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FRANZ LINDERCEO VON MIDO SA

Am 11. November 1918 wurde der Waffenstillstand unterzeichnet. Dieser historische Tag ist auch für die Marke Mido ein besonderes Datum, denn an diesem Tag wurde das Unternehmen von einem leidenschaft-lichen Uhrmacher gegründet. Im Jahr 2018 wird Mido also seinen 100. Geburtstag feiern und dabei besonders seine Werte in den Vordergrund stellen, die seit jeher und auch heute noch die Grundlage seines Erfolges bilden, auch wenn sich die Welt enorm verändert hat.

Neue Industrien sind entstanden, andere verschwunden und der technologische Fortschritt geht immer schneller voran. Auch die Uhrenindustrie hat eine enorme Entwicklung hinter sich, doch die feine Schweizer Uhr bleibt vor allem ein emotionales und sehr persönliches Produkt. Um die Zeiten zu überdauern, muss sich eine Marke deshalb auf ihre eigene Identität und langlebige Werte stützen können.

Nach einer von Kreativität und Vielfalt geprägten Anfangszeit entwickelten sich mit Einführung der Kollektion Multifort in den 1930er-Jahren der Charakter und die für die Zukunft prägenden Merkmale der Marke Mido. Von nun an stand das Unternehmen für eine Kombination aus Innovation, Qualität, Funktiona-lität und zeitlosem Design zu erschwinglichen Preisen. Seitdem sind die Liebe zum Detail, hochwertige Materi-alien, die besondere Qualität der Verarbeitung und allerhöchste Präzision – tausendfach und seit Jahrzehnten von der COSC (Offizielle Schweizer Kontrollstelle für Chronometer) zertifiziert – aus unserer täglichen Arbeit nicht mehr wegzudenken.

Diese zeitlosen Eigenschaften kommen insbesondere in Modellreihen wie Multifort, Ocean Star, Commander oder Baroncelli zum Ausdruck und werden seit Jahrzehnten auf der ganzen Welt geschätzt. Beleg dafür sind die Aussagen und Komplimente sehr zufrie-dener Kunden, von denen einige in diesem Buch zitiert werden und die zweifellos das schönste Dankeschön an die Mitarbeiter von Mido darstellen und diese täglich motivieren. Seit 1995 habe ich die Ehre, diese wunder-volle Marke zu begleiten und weiterzuentwickeln sowie gemeinsam mit meinen ebenso engagierten Kollegen ihre Werte zu bewahren.

Heute geht es Mido besser denn je, denn das Unter-nehmen ist mit 2700 Verkaufsstellen in 70 Ländern einer

der wichtigsten Akteure in seinem Preissegment.Diese hervorragende Entwicklung ist selbstverständlich auch der wirtschaftlichen Kraft der Swatch Group zu verdanken, der Mido seit einiger Zeit angehört.

Die vom Gründer der Swatch Group, Nicolas G. Hayek, 1983 entwickelte und seitdem von seiner Familie fortgeführte Vision und langfristige Strategie gewährleisten auf Grundlage industrieller Stärke die Kontinuität und Qualität unserer Marke. Nicht zuletzt dank der Synergie-Effekte innerhalb der Gruppe, ihrer Forschungs- und Entwicklungszentren sowie ihrer Produktionsstätten für Uhrwerke und andere Kompo-nenten kann Mido heute modernste Technologien zu attraktiven Preisen anbieten.

Bei Mido stand schon immer das Produkt an erster Stelle. Deshalb ist es auch kein Wunder, dass wir dieses Jubiläum mit einer Vielzahl exklusiver Uhren für die Freunde der Marke feiern.

Doch auch wenn die Uhren weiterhin im Mittelpunkt stehen, wären ihre Erfolge ohne Sie nicht möglich gewesen. VIELEN DANK für Ihr Interesse und Ihr Vertrauen!

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen, eine unter-haltsame Reise durch die 100-jährige Geschichte von Mido und freue mich darauf, diese Geschichte gemeinsam mit Ihnen fortzuschreiben.

Auf die nächsten 100 Jahre!

Die Anfänge der Marke

1918 1929

Die Ära der Multifort

1929 1958

INHALTSVERZEICHNIS

S. 6 – 23

S. 24 – 57

S. 58 – 67

S. 68 – 75

S. 76 –109

MIDO 1918 – 2018

SEIT 100 JAHREN DEN EIGENEN WERTEN TREU

Von der Ocean Star Commander bis zum Ende des Familienunternehmens

1959 1971

Übergangsjahre und die Krise der Uhrmacherei

1971 1983

Die Ära der Swatch Group

1983HEUTE

7

1918 – 1929

KAPITEL 1

Die ersten drei Standorte von Mido: Solothurn, Günsberg und Biel (1920er-Jahre)

8 l K A P I T E L 1 l 1 9 1 8 – 1 9 2 9 9

Erster Briefkopf von Mido (1920er-Jahre)

Deckblatt des ersten Gesamtkatalogs für Mido-Armbanduhren (1920er-Jahre)

1918

1 Jean-Philippe Arm: „Mido und die Geheimnisse der Krone“, Uhrenwelt, 21, November 2003, S. 50–57, zitiert aus den Erinnerungen von Walter Schaeren, Sohn von Georges.

2 Chantal Greder-Fournier: „Schaeren, Henri (1886–1957)“, Historisches Lexikon der Schweiz, http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D29803.php, Version vom 18.02.2011.

DIE ENTSTEHUNG DER UHRENMANUFAKTUR MIDO: VOM LADENTISCH ZUR HANDELSGESELLSCHAFT

In seinem Laden gegenüber der Grundschule von Solothurn sitzt gedankenversunken der 36 Jahre alte Uhrmacher Georges Schaeren. Der geschickte Techniker übernimmt die Endmontage von Uhren für sich und andere und hat sich auf die Etablissage (den Zusammenbau) feingliedriger (also kleiner) Kaliber spezialisiert. Als mit dem Waffenstillstand vom 11. November 1918 der Erste Weltkrieg zu Ende geht, trifft Georges Schaeren eine Entscheidung. Gemeinsam mit dem Kaufmann Hugo Jubert gründet er in Solothurn die Handels-gesellschaft G. Schaeren & Cie, Mido Watch mit Sitz in der Bielstrasse 29. Schon einen Monat zuvor hat der Uhrmacher unter der Nummer 42696 die Schweizer Marke „MIDO“ eintragen lassen, deren Name vom spanischen Ausdruck yo mido („ich messe“) abgeleitet wird, wie in der offizi-ellen Unternehmensgeschichte geschrieben steht. Sein jüngerer Bruder und späterer Geschäfts-partner Henri ist des Spanischen mächtig und hat sich diesen Namen für die zukünftigen Uhren einfallen lassen.

Ein Teil des für die Gründung oder zumindest die Entwicklung der Firma erforderlichen Geldes stammt aus einem Darlehen von Théodore und Walter Meyer, ebenfalls Uhrmacher aus Solothurn, von Frau B. Meyer-Flury, der Mutter von Walter Meyer, sowie von Henri Schaeren selbst. Diese Investoren sind keine Unbekannten, sondern gehören offenbar zum engeren Familienkreis. Allem Anschein nach handelt es sich um Angehörige der

Schwiegerfamilie von Henri, der 1918 eine gewisse Emma Meyer (oder Meier) aus Solothurn ehelicht, die Tochter eines Théodore.

Wie dem auch sei, Henri Schaeren hat von 1918 bis 1925 immer ein Auge auf die Firma seines Bruders, während auch er in der Uhr macherei tätig ist. In diesem Zeitraum wird er 1919 zunächst Prokurist bei der Aktiengesellschaft Louis Brandt & Frère - Omega Watch Co. und dann von 1920 bis 1925 Vertriebsleiter von Omega. Angesichts der hervorragenden Beziehungen zwischen den Familien Schaeren und Brandt (und da Mido noch keinerlei Konkurrenz darstellt)1 verkauft Henri mit der Zustimmung seiner Vorgesetzten sowohl Uhren von Omega als auch von Mido.

Aufgrund des Erfolgs der Mido-Uhren entschließt sich Henri, sich mit den Gründern von Mido Watch zusammenzutun. Wahrscheinlich finden ab 1924 erste Gespräche über eine neue Partnerschaft statt, die jedoch erst ein Jahr später zustande kommt2.

1918 – 1929DIE ANFÄNGE DER MARKE

„MIDO“, vom spanischen Ausdruck

yo mido („ich messe“)

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SEIT 1925

DIE GEBURT DER UHRENMANUFAKTUR MIDO: DIE HANDELSGESELLSCHAFT

Das offizielle Gründungsdatum der Société Anonyme Mido (Mido AG, zunächst „Société Anonyme Schären, Mido Watch“ genannt) datiert auf den 1. Mai 1925. Die konstituierende Sitzung erfolgt am Mittwoch, den 27. Mai 1925 in einer Anwaltskanzlei in Solothurn, die erste Haupt-versammlung unter Anwesenheit von Henri und Georges Schaeren, Hugo Jubert sowie Théodore und Walter Meyer (auch in Vertretung seine Mutter, Frau B. Meyer-Flury) findet am 6. Juni 1925 statt. Den Vorsitz der Hauptversammlung übernimmt Henri Schaeren, Protokoll führt Hugo Jubert. Vorab ist anzumerken, dass die Familie Meyer ihre Anteile an der alten Handelsgesellschaft in die neue Aktiengesellschaft investiert.

Das neu gegründete Unternehmen verfügt über ein Gesellschaftskapital von 200 000 CHF und widmet sich der Herstellung und dem Vertrieb von Uhren, Einzelteilen für Uhren sowie zugehörigen Artikeln. Später verkauft die Gesellschaft außerdem von ihr zusammengebaute Uhrwerke, die jedoch nicht von ihr selbst konzipiert werden. Die Gesellschaft übernimmt die Aktiva und Passiva der ehema-ligen Handelsgesellschaft G. Schaeren & Cie, Mido Watch (Solothurn) und behält die gleiche Adresse in Solothurn.

Der Verwaltungsrat, dessen Zusammensetzung sich bis in die 1950er-Jahre nicht ändert, besteht aus den drei Mitgliedern Henri Schaeren, kaufmän-nischer Direktor in Biel, Georges Schaeren, Produktionsleiter in Solothurn, und Hugo Jubert, Verwaltungsdirektor in Biel.

Die erste Entscheidung des Verwaltungsrats besteht in der Gründung einer Niederlassung in Biel, die ab sofort den Bereich Vertrieb übernimmt. Am 15. Juni 1925 wird diese Entscheidung in die Tat umgesetzt, indem die Mido AG ihre Niederlassung in der Bözingenstrasse 5 (Wohnsitz und Eigentum

des Verwaltungsratsvorsitzenden) eröffnet und im Handelsregister von Biel eintragen lässt. Die Hauptniederlassung ist hingegen weiterhin im Handelsregister von Solothurn eingetragen. Schon bald spielt der Standort in Biel eine Schlüs-selrolle für die Entwicklung des Unternehmens. Ab 1925 oder etwas später (1928–1930) nennt der Briefkopf die „Société Anonyme MIDO, ci-devant G. Schaeren & Cie. Bienne“ („Aktien-gesellschaft MIDO, vormals G. Schaeren & Cie Biel“) oder auch „Société Anonyme Mido, Fabrique d’Horlogerie Ci-devant G. Schaeren & Cie Mido Watch“ („Aktiengesellschaft Mido, Uhrenmanu-faktur, vormals G. Schaeren & Cie Mido Watch“) und erinnert so an die Vorgängergesellschaft. Der offizielle Name und die Geschäftsbezeichnung des Unternehmens variieren nach Belieben, ohne dass besonderer Wert auf Genauigkeit gelegt wird. Die hier genannten Bezeichnungen sind nur zwei unter vielen. Bei allen Formulierungen stehen jedoch zwei wesentliche Aspekte im Vordergrund: das Werk in Solothurn und die Büros in der Uhren-stadt Biel. Die Werkstätten in Günsberg werden hingegen nur selten erwähnt.

Der Verwaltungsrat, dessen Zusammensetzung sich bis in die 1950er-Jahre nicht ändert, besteht

aus den drei Mitgliedern Henri Schaeren,

kaufmännischer Direktor in Biel, Georges Schaeren,

Produktionsleiter in Solothurn, und Hugo Jubert,

Verwaltungsdirektor in BielHugo Jubert, Verwaltungsdirektor (1940er-Jahre)

Henri Schaeren, Vertriebsdirektor (1940er-Jahre)

Georges Schaeren, technischer Direktor (1940er-Jahre)

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Der erste Verwaltungsrat tritt am 20. Juni 1925 in den Büros der Gesellschaft in Biel zusammen. Alle drei Mitglieder sind anwesend, darunter der Vorsit-zende Henri Schaeren und Sekretär Hugo Jubert sowie Georges Schaeren. Diese drei Ämter stehen bis zum Tod oder zur Pensionierung ihrer Inhaber in den 1950er-Jahren nicht zur Debatte. Die Aktien werden wie folgt unterzeichnet und verteilt:

NUMMERN DER AKTIEN NAME WOHNSITZ ANZAHL DER AKTIEN IN %

1–65 Georges Schaeren Solothurn 65 32,5

66–130 Henri Schaeren Biel 65 32,5

131–163 Hugo Jubert Biel 33 16,5

164–176 Théodore Meyer Solothurn 13 6,5

177 Th. oder W. Meyer Solothurn 1 0,5

178–190 Walter Meyer Solothurn 13 6,5

191–200 Frau B. Meyer-Flury Solothurn 10 5

Insgesamt 200 100

Abb. 2: Erste Aktionäre des Unternehmens (1925)Quelle: MIDO-Archiv (Le Locle), 15/007, Protokoll des Verwaltungsrats Nr. 1, 20 Juni 1925

Das Kapital bleibt also in Familienbesitz und verteilt sich auf die Mitglieder des Verwaltungsrates sowie die finanziellen Unterstützer oder Gläubiger der ersten Handelsgesellschaft, die Familie Meyer. Zu Beginn kontrollieren die Gebrüder Schaeren das Unternehmen mit gemeinsam 65 % der Anteile. Im gleichen Jahr verkauft jedoch Henri Schaeren 35 Aktien an einen spanischen Investor. Somit kontrollieren die Brüder nur noch 47,5 % des Kapitals. Dennoch behalten die Verwaltungs-ratsmitglieder – gemeinsam mit Hugo Jubert, der 15 Aktien an einen Schweizer Investor abtritt, – weiterhin eine Mehrheit von 56,5 % des Unternehmenskapitals und somit die volle Entscheidungsfähigkeit.

Angesichts der Umwandlung der Handelsgesell-schaft in eine AG und dem Bargeldbedarf des neuen Unternehmens wird entschieden, dass einige Aktionäre diesem im Verhältnis zu ihrem jeweiligen Aktienkapital zusätzliche Darlehen bereitstellen, darunter die drei Mitglieder des Verwaltungsrats mit je 32 000 CHF sowie Théodore und Walter Meyer mit 18 000 CHF (mit Zinsen von 7 % für letztgenannte).

Im Jahr 1927 ziehen sich Théodore und Walter Meyer aus dem Unternehmen zurück, woraufhin ihre Anteile (Aktien und Unternehmensdar-lehen) mehrheitlich von den drei Direktoren übernommen werden. Diese halten nun 69 % des Unternehmens, wobei sich 57,5 % in der Hand der Gebrüder Schaeren befinden. In den nächsten zwei Jahren ändert sich nichts an der Kapitalstruktur, bis der Verwaltungsrat 1929 eine Kapitalerhöhung beschließt, die aufgrund des steigenden Geschäfts-volumens erforderlich wird. „Angesichts unserer ständig wachsenden Umsätze ist diese Erhöhung unbedingt notwendig. Außerdem leistet sie einen wichtigen Beitrag zur Erhöhung unserer Kreditwür-

DATUM UNTERNEHMENSBEZEICHNUNG UNTERNEHMENSSITZ GESELLSCHAFTSKAPITAL (IN CHF)

11.11.1918 G. Schaeren [auch Schären] & Cie, Mido Watch

Solothurn [Handelsgesellschaft]

27.05.1925 Société Anonyme Schären, Mido Watch

[Tatsächlich hieß das Unternehmen niemals so, der Name hatte lediglich Projektcharakter.]

Solothurn 200 000,–

200 Namensaktien im Wert von je 1 000,–

06.06.1925 Société Anonyme Mido Solothurn 200 000,-

200 Namensaktien im Wert von je 1 000,–i Das Gehalt eines Arbeiters in der

Uhrmacherbranche betrug damals ungefähr zwischen 45 und 95 Cent/Stunde

15.06.1925 ebenso Solothurn und Biel ebenso

07.03.1929 ebenso ebenso 300 000,–

300 Namensaktien im Wert von je 1 000,-

31.05.1930 ebenso ebenso 400 000,–

ebenso

21.03.–08.04.1933 ebenso Biel ebenso

18.07.1941 ebenso ebenso ebenso

20.02.1952 ebenso Biel 60 000, ausschließlich Namensaktien

Serie A: 80 Aktien mit einem Nennwert von 100,–

Serie B: 104 Aktien mit einem Nennwert von 500,–

17.02.1961 Mido G. Schaeren & Co SA ebenso ebenso

25.03.1966 Mido G. Schaeren & Co. SA ebenso 1 200 000,– durch Ausgabe von 1 520 Aktien der Serie A zu je 100,– = insg. 1 600 Aktien;

1976 Aktien der Serie B zu je 500,– = insg. 2 080 Aktien

10.06.1997 Mido G. Schaeren & Co. AG ebenso 1 200 000,– durch 1 200 Aktien mit einem Nennwert von 1 000,–

03.01.2005 ebenso Le Locle ebenso

24.03.2005 MIDO AG ebenso ebenso

Abb. 1: Unternehmensbezeichnungen, Niederlassungen und Gesellschaftskapital der Uhrenmanufaktur MIDOQuelle: MIDO-Archiv (Le Locle), 15/001, 15/003 und 15/007; Schweizerisches Handelsamtsblatt (SHAB), verschiedene Jahrgänge.

Briefkopf von Mido (1926)

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digkeit und des Prestiges unseres Hauses.“ 3 Da die entsprechenden Mittel zur Verfügung stehen, erfolgt durch Schaffung von 100 neuen Aktien mit einem Nennwert von jeweils 1000 CHF eine Kapitalerhöhung von 200 000 auf 300 000 CHF. Die drei Mitglieder des Verwaltungsrats zeichnen alle ausgegebenen Aktien. Georges und Henri Schaeren übernehmen jeweils 40, die restlichen 20 gehen an Hugo Jubert. Vorbehaltlich der Zustimmung des Verwaltungsrats, den sie selbst bilden, können sie diese Aktien daraufhin an Dritte übertragen. Werden sie die Schulden des Unter-nehmens abbezahlen oder weitere Geldmittel mobilisieren, über die sie selbst nicht verfügen? In der Folgezeit wird die Gruppe der Aktionäre mit dem Einstieg eines iranischen Investors noch internationaler, während der spanische Gläubiger seinen Anteil erhöht und nun fast so viele Aktien besitzt wie Henri Schaeren. Dennoch behalten die drei Mitglieder des Verwaltungsrats mit 68,3 % weiterhin die Mehrheit der Unternehmensanteile.

