Gemeinsam besser werden. Entwicklung eines...
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Entwicklung eines führungsorientierten
Kennzahlensystems im Rahmen der EFQM-
Zertifizierung eines Krankenhauses
Erstellt von Ines Schug (2003)
Gemeinsam besser werden.
2
Sehr geehrte Leser und Leserinnen,
im Rahmen des folgendes Beitrages beschäftigte ich mich mit der Erstellung eines
Kennzahlenssystems, dass nicht nur vergangenheitsorientierte Bilanzzahlen, sondern auch
Qualitätskennzahlen berücksichtigt.
Das Inhaltsverzeichnis des Diplomarbeitsauszuges:
1. Das Qualitätsmanagementsystem der European Foundation for Quality im
Überblick
2. Grundlagen führungsorientierter Kennzahlen und Kennzahlensysteme
3. Die Integration eines Kennzahlensystems in das EFQM-System
Zielgruppe diese Beitrages sind wirtschaftswissenschaftlich interessierte Leser aus dem
Krankenhausbereich, die sich über das Thema Kennzahlen im Krankenhaus informieren
wollen.
3
Inhaltsverzeichnis
1. Das Qualitätsmanagementsystem der European Foundation for Quality im
Überblick 1.1 Qualität, einer der Zielgrößen im Krankenhaus 5 1.2 Das EFQM-Modell der European Foundation for Quality Management 8 1.3 Die Teilkriterien des EFQM Excellence Modells 11 1.4 Der Europäische Qualitätspreis 16 1.5 Die Teilkriterien des EFQM-Modells im Vergleich mit DIN ISO
und KTQ 18
2. Grundlagen führungsorientierter Kennzahlen und Kennzahlensysteme 2.1 Kennzahlen und deren Bedeutung 23 2.2 Die Bedeutung eines Kennzahlensystems und dessen Funktion 25 2.3 Kennzahlensysteme als Instrument zur Frühwarnung,
Planung und Kontrolle 27 2.4 Moderne Kennzahlensysteme im Vergleich mit traditionellen Systemen 29 2.5 Kennzahlen als Führungsmittel im Bereich Gesundheitswesen 32 2.6 Die gesetzlichen Rahmenbedingungen, die bei dem Aufbau eines
Kennzahlensystems unter Berücksichtigung des EFQM-Modells zu
beachten sind 35
3. Die Integration eines Kennzahlensystems in das EFQM-System 3.1 Kennzahlen, die das EFQM Modell beinhaltet 38 3.2 Die Auswahl relevanter Wirtschaftlichkeitsmaßgrößen
eines Krankenhauses 40 3.3 Relevante Qualitätskennzahlen für ein Krankenhaus
4
3.3.1 Möglichkeiten zur Messung der Ergebnisqualität 43 3.3.2 Mögliche Kennzahlen zur Messung der Prozessqualität 48 3.3.3 Die Messung der Strukturqualität 51 3.4 Die 20 ausgewählten Kennzahlen 53 3.5 Erfahrungsbericht, der den Weg zur Zertifizierung eines
Krankenhauses aufzeigt 58
Literaturverzeichnis 60
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis 64
Abkürzungsverzeichnis 65
5
1. Das Qualitätsmanagementsystem European Foundation for
Quality im Überblick
1.1 Qualität, einer der Zielgrößen im Krankenhaus
Qualität wird in der Literatur mit einer Vielzahl von unterschiedlichen Inhalten
beschrieben, wobei eine allgemein akzeptierte und eindeutige Definition bis heute fehlt.
Ein Vordenker des Qualitätsmanagements, der Japaner Masaaki Imai (KAIZEN)
formulierte Qualität als: „Es gibt so viele Definitionen der Qualität, wie Leute, die sie
definieren und es besteht keine Einigkeit darüber, was Qualität ist oder sein sollte.“ Seitens
der Industrie wurde zur Vereinheitlichung des viel benutzten Begriffes eine Norm (DIN
ISO 8402) festgelegt. Diese Norm definiert Qualität als die „Gesamtheit aller
Eigenschaften und Merkmale, die sich auf die Eignung eines Produktes oder einer
Dienstleistung zur Erfüllung gegebener Erfordernisse beziehen“. Im Gesundheitswesen ist
die weithin akzeptierte Definition folgende: „Qualität ist der unter Anwendung des
derzeitigen Wissens vom medizinischen Versorgungssystem erreichte Grad der
Wahrscheinlichkeit, für den Patienten erwünschte Therapieresultate zu erzeugen und
unerwünschte Behandlungsergebnisse zu vermeiden.“1 Die Formulierung der
Bundesärztekammer betreffend guter Qualität, besagt: „Das erreichbare Ziel zu erreichen,
unnötiges Risiko und unnötigen Aufwand zu vermeiden.“2 Qualität hängt demnach
einerseits von den Zielen und andererseits von der Perspektive des Betrachters, den zuvor
festgesetzten Soll-Werten ab.3
Durch den zunehmenden Druck des Wettbewerbs wird Qualität immer mehr der Schlüssel
um am Markt bestehen zu bleiben. Wettbewerbsvorteile können nur genutzt werden, sofern
das Unternehmen die Innovationen in Form von besseren Produkten und Leistungen
möglichst schnell am Markt transparent macht. Diese industrielle Denkweise lässt sich in
den Grundzügen auch auf den Krankenhaussektor übertragen. Da die Krankenhausqualität
einer institutionellen Qualität entspricht, ist das Zusammenspiel der Berufsgruppen, die
Einsatzqualität von Geräten, die Einrichtungen, die entsprechenden Materialien unter der 1 Vgl.: US Joint Commission on the Accreditation of Health Care Organisations, One Renaissance Boulevard, Oakbrook Terrace, USA 2 Vgl.: Bundesärztekammer 1997: Leitfaden Qualitätsmanagement im deutschen Krankenhaus 3 Vgl.: Qualitätsmanagement im Krankenhaus, Teil 1:Grundlagen, aus: http://www.medizinimdialog.com/mid4_02/qualit.html, S. 1
6
Berücksichtigung der Bedürfnisse des Patienten am bedeutsamsten. Diese Mischung liefert
einen Beitrag zum gemeinsamen Ergebnis.4
Die medizinische Behandlung lässt sich aus Sicht des Leistungserbringers zwischen der
Qualität technischer und der Qualität klinischer Handlungen unterscheiden. Die technische
Qualität beinhaltet die Anwendung medizinischer Methoden und Techniken sowie die
Angemessenheit der eingeleiteten diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen.
Dementsprechend können Ziele annähernd genau definiert und der Zielerreichungsgrad
gemessen werden. Dagegen ist die Bestimmung des klinischen Handelns oft mit
Schwierigkeiten verbunden. Ziele sind in diesem Bereich nur teilweise fassbar oder
tatsächlich nicht messbar. Weiterhin besteht eine geringe Wahrscheinlichkeit mit der das
angestrebte Ergebnis in der Medizin selbst mit grundsätzlich effektiven
Behandlungsverfahren erreicht werden kann.5
Die Qualität im medizinischen und pflegerischen Bereich ist die Differenz zwischen dem,
was bei der Patientenversorgung erreicht werden kann und soll und dem, was tatsächlich
erreicht worden ist. Man spricht also von einer qualitativ hochwertigen
Krankenhausversorgung, wenn nach dem gegenwärtigen Stand von Medizinwissenschaft
und Medizintechnik das mögliche Behandlungsziel erreicht ist und das erreichte
Behandlungsziel den Erwartungen des Patienten auf Heilung, Besserung oder Linderung
seines Leidens entspricht.6
Im klassischen Sinne wird Qualität in sachliche, interaktive und gesellschaftliche
Dimensionen gegliedert. Nach dem Ansatz von Donabedian wird Qualität der
medizinischen Versorgung in drei Dimensionen unterteilt: Struktur-, Prozess- und
Ergebnisqualität. Die Strukturqualität beinhaltet die Rahmenbedingungen bezüglich der
medizinischen Versorgung im Hinblick auf personelle Voraussetzungen, wie zum Beispiel
die Anzahl und Qualifikation der Mitarbeiter, die räumliche und apparative Ausstattung
der Organisation und die finanzielle Lage des Unternehmens. Zu beachten ist hierbei, dass
den Krankenhäusern im Rahmen von Mindestanforderungen bezüglich der Strukturqualität
durch Gesetze, Verordnungen und Vorgaben Grenzen gesetzt sind. Bei der
Personalausstattung ist die Ausbildungsstruktur und der Personalschlüssel erwähnt, der
4 Vgl.: Hildebrand, R.: Das bessere Krankenhaus, 1. Auflage, Neuwied und Kriftel 1999, S. 4-5 5 Vgl.: Qualitätsmanagement im Krankenhaus, Teil 1:Grundlagen, aus: http://www.medizinimdialog.com/mid4_02/qualit.html, S. 1 6 Vgl.: Eichhorn, S.: Krankenhausmanagement im Werte- und Strukturwandel, 1. Auflage, Köln 1995, S. 323
7
angibt wie viele Leistungserbringer für eine bestimmte Patientenzahl minimal vorhanden
sein müssen. Ferner bestehen Mindestanforderungen bezüglich der räumlichen
Ausstattung. Dies betrifft die Größe der Behandlungsräume und der Patientenzimmer. Im
Bereich der Sachausstattung existieren Vorgaben zum technischen Stand und Alter der
eingesetzten Geräte. Durch die Strukturqualität lassen sich vornehmlich relativ exakt
erfassbare organisationsinterne Sachverhalte ermitteln.7 Ein qualifiziertes
Behandlungsergebnis ist abhängig von der Quantität und Qualität des Personals, der
hochwertigen und leistungsfähigen technischen Ausstattung sowie deren optimalen
Organisation.8
Die Prozessqualität beschreibt innerhalb eines Versorgungsablaufs alle diagnostischen,
pflegerischen und therapeutischen Maßnahmen. Der Bereich Prozessqualität stellt sich in
der Praxis allerdings schwierig dar, weil keine entsprechenden Prozessstandards bestehen
und vielfach auch keine Vergleichswerte existieren. Die Qualität eines Leistungsprozesses
erhält man aber nur aus dem Vergleich von ausgewählten Kriterien mit entsprechend
festgelegten Standards oder Durchschnittswerten.9
Die Ergebnisqualität weist die Zielpunkte der medizinischen Versorgung auf und
beschreibt das Ausmaß der Realisierung von Leistungszielen. Nicht in allen Fällen ist es
möglich, die Qualität einer medizinischen Leistung anhand von unmittelbar das Ergebnis
betreffenden Parametern, wie zum Beispiel die Mortalitätsrate, zu evaluieren. Hierbei
behilft man sich mit sogenannten „surrogate parameters“. Diese müssen direkt in
Beziehung zu den medizinischen Behandlungsergebnissen stehen, als Beispiel sei die
stationäre Verweildauer genannt.10
Die pflegerischen und ärztlichen Maßnahmen spiegeln sich also primär im Behandlungs-
und Pflegeergebnis wieder. Um ein gutes Behandlungs- und Pflegeergebnis zu erzielen,
müssen die oben beschriebenen Kriterien Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität
optimiert werden, nur so kann wirklich ein insgesamt gutes Ergebnis erreicht werden. Die
Problematik liegt in der Qualitätsbeurteilung, da der Patient weder den Bedarf der zu
erbringenden Leistung bestimmt, noch die Leistung veranlasst, vielmehr wird die Art und 7 Vgl.: Qualitätsmanagement im Krankenhaus, Teil 1:Grundlagen, aus: http://www.medizinimdialog.com/mid4_02/qualit.html, S. 1 8 Vgl.: Eichhorn, S.: Krankenhausmanagement im Werte- und Strukturwandel, 1. Auflage, Köln 1995, S. 323-325 9 Vgl.: Qualitätsmanagement im Krankenhaus, Teil 1:Grundlagen, aus: http://www.medizinimdialog.com/mid4_02/qualit.html, S. 1 10 Vgl.: ebenda, S. 1
8
der Umfang der Leistung vom Arzt für den Patienten bestimmt, wobei der Patient als
Nicht-Mediziner die angeordnete Leistung schwer beurteilen kann.11
Das Krankenhausmanagement muss für sich selbst Qualität definieren und als eine zentrale
Herausforderung begreifen.
1.2 Das EFQM-Modell der European Foundation for Quality Management
Um die Schaffung und Sicherung von Wettbewerbsvorteilen der europäischen Industrie zu
sichern, gründeten im Jahre 1988 vierzehn führende europäische Unternehmen die
gemeinnützige Organisation European Foundation for Quality Management (EFQM) auf
Mitgliederbasis. Mit der Mission die treibende Kraft für nachhaltige Excellence in Europa
zu sein. Excellence stellt die überragende Vorgehensweise beim Managen einer
Organisation und beim Erzielen guter Ergebnisse auf der Basis von acht Grundkonzepten
dar. Über 800 Organisationen sind bis Januar 2001 der gemeinnützigen Organisation
beigetreten. Das EFQM-Modell dient branchenunabhängig hauptsächlich zur
Selbstbewertung arbeitsteiliger Organisationen. Zur Erreichung des Europäischen
Qualitätspreises kann EFQM zur Beurteilung durch Dritte verwendet werden. Das Modell
und dessen Anwendung erfährt eine ständige Verbesserung und wird dem Wandel der
Umgebung angepasst. Das Grundmodell von EFQM bleibt jedoch immer erhalten. Das
EFQM-Modell stützt sich auf die drei fundamentalen Säulen von Total Quality
Management. Diese drei Säulen beinhalten die Betrachtung von Menschen, Prozessen und
Ergebnissen, d.h. alle Mitarbeiter werden in einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess
eingebunden. Zur Erreichung der Ergebnisziele sind neun Kriterien zu beachten:
11 Vgl.: Eichhorn, S.: Krankenhausmanagement im Werte- und Strukturwandel, 1. Auflage, Köln 1995, S. 323-325
9
Abb. 1: Das EFQM-Modell of Excellence12
Die drei Hauptsäulen bestehen aus der Führung, den Prozessen und Schlüsselergebnissen,
sie bilden die Grundbestandteile des Modells. Mit welchen Mitteln die Umsetzung des
Modells erreicht werden soll und welche Zwischenergebnisse dafür erforderlich sind, wird
in den horizontalen Ebenen dargestellt. Die Mitarbeiterzufriedenheit, Kundenzufriedenheit
und der Einfluss auf die Gesellschaft werden durch die Führung mit Hilfe von
Management der Ressourcen, Politik und Strategie sowie der Mitarbeiterorientierung
erreicht. Dies führt mittels geeigneten Geschäftsprozessen zu Excellence in den
Unternehmensergebnissen.
Weiterhin ist das Modell in „Befähiger“ (Enablers) und „Ergebnisse“ (Results) eingeteilt,
die jeweils bewertet werden und die Hälfte des Gesamtmodells ausmachen. Dies
verdeutlicht, dass es nicht ausreicht, Ergebnisse zu managen, sondern dass die
Notwendigkeit besteht, die Vorgehensweise (die Befähiger) mit einzubeziehen. Dies
erklärt die Gewichtung dieser beiden Faktoren, obwohl es die Ergebnisse sind, die
letztendlich erreicht werden sollen. An den Ergebnissen wird definiert, was die
Organisation erreicht hat und was sie in Zukunft erreichen will. Die Befähiger zeigen, wie
12 Vgl.: Die acht Eckpfeiler der Excellence, S. 4, aus: http:// www.efqm.org
10
die Organisation dabei vorgehen und mit welchen Mitteln und Wegen sie die Ergebnisse
erarbeiten soll.13
An den Pfeilrichtungen erkennt man die Dynamik des Modells. Durch Innovation und
Lernen können sich die Befähiger verbessern, was wiederum Einfluss auf die
Ergebnisverbesserung hat.
Das Modell bewirkt die Entwicklung einer einheitlichen „Management-Sprache“ sowie das
Benutzen vergleichbarer Werkzeuge. Dies ermöglicht den branchenübergreifenden Einsatz
des Modells, auch im Gesundheitswesen greift man zunehmend nach diesem
Qualitätsmanagementmodell.14
Um strukturiert vorgehen zu können, setzt man die RADAR-Selbstbewertung ein, die im
Folgenden erläutert wird:
- Results (Ergebnisse)
Die Leistung der Organisation wird dargestellt. Das Unternehmen legt
bereits in diesem Stadium mit Hilfe ihrer Politik und Strategie die
Ergebnisse fest, unter Berücksichtigung der verschiedenen
Interessensgruppen.
- Approach (Vorgehen)
Das geplante Vorgehen und die Gründe werden festgelegt. Die gut
definierten und gestalteten Prozesse werden klar auf die Bedürfnisse der
Interessensgruppen abgestimmt.
- Deployment (Umsetzung)
In der Umsetzungsphase werden die im Vorfeld festgelegten Methoden
systematisch in die Praxis umgesetzt.
- Assessment and Review (Bewertung und Überprüfung)
Die durchgeführten Maßnahmen werden regelmäßig beurteilt. Die daraus
resultierenden Lerneffekte können als Verbesserungspotentiale identifiziert
und verbesserte Maßnahmen abgeleitet werden.
Die RADAR-Logik empfiehlt zuerst die Bestimmung der gewünschten Ergebnisse, die sie
mit ihrer Politik und Strategie erzielen möchte. Im zweiten Schritt werden die
Vorgehensweisen geplant, um die zukünftigen Ziele zu erreichen. Im dritten Schritt erfolgt 13 Vgl.: Die Grundlagen des EFQM-Modells, S. 1-3, aus: http:// www.deming.de 14 Vgl.: Die acht Eckpfeiler der Excellence, S. 10, aus: http:// www.efqm.org
11
das systematische Umsetzen der Vorgehensweisen, um im vierten Schritt die
durchgeführten Maßnahmen und die Umsetzung zu bewerten und zu überprüfen.
Abb. 2: Die RADAR-Logik15
Im Rahmen der Selbstbewertung einer Organisation ist es notwendig, die Elemente
„Vorgehen“, „Umsetzung“, „Bewertung“ und „Überprüfung“ für jedes Befähiger-
Teilkriterium und das Element „Ergebnisse“ für jedes Ergebnis-Teilkriterium zu
behandeln.16 Wichtig ist hierbei, dass bei erreichtem Ergebnis die Radar-Logik wieder von
vorne einsetzt.
