Hautkrankheiten

12
Hautkrankheiten. (Redigirt yon Prof. Kaposi in Wien.) Secretionsanomalien. Rille. Ueber einebesondereForm vonAcne artificialis. (Dermatol. Zeitschr. Bd. YI. 1899.) Rille verSffcntlicht die Krankengeschichte eines Masehinenwebers. Seine Erkrankuug bietet das Bild der yon Ldoir bei Spinnern beschrie- benen Folliculitiden. Fritz P o r g e s (Prag). Pringle, J.J. Acaseofpeculiarmultiple sebaceonscysts (Steatocystoma multiplex). (British Journal of Dermatology 1899.) Die Affection bcgann b~i dem z. Z. 2~j~hrigen Patienten vor Jahren mit Bildung eines ,Kn5tehens" in der Nabelgegend. Kurze Zeit darauf en~stand eine grosse Menge ~ihnlicher Knoten am KSrper, deren Zahl jedoch nach Angabe des Kranken in den letzten 18 Monaten wiederum abnahm, indem einige Knoten vereiterten, andere spurlos verschwanden. Bei der Untersuehung fanden sic sich ziemlieh symmetrisch, zum Theil in Gruppen angeordnet, haupts~ehlich localisirt am Stamme, spgrlich an den Extremit~ten. Sic waren hirsekorn- bis erbsengross, yon rundllcher Beschafienheit, fiber der Unterlage versehieblieh~ zumeist von derselben Farbe, wie die umgebende tIaut. Bei leichtem Drucke auf die deutlich verdfinnte Haut erschienen sic hell durchscheinend, yon gelatinSsem Aus- sehen, die grSsseren zeigten etwas Fluctuation. Sonst keinerlei Comedonen- bildung, keine Acne. Die Probepunction ergab diinnflfissiges, rahmiges Secret, yon neutraler Reaction. Die mikroskopische Untersuchung des- selben, einzig und allein reichliche Fettzellen. Ein cystischer Tumor yon ca. 5 Mra. im Durchmesser wurde excidirt. Das mikroskopische Bild zeigte Abflachung der interpapill~ren Fortsiitze der Epidermis, letztere war durch eine Coriumlage vonder Cyste geschleden. Die Cyste hatte keinen Inhalt~ war von mehreren Epithelzdlenlagen umgeben, die inneren Lagen zeigten deutlichen Zerfall der etwas abgeplatteten Zellen, die i~usseren unver~nderten Zellagen grenzten sich durch eine Membran yon dem umgebenden Corium ab. An den Seiten der Cyste fanden sich, theils

Transcript of Hautkrankheiten

Page 1: Hautkrankheiten

Hautkrankheiten. (Redigirt yon Prof. K a p o s i in Wien.)

Secret ionsanomal ien .

Ril le . U e b e r e i n e b e s o n d e r e F o r m v o n A c n e a r t i f i c i a l i s . (Dermatol. Zeitschr. Bd. YI. 1899.)

R i l l e verSffcntlicht die Krankengeschichte eines Masehinenwebers. Seine Erkrankuug bietet das Bild der yon L d o i r bei Spinnern beschrie- benen Folliculitiden. Fritz P o r g e s (Prag).

P r ing le , J .J . A c a s e o f p e c u l i a r m u l t i p l e s e b a c e o n s c y s t s ( S t e a t o c y s t o m a m u l t i p l e x ) . (British Journal of Dermatology 1899.)

Die Affection bcgann b~i dem z. Z. 2~j~hrigen Patienten vor Jahren mit Bildung eines ,Kn5tehens" in der Nabelgegend. Kurze Zeit

darauf en~stand eine grosse Menge ~ihnlicher Knoten am KSrper, deren Zahl jedoch nach Angabe des Kranken in den letzten 18 Monaten wiederum abnahm, indem einige Knoten vereiterten, andere spurlos verschwanden. Bei der Untersuehung fanden sic sich ziemlieh symmetrisch, zum Theil in Gruppen angeordnet, haupts~ehlich localisirt am Stamme, spgrlich an den Extremit~ten. Sic waren hirsekorn- bis erbsengross, yon rundllcher Beschafienheit, fiber der Unterlage versehieblieh~ zumeist von derselben Farbe, wie die umgebende tIaut. Bei leichtem Drucke auf die deutlich verdfinnte Haut erschienen sic hell durchscheinend, yon gelatinSsem Aus- sehen, die grSsseren zeigten etwas Fluctuation. Sonst keinerlei Comedonen- bildung, keine Acne. Die Probepunction ergab diinnflfissiges, rahmiges Secret, yon neutraler Reaction. Die mikroskopische Untersuchung des- selben, einzig und allein reichliche Fettzellen. Ein cystischer Tumor yon ca. 5 Mra. im Durchmesser wurde excidirt. Das mikroskopische Bild zeigte Abflachung der interpapill~ren Fortsiitze der Epidermis, letztere war durch eine Coriumlage v o n d e r Cyste geschleden. Die Cyste hatte keinen Inhalt~ war von mehreren Epithelzdlenlagen umgeben, die inneren Lagen zeigten deutlichen Zerfall der etwas abgeplatteten Zellen, die i~usseren unver~nderten Zellagen grenzten sich durch eine Membran yon dem umgebenden Corium ab. An den Seiten der Cyste fanden sich, theils

Page 2: Hautkrankheiten

Bericht fiber die Leistungen auf dem Gebiete der Dermatologie, 299

normale, theils durch Druek atrophische Talgdrfisenlobuli, deren Epithel ia directer Verbindung stand mit dem rings um die Cyste befindlichen Epithel. In der Umgebung des Tumors zah]reiche stark hypertrophische Talgdriisen, theils mit geschwollenem Epithol, theils mit vermehrtem Inhalt. Zwischen Cyste und Hautoberfl~che fanden sich Durehschnitte von Haarfollikeln und Drfisenausfiihrungsg~ngen. Die Schweissdrfisen lagen tiefer in dem Corium unterhalb der Cyste.

P r i n g l e fund in der Literatur nur einen einzigen Fall dieser Art, der yon B o s e l l i n i in dem 45. Band des Arehivs ffir Dermato]ogie und Syphilis besehrieben wurde. Dieser unterscheidet sieh jedoch yon dem obigen dadurch, dass keine der Cysten vereiterte. B o s e l l i n i sieht die Ursache dieser Cystenbildung in einer Verstopfung der Talgdrfisen~us- ftihrungsg~nge. P r in g 1 e erw~hnt schliesslieh 3 Ffille yon Schweissdriisen- cysten, die yon D u b r e u i l h unter dem Titei ,Kystes graisseux sudori- pares" besehrieben wurden. Er glaub~, dass es sieh wahrseheinlich in diesen F~llen um eine I-Iyperkeratose gehandelt habe, durch welche gleieh- zeit~g auf die abffihrenden Ausffihrungsg~nge der Sehweiss- und Talgdrfisen eine Einwirkung stattf~nd. Ffir seinen, some Bos e l l i n i ' s Fall sehlSgt er den Namen ,.Multiple Steatoeystome" vor. Robert H e r z (Prag).

Audry , Ch. U e b e r e i n e V e r ~ a d e r u n g de r L i p p e n - u n d M u n d s c h l e i m h a u t ~ b e s t e h e n d in de r E n t w i e k e l u n g a t r o - p h i s c h e r T a l g d r i i s e n . Monatsh. f. prakt. Dermat. Bd. XXIX.

In obiger LocMisation konnte A u d r y kleinste, miliare, gelbweisse KSrner beobaehten, die mehr oder minder zahlreich, unmittelbar unter dem Epithel der Schleimhaut der Lippen und Wangen, vornehmlich in der Nachbarschaft der Commissuren ]iegen. Die histolog. Untersuchang ergab, dass diese KSrnehen aus Ta]gdrfisenl~ppcben bestehen, welche theils subepitheliM, theils iatraepithelial gelegen sind. Die Driisen mfinden an der Oberfl~che durch Ausffihrungsg~inge, welche der Haare und des Infundibulums entbehren. Einige der besser entw~ckelten sabepithelialen Driisen zeigen au der Ste]le des Zusammenflusses ihrer intralobul[iren Septen Andeutungen yon ttaaren, in Form zarter, blattartiger, dureh Picrocarmin stark ge]b gef~rbter Massen, welche in senkrechter oder sehiefer Riehtung zur Epidermis in der Axe des Ausffihrungsganges sich gruppiren und manchmal in Form yon Garben sich aneinanderlagen and an ihrem oberen Ende pinsel- fSrmig aufgesplittert, die Mi~ndung des Ausffihrungsganges etwas iiber- ragen. Der Ausffihrungsgang ist einfaeh im EpitheI ausgespart; das Epithel selbst ist normal. Nach der Anschauung yon A u d r y handelt es sich bier um verirrte, eingestfilpte Keime, die aus dem fStalen Leben stammen und sich in der Pubert~t und zu selber Zeit mit den Kopf- und Schnurr~ barthaaren entwickeln. Es sind das Rudimente yon Haaren in der Wangen- schleimhaut. Die Abwesenheit dieser Ver~inderung beim Kinde, ihre ge- ringe Entwieklung und ibre Seltenheit bei der Frau stfitzen diese Hypothese.

Ludwig W a e l s c h (Prag). Montgomery. T a l g drt is en in der S c h l e i m h au t d e s Mun de s:

(Dermatol. Zeitschr. Bd. VI, 1399.)

Page 3: Hautkrankheiten

300 Berieht fiber die Leistungen auf dem Gebiete

Der Verfasser finde* in den Lehrbfichern der Anatomic das Vor- kommen yon Talgdriisen in der Mundschleimhaut nicht erws Er exci- dirte in zwei Fii]len Purtien aus der Wangenschleimhaut (Interdental- linie), welche eine eigenthiimlich gelbliche Verfs zeigtea und land typische Talgdr/isen. Der Verfasser hat solehe Flecke an Mund- und Lippenschleimhaut oft geseh~n. Fritz P o rg es (Prag).

Acute und chronische I n f e c t i o n s k r a n k h e i t e n .

Pelagat t i , Marie. Sopra un case di T u b e r c o l o s i m i l i a r e acu~a d i s s e m i n a t a d e l l a pe l l e . Giornale Italiano delle malattie veneree e della pelle XXXIIIi p. 704.

P e l a g a t t i beschreibt einen Fall yon Miliartuberculose der Haut, wclehe in Form disseminirter KnStchen (Lupu s disseminatus aeutus) 15 Tage nach einer Morbillencrkrankung aufgetreten war, bringt die Histologie des Falles uud weist auf den Umstand bin, dass sehon wieder holt nach Morbillen derartige Miliartuberculosen der Haut beobachtet worden sind. Th. S p i e t s c h k a (Brtinn).

Baudonin~ Georges. U l c 6 r a t i o n de n o t u r e i n c o r m u e . Annales 1898. Soc. de d~rmatol, et de syphiligr. I0. Fevrier.

13 a u d o n i n zeigt ein ca. 10j ~hriges Ms mit einem 3 Cm. langen und 2 Cm. breiten Geschwfir ira Centrum der Wange, die fast in ihrer ganzen Ausdehnung yon einer erythem. RSthung nach Ka~a- plasmaanwendung eingenommen ist.

Die R~inder blassroth, zaekig, abgehobon, keine gelben KnStchea, wie sic ftir tuberculSsen eharakteristisch sind.

Keine fuberculSsen oder syphilitischen Antecedentien. M. R e n a u it g]aubt an eine Staphylococceninfection. R. F i s c he1 (Bad Hall).

P is to l , /erd. P a t o l o g i a g e n e r a l e d e l l a t u b e r c u l o s i c u t a n e a . Giornale Internat. di Sc. reed. A. XX. p. 769.

P i s t o l bringt aus seiner s Praxis Beobachtungen fiber die verschiedenen Formen der Hauttuberculose, welche die heute allgemein herrschenden Ansicbten fiber diese Erkrankung bests Der Lupus erythematosus sei entschieden nicht der Hauttuberculose zuzuziihlen.

Th. S p i e t s c h k a (Briinn). Gaston et Emery. Absc~s f r o i d s s o u s - c u t g n 6 s m u l t i p l e s .

Annales 1S98. Soc. de dermat, et de syphiligr. 10. Fevrier. Bei einem vorher ganz gesunden 29js Manne tritt nach Ge-

braueh eines Pilasters Urticaria auf. Vierzehn Tage sparer bemerkt er das Auftreten einer kleinen Schwelhng am linken Obersehenkel. In der Folge treten an versehiedenen Stellen ~hnliehe Sehwellungen yon Hasei- nuss- his NussgrSsse ohne Fieber auf, die sieh als kalte Abseesse dar- stellen. In dem nach Incision entleerten Eiter lassen sieh weder Ko r h'sehe Bacillen nochEehinococcennaehweisen. Dagegen sp0renartige KSrper theils

Page 4: Hautkrankheiten

der Dermatologie. 301

einzeln, theils in Gruppcn angeordnet~ thefts intra-, theils extraeellul~r, Die Culturversuche auf Agar und Gelatine sind zur Zelt noch nicht ab- geschlossen. It. F i s oh el (Bad Hall).

Balzer , F. et ]~Iiehaux. L u p u s de la f a c e ~ n o d u l e s m i l l - a i r e s d i s s 4 m i n 6 . Annales 1893. Soc. de dermat, et de syphiligr. 10. Fevrier.

Bei dem 26j~hrigen Patienten seit 6 Monaten Auftreteu yon milia- ten rothen, nicht schmerzhaften, oft halb durchscheinenden Elementen an den Augen]idern, Wangen und Kinn. Einlge scheinen an Talgdriisen ge- bunden zu sein. An der Stirn thefts rosaf~rbige, theils die Farbe der normalen Haut tragende Efl]orescenzen, welehe in, oder unter der Haut sitzen.

Die ersteren papul6sen Gebilde halten die Autoren fflr LuptlsknSt- chen, bei den letzteren wird es erst die Biopsie entseheiden, ob Lupus oder Aenitis~ eine Form der Tuberculide~ vorliegt. R. F i s ch el (Bad Hall).

Thibierge, Georges. F o l l i c u l i t e s m i ] i a i r e s r a p p e l a n t lc l i c h e n s e r o f u l o s o r u m chez un t u b e r c u ] e u x . Annal. 1898. Soc. de dermat, et de syphitigr. 10. Fevrier.

Der vorgestellte 45j~hrige Kranke leidet an Lungen- und Haut- tuberculose. Seit einem ~onate entwickclten sieh auf dem ~i~cken und in der Glutealgegend theils einzeln stehende, ca. 1 Mm. im Durchmesser messende Pusteln, mit r5thlichem Hof und graubrauner Kruste. Durch Zusammenfluss derselben entstehen grSssere unregelm~ssig begrenzte Herde, in wetchen man noch br~unliche, auch ein feinstes Schiippchen tragende Flecke bemerkt. Das allgemeine Aussehen, Form, Farbe und Localisation der Herde ~hnelt dem Lichen scrophulosorum, doch sind die Primiirefflorescenzen Pusteln und nicht die fiir den Lichen eharakteri- stischen Papeln.

T h i b i e r g e reehnet die Affection mi~ dem Liehen~ der Ache und den folliculitoden der Tuberculosen zu den Tubereuliden.

R. F i s e h e l (Bad Hall). Leredde, E. L u p u s 6 r y t h 6 m a t o - t u b e r e u l e u x ; t u b e r e u -

lose g a n g l i o n a i r e et p u l m o n a i r e . Annales 1898. Soc. de dermat, et syphiligr. 10. Mars.

Bei einer an Lungen- und Lymphdriisentuberculose leidenden Kranken entwickelten sich fiber der linken Augenbraue 2 Herde mlt dem klinisehen Aussehen des Lupus erythematosus.

Neben den typischen histologisehen Befunden des Lupus erythem. Rieseazellen in der Mitre yon Zellhaufen gelegen.

Diese That~achen stfitzen die B e s n i e r'sche Theorie yon der tuber- culSsen ~atur des Lupus erythem. It. F i s e h e l (Bad Hall).

Guizzeti , P. U e b e r e l n e n F a l l yon ~ u b e r c u l u m a n a t o - t a l c u m . Monatsh. f. prakt. Dermatol. Bd. XXIX.

G ui z z e t i beobachtete an seinem linken Handteller, etwas unter- halb der Metacarpophalangealfalte des kleinen Fingers ein kleines, circa 2 ~Im. langes, ziemlich tiefes Gesehwiirchen, das sich nach einigen

Page 5: Hautkrankheiten

302 Bericht fiber die Leistungen auf dem Gebiete

Woehen verkleinerte, mit einer di~nnen Kruste bedeckte, dann schmerzhaft wurde und, indem es sich dana wieder 5ffnete, miissig zu secerniren begann. Am Gruude des Geschwfires und in dessen Nachbarschaft ent- wickelte sich eine kleine, bis erbsengrosse Induration mit infiltrirtem Hole. Es wurde excidirt. Die histologische Untersuchung ergab den bekannten Befund des Leichentuberkels, die Untersuchung auf Tbc.-Baeillen ergab ein negatives Resultat. Inoculation des Gewebes auf Meerschweinchen ffihrte zur Bildung fungSsen Gewebes a u d e r Inoculationsstelle nach reactionsloser Einheilung des implant. St0ckchens sowie Verkiisung der region~iren Drfisen. Tbc.-Bacillen-Befund hier positiv.

Ludwig W a e l s c h (Prag). Tauffer. B e i t r a g zu r P a t h o g e n e s e u n d H i s t o l o g i e des

L u p u s v u l g a r i s . Monatshefte for prakt. Dermatologie~ Bd. XXVII. T a u f f e r schildert einen j ener seltenen F~lle, welche einen conti-

nuirlichen Zusammenhang zwischcn den versehiedenen Formen tier tuber- cul6sen Infection aufweisen und die sehr selten gesehenc Eatwicklung yon Lupus im Anschluss an Hodentuberculose beweisen dOrfte. Neben disseminirten Lupus bestand bei den Kranken auch ein solcher an der linken Scrotalh~ilfte und stand mit dem linken vergrSsserten Hoden durch einen federkieldicken, bindegewebigea Strang in Verbindung. Die Unter- suchung des exslirpirten Hodens ergab bezi~glich Tubereulose desselben ein negatives Resultat. Die bindegewebigen Septa waren stark verdickt und strebten strahlenfSrmig einem etwa fiber linsengrossen, fibrSsenHerd in der Mitre des Hodens zu. Das Parenchym des Hodens zeigte keine nennenswerthe Ver~nderung. Der fibr5se Knoten erwles sich als eine Narbe, wie sie ausser Tuberculose nur noeh Lues macht; le~ztere liess sich sicher aussehliessen. Es dfirfge sieh also bier handeln um den Rest einer fStalen oder congenitalen, nach der Anamnese ganz unbemerkt vor dem Auftreten des Lupus abgelaufenen Hodentubereulose. Der Lupus der Scrotalhaut, sowie der disseminirten Herde am Gesfl'ht und am KSrper diirfte durch Se ichtentransport aus der Tiefe, durch h~matogene Infection entstanden seim Aus dem histologischen Befund der Scrotalhaut sei her- vorgehoben, dass sieh Riesenzellen aueh ausserhalb you Tuberkeln fanden, sogar in den fiussersten Cutisschichten~ hart angrenzend an die Epitheliem Dieselben sind mSolicherweise bedingt durch die im Pr~parat sehr reichlich vorhandenen Hassarschen K6rperehen oder entstanden aus den Endothelien der oberfliiehlichen Capillaren. T a u f f e r vermuthet, dass die g assal~schen K6rperchen durch Degeneration yon Tuberkelbacillen entstehen kSnnen; die letzteren waren sehr sp~rlieh. Verfasser schildert auch den Gang der Entwicklung eines Tubcrkels nach seinen Erfahrungen, welche mit den L e loir~s nahezu Obereinstimmen.

Ludwig W a e l s c h (Prag). Doutre lepont . U e b e r H a u t t u b e r c u l o s e . Vereinsbeilage der

Dtsch. Med. Woch. 14. 1900. D o u tr el ep o n t stellte einen siebenj~.hrigen Knaben vor, bei dem

sich die disseminirte Tuberculose tier Haut im Anschluss an Scarlatina

Page 6: Hautkrankheiten

der Dermatologie. 303

eingestellt haben solL Es fanden sieh am ganzen KSrper 59 disseminir~e tubereulSse kleine Herde vor. Friiher hatte D o u t r e l e p o n t schon 2 Fiille vorgestellt, wo die disseminirfe Hauttuberculose auch direct nach Masern entstanden war. Max J o s e p h (Berllu).

B o e g l i n , Heinrich. U e b e r H a u t t u b e r c u l o s e . Inaug.-Diss. Strassburg 1898.

Die Patientin B o e g l i n ~ s ist eine 50j~ihrige, stark tuberculSse Person, die frfiher l~ngere Zeit wegen Tumoren erfolgreich mit Jodkali behandelt worden war. Jetzt haben sieh wieder Gesehwiire und fluctui- rende Tumoren an der linken Hiiftgegend, am linken Oberschenke], am Manubrium sterni, am ]inken Schultcrblatt und in der ]inken AehselhShle gebildet. Klinisch wurde Hauttubereulose diagnostieirt und bakteriologisch mit Mikroskop und Impiversuch best~tigt. Aueh die Section ergab aus- gedehnte Tubereulose, so dass B o e g l i n auf Grund des vorliegenden Falles wie auf Grand der angefiihrten Literatur zu dem Schlusse kommt:

1. dass die reine Hauttuberculose eine Erkrankung sui generis, ein yon Lupus and den anderen Formen der Hauttuberculose wohl zu untcr- scheidender Process ist;

2. dieselbe ist eine seltene Erkrankung, fast immer verbunden mit Tuberculose innerer 0rgane~ namentlich der Luugen and tr i t t fast immer gegen das Lebensende auf;

3. die reine Hauttubereulose ist sehr oft mit der gleichartigen Ero krankung der benachbarten Schleimh~ute verbunden und bedingt in allen F~llen~ wo sie mit anderweitiger tuberculSsen Erkrankung innerer 0rgane verbunden ist~ eine ungfinstige Prognose.

Ed. O p p e n h e i m e r (Strassburg). Lang . D i e R e s u ] t a t e d e r L u p u s e x s t i r p a t i o n . Dermatol.

Zeitschr. 1900. Heft 5. Bericht fiir denIV, intcrnat. Congress zu Paris. August 1900, siehe

daselbst. Fritz P o r g c s (Prag). L e f e b v r e , Henri. L i c h e n s c r o p h u l o s o r u m , f o l l i c l i s t u b e r -

c u l e u s e e h e z l ' e n f a n t . Th~se de Nancy, 1898~ Nr 19. 39 Seiten, 3 Photogravuren.

Drei F~lle yon Lichen serophulosorum (Klinik yon H a u s h a 1 t e r Nancy), in denen sich mikroskopisch zwar keine Tuberkelbacillen nach- weisen liessen, die aber (Fall I u n d III) durch positiven Ausfall der Impfung yon Meerschweinehen ihren Bacillengehalt bewiesen. Lichen scrophulosoram~ der pathologisch-anatomisch eine Follieulitis der Haar- balgdrfisen darstellf, ist also bakteriologisch als eine Hauttuberculose auf- zufassen, hervorgerufen durch zwar schwaeh viru]ente, aber doeh au~ Meerschweinchen fibertragbare Tuberkelbaeillen. - - Lichen serophulosorum findet sich stets gleichzeitig mit anderen tubereulSsen Manifestationen bei Patienten yon scrofulotuberculSsem Habitus. - - Was die Benennung betriflt, so wfirde Vers den Namen Fo 11 i e ] i s t u b e r c u 1 e u s e vorziehen, weft dadurch gleichzeitig die anatomisehe und die bakteriolog~sehe Nafur der Affection eharakterisirt werde.

Page 7: Hautkrankheiten

:30~ BerichL fiber die Leistungen auf dam Gebiete

Literaturangabe in chronologischer Reihenfolge, yon 1861 bis 1896 ~62 ~ummern)~ unter denen sechs Beobachtungen ausffihrlicher citirt werden, n~mlich Ffille yon I t a l l o p e a u , F e u l a r d , du C a s t e l und der bekannte Fall L i e h t e n s t e r n ~ s . K u z n i t z k y (KSln).

Daddi , G. et S i lves t r i n i , R. O s s e r v a z i o n i c l i n i e h e e r i e e r e h e i s t o l o g i c h e in un caso d iomorbo di A d d i s o n . La Settimana medica LII. Nr. 35~ p. 409.

D a d d i und S i l v e s t r i n i berichten fiber einen Fall yon Morbus Addison bei einer 49j~hrigen Frau, weleher unter rapidem Kr~fteverfalle rasch zum Tode ffihrte. Die Hautverf~rbung war nut in geringem Grade~ Schleimhautpigmentationen gar nieht vorhanden. Bei der Autopsie ergab sich eine vol]st~ndige ZerstSrung der ~ebennieren durch Tuberculose; in den Lungen tin k~siger Herd und einzelne Reste alter Herde; braune Atrophie des Herzens. An den ~erven, auch am Sympathicus, waren da- gegen keine Ver~nderuugen naehweisbar. Th. S p i e t s c h k a (Briinn).

]~estnann. E i n F a l l von Pem p.higu~ a c u t u s n o n c o n t a - g iosus . ~onatsh. f. prakt Dermat. Bd. XXX.

Der 60 Jahre alte Patient erkrankte plStzlich unter Schfittelfrost, Kreuz- and Kopfsehmerzen. ~aeh 3 Tagen Auftreten eincs Ausschlages in Form rother Fleeke und Quaddeln~ aus welchen sich haselnuss- bis taubeneigrosse Blasen entwickelten , am ganzen K6rper. An der Mund-

u n d Wangensehleimhaut schmerzhafte kleine Erosionen. Heilung nach 15 Tagen. Verfasser stellte die Diagnose Pemphigus acutus non conta- giosus, den er in Uebereinstimmung mit S o l t m a n n dem contagiSsen gegeniiberstellt. Die ~iehtcontagiosit~t erschliesst er aus dem vereinzelten Auftreten der Erkrankung in der grossen Familie des Kranken~ sowie aus dem Ausbleiben einer Uebertragung auf andere Individuen.

Ludwig W a e 1 s e h (Prag). Berns te in . E i n B e i t r a g zu r K e n n t n i s s des P e m p h i g u s

n e o n a t o r u m a c u t u s . Monutshefte f. prakt. Dermat. Bd. XXVllI. Ein drel Wochen altes Kind zeigte die Symptome obiger Krankheit;

seine Geschwister, 3, 4, 7 Jabre alt, acquirirten dureh Infection von dem S~ugling dieselbe Erkrankung in geringem Grade; aueh die Mutter wurde ungef~hr 3 Woehen, nachdem der Verf. den S~ugling das erste Hal gesehen u n d 5 Woehen, nachdem die ~ Erkrankung bei demselben aufge- treten, gleichzeitig mit dem 4j~hrigen Kinde yon der Erkrankung er- griffen. Die F~lle sind bemerkenswerth, als eiu nicht h~ufig vorkommendes Beispiet der Uebertragung des Pemphigus neonat, auf E r w a c h s e n e - Impfungen mit dem Blaseninhalte, die Verf. an sieh selbst vornahm~ fie]en negativ aus. Ludwig W a e l s c h (Prag).

Bloeh, W. U e b e r d e n P e m p h i g u s a c u t u s m a l i g n u s neo- n a t o r u m (non s y p h i l i t i c u s ) . Arch. f. Khlk. XXVIIL Bd. 1. u. 2. Heft, 1899. �9

B loch ffihr~ aus seiner Praxis 15 F~lle yon malignem Pemphlgus neonatorum vor, bei denen der Process sehon zur Zeit der Einlieferung der Kinder ins Krankenhaus ziemlich welt vorgeschritten, ein grosser

Page 8: Hautkrankheiten

der Dermatologie. 305

Theil der Haut (bis zwei Drittel) in grossen Fetz~n abgelSst war (Diffe- ren~ialdiagnose gegeniiber ausgedehnten u die alle nach wenigen Tagen letal endeten. Auf Grund seiner bet 8 yon diesen 15 F~illen angestellten bakteriologischen Untersuchungen glaubt B loeh , dass der Streptococcus pyogenes hiebei die delet~re Rolle spielt, umsomehr als derselbe in 3 gleichzeitig behandelten, ~chweren jedoeh in Heilung aus- gehendeu F~]len fehlte. Viele F~lle, die als Pemphigus foliaceus und Dermatitis exfoliativa ( R i t t e r ) be~chrieben warden, reehnet B l o c h zu malignem Pemphigus. Ffir die Therapie tier benignen F~lle empfiehlt B l o c h sehliesstieh 1~ S~licylsatben, fiir die der rna~igneu F~.tle B~der n i t Eichenrindenabkoehungen und darauffolgende Anwendung you Troekenpulvern (Zink~ Talcum). tI o c h s i n g e r (Wien).

IVIiinz~ P. P e m p h i g u s n e o n a t o r u m . (Der Kinderarzt. X. 1899.) Mfinz h~lt es ffir feststehend, dass aueh der Pemphigus non syphi-

liticus neonatorum auf bakterieller Basis beruhe. Die Infection gesehieht durch Contact (H~nde, W~sche, mfitterliehe Scheide beim Durchtritt des Kindes). Die Eingangspforte ist die gesetzte Nabelwunde (Pemphigus periumbiliealis) oder eine oft kaum sichtbare Verletzung der Epidermis. Das pathologisch-anatomische Bild gleicht in vielen Beziehungen dem Pemphigus vulgaris der Erwaehsenen, das klinisch-symptomatische Bild ist ein verschiedenartiges. Der aeute~ nieht luetische Pemphigus kann mitten im besten Wohlbefinden oder nach 2--3t~gigen Prodromalerseheinungen auftreten; sein VeEauf h~ngt ~on der Hef~igkeit der Blaseneruption und den Al]gemeinbefinden des Kindes ab. Heilung gewShnlich in 10--14 Tagen. Sind grSssere Kerperstrecken ergriffen, die Epitheldecken verloren ge- gangen, so kSnnen heftige Schmerzen, Fieber oder aueh subnormale Temperaturen, selbst Collaps und pletzlicher Exitus letalis eintreten. Bet tr~gem Verlau~e, Hautgangr~n und Substanzverlusten im Rete kSnnen die Kinder immer mehr herunterkommen und schllesslich an Cachexie zu Grunde gehen. Ge]egentlieh beobachte~e man auch im Anschlusse an Pemphigus eitrige Pleuritis, infectiese Nabelerkrankungen, sowie allge- meine Sepsis. Aus den Gesagten ergibt sich die Prognose. Die Diagnose i~t nicht leieht zu verfehlen. Prophylaktische Erfolge erzielt man wohl erst beim Ausbruehe der Krankheit durch Verhfitung der Weiteriiber- tragang auf Andere und locale Besehrankung des Krankheitsherdes mittelst strenger Isolira~g und Desinfection. Die Behandlung bestehe in lauwarmen B~dern n i t adstringirendeu oder desinficirenden Zusfitzen und darauffol- gender Anwendung yon Streupulvern; bet der luetisehen Form kommt die specifische Behandlung (Calomel innerlieh oder Badzusatz yon Subli- matpastillen) hinzu. Auf gute Ern~hrung ist stets Gewicht zu legen.

H o e h s i n g e r (Wien). Kirchner~ A. K i i l t e e i n w i r k u n g a l s U r s a e h e des P e m p h i g u s

d e r 1 Y e u g e b o r e n e n . (Ctrlbl. f. Khlr III. 1899.) Gegeniiber der Anslcht~ der eehte: nieh~ sy-philitische Pemphigus

neonatorum set in j eden Falle eine Infeetionskrankheit, glaubt K i r c h n e r , das~ es doch sporadische Fi~lle g~be~ in denen die Annahme einer In-

Arch. f. D~rma~. u. Syph, Bd. LV. 2 0

Page 9: Hautkrankheiten

306 Bericht fiber die Leistungen auf dem Gebiete

fection nicht baltbar ist. Er ffihrt selbst einen Fall yon Pemphigus bei einem 9 Tage alten Kinde an, bei welchem weder Anamnese noch Ver- lauf and Untersuchung irgend einen Anbalt ffir die Annahme einer In- fectionskrankheit ergaben (? Ref;), vielmehr das symmetrische Auftreten der Blasen an begrenz~en Bezirken der KSrperoberfl~che ffir eine Tropho- neurose, und zwar hervorgerufen durch Kaltewir]~ung, sprachen. Auch die Fusssohlen zeigten in K i r c h n e r's Fall Pemphigusblasen, ein beim nieht- syphilitischen Pemphigus seltener Befund. t t o c h s i n g e r (Wien).

8 e l l n e r , B. Z u r K l i n i k d e r S c h a r l a e h n e p h r i t i s . (Ctrbl. f. Khk. Ill . 1899, S. 7.)

Die Scharlachnephritis tr i t t nach S e l l n e r racist zwischen dem ]2. und 22. Krankheitstage aufi Ihre H~ufigkeit h~ngt nur yon dem Charakter der Epidemic ab. Nicht die FMle mit uramlschen Symptomen sondern jene mit ausgedehntem 0edem and die Complicationen ]nit Pneu- monien sind prognostisch die ungfinstigsten. Chronische Formen sind selten. Die septische Form tritt sehr bald nach dem Exanthem unter hohem Fieber auf, verlauft ausserst rapid und endet stets letal. Die Spatnephritiden zeigen oft sonderbare Prodromalsymptome; ihrc Prognose ist gut. S e 11 n e r empfiehlt Milchdi~t, als Getrank Sodawasser and Biliner Wasser. Therapie: 3real t~glich 0'25 Chinin. tannic. Bei Oedemen warme Bader, eventueil nach vorausgegangener Pilocarpininjection. Im Uebrigen symptomatisehe Behan dlung. H o c h s i n g e r (Wien).

Hal l , Arthur J.. A c c i d e n t a l u on t h e h a u d s . (British Journal of Dermatology 1900.)

Ein vorher nicht geimpftes 15j~ihriges M~dchen zeigte acht Tage, nachdem es die Pflege eines frisch geimpften Saug]ings fibernommen hart% an beiden H~nden, und zwar fiber der Streckseite der Hand- gelenke, typische Impfpusteln unter gleichzeitiger Anschwellung der Cubital- uud Axillardrfisen. Nach einigen Tagen erfolgte die Eintrocknung der Pusteln, schliesslich vSlliges Versehwinden derselben.

Robert H e r z (Prag). Rieuy , H. C o n t r i b u t i o n ~ l ' e t u d e de l a v a c c i n e g e n e -

r a l i s e e . Th~se de P a r i s 1897, Nr. 301. 57 Seitcn. Gelegentlich der Beobachtung zweier F~lle yon sogenannter ver-

allgemeinerter Vaccineeruption im Hospital St. Louis prfift u die bis~ herigen F~lle der Literatur auf ihre Stichhaltigkeit and kommt zu dem Resultat, dass keine einzige yon sammtliehen bisher publicirten Be- obachtungen den unwiderleglichen Beweis dafiir erbringe, dass es sieh um ein wirkliches Eruptionsfieber dabei gehandelt babe, sondern dass sieh alle diese F~ille yon sogenannter verallgemeinerter Yaccineeruption auf Auto-inoculation, oder vielmehr auf secund~re Inoculation zurfick- fiihren lassen (Finger des Geimpften, Windeln, Kleider, Finger der Mutter oder des Impfenden, Badewasser u, s.w.). Zur Vorbeugung dieser Compli- cation empfiehlt Verfi 0cclusivverband unmittelbar nach der Impfung.

K n z n i t z k y (Keln),

Page 10: Hautkrankheiten

der Dermatologie. 307

Comba, Carlo. I s i n t o m i dc l ~ I 0 r b i l l o ne i p e r i o d i di i n v a s i o n e e di i n c u b a z i o n e e d i l l o r o v a l 0 r e d i a g n o s t ~ c o , La Settimana medica LIII, Nr. 41~ pag. 48L

Co tuba besprieht die Symptome der Morbillen im Invasions- und Incubationsstadium , welehe in tier Literatur yon versehiedenea Auioren angegeben worden sind; da die Contagiosit~t der Morbillen in diesea Stadien am grSssten ist, ist es auch yon grSsster Wichtigkeit, diese Symptome genau zu kennen. Th. S p ie t s c hk a (Briinn).

Sotow, A.D. Dre i s e ] t e n e F ~ l l e von C o m p l l e a t i o n e n be i Mase rn . (Jahrb. f. Einderheilk. , Bd. L, Heft 1 und 2.)

Die drei yon So tow an der kaiserlichen Milit~r-Medicinlschen Akademie ( G u n d o b i n ' s Kinderklinik) in St. Petersburg beobachteten Fiille betreffen schwere NervenstSrungen als Folgeerseheinungen der l~Iasern.

F a l l I. Der 1 Jahr alte Patient wurde vor circa vier Wochen (1 Monat nach Beginn eines inzwisehen abgeheilten Masernausschlages ) yon elnem Zittern der linken Extremit~ten und des Kopfes befallen, alas dann aueh die anfangs freigebliebenen Extremit~tea ergriff und w~hrend des Wachens ununterbrochen andauerte. Bel der Aufnahme zeig~ alas mittelgen~hrte, blasse, rhaehitische Kind geringe Flexionsstellung belder Arme im Ellbogen- and Handgelenk, erhShte Patellar- und Kniereflexe und fortw~hrende fibrill~ire Zuckungen der Gesichts- und Augenlider- muskeln, sowie Zittern des Kopfes und der Extremit~ten, besonders deutlich an den H~nden, 3--5real in der Secunde. Diagnose: Tremor, Lamareq ' s ehe r Typus I: Zitterl~hmung, Greisenzittern. Bei ambula- torischer Behandlung auf Verabreichung yon Kal. bromatum und Kr~if- tigung des kind!ichen 0rganismus l=tiickgang der Erscheinungen.

F a l l II. Der 4j~ihrige Patient fiberstand vor nicht ganz ~ Monaten Masern, in deren Prodromalstadium Anfi~lle yon Bewusstlosigkeit und Kr~mpfe in der Dauer yon 3--5 Minuten auftraten, die sieh dreiWoehen nach der Masernerkrankung erneuten. Der Patient zeigt bei der Unter- suchung normale Entwickehng. Keine Anhaltspunkte ffir heredit~re Be- ]astung. Puls ungleichm~issig, Anzeiehen einer psychischen StSrung, Pupillen erweitert, tr~ge reagirend. Best~indiger Weehsel zwisehen Apathie und Unruhe, Ausffihrung unverniinftiger Bewegungen. Morgens Anfiille (bestehend im Aufschreien und clonischen Kr~mpfen und Schaum vor dem Munde), die in tiefen Sehlaf ausgehen und yon starker Steigerang der taktilen Sensibilitiit gefolgt sind. 8--2~ Anfiille in 24 Stunden. Weehsel zwischen guter Stimmung, fi'eiem Sensorium und Erregung, ge- triibtem Sensoriom. Bei der mikroskopisehen Untersuchung tier F~iees werden Eier yon Taenia nana gefunden. Extract ill. mar. erfolglos, Granatwurzeldecoct yon voriibergehendem Erfolg. Die Behandlung konnte nicht zu Ende gefiihrt werden, da Patient die Klinik verliess. Diagnose: acute Psychose maniakalischen Charakters nach M a s e r n. Psyehosen nach Masern beschricben noch H e n o c h , C h a t e l a n i , Demme, K r i i p e l i n , F i n k e l s t e i n , I t i e r o g r i f o w u n d K o w a l e w s k i - - i m Ganzen 10Fiille.

20*

Page 11: Hautkrankheiten

308 Berieht fiber die Leistungen auf dem Gebiete

Erworbene und heredit~re Belastung, Fieber und Ersch6pfung werden yon den genannten Autoren ffir die Aetiologie der Erkrankung herange- zogen. Der Ausgang war meist Heilung.

F a l l III. Ein 9j~hriges M~dehen, deren Augen zwar schwaeh~ aber nie krank waren, erkrankt an Masern ; ira Prod romalstadium Schmerzen in den tI~nden und Ffissen, some heftige Kopfschmerzen. Drei Wochen danaeh ,Trfibe"werden der Augen. Das SehvermSgen nimmt soweit ab, dass Patientin nur mehr hell und dunkel unterscheiden kann. Bei der Harnuntersuchung wird weder Zueker noeh Eiweiss gefunden~ die ophthalmoskopische Untersuchung aber gibt deutlieh das charakteristisehe Bild der Retinitis albuminuriea. Von Zeit zu Zeit starke Hyper~sthesie versehiedener K5rpertheile oder der ganzen Hautoberfli~ehe. Wandernde Schmerzen. Behandlung roborirend: Di~t, Arsen, Salzwannen, Spermin- einspritzungen. Bei der Entlassung ausser etwas gebessertem Ern~hrungs- zustande kein Erfolg. Diagnose : Retinitis pseudoalbuminurica post morbillos.

H o e h s i n g e r (Wien). : Bruck , L. Z u r D i a g n o s e a e r R u b e o l a e . (Der Kinderarzt.

X, 1899.) Namhafte Autoren leugnen unberechtigter Weise die Existenz der

RStheln und halten sie nur ffir eine Variet~t yon Maseru oder Seharlach (Rubeola morbillosa oder searlatinosa). Dies schafft nur Verwirrungen, ja sogar erheblichen Schaden. Die Rubeolen sind, wie B r u c k ausfiihrt, eine selbst~ndige, 2 - 3 Wochea naeh der Infection auftreteade Krank- heir ohne besondere Prodromalsymptome, deren Aussehlag sleh etappen- weise yon oben naeh unten ausbreitet, der Haut ein marmorirtes Aus- sehen verleiht, am zweiten Tage dunkelroth, dann braunroth wird und endlieh in 2--4 Tagen spurlos verschwindet, Ihr Ueberstehen verleiht weder Sehutz vor anderen aeuten Infeetionskrankheiten, noeh vor ihnen selbst. Bemerkenswerth ist die betr~chtliehe Ansehwellung der Lymph- driisen am Nacken. Die bakteriologischen Untersuehungen blieben bisher erfolglos. Zur Illustration theilt B r u c k zwei F~lle (Gesehwister) yon Rubeolae aus seiner Praxis mit. H o c h s i n g e r (Wien).

Rol ly. U e b e r das g l e i c h z e i t i g e Z u s a m m e n t r e f f e n y o n S c h a r l a c h u n d M a s e r n b e i e i n e m u n d d e m s e l b e n I n d i v i d u u m u n d d e r e n g e g e n s e i t i g e B e e i n f l u s s u n g . (Jahrb. f. Kinderheilk. L. ~d., 4. H.)

Die M6gliehkeit einer Combination yon zwei acuten Exanthemen ist trotz der gegentheiligen Ansicht bedeutender ~lterer Autoreu wie H e b r a, T r o u s s e an, M a y r etc. durch zahlreiehe Beobachtungen aus den letzten Deeennien festgestellt. Einen Fall yon gleichzeitigem Zusammen- treffen yon Scharlaeh und Masern bei einem l l/2j/ihrigen M~dchen konnte 1~ o 1 ly an der Vie r o r d t'schen Universit~its-Poliklinik in Heidelberg be- obachten. Das betreffende Kind erkrankte pl6tzlieh unter Erbrechen Fieber, Appetitlosigkeit, Conjunctivitis und Rhinitis und zeigte am zweiten Krankheitstage ein typisehes Seharlaeh-, am dritten ein Masernexauthem (Fehlen der Koplik~sehen Fleeken auf der Wangenschleimhaut). Am

Page 12: Hautkrankheiten

der Dermatologie. 309

achten Tage beginnt das Scharlachexanthem abzublassen, das Masern- exanthem nimmt eine br~unliche F~rbung an. Zwei Tage darauf typische grosslamellSse Abschuppung. Entwickelung yon Furunkeln~ Incision der- selben und endgiltige Genesung nach vorausgegangener nochmaliger Temperatursteigerung. Die charakteristische RSthe des KSrpers~ die Ab- schuppung~ die Angina etc. machen nach der Ansicht des Autors die Diagnose Scharlaeh, die Conjunctivitis, Rhinitis, Bronchitis, die Ar~ des ersten Exanthems und Localisation desselben~ Yerlauf and schliessliche Pigmentirung die Diagnose Morbillen unzweifelhaft. Jede der beiden Erkrankungen verlief so, als ob sic fiir sich allein best~nde.

Eine grosse Anzahl yon Autoren beobachtete das gleichzeitige Auftreten~ respective die unmittelbare Aufeinanderfolge von Scharlach undMasern, so Mon t i , S t e i n e r , S t i l l e r~ R e u ~ - B l a c h e , G r a n c h e r ~ T a y l o r , Morr i son~ Ca ige r , K o h n etc. etc. Ueber die gegenseitige Beeinflussung der beiden Infeetionen in giinstigem oder ungiinstigem Sinne sprachen sich all y diese in verschiedenem Sinne aus.

R o l l y l~sst nur die F~lle yon Ren~-Blache~ M o n t i , Kohn~ S t e i n e r , S t i l l e r , sowie den yon ibm selbst beobachteten aNFalle yon gleichzeitigem Auftreten beider Exantheme gelten, w~hrend er die anderen in der Literatur beschriebenen Beobachtungen, bet denen zwischen dem Auftreten beider Exantheme ein Intervall von mehr als drei Tagen lagi nicht als Coexistenz~ sondern als Aufeinanderfolge beider Krankheiten ansieht. Der Autor neigt der Ansicht zu, dass in ersterem Falle kaum irgend eine gegenseitige Beeinflussung der beiden Erkrankungen zu Stande kommen; liegt aber das Auftreten der Exantheme l~ngere Zeit aus- einander, dann glaubt aucher , ffir Scharlach nach Masern eine giinstige~ ffir i~Iasern nach Schar]ach eine relativ schleehtere Prognose stellen zu sollen. Es liegt jedoch weder fiir diese noch ffir die yon anderer Seite aufgestellten abweichenden Ansiehten eine geniigende Anzahl beweis- kr~ftiger Beobachtungen vor. H o c h s i n g e r (Wien).