Hannes Leidinger/Verena Moritz/Karin Moser 1945–1955 · gung für die Zerstörung des russischen...

40
3 Österreich im 20. Jahrhundert – Inhalt und Aufbau der DVD-Box Unser Geschichtsverständnis wird maßgeblich von Bildern geprägt. Über sie und den Kontext, in dem sie entstanden sind, gilt es, Bilanz zu ziehen. Zudem ist unser Bildgedächtnis immer wieder kritisch zu hinterfragen. Überblick und Neuinterpretation sind daher Voraussetzungen für eine visuelle Zeitge- schichte, die das Filmarchiv Austria mit der DVD-Edition »Österreich im 20. Jahrhundert« bieten will. Die Veröffentlichung vereint dabei alle wesentli- chen Filmdokumente zur Entwicklung des Landes – vom Ende der Kaiserzeit bis zur Gegenwart. Sechs DVDs beleuchten aus innen- und außenpolitischer, aus wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Sicht unterschiedliche Zeitspan- nen, die sich nach Ansicht der Gestalter durch einschneidende Ereignisse und spezifische Problemlagen voneinander unterscheiden. Am Anfang steht der Ausklang einer Epoche, die späte Donaumonarchie: Das Fin de Siècle mit all seinen gesellschaftlichen und politischen Umbrüchen, seinen wissenschaftlichen und kulturellen Leistungen, seinen nationalen Be- wegungen und Zerwürfnissen, die im Ersten Weltkrieg enden, soll durch kon- servierte und restaurierte Filme, beginnend mit dem Jahr 1896, in Erinnerung gerufen werden. Nach dem »Tod des Doppeladlers« im Jahr 1918 werden die Erste Re- publik und das autoritär-faschistische Regime in der Zwischenkriegszeit beleuchtet. Eine Konfliktgesellschaft präsentiert sich in Bildern und Gegen- bildern. Sie verweisen auf innen- und außenpolitische Kämpfe, auf fehlendes Demokratiebewusstsein, den ökonomischen Zusammenbruch und soziale Spannungen, auf den Versuch, an alten Machtpositionen und Denkstruk- turen festzuhalten, und den Traum vom vereinten »Großdeutschland«. Hannes Leidinger / Verena Moritz / Karin Moser 1945–1955 Der Weg zum Staatsvertrag

Transcript of Hannes Leidinger/Verena Moritz/Karin Moser 1945–1955 · gung für die Zerstörung des russischen...

Page 1: Hannes Leidinger/Verena Moritz/Karin Moser 1945–1955 · gung für die Zerstörung des russischen Kapitalstocks vor 1945 und bildete schließlich aus 300 Betrieben ein ostösterreichisches

3

Österreich im 20. Jahrhundert – Inhalt und Aufbau der DVD-Box

Unser Geschichtsverständnis wird maßgeblich von Bildern geprägt. Über sie und den Kontext, in dem sie entstanden sind, gilt es, Bilanz zu ziehen. Zudem ist unser Bildgedächtnis immer wieder kritisch zu hinterfragen. Überblick und Neuinterpretation sind daher Voraussetzungen für eine visuelle Zeitge-schichte, die das Filmarchiv Austria mit der DVD-Edition »Österreich im 20. Jahrhundert« bieten will. Die Veröffentlichung vereint dabei alle wesentli-chen Filmdokumente zur Entwicklung des Landes – vom Ende der Kaiserzeit bis zur Gegenwart. Sechs DVDs beleuchten aus innen- und außenpolitischer, aus wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Sicht unterschiedliche Zeitspan-nen, die sich nach Ansicht der Gestalter durch einschneidende Ereignisse und spezifische Problemlagen voneinander unterscheiden.

Am Anfang steht der Ausklang einer Epoche, die späte Donaumonarchie: Das Fin de Siècle mit all seinen gesellschaftlichen und politischen Umbrüchen, seinen wissenschaftlichen und kulturellen Leistungen, seinen nationalen Be-wegungen und Zerwürfnissen, die im Ersten Weltkrieg enden, soll durch kon-servierte und restaurierte Filme, beginnend mit dem Jahr 1896, in Erinnerung gerufen werden.

Nach dem »Tod des Doppeladlers« im Jahr 1918 werden die Erste Re-publik und das autoritär-faschistische Regime in der Zwischenkriegszeit beleuchtet. Eine Konfliktgesellschaft präsentiert sich in Bildern und Gegen-bildern. Sie verweisen auf innen- und außenpolitische Kämpfe, auf fehlendes Demokratiebewusstsein, den ökonomischen Zusammenbruch und soziale Spannungen, auf den Versuch, an alten Machtpositionen und Denkstruk-turen festzuhalten, und den Traum vom vereinten »Großdeutschland«.

Hannes Leidinger / Verena Moritz / Karin Moser

1945–1955Der Weg zum Staatsvertrag

Page 2: Hannes Leidinger/Verena Moritz/Karin Moser 1945–1955 · gung für die Zerstörung des russischen Kapitalstocks vor 1945 und bildete schließlich aus 300 Betrieben ein ostösterreichisches

4 5

Das schwer Vermittelbare steht nicht zuletzt im Mittelpunkt des dritten Zeit-abschnitts. Die Jahre, in denen Österreich dem »Dritten Reich« angehörte, sind daher nicht allein im Zusammenhang mit dem »Anschluss«, dem Ver-lauf und den Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges zu zeigen. Rassismus und Antisemitismus, Themen, die in allen Epochen traurige Bedeutung er-langen, werden mit der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft zum kaum visualisierbaren Massenverbrechen: Nur wenige Filmdokumente zei-gen Ausgrenzung, Verfolgung und »Ausmerzung« der Andersdenkenden und »Andersartigen«.

Unter weitgehender Ausblendung der NS-Gräuel pflegt dann im vierten Teil die junge Zweite Republik unter anderem mithilfe der staatlichen austria wochenschau das Selbstbild patriotischer Einigkeit. Der Kleinstaat wird nun, anders als nach 1918, bejaht. Das »Wir-Gefühl« verstärkt sich durch die vier fache alliierte Besatzung. Die nationale Identität knüpft dabei zum Teil an den Bildkanon der Dreißigerjahre an.

Eine Kultur-, Tourismus- und Sport-»Großmacht« verdeckt ihre inneren Widersprüche. Proporz, Sozialpartnerschaft und wirtschaftlicher Aufschwung erweisen sich in dieser Hinsicht als nützlich. Im fünften Zeitabschnitt geht es darum ebenso wie um die Entwicklung der neutralen Alpenrepublik vor dem Hintergrund des Kalten Krieges.

Diese Konsolidierungsphase leitet über zu den Alleinregierungen ab der Mitte der Sechzigerjahre, zur darauf folgenden Reformphase und verspäteten Rezeption der Studentenbewegung von 1968.

Die sechste DVD, die das letzte Kapitel der jüngeren österreichischen Ver-gangenheit behandelt, erschließt dazu auch Filmquellen etwa zur Neuposi-tionierung Österreichs mit dem Fall des Eisernen Vorhangs und dem Beitritt zur Europäischen Union.

Grundsätzlich ist festzuhalten, dass die zur Veranschaulichung der Ge-schichte Österreichs im 20. Jahrhundert verwendeten Filmdokumente ihrer Provenienz entsprechend quellenkritisch aufbereitet und kontextualisiert sind. Sie fügen sich in ein gestalterisches Konzept ein, das große politische Entwicklungslinien in Form von Längsschnitten aufzeigt. Dadurch werden Kontinuitäten sichtbar, zum Beispiel in der Frage des Antisemitismus, im weitgehenden Fehlen eines liberalen Gedankenguts und im Hang zu sozial-kooperativen Systemen. Ebenso treten Brüche und Transformationsprozesse zutage, etwa beim Übergang vom Großraumdenken zur Kleinstaatsmentali-tät, von der Mangel- zur Überflussgesellschaft oder von der Industriegläu-bigkeit der Nachkriegszeit zur ökologischen Bewegung der Siebziger- und

Page 3: Hannes Leidinger/Verena Moritz/Karin Moser 1945–1955 · gung für die Zerstörung des russischen Kapitalstocks vor 1945 und bildete schließlich aus 300 Betrieben ein ostösterreichisches

4 5

Achtzigerjahre. Andererseits werden aber auch Zäsuren im Sinne der Ereig-nisgeschichte berücksichtigt und überdies gesellschaftliche Rahmenbedin-gungen abgedeckt. Wirtschaft, Tourismus, Kunst, Kultur, Wissenschaft, Bil-dung, Sport und Technik spielen ebenso eine Rolle wie sozialgeschichtliche Aspekte, die Problematik der nationalen Selbstdarstellung oder die jeweilige Sicht auf das Rollenverständnis der Geschlechter.

Jede DVD ist in einzelne große Themenblöcke gegliedert, denen als Ori-entierungshilfe entsprechende historische Grundinformationen vorangestellt sind. Der Kurzinhalt der Filmbeiträge ist im Booklet nachzulesen. Es gibt auch entsprechende filmografische Angaben, die auf die Herkunft sowie das Entstehungsjahr des Filmdokuments verweisen. Manche Beiträge auf den DVDs bestehen aus zwei oder mehreren unterschiedlichen Filmdokumenten. Sie sind durch Zwischentitel sichtbar voneinander getrennt. Darüber hinaus finden sich auf den einzelnen DVDs Sammlungen mit Kurzbiografien zu den wichtigsten historischen Persönlichkeiten, die in den ausgewählten Filmauf-nahmen zu sehen sind.

1945–1955 – Der Weg zum Staatsvertrag

Im Frühjahr 1945 ist der Zweite Weltkrieg zu Ende. Österreich, seit dem »Anschluss« 1938 Teil des »Dritten Reichs«, steht vor einer ungewissen Zu-kunft. Die Alliierten – Amerikaner, Briten, Franzosen und Russen – haben das Land besetzt. Obwohl die Geburtsstunde der Zweiten Republik bereits in den April 1945 fällt, heißt es zehn Jahre warten, bis die Großmächte Ös-terreich in die volle Souveränität entlassen: Am 15. Mai 1955 wird in Wien der Staatsvertrag unterzeichnet. Die DVD illustriert anhand zahlreicher

Die Vier im Jeep, ca. 1946 die stimme österreichs, A 1953

Page 4: Hannes Leidinger/Verena Moritz/Karin Moser 1945–1955 · gung für die Zerstörung des russischen Kapitalstocks vor 1945 und bildete schließlich aus 300 Betrieben ein ostösterreichisches

6 7

Filmbeiträge Entwicklungen in den Jahren 1945 bis 1955, ergänzt durch In-formationstexte zu den dargestellten Themen. Sie dokumentiert neben den politischen Ereignissen auch wirtschaftliche, soziale, kulturelle und alltags-geschichtliche Aspekte, die das Jahrzehnt nach 1945 prägten und Österreich formten.

