Monitoring the Scope and Benefits of Fairtrade - sixth edition - 2014
Fairtrade Monitoring-Bericht 2012
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FAIRTRADE – REICHWEITE UND WIRKUNG ZAHLEN, FAKTEN, STUDIENMONITORING-BERICHT, FAIRTRADE INTERNATIONAL
2012 VIERTE AUSGAbE
Copyright: Fairtrade Labelling Organizations International e.V., 2012
Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Publikation darf ohne vorherige schriftliche Genehmigung durch Fairtrade International weder ganz noch teilweise, in keiner Form und durch kein Mittel (elektronisch, mechanisch, durch Fotokopie, Aufzeichnung oder andere Mittel) verwendet, vervielfältigt oder übertragen werden.
Die hier zur Verfügung gestellten Daten und Fakten dienen ausschließlich Informationszwecken. Fairtrade International gewährt das Nutzungsrecht für den persönlichen, nicht-kommerziellen Gebrauch ohne jegliche Rechte auf Weiterverkauf oder Weiterverbreitung der Informationen oder auf die Zusammenstellung neuer oder aus diesem Bericht abgeleiteter Werke.
INHALT
1. Einleitung: Über diesen Bericht 5
1.1 Woher stammen die Daten in diesem Bericht? 6
1.2 Erhebungsbereich und Vollständigkeit der Daten 7
1.3 Vertraulichkeit der Daten 9
1.4 Genauigkeit der Daten und Grenzen der Datenerfassung 9
1.5 Haftungsausschluss 9
1.6 Anmerkungen zu den Daten 9
1.7 Dank 11
2. Kurzbericht und wichtigste Daten auf einem Blick 12
3. Die Fairtrade-Produzenten 18
3.1 Wie viele Kleinbauern und Arbeiter gibt es 2011 im Fairtrade-System? 19
3.2 Auf welche Länder und Regionen sind die Fairtrade-Kleinbauern und -Arbeiter verteilt? 19
3.3 Wie hat sich die Zahl der Kleinbauern und Arbeiter in den verschiedenen Regionen entwickelt? 23
3.4 Kleinbauern und Arbeiter in den verschiedenen Produktkategorien 25
3.5 Arbeiter im Fairtrade-System 25
3.6 Frauen im Fairtrade-System 29
3.7 Fairtrade und junge Menschen 31
4. Die Fairtrade-Produzentenorganisationen 34
4.1 Wie viele Fairtrade-zertifizierte Produzentenorganisationen gibt es 2011? 35
4.2 Verteilung der Fairtrade-Produzentenorganisationen auf die verschiedenen Regionen 37
4.3 Verteilung der Fairtrade-Produzentenorganisationen in den verschiedenen Produktkategorien 38
4.4 Größe der Produzentenorganisationen 38
5. Fairtrade-Produktion und Fairtrade-Verkäufe 40
5.1 Fairtrade-Produktionskapazitäten 41
5.2 Fairtrade-Verkaufsvolumen und Fairtrade-Verkaufserlöse 42
5.3 Welche Anteile der gesamten Verkaufsvolumen wurden laut
Produzentenberichten zu Fairtrade-Bedingungen verkauft? 45
5.4 Wie viel Anbaufläche steht unter Fairtrade-Produktion? 47
5.5 Kleinbauern bei Fairtrade: durchschnittliche Anbauflächen pro Produkt und Region 49
5.6 Bio- und andere Zertifizierungen 49
6. Die Fairtrade-Prämie 50
6.1 Wie hoch waren die Fairtrade-Prämieneinnahmen 2010-11? 51
6.2 Wofür wurden diese Prämieneinnahmen 2010-11 verwendet? 56
7. Fairtrade-Produkte im Fokus:
Kaffee, Bananen, Kakao, Tee, Zucker und Baumwolle 62
7.1 Zahlen und Fakten: Fairtrade-Kaffee 63
7.2 Zahlen und Fakten: Fairtrade-Bananen 68
7.3 Zahlen und Fakten: Fairtrade-Kakao 74
7.4 Zahlen und Fakten: Fairtrade-Tee 82
7.5 Zahlen und Fakten: Fairtrade-Zucker 87
7.6 Zahlen und Fakten: Fairtrade-Baumwolle 92
8. Fairtrade-Regionen im Fokus 98
8.1 Fairtrade in „Afrika und Mittlerer Osten“ 2011 99
8.2 Fairtrade in „Asien und Ozeanien“ 2011 104
8.3 Fairtrade in „Lateinamerika und Karibik“ 2011 108
01.EINLEITUNG: ÜBER DIESEN BERICHT
6 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Fairtrade International verfolgt die Entwicklung der Produzenten im
Fairtrade-System durch regelmäßige, im Jahresrhythmus durchgeführte
Datenerhebungen. In dieser vierten Ausgabe des Fairtrade-Monitoring-
Berichtes wurden Daten zusammengefasst, die im Laufe des Jahres
2011 innerhalb der Fairtrade-zertifizierten Produzentenorganisationen
gesammelt wurden. Um die Reichweite und den Stellenwert von Fairtrade bes ser
erfassen und bewerten zu können, greift dieser Bericht auf bestimmte Leistungs-
indikatoren (KPI’s, Key Performance Indicators) zurück und gibt dieses Jahr zum ers -
ten Mal auch einen Einblick in die Ergebnisse jüngster wissenschaftlicher Studien,
die die langfristige Wirkung von Fairtrade belegen.
Die Ergebnisse dieses Monitoring- und Evaluationsverfahrens dienen allen
Beteiligten im Fairtrade-System als Informationsquelle und als Richtschnur bei
wichtigen Entscheidungen. Sie sind Indikatoren, um unsere Leistung hinsichtlich
unseres Zieles zu bewerten, die Wirkung von Fairtrade für Kleinbauern und Arbeiter
in Entwicklungsländern stärker und umfassender werden zu lassen. Regelmäßiges
Monitoring und Evaluation zeigen uns auf, in welchen Bereichen wir bereits gute
Leistungen erbringen und in welchen Bereichen wir noch vor Herausforderungen
stehen. Diese Herausforderungen zu kennen, versetzt uns in die Lage, die richtigen
strategischen Entscheidungen zu treffen.
Wir – Fairtrade International – veröffentlichen diese Informationen im Rahmen
unserer Selbstverpflichtung zu Transparenz, Offenheit und dem Austausch von
Informationen mit unseren Partnern und Unterstützern. Wir erkennen an, dass es
einige Defizite in der Verlässlichkeit und Vollständigkeit der Daten gibt und sind
bemüht, auf diese Defizite – sofern bekannt – hinzuweisen. Wir hoffen, dass dieser
Bericht für Sie und Ihre Arbeit aufschlussreich und nützlich ist und freuen uns über
konstruktives Feedback.
1.1 Woher stammen die Daten in diesem Bericht?
Die Daten in diesem Bericht stammen aus drei Hauptquellen.
Informationen über die Anzahl und die geographische Verteilung der verschie-
denen Produzentenorganisationstypen im Fairtrade-System stammen aus der Zer
tifizierungsDatenbank der FLO-CERT GmbH – dem Zertifizierungsorgan von
Fairtrade. Für diesen Bericht wurde der Status der oben genannten Indikatoren zum
Ende des Jahres 2011 abgerufen. Da einige dieser Organisationen für mehrere Produkte
zertifiziert sind, unterscheiden wir zwischen zertifizierten Produzentenorganisationen
und Produkt-Zertifizierungen. Die Datenbank der FLO-CERT GmbH liefert auch
Informationen zur Anzahl der Fairtrade-Produkt-Zertifizierungen.
Um ein möglichst genaues Bild der Entwicklung von Fairtrade im Süden zu
erhalten, beauftragt Fairtrade International die FLO-CERT GmbH, während der
regelmäßig durchgeführten Fairtrade-Kontrollen (Fairtrade-Audits) Daten für die
unten aufgeführten Leistungsindikatoren zu sammeln, die Auskunft über die aktuelle
Situation und die Entwicklung der Fairtrade-Produzentenorganisationen geben. Die
Fairtrade-Audit-Berichte stellen damit die zweite Datenquelle für die Auswertungen
in diesem Monitoring-Bericht dar.
Box 1.1 Leistungsindikatoren für diesen Bericht
Für die folgenden Indikatoren wurden im Rahmen der Fairtrade-Audits Daten erhoben:
A Anzahl der verschiedenen Produzentenorganisationen im Fairtrade-System
A Anzahl der Kleinbauern und Arbeiter in Fairtrade-zertifizierten Produzentenorganisationen
A Anzahl und Art weiterer Zertifizierungen dieser Organisationen
A Geschlechterverteilung unter den Kleinbauern und Arbeitern
A Anbauflächen für Fairtrade-zertifizierte Produkte
A Produktionsvolumen gesamt
7 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
A Verhältnis Bio/konventionell des Produktionsvolumens
A Verkaufsvolumen gesamt
A Verkaufserlöse gesamt
A Fairtrade-Verkaufsvolumen
A Fairtrade-Verkaufserlöse
A Fairtrade-Prämieneinnahmen
A Verwendung der Fairtrade-Prämieneinnahmen
Die erhobenen Daten können für jeden Indikator pro Land, Region, Produkt oder Organisationstyp
zusammengefasst und ausgewertet werden.
In diesen Monitoring-Bericht sind alle FairtradeAuditBerichte eingeflossen, die
zwischen März 2011 und Februar 2012 erstellt wurden. Für Produzentenorganisationen,
in denen innerhalb dieser Zeitspanne kein Audit durchgeführt wurde, wurden Daten
aus den Audit-Berichten von 2010 oder in wenigen Fällen von 2009 verwendet. 81
Prozent der Daten für diesen Monitoring-Bericht stammen aus Audit-Berichten von
2011 oder 2012 (siehe Tabelle 1.1).
Zusätzlich zu diesen jährlichen Datenerhebungen geben Fairtrade International
und die Fairtrade-Siegelinitiativen verschiedener Länder regelmäßig unabhängige
wissenschaftliche Untersuchungen zur Entwicklung der Produzenten im
FairtradeSystem in Auftrag. Diese über die Indikatoren für unseren jährlichen
Monitoring-Bericht hinausgehenden Untersuchungen führen zu einem noch besseren
Verständnis der Wirkung, die Fairtrade auf die Lebensumstände und die Stärkung der
Kleinbauern und Arbeiter im Fairtrade-System erzielt. Wir lassen in diesem Bericht
erstmalig Ergebnisse aus einer Vielzahl von Studien einfließen, die 2010 oder 2011
in Auftrag gegeben wurden und stellen die vollständigen Ergebnisse einiger dieser
Studien auf der Fairtrade International-Website ( www.fairtrade.net) zur Verfügung.
Tabelle 1.1: Audit-berichte, die in diesen Monitoring-bericht eingeflossen sind
Audit-Jahr Anzahl der Audit-Berichte %
2012 16 2%
2011 786 79%
2010 164 17%
2009 24 2%
Gesamt 990 100%
1.2 Erhebungsbereich und Vollständigkeit der Daten
Datenerfassungsbereich der Produkt- und Produzentendaten
Die Informationen zur Anzahl und geographischen Verteilung der verschiedenen
Arten von Fairtrade-Produzentenorganisationen spiegeln den Stand Ende 2011 wider
und sind nach unserem besten Wissen vollständig.
Die Daten zu Produkt-Zertifizierungen sind weitestgehend vollständig. In einigen
Fällen ist es möglich, dass Zertifizierungen für Zweit- oder Drittprodukte nicht erfasst
wurden, wir gehen jedoch davon aus, dass die Mehrheit der aktiven Mehrfach-
Zertifizierungen erfasst ist.
Für diesen Monitoring-Bericht lagen Audit-Berichte von 990 der 991
Produzentenorganisationen vor, die Ende 2011 eine Fairtrade-Zertifizierung hatten – das
sind fast 100 Prozent aller Fairtradezertifizierten Produzentenorganisationen.
Diese große Datenmenge führt zum bisher vollständigsten Monitoring-Bericht von
Fairtrade International und damit zu einem noch umfassenderen Bild der Stellung
und Entwicklung von Fairtrade.
In fast allen Produktbereichen stammen 70 bis 100 Prozent der Daten aus Audit-
Berichten von 2011 oder 2012.
8 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Die größten Ausnahmen bilden:
Rohrzucker: In diesem Produktbereich lagen für nur 44 Prozent der zertifizierten
Produzentenorganisationen Audit-Berichte von 2011 oder 2012 vor. Um die Situation
2011 möglichst genau abzubilden, wurden die vorliegenden Zucker-Daten von
Produktsachverständigen ausgewertet und auf den neuesten Stand gebracht.
Kakao von der Elfenbeinküste: Aufgrund der politischen Krise im ersten
Halbjahr2011 konnten in vielen Produzentenorganisationen die Fairtrade-Audits nicht
planmäßig durchgeführt werden. Die Elfenbeinküste hat 2010 und 2011 als Lieferant
von Fairtrade-Kakao stark an Bedeutung gewonnen – ein Umstand, der in dieser
Datensammlung jedoch nicht angemessen widergespiegelt wird.
Honig und Ölsaaten/ölhaltige Früchte: In diesen Produktbereichen lagen für
nur 52 bzw. 33 Prozent der zertifizierten Produzentenorganisationen Audit-Berichte
von 2011 oder 2012 vor. Somit sind die Daten für diese beiden Produktbereiche
weniger aktuell als die Daten für andere Produkte.
Nicht alle Produzentenorganisationen berichten Ergebnisse für jeden Leistungs-
indikator. Einige Organisationen geben ihre gesamten oder die Fairtrade-Verkaufserlöse
nicht bekannt, andere veröffentlichen die Summe ihrer Prämieneinnahmen nicht. Vor
allem von Plantagen, also bei Unternehmen mit abhängig Beschäftigten (hierzu zählen
auch Nähzentren für Fußbälle sowie bspw. Blumenfarmen und Weingüter), liegen oft
keine Zahlen zu Verkaufserlösen vor, so dass wir für diese Organisationen von einer
starken Untererfassung ihrer tatsächlichen Leistung in diesem Bericht ausgehen.
Sofern uns die Untererfassung von Daten bekannt ist, weisen wir in diesem
Bericht darauf hin. Für die künftige Verbesserung der Daten versuchen wir weiterhin,
die Produzentenorganisationen zu einer vollen Berichterstattung zu bewegen.
Berichtszeitraum 2010-11
In den Audit-Berichten werden die Gesamtproduktions- und Verkaufsvolumen der
Produzentenorganisationen sowie die Fairtrade-Verkaufsvolumen und die dadurch
generierten Fairtrade-Verkaufserlöse und Fairtrade-Prämieneinnahmen erfasst. Viele
Produzentenorganisationen fassen für ihren Audit-Bericht einen Zeitraum von 12
Monaten unmittelbar vor dem Audit zusammen – das Berichtsjahr entspricht also in den
meisten Fällen nicht einem Kalenderjahr. Für die Auswertungen in diesem Monitoring-
Bericht haben wir immer die aktuellsten Audit-Berichte herangezogen, die uns aus
den jeweiligen Produzentenorganisationen vorlagen – in den meisten Fällen umfassen
diese Audit-Berichte einen 12-monatigen Zeitraum innerhalb der Jahre 2010 und 2011.
Die in den Audits erhobenen Daten – wie z.B. die Anzahl der Mitglieder von
Fairtrade-Produzentenorganisationen oder die durchschnittlichen Fairtrade-Anbau-
flächen – sind Momentaufnahmen, die zum Zeitpunkt der Audits genau und richtig
sind. Da wir hauptsächlich auf Audit-Berichte von 2011 zurückgreifen, geben uns die
zusammengefassten Daten in diesem Monitoring-Bericht den Stand der definierten
Indikatoren für 2011 wieder.
In Kürze:
Die Daten zur Anzahl und geographischen Verteilung der Fairtrade-Produ-
zentenorganisationen und Produkt-Zertifizierungen geben den aktuellen Stand Ende
2011 wieder. Wir verwenden dafür die Jahreszahl „2011“.
Die Daten zur Anzahl der Kleinbauern und Arbeiter im Fairtrade-System und zu
Anbauflächen für Fairtrade-Produkte geben den Stand 2011 wieder. Wir verwenden
dafür die Jahreszahl „2011“.
Die von den Produzentenorganisationen im Rahmen der Audits berichteten Zahlen
zu Produktions- und Verkaufsvolumen, Verkaufserlösen, Fairtrade-Prämieneinnahmen
und Prämienverwendung beziehen sich in den meisten Fällen auf den 12-monatigen
Zeitraum vor den jeweiligen Audits. Für diesen Monitoring-Bericht haben wir
hauptsächlich auf Berichte von Audits zurückgegriffen, die 2011 durchgeführt wurden
und damit einen Zeitraum innerhalb der Kalenderjahre 2010 und 2011 umfassen. Wir
beschreiben diesen Berichtszeitraum mit den Jahreszahlen „2010-11“.
9 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
1.3 Vertraulichkeit der Daten
Um unsere Vertraulichkeitsverpflichtung den Fairtrade-Produzentenorganisationen
gegenüber einzuhalten, dürfen wir die Zahlen aus den Audit-Berichten nur für
kumulierte Auswertungen verwenden und nicht einzeln veröffentlichen. Gibt es in
einem Land nur eine oder zwei Fairtrade-zertifizierte Organisationen für ein bestimmtes
Produkt, können keine Daten auf Landesebene, sondern nur auf länderübergreifender,
überregionaler Ebene bekanntgegeben werden. Fairtrade legt großen Wert darauf,
die Vertraulichkeit der Daten einzelner Produzentenorganisationen zu schützen.
1.4 Genauigkeit der Daten und Grenzen der Datenerfassung
Alle Daten, die in diesen Bericht eingeflossen sind, wurden sorgfältig geprüft und
bereinigt – dennoch sind in einem Monitoring-Projekt dieser Größenordnung Fehler
und Schwachstellen nicht zu vermeiden. Vor allem in den kleinen Produktkategorien
kann es aufgrund der geringen Menge an Ausgangsdaten zu solchen Schwachstellen
kommen – mit ein Grund dafür, dass wir in diesem Bericht den Schwerpunkt auf die
größeren Produktgruppen gelegt haben. Ähnlich verhält es sich auch mit Daten auf
Landes- oder überregionaler Ebene, die weniger aussagekräftig sind als Daten auf
globaler Ebene.
Wie bereits in den beiden letzten Ausgaben dieses Berichtes ist die Berechnung
und Darstellung der Zahlen für Produzentenorganisationen mit mehrfachen Produkt-
Zertifizierungen noch eine Herausforderung.
Für manche Indikatoren, wie z.B. die Anzahl der Kleinbauern und Arbeiter oder
die Einnahmen aus Fairtrade-Prämien – liegen bei Organisationen, die für mehrere
Produkte zertifiziert sind, nur produktübergreifende Gesamtzahlen vor, die den
einzelnen Produkten nicht anteilig zugeordnet werden können. Die präzisere Erfassung
von Daten in Produzentenorganisationen mit mehrfachen Produkt-Zertifizierungen ist
eine unserer Prioritäten im Bereich des Datenmanagements.
1.5 Haftungsausschluss
Die Daten in diesem Bericht stützen sich auf Ausgangzahlen, die von den Pro-
duzentenorganisationen im Rahmen der Audits berichtet und von der FLO-CERT
GmbH gesammelt wurden. Fairtrade International trägt keinerlei Verantwortung
für die Genauigkeit dieser Daten. Der Bericht wurde nach unserem besten Wissen
zusammengestellt und dient ausschließlich Informationszwecken. Fairtrade
International behält sich das Recht vor, den Bericht beim Bekanntwerden neuer
Informationen zu aktualisieren. Die Daten wurden genauso verwendet, wie sie zur
Verfügung gestellt wurden. Fairtrade International übernimmt keine Gewähr für die
Verlässlichkeit der Daten. Fairtrade International haftet nicht für Forderungen oder
Schäden in Zusammenhang mit der Qualität und Vollständigkeit der Daten.
1.6 Anmerkungen zu den Daten■■ Die Klassifizierung der geographischen Regionen in diesem Bericht entspricht im
Wesentlichen der Klassifizierung der Vereinten Nationen, die wir auch für den
geographischen Wirkungsbereich von Fairtrade („Fairtrade Geographical Scope“)
verwendet haben: eine Referenz dazu liegt hier: http://fairtrade.net/fileadmin/
user_upload/content/2009/standards/documents/2011-07-01_Geographical_
Scope_policy_EN.pdf
Die einzige Abweichung in dieser vierten Ausgabe des Monitoring-Berichtes
besteht in der Umbenennung der Region “Afrika“ in „Afrika und Mittlerer Osten“
aufgrund der Erweiterung der Unterregion „Nordafrika“ auf „Nordafrika und
Mittlerer Osten“, zu der jetzt auch die Produzentenländer im mittleren Osten
zählen (die derzeit besetzten palästinensischen Gebiete und der Libanon). Diese
Änderung entspricht der funktionalen Organisation der Produzentenunterstützung
und -vertretung.
10 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
■■ Die Produkt-Klassifizierung in diesem Bericht entspricht der Produkt-Klassi-
fizierung in den Fairtrade-Standards. 2012 gab es einige Änderungen in den
Bezeichnungen der Produktkategorien:■■ die Kategorie „Nüsse und Ölsaaten“ wurde in die Kategorien „Nüsse“ und
„Ölsaaten/ölhaltige Früchte“ unterteilt, wobei Sojabohnen jetzt in der zweiten
Kategorie enthalten sind.■■ „Gemüse“ ist jetzt eine eigene Kategorie, zu der auch Hülsenfrüchte zählen.■■ Rotbusch-Tee gehört jetzt zu der neubenannten Produktkategorie „Kräuter/
Kräutertees/Gewürze“. ■■ Um die Entwicklung der oben genannten Produkte richtig zu inter pre-
tieren, müssen diese Änderungen bei einem Vergleich mit Vorjahres-
werten berücksichtigt werden. Mehr Informationen zur Fairtrade-Pro-
duktklassifizierung finden Sie hier: http://www.fairtrade.net/fileadmin/
user_upload/content/2009/standards/documents/2012-07-26_Product_
Classification__Compatibility_Mode_.pdf■■ Für diesen Bericht wurden gewichtete Mittelwerte berechnet – gewichtet
entsprechend der Anzahl der Kleinbauern und Arbeiter, die am Zustandekommen
der Einzelwerte beteiligt waren. ■■ Zusammengefasste Werte können manchmal in verschiedenen Tabellen leicht
voneinander abweichen – das ist auf Rundungsfehler zurückzuführen. ■■ In Audit-Berichten werden monetäre Daten in vielen verschiedenen lokalen und
internationalen Währungen angegeben. Für diesen Bericht wurden alle monetären
Daten in Euro-Werte umgewandelt, basierend auf die durchschnittlichen
Wechselkurse in den Jahren der jeweiligen Transaktionen.■■ Alle Zahlen zu Produktvolumen wurden in Tonnen umgewandelt, mit Ausnahme
der Blumen, die in Stielen, und Sportbällen, die in Stück angegeben werden. ■■ Bei einigen Produkten beziehen sich die verschiedenen Zahlen in den Audit-
Berichten nicht auf die gleiche Produktform bzw. das gleiche Verarbeitungsstadium
– ein Unterschied in den Vergleichsparametern, der oft nicht aus den Berichten
hervorgeht. So beschreibt z.B. das „Produktionsvolumen Wein“ die Menge
der produzierten Weintrauben und das „Verkaufsvolumen Wein“ die verkaufte
Menge Wein. Wir haben uns bemüht, in diesen Produktbereichen einheitliche
Vergleichsparameter zu schaffen, müssen aber mit Schwachstellen rechnen,
die bei der Umwandlung der Parameter oder durch fehlende Angaben in den
Audit-Berichten entstehen. Wir haben hier die betreffenden Produktkategorien
mit den Produktformen aufgelistet, in die wir die Zahlen in den Audit-Berichten,
zu denen Angaben über eine abweichende Produktform gemacht wurden,
umgewandelt haben:■■ Kakao: Kakao-Bohnen ■■ Kaffee: Grüne Kaffeebohnen (green bean equivalent = GBE) ■■ Trockenfrüchte: getrocknete Früchte (keine frischen Früchte)■■ Reis: Rohreis■■ Baumwolle: nicht-entkörnte Baumwolle (keine entkörnte Baumwolle)■■ Zucker: Rohrzucker (nicht Zuckerrohr)■■ Tee: gefertigter Tee (fermentierter und getrockneter Tee, keine grünen Tee-
blätter)■■ Weintrauben: Trauben (nicht Weinvolumen))
Aufgrund der Vielfalt der Produkte und Produktformen innerhalb der Produkt-
kategorien Nüsse, Ölsaaten/ölhaltige Früchte, Fruchtsäfte und Kräuter/Kräutertees/
Gewürze können wir nicht garantieren, dass den Zahlen in diesen Produktkategorien
einheitliche Produktformen zugrunde liegen.
1.7 Dank
Texte: Kate Kilpatrick, Vidya Rangan, Kyle Freund
Datenanalyse: Charlotte de Vroey, Kate Kilpatrick
Redaktion und Designmanagement: Kyle Freund, Vicky Pauschert
Design: www.designland.com.au
Datenaufbereitung: Ruth Audera, Daniela Geppert, Martina Janssen, Yoshi Kato,
Thibault Renoux, Melanie Seifert, Marie Steenpass, Juliane Wachtmeister, Linda
Wagner, Nicole Xeller
Übersetzung aus dem englischen Original: Carina Seck
Umsetzung des Layouts ins Deutsche: Dreimalig Werbeagentur
Fotos: Nathalie Bertrams, Didier Gentilhomme, Marcela Guerrero Casas, Linus
Hallgren, Sean Hawkey, Stefan Lechner, Simon Rawles, Green Living Project, Roxy
Medan, Carla Veldhuyzen
Dank an: Monika Berresheim, Frank Brinkschneider, Lee Byers, Silvia Campos,
Rene Capote, Chris Davis, Sam Dormer, Wil Flinterman, Francois Guenet, Xavier
Huchet, Andreas Kratz, Damien Sanfilippo, Anita Sheth, Miyako Takahashi für ihre
Unterstützung bei der Analyse und Überprüfung der Daten.
11 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
2. Summary and key data at a glance
02.KURZBERICHT UND WICHTIGSTE DATEN AUF EINEN BLICK
13 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Die Zahlen in diesem Bericht zeigen ein deutliches Wachstum von
Fairtrade im Berichtszeitraum, sowohl in Bezug auf die Anzahl der
Produzentenorganisationen, Kleinbauern und Arbeiter im Fairtrade-
System, als auch in Hinblick auf die Verkaufsvolumen von Fairtrade-
Produkten, allen voran Kakao und Zucker mit besonders hohen
Wachstumsraten.
Der starke Anstieg der Fairtrade-Verkaufserlöse ist auf die hohen Marktpreise
für Rohstoffe im Jahr 2011 zurückzuführen, die mit einigen Herausforderungen
für die Produzentenorganisationen einhergingen. Vor allem die Fairtrade-Kaffee-
Kooperativen sahen sich im Berichtszeitraum mit der Situation konfrontiert, dass viele
Mitgliedsbetriebe ihren Verpflichtungen den Kooperativen gegenüber nicht nachkamen
und ihren Kaffee außerhalb der bestehenden Fairtrade-Absatzkanäle verkauften. Um
in Zukunft besser auf solche Situationen vorbereitet zu sein, hat Fairtrade sehr hohe
Investitionen in die Verbesserung des Risikomanagements der Kaffee-Kooperativen
getätigt, die Unterstützung der Kaffeeproduzenten verstärkt und Schulungen in allen
großen Kaffee-produzierenden Regionen organisiert und durchgeführt.
Die Auswertung der Daten zur Verwendung der Fairtrade-Prämiengelder
zeigt deutlich, dass Fairtrade-Produzentenorganisationen weiterhin verstärkt in
die Entwicklung ihrer Organisationen und den Fortschritt ihrer Mitgliedsbetriebe
investieren. Kleinbauernorganisationen haben berichtet, dass sie mehr als die Hälfte
der Einnahmen aus Fairtrade-Prämien in Maßnahmen zur Steigerung der Produktivität
ihrer Mitgliedsbetriebe und der Qualität ihrer Produkte sowie in die Entwicklung ihrer
Organisationen investiert haben. Mit diesen Prämiengeldern als Investition in die
Stärkung der Produzenten möchte Fairtrade zu nachhaltigeren und erfolgreicheren
Betrieben beitragen, die zu besseren finanziellen Ergebnissen für Kleinbauern und
deren Familien und Gemeinden führen.
Kleinbauern, Arbeiter und Produzentenorganisationen
Die Zahl der Kleinbauern und Arbeiter im Fairtrade-System ist Ende 2011 auf 1,24
Millionen angestiegen. Etwa 60 Prozent der Kleinbauern und Arbeiter sind in der Region
„Afrika und Mittlerer Osten“ beschäftigt.
Die Zahl der Fairtrade-Kleinbauern, Arbeiter und Produzentenorganisationen ist
auf allen drei Kontinenten und in allen bedeutenden Produktkategorien angestiegen.
Ein besonders hohes Wachstum verzeichnet der Produktbereich Zucker infolge der
Fairtrade-Neuzertifizierung zahlreicher Zucker-Organisationen auf Mauritius und in
Guyana 2011. Die Anzahl der Zucker-produzierenden Kleinbauern hat sich damit 2011
mehr als verdoppelt.
Insgesamt gab es Ende 2011 991 Fairtrade-Produzentenorganisationen-eine
Steigerung von 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Neu im Fairtrade-System sind
die Produzentenländer Guyana, Usbekistan und der Libanon.
Fairtrade-Verkaufserlöse und Fairtrade-Verkaufsvolumen
Ein signifikantes Wachstum verzeichnen im Berichtszeitraum die Fairtrade-Ver-
kaufs erlöse und die Einnahmen aus Fairtrade-Prämien – insbesondere bei Klein-
bauernorganisationen. Im Vergleich zu 2009-10 ergibt die Auswertung der Zahlen
für 2010-11 einen Anstieg der gesamten Fairtrade-Verkaufserlöse um 22 Prozent und
einen Anstieg der gesamten Fairtrade-Prämieneinnahmen um 19 Prozent. Während
Kleinbauernorganisationen für beide Indikatoren ein sehr starkes Wachstum zu
verzeichnen haben, sind diese Werte bei Plantagen mit abhängig Beschäftigten
rückläufig. Das ist zum Teil darauf zurückzuführen, dass Plantagen zwar ihre
Verkaufsmengen, aber nicht ihre Verkaufserlöse berichtet haben und die Daten
damit unvollständig sind.
Zusätzlich dazu haben im Berichtszeitraum Produzenten von „Frischen Früchte“
in Südafrika infolge von Marktunsicherheiten in ihrem Produktbereich das Fairtrade-
14 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
System verlassen – ein Umstand, der sich maßgeblich auf die Ergebnisse für diese
Indikatoren auswirkt.
Die Fairtrade-Verkaufsvolumen bestimmter Produkte sind im Berichtszeitraum
erheblich gestiegen – insbesondere in den Produktbereichen Kakao und Zucker.
Auch die Verkaufsvolumen für Kaffee und Tee sind gestiegen, während sich das
Verkaufsvolumen für Bananen leicht rückläufig entwickelt hat.
Für Produzenten im Bereich Tee und Sportbälle war es weiterhin schwierig, einen
maßgeblichen Teil ihrer Gesamtproduktion zu Fairtrade-Bedingungen zu verkaufen.
Der Anteil der Fairtrade-Verkäufe an den gesamten Produktionsmengen liegt bei
Plantagen im Schnitt bei nur 20 Prozent.
Produzentenorganisationen, die nur einen geringen Anteil ihrer Produktion zu
Fairtrade-Bedingungen verkaufen können, bekommen die positiven Wirkungen ihrer
Fairtrade-Zertifizierung auch nur begrenzt zu spüren. Fairtrade entwickelt immer
wieder neue Marktzugangsstrategien für Produzentenorganisationen, deren Produkte
auf den Fairtrade-Märkten schwer absetzbar sind (z.B. Tee aus Südasien).
Produzentenorganisationen in der Region „Asien und Ozeanien“ haben ein
erhebliches Wachstum der Fairtrade-Prämienennahmen und der Fairtrade-
Verkaufsvolumen berichtet – eine positive Entwicklung, die auf die wachsende
Bedeutung von Kaffee aus Indonesien und Zucker aus Fidschi zurückzuführen ist.
Im Vergleich dazu scheint die Region „Afrika und Mittlerer Osten“ mit einem
leichten Rückgang der Fairtrade-Prämieneinnahmen an Bedeutung verloren zu haben
– zu beachten ist dabei jedoch die nicht vollständige Erfassung der Verkaufsvolumen
und Fairtrade-Prämieneinnahmen für diese Region. Dabei fallen die fehlenden Kakao-
Berichte der Elfenbeinküste besonders stark ins Gewicht, die die Gesamtsumme
der Fairtrade-Prämieneinnahmen für die Region „Afrika und Mittlerer Osten“ um
mindestens 1 Million Euro erhöht hätten.
table 2.2
Weltweites Wachstum der Fairtrade-Verkaufserlöse und Fairtrade-Prämieneinnahmen (in Mio. €) Veränderung Fairtrade-Prämien (in Mio.€) 2009–10 2010–11 in %Gesamtsumme aus Berichten der Kleinbauernorganisationen 38,3 48,4 26%Gesamtsumme aus Berichten der Plantagen/Farmen mit beschäftigten Arbeitern 13,2 12,7 -4%Gesamtsumme aller berichteten Fairtrade-Prämieneinnahmen 51,5 61,1 19%
Veränderung Fairtrade-Verkaufserlöse (in Mio.€) 2009–10 2010–11 in %Gesamtsumme aus Berichten der Kleinbauernorganisationen 447 582 30%Gesamtsumme aus Berichten der Plantagen/Farmen mit beschäftigten Arbeitern 103 91 -12%Gesamtsumme aller berichteten Fairtrade-Verkaufserlöse 550 673 22%
Veränderung 2010 2011 in %Anzahl der Fairtrade Produzentenorganisationen weltweit 905 991 10%
Veränderung 2010 2011 in %Gesamtzahl der Kleinbauern 936.000 1.070.800 14%Gesamtzahl der Arbeiter 163.000 168.200 3%Gesamtzahl der Kleinbauern und Arbeiter 1,1 Millionen 1,24 Millionen 13% Gesamtzahl der Länder mit Fairtrade-zertifizierten Produzentenorganisationen 66„Neue“ Länder 2011 Guyana, Libanon, Usbekistan
Tabelle 2.1
Weltweites Wachstum der Anzahl der Kleinbauern, Arbeiter und Produzentenorganisationen im Fairtrade-System
15 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Verwendung der Fairtrade-Prämien
Um einen besseren Eindruck davon zu bekommen, wie stark die Wirkung von
Fairtrade im Süden ist, haben wir aus den gesamten Fairtrade-Prämieneinnahmen
die Durchschnittswerte für die einzelnen Organisationen und Mitglieder berechnet.
Sowohl auf Ebene der Organisationen als auch für die einzelnen Mitglieder haben
wir dabei einen leichten Anstieg festgestellt (Tabelle 6.6), wobei die Werte für
Kleinbauernorganisationen gestiegen und die Werte der Plantagen gesunken sind.
Wie bereits erwähnt liegt dieser Rückgang an fehlenden Berichten und an dem Austritt
einiger Plantagen für „Frische Früchte“ in Südafrika.
Die Auswertung der Informationen zur Verwendung der Fairtrade-Prämien-
einnahmen zeigt, dass Kleinbauernorganisationen weiterhin verstärkt in ihre Orga-
nisationsentwicklung und in die Unterstützung produktivitätssteigernder Maßnahmen
ihrer Mitgliedsbetriebe investieren. Einige Produzentenorganisationen sahen sich
im Berichtszeitraum gezwungen, die Fairtrade-Prämie für Sonderzahlungen an die
Mitgliedsbetriebe zu verwenden, um angesichts der hohen Weltmarktpreise – vor
allem im Bereich Kaffee – deren Engagement für die Kooperative zu sichern. Diese
Art der Prämienverwendung hat im Berichtszeitraum die „klassische“ Verwendung
für Investitionen in Gemeinschaftsprojekte zum Teil ersetzt.
Auf Plantagen wird die Prämie weiterhin hauptsächlich in Projekte für die
Gemeinschaft und in Bildung investiert, aber auch vermehrt in Projekte zur
direkten Unterstützung der Arbeiter. Diese Art der Verwendung der Fairtrade-
Prämie für grundlegende Bedürfnisse könnte als eine Folge der unverändert hohen
Lebenshaltungskosten für arme Arbeiter auf der ganzen Welt verstanden werden.
Das Kapitel zu Fairtrade-Prämien zeigt am Beispiel von Bananen-Plantagen, wie
großangelegte Projekte zur Verbesserung der Wohnsituation von Arbeitern mit
beeindruckenden Ergebnissen durchgeführt wurden.
Grafik 2.1
Fairtrade-Prämieneinnahmen im weltweiten Durchschnitt 2010-11
HLO Plantagen/Farmen mit angestellten Arbeitern (Hired Labour Organizations)SPO/CP Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations) / Vertragsanbau (Contract Production)
Durchschnitt Fairtrade-Prämie
pro SPO/CP
Durchschnitt Fairtrade-Prämie pro SPO/CP Kleinbauer
Durchschnitt Fairtrade-Prämie
pro HLO
Durchschnitt Fairtrade-Prämie pro HLO Arbeiter
Durchschnitt Fairtrade-Prämie
alle Organisationen
Durchschnitt Fairtrade- Prämie alle Klein- bauern u. Arbeiter
€120
€100
€80
€60
€40
€20
0
€100.000
€90.000
€80.000
€70.000
€60.000
€50.000
€40.000
€30.000
€20.000
€10.000
0
2007 2008 2009–10 2010–11
Studie zur Wirkung von Fairtrade auf Armutsreduktion und ländliche Entwicklung
2011 hat die Siegelinitiative TransFair e.V. (Fairtrade Deutschland) gemeinsam mit
der Max Havelaar-Stiftung Schweiz eine unabhängige wissenschaftliche Wirkungsstudie
in Auftrag gegeben, die Aufschluss darüber geben sollte, ob und inwiefern Fairtrade-
zertifizierte Organisationen zur Armutsreduktion und ländlichen Entwicklung ihrer
Region beitragen. Die Studie wurde von CEval, dem Centrum für Evaluation der
Universität des Saarlandes, durchgeführt, das anhand von Fallstudien in den sechs
Fairtrade-Produktbereichen Kakao, Kaffee, Tee, Bananen, Baumwolle und Blumen die
Wirkung von Fairtrade in den Organisationen und über sie hinaus auf die ländlichen
Strukturen untersuchte. CEval hat sich für diese Studie des quasi-experimentellen
Designs bedient, mit Hilfe dessen Fairtrade-zertifizierte Organisationen mit nicht
Fairtrade-zertifizierten oder erst vor Kurzem zertifizierten Fairtrade-Organisationen einer
bestimmten Produktgruppe in einer bestimmten Region verglichen wurden. Insgesamt
wurden zur Gewährleistung der Belastbarkeit
der Studie über 100 Indikatoren definiert
und sowohl qualitative als auch quantitative
Methoden zur Sammlung einer großen Menge
und Bandbreite an Daten eingesetzt.
Eine der stärksten Wirkungen auf die
ländliche Entwicklung erzielt Fairtrade laut
dieser Studie durch die einzigartige Chance
der Kleinbauern und Arbeiter im Fairtrade-
System, direkt an der Planung und Umsetzung
von Entwicklungsprojekten in ihren Gemeinden
und Regionen mitzuwirken, indem sie in
wichtige Entscheidungsprozesse eingebunden
werden. Die Förderung technischer und orga-
nisatorischer Kapazitäten durch Fairtrade wirkt sich auch positiv auf zertifizierte
Produzentenorganisationen und deren Gemeinden aus.
Die Studie verdeutlicht auch, dass Mitglieder Fairtrade-zertifizierter Produzen-
tenorganisationen über höhere Einkommen verfügen, ihre Betriebe produktiver arbeiten
und sie infolgedessen über mehr Investitionsmittel verfügen. Darüber hinaus stellt die
Studie eine Verbindung zwischen einer Fairtrade-Zertifizierung und besseren Lebens-
und Arbeitsbedingungen sowie einer besseren Kontrolle der Lieferketten fest.
Fairtrade-Prämiengelder werden in der Regel in Projekte investiert, die nicht nur
für die einzelnen Produzenten und Organisationen, sondern auch für deren Gemeinden
oder Regionen von Nutzen sind, wie beispielsweise Projekte zur Verbesserung der
Infrastruktur oder des Bildungsangebotes.
Die Studie ergab auf der anderen Seite aber auch, dass es noch Bereiche gibt,
in denen Fairtrade noch keine signifikante Wirkung zeigt – so z.B. auf dem Gebiet
der Geschlechtergleichstellung. Obwohl Fairtrade gut funktionierende Institutionen
wie die Gender-Komitees in den Produzentenorganisationen aufbaut, ist es in vielen
Produzentenorganisationen nicht einfach, das traditionell verankerte Rollenverständnis
der Geschlechter zu beeinflussen und eine ausgewogene und gleichberechtige
Einbindung von Männern und Frauen in die Arbeit und die Entscheidungen der
Organisation zu gewährleisten. Nicht weniger einfach ist es, den Mädchen in den
Gemeinden Zugang zu Bildung zu verschaffen.
In der Studie wurde deutlich, dass die Wirkung von Fairtrade je nach Produkt
und Region sehr unterschiedlich ist. Die Fallstudien zu Bananen und Kaffee belegen
am deutlichsten die positive Wirkung von Fairtrade auf die regionale und nationale
Entwicklung – ganz konkret durch die Investitionen in die lokale Intrastruktur.
Zusammenfassend ist die Studie zu dem Ergebnis gekommen, dass Fairtrade
dazu beiträgt, die Bedingungen für Armutsreduktion und ländliche Entwicklung zu
Eine der stärksten Wirkungen auf die ländliche
Entwicklung erzielt Fairtrade laut dieser Studie
durch die einzigartige Chance der Kleinbauern
und Arbeiter im Fairtrade-System, direkt an der
Planung und Umsetzung von Entwicklungs-
projekten in ihren Gemeinden und Regionen
mitzuwirken, indem sie in wichtige
Entscheidungsprozesse eingebunden werden.
16 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
schaffen, dass aber noch viele weitere Faktoren mit dafür verantwortlich sind, dass
Armutsreduktion und ländliche Entwicklung stattfinden.
Die Studie hat vier entscheidende Faktoren ermittelt, die den Beitrag von Fairtrade
zu ländlicher Entwicklung verstärken können:
■■ Ein hoher Informations- und Wissensstand der Kleinbauern und Arbeiter über die
Fairtrade-Zertifizierung ihrer Organisation und darüber, wie Fairtrade funktioniert. ■■ Gute Organisationsstrukturen in den Produzentenorganisationen, die ein
hierarchiefreies und transparentes Arbeiten und Kommunizieren ermöglichen.■■ Hohe Motivation und Engagement von Führungskräften und Management für
Fairtrade in den Produzentenorganisationen.■■ Ein hoher Anteil an Fairtrade-Verkäufen, die Fairtrade-Prämieneinnahmen für
Entwicklungsprojekte generieren.
Die Studie sieht in der Erfüllung dieser vier Voraussetzungen die besten Chancen
für Fairtrade, um die Wirkung auf die ländliche Entwicklung zu verstärken und empfiehlt
Fairtrade, die Unterstützung der Produzentenorganisationen bei der Erfüllung dieser
Voraussetzungen zur Priorität zu erklären.
Der vollständige Studienbericht wurde von TransFair e.V. (Fairtrade Deutschland)
und der Max Havelaar-Stiftung Schweiz im Dezember 2012 veröffentlicht.
17 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
3. Fairtrade producers
03.DIE FAIRTRADE- PRODUZENTEN
19 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
3.1 Wie viele Kleinbauern und Arbeiter gibt es 2011 im Fairtrade-System?
Die für diesen Bericht ausgewerteten Daten zeigen, dass 2011 ungefähr 1,07 Millionen
Kleinbauern Mitglieder von Fairtrade-Kleinbauern- oder Vertragsanbauorganisationen
sind und 168.000 Arbeiter auf Plantagen beschäftigt sind. Insgesamt sind damit 2011
1,24 Millionen Kleinbauern und Arbeiter im Fairtrade-System.
3.2 Auf welche Länder und Regionen sind die Fairtrade-Kleinbauern und -Arbeiter verteilt?
Tabelle 3.1 zeigt, dass 2011 59 Prozent aller Kleinbauern und Arbeiter im Fairtrade-
System in der Region „Afrika und Mittlerer Osten“ beschäftigt waren. Der Anteil der
Kleinbauern und Arbeiter in der Region „Lateinamerika und Karibik“ beträgt 24 Prozent
und der Anteil von „Asien und Ozeanien“ 17 Prozent – womit die verschiedenen Anteile
im Vergleich zu 2010 relativ unverändert bleiben.
Von den 66 Ländern, in denen es Fairtrade-zertifizierte Organisationen gibt,
ist Tansania das Land mit den meisten Mitgliedern in Kleinbauernorganisationen
und Indien das Land mit den meisten abhängig Beschäftigten. Betrachtet man die
Gesamtzahlen an Kleinbauern und Arbeiter in den verschiedenen Produzentenländern,
liegt Kenia an der Spitze: 14 Prozent aller Kleinbauern und Arbeiter im Fairtrade-
System sind in Kenia beschäftigt.
Grafik 3.1
Geographische Verteilung der Fairtrade-Kleinbauern und -Arbeiter 2011
Lateinamerika und KaribikKleinbauern 285.400% aller Kleinbauern 27%Arbeiter 11.400% aller Arbeiter 7%Gesamt 296.900% 24%
Afrika und Mittlerer OstenKleinbauern 663.000% aller Kleinbauern 62%Arbeiter 69.200% aller Arbeiter 41%Gesamt 736.900% 59%
Asien und OzeanienKleinbauern 122.400% aller Kleinbauern 11%Arbeiter 87.600% aller Arbeiter 52%Gesamt 210.000% 17%
20 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Grafik 3.2
Geographische Verteilung der Fairtrade-Kleinbauern und Arbeiter 2011
Afrika und Mittlerer Osten
Asien und Ozeanien
Lateinamerika und Karibik Welt
1.500.000
1.000.000
500.000
0
Afrika und Mittlerer Osten Kleinbauern 663.000 Arbeiter 69.200 Kleinbauern und Arbeiter 732.200
Asien und Ozeanien Kleinbauern 122.400 Arbeiter 87.600 Kleinbauern und Arbeiter 210.000
Lateinamerika und Karibik Kleinbauern 285.400 Arbeiter 11.400 Kleinbauern und Arbeiter 296.800
Welt Kleinbauern 1.070.800 Arbeiter 168.200 Kleinbauern und Arbeiter 1.239.000
•••Tansania
•Malawi
•••Kenia
Uganda••••Äthiopien
•••Indien
•Sri Lanka
Ghana•••Kolumbien••••Nicaragua
Ruanda•Peru••
Pakistan•
Südafrika•
•••Mexiko
Grafik
Top 10 Länder nach Anzahl der Fairtrade-Kleinbauern und Arbeiter 2011
Top 10 Länder: Anzahl der Fairtrade-Kleinbauern 2011
Tansania 164.600 Kenia 135.200 Äthiopien 105.100 Ghana 75.300 Indien 63.400 Kolumbien 53.900 Peru 52.600 Nicaragua 34.400 Uganda 32.600 Mexiko 26.900
Top 10 Länder: Anzahl der Fairtrade-Arbeiter 2011
Indien 58.000 Kenia 38.600 Sri Lanka 22.700 Südafrika 9.200 Pakistan 6.700 Tansania 4.500 Malawi 4.100 Ghana 3.000 Mexiko 2.700 Ruanda 2.100
Top 10 Länder: Anzahl der Fairtrade-Kleinbauern und Arbeiter 2011
Kenia 173.800 Tansania 169.100 Indien 121.400 Äthiopien 106.900 Ghana 78.300 Kolumbien 55.900 Peru 52.600 Nicaragua 34.400 Uganda 32.600 Mexiko 29.600
21 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
RegionOstafrika 44%Zentralafrika 2%Nordafrika und der Mittlere Osten 1%Südafrika 1%Westafrika 11%Zentralasien 0%Ostasien 1%Melanesien 1%Südostasien 3%Südasien 13%Karibik 3%Mittelamerika 9%Südamerika 11%
Grafik 3.4
Verteilung der Fairtrade-Kleinbauern und Arbeiter in den verschiedenen Regionen 2011
44+2+1+1+11+1+1+3+13+3+9+11+Mittelamerika
Südamerika
Karibik
Südasien
Südostasien
Melanesien
Ostasien
Westafrika
Südafrika
Zentralafrika
Nordafrika und der Mittlere Osten
Ostafrika
Lateinamerika und KaribikKaribik 40.200 1.800 42.000Mittelamerika 110.100 3.100 113.200Südamerika 135.100 6.500 141.600Gesamt 285.400 11.400 296.800
Afrika und Mittlerer OstenOstafrika 493.500 52.500 546.000Zentralafrika 29.200 0 29.200Nordafrika und
der Mittlere Osten 3.700 3.700 7.400Südafrika 300 10.000 10.300Westafrika 136.300 3.000 139.300Gesamt 663.000 69.200 732.200
Asien und OzeanienZentralasien 1.100 0 1.100Ostasien 5.800 0 5.800Melanesien 9.000 0 9.000Südostasien 33.400 100 33.500Südasien 73.100 87.500 160.600Gesamt 122.400 87.600 210.000
Grafik 3.3
Verteilung der Fairtrade-Kleinbauern und Arbeiter in den verschiedenen Regionen 2011
Karibik
Nordafrikaund Mittlerer Osten
Zentralasien
Westafrika
Zentralafrika
Südafrika Ostafrika
Südostasien
Melanesien
Südasien
Ostasien
Mittelamerika
Südamerika
Kleinbauern in Fairtrade-Kleinbauernorganisationen Arbeiter auf Fairtrade-zertifizierten Plantagen/Farmen Gesamt Kleinbauern und Arbeiter
22 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Region Ostafrika 46%Zentralafrika 3%Nordafrika und der Mittlere Osten 0%Südafrika 0%Westafrika 13%Zentralasien 0%Ostasien 0%Melanesien 1%Südostasien 3%Southern Asia 7%Karibik 4%Mittelamerika 10%Südamerika 13%
Grafik 3.5
Verteilung der Fairtrade-Kleinbauern in den verschiedenen Regionen 2011
46+3+13+1+3+7+4+10+13+Zentralafrika
Westafrika
Südamerika
Mittelamerika
Karibik
Südasien
Südostasien
Melanesien
Ostafrika
Region Karibik 1%Mittelamerika 2%Südamerika 4%Ostafrika 31%Zentralafrika 0%Nordafrika und der Mittlere Osten 2%Südafrika 6%Westafrika 2%Zentralasien 0%Ostasien 0%Melanesien 0%Südostasien 0%Südasien 52%
Grafik 3.6
Verteilung der Arbeiter auf Plantagen/Farmen in den verschiedenen Regionen 2011
1+2+4+31+2+6+2+52+Südasien
Nordafrika und der
Mittlere Osten Südafrika
Westafrika
Karibik Mittelamerika
Südamerika Ostafrika
23 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
3.3 Wie hat sich die Zahl der Kleinbauern und Arbeiter in den verschiedenen Regionen entwickelt?
Ende 2010 gab es im Fairtrade-System rund 1,1 Millionen Kleinbauern und Arbeiter.
2011 ist diese Zahl um weitere 13 Prozent gestiegen, hauptsächlich durch die
Erweiterung bestehender und die Entstehung neuer Kleinbauernorganisationen.
Die Zahl der Arbeiter auf Fairtrade-zertifizierten Plantagen ist nur geringfügig um 3
Prozent angestiegen.
Die verschiedenen geographischen Regionen zeigen leicht unterschiedliche
Wachstumsmuster. Innerhalb der Region „Afrika und Mittlerer Osten“ kam es in
Westafrika durch einige neue Zertifizierungen von Kakao-Produzentenorganisationen,
vor allem in der Elfenbeinküste, zum größten Wachstum. Das Wachstum in Ostafrika
ist zum Teil auf die Fairtrade-Zertifizierung zahlreicher Zucker produzierender
Organisationen auf Mauritius zurückzuführen. Die Zahl der Hired-Labour-
Organisationen in der Region „Afrika und Mittlerer Osten“ ist insgesamt gesunken, zum
Teil aufgrund der freiwilligen Dezertifizierung einiger Plantagen für „Frische Früchte“
in Südafrika infolge von Marktschwankungen in ihrem Produktbereich.
In Asien hat sich die Zahl der Arbeiter in fast allen Regionen nur geringfügig
erhöht – mit Ausnahme von Südasien und vor allem Indien, wo es im Berichtszeitraum
zu einem signifikanten Anstieg der Kleinbauern- und Arbeiterzahlen kam.
Innerhalb der Region „Lateinamerika und Karibik“ gab es das größte
Wachstum in Zentralamerika und in der Karibik, wo die Zahl der Mitglieder in
Kleinbauernorganisationen um ca. 20.000 Menschen angestiegen ist. Plantagen
zeigen in allen Unterregionen nur sehr leicht veränderte Zahlenwerte.
Grafik 3.7
Wachstum in der Anzahl der Fairtrade-Kleinbauern und Arbeiter 2008-2011
1.600.000
1.400.000
1.200.000
1.000.000
800.000
600.000
400.000
200.000
0
16%
14%
12%
10%
8%
6%
4%
2%
0%Gesamt Afrika und der
Mittlere OstenLateinamerika und
KaribikAsien und Ozeanien
2008 2008 2008 20082010 2010 2010 20102011 2011 2011 2011
Gesamt- zahl der Klein-bauern und Arbeiter
Verände-rung in % 2010-11
12%Wachstum
9%Wachstum
14%Wachstum 13%
Wachstum
24 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Grafik 3.9
Fairtrade in „Asien und Ozeanien”: Anzahl der Kleinbauern und Arbeiter 2008-2011
2008 2008 20082010 2010 20102011 2011 2011
300.000
200.000
100.000
0
SPO SPO SPO HLO HLO HLO Kleinbauern Kleinbauern Kleinbauern Arbeiter Arbeiter Arbeiter Gesamt Gesamt Gesamt 2008 2010 2011 2008 2010 2011 2008 2010 2011
Zentralasien 770 1.000 1.100 -- -- 0 770 1.000 1.100 Ostasien 6.100 5.700 5.800 -- -- 0 6.100 5.700 5.800 Melanesien 1.400 8.600 9.000 -- -- 0 1.400 8.600 9.000 Südostasien 44.000 31.500 33.400 -- 100 100 44.000 31.600 33.500 Südasien 58.000 58.500 73.100 46.000 80.100 87.500 104.000 138.700 160.600 Gesamt 110.270 108.000 122.400 46.000 80.200 87.600 156.270 188.200 210.000
SPO Kleinbauern(in Kleinbauernorganisationen)
HLO Arbeiter(auf Plantagen/Farmen)
Gesamt
Grafik 3.8
Fairtrade in „Afrika und Mittlerer Osten“: Anzahl der Kleinbauern und Arbeiter 2008-2011
2008 2008 20082010 2010 20102011 2011 2011
800.000
700.000
600.000
500.000
400.000
300.000
200.000
100.000
0
SPO SPO SPO HLO HLO HLO Kleinbauern Kleinbauern Kleinbauern Arbeiter Arbeiter Arbeiter Gesamt Gesamt Gesamt 2008 2010 2011 2008 2010 2011 2008 2010 2011
Ostafrika 394.000 416.400 493.500 49.000 48.600 52.500 443.000 465.000 546.000 Zentralafrika 34.000 29.200 29.200 -- -- -- 34.000 29.200 29.200 Nordafrika und der Mittlere Osten 1.000 3.400 3.700 8.200 8.400 3.700 9.200 9.200 7.400
Südafrika 170 200 300 13.000 13.000 10.000 13.170 13.200 10.300 Westafrika 87.000 121.600 136.300 2.700 2.900 3.000 89.700 124.400 139.300 Gesamt 516.170 568.200 663.000 72.900 72.800 69.200 589.070 641.000 732.200
SPO Kleinbauern(in Kleinbauernorganisationen)
HLO Arbeiter(auf Plantagen/Farmen)
Gesamt
25 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
3.4 Kleinbauern und Arbeiter in den verschiedenen Produktkategorien
In Tabelle 3.2 wird die Anzahl der Kleinbauern und Arbeiter in Fairtrade-zertifizierten
Produzentenorganisationen nach Produktkategorien aufgeschlüsselt. Die Kategorien
Kaffee, Tee und Kakao sind mit 80 Prozent aller Fairtrade-Kleinbauern und Arbeiter
weiterhin die bedeutendsten Produktbereiche in Bezug auf die Gesamtzahl der Mitglieder.
Der Vergleich mit den Zahlen aus 2009-10 zeigt einen Anstieg der Kleinbauern-
und Arbeiterzahlen in allen größeren Produktbereichen. Den mit Abstand größten
prozentualen Anstieg gab es im Bereich Zucker, in dem sich die Zahl der Mitglieder in
Kleinbauernorganisationen 2011 mehr als verdoppelt hat. Grund dafür ist die Fairtrade-
Zertifizierung zahlreicher neuer Zucker produzierender Kleinbauernorganisationen
auf Mauritius und in Guyana. Die Zahl der baumwollproduzierenden Kleinbauern fing
2011 nach einem Rückgang im Jahr 2010 wieder an zu steigen.
3.5 Arbeiter im Fairtrade-System
Die Zahlen in diesem Bericht zeigen für 2010-11 eine rückläufige Entwicklung für
Plantagen, mit einem Rückgang der Anzahl Fairtrade-zertifizierter Unternehmen mit
abhängig Beschäftigten, einer Abnahme der Fairtrade-Verkaufserlöse und Fairtrade-
Prämieneinnahmen. Zum Teil ist dieser spürbare Rückgang auf Untererfassung
von Daten zurückzuführen, zum Teil liegt er aber auch darin begründet, dass viele
Plantagen einen zu geringen Teil ihrer Produkte zu Fairtrade-Bedingungen verkaufen.
Die Konsequenz daraus ist, dass die Wirkung von Fairtrade die Arbeiter nur bedingt
erreichen kann.
Fairtrade ist weiterhin entschlossen, die Situation für die Arbeiter im Fairtrade-
System zu verbessern und hat eine neue globale Strategie für abhängig Beschäftigte
Grafik 3.10
Fairtrade in „Lateinamerika und Karibik”: Anzahl der Kleinbauern und Arbeiter 2008-2011
2008 2008 20082010 2010 20102011 2011 2011
300.000
200.000
100.000
0
SPO SPO SPO HLO HLO HLO Kleinbauern Kleinbauern Kleinbauern Arbeiter Arbeiter Arbeiter Gesamt Gesamt Gesamt 2008 2010 2011 2008 2010 2011 2008 2010 2011
Karibik 23.000 28.000 40.200 2.300 2.500 1.800 25.300 30.500 42.000 Mittelamerika 100.000 101.700 110.100 460 1.400 3.100 100.460 103.100 113.200 Südamerika 97.000 132.600 135.100 6.200 5.900 6.500 103.200 138.500 141.600 Gesamt 220.000 262.200 285.400 8.960 9.800 11.400 228.960 272.000 296.800
SPO Kleinbauern(in Kleinbauernorganisationen)
HLO Arbeiter(auf Plantagen/Farmen)
Gesamt
26 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Kleinbauern nach Arbeiter nach Gesamtzahl der Klein- Prozentualer Anteil Anteil Produkt 2011 Produkt 2011 bauern und Arbeiter 2011 an Gesamtzahl
v Kaffee 580.200 0 580.200 47%
t Tee 160.500 97.700 258.100 21%
x Kakao 141.800 0 141.800 11%
c Baumwolle 66.500 0 66.500 5%
f Blumen und Pflanzen 0 37.500 37.500 3%
s Rohrzucker 37.200 0 37.200 3%
b Bananen 15.400 4.900 20.300 2%
Frische Früchte 3.800 14.900 18.700 2%Nüsse 14.300 0 14.300 1%Kräuter, Kräutertees und Gewürze 10.700 700 11.400 1%Trockenfrüchte 9.300 0 9.300 1%Reis 9.200 0 9.200 1%Ölsaaten und ölhaltige Früchte 8.800 0 8.800 1%Sportbälle 0 6.700 6.700 1%Weintrauben 700 4.400 5.100 0%Honig 4.900 0 4.900 0%Quinoa 3.800 0 3.800 0%Fruchtsäfte 2.400 700 3.100 0%Gemüse 1.000 700 1.700 0%Gold 400 0 400 0%Gesamt 1.070.900 168.200 1.239.100 100%
*basierend auf den Ende 2011 vorliegenden Daten für 100% der Fairtrade-zertifizierten HLOs (Plantagen/Farmen) und 93% der Fairtrade-zertifizierten SPOs (Kleinbauernorganisationen)
tabelle 3.2
Verteilung der Kleinbauern und Arbeiter in den verschiedenen Produktkategorien (nur Erstprodukt-Zertifizierungen) 2011
Veränderung 2010 2011 in %
s Rohrzucker 17.600 37.200 111%
b Bananen 15.500 20.300 31%
t Tee 223.700 258.100 15%
c Baumwolle 58.500 66.500 14%
x Kakao 125.900 141.800 13%
f Blumen und Pflanzen 34.000 37.500 10%
v Kaffee 532.000 580.200 9%
tabelle 3.1
Entwicklung der Gesamtzahl der Kleinbauern und Arbeiter nach Produktkategorien (nur Erstprodukt-Zertifizierungen) 2010-2011
27 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
entwickelt, die Anfang 2012 durch den Vorstand von Fairtrade International
verabschiedet wurde.
Die neue Strategie unterstreicht die zentrale Rolle der Arbeiter im Fairtrade-
System. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, den Aufbau professioneller Arbeitsbeziehungen
zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern sowie die Gründung von Gewerkschaften
zur Vertretung der Arbeiterrechte als die zwei effektivsten Methoden zur kollektiven
Stärkung der Arbeiter zu fördern. Damit eine offene Gewerkschaftsarbeit unter
Einbindung der Arbeitgeber funktionieren kann, muss den Arbeitern die
Versammlungsfreiheit als grundlegendes Menschenrecht gewährt werden und sie
gleichzeitig darin gestärkt werden, ihre Rechte auch wahrzunehmen.
Fairtrade ist der Ansicht, dass das wirksamste Mittel zur individuellen Stärkung
der Arbeiter ein existenzsichernder Lohn ist, der sie in die Lage versetzt, ihre Familien
aus eigener Kraft zu versorgen. Fairtrade wird untersuchen, ob flexiblere Regeln zur
Nutzung der Fairtrade-Prämie, die eine bedarfsgerechtere Verwendung erlauben, zu
diesem Ziel beitragen könnten. Die Möglichkeit der selbstbestimmten,
gemeinschaftlichen Entscheidung über die Prämienverwendung muss in jedem Fall
gewahrt bleiben.
Die neue Strategie sieht Schnittstellen zwischen den Gewerkschaften und den
Joint Bodies, also den Gremien aus gewählten Arbeitnehmervertretern und
Management zur Verwaltung der Prämien, vor, damit die Arbeit der Gewerkschaften
nicht unwissentlich von den Joint Bodies untergraben wird.
Die Produzentennetzwerke von Fairtrade werden die Implementierung dieser
Strategie in den jeweiligen Regionen begleiten und sicherstellen, dass sie den lokalen
Bedürfnissen angepasst wird. Teil der Strategie, die ab 2012 umgesetzt werden soll,
ist auch die vollständige Überarbeitung der Fairtrade-Standards für Plantagen, die
Einführung von Programmen zum Aufbau von Partnerschaften sowie die gezielte
Schulung und Unterstützung von Management und Arbeitern.
PRODUZENTEN BERichT Engagement für Biodiversität in Südafrika
Einheimische Wildtiere werden auf den Springfield Farms nicht
vertrieben, sondern als gern gesehene Gäste auf der 425 Hektar
großen Farm, auf der Avocados, Litschis und andere Früchte
angebaut werden, willkommen geheißen. Die Mitarbeiter der
Farm haben hier bereits mehr als 120 Vogelarten und andere
Wildtiere gesichtet. Schulungen zur Anwendung umwelt
schonender Praktiken für die 165 festangestellten Mitarbeiter
und 100 Saisonmitarbeiter sind nur ein Teil der umfassenden
Trainingsprogramme der Springfield Farmen, in denen der
sorgsame Umgang mit der Umwelt gelernt wird, die Kompe
tenzen der Mitarbeiter gestärkt und damit ihre zukünftige
Beschäftigungsfähigkeit gesichert wird.
LESEN SIE HIER DIE GANZE GESCHICHTE http://bit.ly/W0cJCL
28 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Arbeiter auf Blumenfarmen reflektieren über „Empowerment“
Fairtrade International und die Max Havelaar-Stiftung Schweiz haben 2011 eine
unabhängige wissenschaftliche Studie in Auftrag gegeben, die ein tieferes Verständnis der
Wirkung von Fairtrade für Arbeiter auf Fairtrade-zertifizierten Blumenfarmen in Ecuador
und Ostafrika verschaffen sollte. Die Studie sollte herausfinden, welche Umstände
nach Meinung der Arbeiter zu ihrem „Empowerment“ führen, also dazu, dass sie sich
in ihrer Position gestärkt fühlen, und in welchem Maße die Fairtrade-Zertifizierung zu
ihrer Stärkung beigetragen hat.
Für die Arbeiter in Ecuador findet „Empowerment“ im Wesentlichen durch zwei
verschiedene Entwicklungen statt. Die erste ist die „Stärkung der eigenen Stimme“ durch
den Aufbau von Selbstbewusstsein, durch das sie sich zutrauen, ihre eigenen Ideen und
Bedenken vor den Vorgesetzten zu äußern. Die Arbeiter haben das Gefühl, dass sie durch
eine starke eigene Stimme besser in der Lage sind, Entscheidungsprozesse an ihrem
Arbeitsplatz zu beeinflussen und mehr Kontrolle über ihr Leben und die Entwicklung
ihrer Gemeinde erlangt haben.
Die Arbeiter haben berichtet, dass verschiedene Fairtrade-Instrumente zur
Entwicklung einer eigenen Stimme beigetragen haben. Der Joint Body und die
Arbeiterversammlung werden als Plattform zur Bildung von Kompetenzen gesehen,
die zu mehr Selbstachtung und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten führen. Arbeiter auf
einer Plantage erinnern sich, wie sie 2006 noch nicht in der Lage waren, die Fairtrade-
Kriterien und Standards wirklich zu verstehen und wie sie sich 2008 mit verbesserten
Fähigkeiten „in der Versammlung selbst vertreten …unsere Ideen verteidigen konnten…
mehr Selbstvertrauen hatten, so dass man uns nichts aufzwingen konnte.“
Gezielte Schulungen und die damit verbundene Entwicklung von Kompetenzen
in Bereichen wie Buchhaltung, Projektmanagement, Führungsverhalten,
Computerkenntnisse, Gesundheitsschutz, Arbeiterrechte und öffentliches Sprechen
haben das Selbstbewusstsein der einzelnen Arbeiter gestärkt und das kollektive Know-
How gesteigert.
Der zweite Aspekt eines erfolgreichen „Empowerments“ ist für die Blumenarbeiter
der Zugang zu Ressourcen, die zu ihrer wirtschaftlichen Weiterentwicklung und mehr
Selbstbestimmung führen. Ganz konkret wurde hier die Fairtrade-Prämie genannt. Eine
Vielzahl der Investitionen aus Fairtrade-Prämiengeldern, wie z.B. die Gewährleistung
von Wohnkrediten, um die wirtschaftliche Abhängigkeit von Grundbesitzern und
Familienmitgliedern zu reduzieren, der Zugang zu Krediten für die Gründung eigener
kleiner landwirtschaftlicher Betriebe oder das Schulgeld für Kinder werden als Wegbereiter
für ein erfolgreiches „Empowerment“ gesehen.
Fragt man die Arbeiter nach ihrer Vision eines vollen „Empowerments“, so bekommt
man von der großen Mehrheit die gleiche Antwort: sie möchten sich wirtschaftlich von
der Plantagenarbeit unabhängig machen und sich dem Aufbau unabhängiger kleiner
Betriebe, vorzüglich in der landwirtschaftlichen Produktion, widmen. Das macht deutlich,
wie begrenzt die Möglichkeiten für viele Arbeiter sind und zeigt uns, dass es in Zukunft
wichtig sein wird, Fairtrade-Arbeiter dabei zu unterstützen, Zugang zu einnahmestärkeren
Beschäftigungen zu finden und neue Existenzmöglichkeiten zu schaffen.
Durch die Studie wurden auch Herausforderungen und Hindernisse auf dem Weg
zur Stärkung der Arbeiter deutlich. Die meisten Schwierigkeiten verursacht in den Augen
der Arbeiter die mangelnde Verhandlungsbereitschaft von Vorgesetzten; aber auch die
erhöhte Arbeitsbelastung, die Sicherstellung der Vertraulichkeit in Arbeiterversammlungen,
der Austausch zwischen den Arbeiterorganisationen verschiedener Farmen und die Höhe
der Fairtrade-Prämiengelder sind Bereiche, in denen noch Handlungsbedarf besteht.
In Ostafrika haben Arbeiter über „kujengewauwezo“ und „kuwezeshwa“ diskutiert
- Begriffe, mit denen auf Kisuaheli im weitesten Sinne „Kompetenzaufbau“ beschrieben
wird - und haben dafür zwei wichtige Aspekte herausgestellt. Als eine wichtige
Voraussetzung erfolgreicher Entwicklung wird das Erlangen wirtschaftlicher Mobilität
durch den Aufbau von Wissen und Können angesehen. Die Arbeiter haben berichtet,
Gezielte Schulungen und
die damit verbundene
Entwicklung von
Kompetenzen in Bereichen
wie Buchhaltung,
Projektmanagement,
Führungsverhalten,
Computerkenntnisse,
Gesundheitsschutz,
Arbeiterrechte und
öffentliches Sprechen
haben das Selbstbewusst-
sein der einzelnen Arbeiter
gestärkt und das kollektive
Know-How gesteigert.
29 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
dass ihnen Schulungen zu Finanzmanagement, Kommunikation und Projektplanung zu
besseren Führungsqualitäten und besseren Jobs verholfen haben. Austauschbesuche
mit anderen Blumenfarmen und maßgeschneiderte Projektmanagement-Schulungen
haben Joint-Body-Mitglieder in die Lage versetzt, Fairtrade-Prämien-Projekte zu
entwickeln und durchzuführen, die für mehr Arbeiter eine positivere Wirkung erzielen.
Ein weiterer Schritt auf dem Weg in Richtung „Empowerment“ ist nach Ansicht
der Arbeiter die Gründung von Gewerkschaften, die die Rechte der Arbeiter vertreten
und damit eine insgesamt positive Entwicklung für die Arbeiter bewirken können.
Die Arbeiter haben berichtet, dass ihre verbesserte Verhandlungsfähigkeit zu mehr
Selbstbewusstsein im Umgang mit dem Management der Blumenfarmen und damit
zu konkreten Ergebnissen geführt hat: höhere Löhne für Arbeiter (die zu diesem
Zeitpunkt höchsten in der Region), zwei neue Kollektivverträge (CBAs=Collective
Bargaining Agreements) und die Aufhebung einiger Kündigungen nach Interventionen
der Arbeiter.
Auf einer der Farmen haben Arbeiter erzählt, dass sie mit verbesserten
Verhandlungs- und Kommunikationsfähigkeiten „… der verbreiteten Wahrnehmung,
gegen das Management zu arbeiten und sich gegenseitig dazu anzustiften, dem
Management gegenüber Unruhe zu stiften, entgegenwirken konnten.“ Die insgesamt
besseren Beziehungen zwischen Arbeiter und Management haben auch zu einer
Verlagerung der Themenschwerpunkte geführt, denen sich die Gewerkschaften
widmen können - das sind jetzt verstärkt Themen wie ärztliche Versorgung,
Transportmittel und -wege, familiäre Aspekte und die Produktivität der Arbeiter.
Die Arbeiter in Ostafrika sehen die größten Herausforderungen in einem Zeit- und
Ressourcenmangel - vor allem bei Arbeitervertretern -, im allgemeinen Bildungsstand
bzw. der mangelnden Lese- und Schreibfähigkeit der Arbeiter und in den fehlenden
Informationen zu Änderungen im Management und im Fairtrade-System.
Die Studie hat Fairtrade einen besseren Blick für die Wünsche und Hoffnungen
von Arbeitern und deren Verständnis von „Empowerment“ verschafft und aufgezeigt,
wie die verschiedenen Fairtrade-Instrumente – Fairtrade-Standards, Organisation
der Arbeiter, Kompetenzbildung und die Fairtrade-Prämie - als Wegbereiter für
„Empowerment“ eingesetzt werden können. Die Studie empfiehlt mit Blick auf dieses
Ziel die gezielte Unterstützung der Arbeiter bei der Durchsetzung existenzsichernder
Löhne, die Förderung des Best-Practice-Austausches und die Einführung effektiverer
Kommunikationsmethoden zwischen Arbeitern und Fairtrade-Vertretern.
Der vollständige Studienbericht wird Anfang 2013 von Fairtrade International
veröffentlicht.
3.6 Frauen im Fairtrade-System
Der Anteil der Frauen an der Gesamtzahl aller Kleinbauern und Arbeiter im Fairtrade-
System beträgt nach Auswertung der berichteten Audit-Daten 25 Prozent.
Frauen sind mit 47 Prozent aller Arbeiter im Fairtrade-System stärker auf
Plantagen und Farmen vertreten. In Indien und Sri Lanka liegt der Frauenanteil auf
Plantagen bei 56 Prozent.
Der weltweite Anteil der Frauen in Kleinbauernorganisationen ist mit 20 Prozent
wesentlich geringer und besonders niedrig in der Region „Asien und Ozeanien“.
Bei den letzten Fairtrade-Audits haben zwei sehr große Produzentenorganisationen
in Afrika, die bisher immer den Anteil der Frauen in ihren Organisationen
bekanntgegeben haben, keine Daten für diesen Indikator geliefert. Die Zahlen
dieser mitgliedsstarken Organisationen hätten Einfluss auf den Gesamtanteil der
Frauen in Kleinbauernorganisationen und auf die Geschlechterverteilung in den
Produktkategorien Kaffee und Kakao.
Der Frauenanteil ist in den Fairtrade-Produktkategorien am höchsten, in denen
es überwiegend Plantagen gibt, z.B. Tee, Blumen/ Pflanzen, frische Früchte und
Fruchtsäfte. Fast 90.000 Frauen arbeiten auf Fairtrade-Teeplantagen oder sind als Tee-
Arbeiter haben berichtet,
dass die Verbesserung
ihrer Verhandlungsfähig-
keiten zu mehr
Selbstbewusstsein im
Umgang mit dem
Management und damit
zu konkreten Ergebnissen
wie z.B. höheren Löhnen
geführt hat …
30 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Grafik 3.11
Frauen in Fairtrade 2011
Anzahl der Arbeiterinnen im Vergleich zur Anzahl der Arbeiter, Plantagen/Farmen (HLO) 2011
Anzahl der Kleinbäuerinnen im Vergleich zur Anzahl der Kleinbauern, Kleinbauernorganisationen
(SPO) in 2011
Afrika und Mittlerer Osten
Afrika und Mittlerer Osten
Asien und Ozeanien
Asien und Ozeanien
Lateinamerikaund Karibik
Lateinamerikaund Karibik
basierend auf die Ende 2011 vorliegenden Daten für 100% der Fairtrade-zertifizierten HLOs (Plantagen/Farmen) und 93% der Fairtrade-zertifizierten SPOs (Kleinbauernorganisationen)
1111111111 1111111111 11111111 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2 1111111111 1111111111 1111111111 1111111111 111111111 2222222222 2222222222 2222222222 222222222 11 222222222
111111111 2222222222 2222222222 2222222222 22222 1 222222222 111111 2222222222 2222222222 2
10.000
100.000
20.000
200.000
30.000
300.000
40.000
400.000
50.000
Prozentualer Anteil der
Arbeiterinnen
Prozentualer Anteil der Klein-
bäuerinnen500.000
41%
20%
47%
20% 25%
56%
13%
22%
22%
Weltweiter Gesamtanteil der Arbei -terinnen auf Plantagen/Farmen
Weltweiter Gesamtanteil der Kleinbäue-rinnen in Kleinbauernorganisationen
Gesamtanteil der Frauen im Fairtrade-System
Prozentualer Anteil der Klein- Gesamtzahl der Klein- Anzahl der Kleinbäuerinnen bäuerinnen und Arbeiter auf Fairtrade-Plantagen/Farmen (HLO) bauern und Arbeiter* und Arbeiterinnen* Arbeiterinnen* Fruchtsäfte 700 400 57%Tee 97.700 50.600 52%Blumen und Pflanzen 37.500 17.600 47%Gemüse 700 300 43%Frische Früchte 14.900 6.100 41%Weintrauben 4.400 1.400 32%Sportbälle 6.700 2.100 31%Bananen 4.900 700 14%Kräuter, Kräutertees und Gewürze 700 100 14%
Kleinbauern in Kleinbauern- und Vertragsanbauorganisationen (SPO und CP) Ölsaaten und ölhaltige Früchte 8.700 6.300 72%Frische Früchte 3.800 1.700 45%Trockenfrüchte 9.100 3.200 35%Quinoa 3.800 1.300 34%Tee 155.300 48.000 31%Nüsse 14.300 4.200 29%Reis 8.300 2.400 29%Kräuter, Kräutertees und Gewürze 9.800 2.500 26%Rohrzucker 36.600 9.300 25%Gold 400 100 25%Gemüse 1.000 200 20%Kakao 63.900 11.600 18%Fruchtsäfte 2.400 400 17%Bananen 9.900 1.600 16%Honig 4.900 700 14%Weintrauben 700 100 14%Kaffee 411.800 58.200 14%Baumwolle 66.500 9.100 14%
*basierend auf die Ende 2011 vorliegenden Daten für 100% der Fairtrade-zertifizierten HLOs (Plantagen/Farmen) und 93% der Fairtrade-zertifizierten SPOs (Kleinbauernorganisationen)
tabelle 3.3
Prozentualer Anteil der Frauen an der Gesamtzahl der Fairtrade-Kleinbauern und Arbeiter nach Produktkategorien 2011
31 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Kleinbäuerinnen Mitglieder von Kleinbauernorganisationen. In den Produktbereichen, in
denen es nur Kleinbauernorganisationen gibt, ist der Frauenanteil im Bereich Ölsaaten/
ölhaltige Früchte aufgrund der Shea Butter-produzierenden Frauenkooperativen in
Burkina Faso und Mali am höchsten.
Während die Zahl der weiblichen Mitglieder in Kleinbauernorganisationen auf
geringem Niveau bleibt, ist der Einsatz von Frauen für die weltweite landwirtschaftliche
Produktion von zentraler Bedeutung. Fairtrade hat erkannt, dass die Unterstützung
von Frauen, die eine wichtige Rolle in der Fairtrade-Lieferkette und für die Pro-
duktion auf Plantagen spielen, verstärkt werden muss, damit die Vorteile von
Fairtrade Männern und Frauen in gleichem Maße zugutekommen. Im Rahmen eines
bevorstehenden Evaluationsprojektes wird Fairtrade Best Practice-Beispiele in den
Fairtrade-Organisationen aufgreifen, die sich die Entwicklung von Maßnahmen zur
Geschlechtergleichstellung zur Priorität gemacht haben.
3.7 Fairtrade und junge Menschen
Wir besuchen Kinder und Jugendliche in Produzentengemeinden und hören uns
an, was sie zu sagen haben, um unser Verständnis für ihre Bedürfnisse, ihre Lebens-
umstände, ihre Hoffnungen, ihre Ziele und ihre Werte zu vertiefen und die geeigneten
Maßnahmen zu ergreifen, um unserem Ziel, Kinderarbeit abzuschaffen, immer näher
zu kommen.
2011 hat Fairtrade aufschlussreiche Gruppendiskussionen mit fast 150 Kindern
in Kakao- und Kaffee-Gemeinden in Kamerun, Ghana und der Elfenbeinküste
durchgeführt und von diesen Kindern viel über ihre Situation in der Kakao- und
Baumwoll-Produktion erfahren. Einige Kinder haben über den inakzeptablen Zustand
in ihren Schulen berichtet: physische Gewalt, Schikanen, überfüllte Klassenzimmer,
PRODUZENTEN BERichTWichtigere Rolle für Frauen in Kaffee-Kooperative im Kongo
Mehr als 600 der 3.200 Mitglieder der SOPACDI-
Kooperative sind Frauen. Obwohl Frauen eine
wichtige Rolle für die Kaffeeproduktion im Ost-Kongo
spielen, ist das meiste Anbauland im Besitz von Männern.
Viele Frauen verbleiben damit in Abhängigkeit und
bekommen nur eingeschränkten Zugang zu Krediten.
Das SOPACDI Frauenkomitee setzt sich für
eine Veränderung dieser Situation ein und ist jetzt
mit einer Stimme im Vorstand der Organisation
vertreten. Ein Projekt von Fairtrade und Twin Trading
unterstützt Kooperativen wie SOPACDI, alle ihre
Aktivitäten im Sinne der Geschlechter gleichstellung
auszurichten.
LESEN SIE HIER DIE GANZE GESCHICHTE http://bit.ly/RQQADG
32 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
abwesende Lehrer und physische Arbeit, die sie während ihrer Schulzeit verrichten
müssen – ihre Berichte gaben wichtige Einblicke für den Einsatz von Fairtrade gegen
ausbeuterische Kinderarbeit. Unser Standard ist eindeutig: Kinder, die ausbeuterische
Kinderarbeit verrichten, müssen zum langfristigen und nachhaltigen Schutz ihrer
Gesundheit und Sicherheit aus ihrer Situation befreit werden. Für die Entwicklung
effektiver Methoden zur Prävention und Abschaffung ausbeuterischer Kinderarbeit
ist unsere Zusammenarbeit mit Kinderrechts-Experten von größter Wichtigkeit.
Fairtrade hat in verschiedenen Ländern weltweit Gesprächsforen mit Vertretern
von Kleinbauern, Arbeitern und Produzentenorganisationen eingerichtet, um mehr
über die Herausforderungen für Männer und Frauen zu erfahren, die die Fairtrade-
Anforderungen im Bereich Kinderarbeit durchsetzen möchten, und um herauszufinden,
welche Maßnahmen für das Wohlergehen von Mädchen und Jungen in Fairtrade-
Gemeinden noch ergriffen werden müssen.
Produzentenorganisationen stärken
Der Entwicklungsansatz von Fairtrade gründet auf dem Prinzip der Stärkung der
Produzenten. Kleinbauern und Arbeiter in Fairtrade-Produzentenorganisationen
sollen durch Fairtrade in die Lage versetzt werden, die Kontrolle über ihre Arbeit,
ihr Leben und ihre Gemeinden zu übernehmen. Die Überwachung der Einhaltung
unserer Standards ist für das Funktionieren des Fairtrade-Systems unerlässlich, doch
genauso wichtig ist es, Produzenten und Gemeinden die Möglichkeit zu verschaffen,
die Richtung ihrer Entwicklung durch eigene Ziele selbst zu bestimmen und ihren
Fortschritt selbst zu bewerten.
Fairtrade möchte das Bewusstsein der Produzenten für das Wohlergehen der
Mädchen und Jungen in ihren Gemeinden schärfen. Mit „Programmen zur Über -
wachung und Abschaffung von ausbeuterischer Kinderarbeit“ auf Gemein deebene
können Produzenten beurteilen, inwieweit der Schutz und die Sicherheit von Kindern
und Jugendlichen in ihren Gemeinden gewährleistet sind. In Zusammenarbeit
mit erfahrenen Kinderschutzorganisationen erarbeitet Fairtrade mit den Produ-
zentenorganisationen Maßnahmen zur Abschaffung der schlimmsten Formen von
Kinderarbeit und zur selbstgesteuerten Überwachung des Kinderschutzes in den
PRODUZENTEN BERichTWirkung für Kinder und junge Menschen
Die Kleinbauern von COCAFELOL in Honduras stehen
vor einem Problem, mit dem sich viele Kaffeekooperativen
konfrontiert sehen: Ihre Kinder, die zukünftigen
Kaffeebäuerinnen und -bauern, kehren dem Kaffee-
anbau den Rücken zu. COCAFELOL wurde 2011 zertifiziert
und hat im letzten Jahr bereits 20 Prozent ihrer gesamten
Kaffee-Produktion zu Fairtrade-Bedingungen verkauft.
Die Kooperative hat ihre ersten Fairtrade-Prämiengelder
in Kaffeeverkostungsschulungen für junge Menschen
investiert, um deren Interesse an Kaffee zu wecken
und die Zukunft der Kaffeebauern in ihrer Gemeinde
zu sichern.
LESEN SIE HIER DIE GANZE GESCHICHTE http://bit.ly/W0Png6
33 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Gemeinden. Zurzeit werden Pilotprojekte mit Kleinbauern und Arbeitern in Honduras,
Ghana, Sambia, Burkina Faso und der Elfenbeinküste durchgeführt.
Schulungen zu Kinderarbeit und Kinderschutz
Ein wichtiger Bestandteil unseres Kinderschutz-Programms ist die Schulung und
Unterstützung von Produzentenorganisationen im Verständnis und bei der Umsetzung
der Fairtrade-Standards zu ausbeuterischer Kinderarbeit. 2011 wurden im Fairtrade-
System 50 Schulungen dieser Art durchgeführt.
Kinderrechte – Partnerschaften und Programme
Fairtrade entwickelt und pflegt Partnerschaften mit Kinderschutzorganisationen, um
Fairtrade-Mitarbeiter und Produzenten für das Thema Kinderarbeit zu sensibilisieren
und um ihnen Maßnahmen zum Schutz der Kinder aufzuzeigen. Wenn im Fairtrade-
System die schlimmsten Formen von Kinderarbeit festgestellt werden, analysieren
wir gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen die Situation und entwickeln
geeignete Maßnahmen zum Schutz der betroffenen Kinder. Um Kinderarbeit
erfolgreich entgegenzuwirken, fördert Fairtrade Partnerschaften zwischen
Kinderschutzorganisationen, Produzentenorganisationen und Unternehmen und
schafft dadurch für alle Teilnehmer im Fairtrade-System die Möglichkeit, Informationen
und Best Practice auszutauschen und die Programme zum Schutz des Wohlergehens
von Kindern und Jugendlichen in Fairtrade-Gemeinden gezielt zu unterstützen.
4. Fairtrade producer organizations
04.DIE FAIRTRADE- PRODUZENTEN-ORGANISATIONEN
35 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Grafik 4.1
Fünf Jahre Wachstum in der Anzahl der Fairtrade-zertifizierten Produzentenorganisationen 2007-2011
Asien und Ozeanien Afrika und Mittlerer Osten Lateinamerika und Karibik
1.100
1.000
900
800
700
600
500
400
300
200
100
0
2010 2011200920082007
632gesamt
745gesamt
827gesamt
905gesamt
991gesamt
81
193
358
101
214
430476
509538
237267
316
114 129 137
tabelle 4.1
Fünf Jahre Wachstum in der Anzahl der Fairtrade-zertifizierten Produzentenorganisationen Anzahl der Prozentuale zertifizierten VeränderungzumJahr Organisationen Vorjahr2007 632 11%2008 745 18%2009 827 11%2010 905 9%2011 991 10%
4.1 Wie viele Fairtrade-zertifizierte Produzentenorganisationen gibt es 2011?
Ende 2011 gibt es 991 Fairtrade-zertifizierte Produzentenorganisationen in 66
Ländern. Das sind 86 Produzentenorganisationen mehr als Ende 2010 – ein auf
gleichem Niveau wie in den letzten Jahren verlaufendes Wachstum von 10 Prozent.
Die Grafik 4.2 zeigt für 2010-11 einen Anstieg der zertifizierten
Produzentenorganisationen in allen geographischen Regionen. Am höchsten war
das Wachstum in der Region „Afrika und Mittlerer Osten“, das in erster Linie auf die
31 neuen Zucker produzierenden Fairtrade-Kleinbauernorganisationen auf Mauritius
zurückzuführen ist.
2011 ist das Fairtrade-System um drei neue Länder mit Fairtrade-zertifizierten
Produzentenorganisationen für verschiedene Produkte erweitert worden: Guyana mit
acht Zucker-Kooperativen, der Libanon mit einer Wein-Kooperative und Usbekistan
mit einer Kirschen und Mandel-Kooperative.
36 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Grafik 4.3
Fairtrade-Produzentenorganisationen weltweit 2011 ★Hinweis auf „neue“ Produzentenländer
Brasilien 37Paraguay 10
Madagaskar 9Mauritius 31
Mosambik 2Swasiland 1
Südafrika 39★ Uruguay 1
Argentinien 19
Guatemala 19
Mexiko 52
Burkina Faso 15Ghana 18
Togo 1Benin 4
São Tomé und Príncipe 1
Elfenbeinküste 23
Sierra Leone 1
Mali 7
Senegal 9
Marokko 2
Kamerun 3DR Kongo 2
Sambia 1
Komoren 2 Indonesien 11
Kirgisistan 1★ Usbekistan 1
Pakistan 7
Simbabwe 5Tansania 18
Malawi 8
Ruanda 8 Sri Lanka 16Kenia 60
Äthiopien 6 Indien 72
China 8
Laos 1Vietnam 5
Philippinen 2
Thailand 7
Occupied Palestinian Territory 16
Uganda 11
★ Libanon 1
Ägypten 7
Tunisia 5
El Salvador 5Nicaragua 31
Costa Rica 13
Kolumbien 82Panama 2
Ecuador 25Peru 91
Bolivien 31
Chile 21
Cuba 27
Belize 2Honduras 22
Haiti 9Dominikanische Republik 29
St. Lucia 1
★ Guyana 8
St. Vincent und die Grenadinen 1
Fidschi 1
Papua-Neuguinea 5
Afrika und Mittlerer Osten Gesamt 316
Asien und Ozeanien Gesamt 137
Grafik 4.2
Wachstum der Fairtrade-zertifizierten Produzentenorganisationen (POs) 2011
Lateinamerika und Karibikneue PO 2011 33 % Veränderung 2010-11 6%
Afrika und Mittlerer Osten neue PO 2011 49 % Veränderung 2010-11 18%
Asien und Ozeanien neue PO 2011 8 % Veränderung 2010-11 6%
Gesamtneue PO 2011 86 % Veränderung 2010-11 10%
37 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Afrika und Mittlerer Osten 32%Lateinamerika und Karibik 54%Asien und Ozeanien 14%
Grafik 4.a
Verteilung der Produzentenorganisationen in den verschiedenen Regionen 2011
Asien und Ozeanien
Afrika und Mittlerer Osten
Lateinamerika und Karibik
4.2 Verteilung der Fairtrade-Produzentenorganisationen auf die verschiedenen Regionen
Im Unterschied zur Gesamtzahl der Kleinbauern und Arbeiter im Fairtrade-System
befindet sich mehr als die Hälfte der Fairtrade-Produzentenorganisationen in der
Region „Lateinamerika und Karibik“.
Die meisten Produzentenorganisationen befinden sich in Peru, gefolgt
von Kolumbien. Das Land mit der größten Steigerung bezüglich der Anzahl an
Produzentenorganisationen ist Indien, die Region mit dem größten Wachstum Afrika,
mit den meisten neuen Kooperativen auf Mauritius (Zucker) und in der Elfenbeinküste
(Kakao).
Top 10 Länder: Anzahl der Fairtradezertifizierten Produzentenorganisationen 2011
Peru 91
Kolumbien 82
Indien 72
Kenia 60
Mexiko 52
Südafrika 39
Brasilien 37
Bolivien 31
Mauritius 31
Nicaragua 31
38 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Top 10 Länder: Wachstum in der Anzahl der neuzertifizierten FairtradeProduzentenorganisationen 2011
Mauritius 26
Indien 11
Elfenbeinküste 9
Peru 9
Guyana 8
Kenia 6
Mexiko 5
Kolumbien 5
Burkina Faso 4
Ghana 4
4.3 Verteilung der Fairtrade-Produzentenorganisationen in den verschiedenen Produktkategorien
In diesem Bericht betrachten wir die drei verschiedenen Typen von Produzen-
tenorganisationen im Fairtrade-System: Kleinbauernorganisationen (SPO=Small
Producer Organizations), Vertragsanbau (CP=Contract Production) und Plantagen/
Farmen mit angestellten Arbeitern (HLO=Hired Labour Organizations).
Tabelle 4.2 zeigt, dass die Zahl der Plantagen/Farmen mit Fairtrade-Zertifizierung
2011 gesunken ist, während die Zahl der Kleinbauernorganisationen weiterhin gestiegen
ist. Der Anteil der Kleinbauernorganisationen liegt jetzt mit einer Steigerung von 3 Prozent
bei 76 Prozent, während die Zahl der Hired-Labour-Organisationen um 3 Prozent auf 22
Prozent gesunken ist. Vertragsanbauorganisationen sind mit 2 Prozent stabil geblieben.
4.4 Größe der Produzentenorganisationen
Die Größe der Produzentenorganisationen ist sehr unterschiedlich. Die kleinste
Organisation hat nur sieben Mitglieder, während zu der größten Organisation mehr als
70.000 Mitglieder gehören. Von den zehn größten Fairtrade- Produzentenorganisationen
weltweit befinden sich neun in Afrika, davon sieben in Ostafrika. Während die Zahl
der Fairtrade- Produzentenorganisationen in der Region „Lateinamerika und Karibik“
wesentlich höher liegt, haben die Produzentenorganisationen in der Region „Afrika
und Mittlerer Osten“ im Schnitt deutlich mehr Mitglieder.
Produzenten BerichtDie kleinste Fairtrade-Produzentenorganisation
Hop Tac Xa Nong Nghiep Chanh Day mag mit
sieben Mitgliedern zwar die kleinste Fairtrade-
Kooperative sein, aber sie hat große Pläne.
Nur zwei Monaten nach der Fairtrade-Zertifizie-
rung hat die Kooperative ihre gesamten 20 Ton-
nen Export-Passionsfrüchte zu Fairtrade-Bedin-
gun gen verkauft.
Die Kooperative wurde im Juni 2012 mit
Unterstützung ihres Exporteurs zertifiziert und
schmiedet jetzt eifrig Pläne zur Verwendung der
Fairtrade-Prämie und zur Erweiterung ihrer Mit-
gliederzahl. Die Kooperative ist jetzt noch klein,
aber das wird sicher nicht mehr lange so sein.
LESEN SIE HIER DIE GANZE GESCHICHTE http://bit.ly/Qa7OxA
39 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Grafik 4.5
Anteile der verschiedenen Fairtrade-Produzentenorganisations-Typen 2009-2011
2008 2009 2010
Kleinbauernorganisationen (SPO) 73% 73% 76% Vertragsanbau-Organisationen(CP) 2% 2% 2% Plantagen/Farmen mit angestellten Beschäftigten (HLO) 25% 25% 22%
2008 2009 2010
100%
90%
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0
Anteile derProduzenten-organisations-typen
Prozentuale Veränderung Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations/SPO) 2009 2010 2011 seit 2010 Grad 1 491 547 631 --Grad 2 103 103 115 --Grad 3 5 7 6 --Gemischte Struktur 1 -- 2 --Gesamt Kleinbauernorganisationen 600 657 754 15%Prozentualer Anteil der Kleinbauernorganisationen an der Gesamtzahl der Produzentenorganisationen 73% 73% 76% --
Prozentuale Veränderung Vertragsanbau (Contract Procuction/CP) 2009 2010 2011 seit 2010 Vertragsanbau 19 21 24 14%Prozentualer Anteil der Vertragsanbau-Organisationen an der Gesamtzahl der Produzentenorganisationen 2% 2% 2% --
Prozentuale Veränderung Organisationen mit beschäftigten Arbeitern (Hired Labour Organizations/HLO) 2009 2010 2011 seit 2010 Fabriken 5 7 6 --Multi-Estate (Plantagenverbund mit zentralem Management) 29 29 37 --Plantagen 174 191 170 --Gesamt Plantagen/Farmen mit angestellten Beschäftigten 208 227 213 -6%Prozentualer Anteil der Plantagen/Farmen an der Gesamtzahl der Produzentenorganisationen 25% 25% 22% --
Prozentuale Veränderung 2009 2010 2011 seit 2010 Gesamtsumme 827 905 991 10%
tabelle 4.2
Wachstum in der Anzahl der verschiedenen Zertifizierungen innerhalb der Fairtrade-Produzentenorganisationen 2009-2011
5. Fairtrade crop production and sales
05.FAIRTRADE- PRO DUKTION UND FAIRTRADE-VERKÄUFE
41 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Kleinbauernorganisationen (SPO)/ Organisationen mit Vertragsanbau (CP) Beschäftigten (HLO) 2010–11 2010–11
b Bananen 346.400 145.400
s Rohrzucker 533.900 --
x Kakao 124.300 --
v Kaffee 393.000 --
Trockenfrüchte 6.000 --
f Blumen und Pflanzen (Millionen Stiele) -- 1.949
Frische Früchte 84.600 237.100Fruchtsäfte 27.400 50.100Kräuter, Kräutertees und Gewürze 10.500 2.400Honig 13.700 --Nüsse 8.800 --Quinoa 3.700 --Reis 133.800 --
c Baumwolle 48.100 --
Sportbälle (Stück) -- 8.905.200
t Tee 89.100 116.800Gemüse 800 3.000Weintrauben 23.200 83.900
Sofern nicht anders ausgewiesen, sind alle Volumenangaben in Tonnen. Auf Basis von Daten aus 96% der Produzentenorganisationen. Soweit vorliegend, wurden Zweitproduktzertifizierungen in die Berechnung mit einbezogen.
tabelle 5.1
Produktionskapazität für Fairtrade-zertifizierte Produkte laut Produzenten-Berichten 2010-11 (in Tonnen)
5.1 Fairtrade-Produktionskapazitäten
Auch bei den Produktionskapazitäten für Fairtrade-zertifizierte Rohstoffe und Produkte
kam es 2010-11 zu einer positiven Entwicklung. Der größte Wachstumsmotor
in diesem Bereich ist der Zucker, aber auch in den Produktkategorien Kaffee,
Tee und Kakao gab es ein deutliches Wachstum. Leicht rückläufig zeigen sich
die Produktionskapazitäten für Baumwolle und Bananen (Tabelle 5.1). Der
Produktionsrückgang im Bereich Bananen wurde durch eine Minderproduktion der
Kleinbauernorganisationen auf den Windward Islands mit verursacht, die 2010 mit
den verheerenden Wirkungen eines Orkans und einer Dürre zu kämpfen hatten. Der
Rückgang in den Produktionskapazitäten von Plantagen für „Frische Früchte“ und
„Weintrauben“ ist auf die freiwillige Dezertifizierung von Produzentenorganisationen
aufgrund der unsicheren Marktsituation für ihre Produkte zurückzuführen. Gestiegene
Produktionskapazitäten in Kleinbauernorganisationen konnten diesen Rückgang
zum Teil ausgleichen.
42 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
5.2 Fairtrade Verkaufsvolumen und Verkaufserlöse
Die Zahlen zu Fairtrade-Verkaufsvolumen und Fairtrade-Verkaufserlösen werden von
den Produzentenorganisationen rückwirkend für einen bestimmten Zeitraum vor den
Fairtrade-Audits errechnet. Während sich die Zahlen in einigen Audit-Berichten auf das
Kalenderjahr vor dem Bericht beziehen, umfassen die Zahlen in anderen Berichten
die 12 Monate unmittelbar vor dem Audit. Die berichteten Zahlen zu Fairtrade-
Verkaufsvolumen und Fairtrade-Verkaufserlösen beziehen sich also nicht immer auf
ein genaues Kalenderjahr, sondern auf unterschiedliche 12-monatige Zeitspannen
innerhalb 2010 und 2011.
Die Datenabdeckung für diese Indikatoren ist insgesamt gut und die Zahlen
damit aussagekräftig. Die Zahlen zu kleineren Produkten sollten jedoch nur als
Indikatoren betrachtet werden, da sich in diesen Produktbereichen ein ungenauer oder
unvollständiger Bericht eines größeren Akteurs bereits stark auf das Gesamtergebnis
auswirken kann. Zu beachten ist auch, dass in vielen Produzentenorganisationen
aufgrund der Krise in der Elfenbeinküste 2011 keine Audits durchgeführt werden konnten
und die hier vorliegenden Zahlen die im Berichtszeitraum gestiegene Bedeutung der
Elfenbeinküste als Fairtrade-Kakao-Lieferant nicht ausreichend erfassen.
In Bezug auf Verkaufsvolumen stellen wir ein überragendes Wachstum
im Produktbereich Zucker und ein starkes Wachstum in den Produktbereichen
Kakao, Kaffee und Tee fest. Nur geringfügig gewachsen ist der Bereich Blumen.
Baumwolle zeigt im letzten berichteten Jahr einen Rückgang. Da die Daten aus
dem vorangegangenen Bericht jedoch veraltet waren und geringer ausfielen als
sie tatsächlich waren, zeigt das Bild 2011 eine Stabilisierung statt einen Rückgang.
Die kleineren Produktkategorien sind aufgrund der 2011 vorgenommenen
Änderungen in der Fairtrade-Produktklassifizierung nur schwer zu vergleichen.
Rotbuschtee gehört jetzt z.B. zur Kategorie „Kräuter/Kräutertees/Gewürze“, während
die Produkte aus den Kategorien „Nüsse/Ölsaaten“ und „Sojabohnen/Hülsenfrüchte“
auf andere Produktkategorien verteilt wurden. Wenn wir diese Veränderungen in die
Auswertung mit einfließen lassen, scheinen die Verkaufsvolumen in den Kategorien
Kräuter/Kräutertees/Gewürze, Nüsse, Ölsaaten/ölhaltige Früchte, Weintrauben und
Sportbälle stabil geblieben zu sein. Produzenten im Bereich Trockenfrüchte und
Reis haben einen Rückgang ihrer Verkaufsvolumen gemeldet, während Quinoa-
Produzenten über ein anhaltendes Wachstum berichten. Der Rückgang im Bereich
Trockenfrüchte ist mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die schlimmen Folgen der
Erdrutsche und Überschwemmungen im Norden Pakistans zurückzuführen, die es
einem der größten Fairtrade-Trockenfrüchte-Produzenten unmöglich gemacht hat,
seine Produkte auf den Markt zu bringen.
Die Summe der Fairtrade-Verkaufserlöse beläuft sich im Berichtszeitraum
2010-11 auf 664,5 Millionen Euro. 87 Prozent der insgesamt gemeldeten Fairtrade-
Verkaufserlöse entfallen auf die vier Produktkategorien Kaffee, Bananen, Kakao und
Blumen/Pflanzen, wobei bereits Kaffee 60 Prozent aller Verkaufserlöse generiert hat.
In Kleinbauernorganisationen und im Vertragsanbau wurden 87 Prozent der gesamten
Verkaufserlöse erzielt, während die Verkaufserlöse von Plantagen/Farmen von 103
Millionen Euro 2009-10 auf 89 Millionen Euro 2010-11 zurückgegangen sind. Dafür
gibt es zwei Gründe: den Rückgang der Verkaufserlöse bei Bananen und frischen
Früchten und die Untererfassung der Daten für diese Indikatoren bei Plantagen.
Wie bereits in den Vorjahren der Fall, liegt auch für diesen Berichtszeitraum
eine signifikante Untererfassung der Daten für den Indikator Verkaufserlöse vor.
Von allen Produzentenorganisationen, die ihre Verkaufsvolumen gemeldet haben,
liegen von etwa neun Prozent keine Verkaufserlöse vor. Von Plantagen und Farmen
– vor allem von Tee-Plantagen – fehlen dabei wesentlich häufiger Zahlen als von
Kleinbauernorganisationen.
Von allen Produzentenorganisationen, die zum Zeitpunkt der Audits eine
Fairtrade-Zertifizierung hatten, haben 13 Prozent angegeben, keine Fairtrade-Verkäufe
43 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Veränderung in % seit Product 2008 2009–10 2010–11 2009–10
f Blumen und Pflanzen (Millionen Stiele) 360 384 400 4%
b Bananen 330.000 347.000 321.300 -7%
s Rohrzucker 102.000 111.600 184.800 66%
v Kaffee 97.000 103.200 123.200 19%
x Kakao 13.900 37.400 46.600 25%
Frische Früchte 26.300 26.100 42.400 62%Weintrauben 19.500 21.800 21.600 -1%
c Baumwolle 44.000 38.400 20.800 -46%
t Tee 10.000 10.900 12.700 17%
Reis 11.000 15.300 11.700 -24% Fruchtsäfte -- -- 9.300 -- Honig 2.600 2.700 2.500 -7% Nüsse 1.900 2.200 2.100 -5% Quinoa 760 1.200 1.600 33% Kräuter, Kräutertees und Gewürze 640 900 1.300 44% Trockenfrüchte 660 1.300 800 -38% Ölsaaten und ölhaltige Früchte -- -- 300 -- Gemüse -- -- 200 -- Sportbälle (Stück) 148.000 212.600 214.500 1%
Sofern nicht anders ausgewiesen, sind alle Volumenangaben in Tonnen.
Grafik 5.2
Fairtrade-Verkaufsvolumen nach Produktkategorien 2008-2011
Grafik 5.1
Fairtrade-Verkaufsvolumen laut Produzenten-Berichten 2010-11
SPO/CP Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations)/Vertragsanbau-Organisationen (Contract Production)HLO Plantagen/Farmen mit beschäftigten Arbeitern (Hired Labour Organizations)Soweit nicht anders ausgewiesen, sind alle Angaben in Tonnen.Teevolumen beziehen sich auf gefertigten Tee und nicht auf Teeblätter. SPO/CP HLO Gesamt
900.000
800.000
700.000
600.000
500.000
400.000
300.000
200.000
100.000
0
SPO/CP HLO Gesamt Bananen 220.800 100.500 321.300 Rohrzucker 184.800 -- 184.800 Kaffee 123.200 -- 123.200 Kakao 46.600 -- 46.600 Frische Früchte 25.600 16.800 42.400 Weintrauben 1.200 20.400 21.600 Baumwolle 20.800 -- 20.800 Tee 4.600 8.100 12.700 Reis 11.700 -- 11.700 Fruchtsäfte 9.200 100 9.300 Honig 2.500 -- 2.500 Nüsse 2.100 -- 2.100 Quinoa 1.600 -- 1.600 Kräuter, Kräutertees u. Gewürze 1.200 100 1.300 Trockenfrüchte 800 -- 800 Ölsaaten und ölhaltige Früchte 300 -- 300 Gemüse 200 -- 200
Blumen und Pflanzen (Millionen Stiele) 0 400 400 Sportbälle (Stück) 0 214.500 214.500
44 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Grafik 5.3
Fairtrade-Verkaufserlöse laut Produzenten-Berichten nach Produktkategorien 2010-11 (in Mio.€)
SPO/CP Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations)/Vertragsanbauorganisationen (Contract Production)HLO Plantagen/Farmen mit beschäftigten Arbeitern (Hired Labour Organizations)Aus einer signifikanten Anzahl von Produzentenorganisationen wurden keine Fairtrade- Verkaufserlöse berichtet, so dass die Ist-Zahlen in manchen Produktkategorien höher als die hier angegebenen Zahlen sind. SPO/CP HLO Gesamt
800.000
700.000
600.000
500.000
400.000
300.000
200.000
100.000
0
SPO/CP HLO Gesamt Kaffee 391,4 391,4 Bananen 66,4 30,3 96,6 Kakao 51,1 51,1 Blumen und Pflanzen 0,0 36,9 36,9 Baumwolle 17,3 17,3 Tee 5,5 8,6 14,0 Frische Früchte 6,7 6,3 12,9 Rohrzucker 12,1 12,1 Weintrauben 1,0 6,0 7,0 Honig 5,5 5,5 Reis 4,9 4,9 Kräuter, Kräutertees und Gewürze 3,7 0,1 3,8 Quinoa 3,6 3,6 Nüsse 2,4 2,4 Fruchtsäfte 1,9 0,0 1,9 Gemüse 0,2 0,6 0,8 Sportbälle 0,0 0,7 0,7 Ölsaaten und ölhaltige Früchte 0,7 0,7 Trockenfrüchte 0,7 0,7
Gesamtsumme 575,1 89,4 664,5
während der 12 Monate vor dem Audit getätigt zu haben. Das macht deutlich, dass
viele Fairtrade-zertifizierte Organisationen noch keine Absatzmärkte für ihre Fairtrade-
Produkte erschließen konnten.
Die Anteile der einzelnen Länder an den Fairtrade-Verkaufserlösen sind sehr
unterschiedlich. Wie bereits in den Vorjahren entfallen 75 Prozent der gesamten
Fairtrade-Verkaufserlöse auf nur 10 Länder, von denen acht zur Region „Lateinamerika
und Karibik“ gehören.
Top 10 Länder: FairtradeVerkaufserlöse 201011 (in Mio.€)
Peru 128,7
Dominikanische Republik 65,3
Kolumbien 54,9
Honduras 47,7
Mexiko 45,4
Nicaragua 40,9
Kenia 37,0
Äthiopien 26,6
Brasilien 26,3
Ecuador 25,3
Gesamt 498,0
Prozentualer Anteil an den gesamten FairtradeVerkaufserlösen 75%
45 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Grafik 5.4
Anteile der Fairtrade-Verkaufsvolumen an den gesamten Verkaufsvolumen der Produzentenorganisationen 2010-11
>0 und ≤10 >10 und ≤25 >25 und ≤50 >50 und ≤75 >75 und ≤90 >90
50%
40%
30%
20%
10%
0
Plantagen/Farmen (Hired Labour Organizations/HLO)
Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations/SPO)/Vertragsanbau-Organisationen (Contract Production/CP)
Prozent aller Produzentenorganisationen
Prozentualer Anteil der FairtradeVerkaufsvolumen am gesamten Verkaufsvolumen
5.3 Welche Anteile der gesamten Verkaufsvolumen wurden laut Produzentenberichten zu Fairtrade-Bedingungen verkauft?
Aus Grafik 5.4 geht hervor, dass 36 Prozent der Kleinbauernorganisationen, für
die uns vollständige Daten vorlagen (Verkaufsvolumen gesamt und Fairtrade-
Verkaufsvolumen), mehr als 90 Prozent ihres gesamten Absatzvolumens zu Fairtrade-
Bedingungen verkauft haben.
Bei mehr als 60 Prozent der Kleinbauernorganisationen liegt das Fairtrade-
Verkaufsvolumen im Berichtszeitraum bei über 50 Prozent des gesamten
Verkaufsvolumens, während 18 Prozent der Kleinbauernorganisationen einen
Fairtrade-Verkaufsanteil von weniger als 10 Prozent berichten.
Auf Plantagen ist das Bild weniger positiv. Die Auswertung aller vorliegenden
Zahlen aus diesem Bereich ergibt für über 40 Prozent der Plantagen und Farmen
einen Anteil des Fairtrade-Verkaufsvolumens von weniger als 10 Prozent, während
nur 24 Prozent mehr als 50 Prozent zu Fairtrade-Bedingungen verkaufen konnten.
In Grafik 5.5 sind die Anteile der Fairtrade-Verkaufsvolumen in den bedeutendsten
Fairtrade-Produktkategorien dargestellt. Dem Trend der Vorjahre folgend sind die
Anteile der Fairtrade-Verkaufsvolumen bei Bananen mit 70 Prozent sowohl bei
Kleinbauernorganisationen als auch auf Plantagen sehr hoch. Die Anteile in den
Produktkategorien Kaffee, Kakao und Blumen bleiben im Vergleich zum Vorjahr relativ
unverändert. Tee-Produzenten in allen Fairtrade-Organisationen und vor allem in
Indien und Sri Lanka, verkaufen auch in diesem Berichtszeitraum wieder weniger als
10 Prozent ihres Fairtrade-zertifizierten Verkaufsvolumens zu Fairtrade-Bedingungen.
46 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Grafik 5.5
Prozentualer Anteil der Fairtrade-Verkaufsvolumen am gesamten Verkaufsvolumen in den größten Produktkategorien 2010-11
BananenRohr-
Zucker Kakao KaffeeBlumen
& PflanzenBaum- wolle Tee
100%
90%
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0
Prozentualer Anteil der Fairtrade- Verkaufsvolumen am gesamten Verkaufsvolumen in Kleinbauern-organisationen (SPO)/Vertrags-anbau-Organisationen (CP)
Bananen 72%
Rohrzucker 54%
Kakao 61%
Kaffee 45%
Baumwolle 60%
Tee 7%
Prozentualer Anteil der Fairtrade- Verkaufsvolumen am gesamten Verkaufsvolumen in Organisatio-nen mit geringfügig beschäftigten Arbeitern auf Plantagen und Farmen (HLO)
Bananen HL 70%
Blumen und Pflanzen 22%
Tee HL 8%
bbbbbbbbbbbbbb
sssssssssss
xxxxxxxxxxxx
vvvvvvvvv
ccccccccccccc t
bbbbbbbbbbbbbb
ffff
tt
PRODUzenten BeRicht Fairtrade unterstützt Aufstieg der Pro - duzenten in der Wertschöpfungskette
„Am Anfang hatten wir überhaupt nichts und Fairtrade
hat uns geholfen, Zugang zu Zucker-Märkten zu be-
kommen. In Paraguay haben die Leute gesagt: ,Ihr seid
arm. Ihr seid verrückt. Ihr werdet nie in der Lage sein,
euren Zucker direkt zu verkaufen oder zu exportieren
und von einer eigenen Zuckerfabrik könnt ihr nur
träumen‘“, erzählt Andrés González Aguilera, General
Manager der Kooperative Manduvira in Paraguay.
Anfang 2012 legte die Kooperative den Grund-
stein für die erste Zuckerfabrik im Besitz von Produ -
zenten. Fairtrade unterstützt die Produzenten dabei,
die Kontrolle über die Wertschöpfungskette zu erlan -
gen und stellt damit sicher, dass Verkaufserlöse
dahin fließen, wo sie hingehören – in die Erzeu ger-
gemeinden.
LESEN SIE HIER DIE GANZE GESCHICHTE http://bit.ly/SYvIue
47 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
tabelle 5.2
Weltweite Fairtrade-Anbauflächen nach Produktkategorien 2010-11 (in Hektar)
Veränderung in % SPO/CP Gesamt SPO/CP seit 2010 2011 HLO 2011 2011 2010 (SPO/CP)
b Bananen 24.000 3.900 27.900 20.300 18%
s Rohrzucker 79.300 -- 79.300 59.200 34%
x Kakao 215.000 -- 215.000 173.700 24%
v Kaffee 747.900 -- 747.900 717.500 4%
Trockenfrüchte 2.200 -- 2.200 1.200 83%
f Blumen und Pflanzen -- 1.500 1.500 -- --
Frische Früchte 6.900 10.900 17.800 12.100 -43%Fruchtsäfte 7.500 1.447 8.947 9.700 -23%Kräuter, Kräutertees und Gewürze 11.300 943 12.243 6.500 74%Ölsaaten und ölhaltige Früchte 13.600 -- 13.600 -- --Quinoa 10.100 -- 10.100 9.700 4%Reis 14.600 -- 14.600 12.400 18%
c Baumwolle 70.700 -- 70.700 58.600 21%
t Tee 48.100 35.200 83.300 39.800 21%
Gemüse 400 100 500 -- --Weintrauben 3.400 7.700 11.100 2.500 36%
1.255.000 61.690 1.316.690 1.123.200 12%
SPO/CP Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations)/Vertragsanbau-Organisationen (Contract Production)HLO Plantagen/Farmen (Hired Labour Organizations)Honig und Nüsse haben wir nicht in die Auswertung einfließen lassen, da sich die Zahlen in diesem Bereich auf weite Landstriche beziehen, in denen die Produkte gesammelt bzw. gepflückt werden.Im Bereich Kakao fehlen die Anbauflächen des größten Fairtrade-Kakao-Produzenten.
5.4 Wie viel Anbaufläche steht unter Fairtrade-Produktion?
Tabelle 5.2 und Grafik 5.6 veranschaulichen, welche Flächen 2011 dem Anbau
Fairtrade-zertifizierter Produkte zur Verfügung standen. Die Auswertung aller
vorliegenden Zahlen ergibt im Vergleich zu 2010 eine Erhöhung der weltweiten
Fairtrade-Anbaufläche um 12 Prozent auf insgesamt mehr als 1,3 Millionen Hektar.
95 Prozent entfallen dabei auf Kleinbauernorganisationen und Vertragsanbau und 5
Prozent auf Plantagen und Farmen.
Besonders positiv hat sich in Bezug auf diesen Indikator der Produktbereich
Zucker und infolge der Neuzertifizierung zahlreicher Kakao-Organisationen in
Westafrika der Produktbereich Kakao entwickelt.
48 Fairtrade – reichweite und wirkung report Vierte ausgabe 2012
Afrika und Asien und Lateinamerika Weltweiter Produkt Mittlerer Osten Ozeanien und Karibik Durchschnitt
b Bananen -- -- 1,8 1,8
s Rohrzucker 0,8 2,8 2,5 2,1
x Kakao* ** 4,7 0,6 2,3 3,0
v Kaffee 0,9 0,8 2,6 1,4
Trockenfrüchte 0,7 0,9 5,4 0,8Frische Früchte 2,7 3,6 0,8 1,7Fruchtsäfte -- -- 3,1 3,1Kräuter, Kräutertees und Gewürze 1,1 1,5 -- 1,1Quinoa -- -- 3,1 3,1Reis 0,4 1,6 -- 1,6
c Baumwolle 0,7 1,3 0,9 1,0
t Tee 0,3 0,6 -- 0,3
Weintrauben 0,9 -- 6,2 4,8Alle Produkte 0,9 1,2 2,5 1,4
* NurErstprodukt-Zertifizierungen**AnbauflächendesgrößtenKakao-ProduzenteninAfrikafehlen.
tabelle 5.3
Durchschnittliche Anbauflächen pro Kleinbauer nach Regionen 2011 (in Hektar)
Grafik 5.6
Fairtrade-Anbauflächen nach Regionen 2011 (in Hektar)
Karibik
Nordafrikaund Mittlerer Osten
Zentralasien
Westafrika
Zentralafrika
Südafrika Ostafrika
Südostasien
Melanesien
Südasien
Ostasien
Mittelmerika
Südamerika
Lateinamerika Gesamt Gesamt in % und Karibik SPO/CP HL 2011 2010 seit 2010Karibik 74.200 2.600 76.800 81.700 -6%Mittelamerika 236.800 2.600 239.400 192.300 24%Südamerika 377.000 6.000 383.000 380.000 1%LAK Gesamt 688.000 9.800 697.800 654.000 7%
Afrika und Gesamt Gesamt in % Mittlerer Osten SPO/CP HL 2011 2010 seit 2010Ostafrika 274.300 9.500 283.800 258.200 10%Zentralafrika 24.100 -- 24.100 21.100 14%Nordafrika und Mittlerer Osten 3.300 1.900 5.200 4.600 13%Südafrika 1.100 12.000 13.100 14.000 -6%Westafrika 131.200 1.500 132.700 90.800 46%AMO Gesamt 434.000 24.900 458.900 388.700 18%
Gesamt Gesamt in % Asien und Ozeanien SPO/CP HL 2011 2010 seit 2010Zentralasien 700 -- 700 800 -13%Ostasien 4.400 -- 4.400 4.300 2%Melanesien 18.600 -- 18.600 18.400 1%Südostasien 36.400 40 36.440 37.100 -2%Südasien 73.100 26.900 100.000 83.800 19%AO Gesamt 133.100 27.000 160.100 144.300 11%
Gesamt alle Regionen 1.255.100 61.600 1.316.700 1.187.000 11%
Nüsse und Honig sind nicht enthalten.
Veränderung
Veränderung
Veränderung
49 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
5.5 Kleinbauern bei Fairtrade: durchschnittliche Anbauflächen pro Produkt und Region
Tabelle 5.3 zeigt die durchschnittlichen Flächen, die einem Kleinbauern 2011 für den
Anbau der verschiedenen Fairtrade-Produkte in verschiedenen geographischen
Regionen zur Verfügung gestanden haben.
Im weltweiten Schnitt beträgt die Anbaufläche pro Kleinbauer 1,4 Hektar,
wobei Kleinbauern in der Region „Lateinamerika und Karibik“ eine durchschnittliche
Anbaufläche bearbeiten, die dreimal so groß ist, wie die durchschnittliche Anbaufläche
in der Region „Afrika und Mittlerer Osten“ und doppelt so groß wie die in der Region
„Asien und Ozeanien“. Tee-Bauern in allen Regionen und Reis-Bauern in Afrika stehen
im Schnitt die kleinsten, Weintrauben-Bauern in Chile die größten Anbauflächen zur
Verfügung.
5.6 Bio- und andere Zertifizierungen
Bei 80 Prozent aller Fairtrade-zertifizierten Produzentenorganisationen, die uns
Angaben zu diesem Indikator gemacht haben, liegt noch mindestens eine weitere
Zertifizierung vor – das sind 3 Prozent mehr als 2009-10 (siehe Tabelle 5.4).
Unter den zusätzlichen Zertifizierungen bleibt die Bio-Zertifizierung – insbe-
sondere innerhalb der Kleinbauernorganisationen – die bei weitem häufigste. 54
Prozent aller Fairtrade-Produzentenorganisationen und 61 Prozent aller Klein-
bauernorganisationen sind im Berichtszeitraum Bio-zertifiziert. Die proportionalen
Anteile der verschiedenen Zertifizierungen an der Gesamtsumme aller Zertifizierungen
haben sich im Berichtszeitraum verändert, wobei der Anteil der Bio-zertifizierten
Produzentenorganisationen leicht abgenommen hat, während die Anzahl und der
prozentuale Anteil der Utz oder Rainforest Alliance-Zertifizierungen gestiegen sind.
Plantagen/Farmen haben häufiger eine GAP (Good Agricultural Practices) – als eine
Bio-Zertifizierung.
tabelle 5.4
Fairtrade-zertifizierte Produzentenorganisationen mit weiteren Zertifizierungen 2011
Anteil der Produzentenorganisationen mit anderen Zertifizierungen Kleinbauernorga- nisationen (SPO)/ Plantagen/Zertifizierung Vertragsanbau (CP) Farmen (HLO) Bio-Anbau 61% 26%Rainforest Alliance 8% 10%Utz 7% 4%GlobalGap 6% 34%Keine weiteren Zertifizierungen 24% 12%Gesamt andere Zertifizierungen 76% 88%
6. Fairtrade Premium
06.DIE FAIRTRADE-PRÄMIE
51 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
tabelle 6.1
Fairtrade-Prämien-Einnahmen nach Organisationstyp und Produkt (in €)
Prozentuale Verände- Prozentuale Kleinbauernorga- Kleinbauernorga- rung seit 2009-10 Veränderung nisationen (SPO)/ Plantagen/ nisationen (SPO)/ Plantagen/ (Kleinbauernorga- seit 2009–10 Vertragsanbau (CP) Farmen (HLO) Vertragsanbau (CP) Farmen (HLO) nisationen (SPO)/ (Plantagen/ 2010–11 € 2010–11 € 2009–10 € 2009–10 € Vertragsanbau (CP)) Firmen (HLO))
b Bananen 9.922.000 4.208.000 8.004.000 4.392.000 24% -4%
s Rohrzucker 7.370.000 -- 4.482.000 -- 64% --
x Kakao 7.640.000 -- 4.051.000 -- 89% --
v Kaffee 18.981.000 -- 17.491.000 -- 9% --
Trockenfrüchte 95.000 -- 126.000 -- -25% --
f Blumen und Pflanzen 0 3.825.000 -- 4.527.000 -- -16%
Frische Früchte 286.000 593.000 282.000 894.000 1% -34%Fruchtsäfte 214.000 5.000 197.000 -- 9% --Kräuter, -tees und Gewürze 206.000 85.000 53.000 -- 289% --Honig 251.000 -- 268.000 -- -6% --Nüsse 105.000 -- 162.000 -- -2% --Ölsaaten und ölhaltige Früchte 53.000 -- -- -- -- --Quinoa 93.000 -- 76.000 -- 22% --Reis 209.000 -- 212.000 -- -1% --
c Baumwolle 1.167.000 -- 1.181.000 -- -1% --
Sportbälle 0 70.000 -- 42.000 -- 67%
t Tee 1.707.000 3.136.000 1.638.000 2.410.000 4% 30%
Gemüse 19.000 17.000 -- -- -- --Weintrauben 117.000 748.000 103.000 919.000 14% -19%Gesamt alle Produkte 48.435.000 12.687.000 38.326.000 13.184.000 26% -4%
Ca. 12 Prozent der Fairtrade-zertifizierten Produzentenorganisationen haben Daten zu Verkaufserlösen, aber nicht zu Fairtrade-Prämieneinnahmen geliefert.
Gesamt alle Produzenten-organisationen 61.122.000 51.510.000 19%-
6.1 Wie hoch waren die Fairtrade-Prämieneinnahmen 2010-11?
Die Gesamtsumme der Fairtrade-Prämieneinnahmen aller Fairtrade-Produzenten-
organisationen beläuft sich im Berichtszeitraum auf 61,1 Millionen Euro – eine
Steigerung von 19 Prozent im Vergleich zu 2009-10. Der prozentuale Anteil der
Prämiengelder für die Beschäftigten auf Plantagen ist dabei – zum Teil aufgrund des
Austritts einiger südafrikanischer Unternehmen aus dem Fairtrade-System 2011 – auf
knapp über 20 Prozent gefallen, während fast 80 Prozent der insgesamt ausgezahlten
Prämiengelder in Kleinbauernorganisationen und den Vertragsanbau geflossen sind.
Die Kleinbauernorganisationen in den Produktbereichen Kakao und Zucker
verzeichnen den gestiegenen Verkaufsvolumen entsprechend die höchste prozentuale
Steigerung in diesem Bereich – trotz der signifikanten Untererfassung der Fairtrade-
Prämieneinnahmen der Kakao-Kleinbauern in der Elfenbeinküste.
In Grafik 6.1 sind die Anteile der verschiedenen Produktkategorien an den
gesamten Prämieneinnahmen zu sehen. 95 Prozent der insgesamt ausgezahlten
Fairtrade-Prämiengelder sind im Berichtszeitraum in die sieben größten Fairtrade-
Produktbereiche geflossen, wobei sich die Gewichtung dieser sieben Produkte leicht
verschoben hat – die Anteile von Kaffee und Bananen sind von 60 auf 54 Prozent
gesunken und die Anteile von Kakao und Zucker von 17 auf 24 Prozent gestiegen.
52 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Grafik 6.2
Durchschnittliche Fairtrade-Prämien-Einnahmen der Produzentenorganisationen in den verschiedenen Produktkategorien 2010-11 (in €)
300.000
250.000
200.000
150.000
100.000
50.000
0
Öls
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Bana
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HLO
Kaka
o
Bana
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Rohr
zuck
erBa
nane
n SP
O
Kaffee 31%
Bananen 23%
Kakao 12%
Rohrzucker 12%
Tee 8%
Blumen und Pflanzen 6%
Baumwolle 2%
Weitere 5%
Grafik 6.1
Fairtrade-Prämien-Einnahmen nach Produktkategorien 2010-11
31+23+12+12+8+6+2+6Kakao
Rohr- zucker
Weitere
Baumwolle
Blumen und Pflanzen
Tee
Bananen
Kaffee
53 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Da die Daten in den Audit-Berichten der Produzenten eine 12-monatige
Zeitspanne innerhalb von 2010-11 umfassen, sind die Mehreinnahmen, die durch
die signifikante Erhöhung der Fairtrade-Prämie für Kaffee von 0,10 US -Dollar auf
0,20 US-Dollar pro Pfund im April 2011 zustande gekommen sind, in diesem Bericht
noch nicht vollständig erfasst. Anderen Informationsquellen zufolge liegt die Summe
der Fairtrade-Prämieneinnahmen für Kaffee-Produzenten Ende 2011 bei ca. 28,9
Millionen Euro und damit deutlich höher als die in diesem Bericht angegebene Summe.
Bei der Ermittlung der durchschnittlichen Prämieneinnahmen für die ver-
schie denen Organisationsformen und Produkte stellt sich heraus, dass Klein-
bauernorganisationen im Bereich Bananen, Rohrzucker und Kakao im Schnitt die
höchsten Prämiensummen erhalten haben (Grafik 6.2). In der Vergangenheit kamen
die hohen Durchschnittswerte in den Bereichen Zucker und Kakao durch zwei große
Produzentenorganisationen zustande, doch mittlerweile gibt es auch noch andere
Zucker- und Kakaoorganisationen, vor allem in der Elfenbeinküste, die eine sehr
positive Entwicklung zeigen. Aufgrund der Untererfassung von Daten spiegelt dieser
Bericht die Entwicklung der Elfenbeinküste nicht ausreichend wider.
Die Fairtrade-Prämie ist für die gemeinschaftliche Verwendung innerhalb
der Produzentenorganisationen bestimmt, so dass wir der Auffassung sind,
dass die Einnahmen auf Organisationsniveau den meisten Aufschluss über die
mögliche Wirkung der Fairtrade-Prämie geben können. Die durchschnittlichen
Prämieneinnahmen pro Kleinbauer oder Arbeiter zeigen dahingegen, wie
unterschiedlich die Fairtrade-Prämie je nach Produktbereich und Region wirken
kann. Mitgliederstarke Produzentenorganisationen mit dementsprechend geringen
Pro-Kopf-Einnahmen erzielen die beste Wirkung durch Investitionen der Fairtrade-
Prämie in Gemeinschaftsprojekte, die möglichst vielen Menschen zugutekommen.
Betrachtet man die verschiedenen Produktbereiche, so ergeben sich
mit deutlichem Abstand zu allen anderen Produktkategorien die höchsten
durchschnittlichen Pro-Kopf-Prämieneinnahmen im Bereich Bananen (Grafik
6.3). Die meist kleinen Weintrauben-Organisationen verzeichnen auch ziemlich
hohe Pro-Kopf-Prämieneinnahmen, während die Pro-Kopf-Einnahmen in den
mitgliederstarken Kaffee- und Kakao-Organisationen trotz ziemlich hoher Einnahmen
auf Organisationsniveau geringer sind. Zu einem solchen „Verwässerungseffekt“
kommt es vor allem bei großen Kaffee-Kooperativen in Afrika, bei einigen größeren
Kakao-Kooperativen und bei Tee-Kleinbauernorganisationen und -Plantagen. Die
Verdoppelung der Fairtrade-Prämie für Kaffee, die im April 2011 wirksam wurde,
sollte im nächsten Bericht zu besseren Ergebnissen bei Kaffee führen.
Bei der Betrachtung der geographischen Verteilung der Fairtrade-
Prämieneinnahmen ist es wenig überraschend, dass die meisten Prämiengelder
in die Regionen fließen, in denen große Mengen der bedeutendsten Fairtrade-
Produkte erzeugt werden. Im Vergleich zum letzten Berichtszeitraum wird ein
signifikanter Anstieg der Fairtrade-Prämien für die Regionen „Asien und Ozeanien“
und „Lateinamerika und Karibik“ deutlich, während die Prämieneinnahmen für
die Region „Afrika und Mittlerer Osten“ leicht gefallen sind. Wären allerdings die
Prämieneinnahmen der Kakao-Produzenten in der Elfenbeinküste vollständig in
diesen Bericht mit eingeflossen, hätten sich für die Region „Afrika und Mittlerer
Osten“ ebenfalls steigende Werte ergeben.
Im Berichtszeitraum fließen mit über 40 Millionen Euro 66 Prozent der gesamten
Fairtrade-Prämieneinnahmen in nur 10 Länder, darunter viele, die eine große Rolle in
der Produktion von Fairtrade-Bananen, Zucker, Kakao und Kaffee spielen. Aufgrund
der wachsenden Bedeutung neuer Herkunftsländer für Fairtrade-Zucker und Kakao
ist der Anteil der Top 10 Länder an den gesamten Prämieneinnahmen im Vergleich
zum letzten Berichtszeitraum um 9 Prozent gesunken.
Bei den Pro-Kopf-Prämieneinnahmen nach Regionen wird in den Regionen Ost-,
West- und Zentralafrika, in denen viele Kleinbauern und Arbeiter beschäftigt sind,
54 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Grafik 6.4
Summe der Fairtrade-Prämien-Einnahmen nach Regionen 2010-11
Karibik€ 8,275,000
Nordafrikaund Mittlerer Osten
€ 300,000
Zentralasien€ 9,000
Westafrika€ 3,243,000
Zentralafrika€ 142,000
Südafrika€ 636,000
Ostafrika€ 8,660,000
Südostasien€ 1,473,000
Melanesien€ 1,801,000
Südasien€ 3,181,000
Ostasien€ 268,000
Mittelamerika€ 11,854,000
Südamerika€ 21,280,000
01
02
04
03
05
12
09
06
11
13
07
08
10
Lateinamerika und Karibik€ 41.409.000
Afrika und Mittlerer Osten€ 12.982.000
Asien und Ozeanien€ 6.733.000
Grafik 6.3
Durchschnittliche Fairtrade-Prämien-Einnahmen pro Kleinbauer/Arbeiter in den verschiedenen Produktkategorien 2010-11
1.000
900
800
700
600
500
400
300
200
100
0
Fruc
htsä
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LO
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n SP
O
Bana
nen
gesa
mt
Bana
nen
HLO
55 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Grafik 6.6
Durchschnittliche Fairtrade-Prämien-Einnahmen weltweit 2010-11
HLO Plantagen/Farmen (Hired Labour Organizations)SPO Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations)CP Vertragsanbau-Organisationen (Contract Production)
Durchschnitt Fairtrade-Prämie
pro SPO/CP
Durchschnitt Fair-trade-Prämie pro
SPO/CP Kleinbauer
Durchschnitt Fairtrade-Prämie
pro HLO
Durchschnitt Fair-trade-Prämie pro
HLO Arbeiter
Durchschnitt Fairtrade-Prämie
alle Organisationen
Durchschnitt Fair-trade-Prämie alle
Kleinbauern und Arbeiter
€120
€100
€80
€60
€40
€20
0
€100.000
€90.000
€80.000
€70.000
€60.000
€50.000
€40.000
€30.000
€20.000
€10.000
0
2007 2008 2009–10 2010–11
Grafik 6.5
Durchschnittliche Fairtrade-Prämien-Einnahmen pro Kleinbauer/Arbeiter nach Region
Karibik
Nordafrikaund Mittlerer Osten
Zentralasien
Westafrika
Zentralafrika
Südafrika Ostafrika
Südostasien
Melanesien
Südasien
Ostasien
Mittelamerika
Südamerika
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€ 250
€ 200
€ 150
€ 100
€ 50
56 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
wieder der bereits weiter oben festgestellte Verwässerungseffekt deutlich.
Obwohl die Fairtrade-Prämieneinnahmen der Regionen „Zentralamerika“ und
„Afrika und Mittlerer Osten“ ähnlich hoch sind, sind die Pro-Kopf-Einnahmen für
„Zentralamerika“ aufgrund der niedrigeren Anzahl der Kleinbauern und Arbeiter in
den Organisationen und der daraus resultierenden höheren Pro-Kopf-Produktions-
und Verkaufsvolumen mehr als fünfmal so hoch wie die für die Region „Afrika und
Mittlerer Osten“.
Die durchschnittlichen Prämieneinnahmen über alle Produzentenorganisationen
erhöhen sich leicht auf 82.000 Euro, mit steigenden Einnahmen pro Organisation
und pro Kopf im Bereich der Kleinbauernorganisationen und leicht fallenden
Werten auf Plantagen und Farmen, zurückzuführen auf die rückläufige Entwicklung
der Verkaufsvolumen für Bananen und frische Früchte sowie auf die allgemeine
Untererfassung von Daten in diesem Bereich.
Top 10 Länder: FairtradePrämieneinnahmen 201011 Mio. €
Peru 8,2
Dominikanische Republik 6,3
Kolumbien 5,9
Kenia 4,3
Belize 3,2
Indien 2,7
Ecuador 2,7
Ghana 2,5
Honduras 2,5
Mexiko 2
6.2 Wofür wurden die Prämieneinnahmen 2010-11 verwendet?
Die Fairtrade-Prämie ist ein vielseitig einsetzbares Instrument zur Unterstützung
der Produzenten im Fairtrade-System, das von den Kleinbauern und Arbeiter
ihren Bedürfnissen und den Bedürfnissen ihrer Gemeinde entsprechend selbst-
bestimmt verwendet werden kann. Damit ergibt sich eine sehr große Vielfalt an
Einsatzmöglichkeiten, die in diesem Bericht nicht in allen Einzelheiten erfasst werden
kann. Um einen Überblick darüber zu verschaffen, für welche unterschiedlichen
Verwendungsmöglichkeiten sich die Produzenten entscheiden, haben wir unter Ein-
bezug der Audit-Berichte eine Unterteilung in breit gefächerte Kategorien vorge nommen.
Für Kleinbauern- und Vertragsanbauorganisationen haben wir die folgenden
Investitionskategorien definiert (Reihenfolge ungeachtet ihrer Bedeutung):
1. Gemeinde Projekte zur Gemeindeentwicklung, Infrastruktur der Gemeinden (z.B. Wasser- oder
Stromversorgung, Straßenbau, öffentliche Gebäude), Gemeinschaftskreditmodelle,
Katastrophenhilfe, Unterstützung von Gemeinschafts- oder Wohlfahrtsinstitutionen,
Unterstützung benachteiligter Gruppen, Zuschüsse für Freizeiteinrichtungen, Veran-
staltungen und Feste
2. Bildung schulische Infrastruktur, Schulbedarf, Stipendien und Fördergelder, Zahlung von
Schulgebühren, Schulung der Lehrkräfte, Erwachsenenbildung
3. Umwelt Bio-Zertifizierung, Umwelt- und Abfallmanagement, Umwelt-Entwicklungsprojekte
4. Gesundheit Krankenhaus-Infrastruktur, Krankenversicherungen, medizinischer Bedarf, Gesund-
heitsschulungen, Hygienemaßnahmen
5. Geschlechter
gleichstellung
Auf die Bedürfnisse von Frauen zugeschnittene oder zur Förderung der Geschlechter-
gleichstellung entwickelte Projekte und Programme wie z.B. Projekte um Zusatzeinnahmen
für Frauen zu generieren, Aus- und Weiterbildungen für Frauen, Gender-Trainings,
Gesundheit von Frauen
57 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
6. Investitionen in die
Geschäfts und
Organisations
entwicklung oder
in die Produktion
und Verarbeitung
Diese Kategorie umfasst Investitionen zur Stärkung und Entwicklung der
Kleinbauernorganisationen und ihrer Mitgliedsbetriebe.
Auf Ebene der Kleinbauernorganisationen sind das z.B. Fortbildungen für
Organisationsmitarbeiter und Management, die Entwicklung eines internen
Kontrollsystems und Qualitätsmanagements, der Ausbau der Organisations-
Infrastruktur und Ausstattung (z.B. mit Vorrichtungen für die Qualitätsprüfung,
Lagerung, Weiterverarbeitung oder Verpackung der Produkte für den Export).
Auch wird die Prämie verwendet, um Zertifizierungskosten, Transportkosten oder
allgemeine Kosten der Organisation (z.B. für die Organisationsverwaltung) zu
decken.
Auf Ebene der einzelnen Kleinbauerbetriebe umfasst diese Kategorie
Investitionen in die Betriebsausstattung und in die Schulung der Kleinbauern
in Methoden zur Produktivitäts- und Qualitätssteigerung ihrer Erzeugnisse,
zur Erhöhung der Betriebssicherheit, zur effektiveren Schädlingsbekämpfung,
zur Förderung der Diversifizierung ihrer Produkte und zur Verbesserung der
Produktionsabläufe.
7. Bargeldzahlungen
an die Kleinbauern
betriebe
Bargeldzahlungen und alle anderen Formen direkter finanzieller Unterstützung, die
keiner anderen Kategorie zuzuordnen ist.
8. Weiteres Finanzinvestitionen, Kapitalaufbau der Produzentenorganisationen und weitere
Verwendungsformen, die keiner anderen Kategorie zuzuordnen sind.
Gemeinde ee
Bildung e
Umwelt e
Gesundheit e
Geschlechtergleichstellung e
Investitionen in die Geschäfts- und Organisationsentwicklung oder in die Produktion und Verarbeitung eeee eeee eeee eeee eBargeldzahlungen an die Klein- bauernbetriebe eeee eeWeiteres
eeee
4.000.000 8.000.000 12.000.000 16.000.000
Grafik 6.7
Verwendung der Fairtrade-Prämie in Kleinbauern- und Vertragsanbauorganisationen (SPO/CP) 2010-11 (in €)
58 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Auf Plantagen entscheidet die Arbeitervertretung (Joint Body) über die
Verwendung der Fairtrade-Prämie. In diesem Bereich ist die Fairtrade-Prämie nicht
für Investitionen vorgesehen, die in der Verantwortung des Plantagenmanagements
liegen, wie z.B. Investitionen in die Produktion oder Weiterverarbeitung oder
Investitionen, die in Zusammenhang mit der Erfüllung gesetzlicher Verpflichtungen
gegenüber den Arbeitern stehen. Die Fairtrade-Prämien-Kategorien für Plantagen
mit abhängig Beschäftigten unterscheiden sich deshalb von den Kategorien für
Kleinbauernorganisationen.
1. Gemeinde Projekte zur Gemeindeentwicklung, Infrastruktur der Gemeinden (z.B. Wasser- oder
Stromversorgung, Straßenbau, öffentliche Gebäude), Gemeinschaftskreditmodelle,
Katastrophenhilfe, Unterstützung von Gemeinschafts- oder Wohlfahrtsinstitutionen,
Unterstützung benachteiligter Gruppen, Zuschüsse für Freizeiteinrichtungen, Veran-
staltungen und Feste
2. Bildung schulische Infrastruktur, Schulbedarf, Stipendien und Fördergelder, Zahlung von Schul-
gebühren (in den meisten Fällen für die Kinder der Arbeiter), Schulung der Lehrkräfte,
Erwachsenenbildung
3. Umwelt Umwelt-Entwicklungsprojekte außerhalb der Plantagen und Farmen, wie z.B.
Umweltschutz in der Region oder umweltverbessernde Maßnahmen, die Arbeitern
zugutekommen: Anpflanzung von Bäumen/Aufforstung, Kompostierung und Bodenschutz/
Bodenverbesserung, Sammeln und Speichern von Wasser, Wasserschutz
4. Gesundheit Krankenhaus-Infrastruktur, Fachkräfte und Ausstattung, Kontrolluntersuchungen, Impfun-
gen, Krankenversicherung, Medizin und medizinischer Bedarf, Gesundheitsschu lungen,
Hygienemaßnahmen, Krankheitsprävention
5. Geschlechter
gleichstellung
Auf die Bedürfnisse von Frauen zugeschnittene oder zur Förderung der Geschlechter-
gleichstellung entwickelte Projekte und Programme wie z.B. Projekte zur Einnahme-
Generation für Frauen, Aus- und Weiterbildungen für Frauen, Gender-Trainings, Gesundheit
von Frauen
6. Investitionen in
die Entwicklung
der Arbeiter
und der Arbei
tervertretung
Organisatorische und fachliche Kompetenz- und Kapazitätsbildung der Arbeitervertre-
tungsorgane (Joint Body oder andere Arbeiterorganisationen), gegenseitige Besuche der
Arbeiter, Schulung und Weiterentwicklung der Arbeiter durch die Vermittlung von Lese- und
Schreibfähigkeiten, Computerkenntnissen, betrieblichen Fertigkeiten und Kenntnissen in
dem Bereich der Arbeiterrechte
7. Weitere direkte
Unterstützung
der Arbeiter
Weitere Projekte zur direkten Unterstützung der Arbeiter, z.B. Kinderbetreuungseinrichtungen,
Zuschüsse zu Bestattungskosten, Bereitstellung von Krediten, Verbesserung der
Wohnsituation, finanzielle Nothilfe, subventionierte Güter
8. Weiteres Weitere Verwendungsformen, die nicht den anderen Kategorien zuzuordnen sind oder in
den Audit-Berichten nicht offengelegt wurden.
59 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Gemeinde eeeee eeeBildung eeeee eeeee eeUmwelt eGesundheit eeeeeGeschlechtergleichstellung eInvestitionen in die Entwicklung der Arbeiter und der Arbeitervertretung eeeeeWeitere direkte Unterstützung der Arbeiter eeeee eeeee eeeee eeeee eeeeeWeiteres eeee
1.000.000 2.000.000 3.000.000 4.000.000 5.000.000
Grafik 6.8
Verwendung der Fairtrade-Prämie auf Plantagen/Farmen mit beschäftigten Arbeitern (HLO) 2010-11 (€)
Die Tabellen 6.7 und 6.8 geben zu erkennen, dass der Einsatz der Fairtrade-Prämie
in Kleinbauernorganisationen und auf Plantagen/Farmen recht unterschiedlich ist.
Kleinbauernorganisationen investieren weiterhin in erster Linie in ihre
Geschäftsentwicklung und bauen ihre Kapazitäten zur Unterstützung der Mitglieds-
betriebe aus. Die Beratung der Kleinbauern, die Übernahme von Marketingleistungen,
die Abwicklung von Geschäften oder die gemeinsame Entwicklung von Maßnahmen zur
Verbesserung von Produktivität und Qualität sind einige Beispiele der Unterstützung, die
Kleinbauernorganisationen in allen großen Produktbereichen ihren Mitgliedern bieten.
Angesichts der hohen Bedeutung von Produktivität und Qualität für die
nachhaltige Entwicklung der Kleinbauernorganisationen und ihrer Mitgliedsbetriebe,
wurde 2011 entschieden, dass 25 Prozent der erhöhten Fairtrade-Prämie für Kaffee
für Investitionen in die Verbesserung von Produktivität und Qualität verwendet werden
müssen (Zweckbindung von Mitteln). Dieses Modell könnte in Zukunft auch auf andere
Fairtrade-Produkte ausgeweitet werden.
Durch die im Berichtszeitraum kontinuierlich steigenden Rohstoffpreise für
manche Produkte sahen sich einige Kooperativen damit konfrontiert, dass Mit-
gliedsbetriebe ihre Produkte außerhalb der Fairtrade-Absatzkanäle verkauften.
Um diese Seitenverkäufe so weit wie möglich zu verhindern und die Lieferung
ausreichender Mengen für die Einhaltung ihrer vertraglichen Pflichten zu sichern,
haben viele Kooperativen die Fairtrade-Prämie für über den Kaufpreis hinausgehende
Sonderzahlungen an ihre Mitglieder verwendet.
Auf Plantagen und Farmen sind Investitionen in die Bereiche Gemeinde, Bildung und
Gesundheit auch nach einem leichten Rückgang 2010-11unverändert hoch. Beträchtliche
Summen wurden im Berichtszeitraum auch in die Schulung, Bildung und Entwicklung der
Arbeiter investiert. Die im Vergleich zum Vorjahr noch häufigere Verwendung der Prämie
für Investitionen in die direkte Unterstützung der Arbeiter könnte als eine Folge der hohen
Lebenshaltungskosten in manchen Ländern betrachtet werden, die Arbeiter zu Investitionen
zwingen, die eine direkte positive Wirkung auf ihre aktuelle Lebenssituation haben. 2010-
11 waren das unter anderem die Einrichtung von Kinderbetreuungsmöglichkeiten, die
Verbesserung von Wohnverhältnissen, die Bereitstellung von Krediten oder die finanzielle
Unterstützung in Notsituationen oder bei Todesfällen in der Familie.
60 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Gemeinde 7%Bildung 4%Umwelt 3%Gesundheit 3%Geschlechtergleichstellung 0%Investitionen in die Geschäfts- und Organisationsentwicklung oder in die Produktion und Verarbeitung 53%Bargeldzahlungen an die Klein- bauernbetriebe 18%Weiteres 12%
Grafik 6.9
Aufteilung der Fairtrade-Prämien-Einnahmen auf die verschiedenen Investitionsbereiche:Kleinbauernorganisationen (SPO) und Vertragsanbau (CP) 2010-11
7+4+3+3+53+18+12+Weiteres
Bargeldzahlun-gen an die Klein- bauernbetriebe
Investitionen in die Geschäfts-
und Organisa- tionsentwicklung
oder in die Produktion und Verarbeitung
Gemeinde
Bildung
Umwelt
Gesundheit
Gemeinde 13%Bildung 21%Umwelt 1%Gesundheit 8%Geschlechtergleichstellung 0%Investitionen in die Entwicklung der Arbeiter und der Arbeitervertretung 9%Weitere direkte Unterstützung der Arbeiter 43%Weiteres 6% 13+21+1+8+9+42+6+Grafik 6.10
Aufteilung der Fairtrade-Prämien-Einnahmen auf die verschiedenen Investitionsbereiche:Plantagen/Farmen mit beschäftigten Arbeitern (HLO) 2010-11
Weiteres
Weitere direkte Unterstützung der Arbeiter
Umwelt
Gesundheit
Investitionen in die Entwicklung der Arbeiter und
der Arbeitervertretung
Gemeinde
Bildung
61 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Auf den Spuren der Fairtrade-Prämie: Wie Bananen-Produzen-ten in Kolumbien ihre Fairtrade-Prämie nutzen
2011 hat Fairtrade im Rahmen eines Pilotprojektes in Kolumbien angefangen,
Informationen über die Verwendung der Fairtrade-Prämie im Bereich Bananen zu
sammeln, um anhand konkreter Beispiele die Wirkung der Fairtrade-Prämie greifbarer
zu machen.
Für 2011 hatten die Bananen-Kooperativen in Kolumbien Investitionen aus der
Fairtrade-Prämie in Höhe von 1,9 Millionen US-Dollar geplant.
Damit die einzelnen Bananen-Kleinbetriebe in einem zunehmend wettbewerbs-
getriebenen Umfeld bestehen können und die Erträge der Betriebe den Lebensunterhalt
der Kleinbauern und ihrer Familien sichern, sehen die Bananen-Kooperativen in
Kolumbien den mit Abstand dringendsten Investitionsbedarf in der Einführung von
Maßnahmen zur Steigerung der Produktivität ihrer Mitgliedsbetriebe. Die einzige, nicht
wirkliche Alternative für diese Menschen wäre, ihre Betriebe an große Unternehmen
zu verkaufen, die auf der Suche nach fruchtbarem Land sind und die Landwirtschaft
ganz aufzugeben.
Die Kooperativen-Mitglieder setzen alles daran, das zu verhindern und haben
aus diesem Grund entschieden, ein Drittel ihrer Fairtrade-Prämieneinnahmen in
Maßnahmen zur Produktivitätssteigerung ihrer Betriebe zu investieren. Die Analyse
und Aufbereitung der Böden, der Ausbau der Be- und Entwässerungssysteme, die
Überholung der Packstationen und Förderanlagen, das Anlegen von Zwischenkulturen,
die Optimierung der Spritzung aus der Luft und
die Instandsetzung der einzelnen Betriebe sind
nur einige Beispiele erfolgreich durchgeführter
Maßnahmen. Der Vertreter einer Fairtrade-
Bananenkooperative, die ihre Mitgliedsbetriebe
unter anderem mit subventionierten Dünge-
mittel unterstützt, sagt: „Wir verwenden unsere
Fairtrade-Prämie, um sicherzustellen, dass
unsere Mitglieder ihre Betriebe nicht verkaufen
müssen und ihre Familien von den Erträgen der
Betriebe ernähren können.“
Auf Bananenplantagen in Kolumbien
zeigt sich eine ganz andere Bedürfnislage:
Für Arbeiter auf Fairtrade-zertifizierten Bana-
nenplantagen stehen Investitionen in die oft
untragbare Wohnsituation ganz oben auf der Liste der möglichen Verwendung von
Fairtrade-Prämiengeldern. Die Arbeiter wohnen oft in überfüllten Häusern, die sich in
einem sehr schlechten Zustand befinden und haben aus diesem Grund entschieden,
rund 50 Prozent der Fairtrade-Prämiengelder in Maßnahmen zur Verbesserung ihrer
Wohnverhältnisse zu investieren. Möglichkeiten gibt es viele: den Kauf von Land für
den Bau neuer Wohnsiedlungen, die Instandsetzung bestehender Häuser und die
Gewährung der dazu benötigten Kredite, den Kauf von leerstehenden Häusern oder
die Durchsetzung von Hauseigentumsrechten für Arbeiter.
Da viele Arbeiter auf Fairtrade-Bananenplantagen in Kolumbien über eine nur
sehr geringe Schulbildung verfügen, besteht im Bereich Bildung auch ein sehr hoher
Investitionsbedarf. Mehr als 20 Prozent der Fairtrade-Prämieneinnahmen wurden im
Berichtszeitraum in Bildungsmaßnahmen für Arbeiter und ihre Familien investiert, unter
anderem in eine schulische Grundausbildung, in die berufliche Aus- und Weiterbildung
oder in die Schulung von Frauen in Fähigkeiten, die ihnen ein eigenes Einkommen
verschaffen können.
Auf einer Bananen-Plantage in Kolumbien wurde
die Fairtrade-Prämie genutzt, um die Wohnsituation
der Arbeiter zu verbessern.
Damit die einzelnen Bananen-Kleinbetriebe in
einem zunehmend wettbewerbsgetriebenen
Umfeld bestehen bleiben können und die Erträge
der Betriebe den Lebensunterhalt der
Kleinbauern und ihrer Familien sichern, sehen
die Bananen-Kooperativen in Kolumbien den mit
Abstand dringendsten Investitionsbedarf in der
Einführung von Maßnahmen zur Steigerung der
Produktivität ihrer Mitgliedsbetriebe.
7. Focus on Fairtrade products: coffee, bananas, cocoa, tea, Sugar, and SEED
COTTON
07.FAIRTRADE-PRODUKTE IM FOKUS:Kaffee, Bananen, Kakao, Tee, Zucker und Baumwolle
63 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
7.1 Zahlen und Fakten: Fairtrade Kaffee■■ Ende 2011 haben 348 Produzentenorganisationen in 28 Ländern weltweit eine
Fairtrade-Zertifizierung für Kaffee. Mehr als 580.000 Kleinbauern sind innerhalb
dieser Organisationen in der Produktion von Fairtrade-Kaffee eingebunden.■■ Kaffee-Kleinbauern im Fairtrade-System bauen auf fast 750.000 Hektar weltweit
Fairtrade-zertifizierten Kaffee an.■■ Die insgesamt berichteten Verkaufsvolumen für Fairtrade-Kaffee ergeben
für 2010-11 eine Steigerung von 20 Prozent. Mit 123.000 Tonnen stellt das
Fairtrade-Verkaufsvolumen einen Anteil von rund 30 Prozent des gesamten
Produktionsvolumens dar. Insgesamt ist die Produktion von Fairtrade-zertifiziertem
Kaffee zwischen 2010-11 um 19 Prozent auf 393.000 Tonnen grüne Kaffeebohnen
(green bean equivalent (GBE)) gestiegen. Ein Drittel des gesamten Fairtrade-
zertifizierten Produktionsvolumens ist Bio-zertifiziert.■■ Jedes Jahr bringt neue Herausforderungen im Kaffeesektor. Durch den seit
34 Jahren höchsten Weltmarktpreis für Arabica-Kaffee von 3 US-Dollar pro
Pfund sind die Fairtrade-Verkaufserlöse für zertifizierte Kaffee-Kooperativen im
Berichtszeitraum um 46 Prozent gestiegen.■■ Diese hohen und stark schwankenden Preise haben die Fairtrade-Kaffee-
Kooperativen vor große Herausforderungen in ihrem Lieferketten- und Ver-
tragsmanagement gestellt. Um in Zukunft Preisrisiken besser begegnen zu können,
hat Fairtrade in mehr als 200 Kaffee-Kooperativen in verschiedenen Ländern
Schulungen zur Förderung eines proaktiven Risikomanagements durchgeführt
und ein „Coffee Help Desk“ (E-Mail: [email protected]) eingerichtet, das
Produzenten und Käufer in Vertragsfragen berät, Mediationsleistungen anbietet
und gute Handelspraxis fördert. Darüber hinaus werden zurzeit die Fairtrade-
Handelsstandards für Kaffee-Transaktionen im Sinne einer Risikominimierung
für Produzentenorganisationen angepasst.■■ Im April 2011 wurde die Fairtrade-Prämie für Kaffee von 0,10 US-Dollar auf 0,20 US-
Dollar pro Pfund verdoppelt. Da die Zahlen in diesem Bericht eine Zeitspanne
innerhalb der Jahre 2010 und 2011 umfassen, wird diese Änderung hier nicht
vollständig erfasst. Mit 9 Prozent bleibt das Wachstum der Fairtrade-Prämien-
einnahmen 2010-11 weit hinter der Steigerung des Fairtrade-Verkaufsvolumens
zurück. Schätzungen zufolge belaufen sich die gesamten Fairtrade-Prämien-
einnahmen für Kaffee 2011 auf etwa 28,9 Millionen Euro und liegen damit weit
höher als die hier erfassten Zahlen. Die Erhöhung der Kaffee-Prämie wird sich
erst auf die Zahlen im nächsten Monitoring-Bericht stärker auswirken.■■ 2010-11 sind fast 50 Prozent der Fairtrade-Prämieneinnahmen in Maßnahmen
zur Verbesserung von Produktion und Verarbeitung und in die Geschäfts- und
Organisationsentwicklung geflossen. Um Verbesserungen in diesen Bereichen
weiterhin zu fördern, hat Fairtrade entschieden, 5 Cent der auf 0,20 US-Dollar
erhöhten Fairtrade-Prämie für Investitionen in die Verbesserung von Produktivität
und Qualität festzulegen.■■ Etwa 80 Prozent des Fairtrade-zertifizierten Kaffees wird von Kleinbauern in
Lateinamerika angebaut. Fairtrade sieht aber auch eine stetige Entwicklung in
anderen Kaffeeregionen, wie z.B. Indonesien, Papua Neuguinea, Vietnam und
Ost- und Zentralafrika. Im Osten der Demokratischen Republik Kongo, einer
der ärmsten und instabilsten Regionen der Welt, wurde im Berichtszeitraum eine
neue Kaffee-Produzentenorganisation Fairtrade-zertifiziert.■■ 2011 bewirtschaften Fairtrade-Kaffeebauern in Afrika und Asien Anbauflächen
von weniger als einem Hektar, während den Kleinbauern in Lateinamerika und
der Karibik im Schnitt Anbauflächen von 2,6 Hektar zur Verfügung stehen. Die
weltweite pro-Kopf-Anbaufläche für Kaffee liegt im Schnitt bei 1,4 Hektar –
ein Erfolg unseres stetigen Einsatzes zur Förderung der Kaffeeproduktion in
Kleinbauernbetrieben.
64 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Grafik 7.2
Fairtrade Kaffee: Fairtrade-zertifizierte Produzentenorganisationen 2011
Brasilien 21
Guatemala 13
Mexiko 39
Elfenbeinküste 06
Kamerun 01
DR Kongo 02
Indonesien 11
Tansania 07Malawi 01
Ruanda 06
Kenia 10
Indien 11
Laos 01
Vietnam 03
Thailand 01El Salvador 04
Costa Rica 07
Kolumbien 48
Ecuador 02
Peru 65
Bolivien 22
Haiti 06
Nicaragua 25
Honduras 22
Dominikanische Republik 02
Uganda 05
Papua-Neu- guinea 03
Äthiopien 04
Gesamt Fairtrade-zertifizierte Kaffeeorganisationen 348
Grafik 7.1
Fairtrade Kaffee: Produkt-Zertifizierungen 2006-2011
400
300
200
100
0
2009 2010 2011200820072006
Anzahl der Produkt-Zer- tifizierungen
256Zert.241
Zert.
302Zert.
316Zert.
348Zert.329
Zert.
65 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
tabelle 7.1
Fairtrade Kaffee: Wichtigste Daten aus 2011 auf einem Blick
Veränderung 2010–11 2009–10 in %Gesamtzahl der Kleinbauern 580.200 532.000 9%Gesamte Anbaufläche für Fairtrade-Kaffee (in Hektar) 748.000 717.500 4%Gesamtes zertifiziertes Volumen (Tonnen) 393.000 330.000 19%Bio und Fairtrade-zertifiziertes Volumen (Tonnen) 134.400 105.000 28%Bio-Anteil am gesamten zertifizierten Volumen 34% 32% --Gesamtes Fairtrade-Verkaufsvolumen (Tonnen) 123.200 103.000 20%Gesamte Fairtrade-Prämien-Einnahmen (€) 18.981.000 17.491.000 9%
Grafik 7.3
Fairtrade-Kaffee: Anzahl der Kleinbauern in den verschiedenen Regionen 2011
Karibik16.500
Zentralafrika26.200
Ostafrika315.800
Südostasien26.100
Melanesien4.500
Südasien20.100
Westafrika
200
Mittelamerika87.700
Südamerika83.100
Afrika und Mittlerer Osten342.200
Asien und Ozeanien50.700
Gesamt Kaffee-Bauern580.200
Auswertung nur für Produzentenorganisationen, in denen Kaffee als erstes Fairtrade-zertifiziertes Produkt registriert ist.
66 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Gemeinde 8%Bildung 2%Umwelt 3%Gesundheit 2%Geschlechtergleichstellung 0%Investitionen in die Geschäfts- und Organisationsentwicklung oder in die Produktion und Verarbeitung 49%Bargeldzahlungen an die Klein- bauernbetriebe 27%Weiteres 9%
Grafik 7.5
Fairtrade Kaffee: Aufteilung der Fairtrade-Prämien-Einnahmen auf die verschiedenen Investitionsbereiche 2010-11
Weiteres
Bargeld- zahlungen an die Klein- bauern- betriebe
Investitionen in die Geschäfts-
und Organisa- tionsentwicklung
oder in die Produktion und Verarbeitung
Gemeinde
Bildung
Umwelt
Gesundheit
Grafik 7.4
Fairtrade Kaffee: Fairtrade-Verkaufsvolumen und Fairtrade-Prämien-Einnahmen 2008-2011
2008
97.000
2008
13.469.000
2009–10
103.000
2009–10
17.491.000
2010–11
123.200
2010–11
18.981.000
20.000.000
18.000.000
16.000.000
14.000.000
12.000.000
10.000.000
8.000.000
6.000.000
4.000.000
2.000.000
0
140.000
120.000
100.000
80.000
60.000
40.000
20.000
0
Fairtrade Kaffee Verkaufs- Volumen (Tonnen)
Fairtrade Kaffee Prämien- Einnahmen (€ )
67 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Durchschnittliche KaffeeAnbauflächen pro Farmer 2011 (in Hektar)
Afrika und Mittlerer Osten 0,9
Asien and Ozeanien 0,8
Lateinamerika und Karibik 2,6
Karibik 2,3
Mittelamerika 2,0
Südamerika 3,1
Weltweiter Gesamtdurchschnitt 1,4
Produktionskapazitäten für Fairtradezertifizierten Kaffee: Top 10 Länder 201011 (Tonnen)
Kolumbien 107.200
Peru 61.500
Brasilien 50.000
Indonesien 27.100
Nicaragua 23.700
Costa Rica 21.400
Indien 16.400
Mexiko 16.100
Honduras 16.000
Tansania 13.800
FairtradeKaffee: Top 5 Produzentenländer für Fairtradezertifizierten BioKaffee 201011 (Tonnen)
Peru 55.500
Indonesien 18.000
Honduras 14.300
Mexiko 13.200
Kolumbien 9.500
PRODUzenten BeRichtRisiko- und Qualitätsmanagement sichern Kaffeeproduktion in Vietnam
Während schwankende Kaffeepreise in den letz ten
zwei Jahren viele Produzenten, Händler und Röster
vor einige Herausforderungen gestellt haben,hat
die „Safe Coffee Producing Cooperative“ in Viet
nam einen Aufschwung erlebt. Die 43 Mitglieder
der Kooperative haben auf dem „Fairtrade Asia
Pacific Forum“ gelernt, wie sie die Qualität ihres
Kaffees kontinuierlich verbessern und sich Risiken
auf den Weltmärkten besser stellen können. Die
Kooperative hat 2011 und 2012 über 270 Tonnen
grünen Kaffee zu FairtradeBedingungen verkauft
und damit ihre FairtradePrämieneinnahmen
mehr als verdoppelt. Mit den Erfahrungen, die
zu diesem Erfolg geführt haben, unterstützen
sie jetzt andere KaffeeKooperativen bei ihrem
Einstieg in das FairtradeSystem.
LESEN SIE HIER DIE GANZE GESCHICHTE http://bit.ly/RUNHjP
68 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
7.2 Zahlen und Fakten: Fairtrade-Bananen ■■ Ende 2011 haben 80 Produzentenorganisationen in 11 Ländern weltweit eine
Fairtrade-Zertifizierung für Bananen, davon 43 Kleinbauernorganisationen und
37 Plantagen. Die meisten Produzenten im Bereich Bananen befinden sich in
Kolumbien und in der Dominikanischen Republik.■■ Mehr als 18.000 Menschen sind im Berichtszeitraum innerhalb von Klein-
bauernbetrieben oder als Arbeiter auf Fairtrade-Bananenplantagen in der
Produktion von Fairtrade-Bananen beschäftigt.■■ Im Vergleich zu 2009-10 sinkt das Fairtrade-Verkaufsvolumen für Bananen um
7 Prozent. Die fehlenden Berichte einiger wichtiger Bananen-Akteure würden
zu einem etwas positiveren Bild der Entwicklung in diesem Bereich führen. ■■ 2010-11 beträgt der Anteil des Fairtrade-Verkaufsvolumens von Bananen am
gesamten Fairtrade-zertifizierten Produktionsvolumen 65 Prozent.■■ Die für den Verkauf von Fairtrade-Bananen erwirtschafteten Prämieneinnahmen für
Bananen-Produzenten belaufen sich im Berichtszeitraum auf mehr als 14 Millionen
Euro. Die höheren Prämieneinnahmen bei gleichzeitig geringeren Verkaufserlösen
im Vergleich zu 2009-10 legen die Vermutung nahe, dass die Prämieneinnah -
men im letzten Monitoring-Bericht nicht vollständig erfasst wurden.■■ Im weltweiten Schnitt liegt die Fläche, die einem Fairtrade-Kleinbauern für den
Anbau von Bananen zur Verfügung steht, bei 1,8 Hektar, mit einer Fläche von
weniger als einem Hektar in Peru und mehr als drei Hektar in der Dominikanischen
Republik. ■■ Fairtrade-Bananenproduzenten auf den Windward Islands haben die verhee-
renden Folgen einer Dürre und des Hurrikans „Tomas“ 2010 unter anderem
in Form von erheblichen Produktions- und Verkaufsverlusten 2011 zu spüren
bekommen. Die Produzenten auf St. Lucia und St. Vincent gehörten immer zu den
Hauptlieferanten von Fairtrade-Bananen, so dass wir davon ausgehen, dass die
signifikanten Rückgänge in der Produktion und dem Verkauf dieser Produzenten
für die insgesamt wenig positive Produktions- und Verkaufsbilanz der Fairtrade-
Kleinbauernorganisationen verantwortlich ist. Die Fairtrade-Prämiengelder
wurden im Berichtszeitraum für den Wiederaufbau der Bananenbetriebe auf
diesen Inseln investiert und die Produktion fing Ende 2011 wieder an zu steigen.
69 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Grafik 7.7
Fairtrade Bananen: Fairtrade-zertifizierte Produzentenorganisationen 2011
GhanaHLO 0 SPO 1 Gesamt 1
PhilippinenHLO 0 SPO 1 Gesamt 1
Costa RicaHLO 1 SPO 0 Gesamt 1
PanamaHLO 1 SPO 0 Gesamt 1
KolumbienHLO 9 SPO 21 Gesamt 30
EcuadorHLO 6 SPO 1 Gesamt 7
PeruHLO 12 SPO 0 Gesamt 12
Dominikanische RepublikHLO 12 SPO 12 Gesamt 24
St. LuciaHLO 1 SPO 0 Gesamt 1
St. Vincent und die GrenadinenHLO 1 SPO 0 Gesamt 1
MexikoHLO 0 SPO 1 Gesamt 1
SPO Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations)HLO Organisationen mit geringfügig beschäftigten Arbeitern auf Plantagen/Farmen (Hired Labour Organizations)
Gesamt Fairtrade- zertifizierte Bananen- OrganisationenSPO 43 HLO 37 All 80
Grafik 7.6
Fairtrade Bananen: Produkt-Zertifizierungen 2006-2011
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
2009 2010 2011200820072006
Anzahl der Produkt-Zer- tifizierungen
50Zert.
24Zert.
64Zert.
71Zert.
80Zert.77
Zert.
70 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
tabelle 7.2
Fairtrade Bananen: Wichtigste Daten aus 2011 auf einem Blick
Veränderung 2010–11 2009–10 in %Gesamtzahl der Kleinbauern und Arbeiter 18.200 15.460 18%Gesamte Anbaufläche für Fairtrade-Bananen (in Hektar) 27.900 25.720 8%Gesamtes zertifiziertes Volumen (Tonnen) 491.800 561.000 -12%Bio und Fairtrade-zertifiziertes Volumen (Tonnen) 189.740 140.800 35%Bio-Anteil am gesamten zertifizierten Volumen 39% 25% 54%Gesamtes Fairtrade-Verkaufsvolumen (Tonnen) 321.300 347.000 -7%Gesamte Fairtrade-Prämien-Einnahmen (€) 14.121.000 12.400.000 14%
Die Auswertungen in diesem Kapitel enthalten ausschließlich Zahlen zu frischen, ganzen Bananen und keine Zahlen zu Bananenpüree oder getrockneten Bananen. Dies erklärt die leichte Abweichung der Zahlen im Vergleich zu Tabelle 3.2.
Grafik 7.8
Fairtrade Bananen: Anzahl der Kleinbauern und Arbeiter nach Ländern 2011
Dominikanische Republik SPO 1.980 HLO 1.830 Gesamt 3.810
Ecuador SPO 2.330 HLO 280 Gesamt 2.610
PeruSPO 4.710 HLO 0 Gesamt 4.710
Kolumbien SPO 420 HLO 2.010 Gesamt 2.430
Windward Islands SPO 3.560 HLO 0 Gesamt 3.560
SPO Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations)HLO Plantagen/Farmen (Hired Labour Organizations)
Weitere (Ghana und die Philippinen)SPO 300 HLO 780 Gesamt 1.080
Gesamt Bananen Kleinbauern und ArbeiterSPO 13.300 HLO 4.900 Gesamt 18.200
Die Regionenbezeichnung Windward Islands bezieht sich auf die Inseln St. Lucia und St. Vincent und die Grenadinen.Daten nur aus Produzentenorganisationen, die Bananen als erstes Fairtrade-zertifiziertes Produkt registriert haben.
71 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Kleinbauernorganisationen (SPO)Gemeinde 6%Bildung 6%Umwelt 4%Gesundheit 7%Investitionen in die Geschäfts- und Organisationsentwicklung oder in die Produktion und Verarbeitung 67%Bargeldzahlungen an die Klein- bauernbetriebe 9%Weiteres 1%
Grafik 7.10a
Fairtrade Bananen: Aufteilung der Fairtrade-Prämien-Einnahmen auf die verschiedenen Investitionsbereiche 2010-11
Weiteres
Bargeldzahlun-gen an die Klein- bauernbetriebe
Investitionen in die Geschäfts-
und Organisa- tionsentwicklung
oder in die Produktion und Verarbeitung
Gemeinde
Bildung
Umwelt
Gesundheit
Grafik 7.9
Fairtrade Bananen: Fairtrade-Verkaufsvolumen und Fairtrade-Prämien-Einnahmen 2008-2011
Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations/SPO)
Plantagen (Hired Labour Organizations/HLO)
2008
219.000
4.035.000
4.392.500
4.208.000
2008
7.853.000
2009–10
235.000
2009–10
8.004.000
2010–11
220.800
2010–11
9.913.000
16.000.000
14.000.000
12.000.000
10.000.000
8.000.000
6.000.000
4.000.000
2.000.000
0
400.000
300.000
200.000
100.000
0
Fairtrade Bananen Verkaufs- Volumen (Tonnen)
Fairtrade Bananen Prämien- Einnahmen (€ )
111.000112.000
100.500
72 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Fairtrade Bananen: Anbauflächen 2011 GesamteAnbauflächenfür DurchschnittlicheAnbau- BananeninKleinbauern- flächenfürBananenKleinbauernorganisationen(SPO) organisationen(inHektar) proFarmer(inHektar)Dominikanische Republik 6.460 3.3Ecuador 6.100 2.6Windward Islands 5.500 1.5Peru 4.080 0.9Kolumbien 1.130 2.7Welt 24.050 1.8
GesamteAnbauflächen GrößederAnbauflächen fürBananenauf fürBananenaufPlantagen(HLO) Plantagen(inHektar) Plantagen(inHektar)Kolumbien 2.200 12 to 565Dominikanische Republik 1.200 23 to 314Welt 3.900 12to565
Plantagen (HLO)Gemeinde 4%Bildung 18%Umwelt 0%Gesundheit 4%Investitionen in die Entwicklung der Arbeiter und der Arbeitervertretung 5%Weitere direkte Unterstützung der Arbeiter 59%Weiteres 10%
Grafik 7.10b
Fairtrade Bananen: Aufteilung der Fairtrade-Prämien-Einnahmen auf die verschiedenen Investitionsbereiche 2010-11
Weiteres
Weitere direkte Unterstützung der Arbeiter
Gemeinde
Bildung
Gesundheit
Investitionen in die
Entwicklung der Arbeiter
und der Arbeiter- vertretung
Fairtrade Bananen: Top 3 Länder FaitradePrämieneinnahmen 201011 (€)
Dominikanische Republik 4.493.000
Kolumbien 3.704.000
Ecuador 1.968.000
Fairtrade Bananen: Top 3 Produzentenländer für Fairtradezertifizierte BioBananen 201011 (Tonnen)
Peru 93.100
Dominikanische Republik 53.600
Ecuador 40.700
Fairtrade Bananen: Top Länder Verkaufsvolumen 201011 (Tonnen)
Dominikanische Republik 113.800
Kolumbien 88.900
Peru 54.200
Ecuador 47.500
Windward Islands 8.400
73 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
PRODUzenten BeRicht Mit klugen Investitionen und der Unterstützung einiger Käufer halten Produzenten in Peru verheerenden Regenfällen stand
Die „Asociación de Bananeros Orgánicos
Solidarios“ (BOS) wurde 2003 Fairtrade-zertifiziert
und verkauft mittlerweile fast 96 Prozent ihrer
Bananen zu Fairtrade-Bedingungen. Nach den
heftigen Regenfällen in der stärksten Regenzeit
seit 14 Jahren arbeiten die Mitglieder von BOS
hart daran, wieder auf die Beine zu kommen.
Mit geschickten Investitionen der Fairtrade-Prämie
in die Gemeinde infrastruktur und unterstützt
durch treue Abnehmer will die Organisation bald
wieder auf Kurs gelangen.
LESEN SIE HIER DIE GANZE GESCHICHTE http://bit.ly/X2IiNN
74 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Aktuelle Studie verschafft neue Einblicke in die Wirkung von Fairtrade auf Bananenproduzenten
Im Dezember 2011 hat die Fairtrade Foundation in Großbritannien die Ergebnisse
einer Wirkungsstudie im Bereich Bananen veröffentlicht. Die Studie wurde
zwischen 2008 und 2010 durch das UK Institute of Development Studies
(IDS) auf globaler Ebene durchgeführt und umfasst die Ergebnisse aus den
Untersuchungen in drei Kleinbauernorganisationen und drei Bananen-Plantagen in
Ecuador, der Dominikanischen Republik, Ghana und den Windward Islands.
Im Bereich der Kleinbauernorganisationen stellt die Studie fest, dass
Bananenproduzenten bei einem Verkauf im Fairtrade-System im Schnitt höhere
und stabilere Preise für ihre Ware erhalten als bei einem Verkauf in konventionelle
Märkte. Von allen in der Dominikanischen Republik befragten Kleinbauern geben
75 Prozent an, über Ersparnisse auf der Bank zu verfügen und 48 Prozent sagen,
dass diese Ersparnisse die Aufnahme von Krediten für unerwartete Kosten verhin -
dert haben. 75 Prozent der befragten Kleinbauern berichten, dass sich ihr Lebens-
standard durch die Mitgliedschaft in der Fairtrade-Kooperative verbessert hat.
Durch die höheren Preise für Fairtrade-Bananen, die die niedrigen Preise
für nicht-Fairtrade-zertifizierte Bananen ausgleichen, hat Fairtrade eine positive
Wirkung auf die Gesamtverkaufserlöse der
Bananen-Kooperativen. Die Wirkung auf das
Einkommen der Bananenbauern ist aufgrund
der höheren Kosten einer Fairtrade-Produktion
allerdings eher stabilisierend als steigernd.
Die drei Fallstudien im Bereich
der Kleinbauernorganisationen
verdeutlichten, dass Fairtrade den Zugang
zu Agrarleistungen verbessert und die
Anbindung an Premiummärkte verstärkt hat. Die Fairtrade-Standards wirken
als Wegbereiter für offenere und demokratischere Organisationen und das
neue Selbstbewusstsein durch Fairtrade hat die Verhandlungskompetenz der
Bananenbauern gestärkt. Vor allem in Ecuador und den Windward Islands
können sich die Kooperativen gegenüber Exporteuren, Logistikpartnern und der
Regierung besser behaupten. Zu bedenken gibt die Studie, dass Kooperativen
und Gemeinden im Bereich der Grundversorgung in eine zu starke Abhängigkeit
von Fairtrade-Prämieneinnahmen geraten könnten.
Im Bereich der Fairtrade-zertifizierten Bananenplantagen sieht die Studie noch
viel Handlungsbedarf. Auch wenn die Arbeiter im Schnitt höhere Löhne als Arbeiter
auf nicht-Fairtrade-zertifizierten Bananenplantagen erhalten, so liegen diese Löhne
immer noch weit unter dem existenzsichernden Niveau für die Region. Die Studie
zeigt, dass die Arbeiter oft zu sozialen Randgruppen, wie z.B. Migranten gehören
und die Arbeit auf Faitrade-zertifizierten Plantagen für sie grundsätzlich ein erster
Schritt zu besseren Arbeitsbedingungen, faireren Vertragskonditionen und
sichereren Arbeitsplätzen ist. Die Fairtrade-Prämie wird von den Arbeitern als sehr
wertvoller Beitrag zur Verbesserung ihrer allgemeinen Wohnsituation und für die
Entwicklung der Bereiche Gesundheit und Bildung angesehen.
Im Rahmen der Studie wurden Belege dafür gefunden, dass eine Fairtrade-
Zertifizierung zu besseren Arbeitsbedingungen führt - durch Sicherheits-
und Gesundheitsschutzmaßnahmen, bezahlte Urlaubszeiten und stärkere
Frauenrechte. Arbeiter auf nicht-Fairtrade-zertifizierten Plantagen haben keinen
Anspruch auf bezahlten Urlaub, während den Arbeitern auf den untersuchten
Fairtrade-Plantagen bezahlte Urlaubszeiten von 12 Tagen in Ecuador, 14 Tagen in
der Dominikanischen Republik und 21 Tagen in Ghana zugestanden werden.
In Bezug auf die Förderung der gewerkschaftlichen Organisation der
Arbeiter konnte Fairtrade bisher nur eine begrenzte Wirkung erzielen. Viele der
Im Bereich der Kleinbauernorganisationen stellt
die Studie fest, dass Bananenproduzenten bei
einem Verkauf im Fairtrade-System im Schnitt
höhere und stabilere Preise für ihre Ware erhalten
als unter konventionellen Verkaufsbedingungen.
75 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
befragten Arbeiter sind der Meinung, dass die bestehenden Arbeiterkomitees
ein geringeres Potential als Gewerkschaften haben, positive Veränderungen für
Arbeiter zu bewirken und dass die Existenz der Arbeiterkomitees dazu führen
könnte, auf diesem Gebiet keinen Handlungsbedarf mehr zu sehen. Die wenig
durchsetzungsfähige Arbeitervertretung und ineffektive Kommunikationskanäle
haben dazu geführt, dass in einigen Fällen Meinungsverschiedenheiten zwischen
Arbeitern und Management über die Verwendung der Fairtrade-Prämie nicht
beseitigt werden konnten. Die Studie hat gezeigt, dass es noch viele Hindernisse,
wie z.B. das geringe Selbstbewusstsein oder die fehlenden Sprachkenntnisse der
Arbeiter, zu überwinden gilt, um auch den am meisten benachteiligten Arbeitern
eine Stimme zu verleihen, mit der sie für ihre Rechte einstehen können.
Die vollständige Studie finden Sie hier:
http://www.fairtrade.org.uk/resources/reports_and_briefing_papers.aspx
7.3 Zahlen und Fakten: Fairtrade-Kakao■■ Im Bereich Kakao kommt es 2011 zu signifikanten Wachstumsraten für alle in
diesem Monitoring-Bericht definierten Entwicklungsindikatoren.■■ Ende 2011 haben 71 Kleinbauernorganisationen in 19 Ländern eine Fairtrade-
Zertifizierung für Kakao. 142.000 Kleinbauern sind innerhalb dieser Organisationen
in der Produktion von Fairtrade-Kakao tätig. Trotz der 2011 anhaltenden politi-
schen und wirtschaftlichen Krise in der Elfenbeinküste steigt auch hier die Anzahl
der neu-zertifizierten Organisationen signifikant. ■■ Die Auswertung der Produzentenberichte ergibt für 2010-11 einen Anstieg des
Verkaufsvolumens für Fairtrade-Kakao um 27 Prozent – ein Wachstum, das
von einigen größeren Unternehmen generiert wurde, die im Berichtszeitraum
große Mengenverpflichtungen für Fairtrade-Kakao eingegangen sind. Diese
Unternehmen beziehen ihren Kakao hauptsächlich von Fairtrade-Kooperativen
in Westafrika und generieren damit sehr hohe Prämieneinnahmen für die Kakao-
Produzenten, die in die Kleinbetriebe, in die Kooperativen oder in die Gemeinden
investiert werden können.■■ Faitrade-Kakao-Kooperativen berichten uns für 2010-11 Prämieneinnahmen
von über 7,6 Millionen Euro. Da für diese Auswertung einige Audit-Berichte
von Produzenten der Elfenbeinküste fehlen, dürften die tatsächlichen Prä-
mieneinnahmen im Bereich Kakao insgesamt noch höher liegen.■■ Ähnlich wie in anderen Produktbereichen wird die Fairtrade-Prämie für Kakao
auf Ebene der Kooperativen zunehmend in die Geschäfts- und Organisa tions-
entwicklung und auf Ebene der Kleinbetriebe in die Verbesserung der Produktion
und Verarbeitung investiert. Im Berichtszeitraum haben die Kooperativen zur
Steigerung der Produktivität unter anderem alte Kakaobäume ersetzt und neue
Vorrichtungen für die Ernte und Lagerung, den Transport und die Verarbeitung
ihres Kakaos angeschafft. Insgesamt sind 2010-11 51 Prozent der Fairtrade-
Prämieneinnahmen in solche Investitionen geflossen.■■ Das Fairtrade-zertifizierte Produktionsvolumen für Kakao liegt Ende 2011 bei
124.000 Tonnen. Davon sind mindestens 27.000 Tonnen Bio-zertifiziert.■■ Im weltweiten Durchschnitt steht einem Fairtrade-Kleinbauern für den Anbau von
Kakao eine Fläche von drei Hektar zur Verfügung. Für den größten Fairtrade-
Kakaoproduzenten in Ghana liegen uns keine Angaben zu Anbauflächen vor.■■ Die Elfenbeinküste hat Ghana als das Land mit der höchsten Produktionskapazität
für Fairtrade-zertifizierten Kakao überholt. Politische Konflikte und wirtschaftliche
Sanktionen haben die Kooperativen in der Elfenbeinküste nach den Wahlen
2010 vor enorme Herausforderungen gestellt. Hart von dem Verlust von
Menschenleben und Besitztümern getroffen, waren zahlreiche Fairtrade-
Kooperativen über viele Monate hinweg nicht in der Lage, ihren Kakao auf den
Markt zu bringen und von der Außenwelt abgeschnitten. Sobald Fairtrade-
76 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Mitarbeiter und Auditoren wieder Zugang zu den Kooperativen hatten, wurde
mit den Kooperativen-Vertretern eine Bedarfsanalyse durchgeführt, um das
Ausmaß der Krise ermessen und wirkungsvolle Maßnahmen zur Unterstützung
der Kleinbauern ergreifen zu können. Die Kooperativen-Mitglieder wollten den
Kakao-Handel so schnell wie möglich wieder aufnehmen und wurden von
Fairtrade bei diesem Vorhaben unterstützt. Trotz dieses sehr schwierigen Jahres
für Kakaokleinbauern ist die Zahl der Fairtrade-zertifizierten Kakao-Kooperativen
in der Elfenbeinküste 2010-11 von 12 auf 20 angestiegen - ein Wachstum, das
sich 2012 weiter fortgesetzt hat.■■ Die unsichere Lage in der Elfenbeinküste hat es Fairtrade unmöglich gemacht,
die im Berichtszeitraum vorgesehenen Datenerhebungen durchzuführen, so
dass die Zahlen der Elfenbeinküste in diesem Bericht überholt sind. Für 2011
gehen aus anderen verfügbaren Quellen für die Elfenbeinküste ein Fairtrade-
Verkaufsvolumen von 12.000 Tonnen und Fairtrade-Prämieneinnahmen in Höhe
von US-Dollar 2,4 Millionen hervor – lebensnotwendige finanzielle Mittel, die mehr
als je zuvor für den Wiederaufbau von Existenzgrundlagen benötigt werden.■■ Produzenten in Südamerika haben den Verkauf von Edelkakao und Bio-Fairtrade-
Kakao in Premiummärkte fortgesetzt. 2010-11 haben Fairtrade International
und Max Havelaar Belgien eine Studie zur Untersuchung der Erfolge und
Herausforderungen für Produzenten von Fairtrade-Edelkakao in Auftrag gegeben.
Über einige der wichtigsten Ergebnisse wird auf Seite 80 berichtet.
77 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Grafik 7.12
Fairtrade Kakao: Fairtrade-zertifizierte Produzentenorganisationen 2011
Elfenbein-küste 20
Sierra Leone 01
Ghana 03São Tomé und
Príncipe 01Kamerun 01
Indien 02
Costa Rica 01
Kolumbien 02Ecuador 06
Peru 19Bolivien 01
Haiti 01Nicaragua 04
Panama 01
Honduras 01
Belize 01
Dominikanische Republik 03
Papua-Neuguinea 02
Sri Lanka 01
Lateinamerika und Karibik40
Afrika und Mittlerer Osten26
Asien und Ozeanien5
Gesamt Fairtrade- zertifizierte Kakao- Organisationen71
Grafik 7.11
Fairtrade Kakao: Produkt-Zertifizierungen 2006-2011
80
70
60
50
40
30
20
10
0
2009 2010 2011200820072006
Anzahl der Produkt-Zer- tifizierungen
30Zert.
21Zert.
30Zert.
39Zert.
71Zert.
55Zert.
78 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
tabelle 7.3
Fairtrade Kakao: Wichtigste Daten aus 2011 auf einem Blick
Veränderung 2010–11 2009–10 in %Gesamtzahl der Kleinbauern 141.800 126.000 13%Gesamte Anbaufläche für Fairtrade-Kakao (in Hektar)* 215.000 174.000 24%Gesamtes zertifiziertes Volumen (Tonnen) 124.000 106.000 17%Bio und Fairtrade-zertifiziertes Volumen (Tonnen) 27.000 -- --Bio-Anteil am gesamten zertifizierten Volumen 22% -- --Gesamtes Fairtrade-Verkaufsvolumen (in Tonnen)** 47.000 37.000 27%Gesamte Fairtrade-Prämien-Einnahmen (in €)** 7.640.000 4.051.000 89%
* Für den größten Fairtrade-Kakao-Produzenten liegen keine Daten zu Anbauflächen vor, so dass die tatsächliche Gesamtfläche für den Anbau von Kakao wesentlich höher als hier angegeben liegt.
** Die Daten der Elfenbeinküste zu Fairtrade-Verkaufsvolumen und Fairtrade-Prämien-Einnahmen sind nicht vollständig, da während der Krise in 2010-11 keine flächendeckende Datenerhebung möglich war.
Grafik 7.13
Fairtrade Kakao: Anzahl der Kleinbauern in den verschiedenen Regionen 2011
Karibik13.500
Zentralafrika800
Melanesien500
Südasien400
Westafrika
94.000
Mittelamerika3.100
Südamerika29.600
Lateinamerika und Karibik46.100
Afrika und Mittlerer Osten94.800
Asien und Ozeanien900
Gesamt Kakao-Bauern141.800
Nur Produzentenorganisationen mit Kakao als erstzertifiziertem Produkt
79 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Grafik 7.14
Fairtrade Kakao: Fairtrade-Verkaufsvolumen und Fairtrade-Prämien-Einnahmen 2008-2011
2008
13.900
2008
1.057.000
2009–10
37.000
2009–10
4.051.000
2010–11
46.600
2010–11
7.640.000
10.000.000
9.000.000
8.000.000
7.000.000
6.000.000
5.000.000
4.000.000
3.000.000
2.000.000
1.000.000
0
50.000
40.000
30.000
20.000
10.000
0
Fairtrade Kakao Verkaufs- Volumen (Tonnen)
Fairtrade Kakao Prämien- Einnahmen (€ )
Durchschnittliche KakaoAnbauflächen pro Farmer 2011 (in Hektar)
Karibik 3,2
Mittelamerika 1,9
Melanesien 0,3
Mittelafrika 3,1
Südamerika 1,9
Südasien 1,1
Westafrika 4,7
Weltweiter Gesamtdurchschnitt 3,0
Produktionskapazitäten für Fairtradezertifizierten Kakao: Top 5 Länder 201011 (Tonnen)
Elfenbeinküste 48.200
Ghana 40.000
Dominikanische Republik 15.400
Peru 12.500
Ecuador 5.300
FairtradeKakao: Top 5 Produzentenländer für Fairtradezertifizierten BioKaffee 201011 (Tonnen)
Dominikanische Republik 11.300
Peru 8.900
Ecuador 5.200
FairtradeKakao: Top 3 Länder nach Verkaufsvolumen 201011 (Tonnen)
Ghana 21.800
Elfenbeinküste* 12.500
Dominikanische Republik 11.300
* Geschätztes Verkaufsvolumen für 2011, siehe Anmerkung zu Tabelle 7.3
80 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Die Wirkung von Fairtrade für Edelkakao-Produzenten in Peru verstehenFairtrade International und Max Havelaar Belgien haben das Natural Resources
Institute (NRI) in Großbritannien damit beauftragt, die Wirkung von Fairtrade am
Beispiel von zwei Fairtrade-Kakao-Kooperativen in der Sant Martín Region in Peru
zu untersuchen. Die Kooperativen wurden 2002 und 2003 Fairtrade-zertifiziert und
verkaufen 66 bzw. 83 Prozent ihres gesamten Produktionsvolumens zu Fairtrade-
Bedingungen.
Eine Haushaltserhebung unter Kakao-
bauern aus beiden Kooperativen macht einige
der positiven Veränderungen deutlich, die
Fairtrade für die Kakaobauern und ihre Familien
bewirkt hat. Eines der wichtigsten Ergebnisse
der Erhebung ist, dass die Produktionsvolumen
für Kakao und das Einkommen der Familien mit
dem Fortbestand der Fairtrade-Mitgliedschaft
immer weiter steigen. In den letzten fünf
Jahren haben 60 Prozent der befragten
Fairtrade-Kleinbauern-Haushalte Investitionen
in ihre Häuser getätigt, 50 Prozent haben ein
Mobiltelefon und 25 Prozent ein Motorrad
angeschafft. Somit lässt sich sagen, dass Fairtrade im Laufe der Zeit zu höheren
Einkommen und besseren Lebensstandards führt. In der Erhebung wurde auch
festgestellt, dass die meisten der befragten Fairtrade-Kleinbauern einen immer
größeren Teil der Nahrungsmittel für den eigenen Bedarf selbst anbauen und ihre
Ernährungssicherheit damit gesteigert wird. Durch die Befragung der Kakaobauern
und des Kooperativen-Managements kam zum Ausdruck, dass Bildung für Kinder
auf der Liste möglicher Investitionen ganz oben steht und dass Fairtrade in fast
30 Prozent der befragten Familien Kindern eine schulische Ausbildung bis hin zur
Universität ermöglicht hat. Neben diesen ganzen positiven Ergebnissen kommt die
Studie allerdings auch zu dem Ergebnis, dass zum Untersuchungszeitpunkt ein sehr
großer Teil der Haushalte nach Definition der lokalen Armutsstandards immer noch
als „arm“ einzustufen ist.
Auch wenn der Fairtrade-Mindestpreis aufgrund der relativ hohen Weltmarktpreise
für Kakao in den letzten Jahren nicht das Instrument mit der stärksten Wirkung für
Kakao-Kleinbauern ist, so erhalten die Mitglieder der beiden untersuchten Fairtrade-
Kooperativen immer noch überdurchschnittliche und stabilere Preise als nicht-
Fairtrade-zertifizierte Kakaobauern in der Region.
Die Fairtrade- und die Bio-Zertifizierung, verschiedene Programme zur
Steigerung der Produktivität und Unterstützung seitens der Regierung haben zu
wichtigen Verbesserungen im technischen Management der Kleinbauernbetriebe
und in der Konsequenz zu höheren Ernteerträgen geführt. Die Einführung von
Kompostierungsanlagen, die fachmännische Durchführung von Baumbeschneidungen,
die effiziente Überwachung von Pflanzenkrankheiten, die Weiterentwicklung der
Erntemethoden und ein verbessertes Umweltmanagement mit der Integration
von Bodenschutz- und Agroforstmaßnahmen sind nur einige dieser positiven
Veränderungen. Fairtrade hat über die Fairtrade-Prämie, von der ein Teil in die
technische Entwicklung der Betriebe investiert wurde, einen direkten Beitrag zu
dieser Entwicklung geleistet.
Aus der Studie geht eine weitere deutliche Wirkung von Fairtrade hervor: die
erhöhte Kapitalisierung der beiden Kooperativen durch höhere Mitgliedsbeiträge und
höhere finanzielle Erträge, die beide auf die Fairtrade-Zertifizierung zurückzuführen
sind. Das Kooperativen-Management hat auch hervorgehoben, dass die schrittweise
Erfüllung der Fairtrade-Standards, die durch den Fairtrade Liaison Officer vor Ort
In den letzten fünf Jahren haben 60 Prozent der
befragten Fairtrade-Kleinbauern-Haushalte
Investitionen in ihre Häuser getätigt, 50 Prozent
haben ein Mobiltelefon und 25 Prozent ein
Motorrad angeschafft. Somit lässt sich sagen,
dass Fairtrade im Laufe der Zeit zu höheren
Einkommen und besseren Lebensstandards führt.
konstruktiv begleitet wurde, in beiden Organisationen zu mehr Transparenz geführt
hat.
Aus der Studie geht auch hervor, dass Fairtrade den Kooperativen die Kakao-
Märkte geöffnet hat und Finanzierungsmöglichkeiten für Aktivitäten im Rahmen ihrer
Verträge geschaffen hat (z.B. für die Vorfinanzierung von Ernten). Dies unterscheidet
die Fairtrade-Kooperativen deutlich von nicht-Fairtrade-Organisationen, die
keinen Zugang zu ihrem „Working Capital“ haben und von Exportunternehmen
kapitalabhängig sind.
Der deutlichste Unterschied, den Fairtrade in den untersuchten Kakao-Koope-
rativen bewirkt hat, liegt in dem erhöhten Umfang und der verbesserte Qualität der
Leistungen, mit denen die Kooperativen ihre Mitglieder unterstützen können. Das
kommt bei den Kleinbauern an: Ihr Vertrauen in die Kooperativen ist gewachsen,
die Mitgliederzahlen sind gestiegen und die Fairtrade-Zertifizierung wird an andere
Kooperativen in der Region weiterempfohlen. Beiden Kooperativen ist es gelungen,
ihre Mitglieder so zu stärken, dass sie international anerkannten Kakao von bester
Qualität erzeugen können.
Mit Blick in die Zukunft haben beide Kooperativen ihre Besorgnis über den
zunehmenden Wettbewerb um Fairtrade-Kakao zwischen den Fairtrade-Kooperativen
und privaten Exporteuren in Peru zum Ausdruck gebracht. Die Studie empfiehlt
Fairtrade, die Dynamik zwischen diesen beiden Parteien zu überwachen.
Der vollständige Untersuchungsbericht wird von Fairtrade International Anfang
2013 veröffentlicht.
PRODUzenten BeRicht Deutlich spürbare Wirkung von Fairtrade für Kakaobauern in der Dominikanischen Republik
Für Mariano Manzuelo, einem Mitglied der
CONACADO-Kooperative in der Dominika-
nischen Republik, bedeutet Fairtrade, dass
vier seiner Kinder weiterführende Schulen
besuchen können – finanziert mit Fördergel-
dern aus der Fairtrade-Prämie. 1988 als Ent-
wicklungsprojekt ins Leben gerufen, ist
CONACADO jetzt der zehntgrößte Kakao-
Exporteur der Welt und liefert Fairtrade-Kakao-
produkte für Marken wie Green & Black s, Lush
Cosmetics, Ben & Jerry s und Café Direct.
LESEN SIE HIER DIE GANZE GESCHICHTE
http://bit.ly/MomJ2O
81 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
82 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
7.4 Zahlen und Fakten: Fairtrade-Tee■■ Ende 2011 haben 100 Produzentenorganisationen in 14 Ländern eine
Produktzertifizierung für Fairtrade-Tee - 89 für Camila sinensis (schwarzer Tee)
und 11 für Rotbusch- und Kräutertees wie Kamille, Pfefferminz oder Hibiskus. Die
hier aufgeführten Zahlen beziehen sich hauptsächlich auf Camila sinensis -Tee.■■ Fast 250.000 Menschen waren im Berichtszeitraum als Tee-Kleinbauern oder als
Arbeiter auf Fairtrade-Teeplantagen Mitglieder von Fairtrade. Mehr als 100.000
Mitglieder waren in Kenia und fast 60.000 in Indien tätig.■■ Das gesamte Verkaufsvolumen für Fairtrade-Tee hat sich 2010-11 im Vergleich
zu 2009-10 um 15 Prozent erhöht. Generiert wurde dieses Wachstum durch
die erhöhten Fairtrade-Mengenverpflichtungen einiger Einzelhandelsketten
in Großbritannien, allen voran Waitrose und Tesco. Auch eine große
Einzelhandelskette in den Niederlanden – Super Unie – hat ihre Tee-Marke auf
Fairtrade umgestellt.■■ Malawi gewinnt als Erzeugerland für Fairtrade-Tee zunehmend an Bedeutung und
auch in Indien ist die Entwicklung des Verkaufsvolumens für Fairtrade-Tee positiv. ■■ Der Anteil des Fairtrade-Verkaufsvolumens am gesamten Fairtrade-zertifizierten
Produktionsvolumen beträgt nur 6 Prozent und stellt damit den niedrigsten Anteil
unter allen Fairtrade-Produkten dar. Um den Handel für größere Fairtrade-Tee-
Mengen zu gewinnen und die Wirkung von Fairtrade auf Teeproduzenten zu
erhöhen, setzt Fairtrade zurzeit ein neues Modell zur Erhöhung und Sicherung
der Fairtrade-Tee-Verfügbarkeit um. ■■ Die Fairtrade-Prämieneinnahmen für Tee-Kleinbauernorganisationen und auf
Fairtrade-Teeplantagen haben im Berichtszeitraum eine Höhe von 5 Millionen
Euro erreicht.■■ Die Auswertung der Informationen zur Verwendung der Fairtrade-Prämie
zeigt, dass Kleinbauernorganisationen über 40 Prozent ihrer Fairtrade-
Prämieneinnahmen in die Geschäfts- und Organisationsentwicklung oder in
die Produktion und Verarbeitung investiert haben und 45 Prozent der Prämie in
Gemeindeprojekte, Bildung und Gesundheit geflossen sind.■■ Innerhalb der Teeplantagen wurden 50 Prozent der Prämiengelder in
Gemeindeprojekte, Bildung und Gesundheit und 40 Prozent in die direkte,
bedarfsgerechte Unterstützung der Arbeiter (siehe dazu Abschnitt 6.2) investiert.
