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Erleuchtung - Erlebnis oder Einsicht? Zur Struktur von Erleuchtungserfahrungen aus Sicht der Phänomenologie und der Kognitionswissenschaft. Michael Huppertz 1. Einleitung Ich möchte Sie zu einer Reise in den Bauch der Erleuchtung einladen. Ein Krankenhaus, ein Flughafen oder ein Hotel haben einen Bauch, in der sich Wäschereien, Elektrik, Wasserin- stallationen und Transportwege befinden. Die Erleuchtung hat ihren Bauch der kognitiven Strukturen, über die derjenige, der eine Erleuchtungserfahrung macht oder gemacht hat, sich so wenig Gedanken muss wie das Personal des Krankenhauses über die Heizungsanlage. Ein kritischer Betriebswirtschaftler allerdings wird sich auch für die Abläufe in den unteren Etagen interessieren und manche Bemerkungen der Mitarbeiter über die Organisation des Betriebs und seine Möglichkeiten nicht ohne weiteres akzeptieren. Ich verfolge in diesem Text die Hypothese, dass sich ein sinnvoller und konsistenter Be- griff von Erleuchtung entwickeln lässt, allerdings nicht auf der Ebene der Interpretationen, sondern auf der Ebene und der kognitiven Struktur, die bestimmte gemeinsame Erfahrungen nahelegt. Erleuchtungserfahrungen werden je nach kulturellem und biographischem Kontext sehr verschieden interpretiert. Sie werden nur kurz oder gar nicht als „raw experience“ 1 vor- kommen, weil sie rasch dem menschlichen Bedürfnis nach Orientierung und Einordnung und damit Traditionen, Lehrmeinungen oder persönlichen Narrationen unterworfen werden. Es ist weder notwendig noch möglich, Erlebnisse von ihren Artikulationen 2 zu trennen. Artikulatio- nen können wegweisend oder irreführend, mehr oder weniger angemessen oder missver- ständlich sein. Ein analytischer Zugriff kann dennoch versuchen, Spuren der zu Grunde liegenden gemeinsamen Strukturen zu sichern. Ich habe versucht, in den Berichten Momente zu finden, die die Infrastruktur der Erleuch- tung als Prozess charakterisieren. Nur dazu dienen die anführten Zeugnisse aus ganz unter- schiedlichen Quellen. Die meisten expliziten Erleuchtungsberichte finden sich in der spirituellen Literatur, insbesondere der Zen-Literatur, da die Zenpraxis wesentlich auf Er- leuchtung ausgerichtet ist. Für einen Einstieg in die Thematik war es naheliegend, sich zu- nächst an diesen Berichten zu orientieren. Andererseits ist es zu riskant und voraussetzungsreich, sich auf subjektiv oder traditionell beglaubigte Erlebnisse zu beschrän- ken. Das würde zu viel vorwegnehmen. Gerade solitäre Berichte, die sich mehr um eine de- tailliere Interpretation als um eine Einordnung z. B. in spirituelle Traditionen bemühen, sind interessant. Vor allem aber ist es ebenso unmöglich ein Erlebnis als Erleuchtung zu qualifi- zieren, bevor man einen deutlichen Begriff von Erleuchtung hat wie es umgekehrt unmöglich ist, einen Begriff von Erleuchtung zu entwickeln, wenn man sich nicht verdachtsweise mit vielfältigen Erfahrungen beschäftigt, die zu diesem Begriff hinführen könnten.

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Erleuchtung - Erlebnis oder Einsicht? Zur Struktur von Erleuchtungserfahrungen aus Sicht der Phänomenologieund der Kognitionswissenschaft.

Michael Huppertz

1. Einleitung

Ich möchte Sie zu einer Reise in den Bauch der Erleuchtung einladen. Ein Krankenhaus, ein

Flughafen oder ein Hotel haben einen Bauch, in der sich Wäschereien, Elektrik, Wasserin-

stallationen und Transportwege befinden. Die Erleuchtung hat ihren Bauch der kognitiven

Strukturen, über die derjenige, der eine Erleuchtungserfahrung macht oder gemacht hat, sich

so wenig Gedanken muss wie das Personal des Krankenhauses über die Heizungsanlage.

Ein kritischer Betriebswirtschaftler allerdings wird sich auch für die Abläufe in den unteren

Etagen interessieren und manche Bemerkungen der Mitarbeiter über die Organisation des

Betriebs und seine Möglichkeiten nicht ohne weiteres akzeptieren.

Ich verfolge in diesem Text die Hypothese, dass sich ein sinnvoller und konsistenter Be-

griff von Erleuchtung entwickeln lässt, allerdings nicht auf der Ebene der Interpretationen,

sondern auf der Ebene und der kognitiven Struktur, die bestimmte gemeinsame Erfahrungen

nahelegt. Erleuchtungserfahrungen werden je nach kulturellem und biographischem Kontext

sehr verschieden interpretiert. Sie werden nur kurz oder gar nicht als „raw experience“ 1 vor-

kommen, weil sie rasch dem menschlichen Bedürfnis nach Orientierung und Einordnung und

damit Traditionen, Lehrmeinungen oder persönlichen Narrationen unterworfen werden. Es ist

weder notwendig noch möglich, Erlebnisse von ihren Artikulationen2 zu trennen. Artikulatio-

nen können wegweisend oder irreführend, mehr oder weniger angemessen oder missver-

ständlich sein. Ein analytischer Zugriff kann dennoch versuchen, Spuren der zu Grunde

liegenden gemeinsamen Strukturen zu sichern.

Ich habe versucht, in den Berichten Momente zu finden, die die Infrastruktur der Erleuch-

tung als Prozess charakterisieren. Nur dazu dienen die anführten Zeugnisse aus ganz unter-

schiedlichen Quellen. Die meisten expliziten Erleuchtungsberichte finden sich in der

spirituellen Literatur, insbesondere der Zen-Literatur, da die Zenpraxis wesentlich auf Er-

leuchtung ausgerichtet ist. Für einen Einstieg in die Thematik war es naheliegend, sich zu-

nächst an diesen Berichten zu orientieren. Andererseits ist es zu riskant und

voraussetzungsreich, sich auf subjektiv oder traditionell beglaubigte Erlebnisse zu beschrän-

ken. Das würde zu viel vorwegnehmen. Gerade solitäre Berichte, die sich mehr um eine de-

tailliere Interpretation als um eine Einordnung z. B. in spirituelle Traditionen bemühen, sind

interessant. Vor allem aber ist es ebenso unmöglich ein Erlebnis als Erleuchtung zu qualifi-

zieren, bevor man einen deutlichen Begriff von Erleuchtung hat wie es umgekehrt unmöglich

ist, einen Begriff von Erleuchtung zu entwickeln, wenn man sich nicht verdachtsweise mit

vielfältigen Erfahrungen beschäftigt, die zu diesem Begriff hinführen könnten.

Aus der Untersuchung solcher Berichte lässt sich eine Erlebnisgestalt finden, in der eine

erstaunliche Anzahl von Erlebnismomente gemeinsam auftreten. Einige Momente sind für

sich genommen schon relativ ungewöhnlich und unwahrscheinlich, ihre Kombinationen sind

es umso mehr. Es stellt sich also die Frage, was sie verbindet. Zudem ist anzunehmen, dass

die zu Grunde liegende Struktur einfach sein muss, wenn eine relativ spezifische Erlebnisge-

stalt in verschiedenen kulturellen Kontexten auftreten kann. Bei dem Erlebnis der Erleuch-

tung handelt es sich um einen „Idealtypus“ (Max Weber). Ein Idealtypus tritt nicht rein auf. Er

ist eine theoretische Konstruktion, die in unterschiedlicher Weise und in unterschiedlichem

Umfang realisiert sein kann. Erleuchtungen können - mehr oder weniger -auch im Rahmen

von Offenbarungen3, Gebetserfahrungen, Visionen oder ästhetischen Erlebnissen erlebt wer-

den. Dies ist ein weiterer Grund, sich auch für Berichte zu interessieren, in denen der Begriff

der „Erleuchtung“ nicht auftaucht, die aber einige typische Erlebniseigenschaften darstellen.

Das Erlebnis der Erleuchtung lässt sich andererseits nicht auf einzelne Eigenschaften zu-

rückführen. Im Einzelfall nachzuweisen, inwiefern es sich bei den einzelnen geschilderten Er-

lebnissen insgesamt und wesentlich um Erleuchtungsvorgänge handelt, ist eine andere

Aufgabenstellung. Sie ist verlockend, würde aber einen deutlich umfangreicheren Text erfor-

dern.

Ein naheliegender Einwand gegen dieses Vorgehen besagt, dass jede Erfahrung in

ihrer Interpretation so stark von ihrem kulturellen Kontext geprägt ist, dass es besser ist, sich

auf kulturspezifische religionswissenschaftliche Analysen zu beschränken und allenfalls Ähn-

lichkeiten festzustellen. Auf der Ebene der Artikulation ist dieser Einwand sicher richtig4 und

fruchtbar, aber mein Ansatz besteht gerade darin, die Artikulationen auf nicht artikulierte Ge-

meinsamkeiten hin zu durchleuchten. Er steht und fällt also mit der methodologischen Auffas-

sung, dass Erfahrungen Eigenschaften haben können, die weder bewusst herbeigeführt

werden noch in den bewussten Artikulationen der Subjekte aufgehen. Dies trifft m. E. für Er-

leuchtungserfahrungen in einer besonderen Weise zu.

