Gewebelehre - Übersicht

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Diplomlehrgang Jamche-Kunye Praktik - Schulmedizinische Grundlagen - Anatomie 1 © Dr. Georg Heikenwälder, Tibetzentrum 2016 Gewebelehre - Übersicht 1) Epithelgewebe 1. Oberflächenbildende Epithelien a) Einschichtiges Plattenepithel b) Einschichtiges isoprismatisches Epithel c) Einschichtiges hochprismatisches Epithel d) Mehrschichtiges unverhorntes Plattenepithel e) Mehrschichtiges unverhorntes hochprismatisches Epithel f) Mehrschichtiges verhorntes Plattenepithel. g) Zweireihiges Epithel h) Mehrreihiges Epithel 2. Drüsenepithelien a) exokrine Drüsen b) endokrine Drüsen 3. Sinnesepithelien 2) Binde- und Stützgewebe a) ungeformte Binde- und Stützgewebe I) Mesenchym (Embryonales Bindegewebe) II) Gallertiges Bindegewebe III) Retikuläres Bindegewebe IV) Fettgewebe 1. Weißes Fettgewebe a) Baufett b) Speicherfett 2. Braunes Fettgewebe

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Gewebelehre - Übersicht

1) Epithelgewebe

1. Oberflächenbildende Epithelien

a) Einschichtiges Plattenepithel

b) Einschichtiges isoprismatisches Epithel

c) Einschichtiges hochprismatisches Epithel

d) Mehrschichtiges unverhorntes Plattenepithel

e) Mehrschichtiges unverhorntes hochprismatisches Epithel

f) Mehrschichtiges verhorntes Plattenepithel.

g) Zweireihiges Epithel

h) Mehrreihiges Epithel

2. Drüsenepithelien

a) exokrine Drüsen

b) endokrine Drüsen

3. Sinnesepithelien

2) Binde- und Stützgewebe

a) ungeformte Binde- und Stützgewebe

I) Mesenchym (Embryonales Bindegewebe)

II) Gallertiges Bindegewebe

III) Retikuläres Bindegewebe

IV) Fettgewebe

1. Weißes Fettgewebe

a) Baufett

b) Speicherfett

2. Braunes Fettgewebe

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V) Bindegewebe im engeren Sinn

1. Lockeres Bindegewebe

2. Dichtes Bindegewebe

b) geformte Binde- und Stützgewebe

I) Sehnen und Bänder

II) Knorpel

1) Faserknorpel

2) Hyaliner Knorpel

3) Elastischer Knorpel

III) Knochen

1. Lamellenknochen

2. Geflechtknochen

3) Muskelgewebe

1) Glatte Muskulatur

2) Quergestreifte Muskulatur

3) Herzmuskulatur

4) Nervengewebe

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Gewebe

Als Gewebe bezeichnet man einen Verband von Zellen gleicher

Ausprägung und Funktion.

Dieser Zellverband wird durch verschiedene Strukturen ergänzt:

Grundsubstanz

Die Grundsubstanz oder auch Interzellularsubstanz ist von Gewebe zu

Gewebe verschieden ausgeprägt (Unterschied: lockeres Bindegewebe –

Knochen…). Ganz allgemein besteht sie hauptsächlich aus Wasser, Salzen

und verschiedenen Eiweißkörpern.

Fasern

Wir unterscheiden drei Arten von Fasern:

Kollagene Fasern: Zugfestigkeit (z.B.: Sehnen)

Elastische Fasern: Elastizität (z.B.: Blutgefäße)

Reticulin-Fasern: Zart (z.B.: Basalmembran)

Durch Anordnung und Vorkommen bestimmen die Fasern gemeinsam mit der

Grundsubstanz die mechanischen Eigenschaften der Gewebe.

