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Ein Curriculum zur Leseförderung von Kindern und Jugendlichen (nicht nur) aus den sog. „Risikogruppen“ Prof. Dr. Christine Garbe ProLesen-Transfer: „Lesen in allen Fächern“ Berlin, den 11. April 2011 Universität zu Köln

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Ein Curriculum zur Leseförderung vonKindern und Jugendlichen (nicht nur) aus

den sog. „Risikogruppen“

Prof. Dr. Christine GarbeProLesen-Transfer: „Lesen in allen

Fächern“Berlin, den 11. April 2011

Universität

zu Köln

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Gliederung

Teil I: Grundlagen eines systematischen Lesecurriculums

1. Ein didaktisches Modell der Lesekompetenz und eine Systematikschulischer Maßnahmen zur Leseförderung (Rosebrock & Nix)

2. Die Entwicklungs-/Erwerbsperspektive: Ein Modell gelingenderLesesozialisation (Graf; Garbe & Holle)

Teil II: Umrisse eines Curriculums zur systematischenLeseförderung

Leitfrage: Welches sind die wichtigsten Ziele und Maßnahmen zurLeseförderung in den verschiedenen Entwicklungsphasen?

3. Vorschulische Entwicklung (0 – 6 Jahre)

4. Grundschule bis Vorpubertät (7-12 Jahre)

5. Pubertät und Adoleszenz (13-18 Jahre)

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1. Ein didaktisches Modell derLesekompetenz (Rosebrock & Nix 2008)

Rosebrock & Nix 2008, S. 16

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1. Literaturhinweis

Das wichtigste Buch zu denMethoden einersystematischenLeseförderung in der Schule:

Rosebrock, Cornelia; Nix,Daniel (2008): Grundlagender Lesedidaktik und dersystematischenschulischenLeseförderung,Baltmannsweiler:Schneider Hohengehren

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1. Eine Systematik der Dimensionenschulischer Leseförderung

Dekodier-übungen

aufWortebene

Lautlese-verfahren

Viellese-verfahren

Lese-strategientrainieren

Sachtext-lektüreunter-stützen

Lese-animation

LiterarischesLesen

unterstützen

Automati-sierung

derWort-

erkennung(hierarchie-

niedrigerBereich)

Verbesserungvon

Lese-flüssigkeit

Steigerungder

Lese-leistungenund der Lese-

motivation

Verbesserungdes

Lese-verstehens

domänen-spezifisches

Sprach-,Text- und

Weltwissen

Motivations-steigerung

undSelbst-

steuerung

Textsorten-kenntnis,Vertiefung

des Textver-stehens,

Intensivierungder subj.

Beteiligung

Aufbau desSichtwort-schatzes

Sichtwort-schatzund

Sequenzierenvon Sätzen

Selbststeue-rung aufProzess-ebene,

Selbstbild alsLeserIn

metakogni-tive

Steuerung,Überprüfenvon Lese-prozessen

„Top-down“-Leistungen

beimTextver-stehen

indirekte(prozess-

ferne)Förderung;

Selbstbild alsLeserIn

Top-down-Leistungen,literarisch-kulturelle

Praxis

Alphabeti-sierung

Deutsch-unterricht

plusFach-

unterricht

Deutsch-unterricht

plusSchulkultur

Deutsch-unterricht

plusFach-

unterricht

Fach-unterricht

plusDeutsch-

unterricht

Schulkulturplus

Deutsch-unterricht

Literatur-unterricht

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Rosebrock & Nix (2008): Grundlagen der Lesedidaktik und der systematischenLeseförderung

Rosebrock, Cornelia; Nix, Daniel (2008): Grundlagen der Lesedidaktik und der systematischen Leseförderung. 2., korrigierte Auflage Baltmannsweiler: Schneider

Verlag Hohengehren.