Ein weiterer Einwand könnte darin bestehen, dass bereits die nicht oder nur partiell arti-

kulierten Praktiken, die zu solchen Erfahrungen führen, so unterschiedlich und kulturspezi-

fisch sind, dass sie unmöglich zu gleichartigen Erfahrungen oder Einsichten führen können.

Dieser weitergehende Einwand ließe sich nur durch eine sorgsame vergleichende Untersu-

chung der verschiedenen Wege entkräften, die zu erleuchtungsartigen Erlebnissen führen

können. Er ist berechtigt, überfordert aber leider ebenfalls diesen Text. Meine vorläufigen bei-

den Gegenargumente bestehen darin, dass ich gerade zeigen möchte, dass sich ein plausib-

ler und klarer Begriff von „Erleuchtung“ entwickeln lässt, der die Möglichkeit zulässt, dass

viele - explizit verschiedene - Wege zu der Erfahrung der Erleuchtung führen können. Ließe

sich zeigen, dass die verschiedenen Wege implizit Ähnlichkeiten aufweisen, wäre dies ein al-

lerdings ein stärkeres Argument. Zum Andern möchte ich im Folgenden zeigen, dass das Er-

lebnis der Erleuchtung eine spezifische Form der Einsicht beinhaltet, die auf starken

invarianten Eigenschaften der menschlichen Existenz beruht. Wenn das stimmt, ist anzuneh-

men, dass sie sich auf verschiedenste Weise Geltung verschaffen können.

2. Das Erlebnis der Erleuchtung

Das Erlebnis der Erleuchtung wird regelmäßig durch folgende Eigenschaften charakterisiert5:

Erleuchtungserlebnisse

I. sind subjektiv bedeutsam

II. geschehen bei klarem Bewusstsein

III. sind Widerfahrnisse („Es geschieht etwas mit mir“)

IV. geschehen plötzlich und unerwartet

V. sind subjektiv zweifelsfrei

VI. sind flüchtig, können wiederholt und vertieft werden

VII. sind affirmativ unsagbar

Mit „affirmativer Unsagbarkeit“ meine ich die Tatsache, dass eine Erfahrung aus intrinsi-

schen Gründen nicht benannt werden soll, dass die Unsagbarkeit also eine wesentliche Qua-

lität der Erfahrung selbst ist. Mit „trivialer Unsagbarkeit“ bezeichne ich die allgemeine

Schwierigkeit, irgendeine Erfahrung in Worte zu fassen (besonders schwierig: taktile, gusta-

torische, atmosphärische Erfahrungen, Können). Im Nachhinein bzw. aus der 3. Person –

Perspektive unterliegen auch Erleuchtungserfahrungen lediglich der trivialen Unsagbarkeit.

Diese Unterscheidung löst den scheinbaren Widerspruch auf, dass über unsagbare Erfahrun-

gen so viel geredet und geschrieben werden kann.

VIII. haben eine starke Gefühlshaftigkeit (selten Angst, meist: Freude, Gefühl der Befreiung,

Dankbarkeit, Liebe, Ruhe, Gelassenheit)

IX. zeigen ein verändertes Zeiterleben (Gegenwärtigkeit, Auflösung anderer Zeitmodi)

Andere Zeitmodi sind z. B. objektive Zeit (Uhrzeit), modale Zeit (Vergangenheit-

Gegenwart-Zukunft).

X. gehen mit einem veränderten Selbsterleben einher (präsent, fließend, offen, weit). Das

narrative Selbst oder die sozialen Identität werden irrelevant.

XI. beinhalten eine Erfahrung einer Verbundenheit mit der Umwelt / Mitwelt sowie

XII. eine veränderte Wirklichkeitserfahrung (prägnanter, reichhaltiger, variabler,

umfassender, unabhängiger). (Buber 1974 [1923], Maslow 1990 [1968]. Huppertz 2009)

XIII. folgen einer existenziellen Fragestellung oder Suche.

aus (I) Bedeutsamkeit, (VIII) starke Gefühlshaftigkeit, (IX) verändertes Zeiterleben, (X) ver-

ändertes Selbsterleben, (XI) Verbundenheitserfahrung, (XII) veränderte Wirklichkeitserfah-

rung, (XIII) existenzielle Suche ergibt sich die Hypothese:

Erleuchtungen haben den Charakter einer plötzlichen existenziellen Einsicht. Was aber be-

deutet hier „Einsicht“?

3. Beinhaltet Erleuchtung eine Einsicht, wenn ja, welche Form von Einsicht?

3. 1 Erleuchtung als „plötzliche Einsicht“

Beginnen wir mit der Eigenschaft der Plötzlichkeit, die aus Erlebnissen „Aha-Erlebnisse“

macht. Manchmal spricht man hier auch von „Intuition“ oder „(Selbst-) Evidenz“. Was wissen

wir aus der Kognitionsforschung über plötzliche Einsichten?

Eine typische Aufgabe, die zu ihrer Lösung eine „plötzliche Einsicht“ erfordert, ist folgende6:

Denken Sie sich bitte jeden Strich als Streichholz und versuchen Sie herauszufinden, wie Sie

die Gleichung mathematisch korrekt gestalten können, indem Sie nur ein Streichholz verle-

gen. VI = VI + VI

Die Lösung erfordert die Aufgabe zweier naheliegender Strategien:

1. Sie verändern nicht die römischen Zahlen und

2. Sie geben den Versuch auf, es mit einem Gleichheitszeichen zu schaffen.

Dann eröffnet sich die Möglichkeit: VI = VI = VI

In der Kognitionspsychologie werden solche plötzlichen von „schrittweiser Erkenntnis“

(ich würde lieber sagen „linearer Erkenntnis“) unterschieden, also Erkenntnissen, die auf der

Anwendung von Regeln, Schlussfolgerungen etc. beruhen wie z. B. Rechenaufgaben.

Merkmale der plötzlichen Einsicht sind folgende:

- Plötzlichkeit

- ergebnislose Suche mit Standardvorgehensweisen (Frustrationserlebnis)

- gewohnheitsmäßig angewandte Lösungsstrategien werden aufgegeben (z. B. durch

Aufgabe von vertrauten Annahmen und „funktionalen Gebundenheiten“ (Duncker)

einzelner Elemente, Umformulierung des Problems bzw. der Zwischenziele, Änderung des

„Figur- Hintergrund - Reliefs“ (Duncker)

- Einfachheit der Lösung, Erlebnis: „Wieso habe ich das nicht gleich gesehen?“

- Erlebnis des „Es geschieht“ – Lösung wird nicht als selbst gemacht, so gewollt erlebt,

vermutlich auf Grund der Unbewusstheit der Einsichtsprozesse (s. u.)

- subjektive Zweifelsfreiheit

- Befriedigung oder Freude, sofern die Aufgabe selbst gelöst wurde.

Dafür, dass die Prozesse, die zu den Lösungen führen, zum großen Teil unbewusst

sind, sprechen folgende Phänomene:

- keine subjektive Vorhersagbarkeit, wie nahe man sich an einer Lösung befindet (anders als

bei linearen Lösungen)

- Verbalisierung in der Pause oder begleitendes lautes Denken mindern die Effizienz (anders

als bei linearen Lösungen)

- unterschwellige Hinweisreize (keine bewusste Wahrnehmung und keine Erinnerung) helfen

bei plötzlichen Einsichten mehr als bei linearen Lösungen und der Unterschied ist größer

als

bei expliziten Hinweisen

- Pausen helfen: Schlaf oder Ablenkung statt Fortsetzung der Lösungsversuche (Vertiefung

„mentaler Furchen“). Es handelt sich nicht um einen Ermüdungs-/Erholungseffekt.

4. Fünf Phasen der Erleuchtung

Erleuchtung ist ein Spezialfall einer plötzlichen Einsicht. In Anlehnung an ein bekanntes ko-

gnitionspsychologisches Modell von Graham Wallas7 möchte ich folgendes Phasenmodell

der Erleuchtung vorschlagen:

1. Fragestellung / Suche

2. Frustration / Inkubation

3. Durchbruch

4. Artikulation / Verifikation

5. Integration

Die Phasen können ineinander übergehen (z. B. 1/2, besonders 1/3/5), ineinander

wirken (z. B. 1 /3 – 5), sich wiederholen (auch Sequenzen, z. B. 1-2-4 oder 3-4), haben keine

festgelegte Dauer, folgen aber einer Entwicklungslogik (also nicht 4 vor 3, 3 vor 2). Phase (3)

ist die einzig sicher obligatorische Phase, sie ist das Herzstück des Prozesses. Ich werde

mich deswegen im Folgenden auf diese Phase konzentrieren.

