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Hajo Banzhaf

Geschichten vom Firmament

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Hajo Banzhaf

Geschichten vom FirmamentEin Lesebuch von der Sternenwelt

Mit Illustrationen von Jan Hoffmann

K A I L A S H

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Bildnachweis:S. 15: Anja MünchS. 45: Mit freundlicher Genehmigung des Kosmos Verlags, Stuttgartentnommen aus Hahn/Weiland, Drehbare Kosmos-Sternenkarte fürden nördlichen Sternhimmel. © 2007, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH& Co. KG, Stuttgart

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografischeDaten sind im Internet unter http://dnb.ddb.de abrufbar.

© Hajo Banzhaf 2007© Illustrationen Jan Hoffmann, basierend auf einem Deckenfresko aus dem Palazzo Farnese. Diese Grafik können Sie unterwww.tarot.de/mappamondo.jpg herunterladen© der deutschsprachigen Ausgabe Heinrich Hugendubel Verlag, Kreuzlingen/München 2007Alle Rechte vorbehalten

Umschlaggestaltung: Weiss/Zembsch/Partner: WerkstattMünchen unter Verwendung eines Motivs von Jan HoffmannProduktion: Inga TomallaSatz: EDV-Fotosatz Huber/Verlagsservice G. Pfeifer, GermeringDruck und Bindung: Memminger Medien Centrum, MemmigenPrinted in Germany

ISBN: 978-3-7205-6025-2

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Für Bona 17*

Ich liebe die Sterne viel zu sehr,um mich vor der Nacht zu fürchten.

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Inhalt

Geschichten vom Firmament – Die Sternbilder und ihre Mythen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

Einfaches Auffinden der Sternbilder . . . . . . . . . . . . . . . 45

Übersicht der klassischen Sternbilder . . . . . . . . . . . . . . 51

Mythologische Namen und ihre Bedeutung . . . . . . . . . 55

Benutzte und empfehlenswerte Literatur . . . . . . . . . . . 59

Über den Autor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61

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Geschichten vom Firmament – Die Sternbilder und ihre Mythen

Vor vielen tausend Jahren haben die Menschen begonnen,die Kuppel des nächtlichen Himmels zu studieren und ha-ben so in der überwältigenden Fülle der Sterne zusammenge-hörige Konstellationen entdeckt. Mit der Zeit verdichtetensie sich zu den klassischen 48 Sternbildern, die seit der Anti-ke bekannt sind. Die Sternbilder erzählen von Heldentatenund Verführungen, von Liebe und Kampf, von großen Ge-fahren und dramatischen Errettungen, und sie zeigen uns Götter und Halbgötter, Könige und Königinnen, Helden,Heiler und zahlreiche wundersame Gestalten, die für alleEwigkeiten am Himmel »versternt« wurden, damit wir Men-schen sie nie vergessen. Am bekanntesten sind jene zwölfSternbilder entlang des Weges, durch den Sonne, Mond undalle Planeten (griech. Wandelsterne) ihre Bahnen ziehen. DieGriechen nannten diese Kreisbahn Zodiak, was zumeist mitTierkreis übersetzt wird. Eigentlich geht der Name auf dasWort Zódíon zurück, was so viel wie lebendiges oder beseeltesWesen bedeutet. Deshalb würde man Zodiak besser mit leben-diger Kreis übersetzen, zumal nach Platon die Weltseele indiesem zwölfteiligen Ring ihren Sitz hat.

In den letzten Jahrhunderten hat der lebendige Kreis immermehr an Bedeutung verloren und wurde zu einer mehr oderminder belanglosen Menge von Sternen, die ohne Sinn undohne tiefere Beziehung am Himmel stehen. Zwar durch-dringen wir den nächtlichen Himmel mit immer stärkeren

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Teleskopen und entdecken ständig neue Sternenwelten, diedem menschlichen Auge zuvor verborgen waren. Doch blei-ben sie für uns seelenlos. Wir erforschen sie nur quantitativ.Zugleich verblassen die Sterne über unseren Städten immermehr.

Wie lebendig die funkelnde Sternenkuppel dagegen frühererlebt wurde, lässt sich an den wundervollen Sternenkartenaus der Renaissance erkennen. Vor allem im Palazzo Farneseim italienischen Caprarola wird man von einem Decken-fresko verzaubert, das den Himmel in einer einzigartigenLebendigkeit zeigt. Es erklärt nicht nur seine drei Bewegun-gen, die Tage, Jahre und Weltzeitalter hervorbringen, son-dern erzählt uns auch von zahlreichen Beziehungen zwi-schen den Archetypen, den Urbildern, die uns in denSternbildern entgegentreten. Von diesem klassischen Vor-bild angeregt hat Jan Hoffmann die Illustrationen für diesesBuch geschaffen, mit dessen Hilfe Ihnen die Mythen derbekanntesten Sternbilder näher gebracht werden sollen.

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Die Verlängerung der Erdachseführt zum Himmelspol.

Eine Langzeitaufnahme zeigt, wie sich der nächtliche Himmel um

den Polarstern dreht.

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Alle 24 Stunden wandert der ganze Himmel einmal um dieErde und lässt es damit Tag und Nacht werden – seine ersteBewegung. Die geheimnisvolle Weltachse, um die sich allesdreht, hatte man – natürlich als Verlängerung der Erdachse– hoch im Norden ausgemacht. In einem dunklen Bereichin der Nähe des Polarsterns muss sie durch den nördlichenHimmelspol gehen.

Bewacht wird die Erde von sie-ben Weltenwächtern, die manauch die Glorifizierten nannte.Das sind die sieben Sterne desKLEINEN BÄREN, die stets um denHimmelspol kreisen. Diese ewi-ge Umdrehung ist auch derGrund für die merkwürdigeForm eines anderen Sternbildeshoch im Norden. Es ist der DRA-CHE, der ebenfalls den Nordpolbewacht und dessen Hals vonall den Drehungen schon völliggewunden und verknotet ist.Dieses Ungeheuer gehört zumHeraklesmythos. Man sagt, essei Ladon, der die goldenen Äpfel der Hesperiden bewacht.Das sind die Töchter der Nacht, die ihren Garten weit imWesten bei Hesperos, dem Abendstern, haben. Diese golde-nen Früchte, die die Nacht hervorbringt, muss Herakles beiseiner elften Aufgabe erbeuten.

Eine andere Geschichte erzählt, dass es sich dabei umden Drachen handelt, der gegen die olympischen Götterkämpfte, bis Athene ihn an den Himmel schleuderte und

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Der Drache ist von den vielenDrehungen des Himmels

völlig verknotet.

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dann am Nordpol festknotete, wo er seither in arktischerKälte eingefroren ist. Nur ein einziges Mal ist er wieder auf-getaut. Aber von dieser Katastrophe erfahren wir spätermehr.

Die zweite Bewegung am Himmel ist die Wanderung derSonne und aller Planeten durch den Tierkreis, der auf derlinken Seite des Bildes mit dem Zeichen ZWILLINGE beginnt.Diesem folgen in bekannter Weise KREBS, LÖWE, JUNGFRAU

usw., bis die geschwungene Bahn am rechten Bildrand mitdem mächtigen STIER endet.

Von der dritten Bewegung des Himmels, der Entstehung derWeltzeitalter, wird uns die letzte Geschichte erzählen.

Rechts unterhalb des STIERS ist ORION zu sehen, der gewal-tigste Jäger der Antike, zu dessen Füßen zitternd der HASE

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Kleiner Hund und Großer Hund

Orion und der Hase

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kauert. ORION wurde stets von seinen beiden Hunden SIRIUS

(griech. Hundsstern) und PROKYON begleitet, die als GROSSER

und als KLEINER HUND links im Bild zu sehen sind. Natürlichgehören die beiden Enden des Bildes zusammen, so dasssich die Hunde am Himmel stets in der Nähe ihres Herrnaufhalten. Man erzählte sich, wie dieser große Jäger einstvöllig vom Jagdfieber erfasst wurde und beschloss, alle Tie-re auf Erden zu töten. Das aber wusste Gaia, die Erdmutter,zum Glück noch zu verhindern. Sie brachte den gefährli-chen SKORPION aus sich hervor, der ORION mit einem Stich indie Ferse tötete und die Tierwelt damit rettete.