Zellen, Fasern und Grundsubstanz bilden das „Dreieck“ des Gewebes:

GRUNDSUBSTANZ

FASERN ZELLE

GEWEBE

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Verbände gleichartig differenzierter Zellen und ihre Abkömmlinge bezeichnen

wir als Gewebe. Im Pflanzenreich unterscheiden wir Epithel- und Stützgewebe,

im Tierreich kommen zu diesen vegetativen Geweben noch die animalen

Gewebe, das Muskel- und Nervengewebe dazu. Man unterscheidet:

1) Epithelgewebe

2) Binde- und Stützgewebe

3) Muskelgewebe

4) Nervengewebe

Diese Grundgewebe sind die Baumaterialien aller Organe wobei in jedem

Organ die Gewebe anders und jeweils charakteristisch zusammengesetzt

sind. Als Parenchym werden die Anteile eines Organs bezeichnet die die

spezifischen Leistungen erbringen, am Beispiel der Drüsen die eigentlichen

Drüsenzellen. Dem gegenüber hat das Stroma eines Organs überwiegend

Stützfunktion am Beispiel der Drüsen handelt sich hierbei um das Bindege-

webe in den Drüsen drinnen. Oft sind Parenchym und Stroma nicht

voneinander zu trennen z.B. in der Lunge.

1) Epithelgewebe

Das Epithelgewebe (Epithel) besteht aus beinahe lückenlos zusammengefüg-

ten Epithelzellen sodass kaum Raum für die Interzellularsubstanz bleibt. Die

Zellen sind in durchgehenden Platten in ein oder mehreren Schichten an-

geordnet. Epithelien werden nach ihrer Gestalt und Schichtung eingeteilt,

wobei alle Epithelzellverbände auf einer Basalmembran sitzen. Epithelgewebe

dient dem Schutz, der Ausscheidung, der Absorbtion, der sensorischen Auf-

nahme, der Sekretion und der Reproduktion. Im Vergleich mit anderen

Gewebearten ist das Epithel sehr starken Beanspruchungen ausgesetzt, kann

sich jedoch auch relativ schnell und wirksam selbst regenerieren. Das Epithel-

gewebe wird zwar von Nerven durchzogen aber nicht direkt mit Blut versorgt.

Gefäße aus den angrenzenden Geweben versorgen das Epithel mit Nähr-

stoffen und ermöglichen den Abtransport von Abfallstoffen.

Innerhalb der Epithelgewebe unterscheidet man unter Rücksicht auf die im

Vordergrund stehenden Leistungen die

1. Oberflächenbildende Epithelien

2. Drüsenepithelien

3. Sinnesepithelien

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1. Oberflächenbildende Epithelien

Abb.: 12 Schiebler S 36

Oberflächenbildende Epithelien finden sich beim Menschen als äußerste

Schicht der Haut, als Auskleidung des Verdauungs-, Atmungs-, Fortpflanzungs-

und Harnsystems sowie als Auskleidung von Gängen, Blutgefäßen und

Körperhöhlen. Diese Oberflächenepithelien bestehen aus einer oder

mehreren Schichten unterschiedlicher Zelltypenentsprechend der Funktion

des Gewebes im Körper. So besteht das einschichtige Plattenepithel aus einer

dünnen, einreihigen Schicht die z.B. die Alveolen in der Lunge auskleidet und

über seine Oberfläche die Diffusion der Atemgase (Sauerstoff, Kohlendioxid)

ermöglicht. Dagegen erfüllt das mehrschichte Plattenepithel vor allem eine

Schutzfunktion. Es überzieht als unverhorntes Plattenepithel die Zunge und

andere feuchte Oberflächen (z.B. Auskleidung der Vagina, der Speiseröhre

und des Mundes). Als verhornendes Epithel bedeckt es die Haut.

