Gemeindeglieder, Kirchenmitglieder: Treue Stammkunden, kritische Zaungäste
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Gemeindeglieder, Kirchenmitglieder: Treue Stammkunden, kritische Zaungste
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Inge, Ulrike, Bjrn und Helmut Kirchenmitgliedschaft heuteMilieus und KirchlichkeitWertewandelTrendbestimmungenEs gibt 613 Gebote, nimm eins und fang an Mitgliedschaft als Weg
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Inge (72), in List geboren,evangelisch getauft und konfirmiert, nach dem Studium Volksschullehrerin in Dagebll und Westerland, Mitglied der Westerlnder Kantorei, hat ihre Eltern in List begraben, lebt im Haus der Eltern in List, besucht (fast)jeden Gottesdienst, (fast) jedes Orgelkonzert, (fast) jeden Gesprchsabend, den sie intensiv vor- und nachbereitet, wird eines Tages nach evangelischem Ritus in List beigesetzt werden.Ulrike (42) in Berlin geboren, katholisch getauft, nach dem Studium selbststndiges Ingenieurbro in Braunschweig, aus der katholischen Kirche ausgetreten, vor zwei Jahren ausgestiegen, arbeitet seitdem in List in der Jugendherberge, singt im Keitumer Kirchenchor und Wenningstedter Gospelchor, redigiert in List den Gemeindebrief, arbeitet Internetprojekte der Kirchengemeinde aus, zahlt freiwilliges Kirchgeld an die Ev.luth Kirchengemeinde List.
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Interview mit Ulrike: Nordelbische Kirchenzeitung Nr. 2/2004Welche Rolle spielen Glauben und Kirche fr Dich?Ich bin nicht fest in kirchlichen Strukturen verankert. Aber bei meinen langen Strandspaziergngen und bei Begegnungen mit einigen Menschen hier hatte ich intensive Glaubenserfahrungen ein starkes Gefhl, dass es etwas gibt, was mir den Weg weist. Ich singe gerne im Keitumer Kirchenchor mit , geniee die angenehme Atmosphre im Lister Pastorat und freue mich, meine Fhigkeiten fr eine gute Sache einsetzen zu knnen wie unseren Gemeindebrief und den Lister Internet-Adventskalender.
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Bjrn (35), in Kiel geboren, evangelisch getauft, Postbote im Bderdienst in List, Gewerkschaftler, zum Bankkaufmann hochgearbeitet, nach Trauung mit gebrtiger Listerin engagiert in der Kirchengemeinde: Lister helfen Listern, Kandidatur zum Kirchenvorstand, fast zum Kirchenaustritt entschlossen wegen Kirchensteuer. Haus gekauft, beide Kinder evangelisch getauft, Elternvertreter im Kindergarten, Sektionsleiter VHS-List, Teilnahme an besonderen Familien- und Kindergottesdiensten, nach wie vor Kirchenmitglied.Helmut (53), in Hamburg geboren, evangelisch getauft, leitender Arzt einer Kinderklinik in Westerland, zweimal geschieden, in dritter Ehe mit praktizierender Katholikin verheiratet, evangelisch getraut, weil kumenisch nicht geht, Tochter evangelisch getauft, singt im Keitumer Kirchenchor, hlt bei Hochzeitsessen eine Tischrede Warum wir in der Kirche sind und kirchlich geheiratet haben. Liebt die Lister Kirche hier wohnt Gott, sieht Kirche als Garantin von Werten.
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Cluster 1Hochkulturell und sozial integrativer Lebensstil 77%traditionalmodernStatusOrientierungLebensstile evangelischer Kirchenmitglieder im sozialen RaumAnteil der sehr verbundenen Kirchenmitglieder in den jeweiligen Milieus in %hochgeringCluster 4Hochkulturell wie jugendkulturell orientierter Lebensstil45%Cluster 2Geselliger und nachbarschaftsbezogener Lebensstil55% Cluster 6 ZuHoch- undJugendkultur distanzierterLebensstil sozial gering Integrierter 23% Cluster 3Jugend-kultureller und an Lebensgenuss und Unabhngigkeit orientierter Lebensstil 11%Cluster 5Lebensstil des Do-it-yourself und der Nachbarschafts-kontakte 34%Milieus 1HelmutIngeUlrikeBjrn
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Milieus 2: Potsdamer Elitenstudie 1995
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H. Birg, Aus Politik und Zeitgeschichte, 13. Mai 2003: Zugewanderte: 1998 - 9% | 2030 - 20% | 2050 - 30% der GesamtbevlkerungMilieus 3: Ethnische Mischung1998203020502080
Diagramm3
59.6157.10.3
49.912.414.11.1
39.59.517.41.6
24.95.220.72.2
Deutsche / alte Lnder
Deutsche / neue Lnder
Zugewanderte / alte Lnder
Zugewanderte / neue Lnder
Modellrechnung Birg
Tabelle2
Gruppe1998203020502080
Deutsche / alte Lnder59.649.939.524.9
Deutsche / neue Lnder1512.49.55.2
Zugewanderte / alte Lnder7.114.117.420.7
Zugewanderte / neue Lnder0.31.11.62.2
Tabelle2
Deutsche / alte Lnder
Deutsche / neue Lnder
Zugewanderte / alte Lnder
Zugewanderte / neue Lnder
Modellrechnung Birg
Tabelle1
BereichKonfessionlosEvangelischKatholisch
Gewerkschaft56%23%20%
Kultur46%38%16%
Medien44%31%24%
Politik35%43%22%
Insgesamt28%45%27%
Wirtschaft26%44%30%
Wissenschaft20%52%27%
Militr17%60%23%
Verwaltung16%52%31%
Tabelle1
Konfessionlos
Evangelisch
Katholisch
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Wertewandel: ErziehungszieleQuelle: Emnid
Diagramm1
0.410.250.28
0.390.050.53
Ordnungsliebe und Flei
Gehorsam und Unterordnung
Selbstndigkeit und Freier Wille
1953 2001
Erziehungsziele 1953 und 2001
Tabelle1
JahrO+FG+US+F
195341%25%28%
200139%5%53%
Tabelle1
000
000
Ordnungsliebe und Flei
Gehorsam und Unterordnung
Selbstndigkeit und Freier Wille
1953 2001
Erziehungsziele 1953 und 2001
Tabelle2
Tabelle3
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Wertewandel: Kirchenaustritte
Diagramm1
37931900
37491901
47491902
48691903
55891904
60491905
174921906
143501907
271501908
239981909
177881910
178091911
218051912
292551913
256721914
36581915
55061916
56853897
87244697
23768733842
31399544702
25693640452
15760524496
12050418075
8416922430
14634134752
20150043316
17659341865
17154340545
16873942855
22626252594
24351457781
21748854480
5745931987
2933126376
5180534347
9403146687
319708108054
32651388715
3777211939
15259152076
18231052560
9714838368
461251943
224591944
94391945
228569204
2948213254
4537419988
5424324700
5305825445
4928720678
4574321440
3790319442
3655319941
3946121292
3526521007
3184520879
3511223155
3499124014
3459523889
3274623285
3365723089
3784323332
4266523604
3961122791
4027222043
4445622499
6080727995
11157638712
20282369455
15998058361
13981853829
18238969448
21621783172
16863969370
12839459393
12777458206
10979752273
9965348763
11981466438
11602256000
11337554962
11300656000
12700265000
14055374172
13898175919
14063881596
13870079563
14775393010
270000110000
320635170000
361256190000
284699150000
290302165244
268782168244
225602133275
196620123813
182730119256
191072131125
1885572000
Ev.
Rk.
Kirchenaustritte seit 1900
JahrEv.Rk.DDR(4)
19003793
19013749
19024749
19034869
19045589
19056049
190617492
190714350
190827150
190923998
191017788
191117809
191221805
191329255
191425672
19153658
19165506
191756853897
191887244697
191923768733842
192031399544702
192125693640452
192215760524496
192312050418075
19248416922430
192514634134752
192620150043316
192717659341865
192817154340545
192916873942855
193022626252594
193124351457781
193221748854480
19335745931987
19342933126376
19355180534347
19369403146687
1937319708108054
193832651388715
1939377721
194015259152076
194118231052560
19429714838368
194346125
194422459
19459439
1946228569204
1947294821325412725
1948453741998817837
1949542432470026798
1950530582544534025
1951492872067844692
1952457432144045555
1953379031944245967
1954365531994147141
1955394612129264190
1956352652100754966
1957318452087953846
19583511223155131739
1959349912401486745
1960345952388971090
19613274623285
19623365723089
19633784323332
19644266523604
19653961122791
19664027222043
19674445622499
19686080727995
196911157638712
197020282369455
197115998058361
197213981853829
197318238969448
197421621783172
197516863969370
197612839459393
197712777458206
197810979752273
19799965348763
198011981466438
198111602256000
198211337554962
198311300656000
198412700265000
198514055374172
198613898175919
198714063881596
198813870079563
198914775393010
1990270000110000
1991320635170000
1992361256190000
1993284699150000
1994290302165244
1995268782168244
1996225602133275
1997196620123813
1998182730119256
1999191072131125
2000188557
2001
2002
&F
Page &P
Kirchenaustritte seit 1900
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Ev.
Rk.
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Europischer Vergleich
Deutsche Wiedervereinigung
Grokirchlich organisierte Bevlkerung in Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz (Evangelische und Katholische)
1900 2000
Schweiz
Deutschland
Niederlande
_1137571631.xls
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Trendbestimmungen fr gemeinntzige OrganisationenHhere Anforderungen an Rechenschaft und LegitimittErwartet werden eine solide Organisationsfhrung, ein transparenter und seriser Umgang mit Finanzmitteln, zeitgeme Mitgestaltungsmglichkeiten.Hhere Anforderungen an fachliche KompetenzEs reicht nicht aus, allgemein Gutes zu tun. Gefragt ist zunehmend die Erarbeitung von spezifischen Lsungskonzepten.ffentliche Mittel gehen zurckGemeinntzige Organisationen hngen in Deutschland berwiegend von ffentlichen Mitteln ab.Mehr Organisationen konkurrieren um finanzielle und personelle RessourcenDie Vereinsdichte hat sich seit den 60er Jahren bis zur Deutschen Einheit fast verdreifacht und stieg durch die Vielzahl der Neugrndungen in Ostdeutschland nochmals drastisch an.Unberschaubare Bindungen werden durch berschaubares Engagement ersetztBindungen (Ligaturen) verwandeln sich in Optionen. Modell des Warentausches.
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Lord Ralf Dahrendorf: Optionen und LigaturenLigaturen sind Zugehrigkeiten. Der einzelne wird kraft seiner sozialen Positionen und Rollen in Bindungen oder Ligaturen hineingestellt. Diese sind fr ihn oft mit emotionalen Gewichten geladen, was schon in den Bezeichnungen deutlich wird: die Ahnen, die Heimat, die Gemeinde, die Kirche. Optionen sind in sozialen Strukturen gegebene Wahlmglichkeiten, Alternativen des Handelns. Ligaturen kennzeichnet das Element des Sinns und der Verankerung, whrend Optionen das Ziel und den Horizont des Handelns betonen.
Nach: Lebenschancen,st 559, 1979, 50f
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Von Ligaturen zu Optionen: Strukturelle Folgen Mit der Erosion der sozialen Milieus verloren viele Organisationen ihre lebensweltliche Einbindung und damit ein ihnen fast automatisch zuflieendes Ressourcenpotential. Um Spender und Ehrenamtliche muss man sich jetzt aktiv bemhen, Adressaten fr Leistungen gilt es zu finden und zu berzeugen. Auf den Punkt gebracht: Aus einstigen Stammkunden sind kritische Zaungste geworden
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Mitgliedschaft als lebenslngliche Monogamie?No single institution absorbs our religious energies either over a lifetime or at any given moment. Are we therefore religiously uncommitted? My answer is a clear "no." I am arguing that any involvement in religious practice counts as religious commitment. The complexity of our lives is such that we need to discard traditionalist notions of commitment, developing new models that begin with whatever bonds of practice and affiliation however plural and temporary - actually exist.
Aus: Nancy T. Ammerman, Organized Religion in a Voluntaristic Society, Sociology of Religion 1997, 58:3 203-215
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Kirchenmitgliedschaft als Richtungsentscheidung und Weg
Das Konservative Judentum liefert ein gutes Beispiel fr unsere heutige Situation. Es stimmt mit der Orthodoxie berein, dass es keine unwichtigen Gebote gibt. Aber es trennt sich von hr, indem es eine andere Form des Thoragehorsams nicht nur erlaubt, sondern dazu sogar ausdrcklich ermutigt.Thoragehorsam wird nicht als Fall des Entweder/Oder betrachtet, sondern als Weg der Hingabe (Journey of Comittment) worin man wchst und wonach man strebt. Samuel Hellmann zitiert einen weisen Rabbi: Es gibt 613 Gebote nimm eines und fang an! Notabene: Er rt nicht, sich etwas herauszupicken. Es geht darum, sich auf den Weg zu machen und auf dem Weg zu bleiben.Die Verbindlichkeit bleibt aber sie trgt den Kompromissen des Alltags und den Wechselfllen des Lebens Rechnung. Erwartet wird nicht, dass du am Ziel bist erwartet wird, dass du auf dem Wege bist und auf dem Weg bleibst.
Nach: Nancy T. Ammerman, Organized Religion in a Voluntaristic Society, Sociology of Religion 1997, 58:3 203-215
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Mitgliedschaft: Gemeinsam auf dem Weg In dem Mae, wie das Konservative Judentum im Gegensatz zur Entweder/Oder-Orthodoxie den Gedanken eines Weges der Hingabe betonte, haben sich auch die alten Vorstellungen verndert, wer dazugehrt und wer nicht.Speziell Frauen sind jetzt neben den Mnnern tatschliche Insider in Synagoge und Ritual. Bat Mitzwahs sind genauso zahlreich wie Bar Mitzwahs. Nicht nur Frauen partizipieren nun in vollem Umfang. Die De-facto-Mitgliedschaft schliet viele Personen ein, die keine jdische Mutter haben oder die mit Nicht-Juden verheiratet sind In einer Entweder/Oder-Welt wren derartige gemischte Personen nicht eingeschlossen. Ihr Frmmigkeitspraxis wrde nicht zhlen. Sie zhlt jedoch in einer Welt, die mehr auf die Tat blickt als auf puristische Grenzziehungen.
Nach: Nancy T. Ammerman, Organized Religion in a Voluntaristic Society, Sociology of Religion 1997, 58:3 203-215
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Danke fr die Geduld.