Die herrschende Wirtschaftskrise führt auch bei Mido zu leeren Kassen, sodass 1930 eine neue Kapitalerhöhung um 100 000 CHF (100 Aktien mit einem Nennwert von je 1000 CHF) durch-geführt wird – die letzte für eine wahre Ewigkeit – und das Unternehmen somit über ausreichende Liquidität verfügt, welche ihr von den Banken

3 MIDO-Archiv (Le Locle), 15/007, Protokoll des Verwaltungsrats Nr. 9, 31. Januar 1929.

verweigert wurde. Das neue Kapital wird von den drei Hauptaktionären und ihren Verwandten zur Verfügung gestellt und ermöglicht dem Unter-nehmen, die interessanten Rabatte der UBAH („Union des branches annexes de l‘horlogerie“; zu Deutsch etwa „Vereinigung der Nebenbranchen der Uhrenindustrie“) zu nutzen und Lieferanten unverzüglich zu bezahlen. Die Verteilung des aufgebrachten neuen Kapitals ist nicht eindeutig bekannt, doch behält die Unternehmensleitung weiterhin die Kontrolle über die Geschäftstä-tigkeit. Im Jahr 1934 besitzen die drei Mitglieder des Verwaltungsrats und Leiter des Unternehmens gemeinsam 287 Aktien (also 72 % des Kapitals). Einige Jahre später, 1938, können sie ihren Anteil auf 372 Aktien oder 93 % des Kapitals erhöhen. Bis 1942 werden es sogar 397 Aktien und somit 99 % der Unternehmensanteile. Die überwiegende Mehrheit (etwa 4/5) befindet sich in den Händen der Gebrüder Schaeren oder ihrer Nachkommen. Nachdem Hugo Jubert ihnen im Jahre 1944 seine letzten 74 Aktien verkauft, besitzen sie nun die Gesamtheit des Unternehmens. Im Jahre 1950 leisten sie sich sogar den Luxus, die 2 seit 1945 „verloren gegangenen“ Aktien erneut zu kaufen, und haben nun 100 % der Anteile inne, was sich bis zum Verkauf des Unternehmens 1971 nicht mehr ändern wird.

NUMMERN DER AKTIEN NAME WOHNSITZ ANZAHL DER AKTIEN IN %

1–65; 169–178; 201–239 Georges Schaeren Solothurn 114 38

66–70; 106–130; 179–190 Henri Schaeren Biel 60 20

131–168 Hugo Jubert Biel 31 10,3

191–200 Frau B. Meyer-Flury Solothurn 10 3,3

71–105 ; 241–260 Enrique Gehrig Malaga 55 18,3

136–150 Henri Eggimann Lausanne 15 5

179–180 E. Schaeren-Gygax Solothurn 2 0,7

240 Mathilde Schaeren Solothurn 1 0,4

281–292 A. Gassim E’tessam-Zadeh Teheran 12 4

INSGESAMT 300 100

Abb. 3: Aktionäre im Jahr 1929Quelle: Mido-Archiv, 15/007, Protokoll des Verwaltungsrats Nr. 10, 28. Juni 1929

Auszug aus dem Aktienregister, Aktiengesellschaft Mido (1925)

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1918 –1929

DIE KREATIVITÄT IN DER NACHKRIEGSZEIT: ERSTE PRODUKTIONEN, MÄRKTE UND KUNDEN

In diesen Krisenjahren kommen die Gebrüder Schaeren zu der Erkenntnis, dass es nicht mehr ausreicht, einfach nur Uhren zu verkaufen. Sie wollen den Käufern ihrer Marke das gewisse Etwas bieten und entwickeln deshalb Schmuck-uhren, auch „Phantasieuhren“ genannt, die bei der zeitgenössischen Kundschaft sehr im Kommen und deshalb besonders begehrt sind. Mit dem Kauf einer Uhr von Mido gewinnt der Kunde nun also auch an gesellschaftlichem Ansehen.

Mitte der 1920er-Jahre lautet das Leitmotiv des Unternehmens aus Solothurn und Biel, „präzise, elegante und günstige“ Uhren anzubieten, die sich also durch die Eleganz ihrer Formen und die Qualität ihres Uhrwerks (was damals eine ständige Sorge darstellt) sowie – entsprechend dem Wunsch der Händler und Reklamefachleute – „relativ niedrige Preise“ auszeichnen. So werden sie zumindest in der Werbung angepriesen. Doch auch wenn Sammler – und die durch Midos eigene Werbung angeregte öffentliche Meinung – dazu

neigen, besonderen Wert auf die herausragendsten Stücke zu legen und die gewöhnlichen kaum zu beachten, verkauft Mido vorwiegend herkömm-liche Armbanduhren und Taschenuhren, einige davon mit emailliertem Dekor.

Seit dieser Zeit besteht eine der Stärken von Mido nicht nur darin, sich auf unterschiedlichen Märkten zu etablieren und die nationalen Geschmäcker richtig zu deuten, sondern auch in einer direkten Ansprache potenzieller Kunden in ihrer jeweiligen Landessprache und nicht nur auf Französisch oder Deutsch. Deshalb werden alle Werbeschriften und Garantie scheine stets von Mido selbst in mindestens 4 oder 5 Sprachen herausgegeben.

Gleichzeitig veröffentlicht Mido einen Katalog für Taschenuhren, wie die Marke selbst verkündet. Auch wenn sie am auffälligsten sind, machen Schmuckuhren nur einen Teil der Produktion aus.

Gesamtkatalog für Mido-Armbanduhren mit einer Einführung in 8 Sprachen (nach 1925) Seite des Gesamtkatalogs für Mido-Armbanduhren mit Damenuhren mit emaillierten Zifferblättern (nach 1925)

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Nichtsdestotrotz lösen diese „Phantasieuhren“ – die oft dem Sport und der Mode entlehnt werden, welche große Inspirationsquellen für Mido bedeuten – in den 1920ern und den frühen 1930ern rege Begeisterung aus, von der Mido selbstver-ständlich profitiert. In diesem Zusammenhang wirkt die Spezialisierung des Cheftechnikers der Uhrenmanufaktur auf dem Gebiet kleiner Kaliber geradezu Wunder. Das handwerkliche Können der Uhrmacher von Mido ermöglicht die Herstellung einer ganzen Reihe besonders exotischer Exemplare sowohl für Herren als auch für Damen, darunter lackierte Modelle in Form von Bällen (Tennis, Fußball, Rugby usw.), berühmte Armbanduhren in Gestalt von Autokühlern (aus dem Jahr 1925) oder auch in einen Miniatur-Autoreifen einge-fasste Taschenuhren (Modell Verynew von 1929). Weitere Stücke sind mit echtem Leder umringte Luxusuhren, Anhängeruhren in Metallkästchen mit in Emaille gearbeiteten Mosaiken (Modell

Verysmart mit Silberkästchen in Birnenform), Armbanduhren mit „springenden Stunden“ (bei denen Stunden und Minuten in Sichtfenstern anstatt mit Zeigern angezeigt werden, 1932), Taschenuhren und kleine Tischuhren mit umlau-fenden Kugeln als Zeiger (wie die Melik-Mido mit rollenden Stunden und Minuten) sowie noch viele andere Modelle, darunter Armband-uhren aus Gold, die als Ausdruck des modernen Lebens gelten sollen. Somit ist es auch nicht weiter verwunderlich, „Stift-Uhren“ (oder zumindest an Stiften befestigte Uhren) oder Smoking-Uhren (kleine Taschenuhren, die sich am Revers von Sakkos befestigen lassen) sowie Uhren mit Staffelei, Damenuhren mit Cloisonnés, Arbeiten Genfer Dekorateure, langgezogene Uhren, Anhängeruhren und vieles mehr im Angebot von Mido zu finden. Die Gemeinsamkeit aller dieser Modelle besteht in einem kleinen und hochpräzisen Kaliber zu einem durchschnittlichen Preis.

DIE PHANTASIEUHR

Werbung für die Schmuckuhren (späte 1920er-Jahre)

Abbildung von Mido (1920er-Jahre) Werbung für Damenuhren (1920er-Jahre)

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Werbung für die Uhr des Automobilisten (1920er-Jahre)Die Uhr des Automobilisten als Staffeleiuhr (1920er-Jahre)

Verschiedene Marken der Uhr des Automobilisten (1920er-Jahre)

Mido Bugatti (1920er-Jahre)

DIE UHR DES AUTOMOBILISTEN

Armbanduhr aus Platin in Form eines Kühlergrills, hergestellt für den König von Spanien (1927)

Die „Uhr der Automobilisten“, deren Exemplare heute bei Auktionen fünfstellige Summen erzielen, bleibt jedoch zumindest für Sammler das Aushängeschild dieser Pionierzeit. Nahezu jeder Automarke der damaligen Zeit widmet Mido eine Uhr in Form des jeweiligen Kühlergrills. Außerdem meldet der Hersteller in den Jahren 1925 und 1926 diverse Patente für Uhrengehäuse, Zifferblätter, Pendeluhren und Staffeleiuhren an, die alle die Kühler unterschiedlicher Automarken dieser Epoche nachbilden, darunter Alfa Romeo, Benz, Bugatti (oder EB für Ettore Bugatti), Buick, Chevrolet, Chrysler, Citroën, De Dion-Bouton, Delage, Farman, Fiat, Ford, Hispano-Suiza, Lancia, Lincoln, Opel, Peugeot, Pic-Pic, Rolls-Royce, Talbot und andere.

Das erste Geschäftsjahr oder vielmehr die ersten 8 Monate der Geschäftstätigkeit im Jahre 1925 sind ein voller Erfolg. Der Verwaltungsrat stellt fest, dass sich das Unternehmen angesichts seiner ständigen Neuheiten einen guten Namen gemacht und einen entsprechenden Ruf erworben hat. Für das Jahr 1925 liegen der Umsatz bei 1,3 Millionen Schweizer Franken, der Brutto-gewinn bei 179 340,75 CHF und der Nettogewinn bei etwas mehr als 10 000 CHF. Somit kann das Unternehmen für dieses Jahr eine Dividende von 5 % auszahlen, was für die tatsächlichen acht Monate sogar 7,5 % entspricht.

Die hauptsächlichen Absatzmärkte befinden sich in der Schweiz, in Skandinavien, England, Deutschland, Spanien, Kanada, Mexiko, Kolumbien, Peru, Chile, Japan, China und Australien. Darüber hinaus werden erste Verbindungen in weitere Länder geknüpft, darunter Brasilien, Uruguay, Argen-tinien, Indien, die Mandschurei, Kuba, Ägypten, Jugoslawien, Portugal, Mesopotamien (der heutige Irak), Griechenland und die Philippinen, von denen einige durchaus gute Perspektiven versprechen. Durchschnittlich werden pro Monat 5269 Uhren

und Uhrwerke hergestellt, also 42 157 in den 8 Monaten des Geschäftsjahres. Die auf 5400 Stück pro Monat ausgelegte Produktion kann bis auf 6000 Uhren erweitert werden.

Auch in den Niederlanden wird Mido ab 1926 aktiv. Das Unternehmen floriert und von Ägypten über Griechenland bis nach Estland scheinen ihm alle Türen offenzustehen.

Dennoch zeichnen sich auch einige Probleme ab. Neben einem vorübergehenden Rückgang der Produktion beklagen einige Kunden von Gameo, einem Schweizer Händler in Lausanne, den schlechten Betriebszustand ihrer Stücke sowie Mängel insbesondere am Uhrwerk. Diesen Problemen wird Abhilfe geschaffen.

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4 Pierre-Yves Donzé: „Les origines suisses de Citizen Watch“, Watch Around, Nr. 007, Frühling/Sommer 2009, S. 63–67.5 Jean-Philippe Arm: „Mido und die Geheimnisse der Krone“, Uhrenwelt, 21, November 2003, S. 53–54.

Im Jahr 1927 zählt Mido bereits mehr als 300 Kunden und beschließt im Oktober, am kommenden Genfer Auto-Salon teilzunehmen, um dort für seine Uhren in Kühlerform zu werben.

Obwohl sich die wirtschaftliche Situation im Vergleich zum Vorjahr verbessert, müssen 1928 an einigen Märkten, darunter Shanghai und München, große Debitorenverluste hingenommen werden.

Da der Vertreter in Skandinavien keine zufrie-denstellenden Ergebnisse liefert, wird auf diesem wichtigen Markt unter dem Namen Normido AG eine eigene Vertriebsgesellschaft für Mido-Uhren gegründet. Mido selbst hält 58 % der Unterneh-mensanteile, Henri Schaeren und Hugo Jubert vertreten die Muttergesellschaft im Verwaltungsrat.

Zudem richtet sich das Augenmerk nun auf die Länder des Fernen Ostens, von denen man sich große Aufträge für umfangreiche Serienproduk-tionen erhofft. Im darauffolgenden Jahr wird ein

ehemaliger Handlungsreisender des Uhrenher-stellers Solvil dorthin entsandt.

Da die Geschäftsräume in Biel mittlerweile zu klein geworden sind, mietet das Unternehmen das Erdgeschoss des Wohnhauses von Henri Schaeren. Wie in diesen Jahren üblich zeigt die Werbung daraufhin eine gewisse Tendenz, die Größe der vom Unternehmen betriebenen Gebäude stark zu übertreiben.

Bis zum Jahr 1929 zahlt Mido jährlich eine Dividende in Höhe von 7 %. Der Bruttogewinn erreicht in diesem Jahr 427 000 CHF, was bis zum Zweiten Weltkrieg nicht mehr übertroffen wird. Somit stellt das Jahr 1929 einen ersten Höhepunkt in der jungen Geschichte des Unternehmens dar. Mido ist fortan in Berlin und Norddeutschland, in der Tschechoslowakei, auf den Philippinen, in Hongkong, Shanghai, in der Mandschurei und teilweise in Britisch-Indien vertreten. Auf der Liste der zu erschließenden Märkte finden sich Polen,

die Straits Settlements (heute zu Malaysia gehörende ehemalige britische Kolonien sowie Singapur), Siam und Niederländisch-Indien. Während die Verkaufs-zahlen in Schweden und Chile eine erfreuliche Entwicklung nehmen, sind die Aussichten in Japan alles andere als rosig. Angesichts der anhaltenden Wirtschaftskrise sagt der örtliche Handelsver-treter stark zurückgehende Absatzzahlen voraus. Henri Schaeren macht deshalb den Vorschlag, die USA und Kanada in Angriff zu nehmen, um ein mögliches Wegbrechen des japanischen Marktes zu kompensieren.

Infolge der Unvermeidlichkeit eines Vorschlags der „Chambre suisse de l’horlogerie“ (Uhren-kammer), den auch die Zeitschrift der Fédération horlogère suisse aufgreift, beschließt der Verwal-tungsrat die einwöchige Schließung der Fabrik vom 29.07. bis zum 04.08.1929 bei gleichzei-tiger Lohnausfallentschädigung. Dies ist der erste bezahlte Urlaub der Arbeiterschaft von Mido, obwohl diesbezügliche kantonale Gesetze erst in den 1940er-Jahren verabschiedet werden. Diese Maßnahme steht im dreifachen Zusammenhang des Arbeitsfriedens durch Branchenvereinbarungen, der Forderung der Mitarbeiter nach gesetzlich geregeltem und bezahltem Urlaub und – dies muss betont werden – der Einführung von Methoden der

6 Siehe insbesondere Bernard Degen: „Arbeitsfrieden“, HLS, Version vom 06.05.2010, http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D16535.php, und Beatrice Schumacher, „Ferien“, HLS, Version vom 17.03.2015, http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D7629.php.

7 Mido-Archiv, 15/007, Protokoll des Verwaltungsrats Nr. 10, 28. Juni 1929.8 Mido-Archiv, 15/007, Protokoll des Verwaltungsrats Nr. 11, 26. Oktober 1929.

Personalverwaltung, welche die Mitarbeiter enger an das Unternehmen binden sollten.6

In Bezug auf die Produktion ist der Verwaltungsrat hin- und hergerissen zwischen einerseits einer Ratio-nalisierung der Kaliber und Beibehaltung der Qualität sowie andererseits dem Bestreben „weitestgehend auf die Wünsche des Kunden einzugehen – ein effizi-entes Instrument, über das manch Mitbewerber nicht verfügen kann“.7 Dieses Gespür für Markttendenzen und Kundenwünsche ist eine der großen Stärken der Gebrüder Schaeren. Wie so oft ist es Hugo Jubert, der die Diskussion im Sinne einer neuen Produktion entscheidet. Fortan ermöglicht ein neues und kleines 3 3/4‘‘-Kaliber die Herstellung besonders hübscher Modelle und bewahrt die Spitzenposition des Unter-nehmens als einem der umtriebigsten Innovatoren, als der sich Mido mittlerweile etabliert hat. Obwohl eine „Armbanduhr mit automatischem Aufzug“ 8 bereits in Planung ist, will dieses – für die Zukunft noch entscheidende – Projekt nicht so recht in Schwung kommen.

Die Herstellung des 500 000. Uhrwerks wird von der Belegschaft des Werks in Solothurn mit einer Aufmerksamkeit an Georges Schaeren gefeiert, wie es bereits anlässlich der längst erreichten 100 000. Uhr geschehen war.

Den Import von Mido-Uhren nach Japan übernimmt die Gesellschaft Star Shokai, die 1926 eigens zu diesem Zweck von zwei japanischen Partnern und einem Schweizer namens Rodolphe Schmid gegründet wird. Der Neuenburger hat sich bereits 1894 in Japan niedergelassen, um Schweizer Uhren dorthin zu importieren. Im Jahr 1912 weitet er seine Geschäftstätigkeit aus und gründet eine japanische Firma zur Herstellung und zum Verkauf seiner Uhren. Das Unternehmen entwickelt sich prächtig und schwingt sich bis 1927 mit 200 Mitarbeitern zum zweitgrößten Uhrenhersteller in Japan hinter Seiko empor. Im Jahr 1930 wird aus der Uhrenfabrik von Schmid die Citizen Watch Co. Im Jahr 1932 übernimmt Citizen die Vertriebsgesellschaft Star Shokai. Durch das Wirken von Schmid und den dabei erfolgenden Technologietransfer wird bald ersichtlich, dass es sich bei den von Citizen in den Jahren 1931, 1935 und 1941 auf den Markt gebrachten Uhren um Kopien bereits bestehender Mido-Modelle handelt 4 (was im Übrigen deren hohe Wertschätzung im Land der aufgehenden Sonne unter Beweis stellt). Auf Nachfrage erinnert sich Walter Schaeren, der Sohn von Georges Schaeren, im Jahr 2003 daran, dass Mido und Citizen sehr gute und fast familiäre Beziehungen unterhielten. Die Geschäftsleitungen beider Unternehmen kannten sich bestens und besuchten einander. Doch als Mido mit der Herstellung von Automatikuhren beginnt, kann die Fabrik in Biel die japanische Nachfrage nicht mehr erfüllen. Dann bricht der Zweite Weltkrieg aus. Am Ende des Konflikts beschließt die Geschäftsführung des Bieler Unternehmens, sich ausschließlich auf Märkte zu konzentrieren, die vom Krieg verschont geblieben sind. So wird Mido Marktführer in Kolumbien, Brasilien und Thailand, vernachlässigt jedoch Japan, dessen zukünftiges Potenzial man nicht vorausahnt 5.

Mido-Patent für die Rückervorrichtung der Uhrwerke (1927)Registrierung von 46 Mido-Gehäusemodellen in Frankreich (1925)

2 5

1929 – 1958

KAPITEL 2

Modell Multifort Datometer (1940er-Jahre)

2 6 l K A P I T E L 2 l 1 9 2 9 – 1 9 5 8 2 7

1929 – 1958DIE GROSSE DEPRESSION UND DIE ÄRA DER MULTIFORT

1929 –1933

DIE GROSSE DEPRESSION

Doch dann wird Mido während der 1930er-Jahre wie die gesamte Weltwirtschaft in die Große Depression hineingezogen, welche auf den Börsen-krach vom Oktober 1929 folgte. Von 1931 bis 1936 zahlt die Gesellschaft keine Dividenden. Um die Liquiditätsprobleme zu überwinden, verkauft Mido 1931 einen Großteil seiner Aktien an Normido S.A. und verringert seine Beteiligung auf nur noch 20 000 CHF.

Der skandinavische Markt (Schweden, Norwegen, Dänemark) bricht genauso zusammen wie der japanische, der gleichzeitig größter Absatzmarkt von Mido war. Entlassungen und Lohnkürzungen sind an der Tagesordnung. Ende des Jahres 1931 wird als eine Gegenmaßnahme zur Krise die Entscheidung getroffen, ab 1932 an der Uhren-messe in Basel (heute Baselworld) teilzunehmen.

Auf dem Tiefpunkt im Jahr 1933 bricht Midos Umsatz auf 236 000 CHF ein. Das Geschäftsjahr endet mit einem Verlust von fast 80 000 CHF und das Unternehmen schreibt tiefrote Zahlen. Während all dieser schwierigen Jahre unternehmen Verwaltungsrat und Investoren alle erforderlichen Maßnahmen, um das Schiff über Wasser zu halten. Das Geschäftsergebnis von 1928, das für 1929 noch

Tantiemen und saftige Gehaltszuschläge in Höhe von 66 % des Jahresgehalts erlaubt hatte, ist in weite Ferne gerückt.

