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Grenzüberschreitende Regionalentwicklung Vorlesung Anwendung des Regulationstheoretischen Konzeptes

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Grenzüberschreitende Regionalentwicklung

Vorlesung

Anwendung des Regulationstheoretischen Konzeptes

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Grenzüberschreitende Regionalentwicklung 2

Die EuRegio West/Nyugat Pannonia

Kooperation im pannonischen Grenzraum zwischen Burgenland und Westungarn(Stand: 2003/04)

Q: Th. Leitner 2004

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EUREGIO WEST/NYUGAT PANNONIA – Kooperation im pannonischen Grenzraum zwischen Burgenland und Westungarn

Freiwillige Interessensgemeinschaft (gegründet 1998) mit dem Ziel, die Idee des vereinten Europas in einem kleineren und verständlicheren Rahmen zu verwirklichen und damit die Schaffung eines zukünftig gemeinsamen grenzübergreifenden Wirtschafts- und Lebensraums zu ermöglichen.

Zu den Partnern zählen:

auf österreichischer Seite: das Land Burgenland

auf ungarischer Seite: die drei Komitate Györ-Moson-Sopron, Vas und Zala

Die Komitatsebene in Ungarn entspricht der Länderebene in Österreich

Die drei EuRegio-Komitate bilden seit 1996 gemeinsam die administrative Planungsregion Westtransdanubien (bzw. Westungarn) eine intermädiere Ebene (im Hinblick auf EU-Fördermittel) zwischen lokaler und nationaler Ebene, jedoch ohne legalen bzw. verfassungsmäßigen Status

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ÜBERBLICK ÜBER DIE PANNONISCHE GRENZREGION Gemeinsamkeiten, Geografie, Bevölkerung, Siedlungs- u. Infrastruktur, Wirtschaft

Gemeinsame Merkmale: historisch und sozio-geografisch zusammengehöriger Raum; politische Grenze (ehem. Eiserner Vorhang) trennt keine naturräumlichen Einheiten gemeinsame pannonische Identität!

Geografie, Bevölkerung: Fläche 15.175 km2, ca. 1,3 Mio. Einwohnerethnisch gemischte Bevölkerung (neben Österreichern u. Ungarn noch Roma u. Sinti sowie Kroatenmit 84 Einwohnern/km2 relativ dünn besiedelt (im Vgl. dazu die EU: 115 Einwohnern/km2

Siedlungsstruktur: geringer Urbanisierungsgrad; viele kleine Gemeinden: insgesamt 819 Gemeinden, davon sind 39 Städte kleiner bzw. mittlerer Größenordnung (größte Agglomeration ist Györ mit 130.000 EW

EuRegio West/Nyugat Pannonia Regionale grenzübergreifende Zusammenarbeit

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Wirtschaftsstruktur:

Aus nationalem Standpunkt gesehen = unterschiedliche Ausgangs-bedingungen: - Burgenland Ziel1-Gebiet, schwächstes Bundesland Österreichs - - Westungarn dynamischste und wirtschaftlich stärkste Region Ungarns (neben Budapest)

keine markante Wohlstandsgrenze! BIP/EW 2003 (nach KKS, EU=100): Burgenland 73% Westungarn 58%

ÜBERBLICK ÜBER DIE PANNONISCHE GRENZREGION Gemeinsamkeiten, Geografie, Bevölkerung, Siedlungs- u. Infrastruktur, Wirtschaft

Westungarn

Bruttoinlandsprodukt (GDP) pro Einwohner in Kaufkraftstandards

Burgenland West-ungarn

(gesamt) Győr-Moson-Sopron

Vas Zala

EU15 = 100 keine Angabe 73 58 69 59 44

zwischen Burgenland und Györ-Moson-Sopron kaum ein Unterschied nach KKS!

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1. KOMPONENTERegionales Produktionssystem

WirtschaftsstrukturBranchencharakteristik

Innerhalb der gesamten Grenzregion ist der produzierende Bereich noch immer der dominierende Wirtschaftssektor, jedoch enormer Aufholprozess im Dienstleistungsbereich durch erfolgreiche Förderungspolitik im Bereich Technologie und Tourismus

Institutionelle Differenzierung des

Unternehmenssektors

sehr geringe Betriebsgrößen, hoher Anteil an kleinen bzw. an Mikro-unternehmen mit weniger als 9 Mitarbeitern, nur wenige große multinationale Betriebe (wie beispielsweise das Audi-Werk in Györ mit ca. 4.400 Mitarbeitern)

begünstigt die Bildung von Kooperationsbeziehungen in Form von industriellen Distrikten bzw. Clustern!

Bruttowertschöpfung zu Herstellungspreisen nach Wirtschaftssektoren

Land- und Forstwirtschaft 4,6 %

Produktion 49,1 %

Dienstleistungen 46,3 %

wichtigsten Branchen:

Metall- und Automobilindustrie sowie Holz- und Nahrungs-mittelindustrie

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Regionales Produktionssystem der EuRegio

Raumübergreifende Direktionspotentiale

Seit jeher sehr arbeitsintensive Betriebe in der Region, kapitalinten-sive Branchen spielen eine eher untergeordnete RolleDurch die intensive Technologiepolitik der vergangen Jahre (im Burgenland vor allem durch die Ziel-1-Förderung) erkannte man Chance bzw. Notwendigkeit, sog. Headquaters in der Region zu binden, welche ganz andere Anforderungen als arbeitsintensive Betriebe stellen (gute Erreichbarkeit, qualifizierte Arbeitskräfte, usw.)

Umfang u. Qualität des Arbeitskräfteangebots

ca. 500.000 unselbständig Beschäftigte in der gesamten Grenzregion, relativ geringe Arbeitslosigkeit im Vergleich zu anderen Grenz-regionenSeit der politischen Wende Dynamisierung der grenzüber-schreitenden Arbeitsmarktbeziehungen (Verzehnfachung der im Burgenland beschäftigten Ungarn seit 1989 auf ca. 4.400, Stand 2001), jedoch noch keine gemeinsame Arbeitsmarktbeobachtung bzw. Arbeitsmarktpolitik innerhalb der GrenzregionHohe Qualifizierung der Arbeitskräfte in der Grenzregion aufgrund der Vielzahl an Bildungseinrichtungen in und in unmittelbarer Nähe der Region (Fachhochschulstudiengänge, Nähe zu Wien, usw.)

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2. KOMPONENTERegionales Regulationssystem der EuRegio

Koordinationsformen zwischen Unternehmen

Durch die Vielzahl an KMU‘s in der Region Clusterbildung beiderseits der Grenze

Cluster in Westungarn in den Branchen Automobilindustrie, Holz, Elektronik, Thermaltourismus und Obst werden koordiniert von der Pannon Business Initiative (kurz PBI)

v.a. Automobilcluster (PANAC) und Holzcluster (PANFA) von inter-nationalem Format weit über die Grenzen der Region hinaus mit einer Vielzahl an Mitgliedern wirksam und tätig

Auf burgenländischer Seite ist die sog. „kritische Masse“ zu klein, welche eine synergetische Vernetzung von Unternehmensgruppen des produzierenden sowie des Dienstleistungsbereichs zu gut funktionierenden Clustern erlauben würde

Es gibt einige Anknüpfungspunkte (wie z.B. im Bereich Holzindustrie), an eine Kooperation kann jedoch erst dann gedacht werden, wenn die Zusammenarbeit unter den burgenländischen Clustermitgliedern funktioniert und von Bestand ist.

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Regionales Regulationssystem der EuRegio

Qualität der ind. Arbeitsbeziehungen

Projekt Interregionaler Gewerkschaftsrat (kurz IGR) initiiert vom ÖGB, unterstützt durch Interreg IIIa

Grenzübergreifender Zusammenschluss von regionalen Gewerk-schaftsorganisationen (burgenländischer Gewerkschaftsbund sowie jene der drei westungarischen Komitate), bestehend seit Juli 2002

Ziel: Abfederung möglicher Nachteile und neg. Auswirkungen durch den EU-Beitritt Ungarns für ArbeitnehmerInnen aus Österreich und Ungarn

Soziokulturelles Milieu und ind. Kompetenz

Als wichtige immaterielle Ressource für Aktivitäten der wirtschaftlichen Akteure in der Grenzregion „wirtschaftliche Atmosphäre“

