Globokar, Cage & Thompson im Instrumentalunterricht · „Valses Communicants“ – Vinko...
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JOSEPH HAYDN KONSERVATORIUM EISENSTADT
Dominik FUSS BA
Globokar, Cage & Thompson im Instrumentalunterricht
Werke Neuer Musik aufbereitet für den Unterricht mit Blechbläsern
Matrikelnummer 1173030
Studienkennzahl T 033 145 629
BACHELORARBEIT aus der Studienrichtung :
IGP- Trompete (Klassik)
Erstellt innerhalb des Seminars:
Angewandter Tonsatz 01
Eingereicht am: Joseph Haydn Konservatoriumdes Landes Burgenland
Betreuer: Mag. Wilhelm Spuller, MA
Wien, März 2018
1
Inhaltsverzeichnis:
Vorwort 3
1. Kapitel : Einleitung
1.1 Ausgangssituationen 4
1.2 Ziele 6
1.3 Begriffserklärung „Neue Musik“ 7
2. Kapitel : Neue Musik im Einzelunterricht
2.1 Einleitung 8
2.2 Valses Communicants – aus Vinko Globokars „Laboratorium“ 9
2.3 Vereinfachte zyklische Improvisation nach V. Globokar 12
3. Kapitel : Neue Musik im Gruppenunterricht (Bläserklasse)
3.1 Einleitung 13
3.2 John Cage „FOUR6“ 13
3.3 „Soundpainting“ - Thompsons Zeichendirigiersprache in der
Bläserklasse 16
4. Zielfragenbeantwortung 22
5. Conclusio 24
6. Literaturverzeichnis
6.1 Literaturverzeichnis 25
6.2 Abbildungsverzeichnis 26
7. Anhang
7.1 Biographie des Autors 26
7.2 Erklärung über die eigenständige Abfassung 27
2
Vorwort
Die vorliegende Arbeit thematisiert Werke und Konzepte der drei Komponisten
Vinko Globokar, John Cage und Walter Thompson und richtet sich explizit an
Lehrerinnen und Lehrer, die didaktische Anregungen für die Arbeit mit Musik-
klassen mit Bläsern suchen.
Speziell in der Elementaren Musikpädagogik ist das Erforschen neuer Klänge
ein wichtiger Faktor, um ein lustvolles frisches Erleben, Erfahren und Begreifen
der Musik möglich zu machen. Auf den folgenden Seiten wird versucht diese
Elemente auch im späteren Einzel- und Gruppenunterricht anwendbar zu
machen.
Abwechslungsreiche, künstlerische Ausdrucks- und Gestaltungsmöglichkeiten,
bei denen Musik, Sprache, Improvisation, Bewegung und Visualisierungs-
formen in Beziehung und Wechselwirkung treten, sind gerade im Lebenswerk
John Cages & Vinko Globokars essentiell. Die ästhetischen Parallelen aller drei
Komponisten sind augenscheinlich, noch wichtiger vereint die drei aber
vielleicht die ähnlich anarchistische Grundhaltung ihrer Werke. Weitere
Parallelen kann man bei Globokars Uberlegungen in seiner Haltung, seinem
gewählten Feld und seinen Explorationen erkennen, die stark an die etwa
zeitgleich entwickelnde Happening- und Fluxusbewegung, denen auch Cage
angehörte, erinnern.
Obwohl diese Fokussierung auf drei Komponisten keinesfalls Anspruch auf die
Gesamtheit dieses weitläufigen Themas stellt, ist es mir ein Anliegen
„praxisnah“ zu arbeiten und konkret etwas zur Weiterentwicklung von Unterricht
beizutragen. Die folgenden Beispiele sollen exemplarisch darstellen, wie man
neue Musik dem Lehrer oder der Lehrerin zugänglich machen kann. Ich hoffe,
dass meine methodisch-didaktischen Uberlegungen, Unterrichtsideen,
Vermittlungswege und Materialien bei der Gestaltung von Musikunterricht mit
Blasinstrumenten hilfreich sind.
3
1. Kapitel : Einleitung
1.1. Ausgangssituation
Im Instrumentalunterricht gibt es zwei gängige Unterrichtsformen, den
Einzelunterricht, indem der Dialog und Wissensaustausch zwischen Lehrer und
Schüler im Mittelpunkt steht und den Gruppenunterricht, in welchem das
Gemeinschaftsgefühl und die gegenseitige Motivation, in unserem Beispiel
Bläserklassen, von essentieller Bedeutung sind. Beide Themenbereiche
werden in Grundzügen in der hier vorliegenden Bachelorarbeit behandelt.
Repertoiretechnisch wird im Einzelunterricht, speziell beim Instrumental-
unterricht der Trompete, oftmals seit Jahrzehnten diesselbe Literatur
verwendet. Man denke hierbei an die „Arban Method (La grande méthode
complète de cornet à piston et de saxhorn par Arban)“ von Jean-Baptiste
Arban, die um 1859 geschrieben wurde,1 oder die „Technical Studies for the
Cornet“ von Herbert L. Clarke, deren Erstveröffentlichung auch schon 19122
war. Diese Problematik gibt es auch im Gruppenunterricht (der Bläserklasse),
da hier zumeist die nordamerikanische Schulband-Literatur verwendet wird, die
unter enormen Einfluss von Yamaha (als Beratungsorganisation und Data-
holder3- Bläserklasse) vertrieben wird, obwohl diese Werke ein stilistisch enges
und einseitiges Bild des Instrumentunterrichts darstellen. In den letzten Jahren
wurden viele Aspekte der Praxis des Musik-lehrens verbessert und die
methodisch didaktischen Möglichkeiten des erweiterten Musikunterrichts
weiterentwickelt, sodass die Verbindung musikalischer Fähigkeiten mit
musikbezogenen Wissensinhalten stärker in den Fokus rückt. Man denke
hierbei exemplarisch an „Hören, Lesen, Spielen“ von Tijmen Botma und Jaap
Kastelein, dem „Trompetenfuchs“ von Stefan Dünser oder speziell dem „New
Sounds Cookbook“ von Bartmann, de Roo und Irgmaier4. Der abwechslungs-
reiche Umgang durch Singen, Tanzen, Spielen, Improvisieren, Komponieren,
Hören und Reflektieren kann vielfach zu einem positiven Motivationsschub und
stärkerem Engagement der Schüler/-innen führen.
1 Internetquelle 2., Siehe Seite 282 Internetquelle 3., Siehe Seite 283 Datenhalter für Lehrwerke4 New Sounds Cookbook; Seite 6
4
Neue Klangwelten, kontemporäre Werke und unkoventionelle Modelle, im
Musikunterricht mit Blasinstrumenten, sollen die eigene pädagogische
Unterrichtspraxis erweitern und bereichern.
Gerade in Österreich, einem Land in dem das Blechblasniveau international
herausragend ist, werden Schüler/-innen durch die frühe Integration der Musik-
schulen und Blasmusikverbände in das Regelschulsystem gefördert. Hier wird,
oftmals klassenübergreifend, eine Bläserklasse installiert, die manchmal auch
in der regulären Unterrichtszeit, wöchentlich gehalten wird. Der Musik-
wissenschaftler Dr. Johannes Bähr verweist darauf, dass sich Schülerinnen
und Schüler musiktheoretische Fähigkeiten und Kenntnisse im Kontext eigener
musikalischer Praxis effektiver aneignen können, als im regulären
Musikunterricht.5 Rückschlüsse auf eine Kohärenz zwischen Musikerziehung,
Instrumentalunterricht und Musizieren auf Persönlichkeitsmerkmale und
allgemeine Lern- und Leistungsbereiche sind Teil mehrerer wissenschaftlicher
Arbeiten.6 Unter anderem deswegen beginnt die Neue Musik auch im
institutionellen Instrumentalunterricht Fuß zu fassen. Beispiele hierfür sind die
von der Internationale Gesellschaft für neue Musik und den Musikschulen der
Stadt Wien von 2009 bis 2013 stattgefundene Veranstaltung „Jugend gibt junge
Musik“, die später im Rahmen von Wien Modern unter dem Namen „Junge
Musik“ weitergeführt wurde. Kindern und Jugendlichen wird die Möglichkeit
gegeben, neue Musik gemeinsam mit jungen Komponist/-innen zu erarbeiten
und zu präsentieren7. Ein weiteres Beispiel von Neuer Musik im Instrumental-
musikunterricht, ist auch der Sammelband „New Sounds Cookbook“, indem
Absolventen der Komponistenklasse von Prof. Reinhard Febel an der
Universität Mozarteum Salzburg in Kooperation mit der Musikschule der Stadt
Burghausen, 36 Stücke für Kinder und Jugendliche im Alter von 9 bis 16
Jahren schrieben.8 Diese wurden im Rahmen der „Tage der Neuen Musik
Burghausen 2005“ mit den Komponisten erarbeitet und großteils uraufgeführt.
5 Bähr 2000a, S.218 f.6 Arendt 2009 S.99,136 f.7 Österreichische Musikzeitschrift 2012 67/4, S. 638 New Sounds Cookbook S.6
5
1.2. Ziele
Die Lehrplanbereiche vokales Musizieren, instrumentales Musizieren,
Bewegen, Gestalten, Horen und Grundwissen sind immer im
Zusammenhang zu sehen und sol len dem jewei l igen Lernziel
entsprechend vernetzt werden. Dabei sind facherubergreifende und
facherverbindende Aspekte besonders zu berucksichtigen.9
Eine Empfehlung des österreichischen Bundesministeriums, für eine
vernetzende Unterrichtsmethodik wird vorgeschrieben, jedoch gibt es keine
genaueren Informationen wie diese konkret im Instrumentalunterricht
umgesetzt werden sollen. Im Lehrplan für Trompete der Konferenz der
österreichischen Musikschulwerke, steht unter dem Kapitel „Ganzheitliche
Pädagogik“ folgendes geschrieben:
Im Vordergrund stehen die Forderung der Gesamtpersonlichkeit der
SchulerInnen und die Erziehung zur Selbststandigkeit und Selbstreflexion
ebenso wie die Forderung der emotionalen Ausdrucksfahigkeit.
• Lernen mit allen Sinnen (Musik horen, sehen und spuren, Bewegen zur Musik)
• Soziale und emotionale Kompetenz – die SchulerInnen sollen als Menschen profitieren
• Im Zentrum steht die Musik und die damit verbundene Personlichkeitsentwicklung
• Individuell und befindlichkeitsorientiert
• Kognitiv
• Motorisch
• Rhythmus-, Bewegungs- und Horerziehung mittels Percussion, Bodypercussion, Vocalpercussion etc.
• Elemente aus der Elementaren Musikpadagogik (EMP)
• Klanggeschichten
• Vorspielen – Nachspielen
• Querverbindungen zu anderen Kunstformen der jeweiligen Epoche und Stilistik suchen (Malerei, Tanz etc.)10
9 Didaktische Grundsätze im Bereich Musikerziehung, BMUKK 2018 S.2
10 Lehrplan für Musikschulen Fachspezifischer Teil Trompete – der KOMA, S. 4
6
Im Laufe dieser Arbeit wurde festgestellt, dass diese angeführten Punkte, vor
allem mit Werken von Vinko Globokar, John Cage und Walter Thompson,
erfüllt werden können und für eine „Ganzheitliche Pädagogik“ Impulse geben
können.
Thade Buchborn stellt in seinem Werk „Neue Musik im Instrumentalunterricht
mit Blechblasinstrumenten“ drei essenzielle Fragen, die ein Werk für den
generellen Einsatz im Instrumentalunterricht erfüllen muss11:
1. Kann man durch diese Repertoireerweiterung eine Veränderung auf
inhaltlicher Ebene erzielen?
2. Bereichert das Werk den/die SchülerIn und ändert es etwas an
seiner/ihrer Musizierpraxis?
3. Kann man das Werk auf Blechblasinstrumente (Trompete)
umsetzen/ adaptieren?
Im weiteren Verlauf dieser Arbeit werden diese drei Fragen anhand von
praktischen Beispielen thematisiert und im Kapitel 4: „Zielfragenbeantwortung“
abschließend beantwortet.
1.3. Was ist „Neue Musik“ ? - Eine Begriffserklärung
„Neue Musik fungiert als nicht alles umfassende- plurale Kategorie fur die
Musik und Musikgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts und zeichnet sich
vor allem in der Differenzierung zu anderen historischen und gegenwartigen
musikalischen Erscheinungsformen aus.“12
In der Musikgeschichte markiert das Auftauchen der Musik, die als „Neue
Musik“ deklariert wird, die historische Schwelle um etwa 1910 und tauchte
erstmals als Begriff im gleichnamigen Vortrag des Musikjournalisten Paul
Bekkers im Jahre 1919 auf. Diese Zeit gilt als Bruch mit dem vorangegangenen
Kunstmusik des 19. Jahrhunderts, die Komponisten der sogenannten
Vertretern der Zweiten Wiener Schule einleiten, wie Arnold Schönberg, Alban
11 Buchborn, Thade; Neue Musik im Instrumentalunterricht mit Blechblasinstrumenten, S. 4212 Danuser 1997, S.76
7
Berg und Anton Webern. Auch außerhalb Wiens gab es namhafte Vertreter wie
Luigi Russolo, Francesco Balilla Pratella, Edgard Varèse oder Charles Ives.
Ihre revolutionäre Betrachtungsweise betrafen: Harmonik, Rhythmik,
Klangfarbe, Dynamik, Form und nicht zuletzt den Werk- und Kunstcharakter
der Neuen Musik selbst.
Anders dazu wird im heutigen Sprachgebrauch die „Neue Musik“, als keine klar
umrissene Epoche bezeichnet, da genaue Stilmerkmale, die zum Beispiel in
der musikalischen Klassik oder Romantik vorherrschen, fehlen.
„Benachbarte Begriffe wie moderne und zeitgenossische Musik oder gar
musikalische Avantgarde bilden Schnittmengen innerhalb dieses
Bedeutungsrahmens. In all diesen terminologischen Pragungen außert sich
die Anforderung der Aktualitat und Zeitnahe, wird die Option auf das
Experiment betont, artikuliert sich der Anspruch auf den innovativen,
fortschrittlichen oder kritisch-subversiven Charakter der Musik des 20.
Jahrhunderts und der Gegenwart.“13
Das Anders-Sein reicht als alleiniges Merkmal noch nicht aus. Neue Musik
lässt sich am ehesten als eine revolutionäre, offene Herangehensweise an
bisher weniger Beachtete und nebensächlichere Elemente in der Musik
beschreiben. Diese werden zum Hauptgegenstand des kreativ-künstlerischen
Komponisten, der diesem Thema den Status von etwas Wertvollem und somit
den Kunstcharakter verleiht.
2. Kapitel : Neue Musik im Einzelunterricht
2.1. Einleitung
Wie schon erwähnt, ist der Einzelunterricht eine Unterrichtsform, in welcher
durch Dialog und Wissensaustausch, Lehrinhalte vermittelt werden. Man kann
bei fast keinem Schüler ein vorgefertigtes strukturiertes Unterrichtskonzept
anwenden, da jede Person individuell ist. Gerade die Individualität des
Menschen verlangt jeden Instrumentallehrer tagtäglich ein großes Maß an
13 Barbara Barthelmes, 2008, Das Magazin der Kulturstiftung des Bundes, Das Magazin #11, Frühjahr 2008 S.13
8
Flexibilität, Facettenreichtum und Einfühlungsvermögen ab. Eine Befassung mit
dem Werk Vinko Globokars, der nicht nur Komponist sondern auch Posaunist
ist, liegt nahe, da seine Werke die Anforderungen für Blechbläser erfüllen und
vor Ideenreichtum sprühen.
2.2. „Valses Communicants“ – Vinko Globokars Laboratorium
Ausgehend von Globokars Erfahrungen als Posaunist - für ihn ist ein
Musikinstrument kein Objekt, sondern die Verlängerung des Körpers - begann
vorsichtig verkürzen. Nicht nur die Länge, sondern auch der Durchmesser (bei
Trompeten mind. 13mm) und dessen Dicke sind von Bedeutung, nicht nur
damit die optimale Verbindung der Instrumente gewährleistet ist, sondern auch
der Klang vom Material übertragen wird.
Nach erfolgreicher Verbindung dieser zwei Instrumente, ist es möglich, dass
die beiden Musiker, in unserem Fall der Schüler und der Lehrer, sich in etwa
1,5 Meter Abstand gegenüber stehen können und Töne und Klänge aus dem
Schalltrichter des Instrumentes gegenüber erzeugen können.
