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    M RTIN HEIDEGGER

    BERLIEFERTE SPR CHEUNTECHNISCHE SPR CHE

    ERKER

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    VorbemerkungDie dem Thema zugrundeliegenden Sachverhalte sind sovielgestaltig, da im Vortrag nur Weniges besprochenwerden kann. Er soll auch nur dazu dienen, ein Anla zurAussprache zu sein. Und diese wiederum soll nichtbelehren, sondern lehren: d. h. lernen lassen. Das Lehrenist schwerer als das Lernen. Der rechte Lehrer ist denSchlern einzig darin voraus, da er noch weit mehr zulernen hat als sie, nmlich das Lernenlassen. Lernen: DasTun und Lassen zu dem in die Entsprechung bringen, wassich uns jeweils an Wesenhaftem zuspricht.)Der Titel des Vortrags:

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    - das meint das ganze Schulwesen von derVolksschule bis zur Universitt. Diese ist vermutlich die heuteam meisten erstarrte in ihrer Struktur zurckgebliebeneSchule. hr Name schleppt sich nur noch als einScheintitel fort. Entsprechend hngt auch der Name hinter dem zurck worauf sie mit ihrer Arbeit imIndustriezeitalter bezogen ist. Auch lt sich bezweifeln obdie Rede von der berufsbildenden Schule von Allgemeinbildung berhaupt von Bildung noch die Sachverhalte trifft diedurch das technische Zeitalter geprgt werden. Nun knnteman einwenden: Was liegt schon an den Namen es kommt aufdie Sache an. Allerdings. Wie aber wenn es fr uns keine Sacheund keinen hinreichenden Bezug zur Sache gbe ohne die ihrentsprechende Sprache und umgekehrt: keine echte Spracheohne den rechten Sachbezug? Sogar dort wo wir vor das Un-aussprechliche gelangen gibt es dieses nur insofern uns dieBedeutsamkeit des Sprechens an die Grenze der Sprachebringt. Auch diese Grenze ist noch etwas Sprachliches undbirgt den Bezug von Wort und Sache in sich.

    So bleibt es denn nicht gleichgltig was uns die Namen sagen wie wir sie hren ob sich in ihnen uns das zuspricht was heute ist d. h. wasmorgen uns trifft und uns gestern schon anging. Deshalb seijetzt der Versuch gewagt einen Wink zur Besinnung zu geben.Inwiefern ist dies ein Wagnis? Insofern Besinnung heit: denSinn wecken fr das Nutzlose. In einer Welt fr die nur nochdas unmittelbar Ntzliche gilt die nur noch auf Steigerung derBedrfnisse und des Verbrauchs ausgeht drfte ein Hinweisauf das Nutzlose alsbald ins Leere sprechen. Ein angeseheneramerikanischer Soziologe David Riesmann \ stellt fest da in der modernen Industriegesellschaft

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    zur Sicherung ihres Bestandes das Konsumpotential den Vorrang bernehmen msse vor dem Rohstoff-Bewltigungs- undArbeitspotentiaL Die Bedrfnisse jedoch bestimmen sich nachdem was fr unmittelbar ntzlich gehalten wird. Was soll undvermag bei der Vormacht des Nutzbaren noch das Nutzlose?Nutzlos in der Weise da sich daraus unmittelbar praktischnichts machen lt ist der Sinn der Dinge. Darum wirft dieBesinnung die ihm nachsinnt zwar keinen praktischen Nutzen ab gleichwohl ist der Sinn der Dinge das Ntigste. Dennohne diesen Sinn bliebe auch das Ntzliche sinnlos und dahernicht einmal ntzlich. Statt diese Frage fr sich zu errtern undzu beantworten hren wir einen Text aus den Schriften desalten chinesischen Denkers Dschuang-Ds12 eines Schlers desLao-Tse:

    Der unntze BaumHui-Dsl redete zu Dschuang-Dsl und sprach: Dschuang-Dsl sprach:

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    gro wie eine Gewitterwolke; mchtig steht er da. berMuse fangen kann er freilich nicht. Nun habt Ihr so einengroen Baum und bedauert, da er zu nichts ntze ist.Warum pflanzt Ihr ihn nicht auf eine de Heide oder aufein weites leeres Feld? Da knntet Ihr unttig in seinerNhe umherstreifen und in Mue unter seinen Zweigenschlafen. Nicht Beil und xt bereitet ihm ein vorzeitigesEnde, und niemand kann ihm schaden.Da etwas keinen Nutzen hat: was braucht man sichdarber zu bekmmern >

