkurrenten IBM [5]. Sie ar-
gumentieren, dass sich die bisherigen Er-gebnisse von D-Wave auch reproduzieren
lassen, wenn in der Maschine Quantenef-
fekte überhaupt keine Rolle spielen. Troyers
Team hat diese Interpretation in einem On-
linekommentar angefochten [6].
Aus Sicht renommierter Grundlagenfor-
scher spricht indes noch etwas anderes da-
gegen, dass die Qubits von D-Wave gekop-pelt rechnen. Die kanadische Maschine soll
sich gerade einmal für eine Nanosekunde
von der Umgebung isolieren lassen. Das zu-
mindest sagte man dem Innsbrucker Quan-
tenphysiker Rainer Blatt, als er letztes Jahr
einen Tag lang die D-Wave-Maschine be-
sichtigte. Solch eine kurze »Kohärenzzeit«
in Verbindung mit der recht langsamen Tak-
trate der D-Wave-Maschine macht es nach
Einschätzung von Blatt schwer vorstellbar,
dass die Schleifen verschränkt rechnen.
Auch Immanuel Bloch vom Max-Planck-In-
stitut für Quantenoptik äußert eine »gewis-
se Skepsis angesichts der sehr kurzen Kohä-
renzzeiten«.Die einzigen Quanteneigenschaften, die
D-Wave wirklich vorweisen könne und die
vielleicht eine Beschleunigung bewirken
könnten, seien Tunnelprozesse, sagt Blatt.
Sie können dazu führen, dass sich die Strö-
me in den supraleitenden Schleifen etwas
schneller in den Zustand tiefster Energie be-
wegen. Das Unternehmen will in ZukunftFehlerkorrekturalgorithmen von den La-
borforschern übernehmen, mit denen sich
die Kohärenzzeit von verschränkten Ionen-
und Atomensembles in den letzten Jahren
verbessern ließ [7, 8].
Auch deswegen ist Scott Aaronson von
seiner Skepsis ein Stück weit abgerückt. »Es
»E wden noch nich genügend anyendchgeüh, m eine endgüige age z een«
N i Wi
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könnte sein, dass D-Wave am Ende Erfolg
hat«, sagt er im Interview. Allerdings sei es
auch sehr aufschlussreich, dass Grundlagen-
forscher von Anfang gesagt hätten, D-Wave
brauche diese Fehlerkorrekturalgorithmen,
nur habe das kanadische Unternehmen da-
von nichts wissen wollen. Ausschlaggebend
für seinen Rücktritt vom Posten des obers-
ten Skeptikers war indes eine Einladung von
D-Wave im Februar 2012. Er ziehe seine frü-
heren Kommentare zurück, schrieb er nach
der Besichtigung des kanadischen Indust-
rielabors in seinem Blog. D-Wave habe eine
Maschine gebaut, die denitiv besser rech-nen könne als ein Roastbeefsandwich. »Die
Frage ist nur noch, ob sie auch brauchbarer
ist als ein Laptop.« <
Ergänzung (03.06.2013): Der Artikel wurde um einen
Absatz zur Studie von Mceoch ergänzt.
[1] hys. ev. Lett. 106, 130506, 2011[2] . hot. 6, S. 773–776, 2012
[3] ature 473, S. 194–198, 2011
[4] arxiv:1304.4595, 2013
[5] arxiv:1305.4904, 2013
[6] arxiv:1305.5837, 2013
[7] Science 332, S. 1059-1061, 2011
[8] ature 482, S. 382–385, 2012
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EinenTraumfotograerenvon Thorsten Naeser
Ein paar Jahre in unsere techno-
logische Zukunft zu schauen, ist
gar nicht so schwer. Schon heute
ist leicht absehbar, welche Tech-
nik uns schon bald zur Verfügung
stehen kann. Doch wie sieht es in 50 oder
100 Jahren aus? Werden wir überhaupt noch
selbstbestimmt leben? Oder haben Maschi-nen und Computer die Herrschaft über uns
übernommen? Werden uns unsere Roboter-
Neuschöpfungen Erdnüsse zuwerfen, wie
wir heute den Affen im Zoo?
Den amerikanische Physiker Michio Kaku
geht dieser Frage in seinem Buch »Die Phy-
sik der Zukunft« nach und entwickelt zahl-
reiche weitere Szenarien, was unsere Kinderund Enkelkinder so alles erwartet. Kaku un-
termauert seine Behauptungen und Visio-
nen mit dem, was er zum Teil selbst bereits in
Laboratorien gesehen hat. Er berichtet über
Züchtungen von Organen aus körpereigenen
Zellen und erzählt von Versuchen, die Dino-
saurier oder andere ausgestorbenen Arten
wieder auferstehen zu lassen. Dann gewährt
er Einblick in neurobiologische Labore, in de-
nen Wissenschaftler schon heute rudimen-
tär erkennen können was ein Gehirn sieht
und auf diese Weise vielleicht bald sogar gan-
ze Träume aus dem Gehirn eines Menschen
»abfotograeren« können. An anderer Stelle
entwirft Kaku dann Szenarien, wie die Men-schen den Mars besiedeln, dort ganze Kolo-
nien aufbauen und das ewige Leben nden.
Kakus Zukunftsszenarien lesen sich span-
nend. Er gliedert seine Ausführungen jeweils
in drei Abschnitte, die das Leben in 20, 50
und schließlich in 100 Jahren beschreiben.
Auch wenn man manchmal kaum glauben
möchte, welche Hirngespinste er da zu Pa-pier bringt, so überlegt man sich doch stän-
dig, ob es nicht vielleicht doch so kommen
könnte. Und vor allem stellt man sich oft die
Frage, ob man in so einer Welt überhaupt
noch leben möchte. Besonders eindringlich
kommt man im letzten Kapitel des Buchs an
Kakus Zukunftsvorstellungen heran. Dort
REZENSION
d gAZ kOmO
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http://slidepdf.com/reader/full/httpulto60k7cicp 52/55
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beschreibt er einen Tag im Leben eines Ar-
beitnehmers im Jahr 2100. Vom ersten Scree-
ning im Bad, das anzeigt ob er irgendwelche
Krankheitserreger in sich trägt, über dreidi-
mensionale Hologramme der Arbeitskolle-
gen während einer Konferenz bis hin zum
Rendevous am Abend mit einer erfolgrei-
chen Web-Designerin, die Ihre Kunst einfach
in die Luft malt, ist die ganze Palette dessen
enthalten, wie sich Kaku das Leben in noch
nicht mal hundert Jahren vorstellt.
Kakus Buch lässt den Leser eintauchen
in eine Welt, die uns in etlichen Sciencec-
tionlmen in teilweise theatralischen Bil-dern vorgespielt wird. Der Gedanke, dass vie-
les aus Hollywood-Produktionen von vor 30
Jahren heute Realität ist, lässt einen dabei
nicht los. Während der Lektüre kann man
sich aber ebenso treiben lassen in Kakus Ge-
dankenwelt, ohne seine Überlegungen unbe-
dingt werten zu müssen. Es sind gerade sei-
ne gewagtesten Thesen und die skurrilstenAnsichten, die sich dem Leser im Gedächtnis
verankern. Schade, dass wir alle niemals er-
fahren werden, in wie weit Kaku Recht behal-
ten wird. <
Der ezensent ist Diplomgeograf und arbeitet am Max-
lanck-Instiutut für Quantenoptik in München.
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Feme scieniArbeitgeber: Eidgenossische Technische
Hochschule Zurich (ETH)
Standort Zurich, Switzerland
ültig bis 7. July 2013
HY SCIECE, HY ETH ZICH?Three successful female scientists at diffe-
rent stages of their careers reect on what
triggered their fascination with their sub-
jects and why they chose ETH Zurich.
Felicitas auss (F) is rofessor of Eperi-
mental article hysics at ETH Zurich and
Advisor on International Affairs to the
university’s resident. efore joining ETHZurich, rof. auss spent 8 years as a fellow
then research physicist at the CE particle
physics laboratory near eneva and was in
charge of the lab’s international relations
from January 2009 until March 2013. Vanes-
sa ood (V), formerly a postdoc at MIT, is
Assistant rofessor at … (mehr)
aei im medizinichenMkeing eine MkenikeArbeitgeber: c a r r i s m a mbH
Standort Hannover, ermany
ültig bis 17. June 2013
Verantwortungsvolle und strategische usi-ness Development Funktion in attraktivem
achstumsmarkt
nser Auftraggeber:
ei unserem Auftraggeber handelt es sich
um ein Tochterunternehmen einer weltweit
agierenden nternehmensgruppe mit
Hauptsitz in Frankreich. Die hochwertigen
rodukte (Fachhandel) im medizinischenund orthopädischen mfeld setzten schon
in der Vergangenheit Qualitätsmaßstäbe
und verbinden auch weiterhin in Fachkrei-
sen geschätzte Tradition und zukunftsorien-
tierte Innovationen und Forschungen.
