Einsamkeit und soziale Isolation im hohen Alter · 2019-03-21 · EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION...

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Einsamkeit und soziale Isolation im hohen Alter Projektbericht Herausgegeben von Maike Luhmann und Susanne Bücker Ruhr-Universität Bochum 17.01.2019

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Einsamkeit und soziale Isolation im hohen Alter

Projektbericht

Herausgegeben von

Maike Luhmann und Susanne Bücker

Ruhr-Universität Bochum

17.01.2019

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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung ........................................................................................................................... 4

2 Prävalenz von Einsamkeit und sozialer Isolation im hohen Alter ........................................... 7

2.1 Indikatoren für soziale Isolation ..........................................................................................7

2.2 Indikatoren für Einsamkeit ..................................................................................................7

2.3 Ergebnisse der Literaturrecherche ......................................................................................9

2.4 Prävalenz in Deutschland .................................................................................................. 11

2.5 Fazit und Ausblick ............................................................................................................. 15

3 Prädiktoren von Einsamkeit und sozialer Isolation im hohen Alter ...................................... 17

3.1 Soziodemographische Prädiktoren ................................................................................... 18

3.2 Körperliche Gesundheit .................................................................................................... 21

3.3 Mentale Gesundheit und kognitive Einschränkungen ...................................................... 23

3.4 Soziale Faktoren ................................................................................................................ 24

3.5 Persönlichkeit und Einstellungen ...................................................................................... 25

3.6 Ergänzende Analysen ........................................................................................................ 25

3.7 Fazit und Ausblick ............................................................................................................. 31

4 Konsequenzen von Einsamkeit und sozialer Isolation im hohen Alter .................................. 33

4.1 Konsequenzen für die körperliche Gesundheit ................................................................ 33

4.2 Konsequenzen für die mentale Gesundheit ..................................................................... 36

4.3 Unterschiede der Konsequenzen im hohen Alter............................................................. 38

4.4 Fazit und Ausblick ............................................................................................................. 39

5 Vorbeugung und Bekämpfung von Einsamkeit und sozialer Isolation im hohen Alter ........... 41

5.1 Unterscheidung von Interventionen................................................................................. 41

5.2 Eigenschaften erfolgreicher Interventionen ..................................................................... 43

5.3 Probleme der Interventionsstudien .................................................................................. 44

5.4 Interventionen gegen Einsamkeit in der Gruppe der über 80-Jährigen ........................... 45

5.5 Beispiele für Maßnahmen................................................................................................. 48

5.6 Fazit und Ausblick ............................................................................................................. 49

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1 EINLEITUNG

3

6 Einsamkeit und soziale Isolation im hohen Alter: Implikationen für Forschung und Politik ... 51

6.1 Besonderheiten der Altersgruppe 80+ ............................................................................. 51

6.2 Offene Forschungsfragen.................................................................................................. 53

6.3 Methodische Anforderungen an zukünftige Studien ....................................................... 55

6.4 Implikationen für Prävention und Intervention ................................................................ 58

6.5 Politische Handlungsoptionen .......................................................................................... 60

6.6 Fazit und Ausblick ............................................................................................................. 62

7 Literaturverzeichnis ........................................................................................................... 63

8 Autorinnen und Autoren .................................................................................................... 70

9 Anhang .............................................................................................................................. 71

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EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER

4

1 Einleitung

Maike Luhmann

In dem aktuellen Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD für die 19. Legislaturperiode verpflich-

tet sich die Bundesregierung, Strategien und Konzepte zur Vorbeugung und Bekämpfung von Einsam-

keit zu entwickeln:

„Gesellschaft und Demokratie leben von Gemeinschaft. Familiäre Bindung und ein stabi-

les Netz mit vielfältigen sozialen Kontakten fördern das individuelle Wohlergehen und

verhindern Einsamkeit. Angesichts einer zunehmend individualisierten, mobilen und digi-

talen Gesellschaft werden wir Strategien und Konzepte entwickeln, die Einsamkeit in allen

Altersgruppen vorbeugen und Vereinsamung bekämpfen.“ (CDU/CSU & SPD, 2018, Zeilen

5564-5568).

Der Begriff Einsamkeit ist in der Forschung definiert als eine wahrgenommene Diskrepanz zwischen

den gewünschten und den tatsächlich vorhandenen sozialen Beziehungen (Peplau & Perlman, 1982).

Es handelt sich dabei um das subjektive Gefühl, dass die vorhandenen sozialen Beziehungen und Kon-

takte nicht die gewünschte Qualität haben. Einsamkeit wird manchmal in weitere Facetten unterteilt

(Cacioppo, J. T. et al., 2015; Hawkley, Browne, & Cacioppo, 2005). Emotionale Einsamkeit (auch: intime

Einsamkeit) bezieht sich auf den Mangel einer sehr engen, intimen Beziehung, wie sie zum Beispiel in

Paarbeziehungen zu finden ist. Soziale Einsamkeit (auch: relationale Einsamkeit) bezieht sich auf den

Mangel von Freundschaften und weiteren persönlichen Beziehungen. Kollektive Einsamkeit bezieht

sich auf ein Gefühl der fehlenden Zugehörigkeit zu einer größeren Gemeinschaft oder zur Gesellschaft.

Von dem Begriff Einsamkeit abzugrenzen ist der Begriff soziale Isolation, worunter man den objektiven

Zustand des Alleinseins versteht. Einsamkeit und soziale Isolation sind zwar korreliert, aber nicht das-

selbe (Hawkley & Cacioppo, 2010): Viele Menschen sind gerne alleine, ohne darunter zu leiden. Um-

gekehrt gibt es aber auch Menschen, die einsam sind, obwohl sie von außen betrachtet ein großes

soziales Netzwerk haben. Das hier skizzierte Forschungsprojekt konzentriert sich auf Einsamkeit im

subjektiven Sinne, stellt aber auch Bezüge zur objektiven sozialen Isolation her.

Einsamkeit tritt in allen Altersgruppen auf, ist jedoch insbesondere unter Menschen im hohen Alter

(ab ca. 80 Jahren) verbreitet. In der Stichprobe des Sozioökonomischen Panels (SOEP; Goebel et al.,

2018) geben ca. 20 % der Befragten in dieser Altersgruppe an, zumindest manchmal unter Einsamkeit

zu leiden. Zum Vergleich: In den jüngeren Altersgruppen schwankt diese Zahl zwischen 10 % und 15 %

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1 EINLEITUNG

5

(Luhmann & Hawkley, 2016). Für Menschen im hohen Alter werden also Strategien und Konzepte zur

Vorbeugung und Bekämpfung von Einsamkeit besonders dringend benötigt (Hawkley & Cacioppo,

2007). Um wissenschaftlich fundierte Strategien und Konzepte entwickeln zu können, ist es aber zu-

nächst nötig, die Prävalenz, Ursachen und Folgen von Einsamkeit und sozialer Isolation in dieser Al-

tersgruppe umfassend zu verstehen.

In diesem Bericht werden die aktuelle Datenlage zu Einsamkeit und sozialer Isolation im hohen Alter

ab ca. 80 Jahre zusammengefasst und Implikationen für zukünftige Forschung sowie für individuelle

und politische Maßnahmen diskutiert. Als Grundlage dienten dazu (a) systematische Literaturrecher-

chen zu den unten aufgeführten Forschungsfragen, (b) ergänzende Analysen von Daten aus dem Sozi-

oökonomischen Panel sowie (c) im Rahmen eines am 3. Dezember 2018 in Bochum durchgeführten

Expertenworkshops zusätzlich gewonnene Erkenntnisse. In den folgenden Kapiteln werden die wich-

tigsten Ergebnisse und Diskussionspunkte zusammengefasst. Detaillierte Literaturübersichten finden

sich im Anhang. Die Erstellung dieses Berichts wurde durch eine Zuwendung des Bundesministeriums

für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ermöglicht. Der Bericht adressiert die folgenden Forschungs-

fragen:

1. Wie verbreitet sind Einsamkeit und soziale Isolation unter Menschen im hohen Alter?

Einsamkeit und soziale Isolation sind keine anerkannten Krankheiten, nicht einheitlich definiert und

können daher nicht auf standardisierte Art diagnostiziert werden. Es ist deshalb eine besondere Her-

ausforderung, die Prävalenz von Einsamkeit und sozialer Isolation zu bestimmen. Je nach verwendeter

Definition und Messinstrument, aber auch in Abhängigkeit der Zusammensetzung und Herkunft der

Stichprobe unterscheiden sich einzelne Studien daher sehr stark in der geschätzten Prävalenz. Kapitel

2 bietet einen Überblick über die Datenlage zur Prävalenz von Einsamkeit und sozialer Isolation im

hohen Alter.

2. Was sind Ursachen von Einsamkeit und sozialer Isolation im hohen Alter?

Einsamkeit und soziale Isolation haben viele verschiedenen Ursachen. In Kapitel 3 wird der aktuelle

Forschungsstand zu Ursachen und Risikofaktoren für Einsamkeit und soziale Isolation zusammenge-

fasst. Dabei werden insbesondere gesundheitliche Faktoren (z.B. subjektive Gesundheit, funktionale

Einschränkungen), soziale Faktoren (z.B. Kontakthäufigkeit mit Familie, Freunden, Nachbarn; Verlust-

ereignisse wie Tod des Ehepartners), sozioökonomische Faktoren (z.B. Einkommen, Vermögen) und

regionale Faktoren (z.B. Unterschiede zwischen verschiedenen Regionen in Deutschland, Vergleich

Stadt vs. Land) betrachtet. Um die Relevanz dieser Faktoren einordnen zu können, werden sowohl

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bereits publizierte Studien aus Deutschland und anderen Ländern zusammengefasst als auch eigens

für diesen Bericht durchgeführte Analysen mit Daten des SOEP vorgestellt.

3. Welche Auswirkungen haben Einsamkeit und soziale Isolation auf die mentale und körperliche

Gesundheit im hohen Alter?

Einsamkeit und soziale Isolation gelten als Risikofaktoren für gesundheitliche Probleme wie Depression

und Herz-Kreislauf-Probleme. In Kapitel 4 wird die aktuelle Datenlage zu den Auswirkungen von Ein-

samkeit auf die mentale und körperliche Gesundheit im hohen Alter zusammengefasst.

4. Welche Maßnahmen zur Prävention und Intervention von Einsamkeit und sozialer Isolation im

hohen Alter gibt es, und was ist über deren Wirksamkeit bekannt?

Es gibt eine große Anzahl von meist ehrenamtlichen Initiativen, die sich der Vorbeugung und Bekämp-

fung von Einsamkeit und sozialer Isolation widmen. Die Wirksamkeit dieser Initiativen ist jedoch häufig

unklar, da die meisten Programme nicht wissenschaftlich evaluiert werden. In Kapitel 5 werden wis-

senschaftlich evaluierte Interventionen vorgestellt und allgemeine Prinzipien für die Wirksamkeit sol-

cher Interventionen abgeleitet.

5. Welche Implikationen ergeben sich aus den empirischen Befundlagen für politische und gesell-

schaftliche Maßnahmen zur Bekämpfung von Einsamkeit und sozialer Isolation?

In dem abschließenden Kapitel 6 werden die Ergebnisse der vorangegangenen Kapitel zusammenge-

fasst und hinsichtlich ihrer Implikationen für zukünftige Forschung sowie für individuelle und politische

Maßnahmen diskutiert.

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2 Prävalenz von Einsamkeit und sozialer Isolation im hohen Alter

Susanne Bücker, Merle Widlok, Tobias Ebert & Clara Schröder

Der Begriff Prävalenz umschreibt allgemein die relative Häufigkeit des Vorkommens eines Merkmales

in einer bestimmten Population zu einem bestimmten Zeitpunkt oder in einer bestimmten Zeitperiode

(Wirtz, 2014). Das vorliegende Kapitel beschäftigt sich mit der Prävalenz von Einsamkeit und von sozi-

aler Isolation im sehr hohen Lebensalter (älter als 80 Jahre). Es wird der Frage nachgegangen, wie hoch

der Anteil der Personen im sehr hohen Lebensalter ist, die einsam sind. In diesem Kapitel werden zu-

nächst Indikatoren für soziale Isolation und Einsamkeit dargestellt. Anschließend werden die Ergeb-

nisse von vorliegenden empirischen Studien zur Prävalenz von sozialer Isolation und Einsamkeit über-

blicksartig zusammengefasst (für eine vollständige Übersicht s. Tabelle A 2 ab S. 73) sowie die Ergeb-

nisse einer Auswertung eines deutschen national-repräsentativen Datensatzes vorgestellt. Bei dieser

Datenauswertung lag der Fokus speziell auf den Personen, die über 80 Jahre alt sind. Wir schließen

dieses Kapitel mit einem Fazit zu Prävalenz von sozialer Isolation und Einsamkeit im hohen Alter.

2.1 Indikatoren für soziale Isolation

Soziale Isolation beschreibt die objektive Isoliertheit einer Person. Typischerweise werden folgende

Merkmale herangezogen, um die soziale Isolation in einer Gesellschaft zu bestimmen: (1) Anteil der

Singlehaushalte an allen Haushalten, (2) Anzahl der unverheirateten Erwachsenen, (3) Größe des sozi-

alen Netzwerks oder (4) die Häufigkeit und Länge sozialer Interaktionen. Die einzelnen Indikatoren

haben unterschiedliche Vor- und Nachteile und lassen sich unterschiedlich gut empirisch erfassen. Die

folgenden Abschnitte beziehen sich auf den Anteil von Singlehaushalten an allen Haushalten als Indi-

kator für soziale Isolation. Es sei angemerkt, dass dieser Indikator nicht perfekt ist, da es auch Personen

gibt, die zwar alleine wohnen, jedoch aufgrund guter freundschaftlicher oder nachbarschaftlicher Be-

ziehungen nicht als sozial isoliert gelten würden. Da die Angabe des Haushaltstyps jedoch in offiziellen

Statistiken vieler Länder auftaucht, eignet sie sich dennoch gut als grober Indikator für soziale Isolation

(Tesch-Römer & Huxhold, 2018).

2.2 Indikatoren für Einsamkeit

Einsamkeit beschreibt die subjektive Isolation einer Person. Zur Erfassung von Einsamkeit haben sich

die folgenden zwei gängigen Skalen bewährt: (1) die UCLA Loneliness Scale (Russell, Peplau, & Cutrona,

1980) und (2) die De Jong Gierveld Loneliness Scale (de Jong Gierveld & Kamphuis, 1985). Beide Skalen

gibt es in unterschiedlichen Ausführungen, bei denen jeweils die Anzahl der Items variiert. Es gibt län-

gere Versionen mit mehr als zehn Items, aber auch vereinfachte Kurzfassungen. So wurde die UCLA

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Loneliness Scale unter anderem auch als 3-Item-Fragebogen konzipiert (Hughes, Waite, Hawkley, &

Cacioppo, 2004) und eine kürzere Version der De Jong Gierveld Loneliness Scale hat sechs Items (de

Jong Gierveld & van Tilburg, 2006). Ziel der Fragebögen ist die Erfassung von Einsamkeit, wobei jedoch

nur indirekt nach Einsamkeit gefragt wird und die Verwendung des Begriffs „Einsamkeit“ explizit ver-

mieden wird. Es gibt allerdings auch Erhebungen, die Einsamkeit mit einem einzigen Item (sog. Single

Items) messen und dann meist direkt danach fragen, wie häufig sich eine Person einsam fühlt (Beutel

et al., 2017). Sowohl bei den Einsamkeitsskalen mit mehreren Items als auch bei den Single Items va-

riiert das Antwortformat. Es werden beispielsweise mal fünf und mal sieben Antwortoptionen verwen-

det.

Die Vergleichbarkeit der Studien zur Prävalenz von Einsamkeit wird unter anderem dadurch einge-

schränkt, dass derjenige Wert, ab dem eine Person als einsam gilt (sog. Cut-Off-Wert), unterschiedlich

definiert wird. Anders als bei klinischen Diagnosen, wie beispielsweise der Depression, gibt es für Ein-

samkeit keinen klar definierten Grenzwert, der allgemeingültig festlegt, ab wann eine Person als ein-

sam gilt. Stattdessen unterscheiden sich Studien stark darin, ob sie strengere oder liberalere Cut-Off-

Werte für Einsamkeit festlegen.

In einer Studie von Yang und Victor (2011) wird Einsamkeit in 25 europäischen Ländern mithilfe eines

Items untersucht. Auf die Frage „Wie oft fühlten Sie sich in der letzten Woche einsam?” wurden fol-

gende fünf Antwortalternativen gegeben: „nie oder fast nie“, „manchmal“, „die meiste Zeit“, „immer

oder fast immer“ und „ich weiß es nicht“. Die Antworten „die meiste Zeit“ und „immer oder fast im-

mer“ wurden zusammengefasst als “regelmäßig einsam” interpretiert. Die Studie gibt an, dass sich

etwa 16,9 % der über 80-Jährigen regelmäßig einsam fühlen. Daneben wurde die Gruppe, die mit

„manchmal“ antwortete, als Gruppe der „manchmal einsamen“ Personen beschrieben (Yang & Victor,

2011). Bei einer Untersuchung der Prävalenz von Einsamkeit bei älteren Erwachsenen (über 85 Jahre)

in Schweden gab es für das Single Item „Fühlst du dich einsam?“ vier Antwortalternativen, nämlich

„oft“, „manchmal“, „selten“ und „nie“. Regelmäßige Einsamkeit umfasste in dieser Studie alle Teilneh-

merinnen und Teilnehmer, die oft und manchmal geantwortet hatten (49.3% der Befragten; Nyqvist,

Cattan, Conradsson, Näsman, & Gustafsson, 2017). Auch die Studie von Dykstra (2009) gibt an, dass

sich 40 % bis 50 % der über 80-Jährigen manchmal einsam fühlen. Der Grenzwert für Einsamkeit wurde

demnach in diesen beiden Studien deutlich liberaler festgesetzt, als in der beschriebenen Studie von

Yang und Victor (2011). Im Gegensatz wurde in einer britischen Stichprobe gefunden, dass nur 2 % der

Personen über 85 Jahre berichten, immer einsam zu sein (Brittain et al., 2017). Der dort festgelegte

Grenzwert der Einsamkeit ist entsprechend strenger.

Zukünftig wäre es aus unserer Sicht sinnvoll, einheitliche Kriterien zu entwickeln, ab wann Personen

als einsam gelten. Speziell, wenn Prävalenzzahlen für Einsamkeit aus unterschiedlichen Ländern oder

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in unterschiedlichen Altersgruppen miteinander verglichen werden, ist es wichtig zu bedenken, dass

sich die in den verschiedenen Studien verwendeten Cut-Off-Werte möglicherweise unterscheiden.

2.3 Ergebnisse der Literaturrecherche

2.3.1 Soziale Isolation

Im Jahr 2016 lebte in Deutschland in circa 41 % aller Haushalte nur eine Person. Daten des Statistischen

Bundesamtes zufolge war der Singlehaushalt der am häufigsten vorkommende Haushaltstyp in

Deutschland. Im europäischen Vergleich zeigt sich, dass in Deutschland damit der Anteil der Single-

haushalte deutlich höher ist als der EU-Durchschnitt. Dieser lag im Jahre 2016 bei 33 % (Statistisches

Bundesamt, 2017).

Im hohen Lebensalter leben Frauen häufiger alleine als Männer. Das hängt vor allem mit der höheren

Lebenserwartung von Frauen zusammen. Im Jahre 2014 lebten laut Statistischem Bundesamt circa

45 % der Frauen ab 65 Jahren in einem Singlehaushalt, wohingegen von den gleichaltrigen Männern

nur etwa 19 % alleine in einem Haushalt wohnten. Die Mehrheit der Personen (62 %) über 65 Jahre in

Deutschland lebte im Jahr 2014 jedoch in einer Paargemeinschaft, das heißt mit einem festen Lebens-

partner oder einer festen Lebenspartnerin in einem Haushalt (Statistisches Bundesamt, 2015b).

Abbildung 2.1. Anteil alleinlebender und verwitweter Männer und Frauen nach Altersgruppen ab einem Mindestalter von 65 Jahren.

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Abbildung 2.1 zeigt den Anteil alleinlebender und verwitweter Männer und Frauen nach Altersgruppen

ab einem Mindestalter von 65 Jahren. Das Alleinleben steht im höheren Lebensalter in starkem Zu-

sammenhang mit dem Beziehungsstatus „verwitwet“. Die in der Abbildung dargestellten Daten stam-

men aus dem Jahr 2014. Die Abbildung wurde adaptiert aus dem Bericht „Die Generation 65+ in

Deutschland“ vom Statistischen Bundesamt (Statistisches Bundesamt, 2015b). Besonders für Frauen

trifft zu, dass mehr als die Hälfte der 80+ Jährigen alleine lebt. Bei den Personen, die 85 Jahre und älter

sind, war bei fast neun von zehn alleinlebenden Personen der Partner bzw. die Partnerin verstorben.

Die Daten der Kölner Hochaltrigenstudie NRW 80+ zeigen zudem, dass hochaltrige Menschen im Dur-

schnitt sechs für sie wichtige Sozialkontakte benennen. Zum engen sozialen Netzwerk alter Menschen

gehören vorrangig die eigenen Kinder, Enkelkinder sowie Lebenspartner. Bei den über 90-Jährigen war

die Anzahl enger sozialer Kontakte noch deutlich geringer (Lamberty, 2018).

2.3.2 Einsamkeit

Zu Beginn dieses Kapitels wurde diskutiert, dass schwankende Cut-Off-Werte für Einsamkeit es er-

schweren, eindeutige Aussagen über die Prävalenz von Einsamkeit zu treffen. In diesem Zusammen-

hang wurden Prävalenzzahlen aus verschiedenen (europäischen) Ländern vorgestellt. Der folgende Ab-

schnitt widmet sich nun den Studien, die in Deutschland durchgeführt wurden und Prävalenzen für

subjektiv empfundene Einsamkeit angeben.

Laut einer Befragung deutscher Personen im Alter von 40 bis 85 Jahren aus dem Jahr 2014 nimmt

Einsamkeit nicht mit steigendem Alter zu: 10 % der 40- bis 69-Jährigen berichteten Einsamkeit, dage-

gen nur 7,1 % der 70- bis 85-Jährigen (Böger, Wetzel, & Huxhold, 2017). In einer Umfrage von 2004 bis

2006 mit unter anderem deutschen Personen im Alter von über 65 Jahren (Altersdurchschnitt: 72,4

Jahre) gaben 9 % der Befragten an, fast immer oder die meiste Zeit einsam zu sein und 28 % der Be-

fragten, manchmal einsam zu sein (Sundström, Fransson, Malmberg, & Davey, 2009). Im European

Social Survey von 2006 bis 2007 stimmten aus der deutschen Stichprobe 7 % der über 60-Jährigen der

Aussage zu, die meiste Zeit, die ganze Zeit oder fast die ganze Zeit einsam zu sein (Yang & Victor, 2011).

Anzumerken ist, dass die genannten Studien nicht ausschließlich hochaltrige Personen (d.h. über 80-

Jährige) betrachten. Die Kölner Hochaltrigenstudie NRW 80+ (Woopen et al., 2018) stellt eine der we-

nigen Studien dar, die Einsamkeit im sehr hohen Lebensalter in Deutschland erfasst. In dieser Studie

wurden 1.800 Menschen über 80 Jahren aus Nordrhein-Westfahlen zu verschiedenen Aspekten ihres

Lebens befragt. Die Studie stellt eine Repräsentativitätsstudie dar und schließt auch Personen ein, die

in vollstationärer Versorgung leben. Die Ergebnisse zeigen, dass fast jede fünfte Person in vollstationä-

ren Einrichtungen berichtet, sich meistens oder (fast) immer einsam zu fühlen. In der Gesamtgruppe

der Hochaltrigen lag die Prävalenz für Einsamkeit bei 6,1 %.

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Grundsätzlich besteht ein Mangel an deutschen Studien, die insbesondere die Prävalenz von Einsam-

keit der Altersgruppe über 80 untersuchen. Um diese Lücke in der bisherigen Forschungsliteratur zu

schließen, wurden Analysen mit einer 80+ Stichprobe des deutschen SOEP (Goebel et al., 2018) vorge-

nommen, die im Folgenden dargestellt werden.

2.4 Prävalenz in Deutschland

2.4.1 Soziale Isolation

In den vergangenen Jahrzehnten haben sich deutliche gesellschaftliche und demographische Verände-

rungen ereignet. Ein häufig herangezogener Indikator dafür, ob sich im Zuge dessen die soziale Isola-

tion von Menschen verändert hat, ist die Betrachtung der Entwicklung der alleinlebenden Bevölkerung

(Singlehaushalte). Während die Anzahl an Singlehaushalten in der Gesamtbevölkerung in den letzten

Jahrzehnten zugenommen hat (von etwa 15 % in 1991 bis etwa 20 % in 2015), hat die Anzahl an Sin-

glehaushalten in der älteren Bevölkerung (65 Jahre und älter) tendenziell abgenommen (von etwa 41 %

in 1991 zu etwa 33 % in 2015; GeroStat, 2018). Um Aussagen über die Anzahl an Singlehaushalten im

Vergleich zu Mehrpersonenhaushalten in der Gruppe der Hochaltrigen (über 80 Jahre) treffen zu kön-

nen, wurden Analysen anhand des SOEP durchgeführt. Das SOEP ist eine national repräsentative Wie-

derholungsbefragung, die seit mehreren Jahrzehnten in Deutschland läuft.

Abbildung 2.2 zeigt die prozentuale Häufigkeitsverteilung der Haushaltsformen der 863 Personen des

SOEP, die mindestens 81 Jahre alt sind. Es zeigt sich, dass etwas über die Hälfte aller Personen in der

Stichprobe (etwa 54 %) in Zwei-Personen-Haushalten leben. Etwa 43 % der Personen leben in Single-

haushalten und etwa 3 % leben in Haushalten mit drei oder mehr Personen. An dieser Stelle sei jedoch

angemerkt, dass das SOEP keine Personen befragt, die in institutionellen Einrichtungen, wie beispiels-

weise Pflegeheimen, leben. Alle SOEP-Stichproben werden mittels einer mehrstufigen, regional gebün-

delten Stichprobenziehung gezogen. Die Befragten (Haushalte) werden per random-walk Verfahren

ausgesucht. Prinzipiell wird versucht, alle Haushaltsmitglieder eines gezogenen Haushaltes zu befra-

gen, die 16 Jahre oder älter sind. In dem SOEP-Sample der hochaltrigen Personen aus dem Jahr 2013

zeigt sich jedoch, dass, obwohl circa 57 % der Befragten angeben, in einem Zwei- oder Mehrpersonen-

haushalt zu leben, nur in 132 Fällen mehr als eine Person pro Haushalt befragt wurde. In insgesamt

731 Fällen wurde im Jahr 2013 lediglich eine Person pro Haushalt befragt.

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Abbildung 2.2. Prozentuale Häufigkeitsverteilung der Haushaltsform in der Gesamtstichprobe der über 80-Jährigen Personen aus dem SOEP.

Abbildung 2.3 trägt die prozentuale Häufigkeitsverteilung der Haushaltsform in der Stichprobe der

über 80-Jährigen getrennt für Ost- und Westdeutschland ab. Insgesamt umfasst die Stichprobe deut-

lich mehr Personen, die in West- als in Ostdeutschland leben. Deskriptiv zeigt sich, dass in West-

deutschland etwas mehr Menschen in einem Zwei-Personen-Haushalt (etwa 41 % der Gesamtstich-

probe) als in einem Singlehaushalt (etwa 32 % der Gesamtstichprobe) leben. In Ostdeutschland hinge-

gen ist die Anzahl derjenigen Personen, die in einem Zwei-Personen-Haushalt leben (etwa 13 % der

Gesamtstichprobe), vergleichbar mit der Anzahl derjenigen, die in einem Singlehaushalt leben (etwa

12 % der Gesamtstichprobe).

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Abbildung 2.3. Prozentuale Häufigkeitsverteilung der Haushaltsform in der Stichprobe der über 80-Jährigen Personen aus dem SOEP getrennt für Ost- und Westdeutschland.

2.4.2 Einsamkeit

Im SOEP sind im Jahre 2013, der aktuellsten Welle, in der Einsamkeit erfasst wurde, 863 Personen

befragt worden, die mindestens 81 Jahre alt sind. Der Altersrange dieser hochaltrigen Gruppe lag zwi-

schen 81 Jahren und 103 Jahren (M = 85.01, SD = 3.59). Die durchschnittlichen Bildungsjahre in dieser

Stichprobe lagen bei 11.33 Jahren (SD = 2.65). Etwa 55 % der Stichprobe war weiblich und etwa 45 %

der Stichprobe war männlich. Im Durchschnitt gaben die Personen ein monatliches Nettohaushaltsein-

kommen von 2079.65€ (SD = 1261.06) an.

Die Prävalenzrate der subjektiv empfundenen Einsamkeit in über 80 Jahre alten Menschen in Deutsch-

land wurde ebenfalls anhand des SOEP bestimmt. Einsamkeit wurde im SOEP mit drei Items gemessen.

Die Personen gaben auf einer 5-stufigen Skala (0 = nie bis 4 = sehr oft) an, wie häufig sie ein bestimmtes

Gefühl erleben. Ein Beispielitem zur Erfassung der Einsamkeit aus dem SOEP ist „Ich fühle mich sozial

ausgeschlossen“. Der mittlere Einsamkeitswert der Hochaltrigen lag bei 1.07 (SD = 0.87). Etwa 5 % der

über 80-Jährigen hatten einen Einsamkeitswert von 3 oder höher, d.h. sie fühlten sich oft oder sehr oft

einsam. Etwa 13 % der über 80-Jährigen fühlten sich manchmal einsam.

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EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER

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Eine spannende Fragestellung ist, wo in Deutschland Menschen besonders, d.h. überdurchschnittlich,

einsam sind. Mit Hilfe der Daten des SOEP wurde das regionale Einsamkeitslevel von 96 Raumord-

nungsregionen in Deutschland kartographisch dargestellt. Raumordnungsregionen stellen großräu-

mige, funktional abgegrenzte Raumeinheiten dar und bestehen in der Regel aus einem (oder mehre-

ren) urbanen Kern(en) sowie dessen ländlichen Einzugsgebiet. Die Abgrenzung geschieht hierbei auf

Basis von Pendelströmen und zielt darauf, jedes ländliche Gebiet demjenigen urbanen Kern zuzuord-

nen, mit dem es die stärksten wirtschaftlichen und sozialen Verflechtungen aufweist.

Abbildung 2.4 visualisiert das durchschnittliche Einsamkeitsniveau aller im Jahr 2013 im SOEP befrag-

ten Personen (d.h. nicht nur der über 80-Jährigen) der jeweiligen Raumordnungsregionen in Deutsch-

land. Rötlich eingefärbte Bereiche stehen für überdurchschnittliche Einsamkeit, wohingegen bläulich

eingefärbte Bereiche für unterdurchschnittliche Einsamkeit stehen. Anzumerken ist, dass aufgrund

niedriger Fallzahlen in einzelnen Raumordnungsregionen für diese keine Repräsentativität der Regio-

nalwerte gegeben ist. Die Raumordnungsregion mit den wenigsten Personen enthielt eine Fallzahl von

N = 64, die Raumordnungsregion mit den meisten Personen enthielt eine Fallzahl von N = 982. Der

Median der Fallzahl lag bei N = 208.

Je kräftiger die Färbung in der Abbildung, desto stärker weicht der regionale Einsamkeitswert einer

Region vom Gesamtdurchschnitt der Einsamkeit in Deutschland ab. Insgesamt zeigt sich ein deutliches

Ost-West-Gefälle, in welchem nahezu sämtliche ostdeutschen Regionen überdurchschnittliche Ein-

samkeit aufweisen. Insbesondere trifft dies auf Mecklenburg-Vorpommern sowie weite Teile Branden-

burgs zu. Regionen mit deutlich unterdurchschnittlicher Einsamkeit befinden sich ausschließlich in

Westdeutschland. Besonders geringe Einsamkeit findet sich hierbei bspw. in den Metropolregionen

um München, Nürnberg, Köln/Bonn und Hamburg, aber auch in den weniger urban geprägten Gebie-

ten der West- und Rheinpfalz. Es ist an dieser Stelle jedoch wichtig zu erwähnen, dass dies eine rein

deskriptive Darstellung der regionalen Einsamkeitswerte ist. Analysen, die erklärende Faktoren für

diese regionalen Unterschiede im Einsamkeitslevel in Deutschland aufzeigen, sind erstrebenswert, ste-

hen jedoch aktuell noch aus.

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2 PRÄVALENZ VON EINSAMKEIT UND SOZIALER ISOLATION IM HOHEN ALTER

15

Abbildung 2.4. Kartographische Darstellung der regionalen Einsamkeit in Deutschland auf Basis der SOEP-Core Welle 2013. Rötlich eingefärbte Bereiche stehen für überdurchschnittliche Einsamkeit, wohingegen bläulich eingefärbte Bereiche für un-terdurchschnittliche Einsamkeit stehen. Je kräftiger die Färbung, desto stärker weicht der regionale Einsamkeitswert einer Region vom Gesamtdurchschnitt der Einsamkeit in Deutschland ab.

2.5 Fazit und Ausblick

Die Ergebnisse der Literaturrecherche zu Prävalenz von sozialer Isolation und Einsamkeit im hohen

Alter verdeutlichen zwei Dinge besonders: (1) Studien, die sich damit beschäftigen, wie viele Menschen

in bestimmten Altersgruppen einsam sind, unterscheiden sich stark darin, ab wann Personen als ein-

sam gelten und (2) es existieren nur sehr wenige Studien, die Prävalenzzahlen für das sehr hohe Le-

bensalter (Menschen über 80 Jahre) angeben.

Unsere eigene Datenauswertung der SOEP Daten zeigt, dass – zumindest in dieser Stichprobe – im

hohen Lebensalter etwas mehr Menschen in einem Zwei-Personen-Haushalt leben als in einem Single-

haushalt. Erneut sei darauf hingewiesen, dass die Stichprobe des SOEP nur Personen einschließt, die

nicht in institutionellen Einrichtungen leben. Die Zahl der alleinlebenden über 80-Jährigen könnte also

deutlich höher sein, wenn man die Gruppe der Personen mit betrachtet, die nicht mehr zuhause in

ihren Haushalten leben können. Dafür sprechen auch die Ergebnisse der Studie NRW 80+: Hier zeigte

sich, dass die Wahrscheinlichkeit, in privater und ambulanter Pflege zu sein oder in Tageseinrichtungen

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EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER

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zu leben, zwischen der Altersgruppe 80-84 Jahre zur Altersgruppe 90 Jahre signifikant anstieg

(Lamberty, 2018).

Etwa 5 % der über 80-Jährigen gaben in unserer Stichprobe an, sich oft oder sehr oft einsam zu fühlen.

Bewusst haben wir hier ein relativ strenges Cut-Off-Kriterium für Einsamkeit gewählt, um den Fokus

auf die besonders gefährdete Gruppe (die chronisch Einsamen) unter den Hochaltrigen zu legen. Un-

sere Zahlen zeigen, dass die breite Mehrheit der über 80-Jährigen in unserer Stichprobe nicht unter

chronischer Einsamkeit zu leiden scheint. An dieser Stelle ist es jedoch wichtig anzumerken, dass die-

jenigen Menschen, die besonders einsam sind, möglicherweise das 80. Lebensjahr gar nicht über-

schreiten und vorher versterben. Dieses Phänomen wird als selektiver Mortalitätseffekt (Holt-Lunstad,

Smith, Baker, Harris, & Stephenson, 2015; Jorm, 2000) durch Einsamkeit und soziale Isolation um-

schrieben und meint, dass diejenigen Personen, die älter werden als 80 Jahre, möglicherweise eine

selektive Gruppe an Menschen darstellen, die besonders gut sozial vernetzt sind, durchschnittlich ge-

sünder und ausgeglichener leben, möglicherweise tendenziell weniger einsam sind und somit bessere

Überlebenschancen aufweisen. Diese selektiven Mortalitätseffekte sollten bedacht werden, wenn Ein-

samkeitsdaten über die Gruppe der hochaltrigen Menschen interpretiert werden. Dies ist besonders

dann wichtig, wenn man zusätzlich bedenkt, dass die alten Menschen in unserer Stichprobe nicht in

institutionellen Einrichtungen lebten und alle in der Lage gewesen sein mussten, die entsprechenden

Einsamkeitsfragebögen selbstständig auszufüllen (Jorm, 2000).

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3 PRÄDIKTOREN VON EINSAMKEIT UND SOZIALER ISOLATION IM HOHEN ALTER

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3 Prädiktoren von Einsamkeit und sozialer Isolation im hohen Alter

Susanne Bücker, Hanna Lembcke und Meike Hinz1

Dieses Kapitel liefert einen Überblick über die aus der Forschung bekannten Faktoren, die Einsamkeit

und soziale Isolation im hohen Alter begünstigen oder davor schützen. Dazu werden im ersten Teil des

Kapitels Ergebnisse aus Studien zusammengefasst, die Prädiktoren der Einsamkeit in der Altersgruppe

80+ untersucht haben. Diese Literaturübersicht beruht auf 30 Originalstudien, einem Überblicksartikel

(Cohen-Mansfield, Hazan, Lerman, & Shalom, 2016) und einer Meta-Analyse (Pinquart & Sörensen,

2001). Es ergaben sich 26 weitere relevante Studien aus der Literaturrecherche, die ebenfalls Men-

schen über 80 Jahre in den Stichproben einschlossen, wobei das Durchschnittsalter jedoch unter 80

Jahren lag. Dieses Kapitel konzentriert sich speziell auf die Studien, die Stichproben untersucht haben,

deren Durchschnittsalter über 80 Jahren lag (s. Tabelle A 3 ab S. 82). Die Mehrheit der berücksichtigten

Studien stammt aus skandinavischen Ländern, den USA und Großbritannien. Lediglich eine Studie aus

Deutschland untersuchte Prädiktoren in diesem Altersbereich (Zebhauser et al., 2015).

In der Literatur wurde eine Vielzahl an Prädiktoren für Einsamkeit im hohen Alter untersucht, die sich

generell in fünf Bereiche einteilen lassen: soziodemographische Faktoren, physische Gesundheit, men-

tale und kognitive Gesundheit, soziale Faktoren und sonstige Faktoren. Für viele dieser Prädiktoren

sind die Ergebnisse verschiedener Studien übereinstimmend, jedoch sind auch inkonsistente Resultate

keine Seltenheit. Zunächst wird der aktuelle Forschungsstand zu den fünf Bereichen dargelegt. Am

Ende des Kapitels werden mögliche Erklärungen und Lösungsansätze für widersprüchliche Ergebnisse

erläutert, welche in Zukunft genauer untersucht werden müssen, um ein klares Bild über Risikofakto-

ren und protektive Faktoren im hohen Alter zu erhalten.

Da die Studienlage zu Prädiktoren von Einsamkeit im sehr hohen Lebensalter bezüglich deutscher

Stichproben nur sehr spärlich ist, umfasst der zweite Teil dieses Kapitels (Abschnitt 3.6) zudem die

statistische Auswertung eines repräsentativen Datensatzes aus Deutschland. Es zeigen sich Assoziati-

onen zwischen Einsamkeit im hohen Lebensalter und einer Vielzahl an demographischen Variablen

(wie z.B. dem Haushaltseinkommen oder Bildungsjahren), Gesundheitsvariablen und sozialen Fakto-

ren.

1 Susanne Bücker und Hanna Lembcke teilen sich die Erstautorenschaft dieses Kapitels. Susanne Bücker ist hauptverantwort-lich für Abschnitt 3.6, Hanna Lembcke ist hauptverantwortlich für Abschnitte 3.1 bis 3.5.

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EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER

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3.1 Soziodemographische Prädiktoren

3.1.1 Geschlecht

Es gibt allgemeine, aber auch altersspezifische Gründe, warum es naheliegt, dass Frauen eher an Ein-

samkeit leiden als Männer. Pinquart und Sörensen (2001) haben diese altersspezifischen Gründe zu-

sammengefasst: Erstens sind Frauen häufiger von Verwitwung betroffen als Männer und leben dem-

entsprechend öfter allein. Zweitens übernehmen Frauen mit ihrem alternden Ehepartner häufiger eine

pflegerische Rolle und sind grundsätzlich mehr mit dem Haushalt beschäftigt. Daher besteht selbst bei

verheirateten Frauen ein höheres Risiko für Einsamkeit, wenn sie einen Ehepartner betreuen oder an-

derweitig daran gehindert werden, Kontakte zu Familie und Freunden aufrechtzuerhalten. Jedoch exis-

tieren auch Gründe, warum Männer an mehr Einsamkeit leiden könnten, welche allerdings nicht al-

tersspezifisch sind. Pinquart und Sörensen (2001) argumentieren in ihrer Meta-Analyse, dass Männer

im Vergleich zu Frauen tendenziell weniger aufgeschlossen sind und kleinere soziale Netzwerke haben.

Eine methodische Problematik bestehe außerdem darin, dass Frauen stärker dazu neigen ihre negati-

ven Gefühle zu berichten als Männer dies tun.

Unsere Literaturrecherche ergab, dass ein Großteil der Studien keinen Effekt von Geschlecht auf Ein-

samkeit fand. Das heißt, die Wahrscheinlichkeit an Einsamkeit zu leiden unterschied sich nicht signifi-

kant zwischen Männern und Frauen (Adams, Sanders, & Auth, 2004; Brittain et al., 2017; Chen, Hicks,

& While, 2014; Dahlberg, Andersson, McKee, & Lennartsson, 2015; Havens, Hall, Sylvestre, & Jivan,

2004; Heylen, 2010; Isherwood, King, & Luszcz, 2012; Newall et al., 2009; Victor & Bowling, 2012).

Jedoch gab es auch einige Studien, die diesen Ergebnissen widersprechen, und zwar in beide Richtun-

gen. Zum einem gibt es Studien, die zeigten, dass Frauen einsamer sind als Männer (Cohen-Mansfield,

Shmotkin, & Goldberg, 2009; Giuli et al., 2012; Iecovich & Biderman, 2012; Savikko, Routasalo, Tilvis,

Strandberg, & Pitkälä, 2005), zum anderen aber auch solche, die das Gegenteil aufzeigten (Dahlberg &

McKee, 2014; Prieto-Flores, Forjaz, Fernandez-Mayoralas, Rojo-Perez, & Martinez-Martin, 2011). In

einer repräsentativen Befragung von hochaltrigen Menschen (80+ Jahre) in Nordrhein-Westfalen

(Lamberty, 2018) wurde festgestellt, dass hochaltrige Frauen tendenziell in schwierigeren Lebensum-

ständen leben als hochaltrige Männer. Es zeigte sich, dass Frauen häufiger armutsgefährdet sind und

im Fall von Hilfebedarf seltener privat versorgt werden. Außerdem zeigte die Hochaltrigenstudie

NRW80+, dass Frauen im Vergleich zu Männern im hohen Lebensalter seltener aktive Mitglieder in

Vereinen und Organisationen sind (Lamberty, 2018). Dennoch war in Geschlecht dieser deutschen Stu-

die kein signifikanter Prädiktor für Einsamkeit, wenn für andere demographische Variablen (Alter,

Wohnsituation, Ehestand) kontrolliert wird. Insgesamt scheint Geschlecht also grundsätzlich kein kon-

sistenter Risiko- oder Schutzfaktor zu sein (Kaspar & Schmitz, 2018).

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3 PRÄDIKTOREN VON EINSAMKEIT UND SOZIALER ISOLATION IM HOHEN ALTER

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3.1.2 Alter

Alter wurde in zahlreichen Studien als Prädiktor untersucht. Dabei ist zu beachten, dass es sehr un-

wahrscheinlich ist, dass das Alter an sich einen direkten kausalen Effekt auf Einsamkeit und soziale

Isolation hat, sondern eher andere externe Faktoren beeinflusst, die wiederum einen Einfluss auf Ein-

samkeit haben. Der Tod von Gleichaltrigen, Verlust von sozialen Rollen, körperliche Einschränkungen

wie sensorische Defizite, die die Kommunikation einschränken, und Einschränkungen der Mobilität,

die einen Besuch bei Freunden und der Familie verhindern, sind dafür verantwortlich, dass Gelegen-

heiten zur sozialen Interaktion mit steigendem Alter tendenziell abnehmen (Pinquart & Sörensen,

2001). Allerdings sprechen auch mehrere Gründe gegen eine Zunahme der Einsamkeit im hohen Alter.

Die Kontakte, die am besten vor Einsamkeit schützen, sind auch die Kontakte, die am ehesten gepflegt

werden (Pinquart & Sörensen, 2001). Besonders bei querschnittlichen Studien zu Altersunterschieden

muss zusätzlich berücksichtigt werden, dass hier Altersunterschiede mit Generationenunterschieden

konfundiert sind (Schaie, 1965). Findet man beispielsweise in einer Querschnittsstudie einen Unter-

schied in der Einsamkeit zwischen 60- und 80-Jährigen, so ist unklar, ob dieser Unterschied durch den

Altersunterschied zu erklären sind oder dadurch, dass die Probandinnen und Probanden aus unter-

schiedlichen Generationen mit unterschiedlichen Wertvorstellungen und Ansprüchen stammen. Bei-

spielsweise sind die älteren Kriegsgenerationen, also diejenigen, die einen oder beide Weltkriege über-

lebt haben, schon in frühen Jahren mit einer Reihe von Verlustereignissen konfrontiert worden. Dies

könnte dazu führen, dass vorhandene Kontaktdefizite im Vergleich zu früheren Verlusten als weniger

gravierend empfunden werden (Pinquart & Sörensen, 2001).

Unsere Recherche hat ergeben, dass die meisten Studien keinen direkten Zusammenhang zwischen

Alter und Einsamkeit finden (Adams et al., 2004; Brittain et al., 2017; Cohen-Mansfield et al., 2009;

Dahlberg et al., 2015; Dahlberg, Agahi, & Lennartsson, 2018; Dahlberg & McKee, 2014; Giuli et al.,

2012; Havens et al., 2004; Newall et al., 2009; Routasalo, Savikko, Tilvis, Strandberg, & Pitkälä, 2006;

Savikko et al., 2005; Victor & Bowling, 2012). Einige wenige Studien in der Altersgruppe über 80 finden

einen negativen Zusammenhang zwischen Alter und Einsamkeit (Ferreira-Alves, Magalhães, Viola, &

Simoes, 2014; Heylen, 2010; Victor, Scambler, Bowling, & Bond, 2005), während andere finden, dass

Einsamkeit steigt (Iecovich & Biderman, 2012) oder soziale Aktivität sinkt (Isherwood et al., 2012), je

älter man wird. Die Daten der repräsentativen NRW80+ Studie (Kaspar & Schmitz, 2018) deuten jedoch

darauf hin, dass Alter ein signifikant positiver Prädiktor für Einsamkeit innerhalb der Altersgruppe 80+

ist. In dieser Stichprobe waren ältere Menschen tendenziell einsamer. Dieser Befund blieb stabil, wenn

für eine Vielzahl an weiteren Prädiktoren (u.a. demographische Variablen, soziales Netzwerk, Depres-

sion) kontrolliert wurde.

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EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER

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3.1.3 Familienstand und Wohnsituation

Familienstand und Wohnsituation sind zentrale Prädiktoren für Einsamkeit und soziale Isolation im

hohen Alter. Alte Menschen sind eher einsam, wenn sie alleine leben (Havens et al., 2004; Lasgaard,

Friis, & Shevlin, 2016; Newall et al., 2009; Newall, Chipperfield, & Bailis, 2014; Routasalo et al., 2006;

Savikko et al., 2005) und verwitwet sind (Dahlberg, Agahi et al., 2018; Dahlberg & McKee, 2014; Havens

et al., 2004; Newall et al., 2014; Routasalo et al., 2006; Savikko et al., 2005; Tiikkainen, Leskinen, &

Heikkinen, 2008). Hingegen schützt Ehe vor Einsamkeit (Dahlberg et al., 2015; Dahlberg, Agahi et al.,

2018; Ferreira-Alves et al., 2014; Victor & Bowling, 2012).

Darüber hinaus interessante Faktoren, die im Zusammenhang mit Einsamkeit diskutiert werden kön-

nen, sind siedlungsstrukturelle Merkmale einer Wohnregion. Man könnte beispielsweise die Frage auf-

stellen, ob das Leben in der Stadt oder auf dem Land mit Einsamkeit und sozialer Isolation zusammen-

hängt. Bisher gibt es nur sehr wenige Studien, die diese siedlungsstrukturellen Merkmale im Zusam-

menhang mit Einsamkeit im hohen Lebensalter betrachten. Unsere Literaturrecherche ergab, dass

ländliche Regionen einen Risikofaktor für Einsamkeit im hohen Alter darstellen können (Chen et al.,

2014; Havens et al., 2004), während das Leben in einer Kleinstadt einen protektiven Effekt aufweist

(Ferreira-Alves et al., 2014). Jedoch gibt es auch hier wieder Studien, die keine Unterschiede zwischen

ländlichen und städtischen Regionen fanden (Dahlberg & McKee, 2014; Routasalo et al., 2006). Es

scheint nicht eindeutig geklärt zu sein, ob das Leben auf dem Land oder in der Stadt ein Risiko- oder

ein Schutzfaktor für Einsamkeit darstellt oder gar nicht mit Einsamkeit assoziiert ist.

3.1.4 Sozioökonomischer Status

Die zwei am häufigsten verwendeten Indikatoren für den sozioökonomischen Status sind Bildung und

Einkommen. Das Einkommensniveau beeinflusst die Inanspruchnahme kommerzieller sozialer Ange-

bote sowie die Inanspruchnahme von bezahlten Diensten. Ausreichende finanzielle Ressourcen er-

möglichen es dem Einzelnen auch, sich einer größeren Vielfalt von Aktivitäten zu widmen, die der Ein-

samkeit entgegenwirken. Einkommen kann auch indirekte Einflüsse auf die Einsamkeit haben. Zum

Beispiel ist ein niedriges Einkommen oft mit einem geringen Selbstwertgefühl verbunden, was wiede-

rum die Suche nach neuen sozialen Kontakten behindern kann (Pinquart & Sörensen, 2001). Im Ge-

gensatz zum Einkommen bestimmt die Bildung eher, mit wem man sozialen Kontakt sucht und in wel-

chen Aktivitäten man tätig ist. Ohne finanzielle Ressourcen können viele Möglichkeiten für Kontakte

und Aktivitäten jedoch ungenutzt bleiben, selbst wenn ein höheres Bildungsniveau mit einem besseren

Wissen über diese Möglichkeiten verbunden ist (Pinquart & Sörensen, 2001).

Unsere Literaturrecherche zeigt, dass ein geringer sozioökonomischer Status tatsächlich mit mehr Ein-

samkeit im hohen Alter einhergeht (Chen et al., 2014; Dahlberg & McKee, 2014; Iecovich & Biderman,

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3 PRÄDIKTOREN VON EINSAMKEIT UND SOZIALER ISOLATION IM HOHEN ALTER

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2012; Savikko et al., 2005). Jedoch scheint Einkommen nicht der einflussreichste sozioökonomische

Faktor zu sein, da hier einige Studien keine Assoziation mit Einsamkeit finden konnten (Adams et al.,

2004; Isherwood et al., 2012; Routasalo et al., 2006). Auch für Bildung gibt es widersprüchliche Resul-

tate. Einige Studien ergaben, dass ein niedriger Bildungstand ein Risikofaktor für Einsamkeit im hohen

Alter ist (Isherwood et al., 2012; Lasgaard et al., 2016; Tiikkainen et al., 2008), während andere besa-

gen, dass ein hoher Bildungsstand ein Risikofaktor sein kann (Iecovich & Biderman, 2012; Newall et al.,

2009). Schließlich gibt es auch für Bildung wieder einige Studien, die gar keine Effekte finden (Chen et

al., 2014; Dahlberg et al., 2015; Dahlberg, Agahi et al., 2018; Heylen, 2010).

3.2 Körperliche Gesundheit

3.2.1 Subjektive und objektive Gesundheit

Die physische Gesundheit beeinflusst, inwiefern Menschen alltägliche Aufgaben ausführen, an sozialen

Aktivitäten teilnehmen oder sich mit Freunden treffen können. Daher liegt es nahe, die Merkmale kör-

perlicher Gesundheit als Prädiktoren für Einsamkeit und soziale Isolation im hohen Lebensalter zu be-

trachten. Zur körperlichen Gesundheit gehören sowohl die subjektive Wahrnehmung der eigenen Ge-

sundheit als auch die objektive Gesundheit. Der subjektive Gesundheitszustand kann zum Bespiel

durch den EQ-VAS Fragebogen (Prieto-Flores et al., 2011) abgefragt werden. Es gibt noch eine Reihe

weiterer, zum Teil selbst konstruierter Skalen (Cohen-Mansfield & Parpura-Gill, 2007; Ferreira-Alves et

al., 2014; Routasalo et al., 2006; Savikko et al., 2005). In einigen Studien berichten die Probandinnen

und Probanden die subjektive Gesundheit in Relation zu Gleichaltrigen (Newall et al., 2009; Newall et

al., 2014).

Die Studienergebnisse zeigen, dass ein schlechterer subjektiver oder selbst-berichteter Gesundheits-

zustand signifikant mit erhöhter Einsamkeit einhergeht (Cohen-Mansfield et al., 2009; Iecovich

& Biderman, 2012; Prieto-Flores et al., 2011; Routasalo et al., 2006) und ein unabhängiger Prädiktor

für Einsamkeit ist (Cohen-Mansfield & Parpura-Gill, 2007; Losada et al., 2012; Savikko et al., 2005; Vic-

tor et al., 2005). Umgekehrt ist eine positive körperliche Gesundheit ein protektiver Faktor gegen Ein-

samkeit (Giuli et al., 2012). Eine Studie kam zu dem Ergebnis, dass subjektive Gesundheit nur bei

Frauen ein Prädiktor für Einsamkeit ist (Tiikkainen et al., 2008). Bei Barron, Foxall, Dollen, Shull, and

Jones (1992) wurde kein signifikanter Effekt der subjektiven Gesundheitswahrnehmung auf Einsamkeit

festgestellt.

Die objektive Gesundheit wurde häufig erfasst über die Anzahl an chronischen Krankheiten (Heylen,

2010; Isherwood et al., 2012; Newall et al., 2009; Newall et al., 2014) oder durch den Physical Compo-

nent Summary Score (PCS-12; Giuli et al., 2012). Sowohl in ländlichen als auch in städtischen Wohnge-

genden wurden chronische Krankheiten (4 oder mehr) als Prädiktor für Einsamkeit identifiziert (Havens

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et al., 2004). Ferreira-Alves et al. (2014) zeigten, dass auch akute Krankheiten ein Prädiktor für Einsam-

keit darstellen. Genauso zeigen einige Studien, dass die Anzahl lebensbedrohlicher Gesundheitszu-

stände (Lasgaard et al., 2016) und Komorbiditäten (Cohen-Mansfield et al., 2009) mit einem erhöhten

Risiko für starke Einsamkeit einher geht. Giuli und Kollegen (2012) hingegen fanden keinen signifikan-

ten Einfluss von Komorbiditäten auf Einsamkeit. Des Weiteren wurde eine starke Assoziation zwischen

einer niedrigen Anzahl an chronischen Krankheiten und dem mentalen Wohlbefinden gefunden, die

dadurch erklärt werden kann, dass chronische Krankheiten einen direkten Zusammenhang mit weni-

ger körperlicher Aktivität und schlechterer Mobilität haben (Lampinen, Heikkinen, Kauppinen, &

Heikkinen, 2006).

In der NRW80+ Studie konnte gezeigt werden, dass hochaltrige Menschen, die in vollstationären Pfle-

geeinrichtungen leben und entsprechend eine geringere Gesundheit haben, einsamer sind, als die Ge-

samtgruppe der Hochaltrigen (Lamberty, 2018; Woopen et al., 2018).

3.2.2 Körperliche Beeinträchtigungen

Mit zunehmendem Alter treten auch häufiger Mobilitätsprobleme auf. Weil nicht alle Einrichtungen

(z.B. Cafés) barrierefrei sind, sind ältere Menschen aufgrund ihrer geringeren Mobilität in ihrer Wahl

der Aktivitäten häufig eingeschränkt und haben teilweise sogar Schwierigkeiten, das Haus zu verlassen

(Kasper & Scheiner, 2002). Somit kann ein Mangel an Mobilität auch als Prädiktor für Einsamkeit oder

soziale Isolation fungieren. Mobilität steht nicht nur im direkten Zusammenhang mit körperlichen Ak-

tivitäten und Freizeitaktivitäten, sondern stellt auch einen Prädiktor für das mentale Wohlbefinden dar

(Lampinen et al., 2006). Eingeschränkte Mobilität ist somit ein Prädiktor für Einsamkeit (Cohen-Mans-

field & Parpura-Gill, 2007), wobei dieser Zusammenhang in mindestens einer Studie bei Frauen stärker

ausgeprägt war als bei Männern (Dahlberg et al., 2015).

Es gibt auch spezifische Einschränkungen wie eine Sehschwäche, körperliche Behinderungen oder Hör-

schwächen, die es älteren Menschen erschweren, sich sozial zu integrieren. So untersuchten Barron et

al. (1992) die Auswirkungen von Sehschwächen auf die Einsamkeit der Probandinnen und Probanden.

Sie kamen zu dem Ergebnis, dass die Dauer der visuellen Einschränkung einen Einfluss auf die Dauer

der Wahrnehmung von Einsamkeit hat, jedoch nicht auf die Stärke der Einsamkeit: Je länger die Pro-

bandinnen und Probanden visuell eingeschränkt waren, desto länger fühlten sie sich einsam. In einer

Querschnittsstudie wurde zudem gefunden, dass Menschen, die moderat viele Einschränkungen in der

Bewältigung einfacher alltäglicher Aufgaben berichten – im Vergleich zu keiner Einschränkung - ein

erhöhtes Risiko für Einsamkeit haben (Brittain et al., 2017). Da auch eine Hörschwäche ein potentieller

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3 PRÄDIKTOREN VON EINSAMKEIT UND SOZIALER ISOLATION IM HOHEN ALTER

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Prädiktor für Einsamkeit ist, untersuchten Weinstein, Sirow, and Moser (2016), inwiefern sich die Ein-

samkeit bei älteren Menschen verändert, wenn sie ein Hörgerät erhalten. Es wurde eine signifikante

Abnahme der allgemeinen sowie der emotionalen Einsamkeit festgestellt.

3.2.3 Funktioneller Status

Der funktionelle Status beschreibt, wie abhängig oder unabhängig eine Person von anderen ist, zum

Beispiel, ob sie Hilfe von Pflegekräften oder Familienmitgliedern benötigt. Die Forschungsergebnisse

hinsichtlich der Auswirkungen des funktionellen Status sind inkonsistent. Manche Studien berichten,

dass ein schlechterer funktioneller Status ein Prädiktor für erhöhte Einsamkeit ist (Iecovich

& Biderman, 2012; Routasalo et al., 2006; Savikko et al., 2005). In der Studie von Tiikkainen et al. (2008)

stellte sich heraus, dass eine höhere Abhängigkeit dazu führt, dass weniger Zusammengehörigkeit

wahrgenommen wird. Manche Ergebnisse deuten auch darauf hin, dass der funktionelle Status keinen

signifikanten Einfluss auf Einsamkeit hat (Havens et al., 2004; Newall et al., 2009). Für über 80-Jährige

in Deutschland konnte gezeigt werden, dass Menschen, die auf stationäre Pflege angewiesen sind,

einsamer sind als Menschen, die noch selbstständig zuhause leben oder private Pflege in Anspruch

nehmen (Lamberty, 2018; Woopen et al., 2018).

3.3 Mentale Gesundheit und kognitive Einschränkungen

Psychische Probleme können bei Menschen im hohen Alter als Folge von Verlusten, Krankheiten und

Einschränkungen in kognitiven Funktionen verursacht werden. Diese psychischen Probleme können

wiederum den Grad der Einsamkeit erhöhen. Je nach Ursache kann es sein, dass sich die belastete

Person selbst aus ihrem sozialem Umfeld zurückzieht oder auch von anderen gemieden wird. Dement-

sprechend haben ältere Menschen mit einer hohen Lebensqualität, d.h. mit wenigen psychologischen

Einschränkungen, eine geringere Wahrscheinlichkeit sozial isoliert zu sein (Giuli et al., 2012). Bereits

ein geringes Maß an psychischen Beschwerden kann das Risiko für Einsamkeit erhöhen (Dahlberg,

Agahi et al., 2018). Dementsprechend ist es nicht verwunderlich, dass Studien zu klinischen Diagnosen

psychiatrischer Störungen einheitlich finden, dass jegliche Störung ein Risikofaktor für Einsamkeit sein

kann (Lasgaard et al., 2016). Hier wurden aufgrund der hohen Prävalenzraten bisher vor allem Depres-

sionen untersucht (Brittain et al., 2017; Dahlberg et al., 2015; Isherwood et al., 2012; Prieto-Flores et

al., 2011; Routasalo et al., 2006; Tiikkainen et al., 2008; Zebhauser et al., 2015). Auch in der deutschen

NRW80+ Studie wurde gefunden, dass Depression ein starker Prädiktor für Einsamkeit ist (Kaspar

& Schmitz, 2018). Gerade bei Depressionen muss jedoch die Wechselwirkung zu Einsamkeit beachtet

werden, denn depressive Symptome verstärken nicht nur Gefühle von Einsamkeit, Einsamkeit kann

auch zu Depressionen führen (Cacioppo, Hawkley, & Thisted, 2010).

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EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER

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Kognitive Einschränkungen, die im hohem Alter auf natürlicher Weise häufiger auftreten (John, Patel,

Rusted, Richards, & Gaysina, 2018), können zu einer Einschränkung der sozialen Aktivitäten bei über

80-Jährigen Menschen führen (Isherwood et al., 2012). Kognitive Vitalität stellt dagegen einen protek-

tiven Faktor gegen Einsamkeit dar (Cohen-Mansfield et al., 2009).

3.4 Soziale Faktoren

Da soziale Isolation eng mit dem subjektiven Empfinden von Einsamkeit zusammenhängt, liegt es nahe,

soziale Faktoren als Auslöser oder Verstärker von Einsamkeit zu untersuchen. In der Literatur wird im

Allgemeinen davon ausgegangen, dass die Qualität von sozialen Kontakten für das Wohlbefinden wich-

tiger ist als die Quantität, zum Beispiel weil Kontakte nicht immer unterstützend sind, sondern auch

eine Person belasten oder verletzen können (Pinquart & Sörensen, 2001). Die meisten älteren Men-

schen leben nicht mit ihren erwachsenen Kindern zusammen (Pinquart & Sörensen, 2001). Daher sind

Nachbarn und Freunde besonders wichtig für die täglichen Kontakte der Senioren und für ihr emotio-

nales Wohlbefinden, das sich aus dem täglichen sozialen Austausch ergibt. Dementsprechend werden

in verschiedenen Studien nicht nur der Kontakt zur Familie, sondern auch zu Freunden und der Nach-

barschaft untersucht.

In der Altersgruppe 80+ wurden sehr verschiedene soziale Faktoren untersucht, wie beispielsweise die

Häufigkeit von sozialen Kontakten, wie z.B. Treffen mit oder Besuch von Familie und Freunden (Adams

et al., 2004; Dahlberg et al., 2015; Dahlberg, Agahi et al., 2018; Dahlberg, Andersson, & Lennartsson,

2018; Dahlberg & McKee, 2014; Heylen, 2010; Prieto-Flores et al., 2011; Tiikkainen et al., 2008), Größe

des sozialen Netzwerks (Adams et al., 2004; Zebhauser et al., 2015), Anzahl guter Freunde (Cohen-

Mansfield & Parpura-Gill, 2007; Heylen, 2010), Bewertung der Anzahl guter Freunde (Heylen, 2010),

soziale Unterstützung (Chen et al., 2014; Dahlberg, Agahi et al., 2018; Dahlberg, Andersson et al.,

2018), emotionale Unterstützung (Cohen-Mansfield et al., 2009), Zufriedenheit mit der sozialen Unter-

stützung (Barron et al., 1992), soziale Zufriedenheit (Ferreira-Alves et al., 2014; Heylen, 2010), Häufig-

keit von Gelegenheiten, Leute kennenzulernen (Cohen-Mansfield & Parpura-Gill, 2007), soziale Fähig-

keiten (Cohen-Mansfield & Parpura-Gill, 2007), Selbstwirksamkeit in sozialen Situationen (Cohen-

Mansfield & Parpura-Gill, 2007), Erwartungen an soziale Kontakte (Cohen-Mansfield & Parpura-Gill,

2007; Routasalo et al., 2006), Beteiligung an sozialen Aktivitäten (Dahlberg, Andersson et al., 2018;

Newall et al., 2009), soziale Isolation (Ferreira-Alves et al., 2014), mangelndes Interesse an sozialen

Aktivitäten (Ferreira-Alves et al., 2014), ob der letzte Feiertag mit Familie oder Freunden verbracht

wurde (Cohen-Mansfield et al., 2009), Gemeinschaftsintegration (Dahlberg & McKee, 2014) und An-

zahl Kinder in der Nähe (Iecovich & Biderman, 2012). Trotz dieser Vielfalt ist die Befundlage über ver-

schiedene Studien und Faktoren hinweg eindeutig: Soziale Faktoren haben einen signifikanten Einfluss

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3 PRÄDIKTOREN VON EINSAMKEIT UND SOZIALER ISOLATION IM HOHEN ALTER

25

auf Einsamkeit und soziale Isolation. Je mehr und je intensiver soziale Kontakte gepflegt werden, desto

weniger einsam sind die hochaltrigen Menschen.

Auch in der NRW 80+ Studie konnte gezeigt werden, dass sowohl die Größe des sozialen Netzwerkes

als auch die Anzahl an Kontakten zu anderen Menschen Einsamkeit signifikant negativ vorhersagten

(Kaspar & Schmitz, 2018). Das bedeutet, dass ältere Menschen mit regelmäßigen Kontakten und einem

dichteren sozialen Netzwerk im Schnitt weniger einsam sind.

3.5 Persönlichkeit und Einstellungen

Persönlichkeitseigenschaften und Einstellungen wurden bisher vergleichsweise selten als Prädiktoren

von Einsamkeit untersucht. Neuere Studien in jüngeren Stichproben zeigen jedoch, dass Persönlich-

keitseigenschaften wie emotionale Stabilität und Extraversion substantiell mit Einsamkeit korreliert

sind, d.h. emotional stabile und extravertierte Menschen neigen weniger zu Einsamkeit als emotional

labile und introvertierte Menschen (Bücker, Denissen, Maes, & Luhmann, 2018; Hensley et al., 2012;

Mund & Neyer, 2016). Es gibt jedoch nur wenige Studien, die Persönlichkeitseigenschaften und Ein-

stellungen als Prädiktoren von Einsamkeit und sozialer Isolation im hohen Alter untersucht haben. Eine

Studie mit hundertjährigen Menschen fand, dass vor allem Menschen mit hohen Neurotizismus-Wer-

ten zu Einsamkeit neigen, während Offenheit, Gewissenhaftigkeit protektive Faktoren darstellen

(Hensley et al., 2012). Auch Optimismus im hohen Alter stellte sich als protektiver Faktor gegen Ein-

samkeit heraus (Barron et al., 1992).

3.6 Ergänzende Analysen

Im Rahmen der systematischen Literaturrecherche zu Prädiktoren von Einsamkeit und sozialer Isola-

tion im hohen Alter wurden eine Vielzahl an Variablen identifiziert, die mit Einsamkeit assoziiert sind.

Für die Analysen anhand der SOEP-Daten lassen sich die Prädiktoren für Einsamkeit in folgende vier

Kategorien einteilen:

1. Demographische Variablen (z.B. Alter, Geschlecht, Einkommen, Bildung)

2. Gesundheitsvariablen (z.B. subjektives Gesundheitsempfinden, Anzahl an Symptomen)

3. Variablen des sozialen Umfelds (z.B. Anzahl an engen Freunden, Anzahl an Kontakten zu Ver-

wandten)

4. Siedlungsstrukturelle Merkmale (z.B. fußläufige Erreichbarkeit von wichtigen Einrichtungen

des alltäglichen Lebens)

Die im Folgenden dargestellte empirische Untersuchung auf Basis der Daten des SOEP aus dem Jahr

2013 (Goebel et al., 2018) widmet sich der Fragestellung, ob diese identifizierten Prädiktoren für das

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EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER

26

Einsamkeitserleben in hochaltrigen Erwachsenen (älter als 80 Jahre) in Deutschland relevant sind und

welche Schlüsse daraus gezogen werden können.

3.6.1 Beschreibung der Methoden und Variablen

Die Daten des SOEP stellen eine Besonderheit dar, da sie mehrere Personen aus demselben Haushalt

enthalten. Es kann angenommen werden, dass sich Personen, die in einem Haushalt leben, in ihrer

Einsamkeit ähnlicher sind als Personen, die in verschiedenen Haushalten leben. Dies liegt darin be-

gründet, dass Personen in einem Haushalt ähnlichere Kontext- und Umweltvariablen teilen als Perso-

nen, die in getrennten Haushalten leben. Beispielsweise sollte die Beurteilung des Nachbarschaftsver-

hältnisses oder die Beurteilung der fußläufigen Erreichbarkeit von wichtigen Einrichtungen des alltäg-

lichen Lebens (z.B. öffentliche Nahverkehrsanbindung) bei Personen, die im gleichen Haushalt woh-

nen, relativ ähnlich ausfallen. Personen aus verschiedenen Haushalten in Deutschland unterscheiden

sich vermutlich stärker in diesen Beurteilungen.

Mittels Berechnung des Intraklassenkorrelationskoeffizienten (ICC) konnte gezeigt werden, dass ein

großer Anteil der Varianz im Einsamkeitserleben auf die Unterschiede zwischen den Ebene-2-Einheiten

(Haushalte) zurückgeführt werden kann. Der ICC von 0.71 gibt an, dass 71 % der Varianz der Einsamkeit

auf Unterschiede zwischen den Ebene-2-Einheiten zurückgeht. Die Ebene-2-Einheiten unterschieden

sich demnach stark voneinander und Individuen innerhalb der Ebene-2-Einheiten sind sich entspre-

chend ähnlicher. Um den Kontexteffekt der Umwelt auf das Einsamkeitserleben bei gleichzeitiger sta-

tistischer Kontrolle individueller Effekte adäquat modellieren zu können, wird in dieser Arbeit daher

eine Mehrebenenanalyse durchgeführt. Mit Hilfe dieser Methodik ist es möglich, den Effekten auf un-

terschiedlichen Ebenen (hier Individuen auf Ebene 1 und Haushalte auf Ebene 2) Rechnung zu tragen.

Mittels Regressionsgleichung kann der Zusammenhang von verschiedenen unabhängigen Variablen

(Prädiktoren) auf die abhängige Variable (die vorhergesagte Variable; hier Einsamkeit) statistisch aus-

gedrückt werden. In seiner einfachsten Form kann die Beziehung zweier Variablen x und y (z.B. Ein-

samkeit (y) und Alter (x)) folgendermaßen formalisiert werden:

𝑌𝑖 = 𝛽0 + 𝛽1𝑋𝑖 + 𝜀𝑖

Der Index i steht für die Beobachtungseinheit (Individuen). Die Regressionskonstante wird durch 𝛽0

beschrieben, während 𝛽1 für den Regressionskoeffizienten der unabhängigen Variablen 𝑋𝑖 und 𝜀𝑖 für

den Fehlerterm steht.

Sollen zusätzlich zu Individualmerkmalen auch Merkmale auf der höheren Ebene (Ebene der Haus-

halte) in das Modell einfließen, gelangt man zu folgender Regressionsgleichung, die die Individual- und

die Haushaltsebene vereint:

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3 PRÄDIKTOREN VON EINSAMKEIT UND SOZIALER ISOLATION IM HOHEN ALTER

27

𝑌𝑖𝑗 = 𝛽0 + 𝛽1𝑋𝑖𝑗 + 𝜀𝑖𝑗 + 𝑢𝑗

Der Index j steht hierbei für die Ebene-2-Einheit (Haushalte). Die Regressionskonstante wird wieder

durch 𝛽0 ausgedrückt, 𝛽1 steht für den Regressionskoeffizienten der unabhängigen Variable 𝑋𝑖𝑗 und 𝜀𝑖

steht für den Fehlerterm. Aus 𝛽0 und 𝑢𝑗 ergibt sich die Zufallskonstante (engl. „random intercept“).

In Tabelle A 1 im Anhang sind alle Variablen aus dem SOEP überblicksartig dargestellt, die in den fol-

genden hierarchisch geschachtelten Regressionsmodellen als Prädiktoren für Einsamkeit aufgenom-

men wurden.

3.6.2 Ergebnisse

Tabelle 3.1 präsentiert die Mittelwerte, Standardabweichungen sowie die bivariaten Korrelationen al-

ler metrischen Variablen mit 95 % Konfidenzintervallen. Die bivariaten Korrelationen zeigen, dass bis

auf die siedlungsstrukturellen Merkmale (Variablen 10-14) alle anderen Variablen signifikant mit Ein-

samkeit zusammenhängen. Alter hängt positiv mit Einsamkeit zusammen, d.h. auch innerhalb der

Gruppe 80+ gilt: Je älter Menschen sind, desto eher sind sie einsam. Einkommen und Bildungsjahre

hängen negativ mit Einsamkeit zusammen, d.h. je mehr monatliches Netto-Einkommen ein Haushalt

zur Verfügung hat und je mehr Bildungsjahre eine Person angibt, desto weniger einsam ist sie. Beide

untersuchten Gesundheitsvariablen deuten in die gleiche Richtung: Je besser die allgemeine Gesund-

heit beurteilt wird und je weniger Symptome angegeben werden, desto weniger einsam sind die Per-

sonen. Auch alle sozialen Netzwerkvariablen zeigen, dass Personen, die mehr enge Freunde angeben

und die häufiger von Freunden, Nachbarn und Verwandten besucht werden, weniger einsam sind. Die

verschiedenen Variablen, die die fußläufige Erreichbarkeit von Einrichtungen des alltäglichen Lebens

widerspiegeln, korrelierten nicht signifikant mit Einsamkeit.

In Tabelle 3.2 sind die Ergebnisse der hierarchisch-geschachtelten Regressionsmodelle dargestellt. Mit

Hilfe dieser Modelle ist es möglich, den Einfluss einzelner Variablen unter Kontrolle der anderen Vari-

ablen im Modell zu schätzen. Um Modellvergleiche durchführen zu können, wurden zunächst alle Per-

sonen aus den Analysen ausgeschlossen, die auf einer der interessierenden Variablen fehlende Werte

aufwiesen. Die Stichprobengröße für alle Modelle betrug anschließend N = 555 Personen. In dieser

reduzierten Stichprobe lag das mittlere Alter bei M = 84.9 Jahre (SD = 3.56). Im Mittel gaben die Per-

sonen 11.37 Bildungsjahre an (SD = 2.69). Etwa 46 % der Stichprobe war männlich und etwa 54 % der

Stichprobe war weiblich. Der Durchschnitt auf der Einsamkeitsskala lag bei M = 1.03 (SD = 0.85). Um

die Interpretierbarkeit der Koeffizienten in den Modellen zu erleichtern, wurden zudem alle metri-

schen Variablen am Gesamtmittelwert zentriert.

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Tabelle 3.1 Mittelwerte, Standardabweichungen und Korrelationen mit 95 % Konfidenzintervallen für alle metrischen Variablen

Variable M SD 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13

1 Einsamkeit 1.08 0.87

2 Alter 85.01 3.59 .08*

3 Netto-Haushaltseinkommen 7.51 0.50 -.13** -.04

4 Bildungsjahre 11.33 2.65 -.09** -.03 .41**

5 Allgemeine subjektive Gesundheit 1.68 0.95 -.30** -.03 .02 .10**

6 Anzahl Symptome 2.59 1.62 .15** -.09* .01 .03 -.42**

7 Anzahl enge Freunde 3.60 4.23 -.18** -.11** .11** .14** .11** .02

8 Besuche von Freunden und Nachbarn 1.81 1.10 -.14** -.10** -.02 .02 .09** .03 .21**

9 Besuche von Verwandten 2.30 1.07 -.12** -.06 .02 .00 .02 .04 .06 .27**

10 Fußläufige Erreichbarkeit von öffentlichem Nah-verkehr

0.36 0.65 .07 .07 -.08* -.04 -.05 .04 -.02 .02 -.01

11 Fußläufige Erreichbarkeit von Ärzten 1.31 1.12 .01 .06 -.07 -.06 -.07 .02 -.03 .07* .04 .26**

12 Fußläufige Erreichbarkeit von Senioreneinrichtun-gen

1.41 1.13 -.04 -.02 .03 .01 -.03 .01 .07 .04 .12** .28** .44**

13 Fußläufige Erreichbarkeit von Sport- und Freizeit-angeboten

1.10 1.00 .02 .05 -.07 -.01 -.09* .09* .02 .01 .06 .40** .38** .40**

14 Fußläufige Erreichbarkeit von öffentlichen Parks 0.74 1.02 .00 -.02 -.03 -.05 -.03 .01 .05 .05 .01 .32** .27** .37** .45**

Anmerkungen. M = Mittelwert, SD = Standardabweichung. * p < .05 ** p < .01

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3 PRÄDIKTOREN VON EINSAMKEIT UND SOZIALER ISOLATION IM HOHEN ALTER

29

Tabelle 3.2 Ergebnisse der hierarchischen Regression unter Berücksichtigung der Mehrebenenstruktur der SOEP Daten

Variablen Nullmodell Model 1: nur demographi-sche Variablen

Model 2: mit Gesundheits-variablen

Model 3: mit Variablen des sozialen Um-felds

Model 4: mit siedlungs-strukturellen Merkmalen

Konstante 1.035*** 0.890*** 0.920*** 0.907*** 0.930***

Frauen 0.098 0.041 0.042 0.039

Alter 0.011 0.013 0.005 0.006

Netto-Haushaltseinkom-men

-0.081 -0.115 -0.102 -0.096

Bildungsjahre -0.003 0.004 0.007 0.005

Geschieden 0.074 0.167 0.112 0.097

Single 0.012 0.035 0.012 0.010

Verwitwet 0.175 0.175 0.212* 0.211*

Allgemeine subjektive Ge-sundheit

-0.219*** -0.187*** -0.184***

Anzahl Symptome 0.037 0.039 0.039

Anzahl enger Freunde -0.024** -0.023**

Besuche von Freunden und Nachbarn

-0.075* -0.072*

Besuche von Verwandten -0.043 -0.037

Geographische Region 0.066

Raumtyp -0.108

Fußläufige Erreichbarkeit von öffentlichem Nahver-kehr

0.046

Fußläufige Erreichbarkeit von Ärzten

-0.009

Fußläufige Erreichbarkeit von Senioreneinrichtungen

-0.035

Fußläufige Erreichbarkeit von Sport- und Freizeitan-geboten

-0.027

Fußläufige Erreichbarkeit von öffentlichen Parks

-0.001

N 555 555 555 555 555

df 3 10 12 15 22

AIC 1367.2 1363.4 1320.3 1305.4 1315.0

BIC 1380.1 1406.6 1372.2 1370.2 1410.0

2-Wert für Devianzentest 17.741* 47.081*** 20.939*** 44.386

*p < 0.05; **p < 0.01; ***p < 0.001

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EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER

30

Anhand der Modellfit-Indizes AIC, BIC und dem 2-Wert lässt sich feststellen, welches Modell am spar-

samsten und gleichzeitig am nützlichsten zur Vorhersage von Einsamkeit im hohen Lebensalter ist.

Modell 3 scheint am besten geeignet zu sein, was sich in niedrigeren AIC und BIC Werten ausdrückt.

Auch der Test auf signifikante Reduktion der Fehlerquadratsummen (2-Test) deutet in diese Richtung.

Modell 3 legt nahe, dass verwitwete Personen eine höhere Einsamkeit berichten als die Referenzkate-

gorie (hier in einer festen Lebenspartnerschaft lebende Personen). Sowohl geschiedene als auch ledige

Personen scheinen sich nicht grundsätzlich in ihrer Einsamkeit von in einer festen Partnerschaft leben-

den Personen zu unterscheiden. Außerdem zeigt sich ein negativer Zusammenhang zwischen der sub-

jektiv beurteilten Gesundheit und Einsamkeit. Kontrolliert für alle anderen Prädiktoren im Modell be-

richten hochaltrige Personen, die ihre Gesundheit besser beurteilen, weniger Einsamkeit als jene, die

ihre Gesundheit schlechter beurteilen. Die Anzahl an Symptomen scheint jedoch keinen statistisch sig-

nifikanten Zusammenhang mit Einsamkeit in unserer Stichprobe aufzuweisen. Des Weiteren berichten

unter Kontrolle aller anderen Prädiktoren im Modell Personen, die mehr enge Freunde angeben, we-

niger Einsamkeit als Personen, die weniger enge Freunde angeben. Insgesamt gaben 98 Personen an,

dass sie null enge Freunde haben. Fünfzig Prozent der Befragten gaben an, dass sie 3 oder mehr enge

Freunde haben, während ebenfalls 50 % angaben, dass sie 3 oder weniger enge Freunde haben. Auch

Personen, die häufiger Besuche von Freunden und Nachbarn erhalten, berichten weniger Einsamkeit

kontrolliert für alle anderen Prädiktoren im Modell als Personen, die weniger Besuche erhalten. Besu-

che von Verwandten klärten keine zusätzliche Varianz in der Einsamkeit auf. Die über 80-Jährigen in

den vorliegenden Daten geben am häufigsten an, dass sie mindestens einmal pro Woche Besuche von

Verwandten erhalten und mindestens einmal pro Monat von Freunden oder Nachbarn besucht wer-

den. Circa 23 % der Stichprobe gibt an, seltener als einmal pro Monat von Verwandten besucht zu

werden. Circa 41 % der Stichprobe gibt an, seltener als einmal pro Monat von Freunden oder Nachbarn

besucht zu werden. Alle in Modell 4 hinzugefügten siedlungsstrukturellen Merkmale waren keine sig-

nifikanten Prädiktoren für Einsamkeit in dieser Stichprobe.

3.6.3 Zusammenfassung

Signifikante Prädiktoren für Einsamkeit im hohen Lebensalter (ab 81 Jahren) waren die Anzahl der

Freunde (je mehr Freunde, desto weniger einsam), die Anzahl der Besuche durch Freunde und Nach-

barn (je mehr Besuche, desto weniger einsam), die subjektiv beurteilte Gesundheit (je gesünder, desto

weniger einsam) sowie der Beziehungsstatus (verwitwete Personen berichten mehr Einsamkeit als in

einer festen Lebenspartnerschaft lebende Personen). Alle anderen untersuchten Prädiktoren wie bei-

spielsweise Geschlecht, Alter, Einkommen, Bildungsjahre oder die fußläufige Erreichbarkeit von Ein-

richtungen des alltäglichen Lebens klärten keine zusätzliche Varianz in der Einsamkeit bei hochaltrigen

Personen in Deutschland auf.

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3 PRÄDIKTOREN VON EINSAMKEIT UND SOZIALER ISOLATION IM HOHEN ALTER

31

Das bedeutet, dass anders als möglicherweise vermutet, die SOEP Daten keine Hinweise dafür liefern,

dass die fußläufige Erreichbarkeit von Ärzten, Senioreneinrichtungen, dem öffentlichen Nahverkehr,

Freizeiteinrichtungen oder öffentlichen Parks mit dem Einsamkeitserleben im sehr hohen Lebensalter

zusammenhängt. An dieser Stelle sei jedoch erwähnt, dass es sich bei der Erfassung von den Erreich-

barkeiten um Selbstauskünfte der Personen handelte. Insgesamt gab die Mehrheit der befragten Per-

sonen über 80 Jahren an, diese Einrichtungen des alltäglichen Lebens in weniger als 20 Minuten fuß-

läufig erreichen zu können. Betrachtet man die Gesamtstichprobe des SOEP mit allen Personen von 17

Jahren bis 103 Jahren, ist die fußläufige Erreichbarkeit von Sport- und Freizeitangeboten sowie die

fußläufige Erreichbarkeit von öffentlichen Parks negativ mit Einsamkeit assoziiert. Je näher diese Ein-

richtungen liegen, desto geringere Einsamkeit wird berichtet.

3.7 Fazit und Ausblick

Die systematische Literaturrecherche hat ergeben, dass tendenziell ein höherer sozioökonomischer

Status, mehr soziale Kontakte, ein breiteres soziales Netzwerk, eine eher aufgeschlossenere und emo-

tional ausgeglichene Persönlichkeit sowie eine bessere physische und psychische Gesundheit Schutz-

faktoren von Einsamkeit sind. Die systematische Literaturübersicht hat aber auch eine Reihe von Lü-

cken in der bisherigen Forschung aufgedeckt.

Erstens gibt es bei einigen Prädiktoren große Unterschiede in der Operationalisierung. Zwar werden

mentale und physische Gesundheit meistens mit standardisierten und validierten Verfahren erfasst,

jedoch werden soziale Faktoren teilweise sehr unterschiedlich gemessen, wodurch Studien zu sozialen

Prädiktoren von Einsamkeit und sozialer Isolation schwer vergleichbar sind. Häufig wird der Fokus auf

eine bestimmte soziale Aktivität oder einen bestimmten sozialen Kontakt gelegt, wodurch andere re-

levante soziale Faktoren vernachlässigt werden. Manche Studien betrachten beispielsweise nur nach-

barschaftliche Sozialkontakte, während andere Studien nur familiäre Sozialkontakte untersuchen.

Wichtig wäre es hier in der Zukunft zu untersuchen, welche sozialen Faktoren besonders wichtig sind

und wie die sozialen Faktoren miteinander assoziiert sind.

Zweitens sind die Ergebnisse für fast alle Gruppen von Prädiktoren relativ inkonsistent. Mögliche Ur-

sachen für diese inkonsistenten Ergebnisse könnten sein, dass (a) Einsamkeit oder soziale Isolation

unterschiedlich definiert und operationalisiert wurden, (b) die untersuchten Stichproben sich in rele-

vanten Merkmalen unterscheiden, oder (c) die Daten mit unterschiedlichen statistische Verfahren aus-

gewertet wurden. Diese Probleme müssen in zukünftigen Studien behoben werden, um die Ursachen

von Einsamkeit und sozialer Isolation im hohen Alter grundlegend verstehen zu können. Bezüglich der

unterschiedlichen Definitionen und Operationalisierungen von Einsamkeit und sozialer Isolation emp-

fehlen wir, nach Möglichkeit etablierte Messinstrumente zu verwenden (s. Kapitel 6). Unterschiede

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EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER

32

zwischen den Stichproben lassen sich nie vermeiden, sollten aber zumindest systematisch erfasst und

statistisch kontrolliert werden. Zudem sollten in Zukunft differenzielle Effekte systematisch untersucht

werden, also ob Prädiktoren für alle Menschen im hohen Alter gleich relevant sind oder sich zwischen

bestimmten Untergruppen systematisch unterscheiden (vgl. Böger & Huxhold, 2018). Selbst für demo-

graphische Variablen wie Geschlecht wurden bisher hauptsächlich Gruppenvergleiche angestellt, aber

nicht nach differenziellen Prädiktoren gesucht. Dabei werden in der Literatur bereits potentielle diffe-

renzielle Tendenzen berichtet. Zum Beispiel nehmen Männer und Frauen ihre sozialen Beziehungen

unterschiedlich wahr. Da Frauen stärker in die Aufrechterhaltung von sozialen Bindungen investieren,

können tatsächliche Kontaktdefizite eher zu einer höheren subjektiven Einsamkeit führen im Vergleich

zu Männern (Pinquart & Sörensen, 2001). Kleine soziale Netzwerke könnten besonders bei Frauen

problematisch sein, aber bei Männern vielleicht keinen bedeutsamen Risikofaktor darstellen. Darüber

unterscheiden sich die in den bisher veröffentlichten Studien untersuchten Stichproben auch bezüglich

ihres Geburtsjahres. In zukünftigen Studien sollten daher so genannte Generationen- oder Kohorten-

effekte (Schaie, 1965) genauer betrachtet werden, um zu prüfen, ob die derzeitigen Prädiktoren auch

für zukünftige Generationen hochaltriger Menschen relevant bleiben (s. Kapitel 6).

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Einsamkeit im hohen Lebensalter besonders stark von

individuellen Merkmalen der Person determiniert zu sein scheint. Neben dem Beziehungsstatus und

dem Gesundheitsstatus der Person spielen soziale Merkmale wie die Anzahl an Freunden und die Be-

suche durch Freunde und Nachbarn eine entscheidende Rolle für das Einsamkeitserleben. Ein stabiles

Freundes- und Nachbarschaftsnetzwerk mit regelmäßigen Besuchen sowie eine gute subjektive Ge-

sundheit scheinen Schutzfaktoren im hohen Lebensalter zu sein, die geringeres Einsamkeitserleben

bedingen.

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4 KONSEQUENZEN VON EINSAMKEIT UND SOZIALER ISOLATION IM HOHEN ALTER

33

4 Konsequenzen von Einsamkeit und sozialer Isolation im hohen Alter

Julia Krasko & Anke Kirchdörfer

Einsamkeit und soziale Isolation gehen mit einer Reihe unerwünschter Folgen einher. Diese Verbin-

dung wird und wurde intensiv untersucht, was durch das Vorliegen zahlreicher Übersichtsartikel zu

den Konsequenzen von Einsamkeit und sozialer Isolation verdeutlicht wird (Cohen-Mansfield et al.,

2016; Hawkley & Capitanio, 2015; Holt-Lunstad et al., 2015; Leigh-Hunt et al., 2017; Ong, Uchino, &

Wethington, 2016). In diesem Kapitel präsentieren wir ausgewählte Studienergebnisse zu Konsequen-

zen von Einsamkeit und sozialer Isolation für die körperliche und mentale Gesundheit. Der Fokus liegt

dabei auf Übersichtsartikeln, die Einzelbefunde zu einem bestimmten Themenbereich zusammenfas-

sen. Für manche Arten von körperlichen und mentalen Gesundheitsfaktoren werden zusätzlich Einzel-

befunde als Beleg herangezogen (für eine vollständige Übersicht s. Tabelle A 4 ab S. 100). Hierbei han-

delt es sich sowohl um querschnittliche als auch um längsschnittliche Untersuchungen. Die auf Grund-

lage von querschnittlichen Untersuchungen gewonnenen Ergebnisse eignen sich nicht dafür, die Rich-

tung der Zusammenhänge aufzuklären: Sind bestimmte Konsequenzen, wie etwa Depression, eine

Folge von Einsamkeit, oder entwickelt Einsamkeit und soziale Isolation sich als Folge bestimmter kör-

perlicher und mentaler Defizite im Leben einer Person? Längsschnittliche Untersuchungen hingegen

lassen es eher zu, etwas über die Richtung der Zusammenhänge zu erfahren. Dabei wurden die Stu-

dienteilnehmerinnen und -teilnehmer über einen längeren Zeitraum hinweg begleitet und zu mehre-

ren Zeitpunkten untersucht. Dies ermöglicht es festzustellen, ob Einsamkeit zum ersten Untersu-

chungszeitpunkt mit bestimmten Folgen zu späteren Zeitpunkten einhergeht. Dieses Kapitel schließt

mit einer gesonderten Betrachtung der Frage ab, ob und welche Aussagen sich darüber treffen lassen,

dass Einsamkeit und soziale Isolation sich bei Personen im hohen Alter anders auf körperliche und

mentale Gesundheitsfaktoren auswirken als bei jüngeren Altersgruppen.

4.1 Konsequenzen für die körperliche Gesundheit

Ein höheres Einsamkeitsempfinden geht mit einer verminderten körperlichen Gesundheit einher. Da-

bei wurden sowohl Zusammenhänge mit diversen objektiven Gesundheitsmerkmalen beobachtet, wie

der Anzahl von Arztbesuchen oder spezifischen Einschränkungen wie etwa Sehschwächen (Cohen-

Mansfield et al., 2016; Wright-St Clair, Neville, Forsyth, White, & Napier, 2017), als auch mit der sub-

jektiv empfundenen körperlichen Gesundheit von Personen (Cohen-Mansfield et al., 2016; Luo,

Hawkley, Waite, & Cacioppo, 2012). In den folgenden Abschnitten werden ausgewählte Konsequenzen

für Körper und Gesundheit in Folge von Einsamkeit und sozialer Isolation sowie mögliche Ursachen für

diesen Zusammenhang vorgestellt.

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EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER

34

4.1.1 Funktionelle Einschränkungen und körperliche Mobilität

Eine Gruppe häufig untersuchter körperlicher Folgen von Einsamkeit umfasst funktionelle Einschrän-

kungen wie verminderte körperliche Mobilität und Autonomie. Zur Erhebung solcher funktionellen

Einschränkungen werden Probandinnen und Probanden beispielsweise danach gefragt, ob sie Schwie-

rigkeiten beim Treppensteigen haben oder häufig hinfallen. In querschnittlichen Untersuchungen

konnte gezeigt werden, dass Einsamkeit mit funktionellen Einschränkungen einhergeht (Cohen-Mans-

field et al., 2016; Ong et al., 2016). Zudem konnte in längsschnittlichen Studien durch Einsamkeit ein

höheres Ausmaß funktioneller Einschränkungen zu einem späteren Zeitpunkt vorhergesagt werden

(Luo et al., 2012; Perissinotto, Stijacic Cenzer, & Covinsky, 2012).

4.1.2 Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Erkrankungen des Herzens, Bluthochdruck und Schlaganfälle konnten in längsschnittlichen Untersu-

chungen sowohl in Folge von Einsamkeit, als auch in Folge von sozialer Isolation belegt werden (Eaker,

Pinsky, & Castelli, 1992; Hawkley, Thisted, Masi, & Cacioppo, 2010; Leigh-Hunt et al., 2017; Ong et al.,

2016). So berichten Hawkley et al. (2010), dass Einsamkeit in einer US-amerikanischen Stichprobe mit

einem erhöhten systolischen Blutdruck zusammenhing. Zudem konnte in der Studie gezeigt werden,

dass durch Einsamkeit zu Beginn eines vierjährigen Untersuchungszeitraums eine Steigerung des Blut-

drucks über die nächsten Jahre vorhergesagt werden konnte. Dieser Effekt konnte jedoch erst ab dem

zweiten Untersuchungsjahr beobachtet werden. Durch Einsamkeit konnte auch die Inzidenz von Herz-

infarkten über einen 20-Jahres Zeitraum vorhergesagt werden (Eaker et al., 1992). Aus einer Betrach-

tung von 40 systematischen Übersichtsartikeln folgerten Leigh-Hunt et al. (2017), dass soziale Isolation

ebenfalls mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen zusammenhängt.

4.1.3 Erhöhtes Mortalitätsrisiko

Ein Beispiel, das häufig herangezogen wird, um die zum Teil schwerwiegenden Folgen von Einsamkeit

und sozialer Isolation zu belegen, ist das erhöhte Mortalitätsrisiko einsamer Personen. Viele längs-

schnittliche Untersuchungen belegen diesen Zusammenhang (Holt-Lunstad et al., 2015; Luo et al.,

2012; Newall, Chipperfield, Bailis, & Stewart, 2013; Ong et al., 2016; Perissinotto et al., 2012; Stek et

al., 2005). Dabei scheint es unklar zu sein, ob Einsamkeit unabhängig von anderen Merkmalen mit einer

früheren Sterblichkeit betroffener Personen zusammenhängt, oder ob diese Verbindung durch andere

Mechanismen wie dem Gesundheitsstatus, Gesundheitsverhalten, soziale Isolation und Depressionen

erklärt werden kann (Ong et al., 2016). So zeigte beispielsweise eine Studie von Stek et al. (2005), dass

das Mortalitätsrisiko in der niederländischen Stichprobe mit einem durchschnittlichen Alter von 85

Jahren nur dann gesteigert war, wenn Depressionen und Einsamkeit gemeinsam auftraten. In einer

Studie von Luo et al. (2012) konnte eine erhöhte Mortalität durch Einsamkeit zwar in einem geringen

Ausmaß durch den Gesundheitszustand erklärt werden, jedoch nicht durch das Gesundheitsverhalten.

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4 KONSEQUENZEN VON EINSAMKEIT UND SOZIALER ISOLATION IM HOHEN ALTER

35

Auch für Indikatoren von sozialer Isolation kann ein erhöhtes Mortalitätsrisiko beobachtet werden

(Holt-Lunstad et al., 2015; Leigh-Hunt et al., 2017; Saito, Kondo, Kondo, Ojima, & Hirai, 2012; Sakurai

et al., 2018). So zeigten Sakurai et al. (2018) ein höheres Mortalitätsrisiko bei Personen, die mehr an

ihr Zuhause gebunden und stärker sozial isoliert waren. Um 9 % bis 34 % war das Mortalitätsrisiko in

Folge von sozialer Isolation in einer Studie von Saito et al. (2012) erhöht, wobei sozial isolierte Frauen

von einem höheren Risiko betroffen waren. Eine Meta-Analyse von Holt-Lunstad et al. (2015) stellte

subjektive und objektive Indikatoren für soziale Isolation als Risikofaktoren für Mortalität einander ge-

genüber. Diese Meta-Analyse stützt sich auf Studien, bei denen Einsamkeit und soziale Isolation zu

Beginn einer Messreihe erfasst und die Teilnehmer und Teilnehmerinnen über einen längeren Zeit-

raum hinweg begleitet wurden. Auf diese Weise konnte festgestellt werden, ob Probandinnen und

Probanden in den Folgeuntersuchungen noch am Leben waren und ob eine geringere Lebensdauer mit

subjektiven und objektiven Indikatoren für soziale Isolation zusammenhängt. Die Meta-Analyse ergab,

dass das Mortalitätsrisiko mit einer um 32 % gesteigerten Wahrscheinlichkeit in Folge von Lebensbe-

dingungen (d.h., ob jemand alleine lebt) am höchsten war, gefolgt von 29 % durch soziale Isolation und

26 % durch Einsamkeit. Außerdem zeigte sich in dieser Untersuchung, dass die Vorhersagbarkeit von

Mortalität durch soziale Defizite höher war bei Personen unter 65 Jahren als bei einer älteren Stich-

probe.

4.1.4 Erklärungsansätze für den Zusammenhang zwischen Einsamkeit und verminderter kör-

perlicher Gesundheit

Wie kann die negative Verbindung zwischen Einsamkeit bzw. sozialer Isolation mit dem Gesundheits-

status einer Person erklärt werden? Ong et al. (2016) schlagen ein schlechteres Gesundheitsverhalten

als Erklärungsmechanismus vor. So zeigen einsame Personen mehr ungesunde Verhaltensweisen als

weniger einsame Personen, zum Beispiel Rauchen, Alkoholkonsum, Übergewicht und wenig körperli-

che Aktivität (Cohen-Mansfield et al., 2016; Ong et al., 2016). Allerdings handelt es sich bei diesen

Befunden häufig um querschnittliche Untersuchungen, so dass auch argumentiert werden kann, dass

einsame und sozial isolierte Personen sich aufgrund mangelnder Motivation zu mehr ungesunden Ver-

haltensweisen hinreißen lassen. So zeigten Smith, Banting, Eime, O'Sullivan, and van Uffelen (2017),

dass insbesondere Unterstützung aus der eigenen Familie, die explizit darauf abzielt, körperliche Akti-

vitäten zu fördern, zu einer höheren intrinsischen Motivation für solche Aktivitäten führt. Somit schei-

nen soziale Faktoren eine wichtige Rolle für die Motivation für ein gesundheitsförderndes Verhalten

zu spielen. Neben tatsächlichem Gesundheitsverhalten könnten auch Wahrnehmungsprozesse eine

Rolle in der Verbindung zwischen Einsamkeit und dem Gesundheitsstatus spielen. So zeigten Newall

et al. (2013) mit einer kanadischen Stichprobe im Alter von 77 bis 96, dass Einsamkeit sich zwar negativ

auf die wahrgenommene körperliche Aktivität auswirkt, nicht aber auf die tatsächliche objektiv er-

fasste körperliche Aktivität. Böger and Huxhold (2018) stellten mit der Untersuchung einer deutschen

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EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER

36

Stichprobe fest, dass die längsschnittliche Verbindung von Einsamkeit und körperlicher Gesundheit

durch negativen Affekt vermittelt wird: So erleben einsame Personen mehr negative Emotionen wie

etwa Sorgen, Angst, Schuld oder Nervosität. Diese negativen Emotionen wiederum führen zu einem

verschlechterten Gesundheitszustand, etwa in Bezug auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Atemweg-

serkrankungen.

4.2 Konsequenzen für die mentale Gesundheit

Einsamkeit und soziale Isolation hängen auch mit einer verminderten mentalen Gesundheit zusammen

(Cohen-Mansfield et al., 2016; Dahlberg, Agahi et al., 2018; Paul, Ayis, & Ebrahim, 2006; Wright-St Clair

et al., 2017). So berichtet eine schwedische Querschnittsstudie für Personen mit einem Durchschnitts-

alter von ca. 83 Jahren einen positiven Zusammenhang zwischen Einsamkeit und erhöhter psychischer

Belastung (Dahlberg, Agahi et al., 2018). Derselbe Zusammenhang wurde auch mit einer Stichprobe

aus Großbritannien gefunden (Paul et al., 2006). In den folgenden Abschnitten werden ausgewählte

Konsequenzen für die mentale Gesundheit in Folge von Einsamkeit und sozialer Isolation vorgestellt.

4.2.1 Depressionen und Suizidgedanken

Häufig wurden Einsamkeit und soziale Isolation mit Depressionen in Verbindung gebracht. Dabei konn-

ten querschnittliche Zusammenhänge bestätigt werden (Adams et al., 2004; Cohen-Mansfield et al.,

2016; Ong et al., 2016; Paul et al., 2006; Wright-St Clair et al., 2017). So wurden z.B. in einer US-ame-

rikanischen Untersuchung von Personen zwischen 60 und 98 Jahren ein etwa gleich starker korrelativer

Zusammenhang von Einsamkeit und sozialer Isolation beobachtet, sowie eine Wechselwirkung zwi-

schen Einsamkeit und Depressionen. Bei einer gleichzeitigen Betrachtung verschiedener Risikofakto-

ren konnten Depressionen jedoch nur durch Einsamkeit vorhersagt werden, nicht aber durch soziale

Isolation (Adams et al., 2004). Durch längsschnittliche Untersuchungen konnte ebenfalls gezeigt wer-

den, dass Depressionen sich in Folge von Einsamkeit entwickeln, bzw. verstärken (Luo et al., 2012; Stek

et al., 2005). So zeigte die Analyse einer US-amerikanischen Stichprobe im Alter von 50 bis 98, dass

durch Einsamkeit depressive Symptome über einen Zeitraum von 6 Jahren hinweg vorhergesagt wer-

den konnten (Luo et al., 2012).

Aufgrund der Verbindung mit Depressionen ist es nicht verwunderlich, dass einsame und sozial Iso-

lierte Personen auch zu Suizidgedanken neigen (Mezuk, Rock, Lohman, & Choi, 2014; Wright-St Clair

et al., 2017). Eine Studie betrachtete das Risiko für Suizide in Pflegeeinrichtungen bei einer Stichprobe

im Alter von 50 Jahren und älter. Dabei wurde ein Zusammenhang sowohl für Einsamkeit, als auch für

soziale Isolation mit Suizidgedanken beobachtet (Mezuk et al., 2014). Allerdings schien es selten vor-

zukommen, dass diese Gedanken tatsächlich in die Tat umgesetzt wurden.

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4 KONSEQUENZEN VON EINSAMKEIT UND SOZIALER ISOLATION IM HOHEN ALTER

37

4.2.2 Weitere psychische Defizite

Einsamkeit und soziale Isolation gehen mit einem Defizit in diversen Merkmalen einher, die für eine

psychische Ausgeglichenheit und ein allgemeines Wohlbefinden im Leben eine wichtige Rolle spielen.

Zum Beispiel berichten einsame Menschen im Vergleich zu weniger einsamen Menschen von geringe-

ren Selbstwertgefühlen und Selbstwirksamkeitserwartungen (Cohen-Mansfield et al., 2016), einem ge-

ringeren subjektiven Wohlbefinden und weniger Lebenszufriedenheit (Cohen-Mansfield et al., 2016;

Ong et al., 2016), weniger positiven Emotionen und mehr negativen Emotionen (Böger & Huxhold,

2018; Steptoe, Leigh, & Kumari, 2011), einer größeren Sensibilität für negative soziale Stimuli (Ong et

al., 2016) sowie einer verminderte Schlafqualität (Ong et al., 2016; Smagula et al., 2016). So zeigte die

Untersuchung einer deutschen Stichprobe im Alter von 40 bis 84 Jahren über einen Zeitraum von 15

Jahren, dass Einsamkeit und negativer Affekt sich gegenseitig beeinflussen (Böger & Huxhold, 2018).

Dabei wirkte sich Einsamkeit jedoch stärker auf negativen Affekt aus, als es umgekehrt der Fall war.

4.2.3 Kognitive Defizite

Einsamkeit und soziale Isolation hängen auch mit vermehrten kognitiven Defiziten und verminderten

kognitiven Fähigkeiten im Alter zusammen (Cohen-Mansfield et al., 2016; Gow, Corley, Starr, & Deary,

2013; Ong et al., 2016; Shankar, Hamer, McMunn, & Steptoe, 2013; Wilson et al., 2007). So zeigte eine

längsschnittliche Untersuchung von Personen mit einem mittlerem Alter von ca. 81 Jahren (Wilson et

al., 2007), dass Einsamkeit mit verminderten kognitiven Funktionen zu Beginn des Untersuchungszeit-

raums verbunden war, etwa in Bezug auf das semantische Gedächtnis oder die Wahrnehmungsge-

schwindigkeit. Ebenfalls konnte in dieser Untersuchung gezeigt werden, dass Einsamkeit zu Beginn des

Untersuchungszeitraums über den Studienverlauf hinweg robust mit einem erhöhten Risiko für einen

weiteren Rückgang der kognitiven Fähigkeiten einherging. Außerdem entwickelten einsame Personen

mit einer höheren Wahrscheinlichkeit Alzheimer-Demenz. Allerdings konnten bei einer postmortalen

Untersuchung der Gehirne keinerlei Auffälligkeiten bei einsamen Personen beobachtet werden.

Für sozial isolierte Personen wurden ebenfalls Zusammenhänge mit verminderten kognitiven Fähigkei-

ten beobachtet (Gow et al., 2013; Shankar et al., 2013). In der längsschnittlichen Studie von Shankar

et al. (2013) hing soziale Isolation mit verschlechterten kognitiven Fähigkeiten vier Jahre später zusam-

men und zwar trotz statistischer Kontrolle kognitiver Fähigkeiten zu Beginn der Untersuchung. Über

verschiedene Messungen kognitiver Fähigkeiten hinweg war diese Beobachtung für soziale Isolation

etwas konsistenter als es bei Einsamkeit der Fall war. Auch Gow et al. (2013) untersuchten kognitive

Fähigkeiten wie Verarbeitungsgeschwindigkeit und Gedächtnisleistung im Zusammenhang mit Einsam-

keit, sozialer Unterstützung, sozialem Kontakt, Ehestand und Lebensbedingungen (d.h., ob jemand al-

leine lebt). Es zeigte sich, dass Einsamkeit, soziale Unterstützung und Lebensbedingungen in etwa

gleich starkem Ausmaß mit verschiedenen Messungen kognitiver Fähigkeiten zusammenhängen.

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EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER

38

Nachdem jedoch depressive Symptome statistisch kontrolliert wurden, blieb lediglich ein Zusammen-

hang von Lebensbedingungen und verminderten kognitiven Fähigkeiten erhalten. Folglich können Zu-

sammenhänge zwischen sozialer Isolation und Einsamkeit mit verminderten kognitiven Fähigkeiten

teilweise durch depressive Symptome aufgeklärt werden.

4.3 Unterschiede der Konsequenzen im hohen Alter

Die in diesem Kapitel berichteten Studien fokussieren sich auf Konsequenzen von Einsamkeit und so-

zialer Isolation bei älteren Personen, wobei die hier betrachteten Untersuchungen und Übersichtsar-

tikel sich selten ausschließlich auf ein hohes Lebensalter konzentrieren. Noch seltener werden Unter-

schiede in Art und Ausmaß der Folgen zwischen verschiedenen Altersgruppen direkt gegenübergestellt

oder in den Fokus der Analysen gerückt. Dennoch lässt sich auf Grundlage der betrachteten Untersu-

chungen zusammenfassend sagen, dass die Konsequenzen von Einsamkeit im hohen Lebensalter we-

niger schwerwiegend ausfallen als bei jüngeren Personen (Böger & Huxhold, 2018; Holt-Lunstad et al.,

2015).

Holt-Lunstad et al. (2015) betrachteten in ihrer Meta-Analyse Alter als moderierende Variable des Zu-

sammenhangs zwischen subjektiven und objektiven Indikatoren für soziale Isolation und Mortalität.

Die Analysen ergaben, dass die Vorhersagbarkeit von Mortalität durch soziale Defizite höher war bei

Personen unter 65 Jahren als bei einer älteren Stichprobe. Dieser Befund deutet darauf hin, dass die

Folgen subjektiver und objektiver sozialer Isolation für jüngere Personen dramatischer ausfallen als für

ältere Personen. Die Autoren bieten unter anderem folgende Erklärungsmöglichkeiten für diesen un-

erwarteten Alterseffekt an: (1) Bei Personen, die ein hohes Lebensalter erreichen, handelt es sich um

eine besonders resiliente Gruppe von Menschen, die sich in Bezug auf psychische und körperliche Ge-

sundheitsfaktoren von denjenigen unterscheiden, die bereits zu einem früheren Zeitpunkt verstorben

sind. (2) Die Folgen von Einsamkeit und sozialer Isolation treffen insbesondere Personen mit dem Ein-

tritt in den Ruhestand, da hier von einer schnellen und größeren Veränderung des sozialen Netzwerkes

ausgegangen werden kann. (3) Möglicherweise neigen einsame Personen vor dem Ruhestand zu mehr

ungesundem Verhalten und kümmern sich aufgrund eingeschränkter zeitlicher Ressourcen weniger

darum, dass ihre Beschwerden rechtzeitig medizinisch versorgt werden, wohingegen Personen im Ru-

hestand gewissenhafter auf ihre Gesundheit achten.

Böger and Huxhold (2018) zeigten, dass Einsamkeit und negativer Affekt sich gegenseitig beeinflussen

und dass die längsschnittliche Verbindung von Einsamkeit und physischen gesundheitlichen Proble-

men durch negativen Affekt vermittelt wird. Allerdings konnte hier auch ein Alterseffekt gefunden

werden: Einerseits zeigen ältere Personen der Stichprobe weniger negativen Affekt in Folge von Ein-

samkeit, anderseits führte negativer Affekt bei älteren Personen weniger dazu, dass die Personen sich

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4 KONSEQUENZEN VON EINSAMKEIT UND SOZIALER ISOLATION IM HOHEN ALTER

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einsam fühlten. Aus diesem Grund solle der durch negativen Affekt vermittelte Einfluss von Einsamkeit

auf Gesundheit im höheren Alter auch geringer ausfallen. Die Autoren bieten unter anderem folgende

Erklärungsmöglichkeiten für diesen unerwarteten Alterseffekt an: (1) Ältere Personen sind besser dazu

in der Lage, negativen Emotionen aus dem Weg gehen oder diese erfolgreich zu regulieren, sowie sich

auf die positiven Aspekte einer Situation zu konzentrieren. (2) Ältere Personen konzentrieren sich

mehr auf ihre Familie und qualitativ hochwertige Beziehungen als jüngere Personen. Aus diesem Grund

könnten Gefühle der fehlenden Integration in eine größere Gemeinschaft in dieser Altersgruppe we-

niger entscheidend für die empfundene Einsamkeit sein als bei jüngeren Personen.

In beiden hier hervorgehobenen Studien widersprach dieses Ergebnis der initial formulierten Erwar-

tung der Autoren, dass Einsamkeit und soziale Isolation im hohen Alter ein größeres Gesundheitsrisiko

darstellen sollten, insbesondere da Personen im höheren Alter häufiger einsam und sozial isoliert und

aufgrund einer verminderten körperlichen und geistigen Flexibilität vulnerabler sein sollten als jüngere

Personen. Diese Ergebnisse sollten dazu veranlassen die Annahme, das hochaltrige Personen eine be-

sonders gefährdete Gruppe darstellen, mit Vorsicht zu betrachten. Insbesondere einen Erklärungsan-

satz von Holt-Lunstad et al. (2015) möchten wir hier nochmal hervorheben: Möglicherweise handelt

es sich aufgrund von selektiven Mortalitätseffekten durch Einsamkeit und soziale Isolation bei denje-

nigen Personen, die ein hohes Lebensalter erreichen, um eine besonders ausgeglichene und resiliente

Gruppe Menschen, wohingegen die tatsächlich gefährdete Gruppe ein solches hohes Lebensalter nicht

erst erreicht.

4.4 Fazit und Ausblick

Sowohl Einsamkeit als auch soziale Isolation gehen mit einer Reihe von körperlichen und mentalen

Gesundheitsfaktoren einher, wie etwa verminderter körperlicher Mobilität, Herz-Kreislauf-Erkrankun-

gen, einem erhöhten Mortalitätsrisiko, Depressionen, einem geringen allgemeinen Wohlbefinden und

kognitiven Defiziten. Dabei bleibt häufig die Frage nach möglichen Erklärungsmechanismen dieser Zu-

sammenhänge offen. So steht zum Beispiel zur Diskussion, ob sich die Verbindung von Einsamkeit und

sozialer Isolation mit einem erhöhten Mortalitätsrisiko durch andere Merkmale wie etwa dem Gesund-

heitszustand erklären lassen (Luo et al., 2012; Ong et al., 2016). Diese Annahme kann zwar vereinzelt

belegt werden, insgesamt bleibt die Frage jedoch offen, ob Einsamkeit und soziale Isolation unabhän-

gig oder nur über die Verbindung mit anderen Merkmalen mit einer erhöhten Mortalität einhergehen.

Auch für den allgemeinen Zusammenhang zwischen Einsamkeit und verminderter körperlicher Ge-

sundheit werden mögliche Mechanismen, wie etwa ein schlechteres Gesundheitsverhalten, in Erwä-

gung gezogen (Ong et al., 2016). Allerdings ist bei diesen Untersuchungen häufig die Richtung der Zu-

sammenhänge nicht klar. In Zukunft sollten mögliche Erklärungsmechanismen des Zusammenhangs

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EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER

40

von Einsamkeit und sozialer Isolation mit körperlichen und mentalen Folgen für die Gesundheit inten-

siver untersucht werden.

Insgesamt konzentrieren die Untersuchungen sich häufiger auf Einsamkeit als auf soziale Isolation.

Vereinzelte Studien ermöglichen es objektive und subjektive Indikatoren für soziale Isolation miteinan-

der zu vergleichen (z.B. Holt-Lunstad et al., 2015). Solche Untersuchungen zeigen auf, dass gesundheit-

liche Konsequenzen für Einsamkeit und soziale Isolation ähnlich stark ausfallen, sich aber auch unter-

scheiden können. So ist das Mortalitätsrisiko für sozial isolierte Personen höher als für einsame Perso-

nen (Holt-Lunstad et al., 2015). In Bezug auf Depressionen scheinen die Zusammenhänge sowohl für

Einsamkeit als auch für soziale Isolation zwar gleich stark auszufallen, jedoch konnten Wechselwirkun-

gen nur mit Einsamkeit beobachtet werden. Außerdem verschwand der Zusammenhang zwischen so-

zialer Isolation und Depressionen, wenn verschiedene Risikofaktoren gleichzeitig betrachtet wurden

(Adams et al., 2004). Auch für die Verbindung mit kognitiven Defiziten wurden Unterschiede zwischen

Einsamkeit und sozialer Isolation beobachtet: Zwar hingen sowohl Einsamkeit als auch soziale Isolation

mit kognitiven Fähigkeiten zusammen, diese Zusammenhänge blieben nach statistischer Kontrolle de-

pressiver Symptome jedoch lediglich für einen Indikator sozialer Isolation bestehen. Somit konnte der

Zusammenhang mit Einsamkeit vollständig durch Depressionen aufgeklärt werden (Gow et al., 2013).

Es lässt sich zusammenfassen, dass die Erklärungsmechanismen des Zusammenhangs mit gesundheit-

lichen Folgen sich zwischen Einsamkeit und sozialer Isolation zu unterscheiden scheinen. Zukünftige

Untersuchungen sollten sich mit der Aufdeckung von Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den ge-

sundheitlichen Konsequenzen von Einsamkeit und sozialer Isolation beschäftigen sowie mit möglichen

Erklärungsansätzen solcher Unterschiede.

Der letzte Abschnitt dieses Kapitels beschäftigte sich mit der Frage, ob und welche Aussagen sich dar-

über treffen lassen, dass Einsamkeit und soziale Isolation sich bei Personen im hohen Alter anders auf

körperliche und mentale Gesundheitsfaktoren auswirken als bei jüngeren Altersgruppen. Selten wur-

den Unterschiede in Art und Ausmaß der Folgen zwischen verschiedenen Altersgruppen direkt gegen-

übergestellt oder in den Fokus der Analysen gerückt. Insgesamt lässt sich auf Grundlage der betrach-

teten Untersuchungen dennoch zusammenfassend sagen, dass entgegen der Erwartungen die Konse-

quenzen von Einsamkeit im hohen Lebensalter weniger schwerwiegend ausfallen als bei jüngeren Per-

sonen (Böger & Huxhold, 2018; Holt-Lunstad et al., 2015). Diese Ergebnisse sollten dazu veranlassen,

die Annahme, dass hochaltrige Personen eine besonders gefährdete Gruppe darstellen, mit Vorsicht

zu betrachten. In Zukunft sollten Untersuchungen sich explizit der Frage hinwenden, ob Personen im

hohen Lebensalter in Folge von Einsamkeit und sozialer Isolation tatsächlich ein geringeres Risiko für

körperliche und gesundheitliche Konsequenzen haben und wie dieser Alterseffekt aufgeklärt werden

kann.

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5 VORBEUGUNG UND BEKÄMPFUNG VON EINSAMKEIT UND SOZIALER ISOLATION IM HOHEN ALTER

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5 Vorbeugung und Bekämpfung von Einsamkeit und sozialer Isolation

im hohen Alter

Sophia Terwiel und Kira Wolff

In diesem Kapitel werden Maßnahmen zur Vorbeugung und Bekämpfung von Einsamkeit und sozialer

Isolation im hohen Alter vorgestellt. Die Studienlage zu Interventionen gegen Einsamkeit in der Alters-

gruppe der über 80-Jährigen ist durch die geringe Anzahl und Diversität der Studien limitiert. Daher

werden im Folgenden hauptsächlich Ergebnisse und Problemstellungen aus Überblicksartikeln und

Meta-Analysen dargestellt, welche sich auf das hohe Erwachsenenalter auch unterhalb der 80 Jahre

beziehen (s. auch Tabelle A 5 ab S. 114). Diese Erkenntnisse lassen sich größtenteils auch auf die

Gruppe der über 80-Jährigen übertragen. Besonderheiten und einzelne relevante Studienergebnisse

in der Altersgruppe 80+ (s. auch Tabelle A 6 ab S. 119) werden noch einmal gesondert in Abschnitt 5.4

dargestellt und in die bestehende, umfangreiche Literatur zu Interventionen für jüngere ältere Erwach-

sene integriert.

5.1 Unterscheidung von Interventionen

Interventionen, die auf eine reduzierte Einsamkeit und soziale Isolation abzielen, versuchen dieses Ziel

auf verschiedene Arten zu erreichen (de Jong Gierveld, Fokkema, & van Tilburg; Masi, Chen, Hawkley,

& Cacioppo, 2011): (1) Aufrechterhaltung des bestehenden sozialen Netzwerkes; (2) Angebot von Op-

tionen zur Bildung neuer Sozialkontakte; (3) Verstärkung der sozialen Unterstützung; (4) Verbesserung

der sozialen Fähigkeiten und (5) Veränderung maladaptiver kognitiver Muster. Darüber hinaus greifen

viele Interventionen auf mehrere der oben geschilderten Optionen zurück und kombinieren diese.

Eine Intervention zur Aufrechterhaltung des bereits bestehenden sozialen Netzwerkes besteht darin,

älteren Menschen die Kommunikationsmöglichkeiten via Computer und Internet näher zu bringen

(Chipps, Jarvis, & Ramlall, 2017; Choi, Kong, & Jung, 2012; Dickens, Richards, Greaves, & Campbell,

2011; Huang, 2010; Khosravi, Rezvani, & Wiewiora, 2016). Hierbei werden häufig in Gruppensettings

Kurse zur Handhabung von Computern und möglichen Kommunikationswegen gegeben, die es den

Teilnehmerinnen und Teilnehmern ermöglichen sollen, auch bei eingeschränkter Mobilität oder über

größere Distanzen hinweg Kontakt zu Familien und Freunden aufzunehmen und aufrechtzuerhalten

(Cotten, Anderson, & McCullough, 2013; Shapira, Barak, & Gal, 2007). Trotz der vielversprechenden

Möglichkeiten neuer Technologien im Hinblick auf die Reduktion von Einsamkeit und sozialer Isolation

zeigen Meta-Analysen jedoch inkonsistente Befunde auf. Während manche Meta-Analysen wirksame

Effekte dieser Art von Intervention auf Einsamkeit nachweisen können (Choi et al., 2012; Huang, 2010;

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EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER

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Khosravi et al., 2016), finden andere diese Effekte nicht (Chipps et al., 2017) oder bemängeln die man-

gelhafte Qualität und schlechte Vergleichbarkeit der Studien, welche nur wenig Rückschlüsse erlauben

(Chipps et al., 2017; Dickens et al., 2011; Khosravi et al., 2016).

Interventionen, bei denen Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Option zur Bildung neuer Sozialkon-

takte gegeben wird, sind vielseitig und werden häufig mit anderen Zielsetzungen wie etwa der Infor-

mation über Kommunikationstechnologien (Cotten et al., 2013), gesundheitliche Themen (Cohen-

Mansfield & Perach, 2015) oder körperliche Aktivität (Kahlbaugh, Sperandio, Carlson, & Hauselt, 2011;

Pels & Kleinert, 2016) verknüpft. Für die Ausübung sportlicher Aktivitäten fanden Pels und Kleinert

(2016) zum Beispiel in einer Meta-Analyse reziproke Beziehungen zwischen physischer Aktivität und

Einsamkeit. Physische Aktivität reduzierte die Einsamkeit, gleichzeitig war aber auch erhöhte Einsam-

keit mit geringerer physischer Aktivität assoziiert. Die Autoren merkten hierbei an, dass es im Hinblick

auf die Wirksamkeit besonders auf die Qualität der sozialen Kontakte innerhalb der Interventionen

ankam.

Interventionen mit dem Ziel der Stärkung der sozialen Unterstützung der Teilnehmerinnen und Teil-

nehmern sind zum Beispiel in Form von „Befriending-Programmen“ zu finden (Cattan, White, Bond, &

Learmouth, 2005). In diesen Formaten wird der Kontakt zwischen einer älteren Person und freiwilligen

Helferinnen und Helfern hergestellt, die gemeinsam und regelmäßig an Aktivitäten wie Theaterbesu-

chen o.ä. teilnehmen. Viele der durch gemeinnützige Organisationen bereits ausgeführten Programme

haben das Hauptziel, ältere Teilnehmerinnen und Teilnehmer wieder in Kontakt mit solchen Bezugs-

personen zu bringen, indem diese sich zum Beispiel generationsübergreifend zu kulturellen Unterneh-

mungen verabreden oder Kontaktmöglichkeiten in emotionalen Krisensituationen bieten.

Interventionen, die soziale Fähigkeiten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer verbessern oder mal-

adaptive kognitive Muster verändern wollen, setzen im Gegensatz zu den vorherigen Interventionen

bei einer Veränderung des Individuums an und nicht bei den mangelnden Sozialkontakten selbst. Eine

Möglichkeit zur Stärkung sozialer Fähigkeit bieten soziale Kompetenztrainings (Masi et al., 2011). In

diesen Trainings lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beispielsweise, wie sie Komplimente an-

nehmen oder wie nonverbale Kommunikation abläuft. Ziel ist also, es den teilnehmenden Menschen

zu erleichtern, soziale Kontakte zu knüpfen und anschließend aufrechtzuerhalten sowie soziale Inter-

aktionen korrekt zu interpretieren. Zur Veränderung maladaptiver kognitiver Muster wird häufig die

kognitive Verhaltenstherapie genutzt (Cacioppo, S., Grippo, A. J., London, S., Goossens, L., & Cacioppo,

J. T., 2015; Masi et al., 2011). Diese Intervention beruht darauf, dass Einsamkeit ein subjektives Gefühl

ist, welches durch einen evaluativen Prozess entsteht, nämlich der Bewertung der Qualität und Quan-

tität der bestehenden Sozialkontakte. Da diese Evaluation durch maladaptive Denkmuster verzerrt sein

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5 VORBEUGUNG UND BEKÄMPFUNG VON EINSAMKEIT UND SOZIALER ISOLATION IM HOHEN ALTER

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kann, ist es Ziel der Therapie, diese Denkmuster zu modifizieren. Diese Art der Intervention hat sich als

effektiv erwiesen (Cacioppo, S. et al., 2015; Masi et al., 2011).

5.2 Eigenschaften erfolgreicher Interventionen

Die Identifikation von Eigenschaften erfolgreicher Interventionen wird durch die hohe Diversität der

Interventionen erschwert. Da darüber hinaus die Gruppierung der Eigenschaften bzw. die Unterschei-

dung von Interventionen auch über Meta-Analysen hinweg nicht konsistent ist, sollten die im Folgen-

den identifizierten Charakteristika mit Vorsicht interpretiert werden. Die hier aufgelisteten Eigenschaf-

ten können daher vor allem einen ersten Anhaltspunkt liefern, welche Eigenschaften bei der Planung

zukünftiger Interventionen relevant sein könnten und daher weitergehend evaluiert werden sollten.

Bei der Planung wurden eine theoretische Fundierung der Intervention (Dickens et al., 2011) und Ad-

aptationsfähigkeit der Intervention (Gardiner, Geldenhuys, & Gott, 2018) als kritische Eigenschaften

identifiziert. Unter letzterem ist zu verstehen, dass die Intervention leicht den Anforderungen der spe-

zifischen Teilnehmerinnen und Teilnehmer entsprechend angepasst werden kann und somit individu-

alisierter ist als weniger anpassungsfähige Interventionen. Außerdem scheinen Interventionen, bei de-

nen Betroffene bereits bei Planung involviert wurden, höhere Erfolgsaussichten zu haben (Gardiner et

al., 2018).

Eigenschaften der Interventionen selbst, welche als besonders erfolgreich identifiziert wurden, sind

die Schwerpunktlegung auf die Veränderung maladaptiver kognitiver Muster (Masi et al., 2011) oder

auf die Sozialisation und Formung neuer sozialer Netzwerke (Dickens et al., 2011). Bei der Durchfüh-

rung der Interventionen erweisen sich professionell ausgebildete Fachkräfte als effektiver als Freiwil-

lige (Linnemann & Leene, 1990). Die Studienlage im Hinblick auf die Stichprobenzusammensetzung der

Interventionen ist inkonsistent. Während manche Meta-Analysen finden, dass Interventionen im Grup-

pensetting wirksamer sind, finden Masi und Kollegen (2011) keinen Unterschied in der Wirksamkeit

von Interventionen mit Gruppen- und Einzelsetting.

Neben Interventionen, die sich eher aufs Individuum konzentrieren, sind besonders Maßnahmen, die

auf eine Gemeindeentwicklung hinarbeiten (Holt-Lunstad, 2018), erstrebenswert. Hierbei wird darauf

abgezielt, die Bedingungen für einsame und ältere Menschen innerhalb der Gemeinde zu verbessern.

Dies umfasst sowohl die Öffentlichkeitsmachung der Problematik Einsamkeit als auch strukturelle As-

pekte, wie der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs.

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EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER

44

5.3 Probleme der Interventionsstudien

5.3.1 Stichprobenzusammensetzung

Ein erstes Problem der bereits durchgeführten Interventionen besteht in der Zusammensetzung der

Stichproben. Bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern handelt es sich zumeist um stark von Einsam-

keit und sozialer Isolation Betroffene (Winningham & Pike, 2007). Die Ergebnisse sind daher nur schwer

generalisierbar und werfen die Frage auf, ob die Wirksamkeit in anderen Gruppen ebenfalls gegeben

ist (Holt-Lunstad, 2018). Ein Ansatz zur Lösung könnte es sein, bereits präventiv auf der Populations-

basis anzusetzen, so dass diese Extremgruppen erst gar nicht entstehen.

5.3.2 Qualität und Inkonsistenz der Studien

Ein weiteres Problem besteht in der Qualität und Inkonsistenz der Studien. Neben der Diversität der

erfassten Konstrukte und Messinstrumente (Cacioppo, S. et al., 2015; O'Rourke, Collins, & Sidani,

2018), werden Begriffe nicht klar voneinander getrennt (Masi et al., 2011). So kommt es besonders bei

den Begriffen Einsamkeit und soziale Isolation immer wieder zu Fehlern und Unstimmigkeiten. Hierbei

wird von verschiedenen Autoren angestoßen, neben einer klaren begrifflichen Trennung auch tiefer-

gehende Studien in Bezug auf die reziproke Beziehung der beiden Konstrukte durchzuführen (Courtin

& Knapp, 2017; Findlay, 2003). Außerdem fehlt den Interventionen oft die so wichtige theoretische

Basis (Cacioppo, S. et al., 2015; Gardiner et al., 2018; Masi et al., 2011) und die Stichprobengrößen sind

häufig klein und selektiv (Cattan et al., 2005; Winningham & Pike, 2007).

5.3.3 Fehlende Individualisierung

Die Gründe für Einsamkeit und soziale Isolation sind vielseitig. So können gesundheitliche Probleme,

welche die Mobilität einschränken, ebenso wie der Tod eines guten Freundes oder Partners Auslöser

sein (Holt-Lunstad, 2018). Aktuell scheitern Interventionen meist daran, diese individuellen Gründe zu

identifizieren und zu lösen (Fokkema & van Tilburg, 2007). Dies reduziert jedoch die Effektivität der

Interventionen und ist wenig zeit- und kosteneffizient. Ein Lösungsansatz besteht darin, ein breites

Angebot an Interventionen zur Verfügung zu stellen, individuelle Bedürfnisse gezielt und systematisch

zu identifizieren und alte Menschen direkt in die Planung der Interventionen zu involvieren (Gardiner

et al., 2018).

5.3.4 Vernachlässigung der sozialen Qualität

Eine Vielzahl der vorgestellten Interventionen zielt darauf ab, die Anzahl der sozialen Kontakte auf-

rechtzuerhalten oder zu verbessern. Dieser Ansatz beschränkt sich jedoch auf die Vorbeugung und

Bekämpfung von objektiver sozialer Isolation und vernachlässigt einen relevanten Aspekt des Kon-

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5 VORBEUGUNG UND BEKÄMPFUNG VON EINSAMKEIT UND SOZIALER ISOLATION IM HOHEN ALTER

45

struktes Einsamkeit: die Qualität der sozialen Beziehungen (Holt-Lunstad, 2018). Es sollte daher in In-

terventionen nicht nur auf die Quantität, sondern auch auf die Qualität der Beziehungen geachtet wer-

den.

5.3.5 Prävention

Schließlich sollte der Fokus erweitert werden und neben der Intervention auch die Prävention von

Einsamkeit eine stärkere Rolle spielen. Dies beginnt bei der Vereinfachung der Identifikation von Risi-

kogruppen (Nicholson, 2012). Derzeit gibt es keinen systematischen Versuch, einsame Menschen zu

identifizieren und aktiv anzusprechen. Dies sollte in Zusammenarbeit mit Bund, Ländern und Gemein-

den ausgeführt werden, zum Beispiel unter Einbezug des bestehenden Gesundheitssystems, wie es

aktuell im Projekt Age UK umgesetzt wird. Hier werden in Zusammenarbeit mit Pflegeeinrichtungen

gezielt Interventionen in Einrichtungen angeboten, in welchen einsame Menschen bereits integriert

sind. Zusätzlich könnten Hausärzte oder Hausärztinnen gezielt über die mit Einsamkeit verbundenen

Risiken aufklären und Angebote zur Prävention und Intervention bekannt machen. Hausärzte oder

Hausärztinnen sind auch deswegen von besonderer Bedeutung, weil diese meist in regelmäßigem Kon-

takt zu ihren älteren Patienten und Patientinnen stehen und dadurch den Bedarf für Maßnahmen in-

dividueller beurteilen und zur Individualisierung der Maßnahmen beitragen können.

Auf der individuellen Ebene sollte der Fokus von Präventionsmaßnahmen darauf liegen, das bereits

bestehende soziale Netzwerk zu erhalten, zum Beispiel durch die Befähigung zur Kommunikation über

das Internet (Chipps et al., 2017; Choi et al., 2012; Huang, 2010) oder die Verbesserung körperlicher

Fähigkeiten (Tesch-Römer, 1997). Viel versprechende präventive Maßnahmen auf der Gesellschafts-

ebene umfassen eine verstärkte öffentliche Diskussion über Einsamkeit und soziale Isolation, um das

damit verbundene Stigma abzubauen (Holt-Lunstad, 2018), den Ausbau des öffentliche Nahverkehrs-

netzes besonders in ländlichen Gebieten sowie die Steigerung der Anzahl an Interventions- und Prä-

ventionsangeboten.

5.4 Interventionen gegen Einsamkeit in der Gruppe der über 80-Jährigen

Im Folgenden werden die altersspezifischen Probleme in der Gruppe der über 80-Jährigen sowie die

seit dem Jahr 2000 durchgeführten Studien zu Interventionen gegen Einsamkeit und soziale Isolation

in der Altersgruppe der über 80-Jährigen dargestellt.

5.4.1 Spezifische Probleme in der Gruppe der über 80-Jährigen

Mit steigendem Alter reduzieren sich im Durchschnitt die mentalen und physischen Fähigkeiten des

Menschen. Interventionen in der Gruppe der über 80-Jährigen sind daher noch verstärkt mit Proble-

men der eingeschränkten Mobilität, physischen Behinderungen und Abbau der kognitiven Leistungs-

fähigkeit konfrontiert. Diese Einschränkungen können sogar eine direkte Ursache von Einsamkeit sein

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EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER

46

(s. Kapitel 3). Diese Probleme müssen bei der Planung und Durchführung von Interventionen, aber

auch bei der spezifischen Problemidentifikation in dieser Altersgruppe beachtet werden.

Neben diesen Problemen erweist sich der Zugang zu Personen über 80 Jahren als schwieriger. Viele

Menschen in dieser Altersgruppe leben in Alters- und Pflegeheimen oder zur Pflege bei Familienmit-

gliedern. Dies muss bei der Rekrutierung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie bei der Planung

der Interventionen (z.B. Ort, Transport, etc.) Beachtung finden. Viele der oben angesprochenen wis-

senschaftlich evaluierten Interventionen sind in dieser Altersgruppe nicht umsetzbar (z.B. körperliche

Aktivität; Pels & Kleinert, 2016), nicht sinnvoll (z.B. kognitive Verhaltenstherapie; Masi et al., 2011)

oder erfordern umfangreichere Planung (z.B. Theaterbesuch). Da die altersbedingten körperlichen Ein-

schränkungen zudem eine direkte Ursache für Einsamkeit sein können, scheint es zudem sinnvoll, in

Interventionen bei diesen Einschränkungen anzusetzen. Beispielsweise kann die Erhaltung der Hörfä-

higkeit die Kommunikation mit anderen ermöglichen und somit Einsamkeit und sozialer Isolation vor-

beugen (Tesch-Römer, 1997).

5.4.2 Ergebnisse in der Gruppe der über 80-Jährigen

Vor dem Hintergrund eingeschränkter körperlicher Fähigkeiten besonders in der Gruppe der über 80-

Jährigen scheinen Interventionen, die auf die Nutzung von Computern und Internet zur Verbesserung

der Kommunikation mit Freunden und Familie abzielen, besonders sinnvoll. Dabei ist es eher ein Ziel,

bereits etablierte Kontakte aufrechtzuerhalten, als neue Kontakte zu bilden oder alte Beziehungen zu

verbessern (Cotten et al., 2013). Teilnehmerinnen und Teilnehmer in solchen Maßnahmen äußern,

dass sie sich freuen, etwas Neues gelernt und Zugriff auf aktuelle Informationen zu haben (Shapira et

al., 2007). Die Bereitschaft der Senioren, sich mit Computern zu beschäftigen, ist bei angemessener

Anleitung höher als vielleicht erwartet; nichtsdestotrotz sollte für diese Art von Intervention ein prin-

zipielles Interesse an Computern vorhanden sein (Shapira et al., 2007).

Ein weiterer Ansatzpunkt liegt in einer Intervention mit Tieren, meistens Hunden. Die subjektive Ein-

samkeit von Bewohnern eines Seniorenheims konnte sowohl im Einzel- (Banks & Banks, 2002) als auch

Gruppensetting (Vrbanac et al., 2013) durch regelmäßigen Kontakt mit Tieren verringert werden. Laut

Vrbanac et al. (2013) ist der Effekt unabhängig davon, ob die Teilnehmerinnen und Teilnehmer früher

ein Tier gehabt haben. Allerdings empfehlen Banks and Banks (2002), eine Intervention mit Tieren nur

für Senioren einzusetzen, die einen Bezug zu diesen haben. Ein Nebeneffekt des Gruppensettings war,

dass die Gruppe sich über ihre gemeinsamen Erfahrungen angefreundet hat und sich auch über die

Intervention hinaus getroffen haben (Vrbanac et al., 2013). Dies weist darauf hin, dass eine Interven-

tion schon alleine dadurch einen Effekt haben kann, dass sie die Möglichkeit zur Bildung neuer Sozial-

kontakte bietet, unabhängig von ihrem konkreten Inhalt.

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5 VORBEUGUNG UND BEKÄMPFUNG VON EINSAMKEIT UND SOZIALER ISOLATION IM HOHEN ALTER

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Eine weitere Maßnahme besteht in dem Angebot von Gruppeninterventionen in Kombination mit der

Vermittlung von gesundheitlich relevanten Informationen durch einen Gruppenleiter oder eine Grup-

penleiterin. Die Gruppentreffen haben meistens drei Ziele: Erstens wird über Einsamkeit oder die Funk-

tionsweise des Gehirns und Gedächtnisses informiert (Gustafsson, Berglund, Faronbi, Barenfeld, &

Ottenvall Hammar, 2017; Winningham & Pike, 2007). Zweitens werden stimulierende Aktivitäten wie

Diskussionen, Schreiben oder Gestalten durchgeführt (Routasalo, Tilvis, Kautiainen, & Pitkala, 2009),

welche den kognitiven Abbau der Teilnehmerinnen und Teilnehmer verlangsamen und Abwechslung

im Alltag bieten. Drittens sollen durch das Gruppensetting neue Kontakte (Winstead, Yost, Cotten, Ber-

kowsky, & Anderson, 2014) und gegenseitige Unterstützung angeregt werden, sodass auch nach der

Intervention Ressourcen zum selbstbestimmten Problemlösen bleiben (Routasalo et al., 2009). Zwar

konnte in keiner der vier Studien, die diese Art der Maßnahme bisher evaluierten, signifikant verbes-

serte Einsamkeitswerte festgestellt werden, allerdings verbesserte sich beispielsweise das Wohlbefin-

den (Routasalo et al., 2009) und die soziale Isolation verringerte sich (Winstead et al., 2014).

Zwei weitere evaluierte Interventionen, die den oben genannten Kategorien nicht gut zugeordnet wer-

den können, sollen an dieser Stelle noch erwähnt werden. Das australische Radioprogramm Silver Me-

mories, das sich an zwischen 1920 und 1950 aufgewachsene Senioren richtet, beinhaltet Musik und

andere Elemente aus Radioprogrammen dieser Zeit und ist außerdem interaktiv gestaltet, sodass Hö-

rerinnen und Hörer sich gegenseitig Grüße schicken können. Nach drei Monaten reduzierte sich die

Einsamkeit der Studienteilnehmer und -teilnehmerinnen nicht signifikant, allerdings berichteten sie

eine verbesserte Stimmung und Lebensqualität (Travers & Bartlett, 2011). Bei einem anderen Inter-

ventionsansatz spielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer entweder gemeinsam auf der Spielkon-

sole Wii oder sahen gemeinsam mit einem jungen Erwachsenen fern. Nur die Wii-Spieler berichteten

verringerte Einsamkeit (Kahlbaugh et al., 2011). Die Autoren vermuten, dass durch die aktive Beschäf-

tigung mit der Wii ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl hervorgerufen wird als durch das passive Fern-

sehschauen.

5.4.3 Fazit: Wie sinnvoll sind Maßnahmen gegen Einsamkeit bei über 80-Jährigen?

Die meisten Interventionen eint, dass für die Evaluation keine Menschen mit starken körperlichen oder

mentalen Einschränkungen ausgewählt wurden. Winningham and Pike (2007) berichten außerdem,

dass ihre ältesten Personen die Intervention am ehesten abgebrochen haben. Das deutet daraufhin,

dass bisherige Interventionen vor allem für fitte Seniorinnen und Senioren entwickelt wurden. Es be-

steht also der dringende Bedarf nach altersangemessenen Interventionen, die den besonderen Anfor-

derungen in dieser Altersgruppe entsprechen.

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EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER

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Dementgegen stehen Studien, in denen Hundertjährige mit älteren Erwachsenen verglichen wurden

(Leitch, Glue, Gray, Greco, & Barak, 2018). Hier fanden die Autoren, dass die Hundertjährigen im Ver-

gleich zu den jüngeren Alten ein um 22 % reduziertes Risiko für Einsamkeit hatten. Darüber hinaus

hatten die Hundertjährigen eine höhere Wahrscheinlichkeit, bei der Familie oder mit anderen Men-

schen zu leben. Dies wirft die Frage auf, ob es wirkliche einsame Menschen in der Gruppe der über 80-

Jährigen noch gibt oder ob diese aufgrund selektiver Mortalität bereits verstorben sind (Holt-Lunstad

et al., 2015; Jorm, 2000). Möglicherweise sind Maßnahmen zur Vorbeugung und Bekämpfung von Ein-

samkeit und sozialer Isolation eher in jüngeren Altersgruppen sinnvoll.

5.5 Beispiele für Maßnahmen

In vielen Ländern hat die Relevanz des Themas Einsamkeit dazu geführt, dass staatlich geförderte Pro-

gramme (z.B. Age UK) oder durch gemeinnützige Organisationen gestützte Programme Projekte Maß-

nahmen gegen Einsamkeit ins Leben rufen. Dabei sind die Hauptziele der Projekte zumeist das Auf-

rechterhalten der aktuellen Lebenssituation durch Unterstützung im Alltag (z.B. Malteser Hilfsdienst)

oder die Schaffung von neuen Sozialkontakten (z.B. Kulturisten hoch zwei). Die Schaffung von neuen

Sozialkontakten findet dabei meist in altershomogenen oder in transgenerationalen Gruppen statt,

welche zusätzlich oft den Austausch zu bestimmten Themen oder die Weiterbildung der beteiligten

Parteien zum Ziel haben. Exemplarisch sollen an dieser Stelle zwei dieser Programme kurz näher vor-

gestellt werden: die Initiativen Silbernetz und Mannheim gegen Einsamkeit (MAG1).

Das Silbernetz-Initiative versteht sich als „Netz für vereinsamte und isoliert lebende ältere Menschen“

(https://www.silbernetz.org/). Unter der Trägerschaft des Humanistischen Verbands Deutschland, der

HVD Berlin-Brandenburg KdöR und der Silbernetz e.V bieten sie Informationen über das Thema Ein-

samkeit und sind bundesweit ein Ansprechpartner bzw. eine Ansprechpartnerin für Betroffene. Diese

können sich rund um die Uhr unter einer kostenfreien Telefonnummer melden, wenn sie sich einsam

fühlen und reden möchten. Im Zeitraum vom 24.12.2018 bis zum 01.01.2019 machten von diesem

Service ca. 600 Menschen Gebrauch. Auf Wunsch gibt es die Möglichkeit zur Vermittlung von festen

Silbernetz-Freundinnen bzw. –freunden. Diese ehrenamtlichen Helfer kontaktieren die Betroffenen

wöchentlich zu einer festen Zeit und bieten damit eine höhere Verbindlichkeit und eine Bezugsperson.

Neben dem telefonischen Service fungiert Silbernetz als Schnittstelle zu lokalen und regionalen Pro-

jekten für ältere Menschen, in dem diese informieren und weitervermitteln. Silbernetz bietet damit

Optionen zur Bildung neuer Sozialkontakte und verstärkt die soziale Unterstützung.

Auch die Initiative Mannheim gegen Einsamkeit (https://www.mageins.de/) hat sich zum Ziel gemacht,

einsamen Menschen neue Sozialkontakte zu vermitteln und sie bei Bedarf auch sozial zu unterstützen.

Hierzu begleiten ehrenamtliche Paten ältere und einsame Menschen in ihrem Alltag und unternehmen

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5 VORBEUGUNG UND BEKÄMPFUNG VON EINSAMKEIT UND SOZIALER ISOLATION IM HOHEN ALTER

49

gemeinsam mit ihnen Dinge. Die Identifikation von Betroffenen erfolgt hierbei durch ärztliches, pfle-

gerisches oder sozialpädagogisches Fachpersonal. Diese können Betroffene gezielt auf das Programm

aufmerksam machen. Bei Interesse werden die Betroffenen dann durch einen passenden Paten kon-

taktiert. Die ehrenamtlichen Patinnen und Paten bekommen im Rahmen des Projektes eine ausführli-

che Schulung und stehen in regelmäßigem Austausch mit Expertinnen und Experten aus den Fachbe-

reichen Medizin, Psychologie oder soziale Arbeit.

5.6 Fazit und Ausblick

Der Überblick über wissenschaftlich evaluierte Maßnahmen zur Vorbeugung und Bekämpfung von Ein-

samkeit und sozialer Isolation hat gezeigt, dass es zwar eine große Anzahl an Angeboten gibt, diese

jedoch oft nicht ausreichend evaluiert sind und sich in ihrer Wirksamkeit stark unterscheiden. Viel ver-

sprechend für die Bekämpfung von Einsamkeit erscheinen vor allem individuelle Maßnahmen, die auf

die Veränderung maladaptiver kognitiver Verhaltensmuster abzielen. Insgesamt ist aber die aktuelle

Forschungslage verbesserungswürdig. Interventionen werden oft gar nicht oder nur mangelhaft eva-

luiert und valide Aussagen sind auf dieser Basis kaum möglich. Daraus ergeben sich drei Handlungsfel-

der für die nähere Zukunft.

Erstens sollte die Forschung zu Interventionen verbessert und Forschung in der Altersgruppe der über

80-Jährigen zum Thema Einsamkeit verstärkt werden. Bezugnehmend auf die Probleme, welche in der

Literatur genannt werden (Cacioppo, S. et al., 2015; Cattan et al., 2005; Holt-Lunstad, 2018; Masi et

al., 2011), sollten hierbei die folgenden Aspekte beachtet werden:

Bereits laufende Interventionen sollten wissenschaftlich korrekt und vergleichbar evaluiert

werden

Neue Interventionsstudien sollten unter kontrollierten Bedingungen durchgeführt werden

Neue Interventionsstudien sollten basierend auf theoretischen Modellen entwickelt werden

Bei der Rekrutierung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollte beachtet werden, dass auch

weniger stark betroffene Personen in den Studien erfasst werden

Der reziproke Mechanismus zwischen sozialer Isolation und Einsamkeit muss tiefergehend er-

forscht werden

Expertennetzwerke sollen erschaffen werden, welche den Austausch und die Weiterentwick-

lung von Theorien zum Ziel haben

Begriffe (Einsamkeit und soziale Isolation) und Messinstrumente sollten einheitlich verwendet

und definiert werden

Zweitens sollte neben der ausführlich diskutierten Möglichkeit der Intervention auch die Prävention

von Einsamkeit stärker in den Fokus rücken. Prävention durch den Erhalt von bereits bestehenden

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EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER

50

Netzwerken ist nur in seltenen Fällen das Ziel von Interventionen, obwohl die potentielle Zielgruppe

von Präventionsmaßnahmen wesentlich größer ist als die Zielgruppe von Interventionsmaßnahmen (s.

auch Kapitel 2). Präventionsmaßnahmen sollten hierbei vor allen auf der Gemeinde-, Landes- oder

Bundesebene angedacht werden. So könnte ein Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel auch in ländlichen

Gebieten das Risiko für soziale Isolation besonders im hohen Alter senken.

Darüber hinaus sollte die öffentliche Aufmerksamkeit für die Relevanz des Themas geschärft werden,

ohne dieses jedoch zu verteufeln. Die Risiken und Konsequenzen von chronischer Einsamkeit wurden

in Kapitel 4 ausführlich erläutern und verdeutlichen die Relevanz des Themas. Dennoch sollte in der

Öffentlichkeit kein undifferenziertes Bild erweckt werden, in dem die Zeit, die Menschen alleine ver-

bringen (wollen), als negativ darstellt. In der öffentlichen Diskussion sollten daher der unfreiwillige

Zustand der Einsamkeit und die damit verbundenen Risikofaktoren klar vom willentlichen und positi-

ven Alleinsein getrennt werden. Außerdem sollte darauf geachtet werden, keine stereotypen Bilder

von alten einsamen und grundsätzlich hilfsbedürftigen Menschen entstehen zu lassen. Trotz oder ge-

rade wegen der Relevanz des Themas Einsamkeit sollte dieses also differenziert und mit Feingefühl der

Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Eine öffentliche Beschäftigung mit diesem Thema könnte es auch vereinfachen, transgenerationale

Angebote auszubauen und ältere Menschen wieder stärker in die Gesellschaft zu integrieren. Eine wei-

tere Aufgabe auf Gesellschaftsebene sollte sein, Risikogruppen zu identifizieren, um diesen die entwi-

ckelten Angebote näher zu bringen. Hierbei könnten bereits bestehende Systeme wie Pflegedienste

und die hausärztliche Versorgung ein erster Ansatzpunkt sein.

Drittens sollte die Individualisierung von Interventionen und generellen Maßnahmen eine höhere Ge-

wichtung finden (Holt-Lunstad, 2018). Erreicht werden könnte dieses durch die Schaffung eines großen

Angebotes an verschiedenen Interventionen, aus dem Betroffene den eigenen Bedürfnissen entspre-

chend auswählen können. Hierbei könnte es sich als sinnvoll erweisen, die über 80-Jährigen bereits bei

der Planung der Interventionen einzubinden, um alle relevanten Probleme und Bedürfnisse korrekt zu

erfassen (Gardiner et al., 2018). Ein nächster Schritt könnte hierbei auch in der Entwicklung von Leit-

fäden zur Erfassung der individuellen Bedürfnisse stecken. Diese könnten die Zuweisung zu individua-

lisierten Maßnahmen erleichtern und kosteneffizienter gestalten.

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6 EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER: IMPLIKATIONEN FÜR FORSCHUNG UND POLITIK

51

6 Einsamkeit und soziale Isolation im hohen Alter: Implikationen für

Forschung und Politik

Maike Luhmann

In den vorangegangenen Kapiteln wurde die aktuelle Datenlage zu Prävalenz, Prädiktoren, Konsequen-

zen und Vorbeugung und Bekämpfung von Einsamkeit und sozialer Isolation im hohen Alter ab 80 Jahre

dargestellt. Ziel der abschließenden Diskussion in diesem Kapitel ist, die wichtigsten Befunde zusam-

menzufassen und hinsichtlich ihrer Implikationen für Forschung und Politik zu diskutieren.

6.1 Besonderheiten der Altersgruppe 80+

6.1.1 Prävalenz

Die meisten Studien zur Prävalenz von Einsamkeit deuten darauf hin, dass Einsamkeit und soziale Iso-

lation in der Altersgruppe 80+ tendenziell verbreiteter sind als in jüngeren Altersgruppen (s. Kapitel 2).

Konkrete Zahlen zur Prävalenz von Einsamkeit in der Altersgruppe 80+ lassen sich jedoch kaum seriös

ermitteln. Dies liegt zum einen daran, dass große repräsentative Studien für diese Altersgruppe eher

die Ausnahme sind (s. Abschnitt 6.3.2). Zum anderen ist Einsamkeit keine Krankheit und somit nicht

standardisiert diagnostizierbar. Somit hängt die Entscheidung, welche Menschen in einer Studie als

einsam klassifiziert werden und welche nicht, von der Operationalisierung von Einsamkeit (s. Abschnitt

6.3.1) und von den Präferenzen der einzelnen Forscherinnern und Forschern ab. Dies führt jedoch

dazu, dass die geschätzten Prävalenzraten für Einsamkeit zwischen Studien erheblich variieren. Somit

müssen alle Schätzungen der Prävalenz von Einsamkeit in der Altersgruppe 80+ mit Vorsicht betrachtet

werden.

Nach unseren eigenen konservativen Schätzungen lag der Anteil der Menschen über 80 Jahre, die chro-

nisch einsam sind, im Jahr 2013 bei ca. 5 % (s. Kapitel 2). Bei ca. 4,4 Mio. in Deutschland lebenden

Personen über 80 Jahre (Statistisches Bundesamt, 2015a) entspricht das ungefähr 220.000 hochaltri-

gen Menschen, die chronisch einsam sind. Die Anzahl der Menschen, die sich zumindest manchmal

einsam fühlen, ist entsprechend höher. Aufgrund des demographischen Wandels ist zu erwarten, dass

die Zahl der Menschen, die unter Einsamkeit und sozialer Isolation leiden, in den kommenden Jahr-

zehnten noch zunehmen wird.

6.1.2 Prädiktoren

In der Altersgruppe 80+ ist Einsamkeit besonders bei Personen erhöht, die unter gesundheitlichen Ein-

schränkungen leiden, verwitwet sind oder sozial isoliert sind, d.h. wenige oder keine Freunde haben

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EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER

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und selten oder sogar nie Besuch erhalten (s. Kapitel 3.6). Das Ausmaß sozialer Isolation in dieser Al-

tersgruppe wird an den folgenden Zahlen aus unserer Analyse der SOEP-Daten deutlich: ca. 11 % gaben

ihre Zahl der Freunde mit 0 an, und ca. 23 % gaben an, weniger als einmal im Monat Besuch von Ver-

wandten zu erhalten. Interessanterweise waren sozioökonomische Faktoren und siedlungsstrukturelle

Merkmale– anders als man es aus Studien mit jüngeren Erwachsenen kennt (z.B. Luhmann & Hawkley,

2016) – in dieser Stichprobe nicht signifikant mit Einsamkeit korreliert. Dies bleibt jedoch die einzige

Besonderheit der Altersgruppe 80+. Allgemein lässt sich feststellen, dass die Prädiktoren von Einsam-

keit in dieser Altersgruppe vergleichbar sind mit denen in jüngeren Altersgruppen.

6.1.3 Gesundheitliche Auswirkungen

Es ist unumstritten, dass Einsamkeit und soziale Isolation sowohl die körperliche als auch die psychi-

sche Gesundheit beeinträchtigen und sogar mit einer verkürzten Lebensdauer einhergehen können,

insbesondere wenn dieser Zustand chronisch ist (Cohen-Mansfield et al., 2016; Hawkley & Capitanio,

2015; Holt-Lunstad et al., 2015; Leigh-Hunt et al., 2017; Ong et al., 2016). Dieser Zusammenhang ist

nicht altersspezifisch, sondern lässt sich in allen Altersgruppen finden (s. Kapitel 4). Tendenziell ist der

Zusammenhang jedoch bei Hochaltrigen etwas weniger stark ausgeprägt als bei jüngeren Erwachse-

nen.

Für diese Beobachtung gibt es mehrere Erklärungsansätze. Erstens kann dieser Effekt eine Folge von

selektiver Mortalität sein (Böger & Huxhold, 2018; Holt-Lunstad et al., 2015). Selektive Mortalität be-

deutet, dass Menschen mit bestimmten Eigenschaften (z.B. erhöhter Einsamkeit) früher sterben als

Menschen ohne diese Eigenschaft. Dies führt dazu, dass Menschen mit dieser Eigenschaft in der

Gruppe der Hochaltrigen weniger stark vertreten sind als in jüngeren Altersgruppen. Anders ausge-

drückt: Einsame Menschen haben eine geringere Wahrscheinlichkeit, das Alter 80+ überhaupt zu er-

reichen, und Menschen in dieser Altersgruppe könnten sich durch besonders hohe Resilienz auszeich-

nen. Letzteres würde erklären, warum die gesundheitlichen Auswirkungen von Einsamkeit in dieser

Altersgruppe weniger stark zu sein scheinen als in jüngeren Altersgruppen. Zweitens ist es möglich,

dass ältere Menschen besser in der Lage sind, negative Emotionen zu akzeptieren und zu regulieren

(Böger & Huxhold, 2018) und deswegen besser mit dem negativen Zustand der Einsamkeit zurecht-

kommen. Drittens könnten Unterschiede in den Ansprüchen und Normen eine Rolle spielen (Luhmann

& Hawkley, 2016). Im hohen Alter sind gesundheitliche Einschränkungen und weniger soziale Kontakte

normaler als in jüngeren Altersgruppen. Diese Tatsache mag es einsamen Menschen erleichtern, ihre

soziale Isolation und Einsamkeit zu akzeptieren und somit die gesundheitlichen Folgen abzuschwä-

chen. Wichtig: Diese Erklärungen implizieren nicht, dass Menschen in der Altersgruppe 80+ weniger

einsam sind als jüngere, diesen Zustand als weniger schmerzhaft empfinden als jüngere oder gar keine

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6 EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER: IMPLIKATIONEN FÜR FORSCHUNG UND POLITIK

53

gesundheitlichen Konsequenzen erleben. Es geht lediglich darum zu erklären, warum die gesundheit-

lichen Konsequenzen von Einsamkeit in dieser Altersgruppe etwas weniger gravierend sind als in jün-

geren Altersgruppen. Zudem sind die drei Erklärungsansätze zwar plausibel, können jedoch derzeit

noch nicht mit empirischen Daten belegt werden. Hier ist weitere Forschung erforderlich.

Insgesamt betont die Datenlage zu gesundheitlichen Folgen von Einsamkeit und sozialer Isolation die

gesellschaftliche und gesundheitspolitische Relevanz des Themas in allen Altersgruppen, nicht nur in

der Altersgruppe 80+.

6.1.4 Vorbeugung und Bekämpfung

In Kapitel 5.2 wurden die Merkmale besonders effektiver Maßnahmen zur Bekämpfung von Einsamkeit

zusammengefasst. Nicht alle Maßnahmen sind in der Altersgruppe 80+ jedoch möglich oder sinnvoll.

Trotzdem gibt es eine Reihe von Maßnahmen, mit denen Einsamkeit in dieser Altersgruppe nachge-

wiesenermaßen effektiv reduziert werden konnte (s. Kapitel 5). Es muss jedoch auch festgestellt wer-

den, dass die meisten Maßnahmen gegen Einsamkeit bisher nicht wissenschaftlich evaluiert wurden,

erst recht nicht in der eher schwer zugänglichen Altersgruppe 80+. Hier besteht weiterer Forschungs-

bedarf, der in Abschnitt 6.2 genauer diskutiert wird.

In Kapitel 5 wurde auch deutlich, dass die meisten Maßnahmen das Ziel haben, Einsamkeit bei bereits

betroffenen Personen zu reduzieren. Dagegen gibt es relativ wenige Programme, die die Prävention

von Einsamkeit zum Ziel haben. Da es Menschen im hohen Alter aufgrund körperlicher und kognitiver

Einschränkungen häufig schwerer fällt, an Maßnahmen teilzunehmen, sind Präventionsmaßnahmen in

jüngeren Altersgruppen besonders vielversprechend, um die Prävalenz von Einsamkeit und sozialer

Isolation im hohen Alter zu reduzieren.

6.2 Offene Forschungsfragen

Die vorherigen Kapitel haben nicht nur einen Überblick über die Befunde in bisherigen Studien gege-

ben, sondern auch eine Reihe von offenen Forschungsfragen zu den jeweiligen Themen identifiziert.

Im Folgenden werden einige offene Forschungsfragen skizziert, die besonders relevant sind, um Ein-

samkeit und soziale Isolation im hohen Alter umfassend zu verstehen.

6.2.1 Ursachen und Folgen unterscheiden

Die meisten Studien in diesem Forschungsgebiet sind Querschnittstudien, in denen die Probandinnen

und Probanden nur ein einziges Mal zu Einsamkeit, sozialer Isolation und anderen Variablen befragt

wurden (s. Kapitel 2 und 3). Die Einschränkungen solcher Studien sind wohl bekannt: Querschnittliche

Studien können nur Zusammenhänge mit anderen Variablen aufzeigen, erlauben aber keine Rück-

schlüsse über die kausale Richtung der Beziehung. Dies ist besonders problematisch bei Variablen, die

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EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER

54

sowohl als Ursache als auch als Folge von Einsamkeit und sozialer Isolation diskutiert werden, zum

Beispiel körperliche und psychische Gesundheit. Körperliche Einschränkungen sind eine häufige Ursa-

che von Einsamkeit und sozialer Isolation (Hawkley & Capitanio, 2015), besonders im hohen Erwach-

senenalter (Luhmann & Hawkley, 2016). Gleichzeitig können chronische Einsamkeit und soziale Isola-

tion jedoch auch körperliche und psychische Krankheiten verursachen und verstärken (Holt-Lunstad,

2018). Ähnlich komplexe Zusammenhänge sind auch für andere Variablen denkbar. Beispielsweise ist

eine geringe Anzahl an Freunden ein signifikanter Prädiktor von Einsamkeit, gleichzeitig neigen aber

einsame Menschen eher dazu, andere Menschen zu meiden und können dadurch unabsichtlich aktiv

zur Verkleinerung ihres sozialen Netzwerks beitragen (Cacioppo & Hawkley, 2009).

Um theoriebasierte und effektive Maßnahmen zur Vorbeugung und Bekämpfung von Einsamkeit ent-

wickeln zu können, ist es essentiell, dass Ursachen und Folgen von Einsamkeit klar getrennt werden.

Langfristige Längsschnittstudien würden es ermöglichen, die Entstehung und Entwicklung von Einsam-

keit und sozialer Isolation über längere Zeiträume zu verfolgen und somit die zeitliche Reihenfolge von

Ursache und Wirkung zu untersuchen. Kausalbeziehungen lassen sich jedoch auch in Längsschnittstu-

dien nicht abschließend untersuchen. Dies ist nur möglich in experimentellen Designs, zum Beispiel im

Rahmen von Randomized Controlled Trials, in denen die vermutete Ursache von Einsamkeit im Rah-

men einer geeigneten Intervention manipuliert wird.

6.2.2 Mechanismen verstehen

Wie oben berichtet, sind ältere Menschen u.a. eher dann einsam, wenn sie verwitwet sind und ge-

sundheitliche Probleme haben. Aber warum genau hängen diese Variablen mit Einsamkeit zusammen?

Bisher gibt es sehr wenig Forschung zu den Mechanismen, über die ein verwitweter Familienstand, ein

schlechter allgemeiner Gesundheitszustand oder auch andere Prädiktoren zu Einsamkeit führen. Aber

nur wenn diese Mechanismen identifiziert und verstanden sind, sind gezielte Maßnahmen zur Präven-

tion und Intervention überhaupt möglich.