• Wort- u. Satz- identifikation

• lokaleKohärenz

• globale Kohärenz

• Superstrukturen erkennen

• Darstellungsstrategien identifizieren

Subjektebene

Selbstkonzept als(Nicht-)LeserIn

• Wissen• Beteiligung• Motivation• Reflexion

Soziale Ebene

Anschluss-kommunikation

• Familie• Schule• Peers• Kulturelles Leben

Prozessebene

Lautleseverfahren

Sachtextlektüre unterstützen

literarischesLesen unterstützen

Leseanimation

Vielleseverfahren

LesestrategienFür: SchülerInnen mit Problemen auf der

hierarchieniedrigeren Prozessebene und mit

mangelhafter Leseflüssigkeit

Formen:

a) wiederholtes Lautlesen b) begleitendes Lautlesen

Für: angemessen Lesekompetente, aber nicht

motivierte SchülerInnen

Formen: Ansatz an 3 Ebenen

a) Deutschunterricht (Leseecke, Vorlesen,

etc.)

b) Schulöffentlichkeit (Lesecafes, Projekttage

etc.)

c) öffentliche Institutionen (Bibliotheken,

Lesungen)

Für: schwache und buchferne LeserInnen

Formen: z.B.. Leseolympiade, Stille Lesezeiten

etc.

Für: alle SchülerInnen, Verstehen von

Sachtexten, Lernen an Texten

Formen:

a) Aufbau von Vorwissen

b) Aufbau von Textsortenwissen

Für: SchülerInnen mit

Verstehensproblemen

Formen:

a) Wiederholungs-, Ordnungs- und

Elaborationsstrategien

b) Metakognitive Strategien

Für: alle SchülerInnen

Formen:

a) Handlungs- und

produktionsorientierter

Literaturunterricht

b) traditionell-offene

Unterrichtsgespräche

(vgl. Ohlsen 2008), z.B. das

Literarische

Unterrichtsgespräch nach Härle (2004)

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2. Ein Modell gelingender Lesesozialisationaus der Lesebiografieforschung

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2. Ein Erwerbsmodell der Lese-kompetenz (Garbe & Holle 2006)

Adoleszenz Erwachsenen -

alter

Familie /

Kindergarten

Grundschule Weiterführende

Schulen

Beruf / Studium

Vorschulalter /

frühe Kindheit Kindheit

Plateau der Emergenz / Interpersonalität

Plateau der Heuristik / Autonomisierung

Plateau der Konsolidierung /

Ausdifferenzierung emergierende

Literalität / interpersonale

Literarität

„Wir“

heuristische

Literalität /

autonome

Literarität

„Ich“

funktionale Literalität / diskursive Literarität

„die anderen“

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 Jahre

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Plateau 1 (0-6/7 Jahre): „WIR lesen zusammen u. ICHspiele mit“ (erwachende Literalität = „Emergenz“ /dialogische Literarität = „Interpersonalität“)

Entwicklungsaufgaben in der frühkindlichen Lesesozialisa-tion: Übergang Mündlichkeit – (konzeptionelle) Schriftlich-keit‚ „prä- und para-literarische Kommunikation“, unter-stütztes Lesen (Familie, Kindergarten, Schule bis 2. Schuljahr)

Erwachende Literalität: Situations_unabhängiges mündliches Erzählen,Entdecken des alphabetischen Prinzips Dialogische Literarität: (Schrift-) Sprache als Medium zum Spielen,Phantasieren, Symbolisieren von Emotionen

Die Kinder können selbst noch nicht lesen, machen aber in Vorlese- undErzählsituationen relevante Erfahrungen mit schriftlichen Texten underlernen das Lesen im schulischen Erstunterricht. Lese-Erfahrungen zusammeln ist auf diesem Plateau nur mit ‚kompetenten Anderen‘ und alsSpiel möglich: „WIR lesen zusammen und ICH spiele mit.“

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Plateau 2 (7 – 12 Jahre): ICH kann nun alleine alles lesen,was mich interessiert (heuristische Literalität / autonomeLiterarität)

Entwicklungsaufgaben in der Grundschule und frühen Sek I:Übergang Dekodieren - Leseflüssigkeit‚ lustvolle und exten-sive Kinderlektüre, selbstbestimmtes Lesen

(Familie, peer group, Schule 1. bis ca. 6. Schuljahr)

Heuristische Literalität: Erlernen schriftsprachlicher Konventionen,selbstständiges Lesen von Texten; Automatisierung der elementarenLesevorgänge (Lesegeschwindigkeit und –genauigkeit), ÜbergängeLesenlernen - Lernen mit Hilfe des Lesens (learning to read – readingto learn)

Autonome Literarität: Erlebnisqualität des ‚eintauchenden‘ lustvol-len Lesens zur Phantasiebefriedigung, Ausbildung eigener Lesevorlie-ben und Genrepräferenzen, Fähigkeit zur „Vorstellungsbildung“ mitTexten: Projektion, Empathie. Auf diesem Plateau werden zugleichwichtige lebensgeschichtliche Motivationen zum lustvollen privatenLesen ausgebildet, die den Kern eines stabilen Lese-Selbstkonzeptesdarstellen.

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Plateau 3 (13 – 18 Jahre): ICH erlese mich und meine Weltim Spiegel der ANDEREN(funktionale Literalität / diskursive Literarität)

Entwicklungsaufgaben im 7.-13. Schuljahr / in derBerufsschule / -ausbildung: Übergang vom flüssigen zumadaptiven und strategischen Lesen; Lesen zur Identitäts-bildung und Weltaneignung; Reflexion und Anschlusskom-munikation (Schule, Berufsausbildung, peer groups u. literar. Kultur)

Funktionale Literalität: Aneignung und Konsolidierung vonkognitiven und metakognitiven Lesestrategien im Rahmenprivater Interessen sowie fachunterrichtlicher (und beruf-licher) Anforderungen – Lesen in allen Unterrichtsfächern

Diskursive Literarität: Texte als Medium zur Identi-tätsbildung und Weltorientierung; Wertschätzung derTeilnahme an der literarischen Kultur und Geselligkeit

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Welche Rolle spielt das Geschlecht (Gender)für eine erfolgreiche Leseförderung?

Die zentralen Ziele einer nachhaltigen Leseförderungsind prinzipiell Gender-übergreifend: Verbesserung derLesekompetenz durch Leseflüssigkeit und strategischesLesetraining, Entwicklung von Engagement (Motivation)für das Lesen und Aufbau eines stabilen Lese-Selbst-konzeptes. Die Mittel und Wege dahin sind jedochteilweise Gender-spezifisch: hinsichtlich der Lesestoffewie auch der „authentischen Leseanlässe“, die die Schulebereitstellen muss.

Das Ziel aller Fördermaßnahmen ist, dass jeder Junge einengagierter Leser / jedes Mädchen eine engagierteLeserin wird und ein stabiles Selbstkonzept als LeserInentwickeln kann.

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II Ziele und Maßnahmen einer systematischenund entwicklungsorientierten Leseförderung

Teil II: Umrisse eines Curriculums zur systematischenLeseförderung

Leitfrage: Welches sind die wichtigsten Ziele undMaßnahmen zur Leseförderung in den verschiedenenEntwicklungsphasen?

3. Vorschulische Entwicklung (0 – 6 Jahre)

4. Grundschule bis Vorpubertät (7-12 Jahre)

5. Pubertät und Adoleszenz (13-18 Jahre)

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Maßnahmen zur Leseförderung aufPlateau 1 / vorschulische Entwicklung

Merke: Die elementare Aufgabe der Familie in derfrühen Lesesozialisation besteht darin, neben derVermittlung mündlicher Sprachkompetenzen denKindern einen (emotionalen, motivationalen undkognitiven) Zugang zur konzeptionellen Schriftlich-keit im Medium der Mündlichkeit zu eröffnen. Diesgeschieht durch Sprachspiele, Kinderlieder, Erzählenund Vorlesen bzw. gemeinsames Bilderbuch-Lesen. DieKinderliteratur insgesamt kann als ein „Übergangs-medium“ begriffen werden, dem eine Brückenfunktionzwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit zukommt.

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II Maßnahmen einer (auch Gender-sensiblen) Leseförderung auf Plateau 1

• Kindern beider Geschlechter Zugänge zu (sprach-)symbolischen Welten eröffnen

• „Situations-abstraktes“ Sprechen praktizieren:Geschichten erzählen

• (Prä-)literarische Kommunikation: Kniereiterverse,Kindergedichte und –lieder, Sprachspiele und Rätsel

• „gemeinsames“ Bilderbuch-Lesen• Geschichten vorlesen und darüber sprechen

! Beteiligung von Vätern und männl. Erziehern! Geschichten und Lesestoffe auswählen, die auch Jungen mögen

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II Maßnahmen zur Leseförderung auf Plateau2/ Grundschule und frühe Sek I

MERKE: In der Erwerbsperspektive (Entwicklungs-perspektive) ist unter den gegenwärtigen sozio-kulturellen und medialen Bedingungen der Zeit-raum der mittleren Kindheit und Vorpubertät(Klasse 3 – 6, Alter: 8 – 12/13 Jahre) entscheidend:Nach dem Erwerb der Schriftsprache (Klasse 1-2)und vor der traditionellen (Buch-)“Lesekrise“ derPubertät kommt es darauf an, das Lesen (in unter-schiedlichen Medien und Modalitäten) als einestabile kulturelle Praxis zu verankern!

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II Das Problem: Viele Jungen (und manche Mädchen)entwickeln in der Kindheit keine (Freizeit-)Lesepraxismehr

Die Schule muss darum – im Verbund mit den Familienund unter Nutzung des (wachsenden) peer-Einflusses –daran arbeiten, dass in diesem kritischen „Entwicklungs-fenster“ reichhaltige und für beide Geschlechter attrak-tive literale Erfahrungen gemacht werden können! Diewachsende Medienkonkurrenz durch auditive, audio-visuelle und digitale Medien führt dazu, dass die in dieserEntwicklungsphase grundlegenden Automatisierungs-prozesse beim Lesen heutzutage nicht mehr naturwüchsigausgebildet werden!

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II Maßnahmen einer systematischenLeseförderung auf Plateau 2

Zwei Zielsetzungen und Methoden:1. In den Klassenstufen 3 bis 6 muss „Leseflüssigkeit“

erworben werden, das heißt die elementarenLesevorgänge müssen so weit automatisiert werden,dass müheloses Lesen auch umfangreicher Textemöglich wird.

! Training durch Lautleseverfahren2. In den Klassenstufen 3 bis 6 sollte das autonome und

lustvolle (private) Lesen zur Phantasiebefriedigungentdeckt werden können.

! Training durch Vielleseverfahren ! Lesestoffe auswählen, die auch Jungen mögen

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II Leseflüssigkeit trainieren durchLautleseverfahren

Nach Rosebrock & Nix 2008 (S. 39) umfasstLeseflüssigkeit vier Dimensionen:

1. die exakte Dekodierfähigkeit von Wörtern;2. die Automatisierung der Dekodierprozesse;3. eine angemessen schnelle Lesegeschwindigkeit;4. die Fähigkeit zur sinngemäßen Betonung des

gelesenen Satzes, also zu einem ausdrucks-starken Vorlesen.

„Reading fluency“ gilt in der angelsächsischenLeseforschung als „bridge between decoding andcomprehension“ – Dieses Element fehlte bislang inder deutschen Lesedidaktik!

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II Leseflüssigkeit trainieren durchLautleseverfahren

Zwei Grundformen von Lautleseverfahren:

Wiederholtes Lautlesen („Repeated Reading“)Beispiel: A. Bertschi-Kaufmann u.a.: Lesen – DasTraining (2006). Trainingsteil „Lesegeläufigkeit“- Kreative Variante: Das Lesetheater (D. Nix 2006)

2. Begleitendes Lautlesen („Paired Reading“)Beschreibung: Rosebrock & Nix 2008, S. 42Beispiel: Lautlese-Tandems, ebd., S. 43 f.

ACHTUNG: „Lautleseverfahren“ haben NICHTS mitdem lesedidaktisch äußerst problematischen Reihum-Vorlesen in der Klasse zu tun!

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II Stabile Lesegewohnheiten und Lese-Selbstkonzept unterstützen

In dieser Phase der Leseentwicklung kommt es auch darauf an, dasLesen als eine stabile und habituelle (gewohnheitsmäßige) medialePraxis zu verankern. Dabei geht Quantität vor Qualität und es gilthinsichtlich der Auswahl der Lesestoffe der Satz: „Erlaubt ist was(den Kindern, nicht den LehrerInnen) gefällt!“ Zentral für denErfolg entsprechender Fördermaßnahmen ist darum ein breitesAngebot unterschiedlicher Lesestoffe.

ACHTUNG:

• Kinder sind LeseanfängerInnen und mögen darum einfache(„triviale“) Stoffe, oft in serieller Machart, die Erwachsenen zuwenig anspruchsvoll erscheinen.

• Diese Entwicklungsphase ist unter Gender-Gesichtspunktenbesonders sensibel, da Kinder in diesem Alter häufig extremgeschlechterstereotyp agieren (Die peer-group als Geschlechter-Polizei)!

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II Geschlechterspezifische Präferenzen beiGeschichten

1 Mädchen bevorzugen:

• Beziehungs-, Tier- undLiebesgeschichten

• Geschichten, in denenmenschliche Schicksaleim Vordergrund stehen!

• im weitesten Sinne alsopsychologischeGeschichten oder„human-interest-stories“

1 Jungen bevorzugen:

• Spannung undAktionsreichtum

• Abenteuer und Kampf,Herausforderung undBewährung

• Reise- und Helden-geschichten

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II Geschlechterspezifische Präferenzenbei Geschichten

2 Mädchen bevorzugenThemen mit Bezug

• zu ihrem eigenen Leben

• zu ihrer Gegenwart bzw.

• zu ihrem gesellschaft-lichen Umfeld:

"

>> eher realistische oderproblemorientierteGeschichten

2 Jungen bevorzugenThemen mit Bezug

• zu anderen und fremdenWelten:"

• exotische Länder, ferneZeiten, unwahrschein-liche Szenarien

>> historische und Helden-geschichten, Fantasy,Science Fiction

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II Geschlechterspezifische Präferenzen undLektüreweisen

3 Mädchen bevorzugenGeschichten mit inne-rer Handlung (Bezie-hungen, Psychologie).

4 Mädchen lesen eherempathisch undemotional involviert.

3 Jungen bevorzugenGeschichten mit äußererHandlung (Kampf gegenäußere Hindernisse oderFeinde, Meisterung vonHerausforderungen).

Jungen lesen ehersachbezogen und dis-tanziert oder tauchen infremde, phantastische undexotische Welten ab.

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II Geschlechterspezifische Präferenzenund Lektüreweisen

5 Mädchen lesen eher´wörtlich´, ernst,´realistisch´ undidentifikatorisch.

5 Jungen lieben Komik,Witz, Parodie und alleFormen von ´schrä-gem´ Humor und skur-rilen Übertreibungen;dies sind nicht zuletztMöglichkeiten derDistanzierung von denfiktionalen Welten.

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II Stabile Lesegewohnheiten und Lese-Selbstkonzept unterstützen

Der Aufbau stabiler Lesegewohnheiten und eines positiven Lese-Selbstkonzeptes wird unterstützt durch Viellese-Verfahren undVerfahren der Lese-Animation.

Viellese-Verfahren zielen auf die Steigerung der Lesemenge, z.B.:Jedes Kind soll pro Woche 1 Buch lesen / 100 Seiten lesen.Wichtig: Die Wahl des Buches ist frei, aber jedem Buch soll die 10-Seiten-Chance gegeben werden.

Beispiele:

Sustained Silent Reading: freie stille Lesezeiten / Lesestundenwährend des Unterrichts, zum Beispiel drei- bis viermal pro Woche20 Minuten im Unterricht (s. Rosebrock & Nix 2008, S. 50 f.)

Die Lese-Olympiade nach R. Bamberger (2000, s. Rosebrock & Nix,S. 47 f.), vor allem für 5.-7. Klassen. Lektüre findet zu Hausestatt, Lesepass als zentrales Nachweis-Instrument. Wettkampf-Format: der /die Lesesieger/in erhält einen Preis.

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II Publikationen zu Viellese-Programmen

Richard Bamberger: „Erfolgreiche Leseerziehung in Theorie undPraxis“, Wien 2000, proklamierte die „Lese- und Lernolympiade“nach dem Motto: „Lesen lernt man durch Lesen.“ Reinhardt Langeführte sie 2002 an der Geschwister-Scholl-GS Göttingen ein.

Reinhardt Lange: Die Lese- und Lernolympiade.Aktive Leseerziehung mit dem Lesepass nachRichard Bamberger. Leitfaden für eine erfolgreicheUmsetzung. Baltmannsweiler: Schneider 2007.

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II Modifikation: Das „große Kilometer-Lesen“ an Frankfurter Hauptschulen

Beschreibung: Rosebrock &Nix 2008, S. 57

Neue Publikation dazu:Carola Rieckmann:Leseförderung in sechstenHauptschulklassen. ZurWirksamkeit einesVielleseverfahrens.Baltmannsweiler: SchneiderVerlag Hohengehren 2010.

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II Stabile Lesegewohnheiten und Lese-Selbstkonzept unterstützen

Verfahren der Lese-Animation zielen darauf, Lesefreude undLesemotivation zu erzeugen durch eine „Verführung zum Lesen“.

Beispiele:

Bücherkisten im Klassenraum / Klassenbibliotheken / Klassenzimmerlesefreundlich einrichten (Leseecken etc.)

Buchvorstellungen von aktuellen Büchern / von Lieblingsbüchern derSchüler/innen

Regelmäßig Vorlesen / Hörbücher einbeziehen

Autorenlesungen, Lesewochen, Lesenächte / Literarische Talk Shows

Einrichtung von Leseclubs / Lesecafés / Literaturzirkeln

Lesekultur als Schulprofil, Zusammenarbeit mit Eltern, Bibliotheken,Buchhandlungen, Verlagen, Literaturhäusern

Projektwochen, Aufführungen, Ausstellungen zu literar. Themen …

[Weitere Anregungen: Rosebrock & Nix 2008, S. 90 – 113]

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II Maßnahmen einer systematischenLeseförderung auf Plateau 3

Lese- und Lernstrategien trainieren: funktionalesLesen in allen Unterrichtsfächern

Sachtextlektüre unterstützen: fachspezifischesVokabular, Textstrukturwissen und Weltwissenausbilden

Literarisches Lesen unterstützen: Textsorten-Kenntnis/ Gattungswissen, Vertiefung des Text-verstehens,kommunikative und kreative Aneignung vonLiteratur

Quelle: Rosebrock & Nix, Grundlagen der Lesedidaktik(2008), Kap. 5, 6 und 8

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II Was sind Lesestrategien?

Lesestrategien sind Methoden, die zur Erschließung aller Arten vonTexten eingesetzt werden können. Sie gehören in den „geistigenWerkzeugkasten“ jedes Schülers / jeder Schülerin und sollten durchdie gesamte Sekundarstufe hindurch systematisch in allenUnterrichtsfächern gelehrt werden.

Man kann Lesestrategien danach unterscheiden, ob sie

• Vor dem Lesen (= vorbereitende)

• Während des Lesens (= begleitende / aneignende) oder

• Nach dem Lesen (= verarbeitende Lesestrategien)

eingesetzt werden.

