Homepage: Online-Datenbank ... · for the diagnosis of Cushing’s syndrome. Furthermore, I report...

7
Austrian Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism Austrian Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism www .kup.at/klinendokrinolog ie Homepage: www .kup.at/klinendokrinolog ie Online-Datenbank mit Autoren- und Stichwortsuche Die Diagnose des Cushing-Syndroms Stepan V Journal für Klinische Endokrinologie und Stoffwechsel - Austrian Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism 2009; 2 (1), 7-11

Transcript of Homepage: Online-Datenbank ... · for the diagnosis of Cushing’s syndrome. Furthermore, I report...

Page 1: Homepage: Online-Datenbank ... · for the diagnosis of Cushing’s syndrome. Furthermore, I report our first and promising experiences in the evaluation of a triple-test in patients

Austrian Journal of Clinical Endocrinology and MetabolismAustrian Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism

www.kup.at/klinendokrinologie

Homepage:

www.kup.at/klinendokrinologie

Online-Datenbank mit Autoren- und Stichwortsuche

Die Diagnose des Cushing-Syndroms

Stepan V

Journal für Klinische Endokrinologie und Stoffwechsel - Austrian

Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism 2009; 2 (1), 7-11

Page 2: Homepage: Online-Datenbank ... · for the diagnosis of Cushing’s syndrome. Furthermore, I report our first and promising experiences in the evaluation of a triple-test in patients

J KLIN ENDOKRINOL STOFFW 2009; 2 (1)

Die Diagnose des Cushing-Syndroms

7

Die Diagnose des Cushing-SyndromsV. Stepan

Kurzfassung: Das endogene Cushing-Syndrom(CS) ist eine seltene, aufgrund ihrer mannigfaltigenund unspezifischen Symptomatik oft auch sehrschwer zu diagnostizierende Erkrankung. Das Auf-treten von klinisch milden Formen (subklinischesCS) dürfte deutlich häufiger sein als bisher ange-nommen. So gibt es Daten, dass ein CS bei 10 %der Patienten mit adrenalen Inzidentalomen, oderin 2–4 % nicht adäquat eingestellter Diabetikervorkommt. Der Kombination von arterieller Hyper-tonie, Diabetes mellitus und Adipositas liegt in5,8 % ein Hyperkortisolismus zugrunde. Eine engeAssoziation zwischen dem metabolischen Syndromund einem Hyperkortisolismus wird postuliert. Diemeisten Patienten mit subklinischem CS habeneine gesteigerte Insulinresistenz und eine arteriel-le Hypertonie und zeigen ein erhöhtes kardiovas-kuläres Risiko.

In diesem Artikel werden die kürzlich erschie-nenen „Clinical Practice Guidelines“ der Endo-

crine Society zur Diagnose des Cushing-Syn-droms erläutert und diskutiert, weiters wird derEinsatz der mitternächtlichen Speichelkortisol-bestimmung und der Speichel- und Serumkor-tisolbestimmung nach Dexamethason anhandeigener Erfahrungen dargestellt.

Abstract: The Diagnosis of Cushing’s Syn-drome. Endogenous Cushing’s syndrome is a raredisorder. The spectrum of clinical presentation canbe very broad, especially in mild cases (subclinicalCushing’s syndrome). Clinical signs and symptomsare very unspecific and are often seen in the gen-eral population as well (obesity, diabetes, hyper-tension, depression …). Many of these features re-semble those of the metabolic syndrome, making ita clinical and biochemical challenge to establishthe diagnosis of Cushing’s syndrome. Even persist-ent mild to moderate hypercortisolism leads to adramatic increase in cardiovascular risk compared

to the general population. Thus, a reliable andpracticable method for initial testing for Cushing’ssyndrome is inevitable.

In this article I report the recently publishedEndocrine Society “Clinical Practice Guidelines”for the diagnosis of Cushing’s syndrome.

Furthermore, I report our first and promisingexperiences in the evaluation of a triple-test inpatients suspected of Cushing’s syndrome or inpatients with adrenal incidentalomas, who werereferred to our endocrine outpatient clinic. Atest combining measurement of late-night sali-vary cortisol and measurements of salivary andserum cortisol after 1 mg overnight dexametha-sone suppression was performed in a clinicaloutpatient setting. J Klin Endokrinol Stoffw2009; 2 (1): 7–11.