Angesichts der wachsenden Schwierigkeiten sieht sich das Unternehmen im Jahr 1933 gezwungen, seine dezentrale Organisation der Standorte Solothurn, Biel und Günsberg aufzugeben und stattdessen seinen Hauptsitz nach Biel zu verlagern, wo fortan alle Geschäftstätigkeiten, von der Produktion bis zum Vertrieb, zusammengefasst werden. Unter den gegebenen Umständen sind die Geschäftsräume in Biel tatsächlich groß genug für die gesamte Produktion und bieten darüber hinaus noch räumliche Erweiterungsmöglich-keiten. Die Werkstätten in Günsberg verbleiben noch eine Weile im Unternehmensbesitz, werden dann jedoch nie wieder erwähnt. Die Suche nach einem neuen Fabrikgelände in Solothurn, das noch 1929 ins Auge gefasst wurde, ist nur noch ein Relikt der Vergangenheit.

Durch diese Maßnahmen werden das Zentrum der Geschäftstätigkeit und der Hauptsitz des Unter-nehmens endgültig nach Biel verlagert, was somit die erstmalige Zentralisierung bedeutet.

Durch diese Maßnahmen werden das Zentrum der

Geschäftstätigkeit und der Hauptsitz des Unternehmens endgültig nach Biel verlagert

Die Große Depression

2 8 l K A P I T E L 2 l 1 9 2 9 – 1 9 5 8 2 9

zierung der Mido-Uhr verhindert, ist die Aktion ein voller Erfolg und lässt für die Zukunft einige wertvolle Schlüsse zu.

Eine unmittelbare Verbesserung der finanziellen Situation bleibt jedoch aus. Um das enorme Defizit zu reduzieren und dem Unternehmen ein ausrei-chendes Betriebskapital bereitzustellen, wird die Entscheidung getroffen, dass alle Hauptaktionäre, darunter die Mitglieder des Verwaltungsrats, ihrer Gesellschaft 60 000 CHF zuschießen. Diese Summe stellt ein Vermögen dar und spiegelt somit das Vertrauen der drei Männer in ihr Unternehmen und ihr neues Produkt wider. Die Zukunft wird ihnen Recht geben. Obwohl sich die allgemeine Lage vorerst weiterhin nicht verbessert, steigt der Umsatz ab 1934 wieder leicht an, was nicht nur einer Erholung der Weltwirtschaft, sondern auch dem guten Absatz der neuen Uhr zu verdanken ist.

1935 Im Jahr 1935 wird diese sogar automatisch und begründet eine neue Ära für das Unternehmen. Die ab 1933 entwickelte und 1935 auf den Markt gebrachte Mido Multifort Automatic ist die weltweit erste Uhr, die alle vier Eigen-schaften kombiniert, welche fortan den Erfolg der Mido-Uhren ausmachen: automatisch, wasserdicht, antimagnetisch und stoßfest. Dies ist einer der wichtigsten Meilensteine in der Geschichte von Mido. Ab sofort konzent-riert sich die Produktion hauptsächlich und mit großem Erfolg auf die Herstellung schlichter und funktioneller Uhren mit Automatikwerk, die sich auch unter schwierigsten Bedingungen stets als robust und zuverlässig erweisen, wie die Werbung gebetsmühlenartig wiederholt.

1934 –1958

AUFSCHWUNG, WACHSTUM UND EXPANSION: DIE ÄRA DER MULTIFORT

1934 Die Krise hatte auch ihr Gutes, denn sie zwang Mido zu einer gewissen Rationalisierung seiner Modelle. Von modisch-phantasievollen und neuar-tigen Uhren schwenkt das Unternehmen nun um und wendet sich eher funktionellen und zeitlosen, jedoch weiterhin sportlichen Konzeptionen zu, bei denen Robustheit und Handwerkskunst Vorrang vor der äußeren Erscheinung haben. Mit der Markteinführung der Mido Multifort im Jahr 1934 nimmt der Uhrenhersteller einen echten Paradig-menwechsel vor und konzentriert sich nunmehr auf genau definierte Eigenschaften, die fortan zu seinem Markenzeichen werden: Ab sofort werden wasser- und staubdichte, rostfreie, stoßfeste sowie antimagnetische Uhren produziert. Die absolute Dichtigkeit der Mido-Uhren, die sich zu einem Eckpfeiler der Marke entwickeln wird, basiert auf einem einfachen aber innovativen System. Dabei handelt es sich um eine Dichtung aus speziell behandeltem Naturkork, welche die Welle perfekt umgibt und so für eine komplette Versiegelung der Krone sorgt – dem Schwachpunkt einer jeden Uhr.

Diese Eigenschaften formen das zukünftige Image der Marke.

Zu Werbezwecken und um die Qualitäten der neuen Uhr auch unter extremsten Bedingungen unter Beweis zu stellen, wird diese umgehend nach New York verschickt und dort bei Electrical Testing Laboratories Inc., das damals alle messtechnischen Prüfungen für die US-Regierung durchführt, in Bezug auf Dichtigkeit, Robustheit und Verschleiß genau unter die Lupe genommen. Mehrere Tausend Stunden lang wird die Wasserdichtigkeit in Süß- und Salzwasser getestet. In zehn Durchläufen à 15 Minuten werden die Uhren Temperaturen von 50 °C und anschließend –40 °C ausgesetzt. Die Krone wird einer Beanspruchung wie in 34 Jahren Benutzung unterzogen. Unterwassertests bei 13 atm (120 m) sowie Höhentests bei 6600, 13 300 und 16 600 Metern verlaufen bis auf einen alle erfolgreich. Nur eine der sechs getesteten Uhren hört in 13 300 Metern auf zu funktionieren. Trotz dieses Wermutstropfens, der eine Zertifi-

Mido Multifort Automatic ist die weltweit erste Uhr, die alle vier Eigenschaften kombiniert,

welche fortan den Erfolg der Mido-Uhren ausmachen:

automatisch, wasserdicht, antimagnetisch und stoßfest

Werbung für die Multifort (1930er-Jahre)

Skizze des Dichtungssystems mit Korkdichtung, später „Aquadura“ genannt (1930er-Jahre)

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Ab 1935 macht Mido international ausgiebigen Gebrauch von seinem „Demonstrationsauto-maten Multifort“, um die Vorzüge seiner Uhren insbesondere in den Vereinigten Staaten publik zu machen.

Die Automatikkaliber der Mido-Uhren werden vom Rohwerkehersteller Adolph Schild S.A. (auch AS oder ASSA) gefertigt. Neben der Tatsache, dass diese Kaliber exklusiv für Mido hergestellt werden, bietet die Zusammenarbeit außerdem den Vorteil, das sich AS um alle Werkzeuge und Maschinen kümmert. Es entstehen starke Bindungen zwischen den technischen Führungskräften und ihren Unter-nehmen. Die so produzierten Uhrwerke erweisen sich als äußerst zuverlässig und genießen das Vertrauen der Kundschaft.

1936 Um das Wort „Multifort“ in den Köpfen der Menschen zu verankern, steigert Mido noch einmal seinen Einfallsreichtum. Im Jahr 1936 gibt das Unternehmen auf Englisch und Französisch ein zweisprachiges Buch von Edward Heaton, Professor an der Handelsschule von La Chaux-de-Fonds, mit dem Titel [Mido Multifort:] „60 questions et réponses sur l’horlogerie“ („60 Fragen und Antworten zur Uhrmacherei“; La Chaux-de-Fonds, 1936) heraus, um Werbung für seine Multifort-Serie zu machen. Als weitere Verbesserung stattet der Hersteller seine Modelle 1937 mit einer unzerbrechlichen und antimagnetischen Zugfeder aus, die später unter dem Namen Permadure bekannt wird (ab 1952 als eingetragene Marke).

Im selben Jahr stellen die Direktoren mit Freude fest, dass die Bücher für 1936 trotz einiger hoher Abschreibungen ein deutlich verbessertes Jahres-ergebnis aufweisen. Ihrer Meinung nach ist dieser Erfolg drei Faktoren zu verdanken: zunächst dem allgemeinen Aufschwung, der sich seit 1936 abzuzeichnen beginnt, dann der Abwertung des Schweizer Franken vom September 1936, „der dem Export zusätzlichen Schwung verschaffte“, und „last but not least […] der Schaffung einer neuen Serie außergewöhnlicher Produkte, die für unsere Kundschaft von heute besonders interessant sind.

Zu diesen Produkten gehört insbesondere die Uhr MIDO MULTIFORT, welche sich dank ihrer unbestreit-baren Qualitäten als voller Erfolg erwiesen hat […]. Die Entwicklung dieser Uhr ist eine Leistung, für die wir insbesondere dem hervorragenden Techniker Herrn Georges Schaeren unsere Hochachtung erweisen, aber auch Herrn Henri Schaeren, der dieser Uhr dank seiner unermüdlichen und energischen Arbeit den verdienten Bekanntheitsgrad verschafft hat, welcher auch in Zukunft noch weiter wachsen wird.“ 9

1937Ab 1937 wird die Multifort (den Herstellerangaben zufolge) als wasserdichter Chronograph angeboten und kann als Mido Multichrono mit vier verschie-denen Zifferblättern versehen werden, darunter Chronograph/Zähler, Pulsmesser, Tachometer und Entfernungsmesser.

9 Mido-Archiv, 15/007, Protokoll der Hauptversammlung, 20. Februar 1937.10 Mido-Archiv, 15/007, Protokoll des Verwaltungsrats Nr. 23, 20.01.1938.

1938Das Jahr 1938 bringt endlich wieder einen lang anhaltenden Aufschwung, das Unternehmen vervierfacht das vorangegangene Jahresergebnis und macht einen Nettogewinn von 96 000 CHF. Das Geschäftsjahr 1937 ist wahrlich außerge-wöhnlich, da es zudem die Abschreibung weiterer 53 400 CHF an Debitorenforderungen erlaubt. Auch wenn die Entwicklung in den Folgejahren nicht mehr ganz so schnell vorangeht, ist doch ein sehr positiver Trend zu erkennen, der es Jahr für Jahr ermöglicht, das Unternehmen weiter zu konsolidieren und es auf ein festes Fundament zu stellen. Der Verwaltungsrat hält mit seiner Freude nicht hinterm Berg: „Zu unseren größten Zufrie-denheit konnten wir also nicht nur den Saldo unseres Kontos bei P. & P. ausgleichen, sondern durch eine Gutschrift von 5000 CHF auch einen Reservefonds bilden sowie eine Dividende von 5 % auszahlen, die erste seit 1929. Somit sind die 7 mageren Jahre endlich vorbei, hoffentlich für lange Zeit.“ 10 Dieser Wunsch wird erhört, denn das Unternehmen macht bis zum Ende der 1960er-Jahre teilweise äußerst hohe Gewinne.

Die Entwicklung dieser Uhr ist eine Leistung, für die wir insbesondere dem hervorragenden Techniker

Herrn Georges Schaeren unsere Hochachtung erweisen, aber auch Herrn Henri Schaeren, der dieser Uhr dank seiner

unermüdlichen und energischen Arbeit den verdienten

Bekanntheitsgrad verschafft hat, welcher auch in Zukunft

noch weiter wachsen wird

Werbung für die Multifort (1938)Demonstrationsautomat Multifort zum Testen von antimagnetischen, unzerbrechlichen und dichten Automatikuhren (1935 patentiert)

Werbung für die Mido Multichrono, den wasserdichten Chronographen von Mido (1937)

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1939Das Jahr 1939 ist von einer ganzen Reihe an Innova-tionen geprägt, wie die vielleicht erste vierfarbige Werbeanzeige der Schweiz auf der zweiten Seite der Zürcher Illustrierten Nr. 19 vom 12. Mai 1939 berichtet, welche zur Schweizerischen Landes-ausstellung 1939 herauskommt. Diese Reklame bildet mehrere Ausführungen der Mido Multifort ab, aber auch vier Modelle aus dem gleichen Jahr, die im März 1939 auf der 9. Schweizer Uhrenmesse in Basel präsentiert wurden. Den Anfang macht die Mido Radiotime, deren Uhrzeit sich viermal pro Stunde beim Hören des Zeitsignals im Radio oder über Telefon auf 15, 30 oder 45 Minuten sowie auf die volle Stunde einstellen lässt. Dazu reicht ein Druck auf einen in die Krone eingefassten Knopf, wodurch die Sekunden- (auf 0), Minuten- und Stundenzeiger automatisch zurückgesetzt werden. Die Mido Datometer zeigt mit einem zusätzlichen Zeiger das aktuelle Datum an. Die rechteckige

Mido Multifort ist ein hübsches und wasserdichtes Modell. Das „Journal suisse d’horlogerie“ („Schweizer Uhren-Journal“) hebt in seiner Werbung die „sechs bekannten Vorteile der Multifort“ hervor, die auch für dieses Modell gelten: wasserdicht, antimagnetisch, stoßfest, rostfrei, präzise und mit unzerbrechlichem Glas. Darüber hinaus verfügt dieses Modell über eine unzerbrechliche Zugfeder und ein lichtechtes Zifferblatt, welche kontinuierliche Weiterentwick-lungen darstellen und Midos Bestreben belegen, seinen Kunden zuverlässige und langlebige Uhren anzubieten. Eine heutzutage alltägliche wasser-dichte Uhr stellt zur damaligen Zeit eine große Herausforderung an die Fabrikation des Gehäuses dar und bedeutet somit eine echte Neuheit. Für Damen hat das Bieler Unternehmen eine neue wasserdichte und mit Brillanten geschmückte Uhr im Angebot.

Werbung für die Mido Radiotime (1940)

Erste vierfarbige Werbung in einer Zeitschrift (1939)

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Weniger als ein Jahr nach der Markteinführung sind der Name und das Uhrwerk „Super-Automatic“ so erfolgreich, dass ihn auch die Wettbewerber gern für sich verwenden. Mido sieht sich deshalb gezwungen, im „Journal suisse d’horlogerie“ eine Klarstellung zu veröffentlichen.

Auf der Schweizer Uhrenmesse von Basel 1941 stellt Mido folgende Produkte mit den zugehö-rigen Beschreibungen vor:

„Mido Multifort, die zu 100 % wasserdichte Uhr, stoßfest, antimagnetisch, präzise, mit Edelstahlge-häuse und unzerbrechlichem Glas.“

„Mido Multifort Superautomatic mit allen genannten Vorzügen und automatischem Aufzug durch die natürlichen Bewegungen des Armes.

11 Julius Wagner (Hrsg.): „25 Jahre Schweizer Mustermesse: ein Jubiläum der Schweizer Arbeit“ = 25 ans de Foire suisse = 25 anni di Fiera svizzera, Zürich, Verkehrsverlag, 1942, S. 253.

„Mido Multicenterchrono, der neue Chrono-graph, 100 % wasserdicht, stoßfest, antimagnetisch, mit großem 60-Minuten-Zähler und ausschließlich zentralen Zeigern.“11

Doch das ist noch nicht alles. Denn in diesem an Neuheiten besonders reichen Jahr kann der Uhrmacher aus Biel noch zwei weitere Innova-tionen präsentieren. Zum einen wird zu Beginn des Jahres ein besonders flaches Modell vorge-stellt. Nach der Landesausstellung startet Mido zudem seine Werbekampagne für das Uhrwerk „Super-Automatic“ an der Seite des unvergess-lichen Mido-Roboters, dem von Henri Schaeren entworfenen Symbol für die Robustheit der Marke. Einige Jahre später wird dieser Markenbotschafter als Holzfigur für Kinder in einer Stückzahl von 100 000 Exemplaren produziert. „Mr. Mido“ ist eine von Midos zahlreichen Marketing-Innova-tionen, deren Potential von Henri Schaeren jr. sofort erkannt wird. Bei seinem ersten Auftritt auf der Uhrenmesse zu Basel werden mehr als 60 000 Mido-Roboter verteilt!

Zu guter Letzt bringt Mido auf Grundlage der hervorragenden Wasserdichtheit seiner Uhren den Apparat Mido-Watertest „B“ auf den Markt, der auch einfach „Apparat Mido B“ genannt wird und das Testen der Wasserdichtheit von Uhren ermöglicht.

Die Präsenz von Mido in Asien – einem seiner bevorzugten Märkte – lässt sich unter anderem anhand zweier wunderschöner Werbeanzeigen für die Multifort belegen, von denen eine aus dem Königreich Siam (dem heutigen Thailand), die andere aus Hongkong stammt.

Robi zusammen mit der Multifort Superautomatic (1940er-Jahre)

Der Mido-Roboter, Markenbotschafter und Symbol für Fortschritt und Robustheit, 1939 lanciert

Werbung für die Mido Multifort aus dem Königreich Siam (Foto vom 6. Februar 1939 aus Lop Buri im Zentrum von Thailand)

Mido-Stand auf der Schweizer Messe in Basel (1942)

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Seite mit der Multicenterchrono (1950er-Jahre)

Diese Werbung thematisiert den Rekordflug rund um die Erde des amerikanischen Unternehmers Milton Reynolds, der eine Mido Multicenterchrono (1947) trägt

Das Jahr 1941 ist ein außergewöhnliches Geschäftsjahr, denn trotz Abschreibungen bei Schuldnern in Höhe von fast 49 000 CHF kann der Verwaltungsrat 70 000 CHF an Rücklagen bilden und 1942 eine Dividende von 7 % ausschütten. Darüber hinaus werden Boni und Prämien gezahlt, während immer noch ein positiver Saldo von 18 925,40 CHF übrig bleibt. In den darauf-folgenden drei Jahren sind erstmals in Midos Unternehmensgeschichte sogar Dividenden in Höhe von 10 % möglich. Im Jahr 1944 müssen zum ersten Mal keinerlei Ansprüche gegenüber Schuldnern abgeschrieben werden. Den Geschäfts-verlauf als positiv zu bezeichnen, wäre eine glatte Untertreibung. Die während des Krieges erzielten Gewinne ermöglichen große Abschrei-bungen und die Schaffung äußerst komfortabler Rücklagen. Einer der Hauptgründe für diesen Erfolg ist sicherlich die Qualität der robusten und wasserdichten Multifort-Modelle. Berichten zufolge erfreut sich die Uhr großer Beliebtheit bei den amerikanischen GIs, der Umsatz in den USA explodiert. Mido hat sich im Bereich wasserdichte Automatikuhren etabliert und wird sich zukünftig fast ausschließlich diesem Geschäftsfeld widmen.

Walter Schaeren, Pilot der Schweizer Luftwaffe (1940er-Jahre)

Zudem gehen in den 1940er-Jahren

eine ganze Reihe an Rückmeldungen insbesondere

von amerikanischen Soldaten und Piloten bei Mido ein, die alle von der

bemerkenswerten Robustheit und Wasserdichtheit der Mido

Multifort berichten, welche auch unter extremsten

Bedingungen einwandfrei funktioniert

1941Der legendäre Multicenterchrono, der ab 1941 in Serie hergestellt wird, ist der erste Chronograph mit Anzeige der gemessenen Zeit in der Mitte der Uhr (und somit des Sichtfelds), was eine optimale Lesbarkeit gewährleistet. Die Stunden- und Minutenzeiger der Uhr sowie die Sekunden- und Minutenzeiger des Chronographen sind somit im Zentrum angeordnet – anstatt in kleinen zusätz-lichen Zifferblättern bei 3, 6 oder 9 Uhr. Daher der Name „Multicenterchrono“. Diese Anordnung ist besonders gut bei den beiden Modellen von Beginn der 1950er-Jahre erkennbar. Naturgemäß wird dieser Uhrentyp häufig mit der Fliegerei in Verbindung gebracht, so zum Beispiel 1947, als Mido die Piloten eines neuen Rekordflugs um den

Globus ausstattet, um seine Uhren „unter realen Bedingungen“ zu testen. Mido unterhält sehr enge Beziehungen zur Luftfahrt, denn Walter Schaeren, Georges‘ Sohn, wird während des Zweiten Weltkriegs in die Schweizer Luftwaffe eingezogen und erhält 1942 im Rang eines Leutnants seinen Pilotenschein. Zudem gehen in den 1940er-Jahren eine ganze Reihe an Rückmeldungen insbesondere von amerikanischen Soldaten und Piloten bei Mido ein, die alle von der bemerkenswerten Robust- heit und Wasserdichtheit der Mido Multifort berichten, welche auch unter extremsten Bedin-gungen einwandfrei funktioniert. Es versteht sich von selbst, dass Mido dieses Lob ausgiebig für Werbezwecke nutzt.

3 8 l K A P I T E L 2 l 1 9 2 9 – 1 9 5 8 3 9

« (...) When I had the good fortune to be in the States in the spring of 1943, I bought a Mido watch. Soon after D Day I was serving in the destroyer HMS QUORN which was torpedoed and sunk in the channel. No boats got away and the 20 % that got away swam for five hours. It had yet another ducking this year and is still perfectly waterproof and keeping time without ever having been looked at.(...) »

H.M.S. Javelin, London, September 18, 1945

„Als ich das Glück hatte, im Frühjahr 1943 in den USA sein zu können, kaufte ich mir eine Uhr von Mido. Kurz nach dem D-Day diente ich auf dem Zerstörer HMS Quorn, der im Ärmelkanal torpediert und versenkt wurde. Wir konnten keine Rettungsboote zu Wasser lassen, sodass die überlebenden 20 Prozent der Besatzung fünf Stunden lang schwimmen mussten. In diesem Jahr ist die Uhr noch einmal unfreiwillig im Wasser gelandet, blieb aber erneut vollkommen wasserdicht und zeigt immer noch perfekt die Uhrzeit an, ohne auch nur einmal gewartet worden zu sein.“

H.M.S. Javelin, London, 18. September 1945

« (...) I dropped it from the top of a B-25 bomber on to the concrete runway. I swam with it, painted houses, papered houses, used a paint gun for 9 months painting engine parts of the famous Pratt-Whitney Motors. Beside our paint booth was a pan of paint thinner ; when my MIDO got splattered with paint specks, it was ducked for several minutes in this thin ner. I worked for 18 months at North American, during this time I rebuilt wrecks, worked on engines, riveted, bucked rivets, and modified the North American B-25 and P-51’s. All these years, this watch has been on my arm. In fact, I’d feel lost without it. And besides it keeps perfect time. (...) »

M. Merle L. Proctor, Kansas City, November 29, 1947

„Ich ließ meine Uhr aus einem B-25-Bomber auf die Betonpiste fallen. Ich bin mit ihr geschwommen, habe Häuser gestrichen und tapeziert sowie neun Monate lang eine Lackierpistole in der Hand gehabt, um Teile für die berühmten Pratt-Whitney-Motoren zu lackieren. Neben unserer Lackierkabine stand ein Topf mit Farbverdünner. Wenn meine Mido voller Farbspritzer war, habe ich sie mehrere Minuten lang in diesen Verdünner getaucht. Ich habe 18 Monate lang beim Flugzeughersteller North American Aviation gearbeitet. Während dieser Zeit baute ich Wracks wieder zusammen, arbeitete an Motoren und vernie-tete und modifizierte Flugzeuge vom Typ North American B-25 und P-51. Während all dieser Jahre trug ich diese Uhr am Handgelenk. Ich würde mich ohne sie ganz verloren fühlen. Darüber hinaus geht sie immer absolut richtig.“

M. Merle L. Proctor, Kansas City, 29. November 1947

« (...) While in the Service as a Navy flier, I purchased my Mido at a Marine Post Exchange at Guantanamo Bay, Cuba. Approximately a year later, while engaged in anti-submarine warfare in the North Atlantic, I sighted and attacked a fifteen hundred ton German mother sub. As a result of this, my land-based bomber was shot down, but we managed to get some distance from the submarine before crash landing in the water. In order to avoid laborious details, I merely wish to point out that I was wearing the watch at the time. Not only did it come through the crash landing without harm, but also the following four hours spent in the water had no effect upon it. (…) In addition to this, the watch has kept perfect time, and I have liked it better than any timepiece I have ever owned. (...) »

M. Thomas J. Aylward, Chicago, June 30, 1942

„Während meiner Dienstzeit als Navy-Pilot kaufte ich in einem Marine Post Exchange auf der Guantanamo Bay Naval Base in Kuba meine Mido. Ungefähr ein Jahr später griff ich während der U-Boot-Bekämpfung im Nordatlantik ein deutsches U-Boot mit 1500 BRT an. Dabei wurde mein land-gestützter Bomber abgeschossen. Vor unserer anschließenden Bruchlandung im Wasser konnten wir uns jedoch noch relativ weit vom U-Boot entfernen. Ich erspare Ihnen die Details und möchte nur erwähnen, dass ich meine Uhr die ganze Zeit lang trug. Sie hat nicht nur den Absturz schadlos übers-tanden, sondern auch die darauffolgenden vier Stunden im Wasser konnten ihr nichts anhaben. (…) Darüber hinaus ging sie immer richtig und gefiel mir besser als alle anderen Uhren, die ich je besessen habe.“

M. Thomas J. Aylward, Chicago, 30. Juni 1942

KUNDENAUSSAGEN DER 1940er-JAHRE

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Werbung für die Multifort Super-Automatic (1945)Werbung für die Multifort Super-Automatic (1945)

4 2 l K A P I T E L 2 l 1 9 2 9 – 1 9 5 8 4 3

1942

12 Mido-Archiv, 15/007, Protokoll des Verwaltungsrats Nr. 33, 13.06.1945.

Angesichts der allgemein bekannten Wasser-dichtheit der Mido-Uhren lässt das Unternehmen 1942 eines seiner Markenzeichen, den berühmten, in ein Wappen eingefassten Seestern (als Schweizer Marke Nr. 101595) und 1944 die Marke „OCEANSTAR“ (als Schweizer Marke Nr. 109198) eintragen. Die später nach diesem Modell benannte Kollektion wird zum Sinnbild für das gesamte Unternehmen.

Bei einem solchen Erfolg muss zwangsläufig auch für die Mitarbeiter etwas abfallen, sodass der Verwaltungsrat die Schaffung eines Pensions-fonds beschließt. Am 23. Dezember 1942 wird zugunsten der Belegschaft der Wohlfahrtsfonds der S. A. MIDO gegründet, welcher zukünftig die wirtschaftlichen Folgen von Krankheit, Invalidität, Alter und Tod abmildern soll (und dies sechs Jahre bevor in der Schweiz die Alters- und Hinterlasse-nenversicherung (AHV) eingeführt wird). Im Jahr 1961 wird der Pensionsfonds zu Ehren der Unter-nehmensgründer in „Georges und Henri Schaeren Stiftung“ umbenannt. Diese Stiftung existiert auch heute noch und hat bereits vielen ehemaligen Mitarbeitern von Mido Unterstützung geleistet.

1945Im Jahr 1945 findet sich auf der Tagesordnung immer wieder ein bestimmter Punkt: der Bau einer neuen Fabrik. Seit vielen Jahren schon betreibt Mido seine engen Geschäftsräume in der Bözingenstrasse 5 und der Gartenstrasse 8. „Eine Erweiterung ist nicht mehr möglich, dieses Dilemma verlangt nach einer anderen Lösung. Wir erhalten immer mehr Aufträge und die während des Krieges nicht zugänglichen Märkte werden sich wieder öffnen. Die Mido Multifort hat definitiv die Herzen und die Gunst der breiten Öffentlichkeit erobert. Der seit langer Zeit erforderliche Bau einer neuen Fabrik ist unausweichlich geworden und muss voran-getrieben werden. […] Dies ist ein wichtiger Schritt für die Zukunft unseres Unternehmens. Der Bau der neuen Fabrik wird gewissermaßen die Krönung der

bis zum heutigen Tage zum Wohle des Unternehmens angestrengten Bemühungen. Außerdem wird er den Beginn einer neuen Epoche markieren, in der wir unsere Produktion erweitern und deutlich effizienter gestalten, als sie in den alten, dezentralen und zu beengten Räumlichkeiten sein konnte, sowie unsere geschäftliche Entwicklung leichter und in größerem Ausmaß voranbringen können.“ 12

1946Die hohe Nachfrage nach qualifizierten Arbeits-kräften gegen Ende des Zweiten Weltkriegs und zu Beginn des 30-jährigen Nachkriegsbooms macht 1946 Gehaltserhöhungen von 10 % erforderlich, um die Abwanderung besonders fähiger Mitar-beiter zu verhindern.

Da finanzielle Mittel zur Genüge vorhanden sind, entscheidet der Verwaltungsrat außerdem, die Immobilie von Henri Schaeren in der Bözin-genstrasse 5 zu kaufen, in der Mido bereits die Räumlichkeiten im Erdgeschoss der Villa, das Nebenhaus für Produktionszwecke und die Hausmeisterwohnung im 2. Stock nutzt. Zwar ist dieser Kauf nicht zwingend erforderlich, doch könnte er sich nach Ansicht des Verwaltungsrats eines Tages als vorteilhaft erweisen. Darüber hinaus beginnt das Unternehmen ab 1946/47, verdiente Mitarbeiter zu ihren 10- oder mehr jäh-rigen Betriebsjubiläen auszuzeichnen.

Im September 1946 ist die neue Fabrik in der Bözingenstrasse 9 beinahe fertiggestellt. Das Vertriebspersonal bezieht seine neuen Räumlich-keiten im Oktober, die Produktionsabteilung folgt im November. Da die gesamte Belegschaft gerade äußerst beschäftigt ist, soll die Einweihung des neuen Werks frühestens im Frühjahr 1947 statt-finden. Getreu ihrer diskreten Natur wollen die Direktoren diesem Tag keinen allzu offiziellen Rahmen geben, sondern eher im Rahmen der Mitarbeiter und des Unternehmens mit wenigen geladenen Gästen feiern. Nur die wichtigsten

Nord- und Südfassaden des neuen Gebäudes Ende 1946

Luftaufnahme des brandneuen Gebäudes von Mido aus dem Jahr 1946

4 4 l K A P I T E L 2 l 1 9 2 9 – 1 9 5 8 4 5

Kunden sind bei den Feierlichkeiten zugegen. Somit verlegt die Firma 1947 ihren Hauptsitz in die später so charakteristische Bözingenstrasse 9.

1947Für seine Auftraggeber ist das Gebäude „ein Erfolg auf ganzer Linie“ 13 und sie lassen sich gern davor fotografieren, um ausreichend Stoff für kommende Informationsmaterialien zu liefern. In der Werbung wird die „große Fabrik“ fortan getreu dem Image der dort gefertigten Uhren als rational und elegant dargestellt.

Gemessen an damaligen Standards ist die neue Fabrik hochmodern, was Mido mittels einer maßgeschneiderten Werbekampagne zielgerichtet zu vermitteln weiß. Hinsichtlich der Belüftung ist das neue Werk in der Tat beispielhaft, denn jeglicher Staub, der Feind aller Uhren und insbe-sondere der soliden und zuverlässigen von Mido, wird vollständig herausgefiltert, wie das Unter-nehmen urbi et orbi gern verkündet. Dank der neuen und stets hervorgehobenen Lüftungs-anlage zeugen die Bilder aus den äußerst sauberen Werkstätten von uhrmacherischer Perfektion, Komfort und Hygiene. Von der Decke aus wird wohltemperierte und staubfreie Luft in die Produk-tionshallen geleitet. Das durch 264 geschlossene Fenster einfallende Licht lässt die Uhrmacher an ihren Werkbänken hell erleuchtet erscheinen. Doch auch bei perfekter Inszenierung sind diverse Nachbesserungen erforderlich, denn bereits im

13 Mido-Archiv, 15/007, Protokoll der Hauptversammlung, 25. Juni 1947.

Herbst 1947 treten in einigen Räumen Probleme mit der Heizung auf, während im Sommer nicht genügend Wasseranschlüsse vorhanden sind, um sich ausreichend zu erfrischen. Doch lassen wir es dabei bewenden …

Nichtsdestotrotz ist Mido zugleich eines der ersten Unternehmen, das zur Reinigung seiner Uhren Ultraschallgeräte verwendet. Dank dieser elekt-ronischen Apparate ist man unter anderem in der Lage, durch bestimmte Anpassungen die Gang ge-nauigkeit der Uhren zu verbessern. Diese werden drei Wochen lang umfangreichen Funktions- und Präzisionstests unterzogen, bevor sie das Werk in Richtung der zahlreichen Märkte verlassen, für die sie bestimmt sind. Weiterhin wird bei Verarbeitung und Produktion der Uhren eine große Sorgfalt an den Tag gelegt. Ende der 1940er-Jahre kommen darüber hinaus die ersten beiden „Watertest“- Apparate zum Einsatz, die Kunden und Händlern in sehr anschaulicher und didaktischer Weise die Wasserdichtheit der Mido-Uhren demonstrieren.

Da in der Schweiz alles in geordneten Bahnen verläuft, begibt sich Georges Schaeren Ende 1947 auf eine fünfeinhalb Monate dauernde Reise nach Amerika, auf der er in unterschiedlichen Ländern zahlreiche Vertriebspartner und Kunden trifft. Während dieser Zeit vertritt ihn sein Sohn Walter Schaeren – selbst gerade von einem zweijährigen Aufenthalt in Nord- und Südamerika zurück-gekehrt, auf dem er sich mit den Märkten des Unternehmens vertraut machen und den Partnern

vor Ort seine Ratschläge zukommen lassen konnte – ab Anfang 1948 in der Produktionsleitung und nimmt auch beratend an den Sitzungen des Verwal-tungsrats teil.

1948Nach der Rückkehr aus Amerika im Mai 1948 übernimmt der Vater wieder die technische Leitung, ohne dass die beiden anderen Direktoren dabei mit Lob für den Sohn sparen würden, der sich Schritt für Schritt seine Sporen im ständig wachsenden Familienunternehmen verdient.

Auf seiner Reise nach Südamerika wird sich Georges Schaeren bewusst, dass die dortigen Wartungs- und Reparaturdienste einiges zu wünschen übrig lassen. Das Personal ist „unzurei-chend geformt“, wie er sich ausdrückt, und es mangelt an ausreichendem und geeignetem Werkzeug. Auch der als Uhrmacher ausgebildete Walter Schaeren hat bei seinem Aufenthalt in New York eine ähnliche Erfahrung gemacht und konnte in den Werkstätten der Händler einige wichtige Verbesserungen herbeiführen. Nun wird auch für Südamerika eine ähnliche Ausbildungskampagne erforderlich, um einerseits den Kunden von Mido einen angemessenen Service zu bieten, anderer-seits aber auch das Prestige der Marke zu erhöhen. Darüber hinaus ergibt sich für den Sohn dadurch die Möglichkeit, Spanisch zu lernen, „was ihm bei seinen zukünftigen Aufgaben als technischer Direktor der Mido AG von großem Nutzen sein wird“.14

14 Mido-Archiv, 15/007, Protokoll des Verwaltungsrats Nr. 41, 10. Juni 1948.

Porträts von Georges und Henri Schaeren (1950er-Jahre)

Die drei Gründer bei der Einweihung der neuen Fabrik, begleitet von einem Vertreter der Marke und dem Mido-Roboter (1947)

Die Cousins Walter und Henri Schaeren mit einem Kunden der Marke [Herr Meng, Besitzer der Thong Sia Co., Hongkong] bei der Einweihung des neuen Gebäudes (1947)

Diese Werbung preist die Vorzüge der Mido-Fabrik an (1947)

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Nach seiner Abreise im September 1948 führt Walter Schaeren also eine ganze Reihe von Schulungen in Übersee durch. Dieses Bewusstsein symbolisiert einen entscheidenden Schritt in der Entwicklung von Mido, denn es bildet den Ausgangspunkt für eine der späteren Stärken der Firma – den hervorragenden Kundendienst. Angestoßen von den Gründern und im Wesent-lichen umgesetzt von Walter Schaeren, dem dies auch später und sogar noch als Direktor der General Watch Co. Ltd. ein wichtiges Anliegen ist, entwickelt sich dieser Kundendienst schnell auch zu einem überzeugenden Marketing-Argument, das in allen Garantiescheinen für Mido-Uhren Erwähnung findet.

Ein weiterer Meilenstein des Jahres 1948 ist die Rekordzahl von 7000 fertiggestellten Uhren allein im Monat Oktober. Doch Mido kann nicht immer nur innovativ sein, sondern muss auch die Früchte seiner Arbeit ernten. Deshalb werden die Zeichnungen des Mido-Roboters bei Ausübung unterschiedlicher Tätigkeiten international urheberrechtlich geschützt.

1950Die Erlöse sind weiterhin gut, die soliden Rücklagen können erweitert werden und die Geschäftsjahre 1946 bis 1949 ermöglichen die Ausschüttung einer Dividende von 6 %. Im Jahr 1950 kann die Generalversammlung der Aktionäre mit Zufrie-denheit feststellen, dass für das Jahr 1949 erstmals keine Debitorenverluste abzuschreiben sind und dass Abschreibungen für Möbel, Autos, Maschinen, Werkzeuge und Immobilien mit lediglich 1 CHF zu Buche schlagen. Somit ist der neue Hauptsitz des Unternehmens in der Bözingenstrasse 9, der fast ausschließlich durch Unternehmensgelder finan-ziert wurde, bereits drei Jahre nach seinem Bau genauso wie das Gebäude in der Bözingenstrasse 5 ab 1951 nicht mehr durch Hypotheken belastet.

Zwei Ansichten der Mido-Werkstätten (1946–1947)

Bei einer Vertriebsveranstaltung in den USA demonstriert Walter Schaeren die Verwendung der Mido Watertest (1955)

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1951

15 Mido-Archiv, 15/007, Protokoll des Verwaltungsrats Nr. 45, 17. Dezember 1951.

Alle Ampeln stehen auf Grün, was sich selbstver-ständlich auch auf die Vergütung der Direktoren auswirkt. Zudem ermöglicht die gute finanzielle Lage dem Unternehmen einige Investitionen. Neben den 43 Aktien von Ebauche SA, die Mido bereits besitzt, werden 1951 weitere Beteiligungen aufgenommen, von denen einige eindeutig rein gemeinnütziger Art sind. Nach mehreren Anfragen kauft der Aussteller Mido für 20 000 CHF Anteile der Genossenschaft der Messe Basel (die immerhin mit 4 % verzinst werden). Außerdem erwirbt die Firma für ebenfalls 20 000 CHF Aktien der 1950 gegründeten Privatklinik Linde AG.

Ferner beschließt der Verwaltungsrat den Bau eines Mietshauses in der Falkenstrasse in Biel, mit dem er zwei Ziele verfolgt: Zum einen soll das Gebäude als Kapitalanlage dienen, zum anderen kann dadurch den eigenen Mitarbeitern eine gewisse Anzahl von Wohnungen bereitgestellt werden. Außerdem wird ein weiteres Mietshaus gebaut, um einen Teil des Vermögens des Wohlfahrtsfonds der Mido AG zu investieren.

Im Vergleich zum Vorjahr nehmen Umsatz und Verkaufszahlen 1951 weiter zu, da die Nutzung der Werkstatt im dritten Stock und die Erwei-terung der Belegschaft auf 175 Mitarbeiter „zu einer wesentlichen Steigerung der Produktion geführt haben“.15

In Sachen Werbung erscheint 1951 das Kinder-märchen „Prinz Mido“ von Margrit Braegger, das von Zollikofer & Co. in St. Gallen in Midos Namen herausgegeben wird. Das Märchen erscheint außerdem in englischer Sprache. In der Folgezeit veröffentlicht Mido von 1951 bis 1958 eine Reihe von 16 Geschichten mit dem Titel „Les aventures de Mido“ („Midos Abenteuer“), in denen der Roboter Mido durch die verschiedenen Konti-nente reist (zum Beispiel „Les aventures de Mido en Amérique“ („Midos Abenteuer in Amerika“), Biel, Mido AG, 1952). Diese neuen und zweisprachig auf Französisch und Deutsch verfassten Geschichten erscheinen „zu Ehren der Uhr Mido Multifort, die in 65 Ländern bekannt ist“, wie auf dem Umschlag geschrieben steht. Die Botschaft an die Kinder – und vor allem ihre Eltern – lautet, dass Midos Service in den 1950er-Jahren bereits in 65 Ländern angeboten wird.

