Epistaxis (Nasenbluten)mms-dev.meduniwien.ac.at/fileadmin/up-rahmenseite/pdf/HNO... · rhinogen,...
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Epistaxis (Nasenbluten) Leitsymptom:
• Nasenbluten Gefäßversorgung der Nase: A. Carotis int. - A. ophthalmica - A. ethmoidalis ant./post. A. Carotis ext. - A. maxillaris - A. sphenopalatina Locus Kisselbachi Ursachen:
• Lokal: Nasenscheidewand: Trauma, Perforation, Entzündung, Sporn, Leiste Schleimhaut/Gefäßschäden: akute Rhinitis, Allergie, Fremdkörper, Trauma
• Systemisch: arterielle Hypertonie, Arteriosklerose, Influenza, Gravidität, Diabetes mellitus, hämorrhagische Diathesen (Koagulopathien, Thrombozytopenie - pathien, Vaskulopathien) Diagnostik: Blutungslokalisation: vordere, indirekte Rhinoskopie (Locus Kisselbachi: 90%) hinten/oben Blutung oft schwer zu erfassen Blutdruckmessung Gerinnungsparameter: (Thrombozytenanzahl, Gerinnungszeit, PTT, TPZ, TZ) Therapie: 1. Erstmaßnahmen: 1. Kompression der Nasenflügel 2. Oberkörper aufrecht - Kopf nach vorne gebeugt (damit Blut nicht verschluckt wird: Menge nicht bestimmbar, Übelkeit) 3. (fakultativ) Eisbeutel in den Nacken oder an die Stirn führen diese Maßnahmen nicht zum Stillstand der Blutung, dann muss der Betroffene
zum HNO-Facharzt oder in die HNO-Spitalsambulanz 2. beim HNO-Arzt: 1. Entfernen der Blutkoagula aus der Nasenhöhle (Absaugen, Schneuzen) 2. Einlegen eines Wattebausches getränkt mit: α-Sympathomimetikum (z.B. Naphazolin) zur Abschwellung und Lidocain zur Schleimhautanästhesie .) falls Blutung im Bereich des Locus Kisselbachi und gering: Elektrokoagulation, chemische Koagulation (z.B. AgNO3, KmN04, Chromsäure) nicht an korrespondierenden Stellen am Nasenseptum beidseits - Perforation!) Hämostyptika als Schwamm (schonend - für Kinder)
.) falls stärkere Blutung: vordere Tamponade mit salbengetränkten Gazestreifen: evtl. beidseits - Gegendruck vorgefertigte Schaumstoff- oder Ballontamponaden immer daran denken, dass Blut auch über den Rachen ablaufen kann - Kontrolle .) falls stärkere Blutung, insbsondere von oben und hinten: kombinierte hintere und vordere Nasentamponade:
• Ballonkathetertamponade: Ballon eines Harnkatheters wird in Choane plaziert • Bellocq-Tamponade: kugelförmige Tamponade an Schnüren hinter die Nase
.) selten notwendig: Embolsierung, Gefäßligatur Begleitmaßnahmen:
• Einstellung von: Blutdruck, Gerinnung, Diabetes • Antibiotikum (sonst Gefahr eines Staphylokokken-Toxin-Schocks) • Nach Entfernung der Tamponaden Pflege der alterierten Schleimhaut
Olivenöl, Bepanthen® Salbe
© Matthäus Ch. Grasl
Akute eitrige Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung)
Leitsymptome:
• Rhinorrhoe • behinderte Nasenatmung • Geruchstörung • Niesen • Kopfschmerz • orofazialer Schmerz
Ätiopathogenese: rhinogen, dentogen, nosokomial, Barosinusitis, Badesinusitis Kinder: nur Siebbeinzellen Erwachsene: nach Häufigkeit: 1. Kieferhöhle 2. Siebbeinzellen 3. Stirnhöhle 4. Keilbeinhöhle meist einseitig, auch Pansinusitis Tabelle : Erreger der akuten eitrigen Rhinosinusitis (nach Gwaltney 1994) bei Erwachsenen und Kindern (Nachweis in %) Erwachsene Kinder
• Streptococcus pneumoniae 31 36 • Haemophilus influenzae 21 23 • Moraxella catarrhalis 2 19 • Anaeobier 6 - • Staphylococcus aureus 4 - • Streptococcus pyogenes 2 2 • Gramnegative Bakterien 9 2
Bei der stets einseitigen odontogenen Sinusitis, bei Tumoren oder bei Kindern mit
Fremdkörpern in der Nase finden sich Anaerobier mit fötider Sekretion Viral: Rhino-, Korona-, Influenza-, Parainfluenzaviren
Rhinosinusitiden durch Adeno- und Influenzaviren führen zu einem schweren Krankheitsbild mit Beteiligung der unteren Luftwege. Bei der Grippe wird das Epithel
besonders stark geschädigt
begünstigende Faktoren: • funktionell-anatomische Besonderheiten (Septum, Siebbein, Polypen) Störung der mukoziliären Clearence und Engstellen im Bereich der zentralen
ostiomeatalen Einheit des mittleren Nasenganges , lokale Entzündungsreaktionen führen zum Verschluß eines Ostiums und somit der NNH mit Behinderung des
schleimhautbezogenen Reinigungsmechanismus • individueller Immunstatus • spezifische Virulenz des Erregers
Tabelle 1: Einteilung der Sinusitiden bei Erwachsenen und Kindern Erwachsene Kinder
• Akute <8 Wochen oder <4 <12 Wochen oder <6 Sinusitis Episoden pro Jahr Episoden pro Jahr • Akut rezidivierende >4 Episoden pro Jahr rezidivierende Episoden Sinusitis jeweils vollständige jeweils vollständige Ausheilung Ausheilung
• Chronische >8 Wochen oder >4 >12 Wochen oder >6
Sinusitis Episoden pro Jahr ohne Episoden pro Jahr vollständige Ausheilung
Symptomatik:
• behinderte Nasenatmung • Rhinorrhoe: wässrig bis eitrig, rahmig-eitrig • Gesichtsschädelkopfschmerzen im Bereich der betreffenden NNH
Verstärkung: - in der Früh und vormittags (Stauung) - beim Bücken, Pressen, Schneuzen, Husten und schweres Heben (Blutdrang in den Kopf). dumpfer Charakter: projiziert sich meistens eine Etage höher als er entsteht Ursache: - Überdruck in den Nasennebenhöhlen durch Sekretansammlung oder - Unterdruck durch eine Belüftungsstörung
• Neuralgien der Nn. supra-und infraorbitales • Riechstörung, Fieber, Husten, Zahnschmerz, Fötor
Diagnostik:
• Rhinoskopie anteriore und posteriore indirekte, Racheninspektion (Eiterstraßen) vorher eventuell Wattebausch getränkt mit: α-Sympathomimetikum (z.B. Naphazolin) zur Abschwellung
• Endoskopie mit geraden und gewinkelten Glasfieberoptiken • Röntgen (Erguß) • CT (besonders vor OP) • Ultraschall • Probespülung • Sinuskopie • Abstrich zur Erregerbestimmung
Bei typischer Anamnese, Symptomatik und pathologischem Sekret in der Nase kann bei normalem Verlauf auf bildgebende Verfahren und weitere aufwändige
Diagnoseverfahren verzichtet werden Therapie: Tabelle: Therapie bei akuter Rhinosinusitis
• Antibiotikum • Analgetikum • Antiphlogistikum • α-Sympathomimetikum als Nasenspray (cave: Abusus) • Antihistaminikum (bei gleichzeitiger Allergie) • Sekretolythikum, Sekretagogum • Kieferhöhlenspülungen • Inhalationen • Nasenspülungen (Meersalzlösungen, leicht hyperosmolare Kochsalzlösung) • Wärme (Rotlicht im Abheilungsstadium) Viele eitrige Sinusitiden heilen ohne Antibiotika-Gabe aus, allerdings dauert
der Heilungsverlauf länger Tabelle: Indikationen zur Antibiotikatherapie bei akuter eitriger Rhinosinusitis:
• starke Beschwerden • Fieber > 38,5°C • Verstärkung der Beschwerden im Laufe der Erkrankung • drohende Komplikation • gleichzeitiger chronisch entzündlicher Lungenerkrankung • Patienten mir Immunsuppression bzw. defizit • bei schweren Grundleiden oder besonderen Risikofaktoren
Aufgrund des möglichen Erregerspektrums ist das am häufigsten eingesetzte Antibiotikum das Amoxycillin-Clavulanat, 10-14 Tage lang. Alternativpräparate sind Cephalosporine, Makrolide, Cotrimoxazol, Tetracycline (cave: nicht bei Graviden und
Kindern, sonst Störung der Dentation). Clindamycin ist bei odontogenen Sinusitiden Mittel der Wahl
Verlauf:
• natürliche Krankheitsdauer einer akuten bakteriellen Sinusitis ca. 2 Wochen • subacute bis zu 2 Monaten • bei Erwachsenen mehr als 2 und bei Kindern mehr als 4 NNH-Entzündungen pro Jahr
ist rezidivierender akuter Verlauf. Allerdings muß zwischen den einzelnen Infekten eine vollständige Heilung eingetreten
sein, sonst liegt eine akute Exacerbation einer chronischen Sinusitis vor Bis zum 4. Lebensjahr erleiden 10 % aller Kinder und bis 50 % der Kinder mit Allergie besonders in den kalten Jahreszeiten eine eitrige NNH-Entzündung.
Prognose: bei adäquater Therapie gut, Übergänge in chronische Formen bei anatomischen Engstellen, weiter bestehenden Störungen der mucoziliären Clearence, Immundefekten, Mycosen und Atopien mit allergisch bedingter anhaltender Obstruktion möglich. Komplikationen: Tabelle : Enzündliche sinugene Komplikationen:
• orbitale: Orbitaödem Lidabszeß Subperiostaler Abszeß Orbitalphlegmone Retrobulbäre Neuritis Mukozelen
• endokranielle: Epiduralabszeß Meningitis Subduralabszeß Enzephalitis Frontalhirnabszeß
• Osteomyelitis • Sepsis mit und ohne Sinusthrombose
Differenzialdiagnosen:
• Kopfschmerzen anderer Ursache
• allergische Rhinitis saisonal oder perennial • nichtallergische Rhinitis viral, hyperreflektorisch, eosinophil, Gravidiät
• medikamentöse Rhinopathie Privinismus, Kokainabusus, β-Blocker,
Antihypertensiva, Hormone • mechanische Ursachen Septumdeviation, adenotonsilläre Hyperplasie,
Fremdkörper, Fehlbildungen, Concha bullosa, Muko-Pyozelen, Meningo(encephalo)zele,
• gut– und bösartige Tumore juveniles Nasenrachenfibrom, Meningeome, Adeno- Plattenepithelkarzinome,
• Sonstiges Rhinoliquorrhoe
• sekundäre Rhinosinusitiden:
Systemische Erkrankungen M. Wegener, Sarkoidose, Ziliendyskinesie, zytische Fibrose, Immundefizienz (angeb./erw.) Analgetika-Intoleranz-Syndrom lokale Erkrankungen NNH-Mykose, spezifische Infektionen dentogen
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Akute eitrige Tonsillitis Angina tonsillaris palatinae
(„Mandelentzündung“)
Leitsymptome: • Halsschmerzen • Schluckstörung • kloßige Sprache
Ätiopathogenese: bakteriell: überwiegend β-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A selten: Staphylokokken, Hämophilus influenzae, Pneumokokken besonders häufig bei Kindern und Jugendlichen Symptomatik: • Halsschmerzen ins Ohr ausstrahlend • Schluckstörung • hohes Fieber • vergrößerte Kieferwinkellymphknoten • kloßige Sprache durch Einengung des Oropharynx
Diagnostik, Befund:
• Spiegeluntersuchung der Mundhöhle und des Oropharynx Bei inspiratorischem Stridor unbedingt Larynxinspektion
hochrote, geschwollene Tonsillen mit eitrigen Belägen • BSG, Leukozyten, CRP • Erregernachweis
Da Therapie vor dem Vorliegen des Ergebnisses eingeleitet werden muss selten durchgeführt
(evtl. Schnelltest – 10 min., vom Patienten zu bezahlen, Sensitivität und Spezifität ca. 80 %)
Therapie:
• Penicillin G oral für 10-14 Tage, Clarithromycin • Analgetikum, Antipyretikum (Paracetamol, Mefenaminsäure, NSAR)
Verlauf:
• bei adäquater Therapie stets Heilung ohne Komplikationen
Komplikationen: • Peritonsillarabszeß • Retro- und Parapharyngealbszeß • tonsillogene Sepsis
Differenzialdiagnosen:
• virale Tonsillitis • Scharlach • infektiöse Mononucleose • Angina Plaut-Vincenti • Diphtherie • Tuberkulose
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Otitis externa diffusa („Gehörgangsentzündung“)
Leitsymptome: • Ohrschmerz • Hörverminderung
Ätiopathogenese:
• akuter bakterieller Mischinfekt der Gehörgangshaut: gramnegative (Pseudomonas aeruginosa, Proteus) + Anaerobier ausgehend von: Entzündung: Ekzem, Dermatitis: mechanisch, toxisch, allergisch
• Mykose • warme Feuchtigkeit - „Badeotitis“
Symptomatik: • Juckreiz • Ohrschmerz („Externa: Druck- und Zugpunkte“) • Otorrhoe • Hörverminderung
Diagnostik, Befund:
• Otoskopie: - trockene schupppende verdickte Haut mit Schrunden oder - diffuse Schwellung der Gehörgangshaut mit Sekretion und Krusten - fötide Sekretion bei Anaerobiern • Bakteriologie nur bei chronischen, therapieresistenten, oder rezidivierenden
Verläufen Therapie:
• 1. Sorgfältige Reinigung • 2. Desinfektion (70 %-iger Alkohol) • 3. Ohrentropfen
o antibiotisch-antiphlogistisch: Otosporin®: Polymyxin+Neomycin+ Hydrocortison - Steiferl einlegen,
maximal 2 Wochen, sonst Sensibilisierung, Resistenz , Mycose o antimycotisch: z. B. Canesten®
CAVE: Trommelfellperforation: - keine Ohrspülung - die meisten antibiotischen Ohrentropfen enthalten ototoxische Substanzen: ausweichen auf Chinolone
• 4. vernünftige Ohrhygiene Wattestäbchen, Shampoo, Seifen, Haarsprays
Verlauf:
• bei adäquater Therapie stets Heilung ohne Komplikationen, oft Rezidive Komplikationen:
• Perichondritis • Erysipel • Abszess • Otitis externa necroticans
Differenzialdiagnosen:
• Otitis media acuta • Otitis media chronica • Gehörgangstumor • Otitis externa necroticans
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Labyrinthitis acuta
(„Innenohrentzündung“)
Leitsymptome: • Ohrschmerz • Vertigo • Hörverminderung Ätiopathogenese:
• tympanogen, vom Mittelohr ausgehend (rundes/ovales Fenster ) o akut toxisch (seröse Labyrinthitis) : wie bei Grippeotitis o akut eitrig: fortgeleitet aus Mittelohr o chronisch: bei Otitis media chronica
• meningeal, beidseitig, Streptokokkus pneumoniae, aus intrakraniellem Raum
• hämatogen, Viren (Mumps, Masern, Zytomegalie), Bakterien ( Spirochäten: Borreliose, Lues) Symptomatik: • cochleäre Hörstörung • vestibuläre Symptome (Schwindel, Gleichgewichtsstörung, Nystagmus) • Tinnitus Auftreten von Schwindel bei einer chronischen Otitis media ist ein Alarmzeichen Diagnostik, Befund:
• Otoskopie: Zeichen einer akuten, chronischen Otitis media, eitrige/blutige Sekretion, Trommelfellperforation; bei der Grippeotitis: bullöse hämorrhagische Blasen im Gehörgang und am Trommelfell
• Reintonaudiometrie • Vestibularisprüfung • CT-Felsenbein • Serologie (Lues, Borrliose, Viren) • Liquorpunktion
Therapie:
• operative Sanierung des Entzündungsherdes (Paukendrainage, Mastoidektomie) • Antibiotika liquorgängig • Cortison bei viraler/toxischer Genese
Verlauf/Prognose:
• abhängig von der Ursache, funktionelle Defizite bleiben oft © Matthäus Ch. Grasl
Ohrmuschelperichondritis („Entzündung der Haut und des Perichondriums
der Ohrmuschel“)
Leitsymptome: • Ohrschmerz
Ätiopathogenese:
• bakteriell Staphylokokken, Pseudomonas aeruginosa ausgehend von Bagatelltraumen • allergisch-toxisch selten
Symptomatik: • rascher Schmerz • Spannungsgefühl • Verstreichen der Ohrmuschelkonturen • Blasenbildung, gelegentlich Das knorpelfreie Ohrläppchen bleibt ausgespart DD: Erysipel • Lymphknotenvergrößerung • Fieber Diagnostik, Befund:
• Otoskopie: Trommelfell und Gehörgang: unauffällig,
Offene Hautstellen+Sekretion: immer Erregerbestimmung (Problemkeime)
• BSG, CRP, Leukozyten: erhöht
Therapie:
• Antibiotika staphylokokkenwirksame bzw. lt. Antibiogramm • Reinigung • Salben lokal: antibiotisch, desinfizierend • Analgetika: nicht steroidale Antirheumatika
Verlauf/Prognose: gut, falls adäquat behandelt; sonst bleibende Knorpelverformung Differentialdiagnose:
• Ekzem, Dermatitis • Erysipel • Zoster oticus
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Chronischer Paukenerguss („ Sekretansammlung hinter dem Trommelfell“) Glue ear, Seromucotympanum, Mucoserotympanum
Leitsymptom:
• Hörverminderung
Ätiopathogenese:
• Tubenventilationsstörung o Stenose durch entzündliche Schleimhautschwellung o Unterdruck (Barotrauma) – Kollaps der Tubenschleimhaut o Verlegung Adenoide , Tumor o ungenügend aktive Öffnung durch M. tensor veli palitini: - kindliche Tube - Kiefer-Gaumen-Spalte - narbige Stenose - offene Tube - Sniffing Cholesteatom – epitympanal - nach Mittelohrentzündung
• serös – sero/mucös – mucös durch Umbau der Mittelohrschleimhaut in drüsenreiches Epithel
Symptomatik: • Hörverminderung (fluktuierend) • Druck im Ohr Diagnostik, Befund: • Otoskopie: intaktes Trommelfell, Sekret durchscheinend: gelb, rötlich, bläulich (Einblutungen), radiäre Gefäßzeichnung, Vorwölbung
Weber im Kopf wenn Erguss beidseits sonst im betroffenen Ohr, Rinne: negativ • Reintonaudiometrie: Schalleitungsstörung von bis zu 45-50 dB • Tympanometrie: flache Kurve immer auch sehr genaue Inspektion des Epipharynx (endoskopisch) Therapie:
• Paukendrainage – Adenomtomie/Tonsillektomie • schleimhautabschwellende Maßnahmen: Antiphlogistika, - histaminika, Nasen-gtt. • Valsalva/Politzer-Manöver
Verlauf/Prognose: gut wenn Erguss nur partiell und serös © Matthäus Ch. Grasl
Hörsturz (plötzlicher einseitige Schallempfindungsstörung
unbekannter oder bekannter Ursache)
Leitsymptome: • Hörverminderung • Tinnitus
Ätiopathogenese:
• idiopathisch: Ursache unbekannt, sehr häufig angenommen wird: viral, vasculär, autoimmun • symptomatisch: Cerumen, akuter Tubenmittelohrkatarrh, M. Meniere, Labyrinthitis, toxisch, Trauma, Herpes zoster, Neurinom, Infekte, Multiple Sklerose, vasculär, psychogen, zentrale Prozesse
Symptomatik: • Hörverminderung innerhalb von Sekunden bis Stunden, unterschiedliche:
o Frequenzbereiche o Ausmaß des Hörverlustes
• Tinnitus: häufig • Schwindel: selten Diagnostik, Befund:
• Otoskopie: normal • Weber-Stimmgabelversuch: ins gesunde Ohr lateralisiert • Reintonaudiogramm: Abfall der Hörschwellenkurven für Luft-und Knochenleitung in dem betroffenen Frequenzbereich • Interne: Hypertonie, Hyperlipidämie, Borreliose, Lues, neurotrope Viren (Mumps, Herpes-Zoster, HIV) • Neurologie: Ausschluss neurologischer Erkrankungen • Immunologie: Entzündungen, Autoimmunerkrankungen • MRT: Tumor
Therapie:
• bei symptomatischem Hörsturz: Ursache behandeln • bei idiopathischem Hörsturz:
o Corticosteroide o Verbesserung der Mikrozirkulation (Vasodilatantien, Rheologika) o Magnesium o Calciumantagonisten o Hyperbare Oxygenation o
Ein schlüssiger Beweis für die Wirksamkeit all dieser Therapien existiert nicht, am ehesten noch für Corticosteroide
Verlauf/Prognose: gut: aufgrund der sehr hohen, spontanen Selbstheilungsrate von 50 bis 60 % Differentialdiagnose:
• Perilymphfistel • Cerumen, akuter Tubenmittelohrkatarrh • M. Meniere, Labyrinthitis, toxisch, Trauma, • Herpes zoster, Neurinom, Infekte, Multiple Sklerose, • vasculär, psychogen, zentrale Prozesse
© Matthäus Ch. Grasl
Benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel („ plötzlicher kurzzeitiger Anfalls-Schwindel “)
Cupulolithiasis Leitsymptom:
• Drehschwindel
Ätiopathogenese:
• auslösende Faktoren: • Schädeltraumen • Zustand nach akutem Vestibularisausfall • Zustand nach Stapesplastik • Zustand nach Labyrinthitis
• verlagerte Otolithen oder andere Partikel in der Endolymphe
Symptomatik: • Drehschwindelattacken: rezidivierende, heftige: Dauer ca. 1 Minute durch bestimmte Lagerung provoziert - zeigen Ermüdung - auch nachts • Nausea Diagnostik, Befund: Hallkipe-Manöver (Positionsversuch mit Kopfhängelage) rotatorischer Lagerungs- Nystagmus zu einer Seite mit Latenz von ca. 10 Sekunden dann 30 Sekunden Crescendo dann 30 Sekunden Descresendo; beim Wiederaufrichten ähnlicher Nystagmus zur Gegenseite; erschöpfbar Therapie:
• physikalische Bewegungstherapie (Epley-Manöver)
Verlauf/Prognose: gut , gelegentlich Rezidive Differentialdiagnose:
• zentrale und neurale Vestibularisstörungen © Matthäus Ch. Grasl
Laryngitis acuta („ akute Kehlkopfentzündung“)
Leitsymptom:
• Heiserkeit Ätiopathogenese:
• absteigende virale Infekte der oberen Luftwege • manchmal bakterieller Superinfekt
Symptomatik:
• Heiserkeit • Husten: trocken-unproduktiv • Dyspnoe abhängig von Schleimhautschwellung
jede Heiserkeit die länger als 2-3 Wochen anhält muss fachärztlich abgeklärt werden Diagnostik, Befund:
• Kehlkopfinspektion (indirekte, direkte - Lupenlaryngoskop) Stimmlippen und auch restlicher Larynx: gerötet, geschwollen, ödematös, zäher Schleim
schwere Verlaufsform: fibrinöse bzw. interstitielle Laryngitis
Therapie:
• Stimmschonung • Inhalationen • Antiphlogistika • Antibiotika • Vermeidung exogener Noxen (Staub, Zigarettenrauch ….)
Verlauf/Prognose: gut Differentialdiagnose:
• Epiglottitis • Chronisch unspezifische Laryngitis • Reinke-Ödem • Laryngitis posterior (Reflux) • Angineurotisches Larynxödem • Larynxkarzinom
© Matthäus Ch. Grasl
Laryngitis subglottica („ Pseudokrupp“)
Leitsymptom: • bellender Husten • inspiratorischer Stridor
Ätiopathogenese:
• innerhalb von 1-3 Tagen im Verlauf eines banalen Virusinfektes • Viren: Parainfluenza I-III, Influenza, RS, Masern, Varizellen/Zoster, Röteln • Kleinkinder 6 Monate bis 3 Jahre
Symptomatik: • Heiserkeit (Mitbeteiligung der Stimmlippen) • Husten: trocken-unproduktiv, rauh, bellend, typisch nachts • inspiratorischer Stridor
kann sich zu schwerer Atemnot mit Zyanose entwickeln
Diagnostik, Befund:
• fast immer aufgrund der typischen Symptomatik beim Kleinkind kann aufgrund des natürlichen Hochstandes der Epiglottis bereits
durch sanften Druck auf die Zunge der obere Epiglottisrand beurteilt werden, der dann scharfrandig sein soll, sonst EPIGLOTTITIS
• Kehlkopfinspektion wenn überhaupt bei den kleinen Patienten möglich
subglottische Pölster auch auf die angrenzende Trachea übergreifend, Borken Therapie:
• Anfeuchtung der Atemluft • ausreichende Flüssigkeitszufuhr • Steroide fragliche Wirksamkeit • Inhalation mit Adrenalinderivaten • Intubation selten erforderlich
Verlauf/Prognose: gute, kann rezidivieren Differentialdiagnose:
• Epiglottitis Epiglottis plump, aufgetrieben • akute spastische Laryngitis • bakterielle Laryngo-(Tracheitis) • Diphtherie (Krupp)
© Matthäus Ch. Grasl
Einseitige Recurrensparese („ Stimmbandlähmung“)
Leitsymptom:
• Heiserkeit Ätiopathogenese:
• Schilddrüsenoperation vor und nach Schilddrüsenoperation unbedingt HNO-Arzt: Larynxspiegelung • Tumoren des Halses und des oberen Mediastinum • Traumen • idiopathisch bis 20 % (viral?)
Symptomatik:
• Heiserkeit (Mitbeteiligung der Stimmlippen) • Aspiration gelegentlich • Stimmschwäche (Phonasthenie)
Diagnostik, Befund:
• Lupenlaryngoskopie: frische Parese: gelähmte Stimmlippe unbeweglich in Paramedianstellung, Einwärtskippung des Aryknorpels (Aspiration)
ältere Parese: sog. „Kadaverstellung“, Atrophie des M. vocalis Therapie: je nach Ursache:
• operative Reanastomosierung • Stimmtherapie Förderung des kompensatorischen Stimmlippenschlusses • Unterfütterung der gelähmten Stimmlippe Teflon, autologes Kollagen • Stimmlippenmedialisation Thyreoplastik
Verlauf/Prognose: abhängig von der Ursache, oft Restitutio in 6-12 Monaten Differentialdiagnose:
• Entzündungen und Tumoren des Kehlkopfes © Matthäus Ch. Grasl
Stimmlippenkarzinom
Leitsymptom:
• Heiserkeit Ätiopathogenese:
• chronisch Laryngitis, Leukoplakie • Papillomatose im Erwachsenenalter • Asbest, Ruß, Teer, Nickel, Hitze • Männer: Frauen wie 10: 1-2 • Larynx-Ca: 40 % aller HNO-Malignome, davon Stimmlippe: 60 %
Symptomatik: je nach Ausdehnung
• Heiserkeit jede Heiserkeit die länger als 2-3 Wochen anhält muss fachärztlich abgeklärt werden • Räusperzwang • Atemnot • Hämoptoe
Diagnostik, Befund:
• indirekte Laryngoskopie und • Lupenlaryngoskopie: gerötete, verdickte Stimmlippe, höckriger Tumor in der
Stimmlippenmitte evtl. bis in die vordere Kommissur oder auf die andere Stimmlippe reichend; Tumor kann in den Sinus
Morgagni oder Aryknorpel oder Sub- bzw. supraglottischen Raum infiltrieren
• Mikrolaryngoskopie und Biopsie • Panendoskopie: Naso-Oro-Hypopharyxn, Tracheobronchoskopie, Ösophagoskopie zum Ausschluss von Zweittumoren • Hals-Palpation, Hals-Ultraschall
Therapie: je nach Ausdehnung
• Chirurgie - Teilresektionen (Chordektomie, vertikale/horizontale) Laser Laryngektomie, Neck-dissection postoperative Radiatio
• Stimmrehabilitation Ösophagusersatzsprache, Ösophagotrachalfistel+Ventilprothese Servox-Sprechhilfe
Verlauf/Prognose: je nach Ausdehnung T1N0M0: 95 % 10 Jahre rezidivfrei, T4-Tumore 30 % 5 Jahre rezidivfrei
Differentialdiagnose:
• Stimmlippenpolypen, Papillome, Stimmlippenknötchen © Matthäus Ch. Grasl
Herpes zoster oticus („ Gürtelrose des Ohres“)
Ramsay Hunt Syndrom
Leitsymptom: • Ohrschmerz
Ätiopathogenese:
• Reaktivierung der in Ganglienzellen verbleibenden Varizellen/Zoster-Viren hauptsächlich N.VII und VIII (IX, X)
Symptomatik: • Ohrschmerzen am Beginn auch Brennen ohne Befund) • typische Effloreszenzen erst Tage später • Hörverlust • Schwindel • Facialisparese
Diagnostik, Befund:
• Inspektion: in Gruppen stehende Bläschen im Gehörgang und an der Ohrmuschel, • begleitende Lymphadenitis • Reintonaudiometie: Innenohrläsion • Vestibularisprüfung: Nystagmus mit Untererregbarkeit der betroffenen Seite • Virusnachweis Bläschenflüssigkeit- aufwändig; Serologie
Therapie:
• Virustatika (Aciclovir, Famciclovir) frühzeitige Gabe der Virustatika vermindert den Post-Zoster-Schmerz • Analgetika • Cortison bei Facialisparese
Komplikationen:
• sekundärer bakterieller Infekt Staphylokokken, Pseudomonas • Meningoencephalitis • Postzosterneuralgie
Verlauf/Prognose: oft Defektheilung Differentialdiagnose:
• idiopathischer Hörsturz • Otitis externa bullosa • Otitis media, Mastoiditis, Labyrinthitis, Cholesteatom, Tumoren
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Laterale Halszyste
Leitsymptom:
• weiche Halsschwellung Ätiopathogenese:
• zwischen 15. und 25. Lj. • kurze Anamnese
Persistenz des Sinus bzw. der Vesicula cervicalis (Hemmungsmißbildung) Symptomatik:
• Halsschwellung • Begleitentzündung oft
Diagnostik, Befund:
• Inspektion, Palpation: indolente unterschiedlich große Schwellung im Trigonum carotium, gut verschieblich, weich bis fluktuierend, bei Inflammation: gerötet, dolent und eingeschränkte Verschieblichkeit • Ultraschall echoarm bis echoleer
Therapie:
• operative Entfernung kein Epithelrest - sonst Rezidive - bis in Fossa supratonsillaris präparieren • Antibiotikum bei Superinfektion • Punktion nur in Ausnahmefällen, bei starken Schmerzen
Verlauf/Prognose:
• sehr gut, keine Entartung Differentialdiagnose:
• Lymphknotentuberkulose • Metastasen • Lymphadenitis • Aktinomykose
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Tumormetastase am Hals („ Lymphknotenmetastasen“)
Leitsymptom:
• derbe Halsschwellung Ätiopathogenese:
• überwiegend epithelialen Ursprungs (Plattenepithelkarzinome im HNO-Bereich) Virchow`sche Drüse: links supraclaviculär - Ductus thoracicus
Primum: Thorax oder Abdomen Symptomatik:
• indolente Halsschwellung mit unterschiedlicher Wachstumsgeschwindigkeit Primärtumorsuche (Panendoskopie)
Diagnostik, Befund:
• Inspektion, Palpation: indolente unterschiedlich große Schwellung am Hals, schlecht verschieblich, derb, knotig, Konglomerat • Ultraschall • CT, MRT • TNM-Staging: Klassifikation der regionären Halslymphknotenmetastasen bei HNO-Tumoren
(außer Epipharnx) N X regionäre Lymphknoten können nicht beurteilt werden N 0 keine regionären Lymphknotenmetastasen N 1 Metastase solitär, ipsilateral <= 3 cm N 2 Metastase solitär ipsilateral >=3cm<6cm, bilateral o. kontralateral, keiner >6cm N 3 Metastase(n) >6cm
Therapie:
• Neck dissection (radikal, selektiv) im Rahmen der Primärtumor-Operation • postoperative Radiatio
Verlauf/Prognose: abhängig von Ausdehnung der Metastasen und vom Primärtumor Differentialdiagnose:
• laterale Halscyste • Aspergillom • Lymphadenitis
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Pleomorphes Adenom der Glandula parotis („ Mischtumor“)
Leitsymptom:
• einseitige derbe Parotisschwellung Ätiopathogenese:
• epithelialer Tumor mit Polymorphie vor allem in der Glandula parotis • Pseudokapsel • selten multilokulär
Symptomatik: • sehr langsam wachsender Tumor in der Glandula Parotis • indolent
Diagnostik, Befund:
• Inspektion, Palpation: einseitiger, gut verschieblicher, derber o. knotiger Tumor N. facialis intakt, DD zu Karzinom • Feinnadelpunktion • Ultraschall • CT
Therapie:
• laterale Parotidektomie Cave: Streuung - Rezidiv, daher weit im Gesunden entfernen
Verlauf/Prognose: sehr gut Cave: Carzinom im pleomorphen Adenom kommt, wenn auch selten, vor: daher stets die operative Entfernung empfehlen
Differentialdiagnose:
• Cystadenolymphom • Karzinom • Parotitis
© Matthäus Ch. Grasl