1. Die Alliierten

Österreich soll als unabhängiger Staat wiedererstehen, verkündeten Großbri-tannien, die USA und die UdSSR in der Moskauer Deklaration vom 1. No-vember 1943. Doch noch waren die Kämpfe nicht zu Ende. NS-Propagan-daminister Joseph Goebbels hatte den »totalen Krieg« heraufbeschworen. Nun kam er über das Hinterland. Luftangriffe töteten in der »Ostmark« ca. 20.000 Menschen. Dann folgten die alliierten Bodentruppen, allen voran die Sowjetstreitkräfte. Während SS-Standgerichte noch wahre Blutorgien zele-brier ten, tobte an den Fronten der »reguläre Krieg«. Allein bei der Schlacht um Wien starben 19.000 Wehrmachts- und 18.000 Sowjetsoldaten. Im Zuge der Kampfhandlungen wurden dann auch Konzentrationslagerhäftlinge be-freit. Der Waffenstillstand, bei dem in Österreich 1,5 Millionen Soldaten der Wehrmacht und ihrer Verbündeten kapitulierten, brachte aber noch keinen Frieden. Plünderungen und Vergewaltigungen durch Besatzungstruppen waren speziell im Osten des Landes an der Tagesordnung. Viele Österreicher empfanden das Ende des Krieges nicht als Befreiung, sondern als Niederlage. (➔ Film 1, 2)

Die alliierten Kommandos versuchten indes Ordnung zu schaffen. Am 9. Juli 1945 einigten sich die Besatzungsmächte über die Zoneneinteilung in Österreich. Die UdSSR erhielt Niederösterreich, das Burgenland und Oberös-terreich nördlich der Donau, die USA Salzburg, Oberösterreich südlich der Donau und das steirische Ausseerland, Großbritannien Kärnten, Osttirol und die Steiermark ohne Ausseerland, Frankreich Vorarlberg und Tirol ohne Osttirol. Besonders langwierig gestalteten sich die Verhandlungen über Wien. Schließlich kam man überein, die Innenstadt von der Zoneneinteilung auszunehmen. Der 1. Bezirk mit den meisten Regierungsämtern erhielt den Status eines internationalen, turnusmäßig jeden Monat von einem anderen Bündnispartner verwalteten Sektors. (➔ Film 3)

Konfliktreich gestalteten sich von Beginn an die Debatten um das »gesamt-europäische Deutsche Eigentum«, von dem 62 Prozent in der »Ostmark«

Page 5: Hannes Leidinger/Verena Moritz/Karin Moser 1945–1955 · gung für die Zerstörung des russischen Kapitalstocks vor 1945 und bildete schließlich aus 300 Betrieben ein ostösterreichisches

6 7

situiert waren. Darunter verstand die UdSSR das vor 1938 in deutscher Hand befindliche Vermögen ebenso wie alle Unternehmen, die bis 1945 in deutschen Besitz übergegangen bzw. in dieser Zeit errichtet oder ausgebaut worden waren. Solche Werte beanspruchte trotz Verstaatlichungsgesetz des Wiener Parlaments die Sowjetunion für sich. Sie sah darin eine Entschädi-gung für die Zerstörung des russischen Kapitalstocks vor 1945 und bildete schließlich aus 300 Betrieben ein ostösterreichisches Wirtschaftsimperium, die USIA, mit 40.000 Beschäftigten im Jahr 1950. Im Westen zweifelte man indes an der Lebensfähigkeit der Alpenrepublik. Ökonomische Gegenstrate-gien waren die Folge. 1947 wurde zunächst ein Hilfsabkommen zwischen den USA und Österreich unterzeichnet. (➔ Film 4)

Dass sich die Besatzung Österreichs insgesamt unter günstigeren Vorausset-zung vollzog als in Deutschland, bewies die interalliierte Verwaltung und Kontrolle der Bundeshauptstadt. Anders als in Berlin gab es in Wien daher eine gemeinsame Klammer für die Funktionsfähigkeit der alliierten Admi-nistration. Die Überwachung oblag den »Vier im Jeep«. Amerikaner, Russen, Franzosen und Briten versahen den Dienst gemeinsam. Die »Vier im Jeep« wurden zum Symbol der noch nicht vollständig wiedererlangten Souveränität des Landes. Sie standen aber auch für eine mögliche Verständigung der Alli-ierten, nicht zuletzt in Hinblick auf Österreichs Zukunft. (➔ Film 5)

Vor allem für die Westmächte war ein ökonomisch erstarkendes Öster reich von Bedeutung. Die zahlreichen Unterstützungsaktionen der westlichen Alli-ierten für Österreich waren nicht zuletzt mit dem Ziel verbunden, die West-orientierung des Landes im politischen wie ökonomischen Sinne zu sichern. Neben der Bereitstellung finanzieller Mittel wurden diverse Sachgüter zur Ver-fügung gestellt, Österreicherinnen Arbeitsmöglichkeiten in Großbritannien offeriert und Großstadtkinder zur Erholung aufs Land geschickt. (➔ Film 6)

josef stalin gestorben, a 1953 [westliche hilfe], a 1948

Page 6: Hannes Leidinger/Verena Moritz/Karin Moser 1945–1955 · gung für die Zerstörung des russischen Kapitalstocks vor 1945 und bildete schließlich aus 300 Betrieben ein ostösterreichisches

8 9

Schon früh versuchte man auch seitens Österreichs die Verhandlungen über einen Staatsvertrag in Gang zu setzen. Doch bald schon verhinderte der Kalte Krieg, der 1947/48 in eine heiße Phase eintrat, ein Vorankommen der Gespräche. Erst nach Stalins Tod gab es Anzeichen für eine Entspannung zwischen den Supermächten. (➔ Film 7)

Die Filmdokumente

(1) DIE STIMME ÖSTERREICHS

A 1953, Ton, s/w, LÄNGE: 3’14’’PRODUKTION: Willi Forst-Film, Auftraggeber: US-Information Service, REGIE: Karl Hans Langbein, SPREcHERIN: Judith Holzmeister

Bilder von den letzten militärischen Kämpfen, von Befreiung und Gefangen-schaft, von der Unterzeichnung der Kapitulation bis zu den ersten Kriegsver-brecherprozessen visualisieren die Lage Österreichs im Frühjahr 1945.

(2) ENTHÜLLUNG DES DENKMALS DER ROTEN ARMEE

A 1945, Ton, s/w, LÄNGE: 14’8’’PRODUKTION: Sowjetischer Informationsdienst

Drei verschiedene Begebenheiten: Die Feierlichkeiten anlässlich der Enthül-lung des sowjetischen Befreiungsdenkmals am Schwarzenbergplatz in Wien, die erste Zusammenkunft der alliierten Oberbefehlshaber sowie die Konfe-renz des Alliierten Rates im »Haus der Industrie«.

(3) ZEITGESCHEHEN – SCHNELL GESEHEN, NR. 1

A 1945, Ton, s/w, LÄNGE: 40’’PRODUKTION: Wien-Film/Sowjetischer Informationsdienst

Die allmonatliche alliierte Übergabe der Kommandogewalt in Wien – ein militärischer Akt.

Page 7: Hannes Leidinger/Verena Moritz/Karin Moser 1945–1955 · gung für die Zerstörung des russischen Kapitalstocks vor 1945 und bildete schließlich aus 300 Betrieben ein ostösterreichisches

8 9

(4) USA – HILFE FÜR UNS(Aus: WELT IM FILM Nr. 132/1947)

A 1947, Ton, s/w, LÄNGE: 59’’PRODUKTION: welt im film im Auftrag der amerikanischen und briti-schen Besatzungsmacht

Der amerikanische Außenminister Marshall über die Übergangshilfe für Ös-terreich im Ausmaß von 42 Millionen US-Dollar.

(5) AUTODIEBSTAHL (DIE VIER IM JEEP)(Aus: WELT IM FILM Nr. 100/1947)

A 1947, Ton, s/w, LÄNGE: 1’40’’PRODUKTION: WELT IM FILM im Auftrag der amerikanischen und briti-schen Besatzungsmacht

»Kampf gegen Vergehen und Verbrechen« – die Aufgaben der »Vier im Jeep« in Wien.

(6) [WESTLICHE HILFE](Aus: WELT IM FILM Nr. 164/1948)

A 1948, Ton, s/w, LÄNGE: 2’PRODUKTION: WELT IM FILM im Auftrag der amerikanischen und briti-schen Besatzungsmacht

In Villach werden österreichische Frauen verabschiedet, die Arbeit in der eng-lischen Textilindustrie gefunden haben. Großstadtkinder werden aufs Land verschickt, und die Briten stellen der österreichischen Zollwache Motorräder zur Verfügung.

(7) JOSEF STALIN GESTORBEN(Aus: AUSTRIA WOcHENScHAU Nr. 11/1953)

A 1953, Ton, s/w, LÄNGE: 2’25’’PRODUKTION: Austria Wochenschau GesmbH

Im März 1953 stirbt Josef Stalin, der »rote Diktator«, der die Sowjetunion mit Säuberungswellen in Schrecken versetzt und Millionen in den Tod ge-schickt hatte. Der Nachruf der austria wochenschau.