    Zwei hnliche Texte finden sich mit einigen Abwandlungenan anderer Stelle der Schrift . Sie gewhren die Einsicht: Um das nutzlosebraucht man sich nicht zu kmmern. Kraft seiner N utzlosig-keit eignet ihm das Unantastbare und Dauerhafte. Daher ist esverkehrt, an das Nutzlose den Mastab der Ntzlichkeitanzulegen. Das Nutzlose hat dadurch, da sich aus ihm nichtsmachen lt, seine eigene Gre und bestimmende Macht. Indieser Weise nutzlos ist der Sinn der Dinge.Wenn wir somit eine Besinnung wagen auf die Sachen undSachverhalte, die durch die Namen genannt sind, dann trgt ein solcher Versuchunmittelbar nichts aus fr diejenigen berlegungen, die indiesem pdagogischen Lehrgang zur praktischen Unterrichts-gestaltung angestellt werden. Indes knnte sich dem Einblickin das Nutzlose ein Gesichtskreis ffnen, der alle pdagogisch-praktischen berlegungen stndig und allerorten bestimmt,auch dann, wenn wir nicht eigens darauf achten.

    Der jetzt gewagte Versuch einer Besinnung auf das, was und je fr sich und in8

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    ihrem Zusammenhang sind nimmt sich zunchst aus wie einegenauere Bestimmung der entsprechenden Begriffe. Allein dieBesinnung verlangt mehr nmlich das Umdenken der gelufi-gen Vorstellungen von den genannten Sachen. Dieses Umden-ken geschieht nicht einer besonderen zuliebe. Esergibt sich aus dem Bemhen in unserem Denken und Sagensolcher Grundworte wie und dem zu entsprechen was heute ist Ein einziger Vortragkann allerdings nur Weniges und vielleicht geeignet Aus-gewhltes errtern. Das Vorgehen dabei ist einfach. Wir erlu-tern jeweils zuerst die gelufigen Vorstellungen ber TechnikSprache und berlieferung. Wir fragen dann inwiefern dieseVorstellungen hinreichen zu dem was heute ist Schlielichentnehmen wir diesen Errterungen die Einsicht in das wasder befremdliche Titel des Vortrags sagt. Er nennt offenkundigeinen gewissen Gegensatz zweier Formen von Sprache. DieFragen drngen sich auf welcher rt dieser Gegensatz sei inwelchem Bereich er walte wie dieser unser eigenes Daseinangehe.Manches von dem was im folgenden gesagt wird drfteIhnen bekannt sein. Indes gibt es im Felde des Nachdenkensund des besinnlichen Fragens nie etwas Bekanntes. Allesanscheinend Bekannte wird alsbald zum Fragwrdigen d. h.zum Denkwrdigen.

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    echnik

    Darber sei ausfhrlicher gehandelt weil die Technik - rechtbegriffen - den ganzen Bereich unserer Besinnung durchherrscht. Wenn wir heute von der Technik sprechen dannmeinen wir die moderne Maschinentechnik des Industriezeitalters. Aber inzwischen ist auch diese Kennzeichnung schonungenau geworden. Denn innerhalb des neuzeitlichen Industriezeitalters stellt man eine erste und eine zweite technischeRevolution fest. Die erste besteht im bergang von derhandwerklichen Technik und der Manufaktur zur Kraftmaschinentechnik. Die zweite technische Revolution siehtman im Aufkommen und Durchbruch der hchstmglichen deren Grundzug durch die Regler- und Steuerungstechnik die Kybernetik bestimmt wird. Was hier berallder Name Technik meint ist nicht ohne weiteres klar. Technikkann meinen: das Gesamt der vorkommenden Maschinen undApparaturen nur als vorhandene Gegenstnde - oder imBetrieb. Technik kann heien: die Herstellung dieser Gegenstnde welcher Herstellung der Entwurf und die Berechnungvoraufgehen. Technik kann auch besagen: die Zusammengehrigkeit des Aufgezhlten in einem mit den Menschen undMenschengruppen die an der Konstruktion der Produktionder Einrichtung Bedienung und berwachung des ganzenMaschinen- und Apparatenwesens arbeiten. Was jedoch die soim groben beschriebene Technik eigentlich ist erfahren wirdurch diesen Hinweis nicht. Aber das Feld ist - ungefhrwenigstens- abgesteckt von dem wir sprechen wenn wir jetztversuchen in einer Reihe von fnf Thesen die heute magebenden Vorstellungen ber die moderne Technik festzuhalten.

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    Die Thesen seien zunchst aufgezhlt. Die Erluterung der-selben folgt jedoch nicht der Reihe sondern bespricht sie ausihrem Zusammenhang.

    Die gelufige Vorstellung meint:1 Die moderne Technik ist ein von Menschen erdachtes und

    hergestelltes Mittel d. h. Instrument zur Verwirklichung vonmenschlich gesetzten im weitesten Sinne industriellenZwecken.

    2 Die moderne Technik ist als das genannte Instrument diepraktische nwendung der neuzeitlichen Naturwissenschaft.

    3 Die in der modernen Wissenschaft gegrndete Industrie-technik ist ein Sondergebiet innerhalb des neuzeitlichen Kul-turgefges.