Grundsätzlich ist eine Verwendung dieser Idee für alle zweistimmigen
Musikstücke möglich, speziell bei der Trompete ist zu beachten, dass Stücke
mit der Verwendung der transponiert notierten Töne D', Gis', Dis' und dem
kleinen g nicht möglich sind15, da das dritte Ventil das gegenüberliegende
Instrument ansteuert. Durch dieses etwas eingeschränkte Tonreservoir und
durch die erhöhte Komplexität bei der Luftführung, arbeitete ich mit einfachem
Tonmaterial.
Als exemplarisches Beispiel wird nachfolgend das französische „Frère
Jacques“, dass im deutschsprachigen Raum als „Bruder Jakob“ bekannt ist,
verwendet. Aufgrund des relativ geringen Tonumfanges, ist dieses Stück auch
für Schüler/-innen in den Anfangsjahren anwendbar und kann zudem als
Kanon praktiziert werden. Das Stück wurde auf klingend Es-Dur transponiert,
bei der Trompete ist dies das notierte F-Dur. Durch diese Transposition wurde
die Problematik mit dem beschriebenen dritten Ventil vermieden;
15 Klingend notiert wäre das; C',Fis',Dis' und das tiefe f
10
Abbildung 2: franzosisches Kinderlied, keinem Komponisten eindeutig zuschreibbar
Nach dem erfolgreichen beherrschen der Melodie, können mehrere Varianten
erarbeitet werden:
1. Eine Art Frage und Antwort mit sich selbst auf zwei unterschiedlichen
Instrumenten (Schalltrichtern). Der Schüler steht und spielt die Melodie,
der Lehrer steht gegenüber und spielt nicht, betätigt aber das dritte
Ventil. Der Schüler spielt die erste Phrase immer auf dem eigenen
Instrument, die Antwort auf dem gegenüberliegenden Instrument. Bei
letzterem verwendet er die normalen Griffe, hält aber gleichzeitig dazu
das dritte Ventil konstant gedrückt. Durch das räumliche Gegen-
überstehen entsteht dadurch eine Art Echo. Anschaulich notiert sieht
dies so aus:
2. Durch die Kanonfähigkeit des Liedes, kann der oder die Lehrer/-in mit
dem Schüler gemeinsam einen Kanon, auf dem jeweils anderen
Instrument musizieren. Man lässt den Schüler die Melodie mit
konstanter Betätigung des dritten Ventils spielen und fängt selbst, auch
mit Betätigung des dritten Ventils, mit der Melodie an, wenn der Schüler
die Schlagzeit 3 des Taktes 3 erreicht.
11
Abbildung 3: Moglichkeit von „Valse Communicants“ bei Bruder Jakob
3----------------------- 3-----
---------- 3----------------------- 3---------
16 Klingend G-Moll
12
3. Kapitel : Neue Musik im Gruppenunterricht (Bläserklasse)
3.1. Einleitung
„Wer einmal erlebt hat, wie ein Schuler, der Schwierigkeiten mit seinem
Übepensum hat, plotzlich in einem Ensemble oder einer Band aufbluht
und eine unvermutete Konzentrationsfahigkeit und Musikalitat an den
Tag legt, der begreift, dass das Ensemblespiel mehr ist, als ein
Lehrplaninhalt, den man eben auch erfullen sollte.“17
Er ist ein Schlüssel zum Verständnis vieler musikalischer Zusammenhänge und
führt zu neuen Erkenntnissen. Einerseits ist man im Gesamtklang besser
aufgehoben und mitgetragen als im Solospiel, andererseits spürt man deutlich
die Bedeutung der eigenen „Stimme“ und die Möglichkeit, die Musik aktiv zu
gestalten. Dies gilt im übrigen stilübergreifend. Im Alltag von Schule und
Musikschule ist es Fakt, dass zumeist unterschiedlichste Instrumente und
verschiedene Levels innerhalb einer Gruppe vorherrschend sind. Aufgrund
dieser Problematik wurden diese Faktoren, in den nachfolgenden
Musikstücken, bestmöglich berücksichtigt.
3.2. John Cage „FOUR6“
Für das folgende Gruppenunterrichtsstück, wurde als Vorlage John Cages
Stück FOUR6 aus dem Jahre 1992 verwendet, welches Teil der
Werkkonzeptreihe John Cages 49 Nummernstucke ist. Cage bezeichnete die
Kompositionsreihe jeweils zuerst mit der ausgeschreibenen Musikeranzahl
(hier: FOUR). Die nachfolgende hochgestellte Ziffer bezeichnet, das wievielte
Stück in dieser Besetzung es ist (hier:6). Bei fast allen Nummernstücken ist die
Strukturierung der Zeit in sogenannten time brackets18 eingeteilt, bei „FOUR6“
liegt der Fokus im Finden und Spielen von unterschiedlichsten Klängen;
Choose twelve different souds [sic!] with fixed characteristics (amplitude,
overtone structure, etc.). Play within the flexible time brackets given.(...)
(John Cage im Vorwort zu FOUR6, 1992)
17 Buchborn, Neue Musik im Instrumentalunterricht mit Blasinstrumenten, 2011 S.17
18 Engl. Zeiteinheiten, Zeitklammern
13
Vor dem Spielen des Werkes werden demnach Klänge erforscht und
festgelegt, welche innerhalb zweier Zeitangaben (Bsp: 0'55''<->1'30'')
stattfinden sollen. Eine Vorübung kann in einem Sesselkreis praktiziert
werden, indem die Schüler/-innen erstmals am Mundstück und später mit
Instrument Klänge erforschen können. Dies können Luftgeräusche, laute und
leise Töne, angeschliffene Töne, perkussive Geräusche (durch Klopfen auf das
Mundstück oder durch die Zunge), aber auch sprechen und singen durch das
Instrument (oder Mundstück) sein. Diese Ubungen können auch mit dem
später behandelten Soundpainting- Zeichendirigiersprache Walter Thompsons
dirigiert werden19.
Mehrere Vorübungen werden nachfolgend aufgelistet:
– leise, langanhaltende Töne erzeugen eine Klangschleife20
–Laute und leise Töne wandern schnell oder nach einem kurzen metrischen
Muster im Uhrzeigersinn umher
–Hohe oder tiefe Töne erzeugen eine Klangschleife
– tonlose Windgeräusche auf dem Mundstück erzeugen einen Grundklang
–Eine Runde mit außergewöhnlichen Spieltechniken (extended
techniques21), die vorher vorgezeigt und in der Gruppe probiert werden,
zum Beispiel Schmatzgeräusche, Zungenslaps, Veränderung durch
Hand vorm Trichter, pfeifen durch die unteren Ventildeckel und
perkussive Geräusche. Diese Klänge werden von den Schülern
ausprobiert und abwechselnd im Uhrzeigersinn gespielt
Folgende vorbereitende Stücke können nachfolgend ausprobiert werden:
1. Solo mit Begleitung: Ein Schüler oder Schülerin wird als Solist von den
anderen Schülern mit langen, leisen Tönen begleitet
2. Frage und Antwort: Zwischen den Schülern entwickelt sich eine
Konversation, mit fragenden Lauten und deren Antwort.
19 Siehe Kapitel III, c. 20 Eine ununterbrochener Grundklangteppich, indem chorisch (abwechselnd) geatmet wird
und der Klang somit nicht aussetzt21 Erweiterte (außergewöhnliche) Spieltechniken
14
Nach dem Erforschen dieser Klangmöglichkeiten, werden deren Parameter
genauer definiert; Lautstärke (laut/leise, cresc./decresc.), Tondauern
(kurz/lang, Rhythmik), Tonhöhen (hoch/tief, Veränderung durch bending22,
Hand vor dem Instrument) und Klangfarben (hell/dunkel, geräuschvoller/reiner
Ton, extended techniques). Im nächsten Schritt kann man die beliebtesten
sechs (6) unterschiedlichen Klänge herausnehmen und dem nachfolgenden
Modell-Stück (Four YOU) zuweisen.
Anders als im Original „FOUR6“, werden Cages Vorgaben etwas verkürzt und
vereinfacht. Es werden nur die Hälfte der zu verwendenden Sounds festgelegt,
also sechs unterschiedliche Klänge. Genauso wurden die vorher beschriebene
Schreibweise der Zeiteinheiten (Bsp: 0'55''<->1'30'') verändert, um diese dem
Schüler anschaulicher zu präsentieren. Der Anzahl an Musizierenden bleibt wie
bei Cage gleich;
22 Tonabfall durch Lippenspannung
15
Abbildung 5: Stuckstruktur „Four You“, Dominik Fuss 2018
Bei diesem Stück kann zu Ubungszwecken eine Stimme separiert betrachtet
werden, oder die Wiederholung weggelassen werden. Nach beherrschen einer
Stimme, kann durchgewechselt und/oder gleich gemeinsam im Kollektiv
musiziert werden. Gegebenfalls sollte das Klangreservoir innerhalb der Gruppe
nachgeschärft werden, da sich womöglich zuviele gleichmässige Klänge
manifestieren und das Hauptaugenmerk auf Variation und Erforschen liegen
sollte. Wichtig hierbei ist, den Schülern Zeit für die Erprobung zu geben. Dieses
Stück soll nur als Anleitung, nicht aber als definitiv fixiertes Werk gelten, denn
die Kreativität wächst mit der Zeit und nicht durch die Ausübung von Druck.
3.3. „Soundpainting“ - Thompsons Zeichendirigiersprache in der
Bläserklasse
Bereits Sun Ra, ein US-amerikanischer experimenteller, avantgardistischer
Jazzkomponist und Musiker nutzte in den 1950ern und 60ern zum Dirigieren
freier Passagen seines Arkestra einige Zeichen, um seine Band zusammen-
zuhalten und freie Improvisation anzuleiten. Auch Frank Zappa arbeitete mit
Zeichensprache und verwendete diese, um seine Gruppe improvisierender
Musiker aus dem rein metrischen Dirigat auszubrechen zu lassen und
musikalische Inhalte noch besser zu kommunizieren. Der Begriff
„Soundpainting“ selbst, wurde 1974 vom New Yorker Komponisten Walter
Thompson erfunden und wird gemeinhin als eine Form von Zeichen-
dirigiersprache bezeichnet. Sie kann gleichermaßen Musikern, Tänzern,
Schauspielern und bildenden Künstlern dienen und besteht mittlerweile aus
mehr als 1200 Zeichen. Der „Soundpainter“ (oder auch Dirigent) steht vor der
Bühne und gibt Parameter oder Anweisungen und begibt sich so in die
Situation des Instant-Komponisten23. So ist Soundpainting immer ein Dialog
zwischen der Gruppe und dem Dirigenten, der einerseits die Komposition als
Ganzes im Uberblick haben muss, jedoch genauso stets darauf reagieren
kann, was im Moment passiert.
23 Komponist im Moment, Improvisator
16
„Soundpainting“ beinhaltet zwei Kategorien von Zeichen: die Beschreibenden
und die Funktionalen. Zuallererst befasst sich der Soundpainter mit der Frage
„Wer?“, definiert also die Instrumentengruppe, Einzelpersonen oder das
gesamte Kollektiv aktiv zu werden. Anschließend folgt die Frage nach dem
„Was?“ und der Soundpainter definiert, mit einem Schritt in eine imaginäre
Dirigierzone (der „Box“), Tonhöhe, Tempoänderungen und Lautstärke,
nachfolgend als die Frage „Wie?“ näher definiert. Die Größe der Gruppe spielt
keine Rolle, denn durch diese umfassende Zeichendirigiersprache kann sich
jedes Instrument und jeder Spieler interaktiv beteiligen.
Nachfolgend ist eine Zeichenerklärung mit anschaulichen Skizzen, die den
Lehrer und dem Schüler die Dirigiergesten vermitteln sollen. Dies sind die
elementaren 20 Bausteine, die ein erstes Dirigat mit der Gruppe möglich
machen sollen.
17
Schritt 1 : Wie schon erwähnt ist die zuerst die Frage WER? zu beantworten:
Hier kann man die Teile der Gruppe einzeln ansprechen und mit Aktionen
aktivieren oder deaktiveren. Um ein Kollektiv zu steuern und dirigieren, ist es
essentiell diese Zeichen zu beherrschen, auch wenn in der Bläserklasse
gewisse Anpassungen erfolgen sollten, da das Zeichen Bläser, nicht zwischen
einzelnen Instrumentengruppen unterscheidet, hier kann man sich unter-
schiedliche Zeichen individuell zurechtlegen.
18
Skizze 2: Rest der Gruppe (Mehrdeutungen moglich/ zumeist der nicht aktive Teil)
Skizze 3: Blasergruppe (keine Unterscheidung ob Blech oder Holz ; spezifischeres Zeichen erfinden)
Schritt 2: Anschließend wird die Frage WAS? Skizziert:
Diese Aktionen können entweder innerhalb der „Box“24, spontan skizziert
werden oder vorbereitend ausserhalb derselben. Diese Zeichen definieren
unter-schiedliche Parameter des Klanges näher, wie zum Beispiel Länge und
Form, aber auch grundsätzliche Spielanweisungen, wie zum Beispiel welches
Organ benutzt wird und ob dem oder den Spielenden noch größere Freiheiten
überlassen werden.
24 Imaginäre Dirigierpult
19
Skizze 6: Kurze Tone, innerhalb der „Box“ kann die ungefahre Tonhohe definiert werden
Skizze 7 Langer Ton, innerhalb der „Box“ kann die ungefahre Tonhohe definiert werden
Skizze 9: Improvisieren (alle Freiheiten)
Skizze 8: Hoherer/tieferer Ton oder Tone (meist handelt es sich um ein kleiners Intervall hinauf oder hinunter) Zumeist in der „Box“ gezeichnet
Skizze 11: Element Sprache (Dadaistisch oder sinnvoll bleibt dem Interpreten uberlassen)
Skizze 10: Luftgerausche (keine genaue Definition mit oder ohne Instrument)
Schritt 2.5: Es gibt Mischformen, die sowohl die Frage WAS und WIE
beschreiben:
Diese Mischformen können außerhalb der „Box“ vorgezeichnet werden oder
innerhalb. Sie verändern zumeist das vorhandene Klangbild und/oder weben
neue musikalische Elemente in den Klangteppich ein.
20
Skizze 12: Eigenstandige Änderung der Idee die man gerade spielt (zumeist Tonalitat oder Rhythmische Veranderung)
Skizze 15: Der Soundpainter bewegt seine Hand oder manchmal auch seinen ganzen Korper, die Spielenden sollen die Bewegung musikalisch beschreiben
Skizze 13: mehrere Spielende oder die gesamte Gruppe versucht sich sowohl Tonal als auch Rhythmisch zu synchronisieren
Skizze 14: der Soundpainter sucht nach Ideen innerhalb der Gruppe. Der fokussierte Spieler bringt eine neue Idee, die spater vielleicht ubernommen werden kann oder solistisch praktiziert werden kann. Die anderen verharren oder wechseln zuruck zu ihrer bisherigen Tatigkeit
Skizze 16: Pointilismus (kurze sparliche, improvisierte Sequenzen)
Schritt 3: Zu allerletzt wird noch die Frage WIE? beantwortet:
Hier werden die Klangmodule oder Phrasen durch Elemente im Rahmen der
musikalischen Parameter wie Lautstärke, Rhythmik oder Häufigkeit-
Ubertreibung näher definiert. Diese letzte Frage wird fast ausschließlich
innerhalb der „Box“ und spontan gezeichnet, kleine vorbereitetende
Zeichnungen sind möglich.
Durch die Kenntnis dieser 20 Zeichen, besitzt der Ensemblelehrer, eine
Vielzahl an gestischen Dirigatmöglichkeiten, die er vielseitig, auch bei
„normaler“ Literatur vielseitig und genreübergreifend einsetzen kann. Die Zahl
auf den jeweiligen Skizzen (rechts oben) nummeriert den Schwierigkeitsgrad
der aufbauenden Struktur, die sich innerhalb mehrerer Workshops und
Lehreinheiten logisch ergeben hat. Zumeist wird diese Klangmalerei im freieren
Kontext improvisiert, es hilft allerdings, wenn sich der noch nicht so erfahrene
Soundpainter, einen dramaturgischen Aufbau oder gewisse Elementreihung
zurechtlegt, um die Gruppe in ihrer kreativen Schaffensenergie nicht zu stören
oder gegebenfalls zu langweilen. Der kreative Austausch und das Gruppen-
gefühl wird durch diese Soundpainting-Improvisationen gestärkt und der oder
die Schüler/-in lernt, den Anderen zuzuhören. Dies ist eine der ganz wichtigen
Eigenschaften, wenn nicht sogar die wichtigste Qualität eines jeden
professionellen Musikers.
21
Skizze 20: genauere Rhythmisierung durch Finger im Sechzehntel-Strukturraster
Skizze 18: Lautstarkeanderung Skizze 19: Intensitat, Haufigkeit des musikalischen Elements (Mehr/Weniger)
4. Zielfragenbeantwortung
Kann man durch diese Repertoireerweiterung eine Veranderung auf
inhaltlicher Ebene erzielen?
Durch die schrittweise Hinführung auf diese Klangexperimente, enstehen im
Laufe dieser Ubungen selbsttätig und durch Zufall spielerisch Formen von
Improvisation. Klänge wie Luftgeräusche, das perkussive Klopfen auf das
Mundstück oder „Slaps“25 erweitern schrittweise den musikalischen
Wissenshorizonts des Schülers, welche Teil der Gruppenunterrichts-Stücke
von John Cages „FOUR6“, der Soundpaintingsprache Thompsons und den
Werken von Vinko Globokars sind. Es wurde festgestellt, dass die spielerische
Betrachtung der Improvisation und deren Elemente in der Gruppe, das
gemeinsame Zusammenspiel verändern und die Schüler schrittweise auf neue
Wege der Improvisation, des Zuhörens und der Klangerforschung führen.
Bereichern die Werke den/die SchulerIn und andert es etwas an seiner/ihrer
Musizierpraxis?
Auf dem Sektor der Trompetentechnik sind die beobachteten positiven
Veränderungen, außer dem Mehrgewinn an Motivation, eine bessere
Luftführung, Luftkontrolle und Tonvorstellungskraft, speziell bei den Stücken
von Vinko Globokar. Bei „Valse Communicants“ muss die Luftführung
aufgrund des verlängerten Luftweges, zielgerichteter und kontrollierter
eingesetzt werden. Dafür muss man diese beherrschen lernen. Zusätzlich
können sich diese Ubungen, bei Uberbetätigung, möglicherweise negativ auf
den Ansatzmechanismus26 auswirken, da der Kraftaufwand für die Luftführung
ein höherer ist, als beim normalen Trompetenspiel. Eine Kontrolle durch den
Lehrer sollte deswegen nicht außer Acht gelassen werden. Gleiches gilt für den
Umgang mit der „vereinfachten zyklischen Improvisation“. In dem kompetitiven
Zugang, besser als der Lehrer oder die Mitmusiker sein zu wollen, liegt die
Stärke, da die Spielenden angespornt werden, über die eigenen Grenzen des
Lungenvolumens und Luftführung zu gehen und gleichzeitig wenig über
Tonhöhe und der damit verbundenen „Schwierigkeit“ nachzudenken. 25 Das schnelle Bewegen der Zunge zur Mundstücköffnung, dies führt zu einem perkussiven Klang26 Das Zusammenwirken von Lippenmuskulatur (-spannung) und Kieferposition
22
Durch diese Stücke, erfährt der/die Schüler/-in eine neue spielerische
Erfahrung mit der Atmung, als auch den Umgang mit Lautstärke in allen
Registern. Bei beiden sollte man die Technik des Schülers kontrollieren, um
nicht durch Unachtsamkeit, neue kontraproduktive „Gewohnheiten“ entstehen
zu lassen. Auch Cages und Thompsons Gruppen-Stücke geben, durch
angeleitete Improvisation, den Schülern die Möglichkeit sich dem Großthema
„Improvisation“ auf eine neue Art zu nähern und im Gesamtklang mit Anderen
damit zu experimentieren. Es wurde festgestellt, dass es Schülern unter
Anleitung und gewissen vorgegebenen Richtlinien leichter fällt mit
Improvisation umzugehen und einen Mehrwert für ihr Spiel zu erzielen.
Kann man die Werke auf Blechblasinstrumente (Trompete) umsetzen/
adaptieren?
Alle Werke wurden so ausgewählt und bearbeitet, dass sie im Alltag von
Schule und Musikschule verwendet werden können. Es ist wie erwähnt Fakt,
dass zumeist unterschiedlichste Instrumente und verschiedene Levels
innerhalb einer Gruppe vorherrschend sind. Aufgrund dieser Problematik
wurden diese Faktoren, in den Musikstücken bestmöglich berücksichtigt, aber
fokussiert für Blechblasinstrumente betrachtet. Beginnend bei 4 Spielenden bei
„Four You“, die natürlich beliebig oft doppelt besetzt werden können, entwickelt
sich ein neues allgemeines instrumentenspezifisches Klangreservoir, das
Level-unabhängig funktioniert. Die „vereinfachte zyklische Improvisation“
können bis zu sechs Musiker gleichzeitig spielen und da der Schwierigkeits-
grad im Bezug auf die Höhe als leicht zu definieren ist, kann man dieses Werk
vielseitig einsetzen. Durch die Soundpaintingsprache von Walter Thompson
sind alle diese Faktoren nicht von belangen, da sie unabgängig von Level,
Instrumentengruppe und Anzahl der Spielenden praktiziert werden kann.
„Valse Communicants“ und auch diese Uberlegungen dazu, können durch eine
Adaption des Plastikschlauches, mit jeglichem Blechblasinstrument praktiziert
werden.
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5. Conclusio
Die Befassung mit diesen drei Komponisten und ihren Werken zeigt die
Vielseitigkeit der Unterrichtsmöglichkeiten mit Blasinstrumenten auf. Auch
wenn diese Werke einiges an Ideen und Erfahrungen für den erweiterten
Instrumentalunterricht bieten, ist dieses weitläufige Thema, Neue Musik jungen
Schüler/-innen näher zu bringen, noch lange nicht erschöpft. Dieses wird mich
vermutlich mein gesamtes Leben lang beschäftigen. Gerade die Heraus-
forderung Stücke zu finden, die im Alltag der Musikschule möglichst vielseitig
und flexibel funktionieren, stellte sich als schwierig heraus.
Es wurde festgestellt, dass Schüler durch diese gewählten Stücke, eine neue
Erfahrung mit den unterschiedlichen Aspekten des Trompetenspiels und der
Musikalität im Allgemeinen machen konnten. Der spielende Umgang mit den
essentiellen Kernthemen des Unterrichts mit Blasinstrumenten, wie die
Atmung, der Luftführung und Kontrolle und der Tonvorstellungskraft,
erweiterten die Unterrichtspraxis und machten es möglich, Kinder und
Jugendliche schrittweise auf neue Wege der Improvisation, des Zuhörens und
der Klangerforschung zu führen.
Mit Fragen wie: „Wie erkläre ich Improvisation?“ und „Wie kann ich die
Kreativität meiner Schüler fördern?“ werde ich mich weiter auseinandersetzen,
um meine Schüler nicht nur zu guten Instrumentalisten, sondern auch zu guten
Musikern zu machen.
Abschließen möchte ich diese Arbeit mit den Worten von John Cage:
„Ich verstehe nicht warum Menschen Angst von neuen Ideen haben, Ich
habe Angst vor den alten.“ John Cage 198827
27 Aus „Conversing with Cage“ von Richard Kostelanetz, aus dem Englischen übersetzt
24
6. Literaturverzeichnis
6.1. Textquellenverzeichnis / Literaturliste
Literatur:
Arendt, Gerd (2009), Instrumentalunterricht für Alle? Zur langfristigen Relevanz
des Klassenmusizierens und der Notwendigkeit einer Reform des
Musikunterrichts. Augsburg: Wißner
Barthelmes, Barbara (2008), Was ist eigentlich Neue Musik?, Das Magazin der
Kulturstiftung des Bundes, Das Magazin #11, Frühjahr 2008, Halle
Bartmann, De Roo, Irgmaier (2006), New Sounds Cookbook, 36 Stücke für
variable Ensembles, München: G.RICORDI & Co ISBN 3-938809-12-4
Bähr, Johannes (2000a), Zur Entwicklung musikalischer Fähigkeiten von Zehn
bis Zwölfjährigen: Evaluation eines Modellversuchs zur Kooperation von Schule
und Musikschule. Göttingen: Cuvillier Verlag
Buchborn, Thade: Neue Musik im Instrumentalunterricht mit Blasinstrumenten,
Essen 2011: DIE BLAUE EULE; ISBN 978-3-89924-327-7
Danuser Hermann (1997), Artikel: Neue Musik. In: Finscher, Ludwig
(Herausgeber) Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Sp. 75-122
Maletz, Hermann: Leidenschaft? Neue Musik – über Klänge, Laute, Zeichen bis
zu Jazz und Pop, Berlin 2011: Lit Verlag Dr. W. Hopf ISBN 978-3-643-11398-6
Globokar, Vinko: Individuum ↔ Collectivium 1979 → … , Saarbrücken: Pfau-
Verlag ISMN M-50085-003-8
Globokar, Vinko: Laboratorium pour 10 musiciens 1973 →85 , cf peters ed.
Österreichische Musikzeitschrift, Band 67, Heft 4, Seiten 63–66, ISSN (Online)
2307-2970, ISSN (Print) 0029-9316
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Weblinks:
1. Internetquelle: http://www.kulturstiftung-des-
bundes.de/cms/de/mediathek/magazin/magazin11/wasistneuemusik/index.html
(letzter Zugriff 4.März 2018)
2. Internetquelle: http://imslp.org/wiki/Clar
%27s_Technical_Studies_for_the_Cornet_(Clarke%2C_Herbert_Lincoln)
(letzter Zugriff 9.Februar 2018)
3. Internetquelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Arban_method
(letzter Zugriff 9.Februar 2018)
4. Internetquelle: https://www.bmb.gv.at/schulen/unterricht/lp/ahs15_790.pdf?
61ebzo (letzter Zugriff 25. Jänner 2018)
5. Internetquelle: http://www.ignm.at/?Aktuelles___Junge_Musik
(letzter Zugriff 4. März 2018)
6.2. Abbildungsverzeichnis:
Alle Graphiken © Dominik Fuss 2018
außer Originalskizze Seite 8: © Vinko Globokar Laboratorium 47a, Seite 160
7. Anhang
7.1. Biographie des Autors
Dominik Ernest Fuss wurde im Jahre 1989 in Wien geboren und absolvierte,
nach Ablegung der Matura am Musikgymnasium Wien, das Konzertfach
Jazztrompete an der Konservatorium Wien Privatuniversität bei Univ.-Prof. Jörg
Engels. Er studierte Instrumental- und Gesangspädagogik (Jazz) an der
Kunstuniversität Graz bei Univ.-Prof. Jim Rotondi und an der Universität für
Musik und darstellende Kunst IGP- Trompete (Pop) bei Prof. Horst-Michael
Schaffer. Im Rahmen des Erasmusprogrammes wechselte er im Winter-
semester 2012/13 an die Hochschule für Musik und Tanz in Köln zu Prof. Andy
Haderer und Matthias Bergmann. Seit 2014 studiert er am Konservatorium des
Landes Burgenland klassische Instrumental- und Gesangspädagogik bei Prof.
Reinhold Ambros (Wr. Philharmoniker), später Prof. Josef Bammer
(Tonkünstlerorchester NÖ).
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