Am Himmel ist dieses Schauspielimmer wieder zu sehen: Die beidenSternbilder liegen so weit auseinan-der, dass sie einander abwechseln.Sobald der SKORPION im Osten auf-geht, verschwindet ORION vom Him-mel und versinkt im Westen in dieTotenwelt.

Die Ägypter sahen in ORION ihren Gott Osiris und im Stern-bild HASE dessen Boot. Osiris galt als Bringer der Frucht-barkeit, der die jährliche Nilüberflutung bewirkte, die stets von SIRIUS (griech. der Glänzende), dem hellsten Fixstern desHimmels, angekündigt wurde. War dieser Hundsstern An-fang Juli erstmals wieder in der Morgendämmerung zusehen, dann wusste man, dass die Nilüberschwemmungbald kommen würde. Da im Mittelmeerraum zu diesemZeitpunkt zugleich die heißeste Phase des Jahres beginnt,nennt man diese Zeit bis heute die Hundstage.

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Der Skorpion mit tödlichem Stachel

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Neben ORION stampft derSTIER mit seinen dröhnen-den Hufen über den Him-mel. Das Sternbild erin-nert an eine der zahl-reichen Liebschaften desZeus. Europa, die Tochterdes Königs Phoinix, nachdem das Land Phönizi-en benannt ist, war dieschönste Jungfrau auf Er-

den. Als sie einst mit ihren Gefährtinnen auf einer Blumen-wiese spielte, entflammte der Göttervater für sie und be-schloss, sie zu entführen. Als schneeweißer Stier mischte ersich unter die weidende Herde, näherte sich mit sanftem,treumütigem Blick der schönen Prinzessin und legte sich ihrzu Füßen. Sie streichelte und kraulte ihn und klettertezutraulich auf seinen weißen, großen Rücken. Langsamerhob sich der Stier und drehte mit der Nichtsahnendensanft und gemächlich ein paar Runden, bis er plötzlich uner-wartet losstürmte, mit einem Riesensprung ins Meer ein-tauchte und so schnell westwärts schwamm, dass die beidenbald nur noch von der blauen Weite des Wassers umgebenwaren. Europa klammerte sich vor Angst an seine Hörner,aber das Meer war sanft und ruhig, denn Poseidon, der Gottder Meere selbst, begleitete die Fahrt und machte den Wegfrei für seinen Bruder Zeus. Schließlich erreichten sie Kreta,wo Zeus sich in seiner wahren Gestalt und Größe zeigte.Europa, deren Name die mit der weiten Sicht bedeutet, wurdeseine Geliebte, die ihm drei Kinder gebar. Weil sie eine soschöne, gütige und warmherzige Frau war, benannten dieMenschen den ganzen Kontinent nach ihr. Besitzstreben,

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Der Stier mit den Plejaden

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ruhevolle Kraft, Sinnlichkeit und Sturheit gelten in der Ast-rologie bis heute als typische Merkmale des SternzeichensSTIER.

Am Hals des STIERS leuchten die PLEJADEN, die man auch dasSiebengestirn nennt. Sie waren die sieben jungfräulichenBegleiterinnen der Jagdgöttin Artemis, die ihrer HerrinKeuschheit geschworen hatten. Wohl gerade deshalb hattenes so viele Männer auf sie abgesehen. Man sagt, ORION habesie so lange gejagt, bis sie zu ihrer Rettung von den Götternals Tauben (griech. peleiades) an den Himmel versetzt wur-den. Dort werden sie seitdem vom schnaubenden STIER ver-folgt. Sein blutunterlaufenes rechtes Auge bildet der rötli-che Fixstern ALDEBARAN, dessen arabischer Name der denPlejaden Nachlaufende bedeutet.

