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Holotropes Atmen nach Grof Einführung Die Erforschung außergewöhnlicher Bewusstseinszustände und ihre Einbeziehung in die therapeutische Arbeit steht im Mittelpunkt des wissenschaftlichen Interesses des Psychiaters und Psychotherapeuten Stanislav Grof, die er seit den 50er Jahren zunächst mit LSD und anderen bewusstseinserweiternden Drogen durchführte. Durch die restriktive Gesetzgebung in den USA hinsichtlich der Forschung mit psychedelischen Substanzen entwickelte Grof zusammen mit seiner Ehefrau Christina seit den 70er Jahren mit der holotropen Atemarbeit eine Methode vertiefter Selbsterfahrung, die auch ohne pharmakologische Substanzen transformierende und heilende Kräfte hat und an alte spirituelle und schamanische Traditionen der Heilung anknüpft . Übersetzt heißt holotrop etwa "sich auf Ganzheit hinbewegend". Es handelt sich dabei um eine erlebnisorientierte Art der Selbsterfahrung, in der durch eine vertiefte Atmung, das Unterbewusstsein ansprechende Musik, durch Mandalamalen und durch Körperarbeit unverarbeitete Gefühle und Erlebnisinhalte wiedererlebt und durch den veränderten Bewusstseinszustand geheilt werden können. Nach Grofs Erfahrungen nehmen traumatische Erlebnisse vor oder während der Geburt oft eine bedeutende Stellung hinsichtlich ungelöster Konflikte ein. Diese können durch die Atemarbeit mobilisiert und durch die Aktivierung der innerpsychischen Selbstheilungskräfte gelöst oder integriert werden. Voraussetzung für den Prozess der Selbstheilung ist die Bereitschaft, sich selbst zu reflektieren und inneren und äußeren Wandel zuzulassen. Die eigentliche Heilung erfolgt aus den tiefen positiven Erfahrungen, die man im Inneren erlebt. Dies wird oft als ein spirituelles Erleben empfunden. Die Funktion des Begleiters liegt in der Begleitung des Prozesses durch emotionale Unterstützung und ggf. Körperkontakt, nicht in der Interpretation des Erlebten.

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Holotropes Atmen nach Grof Einführung Die Erforschung außergewöhnlicher Bewusstseinszustände und ihre Einbeziehung in die therapeutische Arbeit steht im Mittelpunkt des wissenschaftlichen Interesses des Psychiaters und Psychotherapeuten Stanislav Grof, die er seit den 50er Jahren zunächst mit LSD und anderen bewusstseinserweiternden Drogen durchführte. Durch die restriktive Gesetzgebung in den USA hinsichtlich der Forschung mit psychedelischen Substanzen entwickelte Grof zusammen mit seiner Ehefrau Christina seit den 70er Jahren mit der holotropen Atemarbeit eine Methode vertiefter Selbsterfahrung, die auch ohne pharmakologische Substanzen transformierende und heilende Kräfte hat und an alte spirituelle und schamanische Traditionen der Heilung anknüpft . Übersetzt heißt holotrop etwa "sich auf Ganzheit hinbewegend". Es handelt sich dabei um eine erlebnisorientierte Art der Selbsterfahrung, in der durch eine vertiefte Atmung, das Unterbewusstsein ansprechende Musik, durch Mandalamalen und durch Körperarbeit unverarbeitete Gefühle und Erlebnisinhalte wiedererlebt und durch den veränderten Bewusstseinszustand geheilt werden können. Nach Grofs Erfahrungen nehmen traumatische Erlebnisse vor oder während der Geburt oft eine bedeutende Stellung hinsichtlich ungelöster Konflikte ein. Diese können durch die Atemarbeit mobilisiert und durch die Aktivierung der innerpsychischen Selbstheilungskräfte gelöst oder integriert werden. Voraussetzung für den Prozess der Selbstheilung ist die Bereitschaft, sich selbst zu reflektieren und inneren und äußeren Wandel zuzulassen. Die eigentliche Heilung erfolgt aus den tiefen positiven Erfahrungen, die man im Inneren erlebt. Dies wird oft als ein spirituelles Erleben empfunden. Die Funktion des Begleiters liegt in der Begleitung des Prozesses durch emotionale Unterstützung und ggf. Körperkontakt, nicht in der Interpretation des Erlebten.

Anwendungsbereich: Die holotrope Atemarbeit wird in Einzel- und Gruppensitzungen sowie in Workshops angeboten und ist geeignet für Menschen, die auf dem Weg der Selbstfindung tiefe Erfahrungen machen möchten, für Menschen in Lebenskrisen und begleitend während einer psychotherapeutischen Behandlung. Nicht angewendet werden sollte die Methode bei Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, psychiatrischen Erkrankungen, grünem Star und Epilepsie sowie während der Schwangerschaft. Nach der Kurzinformation über das Verfahren möchten wir nachfolgend auf Dr. Stanislaf Grof genauer eingehen, bevor wir dann im weiteren Text tiefer zu den Wirkungen und zum Ablauf des Holotropen Atmens kommen. Stanislav Grof – zur Person

Prof. Dr.med. Dr. phil. Stanislav Grof wurde 1931 in Prag geboren, wo er Medizin und Medizin-Philosophie studierte. Während seiner psychoanalytischen Ausbildung und der Facharztqualifikation zum Psychiater arbeitete er in der Psychiatrie des Prager Universitätskrankenhaus in der LSD-Forschung. 1967 folgte er der Einladung aus den Vereinigten Staaten wo er seitdem lebt und arbeitet. Dort gründete er mit Anthony Sutich, James Fadiman und anderen die „Association of Transpersonal Psychology“. Diese Bewegung sprengte bald den engen Rahmen der Psychologie undes ergaben sich mannigfaltige Verbindungen zu anderen Wissenschaftszweigen wie der Quantenphysik, Biologie, Embryologie, Genetik, Hirnforschung, Ethnologie, Religionswissenschaften, Mythologie und anderen. Der sich entwickelnde Kontakt und Austausch mit so vielen verschiedenen Wissenschaftlern und Denkern wie Ken Wilber, Fritjof Capra, Gregory Bateson, Joseph Campell und anderen mündete 1978 in die Gründung der „International Transpersonal Association“ (ITA), deren Präsident er lange Jahre war. In dieser Funktion organisierte er ITA- Kongresse in den USA, Irland, Indien, Australien, Brasilien und Tschechien.

Seit vielen Jahren arbeitet Stanislav Grof nicht mehr mit LSD. Statt dessen entwickelte er mit seiner Frau Christina das Holotrope Atmen, eine Methode der Bewusstseinsveränderung welche Tiefenatmung, evokative Musik und Körperarbeit miteinander kombiniert. Zudem riefen die beiden das „Spiritual Emergency Network“ (SEN) ins Leben, eine internationale Einrichtung, die Hilfe für Menschen in akuten psychischen, speziell spirituellen Krisen anbietet. In diesem Rahmen gebührt Grof der Verdienst entscheidend das Wissen über die Differenzierung von Psychose gegenüber spiritueller Krise vorangebracht zu haben.Neben Sigmund Freud und Carl Gustav Jung ist Stanislav Grof der Tiefenpsychologe, welcher mit am meisten das Wissen um die menschliche Psyche und das Unbewusste verändert und zu einem großen Umdenken herausgefordert hat. Grof veröffentlichte über 100 Wissenschaftsartikel in Fachzeitschriften und schrieb zahlreiche Bücher, u.a.: Topographie des Unbewußten (1975) Die Begegnung mit dem Tod (1977) Jenseits des Todes (1984) LSD Psychotherapie (1985) Geburt, Tod und Transzendenz (1985) Das Abenteuer der Selbstentdeckung (1987) Die stürmische Suche nach dem Selbst (1990) Die Welt der Psyche (1993) Totenbücher (1994) Kosmos und Psyche (1997)

Verlauf einer Atemsitzung Die Integrative Atemarbeit findet in einer liebevollen Atmosphäre und einem besonders geschützten Rahmen statt. Nach einer den Bedürfnissen der Teilnehmer entsprechenden Einleitung und Vorbereitung beginnen wir gemeinsam den Weg zur Erfahrung im vertieften Bewusstsein. Der Erfahrende liegt auf einer Matratze und wird dabei von einem anderen Teilnehmer (Sitter) betreut und unterstützt. Eine besondere Entspannungsanleitung geleitet uns in den vertieften – holotropen - Bewusstseinszustand. Speziell ausgewählte Musik lässt uns weiter in die Tiefe unserer Erfahrung gleiten. Ebenso unterstützt uns die Vertiefung und Beschleunigung unseres Atems – so wie es für den einzelnen gut ist. Wir übergeben dabei die Führung zunehmend an unser Inneres und erleben dabei das, was im Augenblick für uns wichtig ist. Im „holotropen Bewusstseinszustand“ verlassen wir unser Alltagsbewusstsein. Das, was wir erleben zeigt sich uns in großer innerer Klarheit und Deutlichkeit : Bilder, Gedanken, Gefühle, körperliche Wahrnehmungen, Erinnerungen, Bewegungen vermitteln sich uns mit einem starken Gefühl von Echtheit und Wahrheit des Erlebten. Es können Inhalte und Erlebnisse aus unserer Lebensgeschichte oder auch aus der Zeit unserer Geburt auftauchen. Unter der schützenden und stützenden Begleitung erfahrener Trainer kannst Du alte Trauer beweinen, jahrelang aufgestaute Wut ausdrücken und loswerden und Deine inneren Quellen an Kraft, Stärke und Freude deutlich erkennen und spüren. Es können aber auch Erlebnisse aus dem Transpersonalen Bereich sowie spirituelle Erlebnisse auftauchen. Das „transpersonale Unbewusste“ ist ein Bereich , der uns aus der menschlichen Vereinzelung erlöst und uns miteinander verbindet: mit allen Menschen auf diesem Planeten, mit Tieren , Pflanzen, den Elementen, allen Wesen zwischen Himmel und Erde. Im transpersonalen Bewusstsein finden sich Hinweise und Perspektiven, um Wege aus ausweglosen Situationen zu finden – ebenso wie das Wissen und die Weisheit der Schöpfung.

In zunehmenden Maße erleben wir uns bei unserer Erfahrung und in unserem Leben getragen von einer inneren Führung und Weisheit. Wir erleben uns eingebettet in ein Großes und Ganzes. Strahlende Erlebnisse erscheinen in einem glanzvollen Licht und großer Schönheit. Schwierige Erfahrung können wir mit großer Unterstützung aus unserem Inneren und auch den umgebenden fördernden Energien bewältigen.

Der innere Weg durch unsere Erfahrung zeigt sich uns mit großer Deutlichkeit. Dabei haben wir jedoch stets soviel Kontrolle über des Geschehen , sodass wir uns innerlich deutlich für oder auch gegen den nächsten Schritt der Erfahrung entscheiden können. Treten bei unserer Erfahrung körperliche Blockaden oder Beschwerden auf, so können diese durch gezielte Körperarbeit und Unterstützung durch die Gruppenleiter und Sitter gelöst und überwunden werden. Wenn unsere Atem - Erfahrung zu Ende geht , kehren wir langsam mit unserem Bewusstsein wieder in den Raum zurück. Wir können mit unserem Sitter über unsere Erlebnisse sprechen oder aber gleich damit beginnen, unsere Erfahrung und das Erlebte intuitiv malend zu Papier zu bringen. So können wir uns unserer Erfahrung zunächst auf bildlicher Ebene annähern und beginnen diese zu begreifen und zu verstehen. Die meisten Teilnehmer strahlen nach der Erfahrung Gelöstheit , Weichheit, Freude und Lebendigkeit aus . Sie fühlen sich innerlich klar, locker und von großer Lebendigkeit durchströmt. Die erste Aufarbeitung der Erfahrungen im holotropen Bewusstsein erfolgt in Kleingruppen , in denen sich die Teilnehmer mit offener Anteilnahme und offenem Herzen gegenseitig unterstützen. Die weitere Aufarbeitung ist anschließend in der Großgruppe möglich. Die gesamte integrative Atemerfahrung wird getragen durch die innere Vorbereitung und Zentrierung der Gruppenleiter, der inneren Anteilnahme und Begleitung durch die Sitter . Die tägliche gemeinsame Meditation unterstützt uns dabei, uns für unser Inneres sowie die uns umgebenden fördernden Energien zu öffnen. Die Teilnehmer berichten immer wieder über die Zunahme ihres Selbstvertrauens heraus aus dem Gefühl des Geborgenseins und Getragenseins. Sie können sich zunehmend von der inneren Führung auf ihrem Weg unterstützen lassen. Durch die regelmäßige Teilnahme an der Integrativen Atemarbeit wird eine Wandlung möglich, die zur Deiner Entfaltung führt. Du kannst den Sinn und den Zusammenhang Deines Lebens begreifen. Du lernst, Dein Leben entsprechend Deinen Bedürfnissen einzurichten und Dich dem Fluss des Lebens hinzugeben. Dies lässt Dich lebendig und zufrieden werden.

Bericht einer Atemsitzung Die lange Entspannungsanleitung hat mich die anfängliche Aufregung vor meiner ersten Atemsitzung vergessen lassen. Ich liege angenehm schwer, warm und entspannt. Die Aufforderung tiefer und schneller zu Atmen lässt meinen Atem tiefer und schneller fließen, die einsetzende Musik unterstützt mich dabei und reißt mich immer mehr mit. Die Bewegung des Atems setzt sich in meinem ganzen Körper fort. Meine Arme und Beine füllen sich mit einem wohligen Prickeln. In meiner Magengegend knapp unterhalb des Brustbeines setzt ein brennender Schmerz ein. Meine Sitterin holt Arisa, die Trainerin. Diese unterstützt mich indem sie einen kräftig massierenden Druck auf meine Brustbeinspitze ausübt. Bald löst sich der Schmerz wieder und mein Atem fließt noch tiefer . Aus meiner Kehle kommt von selbst ein tiefer, kräftiger Laut. Die Dinge geschehen mit mir. Ich strecke mich mit meinen Beinen und Armen nach oben, der Bauch ist auf der Oberseite und mein Hals völlig durchgestreckt. Ich fühle mich als ein kraftvoller Tiger. Der Atem geht leicht hinein und die Stimme ganz leicht hinaus. Ich weiß nicht wie lange dies währt - aber vermutlich sehr lange. Irgendwann werde ich müde und mein Körper legt sich nieder zur Seite. Es ertönt indische Musik und ich sehe mich als Tiger der von kräftigen Männern auf einer Trage getragen wird - inmitten eines langen Prozessionszuges. Erstaunt und in völliger Klarheit sehe ich das Bild vor mir. Die Bilder entwickeln sich von selbst. Ich weiß genau, dass diese Prozession mich zu einem Platz führt , wo ich verbrannt werden soll. Vor mir sehe ich bald den brennenden Holzberg. Ich fühle jedoch überhaupt keine Angst. Als ich auf dem Scheiterhaufen inmitten des lodernden Feuers liege, merke ich, dass ich auch überhaupt keinen Schmerz empfinde. Während ich verbrenne sehe ich mich gleichzeitig als neugeborenes Kind in einer Krippe daneben liegend. Nackt, nur mit einem kleines Stück Leinen als Unterlage auf dem Stroh. Währende ich staunend daliege, spüre ich die Hand von Vikram- dem Trainer- auf meinem Nacken und auf dem Hinterhaupt, sein Körper berührt mich vorsichtig von hinten. Das Bild wandelt sich für mich - ich fühle mich im Gitterbett meiner Kindheit eingesperrt liegend wieder. Vikrams Hand berührt mich wie durch die Stäbe. In mir wandelt sich die ursprüngliche Freude in tiefe Traurigkeit. Die Tränen fließen und ich beginne heftig zu weinen und zu schluchzen. Es ist, als ob ich die ganze Traurigkeit meines Lebens herausweine. Und gleichzeitig bin ich froh und glücklich, nicht mehr allein zu sein und aus dem (lebenslangen) Gefühl der Einsamkeit befreit zu sein. Ich staune, dass Vikram genau zum passenden Zeitpunkt kam. Langsam beginnt sich das Bild wieder zu ändern. Ich liege auf einer Wiese, neben mir ein Wasser und der Himmel über mir scheint sich zu öffnen und ich höre ganz klar und deutlich die Stimme, die zu mir sagt: ,,Hier ist mein vielgeliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe." Ich fühle mich voll Freude und selig. Es ist , als wenn das passiert , was ich mein Leben lang erwartet habe:

Mein lebenslanges Gefühl, nicht zu entsprechen, nicht zu genügen löst sich zum ersten Mal auf. Zum ersten Mal habe ich das Gefühl, so wie ich bin bin ist es gut.

Vikram geht wieder und ich liege noch lange still und spüre oder besser nehme meinen Körper , meine Gefühle war, bin von allem was ist erfüllt. Trotz der Mischung aus Traurigkeit, Freude und Glückseligkeit ist es ein angenehmer Zustand, den ich genieße. Langsam merke ich, dass es zu Ende geht - es erscheint nichts Neues und ich öffne langsam meine Augen. Meine Sitterin sitzt neben mir und sieht mich mit offenen warmen Augen an und ich bitte sie mich zu halten. Es tut gut, jetzt nicht allein zu sein, das auch zu spüren und das Erlebte mit ihr zu teilen. Sie hat die ganze Zeit über auf mich aufgepasst, damit ich mich nicht verletze, hat mich zu Toilette begleitet, mir nach der Sitzung etwas zum Trinken gebracht. Aber was viel wichtiger war, sie war die ganze Zeit über mit innerer Anteilnahme für mich da, sodass ich mich ganz der Erfahrung hingeben konnte. Nachdem ich lange so gelegen bin, versuche ich das erlebte zu malen: Den Tiger und dann die Szene mit dem Scheiterhaufen und daneben mich als neugeborenes Kind. Mein Körper fühlt sich gut an, müde und lebendig und kräftig zu gleich. Nur meine Stimme ist heiser, das stört mich aber nicht. Vikram und Arisa kommen noch bei mir vorbei. Nachdem ich kurz berichtet habe und mich innerlich und körperlich wohl fühle, kann ich zum wohlverdienten Abendessen gehen. Die Aufarbeitung erfolgt in kleinen Gruppen. Es tut gut zu berichten und verständnisvolle Zuhörer zu haben, die innerlich am Erlebten Anteil nehmen und mich unterstützen. Die Rückmeldungen helfen mir, die Erfahrung immer mehr anzunehmen. Das Erlebte bewirkt in mir innerlich eine tiefe Veränderung. Ich bin tief im Innersten berührt worden, wie noch in keiner Therapie oder Selbsterfahrung. Die Entdeckung, als Mensch und Sohn angenommen zu sein und geliebt zu sein, heilt eine tiefe innere Wunde und gibt mir den Glauben an die Liebe und die heilsame Kraft der Liebe zurück.

Gleichzeitig öffnet sich mein Herz wieder und bekommt Zugang zu einer in den Kindheits - und Jugendtagen gelebten Religiosität. Was bedeutet das alles für meinen Alltag ?........... Der eigentliche Integrationsprozess beginnt erst nach dem Seminar in der Pause zum nächsten Seminar. Wie finde ich Platz und Umgang für die wiedererwachte Spiritualität? Kann ich das Gefühl geliebt zu sein behalten? Wie wird es sich im Alltag bewähren ? Es tut gut, dass ich in der Gruppe Weggefährten gefunden habe. Der Kontakt mit ihnen und der Austausch hilft mir die Erfahrung aus der Atemsitzung in die Wirklichkeit des alltäglichen Lebens mitzunehmen. Die innere Veränderung verbindet sich im alltäglichen Leben mit meinem Handeln und verändert meine innere Haltung - ich gehe nachdenklicher mit mehr Achtsamkeit nach innen und nach außen durch meinen Alltag.

Zu den Hintergründen Was ist transpersonale Atemarbeit ? Die Atemtechnik kommt aus dem Pranayama- Yoga und ist eine vertieft e beschleunigte Atmung. So wie psychische Widerstände zumeist mit einer Beeinträchtigung des Atmens gekoppelt sind, geht der Weg vice versa, sodass über die Beschleunigung und Vertiefung der Atmung die Widerstände gesenkt und die Räume des Bewusstseins geöffnet werden. Die elektrische Gehirntätigkeit zeigt vorwiegend Theta- und Deltawellen: Holler (1991) zitiert zur Erläuterung der Gehirnwellen Kaye Hofmann aus „Play Ecstasy“: „Während unter Beta das normale Bewusstsein mit Stress, Sorgen, Ängsten verzeichnet ist, lockt Alpha mit stressabbauender Entspannung im Wachzustand. Theta gibt sich visionär und Delta besorgt die Aktivierung der Selbstheilungskräfte“: Der Atem durchdringt die körperliche, seelische und geistige Ebene. Er ist das Verbindungsstück zwischen grob- und feinstofflichen Prozessen. Grundsätzlich geschieht offenbar folgendes: der Organismus reagiert auf die veränderte biochemische Situation (durch die Hyperventilation) damit, dass er verschiedene tiefliegende Spannungen (Blockaden) in Form von mehr oder weniger stereotypisierten Mustern an die Oberfläche bringt und sich von ihnen durch periphere Entladungen befreit. Er verbraucht dadurch enorme Mengen an Energie und vereinfacht seine Funktionsweise, indem er sie loswird. (Grof, 1987). TRANSPERSONALE Bewusstseinszustände haben eine tiefe heilende Wirkung und unterstützen unsere Gesundheit auf körperlicher, mentaler, emotionaler und spiritueller Ebene.

Was ist transpersonal ? „Trans“ -personal heißt, über die Person – über das ICH – hinausgehend. Die Grenzen zwischen ICH und DU, die Grenzen der linearen Zeit, der Dreidimensionalität, der Logik und der individuellen Biografie sind nicht absolut. Das Bewusstsein ist in der Lage, sie zu überschreiten, zu transzendieren. Wenn die Grundbedürfnisse im Leben erfüllt sind, ist der „Teilsinn“ einer ausreichenden Lebensbewältigung erreicht. Die Sehnsucht nach der großen Befreiung, der Hunger nach dem Gesamtsinn erwacht. Menschen in der Mitte ihres Lebens beschäftigen sich häufig mit existentiellen Fragen nach dem Sinn und leiden unter einem „existentiellen Vakuum“ (Victor Frankl). Die „ erfolgreichen, scharfsichtigen Unzufriedenen“ nennt Jürg Zöbeli jene Menschen, die ein gesundes Selbst erworben haben und dennoch klagen: „Das kann ja nicht alles gewesen sein“ An diesem Punkt sind wir reif für die spirituelle Suche, bereit die KONSENSUS-TRANCE zu hinterfragen, nämlich jene Konditionierungen, die bewirken, dass wir aus Angst vor sozialer Ächtung und Isolation „tun wollen, was wir tun müssen.“ Die Entwicklung des Bewusstseins, seine Vertiefung, Erweiterung und Klärung ist das gemeinsame Anliegen von Psychotherapie und Spiritualität. Die Frage wer wir sind, unabhängig und jenseits von unserem Körper, unseren Gedanken und unseren Selbstbildern führt zum letzten grundsätzlichen Schattenaspekt des EGO, seiner faktischen Nicht-Existenz. Die spirituelle Praxis hilft, die Polaritäten des Lebens zu überwinden und das Ego zu transformieren. Vom EGO zum Selbst, dem Kern der Persönlichkeit. Das EGO zeigt sich im Außen. Das Selbst ist das, was den Menschen im Innersten zusammenhält, die ursprüngliche Kraft, die uns zur persönlichen Entwicklung und Erfüllung drängt (Karen Horney). Für die transpersonale Psychologie ist das Selbst offen zum Überpersönlichen. Für Erich Neumann ist es das dirigierende Zentrum, von dem alle Prozesse angestoßen, geleitet, kontrolliert und ausbalanciert werden. Nach C.G.Jung trägt das transpersonale Selbst den Funken des Kosmos in sich und kann auch als Gott in uns bezeichnet werden. Auf dem Weg vom Ego zum Selbst durchschreitet man den „Ego-Tod“ –ein Paradoxon, denn es schafft gleichzeitig den Durchbruch zum Leben. Das Resultat ist ein intensives, pulsierendes Lebensgefühl, ein unerschütterliches Vertrauen in das Leben an sich, ein müheloses mit sich SELBST in Fluss sein.

Eine tiefe Zufriedenheit und die Fähigkeit, das Leben in allen Facetten zu leben und mit einem offenen Herzen einfach zu SEIN. Der Begriff transpersonale Psychologie wurde in Amerika von den humanistischen Psychologen Maslow und Sutich und vom Psychiater Stan Grof in den 60er Jahren geprägt. Über den humanistischen Ansatz hinausgehend, bezogen sie die religiöse bzw. spirituelle Dimension der Psyche mit ein. Unter Berücksichtigung der Philosophia perennis ( philosophisches Weltkulturerbe) entwickelten Ken Wilber, Stan Grof, Roger Walsh, Francis Vaughan u.a. eine differenzierte Theorie der transpersonalen Psychologie. Mit der üblichen Verspätung kam sie nach Europa und eroberte sich einen festen Platz, neben der bereits etablierten Psychologie von C. G. JUNG, der Logotherapie Victor Frankls und der initiatischen Therapie Graf Dürckheims. Woher kommen wir und Wohin gehen wir? Was ist der Sinn unseres Daseins? Warum gibt es Leiden in dieser Welt?

Diese Fragen sind in uns. Zumeist gehen sie in der Hektik des Alltags unter. Hin und wieder brechen sie auf, wenn wir eine schwere Krise durchleben oder Augenblicke des Glücks erfahren. Zum Beispiel, wenn wir uns ganz verbunden mit der Natur fühlen, still sitzend am Meeresstrand uns an einem Sonnenaufgang erfreuen oder wenn wir zum Sternenhimmel aufschauen und uns die Weite des Kosmos berührt oder wenn wir die tiefe Begegnung mit einem geliebten Menschen erleben dürfen. Dann treten die alltäglichen Sorgen in den Hintergrund, wir fühlen uns gelassener und eingebettet in einen größeren Gesamtzusammenhang. Diese existenzielle Stimmung, in der wir uns durchlässig und außergewöhnlich offen fühlen, ist auch während oder nach intensivem Selbsterfahrungserleben Sitzungen erlebbar, für Begleiter und Erlebenden in gleicher Weise. Manchmal, gar nicht so selten, ist auch spürbar, dass sich die Atmosphäre ver- dichtet und wir haben den Eindruck, dass sich Dinge vollziehen, die über das Erinnern und Durcharbeiten hinausgehen. In dieser Atmosphäre wird eine besondere Stimmung spürbar und wir bekommen den Eindruck ,dass wir Bereiche betreten haben, für die es von der Logik des Verstandes her keine Erklärung gibt.

Wir fühlen uns dann von einer Kraft und Energie getragen, die Heilsames in sich trägt und von der wir innerlich erstaunt sind. Damit kein Missverständnis entsteht: Dieser Vorgang ist nicht der Verdienst des Begleiters oder der Methodik Begleiter, oder wie im Kontext einer Fachklinik wie Heiligenfeld Therapeuten, sind nicht Schöpfer des Prozesses, sondern seine Assistenten. Das griechische Wort „therapeia “ heißt soviel wie: den Dienst der Götter tun, dienen. Unsere Aufgabe ist es, den Heilungsenergien Raum zu geben und sie für den dialogischen Prozess aufzubereiten. Als Begleiter oder Therapeuten sind wir Katalysatoren und Medien. Wir können durch unsere Erfahrung und unser Wissen die Segel in die eine oder andere Richtung stellen, der Wind kommt jedoch von woanders her. Somit sind wir Begleitern gefordert, dem schöpferischen Prozess nicht im Wege zu stehen. Die Transpersonale Arbeit setzt auf diese umfassende Kraft, die über die Persönlichkeit hinausgeht. Wir gehen davon aus, dass wer und was wir sind, nicht auf die Persönlichkeit beschränkt ist, sondern dass wir dann, wenn wir uns nur mit dem Körper, dem Ich, der Person und den Rollen identifizieren, eine beschränkte, zu enge Auffassung von uns selbst haben. Die transpersonale Psychologie postuliert, dass die Grenzen zwischen „mein und dein “,die Grenzen der „linearen Zeit “,der „Dreidimensionalität “,der „Logik “ und der „ individuellen Biografie “ nicht absolut sind .Das Bewusstsein ist in der Lage, sie zu transzendieren. Für Stan Grof, einen Mitbegründer der internationalen transpersonalen Gesellschaft bedeutet „transpersonal “ die erlebnismäßige Ausdehnung oder Erweiterung des Bewusstseins über die gewöhnlichen Grenzen des Körper-Ich sowie über die Beschränkungen von Raum und Zeit. Mit transpersonal kann aber auch die Wertschätzung der spirituellen Seite der Psyche in Verbindung gebracht werden. Die transpersonale Psychologie bezieht in ihr Ideengut die Erfahrung und das alte Wissen der spirituellen Traditionen mit ein, wobei sich diese Art der Religiosität nicht auf dogmatische Lehrgebäude stützt, sondern auf die innere Beziehung und die persönliche Erfahrung. Das Sein und die Psyche des Menschen ist uns in den großen Fragen noch unerschlossen: Wann beginnt das Leben? Woher kommen wir, wohin gehen wir? Wie verhält es sich mit dem Schicksal? Was bedeutet der Tod für das menschliche Dasein? Existieren wir in irgendeiner Form weiter? Welchen Sinn haben Krisen,Kriege, schwere Krankheiten oder Katastrophen?. Thema

Historisch wurde der Begriff transpersonal von transhumanistisch abgeleitet. Mit transhumanistisch beschreibt Maslow (1984),der Begründer der Seinspsychologie, die Motive weit entwickelter Menschen, deren Handeln mehr auf das Gesamtwohl der Menschheit gerichtet ist ,als auf persönliche Bedürfnisbefriedigung. Spirituelle Meister sind Beispiele dafür. Maslow entdeckte auch, dass selbstverwirklichte Menschen von Gipfel- erfahrungen (peak experiences)berichteten, in denen sie spontane ekstatische Bewusstseinszustände und Gefühle der Einheit erlebten, die jenen mystischen Erfahrungen ähnlich sind, über die zu allen Zeiten und in allen Kulturen immer wieder ausführlich berichtet wurde. Die entsprechenden Erklärungen dafür wurden zunächst in östlichen Traditionen gefunden ,deshalb wandten sich Ende der 60er Jahre viele transpersonale Forscher den spirituellen Richtungen des Ostens zu.

Damit wurde klar: Veränderte Bewusstseinszustände sind nicht pathologisch, sondern unterstützen unsere Gesundheit, eine Tatsache, die in schamanistischen Kulturen schon lange bekannt ist. In der Psychotherapie kennen wir Grenzgänger anderer Art. Menschen, die infolge traumatischer Erfahrungen brüchig sind und von Impulsen und Empfindungen überschwemmt werden. Diese Art des Aufbruchs der Persönlichkeit sollte nicht als transpersonal, sondern eher als präpersonal bezeichnet werden, auch wenn die Zustände oft Ähnlichkeiten aufweisen. Transpersonal setzt Person voraus und setzt sich aus „trans “und „Person “ zusammen. So gesehen sind personale und transpersonale Arbeit oder Psychotherapie keine konkurrierenden Disziplinen, sondern sie brauchen einander und ergänzen sich. Wenn die Grenzen zwischen Innen und Außen keine festen Größen mehr darstellen, ist die Erfahrung des transpersonalen Raumes möglich. Anstelle der Person tritt nach Osho, später Ken Wilber der überindividuelle Zeuge auf, der den Strom der Ereignisse beobachtet, auf schöpferische und distanzierte Weise, da er weder mit dem Inneren noch mit dem Äußeren identifiziert ist. Wir kennen diesen Zustand aus der Meditation. Der erste höhere Bewusstseinszustand wird als Meditationszustand oder Zustand des transzendentalen Bewusstseins beschrieben. Wichtig ist, zu erwähnen, dass bei höheren Bewusstseinsstufen der Normalzustand des Bewusstseins voll funktionsfähig bleibt. Es werden nur zusätzliche Freiheitsgrade erschlossen. Die transpersonale Atemarbeit Dabei handelt es sich um einen intensiven Erfahrungsweg, dessen Grundlage die Ideen der transpersonalen Psychologie sind, der therapeutisch wirksam ist und spirituelle Öffnungen ermöglicht. Auch wenn nach Erkenntnissen der Neurophysiologie die „Myelinisierung der Hirnrinde “ erst nach der Geburt abgeschlossen ist und somit das Erinnern von Erlebnissen, die vor dem ersten Lebensjahr liegen, nicht möglich sein kann, (wenn wir im begrenzten Erfahrungsraum medizinischer- materialistischer Erkenntnis stecken bleiben würden und nicht in der Quantenphysik und dem Wissen alter Religionen anderes finden würden), konnten in vielen Selbsterfahrungssitzungen ungewöhnliche, authentische Eindrücke leibhaftig er- fahren werden. Die Erfahrungen und Erinnerungen sind möglicherweise in einem kollektiven Unbewussten (C.G.Jung)gespeichert, in morphogenetischen Feldern (Rupert Sheldrake)oder auf einer energetischen Ebene.

Der beschleunigte Atem Wie aus der Psychotherapie hinlänglich bekannt ist, führen psychische Widerstände und zurückgehaltene Emotionen immer zu einer Beeinträchtigung, im Sinne von Reduzierung und Einschränkung der Atmung. Davon ausgehend basiert die Atemarbeit auf der Annahme, dass vice versa eine beschleunigte und vertiefte Atmung die Widerstände und Blockaden lockert und damit Räume des Bewusstseins geöffnet werden. Die elektrische Gehirntätigkeit zeigt vorwiegend Theta und Deltawellen: Während unter Betawellen das normale Wachbewusstsein mit Stress, Sorgen und Ängsten verzeichnet ist, befinden wir uns im Alphazustand in stressabbauender Entspannung im Wachzustand. Im Zustand der Thetawellen werden visionäre Räume aktiviert, Deltawellen besorgen die Anregung der Selbstheilungskräfte. Wir müssen uns vorstellen, dass der Atem die körperliche, geistige und emotionale Ebene durchdringt. Er ist somit das Verbindungsstück zwischen grobstofflichen und feinstofflichen Prozessen. Er spricht damit den materiellen und den subtilen, energetischen Körper (Chakren)an. Der beschleunigte, vertiefte Atem ist nicht zu verwechseln mit dem aus der Medizin bekannten Hyperventilationssyndrom, eine körperliche Reaktion auf zu schnelles, oberflächliches Atmen. Das Hyperventilationssyndrom gilt in der Medizin als behandlungsbedürftige Situation, es treten Krämpfe typischerweise an Handflächen und Fußsohlen auf, weil mehr Kohlendioxid abgeatmet wird als im Stoffwechsel erzeugt werden kann. Begleitet werden die Symptome von biochemischen Veränderungen im Blut, einem höheren alkalischen Gehalt und einer herabgesetzten Ionisierung von Kalzium. Die Behandlung besteht in einer Injektion von Kalzium, eventuell Gabe von Beruhigungsmitteln und einer Plastiktüte, die vor das Gesicht gehalten wird, um Kohlendioxid in die Lunge zurückzuatmen. Die Beobachtungen der letzten Jahre zeigen, dass die Vorstellungen vom Krankheitswert der Hyperventilation nicht zutreffen. Es gibt viele Menschen, bei denen selbst massives vertieftes und beschleunigtes Atmen nicht zum Hyperventilationssyndrom führt. Falls Krämpfe auftreten und einfach weitergeatmet wird, bewegt sich die Spannung einem Höhepunkt zu, löst sich dann auf und mündet in tiefe Entspanntheit. Dies kann zu intensiven sexuellen Empfindungen beitragen oder gar zu mystischen Erlebnissen führen.

Grundsätzlich geschieht offenbar folgendes: Der Organismus reagiert auf die veränderte biochemische Situation damit, dass er tiefsitzende Spannungen in Form von stereotypisierten Mustern an die Oberfläche bringt und sich von ihnen dann durch Entladungen an die Peripherie befreit. Dieses Eliminieren aufgestauter Energien in holotropen Sitzungen geschieht auf zweierlei Weise: erstens in Form von dramatischen Körperbewegungen, Zittern, Muskelzuckungen, Husten, Würgen, Erbrechen, Lachen, Schreien oder anderen stimmlichen Äußerungen, oder einer gesteigerten Aktivität des autonomen Nervensystems. Zweitens gelangen tiefsitzende Spannungen in Form von länger anhaltenden Kontraktionen und Spasmen an die Oberfläche. Durch die Aufrechterhaltung eines solchen Grades muskulärer Spannung über einen längeren Zeitraum verbraucht der Organismus enorme Mengen an aufgestauter Energie und vereinfacht seine Funktionsweise, indem er diese Last einfach los wird. Der Atem erreicht aber auch die spirituelle Seite des Menschen. In allen Mysterienschulen ist seit jeher bekannt, dass man tiefgreifende Bewusst - seinsveränderungen durch spezielle geführte Atemtechniken herbeiführen kann. Beispiele sind die Pranayamaübungen des Yoga, die Derwischtänze und Gesänge des Sufismus, die Kehlkopfgesänge der Inuit -Eskimos, das Taufritual der Essener oder die Kongos in der Kalahari-Wüste, die durch schnelles Atmen die Kundalini (spirituelle Energie)aufheizten. Stan Grof fand in langen Jahren der Übung und des Experimentierens heraus, dass eine spezielle Atemtechnik weniger bedeutend ist, als dass der Erfahrende schneller und effektiver atmet als gewöhnlich und dabei das Bewusstsein voll auf die inneren Vorgänge richtet. Die möglicherweise auftretenden Krämpfe sind ungefährlich, wenn die Ausschlusskriterien beachtet werden.

Keinesfalls sollten holotrope Atemsitzungen durchgeführt werden bei allen akut infektiösen Erkrankungen, schweren Herz-Kreislauferkrankungen, Schwangerschaft, Epilepsie, grünem Star, Asthma, Gelenksentzündungen und -schäden, Knochenerkrankungen, konsumierenden Erkrankungen wie Krebs, HIV und anderen Immunschwächezuständen. Sehr gut geeignet sind holotrope Atemsitzungen und die Arbeit mit veränderten Bewusstseinszuständen als Ergänzung zu einer laufenden Psychotherapie. Der unmittelbare Zugriff auf das Körpergedächtnis und seine Speicher bringt oft schwer zugängliche, tief verdrängte Konflikte und Themen an die Oberfläche, die sowohl auf körperlich-emotionaler Ebene gelöst werden können als auch einer therapeutischen Aufarbeitung zugänglich gemacht werden. Besonders wirksam ist diese Form der Therapie bei chronischen Schmerzzuständen oder dem Burn-Out-Syndrom. Weiter gilt die Atemarbeit als intensives Mittel der Selbstexploration, da sie den Emotionalkörper öffnet.Menschen, die einen spirituellen Weg gehen, erleben häufig spirituelle Öffnungen. Die holotrope Atemarbeit setzt eine durchschnittlich gute körperliche und seelische Belastbarkeit voraus, vor allem dann, wenn keine therapeutische Begleitung stattfinden kann. Wichtig ist, dass die Seminarleiter auf eine gute Arbeitsatmosphäre achten. Regelmäßige Meditationen, das Spielen von spiritueller Musik, auch inden Pausen, das Lesen von spirituellen Texten, die innere Anrufung des transpersonalen Selbst und die begleitende Unterstützung der Teilnehmer untereinander ermöglichen eine stille Öffnung und Vertiefung. Der Trainer unterstützt den Erfahrungsprozess dadurch, dass er die Teilnehmer ermutigt, die Kontrolle stückweise zu lockern, sich von der Selbststeuerung des inneren Vorganges führen zu lassen und sich für neue und überraschende Er- fahrungen bereitzuhalten. Es ist wichtig, Vorstellungen, Erwartungen und Hoffnungen hintanzustellen und sich einzulassen auf das, was kommt. Wir lernen schrittweise, der Weisheit des Körpers zu vertrauen und zuzulassen, dass die Dinge passieren, die für uns nächste wichtige Schritte sind. Der Trainer heizt den Prozess nicht an, sondern assistiert ihm und stellt sich ganz bewusst in den Dienst. Diese Haltung ist nur möglich durch konsequente Arbeit an der eigenen Person, innere Offenheit und eigene spirituelle Praktiken, die das Loslassen von Erwartungen und Bewertungen erleichtern und eine innere Offenheit unterstützen. Ziel ist die Öffnung für und die Konzentration auf den transpersonalen Raum, aus dem heraus diese Arbeit stattfindet. Sie nützt den transpersonalen Raum, um Zugang zu einer kollektiven Trans- formationsebene zu bekommen und zu den jeweils wichtigen archetypischen Themen, die in der Vernetzung der Erfahrenden im gemeinsamen morphogenetischen Feld zur Bearbeitung auftauchen. In diesem Raum geschieht Heilung.

Das kollektive Atemfeld unterstützt den Einzelnen. Das tiefe Einatmen belebt die Tiefenstrukturen, das Ausatmen erleichtert ein Loslassen und Zulassen, die Anrufung der inneren Weisheit, des transpersonalen Selbst, ermöglicht die Führung durch die verschiedenen Stadien der Arbeit. Festgewordenes, Erstarrtes und Abgelagertes kehrt dadurch dynamisch ins Bewusstsein zurück. Folgende Grundsätze gelten: • Nicht das ist das Problem ,was wir erfahren ,sondern das, was wir nicht erfahren! • Es gibt eine innere Weisheit, die uns leitet , führt und unterstützt. • Tiefer hineingehen in das, was ist. Voll in den Ausdruck gehen! Ich möchte nun einige Erfahrungen von Teilnehmern aus Atemsitzungen bringen und mich dabei auf verschiedene mögliche Erfahrungsebenen beziehen: die biografische, perinatale, pränatale und transpersonale Schicht. Wir wissen aus der traditionellen Psychotherapie, dass die Integration abgespaltener traumatischer Erlebnisse den inneren Transformationsprozess entscheidend voranbringt. In holotropen Atemsitzungen kommt es zu einem authentischen Wiedererleben unabgeschlossener Lebenssituationen. Heftige Körperreaktionen bis hin zu neurologischen Säuglingsreflexen können sich einstellen. Operationsschmerzen, die durch Narkose ausgeschaltet wurden, werden aus dem Körperspeicher abgerufen und durchlebt. Beobachtet wurde sogar das Auftreten von blutunterlaufenen Striemen nach frühen Misshandlungen.

Häufig sind Szenen von frühem Alleingelassenwerden: „ich sitze im Gitterbett und weine, keiner kommt. Ich schreie so lange, bis ich erschöpft liegen bleibe.“ Im Unterschied zu damals wird das Wiedererleben begleitet und kann durch haltende, stützende und nährende Körperarbeit neu verarbeitet wer- den und damit ausheilen. Aber auch spätere Schicksalsschläge, die nicht verarbeitet wurden, kommen in Atemsitzungen hoch. Eine Frau schildert folgende Atemerfahrung:„Ich war wieder dabei, ein Kind zu gebären und griff mit meinen Händen zwischen die Beine, um es heraufzuziehen. Als ich es auf meinen Bauch legen woll- te, merkte ich, dass es ganz lang war und noch nicht ganz aus meinem Leib draußen war. Ich zog noch einmal und plötzlich sah ich, dass es ein riesiger, dicker, grauschwarzer Wurm war, den ich herauszog. Ich erschrak sehr, war ganz ratlos und verwirrt und legte das grauschwarze Ding auf meinen Bauch. Auf einmal war mir klar, dass dies meine 5 Fehlgeburten waren, die da tot auf meinem Bauch lagen. Ich wurde sehr traurig und weinte und schluchzte um meine toten Kinder. “Durch diese Trauerarbeit konnte sich die Frau von einer depressiven Lebenshaltung befreien. Geburtserfahrungen Stan Grof behandelte diese Ebene sehr ausführlich und fand heraus, dass in veränderten Bewusstseinszuständen häufig Erfahrungen rund um die Geburt auftreten. Die Geburt –ein Schnittpunkt menschlicher Existenz – vermittelt uns in ihrer leiblichen und bildhaft symbolischen Dramaturgie einen kleinen Einblick in die Dynamik unserer Lebensentfaltung .Grof ordnete das in langjähriger Forschung gefundene Material in vier „perinatale Matrizen “. Die erste Phase oder die erste perinatale Matrix sieht er kurz vor der Geburt an. Der Fötus erfährt die ursprüngliche symbiotische Einheit mit der Mutter –ein Zustand umfassender Versorgung. Bilder und Empfindungen von ozeanischen Zuständen, Gefühle von Allverbundenheit und Einheit und ein Fehlen von Beschränkungen, Hindernissen und Grenzen können erlebt werden. In ungünstigen Verläufen mit körperlichen oder seelischen Störungen werden auch Erfahrungen von „verschmutztem Wasser “ oder „unwirtlicher, verseuchter Natur “berichtet.

Das Erfahrungsmuster der zweiten perinatalen Matrix steht in Verbindung mit den ersten Anfängen der biologischen Geburt. Hier wird das ursprüngliche intrauterine Gleichgewicht gestört, zunächst durch alarmierende chemische Signale, dann durch Muskelkontraktionen. Der Fötus wird in periodischen Abständen durch Gebärmutterkontraktionen zusammengepresst. Der Muttermund ist geschlossen und der Weg nach draußen ist noch nicht erkennbar. Die innere Situation, in der es keinen Ausweg gibt, bringt oft Gefühle von Angst, Panik und Ausweglosigkeit hervor. Dieses Grundempfinden fließt dann in archetypische Visionen von „alptraumhaften Welten “ ,„Eingeschlossensein in einem Käfig“, „Hineingezogensein in einen Strudel, indem man untergeht “,„Angriff von Riesenspinnen “,„Höllenvisionen “,„Visionen von Kali, der bösen Mutter-Göttin “,ein. Aber auch depressive Grundstimmungen werden auf diesem Wege direkt erlebbar, nachvollziehbar und in der weiteren Folge durch entsprechen- de Begleitung ausheilbar. In der dritten perinatalen Matrix set zen sich die Gebärmutterkontraktionen fort, der Muttermund ist geöffnet und ermöglicht eine allmähliche Fortbewegung des Fötus durch den Geburtskanal. Ein gewaltiger Kampf ums Überleben beginnt, dazu kommen massiver mechanischer Druck von außen (bis hundert Pfund),sowie häufig Sauerstoffmangel und drohendes Ersticken. Aus der Sicht des Erlebens ist die dritte perinatale Matrix sehr weitläufig und intensiv: Neben dem realistischen Erleben des tatsächlichen Kampfes im Geburtskanal finden sich u.a. Erfahrungen von „Konfrontationen mit Gewalt, Aggression, Feuer, Erdbeben, Stürme “.Archetypische Motive wie „Titanenkampf “,„Fegefeuer “,„jüngstes Gericht “,„Helden und mythologische Kämpfe“, „Dämonen und Engel “,„Tod und Wiedergeburt “ können ebenfalls bildhaft -symbolisch hinzukommen.

Thema

In der vierten perinatalen Matrix erreicht das Vorwärtstreiben durch den Geburtskanal seinen Höhepunkt und auf die extreme Steigerung von Schmerzen, Spannungen und sexueller Erregung folgen unmittelbar Entspannung und Erleichterung. Das Kind ist geboren und sieht nach langer Dunkelheit das erste Mal Licht. In dieser Phase können Lichtvisionen, das Hören von kosmischen Klängen, Gefühle von Harmonie, Entspannung und Befreiung auftreten. In der Auseinandersetzung mit derartigen Erfahrungen und Schemata ist darauf hinzuweisen, dass diese nicht kausal zu verstehen sind: Nicht weil die Geburt so verlaufen ist, wie sie ist, sind wir, wie wir sind, sondern die Geburtserfahrung vermittelt uns in komprimierter Form Einsichten in unser Dasein. Pränatale Erfahrungen Die pränatale Ebene ist von Grof wenig erforscht worden. In letzter Zeit ist viel darüber bekannt geworden. Die Wirkung von Außenreizen, inneren Einstellungen und chemisch-physikalischen Gegebenheiten auf das Ungeborene sind beträchtlich. Auch die einzelnen Entwicklungsschritte im Mutterleib sind so einzigartig, dass es einem Wunder gleichkommt. Drei Wochen nach der Zeugung beginnt das Herz zu schlagen, nach acht Wochen sind sämtliche inneren und äußeren Organe angelegt. Dies ist nicht nur ein physiologischer, sondern auch ein seelischer Prozess. Ein Teilnehmer erlebte in dramatischer Weise seine eigene Herzbildung mit. Danach fühlte er sich von freifließender Liebe überschwemmt. Vorausahnungen und Vorauswissen In Atemsitzungen kann es zu Erfahrungen kommen, die sich auf zukünftige Ereignisse beziehen. Ein Beispiel von einem Seminarteilnehmer :„Ich sah meinen Vater, der im CT (Computertomografie)lag. Er war nackt und ganz gram im Gesicht. Mit Fortdauer der Sitzung hat te ich das Gefühl, in ein tiefes Loch zu fallen und nicht mehr herauszukommen. Meine Stimmung in diesem Fall war eher mit Entsetzen und Angst zu beschreiben. Irgendwie kam ich aus diesem Loch wieder raus und hatte das Gefühl, es geschafft zu haben. Dem Bild meines Vaters habe ich keinerlei Bedeutung beigemessen, weil mein Vater nie krank war, noch nie in einem Krankenhaus war und von mir als kerngesund erlebt wurde.3 Tage nach dem Seminar erhielt ich einen Anruf von meiner Mutter, dass mein Vater einen Schlaganfall erlitten hat te und ich sofort kommen sollte. Am nächsten Morgen rief das Krankenhaus an, dass mein Vater verstorben ist.“

Transbiografische und transpersonale Erfahrungen Es sind zum Beispiel Begegnungen mit verstorbenen Angehörigen möglich:„Ich sah meine verstorbene Großmutter in weißen Gewändern. Ich sehnte mich ganz tief, herauszufinden, ob dies eine Vorstellung, eine Illusion oder eine Vision ist; fast schmerzerfüllt flehte ich meine Großmutter an, mir doch ein Zeichen zu geben: Sie zeigte mir eine abgebrochene Rose; danach Gefühl des Sterbens –eine Welle der Berührung ging durch mich hindurch. Am nächsten Tag rief ich meine Tante an, die im Haus meiner Großmutter wohnt und fragte sie, ob es irgend- wo im Haus eine abgebrochene Rose gibt; sie verneinte und lachte und sagte, gestern hätte sie ihrer Schwägerin Rosen binden geholfen und dabei seien einige abgebrochen; ich fragte sie, ob sie denn öfters dabei helfen würde, sie verneinte und bestätigte mir, dass dies ganz zufällig war; ich spürte, wie mich plötzlich ein intensives Gefühl der Stimmigkeit erfasste und ich wusste, dass dies ein Zeichen war.“ Auch Reisen in andere Länder, Kulturen und Zeiten können erlebt und als Verwandlungsprozesse durchlebt werden. Spirituelle Erfahrungen Spirituelle Erfahrungen tauchen oft unvermittelt nach heftigen inneren Konfrontationen auf. Eine Teilnehmerin erfuhr in einem überwältigenden Evidenzerlebnis die Zeitlosigkeit:„Es gibt keine Eile, weil es keine Zeit gibt –ich fühle mich tief berührt und sehe viele Dinge anders.“ Begegnungen mit Heilern oder Schutzgeistern kommen vor:„Ich habe Kontakt mit einem weißen Wesen, das mir Ruhe und Gelassenheit gibt und mich im Lebensalltag begleitet “. Es kann auch zu Konfrontationen mit karmischen Mustern kommen: „Ich durchlitt eine seelische Gewalttätigkeit, die ich jemanden zugefügt habe. Danach fühlte ich mich weniger schuldig.“ Ähnlich den Nahtodeserfahrungen können auch plötzlich Lichtgestalten auftret en und uns auf bisher unberücksichtigte Lebensaspekte hinweisen. Häufig können sich auch Chakren öffnen, z.B. die Öffnung des Herzchakras verbunden mit intensiven umfassenden Liebesgefühlen. Allgemeine Auswirkungen Atemsitzungen bringen Unverarbeitetes und Unerledigtes intensiv an die Oberfläche und ermöglichen dadurch den unmittelbaren körperlichen und emotionalen Ausdruck. Durch den beschleunigten und vertieften Atem haben wir direkten Zugriff auf das Gedächtnis des Körpers und rufen gespeicherte Energien ab, die sich, bei entsprechender innerer Bereitschaft, nach außen entladen können. Äußerungen wie „Es hat sich etwas gelöst, ohne dass ich es benennen kann “ kommen öfter vor.

Dadurch entst eht ein freier Energiefluss und ein vitales, pulsierendes Lebensgefühl. Atemsitzungen öffnen uns auch für spirituelle Prozesse. So führt die transpersonale Atemarbeit Psychotherapie und Spiritualität zusammen. Teilnehmer berichten regelmäßig von folgenden Effekten: intensiveres Lebensgefühl, Empfindsamkeit für Synchronizitätserleben, ein heftigeres Durchleben von Krisen und ein vermehrtes Zufallen unerwarteter Begebenheiten, die zu einer schnelleren Konfrontation mit entwicklungshemmenden Mustern führten. Manche Teilnehmer berichten nach den Sitzungen von Durchfällen und Auftreten von fieberartigen Zuständen. Aber auch, dass danach plötzlich eine neue Frische entstand und sie sich energiegeladener fühlten. So als würde etwas Altes abfallen. Therapeuten, die diese Art der Selbsterfahrung mitgemacht haben, trauen sich mit Klienten intensiver zu arbeiten und fühlen sich gelassener und sicherer, auch in schwierigen Prozessen. Das Leben ist charakterisiert durch ständige Veränderungen. Wir sind aufgefordert, Krisen als Entwicklungshilfen zu verstehen, sie helfen uns vertraute Bezüge zu durchbrechen und neue Strukturen aufzubauen. Wenn wir lernen, diese Chancen zu nutzen, dann ist das Leben eine Herausforderung und ein Abenteuer. Opfer und Entsagung sind der spirituellen Realität diametral entgegengesetzt. Spiritualität bedeutet Lebensfreude und Glück. Institut für systemische Gesundheitsberatung Gierather Str. 70 51469 Bergisch Gladbach Autor: Shanti E. Morawa Tel: 02202 284848 [email protected]