Erweckung
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14.10.2010
berechtigte Hoffnung, oder vergebliche Mühe? | apologet
ARTIKEL Erweckung
Erweckung – berechtigte Hoffnung, oder vergebliche Mühe?
www.apologet.de Seite | 2
Die Hoffnung auf "Erweckungen", Gemeindeaufbruch etc. ist weitverbreitet in der evangelikalen
Welt. Sie lebt vor allem von historischen Berichten und Erzählungen aus fernen Ländern und
insbesondere in pfingst-/charismatischen Kreisen von unzähligen, eigentlich jährlich neuen
Prophetien (bspw. Cindy Jakobs, Todd Bentley für Deutschland, Berlin). Diese werden dann zur
Grundlage von konkreten Erwartungen, Programmen und Aktionen (Beispiel: Summer2Go)
genommen. Besteht diese Hoffnung zu Recht, oder ist es vergebliche Mühe?
In diesem kurzen Artikel möchte ich diese Fragestellung unter den drei folgenden Aspekten: den
Vorstellungen im Allgemeinen, der Geschichte und dem, was das Wort Gottes dazu sagt behandeln.
Allgemeine Vorstellungen
Unter „Erweckung“ versteht gewiß nicht jeder dasselbe, aber einige gemeinsame „Kennzeichen“ oder
„Voraussetzungen“ verbinden doch sehr viele damit.
"Kennzeichen"
besondere Gegenwart
Gottes
Zeichen und Wunder
motivierte Gläubige
inspirierte Prediger
massenhafte
Bekehrungen
"Voraussetzungen"
viel und intensives Gebet
(persönlich, gemeinsam)
große Hingabe (Zeit,
Evangelisation etc.)
Bekenntnis von Sünde
Glaube und Erwartung
Zerstörung geistlicher
Bollwerke
(Gebetsmärsche,
Proklamationen etc.)
Ursachen für das "Ausbleiben"
zu wenig Gebet
zu wenig Hingabe
kein Glaube
zu viele Sünden
geistlicher Widerstand
"Krücken"
lernen durch
Anschauung Tourismus:
in die
"Erweckungsgebiete"
(Toronto, Lakeland,
Afrika usw.)
Übertragung durch
vollmächtigte Personen:
Konferenzen
("Feuerkonferenzen",
Reinhard Bonnke etc.)
Erweckung – berechtigte Hoffnung, oder vergebliche Mühe?
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Die genannten Aspekte sind keineswegs als vollständige Liste aufzufassen, machen aber die
ungefähre Denkweise deutlich.
Wenn man sich die geforderten Voraussetzungen oder oft angeführten Ursachen des Ausbleibens
von "Erweckung" anschaut, scheint es zudem ein Konzept zu sein, welches auf menschlicher
Anstrengung beruht. Natürlich spielt Gott nominell eine Rolle, aber im Grunde lediglich als Kraft, die
richtig genutzt werden kann und muß.
Geschichte
Weiterhin verstehen sich diverse heute existierende Bewegungen als Frucht historischer
"Erweckungen", die sogenannten Erweckungsbewegung, die Heiligungsbewegung (Pietismus->
Evangelikalismus->Pfingstbewegung) etc.
Aus der Geschichte kennt man z.B. aus dem Jahr 1650: die Erweckungsbewegung der Quäker (George
Fox), 1834: die Erweckungsbewegung, aus der die Neuapostolische Kirche hervorging (Edmund
Irving), 1739: die methodistische Erweckung (George Whitfield, Wesley-Brüder), 1856: Die
Hugenotten, 1904/05 in Wales (Evan Roberts) etc.
Die Heterogenität dieser historischen „Erweckungen“ läßt deutlich werden, daß durchaus nicht alle
als positive Entwicklungen für die Kirche/Gemeinde angesehen werden können. Nicht selten kam es
zu Fehlentwicklungen bzw. diversen Irrlehren.
Sieht man sich die historischen oder zeitgenössischen Berichte an, stellt man fest, daß diese nicht
selten emotionale, fleischliche Strohfeuer waren oder sind, oft Abtrennungen von bestehenden
Kirchen verursachten (Anglikaner->Katholisch-apostolische Kirche-> Neuapostolische Kirche). Viele
positive Auswirkungen (beispielsweise Kneipenschließungen in Wales) zudem nur temporärer Natur
waren und es zu Irrlehren kam und kommt.