Natürlich hat auch Zeus essich nicht nehmen lassen,diesen Jungfrauen nachzu-stellen – und es gelang ihm,die Schönste von ihnen zuverführen. Kallisto (griech.die Schönste) schmolz da-hin, als sich ihr der Götter-vater in Gestalt eines Bärennäherte. Und das wurdedann auch ihr weiteres Los. Denn als Artemis beim Badeerkannte, dass Kallisto das Keuschheitsgelübde gebrochenhatte und schwanger war, verwandelte sie die Abtrünnigein eine Bärin. In dieser Gestalt wäre sie von Artemis Hun-den zu Tode gehetzt worden, hätte sich Zeus nicht seinerLiebschaft besonnen und Kallisto im letzten Moment als

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Der Große und der Kleine Bär aufdem Weg durchs Bärenland

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den GROSSEN BÄREN an den Himmel versetzt – und Arkas,ihr gemeinsames Kind, als den KLEINEN BÄREN gleich dazu.Seither kreisen beide Bären ständig um den nördlichenHimmelspol. Daraus schlossen die Griechen, dass hochim Norden Bären (griech. Arktos) leben und nannten die-ses Gebiet Artikos, das Bärenland, das wir deshalb bis heu-te Arktis nennen. Der Südpol, an dem es keine Bären gibt,heißt folgerichtig Antarktis.

Bewacht werden die beiden vonBOOTES, dem BÄRENHÜTER, der mitseinen JAGDHUNDEN Asterion undChara etwas unterhalb der BÄREN

zu sehen ist. Sein rötlich schim-mern der Stern ARKTUR ist derdritthellste Stern am nächtlichenHimmel. Manche nennen diesesSternbild auch den OCHSENTREI-BER, weil man in den sieben Ster-nen, die als der GROSSE WAGEN

einen Teil des GROSSEN BÄREN bilden, sieben Ochsen erkennt,die von BOOTES um den Himmelspol getrieben werden. EinenWagen mit Deichsel haben die Germanen darin gesehen, inEngland kennt man diese sieben Sterne als den GROSSEN

PFLUG und für Amerikaner und Chinesen steht ein GROSSER

SCHÖPFLÖFFEL am Himmel. Auf dem mittleren Stern derDeichsel sitzt übrigens das Reiterlein. Das ist der kleine SternALKOR, mit dem man einen Sehtest machen kann: Solan-ge man ihn noch ohne Brille sieht, sind die Augen in Ord-nung.

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Bootes, der Bärenhüter

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Rechts vom BÄRENHÜTER erinnert die NÖRDLICHE KRONE andie dramatische Geschichte von Theseus und Ariadne. DerKönigssohn aus Athen war aufgebrochen, um den Minotau-rus zu töten, jenes Unwesen, das im Labyrinth von Kretalebte und dem man schon seit vielen Jahren Jünglinge undJungfrauen aus Athen geopfert hatte. Einerseits wird erzählt,dass Theseus nach vollendeter Tat wieder aus dem Laby-rinth herausfand, weil er dem Sternbild KRONE folgte. Be-kannter aber ist die Geschichte vom Faden der Ariadne.Danach gab die Königstochter dem Helden ein Knäuel mitdem Rat, den Anfang des Fadens am Eingang des Labyrinthszu befestigen und das Knäuel mitzunehmen, so dass er andiesem Faden leicht den Rückweg finden würde. Wie ver-sprochen nahm Theseus Ariadne dafür zur Frau. Doch aufdem Weg nach Athen überlegte er es sich anders. Bei einerRast auf Naxos verließ er sie. Angeblich war ihm der Wein-gott Dionysos im Traum erschienen und hatte Ariadne vonihm gefordert. Auch wenn dies nur eine fadenscheinigeAusrede von Theseus war, kümmerte sich der Gott tatsäch-lich um die schöne Verlassene. Er heiratete sie und warfihren Kranz so hoch in den Himmel, dass er dort seither alsNÖRDLICHE KRONE leuchtet.

Bei der SÜDLICHEN KRONE, dieneben dem SCHÜTZEN zu se-hen ist, handelt es sich dage-gen um eine weitere Liebschaftdes Zeus. Diesmal verführte er in Gestalt eines sterblichenMenschen die schöne Semele,deren Name die Unterirdischebedeutet. Einmal mehr ent-

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Die südliche Krone

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brannte Hera vor Eifersucht und wollte die Geliebte ihresMannes vernichten. Als Semele schon im sechsten Monatschwanger war, weckte die Göttin in ihr quälende Zweifelüber die wahre Identität ihres wunderbaren Liebhabers.Daraufhin bedrängte Semele Zeus, sich in seiner wahrenNatur zu zeigen, was ihr allerdings nicht gut bekam. BeimAnblick seines göttlichen Wesens wurde sie vom Blitz getrof-fen und verbrannte auf der Stelle. Im letzten Moment retteteZeus ihr gemeinsames, noch ungeborenes Kind, nähte es inseinen Schenkel ein und trug es dort aus. Es war der Wein-gott Dionysos, der auf diese Art zweimal das Licht der Welterblickte. Semele aber wurde von Zeus auf den Olympgeholt und ihr Kranz steht seither als SÜDLICHE KRONE amHimmel.

Unterhalb der JAGDHUNDE ist ein Sternbild zu finden, dasman seit der Antike kennt, das jedoch nicht auf diesem Bildzu sehen ist. Es ist das goldblonde HAAR DER BERENIKE, daswie fließendes Gold das bildschöne Gesicht dieser kyreni-schen Prinzessin umgab. Sie wurde die Frau des ägypti-schen Pharaos, der sich an ihrer Schönheit nicht satt sehenkonnte. Als er in einen gefährlichen Krieg gegen Syrien zog,gelobte Berenike aus tiefer Liebe, ihre gesamte Haarprachtder Aphrodite zu opfern, wenn diese Göttin des Friedensund der Liebe ihren Mann siegreich und gesund zurück-kommen ließe. Als sie kurz darauf die Botschaft vom SiegIhres Gatten erhielt, ging sie in den Tempel, ließ ihren Kopfscheren und legte ihre Locken dankbar auf den Altar der Lie-besgöttin. Da blondes Haar in diesem Teil der Welt ebensoselten wie begehrt war, verschwand der Haarschopf überNacht. Zornig fragte der Pharao nach dem Verbleib, und dieratlosen Priester mussten um ihr Leben bangen. Da ent-

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deckte einer von ihnen – zu ihrem eigenen Glück – denHaarschopf als neues Sternbild am Himmel. Es hieß, dassdie Liebesgöttin ihn dort eigenhändig hinversetzt habe, umden Menschen ein ewiges Zeichen für Liebe und Treue zusetzen.

Man hat Berenike häufig mit der Frau von Herodes ver-wechselt, von der es hieß, dass sie zum Christentum über-trat, weil die Leiden Christi sie so berührt hatten. DerenName Berenice wurde zu Veronika, und in der christlichen Deutung des Himmels sah man in diesem Sternbild dasberühmte Schweißtuch der Veronika.

Das weiße Band, das sich über den ganzen Himmel zieht,ist natürlich unsere MILCHSTRASSE. Ihr Entstehen verdankenwir HERAKLES, der (kopfstehend) mitten im Bild zu sehen ist.Zeus hatte ihn mit der Königin Alkmene in Gestalt ihresGatten Amphitrion gezeugt. Damit er die Freuden der Liebeauch hinreichend auskosten konnte, hatte er zuvor denSonnengott Helios gebeten, drei Tage lang zu Hause zu blei-ben. So konnte der Göttervater in einer Nacht von dreiTagen und drei Nächten mit ausdauernder Hingabe dengrößten aller Helden zeugen. Dieser hieß deshalb auchHerakles Triselenos, Kind des dreifachen Mondes. Zwar be-deutet der Name Hera-kles Heras Ruhm, dennoch hat dieGöttermutter ihn nie gemocht. Im Gegenteil: Da Zeus ihnmit einer anderen gezeugt hatte, wurde der Held von Herazeitlebens voller Eifersucht verfolgt. Um seinen geliebtenSohn unsterblich zu machen, musste Zeus daher eine Listersinnen. Als seine Gattin Hera schlief, legte er ihr den klei-nen Herakles an die Brust, damit er von der göttlichen Mut-termilch bärenstark und unsterblich würde. Der zukünftige

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Heros aber saugte so heftig, dass Hera vor Schmerz erwach-te und ihn abrupt von sich stieß. Die Milch, die sie dabeiverspritzte, ist noch heute als MILCHSTRASSE am Himmel zusehen.

Auf ihr finden wir rechts obenim Bild das Sternbild FUHR-MANN, den man früher in Me-sopotamien für einen Hirtenmit zwei Zicklein hielt. Späteraber sah man im FUHRMANN denKönig Erichthonios von Athen,der statt Beinen einen Schlan-genschwanz hatte und deshalbweder gehen noch reiten konn-te. Aus dieser Not hatte er eineTugend gemacht. Vom Sonnen-

wagen des Helios inspiriert, ließ er einen vierspännigenStreitwagen bauen und wurde so der erste Mensch, der jeein solches Gefährt lenkte. Tief beeindruckt von diesemTalent versetzte Zeus den Wagen mitsamt seinem Lenkerunter die Sterne. An der linken Schulter des FUHRMANNS istimmer noch eine Ziege zu sehen. Es ist Amaltheia, die denneugeborenen Zeusknaben säugte, als seine Mutter Rheaihn in einer Höhle auf Kreta verbarg, um ihn vor seinemVater Kronos zu retten, der ja bekanntlich alle seine Kinderverschlang.

Auf dem weiteren Weg der MILCHSTRASSE folgt nun ein allenbekanntes Drama. Über dem SCHWAN sehen wir KEPHEUS,den König von Äthiopien, und seine Gattin KASSIOPEIA.

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Fuhrmann mit der Ziege Amaltheia

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Äthiopien galt als der Südostrand der bewohnbaren Welt, wo die Menschen verbrannte Gesichter (griech. aithiops)hatten. KASSIOPEIA ist am nächtlichen Himmel besondersleicht zu finden als die große W-Formation, in der man dieerhobenen Arme einer klagenden Frau erkennen kann. Siehatte sich gebrüstet, schöner zu sein als die Meerjung-frauen, die Nereiden. Das erboste Poseidon, den Herrn derMeere, so sehr, dass er Cetus, ein Ungeheuer schickte, umÄthiopien zu verwüsten. Angesichts der gewaltigen Be-drohung befragte Kepheus das Orakel und erfuhr, dass nur die Opferung seinerTochter ANDROMEDA dasUnheil abwenden könne.Fast nackt und mit Kettenan die Klippen gefesseltsteht die Schöne bis heuteals Sternbild am Himmel.Gleich unter ihr sieht man

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Kepheus, Kassiopeia, Perseus mit dem Kopf der Medusa und Andromeda

Das Seeungeheuer Cetus als Wal

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UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE

Hajo Banzhaf

Geschichten vom FirmamentEin Lesebuch der Sternenwelt

Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 64 Seiten, 18,0x12,0ISBN: 978-3-7205-6025-2

Kailash

Erscheinungstermin: September 2007

Der bekannte Tarot-Experte Hajo Banzhaf hat sich auch in der Astrologie einen großen Namengemacht und unzähligen Menschen mit seinen Büchern die Kraft der Sterne näher gebracht.In seinem neuen, durchgehend vierfarbig illustriertem Buch beschreibt er anhand eineswunderschönen Deckenfreskos aus der Renaissance, welche Sternbilder am Nachthimmel zusehen sind und führt in ihre faszinierenden Mythen ein.