Das nternehmen bewegt sich momentan
in einem positiven andel … (mehr)
DIplOM-INGENIEur (w / m) odeNaturWIssENsCHaFtlEr (w / m)Arbeitgeber: Forschungszentrum Julich
Standort Juelich, ermany
ültig bis 21. June 2013
eferenz 2013-117
Das Forschungszentrum Jülich, Mitglied der
Helmholtz-emeinschaft, ist mit 5.000
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eines
der großen interdisziplinären Forschungs-
zentren Europas und steht für Schlüssel-
technologien der nächsten eneration.
Stellen Sie sich mit uns den großen wissen-
schaftlichen Herausforderungen in denereichen esundheit, Energie & mwelt
sowie Informationstechnologie und den
vielseitigen Aufgaben im Forschungsma-
nagement.
Der rojektträger Jülich (TJ) setzt For-
schungs- und Innovationsförderpro-
gramme im Auftrag … (mehr)
JobsoftheWeek spektrum.naturejobs.com
äenie Verkaufsleitung Spektrum Stellenmarkt
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54
podoc poiion MedicinChemiyArbeitgeber: niversity egensburg
Standort egensburg, ermany
ültig bis 15. July 2013
The joint esearch Training roup “Medici-nal Chemistry of Selective C Ligands”
(K 1910) at the Friedrich-Aleander-ni-
versity Erlangen-ürnberg (FA) and the
niversity of egensburg () funded by
the erman esearch Foundation (DF)
offers a ostdoc ositions (TV?L E13, 100%)
in egensburg.
esearch Training roup K 1910 aims toeplore the ligand-induced control of -
protein coupled receptors at different levels
of selectivity. The program-specic interdis-
ciplinary qualication prole integrates
chemical, radiopharmaceutical, pharmaco-
logical, molecular biological, bioanalytical
and biochemical aspects of … (mehr)
C o aicion o he Docopogm o he Engineeing tck o he bein-bndeng schoo oregeneive theieArbeitgeber: erlin-randenburg School for
egenerative Therapies (ST)
Standort erlin, ermanyültig bis 20. June 2013
esearch and development of biomaterials
and implants for medical technology is a
rapidly growing market in ermany which
requires highly qualied specialist. The inter-
national hD program of the erlin-ran-
denburg School for egenerative Therapies(ST) offers outstanding interdisciplinary
training and research opportunities for gra-
duates of material and engineering sciences
who want to pursue a career in the eld of
egenerative Medicine specialising in bio-
mechanics, biomaterials and biological ma-
terial science and aim at.… (mehr)
Mie Cie Inii tining NewoktECas: tie Engineeing o Cdi-ovc sgeyArbeitgeber: Medical School Hannover
Standort Hannover, ermany
ültig bis 30. June 2013
European Doctoral Academy in egenera-
tive Engineering
Marie Curie Initial Training etwork
TECAS: Tissue Engineering Solutions for
Cardiovascular Surgery
Marie Curie Doctoral Fellowships
13 Doctoral Fellowships in 6 European Insti-
tutions collaborating in a new F7-ELEMarie Curie Initial Training etwork (IT):
TECAS (Tissue Engineering Solution for Car-
diovascular Surgery) www.mh-hannover.
de/tecas-itn.html.
The TECAS-IT integrates the major Euro-
pean investigators and eperts in the eld
of cardiovascular tissue … (mehr)
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thom Fieig
Tel.: +44 (0) 207 843 4932
Fa: +44 (0) 207 843 4996
Email: [email protected]
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22 Unsere FamilieAlle Menschen sind so unterschiedlich, dass die Menschheit
insgesamt sehr homogen ist. Gibt es dennoch typische Gene,
die Europäer, Asiaten und Afrikaner voneinander trennen?
> Molekulare Achillesferse von Mikroben
> Geschlechter hören Größe
unterschiedlich
> Ein On-Board-Navigationssystem
für Raumsonden
TITELTHEMA: ERBGUTFORSCHUNG
Mit ausgewähltenInhalten aus
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PRIVATE DROHNEN
ScharfäugigeÜberieger
IMMUNSYSTEM
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DIE WOCHE
201329.05.
JZAOI
DIE WOCHE
JedenDonnerstagneu!PRFTERENSEvNDENvRTELENENESABNNEMENTS:
52 im Jahr mehr als 40 Seiten ews,
Kommentare, Analysen und ilder aus der
Forschung
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