Weder im Burgenland noch in Westungarn existieren überlieferte informelle Regel und Konventionen des GeschäftslebensAuch variieren die Standards der Betriebe zwischen den Branchen; unterschiedliche technische Standards zwischen „West“ und „Ost“aber: durch sehr gute soziale und kulturelle Kontakte hervorragende Basis für grenzüberschreitende wirtschaftliche Aktivitäten

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Regionales Regulationssystem der EuRegio

Unterstützende regionale Einrichtungen

relativ dichtes Netz an unterstützenden Einrichtungen in der pan-nonischen Grenzregion; dazu zählen im Prinzip alle Institutionen, aus denen Experten in die jeweiligen Arbeitsgruppen der EuRegio entsannt werden: Institutionen auf Landes- bzw. Komitatsebene

Interessensvertretungen (ÖGB, WK, LWK, usw.) Regionalmanagement Burgenland Regionalentwicklungsagentur Westungarn Technologie- und Innovationszentren tertiäre Bildungseinrichtungen Tourismusverbände, Gemeindevertretung,...

Vor allem dichtes Netz an Technologiezentren im Burgenland; in Ungarn befindet sich dieses derzeit im Aufbau; reger Kontakt zwischen diesen Einrichtungen beiderseits der Grenze gute Startmöglichkeit für zukünftige intensive wirt-schaftliche VerflechtungenTechnologiezentren im Burgenland

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Burgenland:

3. KOMPONENTE: RAHMENBEDINGUNGENAus dem jeweils nationalen Standpunkt aus betrachtet

Burgenland: ist seit dem Beitritt Österreichs zur EU 1995 Ziel-1-Gebiet (bis 2006). Mit einem BIP/Kopf unter 75% (EU15=100) zählt es zum schwächsten Bundesland Österreichs. Durch die Ziel-1-Förderung konnten jedoch vor allem im Technologie- und Tourismusbereich durch eine aktive Technologie- und Innovationspolitik beachtliche Fortschritte erzielt werden. Deutlich spürbar ist auch die Nähe zur Bundeshauptstadt Wien (bemerkbar in vielen Belangen des allgemeinen und wirtschaftlichen Lebens)

Das Burgenland als „Peripherie des Zentrums“ Wien!

Westungarn: Die Region Westungarn ist neben dem entfernt gelegenem Zentrum Budapest die erfolgreichste Region Ungarns. Sie war bis vor der Erweiterung die einzige Grenzregion Ungarns mit der Europäischen Union und nach der Wende 1990 attraktives Ziel ausländischer Investoren. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs zeigt die Region eine dynamische und ununterbrochene Entwicklung auf.

Die Region Westungarn als „Zentrum der Peripherie“!

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Rahmenbedingungen der Raumausstattung/Lagequalität der EuRegio

UrbanisierungsgradBevölkerungsdichte

periphere ländliche Gebiete, nur relativ dünn besiedelt, nur wenige Städte mittlerer Größenordnung (größte Agglomerationen in Westungarn mit Györ, Szombathely, usw.), stagnierende Bevöl-kerungsentwicklung in den vergangenen Jahren, besonders in Westungarn steigender Zuzug in städtische Agglomerationen

Infrastruktur Norden begünstigt, sowohl bezüglich Straßen- als auch Schienenver-kehrsinfrastruktur durch die Nähe zu der Achse Wien - Budapest

verkehrsgeografischeLagequalität

relativ gute internationale Erreichbarkeit durch die Europäischen Verkehrskorridore IV, V, VI und VII; Defizite im Süden bezüglich der interregionalen Erreichbarkeit (keine höherrangigen Verkehrsver-bindungen in peripheren südlichen Gebieten)

Umweltqualität sehr hohe Umweltqualität innerhalb der gesamten Grenzregion, knapp 15% der Flächen stehen unter Schutz, kaum Umweltbelastung (fehlende Schwerindustrie, abseits von Siedlungsschwerpunkten wie beispielsweise in vielen anderen Gebieten entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs)

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Quelle:

www.iv-newsroom.at/upload_pub/file_101.pdf

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Literatur

Leitner, Th., Die grenzübergreifende Zusammenarbeit von Regionen am Beispiel der EuRegio West/Nyugat Pannonia. Diplomarbeit, Technische Universität Wien, 2004