Literaturhinweis: Sie finden einen fundierten Überblick überLesestrategien und die zugrunde liegende lesepsychologischeForschung in Garbe / Holle / Jesch, Texte lesen (2009), Teil 3:„Psychologische Lesemodelle und ihre lesedidaktischenImplikationen“ von Karl Holle, S. 103 – 165

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II In Deutschland besonders unbekannt:Vorbereitende Lesestrategien

Vorbereitende Lesestrategien, sog. „advancedorganizers“, haben die Aufgabe, das Vorwissen derLernenden zu aktivieren und gewissermaßen dasGehirn in Gang zu setzen und für die Aufnahme neuerInformationen bereit zu machen.

Zwei einfache und sehr gut erforschte und bewährteMethoden aus dem angelsächsischen Raum sollen diesverdeutlichen. Sie lassen sich auch gut kombinieren:

Die K – W – L – Methode mit dem Think - Pair - Share:

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II Vorbereitende Lesestrategien

Die K – W – L – Methodedient dazu, (a) das Vorwissen von Schüler/innen zu aktivieren, (b)die Aufmerksamkeit für das neu zu Lernende zu erhöhen und ( c)sich nach dem Lesen explizit zu vergegenwärtigen, was man neugelernt hat.

K steht für : „What I know“W steht für „What I want to know“L steht für „What I learned“

What I learnedWhat I want to knowWhat I know

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II Vorbereitende Lesestrategien

2. Die Think – Pair – Share Methodedient dazu, (a) alle Schüler/innen zu aktivieren,indem sie zunächst ihre eigenen Gedanken undFragen zu einem Thema aufschreiben („think“);(b) ihre Überlegungen dann mit einem Partnerdiskutieren („pair“); und ( c) anschließend mitder gesamten Gruppe / Klasse teilen („share“).

Think steht für : Sich erst einmal allein Gedankenzu einem Thema bzw. dem eigenen Vorwissenmachen und dieses aufschreibenPair steht für den Austausch mit einem PartnerShare steht für den Austausch mit derGesamtgruppe

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Der Hintergrund

Wussten Sie,dass im traditionellen Unterricht rund 80 % des

Unterrichts mit Lehrerfragen bestritten wird?Amerikanischen Untersuchungen zu Folge

schätzen Lehrer/innen die Zahl der Fragen, diesie im Unterricht stellen, kolossal falsch ein:

Grundschul-Lehrer/innen gaben an, sie würden 12bis 20 Fragen pro Stunde stellen; tatsächlichwaren es aber zwischen 45 und 150 Fragen proStunde! (Quelle: Marzano et al. 2001; ProjectCRISS Manual, S. 67)

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II Kombination der beiden Methoden

Die Lehrkraft führt ein neues Thema ein, z.B. „Ernährung /Fertiggerichte“.

Die Schüler/innen erhalten den Auftrag, zunächst die erstenbeiden Spalten der KWL-Tabelle allein auszufüllen (THINK:what I know / what I want to know) und dann mit ihremSitznachbarn darüber zu sprechen (PAIR) und weitere Aspektein der Tabelle zu ergänzen. Anschließend werden dasVorwissen und die offenen Fragen im Klassengespräch (SHARE)gesammelt und an der Tafel festgehalten. Erst dann gibt dieLehrkraft neue Texte / Informationen zum Bearbeiten in dieKlasse! Nach der Erarbeitung des Textes kann dann inderselben Reihenfolge (Think – Pair – Share) die dritte Spalteder Tabelle (What I learned) ausgefüllt werden.

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II Beispiel für begleitende / verarbeitendeLesestrategien: „Reciprocal Teaching“

Die Methode des reziproken Lehrens und Lernens

• Lesen wird als Problem lösende Aktivität verstanden, beider Schüler/innen ihr Textverstehen eigenständig über-prüfen und überwachen.

• Reziprokes Lernen macht das Unsichtbare sichtbar:Schüler/innen lernen, die verschiedenen Strategien kom-petenter Leser zur Problemlösung anzuwenden.

• Diese Strategien werden mit dem Ziel gelernt, sie allmäh-lich zu verinnerlichen. Dabei können Lernende auf dieHilfe von Lehrern und Mitschülern zurückgreifen.

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II Beispiel für begleitende / verarbeitendeLesestrategien: „Reciprocal Teaching“

4 Strategien zur Problemlösung werden detailliertvermittelt und trainiert:

Modellieren von Problemlösungen durch lautes Denken:

• Kombinieren verschiedener Strategien beim Lauten

Denken # kognitive Verständnisstrategien sichtbarmachen und beim Lesen verinnerlichen

Klären von Unklarheiten.Vorhersagen des weiterenInhalts

Zusammenfassen von Tex-ten oder Textausschnitten

Formulieren von Fragen anden Text

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II Fazit: Was gehört zum Aufbau einesstabilen Selbstkonzepts als LeserIn?

Dazu gehört:1. Lesekompetenzen systematisch und fächerübergreifend

trainieren. Schwerpunkt: Leseflüssigkeit, z.B. durchLautleseverfahren! (vgl. Rosebrock & Nix 2006, 2008)

2. (Buch-)Lesequantität erhöhen: Vielleseverfahren etablieren(z.B. durch Leseolympiaden u.a. kompetitive Formate…)

3. Lesestoffe in der Schule radikal verändern / erweitern:• Für Vielleseverfahren breites und gender-gerechtes Angebot

an Büchern u.a. Printmedien bereit stellen• „Authentische Textwelten“ beider Geschlechter erkunden

und im Unterricht aufnehmen• Multiliteracies / aktuelle Medienformate in der Schule

verankern.4. Lesemodalitäten systematisch erweitern, z.B. mit Blick auf

die sieben Modi des Lesens nach W. Graf.

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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Prof. Dr. Christine GarbeInstitut für deutsche Sprache und Literatur II

Universität zu Köln

[email protected]

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III Literaturnachweise

Bamberger, Richard: „Erfolgreiche Leseerziehung in Theorieund Praxis“, Wien 2000.

Bertschi-Kaufmann, Andrea, u.a.(2006): Lesen – DasTraining. Auer Donauwörth.

Deutsches PISA-Konsortium (Hrsg.) (2001): PISA 2000.Basiskompetenzen von Schülerinnen und Schülern iminternationalen Vergleich. Opladen: Leske u. Budrich

Garbe, Christine; Holle, Karl; Jesch, Tatjana (2009): Textelesen. Lesekompetenz – Textverstehen – Lesedidaktik –Lesesozialisation. Schöningh: UTB Standard WissenLehramt

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III Literaturnachweise

Garbe, Christine; Holle, Karl; Weinhold, Swantje (Eds.): ADORE –Teaching Struggling Adolescent Readers in European Countries.Key Elements of Good Practice. Münster u.a.: Peter Lang 2010(Zusammenfassung auf deutsch zum Herunterladen unter:www.adore-project.eu und www.alinet.eu)

Graf, Werner (2007): Lesegenese in Kindheit und Jugend. Einführungin die literarische Sozialisation. Baltmannsweiler: SchneiderHohengehren

Hurrelmann, Bettina (2002): Leseleistung – Lesekompetenz.Folgerungen aus PISA, mit einem Plädoyer für ein didaktischesKonzept des Lesens als kultureller Praxis. In: Praxis Deutsch176/2002, S. 6-18

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III Literaturnachweise

Lange, Reinhardt (2007): Die Lese- und Lernolympiade.Aktive Leseerziehung mit dem Lesepass nach RichardBamberger. Leitfaaden für eine erfolgreiche Umsetzung.Baltmannsweiler: Schneider

Nix, Daniel (2006): Das Lesetheater. In: Praxis Deutsch 33,Heft 199, Friedrich Verlag, S. 23-29.

Rosebrock, Cornelia; Nix, Daniel (2008): Grundlagen derLesedidaktik und der systematischen schulischenLeseförderung, Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren