Headliner #074

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von Reinhold Giovanett A ls Kurt J. Moser mit „How has life been treaten you?“ Mitte 2008 seine 4-Track- Demo aufnimmt und unter die Leute bringt, ist sofort klar, dass hier ein Singer/Songwriter von be- sonderer Sensibilität am Werk ist. Weit über ein Jahr hat es gedauert, dass Moser mit „Permeable tents“ sein ganzes Album nachschiebt. „Gut Ding braucht gut Weil“ trifft es denn auch, denn das vom kleinen Münchner Label „noconcept recor- dings“ veröffentlichte und nach den Weihnachtsfeiertagen einge- troffene Album hält das Verspre- chen, das der aus Proveis stam- mende Kurt J. Moser mit seinem Demo gegeben hat. Er ist, ähnlich wie der in Wien lebende Bozner Christian Pitschl („Chris and the Other Girls“) auf der Suche nach guten Songs, nach einer musikali- schen Form, die seinem Wesen ent- spricht. Dabei gelingt es Moser Songs zu schreiben, die von einer überraschenden Spannung ge- prägt sind („Doormat“), an den Mi- nimalismus eines Philipp Glass er- innern („Under a permeable tent“) und generell das Repertoire der Balladenform ausloten, beginnend mit dem wunderbaren „Up into the silence“ und endend mit „Snows- hoes“, das sich perfekt als Schlus- spunkt eignet. Was die Arrangements betrifft, so sind die sehr zurückhaltend ausge- fallen. Etwas Perkussionen, hier und da etwas Klavier, vielleicht eine zweite Stimme … ansonsten aber sind nur Mosers Stimme und seine Gitarre zu hören. So ist eine schöne, offene, nach innen gerich- tete Sammlung an Songs entstan- den, die gut am Stück durch- zuhören ist, auch wenn, wie Moser bemerkt, die Songs zwischen 1998 und 2009 entstanden sind. Das Al- bum ist ruhig und lenkt nicht ab durch irgendetwas. Hier stehen die Songs im Mittelpunkt und es wun- dert, dass das Niveau, das mit „Up into silence“ als ersten Song der CD bis zum Schluss gehalten wird. Nur schade, dass man Kurt J. Mo- ser eher selten live zu sehen be- kommen wird (siehe nachfolgendes Interview). Der Umstand legt je- doch nahe, dass Stimmung und Qualität der Songs direkt mit sei- nem Wesen zusammenhängt und somit der Preis ist der, wenn auch ungern, zu bezahlen ist. Interview mit dem Singer/Songwriter Kurt J. Moser > Freitag, 22. Jänner 2010 – Nr. 14 Redaktion Tageszeitung „Headliner“: 329/5913560 – [email protected] << HEAD LINER Foto: rhd Weglassen „Permeable Tents“, erscheint über das deutsche Label „noconcept recordings“: Die Grafik stammt von der jungen Küstlerin Nina Märkl

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Headliner - Musikmagazin - Freitags in der Neuen Suedtiroler Tageszeitung