Aus der Abteilung für Innere Medizin, Krankenhaus der Elisabethinen Graz

Korrespondenzadresse: Prim. ao. Univ.-Prof. Dr. med. Vinzenz Stepan, Abteilungfür Innere Medizin, Krankenhaus der Elisabethinen GmbH, A-8020 Graz,Elisabethinergasse 14; E-Mail: [email protected]

Einleitung

Das Cushing-Syndrom (CS) ist als Exzess einer Glukokor-tikoidaktivität definiert und kann entweder durch eine Korti-solüberproduktion der Nebenniere oder durch eine Glukokorti-koidtherapie verursacht sein. In weiterer Folge bezieht sich indiesem Artikel das CS auf den endogenen Hyperkortisolis-mus.

Es kann zwischen einer ACTH-abhängigen und einer ACTH-unabhängigen Form unterschieden werden. Erstere ist entwe-der durch eine hypophysäre oder ektope ACTH-Überproduk-tion, zweitere durch eine adrenale Überproduktion, meist inForm eines Adenoms verursacht.

Die Diagnosestellung des CS stellt, von klinischen Vollbil-dern abgesehen, oft eine klinische und auch laborchemischeHerausforderung dar. Vom klinischen Aspekt her beruht diesgroßteils darauf, dass die meisten Symptome des CS sehrunspezifisch sind und noch dazu jenen des metabolischenSyndroms gleichen (Hypertonie, Adipositas, Dyslipidämieetc.) (Tab. 1).

Inzidenz

Ursprünglich glaubte man, dass das CS eine sehr seltene en-dokrine Erkrankung darstellt und die jährliche Inzidenz desCS wurde mit weniger als 2 Neuerkrankungen pro eine Mil-lion Einwohner angegeben [1].

Heutzutage ist eine deutlich höhere Prävalenz für das CS ak-zeptiert, im Besonderen für das subklinische Cushing-Syndrom(SCS). Für einige spezielle Patientengruppen liegen hier deut-lich höhere Prävalenzdaten vor. So konnte gezeigt werden, dassein endogener Hyperkortisolismus in 0,5–1 % aller Hypertoni-ker [2, 3], in 2–3% bei schlecht eingestellten Diabetikern [4, 5],in 6–9 % bei Patienten mit adrenalen Inzidentalomen [6, 7] undin bis zu 11 % bei Patienten mit Osteoporose und vertebralenFrakturen nachgewiesen werden kann [8].

Subklinisches Cushing-Syndrom

Das subklinische Cushing-Syndrom beschreibt eine autono-me Kortisolproduktion, die zwar quantitativ nicht ausrei-chend ist, um zum Vollbild des CS zu führen, die jedoch ein-deutig eine wichtige Rolle in der Pathogenese von unspezi-

Tabelle1: Klinische Zeichen des Cushing-Syndroms

Symptome Frequenz

Unspezifische (häufige) SymptomeAdipositas 80–100 %Diabetes, gestörte Glukosetoleranz 60–80 %Hypertension 60–80 %Hirsutismus 50–75 %Osteoporose 35–50 %

Spezifischere SymptomeDermatologsche Veränderungen 80–95 %• Dünne Haut, Hämatomneigung• Plethora, Striae rubrae (> 1 cm)• Akne, Hautinfektionen

Stammfettsucht 80–90 %Gonadale Dysfunktion 70–80 %Proximale Myopathie 50–65 %Stimmungsschwankungen/Depression 50–60 %

For personal use only. Not to be reproduced without permission of Krause & Pachernegg GmbH.

Page 3: Homepage: Online-Datenbank ... · for the diagnosis of Cushing’s syndrome. Furthermore, I report our first and promising experiences in the evaluation of a triple-test in patients

8 J KLIN ENDOKRINOL STOFFW 2009; 2 (1)

Die Diagnose des Cushing-Syndroms

fischen Pathologien wie zum Beispiel Adipositas, Hypertonieund Diabetes mellitus einnimmt [9, 10]. Fast alle vorhande-nen Daten über das SCS stammen von Arbeiten über Patientenmit adrenalen Inzidentalomen.

Es konnte auch gezeigt werden, dass Patienten mit adrenalemInzidentalom und SCS nach erfolgter Adrenalektomie oft eineVerbesserung ihrer arteriellen Hypertonie, ihres Gewichts-status, ihres Lipidstatus und ihrer Blutzuckereinstellung zei-gen [6, 14].

Da die Anzahl der Hochrisikopatienten mit metabolischemSyndrom weiter zunimmt, ist eine verlässliche und praktikab-le initiale Testung mit entsprechend hoher Sensitivität undSpezifität zur Feststellung eines eventuell zugrundeliegendenHyperkortisolismus gefordert. Die Einführung der Speichel-kortisolbestimmung stellt diesbezüglich ohne Zweifel eineBereicherung dar.