Ein vielversprechendes Forschungsdesign, das einen Einblick in die täglichen Mechanismen von Ein-

samkeit und sozialer Isolation ermöglicht, ist das so genannte Experience Sampling Design (Mehl &

Conner, 2012). In Experience-Sampling-Studien werden die Probandinnen und Probanden über einen

Zeitraum von 1 bis 2 Wochen gebeten, mehrmals täglich einige kurze Fragen zu beantworten. Dazu

verwenden die Probandinnen und Probanden meist ihr eigenes Smartphone oder ein zur Verfügung

gestelltes Gerät. Die Fragen können sich beispielsweise auf ihr aktuelles Befinden beziehen (z.B. „Wie

einsam fühlen Sie sich in diesem Moment?“), auf ihre aktuelle Tätigkeit (z.B. „Was tun Sie gerade?“),

auf aktuelle soziale Interaktionen (z.B. „Sind Sie gerade alleine oder mit anderen Menschen zusam-

men?“) usw. Die auf diese Art gesammelten Daten ermöglichen Einblicke in die Dynamiken des Alltags.

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So könnte man damit untersuchen, wie häufig sich Menschen im Alltag einsam fühlen, in welchen Si-

tuationen sie dafür besonders anfällig sind oder welche Interaktionspartner ihnen guttun.

Experience-Sampling-Studien zu Einsamkeit sind bisher sehr selten und wurden fast ausschließlich mit

Jugendlichen und jungen Erwachsenen durchgeführt (van Roekel, Ha, Scholte, Engels, & Verhagen,

2016; van Roekel, Verhagen et al., 2016). In der Altersgruppe 80+ sind solche Studien schwieriger um-

zusetzen, da zusätzlich zu den allgemeinen Herausforderungen (s. Abschnitt 6.3.2 ) hier noch die Hürde

hinzukommt, dass viele in dieser Altersgruppe kein Smartphone besitzen und den Umgang damit nicht

beherrschen. Diese Herausforderungen sind aber nicht unlösbar. Angesichts der einmaligen Datenqua-

lität von Experience-Sampling-Studien sollte angestrebt werden, diese in Zukunft auch in der Alters-

gruppe 80+ durchzuführen.

6.2.3 Einsamkeit ist kein rein individuelles Phänomen

Einsamkeit wird meist als individuelles Problem konzipiert. Es gibt jedoch Daten, die darauf hinweisen,

dass Einsamkeit nicht nur einzelne Personen betrifft, sondern auch Auswirkungen auf deren soziales

Umfeld haben kann. So wurde in einer viel beachteten Studie gefunden, dass Einsamkeit sich über die

Zeit in sozialen Netzwerken ausbreiten kann, d. h. Bekannte von einsamen Personen haben eine hö-

here Wahrscheinlichkeit, später selbst unter Einsamkeit zu leiden (Cacioppo, Fowler, & Christakis,

2009). Eine mögliche Erklärung ist, dass einsame Menschen andere in ihrem Umfeld eher als bedroh-

lich wahrnehmen und sich daher diesen Menschen gegenüber entweder feindselig verhalten oder sich

zurückziehen (Cacioppo & Hawkley, 2009). Diese Verhaltensweisen führen jedoch fatalerweise dazu,

dass nicht nur die einsamen Menschen ihre eigene Einsamkeit aufrechterhalten, sondern dass sie auch

andere in ihrem sozialen Umfeld mit ihrer Einsamkeit anstecken können.

Dazu passen auch die Ergebnisse unserer eigenen Datenanalysen. So wurde in Kapitel 3.6 festgestellt,

dass sich Personen innerhalb eines Haushalts bezüglich ihrer Einsamkeit ähnlich sind. Wer also mit

einer einsamen Person zusammenlebt, hat eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, selbst einsam zu sein.

Auch die systematischen geographischen Unterschiede (Kapitel 2.4) weisen darauf hin, dass Einsam-

keit ein systemisches, und kein rein individuelles Phänomen ist. Für zukünftige Studien bedeutet dies,

dass nach Möglichkeit nicht nur einzelne Personen, sondern auch deren nahe Angehörige und idealer-

weise das erweiterte soziale Netzwerk untersucht werden sollten. Auch Maßnahmen zur Vorbeugung

und Bekämpfung von Einsamkeit und sozialer Isolation sollten nicht nur einzelne Personen, sondern

auch deren soziales Umfeld einbeziehen.

6.3 Methodische Anforderungen an zukünftige Studien

Obwohl es zahlreiche Studien zu Einsamkeit und sozialer Isolation im hohen Alter gibt, ist diese Alters-

gruppe im Vergleich zu jüngeren Erwachsenen relativ untererforscht. Sowohl die Anzahl der Studien,

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die hochaltrige Stichproben untersucht haben, als auch deren Qualität sind ausbaufähig. Es wird also

nicht nur mehr, sondern auch bessere Forschung benötigt, um die Ursachen und Folgen von Einsamkeit

und sozialer Isolation in der Altersgruppe 80+ umfassend zu verstehen. Ein solches Verständnis ist wie-

derum unabdingbar, um effektive Präventions- und Interventionsmaßen entwickeln zu können. Im Fol-

genden werden einige methodische Anforderungen an zukünftige Studien vorgestellt.

6.3.1 Operationalisierung von Einsamkeit

Einsamkeit ist keine Krankheit und kann somit nicht standardisiert diagnostiziert werden. Einsamkeit

wird daher in verschiedenen Studien sehr unterschiedlich operationalisiert, was Vergleiche zwischen

Studien erschwert. So werden in vielen Studien so genannte direkte Messungen von Einsamkeit ver-

wendet. Dabei handelt es sich meist um einzelne Items, in denen die Häufigkeit oder Intensität von

Einsamkeit direkt erfragt wird, wobei die Begriffe „einsam“ oder „Einsamkeit“ in dem Item verwendet

werden. Diese Items haben zwar eine hohe Augenscheinvalidität, könnten jedoch zu verzerrten Mes-

sungen führen, da der Begriff „Einsamkeit“ tendenziell stigmatisiert ist und Betroffene daher nicht im-

mer zugeben möchten, dass dieser Begriff auf ihren Zustand zutrifft (Soest, Luhmann, Hansen, &

Gerstorf, 2018).

Dieses Problem wird in indirekten Messungen von Einsamkeit vermieden. Hierbei handelt es sich um

Skalen mit mehreren Items, in denen soziale Isolation und Zugehörigkeitsgefühl eingeschätzt werden,

der Begriff „Einsamkeit“ jedoch vermieden wird. Durch die Verwendung mehrerer Items sind diese

Skalen zudem reliabler als einzelne Items. Die etabliertesten indirekten Skalen sind die UCLA Loneliness

Scale (Russell et al., 1980) und die de Jong Gierveld-Skala (de Jong Gierveld & Kamphuis, 1985), die

beide als Kurzversionen auch in großen Panelstudien wie dem SOEP zum Einsatz kommen. In zukünfti-

gen Studien sollte Einsamkeit mit einer dieser beiden Skalen gemessen werden, um die Vergleichbar-

keit mit früheren Studien zu gewährleisten. Wenn aus ökonomischen Gründen die Anzahl der Items

sehr klein sein muss, so ist die 3-Item-Version der UCLA Loneliness Scale (Hawkley, Duvoisin, Ackva,

Murdoch, & Luhmann, 2015; Hughes et al., 2004) besonders zu empfehlen, da diese in zahlreichen

repräsentativen Panelstudien eingesetzt wird (u.a. im SOEP; Luhmann & Hawkley, 2016) und somit

verlässliche Vergleichswerte ermittelt werden können.

6.3.2 Zusammensetzung der Stichproben

Gemessen am Umfang der Literatur zu Einsamkeit und sozialer Isolation insgesamt ist die Zahl der

Studien, die sich auf die Altersgruppe 80+ konzentrieren, eher gering. Insbesondere gibt es nur wenige

große, repräsentative Stichproben in dieser Altersgruppe. Selbst im SOEP (Goebel et al., 2018), einer

der größten und wichtigsten repräsentativen Studien in Deutschland, umfasst die Altersgruppe 80+ in

der hier analysierten 2013er-Welle weniger als 900 Personen.

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Studien in der Altersgruppe 80+ sind u.a. deswegen eher selten, weil hier Lösungen für mehrere alters-

spezifische Herausforderungen gefunden werden müssen. Tendenziell sind kognitive und körperliche

Einschränkungen in dieser Altersgruppe prävalenter, wodurch weniger Menschen in dieser Alters-

gruppe überhaupt in der Lage sind, an Studien teilzunehmen. Zudem haben ältere Menschen weniger

Routine mit dem Ausfüllen von standardisierten Fragebögen und im Umgang mit Computern oder an-

deren Geräten, mit denen Daten in jüngeren Altersgruppen effizient erhoben werden können. Quali-

tativ hochwertige Daten können in dieser Altersgruppe häufig nur im Rahmen von persönlichen Inter-

views oder durch die Befragung naher Angehöriger erhoben werden. Und schließlich sind viele Hoch-

altrige in Pflegeeinrichtungen untergebracht und sind dadurch von der Teilnahme an großen, reprä-

sentativen Studien meist ausgeschlossen. Die Erhebung von repräsentativen und qualitativ hochwer-

tigen Daten in dieser Altersgruppe ist daher mit einem sehr hohen finanziellen und zeitlichen Aufwand

verbunden, was den aktuellen Mangel an derartigen Daten erklärt.

6.3.3 Berücksichtigung von Generationen- und Periodeneffekten

Bei allen bisher durchgeführten Studien muss immer berücksichtigt werden, dass die darin gefundenen

Ergebnisse nur für die darin untersuchte Generation und Zeitperiode gelten (Schaie, 1965). Die heutige

Generation der über 80-Jährigen wurde vor Beginn des zweiten Weltkriegs geboren und wurde daher

durch ganz andere Lebenserfahrungen und Wertvorstellungen geprägt, als es bei zukünftigen 80-Jäh-

rigen der Fall sein wird. Es ist gut möglich, dass diese Unterschiede in den Lebenserfahrungen und

Wertvorstellungen dazu führen, dass Einsamkeit und soziale Isolation in der Altersgruppe 80+ in den

nächsten Jahrzehnten andere Ursachen und Folgen haben, als dies heute der Fall ist.

Ähnliches gilt für die Zeitperiode. Gesellschaftliche und technologische Veränderungen können dazu

führen, dass sich Ursachen und Folgen von Einsamkeit und sozialer Isolation über die Zeit verändern.

Ein Beispiel dafür ist die zunehmende Verbreitung von Smartphones und sozialen Medien, die unsere

alltäglichen Interaktionen in den letzten 10 Jahren geradezu revolutionierten. Gerade für weniger mo-

bile Menschen können soziale Medien neue Möglichkeiten zur Aufrechterhaltung von sozialen Kon-

takten bieten. Durch dieses Beispiel wird jedoch auch klar, dass ältere Befunde zu Einsamkeit und so-

zialer Isolation im hohen Alter nicht unbedingt auf die heutige Zeit, und noch weniger auf die Zukunft

verallgemeinert werden dürfen. Wie sich der digitale Wandel auf Einsamkeit und soziale Isolation aus-

wirkt, ist eine spannende Forschungsfrage für die Zukunft.

Um Generationen- und Periodeneffekte untersuchen zu können, sind langfristig angelegte Längs-

schnittstudien nötig, in denen die Probandinnen und Probanden möglichst über die ganze Lebens-

spanne begleitet werden und die regelmäßig durch neue, jüngere Stichproben ergänzt werden. Das

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SOEP ist ein Beispiel für eine solche Studie, allerdings werden in dieser Studie Einsamkeit noch nicht

jährlich gemessen und zudem institutionalisierte ältere Menschen ausgeschlossen.

6.4 Implikationen für Prävention und Intervention

Es gibt zahlreiche Initiativen zur Bekämpfung von Einsamkeit, aber deren Wirksamkeit ist häufig gar

nicht oder zumindest nicht für die Altersgruppe 80+ wissenschaftlich untersucht worden. Hier werden

zentrale Implikationen und Handlungsempfehlungen für die Entwicklung, Durchführung und Evalua-

tion von Maßnahmen zur Vorbeugung und Bekämpfung von Einsamkeit und sozialer Isolation zusam-

mengefasst.

6.4.1 Definition und Identifikation von Zielgruppen

Bereits vor der Entwicklung einer Maßnahme zur Vorbeugung oder Bekämpfung von Einsamkeit und

sozialer Isolation muss entschieden werden, wer die Zielgruppe dieser Maßnahme ist und wie man

diese erreichen und für die Teilnahme an der Maßnahme motivieren kann.

Viele Maßnahmen richten sich an Personen, die besonders stark von Einsamkeit und sozialer Isolation

betroffen sind. Diese Personen sind jedoch oft nur sehr schwer zu erreichen, denn ein typisches Merk-

mal einsamer Menschen ist, dass sie sich anderen nicht von sich aus zu erkennen geben, z.B. weil sie

aufgrund ihrer negativen Gedankenmuster anderen Menschen misstrauen (Cacioppo & Hawkley,

2009), weil sie sich aufgrund des mit Einsamkeit verbundenen Stigmas schämen, ihre Einsamkeit zuzu-

geben, oder weil sie schlichtweg keine engen Bezugspersonen haben, denen sie sich anvertrauen mö-

gen.

Wie aber kann man stark vereinsamte Menschen dann identifizieren? Eine Definition von so genann-

ten Risikogruppen anhand demographischer Merkmale wie Alter und Geschlecht (z.B. „Frauen über 80

Jahre“) ist wenig ratsam, denn wie in Kapitel 2.4 gesehen, hängt Einsamkeit in der Altersgruppe 80+

vor allem mit gesundheitlichen und sozialen Faktoren zusammen. Zudem besteht bei der pauschalen

Benennung von Risikogruppen auch die Gefahr, dass diese Gruppen stigmatisiert werden könnten oder

(Alters-)Stereotype verstärkt oder gar neu erschaffen werden. Stattdessen müssen einsame und sozial

isolierte Menschen individuell identifiziert werden. Eine Möglichkeit ist, dass alle Personen im sozialen

Netzwerk der Betroffenen bewusst darauf achten, ob jemand unter Einsamkeit zu leiden scheint. Ob

man hochaltrigen Menschen anmerken kann, dass sie einsam sind, ist noch nicht untersucht worden.

Eine Studie mit jungen Erwachsenen deutet aber darauf hin, dass es die meisten Menschen grundsätz-

lich in der Lage sind, Einsamkeit in ihnen nahestehenden Personen (hier: eigenes Kind, Freunde und

Partner) wahrzunehmen (Luhmann, Bohn, Holtmann, Koch, & Eid, 2016). In erster Linie sind also Fami-

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lie, Freunde und Nachbarn gefordert. Nehmen sie eine nahestehende Person als einsam wahr, emp-

fiehlt es sich, das Thema offen und vertrauensvoll anzusprechen, um gemeinsam mögliche Auswege

zu finden. Gegebenenfalls können die Angehörigen auch weitere Hilfe von außen holen.

Dieses Konzept funktioniert natürlich nur für diejenigen, die überhaupt noch über Familie, Freunde

und aufmerksame Nachbarn verfügen, die für das Thema Einsamkeit und soziale Isolation sensibilisiert

sind. Wie in Kapitel 2.4 festgestellt, gibt es jedoch auch eine hohe Anzahl an Hochaltrigen, die so isoliert

leben, dass sie gar keine Freunde haben und extrem selten Besuch bekommen. Wie kann man diese

Menschen identifizieren und ansprechen? Eine Möglichkeit ist, Personen einzubinden, die aufgrund

ihres Berufs mit einsamen und sozial isolierten Menschen in Kontakt kommen, zum Beispiel Hausärzte

bzw. Hausärztinnen, Pflege- und Sozialdienste oder auch Vertreterinnen und Vertreter religiöser Ge-

meinschaften. Diesen Berufsgruppen benötigen dann konkrete Handlungsempfehlungen, was sie tun

können, wenn sie meinen, eine einsame oder sozial isolierte Person identifiziert zu haben.

Stark einsame und soziale isolierte Menschen sollten jedoch nicht die einzige Zielgruppe von Maßnah-

men sein. Auch Personen, die nur manchmal oder gar nicht unter Einsamkeit und sozialer Isolation

leiden, können wichtige Zielgruppen sein, besonders für Präventionsmaßnahmen, von denen es aber

heute noch nicht viele gibt. Zudem leidet oftmals auch das soziale Umfeld von einsamen Menschen (s.

Abschnitt 6.2.3). Auch deren Angehörige können daher eine Zielgruppe für Maßnahmen zur Vorbeu-

gung und Bekämpfung von Einsamkeit und sozialer Isolation sein.

6.4.2 Passung der Maßnahme

Wissenschaftliche Interventionsstudien zeigen, dass Einsamkeit und soziale Isolation besonders gut

bekämpft werden können, wenn die entsprechenden Maßnahmen auf die Betroffenen zugeschnitten

sind (s. Kapitel 5). Dies betrifft sowohl den Inhalt als auch die Form der Maßnahme.

Inhaltlich beschäftigen sich viele existierende Maßnahmen mit der Verminderung der sozialen Isola-

tion, indem sie zum Beispiel Gelegenheiten für Begegnungen mit anderen Menschen schaffen oder

geschulte Gesprächspartner stellen (z.B. Sorgentelefone). Dabei scheint implizit angenommen zu wer-

den, dass die Verminderung der sozialen Isolation auch zu einer Verminderung der empfundenen Ein-

samkeit führt. Soziale Isolation ist jedoch nicht identisch mit Einsamkeit (s. Kapitel 1). Einsamkeit kann

auch bei Menschen auftreten, die sozial eingebunden scheinen und über viele Kontaktmöglichkeiten

verfügen. Daher sind auch Maßnahmen erforderlich, die das subjektive Gefühl der Einsamkeit direkt

bekämpfen. Hier sind laut vergleichender Studien (Masi et al., 2011) besonders solche Maßnahmen

effektiv, die negative kognitive Muster verändern, wie es zum Beispiel im Rahmen von kognitiven Ver-

haltenstherapien getan wird (s. Kapitel 5).

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Welche Art von Maßnahme für einzelne Personen am sinnvollsten ist, hängt von den individuellen

Umständen dieser Person ab. Wenn eine eigentlich kontaktfreudige Person zum Beispiel deswegen

einsam ist, weil sie kürzlich umgezogen ist (z.B. von der eigenen Wohnung in ein Pflegeheim), könnten

solche Maßnahmen am effektivsten sein, die sich auf die Reduktion der sozialen Isolation beziehen.

Wenn die Person aber einsam ist, weil der Ehepartner oder die Ehepartnerin gestorben ist, können

neue Kontakte vermutlich meist nur oberflächlich helfen, da es unwahrscheinlich ist, dass sie die vom

Ehepartner oder der Ehepartnerin gerissene Lücke füllen können. Wenn auch nach einer angemesse-

nen Trauerphase das Gefühl von Einsamkeit dauerhaft bestehen bleibt, ist eine kognitive Verhaltens-

therapie vermutlich effektiver, da hier die Betroffenen lernen, mit der neuen, unvermeidbaren Situa-

tion umzugehen.

Auch die Form der Maßnahme sollte auf die Betroffenen zugeschnitten sein, um maximal effektiv zu

sein. Bei Maßnahmen für Menschen der Altersgruppe 80+ sind dabei altersspezifische Herausforde-

rungen wie eingeschränkte Mobilität und Gesundheit zu berücksichtigen.

6.4.3 Partizipation der Betroffenen

Maßnahmen sind effektiver, wenn die Betroffenen in die Entwicklung und Umsetzung eingebunden

sind (Gardiner et al., 2018). Eine stärkere Partizipation der Betroffenen kann auch dazu beitragen,

Maßnahmen stärker zu individualisieren, was sich ebenfalls positiv auf deren Effektivität auswirkt

(Holt-Lunstad, 2018).

6.4.4 Evaluation von Maßnahmen

Ob und für wen eine bestimmte Maßnahme wirksam ist, ist heute meist ungeklärt. Um sicher zu gehen,

dass Ressourcen (sei es ehrenamtliches Engagement oder öffentliche Gelder) effizient und effektiv ein-

gesetzt werden, müssen bestehende und zukünftige Präventions- und Interventionsmaßnahmen rou-

tinemäßig wissenschaftlich evaluiert werden (z.B. in Randomized Controlled Trials).

6.5 Politische Handlungsoptionen

In ihrem Koalitionsvertrag hat sich die aktuelle Bundesregierung das Ziel gesetzt, Einsamkeit und sozi-

ale Isolation in Deutschland zu bekämpfen (CDU/CSU & SPD, 2018). Auch in anderen Ländern ist das

Thema auf der politischen Tagesordnung zu finden. Was also kann die Politik konkret tun?

Zum Abschluss dieses Kapitels fassen wir politische Handlungsoptionen zusammen, die sich aus den

Erkenntnissen dieses Berichts ableiten lassen. Allerdings sind wir keine Politikerinnen, sondern Wis-

senschaftlerinnen. Die hier aufgeführten Handlungsoptionen sind daher als unvollständige erste

Ideensammlung zu verstehen. Ob und wie sich diese Ideen politisch umsetzen lassen, müssen andere

beurteilen.

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6.5.1 Forschungsförderung

In Abschnitt 6.2 wurden eine Reihe von offenen Forschungsfragen aufgeführt, die beantwortet werden

müssen, um die Ursachen und Folgen von Einsamkeit und soziale Isolation in der Altersgruppe 80+

umfassend zu verstehen. Ein solch umfassendes Verständnis ist eine notwendige Bedingung, um ef-

fektive Maßnahmen zur Vorbeugung und Bekämpfung von Einsamkeit entwickeln zu können. Die

Durchführung hochqualitativer Studien ist in der Altersgruppe 80+ jedoch aufwendiger als in jüngeren

Altersgruppen. Eine politische Handlungsoption ist daher die gezielte Förderung von Forschungspro-

jekten in dieser Altersgruppe. Gefördert werden können sowohl Grundlagenforschung zu Ursachen

und Mechanismen von Einsamkeit und sozialer Isolation als auch Präventions- und Interventionsstu-

dien, in denen die Wirksamkeit existierender und neu entwickelter Maßnahmen wissenschaftlich eva-

luiert wird.

6.5.2 Präventionsmaßnahmen

Wie in Abschnitt 6.1.4 erwähnt, sind wissenschaftlich evaluierte Maßnahmen zur Prävention von Ein-

samkeit vergleichsweise selten. Daher kann an dieser Stelle keine Aussage darüber getroffen werden,

welche konkreten Maßnahmen besonders von politischer Unterstützung profitieren würden. Allge-

mein lässt sich jedoch sagen, dass stabile soziale Netzwerke vor Einsamkeit im hohen Alter schützen

können. Die Politik kann Rahmenbedingungen beeinflussen, die das Aufbauen und Aufrechterhalten

von sozialen Kontakten und Beziehungen erleichtern, zum Beispiel Gemeindeentwicklung, Schaffung

von Infrastrukturen (z.B. öffentlicher Nahverkehr gerade in ländlichen Regionen, intergenerationale

Begegnungsstätten) oder die gezielte Förderung von Vereinswesen und Ehrenamt (Holt-Lunstad,

2018).

6.5.3 Intervention

Ein Merkmal chronischer Einsamkeit ist, dass die Betroffenen es oft nicht aus eigener Kraft schaffen,

ihre Einsamkeit zu bekämpfen. Diese Personen sind daher auf Unterstützung angewiesen. Es gibt zahl-

reiche Non-Profit-Organisationen, die sich die Bekämpfung von Einsamkeit und sozialer Isolation zum

Ziel gesetzt haben (s. Kapitel 5). Viele dieser Organisationen müssen jedoch mit knappen finanziellen

und personellen Ressourcen auskommen und sind auf das ehrenamtliche Engagement ihrer Mitglieder

und Unterstützer angewiesen. Aus Überblicksartikeln wissen wir jedoch, dass Maßnahmen gegen Ein-

samkeit und soziale Isolation besonders wirksam sind, wenn sie von Profis durchgeführt werden (Masi

et al., 2011). Professionelle Unterstützung kann nicht vollständig durch ehrenamtliches Engagement

ersetzt werden, und somit darf das existierende ehrenamtliche Engagement nicht darüber hinwegtäu-

schen, dass auch hier politischer Handlungsbedarf besteht. Beispielsweise kann die Regierung dafür

sorgen, dass professionelle Unterstützungsnetzwerke personell so ausgestattet sind, dass Pflegerinnen

und Pfleger, Hausärztinnen und Hausärzte und andere Personen sich ausreichend mit der Einsamkeit

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ihrer Patientinnen und Patienten beschäftigen können. Viele Betroffene benötigen auch psychothera-

peutische Unterstützung, um ihre Einsamkeit zu bekämpfen, insbesondere wenn diese mit einer De-

pression oder anderen psychischen Störungen verbunden ist. Ein Ausbau der psychotherapeutischen

Versorgung ist dringend notwendig, um allen Betroffenen den Zugang zu geeigneten Therapien zu er-

möglichen.

6.5.4 Destigmatisierung

Zu guter Letzt kann die Politik auch dazu beitragen, das mit Einsamkeit und sozialer Isolation verbun-

dene Stigma abzubauen, z.B. durch öffentliche Aufklärungskampagnen und Informationsveranstaltun-

gen. Auch wenn der Fokus dieses Berichts auf der Altersgruppe 80+ liegt, sollten derartige Initiativen

keineswegs lediglich ältere Menschen adressieren. Zum einen kommt Einsamkeit in jeder Altersgruppe

vor, zum anderen besteht durch einen einseitigen Fokus auf bestimmte Altersgruppen oder anderwei-

tig demographisch definierte Gruppen das Risiko, dass dadurch bestimmte Stereotype erst aufgebaut

werden.

6.6 Fazit und Ausblick

Einsamkeit und soziale Isolation betreffen Millionen Menschen in Deutschland und können zu schwer-

wiegenden gesundheitlichen Problemen führen. Es ist daher sehr begrüßenswert, dass dieses Thema

seit gut einem Jahr eine höhere öffentliche und politische Aufmerksamkeit erhält. Der vorliegende Be-

richt liefert einen umfassenden Überblick über Ursachen und Folgen von Einsamkeit und sozialer Iso-

lation im hohen Alter und fasst Ansätze zur Prävention und Intervention in dieser Altersgruppe zusam-

men. Zwar besteht noch Forschungsbedarf, um die Dynamiken von Einsamkeit und sozialer Isolation

im hohen Alter umfassend zu verstehen, jedoch kann bereits jetzt schon festgestellt werden, dass sich

Einsamkeit und soziale Isolation durch geeignete Maßnahmen wirksam bekämpfen lassen. Damit er-

öffnen sich zahlreiche Handlungsfehler für die Politik, um die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen

so zu gestalten, dass Einsamkeit und soziale Isolation seltener auftreten und schneller und wirksamer

bekämpft werden können.

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7 LITERATURVERZEICHNIS

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7 LITERATURVERZEICHNIS

69

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EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER

70

8 Autorinnen und Autoren

Herausgeberinnen

Luhmann, Maike, Prof. Dr., Professorin und Inhaberin des Lehrstuhls für Psychologische Methoden-

lehre, Fakultät für Psychologie, Ruhr-Universität Bochum. Kontakt: [email protected].

Bücker, Susanne, M. Sc., Promotionsstipendiatin der Studienstiftung des Deutschen Volkes am Lehr-

stuhl für Psychologische Methodenlehre, Fakultät für Psychologie, Ruhr-Universität Bochum.

Kontakt: [email protected].

Weitere Autorinnen und Autoren

Ebert, Tobias, Dr., Promotionsstipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes in der Arbeits-

gruppe der Heisenberg-Professur für Kulturvergleichende Sozial- und Persönlichkeitspsycholo-

gie (Prof. Dr. Jochen Gebauer) an der Universität Mannheim, Mannheimer Zentrum für Euro-

päische Sozialforschung. Kontakt: [email protected].

Hinz, Meike, studentische Hilfskraft am Lehrstuhl für Psychologische Methodenlehre, Fakultät für Psy-

chologie, Ruhr-Universität Bochum. Kontakt: [email protected].

Kirchdörfer, Anke, studentische Hilfskraft am Lehrstuhl für Psychologische Methodenlehre, Fakultät

für Psychologie, Ruhr-Universität Bochum. Kontakt: [email protected].

Krasko, Julia, M. Sc., wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Psychologische Methodenlehre,

Fakultät für Psychologie, Ruhr-Universität Bochum. Kontakt: [email protected].

Lembcke, Hanna, M. Sc., wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fakultät für Psychologie, Ruhr-Univer-

sität Bochum. Kontakt: [email protected].

Schröder, Clara, studentische Hilfskraft am Lehrstuhl für Psychologische Methodenlehre, Fakultät für

Psychologie, Ruhr-Universität Bochum. Kontakt: [email protected].

Terwiel, Sophia, M. Sc., wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Psychologische Methoden-

lehre, Fakultät für Psychologie, Ruhr-Universität Bochum. Kontakt: [email protected].

Widlok, Merle, studentische Hilfskraft am Lehrstuhl für Psychologische Methodenlehre, Fakultät für

Psychologie, Ruhr-Universität Bochum. Kontakt: [email protected].

Wolff, Kira, B.Sc., wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl für Psychologische Methodenlehre, Fakul-

tät für Psychologie, Ruhr-Universität Bochum. Kontakt: [email protected].

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9 ANHANG

71

9 Anhang

Tabelle A 1. Übersicht aller untersuchten Prädiktoren von Einsamkeit in den SOEP Daten (Kapitel 3.6)

Bezeichnung Variablennamen im SOEP-Core

Teil-Datensatz Kodierung

Model 1: Demographische Variablen

Geschlecht SEX $PPFAD 0: Mann 1: Frau

Alter1 GEBJAHR $PPFAD [81; 103] Netto-Haushaltseinkommen2 HINC13 $BDHGEN [350; 12.400] Bildungsjahre BDBILZEIT $BDPGEN [7; 18] Beziehungsstatus BDP135 $BDP 0: In einer festen Lebenspartner-

schaft 1: Geschieden 2: Single 3: Verwitwet

Model 2: Gesundheitsvariablen

Allgemeine subjektive Ge-sundheit

BDP110 0: schlecht 1: weniger gut 2: zufriedenstellend 3: gut 4: sehr gut

Anzahl an Symptomen3 BDP11201, BDP11202, BDP11203, BDP11204, BDP11205, BDP11206, BDP11207, BDP11208, BDP11209, BDP11210, BDP11211, BDP11212, BDP11213

0: ja 1: nein

Model 3: Variablen des sozialen Umfelds

Anzahl an engen Freunden BDP06 [0; 50] Besuche von Freunden und Nachbarn

BDP1102 0: nie 1: seltener 2: mind. 1x pro Monat 3: mind. 1x pro Woche 4: täglich

Besuche von Verwandten BDP1103 0: nie 1: seltener 2: mind. 1x pro Monat 3: mind. 1x pro Woche 4: täglich

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EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER

72

Bezeichnung Variablennamen im SOEP-Core

Teil-Datensatz Kodierung

Model 4: Siedlungsstrukturelle Merkmale

Geographische Region BESAMPREG 0: Ostdeutschland 1: Westdeutschland

Raumtyp BEREGTYP 0: Ländlicher Raum 1: Städtischer Raum

Fußläufige Erreichbarkeit von öffentlichem Nahverkehr

BEH5812 0: unter 10 Minuten 1: 10-20 Minuten 2: mehr als 20 Minuten 3: nicht vorhanden, zu Fuß nicht er-reichbar

Fußläufige Erreichbarkeit von Ärzten

BEH5804 0: unter 10 Minuten 1: 10-20 Minuten 2: mehr als 20 Minuten 3: nicht vorhanden, zu Fuß nicht er-reichbar

Fußläufige Erreichbarkeit von Senioreneinrichtungen

BEH5809 0: unter 10 Minuten 1: 10-20 Minuten 2: mehr als 20 Minuten 3: nicht vorhanden, zu Fuß nicht er-reichbar

Fußläufige Erreichbarkeit von Sport- und Freizeitangeboten

BEH5811 0: unter 10 Minuten 1: 10-20 Minuten 2: mehr als 20 Minuten 3: nicht vorhanden, zu Fuß nicht er-reichbar

Fußläufige Erreichbarkeit von öffentlichen Parks

BEH5810 0: unter 10 Minuten 1: 10-20 Minuten 2: mehr als 20 Minuten 3: nicht vorhanden, zu Fuß nicht er-reichbar

Anmerkungen. 1Die Variable Alter wurde auf Grundlage des Geburtsjahres der Befragten berechnet. 2Das Netto-Haushalts-

einkommen wurde logarithmiert in die Regressionsgleichung aufgenommen. 3Die Anzahl an Symptomen wurde berechnet

aus dem Summenwert der Antworten auf den aufgelisteten Items. Für jedes der Symptome wurde angegeben, ob es vorliegt

(ja) oder nicht vorliegt (nein).

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9 ANHANG

73

Tabelle A 2. Tabellarischer Überblick über Literatur zur Prävalenz von Einsamkeit und sozialer Isolation im hohen Alter (Kapitel 2)

Allgemeine Informationen Stichprobencharakteristika Methoden/Instrumente Studien-design

Inhalt/Prävalenzrate

Autoren Titel Jahr Alter (MW)

Alter (Min)

Alter (Max)

Herkunft Fokus Einsam-keits-skala

Spezifikation Iteman-zahl

Skalen-typ

Design Forschungsfrage Ergebnis: Prävalenzrate

Beutel, M. E., Klein, E. M., Brähler, E., Reiner, I., Jünger, C., Michal, M., Wiltink, J., Wild, P. S., Münzel, T., Lackner, K. J. & Tibubos, A. N.

Loneliness in the general population: prevalence, determinants and relations to mental health

2017 54.9 35 74 Deutsch-land

subjektiv Andere "I am frequently alone/have few contacts." 5 Antwortalter-nativen: "no, does not apply", "yes it applies, but I do not suf-fer from it", "yes, it applies, and I suffer moder-ately", "yes, it ap-plies, and I suffer strongly"

1 direkt Quer-schnitt

Wie hoch ist die Prävalenz von Einsamkeit und was sind bestimmende Fakto-ren für unterschiedliche Stufen der Einsamkeit? Gibt es eine Verbindung zwischen Einsamkeit und mentaler Gesundheit, Ge-sundheitsverhalten und In-anspruchnahme des Ge-sundheitswesens?

10.5% (4.9% fühlen sich geringfügig ein-sam, 3.9% moderat einsam und 1.7% sehr einsam)

Luhmann, M. & Hawkley, L. C.

Age differ-ences in loneliness from late ad-olescence to oldest old age

2016 53.3 18 103 Deutsch-land

subjektiv UCLA lo-neliness scale

3 indirekt Quer-

schnitt Altersunterschiede in der

Einsamkeit beschreiben und erklären

Es wurden keine Prä-valenzraten berich-tet, nur die durch-schnittliche Einsam-keit

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EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER

74

Allgemeine Informationen Stichprobencharakteristika Methoden/Instrumente Studien-design

Inhalt/Prävalenzrate

Autoren Titel Jahr Alter (MW)

Alter (Min)

Alter (Max)

Herkunft Fokus Einsam-keits-skala

Spezifikation Iteman-zahl

Skalen-typ

Design Forschungsfrage Ergebnis: Prävalenzrate

Djukanovic, I., Sorjonen, K. & Peterson, U.

Association between de-pressive symptoms and age, sex, loneliness and treat-ment among older people in Sweden

2015 71.2 65 80 Schweden subjektiv Andere "Do you ever feel lonely?" 4 Antwortalter-nativen: "Yes often", "Yes sometimes", "No seldom"," No never"

1 direkt Quer-schnitt

Wie ist die Prävalenz von Einsamkeit und depressi-ven Symptomen? Gibt es einen Zusammen-hang zwischen depressiven Symptomen und Einsam-keit in Verbindung mit Al-ter und Geschlecht? In welchem Ausmaß wird von denjenigen, die de-pressive Symptome berich-ten professionelle Hilfe in Anspruch genommen oder Antidepressiva eingenom-men?

27.5% Nie einsam: 28% der Frauen und 43.9% der Männer Nie, selten: 35.9% der Frauen und 37.7% der Männer Ja, manchmal: 30.7% der Frauen und 15.6% der Männer Ja, oft: 5.4% der Frauen und 2.8% der Männer

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9 ANHANG

75

Allgemeine Informationen Stichprobencharakteristika Methoden/Instrumente Studien-design

Inhalt/Prävalenzrate

Autoren Titel Jahr Alter (MW)

Alter (Min)

Alter (Max)

Herkunft Fokus Einsam-keits-skala

Spezifikation Iteman-zahl

Skalen-typ

Design Forschungsfrage Ergebnis: Prävalenzrate

Dahlberg, L., Agahi, N. & Lennartsson, C.

Lonelier than ever? Loneli-ness of older people over two decades

2018 2014: 82.7 2011: 83.1 2004: 82.6 2002: 82.8 1992: 82.7

zu al-len Zeit-punk-ten: 77

2014: 95 2011: 101 2004: 97 2002: 98 1992: 98

Schweden subjektiv Andere “Are you ever bothered by feelings of loneliness?” 4 Antwortalter-nativen: Nearly always, often, seldom, almost never

1 direkt Längs-schnitt

Ist Einsamkeit unter älte-ren Leuten in den vergan-genen zwei Jahrzenten an-gestiegen? Gab es in der Zeit Verände-rungen in sozio-demografi-schen, sozialen und ge-sundheitsbezogene Fakto-ren, die mit Einsamkeit zu-sammenhängen?

2014: 11.3% (Nearly always: 1.46%, Of-ten: 9.87%, Seldom: 22.7%, Never: 66.0%) 2011: 13.4% (Nearly always: 2.43%, Of-ten: 11.0%, Seldom: 19.8%, Never: 66.8%) 2004: 14.9% (Nearly always 3.76%:, Of-ten: 11.1%, Seldom: 22.8%, Never: 62.4%) 2002: 13.3% (Nearly always: 3.28%, Of-ten: 10.1%, Seldom: 20.7%, Never: 66.0%) 1992: 12.4% (Nearly always: 3.86%, Of-ten: 8.6%, Seldom: 21.0%, Never: 66.5%)

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EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER

76

Allgemeine Informationen Stichprobencharakteristika Methoden/Instrumente Studien-design

Inhalt/Prävalenzrate

Autoren Titel Jahr Alter (MW)

Alter (Min)

Alter (Max)

Herkunft Fokus Einsam-keits-skala

Spezifikation Iteman-zahl

Skalen-typ

Design Forschungsfrage Ergebnis: Prävalenzrate

Nyqvist, F., Nygard, M. & Scharf, T.

Loneliness amongst older people in Europe: a comparative study of welfare re-gimes

2018 N.A. 60 75+ Österreich, Belgien, Frankreich, Deutsch-land, Nie-derlande, Schweiz

subjektiv Andere “How much of the time during past week did you feel lonely?” 4 Antwortalter-nativen: “none or almost none of the time”, “some of the time”, “most of the time”, “almost all of the time”.

1 direkt Quer-schnitt

Sind Qualität der Lebens-bedingungen und soziale Integration wichtige Fakto-ren um die Abwesenheit von Einsamkeit zu erklä-ren? Können Abweichun-gen in der Abwesenheit von Einsamkeit teilweise durch die Art des Wohl-fahrtstaates erklärt wer-den?

"Lonely all or almost all of the time" Anglo-Saxon: 2,9% Continental: 2,6% Eastern: 5,7% Nordic: 2,3% Southern: 4,1% "Lonely most of the time" Anglo-Saxon: 3,3% Continental: 3,3% Eastern: 12,4% Nordic: 2,1% Southern: 7,5%

Yang, K. & Victor, C.

Age and loneliness in 25 European nations

2011 N.A. 15 101 25 europä-ische Län-der (inklu-sive Deutsch-land)

subjektiv Andere "Using this card, please tell me how much of the time during the past week you felt lonely?" 5 Antwortalter-nativen: ‘None or almost none of the time’, ‘Some of the time’, ‘Most of the time', ‘All or al-most all of the time’ and ‘Don’t know’

1 direkt Quer-schnitt

Ist Alter oder Nationalität stärker verbunden mit der Wahrscheinlichkeit Ein-samkeit zu berichten? Be-richten jüngere oder ältere Altersgruppen mehr Ein-samkeit?

Frequent loneliness (‘Most of the time'+ ‘All or almost all of the time’) der deutschen Stichprobe: <30: 5.1% 30-59. 4.4% 60+: 7.0%

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9 ANHANG

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Allgemeine Informationen Stichprobencharakteristika Methoden/Instrumente Studien-design

Inhalt/Prävalenzrate

Autoren Titel Jahr Alter (MW)

Alter (Min)

Alter (Max)

Herkunft Fokus Einsam-keits-skala

Spezifikation Iteman-zahl

Skalen-typ

Design Forschungsfrage Ergebnis: Prävalenzrate

Conroy, R. M., Golden, J., Jeffares, I., O'Neill, D. & McGee, H.

Boredom-proneness, loneliness, social en-gagement and depres-sion and their association with cogni-tive function in older peo-ple: A popu-lation study

2010 74.2 65 102 Irland subjektiv Andere "How often in the past 12 months have you been bothered by lone-liness?" Antworten "very often" und "quite often" wurden als einsam klassifi-ziert

1 direkt Quer-schnitt

Wie ist der Zusammenhang zwischen kognitiven Ein-schränkungen und Einsam-keit, Anfälligkeit für Lange-weile, soziale Beziehungen, Depressionen?

12.3%

Nyqvist, F., Cattan, M., Conradsson, M., Näsman, M. & Gus-tafsson, Y.

Prevalence of loneliness over ten years among the oldest old

2017 3 Alters-grup-pen: 1: 85-Jährige 2: 90-Jährige 3: ≥95-Jährige

85 95+ Schweden subjektiv Andere "Do you ever feel lonely?" 4 Antwortalter-nativen: "often", "some-times", "sel-dom","never"

1 direkt Längs-schnitt

Wie ist die Einsamkeitsprä-velnz unter den ältesten Alten im Norden Schwe-dens über einen Zeitraum von 10 Jahren? Was für einen Einfluss ha-ben soziodemografische, soziale und gesundheitsbe-zogene Eigenschaften auf die Einsamkeit?

47.1% (often and so-metimes) Altersgruppe 85-Jäh-rigen: often: 6.7%, sometimes: 36.2%, seldom: 16.8%, ne-ver: 40.3% Altersgruppe 90-Jäh-rige: often: 10.9%, sometimes: 33.6%, seldom: 24.8%, ne-ver: 30.7% Altersgruppe ≥90-Jährige: often: 13.0%, sometimes: 42.6%, seldom: 14.8%, never: 29.6%

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EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER

78

Allgemeine Informationen Stichprobencharakteristika Methoden/Instrumente Studien-design

Inhalt/Prävalenzrate

Autoren Titel Jahr Alter (MW)

Alter (Min)

Alter (Max)

Herkunft Fokus Einsam-keits-skala

Spezifikation Iteman-zahl

Skalen-typ

Design Forschungsfrage Ergebnis: Prävalenzrate

Holwerda, T. J., van Til-burg, T .G., Deeg, D., Schutter, N., Van, R., Dek-ker, J., Stek, M. L., Beek-man, A. & Schoevers, R. A.

Impact of loneliness and depres-sion on mor-tality: results from the Longitu-dinal Ageing Study Amsterdam

2016 70.35 55 85 Nieder-lande

subjektiv De Jong Gierveld loneli-ness scale

11 indirekt Längs-

schnitt Erhöht Einsamkeit die

Wahrscheinlichkeit 19 Jahre später zu sterben? Erhöhen Depressionen die-ses Risiko nochmal zusätz-lich?

30.3% emotional lone-liness: 27.8% social loneliness: 23.1%

Fokkema, T. & Naderi, R.

Differences in late-life loneliness: a comparison between Turkish and native-born older adults in Germany

2013 Geboren in Deutsch-land: 63.2 Geboren in Tür-kei: 58.8

50 79 Deutsch-land

subjektiv De Jong Gierveld loneli-ness scale

6 indirekt Quer-

schnitt Sind ältere türkische Mig-

ranten in Deutschland tat-sächlich einsamer als Gleichaltrige ohne Migrati-onshintergrund? Welche Faktoren sind für diesen Unterschied verant-wortlich?

Geboren in Deutsch-land: 42.9% (score 2 or higher), 4.6% ge-ben maximalen Ein-samkeitswert an Geboren in der Tür-kei: 53.6% (score 2 or higher), 8.5% ge-ben maximalen Ein-samkeitswet an

Sundström, G., Fransson, E., Malmberg, B. & Davey, A.

Loneliness among older Europeans

2009 72.4 65 N.A. Deutsch-land (ei-gentlich 12 Länder un-tersucht (die meis-ten euro-päisch) hier sind nur die Werte aus Deut-schalnd berichtet)

subjektiv Andere ‘‘How often have you experienced the feeling of loneliness over the last week?’’ 4 Antwortalter-nativen: "almost all of the time", "most of the time", "some of the time", "Al-most none of the time"

1 direkt Quer-schnitt

Wie ist die Prävalenz von Einsamkeit in Europa?

Almost all of the time: 3% Most of the time: 6% Some of the time: 28% Almost none of the time: 63%

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Allgemeine Informationen Stichprobencharakteristika Methoden/Instrumente Studien-design

Inhalt/Prävalenzrate

Autoren Titel Jahr Alter (MW)

Alter (Min)

Alter (Max)

Herkunft Fokus Einsam-keits-skala

Spezifikation Iteman-zahl

Skalen-typ

Design Forschungsfrage Ergebnis: Prävalenzrate

Richard, A., Rohrmann, S., Vendeleur, C. L., Schmid, M., Barth, J. & Eichholzer, M.

Loneliness is adversely as-sociated with physical and mental health and lifestyle factors: Re-sults from a Swiss na-tional survey

2017 47 15 80+ Schweiz subjektiv Andere "How often do you feel lonely?" 4 Antwortalter-nativen: "very of-ten", "quite of-ten", "some-times", "never"

1 direkt Quer-schnitt

Wie ist die Prävalenz von Einsamkeit in einer großen repräsentativen Schweizer Stichprobe? Wie sind die Zusammen-hänge zwischen Einsamkeit und Verhaltensaspekten, sowie Aspekte physischer und psychischer Gesund-heit? Was für einen Effekt haben Alter und Geschlecht?

Gesamte Stichprobe: "Very often": 1.5%; "quite often": 2.7%; "sometimes": 31.7%; "never": 64.1% Altersgruppe 70-74: "Sometimes, quite/very often": 25-30%; "Never": 70-75% Altersgruppe: 75 - 79: "Sometimes, quite/very often": 30-40%; "Never": 60-70% Altersgruppe 80+: "Sometimes, quite/very often": 30-40%; "Never": 60-70%

Savikko, N., Routasalo, P., Tilvis, R. S., Strandberg, T. E. & Pit-kälä, K. H.

Predictors and subjec-tive causes of loneliness in an aged pop-ulation

2005 81.1 75 90+ Finnland subjektiv Andere ‘‘Do you suffer from loneliness?" 3 Antwortalter-nativen: "seldom or never", "some-times", "often or always"

1 direkt Quer-schnitt

Wie ist die Prävalenz von Einsamkeit unter der älte-ren finnischen Bevölke-rung? Was sind die selbst ange-gebenen Gründe für die Einsamkeit?

Gesamte Stichprobe: often/always: 3%, sometimes: 34%, sel-dom/never: 61% Altersgruppe ≤79: often/always: 3%, sometimes: 32%, sel-dom/never: 65% Altersgruppe 80-89: often/always: 6%, sometimes: 36%, sel-dom/never: 58% Altersgruppe ≥90: often/always: 13%, sometimes: 36%, sel-dom/never: 51%

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EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER

80

Allgemeine Informationen Stichprobencharakteristika Methoden/Instrumente Studien-design

Inhalt/Prävalenzrate

Autoren Titel Jahr Alter (MW)

Alter (Min)

Alter (Max)

Herkunft Fokus Einsam-keits-skala

Spezifikation Iteman-zahl

Skalen-typ

Design Forschungsfrage Ergebnis: Prävalenzrate

Dahlberg, L., Andersson, L., McKee, K. & Lennarts-son, C.

Predictors of loneliness among older women and men in Swe-den: A na-tional longi-tudinal study

2014 2004: 76.7 2011: 82.7

2004: 70 2011: 76

2004: 95 2011: 101

Schweden subjektiv Andere "Are you ever bothered by feel-ings of loneli-ness?" 4 Antwortalter-nativen: "nearly always", "often", "seldom", "al-most never"

1 direkt Längs-schnitt

In welchem Ausmaß be-richten ältere Frauen und Männer von Gefühlen der Einsamkeit? Wie verändert sich die be-richtete Einsamkeit mit dem Alter? Welche Prädiktoren für Einsamkeit gibt es?

2004: 7.16% (fren-quently lonely) 2011: 17.2% (fre-quently lonely)

Paul, C., Ayis, S. & Ebrahim, S.

Psychological distress, loneliness and disability in old age

2006 N.A. 65 80+ Großbri-tannien

subjektiv Andere ‘‘Would you say that you (1) always feel lonely, (2) often feel lonely, (3) sometimes feel lonely, (4) or, never feel lonely?’’

1 direkt Quer-schnitt

Wie hoch ist Prävalenz von psychischen Problemen und Einsamkeit bei älteren Menschen? Wie ist der Zusammenhang zwischen psychologischen Problemen, Gesundheit und anderen Variablen? Wie genau ist der Zusam-menhang von Einsamkeit und psychologischen Prob-lemen?

Altersgruppe 65-69: 3% (always + often) Altersgruppe: 70-79: 7% (always + often) Altersgruppe: 80+: 13% (always + often)

Victor, C. Scambler, S., Bowilng, A. & Bond, J.

The preva-lence of, and risk factors for, loneli-ness in later life

2005 N.A. 65 85+ Großbri-tannien

subjektiv Andere Selbsteinschät-zung Einsamkeit auf einer 4 Punkte Skala von always bis never

1 direkt Längs-schnitt

Wie ist die Prävalenz von Einsamkeit unter älteren Leuten? Wie ist die Prävalent vergli-chen mit Studien aus den letzten fünf Jahrzehnten? Was für Risikofaktoren für Einsamkeit gibt es?

Gesamte Stichprobe: always/often: 5%, sometimes: 31%, never: 61% Altersgruppe 65-74: always/often: 6%, sometimes: 38%, never: 55% Altersgruppe: 75-84: always/often: 13%, sometimes: 38%, never: 49% Altersgruppe 85+: always/often: 18%, sometimes: 24%, never: 58%

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9 ANHANG

81

Allgemeine Informationen Stichprobencharakteristika Methoden/Instrumente Studien-design

Inhalt/Prävalenzrate

Autoren Titel Jahr Alter (MW)

Alter (Min)

Alter (Max)

Herkunft Fokus Einsam-keits-skala

Spezifikation Iteman-zahl

Skalen-typ

Design Forschungsfrage Ergebnis: Prävalenzrate

Aylaz, R., Ak-türk, Ü., Erci, B., Öztürk, H. & Aslan, H.

Relationship between de-pression and loneliness in elderly and examination of influential factors

2012 69 60 98 Türkei subjektiv UCLA lo-neliness scale

20 indirekt Andere Wie ist der Zusammenhang

zwischen Depression und Einsamkeit bei älteren Menschen? Welche beeinflussenden Faktoren gibt es?

hohe Einsamkeits-werte (≥49): 26.3%; mittelmäßig einsam bis einsam; 37.9%; wenig einsam: 35.8%

Routasalo, P.E., Savikko, N., Tilvis, R. S., Strand-berg, T. E. & Pitkälä, H. A.

Social con-tacts and their rela-tionship to loneliness among aged people – A population-based study

2006 81.1 75 90+ Finnland subjektiv Andere "Do you suffer from loneliness?" 3 Antwortop-tionen (1 = seldom or never, 2 = some-times, and 3 = of-ten or always).

1 direkt Quer-schnitt

Ist emotionale Einsamkeit ein anderes Konzept als so-ziale Isolation?

39.4% (davon waren 39.4% aus der Al-tersgruppe ≤79, 53.6% aus der Al-tersgruppe 80 bis 90 und 7% aus der Al-tersgruppe 90+)

Lasgaard, M., Friis, K. & Shevlin, M.

‘‘Where are all the lonely people?’’ A population-based study of high-risk groups across the life span

2016 N.A. 16 102 Dänemark subjektiv Andere Danish Version of Three-item Lone-liness Scale (Kurzform der UCLA loneliness scale)

3 nicht spezifi-ziert

Quer-schnitt

Wie ist die Prävalenz von schwerer Einsamkeit über die Lebensspanne hinweg? Welche Gruppen von Men-schen über die Alterspanne hinweg haben ein erhöhtes Risiko von Einsamkeit be-troffen zu sein?

Für die Gruppe 75+: severe lonely: 4.2% moderate lonely: 15.0% not lonely: 80.8%

Brittain, K., Kingston, A., Davies, K., Collerton, J., Robinson, L., Kirkwood, T., Bond, J. & Jagger, C.

An investiga-tion into the patterns of loneliness and loss in the oldest old - Newcas-tle 85+ Study

2017 85 85 85 England subjektiv Andere "How often do you feel lonely?" 4 Antwortalter-nativen: "al-ways", "often", "sometimes", "never"

1 direkt Längs-schnitt

Wie ist die Prävalenz von Einsamkeit in einer Stich-probe im Alter von 85 Jah-ren?

55%: always or often alone 41%: einsamer als vor 10 Jahren 2%: immer einsam

Hinweis. MW = Mittelwert, Min = Minimum, Max = Maximum.

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EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER

82

Tabelle A 3. Tabellarischer Überblick über Literatur zu Prädiktoren von Einsamkeit und sozialer Isolation im hohen Alter (Kapitel 3)

Allgemeine Informationen Stichprobencharakteristika

Methoden/Instrumente

Studien-design

Prädiktoren Inhalt/Zusammenfassung

Autoren Titel Jahr N Alter (MW)

Alter (Min)

Alter (Max)

Her-kunft

Fokus Einsam-keitsskala

Item-anzahl

Skalen-typ

Design Signifikante Effekte

Forschungsfrage/Ziel Hauptergebnisse

Adams, K. B.; Sanders, S.; Auth, E. A.

Loneliness and depression in independent living retire-ment communities: risk and resili-ence factors.

2004 234 81.4 60 98 USA subjek-tiv objektiv

UCLA Loneliness Scale Lubben Social Net-work Scale

20 indirekt Quer-schnitt

Trauer über kürzli-chen Verlust Anzahl Besuche von Freunden Soziales Netzwerk

1. Welche persönlichen und si-tuativen Merkmale sind assozi-iert mit Einsamkeit und Depres-sion in dieser Art der unabhängi-gen Wohnanlagen? 2. Welcher Anteil der Einsamen sind auch depressiv? 3. Wie scheinen sich Einsamkeit und Depression zu unterschei-den?

Einsamkeit bei älteren Erwachsenen, die in unabhängigen Wohnheimen wohnen, ist assoziiert mit einem kleineren sozialen Netzwerk, mit Trauer über einen kürzlichen Verlust und einer kleineren Anzahl an Besu-chen - besonders von Freunden. Einsamkeit scheint aber unabhängig von sozialer Aktivität oder Teil-nahme am Gottesdienst.

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9 ANHANG

83

Allgemeine Informationen Stichprobencharakteristika

Methoden/Instrumente

Studien-design

Prädiktoren Inhalt/Zusammenfassung

Autoren Titel Jahr N Alter (MW)

Alter (Min)

Alter (Max)

Her-kunft

Fokus Einsam-keitsskala

Item-anzahl

Skalen-typ

Design Signifikante Effekte

Forschungsfrage/Ziel Hauptergebnisse

Barron, C. R.; Foxall, M. J.; Von Dollen, K.; Shull, K. A.; Jones, P. A.

Loneliness in Low-Vision Older Women

1992 56 82.89 75 94 USA subjek-tiv

UCLA Lo-neliness Scale

20 indirekt Quer-schnitt

Optimismus Zufriedenheit mit sozialer Unterstüt-zung Dauer der visuel-len Einschränkung hat Einfluss auf Dauer der Einsam-keit nicht auf Stärke/Ausmaß der Einsamkeit

1. Wie groß ist das Ausmaß an Einsamkeit bei sehschwachen älteren Frauen? 2. Mediiert sozialer Support (Netzwerk, Zufriedenheit mit sozialem Support) zwischen externalen Faktoren (Sehstärke, Dauer der Seh-schwäche) und dem Ausmaß und der Dauer der Einsam-keit? 3. Mediiert sozialer Support zwischen internalen Faktoren (Optimismus, wahrgenom-mene Gesundheit) und dem Ausmaß und der Dauer der Einsamkeit? 4. Gibt es bei sehschwachen älteren Frauen Zusammen-hänge zwischen Ausmaß und Dauer der Einsamkeit und Sehstärke und Dauer der Seh-schwäche? 5. Gibt es bei sehschwachen älteren Frauen Zusammen-hänge zwischen dem Ausmaß der Einsamkeit und wahrge-nommener Gesundheit, Opti-mismus oder sozialem Sup-port? 6. Gibt es Unterschiede in dem Ausmaß und in der Dauer der Einsamkeit zwi-schen sehschwachen älteren Frauen, die alleine leben und solchen, die nicht alleine le-ben?

1. Einsamkeitsergebnisse ergaben ei-nen Durchschnitt von 31.86 (von 80 möglichen Punkten) 2. keine signifikante Beziehung zwi-schen sozialem Support und externa-len Faktoren. Daher auch kein Media-tor. 3. Kein Mediator für Zusammenhang zwischen Einsamkeit und internalen Faktoren- nur Zufriedenheit mit sozia-lem Support ist ein Mediator für den Zusammenhang zwischen Optimismus und dem Ausmaß an Einsamkeit. 4. Es gibt einen signifikanten Zusam-menhang zwischen Dauer der Seh-schwäche und Dauer der Einsamkeit. 5. Es gibt einen signifikanten Zusam-menhang zwischen Optimismus und Einsamkeit; und einen signifikanten Zu-sammenhang zwischen Zufriedenheit mit sozialem Support und Einsamkeit. 6. Es gab keine signifikanten Effekte in Ausmaß oder Dauer der Einsamkeit zwischen alleinlebenden und nicht-al-leinlebenden älteren sehschwachen Frauen.

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EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER

84

Allgemeine Informationen Stichprobencharakteristika

Methoden/Instrumente

Studien-design

Prädiktoren Inhalt/Zusammenfassung

Autoren Titel Jahr N Alter (MW)

Alter (Min)

Alter (Max)

Her-kunft

Fokus Einsam-keitsskala

Item-anzahl

Skalen-typ

Design Signifikante Effekte

Forschungsfrage/Ziel Hauptergebnisse

Brittain, K.; Kingston, A.; Davies, K.; Collerton, J.; Robinson, L. A.; Kirk-wood, T. B. L.; Bond, J.; Jagger, C.

An investiga-tion into the patterns of loneliness and loss in the old-est old – New-castle 85+ Study

2017 1040 85 85 85 UK subjek-tiv

Self-re-ported Lik-ert Scale (Victor, Scambler, & Bond, 2009)

1 direkt Längs-schnitt

Alleine Leben Institutionalisiert Leben Einsamkeit zu vor-herigem Messzeit-punkt Leichte Behinde-rung Leichte Depression Schwere Depres-sion

1. Wie einsam sind Personen im Alter von 85 Jahren? 2. Wie verändert sich die Ein-samkeit zwischen dem 85. und dem 88. Lebensjahr? 3. Was sind die assoziierten Risikofaktoren?

1. 57% fühlte sich nie einsam, 2% fühl-ten sich immer einsam, 10% fühlten sich entweder immer oder oft einsam 2. anhaltende Einsamkeit wurde von 14% berichtet, sich verschlimmernde Einsamkeit von 11%, sich verbessernde Einsamkeit von 18% 3. 85-jährige Alleinlebende haben ein dreimal so hohes Risiko einsam zu sein wie Nicht-Alleinlebende. Depression, leichte Behinderung, institutionalisier-tes Wohnen, Verwitwung und schlechte berichtete Gesundheit sind signifikant assoziiert mit Einsamkeit.

Cohen-Mansfield, J.; Shmotkin, D.; Gold-berg, S.

Loneliness in old age: longi-tudinal changes and their determi-nants in an Is-raeli sample.

2009 1147 (wave 1) 588 (wave 2)

83.1 75 94 Israel subjek-tiv

Single- Item

1 direkt Längs-schnitt

Finanzielle Res-sourcen Familienstand Anzahl Doktorbe-suche Komorbidität Kognitive Vitalität Anzahl traumati-scher Erlebnisse Emotionale Unter-stützung Letztes Passah (al-lein/mit Frem-den/mit engen Freunden/Ver-wandten) Geschlecht

1. Steigt Einsamkeit mit dem Lebensalter? 2. Was sind Merkmale der ein-samen alten Population? 3. Was sind Prädiktoren dafür im hohen Alter einsam zu werden?

1. Ja, durchschnittliche Frequenz des Einsamkeitsgefühls stieg an (t =4.08, df = 587, p < .001 2. Die Variablen finanzielle Ressourcen, unverheirateter Status (auch verwit-wet), Anzahl der Doktorbesuche, Komorbidität, Anzahl traumatischer Er-lebnisse, emotionale Unterstützung, letztes Passah alleine oder in Gesell-schaft verbracht trugen unabhängig zur Einsamkeit bei 3. geringerer finanzieller Status und weibliches Geschlecht sind signifikante Risikofaktoren für Einsamkeit in Welle 2

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9 ANHANG

85

Allgemeine Informationen Stichprobencharakteristika

Methoden/Instrumente

Studien-design

Prädiktoren Inhalt/Zusammenfassung

Autoren Titel Jahr N Alter (MW)

Alter (Min)

Alter (Max)

Her-kunft

Fokus Einsam-keitsskala

Item-anzahl

Skalen-typ

Design Signifikante Effekte

Forschungsfrage/Ziel Hauptergebnisse

Giuli, C.; Spazzafumo, L.; Sirolla, C.; Abbatecola, A. M.; Lat-tanzio, F.; Postacchini, D.

Social isolation risk factors in older hospital-ized individu-als

2012 580 81.4 82.9

70

Italien objektiv Lubben Social Net-work Scale

12 indirekt Längs-schnitt

Geschlecht Anzahl Familien-komponenten Lebensqualität (physische Ge-sundheit [PCS-12] und Psychische Gesundheit [MCS-12])

Welche Zusammenhänge gibt es zwischen psychologischen, sozio-demografischen, funkti-onalen Aspekten und dem Ri-siko sozialer Isolation, Morta-lität und Re-Hospitalisierung in älteren Personen?

Frauen haben ein zweimal höheres Ri-siko der sozialen Isolation als Männer. Eine hohe Anzahl an Familienkompo-nenten und gute Parameter der Le-bensqualität (physisch und psychisch) sind protektive Faktoren. Soziale Isolation sagt nicht die Mortali-tät vorher, aber ist assoziiert mit höhe-ren Re-Hospitalisierungsraten.

Hensley, B.; Martin, P.; Margrett, J. A.; MacDo-nald, M.; Siegler, I. C.; Poon, L. W.

Life events and personality predicting loneliness among cente-narians: find-ings from the Georgia cente-narian study

2012 137 100/Cen-tena-ren

100 100 USA subjek-tiv

UCLA Lo-neliness Scale

20 indirekt Quer-schnitt

Anzahl negativer Lebensereignisse Neurotizismus Kompetenz (Faktor Gewissenhaf-tigkeit) Offenheit für Ideen (Faktor Of-fenheit)

1. Welche direkten Effekte ha-ben Lebensereignisse und Per-sönlichkeit auf die Wahrneh-mung von Einsamkeit bei Hun-dertjährigen? 2. Welche direkten Effekte ha-ben Lebensereignisse auf die Persönlichkeit? 3. Ist Persönlichkeit eine me-diierende Variable zwischen Lebensereignissen und Ein-samkeit? 4. Ist Persönlichkeit eine mo-derierende Variable zwischen Lebensereignissen und Ein-samkeit?

Negative Lebensereignisse sagen Ein-samkeit vorher. Der Faktor Neurotizismus und die Fa-cetten Kompetenz und Ideen sind sig-nifikante Prädiktoren für Einsamkeit. Kompetenz scheint ein Mediator zwi-schen negativen Lebensereignissen und Einsamkeit zu sein.

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EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER

86

Allgemeine Informationen Stichprobencharakteristika

Methoden/Instrumente

Studien-design

Prädiktoren Inhalt/Zusammenfassung

Autoren Titel Jahr N Alter (MW)

Alter (Min)

Alter (Max)

Her-kunft

Fokus Einsam-keitsskala

Item-anzahl

Skalen-typ

Design Signifikante Effekte

Forschungsfrage/Ziel Hauptergebnisse

Heylen, L. The older, the lonelier? Risk factors for so-cial loneliness in old age

2010

55-59 n = 339 60-64 n = 315 65-69 n = 346 70-74 n = 319 75-80 n = 266 80+ n = 252

55 80+ Bel-gien

subjek-tiv

De Jong Gierveld loneliness scale

11 indirekt Quer-schnitt

soziale Zufrieden-heit Bewertung Anzahl guter Freunde Relevanz von Quantität Relevanz von Qua-lität Häufigkeit der Kontakte Anzahl guter Freunde Gesundheit Alter

1. WER ist einsam? (direkte Effekte der Attribute von sozi-alen Beziehungen auf soziale Einsamkeit) 2. WARUM sind die einsam? (Gruppen mit Einsamkeitsri-siko identifizieren, indem man herausfindet, welche persönli-chen Merkmale soziale Bezie-hungen beeinflussen und dadurch auch soziale Einsam-keit beeinflussen)

1. Personen mit einer hohen Anzahl an sozialen Beziehungen und einer hohen Kontakt-Frequenz fühlten sich soziale weniger einsam. (Quantität) 2. Das Gefühl sozialer Einsamkeit wurde indirekt über die Zufriedenheit mit sozialen Beziehungen, die Bewer-tung der Anzahl guter Freunde und die empfundene Relevanz von Quantität und Qualität der sozialen Kontakte be-einflusst. Das Alter und die subjektive Gesundheit beeinflussen soziale Ein-samkeit ebenfalls indirekt.

Lampinen, P.; Heikki-nen, R.-L.; Kauppinen, M.; Heikki-nen, E.

Activity as a predictor of mental well-being among older adults

2006 663 70.9 (Män-ner, t1) 72.2 (Frauen, t1)

65 (t1) 73 (t2)

84 (t1) 92 (t2)

Finn-land

subjek-tiv

"Do you think you are lonely?"

1 direkt Längs-schnitt

chronische Krank-heiten Mobilität Freizeitaktivität körperliche Aktivi-tät Alter

1. Sind körperliche Aktivität und Freizeitaktivität Prä-diktoren für mentales Wohl-befinden bei älteren Erwach-senen?

1. Höhere Freizeitaktivität, besserer Mobilitätsstatus und weniger chroni-sche Krankheiten sind assoziiert mit mentalem Wohlbefinden und sagen letzteres auch vorher. Körperliche Akti-vität und jüngeres Alter beeinflussen mentales Wohlbefinden indirekt über den höheren Mobilitätsstatus.

Newall, N. E. G.; Chipper-field, J. G.; Bailis, D. S.

Predicting sta-bility and change in loneliness in later life

2014

AIM 1996: 79.15 AIM 2001: 84.17

72 (1996) 77 (2001)

95 (1996) 100 (2001)

Ka-nada

subjek-tiv

„If we di-vide peo-ple into four cate-gories, where 1 is ‘the not lonely’, 2 is ‘the moder-ately

1 direkt Längs-schnitt

Wohnsituation empfundene Kontrolle Gesundheit Witwenstand

1. Unterscheiden sich die 4 Gruppen mit unterschiedli-chen Einsamkeitsmustern in ihren Baseline Prädiktoren und in ihren Veränderungs-prädiktoren? 2. Welche der Prädiktoren sind die wichtigsten für die Gruppen?

1. alleine Leben, verwitwet Sein, schlechtere Gesundheit, schlechter empfundene Kontrolle sind Prä-diktoren für die Gruppe "persistent lo-nely". Allein Leben und schlechter empfundene Kontrolle sind Prä-diktoren für "becoming lonely". Verän-derungen in Wohnsituation und emp-fundener Kontrolle führen auch zu Ver-änderungen im Einsamkeitsgefühl.

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9 ANHANG

87

Allgemeine Informationen Stichprobencharakteristika

Methoden/Instrumente

Studien-design

Prädiktoren Inhalt/Zusammenfassung

Autoren Titel Jahr N Alter (MW)

Alter (Min)

Alter (Max)

Her-kunft

Fokus Einsam-keitsskala

Item-anzahl

Skalen-typ

Design Signifikante Effekte

Forschungsfrage/Ziel Hauptergebnisse

lonely’, 3 is ‘the se-verely lonely’, and 4 is ‘the ex-tremely lonely’, what do you con-sider your-self to be?’’

Prieto-Flo-res, M.-E.; Forjaz, M. J.; Fernandez-Mayoralas, G.; Rojo-Pe-rez, F.; Mar-tinez-Martin, P.

Factors associ-ated with loneliness of noninstitution-alized and in-stitutionalized older adults.

2011 468 72 (com-mu-nity sam-ple) 81 (nurs-ing home sam-ple)

60 (com-mu-nity sam-ple) 60 (nurs-ing home sam-ple)

96 (com-mu-nity sam-ple) 97 (nurs-ing home sam-ple)

Spa-nien

subjek-tiv

De Jong Gierveld Loneliness Scale

6 indirekt Quer-schnitt

Community Gruppe: Geschlecht Familienstand funktioneller Status Gesundheit Depression Altenheim Gruppe: Depression Treffen mit Freun-den, Familie und Nachbarn funktioneller Sta-tus

1.Unterschiede in der Einsam-keit zwischen Nicht-Institutio-nalisierten und Institutionali-sierten älteres Erwachsenen. 2. Prädiktoren für Einsamkeit.

1. Institutionalisierung beeinflusst Ein-samkeit positiv. 2. Prädiktoren für Einsamkeit bei bei-den Gruppen waren Institutionalisie-rung und Depressionen. Für die Nicht-Institutionalisierten Probanden waren Geschlecht, Familienstand und Ge-sundheit von Bedeutung für Einsam-keit. Für die institutionalisierten Pro-banden waren Treffen mit Freunden, Familie und Nachbarn Prädiktoren für Einsamkeit.

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EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER

88

Allgemeine Informationen Stichprobencharakteristika

Methoden/Instrumente

Studien-design

Prädiktoren Inhalt/Zusammenfassung

Autoren Titel Jahr N Alter (MW)

Alter (Min)

Alter (Max)

Her-kunft

Fokus Einsam-keitsskala

Item-anzahl

Skalen-typ

Design Signifikante Effekte

Forschungsfrage/Ziel Hauptergebnisse

Routasalo, P. E.; Savikko, N.; Strand-berg, T. E.; Pitkälä, K. H.

Social Contacts and Their Rela-tionship to Loneliness among Aged People--A Pop-ulation-Based Study.

2006 4113 81.1 75

Finn-land

subjek-tiv

"Do you suffer from lone-liness?"

1 direkt Quer-schnitt

Alleine Leben Depression Gefühl, dass die Nächsten einen schlecht verstehen unerfüllte Erwar-tungen an Kontakt mit Freunden wenig Wissen dar-über, was in dem Leben der Nächs-ten passiert schlechte subjek-tive Gesundheit Witwenstand unerfüllte Erwar-tungen an Kontakt mit Kindern schlechter funktio-neller Status unerfüllte Erwar-tungen an Kontakt mit Enkeln

1. Prävalenz von Einsamkeit in finnischer Stichprobe 2. Zusammenhang von Ein-samkeit und Frequenz sozialer Kontakte, Erwartungen an menschliche Beziehungen, Zu-friedenheit mit menschlichen Beziehungen 3. sind emotionale Einsamkeit und soziale Isolation zwei ge-trennte Konzepte?

1. 39.4% der finnischen Stichprobe wa-ren einsam. 2. Gefühl der Einsamkeit und Frequenz der Kontakte mit Freunden/Kindern waren nicht signifikant assoziiert, aber dafür mit den Erwartungen an und der Zufriedenheit mit diesen Kontakten. 3. unerfüllte Erwartungen an Sozial-kontakte sind wichtigere Prädiktoren als tatsächliche Anzahl der Kontakte. Wahrgenommene soziale Unterstüt-zung ist ein anderes Konzept als soziale Isolation.

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9 ANHANG

89

Allgemeine Informationen Stichprobencharakteristika

Methoden/Instrumente

Studien-design

Prädiktoren Inhalt/Zusammenfassung

Autoren Titel Jahr N Alter (MW)

Alter (Min)

Alter (Max)

Her-kunft

Fokus Einsam-keitsskala

Item-anzahl

Skalen-typ

Design Signifikante Effekte

Forschungsfrage/Ziel Hauptergebnisse

Savikko, N.; Routasalo, P.; Tilvis, R. S.; Strand-berg, T. E.; Pitkälä, K. H.

Predictors and subjective causes of lone-liness in an aged popula-tion

2005 3915 81.1 75

Finn-land

subjek-tiv

„Do you suffer from lone-liness?’’ selbst-be-richtete Gründe für Ein-samkeit (8 Fragen inkl. Eine offene Frage)

1 direkt Quer-schnitt

schlechter funktio-neller Status Witwenstand geringes Einkom-men Alleine leben geringe Gesund-heit weibliches Ge-schlecht

1. Prävalenz von Einsamkeit in finnischer Stichprobe 2. Welche Gründe berichten die Probanden für ihre Ein-samkeit? 3. Welche Zusammenhänge gibt es zwischen Einsamkeit und demografischen, gesund-heitlichen Faktoren?

1. 39% waren mindestens manchmal einsam, 5% waren oft o. immer ein-sam. Einsamkeit trat häufiger in ländli-chen Regionen auf als in Städten. 2. Krankheit, Tod des (Ehe-)Partners, Mangel an Freunden, sinnloses Leben und Abwesenheit von Verwandten wurden als Gründe für Einsamkeit be-richtet. 3. schlechter funktioneller Zustand, Witwenstand, geringes Einkommen, Alleine Leben, geringe Gesundheit, weibliches Geschlecht waren unabhän-gige Prädiktoren

Tiikkainen, P.; Leskinen, E.; Heikki-nen, R.-L.

Predictors of perceived to-getherness in very old men and women: A 5-year follow-up study

2007 225

80 85 Finn-land

subjek-tiv

self-as-sessment social pro-vision scale (SPS)

24 indirekt Längs-schnitt

Kontakt mit Freun-den Depressive Symp-tome Bildungsstand funktioneller Sta-tus Witwenstand (nur Frauen) selbstberichtete Gesundheit (nur Frauen)

1. Welche Prädiktoren gibt es für emotionale togetherness und soziale togetherness bei 80-jährigen Männern und Frauen in Finnland? (bzw. 85-jährige im Follow-Up) 2. Können verschiedene Sub-gruppen in percieved tohe-therness identifiziert werden?

1. Prädiktoren für togetherness bei Frauen und Männern waren Kontakt mit Freunden, weniger depressive Symptome, höherer Bildungsstand, und besserer funktioneller Status. Prä-diktoren für togetherness nur bei Frauen waren Witwenstand und selbstberichtete Gesundheit. 2. Bei Frauen wurden die Subgruppen "socially embedded" und "socially iso-lated" identifiziert. Bei Männern wur-den die Subgruppen "socially active" und "solitary" identifiziert.

Victor,C.R.; Bowling, A.

A longitudinal analysis of loneliness among older people in Great Britain.

2012 287 80 at follow up

65

UK subjek-tiv

selbstein-schät-zende Skala (im-mer, oft, manch-mal, nie)

1 direkt Längs-schnitt

Familienstand 1. Prävalenz 2. Veränderung von Einsam-keit und damit einhergehende Veränderungen anderer Fak-toren

1. 9% gaben schwerwiegende Einsam-keit an, 30% "manchmal", 61% "nie" 2. Veränderungen im Familienstand waren signifikant assoziiert mit Verän-derungen in der Einsamkeit.

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EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER

90

Allgemeine Informationen Stichprobencharakteristika

Methoden/Instrumente

Studien-design

Prädiktoren Inhalt/Zusammenfassung

Autoren Titel Jahr N Alter (MW)

Alter (Min)

Alter (Max)

Her-kunft

Fokus Einsam-keitsskala

Item-anzahl

Skalen-typ

Design Signifikante Effekte

Forschungsfrage/Ziel Hauptergebnisse

Weinstein, B. E.; Sirow, L. W.; Mo-ser, S.

Relating Hear-ing Aid Use to Social and Emotional Loneliness in Older Adults

2016 40 80.4 62 92 USA subjek-tiv

De Jong Gierveld Loneliness Scale

11 indirekt

Hörgeräte als In-tervention

1. Reduziert die Nutzung von Hörgeräten als Intervention die subjektive Wahrnehmung von sozialer und emotionaler Einsamkeit 4-6 Wochen nach Anpassung des Hörgerätes? 2. Wie unterscheiden sich äl-tere Erwachsene mit norma-lem Gehör von denen mit leichten Hörverlusten und de-nen mit moderat bis schweren Hörverlusten vor und nach der Intervention in ihren Ge-fühlen von Einsamkeit? 3. Welchen Einfluss hat die Nutzung von Hörgeräten auf Einsamkeitskategorisierun-gen?

1. Die Nutzung von Hörgeräten redu-ziert die gesamte Einsamkeit signifi-kant. Auch die emotionale Einsamkeit wird signifikant reduziert; die soziale Einsamkeit wird reduziert, aber nicht signifikant. 2. Schwere des Hörverlustes war nur teilweise verbunden mit wahrgenom-mener Einsamkeit. Personen mit mo-derat-schwerem Hörverlust wiesen hö-here soziale und emotionale Einsam-keitswerte auf als solche mit leichtem Hörverlust oder normalem Gehör.

Chen, Y.; Hicks, A.; While, A. E.

Loneliness and social support of older peo-ple living alone in a county of Shanghai, China

2014 521 mean = 76.5 80+: 37.4%

60 80+ China subjek-tiv

UCLA Loneliness Scale Social Sup-port Rate Scale

20 indirekt Quer-schnitt

sozialer Support Hauptbeschäfti-gung geringerer ökonomischer Sta-tus ländliche Wohnge-gend

1. Wie hoch sind die Level von Einsamkeit und sozialem Sup-port in Shanghai? 2. Was sind die Quellen von sozialem Support? 3. Wie hängen soziodemogra-fische Faktoren, Einsamkeit und sozialer Support zusam-men?

1. moderates Level an Einsamkeit; sozi-ale Support Level niedriger als der Durchschnitt in China 2. Die Hauptquelle von sozialem Sup-port sind die Kinder. 3. Personen mit niedrigerem Einkom-men, mit Wohnort in ländlicher Ge-gend und mit der Hauptbeschäftigung Landwirt waren eher einsam. Es be-steht ein negativer Zusammenhang zwischen sozialem Support und Ein-samkeit.

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9 ANHANG

91

Allgemeine Informationen Stichprobencharakteristika

Methoden/Instrumente

Studien-design

Prädiktoren Inhalt/Zusammenfassung

Autoren Titel Jahr N Alter (MW)

Alter (Min)

Alter (Max)

Her-kunft

Fokus Einsam-keitsskala

Item-anzahl

Skalen-typ

Design Signifikante Effekte

Forschungsfrage/Ziel Hauptergebnisse

Cohen-Mansfield, J.; Parpura-Gill, A

Loneliness in older persons: a theoretical model and em-pirical findings.

2007 161 74.9

USA subjek-tiv

UCLA Lo-neliness Scale

19 indirekt Quer-schnitt

zu wenig Möglich-keiten neue Leute kennenzulernen

Geld zur Erfüllung der Bedürfnisse vorhanden

Gesundheitszu-stand

Schwierigkeiten das Haus zu verlas-sen

Soziale Skills

Selbstwirksamkeit in sozialen Situati-onen

nie gute Freunde gehabt

Erwartungen be-treffend soziale Kontakte

1. Was sind die Prädiktoren für Einsamkeit bei älteren Er-wachsenen mit geringem Ein-kommen?

1. Hindernisse hinsichtlich Umwelt, Ge-sundheit und Psyche tragen unabhän-gig zu Einsamkeit in der Stichprobe bei.

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EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER

92

Allgemeine Informationen Stichprobencharakteristika

Methoden/Instrumente

Studien-design

Prädiktoren Inhalt/Zusammenfassung

Autoren Titel Jahr N Alter (MW)

Alter (Min)

Alter (Max)

Her-kunft

Fokus Einsam-keitsskala

Item-anzahl

Skalen-typ

Design Signifikante Effekte

Forschungsfrage/Ziel Hauptergebnisse

Dahlberg, L.; Agahi, N.; Lennartsson, C.

Lonelier than ever? Loneli-ness of older people over two decades

2018 1962 M range between 77.7 and 83.1

70 101 Schweden

subjek-tiv

“Are you ever both-ered by feelings of loneli-ness?”

1 direkt wieder-holter Quer-schnitt

Familienstand Witwenstand Mangel an sozia-lem Support weniger soziale Kontakte Einschränkung täg-licher Aktivitäten milde psychische Beschwerden schwere psychi-sche Beschwerden

1. Wie verändert sich Einsam-keit mit der Zeit hinsichtlich Prävalenz und hinsichtlich so-ziodemografischer, sozialer und gesundheitlicher Fakto-ren?

1. kein Anstieg von Einsamkeit in den letzen zwei Dekaden in Schweden. Soziale und gesundheitliche Korrelate waren stärker mit Einsamkeit assoziiert als soziodemografische. Psychologi-sche Beschwerden waren am stärksten mit Einsamkeit assoziiert, gefolgt von Witwenstand. Die meisten Zusammen-hänge zwischen Einsamkeit und seinen Korrelaten waren über die Zeit stabil.

Dahlberg, L.; Andersson, L.; Lennarts-son, C.

Long-term pre-dictors of lone-liness in old age: results of a 20-year na-tional study

2018 823 62.2 (baseline) 82.4 (follow-up)

Schweden

subjek-tiv

“Are you ever both-ered by feelings of loneli-ness?”

1 direkt Längs-schnitt

Familienstand (bei Follow-Up) sozialer Support (Baseline und Follow-Up) soziale Aktivität (bei Follow-Up) soziale Kontakte (bei Follow-Up)

1. Gibt es einen Zusammen-hang zwischen Einsamkeit im hohen Alter und sozialem En-gagement 20 Jahre zuvor?

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9 ANHANG

93

Allgemeine Informationen Stichprobencharakteristika

Methoden/Instrumente

Studien-design

Prädiktoren Inhalt/Zusammenfassung

Autoren Titel Jahr N Alter (MW)

Alter (Min)

Alter (Max)

Her-kunft

Fokus Einsam-keitsskala

Item-anzahl

Skalen-typ

Design Signifikante Effekte

Forschungsfrage/Ziel Hauptergebnisse

Dahlberg, L.; Andersson, L.; McKee, K. J.; Lennarts-son, C.

Predictors of loneliness among older women and men in Swe-den: A national longitudinal study

2015 587 76.7 (2004), 82.7 (2011)

70 (2004) 76 (2011)

95 (2004) 101 (2011)

Schweden

subjek-tiv

“Are you ever both-ered by feelings of loneli-ness?”

1 direkt Längs-schnitt

Einsamkeit (bei Ba-seline) Depressionszu-nahme kürzliche Verwit-wung Mobilitätsprob-leme (bei Frauen) Mobilitätsreduk-tion (bei Frauen) Depressionen (bei Frauen) Verwitwung (bei Frauen) weniger soziale Kontakte (bei Männern) Reduktion sozialer Kontakte (bei Männern)

1. Wie verändert sich die Ein-samkeit, wenn Menschen al-tern? 2. Welche Faktoren sind Prä-diktoren für Einsamkeit? - wie unterscheiden die sich zwi-schen Frauen/Männern

1. genereller Anstieg mit dem Alter 2. Depressionen, Verwitwung, vorhe-rige Einsamkeit sind Prädiktoren für beide Geschlechter. Mobilitätsprob-leme und -reduktion sind Prädiktoren für Frauen. Wenig soziale Kontakte und deren Reduktion sind Prädiktoren für Männer.

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EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER

94

Allgemeine Informationen Stichprobencharakteristika

Methoden/Instrumente

Studien-design

Prädiktoren Inhalt/Zusammenfassung

Autoren Titel Jahr N Alter (MW)

Alter (Min)

Alter (Max)

Her-kunft

Fokus Einsam-keitsskala

Item-anzahl

Skalen-typ

Design Signifikante Effekte

Forschungsfrage/Ziel Hauptergebnisse

Dahlberg, L.; McKee, K. J.

Correlates of social and emotional loneliness in older people: evidence from an English community study

2014 1255 75.7 65 101 UK subjek-tiv

De Jong Gierveld loneliness scale

11 indirekt Quer-schnitt

Geschlecht Witwenstand Wohlbefinden Selbstwert Einkommensbe-schwerden Familienmitglieder wöchentlich tref-fen nicht-Familienmit-glieder zweimal wöchentlich tref-fen Aktivität empfundene Ge-meinschaftsin-tegration Empfang von Ge-meinschaftspflege Empfang von in-formeller Pflege Aktivitätsverbote

1. Welche demografischen, psychologischen, gesundheit-lichen und sozialen Faktoren sind mit sozialer und emotio-naler Einsamkeit verbunden?

1. Hauptsächlich sind männliches Ge-schlecht, Witwenstand, geringes Wohl-befinden, geringe Selbstintegration und das Erhalten von Gemeinschafts-pflege mit sozialer und emotionaler Einsamkeit assoziiert.

Havens, B.; Hall, M.; Syl-vestre, G.; Jivan, T.

Social isolation and loneliness: differences be-tween older rural and ur-ban Manito-bans.

2004 1868 72–84 (57%) 85+ (43%)

72 104 Ka-nada

subjek-tiv subjek-tiv

Kombina-tion aus DeJong Gierveld Scale und 2 items von NES-TOR life space index (LSI)

11+2 9

indirekt (De-Jong), direkt (NES-TOR) indirekt

Längs-schnitt

finanzielle Schwie-rigkeiten (ländlich) Allein Leben (länd-lich) Gefühl, dass Senio-ren nicht respek-tiert werden (länd-lich)

1. Welche demografischen, (psycho-)sozialen, gesundheit-lichen Faktoren sind Prä-diktoren für soziale Isolation bzw. Einsamkeit bei älteren Erwachsenen? 2. Unterscheiden sich die Prä-diktoren für Personen, die in ländlichen Gegenden wohnen von denen, die in städtischen Gegenden wohnen?

1. Prädiktoren von Einsamkeit sind fi-nanzielle Schwierigkeiten, Alleine Le-ben, geringe Lebenszufriedenheit, Ge-fühl, dass Senioren nicht respektiert werden, chronische Krankheiten und Witwenstand. 2. Nur 4 oder mehr chronische Krank-heiten war ein Prädiktor für beide Wohngegenden. Witwenstand war nur Prädiktor für Einsamkeit in städtischen

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9 ANHANG

95

Allgemeine Informationen Stichprobencharakteristika

Methoden/Instrumente

Studien-design

Prädiktoren Inhalt/Zusammenfassung

Autoren Titel Jahr N Alter (MW)

Alter (Min)

Alter (Max)

Her-kunft

Fokus Einsam-keitsskala

Item-anzahl

Skalen-typ

Design Signifikante Effekte

Forschungsfrage/Ziel Hauptergebnisse

für soziale Isolation

Geringe Lebenszu-friedenheit (länd-lich) 4 oder mehr chro-nische Krankheiten (beide) Witwenstand (städtisch)

Gegenden. Alle anderen für ländliche Gegenden.

Ferreira-Alves, J.; Magalhães, P.; Viola, L.; Simoes, R.

Loneliness in Middle and Old Age: De-mographics, Perceived Health, and Social Satisfac-tion as Predic-tors

2014 1174 Age 50-64 (18%) Age 65-74 (30%) Age 75-84 (34%) Age 85-98 (18%)

50 98 Portu-gal

subjek-tiv

"How of-ten do you feel lonely?"

1 direkt Quer-schnitt

Alter Familienstand Wohnsituation Wohngegend Gesundheit Soziale Zufrieden-heit Soziale Isolation Mangel an Inte-resse an sozialen Aktivitäten Transport Hinder-nisse

1. Kann Einsamkeit durch sozi-odemographische, gesund-heitsbezogene oder soziale Merkmale vorhergesagt wer-den? -findet man in Portugal die gleichen wie in Nordeu-ropa und den USA?

Verheiratet Sein und junges Alter sind protektive Faktoren gegen Einsamkeit. Zuhause Leben sagt Einsamkeit vorher, aber in einer Kleinstadt Leben sagt we-niger Einsamkeit vorher. Gesundheitliche Faktoren: eine akute Krankheit zu haben, ist ein Prädiktor für weniger Einsamkeit, während mitt-lere, niedrige oder keine soziale Zufrie-denheit starke Prädiktoren für mehr Einsamkeit sind. Hindernisse für soziale/rekreationale Aktivitäten wie soziale Isolation, man-gelndes Interesse und Magel an Trans-portmöglichkeiten sind Prädiktoren für den Bericht von WENIGER Einsamkeit.

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EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER

96

Allgemeine Informationen Stichprobencharakteristika

Methoden/Instrumente

Studien-design

Prädiktoren Inhalt/Zusammenfassung

Autoren Titel Jahr N Alter (MW)

Alter (Min)

Alter (Max)

Her-kunft

Fokus Einsam-keitsskala

Item-anzahl

Skalen-typ

Design Signifikante Effekte

Forschungsfrage/Ziel Hauptergebnisse

Iecovich, E.; Biderman, A.

Attendance in adult day care centers and its relation to loneliness among frail older adults.

2012 817 77.95 (case) 77.78 (con-trol)

60 100 Israel subjek-tiv

De Jong Gierveld loneliness scale

11 indirekt Quer-schnitt

Subjektive Ge-sundheit Wahrgenommener ökonomischer Sta-tus Bildung Funktioneller Sta-tus Größe des Haus-halts Anzahl der Kinder in der Nähe Alter Länge des Aufent-halts in Israel (Nut-zer) Geschlecht (Nut-zer)

1. In welchem Ausmaß emp-finden Day Care Center Nutzer Einsamkeit (im Vergleich zu ihren Peers, die Nicht-Nutzer sind)? 2. Welchen Einfluss haben die Länge der Nutzung und die Frequenz der wöchentlichen Teilnahme auf Einsamkeit?

1. Einsamkeit wurde moderat bis hoch empfunden. Die Mehrheit berichtete Einsamkeit zu empfinden. Jedoch un-terschieden sich Nutzer (von Day Care Centern) nicht von Nicht-Nutzern. 2. Die Länge der Nutzung und die Fre-quenz der Teilnahme haben keinen sig-nifikanten Einfluss auf Einsamkeit.

Isherwood, L. M.; King, D. S.; Luszcs, M. A.

A longitudinal analysis of so-cial engage-ment in late-life widow-hood.

2012 1266 76.25 8widowed; 76.96 (mar-ried)

65 85+ Aust-ralien

objektiv soziale Ak-tivitäten mit Adelaide Activity Profile (AAP) Clark & Bond, 1995

8 indirekt Längs-schnitt

Kognitive Ein-schränkung Depressionen Subjektive Ge-sundheit Alter Bildung

1. Haben verwitwete und ver-heiratete Personen (über die Zeit) unterschiedliche Aus-maße an Kontakt mit Kindern und in der Teilnahme an sozi-aler Aktivität? 2. Was sind die Prädiktoren von Kontakt mit Kindern und Teilnahme an sozialen Aktivi-täten?

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9 ANHANG

97

Allgemeine Informationen Stichprobencharakteristika

Methoden/Instrumente

Studien-design

Prädiktoren Inhalt/Zusammenfassung

Autoren Titel Jahr N Alter (MW)

Alter (Min)

Alter (Max)

Her-kunft

Fokus Einsam-keitsskala

Item-anzahl

Skalen-typ

Design Signifikante Effekte

Forschungsfrage/Ziel Hauptergebnisse

Lasgaard, M.; Friis, K.; Shevlin, M.

‘‘Where are all the lonely peo-ple?’’ A popu-lation-based study of high-risk groups across the life span

2016 33,285

16 102 Däne-

mark subjek-

tiv TILS (three-item-lone-liness-scale) basiert auf UCLA Loneliness Scale

3 indirekt Quer-schnitt

Alle Altersgrup-pen: ethnische Minder-heit Arbeitslosigkeit Anhaltende psy-chische Störung 75+ Jahre Lebensbedrohliche somatische Zu-stände Anzahl der Kon-takte mit Hausarzt Haus (Mieter vs. Besitzer) Alleine leben (Wit-wenstand) Bildung

1. Welche Prädiktoren für Ein-samkeit gibt es und welche gelten für welche Alters-gruppe?

Die Prädiktoren ethnische Minderheit, Arbeitslosigkeit und anhaltende psy-chische Störung gelten für alle Alters-gruppen. Die Prädiktoren Bezug von Behindertenrente, Allein Leben, sozio-demografische Faktoren und Gesund-heit gelten nur für spezifische Alters-gruppen. Lebensbedrohliche somatische Zu-stände, Anzahl der Kontakte mit dem Hausarzt, Allein Leben (Witwenstand), Bildung sind Prädiktoren für alte Men-schen.

Losada, A.; Márquez-González, M.; García-Ortiz, L.; Gómez-Mar-cos, M. A.; Fernández-Fernández, V.; Ro-dríguez-Sán-chez, E.

Loneliness and mental health in a repre-sentative sam-ple of commu-nity-dwelling Spanish older adults.

2012 272 75.10 65 94 Spa-nien

subjek-tiv

"Do you feel lo-nely?"

1 direkt Quer-schnitt

Geschlecht Alter Alleine leben Sozioökonomi-scher Status Subjektive Ge-sundheit Zufriedenheit mit Kontakten (Freunde/Ver-wandte)

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EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER

98

Allgemeine Informationen Stichprobencharakteristika

Methoden/Instrumente

Studien-design

Prädiktoren Inhalt/Zusammenfassung

Autoren Titel Jahr N Alter (MW)

Alter (Min)

Alter (Max)

Her-kunft

Fokus Einsam-keitsskala

Item-anzahl

Skalen-typ

Design Signifikante Effekte

Forschungsfrage/Ziel Hauptergebnisse

Newall, N. E.; Chipper-field, J. G.; Clifton, R. A.; Perry, R.P.; Swift, A.U.; Ruthig, J.C.

Causal beliefs, social partici-pation, and loneliness among older adults: a longi-tudinal study.

2009 1243 (cross secti-onal), 688 (lon-gitu-dinal)

80.45 (cross-secti-onal) 78.93 (lon-gitua-dinal)

72 (cross-secti-onal) 72 (lon-gitudi-nal)

98 (cross-secti-onal) 95 (lon-gitudi-nal)

Ka-nada

subjek-tiv

De Jong Gierveld Loneliness Scale

11 indirekt Längs-schnitt

Bildung Gesundheit Wohnsituation Kausale Überzeu-gung "effort" Kausale Überzeu-gung "context" Kausale Überzeu-gung "luck" Soziale Partizipa-tion

1. Sind die kausalen Überzeu-gungen Kurz- und/oder Lang-zeitprädiktoren für soziale Partizipation und somit auch Einsamkeit?

negativer Zusammenhang zwischen in-ternaler Überzeugung (effort) und Ein-samkeit (--> evtl. Gefühl der Kontrolle). Positiver Zusammenhang zwischen ex-ternalen Überzeugungen (context, luck) und Einsamkeit (--> evtl. weniger Motivation, passiverer Ansatz)

Victor, C. R.; Scambler, S. J.; Bowling, A.; Bond, J.

The prevalence of, and risk factors for, loneliness in later life: a sur-vey of older people in Great Britain.

2005 1007 65–74 (58.4%) 75–84 (34.4%) 85 + (7.2%)

65

UK subjek-tiv

selbstein-schät-zende Skala (al-ways/of-ten vs. So-metimes vs. Never)

1 direkt Längs-schnitt

Familienstand Zunahme Einsam-keit (in letzter De-kade) Starke mentale Krankheit Schlechte Gesund-heit Schlechtere Ge-sundheit als er-wartet Fortgeschrittenes Alter Über Basis hinaus-gehende Bildung

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9 ANHANG

99

Allgemeine Informationen Stichprobencharakteristika

Methoden/Instrumente

Studien-design

Prädiktoren Inhalt/Zusammenfassung

Autoren Titel Jahr N Alter (MW)

Alter (Min)

Alter (Max)

Her-kunft

Fokus Einsam-keitsskala

Item-anzahl

Skalen-typ

Design Signifikante Effekte

Forschungsfrage/Ziel Hauptergebnisse

Zebhauser, A.; Baumert, J.; Emeny, R. T.; Ronel, J.; Peters, A.; Ladwig, K. H.

What prevents old people liv-ing alone from feeling lonely? Findings from the KORA-Age-study

2015 1079 78.2 65 93 Deutschland

subjek-tiv

UCLA Lo-neliness Scale

12 indirekt Quer-schnitt

Stabiles soziales Netzwerk Abwesenheit von Depressionen

Was schützt ältere alleinle-bende Menschen vor Einsam-keit?

Pinquart, M.; Sören-sen, S.

Influences on Loneliness in Older Adults: A Meta-Analysis

2001 N.A. N.A. N.A. N.A. ver-schie-dene

Qualität des sozia-len Netzwerks Kontakte zu Freun-den/Nachbarn Weibliches Ge-schlecht Niedriger sozio-ökonomischer Sta-tus Leben im Alten-heim

1. Altersunterschiede und Ein-samkeit 2. Geschlechtsunterschiede und Einsamkeit 3. Quantität und Qualität sozi-aler Kontakte 4. Quellen sozialen Kontaktes und Einsamkeit 5. Kompetenzen, Aktivitäten und Einsamkeit 6. sozioökonomischer Status und Einsamkeit 7. Institutionalisierung und Einsamkeit

Qualität des sozialen Netzwerks korre-liert stärker mit Einsamkeit als die Quantität. Kontakt zu Freunden/Nachbarn korre-liert stärker mit Einsamkeit als Kontakt zu Familienmitgliedern. Weibliches Geschlecht, niedriger sozio-ökonomischer Status, wenig Kompe-tenzen und Leben im Altenheim sind auch mit höherer Einsamkeit korre-liert.

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EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER

100

Tabelle A 4. Tabellarischer Überblick über Literatur zu gesundheitlichen Konsequenzen von Einsamkeit und sozialer Isolation im hohen Alter (Kapitel 4)

Allgemeine Informationen Stichprobencharakteristika Methoden/Instrumente Studien-design

Konsequenzen Inhalt/Zusammenfassung

Autoren Titel Jahr Arti-kel-typ

Alter (MW)

Alter (Min)

Alter (Max)

Her-kunft

Fokus Einsam-keits-skala

Spezifika-tion

Iteman-zahl

Skalen-typ

Design mentale Gesundheit

körperliche Gesundheit

Forschungsfrage/Ziel Hauptergebnisse

Luo, Hawkley, Waite, Cacioppo

Loneliness, health, and mortality in old age: A national longitudi-nal study

2012 Fach-arti-kel

67.1 50 98 USA subjek-tiv

UCLA lone-liness scale

Ange-passte Version

3 indirekt Längs-schnitt

Depressionen/ Depressive Symptome

Mortalität subjektiv emp-fundene Ge-sundheit funktionelle Einschränkun-gen Gesundheits-verhalten

Wie hängt Einsam-keit zum ersten Messzeitpunkt mit Sterblichkeit in den darauffolgenden sechs Jahren zusam-men? Was sind die Mecha-nismen, die den Zu-sammenhang von Einsamkeit auf Sterb-lichkeit erklären? So-ziale Beziehungen, Gesundheitsverhal-ten und Gesund-heitszustand werden als potenzielle Me-chanismen unter-sucht.

Einsamkeit hängt mit gesteiger-ter Sterblichkeit in der sechs-jährigen Untersuchungsperiode zusammen. Dieser Effekt kann in geringem Ausmaß durch den Gesundheitszustand erklärt wer-den, aber nicht durch das Ge-sundheitsverhalten oder soziale Beziehungen. Einsamkeit wirkt sich über die Zeit auf depressive Symptome und funktionelle Einschränkun-gen aus und hat einen geringfü-gigen Einfluss auf die subjektiv empfundene Gesundheit.

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9 ANHANG

101

Allgemeine Informationen Stichprobencharakteristika Methoden/Instrumente Studien-design

Konsequenzen Inhalt/Zusammenfassung

Autoren Titel Jahr Arti-kel-typ

Alter (MW)

Alter (Min)

Alter (Max)

Her-kunft

Fokus Einsam-keits-skala

Spezifika-tion

Iteman-zahl

Skalen-typ

Design mentale Gesundheit

körperliche Gesundheit

Forschungsfrage/Ziel Hauptergebnisse

Leigh-Hunt, Bagguley, Bash, Turner, et al.

An over-view of sys-tematic re-views on the public health con-sequences of social isolation and loneli-ness

2017 Re-view über Re-views

62.5 6 109 ge-mischt

Depressio-nen/Depres-sive Symp-tome

Mortalität Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Zusammenfassung der Ergebnisse über die Folgen von Ein-samkeit und sozialer Isolation. Richtung der Kausali-tät und Identifikation von Unterschieden in den Konsequenzen für (subjektive) Ein-samkeit und (objek-tive) soziale Isola-tion.

Einsamkeit und soziale Isolation hängen mit erhöhter Sterblich-keit zusammen. Soziale Isolation hängt mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und De-pressionen zusammen. Hinweise auf Veränderungen der Gehirnstruktur, Gehirnpro-zesse, SNS, vaskuläre Stressreak-tionen, verminderte Schlafquali-tät, Muster der Cortisolabsonde-rung, gestörte zelluläre und hu-morale Immunität sowie redu-zierte Entzündungsreaktionen.

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EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER

102

Allgemeine Informationen Stichprobencharakteristika Methoden/Instrumente Studien-design

Konsequenzen Inhalt/Zusammenfassung

Autoren Titel Jahr Arti-kel-typ

Alter (MW)

Alter (Min)

Alter (Max)

Her-kunft

Fokus Einsam-keits-skala

Spezifika-tion

Iteman-zahl

Skalen-typ

Design mentale Gesundheit

körperliche Gesundheit

Forschungsfrage/Ziel Hauptergebnisse

Wright-St, Neville, Forsyth, White, et al.

Integrative review of older adult loneliness and social isolation in Aotea-roa/New Zealand

2017 Lite-ratur-re-view

N.A. 55 100 Neusee-land

ge-mischt

gemischt mentale Ge-

sundheit allge-mein Depressio-nen/Depres-sive Symp-tome Suizidgedan-ken

körperliche Gesundheit all-gemein

Ermittlung von Infor-mationen über Ein-samkeit älterer Men-schen in Neuseeland.

Negativer Zusammenhang zwi-schen Einsamkeit und physi-scher und psychischer Gesund-heit, Seeschwäche, sowie Le-bensqualität. Positiver Zusammenhang von Einsamkeit und Depressionen.

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9 ANHANG

103

Allgemeine Informationen Stichprobencharakteristika Methoden/Instrumente Studien-design

Konsequenzen Inhalt/Zusammenfassung

Autoren Titel Jahr Arti-kel-typ

Alter (MW)

Alter (Min)

Alter (Max)

Her-kunft

Fokus Einsam-keits-skala

Spezifika-tion

Iteman-zahl

Skalen-typ

Design mentale Gesundheit

körperliche Gesundheit

Forschungsfrage/Ziel Hauptergebnisse

Ong, Uchino, Wething-ton

Loneliness and health in older adults: A mini-re-view and synthesis

2015 Lite-ratur-re-view

N.A. 52 85 USA, Europa, China u.a.

subjek-tiv

gemischt Depressio-

nen/Depres-sive Symp-tome kognitive Leis-tungsfähigkeit Demenz Schlafqualität Sensibilität für negative Sti-muli Subjektives Wohlbefinden

Große Breite verschiedener Gesundheits-faktoren eingeschränkte Mobilität und körperliche Ak-tivität gesteigerte chronische Krankheiten Mortalität Bluthochdruck Erkrankungen des Herzens Schlaganfälle Gesundheits-verhalten

u.A.: Was sind poten-zielle Mechanismen, die den Zusammen-hang zwischen Ein-samkeit und Gesund-heit bei vulnerablen älteren Personen be-schreiben?

Einsamkeit hängt mit einer Reihe von Gesundheitsfaktoren (eingeschränkte Mobilität und körperliche Aktivität) negativ zu-sammen und kann u.a. Blut-hochdruck, Erkrankungen des Herzens sowie Schlaganfälle vor-hersagen. Einsamkeit hängt auch mit schlechterem Gesundheitsver-halten (Alkoholkonsum, Rau-chen, weniger körperliche Akti-vität) zusammen. Einsamkeit ist ein Risikofaktor für Mortalität. Die Befundlage ist gemischt in Hinblick darauf, ob durch Einsamkeit unabhängig Mortalität vorhergesagt werden kann oder ob dieser Zusammen-hang über Gesundheitsstatus und -verhalten, soziale Isolation und Depression erklärt werden kann. Durch Einsamkeit kann die Ver-minderung kognitiver Leistungs-fähigkeiten und fortschreitende Demenz vorhergesagt werden. Zusammenhänge zwischen Ein-samkeit und vermindertem sub-jektiven Wohlbefinden, einer größeren Sensibilität für nega-tive soziale Stimuli, Depression und verminderter Schlafqualität.

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EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER

104

Allgemeine Informationen Stichprobencharakteristika Methoden/Instrumente Studien-design

Konsequenzen Inhalt/Zusammenfassung

Autoren Titel Jahr Arti-kel-typ

Alter (MW)

Alter (Min)

Alter (Max)

Her-kunft

Fokus Einsam-keits-skala

Spezifika-tion

Iteman-zahl

Skalen-typ

Design mentale Gesundheit

körperliche Gesundheit

Forschungsfrage/Ziel Hauptergebnisse

Holt-Lunstad, Smith, Ba-ker, Harris, et al.

Loneliness and social isolation as risk factors for mortal-ity A meta-analytic re-view

2015 Meta-Ana-lyse

66 <50 >80 u.a. Eu-ropa, Nord Ame-rika, Asien, Austra-lien

ge-mischt

UCLA loneli-ness scale De Jong Gierveld loneli-ness scale

Social Iso-lation Scale Social Net-work In-dex

ge-mischt

Längs-schnitt

Mortalität Untersuchung der Auswirkungen sub-jektiver und objekti-ver sozialer Isolation auf die Mortalität.

Soziale Isolation führt zu höhe-rer Sterblichkeit. Die Auswir-kung der sozialen Isolation auf die Sterblichkeit ist unabhängig davon, ob die soziale Isolation subjektiv oder objektiv gemes-sen wurde. Mortalitätsrisiko erhöht sich um 26% bei Einsamkeit, 29% bei so-zialer Isolation, 32% bei alleinle-benden Personen. Erhöhtes Mortalitätsrisiko in Folge von sozialen Defiziten bei Personen unter 65.

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9 ANHANG

105

Allgemeine Informationen Stichprobencharakteristika Methoden/Instrumente Studien-design

Konsequenzen Inhalt/Zusammenfassung

Autoren Titel Jahr Arti-kel-typ

Alter (MW)

Alter (Min)

Alter (Max)

Her-kunft

Fokus Einsam-keits-skala

Spezifika-tion

Iteman-zahl

Skalen-typ

Design mentale Gesundheit

körperliche Gesundheit

Forschungsfrage/Ziel Hauptergebnisse

Newall, Chipper-field, Bailis, Stewart

Conse-quences of loneliness on physical activity and mortality in older adults and the power of positive emotions

2013 Fach-arti-kel

83 77 96 Kanada subjek-tiv

De Jong Gierveld loneli-ness scale

11 indirekt Längs-

schnitt

wahrgenom-mene körperli-che Aktivität tatsächliche körperliche Ak-tivität Mortalität

Kann "Glück" den ne-gativen Zusammen-hang zwischen Ein-samkeit und körperli-che Aktivität bzw. Sterblichkeit reduzie-ren oder verhindern? (bezogen auf körper-liche Aktivität inner-halb von zwei Jah-ren, Sterblichkeit in-nerhalb von 7 Jah-ren)

Der Zusammenhang zwischen Einsamkeit und körperlicher Ak-tivität wird moderiert von "Glück"/Wohlbefinden. Bei niedrigem und mittlerem Wohlbefinden sagt Einsamkeit die körperliche Aktivität vorher. Hohe Zufriedenheit hat keine signifikanten Auswirkungen. Einsamkeit hat keinen signifi-kanten Zusammenhang mit täg-licher körperlicher Aktivität. Einsamkeit ist ein Prädiktor für Sterblichkeit, allerdings wird der Zusammenhang zwischen Ein-samkeit und Sterblichkeit durch Glück beeinflusst.

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EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER

106

Allgemeine Informationen Stichprobencharakteristika Methoden/Instrumente Studien-design

Konsequenzen Inhalt/Zusammenfassung

Autoren Titel Jahr Arti-kel-typ

Alter (MW)

Alter (Min)

Alter (Max)

Her-kunft

Fokus Einsam-keits-skala

Spezifika-tion

Iteman-zahl

Skalen-typ

Design mentale Gesundheit

körperliche Gesundheit

Forschungsfrage/Ziel Hauptergebnisse

Smith, Ban-ting, Eime, Sullivan, et al.

The associ-ation be-tween so-cial support and physi-cal activity in older adults: A systematic review

2017 Lite-ratur-re-view

ca. 60 ca. 50

N.A. u.a. Deutsch-land

ge-mischt

UCLA lone-liness scale

Social Sup-port andere nicht spe-zifizierte Skala für Einsamkeit

ge-mischt

gemischt Quer- und Längs-schnittstu-dien

körperliche Ak-tivität

Systematische Zu-sammenfassung von Studien, die den Zu-sammenhang zwi-schen sozialer Unter-stützung (SS) inkl. Einsamkeit (gemäß Definition der WHO) und Physikalischer Aktivität (PA) älterer Personen untersu-chen. Untersuchung, ob sich der Zusammen-hang in Abhängigkeit von Art und Quelle sozialer Unterstüt-zung unterscheidet. Untersuchung der Beziehung zwischen Sozialer Unterstüt-zung und Physikali-scher Aktivität.

Moderate Hinweise auf einen Zusammenhang auf zwischen hoher sozialer Unterstützung (SS) und höherer körperlichen Aktivität (PA): Größere PA-spezifische SS, ins-besondere aus der Familie, ist e-her verbunden mit allgemein höherer PA. Die emotionale Un-terstützung durch andere ist po-sitiv verbunden mit einer intrin-sischen Motivation für PA. Ergebnisse bzgl. allgemeiner SS und Einsamkeit sind unklar, bzw. scheint es hier keinen Zusam-menhang mit PA zu geben. Nach qualitativer Einschränkun-gen der Studien gibt es Hinweise auf einen negativen Zusammen-hang zwischen Einsamkeit und PA insbesondere bei Frauen.

Dahlberg, Agahi, Lennarts-son

Lonelier than ever? Loneliness of older people over two decades

2018 Fach-arti-kel

82.7 77 N.A. Schwe-den

subjek-tiv

Andere Frage nach Gefühlen der Ein-samkeit

1

Quer-schnitt

Identifikation von Veränderungen über den Zeitverlauf, be-zogen auf Prävalenz und demografische, soziale, gesundheitli-che Faktoren.

Einsamkeit: Korrelationen mit sozialen Faktoren wie Verlust Partner, Anzahl sozialer Kon-takte, Zugang soziale Unterstüt-zung u.a., sowie gesundheitsbe-zogene Faktoren wie psychische Belastung. (Ursache Wirkung unklar, da Korrelationen)

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9 ANHANG

107

Allgemeine Informationen Stichprobencharakteristika Methoden/Instrumente Studien-design

Konsequenzen Inhalt/Zusammenfassung

Autoren Titel Jahr Arti-kel-typ

Alter (MW)

Alter (Min)

Alter (Max)

Her-kunft

Fokus Einsam-keits-skala

Spezifika-tion

Iteman-zahl

Skalen-typ

Design mentale Gesundheit

körperliche Gesundheit

Forschungsfrage/Ziel Hauptergebnisse

Böger, Huxhold

Do the an-tecedents and conse-quences of loneliness change from mid-dle adult-hood into old age?

2018 Fach-arti-kel

ca. 62 40 84 Deutsch-land

subjek-tiv

De Jong Gierveld loneli-ness scale

6 indirekt Längs-

schnitt negativer Af-

fekt Gesundheits-probleme

Beeinflussen sich so-ziale Integration und Einsamkeit gegensei-tig? Wie hängen die ne-gative soziale In-tegration und Ein-samkeit mit steigen-dem Alter zusam-men? Wie sind die gegen-seitigen Einflüsse zwischen Einsamkeit und physischer Ge-sundheit? Wird die Verbindung von Einsamkeit zu physischer Gesund-heit durch negativen Affekt mediiert? Wird dieser Media-tionseffekt im Alter stärker?

Höhere Ausprägung Einsamkeit und höherer Negativen Affekt zeigen einen wechselseitigen Zusammenhang, wobei Einsam-keit einen stärkeren Effekt auf NA hat als umgekehrt; NA wie-derum prognostiziert mehr Ge-sundheitsprobleme (ebenfalls Wechselwirkung, mit einem hö-heren Effekt von NA auf Ge-sundheit), die Gesundheitsprob-leme wiederum wirken sich po-sitiv auf die Einsamkeit aus, füh-ren also zu einer Reduktion. Es zeigt sich also eine Wechsel-beziehung zwischen Einsamkeit, NA und Gesundheit (Media-tionseffekt). Effekt NA auf Gesundheit wird nicht durch das Alter beein-flusst, allerdings hat die Einsam-keit mit zunehmenden Alter li-near weniger Einfluss auf NA.

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EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER

108

Allgemeine Informationen Stichprobencharakteristika Methoden/Instrumente Studien-design

Konsequenzen Inhalt/Zusammenfassung

Autoren Titel Jahr Arti-kel-typ

Alter (MW)

Alter (Min)

Alter (Max)

Her-kunft

Fokus Einsam-keits-skala

Spezifika-tion

Iteman-zahl

Skalen-typ

Design mentale Gesundheit

körperliche Gesundheit

Forschungsfrage/Ziel Hauptergebnisse

Cohen-Mansfield, Hazan, Lerman, et al.

Correlates and predic-tors of loneliness in older-adults: a review of quantita-tive results informed by qualita-tive in-sights

2016 Lite-ratur-re-view

N.A. 50 104 Finn-land, USA, Ne-pal, Is-rael, Eu-ropa, Canada

N.A. N.A. N.A. N.A. nicht spezifi-ziert

gemischt Quer- und Längs-schnittstu-dien

mentale Ge-sundheit Depressio-nen/Depres-sive Symp-tome Selbstwirk-samkeit Selbstwertge-fühl

kognitive Defi-zite Mortalität Sinnesfunktion Anzahl Arztbe-suche funktioneller Zustand Mobilität Gesundheits-verhalten (z.B. Alkoholkon-sum)

Identifikation diver-ser Prädiktoren von Einsamkeit.

Zusammenhänge zwischen Ein-samkeit und mentaler Gesund-heit, Depression, geringe Selbst-wirksamkeit, geringes Selbst-wertgefühl. Gesundheitsbezogene Korrelate sind kognitive Defizite, Sterb-lichkeit, Sinnesfunktion, Anzahl Arztbesuche, verschlechterter funktioneller Zustand und Mobi-litätseinschränkungen, ungesun-des Verhalten (z.B. Alkoholkon-sum). Die meisten einbezogenen Stu-dien sind Querschnittsstudien, daher ist die Differenzierung zwischen Ursache und Wirkung unklar.

Smagula, Stone, Fabio, Cauley

Risk factors for sleep disturb-ances in older adults: evi-dence from prospective studies

2016 Lite-ratur-re-view

N.A. <50 84 u.a. Deutsch-land

N.A. N.A. N.A. N.A. ge-mischt

gemischt Quer- und Längs-schnittstu-dien

Schlafqualität

Zusammenfassung von Risikofaktoren, die die Schlafqualität bei älteren Personen beeinträchtigen.

Eine Studie zeigte einen Zusam-menhang zwischen emotionaler Einsamkeit und zukünftiger Schlafqualität auf.

Mezuk, Rock, Loh-mann, Choi

Suicide risk in long-term care facilities: A systematic review

2014 Lite-ratur-re-view

N.A. 50 >80 Austra-lien, USA, Finn-land, Ita-lien

N.A. N.A. N.A. N.A.

gemischt Quer- und Längs-schnittstu-dien

Suizidgedan-ken Durchgeführ-ter Suizid

Untersuchung des

Suizidrisikos in Lang-zeitpflegeeinrichtun-gen.

Suizidgedanken korrelieren mit Einsamkeit und sozialer Isola-tion. Tatsächlicher Suizid kommt aber selten vor.

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9 ANHANG

109

Allgemeine Informationen Stichprobencharakteristika Methoden/Instrumente Studien-design

Konsequenzen Inhalt/Zusammenfassung

Autoren Titel Jahr Arti-kel-typ

Alter (MW)

Alter (Min)

Alter (Max)

Her-kunft

Fokus Einsam-keits-skala

Spezifika-tion

Iteman-zahl

Skalen-typ

Design mentale Gesundheit

körperliche Gesundheit

Forschungsfrage/Ziel Hauptergebnisse

Sakurai, Yasunaga, Nishi, Fukaya, et al.

Co-exist-ence of so-cial isola-tion and home-bound sta-tus in-crease the risk of all-cause mor-tality

2018 Fach-arti-kel

72.3 65 >75 Japan objek-tiv

Andere Fragebo-gen Sozi-ale Isola-tion (Kobayashi et al., 2011; Saito et al., 2015; Fujiwara et al., 2017); Häufigkeit nach per-sönlichen und nicht persönli-chen In-teraktio-nen (Tele-fon etc.)

N.A. indirekt Längs-schnitt

Mortalität Gibt es einen Zusam-menhang zwischen dem Homebound Status (max alle 2-3 Tage raus gehen) und sozialer Isolation mit einem erhöhten Mortalitätsrisiko?

Personen die höhere stärke Iso-lation erleben und mehr an ihr Zuhause gebunden sind (bzw. höherer Homebound Status), zeigen höhere Mortalität. Aller-dings war die Mortalität bei Per-sonen, die nur an ihr Zuhause gebunden waren ohne soziale Isolation ebenfalls eine marginal höhere Mortalität.

Saito, Kondo, O-jima, Hirai

Gender dif-ferences on the impacts of social ex-clusion on mortality among older Japa-nese: AGES cohort study

2012 Fach-arti-kel

72.8 <70 >85 Japan objek-tiv

Andere Frage zu Anzahl und Häu-figkeit so-zialer Kon-takte (di-rekt vs. In-direkt (Te-lefon, Email etc.)

2 direkt Längs-schnitt

Mortalität Bewertung relativer und attributiver Aus-wirkungen sozialer Ausgrenzung auf das Mortalitätsrisiko äl-terer Erwachsener.

Soziale Ausgrenzung bei Frauen zeigt höheren Zusammenhang mit Sterblichkeit als bei Män-nern.

Stek, Vin-kers, Gussekloo, Beekman, et al.

Is depres-sion in old age fatal only when people feel lonely?

2005 Fach-arti-kel

85 N.A. N.A. Nieder-lande

subjek-tiv

Andere Tijhuis Ein-samkeits-skala

11 indirekt Längs-schnitt

Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Depressio-nen, wahrgenomme-ner Einsamkeit und Gesamtmortalität.

Zusammenhang zwischen Ein-samkeit und Depressionen. Einsamkeit hat keinen signifi-kanten Zusammenhang mit Mortalität.

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EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER

110

Allgemeine Informationen Stichprobencharakteristika Methoden/Instrumente Studien-design

Konsequenzen Inhalt/Zusammenfassung

Autoren Titel Jahr Arti-kel-typ

Alter (MW)

Alter (Min)

Alter (Max)

Her-kunft

Fokus Einsam-keits-skala

Spezifika-tion

Iteman-zahl

Skalen-typ

Design mentale Gesundheit

körperliche Gesundheit

Forschungsfrage/Ziel Hauptergebnisse

Depression und Einsamkeit ge-meinsam erhöhen das Risiko für Mortalität.

Wilson, Krueger, Arnold, Schneider, et al.

Loneliness and risk of Alzheimer disease

2007 Fach-arti-kel

80.7 N.A. N.A. USA subjek-tiv

De Jong Gierveld loneli-ness scale

De Jong.. Skala wurde spezifi-ziert, 5 Items wur-den gestri-chen, zwei andere zu-sammen-gefasst, Antwort-skala 5-Stufig. Zusätzlich Erfassung sozialer Isolation

ge-mischt

Längs-schnitt

kognitive Fä-higkeiten

Zusammen-hang mit Alz-heimer

Ist höhere Einsam-keit ist mit einem hö-heren Risiko für Alz-heimer verbunden? Zusammenhang zwi-schen Einsamkeit und kognitiven Ver-änderungen. Verhältnis von Ein-samkeit und neuro-pathologischen Läsi-onen, welche mit De-menz in Verbindung stehen.

Personen mit hoher Ausprägung Einsamkeit entwickelten mit ei-ner höheren Wahrscheinlichkeit eine AD (Alzheimer Disease), als eine Person mit niedriger Ein-samkeit. Zusammenhang Einsamkeit und AD bleibt auch nach Kontrolle der Variablen: Rasse/Ethnie, Ein-kommen, Behinderung Katz Skala und vaskuläre Risiken be-stehen. Zusammenhang Einsamkeit mit niedrigeren kognitiven Funktio-nen zu Beginn der Messreihe verbunden und mit einem er-höhten Risiko für einen Rück-gang der kognitiven Fähigkeiten (semantisches Gedächtnis, Wahrnehmungsgeschwindigkeit, visuelle-räumliche Fähigkeiten).

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9 ANHANG

111

Allgemeine Informationen Stichprobencharakteristika Methoden/Instrumente Studien-design

Konsequenzen Inhalt/Zusammenfassung

Autoren Titel Jahr Arti-kel-typ

Alter (MW)

Alter (Min)

Alter (Max)

Her-kunft

Fokus Einsam-keits-skala

Spezifika-tion

Iteman-zahl

Skalen-typ

Design mentale Gesundheit

körperliche Gesundheit

Forschungsfrage/Ziel Hauptergebnisse

Hawkley, Thisted, Masi, Caci-oppo

Loneliness predicts in-creased blood pres-sure: Five-year cross-lagged analyses in middle-aged and older adults

2010 Fach-arti-kel

57.4 50 68 USA subjek-tiv

UCLA lone-liness scale-Revised

20 indirekt Längs-

schnitt

Anstieg des systolischen Blutdrucks be-zogen auf ei-nen 4 Jahres Zeitraum

Untersuchung, ob Einsamkeit einen An-stieg des Blutdrucks vorhersagt.

Einsamkeit hat einen längs-schnittlichen Einfluss auf die Steigerung des systolischen Blutdrucks, der aber erst verzö-gern eintritt (nicht direkt im nächsten Jahr, erst zwei Jahre später). Je einsamer eine Person bei der Baseline, desto höher die Steigerung.

Adams, Sanders, Auth

Loneliness and de-pression in independ-ent living retirement communi-ties: risk and resili-ence fac-tors

2004 Fach-arti-kel

81.35 60 98 USA ge-mischt

UCLA lone-liness scale

Luben Social Net-work Scale

Quer-

schnitt Depressio-

nen/Depres-sive Symp-tome

Identifikation von

Belastungs- und Risi-kofaktoren für Ein-samkeit und Depres-sionen für Bewohner von Wohneinrichtun-gen.

Korrelation mit Depression etwa gleich stark für Einsamkeit und soziale Isolation. Bei gleichzeitiger Betrachtung verschiedener Risikofaktoren, kann Einsamkeit Depressionen vorhersagen, soziale Isolation aber nicht.

Peris-sinotto, Cenzer, Co-vinsky

Loneliness in older persons: A predictor of func-tional de-cline and death

2012 Fach-arti-kel

70.9 60 >75 USA subjek-tiv

UCLA lone-liness scale-Revised

3 indirekt Längs-

schnitt

Mortalität funktionelle Einschränkun-gen

Untersuchung der Auswirkung von Ein-samkeit auf die Mor-talität sowie auf wei-tere Beeinträchtigun-gen.

Zusammenhang Einsamkeit mit einem steigenden Mortalitätsri-siko innerhalb von 6 Jahren Einsamkeit ist verbunden mit ei-ner funktionellen Abnahme Rückgang täglicher Aktivitäten bei steigender Einsamkeit Kein signifikanter Zusammen-hang zwischen Einsamkeit und Abnahme der Mobilität nach Anpassung RR.

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EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER

112

Allgemeine Informationen Stichprobencharakteristika Methoden/Instrumente Studien-design

Konsequenzen Inhalt/Zusammenfassung

Autoren Titel Jahr Arti-kel-typ

Alter (MW)

Alter (Min)

Alter (Max)

Her-kunft

Fokus Einsam-keits-skala

Spezifika-tion

Iteman-zahl

Skalen-typ

Design mentale Gesundheit

körperliche Gesundheit

Forschungsfrage/Ziel Hauptergebnisse

Eaker, Pinsky, Castelli

Myocardial infarction and coro-nary death among women: Psychoso-cial predic-tors from a 20-Year follow-up of women in the Framing-ham Study

1992 Fach-arti-kel

N.A. 45 64 USA

Messung nicht be-schrieben, "Einsam-keit Tags-über"

Längs-

schnitt

Untersuchung des

Zusammenhangs ver-schiedener Behavio-raler und psychologi-scher Eigenschaften mit Herzinfarkten bei Frauen.

Einsamkeit am Tag war bei Frauen mit einem höheren Ri-siko für Herzinfarkte verbunden in der 20-jährigen Untersu-chungsperiode.

Shankar, Hamer, McMunn, Steptoe

Social isola-tion and loneliness: Relation-ships with cognitive function during 4 years of follow-up in the Eng-lish Longi-tudinal Study of Aging

2013 Fach-arti-kel

65.6 50 N.A. UK ge-mischt

UCLA lone-liness scale

Messung soziale Isolation

ge-mischt

Längs-schnitt

kognitive Funktionen Abrufleistung verbale Flüs-sigkeit

Können durch soziale

Isolation und Ein-samkeit kognitive Funktionen vorher-gesagt werden?

Zusammenhang zwischen höhe-rer sozialer Isolation und höhe-rer Einsamkeit mit niedrigeren kognitiven Funktionen über eine 4 Jahres Zeitspanne. Steigende Soziale Isolation ist verbunden mit einer schlechte-ren verbalen Flüssigkeit, sowie direktem Abruf und verzöger-tem Gedächtnisabruf. Einsamkeit innerhalb von 4 Jah-ren ist verbunden mit schlechte-ren Abrufleistungen.

Gow, Cor-ley, Starr, Deary

Which so-cial net-work or support factors are associated with cogni-tive abili-ties in old age?

2013 Fach-arti-kel

70 N.A. N.A. UK ge-mischt

direkte Frage nach Einsamkeit sieben Fragen zum sozia-len Kon-takt

1 direkt Längs-schnitt

kognitive Fä-higkeiten

Zusammenhänge

zwischen sozialem Kontakt und Unter-stützungsmaßnah-men und kognitiven Fähigkeiten.

Kognitive Fähigkeiten zeigen ei-nen negativen Zusammenhang mit Einsamkeit Soziale Unterstützung hängt mit besseren kognitiven Fähigkeiten zusammen. Wenn die Prädiktoren gleichzei-tig betrachtet werden: Zusam-menhang von Einsamkeit und

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9 ANHANG

113

Allgemeine Informationen Stichprobencharakteristika Methoden/Instrumente Studien-design

Konsequenzen Inhalt/Zusammenfassung

Autoren Titel Jahr Arti-kel-typ

Alter (MW)

Alter (Min)

Alter (Max)

Her-kunft

Fokus Einsam-keits-skala

Spezifika-tion

Iteman-zahl

Skalen-typ

Design mentale Gesundheit

körperliche Gesundheit

Forschungsfrage/Ziel Hauptergebnisse

kognitive Fähigkeiten. Alleine le-ben und weniger soziale Unter-stützung hängt mit langsamerer Verarbeitungsgeschwindigkeit zusammen (alle hier berichteten Zusammenhänge etwa gleich stark). Nach Kontrolle von Depressio-nen: Einsamkeit & soziale Unter-stützung nicht mehr signifikant, aber alleine Leben.

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EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER

114

Tabelle A 5. Tabellarischer Überblick über Überblicksartikel und Meta-Analysen zu Interventionen gegen Einsamkeit und soziale Isolation im hohen Alter (Kapitel 5)

Allgemeine Informationen Studiencharakteristika Inhalt/Zusammenfassung

Autoren Titel Jahr Artikel-typ

Anzahl Stu-dien

Einschlusskriterien Forschungsfrage/Ziel Hauptergebnisse

Cacioppo, S., Grippo, A. J., Lon-don, S., Goossens, L. & Cacioppo, J. T.

Loneliness: Clinical import and inter-ventions

2015 Litera-turre-view

N.A. N.A. Welche Behandlungsformen für Einsam-keit gibt es und wie effektiv sind diese?

Hauptsächlich vier Interventionstypen: 1) Soziale Unterstützung 2) Mehr Gelegenheit für soziale Interak-tion 3) Soziale Fähigkeiten verbessern 4) Maladaptive soziale Kognition verbes-sern Effektstärken: 1) -1.62, signifikant 2) -0.62, nicht signifikant 3) -0.17, nicht signifikant 4) keine Effektstärke genannt, aber wird großes Potential zugesprochen Pharmakologische Behandlung: Stand noch bei Tierversuchen, eventuell aber gut als Unterstützung

Cattan, M., White, M., Bond, J. & Lear-mouth, A.

Preventing social isolation and loneli-ness among older people: A system-atic review of health promotion inter-ventions

2005 Litera-turre-view

30 quantita-tiv, 12 qualitativ

- Ältere Leute - Intervention soll Isola-tion/Einsamkeit vorbeu-gen/verringern - Intervention soll Kontrolle über oder Gesundheit direkt verbessern - Ordentliche Messung von Ergebniswerten

Identifikation von Eigenschaften, welche Interventionen erfolgreicher machen als andere

Studien mit effektiven Interventionen ha-ben folgende Gemeinsamkeiten: - Gruppenintervention die aufklären oder unterstützende Aktivitäten initiieren - Gruppen homogen, ein bestimmter ge-meinsamer Faktor - Gruppen repräsentativ für ihren gemein-samen Faktor - Teilnehmer hatten Kontrolle - Intervention wurde innerhalb eines schon bestehenden Services angeboten - Verlauf wurde evaluiert Ineffektive Interventionen gemeinsam: - 1-zu-1-Interventionen, die bei den Teil-nehmern zu Hause durchgeführt wurden

Chen, Y.-R. & Schulz, P. J.

The effect of information communi-cation technology interventions on reducing social isolation in the el-derly: A systematic review

2016 Litera-turre-view

25 Projekte mit 30 Stu-dien

- Auf Englisch - Empirische Untersuchung von ICT auf Isolation/Ein-samkeit - Alter > 55 Jahre

15/18 Studien über Einsamkeit berichten verringerte Einsamkeit Schlussfolgerung: viel Potential, aber nicht für jeden

Choi, M., Kong, S. & Jung, D.

Computer and internet interventions for loneliness and depression in older adults: A meta-analysis

2012 Meta-Analyse

6 - Ältere Erwachsene aus "communitites or facilities"

Effektivität von Computer/Internet Inter-ventionen auf Einsamkeit und Depression bei älteren Erwachsenen beurteilen

- mittlere gewichtete Effektstärke: 0.546 für Verringerung Einsamkeit

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9 ANHANG

115

Allgemeine Informationen Studiencharakteristika Inhalt/Zusammenfassung

Autoren Titel Jahr Artikel-typ

Anzahl Stu-dien

Einschlusskriterien Forschungsfrage/Ziel Hauptergebnisse

- Interventionen mit Com-puter/Internetnutzung - Ergebnisse werden gemes-sen Ausgeschlossen: - Krankheiten/Symptome - Kein Experiment/Kontroll-gruppe - Weder Einsamkeit oder Depression gemessen

Courtin, E. & Knapp, M.

Social isolation, loneliness and health in old age: A scoping review

2017 Litera-turre-view

9 (zu Inter-ventionen, insgesamt mehr)

- Population West-Europa & USA - Alter >50 - Fokus auf Einsamkeit/Iso-lation - Outcomes werden gemes-sen

Wie ist die Befundlage zum Zusammen-hang von Isolation, Einsamkeit und Ge-sundheit? Wo liegen Grenzen und Lücken in dieser Befundlage?

Bezügliche Interventionen keine eindeu-tige Schlussfolgerung möglich

Dickens, A., Rich-ards, S., Greaves, C. & Campbell, J.

Interventions targeting social isola-tion in older people: a systematic re-view

2011 Litera-turre-view

32 - Ältere Menschen, die ein-sam als Teilnehmer - RCT oder quasi-experimen-tell - Inaktive Kontrollgruppe - Auf Englisch - Ergebnis der Intervention gemessen

„Randomised controlled trials“ und quasi-experimentell Studien durchgehen um festzustellen, welche Interventionen Ein-samkeit/Isolation funktionieren. Außerdem eventuelle positive Auswirkun-gen auf die Gesundheit identifizieren

Effektive Interventionen hatten meistens folgende Gemeinsamkeiten: - Theoretische Grundlagen - Soziale Aktivität - Gruppenformat - Aktive Teilnahme

Findlay, R.A. Interventions to reduce social isola-tion amongst older people: Where is the evidence?

2003 Litera-turre-view

17 - Auf Englisch - Zwischen 1982 und 2002

Wie sieht die Befundlage zur Effektivität der zahlreichen implementierten Einsam-keitsinterventionen aus? Funktionieren sie überhaupt?

Es mangelt an Studien mit guter Metho-dik, um eine Aussage bezüglich effektiver Interventionen zu treffen Aber einige Hinweise zur Erstellung der Programme abgeleitet: - Interventionsleiter gut auswählen und ausbilden - Beim Planen, Implementieren und Evalu-ieren ältere Menschen miteinbinden - Bereits vorhandene Ressourcen der Community nutzen

Franck, L., Molyneux, N. & Par-kinson, L.

Systematic review of interventions addressing social isolation and de-pression in aged care clients

2016 Litera-turre-view

5 - 2009 bis 2013 - Alter 60+

Welche effektiven Interventionen gegen soziale Isolation und Depression bei älte-ren Menschen in ländlicher Umgebung gibt es?

Von den fünf Studien eine Isolation nicht erfasst, eine keine Veränderung in Ein-samkeit (Intervention: Radioprogramm). Wirksame Interventionen: - Erinnerungstherapie (Chiang, 2010)

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EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER

116

Allgemeine Informationen Studiencharakteristika Inhalt/Zusammenfassung

Autoren Titel Jahr Artikel-typ

Anzahl Stu-dien

Einschlusskriterien Forschungsfrage/Ziel Hauptergebnisse

- Wii spielen (Kahlbaugh ,2011) - Indoor-Garten (Tse, 2010)

Gardiner, C., Geldenhuys, G. & Gott, M.

Interventions to reduce social isola-tion and loneliness among older peo-ple: an integrative review

2018 Litera-turre-view

39 - Interventionen, die direkt oder indirekt Einsam-keit/Isolation verringern - Ältere Erwachsene - Empirische Artikel, die Me-thoden offen darlegen - Auf Englisch - Nach 2003

Überblick zu Forschungsstand aktualisie-ren, dabei vor allem auch nicht-quantita-tive Studien berücksichtigen die eventuell bisher vernachlässigt

Erfolgreiche Interventionen meistens fol-gende Gemeinsamkeiten: - Anpassbar auf konkret vorliegende Situ-ation - Die älteren Menschen werden bei der Planung involviert - Produktive Aktivitäten besser als ziellose

Gilbey, A. & Tani, K. Companion animals and loneliness: A systematic review of quantitative studies

2015 Litera-turre-view

21 - Empirisch/quantitativ - Peer-reviewed - Thema: Tiere als Begleiter & Einsamkeit bei Menschen

Systematische Übersicht über quantitative Studien schaffen, die in irgendeiner Weise den Zusammenhang zwischen Menschen und Tieren als Begleitern und Einsamkeit untersucht haben

Keine der Studien bringt überzeugende Nachweise, dass Tiere Einsamkeit bei Menschen verringern. Viele unterpowert oder schlechtes Design. Aber die Autoren sehen Potenzial, da sie sich nicht vorstellen können, dass die anekdotischen/qualitativen Ergebnisse aus dem Nichts kommen.

Hagan, R., Mankte-low, R., Taylor, B. J. & Mallett, J.

Reducing loneliness amongst older people: A systematic search and nar-rative review.

2014 Litera-turre-view

17 - Ältere Menschen - Quantitativ Einsamkeit ge-messen

Studien finden, die effektive Interventio-nen berichten und auf dieser Basis Emp-fehlungen für zukünftige Interventionen formulieren

4/17 Studien berichten erfolgreiche Inter-ventionen (Achtsamkeit, Wii, leben-der/Roboter-Hund, Videokonferenz) - sehr unterschiedliche Herangehenswei-sen -> es lohnt sich innovativ zu sein - viel Technik -> ältere Menschen sind anscheinend of-fener gegenüber Technik als häufig ange-nommen

Huang, C. Internet use and psychological well-being: A meta-analysis

2010 Meta-Analyse

40 (19 Disserta-tionen, 1 Ab-schlussar-beit)

N.A. Wie stark und in welche Richtung geht der Zusammenhang von Internetnutzung und psychologischem Wohlbefinden? Welche Moderatoren haben Einfluss da-rauf?

Je mehr Internetbenutzung, desto weni-ger Wohlbefinden (r = -.05)

Khosravi, P., Rezvani, A. & Wiewiora, A.

The impact of technology on older adults’ social isolation

2016 Litera-turre-view

34 - Technologische Interven-tionen - Alter 50+ - 2000 bis 2015 - Werten Effektivität empi-risch aus

Mit welchen technologischen Interventio-nen wurde bereits versucht, Einsamkeit bei Älteren zu verringern? Wie effektiv waren die Interventionen?

Acht Kategorien von Technologische In-terventionen: - allgemein Computer/Internet näherbrin-gen - Soziale Netzwerke - Videospiele - Roboter - PRISMS: Software zur Unterstützung von

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9 ANHANG

117

Allgemeine Informationen Studiencharakteristika Inhalt/Zusammenfassung

Autoren Titel Jahr Artikel-typ

Anzahl Stu-dien

Einschlusskriterien Forschungsfrage/Ziel Hauptergebnisse

sozialer Vernetzung, Gedächtnis und Frei-zeitaktivitäten - Chatrooms - Tele-Care-System: Benutzt Inter-net/Technik um Gesundheitsstatus zu checken und Unterstützung zu schicken - Online Kommunikation mit 3D-Avataren Effektivitäts-Scores von 1-3 vergeben , am besten dabei Videospiele, PRISM, Tele-Care und allgemeine Computer/Internet-Aufklärung

Masi, C. M., Chen, H.-Y., Hawkley, L. C. & Cacioppo, J. T.

A meta-analysis of interventions to reduce loneliness

2011 Meta-Analyse

50 - Intervention gezielt auf Einsamkeit ausgerichtet - Quantitative Messung, da-mit Effektstärke errechen-bar - Eigene Datensammlung, um Effektstärken nicht zu verfälschen durch mehrere Studien zum gleichen Da-tensatz

Wie wirksam sind unterschiedliche Arten von Interventionen gegen Einsamkeit?

Effektstärken, aufgeteilt nach Studiende-sign: - single-group pre-post studies: -0.367 - nonrandomized group comparison stu-dies: -0.459 - randomized group comparison studies: -0.198 (negative Zahlen = verringerte Einsam-keit) Letztere wohl am zuverlässigsten. Bei die-sen Interventionstyp für maladaptive sozi-ale Kognitionen größte Effektstärke

Nicholson A review of social isolation: An im-portant but underassessed condition in older adults.

2012 Litera-turre-view

70 N.A. "Public health professionals" über soziale Isolation bei älteren Menschen informie-ren und praktische Tipps zur Erfassung, In-tervention und Prävention geben

Nur bezügliche Interventionen: Regelmäßige Treffen in kleinen Gruppen, in denen vor allem Edukation betrieben wird am effektivsten

Pels, F. & Kleinert, J. Loneliness and physical activity: A systematic review

2016 Litera-turre-view

36 - Peer-reviewed - Auf Englisch - Eigene Daten - Zusammenhang von Ein-samkeit und körperlicher Aktivität

Mithilfe eines systematischen Reviews die Hypothese überprüfen, dass positive Be-ziehungen, die im Zusammenhang mit kör-perlicher Aktivität entstanden sind, zu ei-ner Abnahme von Einsamkeit führen

Körperliche Aktivität hat das Potential, Einsamkeit zu verringern. Allerdings ge-hen höhere Einsamkeitswerte auch wahr-scheinlich mit geringerer Bereitschaft ein-her, sich körperlich zu betätigen.

Shvedko, A., Whit-taker, A. C., Thompson, J. L. & Greig, C. A.

Physical activity interventions for treatment of social isolation, loneli-ness or low social support in older adults: A systematic review and meta-analysis of randomized con-trolled trials

2018 Meta-Analyse

Narrativ: 38 Meta-Ana-lyse: 23

- Alter 60+ - Kognitiv fit - Intervention mit körperli-cher Aktivität - Kontrollgruppe - „Randomised Controlled Trials“

Effekte von körperlicher Aktivität auf die Einsamkeit, soziale Isolation und geringe soziale Unterstützung bei älteren Men-schen untersuchen

Meta-Analyse: Körperliche Aktivität hat positiven Effekt auf soziale Funktionalität allgemein, aber für Einsamkeit und soziale Isolation keinen Effekt gefunden.

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EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER

118

Allgemeine Informationen Studiencharakteristika Inhalt/Zusammenfassung

Autoren Titel Jahr Artikel-typ

Anzahl Stu-dien

Einschlusskriterien Forschungsfrage/Ziel Hauptergebnisse

Ellis, J. A. Community interventions for helping isolated and underserved elders.

1997 Artikel in Fachzeit-schrift

N.A. N.A. N.A. Keine Daten, sondern 8 Empfehlungen zum Ablauf, wenn ein Berater einen iso-lierten älteren Menschen begleitet

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9 ANHANG

119

Tabelle A 6. Tabellarischer Überblick über Einzelstudien zu Interventionen gegen Einsamkeit und soziale Isolation im hohen Alter (Kapitel 5)

Allgemeine Informationen Stichprobencharakteristika Methoden/Instrumente

Intervention

Inhalt/ Zusammenfassung

Autoren Titel Jahr Alter (MW)

Alter (Min)

Alter (Max)

N (je Gruppe) Her-kunft

Fokus Ein-sam-keits-skala

Spezifi-kation

Item-an-zahl

Ska-lentyp

Messzeit-punkte

Kurzbe-schreibung

Dauer (in Mi-nuten)

Häufig-keit (pro

Woche)

Dauer Ge-samtphase

(in Wo-chen)

Setting For-schungs-frage/Ziel

Haupter-gebnisse

Cotten, S. R., Ander-son, W. A. & McCullough, B. M.

Impact of in-ternet use on loneliness and contact with others among older adults: cross-sectional analysis

2013 82,8 N.A. N.A. Interventions-gruppe: 79 Placebogruppe: 72 Kontrollgruppe: 54

USA sub-jektiv

UCLA loneli-ness scale

3 indi-

rekt Baseline 8 Wochen (nach In-terven-tion) 3 Monate 6 Monate 12 Mo-nate

Training zur Benutzung von Compu-tern & Inter-net, v.a. zur Kommuni-kation oder Informati-onssuche ICT (Infor-mation and communica-tions tech-nology) Kontroll-gruppe 1: Aufmerk-samkeitkon-trolle als Placebo Kontroll-gruppe 2: keine Inter-vention

N.A. N.A. 8 N.A. Hängen Nutzungs-häufigkeit des Inter-nets und Einschät-zungen von Einsamkeit, sozialer Iso-lation und Nützlichkeit des Inter-nets zur Kommuni-kation zu-sammen?

- Internet-nutzungs-häufigkeit hängt nega-tiv mit Ein-samkeit zu-sammen (für soziale Isolation nicht signi-fikant) - Positiver Zusammen-hang zwi-schen Nut-zungshäu-figkeit und Einschät-zung, dass Internet sinnvoll für soziale Kon-takte ist

Banks, M. R. & Banks, W. A.

The effects of animal-as-sisted ther-apy on lone-liness in an elderly pop-ulation in long-term care facilities

2002 Mittel-wert N.A.; 31% äl-ter als 85 70,9% älter als 75

N.A. N.A. Interventions-gruppe 1: 15 Interventions-gruppe 2: 15 Kontrollgruppe: 15

USA sub-jektiv

UCLA loneli-ness scale

20 indi-

rekt

Ein Hund

wird zum Teilnehmer aufs Zimmer gebracht (mit Trai-ner). Teil-nehmer kann Hund halten, streicheln, Spazieren-führen (im

N.A. 1/3 Mal (je nach Gruppe)

6 Alleine Inwiefern hat "ani-mal-as-sisted Therapy" einen Effekt auf die Ein-samkeit von älteren Menschen?

AAT redu-zierte Ein-samkeit der Interventi-onsgruppen signifikant im Ver-gleich zur Kontroll-gruppe. 1x/3x in der Woche

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EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER

120

Allgemeine Informationen Stichprobencharakteristika Methoden/Instrumente

Intervention

Inhalt/ Zusammenfassung

Autoren Titel Jahr Alter (MW)

Alter (Min)

Alter (Max)

N (je Gruppe) Her-kunft

Fokus Ein-sam-keits-skala

Spezifi-kation

Item-an-zahl

Ska-lentyp

Messzeit-punkte

Kurzbe-schreibung

Dauer (in Mi-nuten)

Häufig-keit (pro

Woche)

Dauer Ge-samtphase

(in Wo-chen)

Setting For-schungs-frage/Ziel

Haupter-gebnisse

Flur), mit ihm spre-chen und spielen. In-teraktion mit dem Trainer ver-läuft nur nach Skript

macht da-bei keinen Unter-schied. Aber: Werte der Interventi-onsgruppe immer noch hoch (UCLA = 40)

Gustafsson, S., Berg-lund, H., Faronbi, J., Barenfeld, E. & Ham-mar, I. O.

Minor posi-tive effects of health-promoting senior meet-ings for older community-dwelling per-sons on loneliness, social net-work, and social sup-port

2017 81 70 97 Interventions-gruppe: 227 Kontrollgruppe: 189

Schwe-den

sub-jektiv und objek-tiv

Direkte Frage: "Do you feel lo-nely?", 4-stufige Antwort

direkt

Informatio-

nen, disku-tieren, ge-genseitig unterstüt-zen mit dem Ziel selbst-bestimmt seine Prob-leme zu lö-sen

120

1 4 Gruppe Welcher Ef-fekt ist ein Jahr nach einer ge-sundheits-fördernden Interven-tion bezüg-lich Einsam-keit, sozia-les Netz-werk und soziale Un-terstützung bei älteren Menschen zu bemer-ken?

- kaum Ef-fekte Ausnah-men: - Zu MZP 2 haben mehr in In-terventi-onsgruppe jemanden, den sie um Rat fragen können - Trend, dass Inter-ventions-gruppe zu MZP 2 we-niger Kon-takt zu Ver-wand-ten/Kindern

Kahlbaugh, P. E., Spe-randio, A. J., Carlson, A. L. & Hau-selt, J.

Effects of playing wii on well- being in the elderly: Physical ac-

2011 82 N.A. N.A. Interventions-gruppe 1: 16 Interventions-gruppe 2: 12 Kontrollgruppe: 7

USA sub-jektiv

UCLA loneli-ness scale

20 indi-

rekt 2 (pre/post)

Hilfskräfte besuchen Teilnehmer und spielen Wii/schauen fern mit ihnen. Da-bei sollen

60 1 10 1 zu 1 Inwiefern tragen elektroni-sche Frei-zeitbe-schäftigun-gen, wie die Wii, zum

Nach der Interven-tion war der Einsam-keitswert der Wii-Spieler ge-sunken, der

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9 ANHANG

121

Allgemeine Informationen Stichprobencharakteristika Methoden/Instrumente

Intervention

Inhalt/ Zusammenfassung

Autoren Titel Jahr Alter (MW)

Alter (Min)

Alter (Max)

N (je Gruppe) Her-kunft

Fokus Ein-sam-keits-skala

Spezifi-kation

Item-an-zahl

Ska-lentyp

Messzeit-punkte

Kurzbe-schreibung

Dauer (in Mi-nuten)

Häufig-keit (pro

Woche)

Dauer Ge-samtphase

(in Wo-chen)

Setting For-schungs-frage/Ziel

Haupter-gebnisse

tivity, loneli-ness, and mood

sie auf Wunsch mit den Teilneh-mern inter-agieren ("socially respon-sive"). Die 7 Kon-troll-Teil-nehmer schauen fern ohne Besucher.

emotiona-len Wohl-befinden äl-terer Men-schen bei?

Wert der TV-Schauer gestiegen (signifikan-ter Unter-schied). Eventuell liegt der Unter-schied da-rin, dass Wii spielen aktiver ist und es dadurch mehr Inter-aktion mit dem Besu-cher gab.

Linnemann, M.A. Leene, G.J.

Loneliness among the frail elderly and possibili-ties for inter-vention by primary care caregivers. Report of an inventory study in 2 Amsterdam neigh-borhoods

1990 N.A. 80 N.A.

100 Nieder-lande

Routasalo, P. E., Tilvis, R. S., Kau-tiainen, H. & Pitkala, K. H.

Effects of psychosocial group reha-bilitation on social func-tioning, lone-liness and well-being of lonely, older

2008 80 Inter-venti-ons-gruppe: 75 Kon-troll-gruppe: 75

Inter-venti-ons-gruppe: 92 Kon-troll-gruppe: 90

Interventions-gruppe: 117 Kontrollgruppe: 118

Finnland sub-jektiv und objek-tiv

UCLA loneli-ness scale Lub-ben's Social

einzelne Frage: ‘Do you suffer from loneli-ness?’

direkt (Frage) und indi-rekt (UCLA)

Je nach In-

teresse Gruppen-treffen: - künstleri-sche & in-spirierende Aktivitäten - Aktivität &

N.A., mind. 3-4h Stun-den da Früh-stück und

N.A. 12 Gruppe Die Effekte einer psy-chosozialen Gruppenin-tervention bei älteren Menschen auf Gefühle

Interventi-onsgruppe: '- neue Freunde + sozial akti-ver - Psycholo-gisches

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EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER

122

Allgemeine Informationen Stichprobencharakteristika Methoden/Instrumente

Intervention

Inhalt/ Zusammenfassung

Autoren Titel Jahr Alter (MW)

Alter (Min)

Alter (Max)

N (je Gruppe) Her-kunft

Fokus Ein-sam-keits-skala

Spezifi-kation

Item-an-zahl

Ska-lentyp

Messzeit-punkte

Kurzbe-schreibung

Dauer (in Mi-nuten)

Häufig-keit (pro

Woche)

Dauer Ge-samtphase

(in Wo-chen)

Setting For-schungs-frage/Ziel

Haupter-gebnisse

people: Ran-domized controlled trial

Net-work Scale (LSNS)

Diskussion - Therapeu-tisches Schreiben & Gruppen-therapie *7-8 Teil-nehmer pro Gruppe *professio-nelle Leiter *wöchentli-che Treffen *Ziel: Ein-samkeitsge-fühle teilen, Unterstüt-zung von peers be-kommen & Gefühl von Solidarität entwickeln

Mit-tages-sen dabei

von Ein-samkeit, so-zialer Akti-vität und psychologi-sches Wohlbefin-den unter-suchen

Wohlbefin-den erhöht Interven-tion vs. Kontrolle: - UCLA & LSNS keine Unter-schiede nach 3+6 Monaten

Shapira, N., Barak, A. & Gal, I.

Promoting older adults’ well-being through In-ternet train-ing and use.

2007 80,25 70 93 ursprünglich: Interventions-gruppe: 22 Kontrollgruppe: 26 für Analysen: Interventions-gruppe: 16 Kontrollgruppe: 23

Israel sub-jektiv

U-CLASLS

20 indi-

rekt 2 (pre, 2-4 Wochen post)

Beibringen, wie man ei-nen Compu-ter für ver-schiedene Internet-Ak-tivitäten (Mail, brow-sen, Foren) benutzt. Anleiter sind sehr er-fahren, au-ßerdem von Freiwilligen unterstützt.

60 1-2 15 Gruppe Psychologi-sche Ef-fekte eines auf ältere Menschen zugeschnit-tenen Com-puter-Kur-ses testen

Einsamkeit sinkt in In-terventi-onsgruppe signifikant, Anstieg in Kontroll-gruppe

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9 ANHANG

123

Allgemeine Informationen Stichprobencharakteristika Methoden/Instrumente

Intervention

Inhalt/ Zusammenfassung

Autoren Titel Jahr Alter (MW)

Alter (Min)

Alter (Max)

N (je Gruppe) Her-kunft

Fokus Ein-sam-keits-skala

Spezifi-kation

Item-an-zahl

Ska-lentyp

Messzeit-punkte

Kurzbe-schreibung

Dauer (in Mi-nuten)

Häufig-keit (pro

Woche)

Dauer Ge-samtphase

(in Wo-chen)

Setting For-schungs-frage/Ziel

Haupter-gebnisse

Kontroll-gruppe: Ma-len, Nähen, Töpfern, ähnlich lang und in Be-treuung wie im Compu-ter-Kurs

Vrbanac, Z., Zečević, I., Ljubić, M., Belić, M., Stanin, D., Brkljača Bottegaro, N., Jurki, G., Skrlin, B., Bedrica, L. & Žubčić, D.

Animal as-sisted ther-apy and per-ception of loneliness in geriatric-nursing home resi-dents

2013 80,5 N.A. N.A. 21 Kroatien sub-jektiv

UCLA short ver-sion

7 indi-

rekt 2 (pre, 6 Monate post)

Treffen der vier Hunde im Garten des Alten-heims; Strei-cheln, spie-len, spre-chen und spazieren gehen er-laubt.

90 3 24 Gruppe Verringert animal-as-sisted therapy in Form von mit einem Hund Zeit verbringen die wahrge-nommen Einsamkeit von älteren Menschen im Alten-heim?

Einsamkeit nach Inter-vention sig-nifikant ver-ringert (p=0.003). Ob die Teil-nehmer schon mal vorher ein Tier hatten macht keine Un-terschied. Deskriptiv: Über ihre gemein-same Erfah-rungen hat sich die In-terventi-onsgruppe untereinan-der ange-freundet und be-stand auch nach Ende

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EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER

124

Allgemeine Informationen Stichprobencharakteristika Methoden/Instrumente

Intervention

Inhalt/ Zusammenfassung

Autoren Titel Jahr Alter (MW)

Alter (Min)

Alter (Max)

N (je Gruppe) Her-kunft

Fokus Ein-sam-keits-skala

Spezifi-kation

Item-an-zahl

Ska-lentyp

Messzeit-punkte

Kurzbe-schreibung

Dauer (in Mi-nuten)

Häufig-keit (pro

Woche)

Dauer Ge-samtphase

(in Wo-chen)

Setting For-schungs-frage/Ziel

Haupter-gebnisse

der Inter-vention weiterhin

White, H., McConnell, E., Clipp, E., Bynum, L., Teague, C., Navas, L., Craven, S. & Halbrecht, H.

Surfing the net in later life: A review of the litera-ture and pi-lot study of computer use and quality of life

1999 Inter-venti-ons-gruppe: 77 Kon-troll-gruppe: 80

N.A. N.A. Interventions-gruppe: 15 Kontrollgruppe: 8

USA sub-jektiv

UCLA loneli-ness scale

20 indi-

rekt EG: 3 (pre, 2 Wochen post, 5 Monate post) KG: 2 (pre, 5 Monate post)

Erst 9h An-leitung (Ein-loggen, Maus bedie-nen, Datei-erstellung, E-Mail, In-ternet) Danach: Computer standen in einem Raum, zu dem Teil-nehmer den ganzen Tag Zugang hat-ten. Studen-ten/Schüler kamen 3-4h/Woche zur Unter-stützung (später 1h/Woche). Während der Monate 2 Newslet-ter mit Er-mutigung, sich mit PC zu beschäf-tigen. Ein Diskussi-onsmeeting um sich

selbst-be-stimmt

selbst-be-stimmt

20 Ande-res

Machbar-keit und Auswirkung auf das Wohlbefin-den eines Zugangs und Kurses zu Compu-tern bei äl-teren Men-schen im Altenheim (oder ähnli-chen Ein-richtungen)

2 Wochen nach Be-ginn EG sig-nifikant we-niger ein-sam, aber nach 5 Mo-naten nur noch Trend. Keine Un-terschiede beim Social Support In-dex. Aber: Teil-nehmer wa-ren eh schon nicht besonders einsam Für zukünf-tige Inter-ventionen gelernt: - individuell geschrie-bene Hand-bücher - mehr 1zu1 Betreuung

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9 ANHANG

125

Allgemeine Informationen Stichprobencharakteristika Methoden/Instrumente

Intervention

Inhalt/ Zusammenfassung

Autoren Titel Jahr Alter (MW)

Alter (Min)

Alter (Max)

N (je Gruppe) Her-kunft

Fokus Ein-sam-keits-skala

Spezifi-kation

Item-an-zahl

Ska-lentyp

Messzeit-punkte

Kurzbe-schreibung

Dauer (in Mi-nuten)

Häufig-keit (pro

Woche)

Dauer Ge-samtphase

(in Wo-chen)

Setting For-schungs-frage/Ziel

Haupter-gebnisse

über Prob-leme auszu-tauschen. Kontroll-gruppe: Nicht mit Computern beschäftigt.

Winning-ham, R. G. & Pike, N. L.

A cognitive intervention to enhance institutional-ized older adults' social support net-works and decrease loneliness

2007 82,11 61 98 Interventions-gruppe: 29 Kontrollgruppe: 29

USA sub-jektiv

UCLA

indi-rekt

SS-A (So-cial Sup-port Ap-praisals Scale) SS-B (So-cial sup-ports be-haviors)

- Informati-onen über Funktions-weise von Gehirn & Gedächtnis - Gedächt-nis, Sinne und kogni-tive Aktivi-tät stimulie-ren - neue Erin-nerungen schaffen - Aktivitäten ausüben, die viel Auf-merksam-keit erfor-dern - Aktivitäten beinhalten dabei sozi-ale Interak-tionen -> soziale Netzwerke ausbauen

N.A. 3 12 Gruppe Führt eine gruppenba-sierte Inter-vention zu besseren Netzwer-ken sozialer Unterstüt-zung und weniger Einsamkeit?

Keine Ver-änderung bei Inter-ventions-gruppe be-züglich U-CLA, SS-A und SS-B, aber Kon-trollgruppe hat sich verschlech-tert

Winstead, V., Yost, E. A., Cotten,

The impact of activity in-terventions on the well-

2014 83,24 N.A. N.A. Interventions-gruppe: 104 Kontrollgruppe: 37

USA sub-jektiv

UCLA

3 (kurz)

indi-rekt

"activity in-

tervention" genannt,

90

2 8 Gruppe Besteht ein Zusammen-hang zwi-

- Für EG er-höht sich Lebenszu-friedenheit

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EINSAMKEIT UND SOZIALE ISOLATION IM HOHEN ALTER

126

Allgemeine Informationen Stichprobencharakteristika Methoden/Instrumente

Intervention

Inhalt/ Zusammenfassung

Autoren Titel Jahr Alter (MW)

Alter (Min)

Alter (Max)

N (je Gruppe) Her-kunft

Fokus Ein-sam-keits-skala

Spezifi-kation

Item-an-zahl

Ska-lentyp

Messzeit-punkte

Kurzbe-schreibung

Dauer (in Mi-nuten)

Häufig-keit (pro

Woche)

Dauer Ge-samtphase

(in Wo-chen)

Setting For-schungs-frage/Ziel

Haupter-gebnisse

S. R. & An-derson, W. A.

being of older adults in continuing care commu-nities

unter-schiedliche Aktivitäten pro Gruppe aber nicht genauer be-schrieben

schen ver-besserter Lebensqua-lität und Teilnahme an einem 8-wöchigen Interventi-onspro-gramm?

und verrin-gert sich Einsamkeit & Isolation im Ver-gleich zu KG und MZP 1 - keine An-gabe ob Unter-schiede sig-nifikant

Hemingway, A. & Jack, E.

Reducing so-cial isolation and promot-ing well be-ing in older people

2013 81 N.A. N.A. 100 England N.A. N.A.

N.A. N.A.

N.A. N.A. N.A. N.A. N.A. Warum kommen Leute in "Clubs"? Welche Hürden ha-ben sie be-merkt? Welche Auswirkung hat das Be-suchen von Clubs auf das Wohl-befinden? Was könnte man in dem Zusammen-hang gegen soziale Iso-lation von älteren Menschen tun?

Keine quan-titativen Er-gebnisse Empfehlun-gen für die zukünftige Entwicklung von "Clubs": - Flexibilität und Inklusi-vität wich-tig - Wert-schätzung gut, aber richtige Freund-schaften noch besser

Travers, C. & Bartlett, H. P.

Silver Mem-ories: Imple-mentation and evalua-tion of a unique radio

2011 79,9 60 N.A. ursprünglich: 154 für Analysen: 113

Austra-lien

sub-jektiv

N.A.

N.A. direkt

Einen Radio-sender in Brisbane, der Musik und andere Segmente

60 7 (jeden Tag)

12 N.A. Die Auswir-kung des Radiosen-ders auf Stimmung,

Radiopro-gramm hö-ren hat Ein-samkeits-wert im Vergleich

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9 ANHANG

127

Allgemeine Informationen Stichprobencharakteristika Methoden/Instrumente

Intervention

Inhalt/ Zusammenfassung

Autoren Titel Jahr Alter (MW)

Alter (Min)

Alter (Max)

N (je Gruppe) Her-kunft

Fokus Ein-sam-keits-skala

Spezifi-kation

Item-an-zahl

Ska-lentyp

Messzeit-punkte

Kurzbe-schreibung

Dauer (in Mi-nuten)

Häufig-keit (pro

Woche)

Dauer Ge-samtphase

(in Wo-chen)

Setting For-schungs-frage/Ziel

Haupter-gebnisse

program for older people

aus der Zeit der 1920er-50er ab-spielt (=Zeit-raum, in dem die Se-nioren jung waren) hö-ren. Außer-dem hat der Radiosender einen "freundli-chen" und "interakti-ven" Stil (Geburts-tagsgrüße rausschi-cken und Ähnliches).

Lebensqua-lität und Einsamkeit untersu-chen

zu vorher nicht verän-dert (p=0.2)

Tesch-Rö-mer, C.

Psychologi-cal effects of hearing aid use in older adults

1997 71,2 51 87 Interventions-gruppe: 70 Kontrollgruppe 1: 42 Kontrollgruppe 2: 28

Deutsch-land

sub-jektiv

UCLA Deut-sche Version

indi-rekt

2 (pre, 6 Monate post)

Senioren mit Hör-schädigung wurden mit Hörgeräten ausgestattet

einma-lig

einma-lig

einmalig

Gibt es Be-lege dafür, dass Hörge-räte einen positiven Effekt auf das Wohl-befinden von älteren Menschen haben?

Einsamkeit der neu mit Hörgerät Ausgestat-teten signi-fikant ver-ringert

Hinweis. MW = Mittelwert, Min = Minimum, Max = Maximum.