Transcript of Headliner #074

Page 1: Headliner #074

von Reinhold Giovanett

Als Kurt J. Moser mit „Howhas life been treaten you?“Mitte 2008 seine 4-Track-

Demo aufnimmt und unter dieLeute bringt, ist sofort klar, dasshier ein Singer/Songwriter von be-sonderer Sensibilität am Werk ist.Weit über ein Jahr hat es gedauert,dass Moser mit „Permeable tents“sein ganzes Album nachschiebt.„Gut Ding braucht gut Weil“ trifftes denn auch, denn das vom kleinenMünchner Label „noconcept recor-dings“ veröffentlichte und nachden Weihnachtsfeiertagen einge-troffene Album hält das Verspre-chen, das der aus Proveis stam-mende Kurt J. Moser mit seinemDemo gegeben hat. Er ist, ähnlichwie der in Wien lebende BoznerChristian Pitschl („Chris and theOther Girls“) auf der Suche nachguten Songs, nach einer musikali-schen Form, die seinem Wesen ent-spricht. Dabei gelingt es MoserSongs zu schreiben, die von einerüberraschenden Spannung ge-prägt sind („Doormat“), an den Mi-nimalismus eines Philipp Glass er-innern („Under a permeable tent“)und generell das Repertoire derBalladenform ausloten, beginnendmit dem wunderbaren „Up into thesilence“ und endend mit „Snows-hoes“, das sich perfekt als Schlus-spunkt eignet.Was die Arrangements betrifft, sosind die sehr zurückhaltend ausge-fallen. Etwas Perkussionen, hierund da etwas Klavier, vielleichteine zweite Stimme … ansonstenaber sind nur Mosers Stimme undseine Gitarre zu hören. So ist eineschöne, offene, nach innen gerich-tete Sammlung an Songs entstan-den, die gut am Stück durch-zuhören ist, auch wenn, wie Moserbemerkt, die Songs zwischen 1998und 2009 entstanden sind. Das Al-bum ist ruhig und lenkt nicht abdurch irgendetwas. Hier stehen dieSongs im Mittelpunkt und es wun-dert, dass das Niveau, das mit „Upinto silence“ als ersten Song derCD bis zum Schluss gehalten wird.Nur schade, dass man Kurt J. Mo-ser eher selten live zu sehen be-kommen wird (siehe nachfolgendesInterview). Der Umstand legt je-doch nahe, dass Stimmung undQualität der Songs direkt mit sei-nem Wesen zusammenhängt undsomit der Preis ist der, wenn auchungern, zu bezahlen ist.Interview mit dem Singer/Songwriter

Kurt J. Moser >

Freitag, 22. Jänner 2010 – Nr. 14

Redaktion Tageszeitung „Headliner“: 329/5913560 – [email protected] <<

HEADL I N E R

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Weglassen

„Permeable Tents“, erscheint

über das deutsche Label

„noconcept recordings“:

Die Grafik stammt von der

jungen Küstlerin

Nina Märkl

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Headliner: Dein erstes Demo

hieß „How has life been treaten

you?“. Deswegen zuallererst die

Frage: „How has life been trea-

ten you“ seit der Veröffentli-

chung des Demos?

Kurt J. Moser: Wenn ich mich aufmein musikalisches Ich beschränke,dann muss ich sagen, es ist mir sehrgut ergangen! Nachdem ich vierJahre am Wegesrand 'gerastet' hat-te, bin ich seit 08 wieder musikalischaktiv und es hat mir sehr gut getan.Ich habe alte Kontakte wieder auf-gefrischt, vernachlässigte Freund-schaften sind wieder aufgelebt unddas ist erfrischend und eine Freude.Ansonsten wäre auch die neue CDso nie entstanden. Die Musik ver-bindet mich mit Menschen und gibt

mir die Möglichkeit mich auszu-drücken, mich auszutauschen aberohne mich gleichzeitig aufdrängenzu wollen oder zu profilieren. Ichkann das schlecht beschreiben. Gün-ter Kunert kann das viel besser alsich. Er spricht mir aus der Seelewenn er sagt: „Ich bin ein Sucher /Eines Weges / Der breiter ist / Alsich. // Nicht zu schmal. / Kein Ein-Mann-Weg. / Aber auch keine / Stau-bige, tausendmal / überlaufeneBahn. // Ich bin ein Sucher / EinesWeges. / Sucher eines Weges / Fürmehr / Als mich.“ Und so versuch ichmeinen Weg auch konsequent wei-ter zu gehn, musikalisch und allge-mein. Die Straße des Lebens: Sie istvoller Schlaglöcher, nicht wahr?Dein Debut „Permeable Tents“

ist zum Jahreswechsel erschie-

nen. Wie war der Entstehungs-

prozess für dich?

Es war wirklich eine „lange Geburt“- im März bin ich nach München,drei Tage Aufnahmen. Für mich 18Stunden durchschnittlich am Tag.Dann hab ich die Songs Joerg Han-sen übergeben, er hat sie abge-mischt und arrangiert – und das hatlange gedauert. Aus verschieden-sten Gründen. Einmal: Wir sind alle„ehrenamtlich“ unterwegs und fürdie schönen Dinge bleibt eben wenig

Zeit. Außerdem bin ich in Südtirolund die in München, also mussteman immer Termine etc. arrangie-ren. Trotzdem: es war's wert. Wirhaben zudem wirklich Wert daraufgelegt, wie man diese (doch phasen-weise sehr fragilen) Songs „bearbei-ten“ könnte, ohne dass sie dabei ihreIdentität verlieren, bzw. ihre Aussa-ge. Kurz gesagt: Am Ende warenwir wieder am Anfang und haben soviel gestrichen, weil es eigentlich soviel für die Songs nicht braucht. Wiesagten schon Led Zeppelin: „Thesong remains the same“! Als wir dieSongs soweit aufgenommen hatten,kam Ankin, die zweite treibendeKraft von „noconcept recordings“,mit der Idee eine/n Künstler/in „an-zuhauen“, ob er/sie Lust hätte

ein Cover zur Musik zu gestalten.Ich war begeistert von der Idee, weilmich gerade so etwas interessiert:die gegenseitige Inspiration, derAustausch mit anderen Kreativen,und dann gemeinsam etwas „schaf-fen“ was uns immer verbinden wird.Tatsächlich konnten wir dann NinaMärkel mit ins Boot holen. Sie hatsich die Lieder angehört und sich in-spirieren lassen. Und gezeichnet:fragil und unauffällig, genau wie dieLieder, aber wer sich die Mühe gibtgenauer hinzusehen/hören wirdauch mehr sehen/hören.Stimme, akustische Gitarre(n),

etwas Klavier ... die Arrange-

ments sind sehr zurückhaltend

ausgefallen, was der Stimmung

deiner Songs sehr entspricht.

War die Entscheidung dazu spon-

tan, bzw. war die von vornherein

dein Ziel oder sind die Songs so

wie sie jetzt sind das Ergebnis ei-

nes Weglassens?

„Das Ergebnis eines Weglassens“trifft es ganz gut. Ich denke Joergwollte von Anfang an alles sehr re-duziert, natürlich und „unspektal-kulär“ arrangieren. Für mich hinge-gen war es wichtig, dass er sich auchmusikalisch einbringt, weil ich seineIdeen sehr schätze und es spannendfinde, wie die Songs dadurch noch

gewinnen können. Das gute ist, dasser die Musik und wohl auch mich gutversteht, deswegen arbeite ich aucham liebsten mit ihm zusammen. Ei-nig waren wir uns auch, dass dasGanze eine homogene Stimmunghaben sollte und man die CD gemüt-lich und auch einfach im Hinter-grund laufen lassen kann. Ich den-ke/hoffe das ist uns gelungen.„Permeable Tents“ erscheint

über das Label „noconcept recor-

dings“. Kannst du etwas über das

Label erzählen und wie bist zu

damit in Kontakt gekommen?

Also „noconcept recordings“ isteine ganz frische Sache und nocham Anfang. Ziel dieses kleinenMünchner Labels ist es, Leuten diesie toll finden und ohne Vertrag

sind, erstmal eine Tonaufnahmeund die Produktion eines Tonträ-gers zu ermöglichen. Derzeit be-schränkt sich das Ganze auf Musi-ker aus der Münchner Szene (undUmgebung). Es werden maximaldrei Künstler parallel betreut. Ei-ner von den Machern ist eben auch„Idealist” Joerg Hansen, mit demich früher schon öfter musiziert hat-te. Ich habe ihm letztes Jahr meineDemo geschickt und nicht lange da-nach ist er auf mich zugekommenmit dem Vorschlag, dass sie (nocon-cept) ein Album mit mir produzie-ren wollen. Bedingung war, dass siesich bestimmte Lieder aus meinem„fundus“ aussuchen. Mit diesemKompromiss konnte ich natürlichgut leben. Also haben wir das Al-bum aufgenommen. Nicht ganzohne „concept“ haben sie sich allesBalladen ausgesucht. Derzeit sindsie auf der Suche nach einem Ver-triebspartner im Raum München.Im Internet klappt alles schonziemlich gut. Über amazon kannman sich beispielsweise auch schon„physischen“ CDs bestellen. Es istalso alles auf dem Weg bei „nocon-cept recordings“.Du gehörst eigentlich zu einer

seltenen Spezies Musiker: ruhig,

zurückhaltend, nach innen ge-

wandt ... wie denkst du deine Mu-

sik nach außen zu bringen bei all

der grassierenden Hektik?