Adrenales Inzidentalom

Adrenale Inzidentalome sind zufällig entdeckte Raumforde-rungen in der Nebenniere. Durch die Zunahme der Häufigkeitund auch der Qualität der Bildgebung hat in den letzten 25Jahren die Entdeckung von Raumforderungen in der Neben-niere stetig zugenommen. In Autopsiestudien hat sich eineHäufigkeit von adrenalen Tumoren in 2–9 % der Patientengezeigt [15]. Die Inzidenz ist mit dem Alter deutlich steigend.

Der Großteil dieser Tumoren sind nicht-sezernierende Ade-nome, es kann jedoch auch eine klinisch nicht apparenteGlukokortikoid- oder auch Mineralkortikoid- Produktion vor-handen sein [16] (Abb. 1).

Adrenale Inzidentalome sollten auf alle Fälle auf eine eventu-elle Hormonproduktion hin untersucht und auch bildgebendkontrolliert werden.

Guidelines der Endocrine Society zur

Diagnose des Cushing-Syndroms

Im Mai 2008 hat eine Arbeitsgruppe der Endocrine SocietyGuidelines zur Diagnose des Cushing-Syndroms veröffent-licht [18].

Folgendes Vorgehen wird empfohlen: Zu allererst sollte einegenaue Anamnese inklusive detaillierter Medikamenten-

anamnese durchgeführt werden. Insbesondere sollte eine even-tuelle Glukokortikoidzufuhr sowohl in injizierter als auchoraler, rektaler, inhalativer und auch topischer Anwendungausgeschlossen werden. Patienten müssen gezielt nach derAnwendung von z. B. Asthmasprays so wie auch Kortison-salben befragt werden. Auch eine eventuell länger zurücklie-gende Anwendung von Kortison-Depotpräparaten (Infiltrati-onen, intramuskuläre Applikationen etc.) sollte ausgeschlos-sen werden.

Wer sollte getestet werden?● Patienten mit altersuntypischen, klinischen Zeichen des CS

(Tab. 1)● Patienten mit multiplen und progredienten klinischen Zei-

chen des CS● Patienten mit adrenalen Inzidentalomen● Kinder mit Gewichtszunahme und verzögertem Wachstum

Für das initiale Screening wird einer der folgenden Tests emp-fohlen:● 1-mg-Dexamethason-Hemmtest● Freies Kortisol im 24-Stunden-Harn● Mitternächtliches Speichelkortisol● Low-Dose-Dexamethason Suppression Test (LDDST)

Weitere EvaluationZeigt sich im initialen Test ein positives Ergebnis, so ist die-ses durch einen weiteren der oben genannten Tests zu bestäti-gen.

Zeigt sich im initialen Test ein negatives Ergebnis bei weiter-hin bestehendem klinischem Verdacht, so sollte eine neuerli-che Testung in spätestens 6 Monaten erfolgen.

Die empfohlenen Labortests1-mg-Dexamethason-KurztestDer Dexamethason-Kurztest ist der am meisten untersuchteund am besten etablierte Test zur Diagnose des Cushing-Syn-droms. Beim Gesunden führt die Gabe von Dexamethason zueiner Suppression der ACTH- und Kortisolsekretion. Der Testeignet sich sehr gut für eine ambulante Durchführung. Bezüg-lich des Cut-off-Wertes für den Ausschluss eines Hyperkor-tisolismus hat in den letzten Jahren eine Korrektur des Ziel-werts nach unten stattgefunden, um eine bessere Sensitivitätdes Tests (dies jedoch auf Kosten der Spezifität) zu erreichen(Abb. 2). Derzeit wird von der Endocrine Society für den Aus-schluss eines Hyperkortisolismus ein Cut-off-Wert von ≤ 18ng/ml (50 nmol/l) nach Einnahme von 1 mg Dexamethasongefordert.

Die Dexamethasondosis wird zwischen 23:00 und 24:00 Uhroral eingenommen, die Blutabnahme zur Bestimmung vonKortisol erfolgt am darauffolgenden Tag um 08:00 Uhr.

Mögliche FehlerquellenVerschiedene Medikamente können zu einer Veränderung desDexamethason-Metabolismus über eine Hemmung (Diltia-zem, Cimetidin, Fluoxetin etc.) oder auch Aktivierung (Car-bamazepin, Phenytoin, Pioglitazon etc.) des CYP3A4 führenund so eine Erhöhung oder Erniedrigung der Plasma-Dexame-thasonkonzentration herbeiführen.Abbildung 1: Ursachen von adrenalen Inzidentalomen. Aus: Erstellt nach Daten aus [17].