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Vorkommen der verschiedenen Arten des Oberflächenepithels:

a) Einschichtiges Plattenepithel: Alveolarepithel in der Lunge, Bowman-Kapsel

des Nierenkörperchens, häutiges Labyrinth des Gehörorgans,

Hornhautendothel des Auges; Endothel der Blut- und Lymphgefäße sowie des

Herzens; Mesothel der Pleura, des Perikards und Peritoneums.

b) Einschichtiges isoprismatisches Epithel: Drüsenausführungsgänge, Teile des

Nephrons, Sammelrohe, Plexus choroideus, Pigmentepithel der Netzhaut des

Auges, Linsenepithel.

c) Einschichtiges hochprismatisches Epithel: Verdauungskanal vom Magen bis

zum Rektum; Gallenblase, einige Drüsenausführungsgänge, Ductus papillares

der Niere, Eileiter, Uterus.

d) Mehrschichtiges unverhorntes Plattenepithel: Verdauungskanal von der

Mundhöhle bis zum Ösophagus, Vagina, große Ausführungsgänge der

Speicheldrüsen.

e) Mehrschichtiges unverhorntes hochprismatisches Epithel: Fornix

conjunctivae, hinteres Ende des Nasenvorhofs.

f) Mehrschichtiges verhorntes Plattenepithel: Epidermis

g) Zweireihiges Epithel: Nebenhodengang (mit Stereozilien), Samenleiter,

Ductus parotideus.

h) Mehrreihiges Epithel: Als respiratorisches Epithel mit Kinozilien in den

Luftwegen von der Nasenhöhle bis zu den Bronchien.

2. Drüsengewebe

Das Drüsenepithel dient der Sekretion, denn es hat die Fähigkeit Stoffe aus

dem Blut aufzunehmen, in der Zelle zu verarbeiten, zu speichern und

schließlich als spezifisches Produkt auszuscheiden.

Es bildet sowohl

a) exokrine (bringt das Sekret nach außen) als auch

b) endokrine (bringt das Sekret in Blutgefäße) Drüsen.

Man unterscheidet exokrine Drüsen die ihr Sekret mit oder ohne

Ausführungsgang auf eine Oberfläche abgeben bzw. endokrine Drüsen die

ihr Sekret nach innen ohne Ausführungsgang abgeben. Nach der Form

unterscheidet man:

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Abb.: 13 Waldeyer S 20

Beispiele für exokrine Drüsen: Schweiß- und Talgdrüsen der Haut, Brustdrüse,

Speicheldrüsen

Beispiele für endokrine Drüsen (produzieren Hormone die über die Blutbahn

das Körpergewebe erreichen): Hypophyse, Schilddrüse, Nebenschilddrüse,

Eierstöcke, Hoden, Nebennieren

Das einzige Organ im menschlichen Körper das sowohl über endokrine als

auch exokrine Drüsen verfügt ist das Pancreas:

Abb. 14 anatomica, s24

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3. Sinnesepithel:

Hierbei handelt es sich um besondere Epithelzellgruppen die spezifische Reize

aufnehmen können und so die an ihrer Oberfläche endenden

Nervenzellenfortsätze erregen. (z.B. Mechanorezeptoren im Stratum basale

der Epidermis, Geschmackszellen der Zunge)

Für Wissbegierige: Eine Sonderstellung nehmen die Riechzellen und

Sinneszellen des Corti-Organs ein die als einzige gleichzeitig Rezeptoren und

Nervenzellen sind.

2) Binde- und Stützgewebe

Das Bindegewebe stützt und verstärkt Organe oder andere Gewebe und es

unterteilt Gewebe- und Organstrukturen.

Das Bindegewebe besteht aus miteinander verbundenen und durch ein

Muttergewebe, die Matrix, getragene Zellen. Die Matrix besteht aus

Eiweißfasern und liegt in der sogenannten Grundsubstanz. Diese Substanz tritt

in flüssiger, gallertartiger oder fester Form auf und wird gewöhnlich von den

Bindegewebszellen abgesondert. Abhängig von der jeweiligen

Gewebefunktion variieren die Größen und Anteile der kollagenen, elastischen

oder retikulären Eiweißfasern.

Gliederung des Bindegewebes:

a) Ungeformte Bindegewebe: Diese sind nicht in der Lage eine Eigenform zu

bewahren:

I) Mesenchym (Embryonales Bindegewebe): kommt nur während der

Entwicklung vor. Es ist ein pluripotentes Grundgewebe, aus dem sich

differenzierte Binde- und Stützgewebe sowie andere Gewebe - wie zum

Beispiel Muskelgewebe - entwickeln können.

II) Gallertiges Bindegewebe: Kommt in der Nabelschnur und in der Pulpa

junger Zähne vor.

III) Retikuläres Bindegewebe: Dieses besteht aus Retikulumzellen die einen

weitmaschigen dreidimensionalen Zellverband bilden. Die Retikulumzellen

sind biologisch aktiv indem sie Fasern bilden oder phagozytieren sowie

aufgenommene Stoffe speichern und abbauen können und manche können

sich sogar in Fettzellen umwandeln. Im retikulären Bindegewebe finden sich

auch noch retikuläre Fasern die sich teilweise an die Retikulumzellen anlagern

und aber auch unabhängig als Gitterwerk vorkommen.

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IV) Fettgewebe: Kann als Sonderform des retikulären Bindegewebes

aufgefasst werden. Fettgewebe kommt fast überall im Körper vor (es fehlt z.B.

im Augenlid oder im Penis). Die Fettzellen können einzeln liegen (z.B. in

Organen) meist jedoch bilden sie kleinere oder größere Gruppen (im

Bindegewebe) oder sie bilden Fettläppchen die von einer

Bindegewebekapsel umgeben sind. Das Fettgewebe beträgt durchschnittlich

10–20% des Körpergewichts.

Die Aufgaben des Fettgewebes sind mechanisch z.B. als Druckpolster an

Hand- und Fußsohle oder zur Lagebefestigung von Organen und

Leitungsbahnen. Weiters hat das Fettgewebe strukturbildende Funktion indem

es Lücken zwischen Organen füllt und die Körperform modelliert. Außerdem

isoliert das Fettgewebe aufgrund schlechter Wärmeleitung und schützt uns

vor Wärmeverlust und letztendlich speichert das Fettgewebe Energie.

Das Fettgewebe unterteilt sich in

1. Weißes Fettgewebe (univakuoläres Fettgewebe) welches sich in Baufett,

das schwer mobilisierbar ist (z.B. an der Ferse, in der Nierenkapsel, in der

Wange) und Speicherfett, das leicht mobilisierbar ist (z.B.

Unterhautbindegewebe), einteilt.

2. Braunes Fettgewebe (plurivakuoläres Fettgewebe) das in erster Linie bei

Säuglingen vorkommt und der Wärmebildung dient. Beim Erwachsenen wird

es nur noch an wenigen Stellen angetroffen z.B. in der Fettkapsel der Niere.

Abb.: 15 schiebler s49

V) Bindegewebe im engeren Sinn: Dazu zählen das lockere Bindegewebe

und das dichte (straffe) Bindegewebe. Grundsätzlich bestehen auch diese

Bindegewebe aus Bindegewebszellen und der Interzellularsubstanz zu der

kollagene, retikuläre und elastische Fasern sowie die amorphe Grundsubstanz

gehören.

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Der Unterschied zwischen lockerem und dichtem Bindegewebe besteht vor

allem in der Menge und Anordnung der Kollagenfasern. Beim lockeren

Bindegewebe kommen weniger und in der Regel lockerer angeordnete

Fasern vor als beim dichten Bindegewebe. Des Weiteren finden sich im

lockeren Bindegewebe Abwehrzellen die man als Außenposten der

Organabwehr beschreiben kann.

Exkurs Fasern:

Kollagenfasern bestehen aus Kollagen einem Gerüsteiweiß des Körpers. Es

besteht aus Ketten von Aminosäuren welche häufig zu langen, parallelen

Faserbündeln zusammengefasst sind und ein Bindegewebe mit sehr hoher

Zugfestigkeit bilden.

