Gehobene Gesellschaft

download Gehobene Gesellschaft

of 1

Transcript of Gehobene Gesellschaft

  • 7/28/2019 Gehobene Gesellschaft

    1/1

    MRZ 2007 KNIZER ZEITUNGDER SENSETALERGESELLSCHAFT

    GURTEN Wie verhltman sich in gehobener

    Gesellschaft? Wer darf

    wem das Du anbieten? Die

    Schler/innen des Konol-

    finger Impulsprogramms

    Input wissen nun darber

    Bescheid. Auf dem Gurten

    besuchten sie einen Be-

    nimmkurs.

    Ein besonderer Anblick, der sich

    da einem auf dem Gurten bietet:Jugendliche, adrett in Abendrobegekleidet, mit den besten Manie-ren. Ganz still und aufmerksamsitzen sie an den runden Tischenim Restaurant auf dem BernerHausberg. Die zwanzig Schler/innen nehmen am input-Pro-gramm der Schule Stockhorn inKonolfingen teil. Sie sind hier,um frs Leben zu lernen unddas freiwillig!

    Frit mi!Von Benimmkursleiterin ClaudiaBoess lernen die Jugendlichen,wie man sich in gehobener Ge-sellschaft angemessen verhlt.Schon bei den ersten bungensind die Schler/innen mit gros-sem Elan dabei. In kleinen Grup-

    pen fhren sie im Plenum Beg-rssungsszenen vor. Nach jederPrsentation wird gemeinsam

    bewertet. Claudia Boess lobt kor-rektes Verhalten und gibt Tipps,wo noch etwas verbessert wer-den knnte. brigens: Das alt-

    bewhrte Frit mi! nach demsich eine Person vorgestellt hat,ist heute nach Knigge out. Manmuss sich ja nicht rigoros an alleRegeln halten Claudia Boesshat nichts gegen eine laschereAuslegung der Benimmregeln.Hauptsache man verhlt sichanstndig.

    Per Du

    Wer darf wem das Du anbie-

    ten? Der Mann der Frau, oderumgekehrt? Claudia Boess istzum nchsten Thema des Kursesbergegangen: dem Duzen bzw.dem Siezen. Im Saal sieht man

    Gehobene GesellschaftKnigge auf dem Gurten

    ratlose Gesichter. Entgegen derweit verbreiteten Meinung ist esdie Frau, die in diesem Fall dasRecht auf den ersten Schritt hat,klrt Claudia Boess auf. Doch esgibt Ausnahmen: Das Du demChef oder einer lteren Personanzubieten, schickt sich nicht.Dasselbe gilt beim Handschlag:Die hierarchisch tiefer stehendePerson muss warten, bis sich dashher stehende Gegenber dazuentscheidet, die Hand zu geben.

    Knigge praktisch

    Die Jugendlichen aus Konolfin-gen lernen auf dem Gurten aber

    nicht nur Knigge in Theorie: Inpiekfeiner Garderobe erfahrensie vom Fachmann wie Frchtefachgerecht geschnitten werden.Marc Rosser, Servicefachange-

    stellter, filetiert mit den SchlernOrangen und reicht ihnen Kiwiszur Degustation. Eine klebrigeAngelegenheit! Und wie es sichgehrt, wischt man sich die Hn-de nicht am Abendkleid oder amteuren Anzug ab, sondern ver-langt nach einer Serviette.

    Tischlein deck dich

    Der Kurs neigt sich langsam demHhepunkt zu: Die Schler/in-nen werden an diesem Abendgemeinsam ein Dinner beste-hend aus mehreren Gngen zusich nehmen. Noch liegen dieTischtcher jungfrulich auf den

    runden Tischen: Ich zeige euchjetzt einmal, wie man einen Tischrichtig deckt, so Marc Rosser.In Windeseile hat er ein umfas-sendes Muster-Service zusam-

    mengestellt. Die Jugendlichenversuchen mehr oder wenigererfolgreich ihren Tisch nachden Vorgaben zu decken. Hierfehlt noch eine Gabel, ist aus ei-ner Ecke zu hren. Wer brauchtnoch einen Lffel?, aus eineranderen.

    Nachdem Teller, Gabeln, Mes-ser, Lffel, Servietten und Glserihren Platz gefunden haben, ha-

    ben sich die Schler/innen einePause verdient: Beim Apro

    geniessen es die jungen Damensichtlich, von den Herren bedientzu werden. Sie stecken sich ki-chernd kleine Hppchen in denMund und nippen immer wiederan ihrem Weinglas. Getrunkenwird selbstverstndlich nicht Al-kohol, sondern klarer Trauben-saft. Auch die Jungs geniessenihre Rolle hinter dem Tresen:Eifrig schenken sie nach. Auchwenn man sich benimmt, kanndie Stimmung ausgelassen sein:

    Vor allem wenn man noch einleckeres Fnfgnge-Menue vorsich hat.

    Barbara Imboden

    Impulsprogramm input

    BI. Mit mathematischen For-meln, grammatikalischen Re-geln und Geschichtskenntnis-sen frdert die Schule auf allenEbenen die Fachkompetenz.Damit lsst sich nur ein Teildes Alltags meistern, ist sichder Konolfinger SekundarlehrerJean-Luc Lehmann sicher. Dieeigentliche Lebensschulung,die Sozialkompetenz, verliere inder Dichte der Wissensvermitt-lung zunehmend an Bedeutung.In Ergnzung zu den Lehrplan-vorgaben hat Lehmann deshalbein Impulsprogramm gestartet:Schler/innen der 9. Real- undSekundarklassen knnen sichmit besonderen Aktivitten aufden bergang vom Schul- inden Berufsalltag vorbereiten.

    Die Idee wird von der MigrosAare und den Berner Raiffei-senbanken untersttzt.

    www.inputkonolfingen.net

    113

    Die Jugendlichen aus Konolfingen ben auf dem Gurten gutes Benehmen. | BO