FAIRMED vor Ort

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vor Ort Ausgabe Nr. 193 | März 2011 Indien Behinderung vorbeugen Seite 2 Kamerun Schule als Geschenk Seite 10 Portrait Wichtige Mission Seite 14

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März 2011 Deutsch

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vor OrtAusgabe Nr. 193 | März 2011

Indien Behinderung vorbeugen Seite 2

Kamerun Schule als Geschenk Seite 10

Portrait Wichtige Mission Seite 14

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Mahima verfolgt aufmerksam die Instruktionen der von FAIRMED eingesetzten Pflegerin. Sie bringt ihr gerade bei, ihren Fuss richtig zu massieren. Das ist eine wichtige Übung, die Mahima jetzt den Rest ihres Lebens regelmässig machen sollte. Mahima hat kein Gefühl mehr in ihrem rechten Fuss. Als ihre Mutter die Fle-cken entdeckte, befürchtete sie gleich eine Lepraerkrankung. Sie kannte die Krank-

Bei der 6-jährigen Mahima wurde die Lepra noch rechtzeitig entdeckt, doch trotz richtiger Behandlung wird die Krankheit ihr weiteres Leben prägen.

Behinderung vorbeugen

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heit aus eigener Erfahrung. Die Mutter brachte Mahima zum nächstgelege-nen Gesundheitszentrum im Gun tur-Distrikt in Andhra Pradesh, einem Bun-desstaat im Südosten von Indien. Dort wurde dann tatsächlich Lepra diagnos-tiziert. Ein grosser Schock für die jun-ge Mutter. Die kleine Mahima begriff noch nicht, was das bedeutet, doch der Mutter gingen die schrecklichen Bilder von verstümmelten Leprakran-

ken nicht mehr aus dem Kopf. Der Mit-arbeiter des Gesundheitszentrums ver-suchte die Mutter zu beruhigen. Da sie rechtzeitig in die Behandlung gekom-men sei, seien die Chancen sehr gut, dass diese Lepra eine normale, heilba-re Infektionskrankheit bleibe und Mahi-ma wieder vollständig gesund werde. Er machte einen Sensibilitätstest und fand heraus, dass der Nerv des rechten Fusses schon ein wenig beeinträchtigt war. Das kann sich aber nach der Be-handlung mit der Kombinationsthera-pie wieder erholen. Leider kam es an-ders. Der kleine Körper reagierte heftig auf den Kampf der Medikamente ge-gen das Lepra-Bakterium und man musste die schmerzhafte Entzündung am Fuss mit weiteren Medikamen-ten behandeln. Am Anfang hatten alle noch gehofft, dass sich der geschwol-lene Nerv wieder erholt, doch dann mussten sie der Tatsache ins Auge bli-cken: Der Nerv war nachhaltig geschä-digt und Mahima wird in ihrem rech-ten Fuss nie wieder etwas fühlen. Hier setzt das Projekt in Andhra Pradesh zur Verhinderung von Behinderungen von FAIRMED an.

Lepra in Andhra PradeshGemäss den Zahlen der Weltgesund-heitsorganisation hat Indien noch im-mer rund 60 bis 70% der weltweiten Leprafälle zu verzeichnen. Obwohl im Bundesstaat Andhra Pradesh im Süd-

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Eine Pflegerin behandelt Mahimas verletzten Fuss, der durch die Lepra gefühllos geworden ist.

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steht aber die Möglichkeit, dass die Krankheit nur eine Episode im Leben eines Menschen darstellt und ohne Nervenschädigung und somit ohne körperliche Folgeschäden bleibt. Dazu gibt es zwei Pfeiler: Einerseits ist es wichtig, dass die Menschen rechtzei-tig behandelt werden, damit das Lep-ra-Bakterium bekämpft werden kann noch bevor der Nerv angegriffen wird. Andererseits muss verhindert werden, dass Menschen, die dennoch eine Ner-

venschädigung davon-getragen haben, keine Behinderungen erlei-den oder dass sich der Zustand von solchen,

die bereits behindert sind, nicht ver-schlechtert. Die frühzeitige Behand-lung wird durch das Leprakontrollpro-gramm abgedeckt: Die Betroffenen werden darüber aufgeklärt, wie die frü-hen Symptome aussehen, dass Lepra heilbar ist, dass die Medikamente gra-tis sind und dass sie rechtzeitig einen Arzt aufsuchen müssen. Doch Perso-nen, welche trotzdem eine Nerven-schädigung erlitten haben, werden in diesem Programm zu wenig erfasst. Um diesen Menschen zu helfen, hat FAIRMED ein neues Projekt ins Leben gerufen. Die Behinderung von Mahima wird als Grad I eingestuft, das heisst, sie ist nicht sichtbar im Gegensatz zu Grad II, was die Klassifizierung für sichtbare Behinderungen ist. Eine Pa-

osten des Landes die Lepra nach offi-zieller Definition eliminiert ist, sind die Distrikte Ost-Godavari und Guntur von einer sehr hohen Zahl an Leprakranken betroffen. Die Lepra ist als endemische Krankheit immer noch in 122 Ländern der Welt präsent. Als Endemie wird in der Medizin das andauernde, gehäuf-te Auftreten einer Krankheit (im en-geren Sinne einer Infektionskrankheit) bezeichnet, die in einer begrenzten Re-gion oder Population auftritt. In der Le-prabekämpfung wird von «Elimination» ge-sprochen, wenn es pro 10 000 Einwohner we-niger als einen Krank-heits-Fall gibt. Elimination ist also nicht gleich zu setzen mit Ausrottung, was oft verwechselt wird. Einer der bevöl-kerungsreichsten Bundesstaaten In-diens, Andhra Pradesh mit zirka 80 Millionen Einwohnern, erreicht die Zielsetzung der «Elimination» zwar im Durchschnitt. Das ändert aber nichts daran, dass die Zahl der Leprabetrof-fenen in die Tausende geht. Viele die-ser Menschen sind zudem lebenslang behindert und somit auf Unterstützung angewiesen.

Vermeiden sichtbarer BehinderungDie Lepra vollständig auszurotten scheint im Moment mit den bestehen-den Behandlungsmethoden nicht mög-lich zu sein. Seit Lepra heilbar ist, be-

«Die Prävention von Behinderungen steht

im Vordergrund.»

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tientin wie Mahima trägt ein grosses Risiko, dass sich ihre Behinderung von Grad I zu Grad II verschlimmert. Genau das will unser Projekt verhindern.

Mahima wird begleitet Gefühllose Körperteile sind vielen Risi-ken ausgesetzt. Mahima kann sich ver-brennen und spürt es nicht, oder eine kleine Verletzung, welche sie nicht be-achtet, kann zu einem üblen Geschwür ausarten. Das ist der klassische Verlauf einer Lepraerkrankung. Wird sie nicht erkannt, kann dies zu den schrecklichen

Oben: Wenn die Nerven geschädigt sind, spürt der Patient seine Verletzungen nicht mehr.

Rechts: Physiotherapeutische Dienst-leistungen helfen dabei, Behinderungen vorzubeugen.

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Bildern von verstümmelten Gliedma-ssen führen, welche man kennt und die heute zum Glück weniger anzutreffen sind. Mahima will nicht so enden. Des-halb sitzt sie da und macht ihre Übun-gen fleissig mit. Sie muss lernen, wie sie ihren Fuss benutzt und pflegt. Dazu wird natürlich auch ihre Mutter einge-bunden. Mahima ist ein aufgeweck-tes Mädchen und kann wie alle anderen Kin-der spielen, doch sie muss ihr Leben lang auf-merksamer sein, weil sie das Gefühl in ihrem Fuss durch Be-obachten ersetzen muss. In der Phy-siotherapie hat sie Patienten gesehen, welche als Folge einer Lepraerkran-kung schlimme Verstümmelungen ha-ben und das gibt ihr den Antrieb, gut auf sich acht zu geben.

Stärkung der SelbsthilfeUm die Prävention von Behinderun-gen wirksam und nachhaltig zu ge-stalten, setzt FAIRMED auf eine Zu-sammenarbeit der Betroffenen, ihrer Gemeinschaft und den örtlichen Ge-sundheitsstrukturen. In jedem Gesund-heitszentrum wird eine medizinische Fachperson geschult, die als Anlauf-stelle für Leprabehinderte dient. Zwei mobile Teams unterstützen Leprabe-troffene in den Gemeinden bei der Organisation von Selbsthilfegruppen, damit das notwendige Wissen weiter-

gegeben werden kann. Eine umfassen-de Prävention beinhaltet aber auch die Schulung von Angehörigen oder Nach-barn von Behinderten. Es wird gezeigt, wie Wunden einfach und wirksam ge-pflegt können. Menschen mit Verstüm-melungen und Geschwüren können so ihre Extremitäten erhalten, indem Ver-letzungen und Infektionen vermieden

werden. Die Leprabe-hinderten erhalten ei-nen «Selbsthilfe-Kit», damit sie ihre Wunden zu Hause pflegen kön-

nen und bei Bedarf spezielle Schuhe, welche die gefühllosen Füsse vor Ver-letzungen bewahren. Menschen, die sich neu mit Lepra infizieren oder die an leprabedingten Behinderungen leiden, werden somit jederzeit optimal behan-delt. Vom Einbezug der ganzen Gemein-de profitieren zudem alle Behinderten, nicht nur Leprabetroffene. Die Stärkung der Selbsthilfe gehört zu den wichtigs-ten Strategien von FAIRMED. Die Unab-hängigkeit der Leprabetroffenen liegt im Interesse aller Beteiligten. Diese neuen Wege müssen gemeinsam mit den Be-troffenen selber, der Gemeinschaft, in der sie leben und der örtlichen Gesund-heitsstruktur beschritten werden, damit in den Distrikten von Ost-Godavari und Guntur weitere Erfolge in der Leprabe-kämpfung erzielt werden und Mädchen wie Mahima ein eigenständiges und glückliches Leben führen können.

«Das Nachfolge-Projekt von FAIRMED stärkt die Selbsthilfe.»

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derungen tatsächlich erreicht werden kann.» Die Strategie betont auch die Wichtigkeit, enge Kontaktpersonen der Betroffenen auf Lepra-Symptome hin zu überprüfen um eine allfällige Erkran-kung möglichst früh zu diagnostizieren.

Unterstützung durch die Vereinten NationenZwei Ereignisse verliehen der Strategie 2010 weiteren Auftrieb und führten zu einer breiten Anerkennung ihrer Ziele. Erstens verabschiedete die Generalver-sammlung der Vereinten Nationen am 21. Dezember eine Anzahl von Richtli-nien gegen die Diskriminierung von Per-sonen, die von Lepra betroffen sind. Zweitens veröffentlichten die Weltge-

sundheitsorganisation und die UNESCO im November in Zusam-menarbeit mit ande-ren Organisationen be-

stimmte Richtlinien. Diese zielen darauf ab, die Lebensqualität armer Menschen mit Behinderung zu erhöhen und ent-halten ein Kapitel, das sich spezifisch mit Lepra befasst. Die in der Publikation

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«Die Zahl der Behinderungen muss

reduziert werden.»

Globale StrategieDer Januar 2011 wird als Meilenstein im Kampf gegen die Lepra in Erin-nerung bleiben: Die erweiterte, globale Strategie der Weltgesundheitsor-ganisation trat in Kraft.

Die erweiterte globale Strategie hat zum Ziel, die Anzahl neuer Fälle mit Behinderungen zweiten Grades (so-genannte sichtbare Behinderungen), bis Ende 2015 um mindestens 35% zu senken. Diese Strategie kam nach langem Beratungs- und Abwägungs-prozess zustande. Involviert waren die Koordinatoren der nationalen Leprapro-gramme, die technische Beratergrup-pe der Weltgesundheitsorganisation, Pharma-Unternehmen und nicht-staat-liche Organisationen.

ILEP zählt auf Beteiligung der Organisationen Die ILEP (International Federation of Anti-Leprosy Associations) hofft als Vereinigung der Lepra-hilfswerke, dass so vie-le Koordinatoren wie möglich dieses Ziel in ihre nationalen Lepra-Kontrollpläne integrieren. Der aktuelle Präsident der ILEP und Geschäftsfüh-rer von FAIRMED, René Stäheli, sagt dazu: «Wir hoffen, dass auf diese Wei-se die anvisierte Reduktion der Behin-

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festgehaltenen Ziele zur Verbesserung der Gesundheit, Bildung und der allge-meinen Lebensgrundlage dieser Perso-nen werden von der ILEP vollumfänglich unterstützt.

Globale BekämpfungDie Stiftung für Nachhaltige Entwick-lung der Novartis, welche an der Schnitt-stelle von internationaler Gesundheit und Unternehmensverantwortung ar-beitet, weist ebenfalls darauf hin, dass die Bekämpfung global angepackt wer-den muss: «Die Welt wird immer klei-ner, und damit kann es Mitteleuropä-

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Eine ständige Kontrolle und Pflege der Wunden verkleinert das Risiko von Behin-derungen.

Globale Strategie ern immer weniger gleichgültig sein, wie gut die Gesundheits-Systeme in entfernten Ländern mit ihren jeweili-gen Krankheitslasten zurechtkommen. […] Für medizinisch und gesellschaft-lich interessierte Beobachter lautet die Frage daher nicht, ob man Fragen wie jene nach der weltweiten Bekämpfung von Lepra ignorieren kann, sondern, welche Prioritäten zu setzen sind.» Nach Ansicht der Weltgesundheitsor-ganisation sind diese Prioritäten für die nächsten Jahre klar definiert: Beabsich-tigt wird die Reduktion neuer Fälle mit sichtbaren Behinderungen.

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Schule als Geschenk

Eine Fliege surrt durch die Luft und sorgt für Abwechslung im Klassenzim-mer. Es ist heiss und Céline kann sich nicht konzentrieren. Sie fragt sich, wie-so sie überhaupt so etwas Langweili-ges wie Mathematik lernen muss. Das ist vielleicht für die Erwachsenen gut, aber für ein 8-jähriges Mädchen? Die Fliege landet auf ihrer Nase und spätes-

tens jetzt hat Céline das Klassenzim-mer geistig gänzlich verlassen, um ihre eigene Phantasie-Welt zu betreten. Die Lehrerin, welche die Situation aus der Ferne beobachtete, klatscht laut in die Hände. Céline schreckt abrupt aus ih-ren Tagträumen auf. Die Schülerin aus Kamerun hat viele Gemeinsamkeiten mit gleichaltrigen Schülerinnen aus der

Damit die Kinder während der Krankheit den Anschluss in der Schule nicht verlieren, hat FAIRMED in Ayos, Kamerun, neben dem Spital ein Schulgebäude errichtet und eine Lehrerin eingestellt.

Die jungen Buruli-Patienten beimUnterricht in Ayos.

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reicht, dass die meisten Kinder in Kame-run in der Nähe ihrer Familien behandelt werden können. Besonders schlimmen Fällen kann aber nur am Referenzspi-tal in Ayos geholfen werden, wo sie teilweise über Monate bleiben müs-sen. Damit die Kinder während dieser Zeit den Anschluss in der Schule nicht verlieren, hat FAIRMED in Ayos neben dem Spital ein Schulgebäude errichtet

und eine Lehrerin ein-gestellt (siehe Portrait auf der nächsten Seite). So können die Kinder einen altersgerechten Unterricht besuchen.