1.3 Die Teilkriterien des EFQM Excellence Modells
Im folgenden Abschnitt werden die Kriterien des Modells nach Inhalten, Teilkriterien und
deren Vernetzung dargestellt. Unter jedem Teilkriterium sind Ansatzpunkte zu finden,
welche die Bedeutung des Teilkriteriums noch detaillierter erläutern:17
15 Vgl.: Das EFQM-Modell für Excellence, S. 10, aus: http:// www.efqm.org 16 Vgl.: ebenda, S. 10, aus: http:// www.efqm.org 17 Vgl.: ebenda, S. 11-28, aus: http:// www.efqm.org
12
Kriterium Definition von EFQM Teilkriterien Inhalte des EFQM-
Modells im Öffentlichen
Dienst und sozialen
Einrichtungen
1. Führung
10 % Gewichtung
Wie Führungskräfte die Vision und die Mission erarbeiten und deren Erreichen fördern; wie sie die für den langfristigen Erfolg erforderlichen Werte erarbeiten, diese durch entsprechende Maßnahmen und Verhaltensweisen umsetzen und durch persönliches Mitwirken dafür sorgen, dass das Managementsystem der Organisation entwickelt und eingeführt wird.
1a. Führungskräfte erarbeiten die Vision, die Mission und Werte und agieren als Vorbilder für eine Kultur der Excellence. 1b. Führungskräfte sorgen durch ihr persönliches Mitwirken für die Entwicklung, Überwachung und kontinuierliche Verbesserung des Managementsystems der Organisation. 1c. Führungskräfte bemühen sich um Kunden, Partner und Vertreten der Gesellschaft. 1d. Führungskräfte motivieren und unterstützen die Mitarbeiter der Organisation und erkennen ihre Leistungen an.
Es werden die persönlichen Aktivitäten der Führungskräfte im Hinblick auf exzellente Ergebnisse beurteilt. Zu den anderen Befähiger-Kriterien besteht eine klare Abgrenzung. Inhaltliche Aspekte finden sich in den Kriterien 2-5 wieder. Alle Personen die eine Führungsrolle in einem Team oder einem Fachgebiet wahrnehmen sind Führungskräfte.
2. Politik und Strategie 8% Gewichtung
Wie die Organisation ihre Vision und Mission durch eine klare, auf die Interessensgruppen ausgerichtete Strategie einführt und wie diese durch entsprechende Politik, Pläne, Ziele, Teilziele und Prozesse unterstützt wird.
2a. Politik und Strategie beruhen auf den gegenwärtigen und zukünftigen Bedürfnissen und Erwartungen der Interessensgruppen. 2b. Politik und Strategie beruhen auf Informationen aus Leistungsmessung, Marktforschung sowie den lernorientierten und kreativen Aktivitäten. 2c. Politik und Strategie werden entwickelt, überprüft und aktualisiert. 2d. Politik und Strategie werden durch ein Netzwerk von Schlüsselprozessen umgesetzt. 2e. Politik und Strategie werden kommuniziert und eingeführt.
Die Vorgaben des Kriteriums 1 werden mit der Definition der Mittel zur Umsetzung von Mission und Vision vervollständigt. Dieses Kriterium bildet die Voraussetzung zur Beurteilung aller anderen Kriterien, die sich an den Vorgaben der Politik und Strategie der Organisation ausrichten.
3. Mitarbeiter 9 % Gewichtung
Wie die Organisation das Wissen und das gesamte Potenzial ihrer Mitarbeiter auf individueller,
3a. Mitarbeiterressourcen werden geplant, gemanagt und verbessert. 3b. Das Wissen und die Kompetenzen der
Trotz Ähnlichkeiten mit Kriterium 4 wurde dieser Aspekt losgelöst. Die Planung, Management und Verbesserung der
13
teamorientierter und organisationsweiter Ebene managt, entwickelt und freisetzt. Wie sie diese Aktivitäten plant, um ihre Politik und Strategie und die Effektivität ihrer Prozesse zu unterstützen.
Mitarbeiter werden ermittelt, ausgebaut und aufrechterhalten. 3c. Mitarbeiter werden beteiligt und zu selbstständigem Handeln ermächtigt. 3d. Die Mitarbeiter und die Organisation führen einen Dialog. 3e. Mitarbeiter werden belohnt, anerkannt und betreut.
Mitarbeiterressourcen steht hier im Vordergrund. Wie geht die Organisation mit ihren Mitarbeitern um und sind sie zur Erledigung ihrer Aufgaben ermächtigt. Ergebnisse aus diesem Kriterium werden in Kriterium 7 dargestellt. Falls sich die daraus gewonnenen Erkenntnisse positiv auf das Kriterium 6 auswirken, uns sich dazu Schlüsselergebnisse ableiten lassen, ist hierin die Erreichung von Excellence belegt.
4. Partnerschaften und Ressourcen 9 % Gewichtung
Wie die Organisation ihre externen Partnerschaften und internen Ressourcen plant und managt, um ihre Politik und Strategie und die Effektivität ihrer Prozesse zu unterstützen.
4a. Externe Partnerschaften werden gemanagt. 4b. Finanzen werden gemanagt. 4c. Gebäude, Einrichtungen und Material werden gemanagt. 4d. Technologie wird gemanagt 4e. Informationen und Wissen werden gemanagt.
Hier werden sämtliche interne Ressourcen angesprochen (Ausnahme: Kriterium 3, Mitarbeiter). Die Erweiterung der Kriterien um den Aspekt „Partnerschaften“ wurde notwendig, da diesem eine wachsende Bedeutung im Wertschöpfungsprozess zukommt. Enge Verknüpfung besteht mit den Aspekten 1b und 2b.
5. Prozesse 14 % Gewichtung
Wie die Organisation ihre Prozesse gestaltet, managt und verbessert, um ihre Politik und Strategie zu unterstützen und ihre Kunden und andere Interessensgruppen voll zufrieden zu stellen und die Wertschöpfung für diese zu steigern.
5a. Prozesse werden systematisch gestaltet und gemanagt. 5b. Prozesse werden bei Bedarf verbessert, wobei Innovation genutzt wird, um Kunden und andere Interessensgruppen voll zufrieden zu stellen und die Wertschöpfung für diese zu steigern 5c. Produkte und Dienstleistungen werden auf Grund der Bedürfnisse und Erwartungen der Kunden entworfen und entwickelt. 5d. Produkte und Dienstleistungen werden hergestellt, geliefert und betreut. 5e. Kundenbeziehungen werden gepflegt und vertieft.
Hier stehen im Vordergrund die Bearbeitung der Schwerpunkte Ablauf- und Kundenorientierung. Eine wirksame Optimierung der Abläufe ist nur dann zu realisieren, wenn in den Kriterien 1-4 bereits eine sinnvolle, in einem schlüssigen Gesamtzusammenhang stehende Vorarbeit geleistet wurde. In den Kriterien 1 und 2 werden Schlüsselprozesse definiert, die dann im Rahmen des Kriteriums 5 modelliert werden.
6. Kunden-bezogene Ergebnisse
Was die Organisation in Bezug auf ihre externen Kunden erreicht.
6a. Messergebnisse aus Kundensicht 6b. Leistungsindikatoren
Die verschiedenen Kundengruppen erhalten je nach Organisation eine relative Gewichtung je
14
20 % Gewichtung nach Bedeutung. Dies spiegelt sich in Maßnahmen einer Zufriedenheitsmessung wieder.
7. Mitarbeiter-bezogene Ergebnisse 9 % Gewichtung
Was die Organisation in Bezug auf ihre Mitarbeiter erreicht.
7a. Messergebnisse aus Mitarbeitersicht 7b. Leistungsindikatoren
Die Sicht der Mitarbeiter auf die Organisation wird hier versucht darzustellen. Die Erhebung erfolgt durch Umfragen jeglicher Art, wobei die Messgrößen in zwei Teilabschnitte gegliedert werden: Motivation und Zufriedenheit.
8. Gesellschafts-bezogene Ergebnisse 6 % Gewichtung
Was die Organisation in Bezug auf die lokale, nationale und internationale Gesellschaft, sofern angemessen, leistet.
8a. Messergebnisse aus Sicht der Gesellschaft 8b. Leistungsindikatoren
Hier ermittelt man, wie die Gesellschaft die Organisation wahrnimmt. Die Ergebnisse müssen oft aus indirekten Quellen ermittelt werden, da nur in seltenen Fällen Ergebnisse aus Umfragen vorliegen.
9. Schlüssel-ergebnisse 15 % Gewichtung
Was die Organisation auf ihre geplanten Leistungen erreicht.
9a. Ergebnisse der Schlüsselleistungen 9b. Schlüsselleistungs-indikatoren
Hinsichtlich der Zielerreichung werden die im Vorfeld geplanten und angestrebten Ergebnisse hier geprüft. Die in der Befähiger Kriterien definierte strategischen Ausrichtung der Organisation kommt zur Operatonalisierung.
Tabelle 1: Die acht Eckpfeiler aus Excellence18
Die Prozentzahlen der einzelnen Kriterien geben die relative Gewichtung an. Sie stellen
somit den relativen Anteil des Einzelkriteriums am Gesamtmodell (100 Prozent) dar. Diese
Vorgaben müssen nicht zwingend eingehalten werden. Es besteht die Möglichkeit die
Ansatzpunkte der jeweiligen Organisation anzupassen.
Um in der Zukunft am Markt bestehen zu bleiben, ist es notwendig, die eigenen Stärken
und Schwächen sowie Verbesserungspotenziale zu erkennen und die Strategie nach diesen
neuen Erkenntnissen auszurichten. Laut EFQM wird dies mit Hilfe einer Selbstbewertung
möglich. Dieser Prozess, der im Inneren der Organisation durchgeführt wird, verhilft der
Organisation einen Einblick in die eigene Leistungsfähigkeit zu erhalten. Es bekommen
nicht nur Führungsverantwortliche einen Überblick über die Organisation, sondern auch
18 Vgl.: Die acht Eckpfeiler aus Excellence, aus: http://www.efqm.org, S. 11-28
15
die Mitarbeiter eine detaillierte Struktur, der sie folgen können und die ihnen hilft ihren
Beitrag zum Erreichen des Ziels zu bestimmen.19
Insgesamt hat der Selbstbewertungsprozess einen hohen Lerneffekt, da er der Organisation
ihre Stärken und Verbesserungspotentiale verdeutlicht. Es wird auch klarer, inwieweit man
auf dem Weg zur Verbesserung von Excellence vorangekommen ist und welcher Weg
noch vor einem liegt. Weiterhin besteht die Möglichkeit des Vergleichs mit anderen, wobei
man zum Beispiel den Ressourceneinsatz von Unternehmen gleicher Größenordnung
gegenüberstellen kann.
Um eine Selbstbewertung durchführen zu können, stehen verschiedene Methoden zur
Verfügung. Die Selbstbewertung mittels Fragebogen kann sehr schnell und mit relativ
wenig Aufwand durchgeführt werden. Sie spiegelt das Meinungsbild der Mitarbeiter über
die aktuelle Situation der Organisation wieder. Bei Anwendung von aufwendigeren
Methoden dient sie außerdem als sinnvolle Ergänzung. Ein aufwendigeres Vorgehen ist
eine auf die jeweilige Organisation zugeschnittene Leistungsmatrix. Diese hilft bei der
Entwicklung des Verständnisses der Kriterien, insbesondere in Bezug auf die
Praxisorientierung. Die Teams können so den Fortschritt der Organisation einfacher und
rascher bewerten. Matrixdiagramme gehören zu einem vierstufigen Workshop-Ansatz, der
es Management-Teams ermöglicht, sich einzubringen und Eigenverantwortung für die
Planung und Durchführung des kontinuierlichen Prozesses innerhalb ihrer Einheit zu
übernehmen. Die Selbstbewertung mittels Workshop hat den Vorteil, dass sich das
Management-Team der Organisationseinheit aktiv an der Selbstbewertung beteiligen kann.
Nachteilig kann sich dieser Workshop in Form von Betriebsblindheit auswirken. In ihren
Zuständigkeitsbereich fällt die Erhebung der Daten und die Präsentation der gewonnenen
Erkenntnisse. Hierfür werden zwei Moderatoren benötigt, die zu Assessoren ausgebildet
werden. Nach Möglichkeit sollten die Assessoren aus einem internen und einem externen
Berater bestehen. Der externe Berater hält dem Unternehmen sozusagen einen Spiegel vor
und kann objektiver beurteilen. Die Umsetzung des Workshops erfolgt in fünf Schritten:
- Schulung
- Datenerhebung
- Bewertungsworkshop
- Vereinbarung von Verbesserungsmaßnahmen
19 Vgl.: Excellence bewerten: Eine praktische Anleitung zur Selbstbewertung, Brüssel 1999, S. 3
16
- Fortschrittsüberwachung anhand von Maßnahmenplänen
Weitere Selbstbewertungen sind Standardformulare, wobei diese kein umfassendes Bild
der Organisation liefern.
Die Selbstbewertung mittels Simulation einer Bewerbung um den European Quality Award
(EQA) ist als erster Versuch für die Organisation in einem frühen Stadium auf dem Wege
zur Excellence ein sehr hochgegriffenes Ziel.20
1.4 Der Europäische Qualitätspreis
Der Europäische Qualitätspreis wurde 1992 offiziell eingeführt und wird seitdem jährlich
von der EFQM ausgeschrieben. Sponsoren dieses Preises sind die Europäische
Kommission und die European Organisation for Quality (EOQ) zusammen mit der EFQM.
Durch den Bewerbungsprozess erhält die Organisation eine objektive, externe Bewertung
ihrer Position anhand des EFQM-Modells für Excellence und schärft den Fokus ihres
Selbstbewertungsverfahrens. Seit 1996 haben die Organisationen des Öffentlichen
Dienstes Teilnahmeberechtigung. Die Selbstbewertungsangaben der Organisation sind die
Grundlage der Bewerbungsunterlagen. Je nach Größe des Unternehmens werden
unterschiedliche Seitenzahlen gefordert. Zur Bewerbung dient als Grundlage die
Selbstbewertung, welche detailliert dargestellt sein muss. Durch eine Bewerbung um
diesen Preis, kann die Mitarbeitermotivation weiter geweckt werden. Die
Bewerbungsunterlagen werden von branchenspezialisiert geschulten Führungskräften
bewertet. Den Finalisten aus dieser Bewertung wird von den Assessoren ein Besuch
abgestattet. Mit Hilfe dieser Besuche erhalten die Assessoren vor Ort einen Überblick über
den Inhalt der Bewerbungsunterlagen und können einzelne Punkte klären. Die Jury
bestimmt aus den Ergebnissen der Bewertungsteams die Gewinner der Europäischen
Qualitätsauszeichnung. Im Vordergrund stehen Organisationen, die in Bezug auf
Excellence die Erwartungen von Kunden, Mitarbeitern und anderen Interessensgruppen
über Jahre hinweg erfüllen. Der Beste unter den Gewinnern der Qualitätsauszeichnungen
erhält den Europäischen Qualitätspreis. Die Bewerber erhalten außerdem einen Feedback-
20 Vgl.: Excellence bewerten: Eine praktische Anleitung zur Selbstbewertung, Brüssel 1999, S. 7-24
17
Bericht. Dadurch erhält die bewerbende Organisation eine generelle Bewertung, ein
Bewertungsprofil für die einzelnen Kriterien und einen Vergleich mit den
Durchschnittsbewertungen der anderen Bewerber. Die wichtigsten Stärken und
Verbesserungspotenziale werden für jedes Teilkriterium in dem Bericht aufgeführt. Die
objektive Sichtweise gilt als Hilfe beim Identifizieren von Stärken die ausbaufähig sind
und Verbesserungen, die sie weiter voran bringen.21 Um den Europäischen Qualitätspreis
zu erreichen, wurde das „Europäische Anerkennungsprogramm“ („Levels of Excellence“)
der EFQM bestehend aus drei Stufen im Jahre 2001 der Fachöffentlichkeit vorgestellt. Ziel
dieses Anerkennungsprogramms ist es einen einfachen Einstieg in die Umsetzung von
Qualitätsmanagement zu ermöglichen (Stufe eins) und überdies Formen der Anerkennung
auf die Gesundheitsversorgungseinrichtungen auszudehnen. Diese Anerkennung ist im
Bereich der Stufe zwei anzusiedeln, da zwar die bisherigen Leistungen mit gut bewertet
werden können, allerdings bislang noch keine Höchstleistungen im Sinne des
Europäischen Qualitätspreises (Stufe drei) erzielt wurden. Als Beispiel wird ein
Krankenhaus auf dem Weg zum Europäischen Qualitätspreis vorgestellt. Das Kantonale
Spital in Grabs (KSG) ist ein öffentliches Akutkrankenhaus mit 150 Betten und für die
erweiterte Grundversorgung im Südteil des Kantons St. Gallen (Schweiz) sowie im
Fürstentum Liechtenstein zuständig. Die Mitarbeiter des Krankenhauses haben bereits zwei
Bewertungszyklen nach EFQM durchlaufen. Weiterhin wurde durch einen externen
Berater eine Fremdbewertung vorgenommen. Das Selbstbewertungsprofil ergab 91 Stärken
und 88 Verbesserungsbereiche. Da Ressourcen im Gesundheitsbereich bekanntlich knapp
sind, wurden die Verbesserungsmaßnahmen (VM) zu drei Hauptansatzpunkten verdichtet.
Es erfolgte eine Staffelung der Verbesserungsmaßnahmen:
Große Auswirkungen Mittlere Auswirkungen Geringe Auswirkungen
5 Punkte 3 Punkte 0 Punkte
Die VM hat bereits kurzfristig
beträchtliche Auswirkungen auf
eines oder mehrere Ziele des KSG.
Die VM hat bereits kurzfristig
gewisse Auswirkungen auf
mindestens ein Ziel des KSG.
Die VM hat kurzfristig
voraussichtlich keine
Auswirkungen auf eines der Ziele
des KSG.
Tabelle 2: Prioritätskriterium 1: Auswirkung der Verbesserungsmaßnahmen auf die Ziele22
21 Vgl.: Excellence einführen: Der Europäische Qualitätspreis, S. 10-12, aus: http:// www.efqm.org 22 Vgl.: Neu: EFQM-Zertifikat im Gesundheitswesen, Krankenhaus-Umschau 3/2002, S. 196
18
Große Möglichkeiten Gewisse Möglichkeiten Geringe Möglichkeiten
5 Punkte 3 Punkte 0 Punkte
Die VM kann bereits kurzfristig
realisiert werden.
Die VM erfordert verhältnismäßig
wenig Ressourcen.
Die VM liegt vollends unter der
Kontrolle des KSG.
Die VM kann wahrscheinlich
kurzfristig realisiert werden.
Die VM erfordert unter Umständen
beträchtliche Ressourcen.
Die VM liegt innerhalb der
Kontrollmöglichkeiten des KSG.
Die VM kann kurzfristig wohl
nicht realisiert werden.
Die VM erfordert beträchtliche
Ressourcen.
Die VM hängt von externen
Faktoren ab.
Tabelle 3: Prioritätskriterium 2: Möglichkeit der Umsetzung der VM im KSG23
Die Reihenfolge für die Umsetzung von Verbesserungsmaßnahmen ergab sich aus der
Anwendung der beiden Kriterien. Das Spital hat nun die Aufgabe den Nachweis von drei
wichtigen Verbesserungsmaßnahmen und die tatsächliche Umsetzung dieser zu erbringen.
Anschließend fand eine Prüfung vor Ort durch einen Gutachter (EFQM-Validator) statt. Da
das Gutachten positiv ausfiel, erhielt das Spital als erfolgreicher Bewerber am 13.11.2001
durch die EFQM und der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Qualitätsförderung in
Zürich das EFQM Zertifikat „Anerkennung für Verpflichtung zu Excellene“, als
Bestätigung für erste Qualitätsverbesserungen. Die vergebene Anerkennung ist auf zwei
Jahre befristet und die erfolgreichen Bewerber erhielten Hinweise zur weiteren
Vorgehensweise im Hinblick auf Prozesswiederholung oder das Anstreben der
nächsthöheren Anerkennungsstufe, den Europäischen Qualitätspreis.24
1.5 Die Teilkriterien des EFQM-Modells im Vergleich mit DIN ISO und KTQ
Die Einführung eines Qualitätsmanagementsystems ist seit In-Kraft-Treten des
Qualitätssicherungsgesetzes unumgänglich. Für die Krankenhäuser stellt sich nun die
Frage, für welches Qualitätsmanagementsystem sie sich entscheiden. Welches der Systeme
am zukunftsfähigsten, am schnellsten, am nachhaltigsten und mit geringstem Aufwand,
gute Ergebnisse erzielt ist noch unklar, da viele Krankenhäuser wenig Erfahrung mit
Qualitätsmanagementsystemen haben. Im Folgenden werden DIN ISO 9000ff, KTQ und
EFQM verglichen.
23 Vgl.: ebenda, S. 196 24 Vgl.: Neu: EFQM Zertifikat im Gesundheitswesen, Krankenhaus Umschau 3/2002, S. 194-197
19
Für Organisationen, die bereit sind einen tiefgreifenden Wandel vorzunehmen ist das
EFQM-Modell geeignet. Hierbei werden bewusst Mitarbeiter zur Qualitätsentwicklung
motiviert und diese sollen dazu beitragen Strukturen und Prozesse zu reorganisieren.
Weiterhin unterstützt das Modell die Steuerbarkeit von Organisationen und die
Ausrichtung auf Strategien. Zur Förderung der Identifikation von
Verbesserungspotentialen werden unterschiedliche Hierarchieebenen von Anfang an in den
Veränderungsprozess miteinbezogen.25 Da das Modell vorrangig als Instrument zur
„Selbsthilfe“ und zur Unterstützung von Führungsaufgaben gedacht ist, dominiert hier die
Anwendung als Selbstbewertungsmethode.26 Das EFQM-Modell hat das Ziel der
Auslobung eines Qualitätspreises für besondere Qualität und basiert bewusst auf einer
allgemein gehaltenen Terminologie, um den Einsatz in verschiedenen Industriegebieten zu
gewährleisten und orientiert sich am „Best Practise“ in dem jeweiligen Anwendungsfeld.
Die ISO-Normen haben primär das Vertrauen von Kunden in die Qualitätsfähigkeit einer
Organisation im Fokus. Zu diesem Zwecke wurde eine umfangreiche Werkzeugkiste
entwickelt, wie ein System beschaffen sein muss, um Qualitätsfähigkeit hervorzubringen.
Ein Hauptbestandteil dieses Modells sind die Standard Operating Produces (SOP). Diese
SOPs sind laut alter ISO-Norm festgeschriebene Verfahrensanweisungen und in der neuen
Fassung Prozessbeschreibungen innerhalb eines Betriebes mit möglichst einheitlicher
Gliederung. Inhalte, die bereits in anderen Unterlagen, zum Beispiel Gerätehandbüchern
erscheinen, werden nicht in die SOPs kopiert. Ein Verweis auf das Gerätehandbuch als
Begleitdokument ist ausreichend.27 Der ganzheitliche Ansatz wird hierbei vernachlässigt.
Die Überprüfung der Umsetzung erfolgt über einen unabhängigen Dritten, der die in dem
Qualitätsmanagement-Handbuch dargelegten Prozesse auf Umsetzung und
Aufrechterhaltung kontrolliert. Für Organisationen die ihre Prozesse optimieren wollen,
sind die ISO-Normen besonders geeignet. Die Prozessqualität steht hierbei im
Vordergrund. Zur Implementierung eines Qualitätsmanagementsystems nach den ISO-
Normen wird oft nur eine kleine Gruppe von Mitarbeitern miteinbezogen, sodass die
25 Vgl.: Haeske-Seeberg/Bremer/Kröger: Die Einführung eines Qualitätsmanagementsystems, aus: Handbuch Qualitätsmanagement im Krankenhaus, 1. Auflage, Stuttgart 2001, S.64-65 26 Vgl.: Schubert, H.-J.: Management von Gesundheits- und Sozialeinrichtungen, 1. Auflage, Neuwied 2003, S. 279 27 Vgl.: SOP, aus: http:// www.qualitas.at/php/vademequm/vademequm-php
20
aufgezeigten Verbesserungspotentiale nicht von den Betroffenen, sondern von Dritten
aufgedeckt werden.28
Das Zertifizierungsmodell KTQ ist speziell für Krankenhäuser entwickelt worden.29 KTQ
basiert teilweise auf dem EFQM-Modell, allerdings beschränkt sich die
Auseinandersetzung mit den Ergebnissen der organisationalen Leistung nur auf das
Vorhandensein. Dies ist einer der Gründe warum dieses Zertifizierungsverfahren die
Funktion eines Management- bzw. Steuerungssystem nicht erfüllen kann. KTQ setzt
eigentlich ein intaktes Qualitätsmanagementsystem voraus. Allerdings ergeben sich
nutzbare Synergieeffekte durch die inhaltliche Überschneidung beider
Zertifizierungsmodelle.30 Die Bewertung der Ergebnisse des Handelns in Krankenhäusern
wird von dem KTQ-Verfahren vernachlässigt und konzentriert sich ausschließlich auf die
erforderlichen Gestaltungsmaßnahmen. Es werden im KTQ-Verfahren die bekannten
Begrifflichkeiten, die im deutschen Krankenhauswesen alltäglich sind, verwendet. KTQ
dient zur Überprüfung von Mindestanforderungen.31
Ausgehend von den Teilkriterien des EFQM-Modells werden im Folgenden DIN ISO
9000ff und KTQ gegenüber gestellt:
DIN ISO 9000 ff Normen KTQ EFQM
Führung Sicherstellung der Erfüllung
der Kundenforderungen,
Festlegung der
Qualitätspolitik,
Qualitätszielfestlegung,
Durchführung von
Managementbewertungen,
Sicherstellung der
Verfügbarkeit der
Ressourcen.
Förderung von
Kommunikation,
Mitarbeiter (MA)
werden
miteinbezogen,
Festlegung von
Führungsgrundsätzen.
Führungskräfte haben
Vorbildfunktion, Anerkennung und
Würdigung der Anstrengungen von
MA, Förderung von Total Quality
durch Bereitstellung geeigneter
Ressourcen, unterstützendes
Engagement bei Kunden und
Lieferanten, aktive Förderung von
TQ außerhalb der Organisation.
Politik und
Strategie
Angemessenheit für den
Zweck der Organisation,
Feste
Organisationsstruktur,
Bezug der Politik und Strategie zum
TQ, welche umfassenden
28 Vgl.: Haeske-Seeberg/Bremer/Kröger: Die Einführung eines Qualitätsmanagementsystems, aus: Handbuch Qualitätsmanagement im Krankenhaus, 1. Auflage, Stuttgart 2001, S.64-65 29 Vgl.: ebenda, S.64-65 30 Vgl.: Schubert, H.-J.: Management von Gesundheits- und Sozialeinrichtungen, 1. Aufl., Neuwied 2003, S. 299-300 31 Vgl.: ebenda, S. 283
21
Verpflichtung zur Erfüllung
von Anforderungen und
ständiger Verbesserung des
QM-Systems, Vermittlung
und Verständnis in der
Organisation.
Umsetzung des
Leitbildes, Umsetzung
der Kultur.
Informationen zur Festlegung der
Politik verwendet werden,
Realisation der Politik und
Organisation, Externe Verbreitung
der Politik, regelmäßige
Aktualisierung und Verbesserung
der Politik.
Mitarbeiter-
orientierung
Siehe Ressourcen Aus-, Fort-,
Weiterbildung,
Umsetzung neuer
Erkenntnisse, Fort-
bildungsbeauftragter,
Fluktuationsquote,
Ausfallquote,
Einweisung neuer
Mitarbeiter, Messung
und Verbesserung der
Mitarbeiterzufrieden-
heit, Betriebliches
Vorschlagswesen.
Wie werden Mitarbeiterressourcen
geplant und verbessert? Wie werden
die Kompetenzen der Mitarbeiter
erhalten und weiterentwickelt? Wie
vereinbaren Mitarbeiter Ziele und
überprüfen ihre Leistungen? Wie
gut ist die Kommunikation zwischen
den Hierarchieebenen?
Ressourcen Ermittlung und
Bereitstellung von
Ressourcen zur
Verwirklichung,
Aufrechterhaltung und
Verbesserung des QM-
Systems und zur Erhöhung
der Kundenzufriedenheit,
Ermittlung der Fähigkeiten
des Personals und ggf. Aus-
und Weiterbildung.
Geregelte Be-
schaffungsvorgänge,
Artikelliste.
Management der finanziellen
Ressourcen, Management der
Informations-Ressourcen, Umgang
mit Lieferanten, Materialien,
Gebäuden und
Ausrüstungsgegenständen,
Anwendung von Technologie.
Prozesse Betrachtung
kundenbezogener Prozesse,
Kundenanforderungen
müssen ermittelt und erfüllt
werden, gesetzliche und
behördliche Anforderungen
müssen erfüllt werden,
Spezifische
Anweisungen für jede
Fachabteilung des
Krankenhauses (KH).
Für den Organisationserfolg
wesentliche Prozesse identifizieren,
systematische Führung der Prozesse,
Überprüfung und Verbesserung der
Prozesse, Anregung der Innovation
und Kreativität bei der
Prozessverbesserung.
22
Überprüfung und
Verbesserung der Prozesse.
Kundenzu-
friedenheit
Grundlage der Prozesse,
Entwicklung von
Messgrößen der
Kundenzufriedenheit.
Kundenbefragungen
bzgl. der
Dienstleistung.
Kundenbefragung bzgl. der
Dienstleistung, Entwicklung von
Messgrößen der
Kundenzufriedenheit.
Mitarbeiter-
zufrieden-
heit
Nur indirekt enthalten. Entwicklung von
Messgrößen der
Mitarbeiterzufrieden-
heit.
Mitarbeiterzufriedenheit zur
Beurteilung der Organisation,
Entwicklung von Messgrößen der
Mitarbeiter.
Gesellschaft-
liche Verant-
wortung /
Image
Nicht speziell erwähnt.
Information der
Öffentlichkeit,
allgemeine
Öffentlichkeitsarbeit.
Wahrnehmung der Auswirkungen
der Organisation auf das Umfeld,
Entwicklung von Messgrößen der
Zufriedenheit der Gesellschaft.
Geschäfts-
ergebnisse
Nicht speziell erwähnt. Finanz- und
Investitionsplanung.
Entwicklung finanzieller
Messgrößen des
Organisationserfolgs, Entwicklung
nicht finanzieller Messgrößen des
Organisationserfolgs.
Entwicklung Geplante und gelenkte
Entwicklung eines
Produktes, Anforderungen an
ein neues Produkt müssen
festgelegt und die
Umsetzung sichergestellt
werden. Die Ergebnisse
müssen mit den
Anforderungen
übereinstimmen.
Einführung eines
Entwicklungsplans.
Nicht speziell erwähnt.
Produkt-
und Dienst-
leistung
Die Leistungserbringung
muss gelenkt sein, es müssen
Überwachungs- und
Messmittel eingeführt
werden.
Spezifische
Anweisungen für jede
Fachabteilung des KH.
Nicht speziell erwähnt
Tabelle 4: Vergleich der QM-Systeme32
32 Vgl.: DIN EN ISO-Normen, KTQ, EFQM Literatur
23
Zwischen den drei Zertifizierungsmodellen bestehen durchaus eine Reihe von
Gemeinsamkeiten.
2. Grundlagen führungsorientierter Kennzahlen und
Kennzahlensysteme
2.1 Kennzahlen und deren Bedeutung
Kennzahlen spiegeln relevante Zusammenhänge in verdichteter, quantitativ messbarer
Form wieder. Eines der klassischen Instrumente des Controllers sind Kennzahlen, mit
deren Hilfe die Informationsversorgung für das Management erfolgen kann. Kennzahlen
können wichtige Führungsinformationen darstellen, haben eine Steuerungs- und
Informationsaufgabe und sind ein Hilfsmittel für die Planung (Sollwerte) und Kontrolle
(Istwerte). Wegen der leichten Erfassung und Aufbereitung der Daten bauen viele
Kennzahlen auf Zahlen des Jahresabschlusses auf. Demzufolge ist der erste Schritt eine
Bilanzanalyse, um die wichtigsten Kennzahlen herauszufiltern. Es existieren absolute und
relative Kennzahlen.33 Während die absoluten Kennzahlen die Grunddaten darstellen, wie
zum Beispiel Bettenkapazität, Gesamtstellplan, Differenzen und durchschnittliche
Verweildauer, werden die relativen Kennzahlen wie im Nachfolgenden unterteilt:
Gliederungszahlen: Entsprechen dem Verhältnis eines Teils zum Ganzen,
zum Beispiel Anteil Personal an Gesamtkosten.
Beziehungszahlen: Zwei verschiedene Merkmale werden einander zugeordnet,
zum Beispiel Verhältnis von der Gesamtzahl an Laborleistungen.
Indexzahlen: Verhältnis zweier gleichartiger Merkmale, wobei eine Größe mit 100
gleichgesetzt wird,
zum Beispiel Verhältnis der Kosten pro Pflegetage.34
33 Vgl.: Horvath, P.: Controlling, 8. Auflage, München 2002, S. 568 34 Vgl.: Odermatt, Reto: Kennzahlen im Krankenhaus, aus: http://www.lep.ch/Pdf/diplomarbeit_odermatt.PDF, S. 8
24
Die absoluten Zahlen liefern in der Regel Informationen deren Bedeutung nicht in jedem
Fall ohne weiteres zu erkennen ist. Erst in Verbindung mit anderen Zahlen, die über
Ursachen und Wirkungen der jeweiligen Sachverhalte informieren, ist es möglich diese
Zahlen sinnvoll ins Verhältnis zu setzen, um aussagefähige Zahlen für das Management zu
erhalten.35
Diese Zahlen verdeutlichen Vorgaben, machen Abweichungen transparent und sind
hilfreich bei der Qualitätssteigerung eines Krankenhauses. Bei der Festlegung von den
aussagekräftigsten Kennzahlen müssen nachstehende Anforderungen berücksichtigt
werden:
- Die wichtigsten Schlüsselvariablen messen.
- Die Kennzahlen mit Aspekten verknüpfen, die im Zusammenhang mit dem
Erfolg stehen.
- Ausrichten der Kennzahlen auf die Bedürfnisse der Kunden, Anteilseigner
und anderer wichtiger Interessensgruppen.
- Kennzahlen bei der Spitze des Krankenhauses ansetzen und in die
Hierarchieebenen der Organisation mit einfließen lassen.
- Mögliche Verdichtung von Indikatoren, um eine bessere Gesamtbewertung
der Performance zu ermöglichen.
- Bei Strategieänderungen müssten Kennzahlen entsprechend angepasst
werden.
- Ausrichten der Kennzahlen auf Ziele oder Vorgaben, die auf Recherche und
nicht auf willkürlichen Zahlen beruhen.36
Im Gesundheitswesen und besonders im Krankenhausbereich gibt es kaum eine auf
quantifizierte Ergebnisse für den Patienten ausgerichtete Organisation. Stattdessen wird in
klinischen Betrieben oft in berufsständisch abgeschotteten Strukturen gearbeitet. Die
klassischen Konfliktfelder sind die fachlich aufgespalteten Arbeitsorganisationen, wie
zum Beispiel Chirurgie – Anästhesie, die parallel herrschenden Hierarchien für den
35 Vgl.: Odermatt, Reto: Kennzahlen im Krankenhaus, aus: http://www.lep.ch/Pdf/diplomarbeit_odermatt.PDF, S. 8 36 Vgl.: Hildebrand, R.: Das bessere Krankenhaus, 1. Auflage, Neuwied und Kriftel, S. 86
25
ärztlichen Dienst und den Pflegedienst sowie die „Schützengräben“ zwischen Verwaltung
und Klinik.37
2.2 Die Bedeutung eines Kennzahlensystems und dessen Funktion
Die Orientierung an Kennzahlen und Kennzahlensystemen erfolgt durch das
Herunterbrechen vom Gesamtziel in Teilziele, damit dezentrale Einheiten
gesamtzieloptimierend arbeiten können. Im Krankenhaus müssen unternehmungsinterne
Leistungen bei knappen Ressourcen so bewertet werden, dass eine Ergebnissteuerung
beispielsweise durch Verrechnungspreise ermöglicht wird.38
Ein Kennzahlensystem ist der geordnete Zusammenschluss von Kennzahlen, die in
Beziehung zueinander stehen können und so als Gesamtheit über einen Sachverhalt
vollständig informieren. Diese können in der Regel in Ordnungs- oder Rechnungssysteme
unterteilt werden. Die Kennzahlen in Ordnungssystemen werden bestimmten
Sachverhalten zugeteilt und erfassen hierdurch bestimmte Aspekte des Unternehmens,
während bei Rechensystemen die Kennzahlen eine rechnerische Struktur aufweisen und
somit die eine Kennzahl auf der anderen aufbaut, beziehungsweise rechnerisch zu ermitteln
ist. Die Spitzenkennzahl, betriebswirtschaftlich gesehen, trifft in komprimierter Form die
wichtigste Aussage des Systems. Weiterhin besteht die Möglichkeit zur Bildung von
Kennzahlengruppen innerhalb des Verfahrens, die in der Lage sind über bestimmte
Bereiche zu informieren. Kennzahlensysteme sind als Instrument der koordinierenden
Informationsaufbereitung für Planung und Kontrolle besonders geeignet.39
Die neueren Ansätze der Kennzahlensysteme nehmen allerdings keine derartig enge
Verknüpfung der einzelnen Kennzahlen vor. Je nach Ausrichtung werden primär für die
diagnostischen Erkenntnisse über das wirtschaftliche Befinden des Unternehmens
aussagefähige Kennzahlen ermittelt oder sie haben das Ziel, zentrale Tatbestände in den
Fokus zu holen.40
37 Vgl.: Hildebrand, R.: Das bessere Krankenhaus, 1. Auflage, Neuwied und Kriftel, S. 88 38 Vgl.: Horvath, P.: Controlling, 8. Auflage, München 2002, S. 566 39 Vgl.: ebenda, S. 570 40 Vgl.: Weber, J.: Einführung in das Controlling, 9.Auflage, Stuttgart 2002, S. 214
26
Da Ergebnisse von Kosten-/Leistungsrechnungen und komplexen
Budgetabstimmungsprozessen voneinander abhängig sind, werden bei der Kommunikation
zwischen Medizinern und Verwaltungsfachleuten Kennzahlen als geeignet empfunden, die
komplexe Zusammenhänge quantifizieren. Für den Zielplanungsprozess sind
Kennzahlensysteme als strukturierte Gesamtheit voneinander unabhängiger
Einzelkennzahlen von besonderer Bedeutung. Die Funktionen eines Kennzahlensystems
für ein Krankenhaus setzen sich aus der Aufnahme von nichtmonetären, leistungs- und
bedarfsbezogener Ziele als Ergänzung zu dem monetären orientierten Budgetsystem
zusammen. Weiterhin erleichtert die übersichtliche Darstellung die Abstimmung der
Teilziele auf das Gesamtziel.41
Wer in Budgetverhandlungen kostenmäßig bei den Krankenkassen nicht auffallen will,
akzeptiert zur Messung von Ergebnisqualität ausschließlich finanzielle Kennzahlen. Unter
Qualitätsgesichtspunkten ist neben der finanziellen Situation des Hauses auch die Produkt-
und Servicequalität zu spezifizieren, für welche diese finanziellen Kennzahlen gelten:
- Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung im Periodenverlauf
- Verweildauer/Fallart und Belegung im Periodenverlauf
- Kostenstellenergebnis im Periodenverlauf
- Pflegesatz: Preise für gesondert berechenbare Leistungen
- Prozentuale Bestandsveränderung gegenüber der Vorperiode
- Budgeteinhaltung, prozentuale Budgetabweichung
- Personal- und Sachkostenreduktion gegenüber dem Planansatz
- Abbau von Kosten für Leer- und/oder Blindleistungen
- Verweildauerreduktion pro Fallart, gemessen an der Vorperiode42
Die Produkt- und Servicequalität kann durch nichtfinanzielle Messgrößen transparenter
dargestellt werden. Unter diese nichtfinanziellen Messgrößen im Krankenhaus fallen im
Bereich Produktqualität zum Beispiel die Komplikationsrate pro Fallart bezogen auf die
Plangröße, Verweildauer pro Fallart bezogen auf die Plangröße, Dekubitusrate pro Fallart
bezogen auf die Plangröße usw. Im Bereich der Servicequalität kommt es auf das
41 Vgl.: Röhrig, R.: Die Entwicklung eines Controllingsystems für Krankenhäuser, 1. Auflage, Darmstadt 1983, S. 217-218 42 Vgl.: Hildebrand. R.: Das bessere Krankenhaus, 1. Auflage, Neuwied und Kriftel 1999, S. 226-227
27
Herausstellen von Komfort- und Serviceleistungen, organisieren von routinemäßigen
Aufnahme- und Entlassungsprozeduren, der Erfahrung einer bedürfnisgerechten
Bettenzuordnung, Wahlmöglichkeiten beim Essen, Sonderwünschen und Lieblingsessen
etc. an. Beispielsweise sind die Kostenangaben pro Fall immer mit den Elementen der
Produkt- und Servicequalität zu verbinden. Qualitätskennzahlen auf medizinischer und
pflegerischer Seite müssen begleitende Informationen darüber enthalten, wie die Werte
zustande gekommen sind, auf welche Grundgesamtheit von Fällen sie sich beziehen, wie
genau sie sind und welches Preis-Leistungsverhältnis damit verbunden ist. Verbindende
Kennzahlen sind zum Beispiel Kosten pro Fallpauschale, Steigerung der durchschnittlichen
Schnitt-Naht-Zeit, Reduktion des Antibiotikaverbrauchs um X Euro pro Fallart, Reduktion
der Patientenbeschwerden um eine Prozentzahl ohne Kostensteigerung. Um einen
Wertzuwachs durch Qualitätsverbesserung zu erhalten, ist es notwendig alle drei Facetten
von Qualität einzubeziehen.43
2.3 Kennzahlensysteme als Instrument zur Frühwarnung, Planung und Kontrolle
Ein Kennzahlensystem kann als Frühwarnsystem im Krankenhaus und auch in allen
anderen betrieblichen Unternehmen eingesetzt werden. Diese Frühwarnsysteme sind als
Informationssysteme anzusehen, die auf Probleme aufmerksam machen sollen, damit eine
mögliche Gefährdung rechtzeitig erkannt wird und dementsprechend
Gegensteuerungsmaßnahmen eingeleitet werden können. Auf betriebswirtschaftlicher
Ebene ist eine wichtige Art von Frühwarnsystemen eine Kennzahlenkombination, die auf
Basis der Jahresabschlussdaten gebildet wird. Dabei wird versucht, bestimmte
Vorlaufeigenschaften von Jahresabschlussdaten zu nutzen und für das darauffolgende Jahr
dienlich zu machen. Die Informationen hinsichtlich betrieblicher Ziele nimmt eine
besondere Stellung in der Unternehmung ein. Ziele geben den zukünftigen Zustand des
Unternehmens wieder, wobei die Erfolgsziele, die im Mittelpunkt der Betrachtung stehen,
maximiert werden sollen. Weiterhin haben Ziele eine Koordinationsfunktion, die
besonders für dezentrale Organisationsformen von Bedeutung sind. Kennzahlen als
Koordinierungsinstrumente beschränken sich eher auf große Unternehmen, die in der
43 Vgl.: Hildebrand. R.: Das bessere Krankenhaus, 1. Auflage, Neuwied und Kriftel 1999, S. 226-228
28
Regel eine divisionale Organisationsstruktur aufweisen. Durch die Divisionalisierung soll
die Gesamtleistungsfähigkeit einer Unternehmung erhöht werden. Allerdings kann die
Ausnutzung dezentralisierter Unternehmen nur dann realisiert werden, wenn es gelingt mit
Hilfe von Instrumenten eine Gesamtkoordination der Teilbereiche zu realisieren. Diese
Koordination kann mittels Kennzahlen erfolgen. Ein allgemein gültiges
Kennzahlensystem, das unabhängig von Branche und Struktur des Unternehmens
erfolgreich wäre, konnte bisher noch nicht entwickelt werden. Grund dafür ist, dass die
Ableitung von Kennzahlen aus einem allgemeinen Zielsystem der Unternehmung nur
schwer zu realisieren ist. Deswegen bestehen bislang vornehmlich
unternehmensbranchenspezifische Kennzahlensysteme. Ein Versuch, dieses Problem zu
überwinden, ist die Entwicklung eines Rentabilitäts- und Liquiditäts- Kennzahlensystems,
bestehend aus einem allgemeinen Teil zur laufenden Planung, Steuerung und Kontrolle,
den alle Unternehmen sich zu Nutze machen könnten und einem Sonderteil, der
unternehmensspezifische Ergänzungen von aktuellen Informationen zulässt.
Mit Hilfe von Kennzahlen kommt der Unternehmenssteuerung eine besondere Bedeutung
zu. Durch vorgegebene Pläne und die stufenweise Ableitung aller Kennzahlen auf der
Grundlage der in der Planungsphase gewonnenen Datenkonstellationen, können
stellenspezifische Vorgabewerte ermittelt werden. Die Klarheit, Kürze und damit
verbundene geringe Störungsanfälligkeit bewirkt, dass der reibungslose Informationsfluss
als Grundvoraussetzung eines funktionsfähigen innerbetrieblichen
Kommunikationssystems zu bewältigen ist. Kennzahlen dienen einerseits zur Übermittlung
spezifischer Aufgabenstellungen und ihrer Ausführungsanweisungen und andererseits der
unternehmensweiten Koordination der Prozesse über alle Hierarchiestufen hinweg. Die
ermittelten Planwerte bedürfen einer ständigen Überprüfung und der Vergleich zwischen
realisierten und geplanten Werten gibt Auskunft über das Ergebnis des betrieblichen
Handelns. Der Kennzahlenkontrollprozess, der aus den Phasen der Feststellung der Ist-
Kennzahlenwerte, Vergleich von Soll- und Ist-Kennzahlenwerte und dem Veranlassen von
Anpassungsmaßnahmen besteht, gestattet einen Überblick über die wirtschaftliche Lage
sowie der Möglichkeit Fehlentwicklungen und ungenutzte Chancen zu erkennen.44
Neben der Identifikation von Gefahren und der Einleitung der daraus resultierenden
Konsequenzen auf das Unternehmen werden Frühwarnsysteme dazu herangezogen, 44 Vgl.: Reichmann, T.: Controlling mit Kennzahlen und Managementberichten, 6. Auflage, München 2001, Seite 28-30
29
Ursachen zu diagnostizieren und Kausalzusammenhänge zwischen den Einflussvariablen
zu identifizieren. Die Unternehmensleitung soll zum frühestmöglichen Zeitpunkt auf
potentielle krisenhafte Zustände oder Prozesse reagieren können, d.h. prophylaktisch
einschreiten. Aus dem unternehmensinternen Informationssystem lassen sich Kennzahlen
ableiten, die Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung des Unternehmens zulassen.45
Durch das dualistische Krankenhausfinanzierungssystem ist es weniger sinnvoll, ein rein
auf Finanzzahlen aufgebautes Kennzahlensystem zu übernehmen, da die Verhältniszahlen
Gewinn/Umsatz oder Umsatz/investiertes Kapital keinen vollständigen Aussagewert für
das Krankenhaus ergeben. Rein finanzielle Kennzahlensysteme, deren Zahlen aus der
Bilanz, der Gewinn- und Verlustrechnung errechnet werden, zeigen letztendlich nur das
Resultat der erbrachten Leistung, ohne das sich darin zum Beispiel die Prozessqualität
wiederspiegelt.46
Deshalb ist das Ermitteln von Qualitätskennzahlen notwendig, um adäquate Aussagen über
den Erfolg des Krankenhauses treffen zu können.
2.4 Moderne Kennzahlensysteme im Vergleich mit traditionellen Systemen
Kennzahlen verdichten die komplexe wirtschaftliche Realität, deswegen besitzen einzelne
Kennzahlen nur eine begrenzte Aussagekraft. Wenn Kennzahlen unterschiedlicher
Komplexität gebildet werden, die in sich erklärend und insgesamt auf einen einheitlichen
Sachverhalt ausgerichtet sind, spricht man von einem Kennzahlensystem. Eines der
bekanntesten traditionellen Kennzahlensysteme ist das Du Pont-System of Financial
Control das 1919 bereits entwickelt wurde.
45 Vgl.: Weber, J.: Einführung in das Controlling, 8. Auflage, Stuttgart 1999, S. 210-211 46 Vgl.: Röhrig, R.: Die Entwicklung eines Controllingsystems für ein Krankenhaus, 1.Auflage, Darmstadt 1983, S. 219
30
Abb.3: Das DuPont-System of Financial47
Hier werden schrittweise die Haupteinflussfaktoren des Unternehmenserfolges analysiert.
Durch die Gegenüberstellung mit unternehmensinternen bzw. –übergreifenden Soll- bzw.
Vergleichswerten werden Schwachstellen erkannt und entsprechende Gegenmaßnahmen
eingeleitet.
Ein weiteres traditionelles Kennzahlensystem ist das ZVEI-Kennzahlensystem, das von der
Elektronischen Industrie in den 70iger Jahren entwickelt wurde. Als oberstes Ziel zur
Ermittlung der Effizienz eines Unternehmens ist dieses System in eine Wachstums- und
Strukturkomponente unterteilt. Die Wachstumsanalyse erforscht die Vertriebstätigkeit, das
Ergebnis, die Kapitalbindung, die Wertschöpfung und die Beschäftigung. Die
Strukturanalyse beschäftigt sich mit dem betrieblichen Rechnungswesen und versucht
Informationen daraus zu strukturieren und zu verdichten. Solche Anordnungen halten sich
47 Vgl.: Weber, Jürgen, Einführung in das Controlling, 8. Auflage, Stuttgart 1999, S. 221
31
also mehr an bereits vorhandene Daten.48 Diese beiden Gliederungen sind allerdings mehr
auf den Industriesektor zugeschnitten und es stellt sich nun die Frage, welches System sich
für ein Krankenhaus eignet.
Das RL-Kennzahlensystem49 ist sowohl für Analysezwecke als auch für die
Unternehmensführung konzipiert worden. Dieses soll im Rahmen des Planungs- und
Kontrollprozesses entscheidungsbezogene Informationen liefern. Es wird eine
zweckgerechte Auswahl hinsichtlich Inhalt, Umfang und Struktur der Informationen
getroffen, die zusätzlich zu den Informationen aus dem betrieblichen Rechnungswesen
bereitzustellen sind. Das Kennzahlensystem ist zwar zielbezogen, allerdings wird auf eine
formale Kennzahlenverknüpfung verzichtet. Die zentralen Kenngrößen sind in diesem
System der Erfolg und die Liquidität. Den Erfolg erkennt man am ordentlichen
Betriebsergebnis, dem ordentlichen Finanzergebnis sowie dem außerordentlichen Teil des
Jahresabschlusses. Die Liquidität ist die Voraussetzung für den Bestand des
Unternehmens. Das RL-Kennzahlensystem besteht aus einem allgemeinen und einem
Sonderteil. Im allgemeinen Teil werden die Rentabilität und Liquidität beachtet. Dieser
Teil ist nicht nur für die Planung und Kontrolle, sondern auch für zwischenbetriebliche
Vergleiche geeignet, da er keinen branchen- und firmenspezifischen Aufbau hat. Im
Sonderteil kommen firmenspezifische Besonderheiten zur vertiefenden Ursachenanalyse
und Kontrolle zum Tragen.50
Das RL-Kennzahlenssystem unterscheidet sich hinsichtlich der dualen
Kennzahlenhierarchie und ihrer Flexibilität die sich im Sonderteil wiederspiegelt. Hieraus
entsteht also die Möglichkeit aus starren Kennzahlensystemen eine anpassungsfähige
Informationsversorgung zu realisieren. Weiterhin kann dieses System bei Verzicht auf die
Sonderteile auch zu externen Analysezwecken anhand von Jahresabschlusszahlen genutzt
werden.51
48 Vgl.: Weber, J.: Einführung in das Controlling, 8. Auflage, Stuttgart 1999, S. 220-221 49 Vgl.: Reichmann, Th.: Controlling mit Kennzahlen und Managementberichten, 6. Auflage, München 2001, Das RL-Kennzahlensystem, S. 34-35 50 Vgl.: Reichmann, T.: Controlling mit Kennzahlen und Managementberichten, 6. Auflage, München 2001, S. 32-36 51 Vgl.: Horvath, P.: Controlling, 8. Auflage, München 2002, S. 580
32
2.5 Kennzahlen als Führungsmittel im Bereich Gesundheitswesen
Aus den betriebswirtschaftlichen Anteilen der Leistungserbringung eines Krankenhauses
werden in der Regel numerische Informationen für die Geschäftsführung herangezogen. Im
Bereich der Betriebswirtschaft werden Kennzahlen in absoluten (Anzahl des
Pflegepersonals) und in Verhältniszahlen (Pflegepersonal pro Pflegetage) dargestellt. Im
Bereich des Gesundheitswesens lassen sich die eingesetzten Kennzahlen in drei Bereiche
einteilen:
- Finanzkennzahlen
- Leistungskennzahlen
- Qualitätskennzahlen
Ferner ist zu berücksichtigen, ob die Kennzahlen rein interne Abläufe betreffen oder
inwieweit strategische Entscheidungen für das Krankenhaus getroffen werden sollen. Die
Segmentierung der Kennzahlen in Zeitabschnitte ist für eine umfassende
Betrachtungsweise erforderlich. Der Informationsgehalt dieser Kennzahlen ermöglicht
einerseits die Analyse aus vergangenen Daten oder andererseits daraus prognostische
Aussagen abzuleiten.52
Globale Kennzahlen als quantitatives Zahlenmaterial lassen sich im Gesundheitswesen aus
der statistischen Datenerhebung der Länder (www.destatis.de) ermitteln. Unter globalen
Kennzahlen verstehen man beispielsweise:
- Demografische Daten (Bevölkerungsstatistiken)
- Krankenversicherte (Kassen- beziehungsweise Privatversicherte)
- Wohnbevölkerung der Region, Bevölkerungsbewegung
- Morbidität (Verhältnis Gesunden zu Kranken) und Mortalität
(Todesursachen)
- Unfallstatistiken
In der Praxis ist es von Vorteil sich aus der Fülle von erhobenen Kennzahlen einen
Überblick zu verschaffen und aus den vorhandenen Daten, die für das Krankenhaus 52 Vgl.: Gurratii, M.: Das flexible Krankenhaus, Erfolgsmessung und –controlling Teil 3: Leistungserfassungskennzahlen als Führungsmittel, aus: http://www.flexible-unternehmen.de, S. 1-3
33
wichtig sind herauszufiltern. Um Abweichungen von Zielvorgaben zu analysieren muss
auch bei verdichteten Zahlen die Möglichkeit bestehen, die Entstehung dieser
nachvollziehen zu können. Anhand von Kennzahlen lassen sich Systeme, Organisationen
oder Ergebnisse nach quantitativen und qualitativen Aspekten beurteilen. Ferner können
Vergleiche mit identischen Bereichen durchgeführt werden. Dieses sogenannte
Benchmarking ist intern wie extern möglich. Durch das Erkennen von Erfolgsfaktoren
kann ein Krankenhaus den größtmöglichen Nutzen aus seinen Kennzahlen erzielen. Es
lassen sich durch Darstellung von Kennzahlen, welche die Erfolgsfaktoren abbilden
Entscheidungen für den Betrieb ableiten. Bei der Auswahl der Kennzahlen ist diejenige
Menge zu berücksichtigen, welche für die krankenhausspezifischen Belange von
besonderem Interesse sind. Die regelmäßig aufbereiteten Daten sollten mit den
Führungskräften besprochen werden. Im Folgenden werden Beispiele von Kennzahlen im
Gesundheitswesen, welche in Finanz-, Leistungs- und Qualitätskennzahlen unterteilt sind,
dargestellt:
Bereich Kennzahl Aussage Periodizität
Betrieb/Abteilung/Station Aufwand/Ertrag/Stelle Produktivität Monatlich
Betrieb/Abteilung/Station Personalaufwand Aufwand Monatlich
Betrieb Versichertenklassen-Mix Attraktivität Monatlich
Betrieb Bilanz Rentabilität Halbjährlich
Tabelle 5: Finanzkennzahlen53
Bereich Kennzahl Aussage Periodizität
Betrieb/Abteilung/Station Bettenbelegung Auslastung Monatlich
Betrieb/Abteilung/Station Pflegetage Auslastung Monatlich
Abteilung Stellen/Patienten/Pflege Produktivität Monatlich
Abteilung Eingriffe/Operationen Produktivität Monatlich
Tabelle 6: Leistungskennzahlen54
53 Vgl.: Gurratii, M.: Das flexible Krankenhaus, Erfolgsmessung und –controlling Teil 3: Leistungserfassungskennzahlen als Führungsmittel, aus: http://www.flexible-unternehmen.de, S. 5
34
Bereich Kennzahl Aussage Periodizität
Betrieb/Abteilung/Station Patientenzufriedenheit Attraktivität Jährlich
Betrieb/Abteilung/Station Mitarbeiterzufriedenheit Attraktivität Jährlich
Betrieb/Abteilung Einweiserzufriedenheit Attraktivität Jährlich
Betrieb/Abteilung Komplikationen Qualität Halbjährlich
Betrieb/Abteilung/Station Ausfallzeiten Produktivität Monatlich
Betrieb/Abteilung Haftpflichtfälle Qualität Jährlich
Tabelle 7: Qualitätskennzahlen55
Diese Kennzahlen sind als Grundpaket zu bewerten, wobei jedes Krankenhaus, die für sich
relevanten Kriterien hinzuziehen kann. Zur Beurteilung der Kennzahlen werden
Vergleichswerte notwendig, wobei hier meist auf vergangene Zeiträume geachtet wird. Der
periodische Vergleich des Monats oder des Quartals im Vorjahr gilt als ideale Größe. Bei
Abweichungen betreffend der Struktur- oder Prozessänderung zur Vorjahresperiode sind
diese dementsprechend zu bezeichnen. Ein Beispiel dafür wäre die Bettenschließung auf
Grund von Personalmangel.56
2.6 Die gesetzlichen Rahmenbedingungen, die beim Aufbau eines Kennzahlen-
systems unter Berücksichtigung des EFQM-Modells zu beachten sind
Krankenhäuser sind in verschiedene gesetzliche Rahmenbedingungen eingebunden. Das
zugelassene Krankenhaus laut § 108 SGB V ist im Rahmen seines Versorgungsauftrages
zur Krankenhausbehandlung (§ 39 SGBV) der Versicherten verpflichtet (§ 109 Abs. 4
SGB V). Die Krankenhausfinanzierung erfolgt durch ein dualistisches System.