Die schwierigste und einfachsteFrage zugleich. Eigentlich denke ichnicht darüber nach. Ich liebe es, Lie-der zu schreiben. Ich mag es aufzu-nehmen, die Arbeit im Studio, denEntwicklungsprozess. Ich mag es,Leute mit einzubeziehen, die Freudean der Sache haben. Und wenn ichdann die CD in Händen halte, ist fürmich das Projekt dann eigentlich zuEnde. Auch jetzt feile ich bereits ansechs ganz neuen Liedern herum,die ich hoffe, noch Ende diesen Jah-res aufnehmen zu können. Die „Per-meable tents“ habe ich praktisch jaschon auf die Reise geschickt. Wennich ein „Performer“ wäre und gerne

auf Bühnen stehen würde, wäre dasGanze („vermarktungstechnisch“gesehen) natürlich einfacher. Aberdas ist nun mal nicht mein „forte“.Charaktersache. Ich freue michaber natürlich, wenn die Songs undTexte gefallen, und dafür sind Lie-der ja auch gemacht, dass man sieweitergibt und jemanden damit viel-leicht sogar eine Freude bereitetoder zum Nachdenken anregt, oderauch einfach nur ein gutes Gefühlhinterlässt. Andererseits ist mirnatürlich klar, dass vor allem auchmit dieser CD, wo sich Leute betei-ligt haben, mit ihrem Geld, ihremTalent, ihrer Zeit und ihren Idealen,ich auch meinen Beitrag zur „Ver-breitung“ der CD leisten muss. Dasbin ich ihnen schuldig. Deswegenwird es v.a. in München auch das einoder andere Konzert geben, obwohlmeine Bitte, hinter dem Vorhangspielen zu dürfen, bereits abgelehntworden ist! :-) Meine Musik ist fürmich in erster Linie eine Kur, undnatürlich auch ein Ventil,um gelegentliche Seitenhiebe desAlltags zu verkraften, die Ellbo-genmentalität und manchmal schonaggressive Hektik unserer Gesell-schaft für einige Momente auszu-blenden. Wenn jemand dies Dankmeiner Lieder auch gelingt, wäredas eigentlich, so finde ich, derschönste Lohn für unsere Arbeit.Info: www.kurtjmoser.com

www.no-concept.de

HEADL I N E RFreitag, 22. Jänner 2010 – Nr. 14

Interview mit dem Singer/Songwriter Kurt J. Moser

Charaktersache

The artist and the labelboss:

Kurt J. Moser und Joerg Hansen von „noconcept recordings“ München.

Mit Ruhe und

Gelassenheit:

Kurt J. Moser veröffentlichte zum Jahreswechselseine erste CD alsSinger/Songwriter.

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HEADL I N E RFreitag, 22. Jänner 2010 – Nr. 14

NEWS

Voting

2x Metal, bitte!

Das Webzine „Fe-male Metal“ be-richtet parallel aufenglisch und spa-nisch über Metal-Bands, in denenFrauen den Ton angeben. Nunwird der „Female Metal Award2009“ verliehen und Alight ist no-miniert! Wer Frontfrau Sabinaund Alight wählen möchte, klicktsich bis zum 29. Jänner aufwww.femalemetal.com/thebestof2009.html. Auf eure Stimmen zähltauch die Sterzinger Blackmetal-Band Serpent’s Cult, die beimMetalfest Openair Austria auftre-ten möchte und dafür eure Unter-stützung braucht. Deshalb: tipptwww.at.metalfest.eu/votes.html.Achtung: Es gelten nur Stimmen,die per Email bestätigt werden!

