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12 NaturFoto 5/2009 5/2009 NaturFoto 13 Praxistest So ganz komplett war das Olympus E-System einfach noch nicht. Zwar lässt das Objektiv-Programm mitt- lerweile kaum noch Wünsche offen. Bei den Kameras aber hatte man bislang nur die Wahl zwischen den zwar sehr kompakten und gut ausgestatteten Amateurmodellen E-420/E-520 und der sehr robusten aber eben auch nicht ganz leichten und immerhin rund 1.500 Euro teu- ren E-3. Dazwischen gab es nichts. Nun füllt die E-30 diese Lücke. Rund 400 Euro billiger und gute 150 Gramm leichter als die E-3, ist sie dieser hinsichtlich einer Reihe von Ausstattungsmerkmalen sogar über- legen. Der etwas größere Sucher so- wie das extrem robuste, gegen Schmutz und Feuchtigkeit versie- gelte Gehäuse sind die stärksten Ar- gumente für die Profikamera. In den meisten anderen Punkten ist die Mittelklasse-Olympus dem Top- modell mindestens ebenbürtig. Das verwundert nicht wirklich, denn schließlich liegt zwischen der Markt- einführung der Modelle mehr als ein Jahr und das ist in der Digitaltechnik eine lange Zeit. So verfügt die Neue über einen hö- her auflösenden Sensor (12,3 Me- gapixel gegenüber den 10,1 Mega- pixeln der E-3) und ein etwas grö- ßeres – wie in der E-3 – klapp-und drehbares Display (2,7 Zoll gegen- über 2,5 Zoll bei der E-3, allerdings bei gleicher Auflösung von 230.000 Bildpunkten). Das Gehäuse ist aus glasfaserverstärktem Kunststoff ge- fertigt, macht aber gleichwohl einen sehr robusten Eindruck und liegt mit einem Gewicht (einschließlich Akku und Speicherkarte) von 735 Gramm und dem großen, gum- mierten Griffwulst sehr gut in der Hand. Hinsichtlich der Abmessun- gen unterscheidet es sich nur ge- ringfügig – vor allem in der Höhe – von der E-3. Daher passt der Akku- Handgriff HLD-4 der E-3 auch an die E-30. Die Akkus sind dement- sprechend die gleichen, die in der E- 3 und auch in der E-520 Verwen- dung finden. Ebenfalls aus der E-3 stammt der leistungsfähige Bildstabilisator auf Sensor-Shift-Basis. Im Durchschnitt betrug der Gewinn im Test rund drei Zeitstufen, was die Möglichkeiten für das Fotografieren ohne Stativ schon beträchtlich erweitert. Allen SLRs des E-Systems gemein- sam ist der äußerst effektive Staub- schutz mittels Ultraschall-Mecha- nismus. Im Testzeitraum von rund sechs Wochen verirrte sich nicht ein Stäubchen in die Bilder. In der Hand Die Anordnung der Tasten und Be- dienelemente gleicht weitgehend der E-3. Auffälligster Unterschied ist allerdings das Programm-Wahlrad, das der E-3 fehlt. Das Einstellen des Aufnahmeprogramms funktioniert so einfach schneller als über die Tas- ten bei der E-3. Der Drehwider- stand des Rades ist so groß, dass ein versehentliches Verstellen auch ohne zusätzliche Verriegelung zu- mindest sehr unwahrscheinlich ist. Neben den üblichen Funktionen Zeit-, Blenden-, Programmautoma- tik sowie manueller Nachführmes- sung stehen fünf Motivprogram- me, die neuen Effektfilter und Motiv- Einstellungen (Art/SCN) sowie eine Vollautomatik zur Verfügung. Die Effektfilter (z. B. Lochkamera, PopArt, Doppelbelichtung oder Schwarzweiß) sowie die Motivpro- der können umkonfiguriert werden. Ich habe die Kamera beispielsweise so eingestellt, dass ich in der von mir meistens genutzten Zeitauto- matik (A) mit dem vorderen Ein- stellrad die Belichtungskorrektur einstelle und mit dem hinteren die Blende. Sucher und andere Anzeigen Der Sucher zeigt 98 Prozent des Bildausschnitts bei einer 1,02-fa- chen Vergrößerung. Er ist damit deutlich größer als der Sucher der E-520 und nur wenig kleiner als derjenige der E-3, verfügt allerdings nicht über einen Okularverschluss. Leider kann man nur beim Olym- pus-Service die Standardmatt- scheibe gegen eine mit Gitterraster austauschen lassen. Die Sucher- anzeige – horizontal unter dem Sucherbild angeordnet – ist umfas- send und gut ablesbar. Beim An- tippen des Auslösers verwandelt sich die Belichtungskorrektur-Skala in eine digitale Wasserwaage – be- sonders in der Landschafts- und Pa- noramafotografie ist das sehr hilf- reich. Auf dem Display ist neben der horizontalen Wasserwaagen-Funk- tion sogar noch eine vertikale An- zeige vorhanden, die es so gestattet, die Kamera wirklich exakt in allen Richtungen zu justieren. Der Sucher ist insgesamt groß und ausreichend hell, um auch passabel manuell fo- kussieren zu können. Mit dem elek- tronisch gesteuerten Einstellring der einfacheren Olympus-Objektive macht das allerdings wenig Freude. Das rückwärtige Display ist recht hell und aus großen Betrachtungs- winkeln noch gut ablesbar. Auch in Verbindung mit der LiveView-Funk- tion vermag es durchaus zu über- zeugen. Über den Druck auf die Info-Taste kann man nacheinander eine große Zahl unterschiedlicher Anzeige-Modi aufrufen. So stehen beispielsweise bei der Wiedergabe nach der Aufnahme verschiedene Histogramm-Anzeigen oder auch Lichter- beziehungsweise Schatten- warnungen zur Verfügung. Im Live- View-Modus kann man zwischen nicht weniger als neun unter- schiedlichen Anzeigemodi auswäh- len, darunter zum Beispiel ein Live- Histogramm, ein Fadenkreuz oder ein Gitterraster. Das Display gestattet zudem über OK-Taste und ein Einstellrad die direkte Einstellung der wichtigsten Kameraparameter von der ISO- Einstellung über die Bildqualität, die Belichtungsmessmethode bis hin zum Weißabgleich und den Blitzfunktionen. Dieser bereits in frü- heren E-Modellen zu findende Schnellzugriff beschleunigt die Be- dienung der Kamera ugemein und macht es nur selten erforderlich, das Menü zu bemühen. Neben dem rückwärtigen Display besitzt die E-30 ein Statusmenü auf der Kameraoberseite. Mit des- sen Hilfe kann man über die diver- sen Funktionstasten und die Ein- stellräder ebenfalls schnell und ohne Umweg über das Menü viele wichtige Kamerafunktionen wie ISO, Weißabgleich, AF-Modus und Ein- stellung der aktiven AF-Felder, Be- lichtungsmessmethode, Belich- tungskorrekur, Belichtungsreihen- automatik oder Aufnahmefrequenz bzw. Selbstauslöser anpassen. Etwas bedauerlich fand ich hier nur, dass auf dem an sich recht um- fassend informierenden Display zwar „ISO“ zu lesen ist, man aber den ISO-Knopf drücken muss, um den aktuellen Wert angezeigt zu bekommen. Mit der E-30 schließt Olympus die beträchtliche Lücke, die zwischen den vor allem auf Bedürfnisse von Amateuren ausgerichteten E-520/E-420 und der für professionelle Anwender konzipierten E-3 klafft. Dabei muss sich die E-30 bezüglich der Ausstattung kaum hinter der Profi-Olympus verstecken, in mancher Hinsicht hat sie sogar mehr zu bieten. Wir haben ausprobiert, wie sich die neue Kamera in der Praxis bewährt. Olympus E-30 in der Praxis gramme erscheinen mir persön- lich bei einer solchen Kamera, die ja insgesamt durchaus professionellen Ansprüchen genügt und sich doch eigentlich auch an eine entspre- chend anspruchsvolle Zielgruppe richtet, ein wenig deplaziert. Um so mehr, als beispielsweise die Effekt- filter sich ohnehin nur auf JPG- nicht aber auf Raw-Bilder auswirken und sich diese und andere Effekte mittlerweile mit deutlich mehr Ein- stellungsoptionen in jeder Mittel- klasse-Bildbearbeitungssoftware fin- den. Stattdessen wäre es meines Erachtens deutlich hilfreicher, ein oder zwei Positionen auf dem Pro- grammwahlrad für persönliche Konfigurationen zu reservieren. An- gesichts der insgesamt enorm um- fangreichen Möglichkeiten, die Kamera den jeweiligen Aufnahme- situationen anzupassen, würde dies die Handhabung ungemein ver- bessern. Stattdessen kann man zwar bis zu zwei Einstellungsvari- anten konfigurieren, muss diese aber durch Drücken und Festhalten der Funktionstaste Fn aktivieren. Nicht sehr praktisch, zumal man der Funktionstaste auch andere praktische Aufgaben zuweisen kann. Ich erledige damit zum Beispiel das Umschalten zwischen AF und manueller Fokussierung und kann so sehr flexibel die jeweils optimale Methode des Fokussierens einstel- len. Neben der Fn- lässt sich auch die AEL-Taste in vielfältiger Weise nutzen. So kann die AEL/AFL-Taste beispielsweise auch die Funktion der Fn-Taste übernehmen oder aber so- wohl die Fokussierung als auch die Belichtung oder nur eines von bei- den speichern. Auch die Einstellrä- AUF EINEN BLICK Bildsensor: Live MOS (17,3 x 13 mm), 4.032 x 3.024 Pixel, Auf l ösung (effektiv) 12,3 Millionen Pixel ISO: 100 - 3.200 Dateiformate: Raw (12 Bit), JPEG LC-Display: dreh- und schwenkbar, 2,7 Zoll, 230.000 Bildpunkte Sucher: 98 Prozent, Sucherbildver- größerung 1,02-fach Serienbilder: 5 Bilder/Sek., bis zu 19 Raws/rund 20 JPGs in Folge (SanDisk CF 8 GB Ducati Edition), 8 Raws in Folge mit 1 GB xD Olympus Picture Card Blitz: Integrierter Klappblitz (LZ 13/100 ISO) Speichermedien: CF und xD Picture Card Weitere Merkmale: Staubreduktionssystem, Live-View, Bildstabilisator auf Sensor-Shift-Basis Abmessungen: ca. 116 (H) x 142 (B) x 75 mm (T) Gewicht (betriebsbereit, mit Akku und CF-Karte): ca. 735 Gramm Preis (Straßenpreis): ca. 1.100 Missing link im E-System Bildstabilisator, LiveView in Kombination mit einem herausklappbaren Display sowie das lichtstarke Telezoom 2,8-3,5/50-200 mm bilden die technische Grundlage für solche Aufnahmen in Bodennähe, bei denen der Einsatz eines Stativs zuweilen schwierig ist. So aber kann man, wie hier bei rund 170 mm Brennweite (entspricht 340 mm im Kleinbildformat) und 1/30 Sekunde noch unverwackelte Bilder schießen. Unerlässlich ist es allerdings, bei solch langen Verschlusszeiten Bildserien zu machen, um dann aus 3, 5 oder noch mehr Aufnahmen die wirklich scharfen auswählen zu können. Olympus E-30, 2,8-3,5/50-200 mm bei 169 mm, Blende 3,5 1/30 Sek. ISO 100

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12 NaturFoto 5/2009 5/2009 NaturFoto 13

Praxistest

So ganz komplett war das OlympusE-System einfach noch nicht. Zwarlässt das Objektiv-Programm mitt-lerweile kaum noch Wünsche offen.Bei den Kameras aber hatte manbislang nur die Wahl zwischen denzwar sehr kompakten und gut ausgestatteten Amateurmodellen E-420/E-520 und der sehr robustenaber eben auch nicht ganz leichtenund immerhin rund 1.500 Euro teu-ren E-3. Dazwischen gab es nichts.Nun füllt die E-30 diese Lücke.Rund 400 Euro billiger und gute 150Gramm leichter als die E-3, ist siedieser hinsichtlich einer Reihe vonAusstattungsmerkmalen sogar über-legen. Der etwas größere Sucher so-wie das extrem robuste, gegenSchmutz und Feuchtigkeit versie-gelte Gehäuse sind die stärksten Ar-gumente für die Profikamera. Inden meisten anderen Punkten istdie Mittelklasse-Olympus dem Top-modell mindestens ebenbürtig. Dasverwundert nicht wirklich, dennschließlich liegt zwischen der Markt-einführung der Modelle mehr als einJahr und das ist in der Digitaltechnikeine lange Zeit.So verfügt die Neue über einen hö-her auflösenden Sensor (12,3 Me-gapixel gegenüber den 10,1 Mega-pixeln der E-3) und ein etwas grö-ßeres – wie in der E-3 – klapp-unddrehbares Display (2,7 Zoll gegen-über 2,5 Zoll bei der E-3, allerdingsbei gleicher Auflösung von 230.000Bildpunkten). Das Gehäuse ist ausglasfaserverstärktem Kunststoff ge-fertigt, macht aber gleichwohl einensehr robusten Eindruck und liegtmit einem Gewicht (einschließlichAkku und Speicherkarte) von 735 Gramm und dem großen, gum-mierten Griffwulst sehr gut in der

Hand. Hinsichtlich der Abmessun-gen unterscheidet es sich nur ge-ringfügig – vor allem in der Höhe –von der E-3. Daher passt der Akku-Handgriff HLD-4 der E-3 auch andie E-30. Die Akkus sind dement-sprechend die gleichen, die in der E-3 und auch in der E-520 Verwen-dung finden. Ebenfalls aus der E-3 stammt derleistungsfähige Bildstabilisator aufSensor-Shift-Basis. Im Durchschnittbetrug der Gewinn im Test rund dreiZeitstufen, was die Möglichkeitenfür das Fotografieren ohne Stativschon beträchtlich erweitert.Allen SLRs des E-Systems gemein-sam ist der äußerst effektive Staub-schutz mittels Ultraschall-Mecha-nismus. Im Testzeitraum von rundsechs Wochen verirrte sich nicht einStäubchen in die Bilder.

In der HandDie Anordnung der Tasten und Be-dienelemente gleicht weitgehendder E-3. Auffälligster Unterschied istallerdings das Programm-Wahlrad,das der E-3 fehlt. Das Einstellen desAufnahmeprogramms funktioniertso einfach schneller als über die Tas-ten bei der E-3. Der Drehwider-stand des Rades ist so groß, dassein versehentliches Verstellen auchohne zusätzliche Verriegelung zu-mindest sehr unwahrscheinlich ist.Neben den üblichen FunktionenZeit-, Blenden-, Programmautoma-tik sowie manueller Nachführmes-sung stehen fünf Motivprogram-me, die neuen Effektfilter und Motiv-Einstellungen (Art/SCN) sowie eine Vollautomatik zur Verfügung.Die Effektfilter (z. B. Lochkamera,PopArt, Doppelbelichtung oderSchwarzweiß) sowie die Motivpro-

der können umkonfiguriert werden.Ich habe die Kamera beispielsweiseso eingestellt, dass ich in der vonmir meistens genutzten Zeitauto-matik (A) mit dem vorderen Ein-stellrad die Belichtungskorrektureinstelle und mit dem hinteren dieBlende.

Sucher und andere AnzeigenDer Sucher zeigt 98 Prozent desBildausschnitts bei einer 1,02-fa-chen Vergrößerung. Er ist damitdeutlich größer als der Sucher der E-520 und nur wenig kleiner alsderjenige der E-3, verfügt allerdingsnicht über einen Okularverschluss.Leider kann man nur beim Olym-pus-Service die Standardmatt-scheibe gegen eine mit Gitterrasteraustauschen lassen. Die Sucher-anzeige – horizontal unter dem Sucherbild angeordnet – ist umfas-send und gut ablesbar. Beim An-tippen des Auslösers verwandeltsich die Belichtungskorrektur-Skalain eine digitale Wasserwaage – be-sonders in der Landschafts- und Pa-noramafotografie ist das sehr hilf-reich. Auf dem Display ist neben derhorizontalen Wasserwaagen-Funk-

tion sogar noch eine vertikale An-zeige vorhanden, die es so gestattet,die Kamera wirklich exakt in allenRichtungen zu justieren. Der Sucherist insgesamt groß und ausreichendhell, um auch passabel manuell fo-kussieren zu können. Mit dem elek-tronisch gesteuerten Einstellringder einfacheren Olympus-Objektivemacht das allerdings wenig Freude. Das rückwärtige Display ist rechthell und aus großen Betrachtungs-winkeln noch gut ablesbar. Auch inVerbindung mit der LiveView-Funk-tion vermag es durchaus zu über-zeugen. Über den Druck auf dieInfo-Taste kann man nacheinandereine große Zahl unterschiedlicherAnzeige-Modi aufrufen. So stehenbeispielsweise bei der Wiedergabenach der Aufnahme verschiedeneHistogramm-Anzeigen oder auchLichter- beziehungsweise Schatten-warnungen zur Verfügung. Im Live-View-Modus kann man zwischennicht weniger als neun unter-schiedlichen Anzeigemodi auswäh-len, darunter zum Beispiel ein Live-Histogramm, ein Fadenkreuz oderein Gitterraster.Das Display gestattet zudem überOK-Taste und ein Einstellrad diedirekte Einstellung der wichtigstenKameraparameter von der ISO-Einstellung über die Bildqualität,die Belichtungsmessmethode bishin zum Weißabgleich und denBlitzfunktionen. Dieser bereits in frü-heren E-Modellen zu findendeSchnellzugriff beschleunigt die Be-dienung der Kamera ugemein undmacht es nur selten erforderlich, dasMenü zu bemühen.Neben dem rückwärtigen Displaybesitzt die E-30 ein Statusmenüauf der Kameraoberseite. Mit des-sen Hilfe kann man über die diver-sen Funktionstasten und die Ein-stellräder ebenfalls schnell undohne Umweg über das Menü vielewichtige Kamerafunktionen wie ISO,Weißabgleich, AF-Modus und Ein-stellung der aktiven AF-Felder, Be-lichtungsmessmethode, Belich-tungskorrekur, Belichtungsreihen-automatik oder Aufnahmefrequenzbzw. Selbstauslöser anpassen. Etwas bedauerlich fand ich hiernur, dass auf dem an sich recht um-fassend informierenden Displayzwar „ISO“ zu lesen ist, man aberden ISO-Knopf drücken muss, umden aktuellen Wert angezeigt zubekommen.

Mit der E-30 schließt Olympus die beträchtliche Lücke, die zwischen den vor allem auf Bedürfnisse von Amateurenausgerichteten E-520/E-420 und der für professionelle Anwender konzipierten E-3 klafft. Dabei muss sich die E-30bezüglich der Ausstattung kaum hinter der Profi-Olympusverstecken, in mancher Hinsicht hat sie sogar mehr zu bieten. Wir haben ausprobiert, wie sich die neue Kamera in der Praxis bewährt.

Olympus E-30 in der Praxis

gramme erscheinen mir persön-lich bei einer solchen Kamera, die jainsgesamt durchaus professionellenAnsprüchen genügt und sich docheigentlich auch an eine entspre-chend anspruchsvolle Zielgrupperichtet, ein wenig deplaziert. Um somehr, als beispielsweise die Effekt-filter sich ohnehin nur auf JPG-nicht aber auf Raw-Bilder auswirkenund sich diese und andere Effektemittlerweile mit deutlich mehr Ein-stellungsoptionen in jeder Mittel-klasse-Bildbearbeitungssoftware fin-den. Stattdessen wäre es meines Erachtens deutlich hilfreicher, einoder zwei Positionen auf dem Pro-grammwahlrad für persönliche Konfigurationen zu reservieren. An-gesichts der insgesamt enorm um-fangreichen Möglichkeiten, die Kamera den jeweiligen Aufnahme-situationen anzupassen, würde diesdie Handhabung ungemein ver-bessern. Stattdessen kann manzwar bis zu zwei Einstellungsvari-anten konfigurieren, muss dieseaber durch Drücken und Festhaltender Funktionstaste Fn aktivieren.Nicht sehr praktisch, zumal mander Funktionstaste auch anderepraktische Aufgaben zuweisen kann.Ich erledige damit zum Beispieldas Umschalten zwischen AF undmanueller Fokussierung und kannso sehr flexibel die jeweils optimaleMethode des Fokussierens einstel-len. Neben der Fn- lässt sich auchdie AEL-Taste in vielfältiger Weisenutzen. So kann die AEL/AFL-Tastebeispielsweise auch die Funktion derFn-Taste übernehmen oder aber so-wohl die Fokussierung als auch dieBelichtung oder nur eines von bei-den speichern. Auch die Einstellrä-

AUF EINEN BLICK

Bildsensor: Live MOS (17,3 x 13 mm),

4.032 x 3.024 Pixel, Auf lösung

(effektiv) 12,3 Millionen Pixel

ISO: 100 - 3.200

Dateiformate: Raw (12 Bit), JPEG

LC-Display: dreh- und schwenkbar,

2,7 Zoll, 230.000 Bildpunkte

Sucher: 98 Prozent, Sucherbildver-

größerung 1,02-fach

Serienbilder: 5 Bilder/Sek., bis zu

19 Raws/rund 20 JPGs in Folge

(SanDisk CF 8 GB Ducati Edition),

8 Raws in Folge mit 1 GB xD Olympus

Picture Card

Blitz: Integrierter Klappblitz

(LZ 13/100 ISO)

Speichermedien:

CF und xD Picture Card

Weitere Merkmale:

Staubreduktionssystem, Live-View,

Bildstabilisator auf Sensor-Shift-Basis

Abmessungen:

ca. 116 (H) x 142 (B) x 75 mm (T)

Gewicht (betriebsbereit, mit Akku

und CF-Karte): ca. 735 Gramm

Preis (Straßenpreis): ca. 1.100 €

Missing link im E-System

Bildstabilisator, LiveView in Kombination mit einem herausklappbaren Display sowie das lichtstarke Telezoom 2,8-3,5/50-200 mm bilden die technische Grundlage für solche Aufnahmen in Bodennähe, bei denen der Einsatz eines Stativs zuweilen schwierig ist. So aber kann man, wie hier bei rund 170 mm Brennweite (entspricht 340 mm im Kleinbildformat) und 1/30 Sekunde noch unverwackelte Bilder schießen. Unerlässlich ist es allerdings, bei solch langen Verschlusszeiten Bildserien zu machen, um dann aus 3, 5 oder noch mehr Aufnahmen die wirklich scharfen auswählen zu können. Olympus E-30, 2,8-3,5/50-200 mm bei 169 mm, Blende 3,5 1/30 Sek. ISO 100

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Praxistest

Wo wir gerade von Speicherkartenreden: Die E-30 hat zwei Speicher-karten-Fächer. Eines nimmt CF-Kar-ten auf, das andere ist xD PictureCards vorbehalten, einem Karten-format, welches mittlerweile nurnoch von Olympus-Kameras ge-nutzt wird. Diese xD-Karten sind imVergleich zu aktuellen CF- oderSDHC-Karten unsäglich langsam.Allein das Formatieren einer 1GB-Karte nimmt mehr als 10 SekundenZeit in Anspruch. Wer mit xD-Kartenschnelle Bildsequenzen schießenmöchte, muss feststellen, dassschon nach 8 Raw-Bildern Schlussmit schnell ist. Fast schon ärgerlichist es, dass eine der meines Erach-tens wenigen sinnvollen Motivpro-gramme, die Panoramafunktionnämlich, nur in Verbindung mit ei-ner xD Picture Card zu nutzen ist.Warum hält man seitens Olympusnur so stur an diesem Kartentypfest, anstatt die viel leistungsfähi-geren, nur wenig größeren SDHC-Karten als Option neben den CF-Karten einzusetzen? Aufgrund derTrägheit der xD-Karten ist die ansich sinnvolle Option, Daten zwi-schen den beiden Karten hin undher zu kopieren wohl meist voneher theoretischer Bedeutung.

BildqualitätDer 12 Megapixel-Sensor liefert gegenüber dem 10 Megapixel-Chipder E-3 oder der E-520 rund 10 Pro-zent mehr an Auflösung. Das hat inder Praxis allerdings kaum Rele-vanz. Zwar sind die Olympus-Ob-jektive mit der höheren Auflösungnoch längst nicht überfordert, den-noch zeigt sich im direkten Ver-gleich kein nennenswerter Quali-tätsgewinn. Abgesehen davon aberliefert die E-30 insgesamt exzellenteBildqualität – und zwar nicht nur beiISO 100 und 200. Bis ISO 400 istpraktisch kein Rauschen erkenn-bar. Auch mit ISO 800 aufgenom-mene Bilder genügen noch hohenAnsprüchen. Bei ISO 1.600 trittRauschen zwar sichtbar in Erschei-nung, gleichwohl können sich dieBilder immer noch sehen lassen. BeiISO 3.200 schließlich wird das Rau-schen zwar deutlich sichtbar, aller-dings tritt nur sehr geringes Farb-rauschen auf und auch das Lumi-nanzrauschen erscheint vergleichs-weise dezent und erinnert eher andas Korn bei hochempfindlichenFilmen. Aufgrund des gegenüber

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LiveViewOlympus war mit der E-330 Vorreiterim Hinblick auf die LiveView-Funk-tion und natürlich ist auch die E-30damit ausgestattet. Anders als diebisherigen Olympus-Modelle bietetdie E-30 einen kontrastbasiertenAutofokus über den Aufnahmesen-sor. Das hat zur Folge, dass das mit-unter störende Rauf- und Runter-klappen des Spiegels beim Foku-sieren mit LiveView entfällt – aller-dings nur mit entsprechend kom-patiblen Objektiven und das sindderzeit noch nicht allzu viele. Mitden älteren Linsen ist man auf dieherkömmliche AF-Methode ange-wiesen, die über den AF-Sensorund damit nur bei herunterge-klapptem Spiegel funkioniert. Derneue Aufnahmesensor-basierte AFist deutlich langsamer als der her-kömmliche AF und erzeugt einziemlich lautes Geräusch. Zudemdunkelt das Display während desScharfstellvorgangs ab. Merkwür-digerweise klappt bei der Aufnahmeauch der Spiegel herunter, obwohl

es ja eigentlich genügen sollte, dasssich der Verschluss öffnet undschließt. Das ist zwar insgesamtschon eleganter als die bisherige Lö-sung, so ganz zu überzeugen ver-mag das aber noch nicht.

AF und Aufnahme Den Autofokus hat die E-30 von derE-3 geerbt. Elf Kreuzsensoren decken einen recht großen Bereichdes Sucherbildes ab und reagierenauch bei schwachem Umgebungs-licht schnell und präzise, insbe-sondere mit den ultraschall-getrie-benen Objektiven – zum Test standmir das 2,8-3,5/50-200 mm SWCzur Verfügung. Normalerweise stel-len auch kontrastarme Motive, wiesie etwa bei Nebel auftreten, keinProblem für den Olympus-AF dar.Allerdings kam es dennoch immerwieder mal vor, dass der AF sichweigerte scharf zu stellen. Manmusste dann ein wirklich markantesMotiv anvisieren oder manuell ein-greifen, danach ging’s dann wiederproblemlos weiter. Stellt man Fo-

kussierfehler bei bestimmten Ob-jektiven fest, lässt sich die Fokus-sierung über das Menü für einzelneObjektive feinjustieren, wie dasmittlerweile auch andere Kamerasdieser Klasse anbieten. Die AF-Empfindlichkeit lässt sich durcheine Verkleinerung des jeweiligenMessbereichs der Sensoren nochsteigern. Man kann die Fokussie-rung mit allen Sensoren, mit nur ei-nem frei wählbaren oder mit einerkreuzförmig angelegten Auswahlvon Sensoren vornehmen. Es ste-hen Einzel-AF, kontinuierlicher AFsowie manuelle Fokussierung zurVerfügung. Ein Modus, der sichder Situation anpasst, das heißtbei bewegten Motiven automatischin den kontinuierlichen Moduswechselt, ist hingegen nicht vor-handen. Die Kamera ist in der Lage bis zufünf Bilder pro Sekunde zu schie-ßen, was auch für viele schnelle Mo-tive ausreichen könnte. Könnte des-halb, weil man in solchen Situatio-nen ja in der Regel den kontinuier-

lichen AF wählt. Tut man dies, fälltdie Aufnahmefrequenz aber merk-lich auf etwa drei bis maximal vierBilder pro Sekunde ab. Genau dann,wenn man die maximale Frequenzbenötigen würde, stellt die Kameradiese nicht zur Verfügung. Da ist esein schwacher Trost, dass die Ka-mera mit schnellen Speicherkarten(im Test SanDisk 8 GB CF DucatiEdition) bis zu 19 Raw-Bilder inFolge schaffte und man auch da-nach immer noch mit deutlich überzwei Bildern pro Sekunde weiter-knipsen kann.

Das neue, sehr kompakte 4-5,6/9-18 mmWeitwinkelzoom ist 260 Gramm leichtund 76 mm kurz. Bezüglich des Bild -winkels entspricht es einem 18-36 mm-Kleinbildzoom. Um ein bis zwei Stufenabgeblendet liefert es sehr gute Bild -qualität und hohe Schärfe bis in die Bildecken. Bei kritischen Motiven wird zu den Rändern hin aber chromatischeAberration erkennbar, die sich freilich in der Nachbearbeitung im Raw-Konver-ter relativ problemlos beseitigen lässt. Olympus E-30, 4-5,6/9-18 mm bei 9 mm, Blende9, 1,6 Sek., ISO 100, Stativ, Spiegelvorauslösung

ISO-Einstellungen bis 800, wie hier im Bild, sind für den Sensor der E-30 kein Problem – optimale, das heißt nicht zu knappe Belichtung vorausgesetzt. Der Bildstabilisator erlaubt beispielsweise bei solchen Aufnahmen von Schmetterlingen flexibles, freihändiges Agieren und bringt einen durchschnittlichen Gewinn von etwa drei Zeitstufen. Ein durchaus interessanter Aspekt des Olympus E-Systems ist die Möglichkeit, eine Vielzahl älterer Objektive etwa von Leica, Zeiss, Olympus OM oder auch Nikon und Pentax über entsprechende Adapter anschließen zu können. Die werden dann bei Arbeits-blende mit Zeitautomatik oder Nachführmessung betrieben. Der Bildstabilisator ist aber auch mit diesen Optiken nutzbar. Dazu ist es lediglich erforderlich, der Kamera über eine simple Einstelloption die jeweilige Brennweite mitzuteilen. Olympus E-30, Tamron SP 2,5/90 mm bei Blende 5,6, 1/80 Sek. ISO 800

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den übrigen DSLRs kleineren Sen-sors der FourThirds-SLRs (Olympusund Panasonic) wird diesen Kame-ras gerne ein mehr oder wenigerdeutlich schlechteres Rauschver-halten nachgesagt. Die E-30, wieauch die E-3 und die E-510/520 zei-gen, dass Theorie und Praxis hiernicht übereinstimmen müssen. BisISO 800 ist der Unterschied zuAPS-C-DSLRs kaum oder gar nichtsichtbar und bei höheren ISO-Ein-stellungen wird er zwar erkennbar,bleibt aber so gering, dass er in derPraxis kaum eine Rolle spielen dürf-te. Das hier Gesagte bezieht sich imWesentlichen auf Raw-Daten unddie Belichtung erfolgte stets so,dass das Histogramm gegebenen-falls mittels Belichtungskorrekturmöglichst weit nach rechts „ver-schoben“ wurde. Das bedeutet beider E-30 zumeist, dass die Belich-tung um +0,66 bis +1 LW korrigiertwerden musste, da die Belich-tungsmessung der Kamera eine

leichte Tendenz zur knappen Be-lichtung aufweist. Praxisgerecht istder große Bereich von +/- 5 Licht-werten innerhalb dem eine Belich-tungskorrektur möglich ist. Mankann aber davon unabhängig auchdie Belichtung insgesamt feinjus-tieren. Das ist in 1/6 Lichtwertenüber maximal einen Lichtwert mög-lich und zwar individuell für jedeMessmethode (ESP, mittenbetontund Spot). Wer das JPG-Format bevorzugt,profitiert von der flexiblen Dosier-barkeit der Rauschunterdrückung,die es dem Fotografen erlaubt,selbst zu bestimmen, inwieweitRauschen reduziert und damit auchDetails verloren gehen dürfen.Schaltet man an der E-30 dieRauschunterdrückung aus, so ist sietatsächlich aus, was die Kameravon den meisten Modellen der Mit-bewerber unterscheidet. Die JPGssind insgesamt so gut, dass mandurch das Raw-Format in vielen

Fällen nur relativ wenig zusätzli-chen Spielraum gewinnt. Gleich-wohl liefern Raws vor allem beikontrastreichen Motiven immer diebessere Qualität und ich sehe fürmich keinen Grund, diesbezüglichirgendwelche Abstriche zu machen.Diese Abwägung aber muss jederfür sich treffen.

FazitDie E-30 überzeugt durch umfang-reiche Ausstattung, ungemein fle-xible Konfigurierbarkeit, ein solidesGehäuse und ein alles in allem gutes Bedienkonzept. Ein effektiverBildstabilisator und ein wirklichwirksamer Staubschutz sind dabeimehr als eine nette Dreingabe. Aufdie Art-Filter und Motivprogrammekönnte ich persönlich gut verzichtenund würde stattdessen lieber einoder zwei über das Programm-wahlrad erreichbare Individualkon-figurationen sehen, aber das mögenandere Fotografen anders beurtei-len. Der gegenüber der E-3 etwashöher auflösende Sensor bringtzwar nur geringfügig mehr Details,liefert aber insgesamt auch bei hö-heren ISO-Einstellungen sehr gute

Ergebnisse. Das dreh- und schwenk-bare Display bringt besonders inVerbindung mit der LiveView-Funk-tion echte Vorteile, ermöglicht dieserdoch auch ohne Winkelsucher Auf-nahmen aus ansonsten kaum realisierbaren Positionen. Sehr hilf-reich – zum Beispiel in der Land-schafts-, Panorama- und Architek-turfotografie – ist die digitale Was-serwaage, die ein äußerst exaktesAusrichten der Kamera möglichmacht. Mit einem durchschnittli-chen Straßenpreis von derzeit rund1.100 Euro ist die E-30 sicher keinSchnäppchen. Dafür bietet sie aber– abgesehen vom versiegelten Me-tallgehäuse und dem etwas größe-ren 100 Prozent-Sucher – fast alles,was die rund 400 Euro teurere E-3hat und in mancher Hinsicht sogarnoch mehr. Allerdings steht mitder E-620 bereits eine in vielenPunkten gleich ausgestattete undwiederum rund 400 Euro preiswer-tere Alternative zur E-30 bereit, diezudem noch erheblich kompakterund leichter ist. Man darf daher ge-spannt sein, wie sich das „missinglink“ im E-System behauptet.

Hans-Peter Schaub

Natürlich fällt es mit größeren Sensor- oder Filmformaten leichter, selektive, das heißtmöglichst eng begrenzte Schärfe gestalterisch zu nutzen. Möchte man dies auch mitder E-30 und ihrem FourThirds-Sensor tun, so muss man auf sehr lichtstarke Brennwei-ten zurückgreifen und diese dann auch konsequent bei ganz offener Blende einsetzen.Olympus E-30, Tamron SP 2,5/90 mm bei Blende 2,5, 1/80 Sek. ISO 400