Erfahrungsbericht Auslandssemester Jordanien 2014/2015 ... · [Die ehemalige Kreuzritterburg Crak...
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Erfahrungsbericht Auslandssemester
Jordanien 2014/2015
Hochschule Biberach / German Jordanian University
Mustafa Selman
10.03.2015
Einleitung
Mein Name ist Mustafa Selman, ich bin 22 Jahre alt und studiere Energiesysteme an der
Hochschule Biberach. Im 5 bzw. 6 Semester habe ich ein Auslandsjahr in Jordanien verbracht.
Für Jordanien habe ich mich entschieden, da es sowohl kulturell, als auch geographisch sehr
nahe am Irak ist, was mein Herkunftsland ist. Ich habe dort auch Familie, was ebenfalls ein
Faktor war.
Die Universität
Das Studiensemester habe ich an der German Jordanian University verbracht, eine Universität
die sich stark am Hochschulsystem in Deutschland orientiert und die in Kooperation mit dem
Deutschen Bildungsministerium aufgebaut wurde.
Die Uni ist sehr westlich geprägt/orientiert was die Studenten bzw. den „Campus Lifestyle“
angeht, jedoch nicht in Sachen Unterrichtsmethoden. Denn dort wird viel Wert auf
Auswendiglernen gelegt anstatt auf Verständnis. Beispielsweise ist es bei vielen Fächern so,
dass man Formeln auswendig lernen muss und keine Formelsammlung verwenden darf.
Ich habe es aber geliebt jeden Morgen da hin zu gehen, da man hier viel schneller/leichter
Leute kennenlernt. Man lernt beispielsweise jemanden kennen, der stellt einem einen Freund
vor und der wiederrum seine Freunde usw. und man ist auf einmal mit allen befreundet und
unternimmt auch außerhalb der Uni viel, da die Araber hier sehr aufgeschlossen gegenüber
den Deutschen sind.
Auch die Professoren sind eher „lockerer“, es lässt sich also über vieles reden wie es in der
arabischen Kultur so üblich ist.
Amman
Amman, die Hauptstadt Jordaniens ist das absolute Epizentrum des Landes. Außerhalb der
Hauptstadt gibt es zwar vieles zu sehen, speziell für Touristen und Besucher wie wir (Petra,
Wadi Rum, Jerasch usw.) jedoch findet das komplette kulturelle, wirtschaftliche und
gesellschaftliche Leben hier Stadt.
Die Stadt hat 2 Millionen Einwohner (in ganz Jordanien leben knapp 6 Millionen Menschen)
und ist wie jede Großstadt in Viertel aufgeteilt. Manche Viertel sind eher moderner und
aufgeschlossener (7.th Circle, Abdoun, Jubeiha) und manche eher konservativer (Ashrafiyah,
Sweilah).
Ich habe in der Nähe der jordanischen Universität gewohnt, der größten Uni im Land (40.000
Studenten). Von da aus gab es auch eine direkte Busverbindung zur GJU.
[Die Altstadt von Amman mit der riesigen Fahne bei Sonnenuntergang]
Freizeitaktivitäten
Hier wird es etwas schwer darüber zu schreiben, da jeder individuelle Freizeitaktivitäten hat.
Ich persönlich war oft mit arabischen Freunden in Cafés, Schischabars, am Strand usw. was
hier für die Bevölkerung die eigentliche Freizeit darstellt. Jedoch waren viele deutsche
Studenten auch oft in Bars, Clubs usw. die gibt es hier auch in bestimmten Gebieten. Alkohol
ist hier extrem teuer, da es ein muslimisches Land ist und die Regierung versucht die Hürden
für dessen Konsum sehr hoch zu stellen (durch extrem hohe Steuern darauf).
Ansonsten unternimmt man auch oft Reisen außerhalb Ammans, z.B zum Toten Meer, Petra,
Aqaba (einer wunderschönen Hafenstadt), Wadi Rum oder zu den antiken Wüstenschlösser
im Osten Jordaniens.
[Aqaba, liegt komplett am Roten Meer, hier hatte es im Januar ca. 30 Grad]
[Die Wüstenstadt Petra, erbaut vor 2000 Jahren von den Phöniziern]
[Die ehemalige Kreuzritterburg Crak des Chevaliers in Kerak]
[ Das Tote Meer bei Sonnenuntergang]
Besonderheiten
Da ich selbst Araber bin, hat mich die Lebenskultur hier nicht überrascht, im Gegenteil, man
fühlt sicher eher mitten drin und findet die eigene Lebensweise in der Bevölkerung wieder.
Was mich aber sehr stark überrascht hat, war das Wetter. Es war leider bei weitem nicht so
gut wie ich es mir vorgestellt habe. Man denkt immer im Vornerein das Jordanien im Nahen
Osten ist und das Wetter dementsprechend schön. Das trifft aber nur auf dem
Sommer/Frühling/Herbst zu, aber nicht auf dem Winter. Denn da ist es hier bitter kalt und es
scheint sogar öfters. Dazu kommt noch das die Häuser hier nicht gut bzw. gar nicht isoliert
sind, weshalb es schon mal vorkommen kann, dass das Haus im Winter kälter ist als draußen.
Auch die Heizmöglichkeiten sind hier begrenzt, deshalb wäre es ratsam (wenn man im Winter
hier ist) sehr dicke Kleidung mitzunehmen.
[Ich (r.) und arabische Freunde]
[Winter in Amman]
Zusammenfassung
Ich würde absolut jedem, der außerhalb des Mainstreams (Australien, USA, Kanada …) ein
Abenteuer sucht hier her zu kommen. Die Kultur ist einfach so unterschiedlich, die Menschen,
die Lebensweise und alles Mögliche ist einfach anders. Man lernt wie man auch klar kommen
kann, wenn man komplett ins kalte Wasser geworfen wird, in einer komplett neuen
Umgebung. Und was die Sicherheit angeht, so hatte ich das Gefühl das Amman etwas sicherer
als beispielsweise Berlin ist, da Alkohol in den meisten Fällen für Gewalt verantwortlich ist und
dieser hier nicht vorhanden ist.