Projekt zum Mitreden

LiberamenteDas kürzlich vom italienischenKulturlandesrat Christian Tom-masini vorgestellte Projekt „Li-beramente“ richtet sich an alleSüdtirolerinnen und Südtirolerim Alter von 16 bis 23 Jahren,und will diese dazu auffordern,„die Norm zu durchbrechen und

die Zukunft zu gestalten“. DasProjekt steht allen zwischenrund 16 und 23 Jahren offen, ausden Anmeldungen, die innerhalbSamstag, dem 20. Februar, unterwww.liberamente.bz.it erfolgen,werden 60 junge Menschen aus-gewählt. Sie werden zwischenMärz und Mai in einer Ideen-werkstatt mitarbeiten, in der esin verschiedenen Themenberei-chen zwischen Geschichte undÖkologie um die persönliche Ent-wicklung wie um jene der Südti-roler Gesellschaft geht.

Live in Wien

Chirimoya +Unantastbar

Am morgigen Samstag, 23. Jän-ner spielen die beiden Bands Un-antastbar (Südtirol) und Chiri-moya (Wien/Südtirol) im Wiener„Aera“ im Vorprogramm der bri-tischen Oi-Punker Argy Bargy.

1988 hat der aus Gais stammendeLiedermacher Alfred E. Mair seinerstes (und bis vor kurzem einzi-ges) Soloalbum veröffentlicht. Zwi-schen diesem ersten Album unddem nun vorliegenden Zweiten, lie-gen diverse Veröffentlichungen,u.a. mit Manfred Schweigkofler(„Em & Emmes“) und als Erzähler(und Sänger) von Kinder-CDs. Al-fred E. Mair war also nicht untätigin musikalischer Hinsicht und„Stürmend durch die Zeit“ machtauch nach mehrmaligem Durch-hören einen runden, in sich ge-schlossenen Eindruck. Mair hatsich für die Aufnahmen der CDgute Leute ins Boot geholt: ErichFeichter und Marco Diana für dieAufnahmen, und, um nur zwei derMusiker zu nennen, Mario Punziam Schlagzeug und Marco Gardinian den Gitarren.Mair nennt sich Liedermacher undLiedermacher machen natürlichauch Lieder, aber sie vor allemdafür zuständig, Inhalte möglichstdirekt zu vermitteln. So zumindesteine der Erwartungen, die sich ausder Tradition dieser Art von Musi-kern entwickelt hat. Mair packtzwar einige heikle Themen an, zi-tiert etwa Texte von Josef Mayr-Nusser oder fordert (mit den Wor-ten von Wolfgang Borchert) Zivil-courage ein, aber verpasst dieChance, die Radikalität der Wortewirken zu lassen. Stattdessenüberdeckt ein gewisser Pathos fastsämtliche Lieder. Die Songs, Balla-den oder nicht, sind allesamt pop-pig arrangiert und überschreitenzeitweise sogar die Grenze zumSchlager. Hier und da gibt es eineverzerrte Gitarre, hier und da einAkkordeon, aber am Ende bleibtein warmes, positives weil harmo-nisches Popalbum, das, wäre es ra-dikaler arrangiert, den Texten dieVorfahrt gelassen und nicht ge-nommen hätte. (rhd)Headliner: Mitte Dezember ist in

Bruneck das vorerst letzte

Konzert deiner Präsentations-

Tournee zu „Stürmend durch die

Zeit“ über die Bühne gegangen.

Bist du zufrieden mit der Tour und

wird es weitere Konzerte mit

„Stürmend durch die Zeit“ geben?

Welches waren die Eindrücke, die

zurückgeblieben sind?

Alfred E. Mair: Ich bin sehr zu-frieden mit der Tour. Es war fürmich eine große Ehre und ein Verg-nügen mit den Musikern MarcoGardini, Mario Punzi, Davide DalPiaz, Marco Stagni, Erich Feichterund Anna Toró das Publikum zubegeistern. Besondere Freude be-reitete mir, dass unsere TochterHannah (15) einige Liedern mitge-sungen hat und somit eine ganz be-sondere Farbe mit ins Spiel brach-

te. Die Lust am gemeinsamen Mu-sizieren und die Wahrscheinlich-keit ist groß, dass es weitere „Stür-mend durch die Zeit“-Konzerte ge-ben wird. Besonders gebliebensind mir jene Momente, in denen esbei den Konzerten zu einer „Ver-schmelzung der Gefühle“ zwischendem Publikum, den Musikern undmir gekommen ist.Du hast bei zwei deiner Lieder

auf den deutschen Autor Wolf-

gang Borchert zurückgegriffen.

Warum diese Entscheidung?

Weil ich mich unsterblich in die Tex-te von Wolfgang Borchert verliebthabe und ihn für einen der größtendeutschen Dichter halte. Ich habeeinige Texte von Wolfgang Borchertvertont. Auf der CD ist sein allerer-stes Gedicht (Reiterlied, 1938) und

sein letzter Text, den er drei Wochenvor seinem Tod schrieb (Dann gibtes nur ein, 1947) zu hören.Liedermacher sind in den letzten

Jahren etwas von der Bildfläche

verschwunden. Was mögen die

Gründe dafür sein?

Stimmt nicht ganz. Ich bin wiederauf der Bildfläche aufgetaucht,denn die Leute wollen wieder dasEchte, „Hausgemachte“ – ebenLiedermacher.Die wenigen Liedermacher die

hierzulande aktiv sind, machen

auf mich den Eindruck, als hät-

ten sie etwas den musikalischen

Anschluss verloren, bzw. wüssten

sich nicht ganz zu entscheiden,

wohin sie sollten. Auch deine CD

macht in musikalischer Hinsicht

diesen Eindruck. Kannst du dazu

etwas sagen?

Die neue CD „Stürmend durch dieZeit“ hat sowohl thematisch alsauch musikalisch eine große Band-breite. Musikalisch geht das vonrockigen Klängen über Balladenbis hin zu Volksliedern. Ich habeversucht zu den Texten (den eige-nen und den übernommenen Tex-ten) jeweils die richtige Stimmungzu finden. Deshalb bewege ich michmusikalisch auf einem sehr weitenFeld. Ich kann beispielsweise einLied über den Zösenberg in Mühl-wald, das ich meinem Opa widmenur mit „volkstümlichen“ Klängenausdrücken. Und in dem Momentstehe ich auch dazu. Ein anderesBeispiel: Mit den sehr rockigenund teilweise verzerrten Klängenbei „Du hast nicht geschwiegen“(Für Josef Mayr-Nusser) habe icheinen Weg gefunden den ganzenWahnsinn des national-sozialisti-schen Regimes musikalisch „dar-zustellen“. Wenn ich dann die Ge-fühle, die ich für meine Frau, meineKinder oder für einen 7-jährigen,der an Krebs stirbt ausdrücke,dann muss das musikalisch wieder-um ganz anders klingen.Info: www.aemair.it

(Interview: rhd)

Nach 20 Jahren wieder ein Solo-Album

Alfred E. Mair:

Liedermacher

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„Reiterlied“ und „Dann gibt es nur eins“: Zwei Texte aus dem neuen Album sind vertonte Lyrik von Wolfgang Borchert.

Alfred E. Mair tourte Ende 2009 mit seinem neuen Album durch Südtirol: „Stürmend durch die Zeit“, erschienen im September 2009.

Page 4: Headliner #074

Wenn man im Wörterbuchden Begriff „Legenden“sucht, so erhält man

verschiedene Erklärungen: diebeiden treffendsten zum Konzer-tabend „Italian Guitar Legends“vom 29. Dezember in Bozen sindfolgende: „Persönlichkeit, die auf-grund besonderer Leistungenoder starker medialer Präsenz zuhoher Berühmtheit gelangt istund/oder ein Produkt, das „Kult-status“ erreicht hat“. Maurizio Solieri ist mehr als nurein angesehener und exzellenterGitarrist – er spielt in der Band vonVasco Rossi – ist sein „Stammgitar-rist“. Wer die italienische Rockmu-sik auch nur am Rande verfolgt,weiß, dass „Blasco“ Kultstatus ge-nießt und nur in ausverkauftenHallen oder Fußballstadien Kon-zerte gibt. Und seine Platten ver-kaufen sich millionenfach.Seit den späten 90er Jahren pflegtder Bozner Sänger und GitarristFlavio Delladio enge Kontakte zum„Vasco-Umfeld“ – vor allem zumBassisten und Gitarristen Pasqua-le Neri, Mitglied der „Steve Ro-gers Group“ und dem bekannten„Honky Tonk Duo“.Wie hoch das Ansehen dieser Mu-siker noch ist, zeigt sich beim Kon-zert im fast vollbesetzten CristalloTheater in Bozen. Auf Einladungdes Kulturvereins „Circolo La Co-mune“ wird dieser Winterabend imZeichen der akustischen und elek-trischen Gitarren zelebriert. Als kurz nach 21 Uhr Manuel Randiund Marco Delladio das Vorpro-gramm mit „Minor Swing“ eröffnen,ist allen Anwesenden im Saal klar,

dass es ein besonderes Ereigniswird. Maurizio Solieri wird späterManuel auf der Bühne ein großesKompliment aussprechen und ihnals „würdigen Sohn Django Rein-hardts“ bezeichnen. Zu Recht, dennwas dazwischen passiert, ist ein Feu-erwerk der Gitarrenkunst. Manuelverzaubert das Bozner Publikummit rasanten Soli und unglaublichenRhythmus – ob er nun Mozarts tür-kischen Marsch zitiert, Elton Johnumgarnt oder gleich darauf in einembaltischen Tanz brilliert – er be-herrscht sein Instrument meister-haft und sendet stets ein breitesLächeln ins Publikum. Allein dieser– leider nur kurze Auftritt – ist denKonzertbesuch wert. Doch es solltenoch besser kommen. Nach techni-schen Schwierigkeiten mit dem Mo-nitorsound auf der Bühne und demdeshalb anfangs sichtlich nervösenMaurizio Solieri, laufen die Büh-nenakteuere zur Hochform auf.Solieri spielt zwei Instrumental-nummern aus seinem neuen Solo-Album, das im Frühling erscheinenwird. Dann schmettert er den Sto-

nes-Klassiker „Jumpin’JackFlash“ überzeugend von der Büh-ne, und plötzlich hört man die Klas-se des Perfektionisten: Die Fingerturnen geschwind über das Griff-brett seiner Fender Stratocaster,es jault und groovt bei angeneh-mer Verzerrung über den Hi-WattVollröhrenverstärker. Ob als Side-man oder Solist – Maurizio Solieriist aufgrund seiner jahrzehntelan-gen Bühnenerfahrung und seinesgroßen Talents ein exzellenter Mu-siker. Er ist Autor von Songs,Lehr-DVDs und Workshopsgehören zu seinem breiten Tätig-keitsfeld als Musiker.Einleitung und Vorstellung über-nimmt gekonnt Flavio Delladio,der als Sänger auch die Rolle desFrontmans für den restlichenAbend souverän innehat. Mit„Bury Me“ und „Carolina Star“stehen auch zwei Countrysongs aufdem Programm – der Rest ist ast-reiner Blues, Songs von EricClapton werden mit Hingebunggespielt und dabei fällt vor allemFalvios Stimme äußerst positiv auf.

Er und Solieri liefern sich mehrmalsherrliche Gitarrenduelle, währendMimmo Campofranco am Keyboardund Pasquale Neri mit der Bassgi-tarre die nötige Basis für die Saiten-artisten legen. Kurz vor Konzerten-de kommen auch Manuel Randi undMarco Delladio zur üblichen „Jam-Session“ auf die Bühne. Und somitwerden die letzten Songs auch zumHörgenuss: „Before you accuse me“gespielt von vier Gitarristen der Ex-traklasse, das haben die Mauern desrealtiv neuen und vornehm einge-richteten Cristallo Theaters wohlnoch nicht gehört. Italian Guitar Legend ist ein unter-haltsamer, kurzweiliger Abend,der interessante Musikerpersön-lichkeiten auf der Bühne vereint,deren letztlich gemeinsamer Nen-ner der Blues ist. Zugabe folgt lei-der nur eine einzige – aber sie wirddafür überzeugend und voller In-brunst dargebracht vom Initiatordes Abends: Flavio Delladio. Ihmgebühren Komplimente und dernicht enden wollende Applaus. (Ro-land Leitner)

HEADL I N E RFreitag, 22. Jänner 2010 – Nr. 14

Brothers Records

NeununddreißigNullElfKurz vor dem Sprung ins 2010sprang die Lananer HipHop-CrewBrothers Records mit ihrem „Bro-thers Demo Tape“ in unsere Relea-se-Liste 09. Veröffentlicht wurdeim Netz; aufgenommen im Studiovom Jugendtreff Jux in Lana. Dorthaben Selvin Severi („Basic“), Ka-sem Hadzi („Bass Montana“), Maj-lind Hajdari („Tips“), Dardan Ha-jdari („Smook“), Herolind Kallaba(„Hero“) und Andreas Fuchs(„Black XL“) vor ungefähr einemJahr unter dem Namen GW-WMGH (Geil war wenn mer Geldhattn) angefangen ihre Reime zukicken, sich dann umgetauft undmit Hilfe von Moccioso ihren er-sten Song „N’Club“ produziert. Am vorliegenden Download-Tapehaben die Brothers 3 bis 4 Monate,Unterbrechungen inklusive, gear-beitet und dabei für den Opener „4Jungs“ mit Livepräsenz zusammen-gearbeitet, die eigentlich schon seitVeröffentlichung ihres Albums „Ta-gesthemen“ nicht mehr als HipHop-Combo aktiv sind. Deutsch, Italie-

nisch, Albanisch, Serbisch und Dia-lekt werden auf den 9 Tracks kombi-niert, die in Hinsicht auf die Reimeund Beats deutlich machen, dass essich hierbei um das erste Demotapehandelt. Dennoch bleibt der Track„3.9.0.1.1.“ im Gehörgang hängen,der – abgesehen von den überzogeneingesetzten Pistolensamples – kopf-nicktauglich ist. Textlich wir hier aufGangsterrap gezielt, der zwar nicht

zum heimatbezogenen Erschei-nungsbild der Lananer passt, derCrew aber durch die Zeile „Du bischlai a Zeach, i der gonze Fuaß“ einenhumorvollen Beigeschmack verpas-st. Die Brothers betonen hiphop-ty-pisch die Verbundenheit zu ihremHeimatort Lana; das wiederumsteht aber im starken Kontrast zumArtwork, welches eine Großstadt beiNacht zeigt. Der auf dem Inlay abge-bildete Strichcode mit der Nummer„39011 2009“ zeigt die Brothers vonihrer einfallsreichen Seite; davon ab-

gesehen hätte sich die Crew etwasmehr Mühe geben können, was dasDrumherum betrifft. Die Aufma-chung wirkt schnell zusammenge-würfelt - das reicht von den unein-heitlich formatierten Tracknum-mern auf dem Inlay und in den Dat-einamen bis hin zum Tippfehler inden mp3-Tags. (eva)Info & Download: www.myspace.com/brothersrec

Steht im Netz zum freien Download: Das „Brothers Demotape 2009“.

Repräsentieren Lana: Die Brothers sind am Donnerstag 28. Jänner, 19.40 h mit

Demo-Tape und Interview bei Radio Freier Fall (Sender Bozen)

zu hören.

Italian Guitar Legends – 29.12.2009

Legenden unter sichIm Vorprogramm von

Maurizio Solieri:Marco Delladio und

Manuel Randi

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