Dank diesem Angebot können immer mehr Kinder nach der Behandlung min-destens die Grundschule abschliessen.

«Die Kinder können während des

Spitalaufenthalts die Schule besuchen.»

Schweiz, wenn es um die Konzentra-tion im Klassenzimmer geht. Ihre Ver-gangenheit ist aber eine völlig andere. Sie hatte sich vor Jahren mit Buruli an-gesteckt und erhält im Spital in Ayos die entsprechende Behandlung.

Was bewirkt Buruli?Buruli ist eine Krankheit, die von einem Bakterium verursacht wird, das mit dem Lepra-Bakterium verwandt ist. Es nis-tet sich unbemerkt im Unterhautgewebe ein, vorwiegend bei Kindern unter 16 Jahren. Dort zerstört es, vorerst schmerzlos, das Ge-webe. Wenn die Wunde aufbricht, ent-stehen meist riesige, schlecht heilende und vernarbende Geschwüre. Rechtzei-tig erkannt, kann der Infektionsherd mit einem kleinen ambulanten Eingriff ent-fernt oder mit Antibiotika behandelt wer-den. Ayos, eineinhalb Autostunden von der Hauptstadt Yaoundé entfernt, liegt in einem endemischen Gebiet in Kame-run. Kinder mit verkrüppelten Armen und Beinen sind dort häufig anzutreffen.

Unsere UnterstützungFAIRMED hat in Ayos ein Referenz-zentrum für die Behandlung und Erfor-schung von Buruli aufgebaut. Durch ein Netzwerk von vier dezentralen Gesund-heitszentren mit Buruli-Spezialisierung hat unsere Organisation inzwischen er-

Dank des Unterrichts während ihremAufenthalt im Buruli-Spital wird auchCéline ein Grundschulabschluss ermög-licht.

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PROJEKTPORTRAIT12

Ich bin 29 Jahre alt, verheiratet, Mutter eines Kindes und arbeite als Lehrerin an der Schule für burulikranke Kinder in Ayos. Als ich für diese Stelle angefragt wurde und mich schliesslich für das Engagement entschied, war eigent-lich meine Neugier ausschlaggebend. Ich kannte Buruli nur vom Namen her. Die Details und die Auswirkungen der Krankheit waren mir nicht bekannt. Es geisterten Geschichten und Legenden umher, welche meine Neugier noch zu-sätzlich verstärkt haben. Jetzt möchte ich diese Arbeit nicht mehr missen: Ich liebe es täglich Lehr-Fortschritte zu er-zielen und fühle mich diesen leidenden Kinder sehr verbunden.

Als ich anfing, wollten die Kinder die Schule nicht besuchen und haben sich in den hintersten Ecken des Spi-tals versteckt. Ich musste jeden Mor-gen als erstes die Schüler einsammeln. Glücklicherweise war dieser Spuk nach zwei Wochen vorbei und sie begannen, sich für den Unterricht zu interessieren. Wenn ich mich jetzt gelegentlich ver-

späte, dann sitzen sie bei meiner An-kunft bereits erwartungsvoll vor der Klassentür. Meine Schüler freuen sich jeweils darauf, zur Schule zu kommen. Sie sind deutlich lernwilliger geworden und arbeiten diszipliniert. Dies erleich-tert meine Arbeit sehr. Weil die Kinder zweimal täglich ärztlich versorgt wer-den müssen und das Pflegepersonal nicht immer pünktlich ist, ist es aber schwierig, die Motivation beim Lernen immer aufrecht zu erhalten und die Kurszeiten strikt einzuhalten.

Freude am UnterrichtDie Lehrerin Bipane Mvongo Elisabeth Mireille stellt sich vor

Meine Wünsche für die Zukunft

Es gibt Jugendliche, welche keine akademische Karriere anstreben kön-nen, weil sie in ei nem späten Alter mit der Schule angefangen haben. Ich würde sehr gerne die Schule mit einem Computer oder mit Nähma-schinen ausstatten, damit diese Ju-gendlichen später Chancen auf einen Beruf haben. Hierfür will ich mich gerne einsetzen!