Page 8: Hannes Leidinger/Verena Moritz/Karin Moser 1945–1955 · gung für die Zerstörung des russischen Kapitalstocks vor 1945 und bildete schließlich aus 300 Betrieben ein ostösterreichisches

10 11

2. Das politische Österreich

Der 27. April 1945 ist der Geburtstag der Zweiten Republik. Der Provisori schen Regierung unter der Führung Karl Renners gehörten zehn Sozialisten, neun ÖVP-Mitglieder, sieben Kommunisten und drei Parteilose an. Das Allparteien-kabinett, in dem die KPÖ mit dem Innen- und Unterrichtsressort Schlüsselposi-tionen erhielt, wurde von den Sowjetrepräsentanten umgehend anerkannt und proklamierte noch am selben Tag die Selbstständigkeit Österreichs. Im Westen reagierte man auf diese Entwicklung allerdings mit Argwohn. England, das in Renner eine Marionette des Kremls sah, legte am 29. April bei den sowjetischen Behörden Protest gegen den einseitigen Schritt der UdSSR ein.

Im September 1945 ging Karl Renner daran, Länderkonferenzen nach Wien zu berufen. In diesem Zusammenhang wurde die Erweiterung des Allparteienkabinetts durch Politiker aus den westlichen Bundesländern be-schlossen. Diesem eindeutigen Bekenntnis zu einem unteilbaren Österreich folgte am 20. Oktober ein Beschluss der Besatzungsmächte über die »Aus-dehnung der Autorität der erweiterten Provisorischen Regierung Renner auf ganz Österreich«. Letztere müsse dafür, so die Militärkommissare, die Kon-trollbefugnisse des Alliierten Rates anerkennen und sich zur Abhaltung von freien Wahlen verpflichten. (➔ Film 1, 2)

Die ersten Nationalratswahlen der Zweiten Republik fanden am 25. No vember 1945 unter Ausschluss aller Mitglieder und Parteianwärter der NSDAP, der SS und der SA statt. Die Stimmenauszählung erbrachte 49,8 Prozent (85 Mandate) für die ÖVP, 44,6 Prozent (76 Mandate) für die SPÖ und 5,4 Prozent (4 Mandate) für die KPÖ. Verlierer waren die Kommu-nisten, die später auch vom Verband der Unabhängigen (VdU) als Vorgän-gerorganisation der FPÖ stimmenmäßig überholt wurden. Ende der Vier-

die stimme österreichs, A 1953 die ungleichen brüder, A 1949

Page 9: Hannes Leidinger/Verena Moritz/Karin Moser 1945–1955 · gung für die Zerstörung des russischen Kapitalstocks vor 1945 und bildete schließlich aus 300 Betrieben ein ostösterreichisches

10 11

zigerjahre bildete sich damit erneut jenes Drei-Parteien-System, das bei den Deutschösterreichern der späten Donaumonarchie entstanden war und mit geänderter Machtverteilung bis 1933 bestanden hatte. (➔ Film 3, 4)

Die ÖVP-SPÖ-Koalition und das von den beiden Großparteien domi nierte Parlament verfügten bereits ab 1946 zunehmend über einen größeren Hand-lungsspielraum. Damals hatten nämlich die Alliierten im zweiten Kontrollab-kommen ihre eigenen Befugnisse eingeschränkt. Den neuen Freiheiten folgten Pflichten und vor allem wirtschaftspolitische Herausforderungen. Im August 1947 trat das erste Lohn- und Preisabkommen, das dem Schwarzhandel entgegenwirken und die Inflation eindämmen sollte, in Kraft. Gemäß Ver-einbarung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern wollte man dadurch die Löhne um 250, die Preise von Industriewaren um 200 bis 500 und von Agrarerzeugnissen um 190 Prozent erhöhen. Das vierte Lohn- und Preisab-kommen, das die Sozialpartner nach der Kürzung der US-Hilfe ausgehandelt hatten, löste in Anbetracht der zu erwartenden Teuerungswelle Unruhen un-ter der Arbeiterschaft aus. Am 26. September 1950 waren etwa 120.000 Be-schäftigte im Ausstand, davon 40.000 aus den sowjetisch dominierten USIA-Betrieben. Die KPÖ, die sich vor die Streikenden stellte, fand jedoch selbst in der UdSSR keinen entschlossenen Verbündeten. Die »Sowjets« behinderten zwar Polizeieinsätze gegen Streikaktionen. Deren Fortsetzung scheiterte dann aber sowohl an den Beschäftigten als auch an der Zurückhaltung Moskaus. (➔ Film 5, 6, 7)

Obwohl ÖVP und SPÖ sich an den Westmächten orientierten und gemein-sam gegen einen zu großen Einfluss der Sowjetunion ankämpften, konnte das Lagerdenken nicht völlig überwunden werden. Die ÖVP sah noch im-mer den »Weltbolschewismus« und mit ihm den Marxismus als Hauptfeind der eigenen Bewegung an. Damit standen auch die ideologischen Grund lagen

[demonstration im september 1950], A 1950

Page 10: Hannes Leidinger/Verena Moritz/Karin Moser 1945–1955 · gung für die Zerstörung des russischen Kapitalstocks vor 1945 und bildete schließlich aus 300 Betrieben ein ostösterreichisches

12 13

des österreichischen Sozialismus am Pranger. Während man auf höchster Regierungsebene zusammenarbeitete, lebten hinter den Kulissen Feindbilder der Ersten Republik weiter. Das Bürgerkriegsjahr 1934 wurde eher verdrängt als aufgearbeitet. Resultat dieser Haltung war die Proporzdemokratie. Vom Sportverein bis zur alpinen Schutzhütte unterlag alles einer parteipolitischen Zuordnung. (➔ Film 8, 9)

Der Konflikt zwischen Ost und West war somit allgegenwärtig und zögerte vor allem die Staatsvertragsverhandlungen immer wieder hinaus. Die Wiener Regierung wandte sich daher an die Vereinten Nationen, deren Vollversamm-lung auf Antrag Brasiliens am 20. Oktober 1952 eine Resolution annahm, in der von den Großmächten eine Einigung über den Staatsvertrag und die Wie-derherstellung von Österreichs Souveränität gefordert wurde. Die Ostblock-länder und einige andere Staaten nahmen an der Abstimmung jedoch nicht teil. Schon zuvor hatte die Sowjetunion am 14. August einen Kurzvertrag des Westens zurückgewiesen, der weder auf Entmilitarisierungs- und Entnazi-fizierungsproblematiken noch auf die Ablöse des »Deutschen Eigentums« eingegangen war. Der Staatsvertrag und das Ende der alliierten Besatzung ließen weiter auf sich warten. Fortschritte in den Verhandlungen wollte je-doch jede der Großparteien letztlich für sich beanspruchen. (➔ Film 10, 11)

Die Filmdokumente

(1) DIE STIMME ÖSTERREICHS

A 1953, Ton, s/w, LÄNGE: 34’’PRODUKTION: Willi Forst-Film, Auftraggeber: US-Information Service, REGIE: Karl Hans Langbein, SPREcHERIN: Judith Holzmeister

27. April 1945: Der Einzug der österreichischen Regierung in das Parlament in Wien.

(2) ZEITGESCHEHEN – SCHNELL GESEHEN, NR. 2

A 1945, Ton, s/w, LÄNGE: 1’17’’PRODUKTION: Wien-Film/Sowjetischer Informationsdienst

Die erste Konferenz der österreichischen Bundesländer: Karl Renner hält in seiner Rede die Bedeutung dieser Zusammenkunft für Österreichs Zukunft fest.

Page 11: Hannes Leidinger/Verena Moritz/Karin Moser 1945–1955 · gung für die Zerstörung des russischen Kapitalstocks vor 1945 und bildete schließlich aus 300 Betrieben ein ostösterreichisches

12 13

(3) [NATIONALRATSWAHLEN 1949]

A 1949, stumm, s/w, LÄNGE: 2’9’’PRODUKTION: unbekannt(Aus der Sammlung des Historischen Archivs des ORF)

Urnengang 1949: Wahlwerbung im Nachkriegsalltag.

(4) GROSSKUNDGEBUNG BEI ENGELMANN(Aus: WIR SIND DABEI Nr. 17/1949)

A 1949, Ton, s/w, LÄNGE: 2’2’’PRODUKTION: Sowjetischer Informationsdienst

Die sowjetische Wochenschau präsentiert die KPÖ als »Massenbewegung«. Eine Wahlveranstaltung der ÖVP mit Leopold Figl folgt. Der gewählte Bild-ausschnitt erweckt den Eindruck, dass nur eine kleine Gruppe dem Kanzler zuhört.

(5) DIE UNGLEICHEN BRÜDER(Aus: AUSTRIA WOcHENScHAU Nr. 5/1949)

A 1949, Ton, s/w, LÄNGE: 1’52’’PRODUKTION: Austria Wochenschau GesmbH

Die Preise steigen, die Löhne sind zu gering. In diesem Beitrag widmet man sich der Problematik auf anschauliche Weise.

(6) ARBEITERPROTESTE GEGEN NEUE MASSENSTEUERN(Aus: WIR SIND DABEI Nr. 9/1949)

A 1949, Ton, s/w, LÄNGE: 3’20’’PRODUKTION: Sowjetischer Informationsdienst

Protestaktionen anlässlich des dritten Lohn- und Preisabkommens: Die Op-fer werden gezeigt, die »Schuldigen« angeprangert, die Massen mobilisieren sich und geraten in einen Konflikt mit der Polizei.

Page 12: Hannes Leidinger/Verena Moritz/Karin Moser 1945–1955 · gung für die Zerstörung des russischen Kapitalstocks vor 1945 und bildete schließlich aus 300 Betrieben ein ostösterreichisches

14 15

(7) [DEMONSTRATION IM SEPTEMBER 1950]

A 1950, stumm, s/w, LÄNGE: 1’32’’PRODUKTION: unbekannt

Die Angst vor einer neuen Teuerungswelle löst einen Massenprotest aus. Der Streik im September 1950 bringt die österreichische Innenpolitik in Turbu-lenzen.

(8) 1. MAI 1952(Aus: AUSTRIA WOcHENScHAU Nr. 19/1952)

A 1952, Ton, s/w, LÄNGE: 1’20’’PRODUKTION: Austria Wochenschau GesmbH

Straßenumzüge auf der Wiener Ringstraße: Die SPÖ verleiht der Hoffnung auf ein baldiges Ende der Besatzung Ausdruck.

(9) MATINEE DER ÖVP(Aus: AUSTRIA WOcHENScHAU Nr. 2/1953)

A 1953, Ton, s/w, LÄNGE: 1’29’’PRODUKTION: Austria Wochenschau GesmbH

Die ÖVP im Wahlkampf. Der Hauptgegner wird benannt: der »Welt-bolschewismus« und mit ihm der Marxismus. Die Feindbilder der Ersten Republik leben weiter.