Page 4: Homepage: Online-Datenbank ... · for the diagnosis of Cushing’s syndrome. Furthermore, I report our first and promising experiences in the evaluation of a triple-test in patients

J KLIN ENDOKRINOL STOFFW 2009; 2 (1)

Die Diagnose des Cushing-Syndroms

9

Estrogene führen zu einer Erhöhung des Cortisol-bindendenGlobulins (CBG): Da in den verwendeten Tests das gesamte,also freie und gebundene, Kortisol gemessen wird, kann es beiFrauen, die orale Kontrazeptiva einnehmen, in bis zu 50 % zueinem falsch positiven Testergebnis kommen. Orale Kontra-zeptiva sollten, falls möglich, 6 Wochen vor dem Test abge-setzt werden.

Cortisol-Ausscheidung im 24-Stunden-HarnHierbei wird das freie Kortisol im 24-Stunden-Harn gemessenund die Messung ist somit nicht durch Änderungen des CBGbeeinflusst. Es sollten zumindest 2 unabhängige Sammlungendurchgeführt werden. Der Test zeigt eine sehr gute Sensitivi-tät und Spezifität (beide > 95 %). Nachteilig ist jedoch dieNotwendigkeit der 24-Stunden-Harnsammlung (aufwendigsowie potenzielle Fehlerquelle), sowie eine starke Abnahmeder Spezifität bei ausgeprägter Depression oder bei Vorhan-densein eines polyzyklischen Ovarialsyndroms. Eine gestörteNierenfunktion (Kreatinin-Clearance < 60 ml/min) kann zufalsch niedrigen Ergebnissen führen.

Mitternächtliches SpeichelkortisolDer Verlust der zirkadianen Rhythmik der Kortisolausschüt-tung und damit des nächtlichen Nadirs ist ein verlässlichesMerkmal von Patienten mit Hyperkortisolismus.

Bereits 1960 wurden erstmals Steroidhormone im Speichelnachgewiesen. Weiterführende Untersuchungen zeigten, dassein Equilibrium zwischen freiem Kortisol im Blut und imSpeichel besteht. Eine Zunahme des Serumkortisols führtnach wenigen Minuten zu einer Zunahme des Speichelkor-tisols, wobei die Konzentration des Speichelkortisols nichtvon der Menge des Speichelflusses abhängt.

Speichel kann entweder durch Kauen eines Wattebällchensmit anschließender Versorgung in einem Röhrchen oder auchdurch direktes Spucken in ein Röhrchen gesammelt werden.Die Röhrchen können bei Raumtemperatur, eventuell auchpostalisch an das Labor geschickt werden.

Derzeit gibt es eine Reihe von Studien, in denen sich für diemitternächtliche Speichelkortisolbestimmung zur Diagnoseeines CS eine Sensitivität zwischen 92 und 100 % und eineSpezifität zwischen 93 und 100 % gezeigt hat [20]. Das mit-ternächtliche Speichelkortisol sollte < 4 nmol/l (145 ng/dl)betragen, um ein CS auszuschließen.

Auch hier sollten idealerweise 2 unabhängige Speichelprobenan unterschiedlichen Tagen gesammelt werden.

Mögliche FehlerquellenBei der mitternächtlichen Speichelsammlung gilt es auf eineeventuelle Verschiebung des Tag-Nacht-Rhythmus zu achten.Schichtarbeiter, Patienten mit psychiatrischen Erkrankungenwie Angststörungen oder Depressionen, Alkoholiker sowieSchwangere und schlecht eingestellte Diabetiker zeigen er-höhte nächtliche Speichelkortisolwerte.

Lakritze und Kautabak führen zu einer Hemmung der 11β-Hydroxysteroid-Dehydrogenase in den Speicheldrüsen, wasin falsch zu hohen mitternächtlichen Speichelkortisolwertenresultieren kann. Am Tag des Tests sollte auch nicht gerauchtwerden, da dies zu einer Erhöhung der Speichelkortisolwerteführen kann.

Low-Dose-Dexamethason Suppression-TestBei diesem Test werden 0,5 mg Dexamethason alle 6 Stundenüber 48 Stunden verabreicht. Dies entspricht einer Gesamt-dosis von 4 mg Dexamethason. Serumkortisol wird 6 Stundennach der letzten Einnahme um 09:00 Uhr bestimmt.

Dieser Test hat sich aufgrund der aufwändigen Durchführungbei uns nicht etabliert, und die Genauigkeit des LDDST wirdauch als weniger gut im Vergleich zu den übrigen Tests be-schrieben.

Welcher Test für wen?● Schwangerschaft, Pilleneinnahme: Kortisolbestimmung im

24-Stunden-Harn.● Epileptiker: Nächtliches Speichelkortisol oder 24-Stunden-

Harnkortisolbestimmung.● Niereninsuffizienz: 1-mg-Dexamethason-Kurztest.● Adrenale Inzidentalome: 1-mg-Dexamethason-Kurztest

oder nächtliches Speichelkortisol.