Elastische Fasern sind im Gegensatz zu den zugfesten Kollagenfasern wie ein

Gummiband bis auf 150% ihrer Ursprungslänge dehnbar. Sie kommen in vielen

Geweben vor und bestehen aus zwei Komponenten, einem Elastinkern sowie

die ihn umhüllenden Fibrillen und anderen Proteinen. Zahlreich sind elastische

Fasern vor allem dort, wo elastische Eigenschaften eine wichtige Rolle für die

Funktion des Organs oder Gewebes spielen. So kommen sie zahlreich in der

Haut, im elastischen Knorpel, in Gefäßwänden, im Lungengewebe und in den

Stimmbändern vor. Die elastischen Fasern werden von embryonalen oder

juvenilen Fibroblasten und von glatten Muskelzellen gebildet, was im

fortgeschrittenen Lebensalter die Regeneration derselben erschwert.

Abb.: 16 anatomica s20

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b). Geformte Binde- und Stützgewebe

I) Sehnen und Bänder

In Sehnen verlaufen die Kollagenfasern parallel, in großen Sehnen häufig in

leichten Spiralen. In ungedehntem Zustand sind die Kollagenfaserbündel

leicht gewellt. Sehnen werden von lockeren Bindegewebe umhüllt das in das

Innere der Zelle eindringt und kleine und größere Bündel an Kollagenfasern

zusammenfasst. Mit dem lockeren Bindegewebe dringen Nerven und

Blutgefäße in die Sehne ein.

In Bändern, Fascien und Aponeurosen verlaufen die Kollagenfaserbündel

nach einem festgelegten Muster das der Zugbeanspruchung angepasst ist.

II) Knorpel

Die besondere Eigenschaft des Knorpels ist seine Druck- und

Biegungselastizität. Das heißt beim Nachlassen der Druck-, Zug- und

Biegungskräfte gewinnt der Knorpel seine Ausgangsform wieder. In Gelenken

begünstigt der Knorpel das Gleiten der Skeletteile.

Knorpel werden eingeteilt in:

1) Faserknorpel: Die Interzellularsubstanz besteht aus einem dichten

kollagenen Bindegewebe. Faserknorpel kommen in den

Zwischenwirbelscheiben, Gelenkszwischenscheiben, Symphysis pubica und in

Bändern vor.

2) Hyaliner Knorpel: Die Interzellularsubstanz wird von vielen Kollagenfasern

gebildet die in eine amorphe Grundsubstanz eingebettet sind. Hyaliner

Knorpel kommt in den Gelenken als Gelenksknorpel, in der Luftröhre und den

Bronchien als Knorpelspangen, als Nasenknorpel, im Kehlkopf und als

knorpeliger Anteil der Rippen vor.

3) Elastischer Knorpel: Die Interzellularsubstanz besteht aus kollagenen und

elastischen Fasern in einer amorphen Grundsubstanz. Elastischer Knorpel

kommt als Knorpel der Ohrmuschel, des äußeren Gehörganges der Tuba

auditiva, der Epiglottis und als Anteil des Kehlkopfskelettes vor.

Abb.: 17 anatomica s22

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III) Knochen

Knochengewebe ist das wichtigste Stützgewebe im menschlichen

Organismus. Es entsteht entweder aus embryonalen Bindegewebe oder

durch Umbau von Knorpelgewebe. Wesentlich zur Stabilität trägt der Einbau

von Kalk und anderen Mineralien bei. Knochengewebe wird ständig

umgebaut und ist in der Lage sich wechselnden Anforderungen anzupassen.

(Biologische Plastizität) Der Knochen besteht aus den Knochenzellen

(Osteozyten) und der Interzellularsubstanz deren organische Bestandteile zu

95% aus Collagenfasern bestehen. Die anorganischen Bestandteile sind in die

organische Knochengrundsubstanz (Interzellularsubstanz) eingelagert und für

die Druckfestigkeit des Knochens verantwortlich.