4. 1 Suche

Meist handelt es sich bei dem Suchprozess, der zu einem Erleuchtungserlebnis führt, um

eine spirituelle Praxis (besondere Bedingungen, individuelles oder soziales Ritual, Medita-

tion, Kontemplation, Gebet). Für manche spirituellen Lehrer ist ein solches Setting zwingend

(obwohl sie auch Ausnahmen kennen). Der Suchprozess kann zeitlich stark variieren bis es

zu einem Erleuchtungserlebnis kommt, im Grenzfall findet er überhaupt nicht sichtbar statt.

Das ist plausibel, wenn Erleuchtungen der Dynamik plötzlicher Einsichten folgen, von denen

wir gesehen haben, dass sie sich im Wesentlichen unbewusst entwickeln. Dies betrifft aber

nur den Erleuchtungscharakter, für bestimmte Artikulationen sind eine rituelle Praxis und eine

entsprechende Deutungspraxis notwendig. Ich vermute, dass aber jede Erleuchtung, wenn

sie nicht mit explizitem Suchprozess beginnt, wenigstens auf eine existenzielle Frage antwor-

tet. Fragen sind existenziell, wenn sie sich für die gelebten und erlebbaren Grundlagen des

menschlichen Lebens interessieren. Auch eine solche Frage muss nicht explizit als solche

formuliert werden, möglicherweise ist eine krisenhafte Lebenssituation ausreichend.

Hält man sich an die Praktiken, die über Jahrhunderte hinweg speziell dazu entwickelt

wurden, Erleuchtungserfahrungen herbeizuführen, wie die Meditationspraktik des Zen-

buddhismus, so ist auffällig, dass wesentliche Eigenschaften denjenigen entsprechen, die

plötzliche Einsichten fördern:

- klare und oft langwierige bzw. wiederholte Trennung vom Alltag also Gewohnheiten,

konventionellen Verhaltens- und Deutungsmustern

- Entlastung von Inputs und Handlungsdruck

- Schweigen

- keine direkten kognitiven Lösungsangebote, aber viele indirekte atmosphärische Hinweise

(Leere, einzelne betonte Objekte, Stille, Lichtinszenierungen usw.)

- Forcierung des Anliegens der Erleuchtung (wiederholte Formulierung, Ermutigung,

Zeitaufwand, Vorbildfunktion des Meisters) bei gleichzeitiger Frustration aller

konventionellen kognitiven Strategien (Schweigen, Koans, Zurückweisungen)

- lange Inkubationszeiten

Dies alles wird radikalisiert, weil es nicht mehr um die Aufgabe ganz bestimmter Vorausset-

zungen geht, sondern um die Aufgabe nahezu aller vertrauten kognitiven Annahmen, incl. der

Annahme, dass kognitive Strategien überhaupt an das Ziel heranführen können. Wenn das

der entscheidende Hinweis auf das zentrale Kriterium des Suchprozesses ist, der zur Er-

leuchtung führen kann, ist es klar, dass es viele Möglichkeiten gibt, dieses Kriterium zu erfül-

len: Naturerfahrungen, Einsamkeit, Mantren, Tanz, Askese oder intensive sinnliche

Erfahrungen (was unter diesem Gesichtspunkt auf dasselbe hinausläuft).

4. 2 Inkubation / Frustration

Unter „Inkubation“ versteht man die Phase, in der die Lösungssuche ohne und gerade ohne

bewusste Beschäftigung mit dem Thema voranschreitet. Sie folgt oft der Erfahrung, dass die

bisherigen Lösungsversuche erfolglos waren, einem Gefühl der Frustration und des Stillstan-

des. Die Erfahrung, dass vertraute Strategien, insbesondere die absichtliche Suche nach Er-

leuchtung, aufgegeben werden müssen, ist typisch. Der Umschlag erfolgt dann nach einer

Erfahrung der Resignation oder Ratlosigkeit. Nehmen wir folgenden Bericht: „Die Seele be-

gehrt nichts als ihren Schöpfer; sie erkennt nun, wie dieses ohne ihren Tod unmöglich ist; da

sie sich aber nicht selbst töten darf, stirbt sie aus Verlangen zu sterben dergestalt, daß in

Wahrheit Gefahr des Todes darin ist. Sie erblickt sich gleichsam zwischen Himmel und Erde

hängend und weiß nicht, was sie aus sich machen soll.“8 An anderer Stelle schildert die Auto-

rin die Wirkung der Inkubation: „Es geschieht oftmals, daß ich, ohne irgendwie an Gott den-

ken zu wollen, vielmehr ganz anderen Dingen nachsinnend, und in der Meinung, ich könnte

es bei noch so starkem Bemühen nicht zum Gebete bringen, weil ich in großer Dürre bin,

wozu die körperlichen Schmerzen beitragen, so jählings von der Einsammlung und der geisti-

gen Erhebung ergriffen werde, daß ich mich nicht recht bewahren kann.“9

Nicht weniger ratlos klingen Berichte von Zenschülern, die sich mit einem Koan herum-

schlagen: „Ich richte meinen Sinn ganz auf Mu [klassisches Koan mit der Bedeutung `Nichts´,

eig. Anm.], und wenn ich daran festhalten kann, denke ich: `Gut, jetzt hast du es, laß es nicht

wieder los.´ Dann sage ich mir: `Nein, du sollst nicht „gut“ denken, du sollst nur Mu denken!´

So presse cih die Hände zusammen, strenge mich mit jedem Nerv und jedem Muskel an,

und schließlich schnappt etwas ein, und ich weiß, daß ich eine tiefere Bewußtseinsebene er-

reicht habe, weil ich mir nicht länger mehr eines Innen und Außen, eine Vorn und Hinten be-

wusst bin. Gehobener Stimmung denke ich: `Jetzt bin ich dicht bei Satori – alle Gedanken

sind verschwunden, Satori wird mich jeden Augenblick treffen.´ Aber dann wird mir klar, daß

ich nicht dicht vor Satori sein kann, solange ich noch an Satori denke……Und entmutigt lo-

ckert sich mein Halt an Mu, und Mu ist wieder weg………..“10

Viele Erleuchtungserlebnisse ereignen sich nicht als unmittelbares Ergebnis solcher

Kämpfe, sondern nach einer Inkubationszeit, die auch außerhalb jeder ritualisierten Situation

stattfinden kann, also in Phasen des Ausruhens, beim Aufwachen in der Nacht oder am Mor-

gen, in Alltags- oder Krisensituationen. Ein Beispiel für viele: „In tieferNacht wachte ich auf

einmal. Zuerst war mein Sinn umnebelt. Plötzlich tauchte der Vers in meinem Bewußtsein

auf: `Ich habe klar erkannt: Geist ist nichts anderes denn Berge und Flüsse und die große

weite Erde, als die Sonne, der Mond und die Sterne´, und ich wiederholte ihn mir. Urplötzlich

war mir, als ob mir ein elektrischer Schlag durch den ganzen Körper führe, und im gleichen

Augenblick stürzten Himmel und Erde ein. In der gleichen Sekunde wallte eine ungeheure

Freude gleich Sturzwellen in mir auf, ein wahrer Orkan von Freude, und ich lachte aus vollem

Halse………..“11

4. 3 Durchbruch

Der Durchbruch kann schrittweise erfolgen, mehr oder weniger ausgeprägt („tief“) und dra-

matisch sein und sich natürlich häufig wiederholen, was eher die Regel ist. Er kann zu einem

mehr oder weniger lang anhaltenden Zustand führen (in der Regel Minuten bis Wochen, sel-

ten kürzer oder länger).

Wie aber ist es möglich, dass Menschen bei klarem Bewusstsein „ohne Nachdenken in

einem Augenblick“ das Gefühl haben, sich „gänzlich (zu)… verwandel(n)“12., dass sie bei kla-

rem Bewusstsein das Verschwinden des gewohnten Selbst oder Ich erleben: „Es war plötz-

lich kein Ich mehr da, das plante und alle möglichen Dinge erledigte. Da war nur noch ein

Lächeln seligen Glücks.“13 Oder dass Menschen in einer Welt der Bedingungen und Zwänge

und noch dazu auf Grund eines Erlebnisses, das ihnen widerfahren ist, ein Gefühl ultimativer

Freiheit erleben: „Ich fühle mich frei. Ich fühle mich bereit, jeden Tag voll freudigen Eifers

nach Wahl zu leben! Mich entzückt das Abenteuer jeden Augenblicks.“14 Oder: „Alles ge-

schieht im höchsten Grade unfreiwillig, aber wie in einem Sturm von Freiheits-Gefühl.“15

Oder: „Ich war auf dem Rückweg von einem Spaziergang, genoss die hügelige Landschaft,

als mich eine plötzliche Einsicht stehen bleiben ließ. Mein gewohntes verschwommenes Ich

war weg, das Zentrum leer. Aus dieser Erkenntnis erwuchs eine leise Freude, endlich wusste

ich, was fehlte – mein `Ich´. Ich hatte das Gefühl, als wäre mir eine schwere Last abgenom-

men worden, so leicht fühlte ich mich. Deshalb sah ich auf meine Füße hinunter, ob ich noch

auf dem Boden stand. Später fiel mir Paulus ein - `Nicht ich lebe, sondern Christus lebt in

mir´-, doch hatte niemand die Leerstelle belegt und `meinen ´ Platz eingenommen. Ich kam

zu dem Schluss, dass Christus die Leere und Freude selbst war. Er war die verbliebene

menschliche Erfahrung. Tagelang war ich von dieser Freude getragen…….. Es gab kein

`Mein´ mehr, nur noch ein `Sein´.“16

Wie ist es möglich, dass die Wirklichkeit als grundsätzlich verändert erlebt wird? „Alles

sieht anders aus!“17 „Alles ist die Frische und Reinheit selbst. Jedes Ding tanzt voller Leben-

digkeit und lädt mich ein zu schauen. Jedes Ding hat seinen natürlichen Platz inne und atmet

ruhig.“18 „Nie zuvor war die Straße so straßenhaft, nie (waren) die Geschäfte so natürliche

Geschäfte, noch (war) der Winterhimmel (ein) solch unbeschreiblich gestirnter Himmel gewe-

sen. Freude sprudelte gleich einem frischen Quell in mir auf.“19

Das alles geschieht auch noch leicht und wie von selbst, ohne Anstrengung: „Es ist wie

ein Strom, in den ich eingeströmt bin und der mich freudig über mich selbst hinausträgt.“ „So

etwas wie ein `Problem´ gab es nicht. Die Dinge wurden entweder getan oder nicht getan, je-

denfalls gab es weder Sorge noch Verwirrung.“20 Oder als Empfehlung: „Wenn ihr im Schlaf

nach einem verschobenen Kissen langt, bringt ihr es instinktiv in Ordnung. Unser ganzes

Sein ist nichts anderes als diese zeitlose Hand. Wenn euch das wirklich klar wird, werdet ihr

spontan in Lachen ausbrechen.“21 Und immer wieder ist bei all dem von einer besonderen

Form der Freude die Rede: „Auch war der Zustand, der sich in ihm herausbildete, so voll-

kommen und anhaltend, anders als alles andere, aber so wenig durch Steigerung über bisher

Erfahrenes hinaus vorstellbar, daß er bei aller Köstlichkeit nicht daran denken konnte, ihn

einen Genuß zu nennen.“22

Das alles ist merkwürdig genug, aber es kommt noch hinzu, dass die meisten Fachleute

sich einig sind, dass die Erleuchtungserfahrung prinzipiell jedem und sofort möglich ist, in

den Worten Jack Kornfields: „Mag die Erfahrung auch außergewöhnlich sein, die Person ist

es nicht. Jeder kann Erleuchtung erfahren, sobald er nur gelassen und aufgeschlossen

genug ist, um die Welt auf radikal neue Weise zuzulassen.“23 Teresa von Avila möchte „allen

zu erkennen geben…….wie groß das Gut ist, das Gott uns geben wird, wenn wir uns nur

dafür bereiten.“24 Und im Nachhinein scheint schließlich alles so einfach. In den Worten eines

Zenschülers: „Es stand die ganze Zeit vor mir, aber ich brauchte fünf Jahre, um es zu

sehen.“25

Ein letzter erstaunlicher Punkt ist aus meiner Sicht der Einstieg in die Lösung des Rät-

sels. Es herrscht Übereinstimmung, dass Erleuchtung nicht in einer intellektuellen Einsicht

besteht. Für viele drei Zitate. Das erste ist von Daisetz Suzuki: „Die Einsicht (Buddhas)

reichte bis zum Grund seines Seins, und er sah es, wie es wirklich war, und dieses Sehen

war wie das Sehen der eigenen Hand mit den eigenen Augen- keine Reflexion, kein Urteil,

kein Vergleich, kein schrittweises Vorgehen oder Rückschließen; die Sache wurde gesehen

und das war alles, es gab nichts, worüber zu reden gewesen wäre, nichts, was verteidigt

oder erklärt werden mußte……………Er wußte, daß er die Kette gefunden und gesprengt

hatte, daß er ein freier Mann war. Daher kann die Erleuchtung des Buddha nicht als eine

Leistung des Intellekts verstanden werden, denn der Intellekt ist nicht in der Lage, bleibende

Erfüllung und Befriedigung zu schaffen.“26 In den einfachen Worten eines Zenmeisters:

„Wenn Ihr Bewußtsein von allen Gedanken und Bildern entleert ist, kann alles und jedes es

erleuchten: die menschliche Stimme, der Ruf eines Vogels…..“27 Oder mit einem Zitat von

Francois Fénelon, das faszinierend komplex ist, weil es ein Sein in der Beziehung formuliert,

vor dem Festhalten des Wohlgefühls einer neuen Seinsweise warnt und den Verlust der alten

Sicherheit nicht unerwähnt lässt: „Es liegt an Gott, das leichte Verspüren seiner Gegenwart

stärker zu machen, wenn es ihm gefällt. Aber oft nimmt er uns dieses Empfinden, um uns vo-

ranzubringen, denn dieses Wohlgefühl hält uns durch zu viele Reflexionen auf – und diese

sind wirkliche Zerstreuungen, die den einfachen und direkten Blick auf Gott unterbrechen und

die uns daher von den Finsternissen des reinen Glaubens zurückhalten. Oft sucht man in

diesen Reflexionen die Ruhe der Eigenliebe, man sucht Trost in dem Zeugnis, das wir uns

selber geben wollen. So zerstreut man sich selbst durch diesen fühlbaren Eifer. Dagegen

betet man nie so rein wie dann, wenn man versucht ist zu meinen, dass man nicht mehr

betet.“28

…. Ich möchte für die Lösung dieser Rätsel noch einmal zu den Kognitionswissenschaften

zurückkehren und die Unterscheidung zwischen propositionalem und prozeduralem Wissen

aufgreifen. Propositionales Wissen ist Wissen, das in Form von Aussagesätzen und Verknüp-

fungen zwischen ihnen formuliert werden kann. Prozeduralen Wissens ist ein Wissen „wie

etwas geht“, ein mehr oder minder gutes Gelingen einer Handlung oder eines Verhaltens, ein

Können. Erleuchtung ist aus dieser Sicht keine plötzliche Einsicht im Sinne eines Zugewinns

an propositionalem Wissen. Was immer an intellektuellen Prozessen, inklusive religiöser

Glaubensinhalte der Erleuchtung vorausgeht: Im Kern ist Erleuchtung eine plötzliche Einsicht

auf der Ebene des Könnens. Dabei handelt sich aber offensichtlich nicht um ein Können im

Sinne der Lösung eines bestimmten praktischen Problems (wie Radfahren), sondern im

Sinne eines Anders-Sein-Können. Die Einsicht der Erleuchtung besteht nicht im Erwerb

eines propositionalen Wissens, sondern ist ein plötzliches Gelingen im Sinne eines Anders-

Sein-Können.

Damit stellt sich die Frage, worin dieses Anders-Sein-Können besteht. Was gelingt hier?

In unserem Alltag spielt die Verwendung von Repräsentationen eine große Rolle. Repräsen-

tationen sind durch ihre kognitive Funktion bestimmt. Sie dienen der Modellbildung.29 Wir ver-

wenden zu diesem Zweck mentale Vorstellungen (Erinnerungen, Antizipationen, innere

Bilder) und Zeichen verschiedenster Art incl. der Sprache. Diese Repräsentationen machen

uns unabhängiger von der aktuellen Situation. Sie eröffnen uns unzählige Möglichkeiten, die

Gegenwart zu fixieren, sie um andere Zeitdimensionen und Gegenstandbereiche zu erwei-

tern, ermöglichen uns Analysen und Handlungsoptionen („Probehandeln“). Wir können uns

reflexiv auf unsere eigenen, aber auch fremde bzw. sozial vorgegebene, objektivierte, Reprä-

sentationen beziehen, sie kritischen betrachten, verändern und in Form von Wissen, Institu-

tionen und Traditionen weitergeben. Das eröffnet uns einen gewaltigen Handlungsspielraum

und evolutionäre Möglichkeiten, über die andere Lebewesen nicht verfügen.30

Einen großen Teil unseres Alltagslebens bewältigen wir aber dadurch, dass wir etwas

können, dass uns etwas gelingt: Gehen, Essen, Autofahren usw. Dieses sog. „prozedurale

Wissen“31, auch „implizites Wissen“ oder „tacit knowledge“ (Polanyi) genannt, kann in Form

von Regeln und Handlungsanweisungen expliziert werden, aber diese Explikation des proze-

duralen Wissens ist nicht notwendig, nicht leicht und selten vollständig möglich. Jede Expli-

kation eines Könnens stößt auch dadurch an eine Grenze, dass es auf eine konkrete

Situation angewandt werden muss und diese Anwendung selbst nicht wieder durch Regeln

expliziert werden kann, denn das würde zu einem unendlichen Regress führen.

Auch repräsentationale Prozesse sind auf ein Können angewiesen. Zum Einen müssen

wir unsere Begriffe und Vorstellungen auf die Wirklichkeit anwenden. Das kann nicht selbst

wieder durch Repräsentationen erfolgen. Zum Andern besteht unsere kulturelle Entwicklung

im Wesentlichen darin, Repräsentationen zu objektivieren, also zu entmentalisieren. Auch

dies ist eine Frage des Könnens. Wir externalisieren sie in Form von Schrift, Bibliotheken,

Dateien, intelligenten Objekten (von Taschenrechnern bis Navigatoren) usw. Dort werden sie

weiter verarbeitet und verrechnet und beeinflussen umgekehrt wieder unsere mentalen Pro-

zesse und unser Verhalten. Oft entsteht ein gelingendes Interagieren, das kompliziertere und

weniger effektive repräsentationale Prozesse ersetzt. Ein Beispiel dazu: In einer Studie wur-

den erfahrene und unerfahrene Barkeeper miteinander verglichen: „Wenn sie eine Cocktailor-

der bekamen, wählten die Experten je nach der Order unterschiedlich geformte Gläser und

stellten sie auf. Sie nutzten dann diese permanenten Hinweise, um sich an die Order zu erin-

nern und sie zu befolgen. In Tests, in denen Einheitsgläser verwendet wurden, stürzte die

Leistung der Experten ab, während sich bei den Anfängern nichts änderte (Gibbs, 2006, S.

143).“32 Zusammenfassend: Repräsentationen haben eine wichtige Funktion, die sie aber

nur im Zusammenspiel mit einer Unzahl von bunten, intelligenten, nicht repräsentierenden

Fertigkeiten von Menschen und Dingen erfüllen können.

Natürlich beinhalten auch diese Fertigkeiten Konzepte in Form von Wahrnehmungs-

und Deutungsmustern, psychomotorischen Schemata, Timing, Regeln usw. Wir nehmen

nicht zuerst ein Chaos von Sinnesreizen wahr und formen daraus eine Gestalt, sondern wir

gehen bereits strukturiert an die Wirklichkeit heran. Wir setzen eine Melodie nicht mühsam

aus Tönen zusammen, sondern hören sofort eine Melodie und wir erkennen einen Baum so-

fort als Baum. Wir werden dabei wesentlich von der „überzeugenden Präsenz“ („forcible pre-

sence“33), den Anmutungen, Angeboten und Aufforderungen der Umwelt geleitet. Unsere

Wahrnehmungen und Verhaltensweisen sind Interaktionsergebnisse. Auch das Selbst ver-

schwindet nicht auf der Ebene des Könnens und des unmittelbaren Erlebens. Es muss aller-

dings nicht als repräsentationales Selbst konzipiert werden, sondern wird mehr oder weniger

differenziert erlebt und gespürt. Dieses Selbst wird als „relational“ (Gergen), „minimal“

(Lasch), „ökologisch“ (Neisser) oder als „Kern-Selbst“ (Stern) bezeichnet.

Nicht repräsentationales Interagieren bedeutet also nicht, dass wir irgendwie unsere So-

zialisation abschütteln und in einen Naturzustand zurückkehren. Aber alle diese Wahrneh-

mungs- und Handlungskonzepte sind Teil des Verhaltens und des primären Weltbezugs und

gehen ihm nicht voraus. Sie stellen keine separate kognitive Episode dar. Oft sind in unseren

Wahrnehmungs- und Interaktionsmustern Repräsentationen der Vergangenheit sozusagen

geronnen, d. h. sie haben eine Phase expliziter Vermittlung hinter sich (Essgewohnheiten,

Autofahren, die Unterscheidung von Männern, Frauen und Kindern), ohne dass wir in der ak-

tuellen Praxis von den dazu notwendigen Repräsentationen als solchen noch Gebrauch ma-

chen müssen oder auch nur können. Sie sind Teil unserer unmittelbaren Interaktionen

geworden.

Was bedeutet diese lange Herleitung für die nähere Bestimmung der Erleuchtung als

Anders-Sein-Können? Wir können Erleuchtung nun negativ bestimmen als die mehr oder we-

niger mühsame Verabschiedung aller Repräsentationen und Modellbildungen und positiv als

die Erfahrung, dass es gelingen kann, mit der Umwelt und Mitwelt in der Gegenwart ohne ak-

tuell vermittelnde Begriffe und Vorstellungen zu interagieren. Erleuchtung besteht in dem Ver-

zicht auf die allzumenschliche Strategie, die Welt unter Kontrolle zu bringen und in der

Erfahrung, dass dies weder möglich noch notwendig ist. Das Anders-Sein-Können der Er-

leuchtung besteht in einem Dasein ohne aktuelles mentales Repräsentieren. . In der Durch-

bruchsphase der Erleuchtung gelingt ein Dasein ohne mentales Repräsentieren, ein nicht

vermittelndes Dasein. Ein solches Sein-Können oder Dasein ist elementar, strukturell ein-

fach, generalisierbar. In der Erleuchtung wird plötzlich der Hintergrund des nicht-repräsenta-

tionalen Daseins zum Vordergrund. Deshalb das Erlebnis des

„Immer-schon-gewusst-habens“. Diese Erfahrung ist nicht durch ein weiteres Denken mög-

lich, sondern nur durch eine andere Lebenspraxis, eine andere Daseinsform.

Die Einsicht der Erleuchtung besteht also nicht in dem expliziten Wissen, dass eine sol-

che Existenzform möglich ist und eine solche unmittelbare Interaktivität immer schon stattfin-

det, sondern in der bewusst erlebten Praxis, auf diese Weise zu sein. Diese Form des

Daseins ist ungewöhnlich und in einem Alltagsleben, das in hohem Maße auf Repräsentatio-

nen angewiesen ist, schwer zu praktizieren. Durch diesen strukturell einfachen, aber aus

dem handlungsorientierten Alltagserleben heraus sehr schwierigen und weiten Sprung in

eine andere Daseinsform eröffnet sich plötzlich eine Vielfalt von Möglichkeiten. Die Verab-

schiedung dieser kognitiven Strukturen hat dramatische Folgen für unser Welt- und Selbster-

leben. Sie führt zu einem wahren Feuerwerk neuer Erfahrungen, die nicht alle oder mit

unterschiedlichen Schwerpunkten realisiert werden. Der Verzicht auf diese Aktivität bedeutet

konkret:

- Aufhebung der konventionellen Subjekt-Objekt-Unterscheidung

- Rezeptivität, Aufhebung der Aktiv-Passiv-Unterscheidung

- Entbindung der Objekte, des Raums, der Zeit, des Selbst von begrifflichen Vorgaben,

Antizipationen, Erinnerungen und funktionalen Gebundenheiten, die Aufhebung der

Berufsblindheit der Alltagsbewältigung führt zur Befreiung der

Objekte und der Wirklichkeit (die dann häufig nicht nur als reichhaltiger und prägnanter,

sondern auch als selbstständiger, unabhängiger erlebt werden).

- Eröffnung neuer Zusammenhänge und Verhaltensmöglichkeiten, „playfulness“ (Maslow))

- Zweifelsfreiheit (Verzicht auf Explikation und selbstreferentielle Prozesse)

- evtl. Orientierungslosigkeit und Angst, aber vor allem das Gefühl der Befreiung (von Sorge,

Angst vor dem Tod usw.),

- Erfahrung der Selbstwirksamkeit, des Gefühl des Gelingens

- bewusstes Erleben des körperlich- sinnlichen Teilnehmens an der Welt, der interaktiven

Praxis, der Verbundenheit, der Abstimmungen, der Synchronisierungen, der „moments of

meeting“ (Stern), von Atmosphären, aber auch des Scheiterns dieser Prozesse

(Desynchronisierungen, Abbrüche, Nicht-Passen, Konflikte, Unklarheiten und vor allem der

unvermeidliche Zusammenhang von „Entbergen“ und „Verbergen“ [Heidegger])

- Erfahrung der prozessualen Zeit, der Gegenwärtigkeit

- Erfahrung des relationalen Selbst, der Präsenz, Öffnung, Weite und Verbundenheit

- Gefühl der Liebe (Rezeptivität und Verbundenheit)

- Gefühle wie Daseinsfreude, Dankbarkeit, Gelassenheit

- relationaler Blick: Dezentrierung, Aufgeben der Handlungsperspektive, Blick auf

die Situation als Ganze

4. 4 Artikulation /Verifikation

Diese Daseinsform wird nun in Regel mehr oder weniger rasch artikuliert. Gibt es auch so

etwas wie nicht artikulierte Erleuchtungserlebnisse? Viele Berichte lassen darauf schließen

wie z. B. folgender: „Mein Gebet war immer das gleiche; nicht ein Gebet, das in mir wäre,

sondern in Gott, sehr einfach, sehr rein und sehr klar. Es ist kein Gebet mehr, sondern ein

Zustand, von dem ich wegen seiner großen Reinheit nichts sagen kann. Ich glaube nicht,

daß es auf der Welt etwas Einfacheres und Einigeres geben kann. Es ist ein Zustand, von

dem man nichts sagen kann, weil er allen Ausdruck übertrifft; ein Zustand, in dem die Kreatur

so ganz verloren und versunken ist, daß sie, mag sie auch außen frei sein, innen nichts mehr

besitzt. So ist denn auch ihr Glück unwandelbar. Alles ist in Gott und die Seele wird nur noch