Ein positiver Test sollte immer durch einen zweiten der obenangeführten Tests bestätigt werden. Hat sich ein Cushing-Syndrom bestätigt, erfolgen in einem nächsten Schritt Unter-suchungen zur Differenzierung der Ursache des CS (adrenale,hypophysäre oder ektope Ursachen). Erst im Anschluss daransollte gezielt die Bildgebung der entsprechenden Verdachts-region erfolgen.

Kombination einer mitternächtlichen

Speichelkortisolbestimmung und einer

Dexamethason-supprimierten Serum-

und Speichelkortisolbestimmung zur

Diagnose des Cushing-Syndroms

In der endokrinologischen Ambulanz der Universitätsklinikfür Innere Medizin in Graz evaluierten wir die Anwendungeines „Tripple-Tests“ in einem ambulanten Setting. 49 Patien-ten mit entweder klinischem Verdacht auf Hyperkortisolis-mus oder einem Inzidentalom der Nebenniere erhielten 1 mgDexamethason und 2 Speichelröhrchen per Post zugesandt.Beigelegt wurde ein Schreiben mit einer detaillierten Anwen-dungserklärung. Nach mitternächtlicher Speichelabgabe undSchlucken des Dexamethasons kamen die Patienten am näch-sten Morgen in unsere endokrinologische Ambulanz zur neu-erlichen Speichelabgabe und Blutabnahme. Speichel- und

Abbildung 2: Änderungen der Cut-off-Werte für Kortisol nach Dexamethason-Sup-pression in den vergangenen 10 Jahren. Aus: Erstellt nach Daten aus [19].

Page 5: Homepage: Online-Datenbank ... · for the diagnosis of Cushing’s syndrome. Furthermore, I report our first and promising experiences in the evaluation of a triple-test in patients

10 J KLIN ENDOKRINOL STOFFW 2009; 2 (1)

Die Diagnose des Cushing-Syndroms

Serumkortisol wurden mit kommerziell erhältlichen, gut etab-lierten Assays bestimmt.

Ein Schwellenwert von < 1,5 ng/ml wurde für den mitter-nächtlichen und den Dexamethason-supprimierten Speichel-wert verwendet (Normalwert 1,6–14,7 ng/ml). Der geforderteSchwellenwert des Dexamethason-supprimierten Serumkor-tisols zum Ausschluss eines Cushing-Syndroms wurde bei18 ng/ml angesetzt (Normalwert 43–220 ng/ml).

Resultate3 Patienten mit mittlerweile nachgewiesenem CS zeigten kei-ne Suppression der Kortisolwerte in allen 3 durchgeführtenTests (Abb. 3, 4, 5). Abbildung 3 zeigt die Serumkortisol-werte nach Dexamethason. Die 3 Patienten mit nachgewiese-nem CS wurden zwar bei Anwendung des Schwellenwertsvon 18 ng/ml als positiv erkannt, es zeigen sich jedoch beiweiteren 11 Patienten Kortisolwerte > 18 ng/ml, bei denen bisdato ein eventuell vorliegendes CS noch nicht eindeutig nachge-wiesen werden konnte. Abbildung 4 zeigt die Ergebnisse dermitternächtlichen Speichelkortisolwerte, mit 6 „falsch positiven“Ergebnissen. Abbildung 5 zeigt die morgendlichen Dexame-thason-supprimierten Speichelkortisolwerte. Hier zeigte sicheine 100%ige Identifizierung der bewiesenen Cushingfälle ohnefalsch positive Resultate. Somit waren alle 3 Tests in der Lage,die nachgewiesenen positiven Patienten als solche zu erkennen.

Empfehlungen und LimitierungenDie beschriebene Dreifachkombination scheint der alleinigenDurchführung des 1-mg-Dexamethason-Hemmtests überle-gen zu sein. Im Besonderen kommt es zu einer Reduktion derfalsch positiven Testergebnisse. Durch die Erniedrigung desKortisol-Schwellenwerts nach Dexamethason auf 18 ng/dlzeigt sich zwar eine sehr gute Sensitivität, die jedoch auf Kos-ten der Spezifität erreicht wird. Die Kombination dieser 3Tests scheint auf alle Fälle ein Gewinn zu sein, obwohl ge-naue statistische Angaben zu den Tests bei der vorliegendenkleinen Patientenzahl derzeit noch nicht möglich sind. Weitersbleibt die Frage offen, was „falsch negativ“ oder „falsch positiv“bedeutet. Es könnte sich durchaus um frühe Formen eines SCShandeln, bei denen z. B. nur einer oder 2 der durchgeführten Testspositiv sind. In der Literatur finden sich für das Dexamethason-supprimierte Speichelkortisol Arbeiten, die eine sehr hohe Sensi-tivität zwischen 91 und 100 % zeigen [21–23]. Die Spezifität desDexamethason-supprimierten Speichelkortisols zeigt jedocheine größere Variabilität (77–100 %) [22–24], so dass noch wei-tere Studien, insbesondere mit spezifischen Patientenpopula-tionen (z. B. polyzystisches Ovarsyndrom, Adipositas, Depressi-on etc.) notwendig sind, bevor die Routineanwendung diesbe-züglich empfohlen werden kann [20].

Unter den bei uns durchgeführten Studienbedingungen giltderzeit folgendes Vorgehen: Patienten mit 3 positiven Testsgelten als eindeutig positiv (Vorhandensein eines CS). Patien-ten mit einem oder 2 positiven Testen sollten bei weiterhinbestehendem klinischen Verdacht in spätestens 6 Monatenreevaluiert werden. Bei Patienten mit 3 negativen Tests kannein CS ausgeschlossen werden. Der Tripple-Test erscheintuns vielversprechend, und hat sich auch als äußerst praktika-bel für ein ambulantes Setting herausgestellt, bedarf jedochnoch weiterer klinischer Evaluation.

Abbildung 3: Morgendliche Serumkortisolwerte nach mitternächtlicher Einnahmevon 1 mg Dexamethason. Orange Punkte kennzeichnen Patienten mit nachgewiese-nem CS. Offene Kreise kennzeichnen Patienten ohne nachgewiesenes CS. Der zu un-terschreitende Cut-off-Wert zum Ausschluss eines CS liegt bei 18 ng/ml (50 nmol/l).

Abbildung 4: Mitternächtliche Speichelkortisolwerte. Orange Punkte kennzeichnenPatienten mit nachgewiesenem CS. Offene Kreise kennzeichnen Patienten ohnenachgewiesenes CS. Der zu unterschreitende Cut-off-Wert für den Ausschluss einesCS liegt bei 1,5 ng/ml (4 nmol/l).

Abbildung 5: Morgendliche Speichelkortisolwerte nach mitternächtlicher Einnah-me von 1 mg Dexamethason. Orange Punkte kennzeichnen Patienten mit nachgewiese-nem CS. Offene Kreise kennzeichnen Patienten ohne nachgewiesenes CS. Der zu unter-schreitende Cut-off-Wert für den Ausschluss eines CS liegt bei 1,5 ng/ml (4 nmol/l).

Page 6: Homepage: Online-Datenbank ... · for the diagnosis of Cushing’s syndrome. Furthermore, I report our first and promising experiences in the evaluation of a triple-test in patients

J KLIN ENDOKRINOL STOFFW 2009; 2 (1)

Die Diagnose des Cushing-Syndroms

11

Relevanz für die Praxis

Die Prävalenz des Cushing-Syndroms und besondersauch des subklinischen Cushing-Syndroms ist deutlichhöher als bisher angenommen, speziell in Hochrisiko-populationen (z. B. Diabetiker, Hypertoniker, Patientenmit adrenalen Inzidentalomen etc.).

Das Cushing-Syndrom (CS) und das subklinische Cushing-Syndrom (SCS) sind Endokrinopathien, die mit einerdeutlichen Erhöhung des kardiovaskulären Risikos undauch einer deutlich erhöhten Mortalität einhergehen.

Patienten mit altersuntypischen klinischen Zeichen desCS, Patienten mit multiplen und progredienten klinischenZeichen des CS und Patienten mit adrenalem Inzidenta-lom sowie Kinder mit Gewichtszunahme und verzöger-tem Wachstum sollten auf das eventuelle Vorliegen einesCS oder SCS untersucht werden.

Die mitternächtliche Speichelkortisolbestimmung bzw.die Speichelkortisolmessung nach Dexamethasonsup-pression stellt eine deutliche Bereicherung in der Primär-diagnostik des CS dar.

Literatur:

1. Lindholm J, Juul S, Jørgensen JO, Astrup J,Bjerre P, Feldt-Rasmussen U, Hagen C, JørgensenJ, Kosteljanetz M, Kristensen L, Laurberg P,Schmidt K, Weeke J. Incidence and late progno-sis of cushing’s syndrome: a population-basedstudy. J Clin Endocrinol Metab 2001; 86: 117–23.2. Anderson GH Jr, Blakeman N, Streeten DH.The effect of age on prevalence of secondaryforms of hypertension in 4429 consecutively re-ferred patients. J Hypertens 1994; 12: 609–15.3. Omura M, Saito J, Yamaguchi K, Kakuta Y,Nishikawa T. Prospective study on the preva-lence of secondary hypertension among hyper-tensive patients visiting a general outpatientclinic in Japan. Hypertens Res 2004; 27: 193–202.

4. Catargi B, Rigalleau V, Poussin A, Ronci-ChaixN, Bex V, Vergnot V, Gin H, Roger P, Tabarin A.Occult Cushing’s syndrome in type-2 diabetes. JClin Endocrinol Metab 2003; 88: 5808–13.5. Leibowitz G, Tsur A, Chayen SD, Salameh M,Raz I, Cerasi E, Gross DJ. Pre-clinical Cushing’ssyndrome: an unexpected frequent cause of poorglycaemic control in obese diabetic patients. ClinEndocrinol (Oxf) 1996; 44: 717–22.6. Reincke M, Nieke J, Krestin GP, Saeger W,Allolio B, Winkelmann W. Preclinical Cushing’ssyndrome in adrenal „incidentalomas“: compari-son with adrenal Cushing’s syndrome. J ClinEndocrinol Metab 1992; 75: 826–32.7. Terzolo M, Pia A, Alì A, Osella G, Reimondo G,Bovio S, Daffara F, Procopio M, Paccotti P,Borretta G, Angeli A. Adrenal incidentaloma: a

Prim. ao. Univ.-Prof. Dr. med. Vinzenz Stepan

Medizinstudium in Graz, Facharztausbildung inInnerer Medizin und Nuklearmedizin an derUniversitätsklinik für Innere Medizin in Graz.Zusatzfacharzt in Endokrinologie und Stoffwech-sel. Mehrjähriger Auslandsaufenthalt am GI-Peptide-Research Center der University of Michi-gan in Ann Arbor, USA. Seit 2009 Leiter der Ab-teilung für Innere Medizin des Krankenhausesder Elisabethinen in Graz.

new cause of the metabolic syndrome? J ClinEndocrinol Metab 2002; 87: 998–1003.8. Chiodini I, Mascia ML, Muscarella S, BattistaC, Minisola S, Arosio M, Santini SA, Guglielmi G,Carnevale V, Scillitani A. Subclinicalhypercortisolism among outpatients referred forosteoporosis. Ann Intern Med 2007; 147: 541–8.9. Terzolo M, Reimondo G, Bovio S, Angeli A.Subclinical Cushing’s syndrome. Pituitary 2004; 7:217–23.10. Reincke M. Subclinical Cushing’s syndrome.Endocrinol Metab Clin North Am 2000; 29: 43–56.11. Plotz CM, Knowlton AI, Ragan C. The naturalhistory of Cushing’s syndrome. Am J Med 1952;13: 597–614.12. Swearingen B, Biller BM, Barker FG 2nd,Katznelson L, Grinspoon S, Klibanski A, ZervasNT. Long-term mortality after transsphenoidalsurgery for Cushing disease. Ann Intern Med1999; 130: 821–4.13. Tauchmanovà L, Rossi R, Biondi B, PulcranoM, Nuzzo V, Palmieri EA, Fazio S, Lombardi G. Pa-tients with subclinical Cushing’s syndrome due toadrenal adenoma have increased cardiovascularrisk. J Clin Endocrinol Metab 2002; 87: 4872–8.14. Erbil Y, Ademoglu E, Ozbey N, Barbaros U,Yanik BT, Salmaslioglu A, Bozbora A, OzarmaganS. Evaluation of the cardiovascular risk in pa-tients with subclinical Cushing syndrome beforeand after surgery. World J Surg 2006; 30: 1665–71.15. Commons RR, Callaway CP. Adenomas of theadrenal cortex. Arch Med Interna 1948; 81: 37–41.16. Beuschlein F. Adrenal incidentalomas: pres-entation and clinical work-up. Horm Res 2007; 68(Suppl 5): 191–4.17. Grumbach MM, Biller BM, Braunstein GD,Campbell KK, Carney JA, Godley PA, Harris EL,

Lee JK, Oertel YC, Posner MC, Schlechte JA,Wieand HS. Management of the clinically in-apparent adrenal mass (“incidentaloma“). AnnInt Med 2003; 138: 424–9.18. Pecori Giraldi F, Ambrogio AG, De Martin M,Fatti LM, Scacchi M, Cavagnini F. Specificity offirst-line tests for the diagnosis of Cushing’ssyndrome: assessment in a large series. J ClinEndocrinol Metab 2007; 92: 4123–9.19. Nieman LK, Biller BM, Findling JW, Newell-Price J, Savage MO, Stewart PM, MontoriVM.The diagnosis of Cushing’s syndrome: an En-docrine Society Clinical Practice Guideline. J ClinEndocrinol Metab 2008; 93: 1526–40.20. Carroll T, Raff H, Findling JW. Late-night sali-vary cortisol measurement in the diagnosis ofCushing’s syndrome. Nat Clin Pract EndocrinolMetab 2008; 4: 344–50.21. Castro M, Elias PC, Quidute AR, Halah FP,Moreira AC. Out-patient screening for Cushing’ssyndrome: the sensitivity of the combination ofcircadian rhythm and overnight dexamethasonesuppression salivary cortisol tests. J ClinEndocrinol Metab 1999; 84: 878–82.22. Barrou Z, Guiban D, Maroufi A, Fournier C,Dugué MA, Luton JP, Thomopoulos P. Overnightdexamethasone suppression test: comparison ofplasma and salivary cortisol measurement forthe screening of Cushing’s syndrome. Eur JEndocrinol 1996; 134: 93–6.23. Cardoso EM, Arregger AL, Tumilasci OR,Contreras LN. Diagnostic value of salivary corti-sol in Cushing’s syndrome. Clin Endocrinol (Oxf)2008 [Epub ahead of print].24. Viardot A, Huber P, Puder JJ, Zulewski H,Keller U, Müller B. Reproducibility of nighttimesalivary cortisol and its use in the diagnosis ofhypercortisolism compared with urinary free cor-tisol and overnight dexamethasone suppressiontest. J Clin Endocrinol Metab 2005; 90: 5730–6.

Page 7: Homepage: Online-Datenbank ... · for the diagnosis of Cushing’s syndrome. Furthermore, I report our first and promising experiences in the evaluation of a triple-test in patients

Haftungsausschluss

Die in unseren Webseiten publizierten Informationen richten sich ausschließlich an geprüfte und autorisierte medizinische Berufsgruppen und entbinden nicht von der ärztlichen Sorg-faltspflicht sowie von einer ausführlichen Patientenaufklärung über therapeutische Optionen und deren Wirkungen bzw. Nebenwirkungen. Die entsprechenden Angaben werden von den Autoren mit der größten Sorgfalt recherchiert und zusammengestellt. Die angegebenen Do-sierungen sind im Einzelfall anhand der Fachinformationen zu überprüfen. Weder die Autoren, noch die tragenden Gesellschaften noch der Verlag übernehmen irgendwelche Haftungsan-sprüche.

Bitte beachten Sie auch diese Seiten:

Impressum Disclaimers & Copyright Datenschutzerklärung

Aus dem Verlag

e-Journal-AboBeziehen Sie die elektronischen Ausgaben dieser Zeitschrift hier.

Die Lieferung umfasst 4–5 Ausgaben pro Jahr zzgl. allfälliger Sonderhefte.

Unsere e-Journale stehen als PDF-Datei zur Verfügung und sind auf den meisten der markt-üblichen e-Book-Readern, Tablets sowie auf iPad funktionsfähig.

 Bestellung e-Journal-Abo

Haftungsausschluss

Die in unseren Webseiten publizierten Informationen richten sich ausschließlich an geprüfte und autorisierte medizinische Berufsgruppen und entbinden nicht von der ärztlichen Sorg-faltspflicht sowie von einer ausführlichen Patientenaufklärung über therapeutische Optionen und deren Wirkungen bzw. Nebenwirkungen. Die entsprechenden Angaben werden von den Autoren mit der größten Sorgfalt recherchiert und zusammengestellt. Die angegebenen Do-sierungen sind im Einzelfall anhand der Fachinformationen zu überprüfen. Weder die Autoren, noch die tragenden Gesellschaften noch der Verlag übernehmen irgendwelche Haftungs-ansprüche.

Bitte beachten Sie auch diese Seiten:

Impressum Disclaimers & Copyright Datenschutzerklärung

Mitteilungen aus der Redaktion

e-Journal-AboBeziehen Sie die elektronischen Ausgaben dieser Zeitschrift hier.

Die Lieferung umfasst 4–5 Ausgaben pro Jahr zzgl. allfälliger Sonderhefte.

Unsere e-Journale stehen als PDF-Datei zur Verfügung und sind auf den meisten der markt-üblichen e-Book-Readern, Tablets sowie auf iPad funktionsfähig.

 Bestellung e-Journal-Abo

Besuchen Sie unsere Rubrik

Medizintechnik-Produkte

InControl 1050 Labotect GmbH

Aspirator 3 Labotect GmbH

Philips Azurion: Innovative Bildgebungslösung

Neues CRT-D Implantat Intica 7 HF-T QP von Biotronik

Artis pheno Siemens Healthcare Diagnostics GmbH