Die Knochenbildung: Es gibt 2 Arten der Verknöcherung:

1. Desmale (direkte) Verknöcherung bei der der Knochen direkt in

Mesenchym Bindegewebe entsteht

2. Chondrale (indirekte) Verknöcherung. Diese Art der Knochenbildung geht

von einer Knorpelmatrize aus die schrittweise abgebaut und durch Knochen

ersetzt wird. (Für die meisten Knochen des menschlichen Skeletts wird

embryonal ein Modell aus Knorpeln angelegt. In der 7. – 8. Woche nach der

Befruchtung beginnt der Abbau dieses Knorpels. An seine Stelle rückt

zunächst Mesenchym oder Bindegewebe von dem die Knochenbildung

ausgeht.)

Mikroskopisch lassen sich 2 Knochen unterscheiden:

1. Lamellenknochen: Im Lamellenknochen findet sich eine exakte Anordnung

des Gewebes nach statischen Bedingungen. Mit möglichst wenig Material

wird maximale Festigkeit erzielt. Um einen Gefäßkanal (Haver´scher Kanal)

wechseln sich konzentrische Schichten (Lamellen) der Grundsubstanz

(Haver´sche Lamellen) mit Lagen von Knochenzellen ab und bilden ein

Haver´sches System oder Osteon.

Die Haver´schen Gefäße verlaufen in den Röhrenknochen in deren

Längsrichtung. Sie sind untereinander mit Gefäßen des Periosts und des

Markraumes durch senkrechte Volkmann´sche Gefäße verbunden. Die

Volkmann´schen Kanäle sind nicht von Lamellen umgeben. Der Bau und die

Anordnung der Osteone sind von der Belastung des Knochens abhängig.

Bei Änderung der Beanspruchung werden die Osteone umgebaut, um

diversen Druck- oder Zugbeanspruchungen entgegenzuwirken. Man spricht

von trajektoriellen Strukturen des Knochens. Jeder Knochen wird von einer

bindegewebigen Haut - dem Periost – ummantelt.

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Die Kollagenfasern des Periosts (Sharpei-Fasern) dringen in den Knochen ein

und befestigen das Periost am Knochen. Das Periost ist gefäß- und

nervenreich und endet an den Gelenkknorpeln sowie an den Befestigungen

von Sehnen und Bändern. Wenn Periost an einer Stelle fehlt kann es dort zum

Knochenabbau kommen.

Abb.: 18 Anatomica Bild Seite 50

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2. Geflechtknochen: Im Geflechtknochen verlaufen die Kollagenfasern ohne

besondere Orientierung zu den ernährenden Gefäßen. Dadurch fehlt eine

Lamellenbildung was sie besonders fest gegen Zug und Biegung macht.

Geflechtknochen kommen beim Erwachsenen nur an wenigen Stellen vor z.B.

in der Labyrinthkapsel, an den Schädelnähten und in den Alveolen der

Zähne.

3.) Muskelgewebe

Das Muskelgewebe ist das einzige Gewebe im Körper das sich verkürzen

kann. Es dient der Bewegung und dem Transport (z.B. Muskel-Venen-Pumpe).

Es besteht aus hochdifferenzierten langgestreckten Muskelzellen, die in ihrem

Cytoplasma als charakteristische Struktur kontraktile Eiweißfibrillen

(Myofibrillen) enthalten. Außerdem verfügen sie über Myoglobin das die

typische rote Muskelfarbe hervorruft. Wenn sich Muskelzellen verkürzen

erzeugen sie eine Spannung und wandeln chemische Energie direkt in

mechanische Energie um.

Die Muskelfaser

Die Muskelfaser ermöglicht den Muskeln sich zu kontrahieren und dem

Menschen dadurch sich zu bewegen. Erhöhter Dauerbeanspruchung passen

sich die Muskeln durch Vergrößerung ihrer Faserquerschnitte (Hypertrophie)

an und werden bei längerer Ruhigstellung und im Greisenalter dünner.

(Athrophie)

Abb.: 19 anatomica s 74

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Die Muskelfasern sind längliche Zellen mit kleinen fadenartigen

Eiweißstrukturen, den Myofibrillen. Diese bestehen aus regelmäßig

angeordneten Eiweißkörpern, den Myofilamenten. Die „dicken“

Myofilamente (Myosinfilamente) beinhalten das Protein Myosin, die „dünnen“

Myofilamente (Aktinfilamente) die Eiweißkörper Aktin, Troponin und

Tropomyosin. Dicke und dünne Myofilamente sind parallel angeordnet und

an den Enden durch chemische „Querbrücken“ miteinander verbunden. Bei

Stimulierung gleiten die Aktin- und Myosinfilamente übereinander und

bewirken eine Kontraktion der Muskeln. Ist die Muskelkraft größer als der

externe Widerstand spricht man von isotonischer Kontraktion. Ist der

Widerstand genauso groß wie die Muskelkraft, kann sich der Muskel nicht

verkürzen – man spricht dann von einer isometrischen Kontraktion.

Man unterscheidet zwei Hauptarten von Muskelfasern: schnell kontrahierende

phasische und langsam kontrahierende tonische Fasern. Die phasischen

Fasern erzeugen mehr Kraft und kontrahieren schneller, ermüden jedoch

auch rascher. Der Anteil der zwei Faserarten ist bei jedem Menschen und je

nach Muskel unterschiedlich. Häufig werden in den Sportarten die höchsten

Leistungen erzielt, die der vorherrschenden Faserart des Sportlers

entsprechen. So sind z.B. bei Marathonläufern 95% der Muskelfasern des

Zwillingswadenmuskels tonische Fasern, während Kurzstreckenläufer im

gleichen Muskel nur 75% phasische Fasern haben.

Einteilung der Muskeln:

1) Glatte Muskulatur (Eingeweidemuskulatur)

Die glatte Muskulatur wird ausschließlich vom vegetativen Nervensystem

innerviert. Dadurch erfolgen die Kontraktionen der glatten Muskulatur

unwillkürlich und langsam (Wurmartig). Sie kommt vor allem in den

Gefäßwänden und in den Wänden der Eingeweide vor. In manchen

Organen finden sich glatte Muskelzellen locker in Bindegewebe verteilt (z.B.

Prostata, Samenblase) Des Weiteren können glatte Muskelzellen kleine

Muskeln bilden wie z.B. die Musculi arrectores pilorum der Haut. (Gänsehaut)

2) Quergestreifte Muskulatur (Skelettmuskulatur)

Die Skelettmuskulatur wird vom somatischen Nervensystem innerviert.

Dadurch erfolgen die Kontraktionen willkürlich und schnell. Die quergestreifte

Muskulatur wird auch Skelettmuskulatur genannt weil die meisten Muskeln am

Skelett entspringen und ansetzen. Es gibt jedoch auch noch quergestreifte

Muskulatur in den Eingeweiden von Kopf und Hals (z.B. in der Zunge) im

Pharynx und Larynx sowie im oberen Ösophagus wo sie nicht mit dem Skelett

in Verbindung stehen.

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3) Herzmuskulatur

Die Herzmuskulatur ist quergestreift jedoch unterscheidet sie sich deutlich von

der Skelettmuskulatur. Die Muskulatur des Herzens zeigt als schnelle Muskulatur

eine entsprechende Streifung ist jedoch dem Willen nicht unterworfen. Weiters

ist der Aufbau nicht so gerichtet wie bei der Skelettmuskulatur und einige

Muskelzellen der Herzmuskulatur sind sogar in der Lage Erregung (Strom) zu

leiten und bilden dadurch das Reizleitungssystem des Herzens dem

Ursprungsort unseres Herzschlages.

Abb.: 20 Schiebler Seite 68

4.) Nervengewebe

Obwohl das Nervengewebe den höchsten Differenzierungsgrad aller im

Organismus vorkommenden Gewebearten besitzt hat es eine äußerst geringe

Regenerierbarkeit und ist sehr anfällig gegen alle Arten von Angriffen. Das

Nervengewebe dient der Informationsübertragung und der Erregungsleitung

wobei die Erregbarkeit, Erregungsleitung und Erregungsverarbeitung

vorwiegend an Nervenzellen (Gliazellen) gebunden sind. Sie bilden in ihrer

Gesamtheit das Nervengewebe. Mit den Nervenzellen eng verknüpft ist das

Gliagewebe (Neuroglia). Ähnlich dem Bindegewebe hat es stützende,

nährende, isolierende und defekte heilende Funktionen.

Die kleinste Einheit des Nervensystems ist das Neuron welches eine

genetische, morphologische, funktionelle und trophische Einheit darstellt. Sie

besteht aus:

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1. dem Zellleib (Perikaryon) der den Zellkern enthält und über seine

Oberfläche erregende (exzitatorische) bzw. hemmende (inhibitorische) Reize

anderer Nervenzellen aufnehmen kann. Nervenzellen werden durch

Veränderungen in ihrer Umgebung erregt und können diese Erregung über

sehr weite Strecken leiten und die Erregung auf andere Nervenzellen bzw.

Erfolgsorgane z.B. Muskeln oder Drüsenzellen übertragen. Die

Erregungsübertragung erfolgt an Synapsen.

und:

2. den Nervenzellfortsätzen:

ein Axon (Neurit) Jede Nervenzelle besitzt nur ein Axon welches für die

efferente (vom Zellkörper wegführend) Erregungsleitung verantwortlich ist.

Axone sind sehr lang (bis zu 1 Meter) und werden von einer Hülle umgeben.

Das Axon mit seiner Hülle nennt man Nervenfaser.

mehrere Dendriten Dendriten sind baumartig verzweigte Fortsätze der

Nervenzellen und in der Regel viel kürzer als der Neurit und unterschiedlich

zahlreich. Dendriten und Perikarien haben eine sehr niedrige Reizschwelle

wodurch es dort zur Signalaufnahme kommt. Zu diesem Zweck stehen an der

Oberfläche der Dendriten kleine dorn- oder knospenförmige Fortsätze zur

Verfügung die mit den Neuriten anderer Nervenzellen Synapsen bilden. Die

Weiterleitung der Signale erfolgt in den Dendriten (afferent) in Richtung auf

das Perikaryon zu und vom Perikaryon weg im oben genannten Axon. Daraus

ergibt sich, dass jede Nervenzelle die Signale nur in eine Richtung überträgt.

Abb.: 21 Anatomica Seite 94

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Seit Sherrington (1897) bezeichnet man Synapsen als Kontaktstellen zwischen

Nervenzellen (Neuronen). Dort werden Signale von einer Nervenzelle zur

anderen oder von einer Nervenzelle zu anderen Körperzellen transportiert.

Synapsen sitzen zwischen dem Axonende einer Zelle und dem Dendrit oder

Zellkörper einer Empfängerzelle. Sie bestehen aus einer kolbenförmigen

Auftreibung, der präsynaptischen Membran, einem synaptischen Spalt und

der postsynaptischen Membran.

Die Übertragung der Impulse erfolgt beim Menschen vermittelt durch eine

chemische Substanz (Neurotransmitter wie z.B. Azetylcholin, Noradrenalin,

Dopamin und Serotonin) die die Erregung nur in eine Richtung über den

synaptischen Spalt hinweg transportiert. Die Erregungsübertragung erfolgt hier

nur in eine Richtung und beim Menschen kommt nur dieser Synapsentyp vor.

Abb.: 22 anatomica s95

Der Vollständigkeit halber seien noch elektrische Synapsen die aus dem

Tierreich und dort besonders im elektrischen Organ verschiedener Fischarten

vorkommen, erwähnt. Bei elektrischen Synapsen kann die Erregung direkt

über einen Membranverbund auf die Folgezelle übergreifen und auch

rückläufig sein.