(10) ÖSTERREICH-DEBATTE VOR DER UNO(Aus: AUSTRIA WOcHENScHAU Nr. 3/1953)

A 1953, Ton, s/w, LÄNGE: 1’50’’PRODUKTION: Austria Wochenschau GesmbH

Die Österreich-Problematik auf der Tagesordnung der UNO. Der Appell des österreichischen Außenministers Karl Gruber um die Unterstützung der Ver-einten Nationen für Österreichs Unabhängigkeit.

Page 13: Hannes Leidinger/Verena Moritz/Karin Moser 1945–1955 · gung für die Zerstörung des russischen Kapitalstocks vor 1945 und bildete schließlich aus 300 Betrieben ein ostösterreichisches

14 15

(11) PARTEITAG DER SPÖ(Aus: AUSTRIA WOcHENScHAU Nr. 47/1955)

A 1955, Ton, s/w, LÄNGE: 1’58’’PRODUKTION: Austria Wochenschau GesmbH

SPÖ-Parteitag 1955: Der Staatsvertrag ist unterzeichnet. Der Blick zurück auf die Ereignisse des Jahres scheint sich jedoch zu verengen: Man betont bewusst die Leistungen der eigenen Partei.

3. Schatten der Vergangenheit

Das Gedenken an die Opfer des Faschismus nahm die Nachkriegsgesellschaft zwiespältig auf. Einerseits vermochte man damit den Opferstatus Öster reichs zu untermauern; andererseits fühlte sich die große Zahl von Mitläufern und Mitgliedern der NSDAP kompromittiert. Der Widerspruch forderte die Be-reitschaft zur Verdrängung. Dem offenkundigen Schweigen aber stand wie-derum ein nicht immer unterschwelliges Einverständnis mit den nationalso-zialistischen Ideen gegenüber. Nur kurze Zeit setzten die Alliierten auf eine strenge Entnazifizierung, in deren Folge das größte Internierungslager für Nationalsozialisten und Kriegsverbrecher in Glasenbach eingerichtet wurde. Zeitweilig waren hier bis zu 12.000 Menschen inhaftiert. In derartigen In-ternierungslagern sollte unter anderem die Entnazifizierung durchgeführt werden. Bestrafung und »Umerziehung« bewirkten jedoch das Gegenteil. Unter den Lagerinsassen verstärkte sich das Gefühl, selbst »Unrecht« zu er-leiden. (➔ Film 1, 2)

Im Zuge der Entnazifizierung wurden 137.000 Fälle vor österreichischen Gerichten behandelt. Ein Verfahren gegen den SS-Führer Leo Pilz und vierzehn Gefängniswärter der Haftanstalt Stein, die unmittelbar vor dem Einmarsch der Roten Armee 229 Häftlinge sowie fünf Justizwachebeamte erschießen ließen, endete mit 5 Todesurteilen. Der Prozess gegen Guido Schmidt, den Staatssekretär und späteren Minister für Äußeres in der Schuschnigg-Regierung, begann im Jahr 1947. Ihm wurde vorgeworfen, unter Täuschung Schuschniggs die Machtergreifung der NSDAP gefördert zu haben. Während der Verhandlungen trat als Zeuge Bundeskanzler Figl auf, der bis 1938 eine

Page 14: Hannes Leidinger/Verena Moritz/Karin Moser 1945–1955 · gung für die Zerstörung des russischen Kapitalstocks vor 1945 und bildete schließlich aus 300 Betrieben ein ostösterreichisches

16 17

die stimme österreichs, A 1953 prozess der ss, A 1946

Page 15: Hannes Leidinger/Verena Moritz/Karin Moser 1945–1955 · gung für die Zerstörung des russischen Kapitalstocks vor 1945 und bildete schließlich aus 300 Betrieben ein ostösterreichisches

16 17

hohe Position innegehabt hatte. Der Prozess endete schließlich mit einem Freispruch. Der Verdacht, Schmidt habe mit Hermann Göring geheime Ab-sprachen getroffen, wurde aber nicht ausgeräumt.

Der Kalte Krieg brachte die Entnazifizierung letztlich zum Erliegen. West-mächte und frühere Nationalsozialisten entdeckten den Kommunismus als gemeinsamen Feind. Dazu passten in gewisser Weise die »antibolschewis-tische« Haltung als Folge der NS-Propaganda und die Übergriffe sowjeti-scher Truppen zu Kriegsende. Österreich wiederum stand vor der Integration der »Ehemaligen«. Mit der Minderbelastetenamnestie von 1948, die 480.000 Personen betraf, begannen die Parteien um dieses Wählerpotenzial zu buhlen. NS-Gedankengut blieb dabei salonfähig. Für die Opfer des »Dritten Reiches« hingegen zog sich die »Wiedergutmachung« hin. (➔ Film 3, 4)

1945 lebten eine Million fremdsprachige und 600.000 deutschsprachige Displaced Persons (DPs) in der Alpenrepublik – »Verschleppte«, Flüchtlinge, Zwangsdeportierte und ehemalige Kriegsgefangene. Vertriebene aus der Tschechoslowakei kamen hinzu. Allein in Wien gab es im Jahr 1946 54.500 DPs. Weitere 46.000 Ausländer hatten bis dahin um Aufenthaltsgenehmi-gung angesucht. Noch viel mehr »Landfremde« befanden sich aber unter anderem in Oberösterreich. Hier registrierte man Ende 1946 210.000 DPs. Gegenüber diesen Menschen, von denen viele oft jahrelang und unter un-menschlichen Bedingungen zur Zwangsarbeit herangezogen worden waren, entwickelte sich keine angemessene Haltung. Ihre Heimkehr setzte vielmehr einen Schlusspunkt unter ein weiteres Kapitel der verdrängten Schuld. Erst in den letzten Jahren machten Diskussionen rund um das Thema »Restitu-tion« wieder auf das Schicksal dieser Opfer des NS-Regimes aufmerksam. (➔ Film 5, 6)

Signifikant war auch das mehr als reservierte Verhältnis zu jüdischen Flüchtlingen, die sich auf dem Weg nach Palästina vorübergehend in Ös-terreich aufhielten. 150.000 Juden flohen vor osteuropäischen Pogromen nach Österreich. Von hier wollten sie nach Palästina oder in andere Länder emigrieren. Angesichts eines derartigen Exodus befürchtete die Regierung »Überfremdung«. Von den Amerikanern »privilegiert« behandelt, wurden die jüdischen Flüchtlinge Ziel eines rasch wiederauflebenden Antisemitismus. Von einem angemessenen Umgang mit den im »Dritten Reich« aus rassischen oder politischen Gründen Verfolgten war man weit entfernt. (➔ Film 7)

Während das offizielle Österreich auf die Rückkehr der jüdischen Mit-bürger wenig Wert legte, feierte man umso nachdrücklicher die Heimkehr der Kriegsgefangenen. Im Großen und Ganzen war deren Rückführung aus

Page 16: Hannes Leidinger/Verena Moritz/Karin Moser 1945–1955 · gung für die Zerstörung des russischen Kapitalstocks vor 1945 und bildete schließlich aus 300 Betrieben ein ostösterreichisches

18 19

den meisten Staaten bis Ende 1946 abgeschlossen. Die Ausnahme bildete die Sowjetunion. Von dort traf am 12. September 1947 der erste große Heim-kehrertransport mit 1.199 Männern am Bahnhof Wiener Neustadt ein. Im selben Jahr waren es insgesamt 34 größere Transporte, die knapp 48.000 Österreicher aus der UdSSR zurückbrachten. Für die Familien bedeutete die Gefangenschaft ihrer Angehörigen eine besondere Belastung. Speziell die Leistungsfähigkeit und Fantasie der Frauen waren gefordert, um das Überle-ben in der Nachkriegszeit zu sichern. Die Integration der Heimkehrer gestal-tete sich indes schwierig. Sie fanden ein ihnen fremdes Land mit veränderten Bedingungen vor und mussten sich erst wieder eingewöhnen. An eine baldige Wiedereingliederung ins Berufsleben konnten zudem viele ehemalige Kriegs-gefangene noch nicht denken. Die Züge beförderten speziell anfangs Kranke und Invalide. Lange Krankenhausaufenthalte und Genesungsprozesse waren notwendig, um die psychischen und physischen Folgeerscheinungen der Ge-fangenschaft halbwegs zu überwinden.

Mit dem Schicksal der Kriegsheimkehrer identifizierte sich eine öster-reichische Nachkriegsgesellschaft, die sich vorwiegend als Opfer von Krieg und Faschismus empfand. (➔ Film 8, 9, 10)

die stimme österreichs, A 1953 wiedersehen in der heimat, A 1953

Page 17: Hannes Leidinger/Verena Moritz/Karin Moser 1945–1955 · gung für die Zerstörung des russischen Kapitalstocks vor 1945 und bildete schließlich aus 300 Betrieben ein ostösterreichisches

18 19

Die Filmdokumente

(1) DENKMAL FÜR DIE OPFER DES FASCHISMUS(Aus: WELT IM FILM Nr. 129/1947)

A 1947, Ton, s/w, LÄNGE: 1’2’’PRODUKTION: WELT IM FILM im Auftrag der amerikanischen und briti-schen Besatzungsmacht

Spatenstich für die Errichtung eines Denkmals für die Opfer des Faschismus auf dem Wiener Zentralfriedhof.

(2) ÜBERGABE DES INTERNIERUNGSLAGERS BEI SALZBURG(Aus: WELT IM FILM Nr. 116/1947)

A 1947, Ton, s/w, LÄNGE: 1’4’’PRODUKTION: WELT IM FILM im Auftrag der amerikanischen und briti-schen Besatzungsmacht

Das Entnazifizierungslager Glasenbach bei Salzburg wird von den Amerika-nern an die österreichische Bundesregierung übergeben.

(3) PROZESS DER SS(Aus: LES AcTUALITES FRANÇAISES Nr. 37/1946)

A 1946, Ton, s/w, LÄNGE: 1’2’’PRODUKTION: Französische Informationsabteilung

Der SS-Führer Leo Pilz und vierzehn Gefängniswärter der Haftanstalt Stein ließen 229 Häftlinge sowie fünf Justizwachebeamte erschießen. Im August 1946 wird das Gerichtsverfahren gegen die NS-Verbrecher abgeschlossen.

(4) GUIDO SCHMIDT-PROZESS. BUNDESKANZLER FIGL SAGT AUS(Aus: WELT IM FILM Nr. 95/1947)

A 1947, Ton, s/w, LÄNGE: 2’5’’PRODUKTION: WELT IM FILM im Auftrag der amerikanischen und briti-schen Besatzungsmacht

Der ehemalige österreichische Außenminister im Kabinett Kurt Schuschniggs, Guido Schmidt, unter Anklage. Unter den Zeugen ist auch Leopold Figl.

Page 18: Hannes Leidinger/Verena Moritz/Karin Moser 1945–1955 · gung für die Zerstörung des russischen Kapitalstocks vor 1945 und bildete schließlich aus 300 Betrieben ein ostösterreichisches

20 21

(5) ERZBISCHOF GARBETT ZU BESUCH IN ÖSTERREICH(Aus: WELT IM FILM Nr. 101/1947)

A 1947, Ton, s/w, LÄNGE: 47’’PRODUKTION: WELT IM FILM im Auftrag der amerikanischen und briti-schen Besatzungsmacht

Der Erzbischof von York besucht das Flüchtlingslager Auhof in Oberöster-reich.

(6) DP’S KEHREN HEIM(Aus: WELT IM FILM Nr. 102/1947)

A 1947, Ton, s/w, LÄNGE: 1’4’’PRODUKTION: WELT IM FILM im Auftrag der amerikanischen und briti-schen Besatzungsmacht

Die Abreise von polnischen und südslawischen Displaced Persons (DPs) aus Österreich.

(7) ABFLUG JÜDISCHER DP’S NACH ISRAEL(Aus: WELT IM FILM Nr. 183/1948)

A 1948, Ton, s/w, LÄNGE: 1’15’’PRODUKTION: WELT IM FILM im Auftrag der amerikanischen und briti-schen Besatzungsmacht

Im Film lediglich als »jüdische DPs« bezeichnete Personen, die meist als Flüchtlinge vor Pogromen in Osteuropa nach Österreich gekommen waren, verlassen das Land in Richtung Israel.

(8) WIEDERSEHEN IN DER HEIMAT(Aus: FOX TÖNENDE WOcHENScHAU Nr. 42/1953)

A 1953, Ton, s/w, LÄNGE: 1’28’’PRODUKTION: Otto Pammer-Filmproduktion

613 Männer und 20 Frauen kehren aus der Gefangenschaft zurück. Bundes-präsident Körner unterstreicht deren Opferstatus: »Euer Schicksal war der Krieg, den ihr nicht verschuldet habt.«

Page 19: Hannes Leidinger/Verena Moritz/Karin Moser 1945–1955 · gung für die Zerstörung des russischen Kapitalstocks vor 1945 und bildete schließlich aus 300 Betrieben ein ostösterreichisches

20 21

(9) HILFE FÜR DIE HEIMKEHRER(Aus: WELT IM FILM Nr. 140/1948)

A 1948, Ton, s/w, LÄNGE: 1’49’’PRODUKTION: WELT IM FILM im Auftrag der amerikanischen und briti-schen Besatzungsmacht

Heimkehrer aus der sowjetischen Kriegsgefangenschaft erholen sich von den Strapazen der vergangenen Jahre in Österreichs Bergwelt.

(10) ERSTE WEIHNACHTEN DAHEIM(Aus: AUSTRIA WOcHENScHAU Nr. 51/1953)

A 1953, Ton, s/w, LÄNGE: 51’’PRODUKTION: Austria Wochenschau GesmbH

Spätheimkehrer werden vom offiziellen Österreich (Innenminister Helmer, Bundeskanzler Raab, Staatssekretär Graf und Vizebürgermeister Honay) in Wien zu einer Weihnachtsfeier empfangen.

die stimme österreichs, A 1953 Schutträumung in Wien, 1945

Page 20: Hannes Leidinger/Verena Moritz/Karin Moser 1945–1955 · gung für die Zerstörung des russischen Kapitalstocks vor 1945 und bildete schließlich aus 300 Betrieben ein ostösterreichisches

22 23

4. Aufbau und Fortschritt

Mehr als 50 Luftangriffe wurden allein auf Wien geflogen. 6.000 Gebäude waren vernichtet, 13.000 schwer und 27.000 leicht beschädigt. Andere Städte wie Wiener Neustadt wurden noch stärker zerstört. Schwere Schäden hatten auch Graz, Klagenfurt, Villach, Innsbruck, Linz und die Orte der Mur-Mürz-Furche zu verzeichnen. (➔ Film 1)

Trotz Kriegsschäden und Versorgungskrise ging es in Österreich aber rasch bergauf. Vor allem in den Besatzungszonen der Westalliierten machte sich der industrielle Aufschwung bald bemerkbar. Schon während der NS-Periode hatte sich der industrielle Schwerpunkt nach Westösterreich ver-lagert. Dort gab es gewissermaßen einen Startvorteil gegenüber dem Osten des Landes, der obendrein von den Kriegsschäden weitaus härter getroffen war. Die Ergebnisse schlugen sich in den gesamtösterreichischen Statistiken nieder. Die Kapazität der Roheisenerzeugung erreichte 1946 bereits 1,6 Mil-lionen Tonnen, gegenüber 389.000 Tonnen 1937. Im Jahr 1950 überschritt das Bruttonationalprodukt bereits das Niveau des Rekordjahres 1913. Die österreichische Wirtschaft kehrte auf den Wachstumspfad vor dem Ersten Weltkrieg zurück. Die lange Krise der Zwischen- und Nachkriegszeit war vorbei, obwohl Propagandafilme der KPÖ und der Sowjetunion das Gegen-teil beweisen wollten. (➔ Film 2, 3)

Alliierte Unterstützung, Währungsstabilisierung und beginnende Sozial-partnerschaft halfen der Wirtschaft auf die Beine. Wegen rückgestauter Infla-tion musste Österreich allerdings mit einer riesigen Geldmenge fertig werden, der ein verhältnismäßig kleiner Güterumlauf gegenüberstand. Schalter- und Schillinggesetz des Jahres 1945 dienten daher ebenso als Abschöpfungsmaß-nahmen wie ein Beschluss des Ministerrates Ende 1947, der die Zustimmung

US-Außenminister George c. Marshall, 1947 welser volksfest, a 1952

Page 21: Hannes Leidinger/Verena Moritz/Karin Moser 1945–1955 · gung für die Zerstörung des russischen Kapitalstocks vor 1945 und bildete schließlich aus 300 Betrieben ein ostösterreichisches

22 23

des Alliierten Rates erhalten hatte. Damit wurde eine zweite Währungsre-form durchgeführt, bei der pro Kopf 150 Schillinge im Verhältnis 1:1 umge-tauscht und weitere Beträge um zwei Drittel abgewertet wurden. Konten, die zwischen Dezember 1945 und November 1947 eingerichtet worden waren, blieben zu 100 Prozent erhalten, andere Guthaben wurden um 60 Prozent verringert. (➔ Film 4)

Die wohl bedeutendste Wirtschaftshilfe der Nachkriegszeit, der Marshall-plan, wurde am 3. April 1948 vom Kongress in Washington verabschiedet. Nach Ablehnung der Mitarbeit durch die sowjetisch dominierten Länder kamen neben den politischen Partnern der USA unter anderen die neutrale Schweiz und das besetzte Österreich in den Genuss von Krediten, umfassend-en Sachlieferungen sowie Lebensmittel- und Rohstoffgeschenken. Die Vertei-lung der Hilfsleistungen erfolgte auf Vorschlag der am 16. April gegründe-ten und in Paris angesiedelten Organisation für europäische wirtschaftliche Zusammenarbeit (OEEc), der Vorgängerorganisation der OEcD. Durchfüh-rung und Verwaltung der Aktion lag bei der Economic cooperation Admi-nistration (EcA) in Washington. (➔ Film 5, 6)

Als erfolgreiches Gegenprogramm zur Westhilfe offerierten die Sowjets die Leistungen der USIA-Betriebe. Die aus dem »Deutschen Eigentum« in sowjetische Hand übergegangenen Unternehmenseinheiten sollten nach Ab-schluss des Staatsvertrages in österreichischen Besitz übergehen. Über die Ablöseleistungen für die USIA-Betriebe, die Zistersdorfer Ölquellen und die Donau-Dampfschifffahrts-Gesellschaft (DDSG), sollte aber noch bis 1955 diskutiert werden. (➔ Film 7)

Vom amerikanischen Hilfsprogramm für Europa profitierten vor allem Elektrizität, Bahn und Industrie als Verkörperungen des Fortschritts. Speziell eine Reihe von Kraftwerksbauten, allen voran jenes von Kaprun, wurde

Rohbau Kraftwerk Kaprun, 1953 licht und kraft für österreich, a 1949

Page 22: Hannes Leidinger/Verena Moritz/Karin Moser 1945–1955 · gung für die Zerstörung des russischen Kapitalstocks vor 1945 und bildete schließlich aus 300 Betrieben ein ostösterreichisches

24 25

zum Inbegriff von Wiederaufbau und Fortschritt hochstilisiert. das lied von kaprun hieß ein Film, der die Lobpreisung der Technik mit dem Genre der Heimat- und Bergschnulze verknüpfte. Über den Einsatz von Fremd- und Zwangsarbeitern an der Großbaustelle während der NS-Zeit sprach man hingegen nicht. Dafür machte sich der rot-schwarze Proporz bemerkbar: Für den erkrankten Bundespräsidenten Körner (SPÖ) hätte bei der Einweihung 1955 Kanzler Julius Raab einspringen müssen. Zu viel vom Glanz des Bau-werks sollte aber auf die Volkspartei auch nicht fallen. Der Staatsakt fand nicht statt. Die Einweihung vollzog sich in bescheidenem Rahmen.

Auch den Agrargebieten nützte der schnell fortschreitende Technisierungs-prozess. 1946 registrierte man 7.465 Traktoren, 1957 hingegen bereits 78.718. Die Bauernhöfe rüsteten auf. (➔ Film 8, 9, 10, 11)

Währenddessen veränderte sich das Konsumverhalten der gesamten Re-publik. Nach ersten Genussmitteln leistete man sich bessere Kleidung. Dann folgten die »Möblierungswelle« und die Steigerung des Wohnstandards durch die Anschaffung von Elektrogeräten. Die neue Lieblingsfreizeitbe-schäftigung ganzer Generationen, das Fernsehen, steckte allerdings noch in den Kinderschuhen. 1955 fanden erste Testversuche des Österreichischen Rundfunks statt. (➔ Film 12)

Die Filmdokumente

(1) ZEITGESCHEHEN – SCHNELL GESEHEN, NR. 1

A 1945, Ton, s/w, LÄNGE: 2’49’’PRODUKTION: Wien-Film/Sowjetischer Informationsdienst

Die Beseitigung der Bombenschäden als eine der vordringlichsten Aufgaben in der unmittelbaren Nachkriegszeit: sogenannte »Trümmerfrauen« bei der Arbeit, unterlegt von einem antifaschistischen Kommentar, der sich mit der bloßen Umkehrung bisher wirksamer Propagandainhalte begnügt.

Page 23: Hannes Leidinger/Verena Moritz/Karin Moser 1945–1955 · gung für die Zerstörung des russischen Kapitalstocks vor 1945 und bildete schließlich aus 300 Betrieben ein ostösterreichisches

24 25

(2) INDUSTRIE IM AUFBAU(Aus: WELT IM FILM Nr. 128/1947)

A 1947, Ton, s/w, LÄNGE: 2’27’’PRODUKTION: WELT IM FILM im Auftrag der amerikanischen und briti-schen Besatzungsmacht

Filmaufnahmen über die Produktionen einer steirischen Porzellanfabrik und die Herstellung neuer Traktoren durch Steyr-Daimler-Puch dokumentieren den industriellen Aufschwung.

(3) INTELLEKTUELLE IN NOT(Aus: WIR SIND DABEI Nr. 21/1949)

A 1949, Ton, s/w, LÄNGE: 1’39’’PRODUKTION: Sowjetischer Informationsdienst

Eine andere Seite der Nachkriegszeit: Als Opfer der westlich orientierten Politik der Bundesregierung präsentiert die sowjetische Wochenschau Lehrer, Ärzte und Musiker, die in ihrem erlernten Beruf keine adäquate Anstellung finden.

(4) WÄHRUNGSREFORM(Aus: WELT IM FILM Nr. 131/1947)

A 1947, Ton, s/w, LÄNGE: 1’7’’PRODUKTION: WELT IM FILM im Auftrag der amerikanischen und briti-schen Besatzungsmacht

Das Währungsschutzgesetz vom Dezember 1947 und seine unmittelbaren Auswirkungen: Die Österreicher versuchen noch schnell Waren zu kaufen.

(5) TRUMAN UND MARSHALL ZUR EUROPA-HILFE(Aus: WELT IM FILM Nr. 140/1948)

A 1948, Ton, s/w, LÄNGE: 1’40’’PRODUKTION: WELT IM FILM im Auftrag der amerikanischen und britisch-en Besatzungsmacht

US-Präsident Truman und Außenminister Marshall berichten über die »Eu-ropahilfe«, bekannt als »Marshallplan«.

Page 24: Hannes Leidinger/Verena Moritz/Karin Moser 1945–1955 · gung für die Zerstörung des russischen Kapitalstocks vor 1945 und bildete schließlich aus 300 Betrieben ein ostösterreichisches

26 27

(6) MISTER KING IN WIEN(Aus: WELT IM FILM Nr. 183/1948)

A 1948, Ton, s/w, LÄNGE: 36’’ PRODUKTION: Austria Wochenschau GesmbH

Der neue Beauftragte für die Marshallplan-Hilfe in Österreich, Mr. King, trifft in Wien ein.

(7) USIA-BETRIEBE SIEMENS-SCHUCKERT UND AEG-UNION(Aus: WIR SIND DABEI Nr. 18/1949)

A 1949, Ton, s/w, LÄNGE: 1’24’’PRODUKTION: Sowjetischer Informationsdienst

Als erfolgreiches Gegenprogramm zur Westhilfe offerieren die Sowjets die Leistungen der USIA-Betriebe.

(8) LICHT UND KRAFT FÜR ÖSTERREICH

A 1949, Ton, s/w, LÄNGE: 3’4’’PRODUKTION: Schönbrunn-Film Ernest Müller im Auftrag des Bundesminis-teriums für Energiewirtschaft und Elektrifizierung

Der Film dokumentiert den Stand der Arbeiten am Kraftwerk Kaprun, das zum Symbol des österreichischen Aufbauwillens wurde.

(9) STRASSEN- UND BRÜCKENBAU IN ÖSTERREICH(Aus: AUSTRIA WOcHENScHAU Nr. 36/1952)

A 1952, Ton, s/w, LÄNGE: 2’6’’PRODUKTION: Austria Wochenschau GesmbH

Der Wiederaufbau der zerstörten Infrastruktur in ganz Österreich.

Page 25: Hannes Leidinger/Verena Moritz/Karin Moser 1945–1955 · gung für die Zerstörung des russischen Kapitalstocks vor 1945 und bildete schließlich aus 300 Betrieben ein ostösterreichisches

26 27

(10) WELSER VOLKSFEST(Aus: AUSTRIA WOcHENScHAU Nr. 36/1952)

A 1952, Ton, s/w, LÄNGE: 1’1’’PRODUKTION: Austria Wochenschau GesmbH

Das Welser Volksfest: eine Leistungsschau der Wirtschaft.

(11) WIEN–BUCHS ELEKTRISCH(Aus: AUSTRIA WOcHENScHAU Nr. 52/1952)

A 1952, Ton, s/w, LÄNGE: 1’48’’PRODUKTION: Austria Wochenschau GesmbH

Die Strecke Wien–Buchs (Schweiz) wird in Betrieb genommen. Die Westbahn ist nun vollständig elektrifiziert.

(12) 30 JAHRE RUNDFUNK IN ÖSTERREICH(Aus: FOX TÖNENDE WOcHENScHAU Nr. 39/1954)

A 1954, Ton, s/w, LÄNGE: 52’’PRODUKTION: Otto Pammer-Filmproduktion

Im Herbst 1954 wurde die Fernsehtechnik in Österreich erstmals öffentlich präsentiert. Im Künstlerhaus wurde anlässlich der Ausstellung »30 Jahre Rundfunk in Österreich« ein Fernsehstudio eingerichtet.

festspielsaison in österreich, a 1952zeitgeschehen – schnell gesehen, nr. 2, a 1945

Page 26: Hannes Leidinger/Verena Moritz/Karin Moser 1945–1955 · gung für die Zerstörung des russischen Kapitalstocks vor 1945 und bildete schließlich aus 300 Betrieben ein ostösterreichisches

28 29

5. Eine Nation entsteht

Die Nationalität ist ein Produkt historischer Prozesse. Sie besteht nicht seit ewigen Zeiten. Vielmehr ist sie im Wesentlichen ein Resultat von Entwick-lungen seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert. Dabei werden Nationen und Nationalitäten geschaffen, bisweilen sogar bewusst konstruiert. In Öster-reich existierten hierfür nach 1945 besondere Voraussetzungen. Die Habs-burgermonarchie hatte keinen starken Reichspatriotismus entwickelt und war letztlich an den Selbstständigkeitsbestrebungen der einzelnen Völker zerbrochen. Der »Anschluss« an Deutschland aber endete im Schrecken des Nationalsozialismus und in der Katastrophe des Zweiten Weltkrieges. In der entstehenden Zweiten Republik bemühte man sich nun, explizit politische Positionen aus der offiziellen Eigendefinition weitestgehend zu verbannen. Ein neues Zusammengehörigkeitsgefühl, zum Teil allerdings anknüpfend an kulturelle Elemente des Österreichbildes vor 1938, setzte auf Landschaft und Brauchtum, Kunst und Sport.

Man besann sich auf traditionelle Werte. Österreichisches Volks- und Brauchtum wurden wieder hochgehalten. Mit Dirndlfolklorismus und Alpen-romantik konnte der Fremdenverkehr überdies fast nahtlos an die Österreich-Werbung der Zwischenkriegszeit anknüpfen. Im weißen Rößl, ein von Ralph Benatzky komponierter Operettenwelterfolg aus den frühen Dreißigerjahren, entsprach der nationalen Selbstdarstellung im Dienste des Tourismus. Dieser entwickelte sich im Übrigen bald wieder zur wichtigen Wachstumsbranche. Zwischen 1950 und 1960 nahm die Anzahl der Gästebetten um 88 Prozent zu. Die Zahl der Nächtigungen stieg von 17 Millionen (1951) auf 64 Mil-lionen (1966). (➔ Film 1, 2)

der stephansdom wieder erstanden, A 1952

Page 27: Hannes Leidinger/Verena Moritz/Karin Moser 1945–1955 · gung für die Zerstörung des russischen Kapitalstocks vor 1945 und bildete schließlich aus 300 Betrieben ein ostösterreichisches

28 29

Nostalgisch verklärt erinnerte sich das offizielle Österreich allerorts an hei-mische Größen aus Kunst, Kultur und Wissenschaft. Es galt, den Österrei-chern die »neue« Identität anzuerziehen. So sollte etwa eine Reihe von Pub-likationen der Bevölkerung Wissen über das eigene Land vermitteln. »Was jeder Österreicher über sein Land wissen sollte« legte beispielsweise das Österreich-Buch fest. (➔ Film 3, 4)

Zudem stärkte der vollendete Wiederaufbau zentraler nationaler Symbole das österreichische Selbstverständnis: Nach jahrelangen Wiederaufbauar-beiten konnte der Wiener Stephansdom als Wahrzeichen des Landes und der Hauptstadt im April 1952 feierlich eröffnet werden. (➔ Film 5)

Wie schon nach dem politischen Umbruch 1918 betonte man 1945 die Kulturtradition, das »große Erbe«, auch mit vielen »Festivals«. Am 12. Au-gust 1945 wurden in diesem Sinne die ersten Salzburger Festspiele nach dem Zweiten Weltkrieg eröffnet. 1946 gab es dann in Bregenz ein erstes »Spiel auf dem See«. Aufgeführt wurden hier zunächst vor allem Operetten. 1949 eröffnete man die Seebühne. (➔ Film 6)

Als »Kulturgut« wurde auch zunehmend der österreichische Film wahr-genommen. Er sollte nicht nur identitätsstiftend wirken, sondern auch Werbung für Österreich machen. Als Lehrstück über die Konstruktion und Ins zenierung nationaler Identität gilt die Produktion 1. april 2000. In diesem »Staatsfilm« fand alles Verwendung, was an Tradition und Gegenwartside-alen, historischen Figuren und Publikumslieblingen aufzubieten war. Maxi-milian, »der letzte Ritter«, oder Kaiserin Elisabeth hatten hierin ebenso einen Auftritt wie etwa auch »der liebe Augustin« und Prinz Eugen. Letzterer war der Bauherr des Wiener Belvederes, das durch Bombeneinschläge teils schwer beschädigt war. Das im Unteren Belvedere angesiedelte Barockmuseum konnte nach 12 Jahren wieder feierlich eröffnet werden. Ein weiteres Stück österreichischer Tradition war wiedererstanden. (➔ Film 7, 8)

Eine identitätsstiftende Funktion hatte aber vor allem der Sport, der als Ge-meinschaftserlebnis eine ganze Nation einte. Der dritte Platz bei der Fußball-weltmeisterschaft 1954 war ebenso ein positives »nationales Erlebnis« wie die Erfolge auf den Schipisten. Zur »Wintersport-Großmacht«, die sich den Kitzbüheler Hahnenkamm zu ihrem Kultort erwählte, trat die Österreich-Radrundfahrt hinzu. Sie verband die einzelnen Bundesländer, inszenierte den Großglockner als »Berg der Nation« und repräsentierte auf diese Weise die Einheit der Republik. (➔ Film 9, 10, 11)

Page 28: Hannes Leidinger/Verena Moritz/Karin Moser 1945–1955 · gung für die Zerstörung des russischen Kapitalstocks vor 1945 und bildete schließlich aus 300 Betrieben ein ostösterreichisches

30 31

Nachdem der Staatsvertrag bereits unterzeichnet war, konnte auch das letzte symbolträchtige Haus wieder seine Pforten für die Kulturliebhaber öffnen. Die Wiener Staatsoper erstrahlte am 5. November 1955 wieder in neuer Pracht. Größen aus Politik, Wirtschaft und Kultur fanden sich ein, um diesem Ereignis beizuwohnen. (➔ Film 12)

Alle Facetten des österreichischen Selbstverständnisses bieten die Jahres-rückblicke der Wochenschau in einem Bilderbogen dar. Ob Politik, Sport, Kultur, Religion oder Wirtschaft – alle nationalen wie auch internationalen Entwicklungen werden mit einem spezifisch österreichischen Blick präsen-tiert. (➔ Film 13, 14)

Die Filmdokumente

(1) ZEITGESCHEHEN – SCHNELL GESEHEN, NR. 2

A 1945, Ton, s/w, LÄNGE: 2’57’’PRODUKTION: Wien-Film/Sowjetischer Informationsdienst

Dirndlfolklorismus und Alpenromantik stehen hoch im Kurs. Dabei verbindet man althergebrachten »österreichischen Geschmack« mit neuem städtischem chic der »Wiener Art«, wie es eine Modenschau aus dem Jahr 1945 unter Beweis stellen will.

(2) IM WEISSEN RÖSSL AM WOLFGANGSEE(Aus: WELT IM FILM Nr. 120/1947)

A 1947, Ton, s/w, LÄNGE: 2’2’’PRODUKTION: WELT IM FILM im Auftrag der amerikanischen und briti-schen Besatzungsmacht

Im weißen Rößl, ein von Ralph Benatzky komponierter Operettenwelterfolg aus den frühen Dreißigerjahren, entspricht der nationalen Selbstdarstellung im Dienste des Tourismus. Der Fremdenverkehr wird wieder zu einem wich-tigen Wirtschaftszweig.

Page 29: Hannes Leidinger/Verena Moritz/Karin Moser 1945–1955 · gung für die Zerstörung des russischen Kapitalstocks vor 1945 und bildete schließlich aus 300 Betrieben ein ostösterreichisches

30 31

(3) 30 JAHRE SCHAUSAMMLUNGEN DES WIENER TECHNISCHEN MUSEUMS(Aus: WELT IM FILM Nr. 152/1948)

A 1948, Ton, s/w, LÄNGE: 2’6’’PRODUKTION: WELT IM FILM im Auftrag der amerikanischen und briti-schen Besatzungsmacht

Das Technische Museum in Wien erinnert an »Österreichs große Söhne«.

(4) DAS ÖSTERREICH-BUCH(Aus: WELT IM FILM Nr. 182/1948)

A 1948, Ton, s/w, LÄNGE: 2’47’’PRODUKTION: WELT IM FILM im Auftrag der amerikanischen und briti-schen Besatzungsmacht

Das Österreich-Buch legt fest, »was jeder Österreicher über sein Vaterland wissen sollte«. Der Beitrag dokumentiert die Entstehung des Buches.

(5) DER STEPHANSDOM WIEDER ERSTANDEN(Aus: AUSTRIA WOcHENScHAU Nr. 19/1952)

A 1952, Ton, s/w, LÄNGE: 1’29’’PRODUKTION: Austria Wochenschau GesmbH

Die »Wiedereinweihung« des im Krieg schwer in Mitleidenschaft gezogenen Stephansdoms als bedeutender symbolischer Akt für die Rückkehr zur »Nor-malität«.

(6) FESTSPIELSAISON IN ÖSTERREICH(Aus: AUSTRIA WOcHENScHAU Nr. 31/1952)

A 1952, Ton, s/w, LÄNGE: 1’55’’PRODUKTION: Austria Wochenschau GesmbH

Salzburg und Bregenz: Österreich auf dem Weg zum Land der Festspiele.

Page 30: Hannes Leidinger/Verena Moritz/Karin Moser 1945–1955 · gung für die Zerstörung des russischen Kapitalstocks vor 1945 und bildete schließlich aus 300 Betrieben ein ostösterreichisches

32 33

(7) FESTLICHE PREMIERE DES ÖSTERREICH-FILMS(Aus: AUSTRIA WOcHENScHAU Nr. 48/1952)

A 1952, Ton, s/w, LÄNGE: 1’PRODUKTION: Austria Wochenschau GesmbH

Premiere des Österreich-Films 1. april 2000, der mit zweifelhaftem charme von der Frage der Eigenverantwortung für die Vergangenheit ablenkt und deutlich an den Wunsch der Österreicher nach einem endgültigen Abzug der Alliierten erinnert.

(8) DAS BAROCKMUSEUM ERÖFFNET(Aus: AUSTRIA WOcHENScHAU Nr. 7/1953)

A 1953, Ton, s/w, LÄNGE: 54’’PRODUKTION: Austria Wochenschau GesmbH

Auch das wiedereröffnete Barockmuseum im Belvedere wird in den Dienst eines Österreichbewusstseins mit der Verankerung in einer weiter zurücklie-genden Vergangenheit gestellt.

(9) ÖSTERREICH DRITTBESTE FUSSBALLNATION(Aus: AUSTRIA WOcHENScHAU Nr. 28/1954)

A 1954, Ton, s/w, LÄNGE: 2’PRODUKTION: Austria Wochenschau GesmbH

Der dritte Platz bei der Fußballweltmeisterschaft 1954 ist ein Höhepunkt der österreichischen Fußballgeschichte. Überraschend besiegt die österreichische Elf den Titelverteidiger Uruguay.

(10) DIE ÖSTERREICH-RUNDFAHRT 1954 ROLLT(Aus: AUSTRIA WOcHENScHAU Nr. 29/1954)

A 1954, Ton, s/w, LÄNGE: 1’21’’PRODUKTION: Austria Wochenschau GesmbH

Als Gemeinschaftserlebnis einer ganzen Nation gilt auch die Österreich-Radrundfahrt. Der Radrennfahrer Adolf christian triumphiert hier 1954.

Page 31: Hannes Leidinger/Verena Moritz/Karin Moser 1945–1955 · gung für die Zerstörung des russischen Kapitalstocks vor 1945 und bildete schließlich aus 300 Betrieben ein ostösterreichisches

32 33

österreich ist frei!, a 1955

Page 32: Hannes Leidinger/Verena Moritz/Karin Moser 1945–1955 · gung für die Zerstörung des russischen Kapitalstocks vor 1945 und bildete schließlich aus 300 Betrieben ein ostösterreichisches

34 35

österreich ist frei!, a 1955

Page 33: Hannes Leidinger/Verena Moritz/Karin Moser 1945–1955 · gung für die Zerstörung des russischen Kapitalstocks vor 1945 und bildete schließlich aus 300 Betrieben ein ostösterreichisches

34 35

(11) 15. INTERNATIONALES HAHNENKAMM-RENNEN(Aus: AUSTRIA WOcHENScHAU Nr. 4/1955)

A 1955, Ton, s/w, LÄNGE: 2’47’’PRODUKTION: Austria Wochenschau GesmbH

Die »Wintersport-Großmacht« Österreich erwählt schon in den Fünfziger-jahren den Kitzbüheler Hahnenkamm zu ihrem Kultort. Am Mikrofon zu hören ist Heribert Meisel, dessen legendäre, im Wiener Dialekt gestalteten Reportagen zu begeistern wissen.

(12) DIE STAATSOPER WIRD ERÖFFNET(Aus: AUSTRIA WOcHENScHAU Nr. 46/1955)

A 1955, Ton, s/w, LÄNGE: 3’30’’PRODUKTION: Austria Wochenschau GesmbH

Die Wiedereröffnung der Staatsoper zog prominente Gäste an und war her-ausragendes Symbol für den »kulturellen Wiederaufbau«.

(13) RÜCKBLICK 1952(Aus: AUSTRIA WOcHENScHAU Nr. 52/1952)

A 1952, Ton, s/w, LÄNGE: 6’43’’PRODUKTION: Austria Wochenschau GesmbH

Max(i) Böhm führt durch das Jahr 1952. Er berichtet über den österreich - i schen Katholikentag und vom »Triumphzug« der Pummerin nach Wien. Ob Religion, Kultur oder Sport – stets wird auf die ungeliebte alliierte Besatzung verwiesen.

(14) RÜCKBLICK 1954(Aus: AUSTRIA WOcHENScHAU Nr. 1/1955)

A 1955, Ton, s/w, LÄNGE: 9’56’’PRODUKTION: Austria Wochenschau GesmbH

Heinz conrads präsentiert Erfolge und Schicksalsschläge, die Österreich bewegten. Das neue nationale Selbstbewusstsein wird von einem beinahe grenzenlosen Aufbauwillen und einer verklärenden monarchischen Nostalgie getragen.

Page 34: Hannes Leidinger/Verena Moritz/Karin Moser 1945–1955 · gung für die Zerstörung des russischen Kapitalstocks vor 1945 und bildete schließlich aus 300 Betrieben ein ostösterreichisches

36 37

6. Der Staatsvertrag

Österreich soll über seinen zukünftigen internationalen Status selbst entschei-den, erklärte US-Außenminister John Foster Dulles 1954. Erstrebenswert sei aber, so Dulles weiter, die bewaffnete Neutralität nach Schweizer Muster. Der sowjetische Außenminister Wjatscheslaw Molotow gab wiederum zu verste-hen, dass er dem Abzug der Besatzungstruppen aus Österreich ohne einen Friedensvertrag mit Deutschland nicht zustimmen könne. Die von Molotow vorgeschlagene gesamtdeutsche Lösung fand jedoch keine Anerkennung. Der Beschluss zum NATO-Beitritt der BRD sowie die sich abzeichnende Grün-dung des Warschauer Paktes öffneten danach aber bislang versperrte Türen. Der Kreml sah seine Einflusssphäre gefestigt. Zudem diente ein Rückzug der Westmächte aus den von ihnen kontrollierten Gebieten der Alpenre-publik den Interessen der UdSSR. Die österreichische Regierung nutzte ihre chance. Eine Delegation unter der Führung von Bundeskanzler Julius Raab gelangte in Moskau zu Verhandlungsergebnissen, die im Wesentlichen auf den von Außenminister Dulles genannten Prinzipien beruhten und von al-len Siegermächten akzeptiert wurden. Bei der im Mai 1955 stattfindenden Botschafterkonferenz in Wien wurden die letzten Fragen hinsichtlich des Ab-zugs der alliierten Truppen, der Größe der österreichischen Streitkräfte sowie der Ablöseleistungen für die USIA-Betriebe, die Zistersdorfer Ölquellen und die Donau-Dampfschifffahrts-Gesellschaft (DDSG) geklärt. Letztendlich fielen Höhe und Umfang der Ablöse für das »Deutsche Eigentum« viel ge-ringer aus, als es die Bestimmungen in der Vertragsfassung des Jahres 1949 vorgesehen hatten. (➔ Film 1)Nach der Feinabstimmung des Abkommens kam es am 15. Mai 1955 zur Staatsvertragsunterzeichnung. Mit dem Inkrafttreten des Vertrages am 27. Juli 1945 endete die Besatzungszeit. Danach erfolgte binnen 90 Tagen der Truppenabzug. Am 19. September verließen die Sowjetstreitkräfte sehr unauffällig Österreich. Als Letzte gingen die Briten. Sie passierten am Nach-mittag des 25. Oktober bei Thörl-Maglern die Grenze. Am nächsten Tag be schloss das Parlament in Wien das Verfassungsgesetz über die immer-währende Neutralität. (➔ Film 2, 3, 4)

Page 35: Hannes Leidinger/Verena Moritz/Karin Moser 1945–1955 · gung für die Zerstörung des russischen Kapitalstocks vor 1945 und bildete schließlich aus 300 Betrieben ein ostösterreichisches

36 37

Die Filmdokumente

(1) BEGINN DER BOTSCHAFTERKONFERENZ(Aus: FOX TÖNENDE WOcHENScHAU Nr. 19/1955)

A 1955, Ton, s/w, LÄNGE: 2’9’’PRODUKTION: Otto Pammer-Filmproduktion

Bei der im Mai 1955 stattfindenden Botschafterkonferenz in Wien werden die letzten Fragen hinsichtlich des Abzugs der alliierten Truppen, der Größe der österreichischen Streitkräfte sowie der Ablöseleistungen für das »Deutsche Eigentum« geklärt.

(2) ÖSTERREICHS GROSSER TAG(Aus: AUSTRIA WOcHENScHAU Nr. 21/1955)

A 1955, Ton, s/w, LÄNGE: 10’44’’PRODUKTION: Austria Wochenschau GesmbH

Die Außenminister der Alliierten unterzeichnen am 15. Mai 1955 im Wie-ner Belvedere den Staatsvertrag. Anschließend treten die Beteiligten auf den Balkon und zeigen sich der versammelten Menge.

österreich ist frei!, a 1955

Page 36: Hannes Leidinger/Verena Moritz/Karin Moser 1945–1955 · gung für die Zerstörung des russischen Kapitalstocks vor 1945 und bildete schließlich aus 300 Betrieben ein ostösterreichisches

38 39

(3) ÖSTERREICH IST FREI!(Aus: AUSTRIA WOcHENScHAU Nr. 44/1955)

A 1955, Ton, Farbe, LÄNGE: 11’23’’PRODUKTION: Austria Wochenschau GesmbH

Der in Farbe gedrehte Film zeigt die Staatsvertragsunterzeichnung sowie einen Bericht über den Abzug der Besatzungstruppen.

(4) DIE LETZTEN STUNDEN IN ÖSTERREICH(Aus: FOX TÖNENDE WOcHENScHAU Nr. 39/1955)

A 1955, Ton, s/w, LÄNGE: 2’14PRODUKTION: Otto Pammer-Filmproduktion

Die »Vier im Jeep« werden nach zehn Jahren aufgelöst. Die alliierten Trup-pen verpacken ihr Hab und Gut und verlassen Österreich.

7. Blick zurück

Das vor allem kulturell bestimmte Nationalbewusstsein wurde 1955 durch politische Ereignisse von hohem Symbolwert ergänzt. Der 15. Mai 1955 gilt als einer der wenigen Jubeltage in der österreichischen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Die beiden runden Geburtstage der vollständigen Sou-veränität beging man daher stets feierlich. Wobei der 26. Oktober 1955 eine mindestens ebenso bedeutsame Rolle spielte. An diesem Tag beschloss der Nationalrat das Bundesverfassungsgesetz über die immerwährende Neutra-lität. Der 26. Oktober wurde zuerst in den Schulen zum »Tag der Fahne« er-hoben. 1965 machte man ihn dann unter ausdrücklicher Bezugnahme auf die Neutralitätserklärung zum Nationalfeiertag, für den seit 1967 die Feiertags-ruhe gilt. Unabhängigkeit und Unparteilichkeit auf dem Parkett der interna-tionalen Beziehungen betrachteten mehrere Generationen von Österreiche-rinnen und Österreichern in der Folge als wichtige, auch identitätsstiftende Faktoren. Anders als die Schweiz definierte die Alpenrepublik allerdings ihre Neutralitätspolitik aktiv. Schon am 14. Dezember 1955 wurde Österreich Mitglied der UNO. 1956 trat man dann auch dem Europarat in Straßburg bei. (➔ Film 1, 2, 3, 4)

Page 37: Hannes Leidinger/Verena Moritz/Karin Moser 1945–1955 · gung für die Zerstörung des russischen Kapitalstocks vor 1945 und bildete schließlich aus 300 Betrieben ein ostösterreichisches

38 39

Die Filmdokumente

(1) ÖSTERREICH FEIERT DEN JAHRESTAG DER BEFREIUNG(Aus: FOX TÖNENDE WOcHENScHAU Nr. 21/1960)

A 1960, Ton, s/w, LÄNGE: 1’35’’ PRODUKTION: Otto Pammer-Filmproduktion

Im Parlament gedenkt man der Befreiung Österreichs vor fünfzehn und dem Abschluss des Staatsvertrages vor fünf Jahren. Die amerikanische fox tönende wochenschau konzentriert sich auf die militärischen Feierlichkeiten.

(2) 10 JAHRE STAATSVERTRAG(Aus: AUSTRIA WOcHENScHAU Nr. 21/1965)

A 1965, Ton, s/w, LÄNGE: 3’14’’PRODUKTION: Austria Wochenschau GesmbH

10 Jahre Staatsvertrag: In einem Staatsakt erinnert man an diesen Tag. Die Außenminister der Signatarmächte sind nach Wien gekommen.

(3) 25 JAHRE PARLAMENT(Aus: AUSTRIA WOcHENScHAU Nr. 52/1970)

A 1970, Ton, s/w, LÄNGE: 3’19’’PRODUKTION: Austria Wochenschau GesmbH

In einer Festsitzung des Parlaments wird der 25-jährige Geburtstag der Volks-vertretung begangen und an das Scheitern demokratischer Prinzipien in der Ersten Republik erinnert.

(4) 20 JAHRE NEUTRALES ÖSTERREICH(Aus: AUSTRIA WOcHENScHAU Nr. 44/1975)

A 1975, Ton, s/w, LÄNGE: 1’47’’PRODUKTION: Austria Wochenschau GesmbH

1975 spricht Bundeskanzler Kreisky die Bedeutung des Verfassungsgesetzes der »immerwährenden Neutralität« an.

Page 38: Hannes Leidinger/Verena Moritz/Karin Moser 1945–1955 · gung für die Zerstörung des russischen Kapitalstocks vor 1945 und bildete schließlich aus 300 Betrieben ein ostösterreichisches

40 41

8. Biografien

Auf der DVD finden Sie außerdem Angaben zu John Foster Dulles, Leopold Figl, Theodor Körner, Harold Macmillan, Wjatscheslaw M. Molotow, An-toine Pinay, Julius Raab und Karl Renner sowie zu den vier Oberbefehls-habern der alliierten Truppen in Österreich 1945.

Page 39: Hannes Leidinger/Verena Moritz/Karin Moser 1945–1955 · gung für die Zerstörung des russischen Kapitalstocks vor 1945 und bildete schließlich aus 300 Betrieben ein ostösterreichisches

40 41

Page 40: Hannes Leidinger/Verena Moritz/Karin Moser 1945–1955 · gung für die Zerstörung des russischen Kapitalstocks vor 1945 und bildete schließlich aus 300 Betrieben ein ostösterreichisches

42