Es hat ohne Zweifel immer wieder Massenbewegungen gegeben, Veranstaltungen zu denen
Zehntausende zusammenkamen, Menschen die dabei emotional betroffen wurden, es sogar zu
Veränderungen in deren Leben kam dazu, das Menschen ohne Zweifel gläubig wurden. Ebenso war
sogar zeitweilig eine spürbar veränderte Moralität Großbritanniens und der britischen Kolonien
durch die methodistische Erweckung nachvollziehbar. Inwieweit es jeweils zu echtem Glauben kam
oder kommt, kann nicht beurteilt werden. Dies betonte beispielsweise George Whitfield immer
wieder.
Auch „Phänomene“ bzw. sogenannte „Wunder“ – in der Weise wie sie beispielsweise in Toronto,
Lakeland etc. auftraten - sind immer wieder in der Geschichte hindurch überliefert. Beispielsweise
bei John Wesley, dem aber George Whitfield, als er davon 1739 erfuhr schrieb, daß er dies Versuche
des Teufels sind, die dazu ermutigt vom geschriebenen Wort Gottes wegzuführen.
Einmal, nachdem Whitefield eine seiner Veranstaltung bereits verlassen hatte, kam es zu ähnlichen
„Phänomenen“. Whitefield wurde zurückgeholt, beendete diesen Tumult sofort und ermahnte die
Versammelten auf liebevolle Weise, dies sich daraufhin beruhigten und nach Hause gingen.
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Was sagt die Bibel?
Der Bibel ist der Begriff „Erweckung“ - im Zusammenhang mit der unvermittelten und massenhaften
Buße bzw. Bekehrung vieler Menschen - schlicht unbekannt. Sie kennt jedoch sowohl im AT wie NT
die „Erweckung“1 einzelner Personen zu konkreten Aufgaben:
Und Jahwe erweckte Richter; und sie retteten sie aus der Hand ihrer Plünderer. Ri2:16
Und die Kinder Israel schrieen zu Jahwe; und Jahwe erweckte den Kindern Israel einen
Retter, der sie rettete: Othniel, den Sohn Kenas', den jüngeren Bruder Kalebs. Ri3:9
Und Jahwe erweckte Salomo einen Widersacher, Hadad, den Edomiter; er war vom
königlichen Samen in Edom. 1Kön11:14
Gott ist vollkommen sowohl in der Auswahl als auch der Bestimmung seiner Werkzeuge vollkommen
souverän. Er erweckt Retter, wie auch Widersacher und führt Seinen Willen unbedingt aus. Auch in
der Apostelgeschichte wird der Begriff „erwecken“2 wiederholt dazu verwendet, daß „Gott Personen
zu einem Dienst oder Amt zu erweckt" (Kap. 3,22.26; 7,37).
Moses hat schon gesagt: »Einen Propheten wird euch der Herr, euer Gott, aus euren
Brüdern erwecken, gleich mir; auf ihn sollt ihr hören in allem, was irgend er zu euch reden
wird. Apg3:22 (vgl. 5Mo18:15)
Im gesamten Neuen Testament ist auch das Gebet um „Erweckung“ bzw. die Buße/Umkehr von
einzelnen oder vielen Menschen unauffindbar. Anders sieht es mit der Bitte um allgemeine oder
konkrete Hilfe aus.
Danach setzte der Herr weitere zweiundsiebzig Jünger ein und sandte sie je zwei und zwei vor
sich her in alle Städte und Orte, wohin er gehen wollte, und sprach zu ihnen: Die Ernte ist
groß, der Arbeiter aber sind wenige. Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter
[ergatas] aussende in seine Ernte. Lk10:2-3
Gott setzt ein und sendet in die Ernte, nicht wir entscheiden wer geht. Die Aufforderung Gott um
Arbeiter, nicht um die Ernte selbst zu bitten, macht deutlich, das allein Gott der Souverän in der
Mission ist. Er schenkt die Ernte, sendet, rüstet aus und versorgt die Arbeiter.
1 Sowohl das hebräische Wort qum, das soviel wie „aufstehen, aufrichten oder zustande kommen“ bedeutet,
als auch das Wort 'ur, welches eher im handelnden Sinne ein Aktivwerden und den Beginn, eine Sache wirklich auszuführen, bezeichnet, beschreiben ein konkretes und individuell motiviertes Handeln, welches sich im Allgemeinen vom Umfeld und der zeitgemäßen Strömung abhebt. 2 Im Griechischen beschreibt bis auf wenige Ausnahmen das Wort anistemi die Tätigkeit des Erweckens im
Sinne von „aufstehen machen, erwecken, auferwecken; aufstehen, sich erheben, auferstehen oder auftreten“. Zusammengesetzt aus istemi (stellen, aufstellen, aufrichten, festsetzen, bestimmen; zahlen, hinzählen, anrechnen, zurechnen; stehen, stillstehen, stehenbleiben, feststehen, bestehen, Bestand haben, dastehen, dasein, sich befinden, durchstehen, widerstehen, standhalten; vor Anker liegen), was schon allein durch die Wortbedeutung das andauernde Präsentsein vor Gott zum Dienst andeutet (Röm 12,1-2), und der Vorsilbe ana- (hinauf, über ... hin; hindurch; je, jeweils), welches das aktive Handeln zum Aufstehen noch einmal zusätzlich verstärkt. Dabei wird es im Text auch für das Übergehen vom Tod zum Leben sowohl in der geistlichen als auch in der körperlichen Bedeutung verwendet, um danach dem Herrn dienen zu können.
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In Mt9:37ff oder Lk10:2 konstatiert der Herr zudem unmißverständlich, daß die Ernte groß, in
Joh4:35 sogar, das geistlich betrachtet ständig Erntezeit ist.
Sagt ihr nicht selber: Es sind noch vier Monate, dann kommt die Ernte? Siehe, ich sage euch:
Hebt eure Augen auf und seht auf die Felder, denn sie sind reif zur Ernte. Wer erntet,
empfängt schon seinen Lohn und sammelt Frucht zum ewigen Leben, damit sich miteinander
freuen, der da sät und der da erntet. Denn hier ist der Spruch wahr: Der eine sät, der andere
erntet. Ich habe euch gesandt zu ernten, wo ihr nicht gearbeitet habt; andere haben
gearbeitet, und euch ist ihre Arbeit zugute gekommen. Joh4:35
Christus macht hier deutlich das „Erweckung“, Ernte niemals von menschlicher Mühe, Anstrengung
oder Arbeit abhängig ist. Keine Programme, keine Strategie oder auch noch soviel Gebet, besitzt
Einfluß darauf. Worum wir bitten sollen, sagt Er jedoch auch: um Erntearbeiter! Wir sollen noch nicht
einmal jeder persönlich anfangen zu arbeiten!
Wer sind nun diese „Arbeiter“? In den Briefen ist wiederholt von den Arbeitern und Mitarbeitern der
Apostel die Rede:
Wer ist denn Apollos, und wer Paulus? Diener, durch welche ihr geglaubt habt, und zwar wie
der Herr einem jeden gegeben hat. Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen, Gott aber hat
das Wachstum gegeben. Also ist weder der da pflanzt etwas, noch der da begießt, sondern
Gott, der das Wachstum gibt. Der aber pflanzt und der begießt, sind eins; ein jeder aber wird
seinen eigenen Lohn empfangen nach seiner eigenen Arbeit. Denn wir sind Gottes
Mitarbeiter; Gottes Ackerfeld, Gottes Bau seid ihr. 1Kor3:5-9
Immer wieder wird deutlich, daß es hier um konkret von Gott gesetzte Mitarbeiter handelt. Um keine
Mißverständnisse aufkommen zu lassen:
Natürlich existiert eindeutig der allgemeine Auftrag, die Menschen zu belehren, sie zu taufen und zur
Buße aufzurufen (Mt28:19; 2Kor5:20). Das ist jedoch die Verantwortung der Kirche/Gemeinde
insgesamt, nicht die des einzelnen Gläubigen. Der einzelne Gläubige ist gefordert immer dort
Rechenschaft abzulegen, wenn er gefragt wird (1Petr3:15).
Wenn diesem Auftrag gefolgt wird, das Evangelium verkündigt wird, geschieht folgendes: Das Wort
Gottes wirkt vollkommen selbständig (2Kor2:12ff -> Geruch zum Leben, oder Tod) je nach
Beschaffenheit des Bodens (Mt13 -> Sämann, verschiedene Böden).
Erntearbeiter waren und sind von Gott berufene Männer Gottes, welche Er souverän „erweckt“ zu
ganz bestimmten Aufgaben.
sdg
apologet
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