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FAIRMED informiert zusammen mit fünfzehn anderen gemeinnützigen Schwei zer Organisationen in der Kam-pag ne «My Happy End» über die Mög- lichkeit, einen Teil des künftigen Nach-lasses gemeinnützigen Institutio nen zu hinterlassen. Die gemeinsame Kam-pagne der unabhängigen Organisa-tionen dauert insgesamt drei Jahre und richtet sich an Personen, die sich Fragen zu ihrem Testament stellen.

Vererben Sie LebenGehören Sie zu der Mehrheit der Personen in der Schweiz, die kein Testa-ment verfasst haben? Oder haben Sie sich schon einmal überlegt, einen Teil Ihres Vermögens nach Ihrem Tod für die Erhaltung jungen Lebens ein-zusetzen? Unter den Ärmsten der Armen können Sie mit Ihrem Nachlass am meisten bewirken.

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Bleiben Sie in bester Erinnerung – berücksichtigen auch Sie in Ihrem Testament gemeinnützige Organisationen.

Eine Initiative von: Amnesty International, FAIRMED, Fastenopfer, Greenpeace Schweiz, Heilsarmee, Médecins Sans Frontières, miva – transportiert Hilfe, Pro Natura, Rheumaliga Zürich, SBS Schweizerische Bibliothek für Blinde, Seh- und Lesebehinderte, Stiftung SOS-Kinderdorf Schweiz, Schweizerische Rettungsflugwacht Rega, Stiftung Kinderdorf Pestalozzi, Terre des hommes – Kinderhilfe, Stiftung WELT OHNE MINEN, WWF Schweiz

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In einem Fernsehspot, der auf den Sen dern SF DRS und TSR ausge-strahlt wird, und auf der Homepage www.myhappyend.org wird auf die Mög lichkeit aufmerksam gemacht, durch ein Legat für einen guten Zweck zu spenden. Anna Opladen erteilt Ihnen ger ne Auskunft, wenn Sie sich telefo nisch (031 310 55 67) oder per E-Mail ([email protected]) infor - mieren wollen.

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Rolf Lehmann als engagierter Botschafter von FAIRMED.

Es sei schon überraschend, wie alles angefangen habe. Rolf Lehmann ar-beitete damals (wie heute) als Rechts-anwalt und Notar an der Spitalgasse 9 in Bern. Im selben Gebäude befand sich das Büro der Aussätzigenhilfe Emmaus Schweiz (heute FAIRMED). Im Jahr 1989 war Walter Rosenfeld als Präsident des Vereins tätig und traf den Notar im Treppenhaus. Er fragte spontan nach, ob er, Herr Lehmann, daran interessiert wäre, sich als Mit-glied des Vorstandes ehrenamtlich zu engagieren. «Wenn ich ehrlich bin,

Wichtige Mission

dachte ich damals nicht, dass diese Reise ein halbes Leben lang dauern würde», gibt der Fürsprecher direkt zu. Indien als Bezugspunkt Die erste Stufe der Treppe wurde im Jahr 1990 genommen, als Herr Leh-mann als jüngstes Vereinsmitglied im Vorstand aufgenommen wurde. «Ich fand es von Anfang an eine wichtige Mission, mich für die Gesundheit der Ärmsten einzusetzen. Ich stellte mich damals zur Verfügung, auch weil ich eine besondere Affinität zu Indien

«Alles begann vor mehr als 20 Jahren, und zwar im Treppenhaus des Ar-beitsplatzes» erzählt Rolf Lehmann, Präsident des FAIRMED-Stiftungsra-tes. Mit einem Lächeln auf seinem Gesicht erläutert er seine Motivation und sein Engagement für die Gesundheit der Ärmsten.

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15PERSÖNLICH

Zur PersonName: Lehmann RolfAlter: 56 JahreBeruf: Rechtsanwalt und NotarWohnort: Schliern bei Köniz, BernFamilienstand: verheiratet, 2 Kinder

hatte.» Und plötzlich sprudeln die Ge-schichten nur so heraus: Er sei Ende der 70er-Jahren ein halbes Jahr lang in Indien unterwegs gewesen, damals noch als Tramper. «Es waren andere Zeiten und ich trug die Haare sicher ein biss-chen länger» fügt er schmunzelnd hinzu. Diese Reise habe auf alle Fälle seine Entscheidung beein-flusst. Indien sei in den Folgejahren überhaupt eine seiner bevorzugten Reise-Destinationen gewesen. Im Jahr 1995 nahm Rolf Lehmann die nächste Stufe und wurde Präsident der Aussätzigenhilfe Emmaus Schweiz. Die ehrenamtliche Arbeit habe damals nicht selten einen ganzen Arbeitstag pro Woche ausgemacht. «Man muss eine hohe emotionale Verbundenheit und ein bisschen Biss haben, damit man eine solche Belastung für länge-re Zeit tragen kann.» Das langjährige Engagement sei aber rückblickend die richtige Entscheidung gewesen. Juristische Unterstützung der StiftungMit seinem juristischen Hintergrund war Herr Lehmann stets die Ansprech-person für allgemeine Rechtsfragen. Im Zusammenhang mit diversen Um-strukturierungen, welche sich in diesen Jahren ergeben haben, hat er die not-wendigen Impulse geliefert und eine

beratende Rolle eingenommen. Jetzt sei die Stiftung ein modern geführtes Klein-Unternehmen, mit klar definierten Prozessen und Strukturen. Dies sei insbesondere

auch dem aktuel-len Geschäftsfüh-rer, René Stäheli, zu verdanken. Ge-meinsam habe man

so weitere Stufen genommen und die Professionalität der Stiftung in den letzten Jahren auf einem hohen Niveau etabliert.

«Die Gesundheit der Ärmsten liegt mir

am Herzen.»

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Interaktive Karte

Die Rapp Gruppe, welche ihren Hauptsitz in Basel hat, ist u.a. in der dynamischen Web-Programmierung tätig. Die Gruppe hat im letzten Jahr FAIRMED mit der Entwicklung einer Karten-Applikation für die Visualisierung der Gesundheitspro-jekte fachlich und finanziell unterstützt. Die interaktive Karte zeigt auf der Web-site in anschaulicher Art und Weise, in welchen Ländern der Welt FAIRMED tä-tig ist und welche Projektschwerpunkte (Lepra-Bekämpfung, Unterstützung der Basisgesundheit, Sozialprojekte, usw.) gesetzt werden. Die interaktive Karte auf www.fairmedprojekte.ch ermöglicht dem Spender Projekte virtuell zu besu-chen und so mehr über die Vielfalt und Einsatzgebiete FAIRMEDs zu erfahren. FAIRMED ist auf solche Partnerschaften angewiesen, damit die Kosten tief gehal-ten und gleichzeitig eine hohe Professionalität der Dienstleistungen gewährleistet werden kann. Ein herzliches Dankeschön an die Rapp Gruppe!

Haben Sie allfällige Verbesserungsvorschläge oder Bemerkungen zur Karten- Applikation? Dann senden Sie diese bitte via E-Mail an [email protected].

Aarbergergasse 29CH-3000 Bern 7Telefon +41 (0)31 311 77 97Fax +41 (0)31 318 08 [email protected]

Impressum: Vierteljährliches Magazin von FAIRMED; Redaktion: Luca Zacchei; Fotos: Simon B. Opladen; Gestaltung: graphicarts, Bern-Liebefeld; Druck: Spühler Druck AG, Rüti ZH. Abonnement in Spenden ab 5.– Franken enthalten.