Im gleichen Jahr führt Mido außerdem relativ unauffällig (oder zumindest nicht mit großem Spektakel) ein neues Automatikwerk mit Rotor für seine Damenuhren ein, das seit 1949 entwickelt wurde. Der Hersteller zögert noch, eine Gang -reserveanzeige zu integrieren oder das Modell gar als Chronographen anzubieten, da man sich der ausreichenden Nachfrage für ein solches Produkt nicht sicher ist. Dahinter steht das Anliegen, stets vom Markt nachgefragte Modelle herzustellen, anstatt der potenziellen Kundschaft von außen ein Produkt aufzuerlegen.

1952In Bezug auf das operative Geschäft ist das Jahr 1952 auch deshalb bemerkenswert, weil die zweite Generation im Rahmen der väterlichen Unternehmungen zum ersten Mal Zugang zu Verantwortlichkeiten und auch Geldmitteln erhält. Mit dem 1. Januar 1952 werden Henri jr. und Walter Schaeren zu Prokuristen ernannt. Außerdem vollzieht sich eine Wendung in den Besitzverhältnissen, da die zweite Generation nun auch Anteile am Aktienkapital übernimmt.

Auf einer außerordentlichen Hauptversammlung wird durch Rückzahlung von 850 CHF pro Aktie eine Kapitalherabsetzung von 400 000 auf 60 000 CHF beschlossen. Handelt es sich hierbei wie 1941 um eine Anpassung an das neue Schweize-rische Obligationenrecht oder um eine technische Maßnahme, um angesichts des fortgeschrittenen Alters von Henri Schaeren (66), Hugo Jubert (67) und Georges Schaeren (70) die Wachablösung an der Unternehmensspitze vorzubereiten? In der Nachbetrachtung ist dies schwer zu sagen. Jeden-falls lässt sich feststellen, dass die großen zur Verfügung stehenden Geldmittel einen solchen

Vorgang leicht möglich machen, ohne dabei auch nur im Geringsten die (sehr) gute Entwicklung des Unternehmens zu beeinträchtigen.

Die 80 Aktien der Serie A werden je zur Hälfte von Georges und Henri Schaeren gezeichnet und dann unter der Bedingung, dass die beiden Gründer Zeit ihres Lebens Nutznießer der Anteile bleiben, an ihre Söhne übertragen. Dieses Recht erlischt 1957 mit dem Tod von Henri Schaeren sowie einer vertrag-lichen Vereinbarung mit seinem Bruder, wobei Walter und Henri Schaeren jr. die Leitung der Uhren-fabrik übernehmen. Die Aktien der Serie B werden ebenfalls alle von Georges und Henri Schaeren gezeichnet, die sie dann an ihre Kinder und einige andere Familienmitglieder weitergeben. Dennoch wird alles dafür getan, dass die Gründer und ihre designierten Nachfolger in der Unternehmens-führung die Mehrheit behalten, wie auch immer sich der Aktienbesitz zukünftig im Einzelnen verteilen mag. Die erste Auswirkung der Kapitalherabsetzung besteht darin, dass zwischen 1954 und 1966 die Höhe der an die Aktionäre ausgeschütteten Dividenden unglaubliche 149 bis 500 % des Kapitals betragen.

Titelblatt von Prinz Mido (1951)

Les aventures de Mido en Amérique („Midos Abenteuer in Amerika“), eine der Geschichten über den Mido-Roboter, erschienen zwischen 1951 und 1958

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1953Im Jahr 1953 erblickt mit dem „Superwatertest“ ein neuer Apparat zur Demonstration der Wasser-dichtheit von Uhren das Licht der Welt und läutet die bevorstehenden wichtigen Veränderungen ein. Die Jahre 1953 bis 1966 sind ein Zeitraum sehr starker Konjunktur, die nicht nur die bereits angesprochenen riesigen Dividenden ermöglicht, sondern ab 1957 auch erhöhte Gehälter und Bonuszahlungen an die Unternehmensleitung und Inhaber sowie Mitarbeiter. Im Jahr 1964 zum Beispiel teilen sich die Beschäftigten des Unter-nehmens Boni in Höhe von 236 000 CHF.

1954 Unter diesen äußerst günstigen Bedingungen bringt Mido 1954 sein berühmtes Aufzugssystem Powerwind auf den Markt. Das durch den langjäh-rigen Partner Adolph Schild S.A. hergestellte Automatikwerk besteht nur noch aus 7 statt aus 16 Teilen und wird damit – weltweit – ein besonders leicht zu wartendes automatisches Uhrwerk und gilt zudem als weniger störanfällig. Die reduzierte Anzahl an Komponenten führt gleichzeitig zu einem geringeren Verschleiß und macht den Motor damit zuverlässiger.

Gerät zur Kontrolle der Wasserdichtigkeit von Uhren (internationales Patent 1953)

Werbung in der Life zur Ankündigung der Lancierung des neuen Systems „Powerwind“, der Zugfeder „Permadure“ und des wasserdichten Gehäuses „Midotite“ in den USA. Mido verpflichtet das Model Susan Sayre, die zu diesem Anlass das Gesicht der Marke wird (1954)

Zahlreiche Mido-Uhren wurden für die Marke Hermès entwickelt (hier die Multifort Powerwind, 1950er-Jahre)

Powerwind-Kaliber unterschiedlicher Größen, aber immer mit dem gleichen Uhrwerk (1950er-Jahre)

Das relativ flache und dünne Uhrwerk verfügt über eine höhere Gangreserve und ist in verschiedenen Größen sowohl für (kleine) Damen- als auch für Herrenuhren nutzbar.

Im Unterschied zu seinen Vorgängern im Innen-leben der bisherigen Multifort-Uhren ist es mit einer Schwungmasse versehen, die sich über dem Uhrwerk in zwei Richtungen und in einem Rotorsystem vollständig um eine Achse dreht, anstatt (außen) um das Uhrwerk, wie in einem Anschlagmechanismus, in dem die Masse oder das Schwungrad über eine Zugfeder von einem Pufferblock zum anderen geworfen wird („Bumper“-System).

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Werbung in den deutschen, französischen, englischen und spanischen Ausgaben des Journal suisse d’horlogerie et de bijouterie (Schweizer Uhren- und Schmuck-Journal) (Nr. 3/4, 3. April 1954)

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1955 Spätestens ab 1955 integriert Mido über sein Briefpapier auch die neuesten technischen Errun-genschaften in die Kommunikation und das Image des Unternehmens. Aber vor allem präsentiert Mido am 19. Oktober 1955, kaum ein Jahr nach Einführung des neuen Aufzugssystems Powerwind, als Weltpremiere die kleinste wasserdichte, antima-gnetische und stoßfeste Automatikuhr, die jemals in Serie produziert wurde. Die Mido Multifort Superautomatic Powerwind für Damen, allgemein auch als Minimido (oder Mini Mido) bekannt, ist in zahlreichen unterschiedlichen Ausführungen erhältlich. Der Durchmesser des Uhrwerks ist geringer als der eines amerikani-schen 10-Cent-Stücks, während Zugfeder und Unruh feiner sind als ein Haar. Walter Schaeren persönlich übernimmt die Verkaufsförderung in den USA. Alle Pressemitteilungen an die verschie-denen Vertreter von Mido werden fortan mit einem darauf klebenden Dime verschickt. Die besonderen Bemühungen in den USA hängen auch damit zusammen, dass in New York die Mido Watch Company of America, Inc. ins Leben gerufen wird und dieser Absatzmarkt als einer der wichtigsten des Unternehmens besonderer Zuwendung bedarf.

1956Da sich das Unternehmen im Aufwind befindet und die Protagonisten ein gewisses Alter erreicht haben, ist mit dem Jahr 1956 die Zeit für einen Genera-tionswechsel an der Spitze des Unternehmens gekommen. Hugo Jubert tritt am 30. Juni 1956 von seinen Aufgaben als Direktor sowie am Jahresende aus dem Verwaltungsrat zurück, während Georges Schaeren aus Altersgründen zum 31. Dezember 1956 auf sein Amt als Produktionsleiter verzichtet. Für einige Zeit bleibt er dem Unternehmen noch in verwaltender Funktion erhalten, gehört aber nicht mehr dem Verwaltungsrat an. Henri Schaeren, dem ewigen Vorsitzenden des Verwaltungsrats, könnte jedoch nichts ferner liegen, als sich in den Ruhestand zu verabschieden. In logischer Konse-quenz benennt der scheidende Verwaltungsrat die Herren Henri Schaeren jr. und Walter Schaeren mit Wirkung vom 1. Juli 1956 zu Direktoren.

Werbung für die Multifort Superautomatic Powerwind (1950er-Jahre)

Um einen Schweizer Markt in den Griff zu bekommen, der nicht die erhofften Ergebnisse bringt, gründet das neue Trio eine Vertriebsge-sellschaft mit dem Namen MULTIFORT S.A. und kündigt den Exklusivvertrag für die Schweiz zwischen der Mido AG und seinem Züricher Partner. Die Vertriebsgesellschaft unterliegt der Kontrolle des Uhrenherstellers und wird von den neuen Direktoren verwaltet.

1957Nach dem Tod seines Bruders im Mai 1957 scheint auch Georges Schaeren angeschlagen, willigt jedoch auf Bitten der zweiten Generation ein, als einziges Mitglied und Vorsitzender weiterhin im Verwal-

tungsrat zu verbleiben. Das gemeinsam mit seinem Bruder aufgebaute Unternehmen ist mittler-weile extrem erfolgreich. Dies belegen allein die folgenden nackten Zahlen. Von den 119 200 im Jahr 1957 produzierten Uhren verkauft Mido bis zum Jahreswechsel 116 291 Stück und macht damit einen Umsatz von 10 919 Millionen CHF. In der weltweiten Verteilung entfallen 3 % der Umsätze auf Europa, 1,5 % auf Afrika, 56,5 % auf Nord- und Südamerika, 30,8 % auf Asien, 1,3 % auf Australien und Ozeanien sowie 6,8 % auf die Schweiz.

85,5 % der Verkäufe betreffen Automatikuhren. In Nord-, Mittel- und Südamerika liegt diese Zahl sogar bei fast 100 %. Auch wenn die Werbung kostspielig ist und dem Unternehmen große

Minimido: die kleinste Automatikuhr, die jemals in Serie produziert wurde. Modell „Dagmar“ mit seinem mit 18 Diamanten besetzten Gehäuse (1955)

Walter Schaeren (rechts)

bei der Markteinführung der Minimido mit den Vertretern

der Mido Watch Company of America (1955)

LAND VERKAUFTE UHREN UMSATZ (IN CHF)

USA 32 290 2 491 474

Brasilien 20 380 1 798 836

Thailand 15 217 1 349 428

Hongkong 9 199 854 928

Schweiz 7 000 740 619

Mexiko 6 429 752 238

Singapur 6 165 601 615

Indonesien 2 991 296 238

Kanada 2 802 231 684

Venezuela 1 930 178 114

Abb. 4: Die 10 wichtigsten Märkte im Jahr 1957 (gemessen an der Anzahl verkaufter Uhren).

Quelle: Mido-Archiv, 15/004, Jahresbericht 1957

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Ausgaben abverlangt, fährt Mido im Gegenzug sehr hohe Gewinne ein, wobei sich die Schlüsselmärkte in den USA und Asien befinden.

Die Zahl der Mitarbeiter steigt auf 214 (gegenüber 183 im Jahr 1956), die Arbeitszeit beträgt 47 Stunden pro Woche.

1958 Im Jahr 1958 schließt sich der Kreis. Die zweite Generation tritt in den Verwaltungsrat von Mido ein und besetzt alle wichtigen Posten in der Fabrik. Wie schon zu Zeiten ihrer Väter übernimmt Henri Schaeren jr. den Vorsitz des Verwaltungsrats, während sein Cousin Walter als zweites Mitglied sein Stellvertreter wird.

Um sein Wachstum zu sichern, bestellt das Unternehmen solch große Warenmengen bei seinen Lieferanten, dass es für die Einkäufe von 1957 einen „Mengen- und Treuerabatt“ erhält. Die Ausgaben hierfür belaufen sich auf die statt-liche Summe von 141 054,80 CHF. Im Vergleich dazu liegt der Verkaufspreis einer Mido-Uhr im Schweizer Einzelhandel bei 200 CHF, was sie nicht gerade zu einer günstigen Anschaffung macht. Die Qualität dieser Uhren weckt Begierden und ruft zusehends Fälscher auf den Plan. Allein

in diesem einen Jahr muss die Marke Mido in einem Gerichtsverfahren in La Chaux-de-Fonds verteidigt werden, wo 300 Fälschungen hergestellt wurden, sowie in Deutschland und Frankreich, wo man Gehäuse beziehungsweise Zifferblätter nachgemacht hat. Uhren von Mido sind in der Tat ausgesprochen begehrt.

Dies ist das Ergebnis einer unermüdlichen Werbekampagne insbesondere innerhalb des Vertriebsnetzes, die regelmäßig von Neuigkeiten aus dem Schweizer Firmensitz angeheizt wird. Zudem erscheinen Anfang der 1960er-Jahre die ersten Ausgaben der „Mido Minutes“ beziehungs-weise der „Mido Minutes International“. Dabei handelt es sich nicht um eine Unternehmenszeit-schrift im engeren Sinne, sondern um ein von Mido herausgegebenes Magazin mit Informationen für Verkäufer und Vertragshändler auf der ganzen Welt. Die aufeinanderfolgenden Ausgaben beinhalten Anleitungen für Verkaufsgespräche, informieren über Mido-Produkte und geben Kundenmei-nungen über deren hohe Zuverlässigkeit wieder. Die Publikation wird bis mindestens 1966 fortge-setzt. Die einzelnen Ausgaben werden von Mido selbst in mehreren Sprachen veröffentlicht, was die seit jeher enge Beziehung zu all seinen Märkten einmal mehr unter Beweis stellt.

Mido Minutes Nr. 1 von 1958

5 9

Werbung für die Ocean Star (1960er-Jahre)

1959 – 1971

KAPITEL 3

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1959 – 1971VON DER OCEAN STAR COMMANDER BIS ZUM ENDE DES FAMILIENUNTERNEHMENS

16 Mido-Archiv, 15/004, Jahresbericht 1959.

Die letzten zehn Jahre als Familienunternehmen sind geprägt von der Markteinführung des neuen Aushängeschilds des Herstellers im Juli 1959, der berühmten Mido Ocean Star Commander mit ihrem bemerkenswerten Gehäuse aus einem Stück. Ihre klaren Linien und das schlanke Design geben einen Vorgeschmack auf den Trend der 1960er-Jahre. Das aus einem Stück ohne abnehmbaren Boden gefertigte (und deshalb besonders wasser-dichte) Gehäuse, das (aufgepresste) Permafit-Glas und die berühmte Korkdichtung der Krone (das weltbekannte System namens Aquadura) sorgen für eine optimale Luft- und Wasserdichtigkeit. Aus diesem Grund erfordert die Uhr zudem nur einen sehr geringen Wartungsaufwand, da das Schmieröl des Räderwerks deutlich langsamer oxidiert. Für Mido erweist sich dieses natürlich weltweit vertriebene Produkt als echter Volltreffer, der Bestellungen und Umsatzzahlen unverzüglich in die Höhe treibt.

Wie die Geschäftsführung mit Freude zur Kenntnis nimmt, findet diese Weltneuheit auf dem Markt großen Anklang bei Fachleuten und Kunden und verewigt Midos herausragende Leistungen auf diesem Gebiet, „ist doch Mido in aller Welt als beste wasserdichte Uhr bekannt“.16 Von Anfang an werden immer neue Modelle der Ocean*Star (so die genaue Bezeichnung der eingetragenen Marke) entwickelt, wobei die gesamte Herrenkollektion unter der Ocean-Star-Serie zusammengefasst werden soll. Dieses neue Produkt muss also die Entwicklung der Marke voranbringen und zu ihrem Flaggschiff werden, indem es je nach Markt in mehr oder weniger kurzer Zeit die Multifort-Linie ablöst. Bemerkenswert ist dabei, dass Mido den Namen „Oceanstar“ bereits 1944 eintragen ließ,

was zum wiederholten Male die visionären Eigen-schaften der Gründer unter Beweis stellt.

Die Ocean Star Commander wird zu einem höheren Preis verkauft und sorgt somit für zuneh-mende Umsätze. Dieses Wachstum sowie weiterhin steigende Verkaufszahlen führen in den folgenden Jahren zu so hohen Gewinnen, dass das Unter-nehmen seinen Aktionären zwischen 1958 und 1962 Dividenden in Höhe von 500 % zahlen kann. Das Personal profitiert jedes Jahr zu Weihnachten von erheblichen Bonuszahlungen und der Schaffung eines zweiten Wohlfahrtsfonds, der ehemaligen Angestellten eine würdige Rente gewährleisten soll. Diese Pensionskasse wird im Januar 1962 ins Leben gerufen und zeugt nicht nur von einer sozialen Ader, sondern ist auch eine Maßnahme, um sehr begehrte Arbeitskräfte an das Unternehmen zu binden.

In Brasilien, einem der wichtigsten Absatzmärkte, ist die Lage vorübergehend sehr schlecht, sodass sich Mido für seine Werbung die Dienste der Miss

Mido verbindet sein Image mit der Miss Brasilien, Vera Ribeiro (1959)

Brazil 1959 sichert. Die Geschäftsleitung ist sich über die Bedeutung von Werbung vollends im Klaren und betont, dass sich die hohen Ausgaben für weltweite Werbekampagnen letztlich auszahlen werden. In diesem Zusammenhang geht das Unternehmen an die Grenze seiner Möglichkeiten, da eine starke Marke den Garant für eine erfolgreiche Zukunft bedeutet. Weitere umfangreiche Mittel gehen über moderne Arbeits- und Herstellungsmethoden in die Verbesserung der Produktqualität, wobei der Entwicklung neuer Modelle eine besondere Bedeutung beigemessen wird. Das Unternehmen ist sich bewusst, dass all diese Maßnahmen in der Zukunft große Investitionen erfordern werden. Während die Entwicklung der Fabrik bislang stets durch Selbstfinanzierung vorangetrieben wurde, wird nun immer offensichtlicher, dass über kurz oder lang Bankkredite erforderlich sein werden, um den positiven Geschäftsverlauf fortzusetzen. Dies gilt umso mehr, als dass ein baldiger Ausbau der Produktionsstätte immer weiter in den Fokus rückt.

Die 1960er-Jahre beginnen verheißungsvoll. Die Umsätze erreichen immer neue Rekordhöhen und die weltweite Nachfrage steigt insbesondere dank

der neuen Ocean Star Commander, die zudem über alle Märkte gerechnet für eine Erhöhung des durch-schnittlichen Verkaufspreises der Mido-Uhren sorgt. Zum allerersten Mal übersteigt dieser 100 CHF (103,88). Der Anteil der Automatikuhren am gesamten Verkauf erhöht sich weiter und liegt nun bei 88 %. Dieser Trend wird auch in Zukunft anhalten. Nichtsdestotrotz wird die technische Abteilung um ein kleines Entwicklungsbüro für elektronische Uhren erweitert, was die Geschäfts-leitung für unvermeidlich hält.

Als Folge dieses ununterbrochenen Wachstums werden ab 1960 Pläne zum Ausbau des Fabrikge-bäudes konkretisiert. Die zur Fabrik gehörenden Grundstücke (darunter das in der Reuche-nettestrasse 14) werden zu einem einzigen zusammengefasst, die Vorbereitungen kommen zügig voran. Das Projekt wird Auswirkungen auf den gesamten Immobilienbesitz von Mido haben, das angesichts des Wachstums des Unter-nehmens immer mehr Gebäude gekauft hat, die nun umgebaut oder abgerissen werden. Die Fabrik selbst wird um 30 Meter verlängert, was den Abriss des Gebäudes in der Bözingenstrasse 7 bedeutet,

Das aus einem Stück ohne abnehmbaren Boden gefertigte

(und deshalb besonders wasserdichte) Gehäuse, das (aufgepresste) Permafit-Glas und die berühmte

Korkdichtung der Krone (das weltbekannte System namens Aquadura) sorgen

für eine optimale Luft- und Wasserdichtigkeit

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das einige Jahre zuvor erworben wurde. Gemäß der Projektplanung von 1961 wird der neue Flügel fünf Stockwerke umfassen und das bestehende Werk um eine Etage aufgestockt.

Das zukünftige Gebäude wird in die Unterneh-menskommunikation integriert, als befände es sich bereits in der Umsetzungsphase, was die ihm zugemessene Bedeutung zusätzlich unterstreicht.

Eine ständige Sorge herrscht um den Service für die verkauften Mido-Uhren. Deshalb wird zu Beginn der 1960er-Jahre ein echter Kunden-dienst etabliert. Vergangene Erfahrungen haben gezeigt, welch wichtige Bedeutung der Service für ein florierendes Geschäft hat. So bildet Mido zunehmend Uhrmacher aus und setzt sie bei seinen Großkunden ein: zunächst in Mexiko und Singapur, dann in Rio, Toronto und Caracas sowie in weitere der 105 Länder, in die Mido liefert.

Auf der Hauptversammlung von 1961 wird die Aktiengesellschaft zu Ehren der Gründer in Mido G. Schaeren & Co. SA umbenannt. Außerdem soll so der Familienname für immer im Namen des Unternehmens verewigt werden. Da man den neuen Namen für die ursprüngliche Gesellschafts-bezeichnung hält, wird dies als eine sehr gelungene Aktion angesehen.

Die eingehenden Bestellungen nehmen zu und entsprechen der Produktion von mehr als einem Jahr. Auch bei der Weiterentwicklung von Produkten werden Fortschritte erzielt. Die Ocean Star Commander kann dank eines neuen und flacheren Uhrwerks und durch eine gesteigerte Präzision qualitativ verbessert werden. Nachdem Probleme mit dem Damenmodell der Ocean Star

Grußkarte mit der kommenden Erweiterung des Mido-Gebäudes und dem Mido-Roboter (1962)

Mido-Tauchuhr zur Anzeige der Dekompressionszeit auf dem Zifferblatt (1961)

Commander gelöst wurden, ist es 1962 bereit für die Markteinführung. Doch im aktuellen Jahr 1961 wirkt zunächst die Mido-Tauchuhr als treibende Kraft. Sie ist bis 300 Meter Tiefe wasserdicht und verfügt über eine drehbare Lünette sowie ein mehrfarbiges Zifferblatt, mit denen Tauchern bei der Rückkehr an die Oberfläche die einzuhaltende Dekompressionszeit angezeigt wird.

In diesem Jahr liefert Mido seine Uhren – 92,5 % davon automatisch – in 108 Länder, wobei 54 % des Umsatzes in Amerika, 29 % in Asien und 7 % in der Schweiz erzielt werden.

Betrachtet man einzelne Staaten, so besteht das Spitzentrio aus den USA, dicht gefolgt von Thailand (für das, wie auch bei Singapur, die Nachfrage Midos Liefermöglichkeiten übersteigt) und Brasilien.

Wahrscheinlich ab 1962 und dank der neuen Modellreihe Ocean Star Commander befasst sich der Bieler Hersteller nun auch mit der Zerti-fizierung von Chronometern, insbesondere durch das „Bureau suisse de contrôle officiel de la marche des chronomètres“ in Biel. Zu dieser Zeit

ist Mido mit Vertrieb und Service in 111 Ländern vertreten.

Bei der gemeinsamen Gründung des Centre électronique horloger SA, einem Forschungsins-titut für elektronische Uhren, durch den Verband Schweizer Uhrenhersteller „Fédération horlogère“ und Ébauches SA zeichnet Mido 5 Aktien (von 480) zu einem Preis von 1000 CHF mit der Verpflichtung, sich fünf Jahre lang anteilig an den Forschungskosten zu beteiligen, wofür in diesem Zeitraum 110 000 CHF aufgewendet werden müssen. Im Gegenzug wird Walter Schaeren ein Sitz im Verwaltungsrat der Gesellschaft angeboten. Der Uhrenhersteller aus Biel ergreift diese Gelegenheit und beteiligt sich zwischen 1962 und 1968 an der Finanzierung von Entwicklungen der Quarzuhr durch das Centre électronique horloger. Für die Geschäftsleitung ist dies eine echte Chance, da die eigene technische Abteilung bereits seit längerer Zeit an der Entwicklung einer elektromechani-schen und elektronischen Uhr arbeitet.

Wahrscheinlich ab 1962 und dank der neuen Modellreihe

Ocean Star Commander befasst sich der Bieler Hersteller nun

auch mit der Zertifizierung von Chronometern

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Der geplante Neubau soll im Frühjahr 1963 fertig sein und das Unternehmen wartet sehnlichst darauf. Die Produktion hat sich bereits erhöht, obwohl die verfügbaren Räumlichkeiten weiterhin begrenzt sind. Im November 1962 ist bereits das Volumen des gesamten Jahres 1961 erreicht. In diesem Jahr werden 116 000 Uhren hergestellt, was eine Steigerung von 14,5 % bedeutet. Der Anteil der Automatikuhren liegt bei 93,4 %, die Mitarbeiterzahl ist auf 255 gewachsen. Doch Mido denkt bereits in größeren Dimensionen. Dank des Neubaus lässt sich eine Jahresproduktion von 125 000 Uhren voraussehen, wobei längerfristig bis zu 135 000 Stück die Werkstätten verlassen sollen. Am Montag, dem 18. Juni 1962 muss den Eigen-tümern des Gebäudes deshalb ein großer Schreck in die Glieder gefahren sein, als ein Brand das Dach der Fabrik zerstört. Letztendlich kommt Mido jedoch mit dem Schrecken davon, da die Arbeiten im August 1962 wieder aufgenommen werden können und der Neubau 1963 endlich fertiggestellt wird, ohne dass dies – wie es scheint – größere Feierlichkeiten nach sich ziehen würde.

Nachdem 1962 mit der James C. Brown Ltd. eine neue Vertretung in Kanada gefunden wird, an der Mido mit 25 % des Kapitals beteiligt ist und

zu deren Geschäftsleitung auch Henri Schaeren jr. gehören wird, bricht letzterer im März 1963 nach Asien auf, um den Märkten in Fernost einen Besuch abzustatten. Persönliche Beziehungen zur Kundschaft haben weiterhin eine hohe Priorität. Wenn ein persönlicher Kontakt nicht möglich ist, wendet sich Mido zum Beispiel in den USA mit einer Serie von 8 Filmen an seine Kunden und wirbt auf Kinoleinwänden mit dem Slogan „Mido The watch you never have to wind“.

In Südamerika bleibt die Beliebtheit der Uhr aus Biel weiterhin groß, sodass auch immer mehr Fälschungen in Umlauf gebracht werden. In diesem Zusammenhang gewinnt Mido im Jahr 1963 einen Prozess und wird viel diskutiertes Thema in der Fachpresse. Ein deutscher Hersteller liefert Armbanduhren zu einem sehr niedrigen Preis an einen Importeur in Venezuela. Das Zifferblatt trägt die Inschrift „Amido Wultifort“, wobei das A zweimal kleiner als die anderen Buchstaben ist. Zuweilen sind Fälschungen also auch von ziemlich plumper Natur.

Um die perfekte Dichtigkeit und die Robustheit seiner Uhren auch unter extremen Bedingungen zu belegen, legt Mido 1965 einen ganz besonderen

Fotos des Feuers vom 18. Juni 1962 während der Umbauarbeiten, bei dem das Dach zerstört und der 3. Stock beschädigt wird

Das renovierte und erweiterte Gebäude (1962–1963)

Mido Minutes International, die für die Vorzüge der Mido-Uhren auch unter extremsten Bedingungen wirbt (Nr. 4, 1965)

Mido Minutes International auf Finnisch (Nr. 3, 1965)

“Mido on the Rocks”: Werbebeilage in beispielsweise der Revue Suisse (Nr. 8, August 1965)

Einfallsreichtum an den Tag. Ausgewählt als offizielle Uhr stattet die Marke die Handgelenke der Teilnehmer einer von Australien aus unternommenen wissenschaftlichen Expedition zur antarktischen Heard-Insel im Indischen Ozean aus. Beim Aufstieg auf den Big-Ben-Vulkan und dessen höchsten Punkt (Mawson Peak) werden die Uhren schwierigsten Bedingungen ausgesetzt. Die Expedition wird von Major Warwick Deacock geleitet und steht unter der Schirmherrschaft von Sir Edmund Hillary, dem Bezwinger des Mount Everest. Die von der Reise mitgebrachten Fotos leisten Mido vor allem zu Werbezwecken hervorragende Dienste.

Das Credo von der Wasserdichtheit wird unauf-hörlich wiederholt, sei es auf der Uhrenmesse in

Basel oder bei der Weltausstellung in New York, bei der Armbanduhren vom Modell Ocean Star Commander 120 Tage lang in Rohren voller Wasser ausgestellt werden und dennoch absolut wasser-dicht bleiben sowie einwandfrei funktionieren! In die gleiche Kerbe schlägt die Werbekampagne „Mido on the Rocks“ 1965/66, die weiterhin auf die Wasserdichtheit als ein von Mido-Uhren untrenn-bares Qualitätsmerkmal setzt.

Zweifellos im Bewusstsein des eigenen uhrma-cherischen Erbes und der überdurchschnittlichen technischen Qualität seiner Uhren eröffnet Mido 1966 ein „Museum für alte Uhren“ in seinem Fabrik-gebäude und stellt dort „die bemerkenswertesten Stücke“ seiner Geschichte aus, vor allem der 1920er und 1930er-Jahre. Höchstwahrscheinlich spielten

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für die Einrichtung dieses Museums nicht nur histo-rische, sondern vor allem wirtschaftliche Gründe und das dadurch gesteigerte Prestige eine Rolle.

In diesem Jahr nimmt Mido zudem eine Kapital-erhöhung von 60 000 auf 1,2 Millionen CHF vor. Dieser Betrag entspricht zweifelsohne deutlich eher dem enormen Liquiditätsbedarf am Ende eines jeden Geschäftsjahres.

Die Mido Electronic erscheint 1966. Das in Zusammenarbeit mit Ébauches SA entwickelte Modell wird von einem Uhrwerk mit elektro-nischem Transistorkreislauf angetrieben und ist wasserdicht, stoßfest sowie antimagnetisch. Um die Märkte mit interessanten Geschichten zu beliefern und sich im Gespräch zu halten, organisiert Mido einen Besuch der mexikanischen Fußballnational-mannschaft in seiner Fabrik, da Mexiko eines seiner wichtigsten Abnehmerländer ist.

Im Dezember 1968 übernimmt Mido in Rio de Janeiro das Unternehmen Japercia Industria e Comercio de Relógios Ltda. Diese 1926 gegründete Firma widmet sich seit jeher dem Vertrieb der Marke Mido und anderer Schweizer Hersteller in

Brasilien, darunter insbesondere Longines, Norma und Oris. Nach verschiedenen Umwandlungen und weiteren Übernahmen durch Mido wird daraus die Vertriebsgesellschaft SMH Brasilien.

Am 16. Mai 1969 feiert Mido das 50-jährige Bestehen seiner Uhrenfabrik in Biel mit einer internen Zeremonie, bei der vor allem die Nachhal-tigkeit des Unternehmens und die Firmentreue der Mitarbeiter im Vordergrund stehen. Mehrere Jubilare erhalten Auszeichnungen, darunter einige mit mehr als 40-jähriger Betriebszugehörigkeit. Daraufhin begibt sich die gesamte Belegschaft (302 Mitarbeiter) auf eine Schiff- und Zugfahrt quer durch die Schweiz.

Im Jahr 1970 hat sich die Erscheinung von Mido etwas verändert. Der Umsatz hat mittler-weile 19,2 Millionen CHF erreicht und kommt mittlerweile auch durch den Verkauf von Kompo-nenten (Armbänder, Zifferblätter usw.) zustande, wobei die Uhren einschließlich 695 in den USA verkaufter Uhrwerke mit 18,2 Millionen CHF weiterhin den Löwenanteil ausmachen. Mit Ausnahme dieser Uhrwerke sind alle verkauften Uhren wasserdicht und zu 99,88 % mit einem Automatikwerk ausgestattet, was zweifellos einen markenübergreifenden Rekord darstellt.

Der Umsatz wird weiterhin hauptsächlich in Amerika (48 %) und Asien (35 %) erzielt, Europa (10 %) und die Schweiz (5,5 %) liegen mit großem Abstand dahinter. Die Länder oder Regionen mit

Die Mido Electronic, wasserdicht, stoßfest und antimagnetisch, Modell mit Kalender (1971)

Die drei Jubilare mit der längsten Betriebszugehörigkeit bei Mido (von links nach rechts): Henri Widmer (42 Jahre), Ernest Sutter (41 Jahre) und Ruth Lardon (41 Jahre). Ganz links auf dem Foto sieht man Walter Schaeren, den technischen Direktor

Besuch der mexikanischen Fußballnationalmannschaft (1966)

Modelle vom Beginn der 1970er-Jahre: Mido Multi Star, Mido Electronic, Minimido und Ocean Star Datoday Chronometer

den höchsten Umsätzen sind der Ferne Osten (Thailand, Singapur, Indonesien, Hongkong), die USA (jedoch rückläufig), Mexiko, Deutschland, die Schweiz, Kolumbien, Brasilien, Venezuela, die Niederlande und Kanada.

Die Zusammensetzung der Kundschaft hat sich allerdings geändert. Uhren im (mittleren bis hohen) Preissegment von Mido lassen sich immer schwerer verkaufen, sodass auch die Beibehaltung oder gar Steigerung des Marktanteils zunehmend schwieriger wird. Entgegen der Natur seiner

Produkte muss sich Mido also in einem niedrigeren Preissegment etablieren. Die Niederlassung in den USA macht zum ersten Mal seit vielen Jahren Verluste. Sicherlich gehören die Rezession und eine schwache Konjunktur mit zu den Ursachen, denn die Krise der Uhrmacherei steht kurz bevor, doch häufen sich Ende der 1960er-Jahre auch Qualitäts-probleme mit einigen Kalibern. Diese führen zum Verlust einer Vielzahl von Kunden, darunter große Handelsketten wie Zale und Gordon, die häufig unter einer Eigenmarke produzieren.

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1971 – 1983

KAPITEL 4

Der österreichische Bergsteiger Felix Kuen auf dem Mount Everest mit seiner Mido-Uhr (1972)

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1971 – 1983ÜBERGANGSJAHRE UND DIE KRISE DER UHRMACHEREI

1971In diesem Kontext verkauft die Familie Schaeren am 23. Januar 1971 das Familienunternehmen an die General Watch Co. Ltd. (GWC), eine Holding- Gesellschaft der ASUAG (Allge-meine Schweizerische Uhrenindustrie AG), die verschiedene Hersteller von Fertiguhren wie Certina, Edox-Era Watch, Eterna, Mido, Oris, Rado und Technos sowie ab 1972 auch Longines und Rotary unter ihrem Dach vereint. Zwar bedeutet dies nicht das Ende des industriellen Abenteuers von Mido, doch liegt das Schicksal der Bieler Firma nun nicht mehr in den eigenen Händen, auch wenn Henri Schaeren jr. noch bis 1975 den Vorsitz des Verwaltungsrats innehat. Zunächst tritt Henri Schaeren (ohne Zeichnungs-vollmacht) in den Verwaltungsrat der GWC ein, doch vor allem sein Cousin Walter Schaeren wird in der neuen Unternehmensgruppe eine herausra-gende Rolle als Direktor der GWC spielen, welche innerhalb der ASUAG einen Unternehmenszusam-menschluss der Fertiguhrenbranche bildet.

Diese Übernahme, die von der Mido-Geschäfts-leitung eher als eine Verständigung betrachtet wird, strebt eine gründliche Rationalisierung in Forschung und Entwicklung sowie in den technischen und kaufmännischen Abteilungen der Mitgliedsunternehmen an. Darüber hinaus verlangen immer größer werdende Märkte auch eine immer umfangreichere Produktion und erfordern daher hohe Investitionen in Maschinen, Produktionsstätten und Werbung. Hinter der Argumentation der Firmenleitung stecken zudem zukünftige Kosten im Zusammenhang mit der Quarzuhr, dem Zugang zu Elektronik und der Entwicklung einer internationalen Vertriebs- und Servicestruktur, wobei vor allem letztere zu Midos

Stärken gehört. Der große Liquiditätsbedarf, unter dem das Unternehmen regelmäßig gelitten hat, wird beim Verkauf zwar nicht explizit erwähnt, dürfte aber eine gewichtige Rolle gespielt haben. Die Produktions-, Personal- und Werbungskosten sowie die Einkäufe und Abschreibungen sind mit dem Unternehmen gewachsen. Dieses bereitet nun eine kleine Uhrenkollektion von Einstiegsmodellen vor, die Ende 1972 auf den Markt kommen und sich im Folgejahr in der Preisspanne zwischen 70 und 100 CHF ansiedeln sollen. Auf diese Weise will man neue Marktanteile gewinnen. Allerdings werden diese Pläne bald durchkreuzt, da die Uhrenbranche in eine tiefe Krise stürzt.

Im Vergleich zu 1971 sinkt der Gesamtumsatz um 34 %. Mido verkauft weiterhin Uhren, nun aber auch immer mehr Uhrwerke, Bauteile, Armbänder und Etuis.

1972Während der brasilianische Markt erhalten bleibt, sind die Erträge in den USA, Mexiko und Asien rückläufig. Bei einem ersten Personalabbau sinkt die Zahl der Mitarbeiter von 266 im Jahr 1971 auf 222 im Jahr 1972. Auch Entlassungen lassen sich nicht vermeiden. Die Lage ist alles andere als rosig.

Auch in der Unternehmensgeschichte markiert das Jahr eine Zäsur, denn Walter Schaeren tritt 1972 aus dem Verwaltungsrat und von seinem Posten als Direktor zurück.

Ein Chronometer ist ein Präzisionszeitmesser, bei dem die gesamte Uhr oder das Uhrwerk einer Reihe von Tests unterzogen wurde, deren Ergebnisse die Anforderungen für eine offizielle Zertifizierung durch beispielsweise eine Kontrollstelle für die Ganggenauigkeit von Uhren erfüllen. Daraufhin wird eine offizielle Bescheinigung erteilt, auch „Bulletin de Marche“ genannt. Somit ist jeder Chronometer einzigartig und wird mit einer im Uhrwerk eingravierten Nummer sowie einer Zertifikatsnummer der ausstellenden Stelle versehen.

Vor der Gründung der COSC im Jahr 1973 konnte eine solche Zertifizierung durch erfolgreiche Tests einer Uhr oder eines Uhrwerks in einer der „offiziellen Kontrollstellen für die Ganggenauigkeit von Uhren“ („Bureaux officiels du contrôle de la marche des montres“) erlangt werden, die sich in den Uhrmacher- oder Ingenieursschulen der fünf Kantone Bern, Genf, Neuenburg, Solothurn und Waadt befanden. Außerdem konnte man ein „Bulletin de Marche“ bei einem der beiden Schweizer Observatorien in Genf und Neuenburg erhalten

Bulletin de Marche der Offiziellen Schweizer Kontrollstelle für Chronometer für den 100 000. zertifizierten Chronometer (1972)

In der Werbung setzt die Bieler Firma wie schon seit langer Zeit weiterhin auf ihr sportliches Image. Der österreichische Bergsteiger Felix Kuen wird bei seinem Versuch an der Südwestwand des Mount Everest fotografiert.

In Sachen Performance zeichnet das Bieler „Bureau suisse de contrôle officiel de la marche des chronomètres“ Mido mit einem „Bulletin de Marche“ – einer Gangbescheinigung – zur Zertifi-zierung seines 100 000. Chronometers aus.

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das Unternehmen für die Industrieländer gern eine Quarzuhr präsentieren.

Mit Ausnahme der Golduhren werden alle Mido-Kollektionen umgestaltet, fortan sind alle von Mido produzierten Uhren wasserdicht. Gleich-zeitig wird die Zusammenarbeit zwischen Mido und Eterna in beiderseitigem Einvernehmen beendet, da die Unternehmen nicht die gleiche Produktphi-losophie verfolgen. Obgleich die fortschreitende Industrialisierung in Brasilien und Mexiko den Verzicht auf diese Kooperation kompensieren kann, hat er negative Auswirkungen auf die Schweizer Produktion, die vor allem in Biel eine Überkapa-zität aufweist und zurückgefahren werden muss. Die logische Folge dieser Entscheidung ist ein Personalabbau von 180 auf 144 Mitarbeiter mit 27 Entlassungen.

Die Exporte nach Asien umfassen vor allem Automatikwerke anstatt fertige Uhren. Mido macht sich also auf die Suche nach anderen Möglichkeiten und beginnt mit seiner Geschäftstätigkeit in Saudi-Arabien und den Golfstaaten.