Investitionen werden zur Zeit über die staatlichen Förderungen oder Eigenmittel finanziert.
Für die Finanzierung der laufenden Kosten sind die Krankenkassen zuständig. Es werden
54 Vgl.: ebenda, S. 6 55 Vgl.: ebenda, S 7 56 Vgl.: Gurratii, M.: Das flexible Krankenhaus, Erfolgsmessung und –controlling Teil 3: Leistungserfassungskennzahlen als Führungsmittel, aus: http://www.flexible-unternehmen.de, S. 1-6
35
zwischen Krankenkassen und Krankenhäusern in der Pflegesatzverhandlung
Vereinbarungen getroffen, die für das Folgejahr die Anzahl und die Struktur der
Patientenfälle festlegt. Die vereinbarten Kosten werden auf die Leistungen des
Krankenhauses umgelegt. Durch diese Umlage der vereinbarten Kosten ergeben sich
Abteilungspflegesätze (abteilungsindividuelles Entgelt für den ärztlichen und pflegerischen
Bereich, Tagessatz) und Basispflegesätze (krankenhausindividuelles Entgelt für den nicht-
ärztlichen und nicht-pflegerischen Bereich, Tagessatz). Gemäß der Verweildauer des
Patienten werden bei der Abrechnung eines Patientenfalles der Basispflegesatz und der
jeweilige Abteilungspflegesatz pro Tag in Rechnung gestellt. Da die im vorhinein
vereinbarten Kosten voneinander abweichen, hat jedes Krankenhaus unterschiedliche
Pflegesätze. Weiterhin kann das Krankenhaus Fallpauschalen (vergütet sämtliche
Krankenhausleistungen für einen bestimmten Behandlungsfall) und Sonderentgelte
(vergütet einen Teil der Krankenhausleistung eines Behandlungsfalls) abrechnen.57
Ab dem Jahre 2004 ist jedes Krankenhaus verpflichtet seine Kosten und Leistungen nach
dem neuen Fallpauschalengesetz § 17 b KHG abzurechnen. Hier werden die Kosten pro
Fall ermittelt, was für viele Häuser ein Problem darstellt, da die Zuordnung der Fälle eine
Kostenträgerrechnung erfordert, die nicht überall etabliert ist. Die Fallgruppensystematik
und die Relativgewichte werden bundeseinheitlich festgelegt. Dieses
Patientenklassifikationssystem ist so gestaltet, dass jeder Patientenfall einer Gruppe, in
diesem Fall DRG, zugeordnet wird. Das auf DRGs basierende Vergütungssystem enthält
die Möglichkeit von der Kombination aus Menge- und Preisverhandlung auf eine reine
Mengenverhandlung umzusteigen. Die Folge dieses Systems ist das Wegfallen des am
Vorjahr orientierten monetären Fortschreibungssystems. Nur noch die pauschale
Fortschreibung der Menge ist durchführbar. Dies soll das Krankenhaus animieren,
Patientenfälle mit „soviel wie nötig, so wenig wie möglich“ Ressourcenverbrauch zu
behandeln.58
Weiterhin sind in der Bundesrepublik Deutschland seit dem 01.01.2000 zugelassene
Krankenhäuser, soziale Einrichtungen und stationäre Rehabilitationseinrichtungen nach §
135 a SGB V verpflichtet, einrichtungsintern ein Qualitätsmanagement einzuführen und
weiterzuentwickeln, mit folgender Vorgabe:
57 Vgl.: Prof. Dr. med. Dr. sc. Lauterbach, K., Prof. Dr. med. Schrappe, M.: Gesundheitsökonomie, Qualitätsmanagement und Evidence-based Medicine, 1. Auflage, Stuttgart 2001, S. 251 58 Vgl.: ebenda, S. 253-255
36
„Mit dieser Verpflichtung (...) werden die Leistungserbringer erstmals gesetzlich
verpflichtet, systematisch und umfassend die Qualität der Arbeit zu hinterfragen und
Anstrengungen zu unternehmen, die Qualität zu verbessern. (...) Besondere Bedeutung hat
(...) die berufsgruppen-, hierarchie- und fachgebietsübergreifende Zusammenarbeit sowie
die stetige interne, systematische Bewertung des erreichten Standes der
Qualitätssicherungsanstrengungen.“59
Außerdem ist in § 137 SBG V die Qualitätssicherung der zugelassenen Krankenhäuser
gemäß § 108 SGB V geregelt. Diese gilt einheitlich für alle Patienten, ist unmittelbar
verbindlich und betrifft die sektor- und berufsgruppenübergreifende Versorgung.
Folgendes ist in diesem Paragraphen festgelegt:
- das Verfahren und die Maßnahmen der Qualitätssicherung
- die grundsätzlichen Anforderungen an ein Qualitätsmanagement
- die Mindestanforderungen an die Struktur- und Ergebnisqualität
- die Vergütungsabschläge durch die Krankenkassen bei Nichterhaltung
- die Veröffentlichung eines Qualitätsberichtes, erstmals im Jahr 2005 für das
Jahr 2004
Maßnahmen der Qualitätssicherung für nach § 108 SGB V zugelassene Krankenhäuser
wurden mit der Deutschen Krankenhausgesellschaft, mit den Spitzenverbänden der
Krankenkassen, dem Verband der privaten Krankenversicherung, unter Beteiligung der
Bundesärztekammer sowie der Berufsorganisationen der Krankenpflegeschulen vereinbart.
Die grundsätzlichen Anforderungen an ein einrichtungsinternes Qualitätsmanagement sind
in Abs. 1 Nr. 1 festgelegt. Zwischen den bestehenden gesetzlich verpflichtenden
Qualitätssicherungsmaßnahmen gemäß § 137 SGB V und der freiwilligen Zertifizierung
nach KTQ zeigt sich in Diskussionen der Fachöffentlichkeit keine klare Trennung. KTQ
wird in vereinzelten Fällen sogar als verbindliches Qualitätsmanagement aufgefasst. Da
jedes einzelne Krankenhaus individuelle Ausgangsbedingungen hat, muss laut § 137 Abs.
1 Nr. 1 Satz 3 SGB V das Modell des internen Qualitätsmanagements die grundsätzlichen
Anforderungen erfüllen, wie das Krankenhaus internes Qualitätsmanagement etabliert. Das
Qualitätsmanagement muss Elemente wie der Patientenorientierung, Verantwortung und 59 Vgl.: Trill, R., Tecklenburg, A.: Das erfolgreiche Krankenhaus: 6.13 Qualitätssicherungs-Bericht-Erstattung, Neuwied, Kriftel 2001, S. 7-8
37
Führung, Wirtschaftlichkeit, Prozessorientierung, Mitarbeiterorientierung und -beteiligung,
Zielorientierung und Flexibilität, Fehlervermeidung sowie der Umgang mit Fehlern und
den kontinuierlichen Verbesserungsprozess nachweisen.60
Weiterhin wurde am 29.09.2000 die Bundesgeschäftsstelle Qualitätssicherung GmbH
(BQS) gegründet. Ihre Aufgabe besteht in der Wahrnehmung der koordinierenden,
organisatorischen und inhaltlichen Aufgaben für die Qualitätssicherungsverfahren nach §
137 SGB V.61
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Berücksichtigung der Vorgabe von Mindestmengen
planbarer Leistungen. Dies betrifft die Vereinbarung nach § 137 Satz 1 SGB V, der „einen
Katalog planbarer Leistungen nach den §§ 17 und 17b des
Krankenhausfinanzierungsgesetzes, bei denen die Qualität des Behandlungsergebnisses in
besonderem Maße von der Menge der erbrachten Leistungen abhängig ist, Mindestmengen
für die jeweiligen je Arzt oder Krankenhaus und Ausnahmetatbestände“. Der
Regierungsentwurf wird begründet mit dem Argument, das laut verschiedenen Studien ein
Zusammenhang zwischen der Häufigkeit einer durchgeführten Operation und der Qualität
des Behandlungsergebnisses besteht. Für solche Leistungen sollen Empfehlungen zur
Mindestanzahl festgelegt werden. Bei nicht Erreichen dieser Mindestmengen dürfen ab
dem Jahr 2004 diese entsprechenden Leistungen nicht mehr erbracht werden.62
Durch diese gesetzlichen Rahmenbedingungen wird die Struktur eines Krankenhauses
beeinflusst und in seiner Aktionsfähigkeit eingeschränkt.
60 Vgl.: Rundschreiben der Krankenhausgesellschaft Rheinland-Pfalz e.V., Vereinbarung über die grundsätzlichen Anforderungen an ein einrichtungsinternes Qualitätsmanagement gemäß § 137 Abs.1 Nr.1 SGB V, Mainz 2002 61 Vgl.: Prof. H.-J. Ruff: Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement im Krankenhaus, Fachhochschule Mainz, Wintersemester 2002/2003 62 Vgl.: Bruckenberger, E.: Analyse der Vorgabe von Mindestmengen planbarer Leistungen nach dem Fallpauschalengesetz, aus: Arzt im Krankenhaus, 4. Auflage 2003, S. 110
38
3. Die Integration eines Kennzahlensystems in das EFQM- System
3.1 Kennzahlen, die das EFQM-Modell beinhaltet
Aus dem EFQM-Modell mit seinen neun Kriterien können relevante Kennzahlen
herausgearbeitet werden. Zur Bewertung der Leistungsfähigkeit und Leistungsergebnisse
eines Krankenhauses der Akutversorgung müssen leitende Mitarbeiter unter
Berücksichtigung der EFQM-Kriterien verschiedene Merkmale ermitteln und beobachten.
Ausgehend vom Kriterium der Politik und Strategie spielen die Zukunftsausrichtung und
die Innovationen des Unternehmens eine große Rolle. Unter dem Aspekt Mitarbeiter ist die
Qualifikation jedes einzelnen zu berücksichtigen. Weiterhin sind Aus-, Fort- und
Weiterbildungskosten ein Faktor der nicht unterschätzt werden sollte. Ein hoher
Kostenaufwand für die Fort- und Weiterbildung weist auf eine langjährige
Entwicklungsstrategie zur qualitativen Wissenserweiterung des Personals hin. Zu beachten
ist hierbei, dass Strukturveränderungen oder hohe Fluktuation ebenfalls zu ansteigenden
Kosten in der Fort- und Weiterbildung führen können. Bezüglich der Partnerschaften und
Ressourcen ist die Ausstattung von Gebäude und der vorhandenen Technik zu beachten.
Um als Krankenhaus im Wettbewerb bestehen zu können ist es notwendig, die neueste
bzw. die effizienteste Technik bereitzustellen, da sich heutzutage Patienten per Internet
stärker über Operationsverfahren informieren können. Das Kriterium 5 des EFQM-
Modells, welches die Prozesse aufzeigt, beinhaltet die Berücksichtigung von Standards und
Leitlinien. Hier wird die Anzahl der Leitlinien ermittelt bzw. wie die Strukturen der
Fachabteilungen aussehen und welche besonderen Leistungen angeboten werden. Unter
Berücksichtigung der Mitarbeiterergebnisse erhält man die Mitarbeiterzufriedenheit,
gemessen an Fehlzeiten oder Fluktuationsraten. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die
Zufriedenheit der Patienten, die sich in den Beschwerderaten wiederspiegelt. Um eine
ausgewogene Patientenzufriedenheit zu erhalten sind Verbesserungen der Wartezeiten im
Aufnahmebereich oder der in Anspruch genommenen Wahlleistungen bezogen auf die
Ausstattung der Zimmer und deren Preise weitere Kennzahlen im EFQM-Modell. Auch
der Ruf des Krankenhauses bei den Einweisenden ist von großer Bedeutung. Durch
kontinuierliche Einweiseranalysen können sogenannte Patientenwanderungen erkannt und
auf Veränderungen rechtzeitig reagiert werden. Der gesellschaftsbezogene Blickwinkel
39
bezieht sich auf das Image des Krankenhauses in der Bevölkerung der nahegelegenen
Region. Eine Kennzahl zur Messung des Images besteht aus der Anzahl und Auswertung
von Pressemitteilungen. Die Schlüsselergebnisse im EFQM-Modell beziehen sich auf die
jeweiligen Fallzahlen der Abteilungen, der Verweildauer und der Belegung, unter
Berücksichtigung der finanziellen Situation. Weiterhin sind Komplikationsraten oder
Ergebnisse aus externen Qualitätsvergleichen als Maßstab zu nennen.63
In den Schlüsselergebnissen wird der Gesamterfolg des Krankenhauses angesprochen. Dies
betrifft nicht nur die Kostenkontrolle und -wirksamkeit, sondern auch die entsprechenden
Qualitätserwartungen. Finanzielle Messungen beziehen sich auf das Jahresergebnis und die
Kosten des jeweiligen Bereiches. Die Kosten je Bezugsgröße können in den Gesamtkosten
je genehmigtes Bett, den Personalkosten je geplantes Bett und den Gesamtkosten je
Patienteneinheit dargestellt werden. Trotz Abbau von stationären Kapazitäten steigt in
vielen Krankenhäusern die Anzahl der Aufnahmen. Dies könnte auf die bessere
medizinische Diagnose- und Behandlungsmöglichkeit, die kürzere Verweildauer und die
passenden Verlegungsmöglichkeiten zurückzuführen sein.64
Die Terminologie des EFQM-Modells für Excellence gliedert die Ergebniskriterien in vier
Bereiche:
- Patienten, Angehörige und Einweiser, also Ergebnisse aus Kundensicht,
- Mitarbeiter, sprich die Ergebnisse aus Mitarbeitersicht,
- Gemeinschaft, dies entspricht den Ergebnissen aus Sicht der Gesellschaft,
- Regierungspolitik sowie andere Institutionen, den sogenannten
Schlüsselergebnissen.
Ein Überblick der Kennzahlen aus dem EFQM-Modell ist in nachstehender Tabelle
dargestellt:
63 Vgl.: Dr. Weiler, Th.: Bewertung von Leistungsfähigkeit und Leistungsergebnis, Informationsveranstaltung zum Thema Qualitätsmanagement in der Gesundheitsversorgung, Wiesbaden 2002 64 Vgl.: EFQM Publications: Spectrum Fallstudie V1/G, Brüssel 2000, S. 68-70
40
Patienten, Kunden Mitarbeiter Gesellschaft Regierungspolitik
Patientenzufriedenheit
Einweiserzufriedenheit
Beschwerderaten
Wartezeiten
Mitarbeiterzufriedenheit
Personaleffizienz
Ausfallzeiten
Aus-/Fort-/Weiterbildung
Betreuungsquote
Überstunden
Fluktuationsrate
Eigenkündigungen
Presseberichte
Anzahl Arbeitsplätze
Image
Krankenhausauslastung
Belegung, Fallzahlen,
Verweildauer
Bilanz, GuV,
Kostenstellenergebnisse
Morbidität/Mortalität
Infektionen
Komplikationsraten
Ergebnisse aus externen
Qualitätsvergleichen
Anzahl der Eingriffe
Haftpflichtfälle
Tabelle 8: Kennzahlen im Rahmen des EFQM-Modells
3.2 Die Auswahl relevanter Wirtschaftlichkeitsmaßgrößen für ein Klinikum
Die Existenz eines jeden Unternehmens hängt davon ab, inwieweit die Liquidität gesichert
ist. Diese gilt als zentrale Steuergröße für das Klinikum. Der Bestand an liquiden Mitteln
erfüllt demnach eine Signalfunktion, die bei Abweichungen eine Ursachenanalyse
erfordert. Weiterhin ist der Cash Flow ein Finanz- und Erfolgsindikator, der angibt in
welchem Umfang das Krankenhaus aus eigener Kraft betriebliche Umsatzfähigkeit
finanziert. Durch das Working Capital können kurzfristige Liquiditätsrisiken tendenziell
erkannt und ergänzt durch den Liquidationskoeffizient zur Analyse der kurzfristigen
Finanzsituation herangezogen werden. Die Ermittlung der liquiden Mittel ist an folgender
Darstellung zu erkennen:65
65 Vgl.: Reichmann, T.: Controlling mit Kennzahlen und Managementberichten, 6. Auflage, München 2001, S. 37
41
Abb. 4: Berechnung der Liquiden Mittel
Durch die Einführung des neuen Entgeltsystems mit der Vorgabe von Preisen hat die
alteingesetzte Kameralistik im Finanzbereich eines Krankenhauses ausgedient. Um die
Kostenentstehung zu verdeutlichen, sind Systeme auf Basis von Teilkostenrechnungen
einzusetzen. Mit Einsatz von spezifischen Deckungsgrößen, zum Beispiel für
Fallpauschalen, lassen sich die Auswirkungen einer geplanten Leistungserweiterung oder
Leistungsreduktion beurteilen.66
Die Anwendung der Deckungsbeitragsrechnung mit differenzierter Fixkostenbehandlung
ermöglichen dem Controller eine objektivere Normalkostenkalkulation gegenüber den
Systemen, die auf Vollkostenbasis errechnet werden.67 Um den Gewinn eines
Unternehmens ermitteln zu können, benötigt man in einem Krankenhaus verschiedene
Informationen. Zur vollständigen Darstellung, die für die Abrechnung pro Fall gefordert
wird, ist die Ermittlung der Erlöse pro Tag, die Verweildauer, Fallpauschalen und
Sonderentgelten notwendig. Bis zum Jahre 2004 benötigt man neben den Fallpauschalen
und Sonderentgelten noch die Berechnungstage um den Erlös ermitteln zu können.68Zur
weiteren Verrechnung ist die Anzahl der Fälle unabdingbar. Die meisten Krankenhäuser
sind in der Lage diese Zahlen zu reproduzieren. Schwierigkeiten entstehen auf der 66 Vgl.: Prof. Dr. Mis, U.: Betriebswirtschaftliche Aspekte des krankenhausspezifischen Kosten- und Leistungsmanagements, Mainz 1996 67 Vgl.: Reichmann, T.: Controlling mit Kennzahlen und Managementberichten, 6. Auflage, München 2001, S. 446 68 Vgl.: Hildebrandt, R.: Das bessere Krankenhaus, 1. Auflage, Neuwied Kriftel 1999, S. 127
Cash FlowJahresüberschuß/Fehlbetrag
+Abschreibungen+/-Veränderungen der Rückstellungen
LiquiditätskoeffizientLiquide Mittel/
kurzfristige Verbindlichkeiten*100
AnlagendeckungEigenkapital +
langfristiges Endkapital/Anlagevermögen *100
Working CapitalUmlaufvermögen
-kurzfristige Verbindlichkeiten
Liquide MittelAnfangsbestand
+ Ges.-Einzahlungen- Ges.-Auszahlungen
42
Gegenseite bei der Errechnung der Kosten pro Fall. Durch den Einzug des pauschalierten
Entgeltsystems wird eine Kostenträgerrechnung unumgänglich sein. Dem Erlös werden die
Kosten gegenübergestellt und man erkennt daran, inwieweit Kostendeckend gearbeitet
wird. Nach Abzug der Fixkosten erhält man den Gewinn bzw. Verlust.69
Weiterhin hat die Interne Budgetierung einen wesentlichen Anteil zur Ermittlung von
Wirtschaftlichkeitsmaßgrößen. Einerseits besteht die Zielsetzung aus der Einhaltung des
externen vorgegebenen Rahmens, andererseits setzt sie Impulse, welche die Koordination
der organisatorischen und funktionellen Verantwortungsbereiche des Klinikums verbessern
soll. Das interne Gesamtbudget eines Krankenhauses setzt sich aus dem externen Budget,
was zu 80 Prozent mit den Krankenkassen auf der Basis der Leistungs- und
Kalkulationsaufstellung ausgehandelt wird zusammen. 20 Prozent betreffen das interne
Teilbudget, das außerhalb der Verhandlungen erwirtschaftet wird, wie zum Beispiel den
ambulanten Sektor, den Servicebereich und die Wahlleistungen. Die Interne Budgetierung
stellt die Leistungen pro Kostenstelle den Kosten pro Kostenstelle gegenüber. Eine
unverzichtbare Führungsinformation ist die regelmäßige Auswertung der DRG-Fallzahlen
im Soll/Ist–Vergleich.
In Abbildung 5 ist die Ermittlung der Wirtschaftlichkeitsmaßgrößen abschließend
zusammengefasst dargestellt:
69 Vgl.: Dr. Bürgy, Evaluation und Qualitätssicherung, aus: http://www.psychologie.uni-heidelberg.de/ae/meth/Buergy-Evaluation-Qualit%E4tssicherung-SS-2003.pdf, S. 3.6
43
Abb. 5: Wirtschaftlichkeitsmaßgrößen im Krankenhaus
3.3 Relevante Qualitätskennzahlen für ein Krankenhaus
3.3.1 Möglichkeiten zur Messung der Ergebnisqualität
Um ein Krankenhaus führen zu können, sind die finanzlastigen, einzelleistungs- und
vergangenheitsorientierten Kennzahlen nicht länger ausreichend. Es muss die Entwicklung
immaterieller Werte wie zum Beispiel die Mitarbeiterqualifikation und die
Dienstleistungsqualität im Hinblick auf die gewählte Unternehmensstrategie beachtet
werden. Unter anderem kann die Kundennähe und Erfolgskontrolle der Führungstätigkeit,
den Soll-Vorgaben zur Bettenbelegung, Fallzahlen, Behandlungszahlen, Personalbestand
und Ausgaben dienen. Zweifelhaft ist hierbei, inwieweit die medizinische und
wirtschaftliche Entwicklung eines Krankenhauses profitiert, da weder der Finanzerfolg
noch die Anzahl der erbrachten Pflegetage entscheidende Ziele eines Krankenhauses
darstellen. Weiterhin besteht wenig Möglichkeit mit Angabe dieser Zahlen Problem- oder
Cash Flow Working Capital
Liquide Mittel Investiertes Kapital
Fixkosten
Fallpauschale Sonderentgelte Erlös pro Tag Verweildauer
Abrechung pro Fallx
Anzahl der Fälle
Erlöse
Kosten pro Fallx
Anzahl der Fälle
Kosten
Deckungsbeitrag
Gewinn
Personalkosten
Materialkosten
Sekundäre LeistungsstellenKosten
Kosten pro Kostenstelle
Erlöse pro Fall
Anzahl der Fälle
Leistungen pro Kostenstelle
Interne Budgetierung
Wirtschaftlichkeitsmaßgrößen
44
Handlungsbezüge abzuleiten. Oder soll etwa bei Budgetüberschreitung mit Zurückweisung
der Patienten reagiert werden?
Darüber hinaus erhalten leitende Führungskräfte in Krankenhäusern in regelmäßigen
Abständen umfangreiches Zahlenmaterial, was von der administrativen Seite erstellt
worden ist. Da aber die Informationen nur diesem kleinen Kreis der Führungsebene zur
Verfügung stehen, sind Konsequenzen eher eingeschränkt.70
Die Zufriedenheit des Kunden mit den in Anspruch genommenen Leistungen spiegelt den
Erfolg eines Krankenhauses wieder. Unter Kunden können interne und externe
Leistungsempfänger verstanden werden. Qualität im Krankenhaus beinhaltet unter
anderem die optimale Erfüllung von Kundenbedürfnissen. Dies würde bedeuten, dass eine
Organisation alle Bedürfnisse der Kunden erfüllen muss, was allerdings die Kapazität der
Organisation überfordern und zu keiner klaren strategischen Positionierung führen würde.
Um diese strategische Ausrichtung zu erkennen, besteht die Notwendigkeit
Kundenbedürfnisse insgesamt zu erfassen und zu analysieren.71 Im Folgenden werden aus
der Sicht der Patienten, als Kunden eines Krankenhauses Kennzahlen genannt, die für ein
Klinikum relevant sein könnten:
- Ermittlung des Patientenzufriedenheitsindex,
- Ermittlung von Beschwerderaten,
- Ausbau des Servicebereiches.72
Mit dem Ziel die Kundenzufriedenheit zu steigern, besteht für das Krankenhaus die
Notwendigkeit ungünstige Reaktionen der Kunden zu vermeiden. Bei Nichteinhaltung
dieses Faktors besteht die Gefahr, dass unzufriedene Leistungsempfänger abwandern und
durch negative Mund-zu-Mund-Kommunikation weitere potenzielle Kunden beeinflusst
werden. Durch das Treffen frühzeitiger Maßnahmen, kann man diesen Reaktionen
entgegenwirken. Das Krankenhaus muss versuchen, dass diese Kunden sich mit ihrer
70 Vgl.: Prof. Dr. med. Herberer, M.: Welche Kennzahlen braucht die Spitalführung?, aus: Schweizerischer Ärztezeitung, Gesundheitsökonomie Nr. 9, 2002, S. 425 71 Vgl.: Prof. Dr. med. Dr. sc. Lauterbach, K., Prof. Dr. med. Schrappe, M.: Gesundheitsökonomie, Qualitätsmanagement und Evidence-based Medicine, 1. Auflage, Stuttgart 2001, S. 287 72 Vgl.: Management im Gesundheitswesen, Evangelische Fachhochschule Berlin, Heft Nr. 5/2001, aus: http://www.efb-consulting.de/tp_pub/mig/mig-2001-a5-pdf, S. 30-31
45
Beschwerde direkt an die Organisation wenden, um somit die Chance zu erhalten, die
Kundenzufriedenheit wieder herstellen zu können.73
Um dies zu erreichen ist die Einführung eines Beschwerdemanagements zu überlegen. Aus
Ergebnissen der Beschwerdeforschung sowie auch aus praktischen Erfahrungen geht klar
hervor, dass viele unzufriedene Kunden eines Krankenhauses sich nicht vor Ort
beschweren. Zu beachten ist hierbei, dass in einem Klinikum mit einer geringen Anzahl an
Beschwerden, die tatsächliche Anzahl an Problemen von Leistungsempfängern nicht
aufgedeckt wird. Das Streben eines Krankenhauses diesbezüglich fordert eine
Beschwerdestimulierung zu betreiben, um damit eine möglichst hohe Übereinstimmung
zwischen der Anzahl der tatsächlichen Probleme und der Anzahl der Beschwerden zu
erzielen. Alle Kunden die mit einem Krankenhaus in Kontakt treten, müssen also dazu
aufgefordert werden jede Form der Unzufriedenheit in allen Phasen der Zusammenarbeit
zu äußern. Die Gründe für das Unterbleiben von einer Beschwerde können zum einen an
der Unkenntnis über die entsprechende Anlaufstelle liegen, zum anderen im fehlenden
Glauben, dass die betreffende Organisation tatsächlich zur Behebung der Beschwerde
etwas unternimmt. Weiterhin besteht für viele Kunden im Gesundheitswesen die Angst des
ausgeliefert seins bzw. das man sein „Leben“ bereits an der Aufnahme eines
Krankenhauses in die Obhut anderer gibt. Um dies zu vermeiden, sind Beschwerdekanäle
zu schaffen, durch die sich der Kunde mit möglichst geringem Aufwand beschweren
kann.74
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Zufriedenheit der Einweiser. Die Ermittlung des
prozentualen Anteils der Einweisungen von Patienten eines niedergelassenen Arztes in ein
Krankenhaus sollte beobachtet werden, um bei auftretenden Schwankungen rechtzeitig
reagieren zu können. Im Hinblick auf die Einführung der DRGs sind die niedergelassenen
Ärzte die Personengruppe, welche Einfluss auf die Fallzahlen eines Krankenhauses hat. Es
bestehen meist persönliche Beziehungen zwischen den Einweisern und den Ärzten in
Krankenhäusern. Um das Behandlungsspektrum steuern zu können, ist es notwendig, die
Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärzten zu fördern. Diesbezüglich sind folgende
Fragen von Relevanz:
73 Vgl.: Schubert, H.J.: Management von Gesundheits- und Sozialeinrichtungen, 1. Auflage, Neuwied 2003, S. 340-341 74 Vgl.: ebenda, S.345-347
46
- Wer sind die Haupteinweiser für das Krankenhaus (die Fachabteilung)?
- Welche Fälle (differenziert nach DRG) werden von wem überwiesen?
- Verändert sich das Einweiserverhalten und wie wird darauf reagiert?
Aktuelle Einweiserstatistiken müssen den leitenden Ärzten des Krankenhauses zur
Verfügung stehen.75
Die Mitarbeiter in einem Klinikum gelten als einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren und
können dementsprechend auch nicht außer acht gelassen werden. Erst durch ausreichende
Schulungen und motivierte Mitarbeiter tragen die Bemühungen von Qualitäts- und
Effizienzsteigerungen Früchte. Dies erfordert eine permanente Ermittlung der
Mitarbeiterzufriedenheit und die Beobachtung von notwendigem Qualifizierungsbedarf der
Mitarbeiter. 76
Um die Mitarbeiterzufriedenheit messbar darzustellen, werden folgende Kennzahlen
vorgeschlagen:
- Ausfallzeiten,
- Überstundenstatistik,
- Betreuungsquote je Patient,
- Altersstruktur der Mitarbeiter,
- %-Anteil der Ärzte mit abteilungsadäquaten Gebiets- und
Schwerpunktbezeichnungen,
- %-Satz der Pflegekräfte nach Fachweiterbildungen.
Eine Auflistung des Personals nach Qualifikationen kann z.B. nach Facharztstand und der
Anteil examinierter Krankenschwestern mit Zusatzausbildung unterteilt werden. Hierbei ist
zu beachten, dass jeder Mitarbeiter individuelle Fähigkeiten bzw. Fertigkeiten besitzt.
Weiterhin lässt sich mit zunehmendem Alter die nachlassende körperliche Fähigkeit nicht
mehr durch die Berufserfahrung kompensieren, was sich ansteigend auf die Ausfallquote
auswirken kann.
75 Vgl.: Trill, R., Tecklenburg, A.: Das erfolgreiche Krankenhaus: 7.1 Einführung von DRGs, Neuwied Kriftel 2001, S. 1-2 76 Vgl.: Schmutte, A.: Ganzheitliches Qualitätsmanagement, in: Handbuch Krankenhausmanagement-Bausteine für moderne Krankenhausführung, 1. Auflage, Stuttgart 1999 S. 645-647
47
Im Krankenhaus als Dienstleistungsunternehmen erfolgen die Leistungserstellung und
Leistungsabgabe überwiegend synchron. Dies führt dazu, dass aufgetretene Mängel in der
Regel nicht mehr rückgängig gemacht werden können, ohne das der Patient dies merkt
bzw. eine Korrektur überhaupt noch möglich ist. Das Auftreten von Fehlern beeinflusst
anschließend alle Stufen des Behandlungsprozesses und verursacht Kosten. Um dies zu
vermeiden, müssen Abläufe im Krankenhaus organisiert werden und es bedarf einer guten
Schulung aller Mitarbeiter. Der Nutzenzuwachs aus diesen Maßnahmen, erkennt man an
der Steigerung der Leistungsqualität und an der Reduktion des Aufwandes zur Korrektur
aufgetretener Mängel. Des Weiteren sollte eine Fehlerstatistik geführt und ausgewertet
werden, um Maßnahmen zur Fehlervermeidung einführen zu können.
Ferner lässt sich die Ergebnisqualität in Form von Komplikationsraten ermitteln. Laut dem
Bericht der Bundesqualitätssicherungsstelle (BQS) ist ein Qualitätsziel das Verringern von
Komplikationen. Ein Beispiel ist die perkutane transluminale Koronarangioplastie, kurz
PTCA genannt. In der internationalen Literatur wird auf Grund der fortgeschrittenen
Technik von geringen Komplikationsraten bei PTCA berichtet. Schwerpunkt der externen
Qualitätssicherung in diesem Bereich ist die Analyse der Indikations- und
Komplikationsdaten bei PTCA. Die BQS erwartet nach Auswertung der gelieferten Daten
von den Krankenhäusern Aussagen zu einer stärker differenzierten Fragestellung bezüglich
der Qualitätssicherungsdaten. In Bezug auf die Komplikationsrate haben mit dem Einzug
der Stenttechnik sich die PTCA-Komplikationen, wie beispielsweise die
Gefäßwanddissektion in den letzten Jahren verringert. Die Komplikationsrate insgesamt
hat allerdings durch die Ausweitung der Indikation auf Mehrgefäßerkrankungen nicht
abgenommen. Die BQS unterscheidet Komplikationen bei PTCA wie folgt:
1. Eingriffsbedingte Komplikationen:
� Dissektion des dilatierten Gefäßes,
� Perforation,
� Intra- oder extramurale Hämatome,
� Koronarspasmen,
� Koronarembolien.
2. Schwere prozedurale Komplikationen:
� Tod,
� Herzinfarkt,
48
� Notfall-Bypass,
� Vaskuläre Komplikationen bei Zugang,
� Schlaganfall,
� Kontrastmittelbedingtes Nierenversagen.77
Zur Ermittlung von krankenhausinternen Komplikationsraten besteht die Möglichkeit sich
nach den Kriterien des Qualitätssicherungsberichts der BQS zu orientieren. Weiterhin
können Komplikationsraten in Beziehung zu der Personalausstattung eines Krankenhauses
stehen. Verschiedene Studien beweisen, dass bei geringerem Personalstand häufiger
Komplikationen aufgetreten sind.78
Ein weiterer Faktor zur Messung der Ergebnisqualität ist die Beobachtung der Anzahl von
Versicherungsfällen eines Krankenhauses. Eine niedrige Schadensquote setzt finanzielle
Ressourcen frei, die effizienter zum Einsatz kommen könnten.
Die Häufigkeit des Auftretens von Dekubitus bei einem Patienten wird als ein
Qualitätsindikator angesehen, wobei die Risikostruktur des betreffenden Patientengutes zu
beachten ist. Bei der Dekubitusentstehung wird unterschieden zwischen einer Neubildung
oder der Verschlechterung eines bereits bestehenden Dekubitus. Im zweiten Fall ist
zusätzlich die ärztliche Sorgfallspflicht in die Bewertung mit einzubeziehen. Durch die
ärztliche Mitverantwortung kommt die Verfehlung schwerer zum Tragen. Unterschieden
wird einerseits zwischen der individuellen Verfehlung und andererseits den Defiziten in
der Gesamtorganisation mit Verantwortung auf Leistungs- und Trägerebene.79
3.3.2 Mögliche Kennzahlen zur Messung der Prozessqualität
Die Abläufe der Prozesse spielen in einem Krankenhaus eine wesentliche Rolle. Um
Kosten zu minimieren müssen Prozesse optimiert werden. Beispielsweise verlängern
Wartezeiten die Verweildauer eines Patienten. Welche Arbeitsform man zur Verbesserung
77 Vgl.: Bundesqualitätssicherungsbericht, Kapitel 12: Perkutane Transluminale Koronarangioplastie (PTCA), 2002, S. 101 78 Vgl.: Das Pflegenetz: Ergebnisse von Pronovost PJ et al. Intensive care unit nurse staffing and the risk for complications after abdominal surgery. Effective Clinical Practice, 2001, S. 199-206, aus: http://medwell24.at/CDA_Master/1,3008,3087_6412_16093,00.html 79 Vgl.: Robert Koch Institut, Statistisches Bundesamt: Gesundheitsberichterstattung der Bundes, Heft 12 Dekubitus, geänderte Auflage Februar 2003, S. 15
49
von Prozessen anstrebt ist weniger entscheidend, wichtiger ist die Berücksichtigung
folgender Rahmenbedingungen:
- eine klare Abgrenzung der zu behandelnden Prozesse erarbeiten, keine
Überforderungen,
- Bereitschaft von Seiten der Leitung die Veränderung zuzulassen,
- Zeitplanung (keine reine Freizeitveranstaltungen),
- Ausgebildete Moderatoren für die Arbeitsgruppen auswählen.
Anzeichen die auf eine Verbesserung von Arbeitsprozessen deuten, sind die Identifikation
von Arbeitshöhen (und Leerläufen), Beschwerden und Verbesserungsvorschlägen
einzelner Bereiche.80 Die Qualität der Patientenversorgung wird gemessen am Ergebnis.
Als Maßstab gilt hierfür die Effektivität der Versorgung. Das Ergebnis der Behandlung für
den Patienten, auch Outcome genannt, wird durch die objektiven Befunde vom Arzt und
dem subjektiven Empfinden des Patienten beeinflusst. Der Aufwand kann durch die Zeit,
die der Patient und Leistungserbringer für Kommunikation, Koordination und der
Durchführung von Diagnosen und Behandlungsschritten aufbringen muss, gemessen
werden. Weiterhin kann die Bewertung von materiellen Ressourcen und medizinischen
Geräten in Zahlen erfolgen. Da die Ressourcen im Gesundheitswesen bekanntlich knapp
sind, ist eine optimale Ressourceneinsatzplanung unabdingbar. Dies erfordert die
Verbesserung der Abstimmung in den einzelnen Behandlungskonzepten. Hierbei ist der
Clinical Pathway ein Instrument zur Restrukturierung klinischer Abläufe.81 Gerade zu
Beginn des Einsatzes dieses Instrumentes erscheint die Auswahl des geeigneten
Einsatzortes von besonderer Bedeutung. Herauszufiltern ist die Stelle, welche den größten
Nutzen bringt. Zu berücksichtigen ist hierbei die unterschiedliche Erwartung der
jeweiligen Berufsgruppe an die Prozessoptimierung. Beispiele für Pilotprojekte dieser Art
sind an der Stelle anzufangen, bei denen trotz hoher Behandlungszahlen die derzeitige
Behandlungsmethode umstritten ist, mehrere Behandlungsprojekte parallel existieren oder
aber an Orten, wo größere Pflegeprobleme auftreten.82
80 Vgl.: Trill, R., Tecklenburg, A.: Das erfolgreiche Krankenhaus: 7.1 Einführung von DRGs, Neuwied Kriftel 2001, S. 7-8 81 Vgl.: Von Eiff, W.: Krankenhaus-Betriebsvergleich, 1. Auflage, Neuwied 2000, S. 425-426 82 Vgl.: ebenda, S. 431
50
Die Einführung von klar strukturierten Prozessen sollen die Kundenanforderungen
schneller und besser erfüllen. Dies ist ein wesentlicher Aspekt im Hinblick auf die
Steigerung der Kundenzufriedenheit. Das EFQM-Teilkriterium Prozesse mit seiner
14%igen Gewichtung stellt das wichtigste Kriterium bei den Befähigern dar. In Bezug auf
die Gestaltung der im Krankenhaus ablaufenden Prozesse ist die Ausrichtung auf dieses
Kriterium von grundlegender Bedeutung, insbesondere wird die Schnittstellenproblematik
in diesem Bereich beachtet. Eine optimale Kommunikation zwischen den Schnittstellen
sollte im Krankenhaus immer den Patienten mit einbeziehen.83
Der Aufbau eines Klinikhandbuches, das aufgeteilt ist in die Ebenen Standards, Richt- und
Leitlinien, in Prozessbeschreibungen und Qualitätsgrundsätze, weist mehrere Vorteile auf.
Unter anderem ist dieses Handbuch hilfreich zur Einarbeitung neuer Mitarbeiter, da diese
über ihr jeweiliges Tätigkeitsfeld, die Abläufe und Schnittstellen zu anderen Abteilungen
ausführlich informiert werden. Ein weiterer Vorteil der Standards ist die Reduzierung
überflüssiger Mehrarbeit, wobei die Mitarbeiter mehr Zeit für das Wesentliche und eine
höhere Zufriedenheit erhalten, was letztendlich dem Patienten durch Verbesserung der
Behandlungs- und Betreuungsqualität zu Gute kommt. Die Möglichkeit Eigeninitiative und
Verbesserungsvorschläge bezüglich des Arbeitsplatzes der Mitarbeiter einzubringen, ist ein
weiterer Punkt der Mitarbeitermotivation. Durch eine aktive Mitgestaltung der Mitarbeiter
am Qualitätsmanagement wird die Kommunikation im Krankenhaus verbessert. Weiterhin
entwickelt sich durch diese Einbindung eine Eigendynamik im Hinblick auf die
Verbesserung der Qualität.84
Durch das in Zukunft geltende Abrechnungssystem, welches jeden Behandlungsfall
pauschal mit einem festgelegten Preis abrechnet, ist ein Klinikum angehalten
Schnittstellenproblematiken zu beseitigen, um eine reibungslose Behandlung des Patienten
zu gewährleisten. Auf DRG bezogener Basis stehen die Prozesse und nicht die
Kostenstellen im Vordergrund. Günstig ist das Erstellen von Standards und Leitlinien die
Abläufe sichern, eine anzustrebende Qualität garantieren und unverhältnismäßige Kosten
vermeiden. Eine Herausforderung in vielen Krankenhäusern stellt die Umwandlung von
83 Vgl.: Trill, R., Tecklenburg, A.: Das erfolgreiche Krankenhaus: 6.8 Vom TQM-Konzept zum EFQM-Modell Neuwied Kriftel 2000, S. 28-29 84 Vgl.: von Eiff, W.: Krankenhausbetriebsvergleich, 1. Auflage, Neuwied Kriftel 2000, S. 472-476
51
alteingesessenen Denkweisen dar. Das Denken in Prozessen, anstatt in Funktionen,
erfordert oftmals eine Veränderung der Aufbauorganisation.85
3.3.3 Die Messung der Strukturqualität
Die Messung der Strukturqualität spiegelt sich unter anderem in der Betreuungsquote pro
Patient, aufgeteilt in Arzt je Patient und Pflege je Patient, wieder. Am Beispiel der Pflege
erkennt man wie viel Patienten eine Pflegeperson je Tag betreut. Dies wird errechnet
mittels der Anzahl der Pflegepersonen pro Tag dividiert durch die Anzahl der belegten
Betten am Tag. Diese Berechung kann auch für die jeweiligen Schichten ausgerechnet
werden. Hiermit wird das Verhältnis von Personaleinsatz und Leistungsstellen zum
Ausdruck gebracht.86
Aus strukturbezogenen Kennzahlen im Personalbereich lässt sich die qualitative
Personalzusammensetzung ableiten. Das Qualifikationsprofil eines Mitarbeiters stellt die
Qualifikationen in der Art und Höhe dar. Unter dem Begriff Qualifikation versteht man die
Kenntnisse, Fähigkeiten, Fertigkeiten, Einstellungen und Verhaltensweisen von Personen.
Bei einem Vergleich von Anforderungs- und Qualifikationsprofilen können Aussagen über
die Eignung von Personen getroffen werden. Liegt zum Beispiel eine Überdeckung von
mehreren Qualifikationsmerkmalen eines Mitarbeiters vor, ist zu überlegen, ob dieser
Mitarbeiter eine anspruchsvollere Stelle im Unternehmen übernehmen kann.87
Da viele Krankenhäuser bereits seit Jahren in Betrieb sind, werden im Laufe der Jahre
Instandhaltungen fällig, welche nicht unbedingt von der gesetzlichen
Instandhaltungspauschale abgedeckt werden. Bezugnehmend auf die
Instandhaltungsprioritäten ist die integrierte Instandhaltung ein Managementkonzept,
welches den Anforderungen an moderne Betriebsführung angepasst und auf die Struktur
des Unternehmens ausgerichtet ist. Auch die technische Abteilung in Krankenhäusern hat
als Hauptziel die Kundenzufriedenheit und Wettbewerbsfähigkeit. Zur Erreichung dieser
Ziele müssen technische Leiter eine effektive und effiziente Personalpolitik in ihrer
85 Vgl.: Trill, R., Tecklenburg, A.: Das erfolgreiche Krankenhaus: 7.7 DRG-Coaching, Neuwied Kriftel 2001, S. 24-25 86 Vgl.: Schirmer, H.: Krankenhaus-Controlling, 1. Auflage, Wien 1998, S. 175 87 Vgl.: Trill, R., Tecklenburg, A.: Das erfolgreiche Krankenhaus: 6.1 Personalarbeit im Krankenhaus, Neuwied Kriftel 2000, S. 28-29
52
Patientenzufriedenheit
Mitarbeiterzufriedenheit
Einweiserzufriedenheit
Anzahl der MDK-Anfragen
Komplikationsraten
Haftpflichtfälle
Dekubitusrate
Mortalitätsraten
Ergebnisse
Patientenbefragung
Mitarbeiterbefragung
medizinischen BehandlungStandardsermittlung
WartezeitenOP-Zeiten
Einweiserbefragung
Entwicklung Clinical Pathways
Prozesse
Arzt je Patient
Pflege je Patient
Technische AusstattungInstandhaltungsprioritäten
ArztqualitätQualifikationsprofile
Medizin
PflegequalitätQualifikationsprofile
Pflege
Anzahl Aus- und Weiterbildungen
Strukturen
Qualitätskennzahlen
Abteilung betreiben. Im Besonderen ist der Einsatz der Mitarbeiter so zu planen, dass diese
motiviert werden für das Krankenhaus einerseits gute Leistungen zu erbringen und
andererseits wirtschaftlich zu arbeiten. Veraltet ist ein System der Instandhaltung, welches
sich ausschließlich auf die Reparatur von Defekten beschränkt, anstatt diese im Vorfeld
durch regelmäßige Wartungen zu verringern.88
Als Zusammenfassung ein Überblick der in Punkt 3.3 aufgeführten Qualitätskennzahlen:
Abb. 6: Qualitätskennzahlen, gegliedert Ergebnis-, Prozess-, Strukturqualität
88 Vgl.: Graf, V.: Ein Krankenhaus im Reformprozess, 1. Auflage, Melsungen 1998, S. 234
53
3.4 Die 20 ausgewählten Kennzahlen für das Krankenhaus
Das Hauptinteresse des Managements liegt im Wesentlichen darin, Informationen, welche
die Leistungsstruktur, Meinungsstruktur, wesentliche Kostentreiber sowie Hinweise über
die zukünftigen Einflussfaktoren widerspiegeln, zu erhalten. Dieses können beispielsweise
unnötige Ressourcenverschwendungen aller Art, Patientenbeschwerden, auch Defizite in
Qualität und Wirtschaftlichkeit darstellen. Weiterhin sind Informationen über die
Leistungsstruktur eines Krankenhauses von Bedeutung. Berichte über die
Leistungsmengen und der Erlösstruktur geben Auskunft über die wirtschaftliche Lage
eines Krankenhauses.89 Das Erarbeiten von Kennzahlen ist ein Instrument, um diese
Informationen sachgerecht zu erhalten.
Es erscheint zweckmäßig die Auswahl bis auf circa 20 Kennzahlen zu beschränken. Selbst
große Unternehmen arbeiten mit einer Auswahl von wenigen Kennzahlen, besonders wenn
die Kennzahlen für die Unternehmensleitung oder Gremien der höheren Führungsebene
bestimmt sind. Auf unteren Hierarchieebenen können andere Kennzahlen einen Sinn
ergeben, auch wenn sie für die Geschäftsleitung eher uninteressant sind. Um die wirklich
relevanten Informationen herausfiltern zu wollen, ist es notwendig, sich auf bestimmte
Schlüsselkennzahlen zu konzentrieren.90
Im Bereich Kennzahlen im Krankenhaus gibt es eine Reihe von Zahlen, die im einzelnen
nicht alle beschrieben werden konnten, da es den Rahmen dieser Diplomarbeit sprengen
würde. Die in 3.2 und 3.3 genannten Kennzahlen sind ein Auszug aus diesem
Themengebiet. Um aus der Fülle dieser Zahlen führungsorientiert arbeiten zu können, sind
von mir folgende Kennzahlen für das Krankenhaus als sinnvoll erachtet worden:
89 Vgl.: Dr. Bürgy, Evaluation und Qualitätssicherung, aus: http://www.psychologie.uni-heidelberg.de/ae/meth/Buergy-Evaluation-Qualit%E4tssicherung-SS-2003.pdf, S. 3.9 90 Vgl.: Gehringer, J., Walter, J.M.: Frühwarnsystem Balanced Scorecard, 1. Auflage, Düsseldorf/Berlin 2000, S. 42
54
Kunden Mitarbeiter Prozesse Ergebnisse
Grad der
Patientenzufriedenheit
Beschwerderate
Anzahl der Einweisungen
von niedergelassenen
Ärzten
Überstundenquote
Ausfallzeitenquote
Altersstruktur der MA
Fort- und
Weiterbildungskosten
Wartezeiten
Auswertung der Schnitt-
Naht Zeiten pro OP-Tisch
Anzahl der etablierten
Behandlungsstandards
Gewinn
Liquide Mittel
Anteil Material- und
Personalkosten an
Gesamtkosten
Belegung, VWD
Dekubitusrate
Instandhaltungskosten
Komplikationsrate
Tabelle 9: Die 20 ausgewählten Kennzahlen für ein Krankenhaus
Die Kunden gelten als Einkommensquelle, aus der es für ein Krankenhaus zu schöpfen
gilt, um die ökonomischen und finanziellen Ziele zu erreichen. Der Begriff Kunde
beinhaltet in einem Klinikum den Patienten, die niedergelassenen Ärzte sowie die Kunden,
die ein Krankenhaus mit Materialien beliefern.
Bei der Implementierung von Qualitätssicherungsprogrammen steht der Patient im
Mittelpunkt aller Bemühungen, da die Gesundheit letztendlich ein subjektives
Wohlbefinden darstellt. Deswegen muss die Patientenmeinung in die Evaluation der
medizinischen Versorgung miteinbezogen werden. In Form von Patientenbefragungen
kann der Grad der Patientenzufriedenheit und gleichzeitig die Schwachstellen in
verschiedenen Bereichen ermittelt werden. Ein zufriedener Patient, welcher die
Versorgungseinrichtung weiterempfiehlt, trägt zur Wirtschaftlichkeit eines Krankenhauses
bei. Eine hohe Patientenzufriedenheit kann sich auf verschiedene Weise positiv auswirken.
Steigt beispielsweise der Ruf eines Krankenhauses in der Öffentlichkeit, kann dies einen
Anstieg der Fallzahlen zur Folge haben. Weiterhin deutet die Zufriedenheit von Patienten
auf eine zeitgemäße medizinische Behandlung und Betreuung eines Klinikums hin. Um
dieses allerdings genauer betrachten zu können, bedarf es eines adäquaten aufgebauten
Beschwerdemanagements, um Problematiken in Bezug auf den Patienten zu erkennen und
diese so weit wie möglich zu beseitigen.
Eine weitere Kundengruppe eines Krankenhauses sind die niedergelassenen Ärzte. Mit der
Patientenüberweisung haben die einweisenden Ärzte einen nicht zu unterschätzenden
Einfluss auf den Patientenstrom eines Krankenhauses. Die Vorteile von intensiven
55
Beziehungen zwischen dem Krankenhaus und den niedergelassenen Ärzten können in der
höheren Planungssicherheit sowie zu einem positiven Beitrag des Wachstums führen. Als
Grundvoraussetzung für eine vertrauensvolle, beständige und intensive Zusammenarbeit
gilt die möglichst optimale Gestaltung der Schnittstellen im täglichen Miteinander. Dies
betrifft den Informationsaustausch aus Diagnose und Therapie, das Erstellen von
Entlassungspapieren oder die Zusage von Betten.91 Zur Zeit sind die Beziehungen
zwischen den Ärzten in Krankenhäusern und den niedergelassenen Ärzten meist auf
persönlicher Basis aufgebaut. Dies könnte bei Führungswechsel im ärztlichen Bereich
Veränderungen mit sich bringen. Um dies zu verhindern, wäre es daher günstig, zu diesem
persönlichen Kontakt, Aufnahme bzw. Entlassungsstandards zu entwickeln.
Im Bereich des Personals muss die Krankenhausleitung über ein Frühwarnsystem
verfügen, mit dem die wesentlichen zukünftigen Einflussfaktoren erfasst und bewertet
werden. Indikatoren die Aufschluss über Veränderungen im Personalbereich aufzeigen,
sind die Entwicklung der Ausfallzeitenquote, die Überstundenquote, die Alterstruktur der
Mitarbeiter als auch die Ermittlung der Fort- und Weiterbildungskosten. Die Ursachen von
Ausfallzeiten können unterschiedlich sein, wie zum Beispiel Urlaub, Krankheit, Fort- und
Weiterbildung, Mutterschutzfrist und Erziehungsurlaub. Wichtig für ein Krankenhaus ist,
dass einige Ausfallzeiten-Ursachen eine Lohnfortzahlung beinhalten, andere allerdings
nehmen dieses nicht in Anspruch. Da Ausfallzeiten die Personalaufwendungen erhöhen,
sollte diese als Kennzahl nicht außer acht gelassen werden. Zu Unterscheiden sind
Ausfallzeiten in planbare und nicht planbare Zeiten. Bei planbaren Leistungen, wie
beispielsweise Urlaub ist es vorteilhaft, den Urlaubsanspruch über das gesamte Jahr zu
verteilen. Zu gewährleisten ist dies durch eine frühzeitige Urlaubsplanung. Nicht planbare
Ausfallzeiten müssen dennoch eine ausreichende Besetzung gewährleisten.92
Die Mitarbeiter eines Klinikums werden jeden Tag vor neue Herausforderungen des
Klinikalltags gestellt. Ständige Erneuerungen im Gesundheitswesen erfordern motivierte
und eine ausreichende Anzahl an qualitativen Mitarbeitern. Je höher die Ausfallquote
steigt, umso mehr müssen Mitarbeiter für ihre erkrankten Kollegen Schichten übernehmen,
da eine Mindestanzahl an Personal in einem Krankenhaus immer gewährleistet sein sollte.
91 Vgl.: Schubert, H.J.: Management von Gesundheits- und Sozialeinrichtungen, 1. Auflage, Neuwied 2003, S. 318 92 Vgl.: Trill, R., Tecklenburg, A.: Das erfolgreiche Krankenhaus: 6.1 Personalarbeit im Krankenhaus, Neuwied, Kriftel 2000, S. 37-38
56
Eine weitere Kennzahl in diesem Bereich ist die Entwicklung der Altersstruktur. Diese
könnte für ein Krankenhaus bedeutsam sein, da z.B. geringe Fluktuationszahlen auf ein
Stammpersonal hinweisen. Durch die Messung der Altersstruktur kann frühzeitig
qualitativer Ersatz beschafft werden.
Mit der Personalentwicklung ist die Fort- und Weiterbildung der Führungskräfte und
Mitarbeiter eng verbunden, da nur ein ausreichender Wissensvorsprung die künftige
Existenz eines Krankenhauses sichert.93 Eine Fachkrankenschwester die ihr Examen
bereits vor mehreren Jahren abgelegt hat, muss im Zuge der Veränderungen im
Gesundheitswesen auf dem neuesten Stand der Pflege sein und sich nicht auf ihr
Fachexamen vor Jahren berufen. Um eine ausreichende Qualität im Rahmen der
Mitarbeiter zu erkennen, ist die Ermittlung der Fort- und Weiterbildungskosten als
Kennzahl geeignet. Eine Einteilung dieser Kennzahl kann je nach Mitarbeitergruppen
erfolgen. Hohe Fort- und Weiterbildungskosten weisen auf eine langjährige
Entwicklungsstrategie hin, bezogen auf die qualitative Wissenserweiterung des Personals.
Die Spalte Prozesse bezieht sich auf die Optimierung der innerbetrieblichen Abläufe. Ziel
für jedes Klinikum könnte die Verringerung der Wartezeiten bei der Patientenaufnahme
sein. Die Reduzierung von Wartezeiten ist ein Faktor, um Patientenzufriedenheit als auch
Kostenersparnisse zu erhalten. Als Ausgangspunkt für ein Krankenhaus mit langen
Wartezeiten könnte man eine Analyse der Arbeitsorganisation anstreben. Eine lange
Wartezeit an der Aufnahme kann den reibungslosen Ablauf des Patientenaufenthaltes
behindern bzw. es kann Mehraufwand entstehen. Es besteht die Gefahr, dass weitere
Untersuchungen erst am folgenden Tag durchgeführt werden können, was den Aufenthalt
eines Patienten im Krankenhaus unnötig verlängert.
Da der OP-Bereich viele Schnittstellen zu anderen Abteilungen hat und zudem einen hohen
Kostenfaktor eines Klinikums darstellt, ist die Berücksichtigung dieses Bereiches
unerlässlich. Das Angebot von neuen und innovativen OP-Techniken sowie die
Spezialisierung einzelner Bereiche kann eine starke Nachfrage bewirken, was das
Patienteneinzugsgebiet eines Krankenhauses vergrößern könnte.
Durch die Auswertungen von Schnitt/Naht-Zeiten kann die OP-Auslastung pro Saal eines
Klinikums errechnet werden. Eine 100%ige Auslastung des OP-Bereichs kann kaum
93 Vgl.: Schirmer, H.: Krankenhauscontrolling, 1. Auflage, Wien 1998, S. 158
57
erreicht werden, da die Vor- und Nachbereitungszeit in den Dienstzeiten mit eingerechnet
ist. Um eine Effizienzsteigerung zu erreichen, ist die Erhöhung der Schnitt/Naht-Zeit an
der Betriebszeit zu beobachten. Allerdings können bei Verringerung der Auslastungszahlen
eine Ursachenforschung angestrebt werden, um Verluste zu vermeiden bzw.
Schnittstellenproblematiken aus dem Weg zu räumen.
Um eine Verbesserung der Abstimmung in den einzelnen Behandlungskonzepten zu
erzielen, ist die Dokumentation von Behandlungsstandards entscheidend. Durch das
Aufstellen von Standards in der Patientenbehandlung soll ein effizienter und effektiver
Ressourceneinsatz gesteuert werden. Ein weiterer Schritt wäre die Einführung von Clinical
Pathways (klinische Behandlungspfade), welche standardisierte Prozesse für Leistungen
eines Krankenhauses darstellen. Um wirtschaftliche und qualitative Risiken weitestgehend
ausschließen zu können, werden diese regelmäßig für Fallgruppen erstellt, die auf Grund
ihrer Häufigkeit oder wegen ihrer wirtschaftlichen Relevanz ein standardisiertes
Prozessmanagement benötigen.94
Im Bereich der Ergebnisse der finanziellen Größen werden der Gewinn, die liquiden
Mittel, der Anteil Personal- und Materialkosten an den Gesamtkosten für wichtig erachtet,
was bereits ausführlich im Kapitel 3.2 dargelegt worden ist. Die Belegung und die
durchschnittliche Verweildauer gilt als Richtschnur an dem sich ein Krankenhaus
orientieren und mit anderen Häusern vergleichen muss.
Die Ermittlung der Dekubitusrate lässt Rückschlüsse auf die pflegerische Qualität eines
Krankenhauses zu. Bei ansteigender Rate ist eine Ursachenforschung einzuleiten, um den
Auslöser dieses Problems zu erkennen. Dies kann einerseits von der nicht ausreichenden
pflegerischen Qualität abhängen, andererseits kann auch mangelndes Personal bzw. eine
hohe Arbeitsintensität die Ursache hierfür sein.
Als weiterer wichtiger Aspekt sind die Instandhaltungskosten eines Klinikums zu
erwähnen, da viele Krankenhausgebäude bereits seit Jahren in Betrieb sind und mit einer
finanziellen Unterstützung seitens der Kostenträger nicht zu rechnen ist.
94 Vgl.: Trill, R., Tecklenburg, A.: Das erfolgreiche Krankenhaus: 6.20 Quality and Profit Center Casemanagement Costing, Neuwied, Kriftel 2002, S. 5-6
58
Die Ermittlung von Komplikationsraten ist eine weitere Kennzahl, da ein Ausbau dieser
Daten im Zuge der DRG-Einführung ein hoher Stellenwert eingeräumt werden muss, wie
bereits in Kapitel 3.3.1 beschrieben.
3.5 Erfahrungsbericht, der den Weg zur Zertifizierung eines Krankenhauses
aufzeigt
Bei der Umsetzung eines integrierten Qualitätsmanagement wurden in den
Krankenhäusern des Asklepios Konzerns zur Verbesserung von Strukturen, Prozessen und
Ergebnissen mit verschiedenen Qualitätsmanagement-Modellen gearbeitet. Als erstes
Krankenhaus in Deutschland erhielt die Stadtklinik Bad Tölz das KTQ-Zertifikat. Dies
wurde durch eine umfassende Vorbereitung und ständige Weiterentwicklung des
integrierten Qualitätsmanagements in diesem Krankenhaus erreicht.
Durch den Einsatz verschiedener Qualitätsmanagement-Modelle hat sich in der Praxis die
Gliederung und Bewertungsmatrix des EFQM-Modells als die für alle Anforderungen am
besten geeignete Möglichkeit herausgestellt. Da das KTQ-Modell speziell für
Krankenhäuser entwickelt worden ist, entstand der sogenannte Crosswalk, der beide
Modelle sinnvoll miteinander verbindet, was umfassende Anregungen in Bezug auf ein
integriertes Qualitätsmanagement des Hauses leistet und gleichzeitig Anforderungen eines
externen Zertifizierungsverfahrens erfüllt. Ein Vorteil der Einarbeitung von KTQ-
Merkmalen in die EFQM-Kriterien besteht darin, dass man mehrere Forderungen auf
einmal erfüllen kann. Im Hinblick auf das Erfassen von Qualitätsberichten wurden beide
Qualitätsmodelle im Qualitätsbericht berücksichtigt. Der Weg zur Zertifizierung in den
Krankenhäusern des Asklepios Konzerns beinhaltet zunächst die Schulung von EFQM-
und KTQ-Kriterienverantwortlichen. Es müssen Kriterieninhalte für den internen
Qualitätsbericht der Klinik mit dem Qualitätsbeauftragten erarbeitet werden. Weiterhin
erfolgt ein Austausch mit dem zentralen Projektmanagement, der Qualitätsbericht wird
bearbeitet und eine Entscheidung über das weitere Vorgehen getroffen. Die Zeitspanne um
dieses zu absolvieren, sollte circa zwei bis vier Monate betragen. Zur Erreichung des
Zertifikats müssen in den kommenden drei bis sechs Monaten fehlende KTQ-Kriterien
durch eine Optimierungsphase im internen Qualitätsbericht ergänzt werden. Zusätzlich
59
muss ein externer Qualitätsbericht erstellt werden, welcher veröffentlicht wird und
Aussagen über allgemeine Merkmale des Krankenhauses, das Leistungs- und
Versorgungsspektrum, die Personalbereitstellung und Ausstattung beinhalten muss. Um
die Chancen zum Erhalt einer Zertifizierung zu verbessern, wird eine Bewertung durch
EFQM-Assessoren vorgenommen. Nun steht der Bewerbung bei einer der KTQ-
akkreditierten Zertifizierungsstelle nichts mehr im Wege. Durch die erfolgreiche
Bewerbung und den Erhalt der KTQ-Zertifizierung in Bad Tölz sollen bis Ende des Jahres
2003 noch weitere Kliniken des Asklepios Konzerns zertifiziert werden.95
95 Vgl.: KU Sonderheft/Qualität: „It works!“, 9/2002, S. 17-20
60
Literaturverzeichnis Bücher: Prof. Dr. Dr. h.c. Coenenberg, A.G.: Jahresabschluss und Jahresabschlussanalyse, 17. Auflage, Landsberg/Lech 2000 Eichhorn, Siegfried: Krankenhausmanagement im Werte- und Strukturwandel, 1. Auflage, Köln 1995 Gehringer, J., Walter, J.M.: Frühwarnsystem Balanced Scorecard, 1. Auflage, Düsseldorf/Berlin 2000 Graf, V.: Ein Krankenhaus im Reformprozess, 1. Auflage, Melsungen 1998 Hildebrand, Rolf: Das bessere Krankenhaus, 1. Auflage, Neuwied und Kriftel 1999 Horvath, P.: Controlling, 8. Auflage, München 2002 Prof. Dr. med. Dr. sc. Lauterbach, K., Prof. Dr. med. Schrappe, M.: Gesundheitsökonomie, Qualitätsmanagement und Evidence-based Medicine, 1. Auflage, Stuttgart 2001 Reichmann, T.: Controlling mit Kennzahlen und Managementberichten, 6. Auflage, München 2001 Röhrig, R.: Die Entwicklung eines Controllingsystems für Krankenhäuser, 1. Auflage, Darmstadt 1983 Schirmer, H.: Krankenhauscontrolling, 1. Auflage, Wien 1998 Schmutte, A.: Ganzheitliches Qualitätsmanagement, in: Handbuch Krankenhausmanagement-Bausteine für moderne Krankenhausführung, 1. Auflage, Stuttgart 1999 Schubert, H.-J.: Management von Gesundheits- und Sozialeinrichtungen, 1. Aufl., Neuwied 2003 Sturm, H.: Krankenhausreformen und Personalwirtschaft, 1. Auflage, Wiesbaden 2002 Trill, R., Tecklenburg, A.: Das erfolgreiche Krankenhaus, Grundwerk, Neuwied, Kriftel 2000
61
Von Eiff, W.: Krankenhaus-Betriebsvergleich, 1. Auflage, Neuwied 2000 Weber, J.: Einführung in das Controlling, 8. Auflage, Stuttgart 1999 Weber, J.: Einführung in das Controlling, 9.Auflage, Stuttgart 2002 Zeitschriftenbeiträge: Bruckenberger, E.: Analyse der Vorgabe von Mindestmengen planbarer Leistungen nach dem Fallpauschalengesetz, in: Arzt und Krankenhaus, 4. Auflage 2003, S. 110 Bundesärztekammer 1997: Leitfaden Qualitätsmanagement im deutschen Krankenhaus Bundesqualitätssicherungsbericht, Kapitel 12: Perkutane Transluminale Koronarangioplastie (PTCA), 2002, S. 101 EFQM Publications: Spectrum Fallstudie V1/G, Brüssel 2000, S. 68-70 Prof. Dr. med. Herberer, M.: Welche Kennzahlen braucht die Spitalführung?, in: Schweizerischer Ärztezeitung, Gesundheitsökonomie Nr. 9, 2002, S. 425 Institut für medizinisch-ökonomisches Consulting: DKTIG-DRG Projekt – Abschlussbericht für das Jahr 2001, Berlin Kaiserlautern 2003 KU-Sonderheft: Bundespflegesatzverordnung, Anlage LKA, März 2001 Prof. Dr. Mis, U.: Betriebswirtschaftliche Aspekte des krankenhausspezifischen Kosten- und Leistungsmanagements, Mainz 1996 Dr. Möller, J., Dr. Heinzl, H.: Neu: EFQM-Zertifikat im Gesundheitswesen, in: Krankenhaus-Umschau 3/2002, S. 196
62
Möller, J.: Nicht entweder-oder, sondern sowohl als auch, in: KU Sonderheft, 6/2001, S. 21-24 Paeger, A.: „It works!“, in: KU Sonderheft, Qualität, 9/2002, S. 17-20 Robert Koch Institut, Statistisches Bundesamt: Gesundheitsberichterstattung der Bundes, Heft 12 Dekubitus, geänderte Auflage Februar 2003, S. 15 Prof. H.-J. Ruff: Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement im Krankenhaus, Fachhochschule Mainz, Wintersemester 2002/2003 Rundschreiben der Krankenhausgesellschaft Rheinland-Pfalz e.V.: Vereinbarung über die grundsätzlichen Anforderungen an ein einrichtungsinternes Qualitätsmanagement gemäß § 137 Abs.1 Nr.1 SGB V, Mainz 2002 Internet: Dr. Bürgy, Evaluation und Qualitätssicherung: www.psychologie.uni-heidelberg.de/ae/meth/Buergy-Evaluation-Qualit%E4tssicherung-SS-2003.pdf Das flexible Krankenhaus: www.flexible-unternehmen.de Das Pflegenetz, Personalengpass: www.medwell24.at/CDA_Master/1,3008,3087_6412_16093,00.html Die deutsche Deming Seite: www.deming.de European Foundation for Quality Management: www.efqm.org Odermatt, Reto: Kennzahlen im Krankenhaus: www.lep.ch/Pdf/diplomarbeit_odermatt.PDF Management im Gesundheitswesen, Evangelische Fachhochschule Berlin: www.efb-consulting.de/tp_pub/mig/mig-2001-a5-pdf SOP: www.qualitas.at/php/vademequm/vademequm-php
63
Dr. Stephan, D.: Die gelebte ökonomische Verantwortung des Arztes im Krankenhaus: www.medicalconsulting.de Qualitätsmanagement im Krankenhaus, Teil 1:Grundlagen: www.medizinimdialog.com/mid4_02/qualit.html
64
Abbildungsverzeichnis Seite
Abbildung 1: Das EFQM-Modell of Excellence 9
Abbildung 2: Die RADAR-Logik 11
Abbildung 3: Das Du-Pont-System of Financial 30
Abbildung 4: Berechnung der Liquiden Mittel 41
Abbildung 5: Wirtschaftlichkeitsmaßgrößen im Krankenhaus 43
Abbildung 6: Qualitätskennzahlen, gegliedert in Ergebnis-, Prozess-,
Strukturqualität 52
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Die acht Eckpfeiler aus Excellence 12
Tabelle 2: Prioritätskriterium 1: Auswirkung der
Verbesserungsmaßnahmen auf die Ziele 17
Tabelle 3: Prioritätskriterium 2: Möglichkeit der Umsetzung
der VM im KSG 18
Tabelle 4: Vergleich der QM-Systeme 20
Tabelle 5: Finanzkennzahlen 33
Tabelle 6: Leistungskennzahlen 33
Tabelle 7: Qualitätskennzahlen 34
Tabelle 8: Kennzahlen im Rahmen des EFQM-Modells 40
Tabelle 9: Die 20 ausgewählten Kennzahlen 54
65
Abkürzungsverzeichnis
AR-DRG Australien Refined Diagnosis Related Groups
BKK Betriebskrankenkassen
BPflV Bundespflegesatzverordnung
BQS Bundes-Qualitätssicherungsstelle
DRG Diagnosis Related Groups
IKK Innungskrankenkassen
ISO Internationale Standard Organisation
KH Krankenhaus
KHBV Krankenhausbuchführungsverordnung
KHG Krankenhausfinanzierungsgesetz
KIS Krankenhausinformationssystem
KSG Kantonales Spital in Grabs (Schweiz)
KTQ Kooperation für Transparenz und Qualität
LKA Leistungs- und Kalkulationsaufstellung
LKK Landeskrankenkassen
MA Mitarbeiter
MDC Major Diagnostic Categories (Hauptdiagnosekategorien)
MDK Medizinischer Dienst der Krankenkassen
QM Qualitätsmanagement
SGB Sozialgesetzbuch
SOP Standard Operating Produce
TQ Total Quality
VDAK/AEV Verband Deutscher Angestellten Krankenkassen
VM Verbesserungsmaßnahmen
Publiziert über: