How do Social Robots become Social?
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How do Social Robots become Social? – Coping with the Complexity of Social Situations
!Andreas Bischof
A. Bischof – How do Social Robots become Social?
Anekdote: Unfreiwillig erfolgreich
„a robot cutting line“ (Sabanovic 2007) AAAI 2003 „grand challenge“ ! GRACE als Konferenzbesucher
25.06.2014
Nakauchi / SimmonsSabanovic 2007
A. Bischof – How do Social Robots become Social?
Was bedarf es alles, um einen Roboter sozial adäquat agieren zu lassen? !Mehr als Verhaltensmodellierung! - Spezifischer Kontext - Konkrete (kontingente) Interaktion - Erwartung, die gebrochen wird - Zuschreibung durch Zuschauer
25.06.2014
A. Bischof – How do Social Robots become Social?
Was bedarf es alles, um einen Roboter sozial adäquat agieren zu lassen? !Mehr als Verhaltensmodellierung! - Spezifischer Kontext - Konkrete (kontingente) Interaktion - Erwartung, die gebrochen wird - Zuschreibung durch Zuschauer
25.06.2014
A. Bischof – How do Social Robots become Social?
Inhalt
1. Vorstellung und Herleitung 2. Herausforderung: Mit Komplexität umgehen 3. Praktiken der Sozialrobotik
a. Sozialität Laboratisieren b. Erwartungen schaffen & brechen
4. Ausblick: Rollen für Kommunikations- und Medienwissenschaftler in diesem Feld
25.06.2014
A. Bischof – How do Social Robots become Social?
1. Einleitung
25.06.2014
Leerstellen: - Empirie zu Hardware in der
Entwicklung - Theorie zu den vielseitigen
Vermittlungsprozessen der Technikgenese (besonders Handlungstheorie & Hermeneutik)
A. Bischof – How do Social Robots become Social?
1. Einleitung - Vorstellung
Dissertationsprojekt: Was macht soziale Roboter sozial? !
▪ Feldforschung in Robotiklaboratorien (EU & USA): teilnehmende Beobachtungen, Experteninterviews
▪ multi-sited ethnography, 7 labs, Konferenzen, Tagungen, Literatur, Freizeit
▪ Stand: Sample gesättigt, detaillierte Auswertung läuft
25.06.2014
A. Bischof – How do Social Robots become Social?
1. Einleitung – Trajektorie
25.06.2014
Scan: Colleen A. Bryant / flickr
Roboter als Idee: - älter als jede
technische Realisierung [Antike]
- „moderner“ Roboter als literarische und filmische Reaktion auf Technisierung des Alltags
Photo: Mixabest - Trabajo propio
Roboter in der Realität: - Produktion übernommen - Mensch als a) Benchmark b)
Störfaktor oder c) Sicherheitsrisiko [Robert Williams]
- wissenschaftlich als Verunreinigung bzw. als abstrakte Größe
A. Bischof – How do Social Robots become Social?
1. Einleitung - Trajektorie
25.06.2014
Photo: Thrun / Nourbahksh
Momentum Shift: - 1997 AAAI
Robotics Challenge „Hors d‘Ouvre Anyone?“
- 1998 SAGE, „soziales“ Interface
- „soziale“ Interaktion als Gelingens-bedingung
National Robotics Initiative: - US-Forschungsprogramm seit 2011;
50 bis 70 Millionen $ / Jahr - co-robots “robots that
cooperatively work with people”; “understanding of the long term social, behavioral and economic implications of co-robots”
- vgl. Programme EU & Japan
Graphic: ArmedRobots
A. Bischof – How do Social Robots become Social?
2. „So tun als ob“ - Sozialrobotik
„So tun als ob“ – Die Maschinen selbst sind nicht intelligent oder sozial fähig
!Herausforderung = Komplexität sozialer Situationen: • Gleichzeitigkeit • Mehrdeutigkeit • Unabgeschlossenheit • Indexikalität • Medium Sinn
25.06.2014
A. Bischof – How do Social Robots become Social?
2. „So tun als ob“ - Sozialrobotik
Verhaltensmodellierung: technische Trivialisierung nicht-trivialer Vorgänge (= Komplexitätsreduktion) !
▪ H. v. Foerster (1993): trivial / nicht-trivial
▪ Beobachterstandpunkt:Input – Mechanismus – Output
▪ (fast) alle Robotiksoftware ist trivial
25.06.2014
H. v. Foerster „Wissen und Gewissen“, S. 357.
A. Bischof – How do Social Robots become Social?
2. „So tun als ob“ - Sozialrobotik
▪ Algorithmen der Sozialrobotik ▪ Probalistik: Markov-Ketten, Bayes‘sche Netze, machine learning techniques !!!!▪ Was ist die Basis dieser Berechnungen? ▪ Formalisierung von Daten (Semantisierung) ▪ Woran lernt das Modell? ▪ „Abstimmung“ des Algorithmus (Parameter)
25.06.2014
Graphic: Joxemai4: Markovkate
A. Bischof – How do Social Robots become Social?
2. „So tun als ob“ - Sozialrobotik
coping-Strategien? ▪ Komplexität als Herausforderung jedes
Entwurfsprozesses a) wie Alltagsmensch auch (Schütz: Handlungstheorie) b) Herstellung eines Artefakts erfordert und ermöglicht
Komplexitätsreduktion (suspension) und Komplexitätserweiterung (ambition) gleichermaßen
!▪ empirisch wenden: Wie läuft das in der
Sozialrobotik?
25.06.2014
A. Bischof – How do Social Robots become Social?
2. Herausforderung Komplexität
Exp_m_L: „it was driving around and it did have to deal with humans aah trying to interfere with it actually // I: hmh // that's the exciting part right? so it defintely had to engage social strategy as a practical measure“
!• „sozial“ als Prozessionslogik (Stragie),
die sich von der maschinellen unterscheidet
• „practical measure“ – erfolgreiche Interaktion an Effizienz gemessen (muss gesetzt werden, da unterbestimmt)
25.06.2014
!J. Schulte, C. Rosenberg, and S. Thrun
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3. Praktiken der Sozialrobotik
„epistemische Kultur des Feldes“ (Knorr-Cetina 2002) — Wie wird wahres wissenschaftliches Wissen erzeugt? !Das Labor als Ort der - Erschaffung von Forschungsgenständen und
messbaren Effekte - sauberen Trennung von innen und außen
25.06.2014
A. Bischof – How do Social Robots become Social?
3. Praktiken der Sozialrobotik
Besonderheit Robotik: Anforderungen der Plattform „Ringlabor“ / workshop !!!
• „it takes a village to construct a robot“ (Sabanovic 2007), interdisziplinär, Zeit- & Kostenintensiv
• Folgen u.a. technische Kompromisse, Chancen-Opportunismus, eigentlich keine Zeit für extensive Sozialforschung
25.06.2014
robotics Lab
A. Bischof – How do Social Robots become Social?
3. Praktiken der Sozialrobotik
25.06.2014
Robot House at University of Hertfordshire
HERB explores objectsB. Coltin: COBOT at Gates-Allen-Building
„robots in the wild“ " künstliche Alltagswelten ! Szenario-Labor
A. Bischof – How do Social Robots become Social?
3. Praktiken der Sozialrobotik
Aufzeichnunsgeräte & Messbares
25.06.2014
• Kameras • motion capturing • Mikrofone • Sensorik des Roboters • automatisches Protokoll • Beobachtungen !!!
• Gesichter (FACS) • Körperliche Interaktion (Kamera) • (kognitive) Einstellungen (Fragebogen) • Positionen im Raum !
!
B. Heenan: Social Greeting
A. Bischof – How do Social Robots become Social?
3. Praktiken der Sozialrobotik
!▪ dominierende Rolle standardisierter empirischer
Sozialforschung — „study to build or build to study?“
▪ etablierte Reviewkriterien als Kit des heterogenen Feldes
▪ Laboratisierung als Legitimierung der eigenen Forschung
25.06.2014
A. Bischof – How do Social Robots become Social?
3. Praktiken der SozialrobotikRückseite ▪ Adaption psychologischer
Konzepte („Die Konzepte sind so abstrakt!“)
▪ i.d.R. kein methodologisch abgesicherter Rahmen für Exploration; unsichtbares Trial and Error
▪ Implizite Ethnographie: Forscher fährt zwei Tage Fahrstuhl
25.06.2014
A. Bischof – How do Social Robots become Social?
3. Praktiken der Sozialrobotik
Expertise
25.06.2014
Bildende Kunst
Bühnenbild
Regie / Autor
Zim
mer
man
n Architekt
Altenpflegerin
Entwicklungspsychologe
Pädagoge
Ling
uist
Beobachtungen: - hoher Anteil
Forscher_innen mit inkorporierter Expertise in angewandten Bereichen
A. Bischof – How do Social Robots become Social?
3. Praktiken der Sozialrobotik
!▪ “interactional expertise and
embodiment” (Collins & Evans 2008) anstatt externalisierbarem Expertenwissen, “what we know but cannot tell” (Polanyi 1962)
▪ neue Praktiken als epistemische Mittel (Knorr-Cetina 1988): Alltagsbeobachtungen, Empathie, inkorporiertes Wissen, Diskussionen
25.06.2014
A. Bischof – How do Social Robots become Social?
3. Praktiken der Sozialrobotik
Sozialrobotiker sind Experten im Erzeugen von Erwartungen und Erwartungserwartungen !!!!!!!!!„Wizard of Oz interfaces allow experiments to be performed using behaviors not yet implemented”
25.06.2014
Wizard of Oz „Wizards“ control robotic mannequin
A. Bischof – How do Social Robots become Social?
3. Praktiken der SozialrobotikDer Illusionist !
„Nach wenigen Türen bittet mich Prof. Dresche in ein Büro auf der rechten Seite. Er öffnet die Tür, bleibt aber in der Tür stehen, so als ob ich den Raum als erstes betreten soll. […] Ich ahne, dass in diesem Zimmer der Roboter sitzt. Dennoch fühle ich mich überrascht und unwohl, als ich den Roboter hinter dem Schreibtisch sehe, was ich unweigerlich auch mit einer zögernd-abwehrenden Körperhaltung und dem Ausruf „Ooooh“ zeige. Es ist merkwürdig, dem Roboter gegenüber zu sein. Der Roboter ist Prof. Dresche auf den ersten Blick zum Verwechseln ähnlich. Irritierend finde ich, dass er sich in einem Modus befindet, in dem er eher unmotiviert seinen Kopf immer wieder kreisend bewegt und blinzelt. […] Außerdem zeigt der Roboter keinerlei Reaktion auf unseren Eintritt ins Büro, er lief offenbar bereits in diesem Modus bevor wir eintraten. […] Prof. Dresche stellt – und später setzt – sich so, dass er immer den Roboter und mich gleichzeitig sehen kann. Ich befinde mich sozusagen sowohl in der Blickachse des Roboters als auch der des Professors.“
(Beobachtungsprotokoll, November 2013)
25.06.2014
A. Bischof – How do Social Robots become Social?
3. Praktiken der Sozialrobotik
Erwartungen an die soziale Roboter !!!!!
▪ Diskursive und praktische Mystifizierung ▪ eigene Untersuchungsgegenstände schaffen?
25.06.2014
Wizard of Oz unangekündigte Vorführung getimtes Puppeteering
Erwartungen erfüllen
Erwartungen irritieren
Erwartungen erzeugen
A. Bischof – How do Social Robots become Social?
3. Praktiken der Sozialrobotik!“You totally cheated! You’re not allowed to cheat. You’re the robot.” “Our results point towards a greater attribution of mental state to a cheating robot than one that behaves entirely as expected” (Short, et. al. 2010)
25.06.2014
Nico
A. Bischof – How do Social Robots become Social?
3. Praktiken der Sozialrobotik
Wrap up !
▪ Inszenierung: Kontingenzen wieder sichtbar machen und aktiv herstellen
▪ Kalkulieren und Erzeugen menschlicher Erwartungen, Forscher werden selbst Teil der Interaktion
25.06.2014
A. Bischof – How do Social Robots become Social?
5. Ausblick
▪ als Beobachter ▪ mediale und kommunikative Praktiken an solchen
Schnittstellen untersuchen !
▪ als Kollaborateur ▪ Methodenwissen einbringen ▪ praktisches Wissen aus angewandten Bereichen einbringen !
▪ als aufgeklärter Mensch ▪ hingehen, verstehen ▪ Reflexion einfordern / beisteuern
25.06.2014
A. Bischof – How do Social Robots become Social?
ReferencesH. Collins & R. Evans: Rethinking Expertise. Chiacoge: University of Chicago Press. 2008 H. v. Foerster: Wissen und Gewissen: Versuch einer Brücke. 7. Auflage. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1993. K. Knorr-Cetina: Das naturwissenschaftliche Labor als Ort der "Verdichtung" von Gesellschaft. in: Zeitschrift für Soziologie, 17, 2, 1988, S. 85-101 K. Knorr-Cetina: Wissenskulturen. Ein Vergleich naturwissenschaftlicher Wissensformen, Frankfurt am Main 2002 M. Polanyi: Tacit Knowing: Its Bearing on Some Problems of Philosophy. Reviews of Modern Physics, 34 (4) Oct. 1962, 601-616 [HTML] S. Sabanovic: Imagine all the robots: Developing a critical practice of cultural and disciplinary traversals in social robotics. PhD Thesis. Rensselaer Polytechnic Institute. 2007. E. Short, J. Hart, M. Vu, and B. Scassellati. No Fair!! An Interaction with a Cheating Robot. In Proceedings of the 5th ACM/IEEE International Conference on Human-Robot Interaction (HRI 2010). Osaka, Japan, March 2010. [PDF]
25.06.2014