1979Asien macht nur noch 19 % des Umsatzes von Mido aus, Lateinamerika mittlerweile mehr als die Hälfte. Für den Rest sorgen Europa und Nordamerika.

Da Midos Hauptmärkte nach Automatikuhren verlangen, konzentriert sich das Marketing auf den neuen Slogan „MIDO – King of waterproof watches“. Die Firma vertreibt vier allesamt wasser-dichte Kollektionen mit klar definierten Merkmalen:Ocean Star Commander: Spitzenprodukt, sportlich und elegant, mit Automatik- oder Quarzwerk;Baroncelli: elegante, moderne, dünne und besonders flache Quarzuhren;Multifort: Einstiegsmodell, sportlich und funktionell, speziell für den brasilianischen Markt entwickelt, als Automatik- oder Quarzversion erhältlich;Dreamline: Golduhren (im gleichen Jahr auf den Markt gebracht).

Das Sortiment umfasst also fast 150 Modelle, 130 davon sind mechanisch.

In finanzieller Hinsicht bereinigt die GWC 1978 die Konten, indem sie mit einem Zuschuss von mehr als 1 Million CHF das Defizit verringert. Dennoch verbessert sich die Situation nicht, sodass sich die GWC Ende 1981 zu einer weiteren Sanie-rungsmaßnahme in Höhe von 2468 Mio. CHF gezwungen sieht. Die Abhängigkeit von Asien und Lateinamerika, insbesondere von Mexiko und Brasilien, ist enorm. Die Inflation leider ebenso. Diese Abhängigkeit wird immer problematischer und zieht Mido zunehmend in Richtung Abgrund.

1973Im Jahr 1973 richtet die GWC Mido neu aus und benennt das Ziel, neue führende Marke in Latein-amerika zu werden. In Asien und dem Fernen Osten kommt diese Rolle Rado zu. Aber angesichts der starken Position von Mido auf diesen Märkten darf es seine dortige Geschäftstätigkeit fortführen, auch wenn dadurch eine Konkurrenzsituation mit einer anderen Marke der Gruppe eintritt.

Der sehr kostspielige Kundendienst wird fortan von der Gruppe übernommen. Die Gesellschaft Multifort AG, welche für den Vertrieb der Marke in der Schweiz zuständig war, wird in die General Watch Service Co Ltd. umgewandelt und mit der Organisation und Verwaltung von Service-zentren der Uhrenindustrie und angeschlossener Branchen in der Schweiz und im Ausland betraut. Walter Schaeren wird der Vorsitzende ihres Verwal-tungsrats, aus dem sich Henri zurückzieht.

1974Obwohl die Produktionskosten für Mido-Uhren gesenkt werden sollen, klettert ihr Durch-schnittspreis 1974 von 129 auf 136 CHF. Asien und insbesondere Hongkong werden zu Midos wichtigstem Absatzmarkt, weit vor Brasilien, Mexiko und den USA. Um seine Montagelinien zu beschäftigen, übernimmt Mido teilweise die Endmontage für die Schwestergesellschaft Rado.

1975Im Jahr 1975 wird das Unternehmen umstrukturiert und erhält ein neues Organigramm. Unmittelbar darauf tritt Henri Schaeren Junior von seinem Amt als Direktor zurück und scheidet im folgenden Jahr auch aus dem Verwaltungsrat aus. Mit ihm geht der letzte Vertreter der Gründerfamilie.

In diesem Jahr wird Mido wie die gesamte Schweizer und weltweite Uhrenindustrie von einem schweren Unwetter heimgesucht. Der Verkaufspreis seiner Uhren fällt im Durchschnitt aller Märkte von 133 CHF im Jahr 1975 auf nur noch 118 CHF im Jahr 1976.

1976Auf Ebene der GWC-Gruppe wird 1976 das Projekt Gemini auf den Weg gebracht, wodurch die mechanischen Uhren von Mido (also 97,5 % der Produktion) und Eterna ab sofort im Werk von Mido in Biel hergestellt, die elektronischen Uhren hingegen von Eterna SA in seinem Werk in Grenchen produziert werden.

Trotz dieser Maßnahme arbeitet das Unternehmen ab dem Monat Mai nur noch mit 80 % Auslastung. Immerhin entsteht inmitten dieser wirtschaftlichen Flaute das langlebige Modell Baroncelli, das 2016 seinen 40. Geburtstag feiert.

1977Im Jahr 1977 bringt das innovative Mido haupt-sächlich in Mitteleuropa eine analoge Quarzuhr auf den Markt. Gleichzeitig setzt das Unternehmen seine Produktion von Chronometern fort. Mit 29 074 von der COSC zertifizierten Chronometern belegt es in diesem Jahr hinter Rolex den zweiten Platz. Außerdem bewahrt das Unternehmen seine Produktionskapazitäten (und seinen Personalbe-stand), indem es einen Großteil der Endmontage für andere Marken der Gruppe übernimmt.

1978Im Jahr 1978 wird die Situation noch angespannter. Der Hauptkunde von Mido in Südostasien leidet ebenso unter der Krise, wodurch sich sein Anteil am Gesamtumsatz von Mido zunächst auf 51 % im Jahr 1977, dann auf 44 % im Jahr 1978 und schließlich auf nur noch 25 % im Jahr 1979 verringert. Der Anstieg von 8 % in Lateinamerika – der beste der gesamten GWC-Gruppe – kann nicht über den Niedergang der Montrex Corp. hinweghelfen, der Nachfolgerin der Mido Watch Company of America, die in den USA zusammengebrochen ist und neu aufgebaut werden muss. All das, was Mido jahrzehntelang in den USA aufgebaut hat, fällt nun in sich zusammen. Der Anteil der Uhren mit Quarzwerk bleibt unverändert und liefert ein klares Indiz dafür, dass Midos Hauptmärkte nach mechanischen Uhren verlangen. Dennoch würde Werbung für die Ocean Star (1980er-Jahre)

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1979 –1983 Trotz der katastrophalen Lage versucht Mido, den Blick weiter nach vorn zu richten, und bringt mit der Ocean Star No. 1 zum Preis von 400 bis 550 CHF Ende 1980 ein weiteres Spitzenmodell auf den Markt. Weltweit wird die Uhr als 100 % wasserdicht beworben. Noch erstaunlicher ist, dass Mido für seine Werbekampagne dieser neuen Kollektion mit Björn Borg den besten Tennisspieler der Welt gewinnen kann. Die Zusammenarbeit ist jedoch nur von kurzer Dauer, da der Sportler 1982 seinen Rücktritt erklärt.

Ende November 1982 kündigt die GWC weitere Rationalisierungsmaßnahmen an. Darunter fallen in der ersten Jahreshälfte 1983 die Schließung der Montagewerkstatt für mechanische Uhrwerke (T-1) sowie von Midos Reparaturabteilung. Infolgedessen müssen zum Jahresende 1982 von den 140 verblie-benen Mitarbeitern 55 bis 58 entlassen werden. Angesichts der fortdauernden Weltwirtschaftskrise ohne Aussicht auf Erholung setzt sich der Personal-abbau auch in den darauffolgenden Jahren fort. Ende 1983 hat Mido noch 85–90 Beschäftigte, 1984 noch 82 und 1987 nur noch 32.

Im Bereich Kommunikation erscheint zwischen 1979 und 1983 Mido International, das quasi die Nachfolge der Mido Minutes antritt und nun die weltweite Mido-Gemeinschaft zusam-menschweißen muss. Die Auflage von mehreren Tausend Exemplaren in verschiedenen Sprachen beweist wieder einmal Midos Bemühen, sich direkt an seine Märkte zu wenden, ohne dabei einen Umweg über sprachliche Vermittler zu gehen.

Zu Beginn der 1980er-Jahre hat sich das Erschei-nungsbild von Midos Hauptmärkten definitiv verändert, denn sie befinden sich nun vorwiegend in Lateinamerika (46,9 % des Umsatzes in Mexiko, Brasilien und Kolumbien) sowie Südostasien (30,9 %), während sich die übrigen 22,2 % auf Europa, Nordamerika und den Nahen Osten verteilen.

Letzte Ausgabe der Mido International (1983) Björn Borg, Mido-Botschafter (1981)

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Nicolas G. Hayek, Gründer und vormals Vorsitzender und Delegierter des Verwaltungsrats der Swatch Group SA (1928–2010)

1983 – HEUTE

KAPITEL 5

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1983 – HEUTEDIE ÄRA DER SWATCH GROUP

1983 –1986 Im Jahr 1983 fusionieren die beiden größten Schweizer Unternehmensgruppen aus der Uhren-branche, die ASUAG und die SSIH (Société suisse pour l‘industrie horlogère). Somit wird Mido in den neuen Unternehmensverbund eingegliedert, der 1998 in Swatch Group umbenannt wird.

Vor dem Hintergrund dieser Veränderungen erscheint das von der COSC zur Feier des 300 000. zertifizierten Mido-Chronometers ausge-stellte Bulletin de marche wie eine Randnotiz, doch belegt es die Fortführung des in den 1960er-Jahren begonnenen Kurses auch im folgenden Jahrzehnt.

Im Jahr 1984 sind 80 % der produzierten Uhren weiterhin mit mechanischen Werken und nur 20 % mit Quarzwerken ausgestattet. Die wichtigsten Märkte befinden sich in Thailand, Indonesien, Brasilien, Mexiko, Kolumbien und Saudi-Arabien, danach folgen Hongkong, Singapur, die Verei-nigten Arabischen Emirate, die Bundesrepublik Deutschland und die USA.

Mido (und die Nachbarin Milus) gewinnen den Swiss Watch Styling Trophy Award (1984) in der Kategorie mechanische Uhren. Das preisge-krönte Modell Commander wird daraufhin 1986 in limitierter Auflage auf den Markt gebracht.

DIE SWATCH GROUP HEUTEDie Swatch Group SA ist der weltweit führende Hersteller von Fertiguhren. Sie betätigt sich in der Herstellung von Uhren, Schmuck, Uhrwerken und anderen Bauteilen für Uhren. Die Gruppe produziert praktisch alle Komponenten, die zur Fertigung der unter ihren 18 Uhrenmarken (Breguet, Harry Winston, Blancpain, Glashütte Original, Jaquet Droz, Léon Hatot, Omega, Longines, Rado, Union Glashütte, Tissot, Balmain, Certina, Mido, Hamilton, Calvin Klein Watches + Jewelry, Swatch, Flik Flak) sowie in ihren Concept Stores für Mehrmarkenvertrieb Tourbillon und Hour Passion (Einzelhandel) vertriebenen Uhren benötigt werden. Darüber hinaus liefert sie bestimmte Bauteile sogar an die gesamte Schweizer Uhrenindustrie. Außerdem verfügt die Gruppe über ihr eigenes weltweites Vertriebsnetz. Zu guter Letzt ist die Swatch Group auch ein wichtiger Akteur auf dem Gebiet elektronischer Systeme.

Unter der Leitung von Nicolas G. Hayek (1928–2010) erreicht die Swatch Group weltweiten Ruhm als Prunkstück der Uhrenindustrie. Zu Beginn der 1980er-Jahre führt Nicolas Hayek die Gruppe aus einer tiefen Krise. Seine entschlossene Führung ist entscheidend für die Einführung der Marke Swatch im Jahr 1983, die eine kontinuierliche Weiterentwicklung und stetige Verbesserung aller Marken der Swatch Group mit sich bringt. Außerdem dienen seine innovativen Strategien als Referenzmodelle für die gesamte Schweizer Uhrenindustrie und spielen eine Schlüsselrolle bei ihrer Renaissance. Die Leistungen von Nicolas Hayek sind sowohl in der Schweiz als auch über die Landesgrenzen hinaus weithin anerkannt und haben zu zahlreichen Auszeichnungen geführt, darunter die 1998 von den Universitäten Neuenburg (Schweiz) und Bologna (Italien) verliehene Ehrendoktorwürde. Im Jahr 2003 wird er zum Offizier der Ehrenlegion Frankreichs ernannt. Nicolas G. Hayek ist von 1986 bis 2010 als Vorsitzender und Delegierter des Verwaltungsrats der Swatch Group SA tätig.

Von der COSC ausgestelltes Bulletin de marche für den 300 000. zertifizierten Chronometer (1983)

Modell „Styling Trophy Award Commander“

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Der Hersteller muss seine Anstrengungen erhöhen, um sich weiterhin gegen die Konkurrenz behaupten zu können, und greift dabei zu einem altbewährten Mittel: die Verbindung des eigenen Image mit erfolgreichen Sportlern. Diesmal fällt die Wahl auf Etienne Dagon, Schwimmer aus Biel und Bronze-medaillengewinner bei den Olympischen Spielen von Los Angeles 1984, sowie Werner Günthör, aufstrebender Star der Schweizer Leichtathletik und zukünftiger vierfacher Weltmeister (in der Halle und im Freien) im Kugelstoßen (1986). Im gleichen Jahr verwendet Mido den Slogan „The Watch of the Captain“, der auf die Wasserdichtheit seiner Uhren und die Verbindung zum Meer anspielt, die seit einigen Jahren fest zum Image der Marke gehört.

1993Die folgenden Jahre sind schwierig und Mido schafft es eher schlecht als recht ins Jahr 1993, in dem das Unternehmen mit einem Jubiläumsmodell sein 75-jähriges Bestehen feiert.

Zu dieser Zeit liegen die wichtigsten Märkte in Brasilien, insbesondere für die Einstiegsmodelle unter den Quarzuhren, sowie in Mexiko.

1995Im Jahr 1995 ist Mido zum ersten Mal nach 8 Jahren Abwesenheit wieder auf der Uhrenmesse in Basel vertreten und präsentiert dort die neue Kollektion Baccara aus feinen und wasserdichten Quarzuhren.

Unter den vielen Marken der SMH muss sich Mido neu positionieren und seinen Platz finden. Das Ziel besteht in der Entwicklung neuer und einzigartiger Uhren mit innovativen Funktionen. So beginnt die Techno Era, wie die Marketing-Abteilung von Mido die Folgejahre nennt. Im Herbst 1995 werden die

Etienne Dagon, Bronzemedaillengewinner bei den Olympischen Spielen von Los Angeles, zu Besuch bei Mido (1984) Werner Günthör, aufstrebender Star der Schweizer

Leichtathletik während seines Besuchs bei Mido (1986) Modell „The Tool“ (1996)

Werbung für die Bodyguard (1995) Werbung für die Worldtimer (1995)

ersten beiden Produkte mit Midos neuem Image auf den Markt gebracht. Dies sind die Bodyguard, eine Uhr mit einem mehr als 100 Dezibel lauten Alarm, und die Worldtimer, die als erste Uhr durch einfaches Drücken der Krone und eine Drehung der Lünette automatisch die Zeit verschiedener Zeitzonen anzeigt.

Im darauffolgenden Jahr erscheint das Modell The Tool mit Taschenlampe, Kompass und Säge.

1997Im Jahr 1997 beginnt die schwere Wirtschaftskrise in Asien. In der Folgezeit werden die dortigen Lagerbestände nach Abwertungen der Währungen insbesondere von Thailand und Indonesien zu Schleuderpreisen verhökert.

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Im Jahr 1998 schließt sich der Kreis mit der Markteinführung einer neuen automatischen Multifort. Mido kehrt somit rechtzeitig

zu seinem 80. Geburtstag zu den eigenen Wurzeln zurück und nutzt die Gelegenheit, um sich auf eine Philosophie zu besinnen,

die seit jeher seine Stärke ausmachte und die auch heute noch zu den Hauptzielen des Unternehmens gehört: die Herstellung

von robusten und wasserdichten Automatikuhren auf dem neuesten Stand der Technik in einem zeitlosen Design

1998Im Jahr 1998 schließt sich der Kreis mit der Marktein-führung einer neuen automatischen Multifort. Mido kehrt somit rechtzeitig zu seinem 80. Geburtstag zu den eigenen Wurzeln zurück und nutzt die Gelegenheit, um sich auf eine Philosophie zu besinnen, die seit jeher seine Stärke ausmachte und die auch heute noch zu den Hauptzielen des Unter-nehmens gehört: die Herstellung von robusten und wasserdichten Automatikuhren auf dem neuesten Stand der Technik in einem zeitlosen Design.

2000Das Jahr 2000 ist von der Kampagne „Mido – Reflecting on Time“ geprägt, für die der legendäre Regisseur Pedro Almodóvar als Galionsfigur gewonnen wird.

Im August 2000 wagt Mido den Angriff auf den chinesischen Markt, der sich im Laufe der Jahre zu seiner Nummer eins entwickeln wird.

2001Als Produktneuheit des Jahres 2001 glänzt die neue Ocean Star, die ganz dem Charakter dieser sport-lichen Kollektion entsprechend bis zu einem Druck von 20 Bar wasserdicht ist. Dieses Modell wird von den deutschen Zeitschriften Uhrenmagazin und Focus zur „Uhr des Jahres 2002“ gekürt.

2002Außerdem beginnt die 1998 begonnene Neu -ausrichtung der Marke Mido ab 2002 mit einer Umsatzsteigerung von 30 % endlich Früchte zu tragen. Dabei verfolgt Mido ein klar gestecktes Ziel: die weltweite Marktführerschaft bei Schweizer Automatikuhren in seinem Preissegment.

Nachdem Franz Linder bereits seit 1995 als regio-naler Vertriebsleiter und dann als Direktor für Marketing und Vertrieb für Mido tätig ist, wird er 2002 zum CEO ernannt und bekleidet diesen Posten bis zum heutigen Tag.

Im gleichen Jahr erfolgt die Markteinführung der Kollektion All Dial, die direkt von der Architektur des Kolosseums in Rom inspiriert ist.

2003Im Jahr 2003 knüpft Mido durch eine Zusammen-arbeit mit Jørn Utzon, dem Architekten der berühmten Oper von Sydney, noch engere Bindungen zur Welt der Architektur.

Kampagne „Reflecting on Time“, in Zusammenarbeit mit Filmregisseur Pedro Almodóvar (2000)

Ein Modell der 2002 lancierten Kollektion All Dial, deren Design direkt von der Architektur des Kolosseums in Rom inspiriert ist

Ungeachtet aller Bemühungen zu einer Neupositio-nierung macht Lateinamerika in diesem Jahr immer noch 78 % des Umsatzes aus. Trotz der unbestrit-tenen Qualität seiner Produkte, die es im Rahmen der neuen Ausrichtung auf den Markt bringt, mangelt es Mido an Möglichkeiten und der erforder-lichen Bekanntheit, um genügend Käufer zu finden. Unter François Thiébaud, Geschäftsleiter von Tissot und in der Generaldirektion der Swatch Group seit 1997 verantwortlich für Mido und Certina, wird diese Strategie aufgegeben. Nachdem der Versuch einer Neupositionierung deutliche finanzielle Spuren hinterlassen hat, muss eine Größenanpassung der Marke vorgenommen werden, zu der auch der Umzug nach Le Locle gehört, der zu Synergieef-fekten mit Tissot führen soll.

François Thiébaud, Geschäftsleiter von Tissot und in der Generaldirektion der Swatch Group verantwortlich für Mido und Certina

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2004Ein Jahr später wird 2004 die Serie Baroncelli wieder in die Kollektion aufgenommen.

Zu Beginn des Jahres 2002 verstärkt Mido seine visuelle Identität mit der Integration der beiden neuen Farben Orange und Schwarz. Den nächsten Schritt auf dem Weg zu seiner Verwandlung geht das Unternehmen 2005 mit einem neuen verfeinerten Logo, das endgültig mit dem der Vergangenheit bricht. In der Folgezeit gibt sich die Marke weltweit eine vollkommen neue visuelle Identität, bewahrt dabei jedoch die Losung „Swiss Watches since 1918“. Zudem ändert das Unternehmen in diesem Jahr seinen Namen und vereinfacht ihn zu MIDO AG. Außerdem legt Mido 2005 besonderes Augenmerk auf die Erweiterung seines Vertriebsnetzes durch das Online-Konzept der „Shop-in-Shops“, die die visuelle Identität der Marke widerspiegeln.

2006Im Jahr 2006 vervielfachen sich die Ereig-nisse rund um die Marke, denn Mido feiert in Hongkong sein 88-jähriges Firmenjubiläum. Die Stadt ist nicht nur ein wichtiger Knotenpunkt im Vertriebsnetz, sondern die Zahl 8 in der chine-sischen Kultur auch besonders positiv besetzt.

2007Nach Eröffnung diverser Niederlassungen in Asien wird Mido 2007 auch wieder Teil der geschäftlichen Unternehmungen der Swatch Group in den USA.

2008Mit Belluna wird 2008 eine neue und von den geometrischen Formen der Art-Deco-Architektur inspirierte Kollektion kreiert.

In seinen 2000 Verkaufsstellen und mit zahlreichen Events feiert Mido sein 90-jähriges Bestehen in einer Vielzahl von Ländern, darunter nicht zuletzt Mexiko, wo Mido den größten Marktanteil hält.

Obwohl die Geschäfte in Nord- und Südamerika sehr gut laufen, sichert sich nach langen Jahren Asien den Spitzenplatz in der Rangliste der wichtigsten Absatzmärkte von Mido.

2009Trotz eines sehr schwierigen Jahres für die Schweizer Uhrenindustrie aufgrund der Subpri-me-Krise und einem Rückgang der Exporte um mehr als 20 % erzielt Mido 2009 mit einem zweistelligen Wachstum ein weiteres Rekordjahr.

In diesem Jahr wird auch der Slogan „A mark of true design“ übernommen.

Shop-in-Shop von Mido in Peking (China, 2008)

Ein Modell der Kollektion Belluna, die 2008 auf den Markt gebracht wurde

In seinen 2000 Verkaufsstellen und mit zahlreichen Events feiert Mido sein 90-jähriges Bestehen in einer Vielzahl

von Ländern, darunter nicht zuletzt Mexiko, wo Mido

den größten Marktanteil hält

Der 90. Geburtstag Midos in Mexiko (2008)

Der 90. Geburtstag Midos in China (2008)

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2010Der 28. Juni 2010 wird vom Tod von Nicolas G. Hayek überschattet, dem langjährigen Vorsitzenden und Delegierten des Verwaltungsrats der Swatch Group. Nicolas G. Hayek war der Architekt der Rettung der gesamten Schweizer Uhrenindustrie sowie der Gründung und Entwicklung der Swatch Group. Nicolas G. Hayek gilt weithin und unange-fochten nicht nur als großartiger Unternehmer, sondern gleichermaßen als Pionier und Visionär.

Am 30. Juni wird seine Tochter Nayla Hayek einstimmig zur Vorsitzenden des Verwaltungsrats gewählt (zuvor war sie stellvertretende Vorsit-zende). Bereits 1995 war sie in den Verwaltungsrat eingetreten und wurde seitdem auf ihre zukünftige Führungsrolle vorbereitet. Darüber hinaus füllt sie seit langem sehr erfolgreich zahlreiche operatio-nelle Funktionen innerhalb der Gruppe aus, unter anderem als CEO von Harry Winston.

Der Sohn von Nicolas Hayek und Bruder von Nayla Hayek, Georges Nicolas Hayek (genannt Nick), wird 2003 Vorsitzender der Konzernleitung der Swatch Group und tritt 2010 in den Verwaltungsrat ein.

Die Erben von Nicolas G. Hayek, darunter auch sein Enkel Marc Alexander Hayek (Mitglied der Erweiterten Konzernleitung seit 2002 und der Konzernleitung seit 2005), sorgen dafür, dass Mido die von ihrem Vater und Großvater innerhalb der Swatch Group vorgesehene Markt- und Preispo-sitionierung behält und leisten ihren Beitrag zum fortwährenden Erfolg der Marke.

Im Jahr 2010 eröffnet Mido außerdem sein erstes Markengeschäft in Shanghai.

Darüber hinaus wird im gleichen Jahr das – heute für die Marke emblematische – Modell Multifort Special Edition auf den Markt gebracht.

2011Um seine führende Position auf dem Gebiet zerti-fizierter Chronometer im mittleren Preissegment auszubauen, startet Mido 2011 die erste Serie von COSC-Chronometern für Damen als Bestandteil der Kollektion Baroncelli. Mit 61 358 zertifizierten Chronometern liegt der Hersteller wie schon 2011 (49 343 Exemplare) auf Platz vier hinter dem Spitzentrio aus Rolex, Omega und Breitling.

Das erste Mido-Geschäft (Shanghai, China, 2010)

Nayla Hayek, Vorsitzende des Verwaltungsrats der Swatch Group seit dem 30. Juni 2010

Nick Hayek, seit 2003 Vorsitzender der Konzernleitung der Swatch Group und Vorsitzender des Verwaltungsrats von Mido Multifort Special Edition (2010)

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2012 Mit der Markteinführung der Kollektion Great Wall im Jahr 2012, die direkt von der Chinesi-schen Mauer inspiriert ist, unterstreicht Mido seine Verbundenheit mit der Architektur.

Auch wird nun eine neue Version der Commander entwickelt, der bedeutendsten Mido-Uhr mit seit 1959 nahezu unverändertem Design. Diese neue Commander findet vor allem auf den traditionellen Absatzmärkten des Herstellers großen Anklang.

In all diesen Jahren betreibt Mido über sehr vielseitige Medien, aber auch durch in zahlreichen Ländern veranstaltete Events eine äußerst aktive Kommunikation.

Ein Modell der 2012 lancierten Kollektion Great Wall, deren Design direkt von der Chinesischen Mauer inspiriert ist

Eine neue Version der legendären Commander (2012)

Präsentation neuer Ocean-Star-Modelle (Fortaleza, Brasilien, 2010)

Präsentation neuer All-Dial-Modelle (Taipeh, Taiwan, 2010)

Treffen mit chinesischen Mido-Händlern in Jeju (Südkorea, 2008)

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Zug als Werbeträger (Thailand, 2011)

Shop-in-Shop von Mido in Taipeh (Taiwan, 2012)Shop-in-Shop von Mido in Interlaken (Schweiz, 2012)

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Mido-Boutique in Shenyang (China, 2013)

Schaufensterdekoration von Mido in Berlin (Deutschland, 2012)

Präsentation der neuen Commander in Shanghai (China, 2013)Erstes Mido-Geschäft in Mexiko (Mexiko, 2012)

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Mido-Geschäft in Mongkok (Hongkong, 2014)

Shop-in-Shop von Mido in Paris (Frankreich, 2014)

Veranstaltung zum Qixi, dem chinesischen Valentinstag, in Taipeh (Taiwan, 2014)

Werbeplakat im Hafen Hongkongs (2013)

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2014 Als logische Folge der vergangenen Jahre schließt Mido 2014 eine Partnerschaft mit der Union Inter-nationale des Architectes (UIA), der weltweit wichtigsten Vereinigung nationaler Architekten-organisationen mit Sitz in Paris, die unter ihrem Dach mehr als 1,3 Millionen Mitglieder vereint. Mido unterhält besonders enge Beziehungen zur Architektur, da zahlreiche seiner Kollektionen ihre Inspiration direkt aus den bedeutendsten archi-tektonischen Errungenschaften der Geschichte beziehen.

Im Jahr 2014 erblicken zudem die Automatikkaliber 60 und 80 mit jeweils bis zu 60 beziehungsweise 80 Stunden Gangreserve das Licht der Welt.

Dank der Expansion und des starken Wachstums in Europa schwingt sich dieser Kontinent beim Umsatz zur neuen Nummer zwei auf.

Franz Linder, CEO von Mido, und Albert Dubler, Präsident des internationalen Architektenverbands, anlässlich der Unterzeichnung der Partnerschaft (2014)

Commander Caliber 80 Chronometer (2014)

Multifort Chronograph Caliber 60 (2014)

Mido Caliber 80 – bis zu 80 Stunden Gangreserve (2014)

Mido Chronograph Caliber 60 – bis zu 60 Stunden Gangreserve (2014)

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2015 Anlässlich der weltweiten Messe der Uhren- und Schmuckindustrie Baselworld startet Mido 2015 seinen Wettbewerb im Uhrendesign. Drei Designer wetteifern um die neue Konzeption eines vom Big Ben in London inspirierten Zeitmessers. Neben der Beteiligung der Öffentlichkeit an der Auswahl des Siegers verstärkt dieser Wettbewerb zusätzlich die Werte, die Mido mit der Architektur teilt.

In der allgemeinen Betrachtung ist das Jahr 2015 für Mido wiederum von einer hohen Intensität geprägt und endet mit einem weiteren finanziellen Rekord. Innerhalb von 10 Jahren konnte der Umsatz mehr als verzehnfacht werden. Außerdem ist dies ein Rekordjahr für die Schweizer Uhrenindustrie mit Exporten im Wert von 21,5 Milliarden CHF, die einen Zuwachs von 74 % seit 2005 bedeuten.

Big Ben Limited Edition, vom berühmten Bauwerk in London inspiriert und Ergebnis des Mido Watch Design Contest (2016)

Designer Sébastien Perret, Gewinner des Mido Watch Design Contest, bei der Ehrung durch Mido-CEO Franz Linder und Esa Mohamed, CEO des internationalen Architektenverbandes (Shanghai, 2015)

Event anlässlich der Markteinführung der neuen Baroncelli Donna (China, 2015)

Über verschiedene gemeinnützige Aktionen fördert Mido die Bildung benachteiligter Kinder (hier in China, 2015)Mido-Boutique in Mexiko (2015) Werbetafeln in Tsim Sha Tsui (Hongkong, 2015)

Mido-Geschäft im Hotel The Venetian (Macau, 2015)

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2016 Im Jahr 2016 bestätigt Mido seinen Anspruch, in seinem Preissegment an der Spitze der technolo-gischen Innovation zu stehen. Einmal mehr kann Mido, dank des Know-hows von Swatch Group, ETA und Nivarox-FAR, sein erstes als Chrono-meter zertifiziertes Uhrwerk mit Spiralfeder aus Silizium vorstellen. Dieses Material fand bis dahin ausschließlich für Luxusuhren Verwendung. Diese Innovation wird auch in die Kollektion Baroncelli eingebunden, die mittlerweile ihren 40. Geburtstag feiert.

Baroncelli Caliber 80 Chronometer Silicon: der Inbegriff von Innovation (2016)

Commander Chronometer Limited Edition (2016) Baroncelli Heritage: flach und leicht (2016)

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Ocean Star Caliber 80 (2016)

Multifort Chronograph Adventure (2016)

Mido erleuchtet die berühmte Einkaufsstraße Nanjing Lu in Shanghai (China, 2016)

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2017 Als logische Konsequenz der Verbundenheit zur Architektur wird der neue Slogan von Mido „Inspired by Architecture“ lauten. Verwendung hochwertiger Materialien, eine makellose Konzeption, harmo-nische und zeitlose Designs sowie fortwährende Innovation sind nur einige der Werte, die Mido und diese noble Disziplin gemeinsam haben und die sie bei allen ihren Kreationen begleiten.

Am 25. August ruft Mido die partizipative Kampagne #BeInspiredByArchitecture ins Leben, eine 12-wöchige Reise rund um die Welt, bei der 12 Städte vorgestellt werden. Das Ziel besteht darin, aus 60 legendären Gebäuden jenes Bauwerk auszusuchen, das der neuen Mido-Uhr als Inspi-rationsquelle dienen soll. Schließlich wird das Solomon R. Guggenheim Museum in New York als Inspirationsquelle für diese Uhr ausgewählt, die der Öffentlichkeit auf der Baselworld 2017 präsen-tiert wird.

„Inspired by Architecture“ Verwendung hochwertiger

Materialien, eine makellose Konzeption, harmonische

und zeitlose Designs sowie fortwährende Innovation sind nur einige der Werte, die Mido

und diese noble Disziplin gemeinsam haben

Mido-Stand auf der Baselworld, der weltweiten Messe der Uhren- und Schmuckindustrie (2016) Neue Werbekampagne von Mido „Inspired by Architecture“ (2016)

Limited Edition Inspired By Architecture: als Inspiration diente die revolutionäre Architektur des Solomon R. Guggenheim Museums (2017)

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Im Jahr 2017 nähert sich Mido seinem 100-jährigen Bestehen und bleibt seiner Philosophie, die Innovation, Ästhetik und Funktio-nalität vereint, weiterhin treu. Das Unternehmen wacht konsequent über den Erhalt seiner DNA und seiner bedeutendsten Kollek-tionen: Multifort, Ocean Star, Commander und Baroncelli.

In 100 Jahren hat sich Mido zu einem der wichtigsten Hersteller Schweizer Automa-tikuhren und einem der bedeutendsten Akteure in seinem Preissegment entwickelt. Die Marke gewährleistet weiterhin die hohe Qualität seines Vertriebsnetzes aus 2700 offiziellen Händlern und rund 30 Markenshops. Ihre Uhren werden in etwa 70 Ländern vertrieben,

um die 20 davon mit direkten Mido-Niederlassungen, der Rest über autorisierte Vertriebspartner.

Zentrales Anliegen von Mido bleiben seine Kunden und die Qualität der hergestellten Produkte.

Regelmäßige Rückmeldungen sehr zufriedener Kunden motivieren die Mitarbeiter, durch ihre tägliche Arbeit den

guten Ruf der Marke auch für kommende Generationen zu

bewahren.

Der Kreis schließt sich, das Aben teuer geht weiter, die

Ambitionen bleiben.

Die Ocean Star Caliber 80 Titanium: ein sportlicher, widerstandsfähiger und leichter Zeitmesser (2017)

Die Baroncelli Prisma: ein faszinierendes Spiel aus Perlmutt und 51 Diamanten (2017)

Mido hat sich zu einem der wichtigsten Hersteller Schweizer Automatikuhren

und einem der bedeutendsten Akteure in seinem

Preissegment entwickelt

Die Multifort Escape: ein kompromissloser Zeitmesser zur Erschließung neuer Horizonte (2017)

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Die Commander Icône: ein legendäres Modell voller Spitzentechnologie (2017)

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DANKESSCHREIBEN VON BRYAN BJARNASON VOM 9. SEPTEMBER 2015Während des zweiten Weltkriegs trat Bryan Bjarnason in die kanadische Luftwaffe ein. Als er 1944 Pilot wurde, schenkten ihm seine Eltern eine Mido Multifort.

71 Jahre später trug der inzwischen 91-Jährige seine Mido immer noch, die bis auf den Sekundenzeiger, der wenige Jahre zuvor seinen Geist aufgegeben hatte, immer noch einwandfrei funktionierte.

In seinem Schreiben beglückwünschte Bjarnason Mido zur Fertigungsqualität dieser prächtigen Uhr.

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QUELLEN UND LITERATURVERZEICHNISDAS MIDO-ARCHIV UMFASST EINE GEWISSE ANZAHL VON ZEITSCHRIFTEN UND ANDEREN GEDRUCKTEN QUELLEN, DIE HIER NICHT DETAILLIERT AUFGEFÜHRT WERDEN, SEHR WOHL ABER IN DAS VORLIEGENDE WERK EINGEGANGEN SIND.

LITERATURVERZEICHNIS

Offizielle Veröffentlichungen und Berichte:Schweizerisches Handelsamtsblatt, hrsg. vom Staats-sekretariat für Wirtschaft, Bern, 1918–2017.

Journal suisse d‘horlogerie et de bijouterie (Schweizer Uhren- und Schmuck-Journal), Association des Fabricants de Montres Suisses (Vereinigung Schwei-zerischer Uhrenfabrikantenverbände), Lausanne, 1876.

Journal suisse d’horlogerie et de bijouterie (Schweizer Uhren- und Schmuck-Journal), offizielles Bulletin der Schweizer Uhrenmesse Basel, Zeitschrift der „Société suisse de chronométrie“ (Schweizer Gesellschaft für Zeitmesskunde), verschiedene Jahrgänge.

Journal suisse d’horlogerie et de bijouterie (Schweizer Uhren- und Schmuck-Journal), offizielles Bulletin der Europäischen Uhrenmesse Basel, verschiedene Jahrgänge.

Journal de la Fédération horlogère suisse (Zeitschrift des Verbands der Schweizerischen Uhrenindustrie), hrsg. von der Société intercantonale des industries du Jura (Interkantonale Gesellschaft der Industrien des Jura) und der Chambre suisse de l‘horlogerie (Kammer der Schweizer Uhrmacherkunst), Biel, 1886–1945.

Jahresberichte der Offiziellen Schweizer Kontrollstelle für Chronometer, La Chaux-de-Fonds, 2012–2015, www.cosc.swiss.

Geschäftsbericht der Allgemeinen Gesellschaft der Schweizerischen Uhrenindustrie AG [ASUAG], 1983–1984.

Geschäftsberichte der Swatch Group, 1998–2016, und Pressemitteilungen, verschiedene Jahrgänge, www.swatchgroup.com.

Artikel: Arm, Jean-Philippe: „Mido und die Geheimnisse der Krone“, Uhrenwelt, 21.11.2003, S. 50–57.

Donzé, Pierre-Yves: „Les origines suisses de Citizen Watch“, Watch Around, Nr. 007, 2009, S. 63–67.

Greder-Fournier, Chantal: „Schaeren, Georges (1882–1958)“, Historisches Lexikon der Schweiz, 18.02.2011, http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/ d/D29802.php.

Greder-Fournier, Chantal: „Schaeren, Henri (1886–1957)“, Historisches Lexikon der Schweiz, 18.02.2011, http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/ d/D29803.php.

Müller, Guido et al., Biel: „Wirtschaftsgeschichte von Biel“, hrsg. von H. Diriwächter, Zürich, 1948, S. 206–207.

Bücher: Donzé, Pierre-Yves: „Histoire de l’industrie horlogère suisse“, Neuchâtel, Editions Alphil-Presses universitaires suisses, 2009.

Donzé, Pierre-Yves: „Histoire du Swatch Group“, Neuchâtel, Editions Alphil-Presses universitaires suisses, 2012.

Jobin, Albert Ferdinand: „La classification horlogère des calibres de montres et des fournitures d’hor-logerie suisse“, 2. Ausgabe, Genf, La Classification horlogère, 1939.

Jobin, Albert Ferdinand: „La classification horlogère des calibres de montres et des fournitures d’hor-logerie suisse“, 3. Ausgabe, Genf, La Classification horlogère, 1949.

Jorio, Marco (Dr.): „Historisches Lexikon der Schweiz“, Hauterive, Editions Attinger, 2002, www.dhs.ch.

Wagner, Julius (Hrsg.): „25 Jahre Schweizer Mustermesse“, Zürich, Verkehrsverlag, 1942

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VERWALTUNGSRAT DER MIDO AG (BIS ZU IHREM VERKAUF AN DIE GWC)

1925 –1957 Henri Schaeren, Vorsitzender seit 1925 und Vertriebsdirektor von 1925 bis zu seinem Tod.

1925 –1958 Georges Schaeren, technischer Direktor.1925 –1956 Hugo Jubert, Sekretär des Verwaltungsrates ab 1925, Verwaltungsdirektor.1958 –1976 Henri Schaeren Junior, Vorsitzender 1958–1975, Vertriebsdirektor.1958 –1972 Walter Schaeren, stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrates, technischer

Direktor; vertretendes Mitglied seit 1947 während der fünfeinhalb Monate dauernden Abwesenheit seines Vaters.

VORSITZENDE DES VERWALTUNGSRATS

1925 –1957 Henri Schaeren1957 Georges Schaeren1958 –1975 Henri Schaeren junior1975 –1978 Armin Glaus1978 Robert Hüssy1979 –1983 Marco Brüesch1983 –1984 Dr. U. Spycher1984 –1991 Ernst Thomke1991 –2004 Nicolas G. Hayek2004 – Georges N. Hayek

IMPRESSUM

Gesamtdesign: Mido SA, Le Locle, Schweiz

Historische Recherche und Texte: Cejare, Philippe Hebeisen, St-Imier, Schweiz Mido SA, Le Locle, Schweiz

Grafikdesign: Gasser Media SA, Le Locle, Schweiz

Übersetzungen und Lektorat: InPuzzle, Genf, Schweiz

Druck: Juillerat Chervet SA, St-Imier, Schweiz

Einband: Bubu AG, Mönchaltorf, Schweiz

Alle Rechte bezüglich Übersetzung, Adaptation und Reproduktion für alle Länder vorbehalten.© Mido SA, 2018Chemin des Tourelles 172400 Le Locle