Auf Fairtrade-Tee-Plantagen wurden in Vergleich zu anderen Plantagen oder
Farmen relativ geringe Summen in die Schulung und Organisation der Arbeiter
investiert.■■ Im Bereich Tee stehen den Fairtrade-Kleinbauern weltweit nur sehr kleine
Anbauflächen zur Verfügung. In Ostafrika bearbeitet ein Tee-Kleinbauer im Schnitt
eine Fläche von nur 0,3 Hektar.■■ 2011 hat Fairtrade neue Mindestpreise für Tee eingeführt und alle bestehenden
Mindestpreise um durchschnittlich 16 Prozent erhöht. Neu eingeführt wurde
der Mindestpreis für Instant-Tee und die Fairtrade-Prämie für Bio-Fairtrade-Tee.
Darüber hinaus wurden auf Verlangen von Teeproduzenten und Händlern einige
der Vorschriften zum Handel mit Fairtrade-Tee geändert.
83 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Grafik 7.16
Fairtrade Tee: Fairtrade-zertifizierte Produzentenorganisationen 2011
Argentinien SPO 0 HLO 1 Gesamt 1
Burkina FasoSPO 3 HLO 0 Gesamt 3KRÄUTERTEE
SüdafrikaSPO 3 HLO 2 Gesamt 5KRÄUTERTEE
ÄgyptenSPO 1 HLO 2 Gesamt 3KRÄUTERTEE
ChinaSPO 6 HLO 0 Gesamt 6
VietnamSPO 2 HLO 0 Gesamt 2
PeruSPO 1 HLO 0 Gesamt 1
Indien SPO 3 HLO 25 Gesamt 28Ruanda
SPO 1 HLO 1 Gesamt 2
UgandaSPO 4 HLO 0 Gesamt 4
Kenia SPO 16 HLO 5 Gesamt 21
TansaniaSPO 3 HLO 4 Gesamt 7
MalawiSPO 3 HLO 2 Gesamt 5
Sri LankaSPO 10 HLO 2 Gesamt 12
Gesamt Fairtrade-zertifizierte Tee-Organisationen (Camelia sinensis)SPO 41 HLO 48 Gesamt 89
Gesamt Fairtrade-zertifizierte Tee-Organisationen (Rotbusch, Pfefferminze, Hibiskus, Kamille) SPO 7 HLO 4 Gesamt 11
Grafik 7.15
Fairtrade Tee: Produkt-Zertifizierungen 2006-2011
Die Auswertungen umfassen Daten zu schwarzen Tees (Camelia sinensis) und Kräutertees wie Rotbusch, Hibiskus, Pfefferminze und Kamille. Ende 2011 haben 89 Produzentenorganisationen eine Fairtrade-Zertifizierung für Camelia sinensis und 11 für Kräutertees.
110
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
2009 2010 2011200820072006
Anzahl der Produkt-Zer- tifizierungen
75Zert.
79Zert.
82Zert.
83Zert.
100Zert.94
Zert.
84 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
tabelle 7.4
Fairtrade Tee (Camelia sinensis): Wichtigste Daten aus 2011 auf einem Blick
Veränderung 2010–11 2009–10 in %Gesamtzahl der Kleinbauern und Arbeiter 258.100 224.000 15%Gesamte Anbaufläche für Fairtrade-Tee (in Hektar) 83.300 72.000 16%Gesamtes zertifiziertes Volumen (Tonnen) 205.900 151.000 36%Bio und Fairtrade-zertifiziertes Volumen (Tonnen) 7.000 5.700 23%Bio-Anteil am gesamten zertifizierten Volumen 3% -- --Gesamtes Fairtrade-Verkaufsvolumen (in Tonnen) 12.700 11.000 15%Gesamte Fairtrade-Prämien-Einnahmen (in €) 4.843.000 4.047.000 20%
Grafik 7.17
Fairtrade Tee (Camelia sinensis): Anzahl der Kleinbauern und Arbeiter nach Regionen 2011
ChinaSPO 5.700 HLO 0 Gesamt 5.700
Indien SPO 900 HLO 57.900 Gesamt 58.800
UgandaSPO 16.200 HLO 0 Gesamt 16.200
Kenia SPO 102.000 HLO 8.400 Gesamt 110.400
TansaniaSPO 15.200 HLO 2.500 Gesamt 17.700
MalawiSPO 12.900 HLO 4.100 Gesamt 17.000
Weitere (Argentinien, Ruanda, Vietnam)SPO 5.200 HLO 2.100 Gesamt 7.300
Sri LankaSPO 2.300 HLO 22.600 Gesamt 24.900
Lateinamerika und Karibik30
Afrika und Mittlerer Osten168.000
Asien und Ozeanien90.100
Gesamt Tee-Kleinbauernund ArbeiterSPO 160.500 HLO 97.700 Gesamt 258.100
SPO Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations) HLO Plantagen/Farmen (Hired Labour Organizations) Nur Produzentenorganisationen mit Tee als erst-zertifiziertem Fairtrade-Produkt
85 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Kleinbauernorganisationen (SPO)Gemeinde 21%Bildung 17%Umwelt 1%Gesundheit 7%Geschlechtergleichstellung 0%Investitionen in die Geschäfts- und Organisationsentwicklung oder in die Produktion und Verarbeitung 41%Bargeldzahlungen an die Klein- bauernbetriebe 9%Weiteres 4%
Grafik 7.19a
Fairtrade Tee (Camelia sinensis): Aufteilung der Fairtrade-Prämien-Einnahmen auf die verschiedenen Investitionsbereiche 2010-11
Weiteres
Bargeldzahlun-gen an die Klein- bauernbetriebe
Investitionen in die Geschäfts- und Organisa- tionsentwicklung oder in die Produktion und Verarbeitung
Gemeinde
Bildung
Umwelt
Gesundheit
Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations/SPO)
Plantagen (Hired Labour Organizations/HLO)
Grafik 7.18
Fairtrade Tee (Camelia sinensis): Fairtrade-Verkaufsvolumen und Fairtrade-Prämien-Einnahmen 2008-2011
2008
3.000
2.650.000 2.410.000
3.136.000
2008
1.300.000
2009–10
4.800
2009–10
1.600.000
2010–11
4.600
2010–11
1.707.000
6.000.000
5.000.000
4.000.000
3.000.000
2.000.000
1.000.000
0
15.000
12.000
9.000
6.000
3.000
0
Fairtrade Tee Verkaufs- Volumen (Tonnen)
Fairtrade Tee Prämien- Einnahmen (€ )
7.000
6.100
8.100
86 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Durchschnittliche TeeAnbauflächen pro Farmer 2011 (in Hektar)
Ostafrika 0,3
Ostasien 0,4
Südostasien 0,8
Südasien 0,8
Weltweiter Gesamtdurchschnitt 0,3
Die Daten in dieser Tabelle beziehen sich nur auf Camelia sinensis und nicht auf Kräutertees.
Produktionskapazitäten für Fairtradezertifizierten Tee: Top 5 Länder 201011 (Tonnen)
Kenia 87.400
Indien 47.700
Sri Lanka 23.200
Uganda 16.100
Tansania 15.000
Die Daten in dieser Tabelle beziehen sich nur auf Camelia sinensis und nicht auf Kräutertees.
Fairtrade Tee: Top 4 Produzentenländer für Fairtradezertifizierten BioTee 201011 (Tonnen)
Indien 4.600
China 1.100
Tansania 600
Sri Lanka 600
Die Daten in dieser Tabelle beziehen sich nur auf Camelia sinensis und nicht auf Kräutertees.
Fairtrade Tee: Top 5 Länder nach Verkaufsvolumen 201011 (Tonnen)
Kenia 4.200
Indien 3.700
Malawi 2.200
Tansania 900
Sri Lanka 800
Die Daten in dieser Tabelle beziehen sich nur auf Camelia sinensis und nicht auf Kräutertees.
Plantagen (HLO)Gemeinde 19%Bildung 25%Umwelt 1%Gesundheit 5%Investitionen in die Entwicklung der Arbeiter und der Arbeitervertretung 7%Weitere direkte Unterstützung der Arbeiter 38%Weiteres 5%
Grafik 7.19b
Fairtrade Tee (Camila sinensis): Aufteilung der Fairtrade-Prämie auf die verschiedenen Investi-tionsbereiche in 2010-11
Weiteres
Weitere direkte Unterstützung der Arbeiter
Gemeinde
Bildung
Gesundheit
Investitionen in die Entwicklung der Arbeiter und
der Arbeitervertretung
87 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
7.5 Zahlen und Fakten: Fairtrade-Zucker ■■ Der Produktbereich Zucker ist in den letzten Jahren dank neuer, umfangreicher
Fairtrade-Verpflichtungen einiger Marken und Handelspartner auf beachtlichem
Wachstumskurs. Die Umstellung einiger starken Süßwarenmarken auf
Fairtrade haben neben einem Wachstum im Bereich Kakao auch zu einer
positiven Entwicklung im Bereich Zucker mit deutlichen Steigerungen aller
Wachstumsindikatoren geführt (siehe dazu Tabelle 7.5).■■ Ende 2011 haben 69 Produzentenorganisationen in 15 Ländern eine
Fairtrade-Zertifizierung für Zucker, mehr als doppelt so viele wie Anfang 2011.
Diese Entwicklung ist in erster Linie auf die hohe Anzahl neuzertifizierter
Zuckerkooperativen auf Mauritius zurückzuführen. ■■ Das Verkaufsvolumen für Fairtrade-Zucker und die Fairtrade-Prämieneinnahmen
für Zucker haben sich mit einer Steigerung von 66 bzw. 64 Prozent ähnlich
entwickelt. Die Prämieneinnahmen von 7,4 Millionen Euro wurden zu mehr als
der Hälfte in die Geschäfts- und Organisationsentwicklung oder in die Produktion
und Verarbeitung investiert.■■ Belize generiert weiterhin das größte Fairtrade-Verkaufsvolumen. Fidschi,
Sambia und Paraguay haben im Berichtszeitraum an Bedeutung gewonnen und
Zuckerproduzenten in Guyana konnten schon unmittelbar nach ihrer Zertifizierung
Fairtrade-Verkäufe und damit Einnahmen aus Fairtrade-Prämien verzeichnen.■■ 2012 sollen Mosambik, Jamaika und das Swasiland als neue Erzeugerländer für
Fairtrade-Zucker erschlossen werden. Der Beschaffungsplan für Zucker sieht im
weiteren Verlauf die Förderung des Wachstums in den Ländern vor, die zur Gruppe
der Staaten Afrikas, des karibischen Raums und des Pazifischen Ozeans (AKP)
bzw. zur Gruppe der am wenigsten entwickelten Länder (LDC=least developed
countries) gehören. Fairtrade sieht hier besonders hohen Handlungsbedarf, da
Zuckerproduzenten in diesen Ländern nur sehr niedrige Preise für ihren Zucker
erhalten und den Herausforderungen des freien Handels nicht gewachsen sind. ■■ Fairtrade-Zucker-Kleinbauern in Belize haben an einer Langzeitstudie zur
Untersuchung der Wirkung von Fairtrade teilgenommen. Die Ergebnisse der
Erst- und Folgestudien werden auf Seite 91 zusammengefasst.■■ Fairtrade-Zucker-Kleinbauern in Paraguay haben wichtige Schritte unternommen,
um ihre Position in der Lieferkette zu stärken. Der Export von Zucker erfolgt in
der Regel über Zuckerfabriken oder über Exporteure. Die Zuckerkleinbauern
verkaufen ihr Zuckerrohr an Fabriken, die es entweder für den direkten Export oder
für den Weiterverkauf an Exporteure verarbeiten. Den Kleinbauern fehlen eigene
Vermarktungsmöglichkeiten und der nötige Einblick in die nächsten Schritte
der Lieferkette - Umstände, die dazu führen, dass sie den Wert ihrer Erträge
nicht steigern können. Einer Kleinbauernkooperative in Paraguay ist dies jedoch
gelungen: Mit Unterstützung von Fairtrade haben die Kooperativen-Mitglieder
eine eigene Zuckerfabrik für die Verarbeitung ihres Zuckerrohrs aufgebaut und
damit ihre Position in der Lieferkette gestärkt. Eine andere Zucker-Kooperative
ist mit der Zuckerfabrik vor Ort in Verhandlungen getreten und hat mit dieser
den gemeinschaftlichen Export ihres Zuckers vereinbart, so dass ein Teil des
Mehrwerts, der durch die Verarbeitung des Zuckers entsteht, in die Fairtrade-
Kooperative zurückfließt.■■ 2011 hat Fairtrade eine Vielzahl von Versammlungen und Workshops mit Fairtrade-
Zucker-Akteuren organisiert und damit den Austausch von Markt informationen
und „Best Practice“ unterstützt und vorangetrieben. Ein solcher Aus tausch hat
auch auf dem 2012 stattgefundenen, ersten Treffen des Sach verständigenrats
für Zucker (Sugar Product Advisory Council) stattfinden.
88 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Grafik 7.21
Fairtrade Zucker: Fairtrade-zertifizierte Produzentenorganisationen 2011
Brasilien 1
Malawi 01
Mauritius 32
Indien 1
Philippinen 1
Fidschii 1Costa Rica 4
Belize 1
Kuba 4
Ecuador 1
Peru 2
Paraguay 10
Guyana 8
Ghana 1
Sambia 1
Gesamt Fairtrade- zertifizierte Zucker- Organisationen 69
Grafik 7.20
Fairtrade Zucker: Produkt-Zertifizierungen 2006-2011
80
70
60
50
40
30
20
10
0
2009 2010 2011200820072006
Anzahl der Produkt-Zer- tifizierungen
15Zert.
16Zert.
17Zert.
21Zert.
69Zert.
32Zert.
89 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
tabelle 7.5
Fairtrade Zucker: Wichtigste Daten aus 2011 auf einem Blick
2010–11 2009–10 Veränderung in %Gesamtzahl der Kleinbauern 37.200 17.600 111%Gesamte Anbaufläche für Fairtrade-Zucker (in Hektar) 79.300 59.200 34%Gesamtes zertifiziertes Volumen (Tonnen) 533.900 219.300 143%Bio und Fairtrade-zertifiziertes Volumen (Tonnen) 57.500 -- --Gesamtes Fairtrade-Verkaufsvolumen (in Tonnen)* 184.800 111.600 66%Gesamte Fairtrade-Prämien-Einnahmen (in €) 7.370.000 4.482.000 64%
* Die Zahlen zu Fairtrade-Prämieneinnahmen entsprechen aufgrund der Möglichkeit der Rückzertifizierung – ein Produkt kann unter konventionellen Bedingungen gekauft und im nachhinein als Fairtrade-Ware deklariert werden – nicht immer den tatsächlich verkauften Volumen.
Grafik 7.22
Fairtrade Zucker: Anzahl der Kleinbauern nach Regionen in 2011
Karibik500
Ostafrika9.100
Südostasien700
Melanesien4.000
Südasien1.400
Westafrika
1.000
Mittelamerika14.500
Südamerika6.100
Lateinamerika und Karibik21.100
Afrika und Mittlerer Osten10.100
Asien und Ozeanien6.000
Gesamt Zucker-Kleinbauern37.200
Nur Produzentenorganisationen mit Zucker als erstzertifiziertem Fairtrade-Produkt
90 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Durchschnittliche ZuckerAnbauflächen pro Farmer 2011 (in Hektar)
Afrika und der Mittlere Osten 0,8
Asien und Ozeanien 2,8
Lateinamerika und Karibik 2,5
Weltweiter Gesamtdurchschnitt 2,1
Fairtrade Zucker: Top 5 Produzentenländer für Fairtradezertifizierten BioZucker 201011 (Tonnen)
Paraguay 48.800
Kuba 4.300
Indien 2.200
Philippinen 1.900
Costa Rica 200
Fairtrade Zucker: Top 5 Länder nach Verkaufsvolumen 201011 (Tonnen)
Belize 69.900
Fidschi 40.700
Sambia 30.000
Paraguay 20.700
Malawi 8.500
Grafik 7.23
Fairtrade Zucker: Fairtrade-Verkaufsvolumen und Fairtrade-Prämien-Einnahmen 2008-2011
2008
102.000
2008
4.024.000
2009–10
111.600
2009–10
4.482.000
2010–11
184.800
2010–11
7.370.000
8.000.000
7.000.000
6.000.000
5.000.000
4.000.000
3.000.000
2.000.000
1.000.000
0
200.000
180.000
160.000
140.000
120.000
100.000
80.000
60.000
40.000
20.000
0
Fairtrade Zucker Verkaufs- Volumen (Tonnen)
Fairtrade Zucker Prämien- Einnahmen (€ )
91 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Untersuchung der Wirkung von Fairtrade-Zucker in Belize
2008 hat die Fairtrade Foundation – die Fairtrade-Siegelinitiative in Großbritannien
– das Natural Resources Institute (NRI) mit einer fünfjährigen Langzeitstudie der
Fairtrade-Wirkung für Zuckerkleinbauern in Belize beauftragt. Die Studie wurde in der
„Belize Sugar Cane Farmers Association“ (BSCFA) durchgeführt, die 2008 Fairtrade-
zertifiziert wurde. Die Ergebnisse der ersten beiden Untersuchungsphasen aus 2008
und 2011 zeigen eine vielversprechende Entwicklung der Kooperative im Verlauf der
Studie.
Die 2008 durchgeführte Erststudie lässt erkennen, dass die Prämieneinnahmen
für die Organisation und ihre Mitglieder, die durch den Verkauf von Fairtrade-Zucker
generiert wurden, auf sehr hohem Niveau liegen. Trotz dieser hohen Einnahmen sieht die
Studie noch weiteren Investitionsbedarf: im Aufbau von Kompetenzen in den Bereichen
Organisationsführung, Vertragsmanagement und Verwaltung, in Verbesserungen der
Organisationsstruktur der BSCFA und in der gezielten technischen Unterstützung der
einzelnen Zucker-Kleinbauernbetriebe. Die Produktivität der Betriebe und die Qualität
ihrer Erträge müssen den Kleinbauern und ihren Familien ein Einkommen sichern, das
es ihnen erlaubt weiterhin in der Zuckerproduktion tätig zu sein.
In der 2011 durchgeführten, zweiten Studienphase wurde untersucht, wie sich
die Organisation in den Bereichen entwickelt hat, in denen in der ersten Phase
Handlungsbedarf festgestellt wurde und in welchem Umfang Herausforderungen in
diesen Bereichen bereits gemeistert werden konnten. Zu den positiven Ergebnissen
dieser vergleichenden Studienphase nach drei Jahren zählt die Durchführung
erfolgreicher Maßnahmen zur Stärkung der Organisation, unter anderem die Wahl eines
neuen Management-Komitees und CEOs und die Einrichtung von Fachabteilungen
für Umwelt-, Qualitäts- und Projektmanagement. Die immer selbstständigere und
fachmännischere Durchführung von Projekten hat dazu geführt, dass die BSCFA von
Kleinbauern und Geschäftspartner zunehmend als transparente, professionelle und
demokratische Organisation wahrgenommen wird.
Auf Ebene der einzelnen Kleinbauernbetriebe wurde im Zeitraum zwischen den
beiden Untersuchungsphasen ein sehr großer Teil der Fairtrade-Prämieneinnahmen
in bedarfsorientierte Projekte zur Unterstützung der einzelnen Kleinbauernfamilien und
die Entwicklung ihrer Gemeinden investiert. Dazu gehört die Bereitstellung kostenloser
landwirtschaftlicher Betriebsmittel wie z.B. Pflanzenschutz- und Düngemittel und
die Durchführung zahlreicher Gemeinschaftsprojekte, wie z.B. die Einführung von
Fördergeldern für die schulische Ausbildung von Kindern, die Renovierung von Kirchen
und Schulen, die Anschaffung von Sportausrüstungen für Schulen, der Ausbau von
Straßen oder die Einführung von Bestattungsbeihilfen. Zur Steigerung der Produktivität
in den einzelnen Kleinbetrieben wurden Bodenanalysen, ein Neuanpflanzungsprogramm
und ein „Froghopper Programm“ zur Bekämpfung der Schaumzikade durchgeführt,
die zu einer Verbesserung der Erträge 2010-11 geführt haben.
Das verbesserte Organisationsmanagement und die zielgerichteten Umweltprojekte
haben zu einer vielversprechenden Gesamtentwicklung der BSCFA zwischen 2008 und
2011 geführt, die für die Zukunft sehr gute Ernteprognosen zulässt. Handlungsbedarf
bestand zum Zeitpunkt der zweiten Untersuchungsphase noch in der Sicherung des
Fortbestands der Zuckerkleinbetriebe und der Einnahmen außerhalb von Erntezeiten
sowie in der Förderung des diversifizierten Anbaus zur Vermeidung der vollständigen
Abhängigkeit von Zuckerrohr. Die dritte Untersuchungsphase ist für 2013 geplant.
Der vollständige Untersuchungsbericht wird Anfang 2013 von der Fairtrade
Foundation veröffentlicht.
Die Fairtrade-Prämie
wurde unter anderem für
die Bereitstellung
kostenloser Pflanzen-
schutz- und Düngemittel
und für Investitionen in
Gemeinschaftsprojekte
wie die Einführung von
Schulfördergeldern, die
Anschaffung von
Sportausrüstungen für
Schulen, die Renovierung
von Schulen und Kirchen
und den Ausbau von
Straßen verwendet.
92 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
7.6 Zahlen und Fakten: Fairtrade-Baumwolle■■ Ende 2011 haben 35 Produzentenorganisationen eine Fairtrade-Zertifizierung
für Baumwolle. Dazu zählen 14 Kleinbauernorganisationen in Nord-, West- und
Zentralafrika und 17 Vertragsanbau-Organisationen in Indien. Der leichte Rück-
gang in der Gesamtzahl der Organisationen im Vergleich zu 2009-10 ist die Folge
der geringeren Nachfrage nach Fairtrade-Baumwolle 2008-09.■■ 57 Prozent aller Fairtrade-zertifizierten Baumwollorganisationen haben Ende
2011 auch eine Bio-Zertifizierung.■■ Die Nachfrage nach Fairtrade-Baumwolle hat sich 2010-11 stabilisiert. Da bis
zur Einführung des neuen Fairtrade-Baumwoll-Modells – voraussichtlich 2013
– noch kein signifikanter Anstieg der Nachfrage erwartet werden kann, hat
Fairtrade den Baumwollproduzenten geraten, ihre eigenen Wachstumspläne
zurückzustellen, bis das neue Fairtrade-Baumwoll-Modell umgesetzt werden
konnte, das die Nachfrage steigern soll. ■■ Die Weltmarktpreise für Fairtrade-Baumwolle waren innerhalb des Berichts-
zeitraums 2010-11auf ein historisch hohes Niveau angestiegen. Staats inter-
ventionen, Exportsperren, Vertragsbrüche und Seitengeschäfte haben zu einer
sehr hohen Instabilität der Baumwollmärkte geführt und Fairtrade-Baumwoll-
produzenten vor große Herausforderungen gestellt. Zum Zeitpunkt der Berichts-
erstellung waren die Baumwollpreise wieder auf ein fast normales Niveau
gefallen.■■ Um gestiegene Produktionskosten auszugleichen, wurden die Fairtrade-
Mindestpreise für Baumwolle überarbeitet. Während die Fairtrade-Prämiensätze
unverändert bleiben, erhöhen sich die Mindestpreise für Baumwolle in allen
Regionen mit Wirkung zum 1. Oktober 2011 um durchschnittlich 10 Prozent. Im
Berichtszeitraum werden auch erstmalig Mindestpreise für kurz stapelige
Baumwollsorten eingeführt.■■ Fairtrade-Baumwollproduzenten haben für 2010-11 Fairtrade-Prämieneinnahmen
von fast 1,2 Millionen Euro berichtet.■■ 63 Prozent dieser Prämieneinnahmen wurden in die Geschäfts- und Orga-
nisationsentwicklung oder in die Produktion und Verarbeitung investiert, während
etwa 30 Prozent in Gemeinde- und Bildungsprojekte geflossen sind.
93 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Grafik 7.24
Fairtrade Baumwolle: Produkt-Zertifizierungen 2006-2011
50
40
30
20
10
0
2009 2010 2011200820072006
Anzahl der Produkt-Zer- tifizierungen
16Zert.14
Zert.
28Zert.
37Zert. 35
Zert.
37Zert.
Grafik 7.25
Fairtrade Baumwolle: Fairtrade-zertifizierte Produzentenorganisationen 2011
BrasilienSPO 1 CP 0 Gesamt 1
KamerunSPO 1 CP 0
Gesamt 1
IndienSPO 1 CP 17 Gesamt 18
NicaraguaSPO 1 CP 0 Gesamt 1
Burkina FasoSPO 1 CP 0
Gesamt 1
MaliSPO 4 CP 0 Gesamt 4
SenegalSPO 7 CP 0 Gesamt 7
KirgisistanSPO 1 CP 0 Gesamt 1
ÄgyptenSPO 1 CP 0 Gesamt 1
Gesamt Fairtrade- zertifizierte Baumwoll- OrganisationenSPO 18 CP 17 Gesamt 35
SPO Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations)CP Vertragsanbau-Organisationen (Contract Production)
94 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
tabelle 7.6
Fairtrade Baumwolle: Wichtigste Daten aus 2011 auf einem Blick
2010–11 2009–10 Veränderung in %Gesamtzahl der Kleinbauern 66.500 58.500 14%Gesamte Anbaufläche für Fairtrade-Baumwolle (in Hektar) 70.700 58.600 21%Gesamtes zertifiziertes Volumen (Tonnen) 48.100 55.700 -14%Anzahl der Fairtrade&Bio-zertifizierten Baumwoll-Organisationen 20 -- --Anteil der Bio-zertifizierten Organisationen 57% -- --Gesamtes Fairtrade-Verkaufsvolumen (in Tonnen)* 20.800 -- --Gesamte Fairtrade-Prämien-Einnahmen (in €) 1.167.000 1.181.000 -1%
* Die Zahlen zu Fairtrade-Prämieneinnahmen entsprechen aufgrund der Möglichkeit der Rückzertifizierung – ein Produkt kann unter konventionellen Bedingungen gekauft und im nachhinein als Fairtrade-Ware deklariert werden – nicht immer den tatsächlich verkauften Volumen.
Grafik 7.26
Fairtrade Baumwolle: Anzahl der Kleinbauern nach Ländern und Regionen 2011
Brasilien
Kamerun Indien
Nicaragua
Burkina Faso
Mali
Senegal
KirgisistanÄgypten
Lateinamerika und KaribikSPO 120
Afrika und Mittlerer OstenSPO 30.120
Asien und OzeanienSPO 6.600 CP 29.600
Gesamt Baumwoll-KleinbauernSPO 36.900 CP 29.600
Nur Produzentenorganisationen mit Baumwolle als erstzertifiziertem Fairtrade-ProduktSPO Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations) CP Vertragsanbau-Organisationen (Contract Production)
95 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Durchschnittliche Anbauflächen für Baumwolle pro Produzent 2011 (Hektar)
Afrika und der Mittlere Osten 0,7
Asien und Ozeanien 1,3
Lateinamerika und Karibik 0,9
Baumwolle weltweit 1,1
Grafik 7.27
Fairtrade Baumwolle: Fairtrade-Prämien-Einnahmen 2008-2011
2008
1.070.000
2009–10
1.181.000
2010–11
1.167.000
1.400.000
1.200.000
1.000.000
800.000
600.000
400.000
200.000
0
Fairtrade Baumwolle Prämien- Einnahmen (€ )
Wissenschaftliche Untersuchung der Wirkung von Fairtrade-Baumwolle
Die Fairtrade Foundation – die Fairtrade-Siegelinitiative in Großbritannien – hat 2012
eine neue Studie zur Wirkung von Fairtrade im Bereich Baumwolle veröffentlicht.
Die beauftragten Institute – das Natural Resources Institute (NRI) und das Institute
of Development Studies (IDS) – haben die Studie im Zeitraum 2009-2010 in den
vier Ländern Senegal, Kamerun, Mali und Indien durchgeführt. Die Studie ist ein
erster Versuch, die Wirkung von Fairtrade auf die extrem armen Baumwollbauern in
Westafrika und Indien greifbar zu machen.
Aus der Studie geht sehr deutlich hervor, dass Fairtrade einen konkreten und
spürbaren Unterschied für Baumwollbauern bewirken kann. Die Studie hat festgestellt,
dass der Fairtrade-Mindestpreis für Baumwolle in allen drei westafrikanischen
Ländern erheblich über dem nationalen Baumwollpreis liegt (bis zu 49 Prozent
höher in Senegal und Kamerun und bis zu 78 Prozent höher in Mali). Auch wenn
dieser Effekt in Indien aufgrund der bereits
hohen Baumwollmarktpreise nicht so stark
ist, schätzen die Baumwollbauern hier die
termingerechte und regelmäßige Zahlung
von Fairtrade-Preisen, die immer noch über
dem Marktpreis liegen. Die Studie zeigt
auch, dass Preisanreize durch Fairtrade in
Verbindung mit der technische Unterstützung
der Kleinbauernbetriebe in allen vier Län-
dern zu Verbesserungen in der Qualität der
produzierten Baumwolle und damit zu erhöhten
Einnahmen für die Baumwollbauern geführt
haben.
Neben diesen positiven Wirkungen hat die
Studie aber auch offengelegt, dass der
Rückgang der Nachfrage nach Fairtrade-Baumwolle 2009 zu verspäteten Zahlungen
der Fairtrade-Preise und -Prämien und damit für die Baumwollbauern zu einer
zeitweisen Verringerung ihrer Haushaltseinnahmen geführt hat.
Die Studie zeigt auf, wie durch die Anforderung in den Fairtrade-Standards,
Frauen direkt zu bezahlen, viele Frauen in West- und Zentralafrika für den Anbau
von Baumwolle gewonnen werden konnten. Diese Frauen erzählen, dass ihnen die
direkte Bezahlung anstatt der Bezahlung über Ehemänner oder Familienmitglieder,
einen stärkeren Einfluss auf die Verwendung ihrer Haushaltseinnahmen verschafft hat.
Durch Fairtrade hat sich in West- und Zentralafrika die Zahl der weiblichen Mitglieder
in Baumwollorganisationen erhöht – der Anteil der Frauen an der Gesamtzahl der
Fairtrade-Baumwollkleinbauern liegt 2009-10 bei 37 Prozent in Senegal und 31
Prozent in Mali.
Fairtrade hat laut Studie maßgeblich dazu beigetragen, dass sich arme Kleinbauern
in Indien erstmalig zu Organisationen zusammenschließen. Die Möglichkeit,
Informationen auszutauschen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen, wird von
allen Kleinbauern und vor allem von Frauen als eine sehr weitreichende Verbesserung
empfunden. In allen untersuchten Ländern hat Fairtrade zu transparenteren und
demokratischeren Strukturen und zu einer Verbesserung des Kooperativen-Manage-
ments beigetragen.
Die Fairtrade-Prämie wurde in den untersuchten Ländern in unterschiedliche,
auf die dringendsten Bedürfnisse der jeweiligen Gemeinden zugeschnittene
Gemeinschaftsprojekte investiert: medizinische Grundversorgung und Brunnenbau in
Senegal, Ernährungs- und Wassersicherheit in Mali, Schulbildung für Kinder in Indien.
In Verbindung mit Bio-Standards haben die Fairtrade-Standards die umweltfreundliche
Produktion von Baumwolle gefördert.
Die Studie zeigt auf, wie durch die Anforderung
in den Fairtrade-Standards, Frauen direkt zu
bezahlen, in West- und Zentralafrika viele Frauen
für den Anbau von Baumwolle gewonnen
werden konnten. Die Frauen erzählen, dass ihnen
die direkte Bezahlung anstatt der Bezahlung
über Ehemänner oder Familienmitglieder, einen
stärkeren Einfluss auf die Verwendung ihrer
Haushaltseinnahmen verschafft hat.
96 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Fairtrade wird auch ein Beitrag zur Solidarisierung der Gemeinden zugeschrie-
ben – 90 Prozent der befragten Kleinbauern in Senegal sagen, dass der stärkere
Zusammenhalt innerhalb und zwischen den Dörfern einzig und allein auf Fairtrade
zurückzuführen ist. Bis zur Unabhängigkeit der Baumwoll- Kleinbauernorganisationen
von nationalen Marketing- oder Exportbehörden (in Westafrika) oder vom Ver-
tragsanbau (in Indien) ist laut Studie allerdings noch ein weiter Weg zu gehen.
Diese erste Untersuchung der Wirkung von Fairtrade im Bereich Baumwolle hat
gezeigt, dass Fairtrade bereits einige positive Veränderungen für Baumwollbauern
und ihre Organisationen bewirken konnte. Um auf die erzielten Erfolge aufbauen zu
können, muss der Baumwollmarkt stärker wachsen und dafür sind grundlegende
Änderungen und Verbesserungen im Lieferkettenmodell für Fairtrade-Baumwolle
zwingend erforderlich. Das neue Fairtrade-Baumwoll-Modell, das voraussichtlich
2013 implementiert wird, ist unsere Antwort auf die großen Herausforderungen im
Baumwollbereich und der Motor für neues, nachhaltiges Wachstum.
Alle Ergebnisse der Studie finden Sie hier:
http://www.fairtrade.org.uk/resources/reports_and_briefing_papers.aspx
97 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
8. Focus on Fairtrade regions
08.FAIRTRADE- REGIONEN IM FOKUS
8.1 Fairtrade „Afrika und Mittlerer Osten“ 2011■■ Ende 2011 haben in der Region „Afrika und Mittlerer Osten“ 316 Produzen-
tenorganisationen in 30 Ländern eine Fairtrade-Zertifizierung.■■ Zu diesen 316 Produzentenorganisationen gehören Ende 2011 217 Kleinbauern-
organisationen und 99 Plantagen oder Farmen. Instabile Märkte für Fairtrade-
zertifizierte frische Früchte haben 2010-11 zur freiwilligen Dezertifizierung einiger
Plantagen in Südafrika und damit zu einer rückläufigen Gesamtentwicklung im
Plantagen-Bereich geführt.■■ Produzenten in der Region „Afrika und Mittlerer Osten“ haben 2010-11
Fairtrade-Prämien in Höhe von 13 Millionen Euro erhalten – das sind 0,8 Millio-
nen Euro weniger als im Zeitraum 2009-10. Zu berücksichtigen ist dabei die
starke Untererfassung der Fairtrade-Prämien für Kakaoproduzenten in der
Elfenbeinküste. Wenn die politische Situation eine vollständige Datenerfassung
in diesem Bereich zugelassen hätte, wäre die Fairtrade-Prämien-Entwicklung in
der Region „Afrika und Mittlerer Osten“ insgesamt eher positiv.■■ Über 50 Prozent der insgesamt in der Region „Afrika und Mittlerer Osten“
generierten Fairtrade-Prämieneinnahmen sind 2010-11 nach Kenia und Ghana
geflossen. Der hohe Prämienanteil dieser beiden Länder ist auf die sehr hohen
Fairtrade-Verkaufsvolumen für Kakao aus Westafrika und auf die insgesamt
hohen Fairtrade-Verkaufsvolumen verschiedener Produkte in Kenia (sowohl
durch Kleinbauern- als auch durch Plantagen/Farmen) zurückzuführen. Für die
Entwicklung von Fairtrade in Afrika gewinnen aber auch die Länder Tansania,
Uganda, Malawi, Äthiopien und die Elfenbeinküste zunehmend an Bedeutung. ■■ Mehr als 40 Prozent aller Plantagen- und Farm-Arbeiter im Fairtrade-System sind
in Afrika beschäftigt und über 40 Prozent der weltweiten Fairtrade-Prämien für
Plantagen/Farmen fließen nach Afrika. Diese hohen Anteile spiegeln die große
Bedeutung der afrikanischen Fairtrade-Plantagen/-Farmen in den Bereichen
Blumen, Weintrauben und insbesondere Tee wider.■■ 60 Prozent aller Kleinbauern und Arbeiter im Fairtrade-System sind in der Region
„Afrika und Mittlerer Osten“ beschäftigt.■■ Von den weltweiten Fairtrade-Prämieneinnahmen wurden 21 Prozent in Afrika
generiert – ein relativer Rückgang, der durch das starke Wachstum in anderen
Regionen und zum Teil auch durch die bereits erwähnte Untererfassung von
Afrika-Daten zustande kommt.■■ Da ein großer Teil der Fairtrade-Prämiengelder für die Region „Afrika und Mittlerer
Osten“ in Plantagen und Farmen fließt, liegen die pro-Kopf-Prämieneinnahmen
der Mitglieder von Kleinbauernorganisationen unter denen anderer Regionen.
Wenn man allerdings einen Eindruck von dem tatsächlichen Wirkungspotential
der Fairtrade-Prämie im Bereich der Kleinbauernorganisationen gewinnen
möchte, muss man auch die lokale Kaufkraft in den verschiedenen Fairtrade-
Regionen miteinander vergleichen. ■■ Weit verbreitete Unruhen und politische Instabilität haben 2010-11 viele Heraus-
forderungen für Fairtrade-Produzentenorganisationen und Fairtrade-Mitarbeiter
in Ländern der Region „Afrika und Mittlerer Osten“ mit sich gebracht.■■ Trotz dieser politischen Instabilität wurde 2011 die erste Produzentenorganisation
im Libanon Fairtrade-zertifiziert.■■ Das afrikanische Produzentennetzwerk „Fairtrade Africa“ hat 2010-11 seine
Beziehungsmanagementarbeit fortgesetzt und im Rahmen seiner Aktivitäten
eine neue Austauschplattform für Produzenten aus Nordafrika geschaffen. Bei
dem Eröffnungsmeeting des „North African Network“ wählten die Teilnehmer
des Netzwerks eine marokkanische Frau als erste Vorsitzende.
99 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
100 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
tabelle 8.1
Fairtrade in „Afrika und Mittlerer Osten” 2011
Anzahl der Kleinbauern und Arbeiter in Fairtrade-Prämien- Fairtrade-Produzenten- Einnahmen 2010-11 organisationen 2011 (in Mio. €)Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations/SPO) 663.000 7,5Plantagen/Farmen (Hired Labour Organizations/HLO) 69.200 5,5„Afrika und Mittlerer Osten“ Gesamt 732.200 13,0Anteil an Gesamtzahl aller SPOs 62% 15%Anteil an Gesamtzahl aller HLOs 41% 43%Anteil an Gesamtzahl aller Produzentenorganisationen weltweit 59% 21%
Anteil an der GesamtFairtrade in „Afrika und Mittlerer Osten“: Gesamtzahl der zahl der KleinbauernTop 10 Länder nach Anzahl der Kleinbauern und Arbeiter in „AfrikaFairtrade Kleinbauern und Arbeiter 2011 und Arbeiter und Mittlerer Osten“
Kenia 173.800 24%
Tansania 169.100 23%
Äthiopien 106.900 15%
Ghana 78.300 11%
Uganda 32.600 4%
DR Kongo 26.200 4%
Malawi 22.200 3%
Elfenbeinküste 20.800 3%
Ruanda 20.200 3%
Burkina Faso 14.900 2%
Anteil an den gesam Fairtrade in „Afrika und Mittlerer Osten“: Gesamt ten FairtradePrämien Top 10 Länder nach FairtradePrämien einnahmen in „Afrika Fairtrade Prämieneinnahmen 2011 einnahmen (€) und Mitllerer Osten“
Kenia 4.278.200 33%
Ghana 2.542.800 20%
Tansania 1.700.200 13%
Äthiopien 909.800 7%
Malawi 885.700 7%
Südafrika 631.400 5%
Elfenbeinküste 429.900 3%
Ruanda 297.100 2%
Sambia 210.600 2%
Uganda 168.000 1%
101 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Grafik 8.2
Fairtrade in „Afrika und Mittlerer Osten”: Produzentenorganisationen 2009-2011
Plantagen/Farmen (HLO) Kleinbauernorganisationen (SPO) Gesamt
400
300
200
100
0
201120102009
105
126
231
110
143
253
316
217
99
Blumen und Pflanzen 24%Kakao 21%Tee 21%Kaffee 17%Rohrzucker 5%Frische Früchte 4%Weintrauben 2%Kräuter, Kräutertees und Gewürze 2%Baumwolle 2%Weitere 2% 24+21+21+17+5+4+2+2+2+2+Grafik 8.1
Fairtrade in „Afrika und Mittlerer Osten”: Anteil der Produktkategorien an den gesamten Fairtrade-Prämien-Einnahmen 2010-11
Baumwolle
Kräuter, Kräutertees und Gewürze
Weintrauben
Frische Früchte
Rohrzucker
Weitere
Blumen und Pflanzen
Kaffee
Kakao
Tee
PRODUzenten BeRicht Fairtrade-Kleinbauern in Afrika geben Vorteile von Fairtrade weiter
Bildungsradio in Senegal, effiziente
Bewässerung in Tunesien, fairer Tourismus
in Tansania – überall in Afrika investieren
Kleinbauern und Arbeiter die Fairtrade-
Prämie in Projekte, die der Gemeinschaft
zugutekommen. Das Produzentennetzwerk
Fairtrade Africa vertritt die afrikanischen
Kleinbauern und Arbeiter und veröffent-
licht regelmäßig Studienergebnisse, die
die Entwicklung in dieser Region
widerspiegeln.
LESEN SIE HIER DIE GANZE GESCHICHTE
http://bit.ly/oHfh76
102 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Grafik 8.3
Fairtrade in „Afrika und Mittlerer Osten”: Produzentenorganisationen nach Ländern 2011
BeninSPO 4 HLO 0 Gesamt 4
KamerunSPO 3 HLO 0 Gesamt 3
KomorenSPO 2 HLO 0 Gesamt 2
ÄthiopienSPO 4 HLO 2 Gesamt 6
Burkina FasoSPO 15 HLO 0 Gesamt 15
GhanaSPO 9 HLO 9 Gesamt 18
ElfenbeinküsteSPO 23 HLO 0 Gesamt 23
MaliSPO 7 HLO 0 Gesamt 7
ÄgyptenSPO 2 HLO 5 Gesamt 7
LibanonSPO 1 HLO 0 Gesamt 1
Besetztes Palästinensisches GebietSPO 16 HLO 0 Gesamt 16
TunesienSPO 5 HLO 0 Gesamt 5
KeniaSPO 30 HLO 30 Gesamt 60
UgandaSPO 11 HLO 0 Gesamt 11
RuandaSPO 7 HLO 1 Gesamt 8
MadagaskarSPO 9 HLO 0 Gesamt 9MauritiusSPO 31 HLO 0 Gesamt 31
MalawiSPO 6 HLO 2 Gesamt 8
MarokkoSPO 0 HLO 2 Gesamt 2
MosambikSPO 2 HLO 0 Gesamt 2
São Tomé und PríncipeSPO 1 HLO 0 Gesamt 1
SenegalSPO 9 HLO 0 Gesamt 9
Sierra LeoneSPO 1 HLO 0 Gesamt 1
SwasilandSPO 0 HLO 1 Gesamt 1
TogoSPO 1 HLO 0 Gesamt 1
TansaniaSPO 11 HLO 7 Gesamt 18
SambiaSPO 1 HLO 0 Gesamt 1
SimbabweSPO 0 HLO 5 Gesamt 5
SüdafrikaSPO 4 HLO 35 Gesamt 39
DR KongoSPO 2 HLO 0 Gesamt 2
GesamtzahlenSPO 217 HLO 99 Gesamt 316
SPO Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations)HLO Plantagen/Farmen (Hired Labour Organizations)
103 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Wirkung von Fairtrade in Malawi: Erste Ergebnisse einer Langzeitstudie
2009 hat die Fairtrade Foundation eine Langzeitstudie über die Wirkung von Fairtrade
in Malawi in Auftrag gegeben. Im Rahmen der Studie wird die Entwicklung fünf
Fairtrade-zertifizierter Produzentenorganisationen untersucht, die Tee, Zucker
oder Erdnüsse für den Export – unter anderem nach Großbritannien – anbauen.
Die Studie soll einen tieferen Einblick in die Wirkung einer Fairtrade-Zertifizierung
auf Produzentenorganisationen, deren Mitglieder und Gemeinden und auf die
wirtschaftliche Entwicklung der Region verschaffen und Fairtrade als Wegweiser für
eine noch zielführendere Unterstützung der
Produzenten dienen. Die erste Projektphase
wurde im Zeitraum 2009-10 durch das
unabhängige Natural Resources Institute
der Universität von Greenwich mit dem Ziel
durchgeführt, die bis zu diesem Zeitpunkt
erreichte Wirkung von Fairtrade greifbar zu
machen. Die Ergebnisse dieser ersten Phase
wurden 2011 in dem Synthesebericht „Taking
Root: Fairtrade in Malawi“ veröffentlicht.
Die Studie bestätigt, dass eine Fairtrade-
Zertifizierung zu bedeutenden wirtschaftlichen,
sozialen, technischen und organisatorischen
Verbesserungen führt und Fairtrade damit
einen deutlich spürbaren Beitrag zur Stär-
kung von Kleinbauernfamilien und Planta gen-
arbeitern leistet. Die technische und organi-
satorische Unterstützung der Kleinbauern-
und Plantagen durch Fairtrade und die
Implementierung der Fairtrade-Standards
haben zu demokratischeren Strukturen, zu
mehr Partizipation und zu einer insgesamt stärkeren Position der untersuchten
Organisationen geführt.
Im Bereich Tee sind die in zwei Kleinbauernorganisation und einer Plantage
durchgeführten Untersuchungen zu dem Ergebnis gekommen, dass Fairtrade zu
bedeutenden organisatorischen Verbesserungen sowohl in der Struktur als auch
in den Prozessen der Organisationen beigetragen hat. In der Konsequenz hat
das zu mehr Demokratie, Transparenz und zu mehr Verantwortung und besseren
Einflussmöglichkeiten für Kleinbauern und Arbeiter geführt. Auf der untersuchten
Plantage haben verbesserte Arbeitsbedingungen und die stärkere Position der
Arbeiter zu mehr Motivation und einer höheren Nachfrage nach Arbeit geführt und
gleichzeitig die Gleichstellung der Geschlechter gefördert. Vor allem in den beiden
untersuchten Kleinbauernorganisationen haben Bildungsmaßnahmen den Aufbau
von Führungskompetenzen ermöglicht und in allen untersuchten Organisationen
hat die Fairtrade-Zertifizierung den Zugang zu Weltmärkten geschaffen. In Bezug
auf die Verwendung der Fairtrade-Prämie stellt die Studie fest, dass der größte Teil
der Prämieneinnahmen in produktivitätssteigernde Maßnahmen wie dem Aufbau
von Baumschulen oder die Verbesserung der Wiege- und Lagervorrichtungen
für Teeblätter investiert wurde oder in Gemeinschaftsprojekte zur Förderung von
Gesundheit und Bildung geflossen ist, die vor allem von Frauen sehr geschätzt
werden.
Im Bereich Zucker wurde die Fairtrade-Prämie in neue Kleinbetriebe zur
Diversifizierung der Produktion investiert, um die alleinige Abhängigkeit von der
Zuckerproduktion aufzuheben. Die Fairtrade-Prämie hat auch zu einer effektiven
Bewirtschaftung der Zuckerrohrfelder beigetragen und die Gründung von Umwelt-
Auf der untersuchten Plantage haben
verbesserte Arbeitsbedingungen und die
stärkere Position der Arbeiter zu mehr Motivation
und einer höheren Nachfrage nach Arbeit
geführt und zudem die Gleichstellung der
Geschlechter gefördert. Prämieneinnahmen
flossen überwiegend in produktivitäts-
steigernde Maßnahmen, wie dem Aufbau
von Baumschulen oder die Verbesserung der
Wiege- und Lagervorrichtungen, oder in
Gemeinschaftsprojekte zur Förderung von
Gesundheit und Bildung.
104 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
und Gemeinschaftsprojekten ermöglicht, die Mitgliedern und nicht-Mitgliedern
gleichermaßen zugutekommen (z.B. Zugang zu sauberem Wasser durch
Reinwasserleitungen und Brunnenbohrungen, Anbindung der Dörfer an das Stromnetz,
medizinische Versorgung, Ausbau der Krankenhaus-Infrastruktur). Angesichts der
jedes Jahr wiederkehrenden, dreimonatigen Nahrungsmittelknappheit leistet die
Fairtrade-Prämie für viele Familien einen unschätzbaren Beitrag zur Förderung ihrer
Ernährungssicherheit.
In der untersuchten Erdnuss-Kooperative hat Fairtrade einen einzigartigen Beitrag
zur Bildung und Stärkung der Lieferkette für den Export in europäische Märkte
geleistet. Ein Teil der Fairtrade-Prämie wurde von den Kooperativen-Mitgliedern in
Vorrichtungen zum Sortieren, Schälen, Lagern und Trocknen ihrer Erdnüsse und in
den Bau regionaler Krankenhäuser investiert. Die Erdnussbauern in der untersuchten
Gegend gehören zu den ärmsten Menschen in Malawi und Fairtrade hat laut dieser
Studie die Möglichkeit, die Lage dieser Menschen durch die nachhaltige Anbindung
an die Märkte Europas zu verbessern.
Die Studie kommt zu dem abschließenden Ergebnis, dass Fairtrade das Potential
für weitreichende positive Veränderungen für Kleinbauern und Arbeiter in Malawi
besitzt, macht auf der anderen Seite aber auch deutlich, dass die positive Wirkung
durch Fairtrade nur dann nachhaltig sein kann, wenn die Vorteile, die Fairtrade mit sich
bringt, gerecht unter den Mitgliederhaushalten und Organisationen verteilt werden. Die
Studie hat einige Empfehlungen zur Verstärkung der Wirkung von Fairtrade in Malawi
ausgesprochen, die uns als Wegweiser für unsere zukünftige Arbeit dienen werden.
In der ersten Phase der Studie wurden eine Reihe einfacher Indikatoren
identifiziert, mit deren Hilfe die Entwicklung der untersuchten Organisationen und die
Wirkung von Fairtrade in den Bereichen Wirtschaft, Soziales, Umwelt und Organisation
im Laufe der Zeit gemessen werden kann. Die zweite Phase der Studie wurde im
Mai und Juni 2012 durchgeführt und der Bericht dieser Phase wird voraussichtlich
Ende 2012 veröffentlicht.
Alle Ergebnisse der Studie finden Sie hier:
http://www.fairtrade.org.uk/resources/reports_and_briefing_papers.aspx
8.2 Fairtrade in „Asien und Ozeanien“ 2011■■ Ende 2011 gibt es in der Region „Asien und Ozeanien“ 137 Fairtrade-zertifizierte
Produzentenorganisationen in 13 Ländern. ■■ Dazu zählen 68 Kleinbauern-, 24 Vertragsanbau- und 45 Plantagen.■■ Mehr als 50 Prozent aller Arbeiter auf Plantagen im Fairtrade-System sind in der
Region „Asien und Ozeanien“ beschäftigt, doch nur 15 Prozent der weltweiten
Fairtrade-Prämieneinnahmen fließen den Arbeitern auf Plantagen und Nähzentren
für Sportbälle in Asien zu. Dieser geringe Prämienanteil ist die Folge der weiterhin
bestehenden Schwierigkeiten von Teeplantagen und Sportballproduzenten in
Südasien, größere Mengen ihrer Gesamtproduktion zu Fairtrade-Bedingungen
zu verkaufen.■■ 2010-11 sind 17 Prozent aller Fairtrade-Kleinbauern und Arbeiter weltweit in der
Region „Asien und Ozeanien“ beschäftigt. 11 Prozent der weltweiten Fairtrade-
Prämieneinnahmen fließen im Berichtszeitraum in Produzentenorganisationen
in „Asien und Ozeanien“.■■ In absoluten Zahlen ausgedrückt belaufen sich die Fairtrade-Prämieneinnahmen
für Produzentenorganisationen in „Asien und Ozeanien“ auf 6,7 Millionen Euro
– mehr als doppelt so viel wie 2009-10.■■ Etwa 75 Prozent der Fairtrade-Prämiengelder für die Region „Asien und
Ozeanien“ wurden an Produzenten in Indien, Fidschi und Indonesien ausgezahlt
- ein Ausdruck der Bedeutung von Tee und Baumwolle aus Indien, Kaffee aus
Indonesien und der starken Entwicklung von Zucker aus Fidschi. Die 2010
105 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
neuzertifizierten Zuckerproduzenten auf Fidschi gehören im Berichtszeitraum
2010-11 bereits zu den Top-Prämienempfängern in „Asien und Ozeanien“. Im
Vergleich zu 2009-10 hat sich der Anteil der Produktbereiche Kaffee und Zucker
an den gesamten Prämieneinnahmen für „Asien und Ozeanien“ stark erhöht.■■ 2011 erhält die erste Produzentenorganisation in Usbekistan eine Fairtrade-
Zertifizierung für Mandeln und Kirschen. Mit Unterstützung des Entwicklungs-
programms der Vereinten Nationen UNDP und der Schweizer Organisation für
Entwicklungszusammenarbeit Helvetas werden im November 2011 auf der „Central
Asia Fairtrade Conference“ in Bishkek Vertreter von Produzentenorganisationen,
Trader und NGOs aus dem zentralasiatischen Raum in allen wichtigen Fairtrade-
Themenbereichen geschult. Für die Zukunft rechnen wir damit, dass in
Zentralasien, einem der Gebiete mit den weltweit höchsten Armutsquoten und
dem schwierigsten Zugang zu internationalen Märkten, weitere neue Fairtrade-
zertifizierte Produzentenorganisationen entstehen werden.
tabelle 8.2
Fairtrade in „Asien und Ozeanien” 2011
Anzahl der Kleinbauern und Arbeiter in Fairtrade-Prämien- Fairtrade-Produzenten- Einnahmen 2010-11 organisationen 2011 (in Mio. €)Vertragsanbau-Organisationen (Contract Production/CP) 39.000 1,1Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations/SPO) 83.000 3,8Plantagen/Farmen (Hired Labour Organizations/HLO) 88.000 1,8„Asien und Ozeanien“ Gesamt 210.000 6,7Anteil an Gesamtzahl aller SPO und CP 11% 10%Anteil an Gesamtzahl aller HLO 52% 15%Anteil an Gesamtzahl aller Produzentenorganisationen weltweit 17% 11%
Anteil an der Gesamt Fairtrade in „Asien und Ozeanien“: Gesamtzahl der zahl der Kleinbauern Top 5 Länder nach Anzahl der Kleinbauern und Arbeiter in Kleinbauern und Arbeiter 2011 und Arbeiter „Asien und Ozeanien“
Indien 121.400 58%
Sri Lanka 26.000 12%
Indonesien 23.300 11%
Pakistan 13.200 6%
Thailand 6.000 3%
Anteil an den gesam Fairtrade in „Asien und Ozeanien“: Gesamt ten FairtradePrämien Top 5 Länder oder Regionen nach FairtradePrämien einnahmen in FairtradePrämieneinnahmen 201011 einnahmen (€) „Asien und Ozeanien“
Indien 2.726.900 41%
Melanesien (Fidschi und Papua-Neuguinea) 1.800.900 27%
Indonesien 1.165.400 7%
Sri Lanka 371.100 5%
China 268.500 5%
106 Fairtrade – reichweite und wirkung report Vierte ausgabe 2012
Grafik 8.5
Fairtrade in „Asien und Ozeanien“: Produzentenorganisationen 2009-2011
Vertragsanbau (Contract Production/CP) Plantagen/Farmen (Hired Labour Organizations/HLO) Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations/SPO) Gesamt
160
140
120
100
80
60
40
20
0
201120102009
19
32
69
120
21
45
77
143
68
137
45
24
Tee 32%Rohrzucker 25%Kaffee 21%Baumwolle 14%Reis 3%Frische Früchte 1%Sportbälle 1%Blumen und Pflanzen 1%Kräuter, Kräutertees und Gewürze 1%Weitere 0% 33+25+21+14+3+1+1+1+1+Grafik 8.4
Fairtrade in „Asien und Ozeanien”:Anteil der Produktkategorien an den gesamten Fairtrade-Prämien-Einnahmen 2010-11
Sportbälle
Frische Früchte
Reis
Baumwolle
Kräuter, Kräutertees und Gewürze
Blumen und Pflanzen
Tee
Rohrzucker
Kaffee
PRODUzenten BeRicht Die Wirkung von Fairtrade-Kaffee in Asien und Ozeanien verstärken
Stärken und Schwächen ihres Kaffees zu
erkennen ist für Kaffeebauern der Schlüssel
zu besserer Qualität und langfristigen
Handelsbeziehungen. Mehr als 70 Kaffee-
Akteure, darunter Kleinbauern, Kooperativen-
Manager und Kaffee-Händler, haben
sich auf dem „Fairtrade Asia Coffee
Pacific Forum“ versammelt, um Strategien
vorzustellen, mit denen sie die Qualität ihres
Kaffees verbessern, den Auswirkungen des
Klimawandels begegnen und die Risiken
instabiler Märkte reduzieren.
LESEN SIE HIER DIE GANZE GESCHICHTE
http://bit.ly/RA9mhi
107 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Grafik 8.6
Fairtrade in Asien und Ozeanien: Produzentenorganisationen nach Ländern 2011
ChinaSPO 8 HLO 0 Gesamt 8
LaosSPO 1 HLO 0 Gesamt 1
VietnamSPO 5 HLO 0 Gesamt 5
ThailandSPO 7 HLO 0 Gesamt 7
PakistanSPO 0 CP 1 HLO 6 Gesamt 7
Sri LankaSPO 4 HLO 12 Gesamt 16
IndienSPO 23 CP 23 HLO 26 Gesamt 72
KirgisistanSPO 1 HLO 0 Gesamt 1
IndonesienSPO 11 HLO 0 Gesamt 11
FidschiiSPO 1 HLO 0 Gesamt 1
Papua-NeuguineaSPO 5 HLO 0 Gesamt 5
PhilippinenSPO 1 HLO 1 Gesamt 2
UsbekistanSPO 1 HLO 0 Gesamt 1
GesamtzahlenSPO 68 CP 24 HLO 45 Alle 137
SPO Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations)CP Vertragsanbauorganisationen (Contract Production)HLO Plantagen/Farmen (Hired Labour Organizations)
108 Fairtrade – reichweite und wirkung report Vierte ausgabe 2012
8.3 Fairtrade in „Lateinamerika und Karibik“ 2011■■ Ende 2011 gibt es in der Region „Lateinamerika und Karibik“ 537 Fairtrade-
zertifizierte Produzentenorganisationen in 23 Ländern.■■ Dazu zählen 469 Kleinbauernorganisationen und 69 Plantagen. ■■ Die Fairtrade-Verkaufserlöse in der Region „Lateinamerika und Karibik“ belaufen
sich im Berichtszeitraum auf mehr als 478 Millionen Euro - ein starkes Wachstum,
generiert durch Rekordpreise für Kaffee 2010-11.■■ Produzenten in „Lateinamerika und Karibik“ berichten für 2010-11 Fairtrade-
Prämieneinnahmen in Höhe von über 41 Millionen Euro.■■ Mehr als 70 Prozent dieser Prämieneinnahmen wurden durch den Verkauf von
Kaffee und Bananen, gefolgt von Rohrzucker und Kakao generiert.■■ 25 Prozent der Kleinbauern und Arbeiter im Fairtrade-System sind Ende 2011
in der Region „Lateinamerika und Karibik“ beschäftigt. ■■ Der Erfolg auf Fairtrade-Märkten für Kaffee, Bananen, Zucker und Edelkakao
verschafft den Produzentenorganisationen in „Lateinamerika und Karibik“ fast
70 Prozent der weltweiten Fairtrade-Prämieneinnahmen.■■ 2011 haben Fairtrade-Produzentenorganisationen in der Region „Lateinamerika und
Karibik“ die Auswirkungen des Klimawandels in Form von Produktivitätsverlusten
zu spüren bekommen. Betroffen waren vor allem Kaffee- und Kakao-Produzenten
in den Anden und die mit 40 Prozent Produktivitätsverlust besonders hart
getroffenen Fairtrade-Honig-Produzenten in Guatemala. Fairtrade unterstützt
Produzentenorganisationen auf der ganzen Welt bei der Entwicklung von
Maßnahmen zur Reduzierung der Klimarisiken.
Anteil an GesamtzahlFairtrade in „Lateinamerika und Karibik“: Gesamtzahl der Kleinbauern undTop 10 Länder nach Anzahl der der Kleinbauern Arbeiter in „LateinKleinbauern und Arbeiter 2011 und Arbeiter amerika und Karibik“
Kolumbien 55.900 19%
Peru 52.600 18%
Nicaragua 34.400 12%
Mexiko 29.600 10%
Costa Rica 23.500 8%
Dominikanische Republik 19.700 7%
Haiti 15.700 5%
Guatemala 12.200 4%
Brasilien 9.600 3%
Ecuador 8.400 3%
Anteil an den gesam Fairtrade in „Lateinamerika und Karibik“: Gesamt ten FairtradePrämien Top 10 Länder nach FairtradePrämien einnahmen in „Latein FairtradePrämieneinnahmen 201011 einnahmen (€) amerika und Karibik“
Peru 8.196.700 20%
Dominikanische Republik 6.261.000 15%
Kolumbien 5.919.400 14%
Belize 3.171.000 8%
Ecuador 2.681.300 6%
Honduras 2.450.500 6%
Mexiko 2.025.600 5%
Windward Islands 1.910.600 5%
Brasilien 1.811.600 4%
Nicaragua 1.647.300 4%
109 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
tabelle 8.3
Fairtrade in „Lateinamerika und Karibik” 2011
Anzahl der Kleinbauern und Arbeiter in Fairtrade-Prämien- Fairtrade-Produzenten- Einnahmen 2010-11 organisationen 2011 (in Mio. €)Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations/SPO) 285.400 36,1Plantagen/Farmen (Hired Labour Organizations/HLO) 11.400 5,3„Lateinamerika und Karibik“ Gesamt 296.800 41,4Anteil an Gesamtzahl aller SPOs 27% 75%Anteil an Gesamtzahl aller HLOs 7% 42%Anteil an Gesamtzahl aller Produzentenorganisationen weltweit 24% 68%
110 Fairtrade – reichweite und wirkung Vierte ausgabe 2012
Grafik 8.8
Fairtrade in „Lateinamerika und Karibik”: Produzentenorganisationen 2009-2011
Plantagen/Farmen (Hired Labour Organizations/HLO) Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations/SPO) Gesamt
600
500
400
300
200
100
0
201120102009
71
405
476
72
437
509
538
469
69
Kaffee 37%Bananen 34%Rohrzucker 12%Kakao 12%Blumen und Pflanzen 1%Weintrauben 1%Frische Früchte 1%Honig 1%Fruchtsäfte 1%Weitere 1% 36+34+12+12+1+1+1+1+1+1+Grafik 8.7
Fairtrade in „Lateinamerika und Karibik”: Anteil der Produktkategorien an den gesamten Fairtrade-Prämien-Einnahmen 2010-11
Honig
Frische Früchte
Weintrauben
Blumen und Pflanzen
Fruchtsäfte
Weitere
Kaffee
Bananen
Rohrzucker
Kakao
PRODUzenten BeRicht Fairtrade-Kreditfonds für Kleinbauern in Lateinamerika
Incofin Investment Management, Fairtrade
International und die Grameen Foundation haben
mit der Einrichtung des Fairtrade-Kreditfonds
Kleinbauernorganisationen in Lateinamerika
Zugang zu langfristigen Krediten verschafft.
Eine 2010 durchgeführte Befragung ergab einen
finanziellen Bedarf der Kleinbauern in
Lateinamerika von 500 Millionen US-Dollar, von
denen mehr als die Hälfte in Form von
langfristigen Krediten benötigt wird. Die Fairtrade-
Kreditfondssumme wird in den zwei Jahren nach
Gründung des Fonds auf voraussichtlich 25
Millionen US-Dollar ansteigen.
LESEN SIE HIER DIE GANZE GESCHICHTE
http://bit.ly/VLp34b
Grafik 8.9
Fairtrade in „Lateinamerika und Karibik”: Produzentenorganisationen nach Ländern 2011
ArgentinienSPO 5 HLO 14 Gesamt 19
KolumbienSPO 61 HLO 21 Gesamt 82
Costa Rica SPO 12 HLO 1 Gesamt 13
PanamaSPO 2 HLO 0 Gesamt 2
EcuadorSPO 14 HLO 11 Gesamt 25
NicaraguaSPO 31 HLO 0 Gesamt 31
BrasilienSPO 36 HLO 1 Gesamt 37
ParaguaySPO 10 HLO 0 Gesamt 10
ChileSPO 15 HLO 6 Gesamt 21
BelizeSPO 2 HLO 0 Gesamt 2
HaitiSPO 9 HLO 0 Gesamt 9
Dominikanische RepublikSPO 17 HLO 12 Gesamt 29
CubaSPO 27 HLO 0 Gesamt 27
BolivienSPO 31 HLO 0 Gesamt 31
El Salvador SPO 5 HLO 0 Gesamt 5
GuatemalaSPO 19 HLO 0 Gesamt 19
HondurasSPO 22 HLO 0 Gesamt 22
St. LuciaSPO 1 HLO 0 Gesamt 1
GuyanaSPO 8 HLO 0 Gesamt 8
St. Vincent und die GrenadinenSPO 1 HLO 0 Gesamt 1
MexikoSPO 49 HLO 3 Gesamt 52
PeruSPO 91 HLO 0 Gesamt 91
UruguaySPO 1 HLO 0 Gesamt 1
GesamtzahlenSPO 469 HLO 69 Alle 538
SPO Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations)HLO Plantagen/Farmen (Hired Labour Organizations)
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