    4. Die moderne Technik ist die stetige gradweise gesteigerteFortentwicklung der alten Handwerkstechnik nach den vonder modernen Zivilisation gebotenen Mglichkeiten.

    5 Die moderne Technik verlangt als das gekennzeichnetemenschliche Instrument da sie auch unter menschliche Kon-trolle gebracht da der Mensch mit ihr als seinem eigenenErzeugnis fertig wird.

    Niemand kann die Richtigkeit der angefhrten Thesen berdie moderne Technik bestreiten. Denn jede der Aussagen ltsich durch die Tatsachen belegen. ber es bleibt fraglich obdieses Richtige schon hinreicht in das Eigenste der modernenTechnik d. h. in jenes was sie im vorhinein und durchgngigbestimmt. Das gesuchte Eigentliche der modernen Technikmu erkennen lassen inwiefern d. h. ob und wie das in denfnf Thesen Ausgesagte zusammengehrt.

    Zwar zeigt sich dem aufmerksamen Blick bereits in denangefhrten Thesen da die gelufigen Vorstellungen von dermodernen Technik sich um einen Grundzug versammeln. Er

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    lt sich durch zwei aufeinander angewiesene Momente kennzeichnen:

    Die moderne Technik gilt wie jede frhere Technik als etwasMenschliches vom Menschen fr den Menschen erfundenvollzogen entwickelt gelenkt und gesichert. Um den anthropologischen Charakter fr die moderne Technik zu besttigengengt der Hinweis darauf da sie in der neuzeitlichenNaturwissenschaft gegrndet ist. Die Wissenschaft verstehenwir als eine Aufgabe und Leistung des Menschen. Das Selbegilt im erweiterten und umfassenden Sinne von der Kultur alsderen Teilbezirk die Technik betrieben wird. Die Kulturwiederum hat die Pflege die Entfaltung und die Wahrung derMenschlichkeit des Menschen zum Ziel die Humanitt. Hierhat dann die viel verhandelte Frage ihr Feld: Ob berhauptund wenn ja in welchem Sinne die Ausbildung in der Technikund somit diese selbst zur Menschheitsbildung etwas beitrageoder aber ob sie diese gefhrde und verwirre.

    Mit der anthropologischen Vorstellung von der Technik istzugleich das andere Moment gesetzt. Wir nennen es dasinstrumentale. Das lateinische Zeitwort instruere besagt: anund aufeinanderschichten aufbauen ordnen gehrig einrichten. Das instrum nturn ist das Gert und Werkzeug das Hilfsund Befrderungsmittel- Mittel im allgemeinen. Die Technikgilt als etwas womit der Mensch umgeht was er in der Absichtauf einen Nutzen bentzt. Die instrumentale Vorstellung vonder Technik erlaubt die bisherige Geschichte der Technik aufeine einleuchtende Weise einheitlich im Ganzen ihrer Entwicklung zu berschauen und zu beurteilen. Demgem kann manim Gesichtskreis der anthropologisch-instrumentalen Vorstellung von der Technik mit einem gewissen Recht behauptenzwischen einem Steinbeil und dem neuesten Erzeugnis moder-

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    ner Technik dem bestehe im Grunde kein wesentlicher Unterschied. Beides sind Instrumente hergestellte Mittel fr bestimmte Zwecke. Da das Steinbeil ein primitivesWerkzeug ist der jedoch eine hochkomplizierte p-paratur bedeutet zwar einen erheblichen gradweisen Unterschied ndert jedoch an ihrem instrumentalen d. h. technischen Charakter nichts. Jenes das Steinbeil dient zum Spaltenund Behauen von weniger harten in der Natur vorfindliehenK

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    nik einwenden. Und selbst wenn dies der Fall wre liee sichdadurch die Frage nach der Technik nicht ins Reine bringen.Denn das Richtige ist nicht auch schon das Wahre d. h. jeneswas uns das Eigenste einer Sache zeigt und verwahrt.

    Wie aber sollen wir zum Eigensten der modernen Technikgelangen? Wie knnen wir die gelufige Vorstellung von dermodernen Technik umdenken? Offenbar nur so da wir dieSache die moderne Technik heit eigens in den Blick bringenund zwar aus dem her was heute ist

    Ein von da bestimmtes Umdenken einer so entscheidendenVorstellung mu sich allerdings damit begngen eine Vermutung zu bleiben. Aber auch als Vermutung ist sie noch eineZumutung an das gewohnte Meinen.

    Um bei diesem Vorhaben auf einen geeigneten Weg zugelangen bedarf es zuvor einer kurzen Besinnung auf das Wort Es gehrt mit zur heute herrschenden Denkweiseda sie eine Besinnung auf das Wort das eine Sache nennt fruerlich und darum fr berflssig hlt- was indes kein zureichender Grund ist eine solche Besinnung in den Wind zuschlagen oder gar sie zu unterlassen.

    Das Wort leitet sich her vom griechischen tEXVL-x6v. Dies meint solches was zur tEXVTJ gehrt. Dieses Wortbedeutet schon in der frhen griechischen Sprache dasselbe wieb t L O t ~ T J - d. h. einer Sache vorstehen sie verstehen. T XVTJheit: Sichauskennen in etwas und zwar im Herstellen vonetwas. Nun liegt aber fr die echte Einsicht in die griechischgedachte t XVTJ ebenso wie fr das geme Verstndnis derspteren und modernen Technik alles daran da wir dasgriechische Wort in seinem griechischen Sinn denken undvermeiden sptere und heutige Vorstellungen in das Worthineinzudeuten. TEXVTJ: das Sichauskennen im Herstellen.

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    Sichauskennen ist eine rt des Erkennens Erkannthabens undWissens. Der Grundzug des Erkennens liegt nach griechischerErfahrung im Aufschlieen Offenbarmachen dessen was alsAnwesendes vorliegt. Insgleichen bedeutet das griechischgedachte Her-stellen nicht so sehr das Verfertigen Hantierenund Operieren sondern das was unser deutsches Wort wrtlich sagt: her nmlich ins Offenbare stellen alsetwas was vordem nicht als Anwesendes vorlag.

    Knapp und zugespitzt gesprochen: T XVTJ ist kein Begriffdes Machens sondern ein Begriff des Wissens. T XVTJ undsomit Technik meint eigentlich: da etwas ins OffenbareZugngliche und Verfgbare gestellt und als Anwesendes zuseinem Stand gebracht wird. Insofern nun in der Technik derGrundzug des Wissens waltet bietet sie selbst von sich aus dieMglichkeit und Aufforderung da sich dieses ihr eigeneWissen noch eigens ausgestaltet sobald eine ihm entsprechende Wissenschaft sich entfaltet und anbietet. Dies geschiehtund geschieht im Verlauf der ganzen Menschheitsgeschichteeinzig und allein innerhalb der Geschichte des europischenAbendlandes im Beginn oder besser gesagt als Beginn derjenigen Epoche die man dieNeuzeit nennt.Darum bedenken wir jetzt die Funktion und den Charakter

    der neuzeitlichen Naturwissenschaft innerhalb der modernenTechnik bei dem Versuch das Eigentliche der modernenTechnik in den Blick zu bringen aus dem her was heute ist Dieandere Erscheinung die neben der hervorstechenden Rolle derNaturwissenschaft in die Augen springt ist das Unaufhaltsameder schrankenlosen Herrschaft der modernen Technik. Vermutlich hngen beide Erscheinungen zusammen weil sie dieselbe Herkunft haben.Im Sinne der gelufigen anthropologisch-instrumentalen

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    Vorstellung von der modernen Technik gilt diese als die prak-tische Anwendung der modernen Naturwissenschaft. Aller-dings mehren sich sowohl von seiten der Physiker als auch vonseiten der Techniker solche Stimmen, die eine Kennzeichnungder modernen Technik als angewandter Naturwissenschaftnun doch fr unzureichend halten. Statt dessen spricht manjetzt von im Verhltnis vonNaturwissenschaft und Technik Heisenberg). Zumal dieKernphysik sieht sich in eine Lage gebracht, die zu bestrzen-den Feststellungen zwingt: da nmlich die vom Beobachterim Experiment verwendete technische Apparatur mitbe-stimmt, was jeweils am Atom d. h. an seinen Erscheinungenzugnglich ist und was nicht. Dies besagt jedoch nichts Gerin-geres als: Die Technik ist mitbestimmend im Erkennen. Dieskann sie nur sein, wenn ihr Eigenstes selbst etwas vomErkenntnischarakter an sich hat. Indes denkt man so weitnicht, sondern man begngt sich mit der Feststellung einesWechselverhltnisses von Naturwissenschaft und Technik.Man nennt beide ein , womit nichts gesagt ist,solange nicht ihre gemeinsame Herkunft bedacht wird. Mitdem Hinweis auf das Wechselverhltnis beider kommt manzwar dem Sachverhalt nher, so zwar, da er jetzt erst rechtrtselhaft und darum fragwrdig wird. Ein Wechselverhltniszwischen Naturwissenschaft und Technik kann nur bestehen,wenn beide gleichgeordnet sind, wenn die Wissenschaft wedernur die Grundlage der Technik, noch die Technik nur dieAnwendung der Wissenschaft ist. Rot und Grn sind gleich,insofern sie miteinander bereinkommen im Hinblick auf dasSelbe, da sie eigentlich Farben sind.

    Was ist nun dasjenige, worin die moderne Naturwissen-schaft und die moderne Technik bereinkommen und so das6

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    Selbe sind? Was ist das Eigentliche beider? Um dies ungefhrwenigstens in den Blick zu bringen, ist es ntig, das Neue derneuzeitlichen Naturwissenschaft zu bedenken. Diese wird,mehr oder weniger bewut, von der leitenden Frage bestimmt:Wie mu die Natur als Gegenstandsgebiet zum voraus entworfen werden, damit die Naturvorgnge zum voraus berechenbarsind? In dieser Frage liegt ein Zwiefaches beschlossen: einmaleine Entscheidung ber den Charakter der Wirklichkeit derNatur. Max Planck, der Begrnder der Quantenphysik, hatdiese Entscheidung in einem kurzen Satz ausgesprochen: Nur was vorausberechenbar ist, gilt als seiend. Zum anderen enthlt die leitendeFragestellung der Naturwissenschaft den Grundsatz des Vorrangs der Methode, d. h. des Vorgehens gegenber dem, w s insolchem Vorgehen gegen die Natur jeweils als ausgewiesenerGegenstand sichergestellt ist. Ein Kennzeichen dieses Vorrangsliegt darin, da in der theoretischen Physik die Widerspruchsfreiheit der Stze und die Symmetrie der Grundgleichungen imvorhinein magebend bleiben. Durch den in der theoretischenPhysik sich vollziehenden mathematischen Entwurf der Naturund durch das diesem Entwurf geme experimentelle Befragen der Natur wird diese nach bestimmten Hinsichten zuAntworten herausgefordert, gleichsam zur Rede gestellt. DieNatur wird daraufhin gestellt, sich in einer berechenbarenGegenstndlichkeit zu zeigen Kant).Allein, gerade dieses herausfordernde Stellen ist zugleich derGrundzug der modernen Technik. Sie stellt an die Natur dasAnsinnen, Energie zu liefern. Es gilt, diese im wrtlichenSinne bei- und her-zustellen, verfgbar zu machen. Dieses diemoderne Technik durchwaltende Stellen entfaltet sich in verschiedene, unter sich zusammenhngende Phasen und For

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    men. Die in der Natur verschlossene Energie wird aufgeschlossen das Erschlossene wird umgeformt das Umgeformteverstrkt das Verstrkte gespeichert das Gespeicherte verteilt.Diese Weisen nach denen die Naturenergie sichergestellt wirdsind gesteuert welche Steuerung ihrerseits sich wieder sichernmu.

    Durch das Gesagte legt sich der Gedanke nahe die neuzeitliche Naturwissenschaft ihr betrachtend-beschreibendes Stellen der Natur auf eine berechenbare Gegenstndlichkeit hinknnte eine Spielart der modernen Technik sein. Dann mtedie gelufige Vorstellung vom Verhltnis der Naturwissen-schaft und Technik umgekehrt werden: Nicht die Naturwis-senschaft ist die Grundlage der Technik sondern die moderneTechnik ist der tragende Grundzug der modernen N aturwissenschaft. Wenngleich die Umkehrung der Sache nherkommt trifft sie nicht ihren Kern. Im Hinblick auf dasVerhltnis der modernen Naturwissenschaft und der moder-nen Technik gilt es zu bedenken da das Eigenste beider ihregemeinsame Herkunft sich in dem verbirgt was wir dasherausfordernde Stellen nannten. Was aber ist dieses selbst?Doch offenkundig ein Tun des Menschen das vorstellendeherstellende Vorgehen des Menschen gegen die Natur. Durchdie jetzt gewonnene Auslegung der modernen Technik wirdsomit die anthropologische Vorstellung von der Technik nichtnur in ihrem Recht besttigt sondern bekrftigt. Oder solltediese Vorstellung durch das jetzt Gewiesene durchaus fraglichwerden? Wir mssen die Antwort zurckstellen bis wir zuvordie andere Erscheinung der modernen Technik bedacht haben:das ist das Unaufhaltsame ihrer schrankenlosen Herrschaft

    Schon der bis vor kurzem hufig geuerte Notruf derGang der Technik msse gemeistert ihr immer strkeres8

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    Drngen nach neuen Entwicklungsmglichkeiten msse unterKontrolle gebracht werden bezeugt allzu deutlich da hierdie Befrchtung laut wird in der modernen Technik knnteein Anspruch sprechen dessen Durchsetzung der Menschweder aufzuhalten noch gar im ganzen zu bersehen und zubewltigen vermge. Inzwischen aber und dies ist vor allembedeutsam verstummen diese Notrufe mehr und mehr; waskeineswegs besagt der Mensch habe nun den Gang derTechnik sicher in die Hand bekommen. Das Schweigen verrtvielmehr da sich der Mensch dem Machtanspruch der Technik gegenber in die Rat- und Hilflosigkeit verstoen siehtd. h. in die Notwendigkeit das Unaufhaltsame der Herrschaftder Technik schlechtweg ob ausdrcklich oder unausdrcklich zu bejahen. Hlt man sich vollends bei dieser Bejahungdes Unausweichlichen an die gngige instrumentale Vorstellung von der Technik dann sagt dies: Man bejaht die Herr-schaft eines Vorgangs der sich darauf beschrnkt fortgesetztMittel bereitzustellen ohne sich dabei an irgend eine Setzungvon Zwecken zu kehren.

    Aber inzwischen hat sich gezeigt da die Zweck-MittelVorstellung das Eigenste der Technik berhaupt nicht trifft. IhrEigentliches besteht darin da in ihr der Anspruch spricht dieNatur auf die Beistellung und Sicherung von Naturenergieherauszufordern. Dieser Anspruch ist mchtiger als jedemenschliche Zwecksetzung. Ihn bejahen heit nichts Geringeres als: ein Geheimnis im Walten dessen was heute istanerkennen; heit: einem Anspruch der ber den Menschenber dessen Planen und Betreiben hinausliegt entsprechen.Das Eigenste der modernen Technik ist kein blo menschlichesGemchte. Der heutige Mensch ist selbst von dem Anspruchherausgefordert die Natur auf die Bereitstellung herauszufor-

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    dern. Der Mensch selbst ist gestellt ist daraufhin angesprochen dem genannten Anspruch zu entsprechen.

    Wir kommen dem Geheimnis dessen was heute in dertechnisch bestimmten Welt in Wahrheit ist nher wenn wirden im Eigentlichen der modernen Technik sprechendenAnspruch an den Menschen die Natur auf ihre Energieherauszufordern einfach anerkennen statt vor ihm durchohnmchtige nur auf die Wahrung der Humanitt beschrnkteZielsetzungen auszuweichen.Doch was hat dies alles mit der Sprache zu tun? Inwiefern

    wird es ntig von der Techniker-Sprache d. h. von einerdurch das Eigenste der Technik bestimmten technischen Sprache zu sprechen? Was ist die Sprache da gerade sie auf einebesondere Weise dem Herrschaftsanspruch der Technik ausgesetzt bleibt?

    SpracheVon alters her gilt die Lehre der Mensch sei im Unterschied zuPflanze und Tier das sprachfhige Wesen. Dieser Satz meintnicht nur der Mensch besitze neben anderen Fhigkeiten auchdiejenige zu sprechen. Der Satz will sagen: erst die Sprachebefhige den Menschen dasjenige Lebewesen zu sein das erals Mensch ist. Als der Sprechende ist der Mensch: Mensch.Doch wer oder was ist der Mensch? Und was heit sprechen?Es gengt diese beiden Fragen nur zu nennen um erkennenzu lassen da sich hier eine unbersehbare Flle des Fragwrdigen auftut. Aber beunruhigender noch als diese Flle bleibtder Umstand da es von vornherein an einem verllic_ )en

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    Leitfaden fehlt dem entlang die genannten Fragen sich auf einesachgerechte Weise entfalten lieen. arum halten wir unsauch hier bei der Sprache wie bei der Technik zunchst an diegngigen Vorstellungen.

    Sprechen ist: 1 eine Fhigkeit Ttigkeit und Leistung desMenschen.

    Es ist: 2 die Bettigung der Werkzeuge der Verlautbarungund des Gehrs.

    Sprechen ist: 3 Ausdruck und Mitteilung der von Gedankengeleiteten Gemtsbewegungen im Dienste der Verstndigung.

    Sprechen ist: 4 ein Vorstellen und Darstellen des Wirklichenund Unwirklichen.

    Diese vier in sich selber noch mehrdeutigen Kennzeichnun-gen der Sprache hat dann Wilhelm v Humboldt auf einentieferen Grund gegrndet und so das ganze Sprachwesenumfassender bestimmt. Es genge aus seinen Betrachtungenber die Sprache den einzigen Satz anzufhren:

    3er Satz Humboldts enthlt eine negative und eine positive

    Aussage. Die positive sagt: Jede Sprache ist eine Weltansichtnmlich diejenige des Volkes das sie spricht. Die Sprache istdie Zwischenwelt zwischen dem Geist des Menschen und denGegenstnden. Die Sprache ist der Ausdruck dieses Zwischen

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    von Subjekt und Objekt. Erst in jngster Zeit wird Wilhelmv Humboldts entscheidende Einsicht in das Sprachwesen innerhalb der Sprach- und Literaturwissenschaft wirksam. Verwiesen sei auf die Untersuchungen von Leo Weisgerber undseiner Schule, insgleichen auf das bedeutsame Buch des Kultusministers Gerhard Storz 1957)Die negative Aussage in Wilhelm v Humboldts Satz betont:Die Sprache ist kein bloes Austauschungs- und VerstndigungsmitteL Allein, gerade diese gelufige Vorstellung von derSprache erfhrt durch die Herrschaft der modernen Techniknicht nur eine neue Belebung, sondern eine Verfestigung undeinseitige Aufsteigerung ins uerste. Sie schlgt sich in demSatz nieder: Sprache ist Information.

    un knnte man meinen, die technische Deutung derSprache als Mittel der Mitteilung und Benachrichtigung seiselbstverstndlich, insofern die Technik sich selber als ein Mittel verstehe und alles nur nach dieser Hinsicht vorstelle. Aberim Lichte des bisher ber das Eigentliche der Technik und derSprache Errterten bleibt diese Erklrung an der Oberflche.Wir mssen statt dessen fragen: Inwiefern kommt auch undgerade in der Umprgung der Sprache zur bloen Informationdas Eigene der modernen Technik zur Geltung, da sie denMenschen zur Bereitstellung und Sicherstellung der atur-energie herausfordert, d. h. stellt? Inwiefern liegt im Sprachwesen selber gleichwohl die Angriffsflche und Mglichkeitfr die Umprgung zur technischen Sprache, d. h. zur Information?Um diese Fragen auch nur im groben zu beantworten, istzweierlei ntig: Einmal bedarf es der hinreichenden Bestim

    mung des Eigenen der Sprache, d. h. dessen, was das Sprechendes Menschen eigentlich ist. Zum anderen mu hinreichend22

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    genau umgrenzt werden was Information im streng technischen Sinne meint.Wenngleich Wilhelm v Humboldts Deutung der Sprache alsWeltansicht eine fruchtbare Erkenntnis gebracht hat lt siedoch im Unbestimmten was das Eigene der Sprache dasSprechen selber ist. Aus Grnden deren Errterung hierbergangen werden mu bleibt Wilhelm v Humboldt bei derKennzeichnung der Sprache als Ausdruck nmlich einesInneren d. h. des Gemts durch ein ueres - die Verlautbarung und Schrift- stehen.Sprechen aber ist eigentlich Sagen. Jemand spricht unaufhrlich und sein Sprechen bleibt nichtssagend. Wogegen einSchweigen vielsagend sein kann. Doch was heit ? Wirerfahren es wenn wir darauf achten was uns die eigeneSprache bei diesem Wort zu denken gibt. heit zeigen.Und was heit zeigen? Es heit: etwas sehen und hren lassenetwas zum Erscheinen bringen. Das Ungesagte ist das nochnicht Gezeigte noch nicht ins Erscheinen Gelangte. ZumErscheinen aber kommt durch das Sagen Anwesendes daund wie es anwest; zum Erscheinen kommt im Sagen auch dasAbwesende als ein solches. Eigentlich sagen d. h. zeigen d. h.erscheinenlassen kann nun aber der Mensch nur solches wassich selber ihm zeigt was von sich her erscheint sich offenbartund sich zuspricht.Nun kann aber auch das Sagen als Zeigen so vorgestellt undvollzogen werden da Zeigen nur heit: Zeichen geben. DasZeichen wird dann zur Meldung und zur Nachricht beretwas was sich selbst nicht zeigt. Ein erklingender Ton einaufblitzendes Licht sind fr sich genommen keine Zeichen. Siewerden erst zu solchen hergestellt und bestellt wenn zuvorverabredet d. h. gesagt ist was sie jeweils bedeuten sollen.

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    Denken wir an die Morsezeichen die auf Punkt und Strichderen Anzahl und Anordnung beschrnkt und dabei denLautgebilden der Sprachlaute zugeordnet sind. Das einzelneZeichen kann je nur eine von zwei Gestalten Punkt oderStrich haben. Hier vollzieht die Rckfhrung der Zeichenfolge auf eine solche von Ja-Nein-Entscheidungen zu derenHerstellung Maschinen bestellt werden deren Stromfolgenund Stromste das Schema der abstrakten Zeichengebungausfhren und die entsprechenden Meldungen liefern. Damitnun eine solche rt von Nachricht mglich wird mu jedesZeichen eindeutig definiert sein; insgleichen mu jede ihrerZusammenstellungen eindeutig eine bestimmte Aussage bedeuten. Der einzige Charakter der Sprache der in der Information brig bleibt ist die abstrakte Form der Schrift die ~ fdie Formeln eines Logikkalkls umgeschrieben wird. Diedabei notwendig geforderte Eindeutigkeit der Zeichen undFormeln sichert die Mglichkeit der sicheren und schnellenMitteilung.

    Auf den technisch-rechnerischen Prinzipien dieser Umformung der Sprache ls Sagen zur Sprache ls blo zeichengebender Meldung beruhen der Bau und die Leistung der Gro-rechenanlagen. Das fr unsere Besinnung Entscheidende liegtdarin da von den technischen Mglichkeiten der Maschinedie Vorschrift gestellt wird wie die Sprache noch Sprache seinkann und sein soll. rt und Charakter der Sprache bestimmensich nach den technischen Mglichkeiten der formalen Zeichengebung die eine Folge fortgesetzter Ja-Nein-Entscheidungen in der grtmglichen Schnelligkeit ausfhrt. WelcheProgramme der Rechenmaschine eingegeben werden knnenwomit sie wie man sagt gefttert werden kann richtet sichnach dem Bau und der Leistungsfhigkeit der Maschine. Die

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    Art der Sprache wird durch die Technik bestimmt. Aber giltauch nicht das Umgekehrte: Der Bau der Maschine richtet sichnach den sprachlichen Aufgaben z. B solchen der bersetzung? Aber auch so sind die sprachlichen Aufgaben imvorhinein und grundstzlich an die Maschine gebunden dieberall die Eindeutigkeit der Zeichen und der Zeichenfolgefordert. Darum lt sich ein Gedicht grundstzlich nichtprogrammieren.Mit der unbedingten Herrschaft der modernen Techniksteigert sich die Macht der Anspruch sowohl wie die Leistung- der zur grtmglichen Informationsbreite eingerichtetentechnischen Sprache. Weil diese in Systemen des formalisiertenMeldens und Zeichengebens verluft ist die technische Sprache der schrfste und bedrohlichste Angriff auf das Eigentlicheder Sprache: das agen als das Zeigen und Erscheinenlassen desAnwesenden und Abwesenden der Wirklichkeit im weitestenSinne.

    Sofern aber das Verhltnis des Menschen sowohl zu demSeienden das ihn umgibt und trgt als auch zu dem Seiendendas er selbst ist im Erscheinenlassen im gesprochenen undungesprochenen agen beruht ist der Angriff der technischenSprache auf das Eigentliche der Sprache zugleich die Bedrohung des eigensten Wesens des Menschen.Hlt man im Sinne der alles bestimmenden Herrschaft derTechnik die Information wegen ihrer Eindeutigkeit Sicherheitund Schnelligkeit der Vermittlung von Nachrichten undAnweisungen fr die hchste Form der Sprache dann ergibtsich daraus auch die entsprechende Auffassung des Menschseins und des menschlichen Lebens. So lesen wir bei Norbert

    Wiener einem der Begrnder der Kybernetik d. h. der amweitesten ausgreifenden Disziplin der modernen Technik:

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    ganze Welt sehen und der ganzen Welt Befehle erteilen, ist fastdas gleiche wie berall zu sein.> 5, S. 95). Und an anderer Stelle: a. a. 0 ., S. 114 .

    Im Gesichtskreis der informationstheoretischen Vorstellungder Sprache und des Menschen wird dann auch eine Ttigkeitwie das Lernen technisch ausgelegt. So schreibt N orbert Wie-n er: a. a. 0 . S. 63). ebd.). a. a. 0 . S. 65).

    Den technischen Proze der Rckkopplung, der durch denReglerkreis gekennzeichnet ist, leistet eine Maschine ebensogut- wenn nicht technisch berlegener- als das Meldesystemder menschlichen Sprache. Darum ist der letzte Schritt, wennnicht gar der erste, aller technischen Theorien der Sprache zuerklren, Wiener, a. a. 0 . S. 78). Ein solcher Satz ist mglichunter der Voraussetzung, da das Eigentliche der Sprache aufdas bloe Zeichengeben, das Melden reduziert, d. h. verkmmert wird.

    Indessen stt auch die Informationstheorie der Sprachenotwendig an eine Grenze. Denn C. Fr.

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    v Weizscker, . Immer bleibt nochdie

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    gegenber der Fachausbildung. Zu bedenken wre ob dieserSprachunterricht statt einer Bildung nicht eher eine Besinnungsein mte nmlich auf die Gefahr die die Sprache und d. h.das Verhltnis des Menschen zur Sprache bedroht eine Besin-nung aber zugleich auf das Rettende das sich im Geheimnisder Sprache verbirgt sofern sie uns immer auch in die he desU ngesprochenen und des Unaussprechlichen bringt.

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    Anmerkungen1 David Riesmann, Die einsame Masse. Rowoh ts Deutsche Enzyklopdie Nr. 72/73, Harnburg 1958, mit einer Einfhrung vonHelmut Schelsky. Vgl. da S.13.2 Dschuang-Dsi:, Das wahre Buch vom sdlichen Bltenland. Ausdem Chinesischen verdeutscht und erlutert von Richard Wilhelm.Eugen Diederichs,Jena 1923, S. 7. Vgl. S. 33 ff3 Wilhelm von Humboldt, ber die Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Einflu auf die geistige Entwicklungdes Menschengeschlechtes (Berlin 1836 . Faksimile-Druck nachDmmlers Original-Ausgabe von 1836. Ferd. Dmmlers Verlag,Bonn 1960. 20, S. CCXXI.4 Gerhard Stqrz, Sprache und Dichtung. Ksel-Verlag, Mnchen1957.

    Norbert Wiener, Mensch und Menschmaschine. Metzner Verlag,Frankfurt am Main 1952.6 Carl Friedrich von Weizscker, Sprache als Information, in: DieSprache, Fnfte Folge des Jahrbuchs Gestalt und Gedanke. VerlagR. Oldenbourg, Mnchen 1959, S. 70.

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