Gottes gewahr. Sie hat keine Vollkommenheit mehr zu verlangen, hat kein Streben mehr, kei-

nen Zwischenraum, keine Vereinigung: alles ist in der Einheit vollzogen, aber in einer so

freien, so leichten, so natürlichen Weise, daß die Seel in Gott und von Gott lebt, so unbefan-

gen, wie der Körper von der Luft lebt, die er einatmet.“34 Oder die Schilderung einer Begeg-

nung mit Krishnamurti: „Wir saßen im Schatten alter Eichen zu Tausenden im Gras und

lauschten gespannt seinen Worten, die alles infrage stellten, was wir vom Leben und über

uns selbst wussten. Es ging um das Wesen der Aufmerksamkeit. `Hören Sie wirklich zu?´

fragte er. `Hört nicht nur Ihr Kopf mit seinen Vorstellungen und Erwartungen zu, sondern die

Stille jenseits des Denkens?´ Und in diesem Augenblick hielt mein Denken an. Ich erfuhr eine

unglaubliche Stille. Der Hain schien sich auszudehnen, als wäre er der Mittelpunkt der Milch-

straße. Die Worte kamen aus den Bäumen. Ich war hellwach und doch jenseits aller Ein-

schränkungen. Es gab nur noch einen zeitlosen, grenzenlosen Raum, in dem alles leuchtete

und bebte.“35 Aber die Frage nach der manifesten reinen „Stille jenseits des Denkens“ ist für

das Anliegen des vorliegenden Textes nicht entscheidend. Erlebnisse können gar nicht oder

mehr oder weniger detailliert und erfahrungsnah artikuliert werden, unabhängig von der

Frage wie sie kognitiv strukturiert sind. Die meisten Menschen haben früher oder später das

Bedürfnis, ihre Erfahrung zu verstehen, einzuordnen und mit ihren sonstigen Überzeugungen

zu vermitteln. Auch bei Erleuchtungserfahrungen scheint das eher die Regel zu sein. Wann

genau die Artikulation einsetzt und welchen Raum sie in welchen Kontexten einnimmt, wäre

zu erforschen. Wir sind in der Lage auf mehreren Ebenen zu existieren. Die Artikulation der

Erleuchtung kann dazu führen, dass das nicht-repräsentierende Sein-können abgeschwächt

wird. Ob und wie weitgehend dies geschieht hängt von der Art der Artikulation ab. Wichtig

dürfte vor allem sein, wie der Einzelne seine Aufmerksamkeit und psychische Energie ver-

teilt. Gilt sie mehr der Einordnung oder lässt sie den Schwerpunkt bei der Erfahrung selbst?

Erleuchtungen sind robust gegen ein gewisses Ausmaß an Interpretation. Irgendwann und

vor allem dann, wenn das Anders-sein-können noch frisch ist, wird sich allerdings das Tau-

sendfüßlerproblem stellen – zu viel Auslegung oder Kommunikation kann die Performanz

durcheinanderbringen.

Erleuchtungserfahrungen müssen nicht, können aber auf sehr verschiedene Weise arti-

kuliert werden:

- expressiv

- gestisch, handelnd

- schweigend

- bildlich – gestaltend

- sprachlich:

- evokativ

- präskriptiv

- narrativ

- propositional

In ähnlicher Vielfalt kann auch die Kritik an der Artikulation der Erleuchtung erfolgen.

Eine solche Kritik an einem Können wie an seiner Explikation ist durchaus nicht ungewöhn-

lich. Ein Eiskunstläufer kann überzeugt sein, dass er bei einer Pirouette endlich den Dreh

raus hat, während sein Trainer weiterhin erhebliche Fehler sieht oder denkt: „Naja, für seine

Verhältnisse“. Können kann sehr unvollständig sein, ohne dass es der Könner merkt. Zen-

Meister pflegen die Erleuchtungserlebnisse ihrer Schüler zu überprüfen und es ist unwahr-

scheinlich, dass sie ihre Kritik diskursiv äußern. Eher reagieren sie durch Hinweise,

Ratschläge, Gesten oder Handlungen wie in einer berühmten Episode durch ein Abschnei-

den des erhobenen Fingers, mit dem ein Schüler seinen Meister imitierte. Wenn die Interpre-

tation als Form existenziellen Könnens stimmt, so muss eine Kritik der Erleuchtungserfah-

rung tatsächlich ähnlich wie bei einem Eiskunstläufer oder Koch möglich sein, nicht nur durch

propositionale Aussagen, sondern auch präskriptiv, durch Demonstration umfassenderen

Könnens etc.

Graham Wallas hat in seinem Schema kreativer kognitiver Problemlösungen diese

Phase der Überprüfung einfach „Verifikation“ genannt. Es war für ihn wie für alle Kognitions-

forscher klar, dass eine Einsicht nicht richtig sein und dass dem Heureka-Erlebnis eine kriti-

sche Überprüfung folgen muss. Für wissenschaftliche Einsichten ist dies selbstverständlich.

Wir würden uns nicht gerne dem Evidenzerleben eines Forschers anvertrauen, wenn es z. B

um chirurgische Verfahren geht. Die wissenschaftliche Kritik bevorzugt den Diskurs, d. h. sie

fordert, dass Erkenntnisse in verallgemeinerbaren und überprüfbaren propositionalen Aussa-

gen und Theorien münden. Die wissenschaftliche und philosophische Interpretation ist zwar

im Falle der Erleuchtung nur eine Artikulationsform unter anderen, aber sie ist eine beson-

ders anspruchsvolle, vorsichtige und verantwortungsvolle Form. Sie ermöglicht eine Kritik an-

derer Auslegung bzw. verpflichtet sogar dazu, denn Autorität und Tradition sind keine

wahrheitsrelevanten Argumente. Ich behalte für diese Artikulationsform den Begriff der Verifi-

kation bei.

Bei dem Thema der Erleuchtung ist im Einzelfall wie auf der Ebene der Erfahrung als

solcher eine diskursive Verifikation unüblich. Die angebliche Unsagbarkeit, religiöse Kon-

texte, autoritäre Traditionen (Meister-Schüler-Verhältnis) und Selbstimmunisierungen verhin-

dern einen kritischen Diskurs. Eine ultimative Ablehnung der Artikulation entsteht meist

dann, wenn die affirmative Unsagbarkeit verallgemeinert und auf die Metaebene ausgedehnt

wird. Dadurch wird die triviale Unsagbarkeit sozusagen affirmativ aufgeladen. Sie wird durch

die Tatsache verstärkt, dass prozedurales Wissen auf triviale Weise schwer explizierbar ist.

Zudem wird häufig Sprache nur als reduktive Gewalt verstanden und die dialogische und so-

ziale Dimension der Erkenntnis unterschätzt.

Die Möglichkeit und Notwendigkeit einer Kritik von Artikulationen spiritueller Erfahrungen

schon von W. James 1901 formuliert: „Tatsache ist, dass das mystische Gefühl der Erweite-

rung, Vereinigung und Befreiung selbst noch nichts Verstandesmäßiges enthält. Es kann sich

mit Materialien verschiedenster Philosophien und Theologien verbinden, vorausgesetzt, es

findet in deren Rahmen Raum für seine besondere emotionale Gestimmtheit. Darum haben

wir kein Recht, uns auf seinen Nimbus zu berufen, als spräche es selbst schon für eine be-

sondere Überzeugung, etwa den unbedingten Idealismus, die unbedingte monistische Identi-

tät oder die unbedingte Güte der Welt. Es spricht nur bedingt für all diese Dinge – es

überschreitet die Grenzen des gewöhnlichen menschlichen Bewusstseins in die verschie-

densten Richtungen.“36

Jede Artikulation ist wichtig für Motivation, Didaktik, Kontinuität, Integration, Transparenz,

diskursive Verarbeitung und die Selbstverantwortung bei der spirituellen Suche. Viele traditio-

nelle Artikulationen ermöglichen Erleuchtungserfahrungen, indem sie Motivation und Hoff-

nung stärken, klare praktische, rituelle, kognitive und soziale Strukturen bereitstellen oder

einzelne Aspekte der Erfahrung durch Bilder, Narrative, Inszenierungen besonders betonen.

Sie finden ihre Begründung und Motivation in der Erleuchtungserfahrung und interpretieren

sie im Rahmen spiritueller Traditionen und Offenbarungen. Ihr Zweck ist es– neben institutio-

nellen und persönlichen Interessen -, spirituelle Erfahrungen zu ermöglichen, Traditionen zu

bewahren, Glaube oder Moral zu vermitteln. Dies alles kann gelingen, auch dann, wenn ein-

zelne Aussagen nicht verifizierbar oder sogar sicher falsch sind. Es ist nicht zwingend, Artiku-

lationen von Erleuchtungen zu verifizieren und häufig ist dies genauso wenig möglich wie

ihre Falsifikation.

Aber manchmal ist eine Verifikation näherungsweise möglich und didaktisch, ethisch,

politisch oder persönlich wünschenswert. Viele Artikulationen, die sich auf die Erleuchtungs-

erfahrung berufen, widersprechen wissenschaftlichen und philosophischen Erkenntnissen.

Einige Beispiele:

Die Erfahrung, dass in der Erleuchtungserfahrung die alltäglichen Identitätsformen (narra-

tives, soziales Selbst) in den Hintergrund treten, wird als Erfahrung eines „Nicht-Selbst“ oder

als Verschwinden jeder Selbsterfahrung verstanden. Da den Interpreten kein Begriff eines

„minimal self“ oder eines „relationalen Selbst“ zur Verfügung steht, verstehen sie Erleuchtung

als generellen Verlust des Selbst, was wiederum die Vorstellungen eines Verschmelzen,

einer „unio mystica“, eines Aufgehens in einer großen Einheit befördert (s. u.). Erleuchtungs-

berichte spreche aber für eine Veränderung nicht für einen Verlust des Selbsterlebens. Ein

Verlust passt viel eher zu Versenkungs- und Tranceerfahrungen, bei denen es zu einer Ent-

differenzierung der Erfahrung kommt.

In ähnlicher Weise kann die Erfahrung der Leerheit oder Soheit der Dinge sinnvollerweise

nur als Aufgabe von Repräsentationen oder funktionaler Gebundenheiten verstanden wer-

den, nicht aber als der Verlust aller Wahrnehmungskonzepte oder psychomotorischen Sche-

mata, die unbewusst und völlig automatisiert ablaufen. Die Dinge werden nicht leer, sie

behalten eine Gestalt, einen Horizont und einen Kontext, auch wenn er variabler wird.

Eine sehr häufige irreführende Interpretation beruht auf dem Vorgang der Hierarchisie-

rung. Die Einsicht der Erleuchtung wird als „höher“, „tiefer“, „wahrer“ oder gar als „absolut“

dargestellt. Der motivierende Hintergrund ist die subjektive Zweifelsfreiheit, die sich aus der

nicht repräsentierenden und deswegen notwendigerweise auch nicht selbstreflexiven Da-

seinsweise der Erleuchtung ergibt. Aber genau auf der Fähigkeit zur Repräsentation, zur

Selbstreflexion, Kritik und Diskussion beruht unsere Fähigkeit zur Erkenntnis und zum Er-

kenntnisfortschritt. Die Erleuchtungserfahrung kann hier aus sich heraus nicht mithalten. Da-

raus ergibt sich aber umgekehrt keine Unterlegenheit der Erleuchtungseinsicht, denn sie ist

ja auch durch eine noch so stichhaltige Artikulation nicht zu ersetzen. Erleuchtung ist eine zu-

sätzliche Einsicht, eine Erweiterung existenzieller Möglichkeiten, jede Hierarchisierung ist un-

nötig.

Bisweilen wird Erleuchtung als reiner Bewusstseinsprozess verstanden, als eine Ent-

wicklung einer Art „Überbewusstseins“, eine Überwindung jeder Perspektivität, Situativität

oder körperlichen Gebundenheit. So ziemlich das Gegenteil ist der Fall.: Erleuchtung ist eine

sehr emotionale Rückkehr zu einer situierten interaktiven körperlichen Seinsweise, allerdings

mit einem klaren Bewusstsein für diesen Aspekt unseres Lebens und der Fähigkeit darin und

in der Gegenwart zu verweilen. Erleuchtungserfahrungen kommen zwar in der Regel durch

eine Übungspraxis zu Stande, die mit einer Lenkung der Aufmerksamkeit einhergeht. Das

Bewusstsein wird erweitert und erfasst Vorgänge, die ihm zuvor entgangen sind. Ein neutra-

ler, freischwebender „Beobachter“ oder „Zeuge“ aber würde gerade das Wesentliche, der Er-

leuchtungserfahrung verpassen, die bewusste leiblich-sinnliche Präsenz, die Verbundenheit,

die Daseinsfreude. Das schließt gerade nicht aus, dass Erleuchtung auch mit einer Dezen-

trierung der Erlebnisweise einhergehen kann (s. o. Abschn. 2), das Subjekt also stärker die

Interdependenzen der Situation würdigen und sich mehr als zuvor als Teil einer Situation er-

leben und denken kann.

Eine der häufigsten und gravierendsten Fehlinterpretationen besteht darin, Erleuchtung

als Erfahrung einer Einheit und als einseitig als harmonisches Gelingen zu interpretieren.

Fraglos ist der Anteil gelingender Interaktionen in den Situationen, die Erleuchtung ermögli-

chen, sehr hoch. Sie werden auch entsprechend gestaltet. Aber diese Ausrichtung des Erle-

bens ist so, als würde ein Dirigent die Misstöne und Desynchronisierungen seines

Orchesters nicht hören. Menschen sind nur Teil von Situation, weil sie sich ständig mit ande-

ren Elementen der Situation synchronisieren, weil sie sich adaptieren und Fehler in diesen

Prozessen kompensieren, sich weiterentwickeln usw. Erleuchtung muss denn auch Differen-

zen, Scheitern, Zufall etc. in ihrem Erleben selbst berücksichtigen. Und sie sollte wahrneh-

men, dass das Erleben der aktuellen Wirklichkeit immer auch ein Erleben von Abschattungen

und Dunkelheit ist. Was immer sich uns als Vordergrund aufdrängt, drängt gleichzeitig Ande-

res in den Hintergrund und ist nur erlebbar, weil es einen Horizont von weniger oder nicht Er-

kanntem schafft. Allem „Entbergen“ entspricht ein „Verbergen“ (Heidegger). Heidegger hat

immer wieder dafür plädiert, sich diesem Hintergründigen, aus dem sich etwas herausbildet,

dem „Sein“ zu stellen37. Die menschliche und die nicht-menschliche Umwelt sind nicht trans-

parent und gehen nicht in unseren Wahrnehmungen und kognitiven Konstruktionen auf. Ge-

rade deswegen können wir überhaupt lernen und uns weiterentwickeln. Auch Erleuchtung

schafft Geheimnisse und respektiert sie. In gleicher Weise bleibt sie offen für Zufälle, Kon-

flikte, Abbrüche, Differenzen aller Art, die situativen Grenzen, die eigene individuelle (leibli-

che, soziale usw.) begrenzte Perspektivität, die Abgründigkeit des Lebens und die

Selbstständigkeit der Wirklichkeit um uns herum.38 Nur so können wir auch einen relationalen

Blick erwerben, d. h. unsere egozentrische Perspektive verlassen und die Situation als

Szene erleben, an der wir beteiligt sind.39

Dass diese Aspekte in Erleuchtungserlebnissen so oft untergehen, hat mit den spirituel-

len Praktiken, in die oft Tranceelemente einfließen40, der Euphorie des Durchbrucherlebens

und manchen rasch einschießenden spirituellen und religiösen Artikulationen zu tun. Skepti-

sche Zeugen haben die disharmonischen Aspekte in ihren Erleuchtungserfahrungen durch-

aus gewürdigt. Sie vermögen „eine Glückstiefe [zu erleben], in der das Schmerzlichste und

Düsterste nicht als Gegensatz wirkt, sondern als bedingt, als herausgefordert, sondern als

eine nothwendige Farbe innerhalb eines solchen Lichtüberflusses; ein Instinkt rhythmischer

Verhältnisse, der weite Räume von Formen überspannt.“41

4. 5 Integration (F 11)

Die Phase des Durchbruchs dauert in der Regel Minuten bis Wochen. Man kann mehr oder

weniger lange und intensiv in ihr zu verweilen, ohne dass man sich das aussuchen kann.

Aber die Integration der Einsicht in den Alltag ist ein erhebliches Problem, weil wir ohne men-

tale Repräsentationen nicht lebensfähig sind. Sie machen unser kulturelles Leben aus und si-

chern unser Überleben. Darüber hinaus können natürlich Gesellschaften in sehr

unterschiedlichem Maße Handlungs- und Kommunikationsdruck erzeugen. Gleiches gilt für

die individuellen Lebenssituationen. Die Lebensgestaltung ist daher für die Integration der Er-

leuchtungserfahrung in den Alltag entscheidend. Ein Oberhaupt der Sufis drückte es folgen-

dermaßen aus: „Was die vielen großen Lehrer betrifft, denen ich in Indien und Asien

begegnet bin, bring sie nach Amerika, gib ihnen ein Haus, zwei Autos, eine Ehefrau, drei Kin-

der, einen Beruf, lass sie mit Versicherungen und Steuerzahlungen zu tun haben…….se hät-

ten es allesamt schwer.“42

Es ist m. E. sinnvoll zwischen dem Andauern bzw. den Wiederholungen der Erleuch-

tungserfahrungen und ihren Folgen im Alltag zu unterscheiden. Das Andauern bzw. die Wie-

derholbarkeit hängen von der Möglichkeit einer fortgesetzten rituellen oder informellen

spirituellen Praxis und anderen unbekannten Faktoren (s. o. 4. 1 Suche) ab.

Es gibt aber auch eine Integration der Erleuchtung als Hintergrund. Sie kann aus dem

Hintergrund den Alltag beleuchten und prägen. Man kann sich diesen Vorgang auch als ein

feines Oszillieren vorstellen, mit dem man immer wieder zu der Erleuchtungserfahrung zu-

rückkehrt.

William James hat mit einer Doppelmetapher versucht, diese Möglichkeit zu zeigen:

„Die Musik vermittelt uns ontologische Botschaften, denen die musiklose Kritik unmöglich wi-

dersprechen kann, wenn sie auch darüber lachen mag, daß wir so verrückt sind, sie ernst zu

nehmen. Es gibt eine Grauzone des Geistes, die von diesen Dingen heimgesucht wird; und

ein Geflüster von dort vermischt sich mit den Operationen unseres Verstandes, so wie die

Wasser des endlosen Ozeans ihre Wellen aussenden, damit sie sich zwischen den Steinen

brechen, die an unseren Stränden liegen.“43

Diese Form der Integration kann Folgen haben für den Umgang mit

- Kontingenzerfahrungen (Tod, Krankheit, Schicksal)

- Vergänglichkeit

- Wünschen, Begierden

- Zeit

- unscheinbaren Dingen und Tätigkeiten

für unsere Kommunikationsweise,

unsere Handlungskonzepte und

unsere Werte, sozialen und politischen Einstellungen.

Es würde den Rahmen dieser Darstellung sprengen, den einzelnen Wellen nachzugehen, die

die Erleuchtungserfahrung aussendet. Sie werden sehr stark von den jeweiligen Artikulatio-

nen und persönlichen Resonanzen gebrochen. Sofern sie die Erfahrung nicht völlig entkräf-

ten, ist zu erwarten, dass Erleuchtungserfahrungen zu einer Relativierung der Sorgestruktur

des Daseins (Heidegger) führen und die gewohnten Verhaltens- und Deutungsmuster ihre

Selbstverständlichkeit verlieren. Erleuchtungserfahrungen können auf diese Weise die Rele-

vanzstrukturen unseres Lebens beeinflussen. Die Handlungsorientierung des Alltags verliert

ihre dominante Position, weil die Vielfalt und das selbstverständliche Funktionieren der

menschlichen Existenz und die Vielfalt seiner Verflechtungen in der Gegenwart offensichtlich

geworden ist. Diese Erfahrung kann zu einem Vertrauen in das Gelingen und einer Gelas-

senheit gegenüber dem unvermeidlichen Misslingen führen. In der Folge ist es möglich die

Handlungsorientierung in einer weniger egozentrischen, sparsameren, aber auch furchtlose-

ren, konzentrierteren und energischeren Weise zu rekonstruieren.

Aber sicher ist die Abfolge von Dekonstruktion - Einbettung - Vertrauen - Gelassenheit -

Horizonterweiterung - Engagement nicht. Auch Vermeidungen von Handeln, Konflikten und

Verantwortung, Depressivität und narzisstische Entwicklungen sind möglich44. Der persönli-

che und soziale Kontext entscheidet, ob Erleuchtung einen persönlichen oder sozialen Ge-

winn bedeutet. Sie kann persönlich oder politisch ebenso missbraucht wie sinnvoll umgesetzt

werden. Eine moralische Beurteilung ist nur kontextuell und entsprechend unserer ethischen

Ausrichtung möglich. Das unterstreicht noch einmal die Einschätzung, dass es sich bei der

Einsicht der Erleuchtung zwar um eine einzigartige, aber nicht um eine höhere Wahrheit

handelt.

Ein Misslingen der Integrationsphase in einem moralischen Sinne oder im Sinne einer

Persönlichkeitswachstums würde die Durchbruchserfahrung nicht in Frage stellen, aber ein

umfassenderes Verständnis von Erleuchtung fordert auch ein gutes Gelingen der Integrati-

onsphase im Sinne des Diktums von Robert Musil: „Man glaubt, daß die Mystik ein Geheim-

nis sei, durch das wir in eine andere Welt eintreten; sie ist aber nur, oder sogar, das

Geheimnis in unserer Welt anders zu leben.“45

5. Zusammenfassung

Es ist möglich, einen konsistenten Begriff von Erleuchtung zu entwickeln, wenn man sie als

veränderte Lebenspraxis versteht, die einer existenziellen Fragestellung folgt und in der

Regel nach erfolglosen konventionellen Versuchen, sie zu beantworten zu einem Durch-

bruchserlebnis führt, das die kognitive Struktur der plötzlichen Einsicht besitzt. Diese Einsicht

besteht nicht in einem propositionalen Wissen, sondern in einem Anders- Sein-Können, das

in der Gegenwart auf mentale Repräsentationen verzichtet und die primäre Interaktivität der

menschlichen Existenz wahrnimmt. Das bewusst erlebte Verschwinden der vertrauten Deu-

tungsmuster und Lebensstrategien ermöglicht eine Vielzahl neuer und gefühlsmächtiger Er-

fahrungen rund um eine veränderte Wirklichkeits- und Selbstwahrnehmung. Diese

Erfahrungen werden in der Regel in vorgegebenen, meist spirituellen Traditionen artikuliert.

Eine weitere mögliche Artikulationsform ist die wissenschaftlich-philosophische Analyse. Sie

verhält sich kritisch zu anderen Artikulationen. Die Integration der Erleuchtungserfahrung in

den Alltag ist generell schwierig und hängt unter anderem von den gesellschaftlichen und in-

dividuellen Lebensbedingungen ab.

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(Schriftfassung eines Vortrags im Rahmen der Veranstaltungsreihe „`Erleuchtung´: Kon-zepte – Rollen – Modelle“ der FU Berlin im WS 2012/13 am 6. 12. 2012)

1 Moore 1978, S. 109.2 Eine „Artikulation“ kann auf in vielen Formen erfolgen(s. u. Abschn. 4. 4), der Begriff „Interpretation“ legt einereflexive und eher verbale Auslegung nahe. Deshalb bevorzuge ich im Folgenden den Begriff der „Artikulation“.3 Unter einer „Offenbarung“ verstehe ich ein spirituelles Erlebnis, das vorrangig mit Botschaften, also

propositionalen Erkenntnissen verbunden ist (s. dazu unten Abschn. 4. 2), Visionen beinhalten vor allem vor allem Imaginationen.

4 und gegen die Idee einer „philosophia perennis“ festzuhalten.5 Berichte finden sich u. a. in James 1997 [1901/2], Sloterdijk, Buber 1993 [1909], Suzuki 1989 [1926], Kapleau1994 [1965], Kornfield 2004, Baier 2009, Reschika 20126 s. Knoblich, Öllinger 2006b, S. 459 sowie zum Folgenden: 2006a.7 Wallas 1926.

8 Teresa von Avila in Sloterdijk P (Hg.), Buber 1993 [1909], S. 2209 Teresa von Avila in Sloterdijk P (Hg.), Buber 1993 [1909], S. 22210 Kapleau 1994 [1965], S. 305/306.11Kapleau 1994 [1965], S. 286. 12 Teresa von Avila in Sloterdijk P (Hg.), Buber 1993 [1909], S. 22313 Kornfield 2004, S. 9914 Kapelau 1994 [1965], S. 34815 Nietzsche 1969 [1908], S. 13.16 Kornfield, 2004, S. 10417 Kapleau, 1994 [1965], S. 34818 Kapleau, 1994 [1965], S. 32819 Kapelau, 1994 [1965], S. 36520 Kapleau, 1994 [1965], S. 36521 Kapleau, 1994 [1965], S. 34122 Rilke 1980 [1918], S. 52323 Kornfield, 2004, S. 1124 Teresa von Avila in Sloterdijk P (Hg.), Buber 1993 [1909], S. 22325 Kapleau, 1994 [1965], S. 31626 Suzuki 1989 [1926], S. 21227 Kapleau, 1994 [1965], S. 30628 Fénelon 2008 [ca. 1588], S. 205/629 s. Dörner 1987.30 Tomasello 2002.31 Eine durchaus missverständliche Bezeichnung, denn viele dieser Fertigkeiten wie Gehen, Sprechen,

der Umgang mit Alltagsgegenständen durchlaufen nie die Form eines „Wissens“.32 Gallagher, Zahavi 2006, S. 99/100.33 Gallagher, Zahavi 2008, s. Anm. 25, S. 100.34 Mme Guyon in Sloterdijk P (Hg.), Buber 1993 [1909], S. 234/535 Kornfield, S. 100.36 James 1997 [1901/2], S. 42137 S, dazu auch Seidl 2009.38 Batchelor 1998, Solomon 2002, Huppertz 2009.39 Tomasello 2002. Gergen 2009.40 Trance bedeutet Bewusstseinstrübung und Entdifferenzierung und lässt sich analytisch leicht von Erleuchtungunterscheiden. Empirisch ist dies wesentlich schwieriger, weil monotone, asketische, suggestive und imagina-tive Praktiken häufig bei der spirituelle Suche verwendet werden. Das Gemeinsame zwischen Trance und Er-leuchtung ist die Abgrenzung gegenüber der Alltagserfahrung und die Aufhebung einer selbstreflexiven,kritischen Haltung. Die Erleuchtungserfahrung ist aber eine Erfahrung von Wachheit, Offenheit, Differenzierung,Kontakt und Einsicht, nicht von Verengung des Bewusstseins und Entdifferenzierung.41 Nietzsche, s. Anm. 10, S. 337.42 Kornfield 2004, S. 18.43 James 1997 [1901/2], S. 41744 Welwood 2000, Kornfield 2004, Huppertz 2009

45 R. Musil(2004) [1938]